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Broschüre Industrieland Deutschland stärken - BDI

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<strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong><br />

stärken<br />

Aus der Krise in die<br />

Wachstumsoffensive


<strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong><br />

stärken<br />

Aus der Krise in die<br />

Wachstumsoffensive


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Vorwort<br />

3<br />

Vorwort<br />

<strong>BDI</strong>-Präsident Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel und<br />

<strong>BDI</strong>-Hauptgeschäftsführer Dr. Werner Schnappauf<br />

In der Jahresmitte 2009 steckt die deutsche Volkswirtschaft<br />

immer noch mitten in der schwersten Rezession<br />

der Nachkriegsgeschichte. Zwar gibt es erste Anzeichen<br />

einer beginnenden Stabilisierung, die Bodenbildung der<br />

wirtschaftlichen Talfahrt ist jedoch noch nicht erreicht. Es<br />

herrscht weiterhin große Unsicherheit, wie lange die Krise<br />

dauern wird. Sicher ist jedoch: Auch diese Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise wird überwunden werden. Die Weltwirtschaft<br />

wird wieder Fahrt aufnehmen, neue Wachstumschancen<br />

werden sich auftun.<br />

Die deutschen Unternehmen sind von ihren Kostenstrukturen,<br />

von ihren Produktportfolios und von ihrer globalen<br />

Orientierung her für die Wahrnehmung dieser Chancen<br />

gerüstet. So wie sie im zurück liegenden Aufschwung von<br />

der boomenden Weltwirtschaft profitiert haben, so werden<br />

sie auch nach der Krise wieder zu den Globalisierungsgewinnern<br />

zählen. Das größte Risiko hierfür besteht derzeit<br />

darin, dass aufgrund unzureichender Liquiditätsversorgung<br />

im Kern gesunde Unternehmen aus der industriellen Wertschöpfungskette<br />

herausbrechen, die dann für einen erfolgreichen<br />

Weg aus der Krise nicht mehr zur Verfügung stehen.<br />

Für die deutsche Volkswirtschaft kommt es darauf an,<br />

im Verlauf des wirtschaftlichen Einbruchs, nicht wieder<br />

in ihre altbekannte strukturelle Wachstumsschwäche<br />

zurückzufallen. Der Weg aus der Krise muss das<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> auf einen nachhaltig höheren<br />

Wachstumspfad führen. <strong>Deutschland</strong> ist eine Industriegesellschaft<br />

und muss auch nach der Krise im Kern eine<br />

Industriegesellschaft bleiben. <strong>Deutschland</strong> kann mehr<br />

leisten, als es in einem Wachstumspotenzial von etwa<br />

1 bis 1,5 Prozent zum Ausdruck kommt. Der Grundstein<br />

des Wachstums wird letztlich in den Unternehmen der<br />

Wirtschaft gelegt. Um ihre Wachstumsbeiträge leisten zu<br />

können, brauchen die Unternehmen jedoch wirtschaftspolitische<br />

Rahmenbedingungen, die auf Wertschöpfungsprozesse<br />

am Standort <strong>Deutschland</strong> hin orientiert sind. In<br />

der vorliegenden Broschüre werden zehn Wachstumsfelder<br />

beschrieben, in denen die Wirtschaftspolitik durch entschlossenes<br />

Handeln Wachstumsimpulse auslösen kann,<br />

die unser <strong>Industrieland</strong> auf einen nachhaltig höheren<br />

Wachstumspfad führen.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel<br />

Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie<br />

(<strong>BDI</strong>)<br />

Dr. Werner Schnappauf<br />

Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Präsidiums<br />

des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (<strong>BDI</strong>)


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Inhalt<br />

5<br />

Inhalt<br />

Vorwort<br />

<strong>BDI</strong>-Präsident Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel und <strong>BDI</strong>-Hauptgeschäftsführer Dr. Werner Schnappauf ...........................03<br />

Executive Summary ..................................................................................................................................................................................06<br />

Aus der Krise in die Wachstumsoffensive<br />

Ein höherer Wachstumspfad ist möglich ............................................................................................................................................... 11<br />

Wachstum durch Strukturwandel ..........................................................................................................................................................13<br />

Höheres Wachstum meint besseres und nachhaltigeres Wachstum ...............................................................................................14<br />

Industrie und industrienahe Dienstleistungen als Wachstumskern ...............................................................................................16<br />

Wirtschaft und Politik als Wachstumspartner ....................................................................................................................................18<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Soziale Marktwirtschaft und Leitbild der Nachhaltigkeit stärken .................................................................................................22<br />

Europa konsequent auf Wettbewerbsfähigkeit ausrichten ................................................................................................................24<br />

Innovationsfähigkeit stärken, Bildung verbessern ..............................................................................................................................26<br />

Finanzmärkte stabilisieren, Unternehmens finanzierung sichern ...................................................................................................28<br />

Freien Welthandel intensivieren – Protektionismus stoppen ...........................................................................................................30<br />

Unternehmensteuerreform modernisieren, Leistungsträger entlasten ..........................................................................................32<br />

Infrastruktur ausbauen, nachhaltige Mobilität verwirklichen ........................................................................................................34<br />

Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz verbinden ......................................................................................................36<br />

Ganzheitliches Energiekonzept realisieren ..........................................................................................................................................38<br />

Digitale Informationsgesellschaft verwirklichen, schnelles Netz für alle .....................................................................................40<br />

Impressum...................................................................................................................................................................................................44


6 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Executive Summary<br />

Executive Summary<br />

60 Jahre Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> stehen für die erfolgreiche Entwicklung<br />

einer lebendigen und prosperierenden Demokratie und auch<br />

für die Geschichte eines beispiellosen wirtschaftlichen Erfolges mit steigendem<br />

Wohlstand für die Menschen im <strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2009 trifft die globale<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise die deutsche Wirtschaft<br />

mit voller Wucht. Die globale Rezession droht den Industriestandort<br />

über den konjunkturellen Zyklus hinaus in<br />

seiner Stärke und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu<br />

beeinträchtigen und deckt zugleich schonungslos strukturelle<br />

Schwächen und Wettbewerbsnachteile am Standort<br />

<strong>Deutschland</strong> auf.<br />

Seit der Mitte der neunziger Jahre leidet <strong>Deutschland</strong> an<br />

einer strukturellen Wachstumsschwäche. Leider wurden<br />

auch wirtschaftlich starke Jahre vor der Krise nicht<br />

ausreichend für eine entschlossene Reformpolitik zur<br />

Wachstumsvorsorge für die Zukunft genutzt. Im Gegensatz<br />

hierzu haben die deutschen Industrieunternehmen<br />

ihre Hausaufgaben erledigt und kontinuierlich ihre<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit durch intensive<br />

Restrukturierungen verbessert. Nicht nur der Lohnkostendruck<br />

aus anderen Ländern, sondern auch der Innovations-<br />

und Qualitätswettbewerb stellen die deutsche<br />

Industrie – quer durch alle Branchen – permanent vor<br />

neue Herausforderungen. Die beachtlichen Exporterfolge,<br />

die zahlreichen Technologieführerschaften deutscher Unternehmen<br />

auf globalen Märkten und auch die im internationalen<br />

Vergleich hohen Wertschöpfungsanteile und<br />

Beschäftigungszuwächse belegen, dass die deutschen Industrieunternehmen<br />

diese Herausforderungen erfolgreich<br />

angenommen haben. Dauerhafter Unternehmenserfolg an<br />

einem Standort setzt jedoch voraus, dass die politischen<br />

Rahmenbedingungen stimmen.<br />

Die in den letzten Monaten durchgeführten Maßnahmen<br />

des Staates zur Stabilisierung der Finanz- und Realwirtschaft<br />

waren im Großen und Ganzen notwendig.<br />

Sie haben jedoch einen drastischen Anstieg der Staatsverschuldung<br />

zur Folge. Die Grenzen einer vertretbaren<br />

Verschuldung sind erreicht, wenn man die Maastricht-<br />

Kriterien zugrunde legt, sogar überschritten. Es besteht<br />

die Gefahr, dass die politischen Handlungsspielräume<br />

derart eingeschränkt werden, dass notwendige Investitionen<br />

in Bildung, Forschung, Innovation und Infrastruktur<br />

unterbleiben. Dies wiederum gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit<br />

unserer Industrie und damit Arbeitsplätze und<br />

Wohlstand der Menschen.<br />

Der <strong>BDI</strong> tritt dafür ein, den Kurs der Wirtschaftspolitik<br />

konsequent auf Wertschöpfung am Standort <strong>Deutschland</strong><br />

auszurichten. Ziel muss ein nachhaltig höherer Wachstumspfad<br />

für unsere Volkswirtschaft sein. <strong>Deutschland</strong> ist<br />

ein <strong>Industrieland</strong> und soll es auch bleiben. Nur die Industrie<br />

und die mit ihr verknüpften industrienahen Dienstleistungen<br />

können die deutsche Volkswirtschaft wieder auf<br />

Wohlstandskurs bringen. Mit seinem Konzept »<strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> stärken« fordert der <strong>BDI</strong> entschlossenes<br />

Handeln für ein höheres und nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />

in <strong>Deutschland</strong>.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Executive Summary<br />

7<br />

Soziale Marktwirtschaft und Leitbild der Nachhaltigkeit<br />

stärken<br />

In der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation ist es<br />

wichtiger denn je, das Vertrauen der Menschen in unsere<br />

Wirtschaftsordnung zu stärken. Die deutsche Industrie<br />

bekennt sich ausdrücklich zur Sozialen Marktwirtschaft.<br />

Ihre Grundprinzipien Freiheit, Wettbewerb, Leistung,<br />

Verantwortung und auch Nachhaltigkeit müssen gerade<br />

in der Krise bewahrt und gestärkt werden. Der Staat muss<br />

sich wieder auf seine ureigenen Aufgaben zurückziehen.<br />

Staatsbeteiligungen an Finanzinstituten und Staatseingriffe<br />

in Märkte müssen nach einem klaren Zeitplan zurückgeführt<br />

werden. Die Bedeutung der Industrie für<br />

Wohlstand und Beschäftigung und die verantwortungsvolle<br />

Rolle des Unternehmers müssen wieder stärker im<br />

Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden.<br />

Europa konsequent auf Wettbewerbsfähigkeit ausrichten<br />

Das <strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> ist das geografische Herz<br />

und der wirtschaftliche Kern Europas. Von einer starken<br />

und wettbewerbsfähigen deutschen Industrie profitiert der<br />

gesamte europäische Wirtschaftsraum. Die europäische<br />

Politik muss konsequent auf industrielle Wettbewerbsfähigkeit<br />

und leistungsfähige Wertschöpfungsstrukturen<br />

ausgerichtet werden. Die Lissabon-Strategie muss viel<br />

stärker als bisher auf klare Ziele fokussiert, mit wirksamen<br />

Instrumenten ausgestattet sowie mit konkreten und verbindlichen<br />

Maßnahmen unterlegt werden. Alle für die<br />

industrielle Wettbewerbsfähigkeit relevanten EU-Politikbereiche<br />

müssen dabei vernetzt und koordiniert werden.<br />

Innovationsfähigkeit stärken, Bildung verbessern<br />

Auf einen nachhaltig höheren Wachstumspfad kommt das<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> nur mit einer umfassenden<br />

Innovations- und Bildungsoffensive. Bildung und Innovation<br />

sind die Schlüssel zum Erfolg auf den globalen Märkten.<br />

<strong>Deutschland</strong> muss im Innovations- und vor allem im<br />

Bildungswettbewerb an die Spitze streben. Mehr Mittel<br />

für Forschung, Entwicklung, Innovation und Bildung,<br />

aber auch ein effizienterer Einsatz dieser Mittel sind unerlässliche<br />

Investitionen in die Zukunft des <strong>Industrieland</strong>es<br />

<strong>Deutschland</strong>. Die steuerliche Forschungsförderung erfüllt<br />

beide Kriterien und muss daher so schnell wie möglich eingeführt<br />

werden.<br />

Finanzmärkte stabilisieren, Unternehmensfinanzierung<br />

sichern<br />

Die globale Finanzkrise und ihre realwirtschaftlichen<br />

Auswirkungen verdeutlichen äußerst schmerzlich, wie<br />

wichtig ein funktionsfähiges Finanzsystem für Wachstum<br />

und Beschäftigung ist. Die Lösung der akuten Liquiditätsprobleme<br />

im Finanzsektor und in der Industrie hat<br />

beim Weg aus der Krise absoluten Vorrang. Im Kern gesunde<br />

Teile der industriellen Wertschöpfungskette dürfen<br />

nicht aus Liquiditätsgründen wegbrechen. Für einen<br />

höheren Wachstumspfad sind diese Wertschöpfungsbeiträge<br />

unverzichtbar. Mittelfristig kommt es darauf an, dem<br />

Weltfinanzsystem einen stabileren und krisenfesteren<br />

Ordnungsrahmen zu geben. Die Beschlüsse des G-20-<br />

Gipfels von London sind daher zügig umzusetzen.<br />

Protektionismus stoppen, freien Welthandel intensivieren<br />

Der zurück liegende Aufschwung und die beachtlichen<br />

Exporterfolge belegen, wie stark die deutsche Volkswirtschaft<br />

Nutzen und Wohlstand aus der Globalisierung<br />

zieht. Basis dieser Erfolge sind die Leistungen von Arbeitnehmern<br />

und Unternehmern in den Betrieben am<br />

Standort <strong>Deutschland</strong>. Auch nach Überwindung der aktuellen<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise hat das <strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> allerbeste Chancen, Globalisierungsgewinne<br />

aus dem internationalen Austausch von Gütern<br />

und Leistungen zu erzielen. Die Fortsetzung der Welthandelsliberalisierung<br />

durch raschen Abschluss der WTO-<br />

Doha-Runde, ein konsequentes Eindämmen aufkeimender<br />

protektionistischer Tendenzen und die Sicherstellung der<br />

globalen Investitionsfreiheit sind hierfür unabdingbare<br />

Voraussetzungen.<br />

Unternehmensteuerreform modernisieren,<br />

Leistungsträger entlasten<br />

Das Steuerecht muss stärker in den Dienst von Wachstum<br />

und Beschäftigung gestellt werden. Das <strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> braucht ein Steuersystem, das Leistungsträger<br />

zur Leistung anspornt, etwa durch einen leistungsfreundlicheren<br />

Einkommensteuertarif. Mehr Netto vom<br />

Brutto muss das Ziel sein. Dies fördert Wachstum und<br />

Wohlstand genauso wie eine Unternehmensbesteuerung,<br />

die auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen<br />

Rücksicht nimmt. Strukturelle Webfehler der<br />

Unternehmensteuerreform 2008, die gerade jetzt krisenverschärfend<br />

wirken, müssen dringend beseitigt werden.<br />

Dies gilt etwa für die Zinsschranke, die gewerbesteuerlichen<br />

Hinzurechnungen, die steuerliche Behandlung von<br />

Funktionsverlagerungen und den so genannten Mantelkauf.


8 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Executive Summary<br />

Infrastruktur ausbauen, nachhaltige Mobilität<br />

verwirklichen<br />

Leistungsfähige Infrastrukturen sind ein entscheidender<br />

Standortfaktor im globalen Wettbewerb. Das <strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> verdankt seinen Wohlstand auch seinen<br />

modernen und vernetzten Verkehrssystemen. Gut ausgebaute<br />

Straßen, Schienen und Wasserstraßen, effiziente<br />

Flug-, See- und Binnenhäfen bilden das Rückgrat unserer<br />

Volkswirtschaft. Doch viele Jahre investierte <strong>Deutschland</strong><br />

hier zu wenig. Wir leben von der Substanz. Deshalb muss<br />

die Politik für die bedarfsgerechte Erhaltung, Modernisierung<br />

und den Ausbau der Verkehrswege Sorge tragen.<br />

Dabei sind auch die Potenziale innovativer Öffentlich-<br />

Privater Partnerschaften (PPP) besser auszuschöpfen.<br />

Intelligente Verkehrssysteme bieten enorme Potenziale für<br />

nachhaltige Mobilität von morgen.<br />

Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz<br />

verbinden<br />

Technologien und Produkte für den Klimaschutz aus deutschen<br />

Unternehmen sind führend auf den Weltmärkten.<br />

Die Lösungskompetenz der deutschen Industrie im Klimaschutz<br />

ist unbestritten. Eine nachhaltige Klimapolitik<br />

mit eindeutigen und verbindlichen Zielen und Standards<br />

kann das <strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> auch ökonomisch<br />

nach vorn bringen. Denn sie eröffnet neue Märkte und damit<br />

neue Chancen für Wachstum und Beschäftigung am<br />

Standort <strong>Deutschland</strong>. Angesichts dieser enormen Potenziale<br />

ist es erforderlich, die Wettbewerbsfähigkeit bei den<br />

»grünen« Technologien konsequent zu erhalten und Technologievorsprünge<br />

zu sichern. Dies ist im strategischen Interesse<br />

einer wachstums- und beschäftigungsorientierten<br />

Innovations- und Wirtschaftspolitik.<br />

Ganzheitliches Energiekonzept realisieren<br />

Eine sichere und umweltfreundliche Energieversorgung zu<br />

wettbewerbsfähigen Preisen ist unverzichtbare Voraussetzung<br />

für alle industriellen Wertschöpfungsprozesse. Die<br />

Energiekosten am Standort <strong>Deutschland</strong> sind im internationalen<br />

Vergleich deutlich zu hoch. Zum großen Teil ist<br />

dies politisch und ideologisch motiviert. Die Attraktivität<br />

<strong>Deutschland</strong>s als Industriestandort wird dadurch massiv<br />

beeinträchtigt. Insbesondere stromintensive Unternehmen<br />

haben hier erhebliche Wettbewerbsnachteile. Eine erfolgreiche<br />

Wachstumsstrategie benötigt ein nachhaltiges und<br />

konsistentes energiepolitisches Gesamtkonzept. Umfangreiche<br />

Investitionen in die Energieinfrastruktur sind dabei<br />

genauso notwendig wie die Erhöhung der gesellschaftlichen<br />

Akzeptanz für diese Investitionsvorhaben und für<br />

einen ausgewogenen Energiemix.<br />

Digitale Informationsgesellschaft verwirklichen,<br />

schnelles Netz für alle<br />

Die Informationswirtschaft ist eine der wichtigsten<br />

Wachstumsbranchen. Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(IKT) sind Motor für Innovationen. Die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der gesamten deutschen Industrie<br />

im 21. Jahrhundert wird davon abhängen, dass Unternehmen<br />

ihre Produkte durch IT-gestützte Prozesse effizienter<br />

und hochwertiger herstellen als in anderen Teilen der Welt.<br />

Voraussetzung dafür ist ein ehrgeiziger Ausbau der IKT-Infrastrukturen<br />

und die konsequente Stärkung intelligenter,<br />

vernetzter Anwendungen. Insgesamt bietet der konsequente,<br />

rasche Ausbau und Einsatz von IKT eine große<br />

Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. <strong>Deutschland</strong><br />

hat das Potenzial, sich zum Leitmarkt für vernetzte Anwendungen<br />

und innovative Spitzenprodukte zu entwickeln.<br />

Das wirtschaftspolitische Programm der nächsten Legislaturperiode<br />

muss im Kern eine Wachstumsagenda werden.<br />

Nach der Bundestagswahl muss die neue Bundesregierung<br />

ihre ganze Energie darauf richten, dass die deutsche Wirtschaft<br />

wieder besser und auch nachhaltiger wächst. Nur<br />

mit wirtschaftlichem Wachstum lassen sich die Lasten aus<br />

der Bewältigung der größten Finanzmarktkrise der Nachkriegsgeschichte<br />

zügig bewältigen und ein Wiederaufleben<br />

der Massenarbeitslosigkeit abwenden. Ein zielgerichteter<br />

und kontinuierlicher industriepolitischer Dialog zwischen<br />

Politik und Wirtschaft ist hierfür unerlässlich. In diesem<br />

Dialog müssen vor allem drei Fragen beantwortet werden:<br />

• Was können die Unternehmen tun, um ihre starke Wettbewerbsposition<br />

auszubauen und sich weltweit eine<br />

Spitzenstellung bei Forschung und Innovation zu verschaffen?<br />

• Was kann die Politik tun, um der Bedeutung der Industrie<br />

für <strong>Deutschland</strong> auf nationaler und EU-Ebene besser<br />

gerecht zu werden?<br />

• Was erwartet die Gesellschaft von Industrie und Politik?<br />

Was können Industrie und Politik tun, um mehr<br />

Akzeptanz für industrielle Projekte und neue Technologien<br />

in <strong>Deutschland</strong> zu schaffen?<br />

Industrie und Politik müssen gemeinsam auf die Bevölkerung<br />

zugehen und ihnen zuhören, und wir müssen die<br />

Bedeutung der Industrie für die Menschen darlegen. Denn<br />

nur wenn die Menschen den Aktivitäten der Industrie –<br />

Produktion, Investitionen, Forschung, neue Produkte –<br />

positiv gegenüber stehen, entwickeln sie auch das nötige<br />

Verständnis für die erforderlichen Reformen.


Die Industrie ist der Kern eines gesunden Wirtschaftswachstums.<br />

Foto: <strong>BDI</strong>/fotolia (Matthias Krüttgen)


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Wachstumsoffensive<br />

11<br />

Aus der Krise in die Wachstumsoffensive<br />

Ein höherer Wachstumspfad ist möglich<br />

Wirtschaftliches Wachstum ist nicht alles, aber ohne Wachstum ist fast<br />

alles nichts. Der Weg aus der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

muss die deutsche Volkswirtschaft auf einen nachhaltig höheren Wachstumspfad<br />

führen.<br />

Wachstum, hier verstanden als realer trendmäßiger Zuwachs<br />

des Produktionspotenzials, geht einher mit vielfältigen<br />

gesamtwirtschaftlichen Vorteilen: zusätzliche<br />

Arbeitsplätze werden geschaffen, die sozialen Sicherungssysteme<br />

können stabilisiert werden, reichlich sprudelnde<br />

Steuereinnahmen ermöglichen eine raschere Haushaltskonsolidierung,<br />

notwendige Investitionen in die Zukunft<br />

lassen sich leichter finanzieren. Zudem entstehen Spielräume<br />

für höhere Einkommen. Der durch die globale<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise abrupt gestoppte konjunkturelle<br />

Höhenflug der Jahre 2005 bis 2008 mit für deutsche<br />

Verhältnisse ansehnlichen Wachstumsraten hat gezeigt,<br />

wie wichtig auskömmliches Wirtschaftswachstum ist.<br />

Immerhin drei Jahre kräftigen industriegetriebenen Wirtschaftswachstums,<br />

davon zwei deutlich über dem Potenzialwachstum,<br />

waren auf der einen Seite Grund zur Freude,<br />

auf der anderen Seite markieren sie aber auch das Kernproblem<br />

der deutschen Volkswirtschaft: Das Potenzialwachstum<br />

ist zu gering, der Wachstumspfad verläuft auf<br />

zu niedrigem Niveau – und dies nicht erst seit Kurzem. Ein<br />

Zeit- und Ländervergleich zeigt: Die deutsche Wachstumsschwäche<br />

ist kein kurzfristiges Phänomen. Sie reicht deutlich<br />

über die Dauer eines normalen Konjunkturzyklus`<br />

Wachstumsoffensive: Beim Wachstumspfad ist<br />

<strong>Deutschland</strong> Schlusslicht<br />

Potenzialwachstum, Veränderung ggü. Vorjahr in %<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Quelle: OECD<br />

Kanada <strong>Deutschland</strong> Frankreich UK USA<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

hinaus, ihre Ursachen reichen weit zurück. Betrachtet<br />

man den Zeitraum seit 1970, so lag über das gesamte Zeitintervall<br />

hinweg das deutsche Wirtschaftswachstum im<br />

Durchschnitt unter dem Niveau anderer hochentwickelter<br />

Länder. Die Vereinigten Staaten und auch Japan erreichten<br />

deutlich höhere Zuwachsraten von im Durchschnitt<br />

über drei Prozent. Auch vergleichbare europäische Länder<br />

lagen im durchschnittlichen Wachstum über dem deutschen<br />

Level.<br />

Seit Mitte der neunziger Jahre fiel <strong>Deutschland</strong> im Wachstum<br />

im europäischen Vergleich deutlich ab. Das Land<br />

erreichte im Durchschnitt nur etwa halb so hohe Wachstumsraten<br />

wie Frankreich, Großbritannien, Niederlande<br />

oder der gesamte Euro-Raum ohne <strong>Deutschland</strong>. Die USA<br />

zogen als Wachstumslokomotive in der zweiten Hälfte der<br />

neunziger Jahre allen davon. Das deutsche Wachstumspotenzial<br />

pendelte sich auf einem Niveau etwas oberhalb<br />

der Ein-Prozent-Marke ein. Auch der dynamische Wirtschaftsaufschwung<br />

der vergangenen Jahre wurde nicht<br />

hinreichend zur Stärkung der Wachstumsbasis der Volkswirtschaft<br />

genutzt. Wenn Bundesbank und Sachverständigenrat<br />

schätzen, dass sich im Zuge des zurückliegenden<br />

Aufschwungs das Wachstumspotenzial in <strong>Deutschland</strong><br />

lediglich von 1,2 Prozent auf etwa 1,6 Prozent erhöht hat,<br />

dann ist dies deutlich zu wenig.<br />

Eine der Hauptursachen für diese schlechte Wachstumsperformance<br />

lag in der unzureichenden Investitionstätigkeit.<br />

»In <strong>Deutschland</strong> haben vor allem die geringen<br />

Anteile wichtiger Zielr<br />

Investitionen einen merklich dämpfenden Effekt ausgeübt,<br />

wichtiger und zwar Zielr nicht nur im Bereich der Kapitalbildung<br />

Anteile<br />

der Unternehmen, sondern noch mehr bei den öffentlichen<br />

Haushalten«, formulierte der Sachverständigenrat<br />

in seinem Jahresgutachten 2002/2003. Hieran hat auch<br />

der jüngste Konjunkturaufschwung mit durchaus ansehnlichen<br />

Investitionszuwächsen nichts Grundlegendes<br />

geändert. Denn angesichts der niedrigsten Nettoinvestitionsquote<br />

unter den OECD-Ländern sind Zuwächse zwischen<br />

vier und acht Prozent über drei Jahre nicht genug,<br />

um den Kapitalstock und damit das Wachstumspotenzial<br />

substanziell anzuheben. Im Zuge der aktuellen Finanzund<br />

Wirtschaftskrise brechen nun die Investitionen ein,


12 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Wachstumsoffensive<br />

das Wachstumspotenzial schmilzt wieder ab. Das Frühjahrsgutachten<br />

2009 der wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Forschungsinstitute geht für die Jahre bis 2013 von einem<br />

Potenzialwachstum von nur noch 0,9 Prozent aus.<br />

Kehrt <strong>Deutschland</strong> damit zu seiner altbekannten Wachstumsschwäche<br />

zurück? Zwangsläufig ist das nicht. Auf<br />

Dauer sind eine unterdurchschnittliche und auch eine<br />

mittelmäßige Wachstumsperspektive für ein <strong>Industrieland</strong><br />

wie <strong>Deutschland</strong> nicht akzeptabel. Wir können uns<br />

mit einem Pfad der Mittelmäßigkeit nicht zufrieden geben.<br />

Potenziale für einen höheren Wachstumspfad sind nach<br />

wie vor reichlich vorhanden. Das <strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

kann mehr leisten, als es seit einiger Zeit leistet. Ein<br />

Wachstumspfad deutlich über zwei Prozent ist möglich.<br />

<strong>Deutschland</strong> kann strukturell genauso stark wachsen wie<br />

andere hoch entwickelte Volkswirtschaften. Bei näherer<br />

Betrachtung gibt es keinen überzeugenden Grund, warum<br />

dies nicht möglich sein sollte. Die USA sind hierfür das<br />

beste Beispiel, aber auch europäische Länder, etwa Finnland<br />

und die Niederlande, haben bewiesen, dass auch hoch<br />

entwickelte Ökonomien auf einem hohen Pfad wachsen<br />

können.<br />

<strong>Deutschland</strong> kann mehr, als ein Wachstumspfad von<br />

1 bis 1,5 Prozent zum Ausdruck bringt. Und das <strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> braucht auch ein höheres Wachstum,<br />

um seine Strukturprobleme, die im Gefolge der<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise wieder eine deutliche Zuspitzung<br />

erfahren, zu lösen. Eine kürzlich vom Institut<br />

der deutschen Wirtschaft (IW) vorgestellte Analyse von<br />

zehn Megatrends der globalen Wirtschaftsentwicklung<br />

hat ergeben, dass sich gerade für die deutsche Wirtschaft<br />

exzellente Wachstumsperspektiven ergeben. Alle untersuchten<br />

Trends induzieren Märkte und fordern Problemlösungsangebote,<br />

für die die deutsche Wirtschaft<br />

komparative Vorteile hat oder haben könnte. Die ausgeprägte<br />

Exportorientierung, die tief gestaffelte industrielle<br />

Wertschöpfungskette, die Fokussierung auf technologisch<br />

anspruchsvolle Investitionsgüter, die hoch entwickelte<br />

Fähigkeit, industrielle Produkte und industrienahe Servicekomponenten<br />

zu maßgeschneiderten Leistungsangeboten<br />

zu kombinieren, die Konzentration auf höherwertige<br />

Glieder der Wertschöpfungskette und andere Wettbewerbsfaktoren<br />

mehr lassen die deutsche Wirtschaft als<br />

gut aufgestellt erscheinen für die Herausforderungen des<br />

beschleunigten globalen Wandels. <strong>Deutschland</strong> hat alle<br />

Chancen, auch weiterhin zu den Globalisierungsgewinnern<br />

zu zählen.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Wachstumsoffensive<br />

13<br />

Wachstum durch Strukturwandel<br />

Der Prozess der Wertschöpfung, d. h. die Schaffung von Werten durch Investieren<br />

und Produzieren, unterliegt in jedem Land einem permanenten<br />

Wandel. Für diesen Strukturwandel gibt es langfristige Tendenzen und<br />

Wirkungszusammenhänge, die zwar im Detail politisch gestaltbar sind,<br />

nicht jedoch in ihrer grundsätzlichen Ausrichtung.<br />

Dass der Strukturwandel in seiner grundsätzlichen Ausrichtung<br />

nicht politisch gestaltbar ist, gilt zum Beispiel für<br />

die sich beschleunigende Verflechtung der Weltwirtschaft,<br />

für das Vordringen der modernen Informations- und Kommunikationstechniken<br />

in fast alle Lebensbereiche oder für<br />

die demografische Entwicklung, die durch eine alternde<br />

und schrumpfende Bevölkerung gekennzeichnet ist. Die<br />

Taktfrequenz des Wandels nimmt zu und der Schaltplan<br />

der Volkswirtschaft ändert sich immer schneller. Kommen<br />

dann noch, wie in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise,<br />

tief greifende Strukturbrüche hinzu, entsteht ein<br />

enormer Anpassungsdruck. Gleichzeitig eröffnen sich aber<br />

auch Wachstumschancen, die es zu ergreifen gilt.<br />

Wie eine Volkswirtschaft auf so große Veränderungen<br />

reagiert, wie sie mit den damit verbundenen Chancen<br />

und Risiken umgeht, das hat sie selbst in der Hand. Im<br />

Wettbewerb der Länder um knappe und mobile Produktionsfaktoren<br />

wie Arbeitsplätze schaffendes Investitionskapital<br />

oder hochproduktive Fachkräfte setzen sich die<br />

Volkswirtschaften durch, die den strukturellen Wandel<br />

offensiv annehmen und seine Chancen in Wertschöpfung<br />

umsetzen. Die Volkswirtschaften, die sich vornehmlich<br />

mit den Risiken des Wandels beschäftigen und sich gegen<br />

ihn stemmen, werden zu Verlierern im globalen Standortwettbewerb.<br />

Wachstums- und Beschäftigungspotenziale<br />

bleiben dann ungenutzt. Damit wird die Bewältigung des<br />

strukturellen Wandels zum ökonomischen Imperativ.<br />

Gelingt die Anpassung an den Strukturwandel nicht, bildet<br />

sich ein Rückstau. Strukturell verfestigte Arbeitslosigkeit<br />

und unzureichendes Wirtschaftswachstum sind<br />

die Folgen. Unbewältigter Strukturwandel ist eine der<br />

Haupt ursachen der schlechten deutschen Wirtschaftsperformance.<br />

Das Problem im strukturellen Wandel ist nicht<br />

in erster Linie, dass in manchen Sektoren und/oder Regionen<br />

Wertschöpfungspotenziale und Arbeitsplätze wegfallen.<br />

Das Problem ist, dass nicht in ausreichendem Umfang<br />

neue Beschäftigungsmöglichkeiten hinzukommen. Auch<br />

eine steigende Insolvenzzahl von Unternehmen, wie sie<br />

sich jetzt im Zuge der Krise abzeichnet, ist für sich genommen<br />

noch kein Alarmzeichen. Erst die Verbindung mit<br />

einer unzureichenden Gründungsdynamik gibt Grund zur<br />

Sorge.<br />

Veränderungsbereitschaft wird zum Schlüssel der Zukunftssicherung.<br />

Veränderungsmanagement heißt der<br />

zentrale Handlungsansatz für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Hierzu gehört auch zu verdeutlichen, warum<br />

Wandel und nicht Stillstand die attraktivere Zukunftsperspektive<br />

ist. Nur wenn den Menschen der Wandel als<br />

lohnend erscheint, werden sie die notwendige Veränderungsbereitschaft<br />

aufbringen. In der Vergangenheit haben<br />

der Strukturwandel und der mit ihm einhergehende<br />

Wachstumsprozess den Menschen in den hoch entwickelten<br />

Ländern eine rasante Steigerung ihres Lebensstandards<br />

gebracht. Nach Überwindung der aktuellen<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise kann dies auch in Zukunft<br />

möglich sein. Der Strukturwandel war nie ein Nullsummenspiel<br />

und er wird auch in Zukunft kein Nullsummenspiel<br />

sein.<br />

Chancen für eine erfolgreiche Behauptung der industriegeprägten<br />

deutschen Volkswirtschaft im Globalisierungswettbewerb<br />

der Standorte sind reichlich vorhanden. Sie<br />

erschließen sich jedoch nicht von selbst. So wie die Unternehmen<br />

sich aktiv ihre Wettbewerbsvorteile erarbeiten,<br />

ja erkämpfen müssen, so muss auch die Wirtschaftspolitik<br />

entschlossen handeln und eine konsequente Wachstumspolitik<br />

mit einer klaren Wertschöpfungsorientierung<br />

betreiben. Der Weg aus der Krise auf einen nachhaltig<br />

höheren Wachstumspfad unserer Volkswirtschaft führt<br />

nur über eine offensive Bewältigung des weltwirtschaftlichen<br />

Strukturwandels. Die Industrie und die mit ihr verknüpften<br />

industrienahen Dienstleistungen spielen dabei<br />

eine Schlüsselrolle.


14 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Wachstumsoffensive<br />

Höheres Wachstum meint besseres und nachhaltigeres Wachstum<br />

Mehr Wachstum ist möglich. <strong>Deutschland</strong> kann dem Beispiel anderer<br />

Industrienationen folgen. Höheres, besseres und nachhaltigeres Wachstum<br />

heißt mehr Arbeitsplätze, bessere Ressourceneffizienz und nachhaltiges<br />

Wirtschaften – und verbessert die Lebensqualität der Menschen.<br />

Die von Dennis Meadows und anderen vor nunmehr über<br />

30 Jahren postulierten »Grenzen des Wachstums« wurden<br />

wohl von keinem Volk auf der Erde derart tief verinnerlicht<br />

wie von den Deutschen. Kernaussage dieses Klassikers<br />

der Wirtschaftsliteratur ist, dass exponentielles,<br />

d.h. sich mit gleich bleibenden Raten fortsetzendes Wirtschaftswachstum<br />

die Ausstattung des Lebensraums Erde<br />

mit natürlichen Ressourcen binnen kurzer Frist überfordern<br />

und den ökologischen Zustand dieses Lebensraums<br />

bis zur Unwirtlichkeit zerstören würde. Mit Hinweis auf<br />

die Begrenztheit aller natürlichen Wachstumsprozesse<br />

– sei es bezogen auf Organismen oder auf Ökosysteme –<br />

wurde der Schluss gezogen, auch ökonomische Systeme<br />

könnten nicht unbegrenzt wachsen. Noch immer finden<br />

sich im gesellschaftspolitischen Diskurs in <strong>Deutschland</strong><br />

Relikte und Fragmente einer tief verwurzelten Wachstumsskepsis.<br />

Nicht nur erwecken Teile der deutschen<br />

Gesellschaft den Eindruck, dass sie sich einen höheren<br />

Wachstumspfad nicht mehr zutrauen, auch scheinen Teilbereiche<br />

unserer Gesellschaft diesen Wachstumspfad<br />

nicht mehr wirklich anzustreben.<br />

Volkswirtschaften sind keine natürlichen Systeme. Sie<br />

sind von Menschen geschaffen und gestaltet. Zwar nutzen<br />

Volkswirtschaften die begrenzten Ressourcen der Natur<br />

und haben vielfältigste Rückwirkungen auf die Natur, sie<br />

unterliegen jedoch anderen Gesetzmäßigkeiten als die<br />

Natur selbst. Würde man Wachstum rein quantitativ begreifen<br />

in dem Sinne, dass der materielle Output und damit<br />

auch der materielle Input immer größer werden, so könnte<br />

man die erwähnte Wachstumsskepsis verstehen. Natürlich<br />

braucht das einzelne Individuum nicht immer mehr Kraftfahrzeuge,<br />

um sein Mobilitätsbedürfnis zu stillen, oder immer<br />

mehr Fernsehgeräte, um unterhalten zu werden. Der<br />

Grenznutzen zusätzlicher Gerätschaften tendiert ziemlich<br />

schnell gegen Null. Immer mehr von dem Gleichen markiert<br />

nicht den Inhalt dessen, was hier unter Wachstum<br />

verstanden werden soll. Besser und nachhaltiger wachsen,<br />

lautet die Devise.<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

in diesem Sinne auf einen deutlich höheren Wachstumspfad zu<br />

hieven, heißt quantitatives und qualitatives Wachstum in höherer<br />

Dimension anzustreben. Ein solcher Wachstumspfad geht einher<br />

mit höherer Lebensqualität für die Menschen, besseren und<br />

sicheren Arbeitsplätzen für die Arbeitnehmer, einer gesteigerten<br />

Energie- und Ressourceneffizienz sowie einer symbiotischen<br />

Allianz zwischen Ökonomie und Technologie einerseits sowie<br />

Ökologie und Klimawandel andererseits. Angesichts der globalen<br />

Herausforderungen des Klimawandels, des Bevölkerungswachstums,<br />

der Unterentwicklung sowie der aktuell die Weltwirtschaft<br />

erschütternden Wirtschafts- und Finanzkrise muss eine Wachstumsoffensive<br />

darauf abzielen, dem Leitbild der Nachhaltigkeit<br />

auch global Geltung zu verschaffen und das faktische Handeln<br />

energisch daran zu orientieren.<br />

Wirtschaftswachstum ist im Kern überhaupt kein quantitatives<br />

Phänomen, obwohl es gängige Praxis ist, reales,<br />

d.h. preisbereinigt gemessenes Wachstum als quantitative<br />

Veränderung zu interpretieren. Im Grunde greift dies jedoch<br />

zu kurz. Beim Wachstum geht es um die Schaffung<br />

von Werten und Werte ergeben sich als Produkt von Mengen<br />

und Preisen. Bei der Preisbereinigung geht es lediglich<br />

darum, inflationäre Preissteigerungen, denen keine Wertsteigerung<br />

entspricht, herauszurechnen. Das, was übrig<br />

bleibt, das reale Wirtschaftswachstum, ist immer noch eine<br />

qualitative Größe. Es spiegelt den Wert wider, den die Wirtschaftssubjekte<br />

aufgrund ihrer individuellen Präferenzordnungen<br />

den erzeugten Gütern und Leistungen beimessen.<br />

Diese Präferenzordnungen manifestieren sich in einem<br />

System relativer Preise, mit dessen Hilfe die unterschiedlichen<br />

Bestandteile der volkswirtschaftlichen Leistung zu<br />

einer Größe – dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder dem<br />

Bruttonationaleinkommen – aggregiert werden. Dahinter<br />

verbirgt sich viel mehr, als nur immer mehr von demselben.<br />

Dahinter stehen der Wandel der Wertvorstellungen und<br />

Wünsche der Menschen sowie der sich in Qualitätsverbesserungen<br />

manifestierende technische Fortschritt.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

15<br />

Neueste Technologien, wie Breitband, sind das Fundament internetbasierter Informationsdienstleistungen.<br />

Foto: <strong>BDI</strong>/fotolia (Thierry Burot)<br />

Gleichwohl soll hier keine totale Abkehr von der quantitativen<br />

Komponente des Wachstums vollzogen werden.<br />

Denn genauso wenig, wie es natürliche Grenzen des<br />

Wachstums von Volkswirtschaften gibt, existieren allgemein<br />

gültige Sättigungsgrenzen. Im Grundsatz sind die<br />

menschlichen Bedürfnisse unbegrenzt. Allen, die meinen,<br />

das erreichte Ausstattungsniveau sei ausreichend, fehlt<br />

entweder einfach die Phantasie sich vorzustellen, was die<br />

technologische Entwicklung an Neuerungen noch alles<br />

hervorbringen wird, oder sie lassen sich von einem missionarischen<br />

Eifer treiben, der die selbst gewählte Askese<br />

zum für alle maßgeblichen Leitsatz erhöht. Wer hätte sich<br />

vor deren Erfindung ausdenken können, welche Nachfrage<br />

Mobiltelefone, Spielkonsolen, Digitalkameras oder DVD-<br />

Geräte entfalten würden. Von den neuen internetbasierten<br />

Informationsdienstleistungen, die aus dem heutigen Leben<br />

gar nicht mehr weg zu denken sind, ganz zu schweigen. Ob<br />

all diese Neuerungen von Nutzen sind, ist keine politikrelevante<br />

Frage. Dies kann man getrost den Menschen und<br />

den Märkten überlassen.<br />

Arbeitsplätzen für die Arbeitnehmer, einer gesteigerten<br />

Energie- und Ressourceneffizienz sowie einer symbiotischen<br />

Allianz zwischen Ökonomie und Technologie<br />

einerseits sowie Ökologie und Klimawandel andererseits.<br />

Angesichts der globalen Herausforderungen des Klimawandels,<br />

des Bevölkerungswachstums, der Unterentwicklung<br />

sowie der aktuell die Weltwirtschaft erschütternden<br />

Wirtschafts- und Finanzkrise muss eine Wachstumsoffensive<br />

darauf abzielen, dem Leitbild der Nachhaltigkeit auch<br />

global Geltung zu verschaffen und das faktische Handeln<br />

energisch daran zu orientieren.<br />

<strong>Deutschland</strong> in diesem Sinne auf einen deutlich höheren<br />

Wachstumspfad zu hieven, heißt quantitatives und qualitatives<br />

Wachstum in höherer Dimension anzustreben.<br />

Ein solcher Wachstumspfad geht einher mit höherer Lebensqualität<br />

für die Menschen, besseren und sicheren


16 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Wachstumsoffensive<br />

Industrie und industrienahe Dienstleistungen als Wachstumskern<br />

Über Dekaden hinweg kannte der Industrieanteil an Wertschöpfung und<br />

Beschäftigung in <strong>Deutschland</strong> wie in allen anderen hochindustrialisierten<br />

Volkswirtschaften nur eine Richtung: nach unten.<br />

Die gemeinhin als Tertiarisierung bezeichnete Grundtendenz<br />

des strukturellen Wandels verlief in <strong>Deutschland</strong><br />

zwar schwächer als in vergleichbaren Ländern, war aber<br />

auch hierzulande Struktur prägend. Im Ergebnis hat sich<br />

die Industriegesellschaft <strong>Deutschland</strong> seit den siebziger<br />

Jahren des vorherigen Jahrhunderts deindustrialisiert,<br />

eine Entwicklung, die Mitte der neunziger Jahre mit einem<br />

Wertschöpfungsanteil der Industrie von nur noch 22 Prozent<br />

ihren vorläufigen Tiefpunkt erreichte. Seither hat sich<br />

die Abwärtstendenz jedoch nicht weiter fortgesetzt, vielmehr<br />

setzte zunächst eine Stabilisierung auf niedrigem<br />

Niveau ein. Am aktuellen Rand des zurückliegenden dreijährigen<br />

Konjunkturaufschwungs hat die Industrie in<br />

<strong>Deutschland</strong> sogar wieder Wertschöpfungsanteile hinzugewonnen<br />

und erstmals auch wieder Beschäftigung aufgebaut.<br />

einem Prozent an der Weltbevölkerung mehr als zehn Prozent<br />

des Welthandels bestreitet, der starken industriellen<br />

Basis des Landes geschuldet.<br />

Am aktuellen Rand des zurückliegenden<br />

dreijährigen Konjunkturaufschwungs<br />

hat die Industrie in<br />

<strong>Deutschland</strong> sogar wieder Wertschöpfungsanteile<br />

hinzugewonnen und<br />

erstmals auch wieder Beschäftigung<br />

aufgebaut. Der gesamte Bereich der unternehmensnahen<br />

Dienstleitungen dürfte<br />

auch in den nächsten Jahrzehnten zu<br />

den wichtigsten Wachstumsbereichen<br />

in <strong>Deutschland</strong> gehören.<br />

Im internationalen Vergleich markiert dies eine Sonderentwicklung<br />

der deutschen Volkswirtschaft. Dabei ist<br />

nicht nur die jüngste Konjunkturdynamik mit ihren bemerkenswerten<br />

Wachstumsraten, Beschäftigungszuwächsen<br />

und sprudelnden Steuereinnahmen, sondern auch die<br />

für 2008 zum sechsten Mal in Folge erreichte Exportweltmeisterschaft<br />

im Warenverkehr sowie das Faktum, dass<br />

die deutsche Volkswirtschaft mit einem Anteil von gut<br />

Industrie und industrienahe Dienstleistungen bilden gemeinsam das Rückgrat<br />

der deutschen Volkswirtschaft. Foto: <strong>BDI</strong>/fotolia (Denise Betak)<br />

Diese Betrachtung gewinnt noch an Schärfe, wenn man<br />

die so genannten industrienahen Dienstleistungen mit<br />

in den Blick nimmt. Der gesamte Bereich der unternehmensnahen<br />

Dienstleitungen dürfte auch in den nächsten<br />

Jahrzehnten zu den wichtigsten Wachstumsbereichen<br />

in <strong>Deutschland</strong> gehören. Offshoring- und Outsourcing-<br />

Prozesse begünstigen die Entstehung zusätzlicher innovativer<br />

Dienstleistungen. So erfordern die Organisation<br />

grenzüberschreitender Wertschöpfungsprozesse in der<br />

Industrie und deren zeitliche und sachliche Abstimmung<br />

mit komplexen Produktionsverfahren anspruchvolle Lösungen<br />

und Dienstleistungen. Darüber hinaus birgt die Internationalisierung<br />

erhebliche Potenziale in der Logistik.<br />

Auch der Begriff der Basar-Ökonomie kann, selbst wenn<br />

er die Situation am Standort <strong>Deutschland</strong> überspitzt darstellt,<br />

gleichermaßen für zusätzliche und zukunftsfähige


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Wachstumsoffensive<br />

17<br />

Formen der Wertschöpfung und Beschäftigung stehen.<br />

Bereits heute finden zwei Drittel aller wichtigen internationalen<br />

Industriemessen in <strong>Deutschland</strong> statt. Wer seine<br />

Produkte international absetzen will, muss sie in <strong>Deutschland</strong><br />

zeigen. Diese Spitzenposition gilt es auszubauen. Das<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> als geografisches Herz der EU<br />

und als Mittler und Drehscheibe zwischen Ost und West<br />

hat hier enorme komparative Vorteile.<br />

Industrienahe Dienstleistungen bilden zusammen mit<br />

der industriellen Gütererzeugung den produktiven und<br />

innovativen Kern der Ökonomie. Industrielle Hardware<br />

und serviceorientierte Software wachsen zu komplexen<br />

Problemlösungsangeboten zusammen, die auf den Weltmärkten<br />

zunehmend nachgefragt werden. Gleichwohl<br />

bleibt die Industrie auch in diesem neuen Kernsektor,<br />

diesem Konglomerat aus Gütererzeugung und komplementären<br />

Dienstleistungen, prägend. Denn erst die breit<br />

aufgestellte und tief gestaffelte industrielle Wertschöpfungskette<br />

bietet die Kondensationskerne, an denen sich<br />

das Wachstum der industrienahen Dienstleistungen festmachen<br />

kann. Industrieprodukte können auch ohne begleitende<br />

Serviceleistungen – wenngleich schwerer – ihren<br />

Markt finden, industrienahe Dienste hingegen brauchen<br />

zwingend ein Industriegut als Anknüpfungspunkt. Insofern<br />

bleibt es gerechtfertigt, von <strong>Deutschland</strong> als einer Industriegesellschaft<br />

zu sprechen. Auch nach Überwindung<br />

der aktuellen Krise muss und wird <strong>Deutschland</strong> im Kern<br />

eine Industriegesellschaft bleiben.<br />

Auch nach<br />

Überwindung der aktuellen Krise muss und wird <strong>Deutschland</strong> im<br />

Kern eine Industriegesellschaft bleiben.<br />

vom Himmel, sondern müssen erarbeitet werden – von den<br />

Unternehmen wie von der Volkswirtschaft als Ganzes.<br />

Der Standort <strong>Deutschland</strong> muss für<br />

die Informations-, Wissens- und<br />

Dienstleistungsgesellschaft attraktiv<br />

gemacht werden, und für die Industriegesellschaft<br />

attraktiv bleiben.<br />

Im Kern geht es darum, soviel Wertschöpfung wie möglich<br />

am Standort <strong>Deutschland</strong> (wieder) rentabel zu machen.<br />

In welchen Sektoren diese Wertschöpfung erfolgt,<br />

ist zunächst einmal zweitrangig. Jede wirtschaftliche Aktivität,<br />

mit der sich am Markt Einkommen erzielen lässt,<br />

sollte willkommen sein. Das Spektrum wird von einfachen<br />

Dienstleistungen mit geringen Qualifikationsanforderungen<br />

bis hin zu integrierten Problemlösungskonzepten,<br />

kombiniert aus technologieintensiven Industriegütern<br />

und komplementären industrienahen Dienstleistungen<br />

reichen, ja reichen müssen. Standortpolitik, die in diesem<br />

Sinne erfolgreich sein will, darf keinen sektoralen Blickwinkel<br />

haben, sie muss wertschöpfungsorientiert sein.<br />

Standortpolitik darf auch keinem verengten Leitbild anhängen,<br />

wie es Begriffe wie Informations-, Wissens- oder<br />

Dienstleistungsgesellschaft suggerieren. Ein hochkomplexes<br />

und bevölkerungsreiches Land wie <strong>Deutschland</strong><br />

kann nicht wie kleinere Länder seine Wirtschaftsstruktur<br />

auf einige wenige Bereiche konzentrieren. Nischenstrategien<br />

sind für die drittgrößte Industrienation und die größte<br />

Exportnation der Welt nicht Erfolg versprechend. Der<br />

Standort <strong>Deutschland</strong> muss für die Informations-, Wissens-<br />

und Dienstleistungsgesellschaft attraktiv gemacht<br />

werden, und für die Industriegesellschaft attraktiv bleiben.<br />

Nimmt man die langfristigen Entwicklungsperspektiven<br />

der globalen Wirtschaft ins Visier, so spricht viel für<br />

die These, dass gerade <strong>Deutschland</strong> nach Überwindung<br />

der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise aufgrund seiner<br />

differenzierten und leistungsfähigen Struktur aus<br />

Industrie und industrienahen Dienstleistungen und seiner<br />

darauf aufbauenden Problemlösungskompetenz<br />

enorme Chancen im sich beschleunigenden Globalisierungswettbewerb<br />

hat. Viele der Trends, die die weitere<br />

weltwirtschaftliche Entwicklung antreiben, bieten ausgezeichnete<br />

Anknüpfungspunkte und Perspektiven gerade<br />

für die deutsche Industrie. Zuversicht ist angebracht, dass<br />

<strong>Deutschland</strong> auch zukünftig zu den Globalisierungsgewinnern<br />

zählen kann. Diese Gewinne fallen jedoch nicht


18 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Wachstumsoffensive<br />

Wirtschaft und Politik als Wachstumspartner<br />

Der zurückliegende konjunkturelle Höhenflug mit drei Jahren ansehnlichen<br />

Wirtschaftswachstums – zwei davon deutlich über dem Potenzialwachstum<br />

– sind auf der einen Seite Grund zur Freude, auf der anderen<br />

Seite markieren sie aber auch das Kernproblem der deutschen Volkswirtschaft:<br />

Der Wachstumspfad verläuft auf zu niedrigem Niveau.<br />

Hier ist das <strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> in den vergangenen<br />

guten Jahren nicht weit genug voran gekommen, der dynamische<br />

Aufschwung wurde nicht hinreichend zur Stärkung<br />

der Wachstumsbasis der Volkswirtschaft genutzt.<br />

Wenn Bundesbank und Sachverständigenrat schätzen,<br />

dass sich im Zuge des jüngsten Aufschwungs das Wachstumspotenzial<br />

in <strong>Deutschland</strong> lediglich von 1,2 Prozent<br />

auf etwa 1,4 bis 1,6 Prozent erhöht hat, dann ist dies deutlich<br />

zu wenig. Jetzt, wo sich nicht nur der Konjunkturabschwung<br />

überdeutlich abzeichnet, sondern von den<br />

realwirtschaftlichen Auswirkungen der globalen Finanzkrise<br />

überlagert und verstärkt wird, steht das Land an<br />

einem Scheideweg: Kehrt <strong>Deutschland</strong> zu alter Wachstumsschwäche<br />

zurück oder gelingt es, an den erfolgreichen<br />

Reformprozess der Agenda 2010 anzuknüpfen und die<br />

politischen Weichen für einen signifikant höheren Wachstumspfad<br />

zu stellen? Anders formuliert: Fällt der Standort<br />

auf seine langjährige Statik zurück, oder gelingt es, ihn zu<br />

einem dynamischen Bewegungsraum fortzuentwickeln?<br />

Ein höherer Wachstumspfad ist dabei nicht allein abhängig<br />

von politischen Weichenstellungen. Letztlich wird das<br />

Wachstum in den Unternehmen auf den Märkten unter<br />

Einsatz der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital generiert.<br />

Die deutschen Unternehmen können sich nach Überwindung<br />

der Krise den globalen Strukturwandel zu nutze<br />

Die Politik muss wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen für einen höheren<br />

Wachstumspfad schaffen. Foto: <strong>BDI</strong>/fotolia (Bernd Kröger)


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Wachstumsoffensive<br />

19<br />

Wirtschaftspolitisch<br />

kommt es darauf an, den global agierenden Unternehmen am<br />

heimischen Standort so attraktive Rahmenbedingungen zu bieten,<br />

dass sie wesentliche Teile ihrer Wertschöpfungsprozesse hierzulande<br />

realisieren. So würden nicht nur die deutschen Unternehmen,<br />

sondern auch die deutsche Volkswirtschaft und ihre Menschen<br />

von den Megatrends der globalen Entwicklung profitieren.<br />

machen und sich entsprechend aufstellen. Wirtschaftspolitisch<br />

kommt es darauf an, den global agierenden<br />

Unternehmen am heimischen Standort so attraktive Rahmenbedingungen<br />

zu bieten, dass sie wesentliche Teile ihrer<br />

Wertschöpfungsprozesse hierzulande realisieren. So würden<br />

nicht nur die deutschen Unternehmen, sondern auch<br />

die deutsche Volkswirtschaft und ihre Menschen von den<br />

Megatrends der globalen Entwicklung profitieren. Chancen<br />

für eine erfolgreiche Behauptung der deutschen Volkswirtschaft<br />

im Globalisierungswettbewerb der Standorte<br />

sind reichlich vorhanden. Sie erschließen sich jedoch nicht<br />

von selbst. So wie die Unternehmen sich aktiv ihre Wettbewerbsvorteile<br />

erarbeiten, ja erkämpfen müssen, so muss<br />

auch die Wirtschaftspolitik entschlossen handeln und eine<br />

konsequente Wachstumspolitik mit einer klaren Wertschöpfungsorientierung<br />

betreiben.<br />

Wirtschaftspolitische Rahmensetzungen und unternehmerische<br />

Strategien bilden demnach die beiden tragenden<br />

Säulen einer nachhaltigen Wachstumsoffensive. Erst ihr<br />

effizientes Zusammenspiel setzt die notwendigen Wachstumskräfte<br />

frei. Wirtschaft und Politik sind in diesem<br />

Sinne Wachstumspartner. Um dieser Partnerschaft eine<br />

Struktur zu geben, wäre ein kontinuierlicher industriepolitischer<br />

Dialog zwischen Wirtschaft und Politik zielführend.<br />

Ein solcher industriepolitischer Schulterschluss<br />

könnte auch die Bedeutung der Industrie und das Verständnis<br />

für industrielle Prozesse im Bewusstsein der<br />

deutschen Bevölkerung wieder stärker verankern. Im Folgenden<br />

werden zehn Wachstumsfelder beschrieben, in denen<br />

die Wirtschaftspolitik durch entschlossenes Handeln<br />

Wachstumsimpulse auslösen kann. Im Zusammenwirken<br />

dieser wirtschaftspolitisch notwendigen Weichenstellungen<br />

mit in die Zukunft gerichteten unternehmerischen<br />

Strategien kann ein Wachstumspfad von deutlich über<br />

zwei Prozent für die deutsche Volkswirtschaft zur Wirklichkeit<br />

werden.


Echte Werte. Die deutsche Industrie<br />

Eine Karte – zehn Punkte<br />

für den Weg aus der Krise.<br />

Die Karte finden Sie hier im Heft und<br />

unter www.bdi.eu/echtewerte/


22 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Soziale Marktwirtschaft und Leitbild der Nachhaltigkeit stärken<br />

Die Wirtschaftsordnung bildet mit ihrem Bündel aus wirtschaftsrelevanter<br />

Gesetzgebung und informellen Regeln die Geschäftsgrundlage für<br />

das Wirtschaftsleben in unserer Volkswirtschaft.<br />

Eine verlässliche Wirtschaftsordnung fördert die Investitionstätigkeit,<br />

schafft langfristiges Konsumentenvertrauen<br />

in die Zukunft und sichert so Wachstum und Beschäftigung<br />

auf hohem Niveau. Die Wirtschaftsordnung für das<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> ist die soziale Marktwirtschaft.<br />

Sie war in den frühen Jahren der Bundesrepublik Garant<br />

für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Heute wird<br />

dieses Konzept mehr denn je in Frage gestellt: Im Juni<br />

2008 hatten 38 Prozent der Deutschen keine gute Meinung<br />

von der sozialen Marktwirtschaft. Die Akzeptanz sinkt.<br />

Offenbar fühlt sich die Mehrheit der Bevölkerung von den<br />

Prozessen und Ergebnissen unserer Wirtschaftsordnung<br />

benachteiligt. Auch die Tatsache, dass die Menschen ihren<br />

Wohlstand zu einem erheblichen Teil der industriellen<br />

Basis unseres Landes verdanken, ist nicht mehr sehr<br />

tief verwurzelt. Damit bröckelt die Geschäftsgrundlage<br />

des Wirtschaftens am Standort <strong>Deutschland</strong>. Die aktuelle<br />

Krise spitzt diesen Befund nochmals zu.<br />

Hinzu kommt, dass das Bild des Unternehmers in<br />

<strong>Deutschland</strong> gelitten hat. Zwar liefern Berichte von Managerprämien<br />

und Massenentlassungen lediglich anekdotische<br />

Evidenz, gleichwohl zeichnet die öffentliche<br />

Meinung ein pauschales Bild von Unternehmenslenkern,<br />

das geprägt ist von Kurzfristorientierung und Profitsucht.<br />

Dass Manager, und in besonderem Maße Familienunternehmer,<br />

eine hohe Verantwortung für ihre Mitarbeiter, für<br />

den Standort und die Region tragen, gerät dabei zu oft in<br />

den Hintergrund. Die Unternehmenslenker in <strong>Deutschland</strong><br />

müssen das Problem selbst in die Hand nehmen: Mit<br />

dem Corporate-Governance-Kodex haben sie sich selbst<br />

Regeln auferlegt – ein erster Schritt zu mehr Transparenz<br />

und mehr Vertrauen in die deutschen Unternehmen.<br />

Überzogene staatliche Eingriffe in die unternehmerische<br />

Handlungsfreiheit, wie etwa die Versuche, die Managervergütung<br />

staatlicherseits zu regeln, weisen dagegen den<br />

falschen Weg.<br />

Der globale Strukturwandel hat den Wohlstand auf der<br />

ganzen Welt gesteigert. Dies ist immer wieder ins Bewusstsein<br />

zu rufen. Die globale Finanzmarktkrise allerdings<br />

hat die Marktwirtschaft schwer geschädigt. Nicht<br />

nur in <strong>Deutschland</strong>, nahezu rund um den Globus nimmt<br />

die Tendenz zu, wieder stärker auf den Staat zu bauen.<br />

Corporate Governance<br />

Corporate Governance bezeichnet den Ordnungsrahmen<br />

für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens unter<br />

Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessen von<br />

Eignern und Unternehmensleitung. Während die interne<br />

Corporate Governance auf das Beziehungsgeflecht und<br />

Zusammenwirken von Vorstand und Aufsichtsrat gerichtet<br />

ist, versteht man unter externer Corporate Governance die<br />

rechtlichen und faktischen Verknüpfungen des Unternehmens<br />

mit seinem Umfeld. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen<br />

Bedeutung konzentrieren sich gesetzliche Entwicklungen<br />

häufig auf Unternehmen mit Börsenbezug. Seit Anfang<br />

dieses Jahrhunderts etablierte sich parallel zu gesetzlichen<br />

Reaktionen auf Unternehmenszusammenbrüche der Deutsche<br />

Corporate Governance Kodex. Er enthält Verhaltensempfehlungen<br />

für eine gute Unternehmensführung und<br />

-kontrolle, zu deren Einhaltung sich börsennotierte Unternehmen<br />

jährlich erklären. Der Kodex unterliegt einer regelmäßigen<br />

Weiterentwicklung und wird in hohem Maße von<br />

den Unternehmen anerkannt.<br />

Dies gilt nicht nur für die globalen Finanzmärkte, auch in<br />

der Realwirtschaft wird der Ruf nach dem Staat lauter. So<br />

sehr das rasche und umfassende Handeln des Staates zur<br />

Bewältigung der globalen Krise notwendig war, so wenig<br />

dürfen aber die Vorzüge des Ordnungsrahmens der<br />

sozialen Marktwirtschaft als maßgebliches Leitbild unserer<br />

Wirtschaftsordnung aus dem Blick geraten. Staatseingriffe,<br />

auch unter dem Rubrum der Industriepolitik,<br />

unterliegen in einer Marktwirtschaft stets einem strikten<br />

Begründungszwang. Falls in Interventionen für unverzichtbar<br />

gehalten werden, muss eine Einzelfallbetrachtung<br />

mit nachvollziehbaren Prüfkriterien erfolgen, die auch die<br />

direkten und indirekten Kosten der Maßnahmen berücksichtigt.<br />

Eine globale Interventions- und Subventionsspirale<br />

wäre gerade in der gegenwärtigen Krise das letzte, was<br />

die Weltwirtschaft gebrauchen kann. Dort wo der Staat<br />

sich zur Krisenbewältigung vorübergehend engagieren<br />

muss, sind präzise Ausstiegsszenarien vonnöten.<br />

Das Verhältnis von Staat und Markt darf nicht aus dem<br />

Ruder laufen. Im Leitbild der Sozialen Markt wirtschaft<br />

kommt dem Staat die Aufgabe zu, sich um die Gestaltung<br />

von Rahmenbedingun gen zu kümmern und sich nicht<br />

als Unternehmer zu betätigen. Grundlagen erfolgreichen


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

23<br />

Wirtschaftens, wie die Rolle des Privateigentums, die Bedeutung<br />

der Vertragsfreiheit sowie die Einheit von Handeln<br />

und Haftung, müssen in den Fokus gerückt werden.<br />

Das Prinzip der Wettbewerbsfreiheit muss als zentrales<br />

auch moralisch wertvolles Element der Marktwirtschaft<br />

gestärkt werden. Die ethischen Grundlagen, Normen<br />

und Werte müssen erneuert werden, um Entgleisungen<br />

des Systems zu vermeiden und die Akzeptanz der Wirtschaftsordnung<br />

zu fördern. Hierzu gehört auch und in<br />

wachsendem Maße das Leitbild der Nachhaltigkeit.<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Die Funktion und den Nutzen von Markt und Wettbewerb als zentrale Elemente der sozialen Marktwirt schaft verständlich<br />

machen, angefangen in der Bildungspolitik.<br />

• Die Bedeutung von Ethik und Moral der Marktteilnehmer herausstellen: Ehrlichkeit unter Vertragspartnern, Einsicht in das<br />

Funktionieren des Gesamtsystems, Abstinenz von System gefährdender »Grenzmoral«.<br />

• Erfolgsbeispiele von Corporate Social Responsibility und Selbstverpflichtungen der In dustrie ausbauen und in den Blickpunkt<br />

des öffentlichen Interesses rücken.<br />

• Die zahlreichen existierenden Initiativen zur Stärkung der Sozialen Marktwirtschaft bündeln und so ihre Schlagkraft erhöhen.<br />

• Den ökonomischen und gesellschaftlichen Wert eines leistungsfähigen Mittelstands, verantwortungsbewusster Familienunternehmer<br />

und nachhaltig wirtschaftender Manager herausstellen.<br />

• Grenzen staatlicher Eingriffe und zentraler Steuerung deutlich machen: Intervention in Märkte darf nicht zum Alltagsgeschäft<br />

der Wirtschaftspolitik werden, Einschränkungen der Informationsfreiheit und Werbeverbote vermeiden.<br />

• Eine praktikable Charta nachhaltigen Wirtschaftens entwickeln und global umsetzen.


24 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Europa konsequent auf Wettbewerbsfähigkeit ausrichten<br />

Wachstum und Beschäftigung in <strong>Deutschland</strong> sind in hohem Maße von<br />

unserem europäischen Umfeld abhängig. Die deutsche Wirtschaft ist mit<br />

dem EU-Binnenmarkt auf das Engste verflochten.<br />

58,7 Prozent seiner Importe sowie 63,8 Prozent seiner<br />

Exporte wickelte <strong>Deutschland</strong> im Jahr 2008 mit seinen<br />

EU-Partnerländern ab. In der EU sind mit etwa 443,2 Milliarden<br />

Euro rund 55 Prozent aller deutschen Auslandsinvestitionen<br />

investiert. Bis zu 80 Prozent der für die<br />

deutsche Industrie relevanten gesetzlichen Regelungen<br />

beruhen auf Impulsen aus Brüssel. Gleichzeitig besitzt die<br />

deutsche Industrie eine enorme Bedeutung für Europa mit<br />

einem Anteil von 26,8 Prozent der Bruttowertschöpfung<br />

der gesamten EU. Es ist daher von höchstem Interesse für<br />

<strong>Deutschland</strong> sowie für ganz Europa, dass die Europäische<br />

Union ihre Legislativvorschläge und sonstigen Initiativen<br />

konsequent auf eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Industrie ausrichtet und so Wachstum und Beschäftigung<br />

nachhaltig fördert.<br />

Eine auf einen höheren Wachstumspfad zielende Industriepolitik<br />

darf nicht darin bestehen, dass der Staat selbst<br />

unternehmerisch aktiv wird oder wettbewerbsschwache<br />

Branchen subventioniert. Um Wachstum und Beschäftigung<br />

dauerhaft und nachhaltig zu fördern, müssen auf der<br />

europäischen Ebene vielmehr gute Rahmenbedingungen<br />

für eine leistungsfähige, innovative und international<br />

erfolgreiche Industrie geschaffen werden. Dazu müssen<br />

alle für die Industrie relevanten EU-Politikbereiche<br />

noch besser vernetzt und integriert werden, damit eine<br />

EU- Industriepolitik aus einem Guss entsteht. Zu oft sind<br />

immer noch widersprüchliche Initiativen aus den unterschiedlichen<br />

Generaldirektionen der Europäischen Kommission<br />

zu beobachten.<br />

Die Kommission hat unter enger Beteiligung der Industrie<br />

vielversprechende branchenspezifische Initiativen entwi-<br />

Die europäische Union muss eine leistungsfähige, innovative<br />

und international erfolgreiche Industrie fördern.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

25<br />

<strong>Deutschland</strong> prägt industrielle Wertschöpfung in Europa<br />

Quelle: Eurostat<br />

Anteil an industrieller Bruttowertschöpfung der EU in % (2006)<br />

12,7<br />

7,7<br />

12,8<br />

27,3<br />

12,6<br />

26,8 %<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

Frankreich<br />

Italien<br />

Spanien<br />

Großbritannien<br />

Rest EU<br />

ckelt wie zum Beispiel Electra (Elektrotechnik- und Elektronikindustrie),<br />

EnginEurope (Maschinenbau), Cars 21<br />

(Automobilindustrie) oder die Hochrangige Gruppe für die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie. Diese Initiativen<br />

haben wertvolle Empfehlungen für eine wachstums-<br />

und beschäftigungsfreundliche Politik erarbeitet. Leider<br />

wurden die Ergebnisse der branchenspezifischen Initiativen<br />

– ebenso wie jene der Hochrangigen Gruppe für Wettbewerbsfähigkeit,<br />

Energie und Umwelt – bisher nur eingeschränkt<br />

in konkreten Gesetzgebungsverfahren umgesetzt.<br />

Trotz des Bekenntnisses zur Steigerung der europäischen<br />

Wettbewerbsfähigkeit im Rahmen der Lissabon-Strategie<br />

für mehr Wachstum und Beschäftigung in Europa hat die<br />

Barroso-Kommission in ihrer Amtszeit zahlreiche legislative<br />

Initiativen entwickelt, die dazu im Widerspruch stehen.<br />

Die Novellierung der EU-Emissionshandelsrichtlinie,<br />

die Verordnung über CO 2<br />

und Autos, die Novellierung der<br />

EU-Altgeräteverordnung, die jüngste Antidiskriminierungsrichtlinie<br />

sowie die Initiativen der Kommission zur<br />

Einführung von Sammelklagen sind nur einige Beispiele<br />

für Aktivitäten mit unnötigen bzw. unverhältnismäßigen<br />

Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie<br />

und somit negativen Auswirkungen auf Wachstum und<br />

Beschäftigung.<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Klares politisches Bekenntnis und stärkere Anstrengung in EU-Kommission und Europäischem Parlament zugunsten einer<br />

integrierten und wettbewerbsorientierten EU-Industriepolitik.<br />

• Lissabon-Strategie, die Initiative zur »Besseren Rechtsetzung« sowie Ergebnisse von Brancheninitiativen müssen stärkere<br />

Berücksichtigung bei konkreten Legislativvorschlägen der Kommission finden.<br />

• EU-Regulierung, insbesondere in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz sowie Soziales, darf keine neuen<br />

unnötigen oder unverhältnismäßigen Belastungen der Wirtschaft schaffen.<br />

• Rigoroses und unabhängiges System der Gesetzesfolgenabschätzung schaffen.<br />

• Schutz geistigen Eigentums stärken: Europäisches Gemeinschaftspatent schaffen.<br />

• EU und <strong>Deutschland</strong> müssen am Barcelona-Ziel von drei Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung festhalten.<br />

• Harmonisierung des Verbraucherrechts auf wirtschaftsverträglichem Niveau, keine Einführung von Sammelklagen auf europäischer<br />

Ebene.<br />

• IVU-Richtlinie: EU-weit einheitliche Mindestanforderungen für Emissionen von Industrieanlagen.<br />

• Rohstoffversorgungssicherheit: Einsatz der Handels- und Entwicklungspolitik, um den Staaten der EU den globalen Zugang<br />

zu Rohstoffen zu gewährleisten, Stimulierung der europäischen Rohstoffgewinnung aus heimischen Lagerstätten, Vereinbarkeit<br />

von Rohstoffgewinnung und Natura-2000-Gebieten ermöglichen.<br />

• Energiepolitik: Energieeffizienz nach ökonomischen Kriterien fördern.<br />

• Liberalisierung der Infrastrukturmärkte, der Dienstleistungen und der Arbeitsmärkte sind entscheidende Treiber, um das<br />

volle Wachstumspotenzial des Binnenmarktes zu nutzen.<br />

• EU-Haushalt stärker auf Wettbewerbsfähigkeit ausrichten, eine EU-Steuer ist weder erforderlich noch sachgerecht.<br />

• Vertrag von Lissabon möglichst rasch ratifizieren, denn er erhöht die Handlungsfähigkeit der EU-Institutionen und stärkt das<br />

Subsidiaritätsprinzip.


26 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Innovationsfähigkeit stärken, Bildung verbessern<br />

Nur mit innovativen Produkten und Dienstleistungen werden unsere Unternehmen<br />

auf den Weltmärkten Marktchancen ausschöpfen können, nur<br />

mit modernen, ressourceneffizienten Produktionsverfahren werden die<br />

Betriebe im internationalen Kostenwettbewerb bestehen können.<br />

Rentable, wettbewerbsfähige Arbeitsplätze werden vor<br />

allem in innovativen Bereichen angesiedelt sein, bei denen<br />

die hohen Produktionskosten durch hohe Produktivität,<br />

Qualität und Innovationsgehalt gedeckt sind. Auf einen<br />

nachhaltig höheren Wachstumspfad kommt <strong>Deutschland</strong><br />

nur mit Erfolgen im Innovationswettbewerb. Zum Beispiel<br />

in der Gesundheitswirtschaft, die bereits mehr als vier Millionen<br />

Menschen beschäftigt. Mit einem Anteil von über<br />

zwölf Prozent am Bruttoinlandsprodukt ist der Gesundheitssektor<br />

einer der wichtigsten und wachstumsstärksten<br />

Sektoren der Volkswirtschaft – und wächst weiter.<br />

<strong>Deutschland</strong> muss im internationalen Innovationswettbewerb<br />

zulegen. Es müssen mehr Mittel für Forschung und<br />

Innovation eingesetzt werden und aus den eingesetzten<br />

Mitteln muss mehr an Forschung und Innovation generiert<br />

werden. Neben dem Einsatz von mehr Ressourcen kommt<br />

es vor allem auch darauf an, mehr aus den Ressourcen herauszuholen.<br />

Die Produktivität des Forschungs- und Innovationssystems<br />

muss erhöht werden. Gerade bei dem für<br />

die Innovationskraft wichtigen Anteil des Staates an der<br />

Finanzierung von FuE in den Unternehmen befindet sich<br />

<strong>Deutschland</strong> jedoch in einer vergleichsweise schlechten<br />

Position. Während dieser Anteil in <strong>Deutschland</strong> 5,8 Prozent<br />

beträgt, liegt er in vielen Konkurrenznationen über<br />

Steuerliche Forschungsförderung erhöht die Innovationsfähigkeit der Unternehmen.<br />

Foto: <strong>BDI</strong>/fotolia (pmphoto)<br />

MINT-Berufe<br />

Mitte letzten Jahres fehlten in allen MINT-Berufen mehr als<br />

140.000 Fachkräfte. Der daraus resultierende Wertschöpfungsverlust<br />

für die deutsche Wirtschaft betrug mehr als 28<br />

Milliarden Euro. Zurzeit sind allein 44.000 Ingenieurstellen<br />

in <strong>Deutschland</strong> unbesetzt. Die angespannte wirtschaftliche<br />

Lage ändert nichts an der Tatsache, dass den deutschen<br />

Unternehmen Fachkräfte in naturwissenschaftlichen und<br />

technischen Berufen fehlen. Im Gegenteil, der Mangel ist<br />

struktureller Natur und gerade jetzt ein Handicap, weil dieses<br />

Know-how fehlt, um aus der Krise gestärkt herauszukommen.<br />

Wir müssen antizyklisch handeln und jetzt die Fachkräftebasis<br />

für den nächsten Aufschwung legen. Darum steht die<br />

deutsche Wirtschaft uneingeschränkt zu ihrem Engagement<br />

für den Nachwuchs in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />

und Technik (MINT) und wirbt bei jungen Menschen<br />

verstärkt für eine Ausbildung oder ein Studium im MINT-Bereich.<br />

Es sind Fächer mit Zukunft und voller Perspektiven.<br />

oder nahe 15 Prozent (Kanada 21,7 Prozent; Österreich<br />

17,4 Prozent). Diese Lücke muss geschlossen werden.<br />

Die meisten OECD-Länder setzen eine steuerliche Forschungsförderung<br />

zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />

ein. Einige Länder können hier bereits auf eine lange Erfahrung<br />

zurückblicken. Eine steuerliche FuE-Förderung muss<br />

vermehrte FuE-Aktivitäten der Unternehmen zur Folge haben.<br />

Dazu muss sie eine spürbare Minderung der FuE-Kosten<br />

bewirken, damit dieses Geld dort reinvestiert werden kann.<br />

Die steuerliche Forschungsförderung sollte als Ergänzung der<br />

Projektförderung auch in <strong>Deutschland</strong> eingeführt werden.<br />

Dies ist für alle Unternehmen schon aus standortpolitischen<br />

Gründen erforderlich. Dem Mittelstand käme darüber hinaus<br />

die einfache Handhabbarkeit entgegen. Darüber hinaus<br />

ist eine nachprüfbar wertschöpfungsorientierte Ausrichtung<br />

von wirtschaftsrelevanten Forschungsförderprogrammen<br />

notwendig, die es erlauben, auf besonders zukunftsträchtigen<br />

Sektoren die nötige Schubkraft für innovative Technologien<br />

im Wettbewerb der Nationen zu entwickeln.<br />

Bildung und die Generierung verwertbaren Wissens sind<br />

Schlüsselelemente einer wachstumsorientierten Wirt-


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

27<br />

Innovationsfähigkeit der führenden Industrienationen<br />

Gesamtergebnis (Punktwert) für 2007<br />

Schweden<br />

7,00<br />

USA<br />

6,92<br />

Schweiz<br />

6,81<br />

Finnland<br />

6,65<br />

Dänemark<br />

6,00<br />

Japan<br />

5,64<br />

UK<br />

5,38<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

5,18<br />

Niederlande<br />

5,00<br />

Kanada<br />

4,90<br />

Frankreich<br />

4,56<br />

Irland<br />

4,36<br />

Belgien<br />

4,35<br />

Österreich<br />

4,14<br />

Südkorea<br />

3,87<br />

Spanien<br />

1,38<br />

Italien<br />

1,00<br />

Quelle: DIW<br />

schaftspolitik. Wissen steigert die Produktivität des Faktors<br />

Arbeit und ist damit eine wesentliche Grundlage für<br />

die Wertschöpfung in modernen Wissensgesellschaften. Je<br />

Anteile wichtiger Zielr<br />

wertvoller das ökonomisch verwertbare Wissen ist, desto<br />

Anteile wichtiger Zielr<br />

höher können Löhne und Gehälter sein, ohne dass es zu<br />

Arbeitslosigkeit kommt. Wohlstand und Beschäftigung<br />

hängen in hohem Maße davon ab, wie effizient die Entstehung,<br />

Verbreitung und Anwendung von Wissen in der Gesellschaft<br />

organisiert ist.<br />

Von einer wettbewerbsfähigen Wissensgesellschaft ist<br />

<strong>Deutschland</strong> allerdings noch sehr weit entfernt. Das allgemeine<br />

Bildungsniveau in <strong>Deutschland</strong> hält mit konkurrierenden<br />

Ländern nicht Schritt. Ingenieurs- und<br />

Fachkräftemangel bei gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit<br />

dokumentiert die geringe Neigung der Schüler und<br />

Studenten, sich den technologisch wichtigen Disziplinen<br />

der Natur- und Ingenieurwissenschaften zuzuwenden.<br />

Hohe Studienabbrecherquoten und für eine duale Berufsausbildung<br />

unzureichende Bildungsergebnisse der Hauptschulen<br />

beschreiben gravierende Ineffizienzen.<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Steuerliche Forschungsförderung einführen – durch Steuergutschrift in Höhe von 10 Prozent des FuE-Aufwandes der Unternehmen<br />

die Förderlücke schließen.<br />

• Wertschöpfungspotenziale in Wachstumssektoren durch gezielte Projektförderung ausschöpfen.<br />

• Rahmenbedingungen in Wachstumssektoren innovationsfreundlich gestalten.<br />

• In der Gesundheitswirtschaft Informationsfreiheit gewähren und Zuzahlungen generell ermöglichen.<br />

• Marktpreisbildung unterstreichen.<br />

• Abkoppelung Gesundheitskosten von den Arbeitskosten vorantreiben.<br />

• Grüne Biotechnologie zur Sicherung und Verbesserung der Ernährung einsetzen.<br />

• Das Wissensdreieck von Bildung, Forschung und Innovation durch die Beseitigung von Barrieren voll funktionsfähig machen.<br />

• Autonomie und Wettbewerb im gesamten Wissenssektor fördern, die Reaktionsfähigkeit auf technologische und wissenschaftliche<br />

Entwicklungen erhöhen.<br />

• Grundlagenforschung mit Anwendungsorientierung verknüpfen (Ausbau der industriellen Gemeinschaftsforschung, Zielsetzung<br />

der Forschungsprämie etc.).<br />

• Mobilität der Forscher durch Mitnahme von Sozialversicherungsansprüchen erhöhen.<br />

• Durch Bildungsgutscheine und Studienbeiträge die Hochschulfinanzierung wettbewerblich ausrichten, die Studenten zu aktivem<br />

Einfordern guter Ausbildung befähigen.<br />

• Durch differenzierte Lehrerbesoldung die Attraktivität der MINT-Fächer für Lehrer erhöhen.<br />

• Den »Spirit of Innovation and Competition« nicht nur lehren, sondern leben.<br />

• Hochqualifizierten aus der ganzen Welt und ihren Familien die deutschen Arbeitsmärkte öffnen.


28 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Finanzmärkte stabilisieren, Unternehmensfinanzierung sichern<br />

Funktionierende Kapitalmärkte sind eine zentrale Voraussetzung für<br />

realwirtschaftliche Wertschöpfungsprozesse und damit für Wachstum<br />

und Beschäftigung. Ist die Funktionsfähigkeit dieser Märkte eingeschränkt,<br />

kann es zu Engpässen in der Wachstumsfinanzierung und<br />

damit zu Wachstumsverlusten kommen.<br />

Eine reibungslose und kostengünstige Finanzierung ist<br />

damit eine unverzichtbare Voraussetzung für ein erfolgreiches<br />

Agieren der Unternehmen auf den Weltmärkten.<br />

Die globale Finanzmarktkrise und ihre realwirtschaftlichen<br />

Auswirkungen haben die Bedeutung der Finanzinfrastruktur<br />

auf den Punkt gebracht: die Ausstattung mit<br />

Finanzmitteln ist zum limitierenden Faktor für die Expansion<br />

und die Innovationsfähigkeit der Unternehmen und<br />

damit zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor geworden.<br />

Schon vor Ausbruch der aktuellen Finanzmarktkrise<br />

war seit einigen Jahren ein regelrechter Umbruch in der<br />

Unternehmensfinanzierung festzustellen. Vor allem die<br />

Dominanz der in <strong>Deutschland</strong> vorherrschenden bankbasierten<br />

Finanzierungsstrukturen hat gravierende Veränderungen<br />

erfahren. Die Rolle der Kreditwirtschaft im<br />

Finanzierungsprozess hat sich gewandelt, vielfältige neue<br />

Finanzierungsmodelle haben sich neben dem klassischen<br />

Bankkredit etabliert. Die Banken stehen vor neuen Herausforderungen<br />

hinsichtlich ihrer eigenen Refinanzierung<br />

und Eigenkapitalsteuerung. Dies gilt umso mehr im<br />

Umfeld der gegenwärtigen Finanzmarktkrise, die die Geschäftsmodelle<br />

der Banken hart auf die Probe stellt und<br />

Finanzmarktkrise: Unternehmensliquidität unter Druck<br />

Quelle: <strong>BDI</strong><br />

Private Equity<br />

Zahlungsmoral<br />

Mezzanine<br />

Umsatzerlöse<br />

Liquidität<br />

Export-<br />

Finanzierung<br />

Zinsschranke<br />

Kredite<br />

Unternehmensanleihen<br />

Kredit-<br />

Versicherung<br />

Börsen<br />

Exportfinanzierung<br />

Wirtschaftliches Engagement auf Auslandsmärkten ist immer<br />

auch mit Risiken verbunden. Daher müssen die Unternehmen<br />

die Möglichkeit haben, ihre Risiken durch eine<br />

verlässliche Exportkreditversicherung abzusichern. Die<br />

Instrumente müssen an die aktuelle Situation angepasst<br />

und so flexibel gestaltet werden, dass die Exporte auch in<br />

einem zunehmend schwierigen Umfeld abgesichert werden<br />

können. Wenn der private Versicherungsmarkt in der<br />

Finanzkrise keine ausreichenden Deckungen zur Verfügung<br />

stellt, sind die Unternehmen auch im Kurzfristbereich auf<br />

die staatlichen Hermesdeckungen angewiesen. Darüber<br />

hinaus ist für die deutsche Exportwirtschaft in der aktuellen<br />

Liquiditätsklemme gerade im Mittel- und Langfristbereich<br />

eine staatlich flankierte Exportfinanzierung unentbehrlich.<br />

eine reibungslose Finanzierung der Unternehmen über<br />

Kredite und den Kapitalmarkt zunehmend erschwert.<br />

Immer mehr Unternehmen sehen sich mit zum Teil gravierenden<br />

Finanzierungsproblemen konfrontiert. Dabei geht<br />

es nicht allein um Kredite, auch die Finanzierung an den<br />

Kapitalmärkten ist nur noch erschwert möglich. Die extrem<br />

expansive Liquiditätspolitik der Notenbanken und<br />

umfassende staatliche Maßnahmen zur Rekapitalisierung<br />

von Banken sowie zur Bereitstellung von Emissionsgarantien<br />

haben noch immer nicht die gewünschte Wirkung<br />

Anteile entfaltet. wichtiger Das Zielr Vertrauen zwischen den Banken – eine wesentliche<br />

wichtiger Voraussetzung Zielr<br />

für einen reibungslosen Kredit-<br />

Anteile<br />

fluss – ist noch nicht wieder zurückgekehrt. Hierunter hat<br />

auch der deutsche Export zu leiden. Engpässe bei der Exportfinanzierung<br />

und bei der privaten Absicherung von<br />

Exportfinanzierungen nehmen zu. Der Finanzkreislauf<br />

ist systemrelevant für das Funktionieren der Wirtschaft.<br />

Politik und Kreditwirtschaft stehen gleichermaßen in der<br />

Verantwortung, die Voraussetzungen für eine nachhaltige<br />

Sicherung der Unternehmensfinanzierung zu schaffen.<br />

Die langfristige Sicherung eines bedarfsgerechten Finanzdienstleistungsangebots<br />

erfordert stabile Finanzmarkt-


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

29<br />

Ein geregelter Finanzkreislauf ist Voraussetzung für eine gesunde Exportwirtschaft. Foto: <strong>BDI</strong>/plainpicture/Fancy @ Veer Inc.<br />

strukturen. Die Weltwirtschaft und damit auch die deutsche<br />

Volkswirtschaft werden nur dann gestärkt aus der Krise<br />

hervorgehen und auf einen wieder höheren Wachstumspfad<br />

einschwenken können, wenn das globale Finanzsystem auf<br />

eine stabilere Grundlage gestellt wird. Zur Wiederherstellung<br />

und nachhaltigen Sicherung dieser Systemstabilität<br />

bedarf es einer ausgewogeneren Balance von Markteffizienz,<br />

Wettbewerbs fähigkeit und Risikoprävention. Ein neuer<br />

Ordnungsrahmen muss das Anreiz system an den Finanzmärkten<br />

soweit verändern, dass dadurch Fehlentwicklungen<br />

korrigiert und künftig möglichst vermieden werden.<br />

Die Anpassung der Finanzmarktregeln muss mit Augenmaß<br />

erfolgen, Überregulierung muss unbedingt vermieden werden.<br />

Politisch motivierte Alleingänge schaden. Die Maßnahmen<br />

sollten sich in einen internationalen Rahmen einfügen.<br />

Angesichts der weltweit vernetzten Finanzstrukturen sollten<br />

die Maßnahmen für eine neue Finanzmarktordnung – wo<br />

immer möglich – auf globaler Ebene koordiniert werden.<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Sicherung der Kreditfinanzierung durch angemessene staatliche Flankierung über Förderkredite und Bürgschaften.<br />

• Etablierung einer tragfähigen Risikoauffanglösung für private Kreditversicherer.<br />

• Direkter Ankauf von Industrieschuldverschreibungen durch die EZB.<br />

• Ausweitung der staatlich gedeckten Exportfinanzierung und Wiedereinführung der staatlichen Exportkreditversicherung für<br />

das kurzfristige Geschäft.<br />

• Nachbesserung von Basel II: Kein Markt, kein Marktteilnehmer, kein Finanzprodukt ohne angemessene Aufsicht und Regulierung;<br />

gleichzeitig Abmilderung der Prozyklizität des Aufsichtsregimes durch flexiblere Eigenkapitalregeln für Banken.<br />

• Globale Finanzaufsichtsstrukturen auf Basis enger Koordination und Kooperation der nationalen Aufsichtsbehörden.<br />

• Stärkere Rolle des IWF bei der Überwachung der Finanzmärkte; Schaffung eines »Frühwarnsystems« zur Risikoprävention<br />

an den Finanzmärkten.<br />

• Formelle Registrierung und Beaufsichtigung der Ratingagenturen; Gewährleistung ihrer Integrität, Unabhängigkeit und<br />

Transparenz.<br />

• Neuausrichtung der Anreiz- und Vergütungsstrukturen im Finanzsektor.<br />

• Weltweite Vereinheitlichung der Bilanzierungsregeln; Anpassungsbedarf bei der Fair Value-Bewertung in »inaktiven Märkten«.


30 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Freien Welthandel intensivieren – Protektionismus stoppen<br />

Die internationale Finanzmarktkrise und ihre unmittelbaren Auswirkungen<br />

auf die weltweite Konjunktur scheinen die Kritiker von Globalisierung<br />

und freiem Welthandel zu bestätigen. Tatsache ist allerdings auch,<br />

dass die weltwirtschaftliche Verflechtung in sehr vielen Ländern Wohlstand<br />

geschaffen und gerade <strong>Deutschland</strong> davon profitiert hat.<br />

Während sich die Welt globalisierte, in besonderer Intensität<br />

in den letzten 100 Jahren, hat sich der Austausch<br />

von Gütern und Kapital weltweit beschleunigt, und das<br />

trotz der Rückschläge durch die Weltkriege. Die Anzahl<br />

der Menschen auf der Erde hat sich in diesem Zeitraum<br />

von einer Milliarde auf sechs Milliarden mehr als versechsfacht.<br />

Die Lebensverhältnisse und der Wohlstand<br />

der Menschen verbesserte sich trotzdem im gleichen Zeitraum<br />

entscheidend: die Lebenserwartung erhöhte sich in<br />

den Entwicklungsländern von 30 auf 65 Jahre. Der Anteil<br />

der unterernährten Menschen in den Entwicklungsländern<br />

hat sich in den letzten 30 Jahren von 37 Prozent auf<br />

18 Prozent halbiert. Sogar die weltweite Ungleichheit hat<br />

sich – gemessen unabhängig von Ländergrenzen – zwischen<br />

1980 und 2000 deutlich reduziert. Tatsache ist auch,<br />

dass der Wohlstand gerade in den Ländern größer ist, die<br />

dem Freihandel und somit der Globalisierung der Märkte<br />

offener gegenüberstehen. Das gilt für das Einkommen pro<br />

Kopf, für das Wirtschaftswachstum und für die Lebenserwartung.<br />

Wie von Adam Smith vorausgesagt, hat sich im<br />

Zuge der weltweiten Ausdehnung der Märkte die Lebenssituation<br />

der meisten Menschen tatsächlich verbessert.<br />

Von der Globalisierung können alle Menschen profitieren.<br />

Einer der Hauptprofiteure der Globalisierung ist allerdings<br />

der Exportweltmeister <strong>Deutschland</strong>. In den vergangenen<br />

zehn Jahren haben sich die deutschen Warenexporte verdoppelt<br />

– diese grundsätzliche Entwicklung wird sich<br />

Exportquoten der 10 wirtschaftlich stärksten Länder<br />

Vereinigte Staaten<br />

China<br />

Japan<br />

Indien<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

Vereinigtes Königreich<br />

Russische Föderation<br />

Frankreich<br />

Brasilien<br />

Italien<br />

Spanien<br />

Mexiko<br />

Kanada<br />

Republik Korea<br />

Iran<br />

5<br />

8<br />

9<br />

9<br />

Anteil der Exporte am BIP (%)<br />

15<br />

17<br />

18<br />

18<br />

19<br />

20<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />

27<br />

26<br />

31<br />

35<br />

48<br />

Anteile wichtiger Zie<br />

Anteile wichtiger Z<br />

Quelle: Indexmundi<br />

Der Austausch von Gütern und Kapital hat sich weltweit beschleunigt – ebenso<br />

wie Wohlstand und Wirtschaftswachstum. Foto: <strong>BDI</strong>/fotolia (Günter Menzl)<br />

trotz der Finanzmarktkrise fortsetzen. 2008 hat der Wert<br />

des deutschen Exports die 1-Billion-Euro-Grenze überschritten.<br />

Der Exportanteil am deutschen BIP hat sich seit<br />

1993 verdoppelt, die Exportquote beträgt nun 47 Prozent.<br />

Mit einem Anteil von 1,2 Prozent an der Weltbevölkerung<br />

haben wir einen Anteil von rund 12 Prozent auf den Weltmärkten.<br />

Viele deutsche Unternehmen haben den Weltmarkt<br />

längst für sich erobert: die DAX-30-Unternehmen<br />

machen drei Viertel ihres Umsatzes im Ausland. Und gerade<br />

der deutsche Mittelstand ist zunehmend auf den Weltmärkten<br />

aktiv. So weist etwa der mittelständisch geprägte<br />

Maschinenbau Exportquoten von über 70 Prozent auf.<br />

Einzelne Unternehmen erreichen sogar einen Exportanteil<br />

von über 90 Prozent, etwa die Hersteller von Maschinen<br />

zur Verarbeitung von Textilien.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

31<br />

Allerdings wirken sich die mit der weltweiten Finanzkrise<br />

nachlassende Nachfrage, Finanzierungsprobleme und<br />

Unsicherheit an den Märkten negativ auf unsere Exporte<br />

aus. Ein besonderes Problem sind die zunehmenden protektionistischen<br />

Tendenzen: in zahlreichen Ländern hat<br />

die Bekämpfung der Krise zu Zollerhöhungen und Unterstützungsmaßnahmen<br />

für die heimische Wirtschaft<br />

enthalten. Russland erhöhte zu Jahresbeginn drastisch die<br />

Einfuhrzölle auf Neu- und Gebrauchtwagen, führte eine<br />

Maut für LKW aus der EU und Einfuhrzölle für Landmaschinen<br />

ein. Die Ukraine hat Importzölle um 13 Prozent<br />

angehoben. Die OECD veröffentlichte eine lange Liste mit<br />

ähnlichen Maßnahmen anderer Länder. Es droht eine Spirale<br />

der Abschottung, die das offene <strong>Deutschland</strong> und den<br />

weltweiten Wohlstand bedroht.<br />

Als Exportweltmeister ist <strong>Deutschland</strong> mehr als andere<br />

Länder vom Freihandel abhängig. Daher muss die weltweite<br />

Handels- und Investitionsfreiheit im Einklang mit<br />

den G-20-Vereinbarungen gesichert werden. Ein Durchbruch<br />

in der Doha-Runde noch in diesem Jahr wäre ein<br />

starkes Signal für den Freihandel und gegen Protektionismus.<br />

Offene Grenzen steigern den Warenaustausch zwischen Nachbarländern.<br />

Foto: <strong>BDI</strong>/fotolia (Ulrich Müller)<br />

geführt, die den Welthandel – und damit unsere Wertschöpfung<br />

– beeinträchtigen. So sind in dem amerikanischen<br />

Konjunkturprogramm in Höhe von knapp 800<br />

Milliarden US-Dollar »Buy-American«-Bestimmungen<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• G8/G-20-Prozess der globalen Zusammenarbeit in Wirtschaftsfragen vorantreiben.<br />

• In multilateralen Organisationen globale Recht- und Regelsetzung z.B. bei Standards und Normen intensivieren und einheitliche<br />

Anwendung sicherstellen.<br />

• WTO-Doha-Runde erfolgreich abschließen, künftig Verhandlungen beschleunigen, neue Themen (Verbot double pricing<br />

und Exportzölle) aufnehmen, Streitschlichtungsverfahren stärken.<br />

• In bilateralen EU-Freihandels- und Assoziierungsabkommen hohe Standards für Ursprungsregeln verankern, Zollrückvergütungen<br />

verbieten sowie Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse vereinbaren.<br />

• Handelspolitische Schutzinstrumente der EU zum Schutz gegen unfaire Praktiken stärken.<br />

• Regulatorische Zusammenarbeit im Transatlantic Economic Council ausbauen.<br />

• Mittelstandsgerechte Ausrichtung des außenwirtschaftlichen Förderinstrumentariums bei gleichzeitig angemessener Ausstattung<br />

der entsprechenden Etatansätze.<br />

• WTO-Beitritt Russlands beschleunigen, EU-Partnerschaftsabkommen mit wichtigen Nachbarn und Schwellenländern gezielt<br />

abschließen.


32 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Unternehmensteuerreform modernisieren, Leistungsträger entlasten<br />

Das Steuerecht muss in den Dienst von Wachstum und Beschäftigung<br />

gestellt werden. Ein Steuersystem, das Leistungsträger nicht durch überzogenen<br />

Zugriff entmutigt, ist dabei genauso wachstumsfördernd wie eine<br />

Unternehmensbesteuerung, die auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen Rücksicht nimmt.<br />

Die Besteuerung ist zu einem wesentlichen Wettbewerbsparameter<br />

in der globalen Standortkonkurrenz um anlagebereites<br />

Investitionskapital und mobiles, leistungsbereites<br />

Humankapital geworden. Das betrifft auch die Erbschaftsteuer,<br />

die den Familienunternehmen hohe Lasten aufbürden<br />

kann.<br />

Mit der Unternehmensteuerreform 2008 wurden zwar auf<br />

der einen Seite die Steuersätze deutlich abgesenkt. Auf<br />

der anderen Seite wird die derzeit für viele Unternehmen<br />

Exis tenz bedrohende Liquiditätsklemme durch eine Reihe<br />

steuerrechtlicher Vorschriften noch verstärkt. Dazu zählen<br />

insbesondere die neu eingeführten Regelungen zur<br />

Zinsschranke, die Ausweitung der gewerbesteuerlichen<br />

Hinzurechnungen, die steuerliche Behandlung von Funktionsverlagerungen<br />

und die Verschärfungen des Mantelkaufs.<br />

Wachstum und Beschäftigung müssen Leitziele der Unternehmensbesteuerung<br />

sein.<br />

Zinsschranke<br />

Die Zinsschranke wurde im Rahmen der Unternehmensteuerreform<br />

2008 eingeführt. Sie begrenzt den steuerlichen<br />

Abzug von unternehmerischen Finanzierungskosten.<br />

Die Regelung soll verhindern, dass in <strong>Deutschland</strong> erwirtschaftete<br />

Erträge durch Zinszahlungen an ausländische<br />

Konzerngesellschaften ins Ausland transferiert werden.<br />

Deshalb können Zinsen nur noch dann von der steuerlichen<br />

Bemessungsgrundlage abgezogen werden, wenn sie im<br />

Saldo 30 Prozent des nach den steuerlichen Vorschriften<br />

ermittelten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen<br />

(sog. steuerliches EBITDA) nicht überschreiten.<br />

Entgegen der Zielsetzung greift die Zinsschranke jedoch<br />

unabhängig davon, ob die Zinsen an einen Gesellschafter<br />

oder an fremde Dritte (z. B. eine Bank) gezahlt werden. Sie<br />

belastet deshalb auch notwendige Unternehmensfinanzierungen.<br />

Im Fokus der Regelung stehen aufgrund der Freigrenze<br />

von 3 Millionen € vor allem größere Unternehmen.<br />

Die drastischen Gewinneinbrüche, von denen zahlreiche<br />

Unternehmen im Zuge der andauernden Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise betroffen sind, mindern derzeit die Abzugsfähigkeit<br />

von Finanzierungsaufwendungen im Rahmen<br />

der Zinsschranke. Gleichzeitig haben sich die Finanzierungsaufwendungen<br />

aufgrund von Risikoaufschlägen und<br />

einem gestiegenen Fremdfinanzierungsbedarf erheblich<br />

erhöht. Ein Vielfaches der ursprünglich vorgesehenen<br />

Unternehmen ist durch diesen Zangengriff von der Zinsschranke<br />

betroffen. Sie belastet die ohnehin angespannte<br />

Liquiditätslage, beschleunigt die Krise und erschwert ihre<br />

Bewältigung. Kleine Korrekturen wie eine Erhöhung der<br />

Freigrenze reichen nicht aus, um die Krisenverschärfung<br />

abzumildern – viele Unternehmen trifft die Zinsabzugsbegrenzung<br />

weiterhin unvermindert.<br />

Darüber hinaus bringt auch die Besteuerung von Kosten<br />

bei der Gewerbesteuer wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen<br />

in eine zusätzliche Schieflage. Die vom Ertrag<br />

des Unternehmens unabhängigen Hinzurechnungen<br />

gezahlter Mieten, Pachten, Leasingraten und Zinsen<br />

erfordern Steuerzahlungen aus der Substanz. Die Wachstumsbasis<br />

der Unternehmen und damit letztlich der gesamten<br />

Volkswirtschaft wird auf diese Weise ausgehöhlt.<br />

Die Aussicht, durch den Mantelkauf Verlustvorträge nicht<br />

mehr oder nur noch eingeschränkt ansetzen zu können,<br />

macht es zudem ausgerechnet in der Krise unattraktiver,


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

33<br />

notleidende Unternehmen zu kaufen und zu sanieren.<br />

Der Gesetzgeber hat mit einer temporären Sanierungsausnahme,<br />

die Ihre Praxistauglichkeit erst noch beweisen<br />

muss, auf diese Kritik reagiert. Doch auch zukunftsgerechte<br />

Umstrukturierungen innerhalb eines Konzerns<br />

werden durch den Mantelkauf massiv behindert. Insbesondere<br />

hochinnovative Unternehmen leiden unter der<br />

Regelung. Hinzu kommen die allgemeinen Verlustverrechnungsbeschränkungen<br />

(Mindestbesteuerung), die ebenfalls<br />

eine Hypothek für zukünftiges Wachstum darstellen.<br />

Mehr Netto vom Brutto muss das<br />

leistungs- und wachstumsorientierte<br />

Ziel einer Einkommensteuerreform<br />

sein.<br />

steile Progression infolge des bestehenden »Tarifknicks«<br />

im linear-progressiven Einkommensteuertarif. Der aktuelle<br />

Tarifverlauf zeigt einen sogenannten Mittelstandsbauch,<br />

da der Grenzsteuersatz zu Beginn steil ansteigt, um<br />

dann immer flacher werdend in den Spitzensteuersatz zu<br />

münden. Mehr Netto vom Brutto muss das leistungs- und<br />

wachstumsorientierte Ziel einer Einkommensteuerreform<br />

sein. Gesunde Staatsfinanzen sind die Basis für eine zukunftsorientierte<br />

Steuer- und Wirtschaftspolitik. Die expansive<br />

Finanzpolitik darf nicht fortgesetzt werden. Die<br />

Staatsquote muss wieder zurückgeführt werden.<br />

Längst überfällig in <strong>Deutschland</strong> ist eine strukturelle<br />

Reform des Einkommensteuertarifs. Ein leistungsfreundlicher<br />

Einkommensteuertarif setzt Anreize zur<br />

Leistungserbringung und bietet so eine wichtige Voraussetzung<br />

für einen höheren Wachstumspfad. Durch<br />

die »kalte Progression« werden Einkommenszuwächse,<br />

selbst wenn sie nur die Kaufkraft erhalten und keinen<br />

realen Einkommenszuwachs mit sich bringen, von höheren<br />

Steuersätzen aufgezehrt. Die Tarifstufen werden<br />

nicht regelmäßig angepasst und in Relation zur Verbraucherpreisentwicklung<br />

überprüft. So entstehen »versteckte<br />

Steuererhöhungen«. Einer stärkeren Leistungsbereitschaft<br />

wird die Grundlage entzogen. Hinzu kommt die überproportionale<br />

Belastung mittlerer Einkommen durch die<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Zinsabzugsbegrenzung von 30 auf 50 Prozent des EBITDA erhöhen.<br />

• Ergebnisschwankungen durch den Vortrag von ungenutzten EBITDA-Potenzials nach italienischem Vorbild ausgleichen.<br />

• Zinsschranke nur in Gewinnsituationen anwenden (Verlustsperre).<br />

• Mantelkaufregelung durch Sanierungsausnahme und Konzern-Klausel ergänzen.<br />

• Doppelbesteuerung durch Besteuerung von Funktionsverlagerungen verhindern.<br />

• Leistungsbereitschaft durch regelmäßige inflationsbedingte Anpassung des Einkommensteuertarifs stärken.<br />

• Leistungsträger durch Abflachung des Tarifs und Beseitigung des »Mittelstandsbauchs« entlasten.<br />

• Familienunternehmen durch Nachbesserungen bei der Erbschaftsteuer entlasten.<br />

• Abbau der öffentlichen Verschuldung durch Ausgabenkonsolidierung und zügige Umsetzung der Schuldenbremse voranbringen.


34 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Infrastruktur ausbauen, nachhaltige Mobilität verwirklichen<br />

Leistungsfähige Infrastrukturen sind ein entscheidender Standortfaktor<br />

im globalen Wettbewerb. <strong>Deutschland</strong> verdankt einen wesentlichen Teil<br />

seines Wohlstands modernen, national wie international vernetzten Verkehrssystemen.<br />

Denn mit seiner exportorientierten Wirtschaft ist unser<br />

Land auf exzellente, erschwingliche und umweltverträgliche<br />

Mobilität und Logistik angewiesen. Gut ausgebaute<br />

Straßen, Schienen und Wasserstraßen, effiziente Flug-,<br />

See- und Binnenhäfen bilden das Rückgrat unserer Volkswirtschaft.<br />

Doch viele Jahre investierte <strong>Deutschland</strong><br />

deutlich zu wenig in die Verkehrswege: Wir leben von der<br />

Substanz. Engpässe in der Infrastrukturausstattung führen<br />

unweigerlich zu Wachstumseinbußen. Eine dauerhafte<br />

Stärkung staatlicher und privater Infrastrukturinvestitionen<br />

sichert Wohlstand.<br />

Deshalb muss eine auf langfristigen Wohlstand ausgerichtete<br />

Politik für die bedarfsgerechte Erhaltung, Modernisierung<br />

und den Ausbau der Verkehrswege Sorge<br />

tragen. Öffentliche Investitionen müssen streng nach<br />

Nutzen- Kosten-Kriterien, zum Beispiel in die Hinterlandanbindung<br />

der Seehäfen, und nicht nach politischem<br />

Proporz erfolgen. Und Investitionen müssen unabhängig<br />

von Schwankungen der öffentlichen Haushalte gesichert<br />

werden, etwa durch Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft<br />

(VIFG). Auch<br />

private Investitionen bilden eine wichtige Säule moderner<br />

Verkehrspolitik. Im internationalen Vergleich hinkt<br />

<strong>Deutschland</strong> hinterher. Die Potenziale innovativer Öffentlich-Privater<br />

Partnerschaften (PPP) müssen besser<br />

ausgeschöpft werden. PPP-Lösungen sollten konsequent<br />

eingesetzt werden, wenn ihre Vorteile in Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

nachgewiesen wurden.<br />

Trotz der Erfolge der Beschleunigungs- und Vereinfachungsgesetze<br />

dauern Planung und Genehmigung von<br />

Verkehrsprojekten zu lang. Die Verfahren müssen weiter<br />

beschleunigt werden, damit Wachstum stärkende<br />

Investitionen rasch umgesetzt werden können. Investitionshemmnisse,<br />

wie zum Beispiel die Rechts- und<br />

Planungsunsicherheit aufgrund der unvollständigen Umsetzung<br />

der Fluglärmnovelle, müssen unverzüglich beseitigt<br />

werden.<br />

Intelligente Verkehrssysteme bieten enorme Potenziale<br />

für unsere Mobilität von morgen. Für eine effizientere<br />

International vernetzte Verkehrssysteme sichern Wohlstand und Wachstum in <strong>Deutschland</strong>. Foto: <strong>BDI</strong>/plainpicture/Fancy @ Veer Inc.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

35<br />

Nutzung unserer Infrastruktur, für optimale Transportprozesse,<br />

für eine denkbar saubere, sichere und staufreie<br />

Mobilität. Deshalb kommt es heute darauf an, intelligente<br />

Verkehrssysteme konsequent einzuführen. <strong>Deutschland</strong><br />

kann doppelt profitieren. Denn moderne Telematikdienste<br />

und Verkehrs managementlösungen optimieren Logistik<br />

und Verkehr. Zugleich gehören deutsche Unternehmen<br />

dank innovativer Technologien zu den Vorreitern auf diesem<br />

wichtigen Zu kunftsmarkt. Das stärkt Wachstum und<br />

Beschäftigung am Standort <strong>Deutschland</strong>. Europaweit interoperable<br />

Anwendungen rasch und flächen deckend einführen:<br />

Das ist der Schlüssel für den Erfolg intelligenter<br />

Verkehrssysteme.<br />

Eine innovative Antriebstechnologie von morgen wird<br />

Elektromobilität sein. Sie steht in Ergänzung zur weiteren<br />

Optimierung der Verbrennungsmotoren, zur Entwicklung<br />

alternativer Kraftstoffe und zu Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeugen.<br />

Die Politik ist gefordert, die Anstrengungen der Wirtschaft<br />

für die Entwicklung und Anwendung innovativer<br />

Technologien zu unterstützen. Dabei kommt es auf wirksame,<br />

kosteneffiziente Instrumente an, wie zum Beispiel<br />

lärm- und emissionsabhängige Flughafenentgelte oder<br />

die emissionsabhängige Spreizung der Lkw-Mautsätze.<br />

Forschungsprogramme für nachhaltige Mobilität müssen<br />

stärker koordiniert und verlässlich fortgeführt werden.<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Bedarfsgerechte Investitionen in die Verkehrswege auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene durch dauerhaft ausreichende<br />

Mittelausstattung der Investitionshaushalte sicherstellen und private Verkehrsinvestitionen durch Öffentlich-Private<br />

Partnerschaften stärken (Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft VIFG durch direkte Zuweisung<br />

der Lkw-Maut-Einnahmen und begrenzte Kreditermächtigung).<br />

• Investitionen streng nach Nutzen-Kosten-Kriterien realisieren, Effizienzanreize in der Bewirtschaftung der Infrastrukturen<br />

setzen.<br />

• Planungs- und Genehmigungsverfahren im Verkehrswegebau weiter beschleunigen.<br />

• Die Bundesregierung sollte ein vollwertiges Flughafenkonzept für eine strategisch geplante, leistungs- und wettbewerbsfähige<br />

Flughafeninfrastruktur beschließen. Die ineffiziente, kostenträchtige Fragmentierung des europäischen Luftraums ist<br />

durch Schaffung des Single European Sky zu überwinden.<br />

• Nationales Hafenkonzept für einen koordinierten Ausbau der seewärtigen Zufahrten und Hinterlandanbindungen sowie für<br />

die Beseitigung von Kapazitätsengpässen in den Häfen verabschieden und umsetzen.<br />

• Sinnvolle und kosteneffiziente Anreize für verantwortungsvolle Mobilität – statt einseitiger Belastungen und weiterer Verteuerungen<br />

wie etwa durch die von der EU-Kommission vorgeschlagene »Internalisierung externer Kosten«.<br />

• Technologieoffene Förderung und Entwicklung von innovativen Antriebskonzepten und Kraftstoffen, insbesondere von<br />

Elektromobilität sowie stärker koordinierende Rolle der Bundesregierung beim 500-Millionen-Euro-Förderprogramm für<br />

Mobilität im Rahmen des Maßnahmenpakets II.<br />

• Intelligente Verkehrssysteme europaweit flächendeckend einführen, dazu auf nationaler Ebene insbesondere Rechtssicherheit<br />

für Mehrwertdienste-Plattform auf Basis von Informationen aus dem deutschen Lkw-Mautsystem schaffen, Frequenzvergabe<br />

für Car2x-Kommunikation zügig und diskriminierungsfrei regulieren und IKT-Lösungen bei Erhalt, Aus- und Neubau<br />

von Infrastrukturen berücksichtigen.


36 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz verbinden<br />

<strong>Deutschland</strong> ist Vorreiter im Klimaschutz. Klimaschutz-Technologien<br />

und -Produkte aus deutschen Unternehmen sind mit einem Anteil von<br />

16 Prozent führend auf den Weltmärkten.<br />

Unser Land hat seine Treibhausgasemissionen seit 1990<br />

um mehr als 21 Prozent gesenkt und damit schon heute<br />

sein äußerst ehrgeiziges Kyoto-Ziel erreicht. Den größten<br />

Anteil daran hat die deutsche Industrie. Sie bekennt sich<br />

zu ihrem Teil der Verantwortung im Klimaschutz. Dieser<br />

erscheint nicht deswegen in einem anderen Licht, weil wir<br />

in einer tiefgreifenden Krise der Finanzmärkte und der<br />

Weltwirtschaft stecken. Den Weg in eine »low carbon economy«<br />

müssen und wollen wir fortsetzen – und das nicht<br />

nur aus ökologischen Gründen. Eine nachhaltige Klimapolitik<br />

kann uns auch ökonomisch nach vorn bringen.<br />

Denn sie eröffnet neue Chancen für Wachstum und Beschäftigung<br />

am Standort <strong>Deutschland</strong>.<br />

Die Lösungskompetenz der deutschen Wirtschaft im Klimaschutz<br />

ist bereits 2007 mit der <strong>BDI</strong>-Studie »Kosten und<br />

Potentiale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen<br />

in <strong>Deutschland</strong>« eindrucksvoll bestätigt worden. Ihr zentrales<br />

Ergebnis: Die Klimaschutzziele bis 2020 können<br />

mit heute bereits vorhandenen Technologien erreicht werden:<br />

Eine Reduzierung von Treibhausgasen um 30 Prozent<br />

bis zum Jahr 2020 ist für <strong>Deutschland</strong> machbar. Dies gilt<br />

selbst bei extremen Energiepreisschwankungen, wie eine<br />

gerade vorgenommene Aktualisierung dieser Studie bestätigt<br />

hat.<br />

Kostenbelastung durch Auktionierung:<br />

Beispiel der Stahlindustrie<br />

in Mio. Euro *<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

Bis 2020 sollen 100 % der Zertifikate versteigert werden. Das ergibt Zusatzkosten<br />

in Höhe von 2,275 Mrd. €.<br />

Kosten bei einem linearen Anstieg des Versteigerungsanteils<br />

von 20 % = 2013 und 100 % = 2020<br />

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

* 2 t CO 2 /t Rohstahl, 35 Euro/t CO 2<br />

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

Klimastudie<br />

Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen<br />

in <strong>Deutschland</strong><br />

Stand: März 2009<br />

Die Aktualisierung der <strong>BDI</strong>-<br />

Klimastudie »Kosten und<br />

Potenziale der Vermeidung<br />

von Treibhausgasemissionen«<br />

bestätigt die Ergebnisse<br />

der Untersuchung<br />

aus dem Jahr 2007. Die<br />

neuen Berechnungen berücksichtigen<br />

die im Laufe<br />

des Jahres 2008 schwankenden<br />

Energiepreise. Das<br />

Ergebnis: Eine Reduzierung<br />

von Treibhausgasen um 30<br />

Prozent bis zum Jahr 2020<br />

ist für <strong>Deutschland</strong> mit bereits<br />

vorhandenen Technologien machbar. Investitionen in<br />

klimaschonende Technologien rechnen sich dabei unabhängig<br />

von möglichen Preisschwankungen auf den Energiemärkten.<br />

Die Studie finden Sie unter: www.bdi.eu/publikationen/<br />

Die starke Position der deutschen Unternehmen bei den<br />

Klimaschutztechnologien ist aber schon länger nicht unangefochten.<br />

Vor allem Schwellenländer werden zu Wettbewerbern<br />

auf den internationalen Märkten. Zunehmend<br />

konkurrieren deutsche Unternehmen auch auf dem inländischen<br />

Markt mit ausländischen Anbietern, die verstärkt<br />

nach <strong>Deutschland</strong> exportieren. Auch die Innovationsdynamik<br />

deutscher Unternehmen bei den grünen Technologien<br />

ist nicht unangefochten, wie die Entwicklung des deutschen<br />

Anteils an den einschlägigen Patentanmeldungen<br />

zeigt. Hinzu kommt aktuell, dass die weltweit aufgelegten<br />

Konjunkturpakete zum Teil beträchtliche »grüne« Anteile<br />

haben, was mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere Intensivierung<br />

des Wettbewerbs auch mit Industrieländern,<br />

allen voran den USA, nach sich ziehen wird.<br />

Die Erhaltung der Wettbewerbsposition der deutschen Unternehmen<br />

bei den »grünen« Technologien ist daher kein<br />

Selbstläufer, sondern sie muss konsequent gesichert werden.<br />

Dies ist in erster Linie eine Aufgabe der Unternehmen<br />

selbst. Aber wegen der hohen Bedeutung grüner Techno-


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

37<br />

logien für Wertschöpfung und Beschäftigung in <strong>Deutschland</strong><br />

ist die Sicherung der starken Position <strong>Deutschland</strong>s<br />

auch im strategischen Interesse einer wachstums- und<br />

beschäftigungsorientierten Innovations- und Wirtschaftspolitik.<br />

Dies umso mehr, als sich abzeichnet, dass unsere<br />

Wettbewerber ihre Position zunehmend mit gezielten<br />

staatlichen Programmen und Industriepolitiken zu verbessern<br />

trachten.<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Anreize müssen Investitionszyklen berücksichtigen. Die Politik in Berlin und Brüssel kann die Innovationskraft und Lösungskompetenz<br />

der deutschen Industrie viel besser im Interesse des Klimaschutzes nutzen, wenn sie ihre Hebel richtig ansetzt<br />

und nicht durch falsche Anreize Investitionszyklen künstlich verkürzt.<br />

• Auch energieintensive Industrien tragen viel zum Klimaschutz bei. Die Politik muss die Rahmenbedingungen so setzen,<br />

dass sie weiterhin in <strong>Deutschland</strong> produzieren können. Eine Verpflichtung, zusätzlich zu extrem anspruchsvollen Minderungszielen<br />

beim Emissionshandel CO 2<br />

-Zertifikate zu ersteigern, darf es nicht geben, so lange kein internationales Abkommen<br />

mit vergleichbaren Verpflichtungen für die Wettbewerber existiert.<br />

• Die Politik in Berlin und Brüssel muss die bei der Änderungsrichtlinie zum Emissionshandel noch offenen Fragen zu den<br />

Ausnahmeregelungen zügig klären, um schnellstmöglich Investitionssicherheit zu schaffen.<br />

• Wir brauchen ein level playing field im Klimaschutz. Die Bundesregierung muss sich dafür stark machen, dass ein internationales<br />

Klimaabkommen zustande kommt, welches internationale einheitliche Wettbewerbsbedingungen schafft. Das<br />

Post-Kyoto-Abkommen muss langfristige absolute Emissionsminderungsziele für die Industrieländer und Emissionsbegrenzungsziele<br />

für die Schwellenländer sowie klare Regelungen für den Technologietransfer enthalten. Zudem muss es Anreize<br />

für die Entwicklung und Verbreitung Klima schonender Technologien geben und den Clean Development Mechanism (CDM)<br />

weiterentwickeln.


38 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Ganzheitliches Energiekonzept realisieren<br />

Eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen ist einerseits<br />

unverzichtbare Voraussetzung für alle industriellen Wertschöpfungsprozesse,<br />

andererseits definieren die modernen Energietechnologien<br />

globale Märkte mit enormen Wachstumschancen.<br />

<strong>Deutschland</strong> nimmt die globalen energie- und klimapolitischen<br />

Herausforderungen aktiv an, wobei die deutsche<br />

Industrie eine Schlüsselrolle spielt. Sie bringt sich in langfristige<br />

Strategien ein, um den wachsenden Energiebedarf<br />

wirtschaftlich decken zu können und den Klimawandel<br />

wirksam begrenzen und bewältigen zu helfen. Mit der Erarbeitung<br />

innovativer Lösungen sind bedeutende Chancen<br />

für unser Land verbunden. Deutsche Unternehmen sind<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette Weltmarktund<br />

Innovationsführer in Energie- und Umwelttechnologien.<br />

Die Industrie hat schon in der Vergangenheit entscheidend<br />

dazu beigetragen, dass <strong>Deutschland</strong> große Fortschritte<br />

bei der Verbesserung der Energieeffizienz und<br />

die größten CO 2<br />

-Minderungen im Vergleich mit anderen<br />

Ländern erzielt hat. Aus einer Energieeinheit wird eine<br />

höhere Wertschöpfung als im EU-Durchschnitt oder in<br />

den USA erzeugt. Auch der spezifische Energieverbrauch<br />

Anteile der Energieträger an Kraftwerkskapazität und<br />

Bruttostromerzeugung 2007 (in Prozent)<br />

Kernenergie<br />

Braunkohle<br />

Steinkohle<br />

14<br />

14<br />

19<br />

22<br />

22<br />

24<br />

Erdgas<br />

Heizöl, Pumpspeicher<br />

und<br />

Sonstige<br />

Wasserkaraft,<br />

Biomasse<br />

und sonstige EE<br />

6<br />

7<br />

9<br />

12<br />

12<br />

16<br />

Anteil an der Kraftwerkskapazität<br />

von 142.800 MW<br />

Anteil an der Bruttostromerzeugung<br />

Windkraft<br />

7<br />

16<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Quelle: bdew<br />

Ein breiter Energiemix sichert die Energieversorgung.<br />

Foto: <strong>BDI</strong>/fotolia (Gabriele Rohde)<br />

der deutschen Industrie sinkt seit Jahren. Dieser Pfad muss<br />

fortgesetzt werden. Dabei sind die Ziele der Versorgungssicherheit,<br />

der Wirtschaftlichkeit und des Klimaschutzes<br />

endlich in einen angemessenen Ausgleich zu bringen.<br />

Insgesamt muss das Ziel der globalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

der gesamten deutschen Industrie stärker berücksichtigt<br />

werden. Die Höhe der Energiekosten und die<br />

politisch induzierten Belastungen auf dem Produktionsfaktor<br />

Elektrizität beeinträchtigen massiv die Attraktivität<br />

<strong>Deutschland</strong>s als Industriestandort. Im europäischen Vergleich<br />

liegt <strong>Deutschland</strong> beim Energiepreisniveau in der<br />

Spitzengruppe. Insbesondere stromintensive Unternehmen<br />

aus <strong>Deutschland</strong> haben erhebliche Wettbewerbsnachteile<br />

hinzunehmen, da ihren Konkurrenten in anderen<br />

europäischen Ländern häufig sehr viel niedrigere Strompreise<br />

eingeräumt werden.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

39<br />

Eine erfolgreiche Wachstumsstrategie für <strong>Deutschland</strong><br />

benötigt ein nachhaltiges und konsistentes energiepolitisches<br />

Gesamtkonzept. Obwohl mehrfach politisch angekündigt,<br />

fehlt ein solches Konzept bislang. Es soll nicht<br />

verkannt werden, dass die europäische und die deutsche<br />

Energie- und Klimapolitik einige entscheidende Weichenstellungen<br />

eingeleitet hat. Im Interesse der produzierenden<br />

Unternehmen und einer nachhaltigen Wachstumsstrategie<br />

in <strong>Deutschland</strong> muss die weitere Ausgestaltung dieser Politik<br />

jedoch wirtschaftspolitisch ausgewogener sein. Dass<br />

dies dringend notwendig ist, unterstreicht nicht zuletzt die<br />

sich in <strong>Deutschland</strong> abzeichnende Stromlücke sowie die<br />

unzureichende Modernisierung der Energieinfrastruktur.<br />

Hinzu kommt das Festhalten am Kernenergieausstieg, der<br />

Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Klimaverträglichkeit<br />

verschlechtert und wertvolles Technologie-<br />

Know-how austrocknen lässt.<br />

Ein höherer Wachstumspfad der deutschen Volkswirtschaft<br />

erfordert umfangreiche Investitionen in die Energieinfrastruktur.<br />

Damit diese Investitionen tatsächlich<br />

auch getätigt werden, bedarf es zum einen langfristig verlässlicher<br />

politischer Rahmenbedingungen. Zum anderen<br />

müssen Staat und Wirtschaft gemeinsam um die notwendige<br />

gesellschaftliche Akzeptanz für diese Investitionsvorhaben<br />

werben.<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungssicherheit und Umweltaspekte als gleichrangige energiepolitische Ziele in ein ganzheitliches<br />

Energie- und Klimakonzept einbringen.<br />

• Durch Kompetenzbündelung Energie- und Klimapolitik als Wirtschaftspolitik aus einer Hand gestalten.<br />

• Energieeffiziente Technologien als Schlüssel für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit identifizieren,<br />

ihre Umsetzung und Exportchancen unterstützen.<br />

• Staatlich induzierte Belastungen der Energiekosten der im internationalen Wettbewerb stehenden deutschen Industrie stärker<br />

begrenzen.<br />

• Voraussetzungen für einen breiten Energiemix schaffen: Energiebezugsquellen diversifizieren, strategische außenpolitische<br />

Flankierung der Bezugsquellen und Transportwege auf nationaler und europäischer Ebene vereinbaren, Kernenergieausstieg<br />

überdenken, Laufzeiten verlängern. Versorgungssicherheit durch Nutzung heimischer Energierohstoffe verbessern.<br />

• Energie- und klimapolitische Instrumente besser aufeinander abstimmen, insbesondere das Verhältnis von Erneuerbare Energien<br />

Gesetz und Emissionshandelssystem.<br />

• Kosteneffizienz und Technologieoffenheit zum Maßstab für energiepolitische Entscheidungen machen: Die <strong>BDI</strong>-Klimastudie<br />

von McKinsey unterstreicht, dass die CO 2<br />

-Vermeidungskosten das entscheidende Kriterium einer erfolgreichen Energieund<br />

Klimapolitik sind; die Politik sollte das Vermeidungskostenkriterium zur zentralen Grundlage ihrer Entscheidungen machen.<br />

• Europäischen Energiebinnenmarkt ausbauen, um Wettbewerbsintensität zu steigern; dabei insbesondere die Kapazitäten<br />

der grenzüberschreitenden Kuppelstellen erweitern.<br />

• Politische und gesellschaftliche Akzeptanz für energieeffiziente Technologien und notwendigen Netzausbau stärken.<br />

• Rahmenbedingungen für den Erhalt und Ausbau der Infrastrukturinvestitionen verbessern, u.a. Planungs- und Genehmigungsverfahren<br />

verkürzen.<br />

• Energieforschung intensivieren: Energieforschung muss technologieoffen angelegt und verstetigt werden; die Finanzierung<br />

der Forschung muss sowohl aus privaten als auch aus steuerlichen Mitteln erfolgen. Die staatlichen Forschungsmittel müssen<br />

dabei an das Niveau in konkurrierenden Wirtschaftsräumen angepasst werden.<br />

• CCS Technologien fördern und einen geeigneten rechtlichen Handlungsrahmen für die Fortleitung und Speicherung von<br />

CO 2<br />

kurzfristig schaffen, um den Energieunternehmen Planungs- und Investitionssicherheit zu ermöglichen.


40 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

Digitale Informationsgesellschaft verwirklichen, schnelles Netz für alle<br />

Die Informationswirtschaft hat sich zu einer der wichtigsten Wachstumsbranchen<br />

weltweit entwickelt. Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(IKT) sind Motor für Innovationen.<br />

IKT sind Querschnittstechnologien, die mittlerweile in<br />

nahezu allen Lebensbereichen Einzug gehalten haben und<br />

die zu einem wesentlichen Teil auch das Wachstum anderer<br />

Branchen treiben. Über 30 Prozent des BIP-Wachstums<br />

der vergangenen Jahre sind dem Einsatz hochmoderner<br />

IKT zu verdanken. Die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten<br />

deutschen Industrie im 21. Jahrhundert wird davon<br />

abhängen, dass Unternehmen ihre Produkte durch ITgestützte<br />

Prozesse effizienter und hochwertiger herstellen<br />

als in anderen Teilen der Welt. Voraussetzung dafür ist ein<br />

ehrgeiziger Ausbau der IKT-Infrastrukturen und die konsequente<br />

Stärkung intelligenter, vernetzter Anwendungen.<br />

Ein flächendeckender Ausbau der Breitbandnetze erfordert<br />

Investitionen von bis zu 50 Milliarden Euro. Schon<br />

durch Breitbandinvestitionen von 20 Milliarden werden<br />

volkswirtschaftliche Wertschöpfungseffekte von mehr als<br />

60 Milliarden Euro ausgelöst. Die Industrie ist bereit, diese<br />

Mittel zu investieren, wenn die politischen Rahmenbedingungen<br />

stimmen. Dadurch können bis 2014 über 400.000<br />

zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Allein in den Jahren<br />

2010 bis 2011 würde ein zusätzliches BIP-Wachstum von<br />

0,6 Prozent-Punkten ermöglicht. Gerade in ländlichen Regionen<br />

führt der Breitbandausbau zu kraftvollen Impulsen<br />

für Wachstum und Beschäftigung.<br />

Vernetzte IKT-Anwendungen der Informationsgesellschaft<br />

bieten auch Lösungen für wichtige gesellschaftspolitische<br />

Herausforderungen. Im Gesundheitswesen können vernetzte<br />

Systeme die medizinische Versorgung erheblich<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien sind Motor für Innovationen.<br />

Foto: <strong>BDI</strong>/photocase.de


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Politische Rahmenbedingungen<br />

41<br />

verbessern und zugleich mittelfristig Kosteneinsparungen<br />

von fünf Milliarden Euro bewirken. Auch im Bereich des<br />

Verkehrswesens und der Energieversorgung ermöglichen<br />

intelligente Vernetzungen deutliche Effizienzgewinne mit<br />

Internationale Breitbandverbreitungsgrade 2008<br />

(Breitbandanschlüsse pro 100 Haushalte)<br />

40 %<br />

35 %<br />

30 %<br />

25 %<br />

20 %<br />

15 %<br />

10 %<br />

5 %<br />

18,9 %<br />

19,1 %<br />

19,4 %<br />

20,4 %<br />

20,4 %<br />

20,8 %<br />

21,6 %<br />

23,0 %<br />

23,5 %<br />

23,6 %<br />

25,0 %<br />

26,1 %<br />

26,3 %<br />

26,4 %<br />

26,9 %<br />

27,3 %<br />

27,9 %<br />

30,5 %<br />

31,0 %<br />

31,2 %<br />

32,3 %<br />

32,7 %<br />

33,4 %<br />

35,7 %<br />

37,0 %<br />

nachhaltigen Effekten für die Umwelt. Elektronische Abläufe<br />

in der öffentlichen Verwaltung beschleunigen die<br />

Verwaltungsprozesse mit erheblichem Einsparpotenzial<br />

Anteile wichtiger Zielr<br />

für die Wirtschaft. Auch das Bildungswesen kann von interaktiven<br />

wichtiger Zielr und vernetzten Inhalten Anteile profitieren.<br />

Insgesamt bietet der konsequente, rasche Ausbau und Einsatz<br />

von IKT eine große Chance, gestärkt aus der Krise<br />

hervorzugehen. Es geht darum, den strukturellen Wandel<br />

jetzt voranzutreiben. Eine erfolgreiche, wertschöpfungsorientierte<br />

Wirtschaftspolitik muss darauf zielen, dass in<br />

<strong>Deutschland</strong> die politischen Rahmenbedingungen für die<br />

ITK-Branche sowie für den Einsatz von ITK optimiert werden.<br />

<strong>Deutschland</strong> kann sich zum Leitmarkt für vernetzte<br />

Anwendungen und innovative Spitzenprodukte entwickeln<br />

und damit den Wohlstand von morgen sichern.<br />

0 %<br />

Slowenien<br />

Irland<br />

Spanien<br />

Neuseeland<br />

Malta<br />

Österreich<br />

EU 27<br />

Japan<br />

Australien<br />

Estland<br />

USA<br />

Frankreich<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

Belgien<br />

Luxemburg<br />

UK<br />

Kanada<br />

Finnland<br />

Schweden<br />

Südkorea<br />

Island<br />

Schweiz<br />

Norwegen<br />

Niederlande<br />

Dänemark<br />

Quelle: COCOM; OECD<br />

Handlungsempfehlungen:<br />

• Der zügige Ausbau einer breitbandigen Vernetzung soll auf nationaler und europäischer Ebene höchste politische Priorität<br />

genießen.<br />

• Von Seiten der Bundesländer sind Frequenzen, die durch die Umschaltung auf digitale Übertragungstechnik frei werden<br />

(»Digitale Dividende«), umfänglich für breitbandige Dienste bereit zu stellen. Das Frequenzvergabeverfahren ist unter Mitwirkung<br />

aller Beteiligten schnellstmöglich durchzuführen.<br />

• Auf europäischer Ebene müssen Modelle einer fairen Risikoteilung beim Glasfaserausbau greifen können. Anreize für<br />

private Investitionen sollten in der EU-Regulierung stärkere Beachtung finden. Tendenzen einer Verlagerung von TK-<br />

Regulierungskompetenzen auf die EU sind nicht zielführend.<br />

• Die Bundesregierung und die Industrie halten an den Zielen einer flächendeckenden Breitbandversorgung von einem Megabyte<br />

pro Sekunde bis zum Jahre 2010 (50 Megabyte bis 2018) fest.<br />

• Die Politik muss das Ziel einer Rückführung der sektorspezifischen Regulierung in das allgemeine Wettbewerbsrecht im<br />

Blick halten. Staatliche Eingriffe in die Mobilfunkregulierung müssen überprüft und mittelfristig aus der Regulierung entlassen<br />

werden.<br />

• Für IKT-Anwendungen soll der Staat eine Vorreiterrolle einnehmen. Die öffentliche Verwaltung muss durch multimediale Vernetzung<br />

auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene für Wirtschaft und Bürger einfacher, schneller und kostengünstiger<br />

werden. In der Bildung sollen staatliche Investitionen in die Infrastruktur auch die Ausstattung mit zeitgemäßer IT umfassen.<br />

• Staat und Wirtschaft müssen gemeinsam Strategien für eine Kultur des Vertrauens und der Sicherheit in die Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien entwickeln, um die Akzeptanz von neuen Technologien grundsätzlich zu verbessern.<br />

• Die Konvergenz von Medien, Rundfunk und Endgeräten durch die Digitalisierung muss durch grundlegende Reformen der<br />

Medienordnung nachvollzogen werden. Hier sind insbesondere die Bundesländer aufgerufen, das Regulierungsniveau unter<br />

Bündelung der Medienaufsicht zurückzuführen und Rechtsklarheit zu schaffen.


www.land-der-ideen.de<br />

<strong>Deutschland</strong> –


Land der Ideen


44 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>BDI</strong>-Drucksache Nr. 426<br />

ISSN: 0407-8977<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (<strong>BDI</strong>)<br />

Breite Straße 29<br />

D-10178 Berlin<br />

T: 030 2028-0<br />

www.bdi.eu<br />

Gesamtredaktion:<br />

Dr. Hans-Joachim Haß,<br />

Abteilungsleiter Wirtschafts- und Industriepolitik<br />

Telefon: 030 2028-1591<br />

E-Mail: h.hass@bdi.eu<br />

Dr. Juri Schudrowitz,<br />

Abteilung Wirtschafts- und Industriepolitik<br />

Telefon: 030 2028-1592<br />

E-Mail: j.schudrowitz@bdi.eu<br />

Verlag:<br />

Industrie-Förderung GmbH, Berlin<br />

Fotos:<br />

Cover: links – <strong>BDI</strong>/fotolia (anbk)<br />

mitte – <strong>BDI</strong>/plainpicture/Fancy @ Veer Inc.<br />

rechts – <strong>BDI</strong>/Haß<br />

S. 3: <strong>BDI</strong>/Kruppa<br />

Graphik und Layout:<br />

Konzept: Factor Design<br />

Umsetzung: DCM – Druck Center Meckenheim<br />

Druck:<br />

DCM Druck Center Meckenheim GmbH<br />

www.druckcenter.de<br />

Stand:<br />

Juni 2009


Der <strong>BDI</strong> und seine 36 Mitgliedsverbände<br />

stehen für rund 100.000 Unternehmen<br />

und acht Millionen Beschäftigte.<br />

Gemeinsam erwirtschaften Unternehmer,<br />

Manager und Mitarbeiter mehr als ein<br />

Viertel des deutschen Bruttoinlandsproduktes.


<strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong><br />

stärken<br />

Unternehmerische Strategien


<strong>Industrieland</strong><br />

<strong>Deutschland</strong><br />

stärken<br />

Unternehmerische Strategien


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Vorwort<br />

3<br />

Vorwort<br />

Aus der Krise in die Wachstumsoffensive –<br />

Wirtschaft und Politik als Wachstumspartner<br />

Die Finanzkrise hat die Strukturen der Weltwirtschaft<br />

grundlegend verändert. Nach dem Einbruch der Konjunktur<br />

stehen volkswirtschaftliche Paradigmen und<br />

Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand. Strukturelle Schwächen,<br />

die durch den Höhenflug der letzten Jahre verdeckt<br />

wurden, kommen voll zum Tragen. Umso wichtiger ist<br />

es mit Blick auf den nächsten Aufschwung, nicht in alte<br />

Bahnen zurückzufallen. Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen<br />

und unternehmerische Strategien sind neu<br />

zu überdenken. Die Wirtschaft steht vor einem Scheideweg<br />

zwischen langjähriger Statik und einem neuen, dynamischen<br />

Bewegungsraum.<br />

Wirtschaft und Politik sind in diesem Sinne Wachstumspartner.<br />

Im Folgenden werden fünf unternehmerische<br />

Strategien vorgestellt, mit denen sich Wachstumsprozesse<br />

auf der Unternehmensebene stimulieren lassen. Im Zusammenwirken<br />

mit den richtigen wirtschaftspolitischen<br />

Rahmensetzungen kann ein höherer Wachstumspfad für<br />

die deutsche Volkswirtschaft zur Wirklichkeit werden.<br />

Innovation spielt dabei eine besondere Rolle. Gegenwärtig<br />

stehen zahlreiche Technologien auf dem Prüfstand der<br />

Wissenschaft und Praxis, die das Marktumfeld grundlegend<br />

verändern werden. Eine flexible und offene Unternehmenskultur<br />

schafft die Voraussetzung für Innovation<br />

und kommerziellen Erfolg. Gleichzeitig müssen Unternehmen<br />

nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen<br />

Wandels Talent-Management zur Priorität<br />

machen: Nur hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter<br />

können ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern.<br />

Immer wichtiger werden deshalb Themen wie Mitarbeiterführung,<br />

Weiterbildung innerhalb und außerhalb des Unternehmens<br />

sowie die Nutzung des Erfahrungspotenzials<br />

älterer Mitarbeiter.<br />

Auch weltweites Agieren bleibt ein grundlegender Bestandteil<br />

unternehmerischen Erfolgs. Jedoch werden<br />

internationale Beziehungsnetze immer komplexer. Insbesondere<br />

Fragen zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung<br />

prägen das Bild. Um die sich bietenden Chancen<br />

erfolgreich zu nutzen, sollten Unternehmen das Thema<br />

Risikomanagement grundlegend in ihre Strukturen und<br />

Prozesse einbinden und mit verantwortungsbewusster<br />

Führung, gelebter Transparenz und nachhaltiger Kontrolle<br />

sicher in die Zukunft steuern.<br />

Prof. Dr. Wolfgang Grewe<br />

Sprecher der Geschäftsführung Deloitte <strong>Deutschland</strong>


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Inhalt<br />

5<br />

Inhalt<br />

Vorwort<br />

Aus der Krise in die Wachstumsoffensive – Wirtschaft und Politik als Wachstumspartner .....................................................03<br />

Deloitte in <strong>Deutschland</strong> ...........................................................................................................................................................................07<br />

Unternehmerische Strategien<br />

Innovation fördern und erfolgreich umsetzen .....................................................................................................................................10<br />

Mit neuen Strategien auf neuen Märkten erfolgreich sein.................................................................................................................12<br />

Talente gewinnen, binden und weiterbilden .........................................................................................................................................14<br />

Chancen der Globalisierung nutzen .......................................................................................................................................................17<br />

Verantwortung in Führung und Kontrolle gewährleisten .................................................................................................................20<br />

Impressum...................................................................................................................................................................................................24


Als Folge der Krise stehen<br />

volkswirtschaftliche Paradigmen<br />

und Geschäftsmodelle auf dem<br />

Prüfstand.<br />

Unternehmen müssen sich neu<br />

orientieren, um vom nächsten<br />

Aufschwung profitieren zu<br />

können. Besser und nachhaltiger<br />

wachsen lautet die Devise.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Deloitte in <strong>Deutschland</strong><br />

7<br />

Deloitte in <strong>Deutschland</strong><br />

Deloitte erbringt Dienstleistungen aus den Bereichen<br />

Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate<br />

Finance. Mit einem Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften<br />

in 140 Ländern verbindet Deloitte erstklassige<br />

Leistungen mit umfassender regionaler Marktkompetenz<br />

und verhilft so Kunden in aller Welt zum Erfolg. »To be the<br />

Standard of Excellence« – für die 165.000 Mitarbeiter von<br />

Deloitte ist dies gemeinsame Vision und individueller Anspruch<br />

zugleich. In <strong>Deutschland</strong> betreut Deloitte mit 4.200<br />

Mitarbeitern in 18 Niederlassungen seit mehr als 100 Jahren<br />

Unternehmen und Institutionen jederRechtsform und<br />

Größe aus allen Wirtschaftszweigen.<br />

Die Mitarbeiter von Deloitte haben sich einer Unternehmenskultur<br />

verpflichtet, die auf vier Grundwerten basiert:<br />

erstklassige Leistung, gegenseitige Unterstützung, absolute<br />

Integrität und kreatives Zusammenwirken. Sie arbeiten in<br />

einem Umfeld, das herausfordernde Aufgaben und umfassende<br />

Entwicklungsmöglichkeiten bietet und in dem jeder<br />

Mitarbeiter aktiv und verantwortungsvoll dazu beiträgt,<br />

dem Vertrauen von Kunden und Öffentlichkeit gerecht zu<br />

werden.


10 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

Unternehmerische Strategien<br />

Innovation fördern und erfolgreich umsetzen<br />

Innovation ist die Keimzelle für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Das gilt auch – und gerade – in Zeiten der Krise. Jetzt müssen Zukunftsperspektiven<br />

identifiziert und Megatrends genutzt werden.<br />

Doch ist das Hervorbringen und Realisieren durchschlagender<br />

Innovation kein Zufall – es bedarf einer flexiblen<br />

und offenen Unternehmenskultur, damit neue Ideen auch<br />

kommerziellen Markterfolg nach sich ziehen. Dabei geht<br />

es nicht nur um Produkt- und Prozessneuentwicklungen.<br />

Die Erfolge der Zukunft werden zunehmend auf institutioneller<br />

Innovation basieren.<br />

Marktorientierte Produktinnovation – Entwicklungen<br />

erfolgreich umsetzen<br />

Die Innovationsgeschwindigkeit grundlegender Neuentwicklungen<br />

ist in den vergangenen 250 Jahren stetig gestiegen.<br />

Produktlebenszyklen – die Zeitspanne von der<br />

Produktidee über Produktentwicklung und serielle Fertigung<br />

bis zum Verschwinden des Produktes vom Markt<br />

– haben sich, nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden<br />

Einzugs der Elektronik in nahezu alle Produkte, drastisch<br />

verkürzt. Für Unternehmen ist es daher essenziell, Produktinnovationen<br />

nicht nur voranzutreiben, sondern diese<br />

auch schnell in marktfähige Produkte umzusetzen.<br />

Doch wie wird sichergestellt, dass Innovationen auch<br />

kommerzielle Erfolge nach sich ziehen? Die Wahrscheinlichkeit,<br />

bahnbrechende neue Konzepte zu generieren,<br />

steigt erheblich, wenn nicht nur das gesamte Unternehmen<br />

in die Ideenfindung eingebunden wird, sondern auch Kunden,<br />

Lieferanten und die externe Forschung. Ein effektiver<br />

Innovationsprozess betrachtet äußere Faktoren und analysiert<br />

deren wirtschaftlichen Wert gegenüber den Markterwartungen,<br />

um dann vielversprechende Ideen schnell zu<br />

entwickeln und umzusetzen. Denn Innovation an sich<br />

reicht nicht aus, um Unternehmen erfolgreich zu machen.<br />

Entscheidend ist, dass sich das neue Produkt oder die neue<br />

Dienstleistung im Konkurrenzkampf durchsetzen kann<br />

und kommerzielle Erfolge erzielt. Unternehmen legen die<br />

Basis für profitable Innovationen durch eine Unternehmenskultur,<br />

die sich auszeichnet durch:<br />

• Durchblick: Gute Übersicht über die gesamte Wertschöpfungskette,<br />

unterstützt durch Informationen über<br />

Produktrentabilität, Produktions- und Distributionskosten<br />

sowie die Fähigkeit, Zukunftsszenarien zu<br />

modellieren.<br />

• Flexibilität im Bereich Produktdesign und -plattformen,<br />

die eine schnelle Modifizierung des Produktangebots<br />

zulässt, um Marktnachfragen zu befriedigen, sowie Flexibilität<br />

im Supply Chain Management, um Produktionslasten<br />

und -volumina sowie den Produktmix schnell<br />

anzupassen.<br />

• Offenheit: Aufgeschlossenheit gegenüber Kunden und<br />

Lieferanten, um Produktanforderungen festzustellen<br />

und neue Komponenten und Materialien zu entwerfen.<br />

• Technologieeinsatz: Nutzung hochentwickelter Technologien<br />

für das Product Lifecycle Management (PLM),<br />

Produktdatenmanagement (PDM), Customer Relationship<br />

Management (CRM) sowie Advanced Planning<br />

and Scheduling (APS).<br />

Innovationsprozess: Verknüpfung der Einzelteile<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Intellektuelles<br />

Kapital<br />

Ideengenerierung<br />

Marktuntersuchung<br />

Quelle: Deloitte<br />

Anpassung an mögliche Marktveränderungen<br />

basierend auf dem Innovator´s Solution Framework<br />

5 6 7<br />

Integration,<br />

Projektentwicklung<br />

& Implemen-<br />

oder<br />

Finanzierung<br />

Abspaltung<br />

tierung<br />

Aufgabe<br />

Gewinn/Produktivitätsverbesserungen<br />

Führung/Kultur<br />

Darüber hinaus haben erfolgreiche Unternehmen formalisierte<br />

Prozesse und Systeme, die die Entwicklung und<br />

Umsetzung von Ideen fördern und unterstützen. Sich das<br />

Ziel zu setzen, Produktinnovation als Wachstumsmotor<br />

zu nutzen, ist einfach. Es gewinnbringend zu erreichen,<br />

jedoch nicht. Denn dazu braucht es ein tiefes Verständnis<br />

der Herausforderungen und Chancen sowie die nötigen<br />

Ressourcen. Betriebliche Prioritäten und Kapazitäten<br />

müssen an der Wachstumsstrategie ausgerichtet sein.<br />

1<br />

Anteile wichtiger Zie<br />

Anteile wichtiger Z


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

11<br />

Institutionelle Innovation – Keimzelle von Wachstum und<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Wir leben heute in einer Welt, in der sich Infrastruktur, Institutionen,<br />

Identitäten, Methoden und Beziehungen kontinuierlich<br />

neu gestalten. Um in dieser Umwelt erfolgreich<br />

zu sein, müssen Unternehmen schnell agieren. Das bedeutet,<br />

dass sie den Ideenfindungsprozess über das zu eng<br />

gefasste Konzept der Produktinnovation hinaus ausweiten<br />

müssen. Vor dem Hintergrund kürzerer Produktlebenszyklen<br />

und Märkte, die in eine endlose Reihe kleiner Nischen<br />

zerfallen, verläuft ausschließliches Wachstum durch<br />

neue Produkteinführungen sehr schnell im Sande.<br />

Prozessinnovation kann längerfristige Gewinne abwerfen.<br />

Dennoch werden auch hier die Prozesslebenszyklen<br />

kürzer angesichts der sich rapide verändernden wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen. In der heutigen hoch<br />

vernetzten Welt können Prozesse leicht kopiert werden.<br />

Die Fähigkeit, mehr Wert durch Prozesslernen zu generieren,<br />

endet schnell in der Realität rückläufiger Erträge, die<br />

aus dem Erfahrungskurvenkonzept bekannt ist: Immer<br />

mehr Aufwand muss betrieben werden, um den gleichen<br />

Grad an Leistungsverbesserung hervorzubringen.<br />

Innovationen entstehen nicht von allein. Unverzichtbar<br />

sind institutionelle Strukturen und Prozesse, die Entwicklungen<br />

überhaupt erst ermöglichen. In diese Strukturen<br />

und Prozesse müssen neben den eigenen Mitarbeitern<br />

auch externe, außerhalb des Unternehmens stehende Wissensträger<br />

eingebunden werden, die ein eng verwobenes<br />

Netzwerk bilden. Dieses Netzwerk bildet die Grundlage<br />

der institutionellen Innovation. Der Nährboden für Innovation<br />

wird dabei zunehmend durch skalierbares, institutionsübergreifendes<br />

Lernen geschaffen, das sich mit der<br />

Zahl der partizipierenden Wissensträger verstärkt. Dies<br />

wiederum führt zu ergiebigerer und stabilerer Produktund<br />

Prozessinnovation und letztendlich zu der Flexibilität<br />

und Agilität, die Unternehmen brauchen, um sich in einer<br />

Welt schnell verändernder Präferenzen zu behaupten. Dabei<br />

kommt es darauf an, produktivere Wege zu suchen, um<br />

Talente aufzuspüren und Beziehungen aufzubauen, die effektives<br />

Lernen über das Unternehmen hinaus fördern. Es<br />

gibt einige organisatorische Prinzipien, die Unternehmen<br />

helfen können, Lernprozesse zu beschleunigen und institutionelle<br />

Innovation zu fördern:<br />

• Wissensnetze: Neue Erkenntnisse und neues Wissen<br />

steigen mit dem Grad der kognitiven Diversität. Das bedeutet,<br />

institutionelle Maßnahmen so zu steuern, dass<br />

sie über das eigene Unternehmens hinausgehen. Notwendig<br />

ist der Zugang zu einem vielfältigen Fundus an<br />

Expertenwissen und Erfahrungen. Dabei müssen langfristige,<br />

auf Vertrauen basierende Beziehungen wachsen<br />

– ein nicht einfaches Unterfangen, denn Diversität führt<br />

oft zu Missverständnissen und Misstrauen. Innovative<br />

institutionelle Maßnahmen können diesen Prozess unterstützen.<br />

• Modulare und kollektive Entscheidungsfindung:<br />

Starre Aktionspläne schränken die Möglichkeit des Experimentierens<br />

stark ein. Ein modulares Konzept unterschiedlicher<br />

Unternehmensbereiche mit gut definierten<br />

Schnittstellen schafft mehr Raum für dezentralisierte<br />

Innovation und Lernen. Wenn jedoch der Entscheidungsfindungsprozess<br />

in selbstverwaltete Einheiten<br />

verteilt wird, ist es zugleich wichtig, Konfliktlösungsund<br />

Eskalationspläne abzuklären. So kann sichergestellt<br />

werden, dass erforderliche Maßnahmen über die<br />

Geschäftseinheiten hinweg zeitnah ergriffen werden<br />

können.<br />

• Reputationsmechanismen und Feedbackschleifen:<br />

Je weitreichender das interne und externe Beziehungsnetz<br />

eines Unternehmens ist, desto schwieriger ist es,<br />

das komplette Angebot verfügbarer Erfahrung und<br />

Know-how zu überschauen. Reputationsmechanismen<br />

verbessern den Überblick und stellen gleichzeitg auch<br />

einen Anreiz zur Mitarbeit dar. Performance-Measurement-Systeme<br />

und Feedbackschleifen helfen allen Beteiligten<br />

im Innovationsnetz, ihre Arbeit zu reflektieren<br />

und ihre Leistung zu steigern.<br />

• Anreizstrukturen: Zu starke Fokussierung auf kurzfristige<br />

finanzielle Anreize untergräbt die Fähigkeit,<br />

Vertrauen zu fassen und langfristig zu denken. Entlohnungskonzepte<br />

sollten deshalb ausgeweitet und mit<br />

nicht-finanziellen Aspekten – zum Beispiel mit Konzepten<br />

zu Talententwicklung – angereichert werden. Das<br />

ermutigt Mitarbeiter, mehr in Gemeinschaftsprojekte<br />

zu investieren.<br />

Die Perspektive der institutionellen Innovation geht über<br />

die Idee der sogenannten Open Innovation hinaus, die<br />

hauptsächlich darauf abzielt, durch Inanspruchnahme<br />

von Dritt-Ressourcen Produktentwicklungen zu unterstützen.<br />

Institutionelle Innovation umfasst alle wichtigen<br />

Betriebsprozesse des Unternehmens von Supply Chain<br />

Management und Produktinnovation bis zu Customer<br />

Relationship Management. Sie beruht auf dem Aufbau<br />

skalierbarer und langfristiger, vertrauensbasierter Beziehungen,<br />

die das Lernen auf allen Seiten beschleunigen<br />

kann. Unternehmen, die diese Herausforderung meistern,<br />

werden die nächste Welle des Wachstums anführen.


12 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

Mit neuen Strategien auf neuen Märkten erfolgreich sein<br />

Die Errungenschaften des letzten Jahrhunderts waren stark auf Produktivitätssteigerungen<br />

ausgerichtet und beruhten vor allem auf Produktund<br />

Prozessinnovationen. Mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit zeichnet<br />

sich ab, dass die nächste Innovationswelle in eine andere Richtung gehen<br />

muss: neben Produkten und effizienteren Prozessen sind Ideen für neue<br />

Geschäftsmodelle gefragt.<br />

Die wegweisenden Unternehmen gestalten dabei selbst<br />

neue Märkte und unterstützen den Prozess der Innovation<br />

durch das gezielte Vernetzen mit externen Ideenträgern aus<br />

Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Zunehmend<br />

verschwimmen auch die Grenzen zwischen Industrien.<br />

Shaping Strategy – Aktive Gestaltung des Marktumfelds<br />

In einer Welt, die gravierenden und immer schnelleren<br />

Veränderungen unterworfen ist, können Unternehmen,<br />

die diese Veränderungen mit gestalten, enorme Wettbewerbsvorteile<br />

erzielen. Eine sogenannte Shaping Strategy<br />

oder Gestaltungsstrategie ist nichts weniger als der Versuch,<br />

die Wettbewerbsbedingungen für einen Marktsektor<br />

neu zu definieren. Ist der Versuch erfolgreich, verschafft er<br />

allen, die die neuen Bedingungen rechtzeitig annehmen,<br />

Vorteile. Einige Unternehmen reformieren Märkte und<br />

Branchen durch M&A-Strategien und erreichen so neue<br />

Skalen- und Synergieeffekte. Disruptive Innovationen<br />

(»zerstörerisch« werden sie deshalb genannt, weil sie neue<br />

Regeln im Wettbewerb einer Branche aufstellen) verändern<br />

Märkte ebenfalls. Diese Strategien erfordern hohen<br />

Kapitaleinsatz und bergen große Risiken – wobei Erfolg<br />

vorerst nur für das gestaltende Unternehmen zu ernten ist.<br />

Eine erfolgreiche Shaping Strategy bedarf neben dem gestaltenden<br />

Unternehmen weiterer Marktteilnehmer, die<br />

sich aktiv, insbesondere durch Investitionen, an der Umgestaltung<br />

der Marktbedingungen beteiligen. Zu den Beispielen<br />

erfolgreicher Shaping Strategies zählt Malcolm<br />

McLeans Einführung des Standardcontainers in der<br />

Schifffahrt, die ohne eine Adaption durch weitere Netzwerkteilnehmer<br />

(Häfen, Bahn, LKW) nicht erfolgreich<br />

gewesen wäre. Auch Microsoft und Intels Revolutionierung<br />

des PC-Marktes oder jüngst der Einfluss von Google<br />

auf das Anzeigengeschäft, von Facebook auf soziale Netzwerke<br />

und Salesforce.com auf Unternehmenssoftware sind<br />

Beispiele für erfolgreiche Shaping Strategies. Sie haben<br />

globale Ökosysteme geprägt und dadurch Branchen und<br />

Märkte grundlegend verändert.<br />

Eine erfolgreiche Shaping Strategy involviert drei in<br />

Wechselbeziehung stehende Elemente: eine gestaltende<br />

Sichtweise (»View«), die bei der Ausrichtung der Teilnehmer<br />

hilft; eine Gestaltungsplattform (»Platform«), die<br />

Hebelkraft bereitstellt; und spezifische Gestaltungshandlungen<br />

(»Action«), die die Teilnehmer davon überzeugen,<br />

dass das gestaltende Unternehmen es ernst meint und die<br />

Gestaltungsmaßnahmen zuwege bringen kann. Diese drei<br />

Elemente wirken zusammen in Unterstützungs- und Feedback-Schleifen<br />

und helfen Gestaltern, schnell die entscheidende<br />

Menge von Teilnehmern zu mobilisieren.<br />

Eine Shaping Strategy erfordert hohe Risikobereitschaft<br />

und ein einzigartiges Verständnis des Unternehmensumfelds,<br />

sowohl auf Mikro- als auch auf Makroebene. Gestaltende<br />

Unternehmen benötigen außerdem Manager,<br />

die diese Sichtweisen intern und extern überzeugend vertreten,<br />

stabile Gestaltungsplattformen aufbauen und Beziehungen<br />

mit einer großen Anzahl externer Teilnehmer<br />

koordinieren können.<br />

Netzwerke – Neue Wege der Zusammenarbeit<br />

Mit wachsenden Anforderungen und dem Anspruch auf<br />

immer spezifischeres Expertenwissen passieren viele Innovation<br />

heute nicht mehr ausschließlich innerhalb eines<br />

Unternehmens, sondern verstärkt zwischen verschiedenen<br />

Unternehmen und in weiten Netzwerke. Der Zugang zu<br />

externen Fertigkeiten ist unabkömmlich. Netzwerke beinhalten<br />

Geschäftsbeziehungen mit Dritten, die sich durch<br />

Zusammenarbeit und Interdependenz auszeichnen. Risiko<br />

und Gewinn werden geteilt. Der Schwerpunkt der Definition<br />

liegt dabei auf dem Inhalt der Beziehung, nicht deren<br />

Form. Was wie eine klassische Kunden- oder Lieferantenbeziehung<br />

erscheint, könnte inhaltlich einer Allianz oder<br />

Kooperation gleichkommen. Die Treiber für Wertschöpfung<br />

in Netzwerken sind mannigfach:


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

13<br />

Vom traditionellen Geschäftsmodell zum Unternehmensnetzwerk<br />

Traditionelles Geschäftsmodell – das Unternehmen steht im<br />

Zentrum des Geschäftsumfelds<br />

Erweitertes Geschäftsmodell – das Unternehmen ist Teil eines<br />

weiten Netzwerks<br />

Anteile w<br />

Anteile<br />

Andere Drittbeziehung<br />

Company<br />

Company<br />

Allianzen und<br />

Partnerschaften<br />

Erweitertes Geschäftsmodell<br />

Quelle: Deloitte<br />

• Zugang zu knappen Fähigkeiten und Ressourcen (auch<br />

Finanzkapital)<br />

• Wege zu neuen Märkten und Erschließung neuer Technologien<br />

• Skaleneffekte, Kostenreduktion und Risikominimierung<br />

• Plattformen zur Problemlösung und Ideenfindung<br />

Wenn Netzwerke richtig organisiert werden, können sie<br />

eine Plattform für Wachstumssteigerung und Innovation<br />

darstellen. Die Kernfrage ist, wie gut das Unternehmen die<br />

Strategie umsetzen kann. Um das erweiterte Unternehmensmodell<br />

effektiv zu managen, muss der traditionelle<br />

Ansatz von Wertschöpfung und Risikomanagement modifiziert<br />

werden. Es sind externe Parteien involviert, für die<br />

andere kulturelle Werte und Normen gelten können.<br />

• Strategie und Organisation: Kooperationen muss das<br />

gleiche Maß an Unterstützung durch die Unternehmensführung<br />

zukommen wie beispielsweise Akquisitionen.<br />

Eine effektive Kooperation wird von oben geführt<br />

und ergänzt die Geschäftsstrategie. Es muss Klarheit<br />

darüber herrschen, welche Kernkompetenzen durch die<br />

Allianz freigesetzt oder zugänglich gemacht werden.<br />

• Geschäftsprozess: Um Probleme zu vermeiden, sollte es<br />

einen klaren internen Abstimmungsprozess geben, bevor<br />

eine Allianz- oder Kooperationsbeziehung überhaupt<br />

in Erwägung gezogen wird. Wenn eindeutig festgestellt<br />

wurde, dass eine Kooperation der richtige Weg ist, sollte<br />

ein nahtloser »End to End«-Prozess zwischen den beiden<br />

Parteien in Gang gesetzt werden, in Folge dessen die Rollen<br />

und Verantwortungsbereiche der Partner festgelegt<br />

werden. Solche Prozesse müssen durch die passende Technologie<br />

und eine einheitliche Kommunikation unterstützt<br />

werden – vor allem da, wo Berührungspunkte zu Dritten<br />

(zum Beispiel Kunden oder Lieferanten) bestehen.<br />

• Führung und Kontrolle: Im Hinblick auf Kontrolle von<br />

Kooperationen müssen zwei Extreme vermieden werden<br />

– beide können den Ruf der Unternehmen gefährden und<br />

finanzielles Risiko bedeuten. Im einen Fall geben Unternehmen<br />

zu viel Kontrolle und Vertrauen an die andere<br />

Partei ab. Sie teilen beispielsweise vertrauliche Informationen<br />

ohne effektive Kontrollmechanismen, übersehen<br />

opportunistisches, konkurrenzbetontes Verhalten der<br />

anderen Seite oder missachten verfrühte Meldungen an<br />

die externe Gemeinschaft über zukünftige Erwartungen.<br />

Im anderen Extrem könnte das Vertrauen eines Unternehmens<br />

in die Allianz- oder Kooperationsbeziehung<br />

sehr gering sein. Vertragsverhandlungen verzögern sich,<br />

wenn das Gefühl entsteht, dass einer der Kooperationspartner<br />

bevorzugt wird. Zu geringes Vertrauen gefährdet<br />

die Ziele der Kooperation und die langfristige Beziehung.<br />

• Performance Management: Oft sind der Führungsebene<br />

jedoch gar nicht alle Allianzen und Kooperationen bekannt,<br />

an denen ihre Organisation beteiligt ist – sie werden<br />

dementsprechend auch nicht zentral gesteuert oder<br />

evaluiert. Organisationen sollten die Effektivität von Allianzen<br />

und Kooperationen messen. Dabei sind nicht nur<br />

Kennzahlen und Finanzdetails wichtig. Die regelmäßige<br />

Evaluierung einer Kooperation ist eine pro-aktive Maßnahme<br />

für die langfristige Stabilität der Beziehung.


14 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

Talente gewinnen, binden und weiterbilden<br />

Die Investition in Humankapital ist für Unternehmen einer der wichtigsten<br />

Faktoren für nachhaltiges Wachstum. Laut einer Untersuchung<br />

des Institutes der deutschen Wirtschaft wird die Innovationsfähigkeit<br />

deutscher Unternehmen in den kommenden Jahren unter dem Rückgang<br />

des Anteils jüngerer und häufig risikofreudigerer Arbeitskräfte leiden.<br />

Der im internationalen Vergleich niedrige Akademikeranteil<br />

stellt die Wirtschaft vor zusätzliche Herausforderungen<br />

– es fehlen vor allem Mathematiker, Ingenieure<br />

und Naturwissenschaftler. Unternehmen müssen vor dem<br />

Hintergrund dieses demografischen Trends schon jetzt<br />

gegensteuern: Nur hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter<br />

können ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

sichern. Immer wichtiger werden deshalb Themen wie<br />

Mitarbeiterführung, Weiterbildung innerhalb und auch<br />

außerhalb des Unternehmens sowie die Nutzung des Erfahrungspotenzials<br />

älterer Mitarbeiter.<br />

Talent Management – Neue strategische Herausforderungen<br />

Ein nachhaltiger Wachstumskurs lässt sich nur mit hochqualifizierten<br />

und motivierten Mitarbeitern realisieren.<br />

Das Bekenntnis zu Innovationen im Talent Management<br />

kann grundlegende Verbesserungen vorantreiben.<br />

Für Talent Management gibt es keine einheitliche Formel<br />

– nicht einmal innerhalb einer Branche. Wie einzelne<br />

Elemente sich zu einer Talent-Management-Strategie<br />

zusammenfügen, hängt von der jeweiligen Unternehmensstrategie<br />

ab und sollte diese widerspiegeln.<br />

• Strategische Personalplanung: Ein unverzichtbares<br />

Grundelement jeder Talent-Management-Strategie ist<br />

eine strategische Mitarbeiteranalyse und Bedarfsplanung.<br />

Welche Mitarbeitergruppen sind für die Sicherung<br />

des Unternehmenswerts besonders wichtig und<br />

nur schwer ersetzbar? Wie wird sich die interne Nachfrage<br />

nach diesen Talenten entwickeln? Strategische<br />

Mitarbeiteranalysen auf Basis der für das nachhaltige<br />

Wachstum des Unternehmens benötigten Kompetenzen<br />

und Talente verhindern, dass erfolgskritische Talente in<br />

der Krise »aus Versehen« freigesetzt werden oder aufgrund<br />

von Unsicherheit das Unternehmen verlassen.<br />

Unternehmen müssen ihr Wissen über externe Talentmärkte<br />

schärfen, die ein Reservoir zur Deckung des<br />

internen Bedarfs darstellen. Dabei sollten alle Verfahren<br />

und Modelle zur Anwendung kommen, die zur Auswertung<br />

von Datenbanken, statistischen Analysen und<br />

Trendberechnungen für die Suche, Bindung und den<br />

Einsatz von Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Eine<br />

Unternehmensplanung ist nur so gut wie die Erkenntnis,<br />

woher die Mitarbeiter und Kompetenzen, die für<br />

das langfristige Wachstum erforderlich sind, kommen<br />

sollen.<br />

• Mitarbeiterbindung: Eine der wichtigsten Quellen zur<br />

Deckung zukünftigen Personalbedarfs ist die bestehende<br />

Belegschaft. Vor dem Hintergrund, dass sich die<br />

Diskrepanz zwischen Personalbedarf und verfügbaren<br />

Talenten in den nächsten Jahren weiter zuspitzen wird,<br />

gewinnen strategische Instrumente zur Mitarbeiterbindung<br />

immer mehr an Bedeutung. Der Schlüssel zu zufriedenen<br />

Mitarbeitern ist der Dialog. Dieser kann ganz<br />

unterschiedlich ablaufen: Über Umfragen, Coaching,<br />

Fokusgruppen, Mitarbeitergespräche oder Online-Foren.<br />

Der Dialog mit Mitarbeitern muss zu einem festen<br />

Welche Mitarbeiter zählen am meisten?<br />

Schwierigkeit, die Fähigkeiten/Kompetenzen zu ersetzen<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Quelle: Deloitte<br />

Spezialisten<br />

Sie besitzen Fähigkeiten, die im<br />

Unternehmen nicht ausreichend<br />

verfügbar sind und intern nicht<br />

kosteneffizient ausgebildet<br />

werden können.<br />

Flexible Arbeitskräfte<br />

Diese Mitarbeiter kann ein<br />

Unternehmen nutzen, wenn es<br />

zeitweise einen hohen Bedarf<br />

decken oder Kosten senken muss.<br />

Ein Beispiel sind Leiharbeiter.<br />

Erfolgskritische<br />

Mitarbeitersegmente<br />

Dies sind hoch qualifizierte und<br />

gut ausgebildete Mitarbeiter,<br />

die einen überproportionalen Anteil<br />

zum Ergebniswachstum beitragen.<br />

Kernbelegschaft<br />

Sie sind das operative Rückgrat<br />

des Unternehmens – Mitarbeiter,<br />

die die Prozesse beherrschen,<br />

deren Wissen und Fähigkeiten<br />

aber vergleichsweise einfach<br />

ersetzbar sind.<br />

1 2 3 4 5<br />

Einfluss auf die Wertschöpfungskette<br />

Anteile wichtiger Zie<br />

Anteile wichtiger Z


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

15<br />

Bestandteil des Unternehmensalltags avancieren. In<br />

den meisten Unternehmen haben Mitarbeiter ähnliche<br />

Bedürfnisse: Anerkennung und Respekt, Flexibilität<br />

und Wahlmöglichkeiten, Verantwortung und Eigenständigkeit,<br />

sinnvolle Aufgaben und Work-Life-Balance.<br />

Unternehmen, die neue, innovative Wege gehen,<br />

um den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter gerecht zu werden,<br />

können am Talentemarkt erhebliche Wettbewerbsvorteile<br />

erzielen.<br />

• Individualisierte Karriereentwicklung: Ein flexibles<br />

Karrieremodell wie Mass Career Customization (MCC)<br />

gewährleistet ein großes Maß an Individualität im Rahmen<br />

der Karriereplanung und Talententwicklung. Das<br />

Modell nutzt eine definierte Anzahl von Wahlmöglichkeiten<br />

innerhalb von vier Karrieredimensionen:<br />

Geschwindigkeit, Arbeitspensum, Arbeitsort/Arbeitszeiteinteilung<br />

und Position. Mit MCC-Prozessen lassen<br />

sich diese Optionen ganz nach den Bedürfnissen des<br />

Einzelnen als Teil einer Karriere steuern. So können<br />

Unternehmen beispielsweise auch die Partizipation von<br />

Frauen entlang des gesamten Karrierepfads erhöhen<br />

und das Potenzial weiblicher Führungskräfte voll nutzen.<br />

Weitere Vorteile für den Arbeitgeber liegen in der<br />

Erleichterung langfristiger Personalbedarfsplanung und<br />

-prognose und generell höherer Mitarbeiterzufriedenheit.<br />

Außerdem erzeugen flexible Karrieremodelle größere<br />

Loyalität und unterstützen Mitarbeiter dabei, sich<br />

auf das Erreichen der für die Organisation wichtigsten<br />

Aufgaben und Ziele zu konzentrieren. Von effektiven<br />

Personalbindungsprogrammen profitiert das Unternehmen<br />

gleich doppelt: Zum einen spart das Unternehmen<br />

die Kosten einer Neubesetzung – die erheblich sein können<br />

–, zum anderen erhöhen motivierte Mitarbeiter die<br />

Produktivität und das Wertschöpfungspotenzial.<br />

Die inverse Pyramide – Ältere Mitarbeiter als Erfolgsfaktor<br />

Neben einer schwindenden Zahl an Nachwuchskräften<br />

birgt der demografische Wandel eine weitere Herausforderung<br />

für Unternehmen: Die nachhaltige Integration älterer<br />

Mitarbeiter. Innovative Personalstrategien zielen deshalb<br />

nicht nur auf die Gewinnung junger Talente ab, sondern<br />

legen auch besonderes Augenmerk auf ältere Arbeitnehmer<br />

– sowohl bei der Mitarbeiterbindung als auch beim<br />

Recruiting.<br />

Erfahrene Mitarbeiter tragen maßgeblich zur unternehmerischen<br />

Wissensbilanz bei. Zur speziellen Nutzung dieses<br />

Kapitals sind jedoch zunächst Vorurteile abzubauen.<br />

So nimmt zum Beispiel die Entwicklung von Weiterbildungskonzepten<br />

bisher kaum Rücksicht auf die speziellen<br />

Bedürfnisse von Älteren. Neben Versäumnissen bei der<br />

altersgerechten Didaktik gehen sinkende Lern- und Weiterbildungsbereitschaft<br />

aber auch einher mit mangelnden<br />

beruflichen Zukunftsperspektiven und Unterforderung bei<br />

den Aufgabenstellungen. Dem kann das Angebot flexibler<br />

Karrieremodelle entgegenwirken. Außerdem lässt sich<br />

die Motivation älterer Mitarbeiter durch die aktive Einbindung<br />

in Know-how-Transfer-Projekte, Patenschaften<br />

oder Mentoring für jüngere Kollegen steigern. Auch bei der<br />

Schulung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter, bei Weiterbildung<br />

und der Zusammensetzung von Projektteams bietet<br />

sich die Nutzung ihres Wissens an.<br />

Optimiertes Talent Management erfüllt die Bedürfnisse<br />

verschiedenster Mitarbeiter und aller Generationen, lässt<br />

aber gleichzeitig die Unterschiede nicht außer Acht. Ist<br />

ein Unternehmen ein guter Ort, um eine Karriere zu starten,<br />

eine Familie zu gründen und seine Laufbahn in einem<br />

interessanten Umfeld zu beenden? Eine Organisation, die<br />

alle drei Punkte bejahen kann, ist in einer hervorragenden<br />

Position, um die besten Talente anzuziehen und zu halten.<br />

Erfolgsfaktor Fortbildung –<br />

Zielgerichtete Maßnahmen führen zum Ziel<br />

Der Mangel an Nachwuchskräften betrifft fast alle Sektoren.<br />

Gleichzeitig ändern sich Arbeitsinhalte und<br />

Arbeitsumgebung heute so schnell wie nie zuvor. Anforderungen<br />

an die Belegschaft wachsen – Mitarbeiter<br />

benötigen Spezialwissen, aber auch multifunktionale Fähigkeiten.<br />

Vor dem Hintergrund dieser wirtschaftlichen,<br />

demografischen und sozialen Trends wird das Thema der<br />

Mitarbeiterentwicklung eine immer wichtigere strategische<br />

Rolle einnehmen. Erfolgreiche Unternehmen setzen<br />

innovative Lernangebote und Entwicklungsprogramme<br />

schon jetzt systematisch ein und bedienen sich dabei aller<br />

zur Verfügung stehenden modernen Instrumente. Dazu<br />

gehören insbesondere Angebote des E-Learning. Jedoch<br />

können diese nur modular und in Verbindung mit anderen<br />

wichtigen Elementen der betrieblichen Weiterbildung –<br />

insbesondere Coaching, Mentoring und praktischem Training<br />

– ihre maximale Wirkung entfalten. Unternehmen,<br />

die diese Elemente erfolgreich zu einem zeit- und kosteneffizienten<br />

Entwicklungsprogramm verbinden, bieten ihren<br />

aufstrebenden Führungskräften ein motivierendes Angebot<br />

der betrieblichen Weiterbildung.<br />

Eine lernende Organisation muss Weiterbildungslösungen<br />

anbieten, die sowohl das individuelle Lernen als auch das<br />

Lernen der Organisation fördern. Hierzu gehört eine überzeugende<br />

Vision, wie Bildung und der Einsatz neuer und<br />

kreativer Lernmethoden den strategischen Erfolg des Unternehmens<br />

beeinflussen können. Das Instrumentarium


16 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

Das »Learning Capability Framework«<br />

Klassischer Unterricht<br />

Online & Mobile Learning<br />

Kompetenzbeurteilung & Feedback<br />

Literatur<br />

Betriebliche Fortbildung<br />

Geleitetes Lernen<br />

Anteile wichtiger<br />

Anteile wichtige<br />

Arbeitsbegleitendes Lernen<br />

Coaching von Führungskräften<br />

Mentoring & Feedback<br />

Informationsquellen<br />

Communities of Practice<br />

Expertennetze<br />

Selbstgesteuertes Lernen<br />

Performance-Support-Systeme<br />

Suche & Hilfe<br />

Quelle: Deloitte<br />

eines kompletten »Learning Capability Framework« umfasst<br />

sowohl geleitetes als auch selbstgesteuertes Lernen.<br />

Zur Dimension des geleiteten Lernens gehören Schulungsprogramme,<br />

die dazu dienen, bestimmte Lernziele anzugehen<br />

und üblicherweise Ansätze des Didaktischen Designs<br />

beinhalten. Selbstgesteuertes oder informelles Lernen hingegen<br />

benötigt kein bestimmtes Lehrkonzept.<br />

Idealerweise sind beide Dimensionen des Learning Capability<br />

Framework in den Lernprozess am Arbeitsplatz<br />

eingebunden. Wichtig dabei ist die Erkenntnis, dass Unternehmen,<br />

die diese Herausforderungen nicht alleine<br />

meistern können, die Hilfe qualifizierter Experten und die<br />

Infrastruktur hochwertiger unternehmensexterner Weiterbildungsstätten<br />

nutzen können. Gerade an Letzterem<br />

scheint es in <strong>Deutschland</strong> allerdings zu mangeln. Laut einer<br />

aktuellen Studie des Stifterverbandes wünschen sich<br />

deutsche Unternehmen bessere Angebote seitens der Universitäten,<br />

um die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu fördern.<br />

Neben dem Wissens- und Erfahrungsgewinn für das Unternehmen<br />

hilft ein nachhaltiges Konzept zur Mitarbeiterentwicklung<br />

auch, die Zufriedenheit der Belegschaft zu<br />

erhöhen. Menschen wollen lernen, sich entwickeln und<br />

entfalten. Angebote seitens des Arbeitgebers, die Mitarbeiter<br />

dabei unterstützen, diese Ambitionen zu erreichen,<br />

erhöhen deren Motivation und Produktivität und tragen<br />

entscheidend zum Erfolg jedes Unternehmens bei. Mitarbeiter<br />

sind der Dreh- und Angelpunkt des Unternehmenserfolges.<br />

Nie zuvor war der Bedarf an Talent Management<br />

größer als heute. Unternehmen brauchen dabei durchdachte<br />

Gesamtlösungen über aller Altersstufen hinweg –<br />

von Recruiting über Fort- und Weiterbildungsangebote bis<br />

hin zu neuen, innovativen Karrieremodellen.


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

17<br />

Chancen der Globalisierung nutzen<br />

Globales Denken ist ein entscheidender langfristiger Wettbewerbsfaktor.<br />

Dabei verschieben sich im Wandel zur wissensbasierten Gesellschaft die<br />

Prioritäten von Produkten zu Technologien und Dienstleistungen. Eine<br />

optimierte globale Wertschöpfungsstrategie verbindet Überlegungen auf<br />

Markt- und Produktionsseite.<br />

Auch neue Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen sich.<br />

Internationale Beziehungsnetze werden – nicht zuletzt<br />

aufgrund zunehmender Regulierung – immer komplexer.<br />

Fragen zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung prägen<br />

das Bild. Um die sich bietenden Chancen erfolgreich<br />

zu nutzen, müssen Unternehmen das Thema Risikomanagement<br />

grundlegend in ihre Strukturen und Prozesse<br />

einbinden.<br />

Globalization revisited – Globale Märkte im Wandel<br />

Weltweit zu agieren ist keine freie Wahl, sie ist und bleibt<br />

ein grundlegender Bestandteil für unternehmerischen Erfolg.<br />

Die größte Herausforderung besteht darin, die wichtigsten<br />

Trends und Chancen zu erkennen und mit den<br />

richtigen Strategien die Märkte der Zukunft zu erobern.<br />

Damit verbunden sind sowohl Entscheidungen zu Markteintritt<br />

und Investitionen als auch Überlegungen zur Optimierung<br />

der globalen Wertschöpfung.<br />

Die Entwicklung einer weltweiten Strategie und die Optimierung<br />

des »Global Footprints« – die Verteilung der<br />

Wertschöpfungsstufen über die weltweiten Standorte –<br />

sind komplexe, aber notwendige Aufgaben am heutigen<br />

zunehmend hart umkämpften Markt. Eine erfolgreiche<br />

Expansionsstrategie spricht wichtige Fragen an:<br />

• Wie sieht das Geschäftsszenario für die globale Expansion<br />

aus?<br />

• Welche Funktionen sind Globalisierungskandidaten?<br />

Produktion? Lieferkette? Vertrieb? Administration?<br />

• Wie sollte das Unternehmen sein Geschäft globalisieren?<br />

Auftragsfertigung? Joint Venture? Akquisition?<br />

Neugründung?<br />

• Welche Länder eignen sich am besten und wie kann ein<br />

optimales Gleichgewicht zwischen Kosten, Qualität,<br />

Marktchancen und kontrollierbarem Risiko hergestellt<br />

werden?<br />

Die Optimierung der globalen Wertschöpfungskette sollte<br />

genau analysiert werden, inklusive Offshoring und Outsourcing.<br />

Als Teil einer umfassenden Globalisierungsstrategie<br />

liefern sie einen wertvollen Beitrag zur Innovation<br />

und zur Fähigkeit, neue Märkte zu erschließen. Besonders<br />

in Industrien mit hohem Innovationsanteil werden<br />

neue Märkte nicht mit der Lieferung von Produkten erobert,<br />

sondern mit der Ansiedlung großer Teile der Wertschöpfung<br />

im Endmarkt. In Ländern, die als potenzielle<br />

zukünftige Absatzmärkte identifiziert wurden, bietet<br />

sich sogar die Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung<br />

neuer Produkte an: So wird lokales Wissen mit<br />

ausländischer Technologie vereint, um Produkte auf die<br />

jeweiligen Marktgegebenheiten anzupassen. Dabei muss<br />

natürlich genau überlegt werden, welche Technologien reif<br />

für den Transfer sind. Neuentwicklungen und wichtiges<br />

intellektuelles Eigentum müssen ausreichend geschützt<br />

werden.<br />

Neue Konzepte der Unternehmensfinanzierung –<br />

Langfristige Kapitalpartner<br />

Die Globalisierung eröffnet auch neue Möglichkeiten auf<br />

dem Gebiet der Unternehmensfinanzierung. Derzeit sind<br />

Unternehmen in <strong>Deutschland</strong> immer noch sehr stark abhängig<br />

von Bankdarlehen und individuellen Kreditlinien.<br />

Aus gegebenem Anlass sind diese Finanzierungsstrategien<br />

neu zu überdenken. Als Ergänzung zur traditionellen<br />

Bankbeziehung bieten sich langfristige Substanzinvestoren<br />

an, die im Zuge der Globalisierung zunehmend im<br />

Ausland gewonnen werden können. Sovereign Wealth<br />

Funds (SWFs) sind auf diesem Gebiet seit einigen Jahren<br />

aktiv. Aber auch nationale und internationale Private-<br />

Equity-Investoren (PEs) können zuverlässige Kapitalgeber<br />

und Partner sein. Ungeachtet aller »Heuschrecken«-Polemik<br />

finanzieren viele Investoren konservativ und verpflichten<br />

sich, Gewinne in die Standorte der Unternehmen<br />

zu investieren, an denen sie beteiligt sind.<br />

Institutionelles Beteiligungskapital ist nicht für jedes Unternehmen<br />

geeignet. Die Auswahl des passenden Partners<br />

erfordert Branchenkenntnis und gute Kontakte.


18 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

The Risk Intelligent Enterprise<br />

Risikoinfrastruktur<br />

& -management<br />

Risikoverantwortung<br />

Risk Governance<br />

Entwicklung und Umsetzung von Strategien<br />

Governance<br />

Risikobestimmung<br />

Risikoeinschätzung<br />

&<br />

-bewertung<br />

Strategie<br />

& Planung<br />

Risikointegration<br />

Aufsicht<br />

Ton an der Spitze<br />

Einheitliche<br />

Risikoinfrastruktur<br />

Mitarbeiter Prozesse Technologie<br />

Risikoprozess<br />

Reaktion<br />

auf<br />

Risiken<br />

Überwachung,<br />

Durchsetzung<br />

& Eskalation<br />

Operatives Geschäft/<br />

Infrastruktur Compliance Berichtswesen<br />

Risikoklassen<br />

Aufsichtsrat<br />

Nachhaltigkeit und fortlaufende Verbesserung<br />

Vorstandsebene<br />

Konzeption,<br />

Implementierung<br />

& Test von Kontrollmaßnahmen<br />

Geschäftsbereiche<br />

&<br />

Support-<br />

Funktionen<br />

Anteile wic<br />

Anteile wic<br />

Quelle: Deloitte<br />

Besonders der Einfluss ausländischer Staatsfonds muss<br />

unter Umständen differenziert betrachtet werden. Mit<br />

entsprechender Unterstützung und Vorbereitung bieten<br />

Substanzinvestoren jedoch eine attraktive, langfristige<br />

Alternative zu Bankkrediten und Kapitalmarktinstrumenten,<br />

die Unternehmen neue Chancen für innovatives<br />

Wachstum in die Zukunft eröffnet.<br />

Sicherheits-, Umwelt- und Sozialstandards –<br />

Erfolg in <strong>Deutschland</strong> und der Welt<br />

In einem wirtschaftlichen Netzwerk, dessen Teilnehmer<br />

weltweit Vorleistungen beziehen und Endprodukte<br />

absetzen, erweisen sich hohe Sicherheits-, Umwelt- und<br />

Sozialstandards zunehmend als elementar. Sie sind<br />

Grundvoraussetzung erfolgreicher globaler Expansionsstrategien.<br />

Denn Konsumenten werden kritischer und<br />

staatliche Regulierungen greifen tiefer – in allen Ländern<br />

der Erde. Durch technologische Entwicklungen werden<br />

die unternehmerischen Aktivitäten zunehmend transparent,<br />

so dass Konsumenten und Behörden die Standards<br />

im gesamten Netzwerk beobachten können.<br />

Neben ökonomischen Überlegungen bei der Gestaltung<br />

der globalen Wertschöpfungskette müssen daher zunehmend<br />

soziale und ökologische Belange Beachtung finden.<br />

Um Risiken besser einschätzen zu können, sind folgende<br />

Fragen zu stellen:<br />

• Inwiefern beeinflussen Vorschriften und Kundenerwartungen<br />

im Bereich Umwelt und Soziales unser Geschäft<br />

in verschiedenen Märkten?<br />

• Haben wir effektive Prozesse eingeführt, um die Einhaltung<br />

dieser Vorschriften zu überwachen und zu berichten?<br />

• Welchen Herausforderungen stehen wir gegenüber,<br />

wenn wir unser Nachhaltigkeitsberichtswesen an lokale/globale<br />

Reporting-Auflagen ausrichten?<br />

• Arbeitet unser Unternehmen nach weltweiten<br />

Standards für Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen?<br />

Wenn ja, in welchem Maß werden sie in<br />

unserem internationalen Geschäft angewandt und auf<br />

die Lieferanten, mit denen wir zusammenarbeiten, ausgedehnt?<br />

• Wie gehen wir mit Themen wie Energie- und Treibhausgas-Management,<br />

nachhaltige Entwicklung sowie<br />

»grünere« Produkte und Lieferkette in den jeweiligen<br />

Märkten um, in denen wir agieren?<br />

• Inwieweit übernehmen wir in diesen Märkten führende<br />

Praktiken im Bereich umweltfreundliches Supply Chain<br />

Management?<br />

• Wie gut haben wir unsere Kunden und Lieferanten bei<br />

unserem globalen Geschäft in unsere Bemühungen um<br />

eine nachhaltige Lieferkette eingebunden?<br />

Nachhaltigkeit ist besonders ein Thema für Unternehmen,<br />

die sich in Schwellenländern betätigen. Dort sind häufig sie<br />

diejenigen, die die Regeln festsetzen, die sie und ihre Partner<br />

einhalten sollen. Vor dem Hintergrund fehlender offizieller<br />

Kontrollinstanzen sind Unternehmen dann selbst


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

19<br />

gefordert, diese Regeln allen Beteiligten deutlich zu machen<br />

und für die Einhaltung zu sorgen. Global agierende<br />

Hersteller nutzen effektive Prozesse, um zu kontrollieren,<br />

ob Lieferanten Vorgaben zu Qualität, Sicherheit und Umwelt<br />

beachten, und laufend sicherzustellen, dass ihr Lieferantennetzwerk<br />

eng an diesen Themen ausgerichtet bleibt.<br />

The Risk Intelligent Enterprise – Risikomanagement für<br />

nachhaltigen Erfolg<br />

Je globaler ein Unternehmen denkt und vernetzt ist, desto<br />

größer sind die Anforderungen an sein Risikomanagement.<br />

Neue Produkte einzuführen, in ausländische<br />

Märkte einzutreten, das Wettbewerbsumfeld neu zu gestalten<br />

— all das sind große Herausforderungen. Doch nur,<br />

wenn die damit verbundenen Risiken richtig gehandhabt<br />

werden, können Unternehmen von den sich ihnen bietenden<br />

Chancen profitieren, die gerade in Krisenzeiten oft<br />

besonders groß sind.<br />

Häufig ist Risiko jedoch immer noch ein Synonym für<br />

Bedrohung und negative Ereignisse, die dem Geschäft<br />

schaden. Die mit dem Risiko verbundenen Chancen treten<br />

dabei oft in den Hintergrund. Um diese Sichtweise<br />

zu überwinden, stellt das Konzept des risikointelligenten<br />

Unternehmens oder »Risk Intelligent Enterprise« Risikomanagement-Aktivitäten<br />

in einem ganzheitlichen Rahmen<br />

dar, der drei Ebenen umfasst:<br />

• Risk Governance, einschließlich einer strategischen<br />

Entscheidungsfindung und eines gesammelten Risikoüberblicks<br />

• Risikoinfrastruktur und -management, einschließlich<br />

des Entwurfs, der Umsetzung und der Pflege eines effektiven<br />

Risikoplans<br />

• Risk Ownership, einschließlich Identifizierung, Messung,<br />

Überwachung und Berichterstattung bestimmter<br />

Risiken<br />

Wie die Finanzkrise einmal mehr sehr deutlich gemacht<br />

hat, ist gutes Risikomanagement unabdingbar für den<br />

Erfolg und den langfristigen Erhalt von Unternehmenswert.<br />

Risikointelligenz schafft eine Struktur für Führungskräfte,<br />

Wert zu schützen und zu steigern. Sie basiert auf<br />

neun Grundprinzipien:<br />

• Verwendung einer einheitlichen Definition von Risiko<br />

in der gesamten Organisation. Für einen ausgewogenen<br />

Ansatz muss diese Definition sowohl Werterhaltung als<br />

auch Wertschaffung ansprechen.<br />

• Schaffung eines einheitlichen Risikorahmenwerks und<br />

angemessener Standards. Das Rahmenwerk legt die Risiken<br />

dar, denen das Unternehmen ausgesetzt ist, wie es<br />

diese Risiken einschätzt und wie es sie handhabt.<br />

• Klare Definition von Schlüsselrollen, Verantwortlichkeiten<br />

und Kompetenzen. Dies erfordert eine klare<br />

Kommunikation, eine starke, risikofokussierte Kultur,<br />

Belohnungsprogramme, die risikobezogene Ziele einschließen,<br />

sowie Weiterbildungsprogramme, die intelligentes<br />

Risikomanagement fördern.<br />

• Eine gemeinsame Infrastruktur für das Risikomanagement<br />

sollte Geschäftseinheiten und Funktionen dabei<br />

unterstützen, ihre Risikoverantwortlichkeiten auszuführen.<br />

Ein Risikokatalog kann eine Bestandsaufnahme<br />

der kritischsten Risiken aufstellen.<br />

• Kontrollgremien müssen angemessene Klarheit über<br />

und Einsicht in die Praktiken des Risikomanagements<br />

der Organisation erhalten, um ihren Verantwortlichkeiten<br />

nachzukommen.<br />

• Die Führungsspitze trägt die Hauptverantwortung für<br />

die Konzipierung, Umsetzung und Aufrechterhaltung<br />

eines effektiven Risikoplans. Sie kann von einem auf<br />

Führungsebene angesiedelten Risiko-Komitee unterstützt<br />

werden.<br />

• Die Geschäftseinheiten sind verantwortlich für die<br />

Leistung ihres Geschäfts und das Management von Risiken,<br />

die sie innerhalb des vom Top-Management eingeführten<br />

Risikorahmenwerks tragen.<br />

• Bestimmte Funktionen (z.B. Finanzen, Recht, IT, HR<br />

etc.) haben einen tiefgreifenden Einfluss auf das Geschäft<br />

und liefern Unterstützung für die Geschäftseinheiten,<br />

soweit sie mit dem Risikoplan der Organisation<br />

zusammenhängen.<br />

• Unterstützende Funktionen (z.B. interne Rechnungsprüfung,<br />

Risikomanagement, Compliance etc.) tragen<br />

zur objektiven Absicherung bei und überwachen und<br />

berichten die Effektivität des Risikoprogramms einer<br />

Organisation an Führungsgremien und Top-Management.<br />

Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise hat auf dramatische<br />

Art und Weise bewiesen, wie wichtig Risikomanagement<br />

ist, um den Unternehmenswert langfristig zu<br />

schützen und steigern.


20 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

Verantwortung in Führung und Kontrolle gewährleisten<br />

Die Krise hat das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) im unternehmerischen<br />

Fokus kurzfristig in den Hintergrund gedrängt. Dabei<br />

gibt es genügend Gründe, das Thema im Auge zu behalten: Schwindende<br />

Ressourcen, verschärfte Emissionsgrenzen, anspruchsvollere Kunden,<br />

steigende Transparenz-Anforderungen, aggressiver Wettbewerb.<br />

Unternehmen, die CSR-Aspekte grundlegend in ihre Strategie<br />

einbinden, können ihr Risiko reduzieren und ihre<br />

Erfolgschancen verbessern. Dabei ist verantwortungsbewusste<br />

Unternehmensführung ein ganzheitliches Konzept,<br />

das von Produktentscheidungen und Prozessoptimierung<br />

über Talentmanagement bis zur Ausstattung des Arbeitsplatzes<br />

reicht. Effektive Kontrolle stellt sicher, dass ein<br />

Unternehmen auf langfristigen Erfolg und nachhaltige<br />

Wertschöpfung ausgerichtet ist und bleibt.<br />

Nachhaltigkeit – Eine ökonomische Notwendigkeit<br />

Krisenzeiten erfordern schwierige Entscheidungen. Während<br />

sich Unternehmen auf kritische Fragen zu Kapital<br />

und Kosten konzentrieren, werden CSR-Themen oft vertagt.<br />

Doch die Krise hat die Treiber für Nachhaltigkeit<br />

nicht verändert – im Gegenteil, sie hat manche von ihnen<br />

sogar noch verstärkt:<br />

• Begrenzte Rohstoffvorkommen: Es gibt keinen unendlichen<br />

Vorrat an Öl, Gas, Mineralien und anderen nichterneuerbaren<br />

Rohstoffen. Auch Wasser wird in vielen<br />

Teilen der Welt knapp. Der Ölmarkt hat sich vor dem<br />

Hintergrund der geschwächten Weltwirtschaft zwar<br />

entspannt, steigende Nachfrage aus Schwellenländern<br />

gekoppelt mit limitiertem Angebot wird den Preis fossiler<br />

Brennstoffe langfristig jedoch wieder nach oben<br />

treiben. Die durch die Krise bedingten rückgängigen Investitionen<br />

in neue Förderung machen dies noch wahrscheinlicher.<br />

• Umweltauflagen: Die Reduzierung der Umweltverschmutzung<br />

ist erklärtes Ziel der Regierungen weltweit.<br />

Insbesondere die Bekämpfung des Klimawandels steht<br />

– auch dank des neuen Engagements der USA – wieder<br />

ganz oben auf der internationalen Agenda. Industrienationen<br />

werden ihre Treibhausemissionen weiter reduzieren<br />

und die Schwellenländer auffordern, ebenfalls<br />

entsprechende Anstrengungen zu unternehmen.<br />

• Energieeffiziente Technologien: Die Nachfrage nach<br />

erneuerbaren Energiequellen sowie energieeffizienteren<br />

Produktionsverfahren und Produkten wird weiter steigen.<br />

Große Teile der im letzten Jahr geschnürten internationalen<br />

Fiskalstimulus-Pakete, die auf die Förderung<br />

der damit verbundenen Technologien abzielen, werden<br />

diese Entwicklung weiter fördern.<br />

• Kritische Gesellschaft: Die Regulationsdichte sowie die<br />

Erwartungen hinsichtlich Transparenz von Seiten aller<br />

Stakeholder (Staat, Anteilseigner, Kunden, Mitarbeiter)<br />

wird weiterhin zunehmen. Ein umfassendes CSR-<br />

Programm hilft Unternehmen, Risiken, die mit diesem<br />

Thema verbunden sind, vorausschauend zu steuern und<br />

langfristige Werte zu schaffen.<br />

Responsible Leadership – Ein ganzheitliches Konzept<br />

Verantwortungsbewusste Unternehmensführung ist ein<br />

ganzheitliches Konzept. Die fünf wichtigsten Bereiche, in<br />

denen durch Einbeziehen von CSR-Aspekten nachhaltige<br />

Wertsteigerung erzielt werden kann, sind:<br />

• Produkte/Services: Entscheidung für organische oder<br />

synthetische Produkte; Management von Abfall und<br />

Schadstoffen; Ressourcenerneuerung; nachhaltiges<br />

Produktdesign; Service-Strategie für den Produktlebenszyklus<br />

• Arbeitskräfte: Personalpolitik und -prozesse; Arbeitskultur;<br />

Rekrutierung und Bindung von Mitarbeitern;<br />

Aus- und Weiterbildung; Karriereförderung; Diversität;<br />

gemeinnützige Arbeit<br />

• Funktionen und Prozesse: Unternehmensweite umweltfreundliche<br />

Prozessmodulierung und Ressourcenplanung;<br />

lokalisierte/maßgeschneiderte oder<br />

dezentralisierte Produktion; ethische Beschaffung<br />

• Arbeitsplatz: Ausstattung/Ergonomie; virtuelles Arbeiten;<br />

»grüne« Gebäude; Emissionen und Abfall;<br />

Energieproduktivität und Emissionsabbau; Green IT<br />

inkl. Rechenzentren/Servern und Infrastruktur; Stand­


<strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Unternehmerische Strategien<br />

21<br />

ortentscheidungen/Pendeln/Zugang zu öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln<br />

entsprechenden Informationen sicherstellt und so zu<br />

wettbewerbsfähigem Verhalten beiträgt.<br />

• Management und Governance-Prinzipien: Leitungsverantwortung<br />

der Unternehmensführung; Nachhaltigkeitsprüfungen;<br />

Ethik; Compliance; Anreize<br />

Die meisten Unternehmen sind in einigen dieser Bereiche<br />

aktiv geworden. Nur wenige haben jedoch eine übergreifende<br />

Strategie entwickelt und Kernmaßnahmen festgelegt,<br />

die auch messbar und nachprüfbar sind. Wichtig<br />

dabei sind auch einheitliche Berichtsstandards für die<br />

Kommunikation nach innen und außen.<br />

Good Corporate Governance – Transparenz und Unternehmenskontrolle<br />

»Good Corporate Governance« steht für eine verantwortungsbewusste<br />

und transparente Unternehmensführung<br />

und -kontrolle, die auf langfristigen Unternehmenserfolg<br />

und Wertschöpfung ausgerichtet ist. In der gegenwärtigen<br />

Finanz- und Konjunkturlage sowie vor dem Hintergrund<br />

regulatorischer Änderungen werden die damit zusammenhängenden<br />

Aufgaben der Unternehmensführung und<br />

der Aufsichtsgremien nicht einfacher. Sie muss sowohl<br />

interne als auch externe Transparenz fördern, um ihrer<br />

Führungs- und Kontrollfunktion gerecht zu werden und<br />

das Vertrauen aller Stakeholder langfristig zu sichern. Die<br />

Anzahl an zukunftsweisenden Themen ist groß und die<br />

Risiken sind weit gestreut. Umso wichtiger ist es für Führungskräfte<br />

und Aufsichtsgremien, die erfolgskritischsten<br />

zu identifizieren. Die folgende Aufstellung fasst die wichtigsten<br />

Elemente einer Good Corporate Governance zusammen,<br />

die zu einem nachhaltigen und erfolgreichen<br />

Wachstumskurs von Unternehmen beitragen können:<br />

• Strategie: Erfolgreiche Unternehmen machen jetzt vorhandene<br />

Wachstumschancen aus und nutzen sie, um<br />

als Vorreiter aus der Krise hervorzugehen. Eine umfassende<br />

Übersicht der Positionierung aller Bereiche kann<br />

dabei helfen, um sie im Hinblick auf Themen wie Cashflow,<br />

Kosten, Liquidität und Wachstumschancen zu<br />

bewerten.<br />

• Wettbewerbsfähigkeit: Um als weltweit wettbewerbsfähiges<br />

Unternehmen Erfolg zu haben, müssen viele<br />

Faktoren in Betracht gezogen werden – inklusive der<br />

Lage der weltweiten Kapitalmärkte, Auswirkungen<br />

verschiedener Steuerregeln in einzelnen Ländern, getätigte<br />

Investitionen und insbesondere die Handlungen<br />

und Strategien der globalen Wettbewerber. Hierzu bedarf<br />

es einer effektiven Unternehmensführung und<br />

-organisation, die die Sammlung und Auswertung der<br />

• Unternehmensstrukturen: Nur im harmonischen Zusammenwirken<br />

aller Führungs- und Kontrollgremien<br />

ist ein Unternehmen wettbewerbsfähig. Transparenz<br />

und effektive Arbeitsteilung schaffen die Voraussetzungen<br />

für langfristigen Erfolg.<br />

• Finanzielle Flexibilität: Nach der Krise werden die<br />

Unternehmen, die finanziell flexibel sind, besser für<br />

Wachstum positioniert sein. Zum Teil ist finanzielle<br />

Flexibilität abhängig von der Größe des Unternehmens<br />

und der Branche, in der es tätig ist. Doch sie resultiert<br />

vor allem aus den strategischen Entscheidungen, die das<br />

Management hinsichtlich Kapitalstruktur, Liquidität<br />

und Investitionen fällt. Diese Entscheidungen müssen<br />

vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit hinterfragt<br />

und überprüft werden.<br />

• Risiko-Management: Eine ganzheitlichere Sicht gegenüber<br />

Risiken, risikointelligentes Handeln und eine<br />

systematische Risikoüberwachung sind unter Risikoaspekten<br />

die wesentlichen Erfolgsparameter im globalen<br />

Wettbewerb.<br />

• Vergütungssysteme: Angesichts der zunehmend<br />

strengeren Beobachtung von Vergütungssystemen gehört<br />

zu einer Good Corporate Governance auch die<br />

Einhaltung angemessener Maßstäbe bei der Vergütung<br />

und die grundsätzliche Ausrichtung an der langfristigen<br />

Unternehmensentwicklung.<br />

• Regelmäßige und klare Kommunikation: Gerade jetzt,<br />

wo viele Unternehmen neue Wege der Finanzierung und<br />

langfristige Partner suchen, ist es erforderlich, das Vertrauen<br />

von Investoren zu vertiefen. Eine klare und offene<br />

Kommunikation ist dabei Schlüssel zum Erfolg.<br />

Die Krise stellt neue Herausforderungen an die Unternehmen.<br />

Ein klares Bekenntnis zu Transparenz und Offenheit<br />

stärkt das Vertrauen aller Stakeholder. Nicht in allen Unternehmen<br />

werden sich diese Herausforderungen gleich<br />

gestalten. Gewiss gibt es auch industriespezifische Ausprägungen.<br />

Doch durch sowohl stringente als auch flexible<br />

Herangehensweise an die oben genannten Kernpunkte<br />

können sich Unternehmen heute positionieren, um sicher<br />

in die Zukunft zu steuern.


24 <strong>BDI</strong> – Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

Deloitte<br />

<strong>Industrieland</strong> <strong>Deutschland</strong> stärken<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>BDI</strong>-Drucksache Nr. 427<br />

ISSN: 0407-8977<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (<strong>BDI</strong>)<br />

Breite Straße 29<br />

D-10178 Berlin<br />

T: 030 2028-0<br />

www.bdi.eu<br />

Deloitte & Touche GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Rosenheimer Platz 4<br />

81669 München<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

T: +49 (0)89 29036-0<br />

www.deloitte.com/de<br />

Redaktion:<br />

Dr. Elisabeth Denison<br />

Leiterin Deloitte Research <strong>Deutschland</strong><br />

T: +49 (0)89 29036-8533<br />

E-Mail: edenison@deloitte.de<br />

Verlag:<br />

Industrie-Förderung GmbH, Berlin<br />

Fotos:<br />

Cover: links – <strong>BDI</strong>/fotolia (anbk)<br />

mitte – <strong>BDI</strong>/plainpicture/Fancy @ Veer Inc.<br />

rechts – <strong>BDI</strong>/Haß<br />

Graphik und Layout:<br />

Konzept: Factor Design<br />

Umsetzung: DCM – Druck Center Meckenheim<br />

Druck:<br />

DCM Druck Center Meckenheim GmbH<br />

www.druckcenter.de<br />

Stand:<br />

Juni 2009


Kolumbus hatte die Sterne.<br />

SirHillaryhatteTenzing Norgay.<br />

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Wasauch immer IhrZiel ist:<br />

Wirhelfen Ihnen,eszuerreichen.<br />

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