Gorilla 03/2013 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Gorilla 03/2013 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Gorilla 03/2013 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SCHWERPUNKTTHEMA | NATIONALPARKS & WILDNIS<br />
Der deutsche und insbesondere der globale<br />
Tourismus haben in den letzten zwei<br />
Jahrzehnten phänomenal zugenommen.<br />
Laut Zahlen der Welttourismusorganisation<br />
UNWTO gab es 2012 mehr als eine<br />
Milliarde internationale Reisende. Weltweite<br />
Zukunftsprognosen sagen weiter<br />
Wachstumsraten von ca. vier Prozent jährlich<br />
für den Tourismus voraus. Bereits 1998<br />
schätzte die UNWTO, dass der Naturtourismus<br />
in Schutzgebieten für etwa 20 Prozent<br />
aller touristischen Ausgaben verantwortlich<br />
war. In vielen Regionen und Ländern<br />
ist der Fremdenverkehr ein wesentlicher<br />
Wirtschaftsfaktor.<br />
Auch in Deutschland repräsentieren Nationalparks<br />
und andere Schutzgebiete die landschaftliche<br />
Vielfalt des Reiselandes. „Natur<br />
und Landschaft“ gehören laut der Deutschen<br />
Zentrale für Tourismus DZT seit nunmehr<br />
fünf Jahren durchgehend zu den Top-Entscheidungskriterien<br />
für einen Deutschlandurlaub.<br />
Naturtourismus ist jedoch oftmals<br />
vielschichtig; nicht nur dem Erholungsbedürfnis<br />
soll Rechnung getragen werden, sondern<br />
auch Naturschutzanliegen sowie der<br />
Entwicklung der lokalen und nationalen<br />
Wirtschaft. Häufig stehen diese Zielsetzungen<br />
im Konflikt miteinander, beispielsweise im<br />
Falle von ansteigenden Besucherzahlen, die<br />
dann zunehmend für ökologische oder auch<br />
soziale Probleme sorgen.<br />
<br />
<br />
Bringen Nationalparks etwas für die Regionalentwicklung?<br />
Ja, das tun sie, auch wenn<br />
sich das zunächst etwas abwegig anhören<br />
mag. Nationalparks verkörpern das weltweit<br />
tradierte Flächenschutzinstrument, bei ihnen<br />
geht es um Prozessschutz. Das heißt: in<br />
bestimmten, klar definierten Räumen Natur<br />
Natur sein zu lassen. Hier soll letztlich Wildnis<br />
entstehen.<br />
Gegen Wildnis wurde in der mitteleuropäischen<br />
Kulturgeschichte Jahrtausende lang<br />
angekämpft. Und dennoch kann eine Region<br />
ZGF GORILLA | AUSGABE 3/<strong>2013</strong><br />
Von Rangern geführte Touren stehen bei den Besuchern des Nationalparks Eifel hoch im Kurs.<br />
Jeder zweite Teilnehmer einer solchen Tour ist Übernachtungsgast in der Region und bleibt im<br />
Schnitt 3,5 Tage.<br />
von einem Nationalpark wirtschaftlich profitieren,<br />
auch in Deutschland!<br />
Das haben politische Entscheidungsträger<br />
schon früh erkannt. Der Nationalpark Bayerischer<br />
Wald wurde bereits 1970 mit dem<br />
expliziten Ziel einer regionalwirtschaftlichen<br />
Förderung ausgewiesen, was sich<br />
durch die damalige Lage im Zonenrandgebiet<br />
begründete. Heute liegen bis auf die<br />
Eifel alle deutschen Nationalparks in dünn<br />
besiedelten, ländlichen Regionen mit geringer<br />
Wirtschaftskraft sowie relativ hoher<br />
Arbeitslosigkeit. Das Bestreben, in Zukunft<br />
genau dort weitere Verluste der Wirtschaftskraft<br />
und ein Abwandern der Bevölkerung<br />
zu verhindern, findet man in den Verordnungen<br />
dieser Schutzgebiete verankert. Für<br />
den Müritz-Nationalpark liest sich das exemplarisch<br />
so: „In dem Nationalpark wird<br />
keine wirtschaftsbestimmte Nutzung bezweckt;<br />
er soll aber zur Strukturverbesserung<br />
der Region beitragen.“<br />
VOM NUTZEN EINES NATIONALPARKS<br />
Der Nutzen eines Nationalparks resultiert<br />
aus seinen mit der Naturnähe gekoppelten<br />
Funktionen, das heißt: Güter und Dienstleistungen,<br />
die uns Menschen durch das<br />
Schutzgebiet als öffentliches Gut kostenlos<br />
zur Verfügung stehen. Man spricht hier von<br />
Ökosystemleistungen.<br />
Die wirtschaftlichen Wertkomponenten<br />
eines Nationalparks lassen sich in Gebrauchswerte<br />
und Nicht-Gebrauchswerte<br />
unterteilen. Für die regionale Wirtschaft<br />
von besonderem Interesse sind die direkten<br />
Gebrauchswerte, unter anderem Land- und<br />
Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei sowie<br />
Tourismus.<br />
21<br />
Fotos: Nationalparkverwaltung Eifel