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Gorilla 03/2013 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt

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SCHWERPUNKTTHEMA | NATIONALPARKS & WILDNIS<br />

Der deutsche und insbesondere der globale<br />

Tourismus haben in den letzten zwei<br />

Jahrzehnten phänomenal zugenommen.<br />

Laut Zahlen der Welttourismusorganisation<br />

UNWTO gab es 2012 mehr als eine<br />

Milliarde internationale Reisende. Weltweite<br />

Zukunftsprognosen sagen weiter<br />

Wachstumsraten von ca. vier Prozent jährlich<br />

für den Tourismus voraus. Bereits 1998<br />

schätzte die UNWTO, dass der Naturtourismus<br />

in Schutzgebieten für etwa 20 Prozent<br />

aller touristischen Ausgaben verantwortlich<br />

war. In vielen Regionen und Ländern<br />

ist der Fremdenverkehr ein wesentlicher<br />

Wirtschaftsfaktor.<br />

Auch in Deutschland repräsentieren Nationalparks<br />

und andere Schutzgebiete die landschaftliche<br />

Vielfalt des Reiselandes. „Natur<br />

und Landschaft“ gehören laut der Deutschen<br />

Zentrale für Tourismus DZT seit nunmehr<br />

fünf Jahren durchgehend zu den Top-Entscheidungskriterien<br />

für einen Deutschlandurlaub.<br />

Naturtourismus ist jedoch oftmals<br />

vielschichtig; nicht nur dem Erholungsbedürfnis<br />

soll Rechnung getragen werden, sondern<br />

auch Naturschutzanliegen sowie der<br />

Entwicklung der lokalen und nationalen<br />

Wirtschaft. Häufig stehen diese Zielsetzungen<br />

im Konflikt miteinander, beispielsweise im<br />

Falle von ansteigenden Besucherzahlen, die<br />

dann zunehmend für ökologische oder auch<br />

soziale Probleme sorgen.<br />

<br />

<br />

Bringen Nationalparks etwas für die Regionalentwicklung?<br />

Ja, das tun sie, auch wenn<br />

sich das zunächst etwas abwegig anhören<br />

mag. Nationalparks verkörpern das weltweit<br />

tradierte Flächenschutzinstrument, bei ihnen<br />

geht es um Prozessschutz. Das heißt: in<br />

bestimmten, klar definierten Räumen Natur<br />

Natur sein zu lassen. Hier soll letztlich Wildnis<br />

entstehen.<br />

Gegen Wildnis wurde in der mitteleuropäischen<br />

Kulturgeschichte Jahrtausende lang<br />

angekämpft. Und dennoch kann eine Region<br />

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/<strong>2013</strong><br />

Von Rangern geführte Touren stehen bei den Besuchern des Nationalparks Eifel hoch im Kurs.<br />

Jeder zweite Teilnehmer einer solchen Tour ist Übernachtungsgast in der Region und bleibt im<br />

Schnitt 3,5 Tage.<br />

von einem Nationalpark wirtschaftlich profitieren,<br />

auch in Deutschland!<br />

Das haben politische Entscheidungsträger<br />

schon früh erkannt. Der Nationalpark Bayerischer<br />

Wald wurde bereits 1970 mit dem<br />

expliziten Ziel einer regionalwirtschaftlichen<br />

Förderung ausgewiesen, was sich<br />

durch die damalige Lage im Zonenrandgebiet<br />

begründete. Heute liegen bis auf die<br />

Eifel alle deutschen Nationalparks in dünn<br />

besiedelten, ländlichen Regionen mit geringer<br />

Wirtschaftskraft sowie relativ hoher<br />

Arbeitslosigkeit. Das Bestreben, in Zukunft<br />

genau dort weitere Verluste der Wirtschaftskraft<br />

und ein Abwandern der Bevölkerung<br />

zu verhindern, findet man in den Verordnungen<br />

dieser Schutzgebiete verankert. Für<br />

den Müritz-Nationalpark liest sich das exemplarisch<br />

so: „In dem Nationalpark wird<br />

keine wirtschaftsbestimmte Nutzung bezweckt;<br />

er soll aber zur Strukturverbesserung<br />

der Region beitragen.“<br />

VOM NUTZEN EINES NATIONALPARKS<br />

Der Nutzen eines Nationalparks resultiert<br />

aus seinen mit der Naturnähe gekoppelten<br />

Funktionen, das heißt: Güter und Dienstleistungen,<br />

die uns Menschen durch das<br />

Schutzgebiet als öffentliches Gut kostenlos<br />

zur Verfügung stehen. Man spricht hier von<br />

Ökosystemleistungen.<br />

Die wirtschaftlichen Wertkomponenten<br />

eines Nationalparks lassen sich in Gebrauchswerte<br />

und Nicht-Gebrauchswerte<br />

unterteilen. Für die regionale Wirtschaft<br />

von besonderem Interesse sind die direkten<br />

Gebrauchswerte, unter anderem Land- und<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei sowie<br />

Tourismus.<br />

21<br />

Fotos: Nationalparkverwaltung Eifel

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