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Download Programmheft - Peter Walchshäusl

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Klanges unter. Dabei sind die Mittel äußerst sparsam und wie ein Konzentrat gesetzt:<br />

Eine ostinate rhythmische Figur, eine verloren wirkende Melodie, eine<br />

Harmonisierung, die sich jeglicher Funktionsbestimmung entzieht. Alle diese<br />

Bestandteile werden einer Klangfarbenpalette gleich in ihren unterschiedlichen<br />

Farbwerten gemischt und kombiniert. Es ist ein Lehrstück, wie Debussy mittels des<br />

musikalischen „Farb-Dreiklangs“ gearbeitet hat: Eine Ausgangsfarbe (oder -tonart),<br />

eine Zielfarbe (oder –tonart), verkörpert hier durch die eindringliche Melodie kurz vor<br />

dem Ende, dazwischen eine nebulöse, changierende oder unbestimmte Farbe (wie<br />

zum Beispiel eine Ganztonskala oder eine exotisch aufgebaute Reihe). Alle diese<br />

Farbwerte können der sprichwörtlichen Behandlung einer Malerpalette gleich<br />

miteinander vermischt und nebeneinandergesetzt werden. Die „Spuren im Schnee“<br />

zählen zu den bedeutendsten und schönsten Nummern des Zyklus’.<br />

(…Des pas sur la neige)<br />

VII<br />

Animé et tumulteux<br />

Vom Notenbild her gesehen scheint Franz Liszt für eines der rücksichtslosesten<br />

Stücke von Debussy Pate gestanden zu haben. Doch ist hier jegliches Schöngeistige<br />

abgestreift zu Gunsten einer Wahrhaftigkeit der Darstellung, die auch das Hässliche<br />

und Verzerrte miteinbezieht. Dissonante Klangblöcke zeichnen die Vision eines<br />

Albtraums, der offenbar in der Inspiration eines düsteren Seestücks mit stürmenden<br />

Westwinden seine Wurzeln hat, das innere panische Erleben dabei aber ebenso<br />

drastisch entsprechend wiederzugeben scheint. Aber trotz aller ungezügelten<br />

Wildheit und Chaotik steht über allem der gestaltende Lenker eines klar definierten<br />

formalen Aufbaus, der die Zügel bändigend in der Hand hält.<br />

(…Ce qu’a vu le vent d’Ouest) entstammt wahrscheinlich der französischen<br />

Übersetzung eines Märchens von H.C. Andersen<br />

VIII<br />

Très calme et doucement expressif<br />

Mag sein, dass Claude Debussy diese duftig-zarte Miniatur vor seinen Augen gehabt<br />

hat, als er meinte, manche Préludes sollten nur unter vier Augen gespielt werden.<br />

Trotzdem zählt das „Mädchen mit dem flachsblonden Haar“ mittlerweile zu den<br />

beliebtesten der Reihe. Aus einer gleichsam im Raum schwebenden wellenartigen<br />

Arabeske strömt das reinste Gold des Melos, dezent eingehüllt von luftigen<br />

Harmonien. Anklänge an schottisch-irische Volksmusik sind herauszuhören. Ein<br />

ungemein stilvolles und farbiges Porträt, das mädchenhafte Anmut und beinah<br />

madonnengleiche würdevolle Züge feierlich vereinigt.<br />

(…La fille aux cheveux de lin) ist eines der Poèmes antiques von Leconte de Lisle,<br />

das Debussy um 1882 als Lied für Madame Vasnier vertont hatte.<br />

IX<br />

Modérément animé<br />

Ein Stück voll Ironie und feinsinnigem Humor gepaart mit der kunstvollen<br />

Beherrschung des iberischen Idioms! Ein Gitarrist will ein Ständchen zum Besten<br />

geben, zupft zu Beginn improvisatorisch ein paar Töne und fängt zu spielen an. Doch<br />

als er zu einem ergreifenden Gesang ansetzen will, scheint er irgendwie aus dem<br />

Takt zu geraten. Nur mit Mühe fängt er sich wieder und will erneut zu seinem<br />

Hohelied an seine Geliebte anstimmen. Doch von Ferne erklingt urplötzlich eine<br />

komplett andere Musik, die unseren Spieler vollends aus der Fassung bringt. Erst am<br />

30

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