23.11.2013 Aufrufe

Download Programmheft - Peter Walchshäusl

Download Programmheft - Peter Walchshäusl

Download Programmheft - Peter Walchshäusl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Claude Debussy : Préludes II<br />

I<br />

Modéré extrement égal et léger<br />

Im wahrsten Sinne “nebulös” beginnt die zweite Serie von Stücken, die den früher<br />

eingeschlagenen Weg immer stärker fokussieren und herauskristallisieren. Mag sein,<br />

dass hier die usprüngliche Kompositionsidee von der klaviertechnischen<br />

Herausforderung „Weiss gegen Schwarz“ inspiriert war. Nicht nur, dass sich in<br />

diesen sich ständig ändernden und farblich schimmernden Schichtungen keine klar<br />

zu definierende Tonalität herleiten lässt, geschweige denn, dass man von einer klar<br />

erkennbaren Motivik sprechen könnte. Alles scheint sich in Auflösungsprozessen zu<br />

verlieren. Prozesshaft und in einem ständigen Walten begriffen gestaltet sich der<br />

Verlauf, der nur von kurzen krisenhaften Momenten unterbrochen wird. Hier sind<br />

schon kompositorische Gedanken am Werk, die wegweisend für die Musik des<br />

neuen Jahrhunderts werden sollen und dem Komponisten einen überragenden Platz<br />

in der Musikgeschichte einräumen.<br />

(…Broulliards)<br />

II<br />

Lent et mélancolique<br />

Zwei vieldeutige Akkorde stehen mit hoher Symbolkraft am Beginn eines in der Idee<br />

sehr aussagekräftigen Stückes. Morbidität als eigener Ausdruckswert, eingefangen in<br />

einem in sich gefangen wirkenden Akkord. Die schillernde Fäulnis „toter Blätter“<br />

spiegelt sich wieder und sucht seine Entsprechung im Verlorensein des psychischen<br />

Befindens. Von hoher Wirkung sind übrigens die nur kurz aufblitzenden und äußerst<br />

disparat gesetzten Klangschichtungen im Mittelteil. Extreme Klangwelten werden<br />

übereinandergesetzt, ohne sich gegenseitig zu stören – fast könnte man von<br />

Klangpolyphonie sprechen.<br />

(…Feuilles mortes)<br />

III<br />

Mouvement de Habanera<br />

“Mit krassen Gegensätzen äußerster Gewalt und leidenschaftlicher Zartheit” lautet<br />

die Spielanweisung des nächsten Préludes, einer tragisch-düsteren Vision, deren<br />

inneres Potential eher verschleiert als ausgelebt wird. Fern jeglichen salonhaften<br />

ibero-folkloristischen Ambientes scheint der Habanera-Rhythmus vor innerer<br />

geballter Kraft kaum gehen zu können. Vieles wirkt unausgesprochen, subversiv und<br />

bedrohlich. Gestaute Energien entladen sich unvermittelt in brutalen<br />

Klangeruptionen. Umschmeichelnde Tonketten winden sich schlangengleich<br />

dazwischen. Selten wurde der Charakter des iberischen Idioms in westeuropäischer<br />

Kunstmusik so gelungen integriert wie an dieser Stelle.<br />

(…La puerta del Vino)<br />

IV<br />

Rapide et léger<br />

Ein weiteres Stück aus dem Bereich der Elfen- und Feenmusik. Doch im Gegensatz<br />

zu den vergleichbaren Werken eines Mendelsohn oder Liszt verliert sich die<br />

Stimmung nicht in einen allgemeinen romantischen Zustand, sondern die<br />

Klangwelten werden mit großer bewußter Strenge auseinander- und wieder<br />

zusammengefügt. Ein Tanz geisterhafter Wesen nicht in schwelgerischer Trance,<br />

sondern von einem klar kalkulierendem Bewußtsein gesteuert, was aber nicht heißen<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!