23.11.2013 Aufrufe

Hilfe aus Europa Geldschlucker ade - Laplaya-dominicana.com

Hilfe aus Europa Geldschlucker ade - Laplaya-dominicana.com

Hilfe aus Europa Geldschlucker ade - Laplaya-dominicana.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Haiti braucht jetzt Aufbau<br />

UN bewilligen 10 Milliarden Dollar / Handel mit Hilfsgütern / Große Euphorie vorüber<br />

Die haitianische Regierung bat nur um 3,8<br />

Milliarden US-Dollar, um das am 12. Januar<br />

von einem verheerenden Erdbeben heimgesuchte<br />

Land wieder aufzubauen. Am 31.<br />

März gab Ban Ki-moon, Generalsekretär der<br />

Vereinten Nationen (UN), bekannt, dass die<br />

Geberländer sich darauf einigen konnten,<br />

dem karibischen Land in den nächsten drei<br />

Jahren mit fast 10 Milliarden Dollar unter<br />

die Arme zu greifen. <strong>Hilfe</strong> kommt von<br />

überall. Die USA geben 1,15 Milliarden, die<br />

Europäische Union 1,6 Milliarden Dollar.<br />

Venezuela wird sogar 2,42 Milliarden Dollar<br />

beitragen. Darin einberechnet ist der totale<br />

Schuldenerlass und Erdöllieferungen <strong>aus</strong><br />

dem Vertrag mit Petrocaribe. Nachbar Kolumbien<br />

hinkt mit vier Millionen Dollar weit<br />

hinterher. Brasilien will 163 Millionen und<br />

Spanien 466 Millionen locker machen. Die<br />

22 Länder der Arabischen Liga steuern<br />

ebenfalls 100 Millionen Dollar bei.<br />

Vorübergehend vergessen haben die 178<br />

Abgeordneten des Unterh<strong>aus</strong>es der Dominikanischen<br />

Republik die zugesagten zehn<br />

Prozent ihres Gehalts. Nach der Katastrophe<br />

gaben sie sichtlich betroffen bekannt,<br />

monatlich 16.500 Pesos pro Person zu<br />

spenden, 2,9 Millionen Pesos. Jetzt gaben<br />

die Abgeordneten Víctor Terrero und<br />

Alejandro Montás bekannt, das geplante<br />

Projekt in der<br />

nächsten Sitzung<br />

der Abgeordnetenkammer<br />

zu<br />

behandeln.<br />

Die offizielle Zahl<br />

der Toten wird<br />

nun mit 222.000<br />

angegeben. Eine<br />

große Her<strong>aus</strong>forderung<br />

stellen die rund 4.000 Opfer dar,<br />

denen Gliedmaßen amputiert werden mussten.<br />

Man steht vor dem Problem, dass bei<br />

den vielen Notoperationen oft nicht so<br />

amputiert wurde, wie es sonst möglich<br />

gewesen wäre. Viele Wunden heilen nicht,<br />

weil zu viel Haut weggeschnitten wurde,<br />

anderen kann keine Prothese angesetzt<br />

werden. Etliche Patienten wurden entlassen,<br />

ohne zu wissen, wohin sie gehen können,<br />

und infizierten sich.<br />

Dennoch loben laut einer Umfrage von<br />

Oxfam International mehr als 70 Prozent<br />

der Haitianer die internationale <strong>Hilfe</strong>. Bei<br />

der Frage, was sie nun als am notwendigsten<br />

ansähen, nannten 26 Prozent eine<br />

Arbeit, 22 Prozent den Aufbau der Schulen<br />

und zehn Prozent eine Unterkunft. Es sind<br />

immer noch eine Million Menschen ohne<br />

feste Unterkunft. Man will aber den Wiederaufbau<br />

am liebsten in die eigenen Hände<br />

nehmen. “Man will keine Almosen, man will<br />

Arbeit, die eigenen Kinder erziehen und<br />

jede Nacht ein sicheres Dach über dem<br />

Kopf haben”, sagt eine Oxfam-Sprecherin.<br />

Leider gibt es auch immer Individuen, die<br />

selbst vor größter Not ihrer Mitmenschen<br />

kein Mitleid haben und noch ihr eigenes<br />

Süppchen kochen wollen. So wurden etwa<br />

an der Grenze in Dajabón einige haitianische<br />

Händler festgenommen, die Lebensmittel<br />

und andere Spenden über die Grenze<br />

brachten und hier verkauften. Bei einem<br />

Transport, der Milch nach Santiago bringen<br />

sollte, entkamen zwei Haitianer und ein Dominikaner,<br />

als die Polizei zugreifen wollte.<br />

In Vergessenheit zu geraten drohen auch<br />

Kinder, die in dominikanischen Krankenhäusern<br />

untergebracht sind. So liegen noch 38<br />

Kinder in zwei von Pater Manuel Ruiz geleiteten<br />

Hospitalen<br />

in Santo<br />

Domingo, begleitet<br />

von Familienangehörigen.<br />

Zur Unterhaltung<br />

dieser<br />

Anstalten sind<br />

täglich 80.000 Pesos notwendig. Anfangs<br />

traten sich die freiwilligen Helfer gegenseitig<br />

auf die Beine, in jeder Unterkunft waren 40<br />

bis 50 anwesend, heute sind es noch einer<br />

oder zwei, wenn man Glück hat. Dabei<br />

müssten die Kinder noch vier bis sechs<br />

Monate bleiben. Pater Ruiz: “Die Solidarität<br />

mit Haiti darf jetzt nicht vergessen werden.<br />

Wir sind noch lange nicht fertig!”<br />

Die neuesten Meldungen <strong>aus</strong> den Lagern<br />

selbst, drei Monate nach der Katastrophe,<br />

sind alles andere als gut. Viele der Bewohner<br />

beklagen sich, dass trotz der riesigen<br />

Hilfsmengen nichts in ihr Lager kommt. Sie<br />

würden hungern. Acht- und zehnjährige<br />

Mädchen prostituierten sich, damit sie etwas<br />

zu essen bekommen. Tags brenne unbarmherzig<br />

die Sonne, nachts brächten die<br />

Kälte und die Diebe einen um den Schlaf.<br />

Bewohner des Lagers Delney an der Route<br />

nationale 4 erzählen, dass sie in einer<br />

Regennacht Schutz unter den Bäumen suchten,<br />

da ihre Beh<strong>aus</strong>ungen völlig aufgeweicht<br />

waren. Aber auch so seien sie bei Tagesanbruch<br />

komplett durchnässt gewesen.<br />

In dem Lager beim zerstörten Präsidentenpalast<br />

seien schon 50 Kinder an Infektionskrankheiten<br />

gestorben. Yanette Llurat, Mutter<br />

von vier Kindern, die zusammen mit 44<br />

weiteren Personen in einem Zelt lebt, sagt:<br />

“Wir haben keine Hoffnung mehr auf ein<br />

besseres Leben, weil wir schon seit drei<br />

Monaten auf den Straßen leben, und unsere<br />

Regierung hat gar nichts getan. Uns fehlt es<br />

an allem.” Die 19-jährige schwangere Cindy<br />

François macht sich jede Nacht ein “Bett”<br />

<strong>aus</strong> Stofflappen und Papier.<br />

(Quellen: Listín Diario, Diario Libre, Hoy)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!