Download Programmheft - Peter Walchshäusl
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Claude Debussy – Klangästhet und Erfinder der Freiluftmusik<br />
„Laßt mich als das gelten, was ich wirklich auch bin - der Schöpfer eines neuen<br />
Denkens in Tönen, damit einer neuen Ästhetik und einer neuen Grammatik. Ordnet<br />
nicht das in überkommene Ordnungsvorstellungen ein, was gerade diesen<br />
Vorstellungen entkommen will. Erkennt einen Debussy von Debussy aus.“<br />
Es spricht von hohem Selbstbewusstsein und einem großen Anspruch an sich selbst<br />
und an die Zuhörerschaft, was Debussy hier derart wagemutig formuliert.<br />
Der Weg zu einer solchen musikalischen Revolution verlief freilich nicht so geradlinig,<br />
wie es in der Rückschau den Anschein hat, auch wenn bereits vieles seines sehr<br />
konsequenten und sehr umfassenden späteren Kunstverständnisses in<br />
Jugendwerken in Keimzellen angelegt war.<br />
Achille Claude Debussy, geboren am 22. August 1962, stammte aus keiner Musikerfamilie,<br />
sondern aus einem eher kleinbürgerlichen Milieu. Die Entscheidung, den<br />
Weg eines Musikers einzuschlagen, ergab sich aus eher zufälligen Begegnungen<br />
und glücklichen Fügungen in dem nächsten familiären Umfeld. Zunächst war für ihn<br />
die Pianisten-Laufbahn vorgesehen. Die niederschmetternde Erfahrung für seine<br />
überaus ehrgeizigen Eltern, dass ihr Sohn bei einem Wettbewerb nicht den ersten<br />
Preis erringen konnte, hatte zur Folge, dass Debussy sich anderweitig umschauen<br />
und sich in einem anderen musikalischen Metier, der Komposition bewähren musste<br />
und wollte.<br />
Als schwierig und launenhaft, gleichzeitig aber auch ungemein charmant und<br />
intelligent wurde er von seinen Kommilitonen und anderen beschrieben. Und so<br />
brachte ihn sein mitunter rebellisches Wesen schon früh mit den erstarrten<br />
Unterrichtsmethoden und der allgemeinen Lehrmeinung in Konflikt, die einem sehr<br />
gelehrten und regelbehafteten Musikstil huldigte. Nicht selten machte es sich<br />
Debussy selbst zur Aufgabe, den vorgegebenen Erwartungen und Regeln nicht zu<br />
entsprechen. So ist überliefert, dass er mit seinem großen Improvisationstalent<br />
seinen Zuhörern Schauer der Überraschung, seinen Lehrern Schauer des<br />
Entsetzens durch sein gewagtes und freies harmonisches Denken über den Rücken<br />
jagte. Später wird er sagen: „Vorhergegangene Forschungen auf dem Gebiet der<br />
reinen Musik hatten in mir einen Hass gegen die klassische Entwicklung entstehen<br />
lassen, deren Schönheit bloße Technik ist….“ Und an anderer Stelle: „Die Musik war<br />
meiner Meinung nach bis zum heutigen Tag auf ein falsches Prinzip gegründet. Man<br />
hat viel zu sehr das Schreiben im Auge, man macht Musik für das Papier, dabei ist<br />
sie für die Ohren bestimmt! Man misst dem Tonsatz, der Form und dem Handwerk zu<br />
große Wichtigkeit bei! Man sucht seine Ideen in sich, statt sie außerhalb von sich zu<br />
suchen. Man kombiniert, man konstruiert, man ersinnt Themen, die Ideen<br />
ausdrücken sollen; man entwickelt sie, modifiziert sie bei der Begegnung mit anderen<br />
Themen, die andere Ideen ausdrücken, man treibt Metaphysik, aber man macht<br />
keine Musik. Musik muss vom Ohr des Hörers spontan aufgenommen werden<br />
können, er darf nicht Mühe haben, in den Mäandern einer komplizierten Entwicklung<br />
die abstrakten Ideen zu erkennen.“<br />
Was Debussy stattdessen anstrebte, war eine komplette Erneuerung des<br />
musikalischen Denkens und Empfindens, eine Revolution der Komposition und des<br />
damals gängigen Musikverständnisses. Ziele, die er mit ungemeiner Vehemenz und<br />
durchaus wenig Toleranz für alles bisher Geltende verfolgte. Diese Tendenz zur<br />
Kompromisslosigkeit machte in späteren Jahren sogar vor seinen eigenen<br />
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