Nr. 7-2005 - DOMINIKANER.ORG
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Dominikanische Gestalten<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / 2004 ProvinzZeitung<br />
Seite 11<br />
Kurzbiografie<br />
Friedrich Heinrich Suso Denifle (*16.1.1844,<br />
+10.6.1905) trat im September 1861 in Graz als Novize<br />
in den Dominikanerorden ein und legte am 5.8.1862<br />
die Gelübde ab. Am 22.6.1866 empfing er die Priesterweihe<br />
und wirkte in Graz als Prediger und Beichtvater.<br />
Nach der Ausbildung zum Lektor für Philosophie<br />
und Theologie lehrte er von 1870-81 als Professor.<br />
1880 wurde er als Generalassistent des Dominikanerordens<br />
nach Rom gerufen.<br />
Denifle war einer der bedeutendsten Gelehrten seiner<br />
Zeit, der wie kein anderer die mittelalterliche Theologie<br />
nach der dogmatischen und historischen Seite beherrschte.<br />
Bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der<br />
späteren deutschen Mystik begründeten seinen Ruhm.<br />
1873 gab er „Das geistliche Leben“, eine Blütenlese<br />
aus den deutschen Mystikern heraus; beginnend mit<br />
dem Jahr 1880 folgten Editionen der Handschriften<br />
Heinrich Seuses. Seine Arbeiten zur Mystik und Scholastik<br />
wurden vor allem von dem Münchner Historiker<br />
Wilhelm Preger kritisch aufgenommen.<br />
Seit 1883 Unterarchivar im päpstlichen Archiv,<br />
befasste sich Denifle mit mittelalterlicher Universitätsgeschichte<br />
und wurde aufgrund des 1885 erschienenen<br />
Werkes „Die Universitäten des Mittelalters bis<br />
1400" mit der Edition des „Chartularium Universitatis<br />
Parisiensis“ beauftragt.<br />
Darüber hinaus verfaßte er zahlreiche Einzelstudien,<br />
die überwiegend in dem von ihm und dem Jesuiten<br />
Franz Ehrle gegründeten „Archiv für Literatur- und<br />
Kirchengeschichte des Mittelalters“ (7 Bde., 1885-<br />
1900) erschienen.<br />
Bekannt ist er durch sein Werk über Martin Luther und<br />
das Luthertum. Denifle sind eine Reihe ausgezeichneter<br />
Korrekturen zur Weimarer Lutherausgabe zu verdanken.<br />
Durch seinen Nachweis des Widerspruchs<br />
zwischen älteren und gleichzeitigen Äußerungen Lu-<br />
thers über seine Klosterzeit stellte er der Forschung<br />
neu das Problem »Der junge Luther«.<br />
Werke:<br />
Das geistl. Leben. Blumenlese aus den Mystikern des<br />
14. Jh.s, 1873 (1908 6 ; neu bearb., hrsg. u. eingel. v.<br />
Albert Auer, 1936);<br />
Die Dichtungen des Gottesfreundes v. Oberlande,<br />
1880/81;<br />
Gesch. der Univ.en im MA bis z. J. 1400. I, 1885 (blieb<br />
unvoll.);<br />
Die päpstl. Regg.bde. des 13. Jh.s, 1886;<br />
Specimina Palaeographica (Einf. in die päpstl. Diplomatik<br />
des MA), 1888;<br />
Charlutarium universitatis Parisiensis, 4 Bde., 1889 bis<br />
1897 (gemeinsam mit Chatelain);<br />
Auctarium Charlutarii 2 Bde., 1894-97;<br />
La désolation des églises, monastères, hôpitaux en<br />
France vers le milieu du XV e siècle, 2 Bde., 1897 ff.;<br />
Luther u. Luthertum. I, 1904 (1. Hälfte, 1904 2 ; 2. Hälfte,<br />
hrsg. v. A. M. Wels, 1906 2 ); II, hrsg. v. dems., 1909;<br />
Luther in rationalist. u. christl. Beleuchtung (bes. gg.<br />
Adolf Harnacks u. Reinhold Seebergs Kritik). 1904;<br />
Die abendländ. Schr.ausleger über Röm. 1, 17, 1905;<br />
zahlreiche Aufss. in dem v. ihm mit Franz Ehrle hrsg.<br />
ALKGMA, 7 Bde., 1885-1900;<br />
Heinrich Seuse, Die dt. Mystiker des 14. Jh.s, Fribourg<br />
(Schweiz) 1951.