Gorilla 03/2013 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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SCHWERPUNKTTHEMA | NATIONALPARKS & WILDNIS<br />
Großes Luch – 1999<br />
Felder von fruchtendem Wollgras zaubern ein helles Weiß in die<br />
Landschaft, Seggen, kleine Torfmoosberge und im Wind wogende<br />
Schilfhalme ein tiefes Grün, der Sonnentau ein intensives Rot.<br />
Skurrile Baumskelette ragen am Moorrand in den Abendhimmel,<br />
während das Moor im Begriff ist, gefallene Baumstämme zu verschlingen.<br />
Glitzernde Wasserflächen im Moor spiegeln sich in der<br />
Abendsonne, bewegt vom Wind und einigen Grünfröschen, die ab<br />
und an knurrende Geräusche von sich geben.<br />
Ich sitze am Großen Luch. Inmitten einer großen, beeindruckenden<br />
Wildnisfläche im Süden Brandenburgs. Und ich bin fasziniert von<br />
den Farben und Formen dieses Naturschauspiels.<br />
Großes Luch – 2011<br />
Für das Lied dieser Landschaft sorgen auch die Kraniche, wenn sie,<br />
erschreckt durch einen am Moorrand vorbeiziehenden Rothirsch,<br />
trompetend die Luft erfüllen. Der Drosselrohrsänger knarzt laut vernehmbar<br />
auf einem Schilfhalm, den er bald der Rohrammer überlässt<br />
und die Bekassine fliegt meckernd ihre Kreise hoch über dem<br />
Moor. Ich schließe die Augen und denke, ich bin im Paradies.<br />
Alles nur Fantasie? Wunschträume aus längst vergangenen Zeiten?<br />
Keineswegs - das Große Luch ist eine der Moorflächen der Stiftung<br />
Naturlandschaften Brandenburg im Jahr <strong>2013</strong>. Hier, auf dem ehemaligen<br />
Truppenübungsplatz Lieberose, darf Wildnis entstehen – auch<br />
und besonders dank des Engagements vieler Förderer wie der <strong>Zoologische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Großes Luch – 2012<br />
MOORE – BESONDERE NISCHEN FÜR BESONDERE ARTEN<br />
Ökologisch besonders wertvoll sind sie, die Moore der Lieberoser<br />
Hochfläche, ca. 90 Kilometer südöstlich von Berlin. Als Lebensraum,<br />
als CO 2<br />
-Speicher helfen sie, den Klimawandel einzudämmen<br />
und als Wasserreservoir übernehmen sie viele wichtige Ausgleichsfunktionen<br />
in Trocken- wie in Hochwasserzeiten. Zahlreiche seltene,<br />
an die speziellen Lebensbedingungen angepasste Tier- und Pflanzenarten<br />
leben in den Mooren und finden hier ihr Rückzugsgebiet.<br />
An den Moorrändern entstehendes Totholz bietet wiederum ganz<br />
anderen Arten einen wichtigen Lebensraum. Eine nahezu unglaubliche<br />
Vielfalt an Pilzen, schützenswerten Käfern und Spinnen lebt<br />
hier. Spechte zimmern ihre Höhlen in das Holz und sind wichtige<br />
Baumeister am Haus der biologischen Vielfalt – mit ihrer Aktivität<br />
schaffen sie Wohnraum für wiederum neue Nutzer – andere Vogelarten,<br />
Insekten, Spinnen oder Fledermäuse.<br />
Die Moorfläche des Großen Luchs in Brandenburg im Laufe der Zeit.<br />
Dank mehrerer regenreicher Jahre setzte der natürliche Kreisauf wieder<br />
ein, die Bäume auf der ausgetrockneten Moorfl äche starben ab, Torfmoose,<br />
Seggen, Sonnentau und andere typische Moorbewohner wie beispielsweise<br />
die Moosbeere (links) fanden wieder eine Lebensgrundlage vor und begannen<br />
zu wachsen.<br />
Fotos: LaNaServ/K. Winter/D. Stremke<br />
ZGF GORILLA | AUSGABE 3/<strong>2013</strong><br />
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