Download Programmheft - Peter Walchshäusl
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Zweites Konzert<br />
Maurice Ravel : SONATINE<br />
Die Erstaufführung der Sonatine am 31. März 1906 durch den Pianisten Gabriel<br />
Grovlez war ein solch unerwartet großer Erfolg, dass die Édition Durand, seinerzeit<br />
der angesehenste Pariser Musikverlag, nicht nur das Werk druckte, sondern mit<br />
Ravel einen Exklusivvertrag über die Herausgabe seiner künftig zu erwartenden<br />
Kompositionen abschloss, durch den ihm ein monatlicher Festbetrag in Höhe von<br />
1000 Francs zugesichert wurde.<br />
Der Klang der Sonatine bleibt stets durchsichtig, selbst noch in den<br />
leidenschaftlichen Momenten. Den offenkundigen Klassizismus der Sonatine hat man<br />
auch als Reflex einer Verehrung des Vorbildes Mozart interpretiert. Dennoch ist es zu<br />
früh, von einer neuen Denkweise oder gar einem neuen Stil des Neo-Klassizismus zu<br />
sprechen, der erst einige Zeit später im Schaffen Ravels eine Rolle spielen wird.<br />
Basierend auf einem motivischen Kern, nämlich dem der fallenden Quart, dessen<br />
Impuls das Gerüst für ein musikalisch sehr eingängiges Werk bildet, präsentiert sich<br />
dieses beliebte Werk trotz großer gegensätzlicher Satz-Charaktere mit großer<br />
Geschlossenheit und innerer Logik. Unterstützt wird dieser Eindruck durch eine<br />
gegenseitige Durchdringung von Emotion und Mechanik, die in dieser<br />
Ausgewogenheit in der Musikliteratur selten anzutreffen ist.<br />
I<br />
II<br />
III<br />
Modéré<br />
Mouvement de Menuet<br />
Animé<br />
Claude Debussy : SIX ÉPIGRAPHES ANTIQUES<br />
(Zweihändige Fassung vom Komponisten)<br />
Im Jahre 1915 griff Debussy auf die 1901 verfasste Bühnenmusik zu den szenischen<br />
Rezitationen der Chansons de Bilitis, den Gedichten einer griechischen Kurtisane<br />
zurück. Sie sollten von fünf jungen Frauen „…bald mit Schleiern drapiert, bald in<br />
Gewändern der Insel Kos gekleidet, bald ohne alle Hüllen…“ vorgetragen und<br />
dargestellt werden. Lange Zeit galt das Original als verschollen und wurde erst in<br />
Form einer Neukonstruktion im Jahre 1954 durch Pierre Boulez aufgeführt. Von den<br />
12 kurzen miniaturhaften Stücken - das längste umfasst nur 18 Takte - wählte<br />
Debussy sechs Nummern aus und glich sie einer pianistischen Schreibweise an, die<br />
dem Spätstil und der Suche nach dem reinen Klang verpflichtet ist.<br />
Die Musik wirkt wie aus einem Guss und sicher als Suite gedacht, dafür spricht die<br />
Anordnung der Tonalitäten und der Tempograde, die letzte Nummer endet mit dem<br />
Beginn der ersten. Weder Bruch noch Rückwendung sprechen aus diesen kurzen<br />
Werken, sondern eine geglückte Synthese von souverän behandelter freier Form und<br />
klassischer Haltung.<br />
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