Schule ohne Leitung - Warum immer weniger Lehrer Schulleiter ...
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:Aktuell<br />
Kein Detail wird ausgespart: Gibt es Seife und Handtücher? Wie beurteilen<br />
Sie den Zustand der Toiletten? Wie gesund sind die Pausensnacks?<br />
All dies sind Fragen aus einer deutschlandweiten Umfrage des<br />
Magazins Focus <strong>Schule</strong>. Neben Eltern werden auch Schüler, <strong>Lehrer</strong><br />
und die Schulleitung zum Zustand ihrer <strong>Schule</strong>n befragt. So will das<br />
Magazin etwa von den Rektoren wissen, welchen Notendurchschnitt<br />
ihre Schüler beim Abschluss der vergangenen drei Jahre hatten und wie<br />
hoch die Migrantenquote an der <strong>Schule</strong> ist.<br />
Aus diesen Daten ließe sich erstmals deutschlandweit ein Schulranking<br />
erstellen. Eine Hitparade also, welche <strong>Schule</strong> angeblich top ist – und<br />
welche ein Flop. Genau dies, beteuert allerdings das Magazin, plane<br />
man nicht. Sondern lediglich die „detailreichste bundesweite Schuldatenbank“<br />
der Realschulen und Gymnasien. Am 17. Juni 2008 soll sie<br />
online gehen. „Eltern sollen so viel wie möglich über die <strong>Schule</strong>n in<br />
ihrem Umkreis erfahren“, so die Focus <strong>Schule</strong>-Chefredakteurin Gaby<br />
Miketta. Um so die Richtige für ihr Kind zu finden. Eine <strong>Schule</strong>, an<br />
der altersgemischt unterrichtet wird, etwa. Oder eine mit Chinesisch<br />
als Fremdsprache. Noten soll es zwar für die <strong>Schule</strong>n in den einzelnen<br />
Bereichen geben – nicht aber eine Rangliste. Dies sei definitiv.<br />
Das klang auch schon einmal anders: Im Herbst 2007 wurde laut einem<br />
Protokoll in der KMK-Amtschefskommission „Qualitätssicherung“<br />
von den Plänen des Magazins berichtet, im Jahr 2008 ein „Schulranking<br />
von Realschulen und Gymnasien“ zu veröffentlichen. Im März<br />
2008 war die KMK schon nicht mehr so überzeugt von diesem Plan.<br />
In einem Bericht vom 20. März 2008 wollte sich die KMK-Kommission<br />
am 18. April diesen Jahres über einen gemeinsamen Standpunkt<br />
18<br />
Ein Schulranking ist wie Obstsalat<br />
Wer <strong>Schule</strong>n quer über’s Land miteinander vergleichen will,<br />
schafft mehr Konfusion als Klarheit.<br />
Von Sabine Kauffeld<br />
verständigen. Zu dieser Verständigung kam es dann allerdings scheinbar<br />
nicht, wie gut unterrichtete Kreise berichten. Man sei „insgesamt<br />
nicht glücklich“ über die Entwicklung und wolle alles vermeiden, was<br />
zusätzliche Publizität schafft. Ebenso wie die Schulleitungsverbände in<br />
Deutschland hat die GEW das Ansinnen des Magazins abgelehnt und<br />
die Schulleitungen und <strong>Lehrer</strong> aufgefordert, diese Umfrage zu boykottieren.<br />
Wie ernst es Focus <strong>Schule</strong> mit der Datenbank allerdings ist,<br />
zeigt, dass die GEW im April 2008 Post von der Rechtsanwaltskanzlei<br />
des Magazins erhielt. Darin wurde sie aufgefordert, eine Unterlassungserklärung<br />
zu unterschreiben, nach der sie das FOCUS-Vorhaben<br />
nicht mehr in Verbindung mit Rankings bringen werde.<br />
„Eine bundesweite Schuldatenbank ist nicht die Aufgabe eines kommerziellen<br />
Magazins, egal, ob sie dort abgedruckt oder im Internet<br />
veröffentlicht wird“, lehnt der Vorstandsvorsitzende des ASD, Walter<br />
Rossow, das Ansinnen der Redaktion ab. Zumal diese Informationen<br />
bereits jetzt für Interessierte verfügbar wären. Auf der Homepage des<br />
Landes Schleswig-Holstein sind Schulportraits abrufbar, die schulbezogene<br />
Daten wie Unterrichtsausfall, Zahl der Gymnasialempfehlungen<br />
sowie Ergebnisse von Vergleichsarbeiten enthalten. Dies ist ein geeignetes<br />
und ausreichendes Instrument zur Erstinformation. Schließlich<br />
interessiert es Eltern in Kiel wenig, wie die <strong>Schule</strong>n in Stuttgart sind.<br />
Direkter und verbindlicher ist natürlich der Besuch der für das Kind in<br />
Frage kommenden <strong>Schule</strong>n. Informationen gibt es allemal ausführlicher<br />
und direkter vom <strong>Schulleiter</strong> und von den <strong>Lehrer</strong>n der jeweiligen<br />
<strong>Schule</strong>. Wer unbedingt eine unabhängige Meinung über die <strong>Schule</strong> haben<br />
wolle, der könne sich an den meisten <strong>Schule</strong>n den Qualitätsbericht<br />
zeigen lassen. Schließlich habe dann qualifiziertes Fachpersonal, nämlich<br />
die Mitarbeiter der jeweiligen Schulaufsicht, die <strong>Schule</strong>n be- und<br />
untersucht. „Wer die unterschiedlichen <strong>Schule</strong>n miteinander in Beziehung<br />
setzen und vergleichen will, vergleicht mehr Obst als nur Äpfel<br />
mit Birnen“, so Walter Rossow weiter.<br />
Das Gleiche gilt für die im April gestartete Homepage schulradar.de.<br />
Dort können Schüler und Eltern anonym <strong>Schule</strong>n beurteilen. Für jedes<br />
Bundesland gibt es eine Schul-Top-Ten. „Hier werden subjektive Empfindungen<br />
zu einem angeblich objektiven Ergebnis zusammengefasst“,<br />
erläutert Rossow weiter. „Hat sich ein Schüler heute über einen <strong>Lehrer</strong><br />
geärgert, fällt die gesamte <strong>Schule</strong> im Ranking nach unten. Das kann<br />
nicht Grundlage für eine Entscheidung über den weiteren Schulweg<br />
eines Kindes sein.“