18.12.2013 Aufrufe

Die neuen Fälle von Marlowe

Ein Polizist, der sich Marlowe nennt. Rätselhafte Morde, die auf einen Serienmord hindeuten.

Ein Polizist, der sich Marlowe nennt. Rätselhafte Morde, die auf einen Serienmord hindeuten.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Marlowe</strong> hatte sich sofort entschlossen, mit offenen Karten zu spielen. Das würde ihn allemal<br />

weiter bringen, als mit verdeckten oder gar gezinkten Karten. So ein alter schlauer Fuchs wie Sauer<br />

würde ihm sowieso bald auf die Schliche kommen.<br />

„Einer meiner Klienten möchte einem Herrn aus Frankfurt ein Angebot unterbreiten. Ich bin<br />

sozusagen der Mittelsmann.“<br />

„Sozusagen, aha! Also komm mit nach oben. Meiner kommt auch aus Frankfurt. Im Aufzug<br />

hätte ich gern weitere Infos.“<br />

„Na gut, der Frankfurter heißt Stefan Bäumer, genannt Steven! Aber weshalb bist du hier?“<br />

Sauer kratzte sich am Hinterkopf in den wenigen Haaren. „Tja, auch wegen diesem Stefan<br />

Bäumer. Ich hab heute Morgen einen Anruf <strong>von</strong> meinem Frankfurter Kollegen erhalten. <strong>Die</strong> haben<br />

da eine männliche Leiche, Stefan Bäumers Mitbewohner.“<br />

<strong>Marlowe</strong> schüttelte den Kopf. „Hm, so WG mäßig?“<br />

Sauer schüttele auch den Kopf. „Nö, eher schwulenmäßig. Lebenspartner halt.“<br />

Für höchstens zwei Sekunden hatte <strong>Marlowe</strong> seine Gesichtszüge nicht im Griff. Als die<br />

Fahrstuhltür aufschwang hielt Sauer ihn fest. <strong>Die</strong> Tür schloss sich und sie fuhren wieder nach unten.<br />

„Was? Was muss ich noch wissen, bevor ich diesem Herrn Bäumer die schlechte Nachricht<br />

überbringe?“<br />

Fieberhaft durchdachte <strong>Marlowe</strong> verschiedene Möglichkeiten. Wenn Steven wirklich schwul war,<br />

was wollte er dann <strong>von</strong> Franziska? Und wenn er nicht schwul war, warum wohnte er mit einem Typ<br />

zusammen? Nur eines war sicher, Steven durfte ihn nicht mit Sauer in Verbindung bringen.<br />

„Pass auf, ich erkläre dir alles später, muss jetzt selber erst einmal über einiges nachdenken. Geh<br />

du zu Bäumer, ich warte in der Lobby auf dich. In der hinteren Ecke, damit mich niemand zufällig<br />

entdeckt.“<br />

Bevor Sauer etwas erwidern konnte war <strong>Marlowe</strong> aus dem Fahrstuhl getreten. Seine Gedanken<br />

überschlugen sich und steuerten verschiedene Ziele an. <strong>Die</strong>ser Bagatellfall entwickelte sich in eine<br />

unerwartet interessante Richtung. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er schlenderte lässig<br />

wie ein Hotelgast zur Sitzgruppe.<br />

Schon seit dem frühen Morgen ging Steven in seinem Hotelzimmer unruhig auf und ab. Er hatte<br />

nicht nur wegen seines spektakulären Auftritts bei Franziska <strong>von</strong> Hohenlofs Party schlecht<br />

geschlafen. Irgendetwas beunruhigte ihn! Seine Träume führten ihn zurück in seine Vergangenheit.<br />

<strong>Die</strong> Frankfurter Kindheit, die biedere Zeit! Darauf folgte die rebellische Zeit seiner Jungend, in der<br />

er seine Eltern zur Weißglut getrieben hatte. Anders sein, um Himmels Willen nicht spießig sein,<br />

etwas erleben, das waren seine Ziele. Glücklicherweise hatte er nie die Bodenhaftung verloren und<br />

ein leidlich passables Abitur hingelegt. Dann wollte er aussteigen, weg aus diesem Deutschland;<br />

packte seinen Rucksack und zog los. Quer durch Europa machte er hier und dort Station, arbeitete

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!