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Schule ohne Leitung - Warum immer weniger Lehrer Schulleiter ...

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„Ihr wisst doch ganz genau, was das für faule Säcke sind.“<br />

Fotos: Panthermedia<br />

damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder der<br />

Schülerzeitung eines niedersächsischen Gymnasiums ein Interview.<br />

Von <strong>Lehrer</strong>n meint er zu wissen, „dass sie lieber alle Fünfe gerade sein<br />

lassen, was ihre eigenen Dienstleistungen angeht ....“ Und in diesem<br />

Kontext kam dann der berühmt-berüchtigte Satz: „Also Freunde, Ihr<br />

wisst doch ganz genau, was das für faule Säcke sind.“ Auch die Publikumspresse<br />

schlägt in diese Kerbe: Die HÖRZU ließ die renommierte<br />

Bildungsexpertin Uschi Glas zu Wort kommen: „Ich bin dagegen, dass<br />

<strong>Lehrer</strong> verbeamtet werden. ... Es gibt einfach zu viele, die den Job vor<br />

allem wegen der Absicherung machen.“ Der STERN wusste zu berichten,<br />

dass angeblich zwei Drittel der <strong>Lehrer</strong> keine Ahnung hätten, wie<br />

man eine Uhr umstellt, wenn man von Frankfurt nach New York fliegt.<br />

Die BILD-Zeitung fragte vor kurzem ganz besorgt: „Sind alle <strong>Lehrer</strong><br />

so doof?“ Hintergrund: Ein Grundschullehrer wusste in der Günther-<br />

Jauch-Show „Wer wird Millionär“ nicht, dass die Nordsee-Bucht, in die<br />

die Ems mündet, Dollart heißt.<br />

Das Bild der <strong>Schule</strong> in der Öffentlichkeit<br />

Die Vorstellungen der Bevölkerung von schulischer Qualität sind<br />

auf den ersten Blick diffus. Die <strong>Schule</strong> und damit alle darin tätigen<br />

Menschen werden häufig als legitime Institution zur Delegation von<br />

Erziehungsarbeit betrachtet. Diese Forderung gilt nicht nur für die<br />

Grundschule, sondern auch für die weiterführenden <strong>Schule</strong>n. Die Leistungsbereitschaft<br />

der in der <strong>Schule</strong> Tätigen wird in der Studie des Bayerischen<br />

Kultusministeriums von 40 % der Befragten positiv, von 45 %<br />

negativ beurteilt. Übrigens wird die Leistungsbereitschaft von Philologen<br />

häufiger angezweifelt als die der in der Grundschule Tätigen.<br />

Zwischen Leistungsbewertung und regionalem Umfeld ist eine fast lineare<br />

Abhängigkeit festzustellen: In den Großstädten wird <strong>Schule</strong> und<br />

ihre Leistungen signifikant kritischer und betrachtet als im ländlichen<br />

Raum. Alle an der <strong>Schule</strong> Tätigen haben in den Augen der Öffentlichkeit<br />

das größte Kontingent an Freizeit, und die Beamten besitzen einen<br />

„... zu viele, die den Job vor allem wegen der Absicherung machen.“<br />

sicheren Arbeitsplatz. Dies sind Privilegien, die besonders in Zeiten<br />

einer angespannten Arbeitsmarktlage mit Argwohn betrachtet werden.<br />

Hier kommt eine Komponente von Sozialneid zum Ausdruck. Im Vergleich<br />

zu anderen Berufsbildern werden allen an der <strong>Schule</strong> Beschäftigten<br />

– also auch den <strong>Schulleiter</strong>n – neben der Freizeit noch weitere<br />

latente Freiräume zugeschrieben: keine offensichtliche hierarchische<br />

Unterordnung, keine unmittelbare Leistungskontrolle, hohe Eigenständigkeit<br />

<strong>ohne</strong> unternehmerisches Risiko.<br />

Es gibt Hinweise auf die Verbesserung des Images<br />

Aber – zum Glück – nicht alles ist grau und düster. Im Zuge einer öffentlich<br />

geführten Diskussion um PISA und fehlende <strong>Schulleiter</strong>stellen<br />

in den Flächenbundesländern gerät der Focus der Öffentlichkeit zunehmend<br />

auch auf die Leistungen der in der <strong>Schule</strong> tätigen und damit<br />

der <strong>Schulleiter</strong>. Viele Lokaljournalisten sind in ihrem direkten Umfeld<br />

auf der Suche nach konkreten Beispielen von <strong>Schule</strong> und Schulleitung.<br />

So sind gerade in den letzten 18 Monaten verstärkt positive Berichte<br />

über einzelne <strong>Schulleiter</strong> und deren Wirken zu finden. Die Diskussion,<br />

die sich in Internetforen oder in Blogs nach dem Erscheinen solcher<br />

Veröffentlichungen entspannt ist dann allerdings wieder skurril. Oft<br />

werden von Lehrkräften den <strong>Schulleiter</strong>n ihre so öffentlich dargestellte<br />

Management- oder Sozial-Kompetenz geneidet und dies in Leserbriefen<br />

und Online-Beiträgen zum Ausdruck gebracht.<br />

Nichts desto trotz ist das Image der Schulleitung in Deutschland noch<br />

<strong>immer</strong> unterentwickelt. Allerdings: Ein Image wächst von innen. So<br />

lange Schulleitung als Beruf nicht anerkannt ist, so lange die Aufgaben<br />

der Schulleitung einem permanenten Wandel unterzogen sind und so<br />

lange mit der Schulverwaltung über grundlegende Rahmenbedingungen<br />

für die Ausübung des Berufs gestritten wird, so lange kann sich das<br />

Profil der Schulleitung und damit das Image nicht schärfen. Deshalb<br />

sei zu guter Letzt jeder einzelne <strong>Schulleiter</strong> aufgerufen, sich für das Anerkennen<br />

des Berufes nach innen und nach außen einzusetzen.<br />

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