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… Richard Müller, Direktor SFA/ISPA<br />
zulassen, dass Produkte wie Alkohol<br />
und Tabak, die alljährlich 10’000<br />
Bewohner dieses Landes töten, mit<br />
allen Regeln der Kunst auf den<br />
Markt gepuscht werden und der<br />
Konsum eines anderen Produktes,<br />
das wohl insgesamt weniger gefährlich<br />
ist, strafrechtlich verfolgt wird.<br />
Was sagen Sie zum Argument der<br />
Regulierungsgegner, dass die einfachere<br />
Erhältlichkeit den Konsum<br />
fördere?<br />
Eine Zulassung des Cannabiskonsums<br />
enthält noch keine Konsumempfehlung<br />
– im Gegenteil – sie<br />
ermöglicht erst eine umfassende kritische<br />
und vor allem glaubwürdige<br />
Konsumenteninformation. Dabei ist<br />
klar: Regelmässiger oder gar täglicher<br />
Cannabiskonsum birgt gesundheitliche<br />
Risiken, doch – auch<br />
dies muss gesagt sein – hin und wieder<br />
einmal kiffen ist relativ harmlos.<br />
Zugegeben – es gibt noch viele offene<br />
Fragen hinsichtlich der Wirkung<br />
des Cannabiskonsums auf die Gesundheit,<br />
besonders auf jene vulnerabler<br />
Gruppen. Wer alle Risiken<br />
meiden will, lässt die Hände weg<br />
vom Kiffen. Studien zeigen immer<br />
wieder: Heranwachsende, die häufig<br />
Cannabis konsumieren, haben Probleme<br />
aller Art, doch sie haben diese<br />
Probleme nicht so sehr, weil sie<br />
kiffen, sondern sie kiffen, weil sie<br />
Probleme haben. Hier liegt die Herausforderung<br />
für die Prävention:<br />
Heranwachsende mit Problemen zu<br />
erfassen – behutsam, ohne sie zu<br />
stigmatisieren – und ihnen Hilfe zu<br />
leisten, muss unser erstes Anliegen<br />
sein. Gewiss, erste Ansätze dazu sind<br />
vorhanden, doch es gilt diese ersten<br />
zarten Pflanzen nicht nur zu pflegen,<br />
sondern auch neue Varianten zu erproben.<br />
Zur Finanzierung solcher<br />
Anstrengungen eine Abgabe auf<br />
den Verkauf von Cannabisprodukten<br />
zu erheben, scheint nicht mehr<br />
als billig.<br />
Wie ist Ihre persönliche Meinung zu<br />
Cannabis?<br />
Cannabis ist ein Rauschmittel, und<br />
das Bedürfnis nach Rausch und<br />
Ekstase ist so alt wie die Menschheit.<br />
Alle Rauschmittel sollen – wenn<br />
überhaupt – mit grosser Vorsicht und<br />
kontrolliert konsumiert werden.<br />
Haben Sie schon einmal etwas in<br />
einem Hanfladen eingekauft?<br />
Nein.<br />
Haben Sie schon einmal Hanf konsumiert?<br />
Ja, als Alt-Achtundsechziger. Das<br />
Dumme war nur, ich habe keine<br />
Wirkung verspürt.<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
SFA/ISPA<br />
Die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere<br />
Drogenprobleme<br />
Die SFA sieht ihre Aufgabe in einer möglichst umfassenden Informierung der<br />
Gesellschaft über Alkohol- und Drogenprobleme, der Entwicklung und<br />
Durchführung von Programmen zur Alkohol- und Drogenprävention in allen<br />
gesellschaftlichen Bereichen sowie der Erforschung von Entstehung, Bewältigung<br />
und Verhütung von Alkohol- und Drogenproblemen. Die SFA setzt sich<br />
ein für eine fachlich fundierte Alkohol- und Drogenpolitik, die ein möglichst<br />
optimales Gleichgewicht zwischen Einschränkungen und Freiheiten im Umgang<br />
der Menschen mit Alkohol und anderen Drogen (psychoaktive Stoffe)<br />
anstrebt.<br />
Die Anfänge der SFA reichen bis ins Jahr 1902 zurück. Damals am 1. Mai<br />
wurde das «Secrétariat antialcoolique suisse» in Lausanne etabliert. 1913<br />
wurden die Statuten geändert und das Sekretariat umbenannt in «Schweizerische<br />
Zentralstelle zur Bekämpfung des Alkoholismus SAS». Im Ersten<br />
Weltkrieg führte die Zentralstelle eine grosse Kampagne gegen die Nahrungsmittelvergeudung<br />
durch Bier-, Likör- und Weinherstellung durch. 1976<br />
folgte die Namensänderung in SFA «Schweizerische Fachstelle für Alkoholprobleme»<br />
und ISPA «Institut suisse de prophylaxie de l'alcoolisme» und<br />
zwei Jahre später führte diese die erste gesamtschweizerische Repräsentativerhebung<br />
zum Alkohol- und Tabakkonsum der 12- bis 15jährigen Schüler,<br />
die später in Zusammenarbeit mit der WHO regelmässig wiederholt wird.<br />
1992 gelangte die SFA gar ins «Guiness Buch der Rekorde», als sie in Wohlen/AG<br />
die grösste Decke der Welt herstellte: 150'000 Wollquadrate, eines<br />
für jeden Alkoholkranken. Im Jahre 2002 konnte die SFA ihr hundertjähriges<br />
Bestehen feiern. Vom Abstinenz-Sekretariat bis zur Schweizerischen Fachstelle<br />
für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) war es ein langer Weg<br />
und eine lange Geschichte. Die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen<br />
die SFA. Sie hat auf neue Entwicklungen und Bedürfnisse reagiert und ist mit<br />
100 Jahren moderner und aktiver denn je.<br />
■<br />
legalize it<br />
sommer 2003<br />
swiss hemp times<br />
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