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Sonderausgabe 60 Jahre LVR - Landschaftsverband Rheinland

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<strong>LVR</strong>REPORT<br />

SONDERAUSGABE<br />

<strong>60</strong> JAHRE <strong>LVR</strong><br />

35. Jahrgang, Nr. 325, Oktober 2013<br />

Transparent:<br />

Der Verwaltungsvorstand ... 5<br />

Interview zum <strong>LVR</strong><br />

damals und heute ............... 8<br />

Der <strong>LVR</strong> als Arbeitgeber ....18<br />

Dunkle Kapitel .................. 20<br />

Konstanz und Wandel –<br />

Seit sechs Jahrzehnten ist<br />

der <strong>Landschaftsverband</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> ein fester Bestandteil<br />

Nordrhein-Westfalens.<br />

<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> in denen<br />

viel passiert ist: Vielfältige<br />

Modernisierungsschritte<br />

hin zum zeitgemäßen und<br />

effizienten Dienstleister;<br />

Aufarbeitung der eigenen<br />

Vergangenheit und<br />

konsequente Orientierung<br />

an den Bedürfnissen der<br />

Zielgruppen.<br />

Dabei nicht verloren<br />

gegangen ist die tiefe<br />

Verbundenheit mit dem<br />

<strong>Rheinland</strong> und seinen<br />

Bürgerinnen und Bürgern.<br />

So vielschichtig wie die<br />

Geschichte des <strong>LVR</strong> ist auch<br />

die Jubiläumsausgabe des<br />

<strong>LVR</strong>-Reportes, die Sie in<br />

den Händen halten. Viel<br />

Spaß bei der Lektüre.<br />

CHR


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

IRGENDWAS MIT LANDSCHAFTSBAU?<br />

Der Rheinische Riese<br />

schläft nicht mehr<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />

Bereits seit sechs<br />

Jahrzehnten gestaltet<br />

der <strong>Landschaftsverband</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> erfolgreich<br />

die soziale und kulturelle<br />

Weiterentwicklung des<br />

<strong>Rheinland</strong>es –<br />

<strong>60</strong> ereignisreiche <strong>Jahre</strong><br />

voller Veränderungen und<br />

Reformen. Heute sind wir<br />

ein moderner, lebendiger<br />

und effizienter Dienstleister<br />

für alle Menschen im<br />

<strong>Rheinland</strong>.<br />

Unser Antrieb ist es, im<br />

ganzen <strong>Rheinland</strong> für<br />

ausgeglichene Lebensverhältnisse<br />

und hohe<br />

Qualitätsstandards in all<br />

unseren Aufgabenfeldern<br />

zu sorgen – von der Unterstützung<br />

für Menschen mit<br />

Behinderungen bis hin zur<br />

Bewahrung rheinischer<br />

Kultur und Identität.<br />

Eines unserer zentralen<br />

Anliegen ist es, für<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

die vollständige<br />

gesellschaftliche Teilhabe<br />

zu erreichen. Wir möchten<br />

ihnen ein selbstbestimmtes<br />

Leben und die optimale<br />

individuelle Unterstützung<br />

in allen Lebensbereichen<br />

und Lebensphasen ermöglichen<br />

– von der Bildung<br />

und Erziehung über das<br />

Wohnen und Arbeiten bis<br />

hin zur gesundheitlichen<br />

Versorgung und kulturellen<br />

Teilhabe, das ist uns<br />

wichtig!<br />

Prof. Dr. Jürgen Wilhelm<br />

Vorsitzender der<br />

Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

Im Zeichen unseres<br />

<strong>60</strong>-jährigen Jubiläums<br />

stehen 2013 viele Aktivitäten<br />

des <strong>LVR</strong>. Darunter<br />

der Tag der Begegnung,<br />

zu dem der <strong>LVR</strong> im Juni<br />

über 42.000 Besucherinnen<br />

und Besucher im<br />

Kölner Rheinpark begrüßen<br />

konnte. Ebenso eine<br />

Wanderausstellung, die<br />

das Aufgabenspektrum des<br />

<strong>LVR</strong> sowie wichtige Meilensteine<br />

der vergangenen<br />

<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> zeigt. Mit dieser<br />

<strong>Sonderausgabe</strong> möchten<br />

wir Ihnen ein Stück der<br />

Geschichte und Gegenwart<br />

des <strong>LVR</strong> an die Hand<br />

geben.<br />

Wir freuen uns, weiterhin<br />

für die Menschen im<br />

<strong>Rheinland</strong> die Arbeit des<br />

<strong>LVR</strong> gestalten zu können.<br />

Ulrike Lubek<br />

Direktorin des<br />

<strong>Landschaftsverband</strong>es<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

Nicht selten prägt ein<br />

großes Fragezeichen<br />

das Gesicht des Gegenübers,<br />

wenn es um den<br />

<strong>Landschaftsverband</strong><br />

<strong>Rheinland</strong> (<strong>LVR</strong>) geht. Und<br />

das nach <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong>n des<br />

Bestehens. „Irgendwas mit<br />

Landschaftsbau?“ fragt der<br />

Eine, die Andere will – zumindest<br />

historisch richtig –<br />

gehört haben, dass „die<br />

doch auch was mit dem<br />

Schneeräumen zu tun haben“.<br />

Doch zum Glück wissen<br />

immer mehr Rheinländerinnen<br />

und Rheinländer,<br />

was der <strong>LVR</strong> ist. Den Kundinnen<br />

und Kunden sowie<br />

Leistungsempfängerinnen<br />

und -empfängern ist dies<br />

ohnehin klar – und zu guten<br />

Teilen wissen sie auch, was<br />

sie an ihm haben.<br />

So ist auch nicht erst durch<br />

die Bestandsgarantie der<br />

aktuellen NRW-Landesregierung<br />

von einer Abschaffung<br />

der Landschaftsverbände<br />

keine Rede mehr:<br />

Zu eindeutig die Qualität<br />

der Leistungen, zu sehr<br />

ist der <strong>LVR</strong> Bestandteil<br />

des Landes, als dass NRW<br />

ohne die Landschaftsverbände<br />

vorstellbar wäre.<br />

Zu deutlich aber auch<br />

die Modernisierung, die<br />

der Verband durchlaufen<br />

hat. Der rheinische Riese<br />

schläft nicht mehr. Er hat<br />

sich von Entscheidungen<br />

gelöst, die – bei allem guten<br />

Willen – über die Köpfe<br />

Betroffener hinweg vom<br />

Schreibtisch aus gefällt<br />

wurden. An die Stelle wohlmeinender<br />

Fürsorge ist ein<br />

Miteinander getreten: Der<br />

<strong>LVR</strong> arbeitet nicht mehr<br />

„nur“ für, sondern mit den<br />

Menschen im <strong>Rheinland</strong>.<br />

Diese Veränderungen und<br />

was der <strong>LVR</strong> heute ist, sind<br />

Themen dieser <strong>Sonderausgabe</strong><br />

des <strong>LVR</strong>-Reportes,<br />

wobei auch ein Blick auf<br />

die dunklen Kapitel der<br />

<strong>LVR</strong>-Geschichte nicht ausgespart<br />

wird.<br />

Die Menschen hinter der<br />

Arbeit des <strong>LVR</strong>, werden<br />

auch weiterhin alles<br />

tun, damit immer mehr<br />

Menschen den rheinischen<br />

Kommunalverband mit<br />

seinen positiven Leistungen<br />

assoziieren und<br />

nicht versuchen, aus<br />

dem Namen herzuleiten.<br />

Obwohl: Auch eine indirekte<br />

Modernisierung des Begriffs<br />

der Landsmannschaft – von<br />

dem sich die Bezeichnung<br />

<strong>Landschaftsverband</strong> nämlich<br />

herleitet – kann sich der<br />

<strong>LVR</strong> auf die Fahnen schreiben.<br />

Ist er doch heute ausdrücklich<br />

für alle Menschen<br />

im <strong>Rheinland</strong> da.<br />

Unabhängig von Herkunft<br />

oder persönlichen Einschränkungen.<br />

In diesem<br />

Sinne: Auf die nächsten <strong>60</strong><br />

<strong>Jahre</strong>.<br />

CHR<br />

Foto: Lothar Kornblum<br />

2 3


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

LANDSCHAFTSVERSAMMLUNG RHEINLAND<br />

Die Fraktionen zu <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>LVR</strong><br />

GEMEINSAM IN BEWEGUNG<br />

Der <strong>LVR</strong>-Verwaltungsvorstand<br />

„Zur Erfüllung seiner Aufgaben<br />

für die Menschen unserer Region<br />

ist für den <strong>LVR</strong> der offene und<br />

vertrauensvolle Dialog mit seinen<br />

Mitgliedskörperschaften eine<br />

unverzichtbare Voraussetzung;<br />

ich habe auch in Zukunft großes<br />

Zutrauen in die Kraft der<br />

kommunalen Selbstverwaltung.“<br />

Rolf Einmahl,<br />

Vorsitzender der CDU-Fraktion<br />

in der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

„<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> SPD in der Landschaftsversammlung<br />

bedeuten für mich<br />

die Umsetzung dessen, wofür die<br />

SPD seit ihrer Gründung vor<br />

150 <strong>Jahre</strong>n steht: Einsatz für diejenigen,<br />

die Unterstützung<br />

brauchen und Ausgleich zu<br />

schaffen zwischen „starken“ und<br />

„schwachen“ Kommunen.“<br />

Prof. Dr. Jürgen Rolle,<br />

Vorsitzender der SPD-Fraktion<br />

in der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

„<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>LVR</strong> steht für mich<br />

zunächst für die Entwicklung von<br />

der Fürsorge für behinderte Menschen<br />

hin zur selbst bestimmten<br />

Teilhabe. Die Landschaftsverbände<br />

sind aber auch Sinnbild gelebter<br />

Solidarität zwischen kleinen Gemeinden<br />

und großen Städten z.B.<br />

im Kultur- und Bildungsbereich.“<br />

Corinna Beck,<br />

Vorsitzende der Fraktion<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

in der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

<strong>LVR</strong>-Direktorin Ulrike Lubek<br />

ist Chefin der Verwaltung<br />

und gesetzliche Vertreterin<br />

des <strong>LVR</strong>. Gemeinsam mit<br />

den sieben Dezernentinnen<br />

und Dezernenten, die<br />

einzelne Bereiche des <strong>LVR</strong><br />

leiten, bildet sie den Verwaltungsvorstand.<br />

Anhand der Ausstellung<br />

zu <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong>n <strong>Landschaftsverband</strong><br />

machte der<br />

Verwaltungsvorstand die<br />

Probe aufs Exempel:<br />

Fit am Ball: Personaldezernent<br />

Frank vom Scheidt (li.) und<br />

Schuldezernent Ulrich Wontorra<br />

„Immer besser werden: von<br />

Verwahrung und Betreuung zu<br />

Freiheit und Selbständigkeit von<br />

Menschen mit Behinderung –<br />

so blieb der <strong>LVR</strong> vorn! Ambulant<br />

vor stationär, von Integration zu<br />

Inklusion, kulturelle Identität und<br />

Vielfalt machen den <strong>LVR</strong> einzigartig.“<br />

Lars O. Effertz,<br />

Vorsitzender der FDP-Fraktion<br />

in der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

„Die Landschaftverbände sind ein<br />

gutes Beispiel für kommunale<br />

Kooperation, die eine Qualität der<br />

Daseinsvorsorge sichert, die kaum<br />

eine Kommune allein erreichen<br />

kann. Inklusion in allen Lebensbereichen<br />

ist jetzt die Zukunftsaufgabe.“<br />

Ulrike Detjen,<br />

Vorsitzende der Fraktion<br />

DIE LINKE. in der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

„<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>LVR</strong> bedeuten <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Erfüllung von Aufgaben für die<br />

Menschen, die die Kreise, Städte<br />

und Gemeinden in dieser Qualität<br />

und Quantität nicht alleine erfüllen<br />

konnten und können.<br />

Landschaftsverbände werden auch<br />

zukünftig ohne Wenn und Aber<br />

benötigt!“<br />

Henning Rehse,<br />

Vorsitzender der Fraktion<br />

FREIE WÄHLER/DEINE FREUNDE<br />

in der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

Wie sieht es mit der Teamfähigkeit<br />

aus? Und: Der<br />

Selbsttest verlief erfolgreich<br />

– in Zweier-Teams<br />

brachten die Mitglieder die<br />

Kugeln der Ausstellung<br />

gekonnt in Bewegung,<br />

oder setzten die vielgelobte<br />

Ausstellung anderweitig in<br />

Szene.<br />

Bild links: <strong>LVR</strong>-Direktorin<br />

Ulrike Lubek und Jugenddezernent<br />

Reinhard Elzer<br />

bringen eine Kugel ins<br />

Rollen. Auf dem mittleren<br />

Bild zeigen Kulturdezernentin<br />

Milena<br />

Karabaic (li.) und<br />

Kämmerin Renate Hötte,<br />

dass Frau zupacken kann.<br />

Mit Eleganz und<br />

Souveränität präsentieren<br />

Sozialdezernentin Martina<br />

Hoffmann-Badache<br />

(li.) und Gesundheitsdezernentin<br />

Martina<br />

Wenzel-Jankowski unten<br />

eine der Kugeln.<br />

4 5<br />

Fotos: Lothar Kornblum


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

Fotos: Archiv des <strong>LVR</strong>, Pulheim-Brauweiler; Lothar Kornblum und privat<br />

WAS VERBINDEN SIE MIT <strong>60</strong> JAHREN <strong>LVR</strong>?<br />

Blick zurück nach vorn<br />

Wovon leben eine Organisation, eine Firma oder ein Verband? Sie alle werden geprägt<br />

von den Menschen, die dort arbeiten und führen. Daher sollen an dieser Stelle<br />

ehemalige Landesdirektoren sowie einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Wort<br />

kommen. Sie alle wurden gefragt, was sie mit <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong>n <strong>LVR</strong> verbinden oder ob sie<br />

eine besondere Erinnerung an ihre Zeit beim <strong>LVR</strong> haben.<br />

„Es sind<br />

mannigfache<br />

Erinnerungen,<br />

die ich mit dem<br />

<strong>Landschaftsverband</strong><br />

verbinde: 1954 im Jurastudium<br />

behandelten wir<br />

die Gründung des <strong>LVR</strong> als<br />

Lernstoff. In meiner Zeit in<br />

der Landschaftsversammlung<br />

waren für mich die<br />

Psychiatriereform, der<br />

rasante Straßenbau und<br />

diverse Museumsgründungen<br />

besondere Ereignisse.<br />

Als Landesdirektor<br />

beeindruckten mich die<br />

vielfältigen Kontakte mit<br />

behinderten Menschen<br />

sowie Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern. Heute<br />

ist der „unbekannte Riese“<br />

bekannter, anerkannter<br />

und endlich auch politisch<br />

gesichert.“<br />

Dr. jur. Dieter Fuchs<br />

Landesdirektor a. D.<br />

„Der <strong>LVR</strong> ist eine unverzichtbare<br />

Organisation was die<br />

Vertretung der Interessen<br />

von Schwachen in unserer<br />

Gesellschaft anbelangt. Für<br />

psychisch Kranke ist der<br />

<strong>LVR</strong> eine starke Lobby. Er<br />

hat auf politischer Ebene<br />

mehr Möglichkeiten, deren<br />

Interessen durchzusetzen,<br />

als eine Kommune alleine.<br />

Die sollte er noch stärker<br />

nutzen!“<br />

Dr. Ralf Seidel,<br />

<strong>LVR</strong>-Klinik<br />

Mönchengladbach,<br />

22 <strong>Jahre</strong> ärztlicher<br />

Direktor<br />

„Ich habe in dieser Zeit viel<br />

erlebt. Aus meiner frühen<br />

Zeit erinnere ich mich an<br />

die Einführung der Gleitenden<br />

Arbeitszeit 1969/1970.<br />

Das war eine Revolution,<br />

viele sträubten sich dagegen:<br />

„Arbeitszeit stempeln,<br />

das ist ja wie in einer<br />

Fabrik!“. Bereits kurze<br />

Zeit nach der Einführung<br />

erkannte man die Vorzüge<br />

und eine breite Akzeptanz<br />

war die Folge.“<br />

Gerhard Voss,<br />

48 <strong>Jahre</strong> beim <strong>LVR</strong>,<br />

davon lange <strong>Jahre</strong> als<br />

Abteilungsleiter im<br />

damaligen Hauptamt und<br />

zuständig für die Betreuung<br />

des Ausschusses für<br />

Personal und allgemeine<br />

Verwaltung.<br />

„In den vielen<br />

<strong>Jahre</strong>n beim<br />

<strong>LVR</strong> habe<br />

ich miterlebt,<br />

wie<br />

sich die<br />

Arbeit für<br />

behinderte<br />

Menschen<br />

weg vom Fürsorgegedanken<br />

hin zur<br />

Gleichberechtigung als<br />

Menschen mit Rechts- und<br />

Teilhabeansprüchen am<br />

Leben in der Gesellschaft<br />

entwickelt. Wenn ich diese<br />

Entwicklung Revue passieren<br />

lasse, habe ich einen<br />

Zeitraum erlebt, auf den<br />

der <strong>LVR</strong> und seine Mitarbeiter<br />

stolz sein können.“<br />

Heinz Gerhard<br />

Kronenberg,<br />

45 <strong>Jahre</strong> beim <strong>LVR</strong>,<br />

davon die meiste Zeit<br />

im Sozialdezernat, zuletzt<br />

als Abteilungsleiter im<br />

Bereich der Eingliederungshilfe<br />

für Menschen<br />

mit Behinderungen<br />

„Herzlichen Glückwunsch<br />

zum Jubiläum. Ich hatte<br />

das Glück, von diesen <strong>60</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n rund 21 <strong>Jahre</strong> mit<br />

einer tollen Mitarbeiterschaft<br />

dazu beizutragen,<br />

wichtige öffentliche<br />

Aufgaben bürgerfreundlich<br />

und äußerst sparsam zu<br />

erledigen. Dank an Alle.“<br />

Ferdinand Esser<br />

Landesdirektor a.D.<br />

„Regionalität, Dezentralisierung,<br />

kommunale Selbstverwaltung,<br />

Bürgernähe,<br />

soziale Verantwortung,<br />

Effizienz durch bürgerschaftliche<br />

Beteiligung<br />

und Kontrolle sind unter<br />

anderem Merkmale einer<br />

erfolgreichen, modernen<br />

demokratischen Gesellschaft.<br />

Ein wichtiger Teil dieses<br />

Erfolges ist in NRW der<br />

<strong>LVR</strong>. Er hat sich in<br />

den zurückliegenden<br />

<strong>60</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n im<br />

Dienst für<br />

die Menschen<br />

im<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

unersetzlich<br />

gemacht.<br />

Glückwunsch zum<br />

Geburtstag!“<br />

Harry K. Voigtsberger<br />

Staatsminister a.D.<br />

Landesdirektor a.D.<br />

„Geselligkeit und Sport<br />

wurden beim <strong>LVR</strong> immer<br />

großgeschrieben. 1980<br />

gründete sich eine Radsportgruppe,<br />

die mehrmals<br />

pro Woche Fahrten<br />

unternahm und jedes Jahr<br />

eine einwöchige Radtour<br />

organisierte. Unterstützt<br />

wurde sie in den Anfängen<br />

durch Herrn LD Dr. Dieter<br />

Fuchs, selbst ein begeisterter<br />

Rennradfahrer. Bis<br />

heute ist die <strong>Jahre</strong>stour<br />

fest im <strong>Jahre</strong>skalender<br />

eingeplant.“<br />

Otto Deibler,<br />

46 <strong>Jahre</strong><br />

beim <strong>LVR</strong>,<br />

Fachbereichsleiter<br />

zentraler Einkauf und<br />

Dienstleistungen<br />

„Am 1. Februar 1999 haben<br />

wir vor dem Landtag in<br />

Düsseldorf und in Lüdenscheid<br />

gegen die Auflösung<br />

der Landschaftsverbände<br />

demonstriert. Wir hatten<br />

alle Angst, dass wir aufgelöst<br />

werden. Mich hat sehr<br />

beeindruckt, dass unser<br />

damaliger Landesdirektor<br />

Herr Ferdinand Esser an<br />

der Demo in Lüdenscheid<br />

teilgenommen hat. Dieses<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

werde ich nie<br />

vergessen.“<br />

Ulrike Schwerm,<br />

28 <strong>Jahre</strong> Sachbearbeiterin<br />

im Personalamt und<br />

Personalrat beim <strong>LVR</strong><br />

„Als ich 1969 zum <strong>LVR</strong><br />

wechselte, war es ein großes,<br />

neues Erlebnis nicht<br />

mehr nur mit Akten zu tun<br />

zu haben, sondern auch<br />

mit Menschen.<br />

Es kam viel Freude auf,<br />

wenn wir einen Arbeitsplatz<br />

für eine Schwerbehinderte<br />

oder einen<br />

Schwerbehinderten erhalten<br />

oder neu einrichten<br />

konnten.<br />

Den <strong>LVR</strong> habe ich als einen<br />

Arbeitgeber erlebt, der<br />

gute berufliche Perspektiven<br />

bietet.“<br />

Günther Portz,<br />

30 <strong>Jahre</strong> Sachbearbeiter<br />

im Integrationsamt<br />

„<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>LVR</strong> – 36 davon<br />

durfte ich als Landschaftsplanerin<br />

an hochinteressanten<br />

Aufgaben für die<br />

Kulturlandschaft der rheinischen<br />

Regionen mitwirken<br />

– vom Landschaftsplan bis<br />

zur Wiederbelebung der<br />

historischen Pilgerwege –<br />

und der <strong>LVR</strong> ermöglichte<br />

mir zugleich durch Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeiten<br />

zusammen mit meinem<br />

Mann vier fröhliche Kinder<br />

groß zu ziehen.“<br />

Anette Heusch-Altenstein,<br />

36 <strong>Jahre</strong><br />

im Kulturdezernat,<br />

Fachbereich Umwelt<br />

6 7


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

INTERVIEW ZUM <strong>LVR</strong> DAMALS UND HEUTE<br />

Menschen mit Behinderung<br />

waren schlicht nicht präsent<br />

Karin Fankhaenel (57),<br />

Leiterin des <strong>LVR</strong>-Integrationsamtes,<br />

und Timo<br />

Wissel (38), tätig für den<br />

medizinisch-psychosozialen<br />

Fachdienst des <strong>LVR</strong>,<br />

im Gespräch mit Andrea<br />

Steinert über den Verband<br />

damals und heute.<br />

?<br />

Frau Fankhaenel, als<br />

Sie 1974 beim <strong>LVR</strong> anfingen,<br />

welches Bild hatte<br />

die Gesellschaft damals<br />

von Menschen mit Behinderung?<br />

Fankhaenel: Eigentlich gar<br />

keins. Menschen mit Behinderung<br />

waren schlicht<br />

nicht präsent. Im Straßenbild<br />

tauchten sie kaum<br />

auf. Die wurden regelrecht<br />

versteckt. Ich glaube, das<br />

war auch ein ziemlich<br />

angstbesetztes Thema.<br />

?<br />

Und gut 35 <strong>Jahre</strong> später,<br />

als Sie beim <strong>LVR</strong><br />

Ihren Dienst antraten?<br />

Wissel: Das war gar kein<br />

Vergleich zu dem, was Frau<br />

Fankhaenel erzählt. Viele<br />

Menschen mit Behinderung<br />

leben heute schon<br />

sehr selbstständig und<br />

selbstbestimmt. Sie haben<br />

ihre eigene Wohnung,<br />

gehen in ihrem Stadtviertel<br />

einkaufen, zum Frisör, zum<br />

Arzt. Entsprechend sind sie<br />

natürlich auch im Stadtbild<br />

zu sehen.<br />

?<br />

Ein langer Weg …<br />

Fankhaenel: Ein unglaublich<br />

langer Weg. Ich werde<br />

nie vergessen, wie ich<br />

in den Anfangsjahren in<br />

einer der psychiatrischen<br />

Kliniken des <strong>LVR</strong> in Düren<br />

gearbeitet habe. Da gab<br />

es große Schlafsäle mit<br />

50 oder <strong>60</strong> Menschen.<br />

Geistig Behinderte und<br />

psychisch Kranke: Man<br />

hatte einfach alle zusammen<br />

untergebracht, egal,<br />

was die Menschen individuell<br />

benötigt hätten. Mein<br />

bedrückendstes Erlebnis<br />

waren die Kinder, die in<br />

Gitterbetten eingesperrt<br />

waren.<br />

?<br />

Wobei sich die Dinge<br />

in den 70er <strong>Jahre</strong>n zu<br />

wandeln begannen ...<br />

Fankhaenel: Stinkbomben<br />

im Landeshaus! Das Haus<br />

hat wochenlang gestunken.<br />

So hat die Sozialistische<br />

Selbsthilfe Köln damals auf<br />

die Zustände im Landeskrankenhaus<br />

Brauweiler<br />

aufmerksam gemacht.<br />

Der <strong>LVR</strong> hat das Krankenhaus<br />

später dann ja auch<br />

geschlossen.<br />

?<br />

Herr Wissel, wie sahen<br />

denn Ihre prägenden<br />

Erlebnisse zu Beginn Ihrer<br />

Berufslaufbahn aus?<br />

Wissel: Völlig anders. Ich<br />

hatte anfangs die Aufgabe,<br />

die Entwicklung der Wohnhilfen<br />

für Menschen mit<br />

Behinderung in Nordrhein-<br />

Westfalen zu evaluieren.<br />

Damals habe ich auch viele<br />

Interviews mit Menschen<br />

mit Behinderung in ihrer<br />

eigenen Wohnung geführt.<br />

Und ich weiß noch, wie<br />

beeindruckt ich immer<br />

wieder war, wie sehr die<br />

Menschen ihre Lebensqualität<br />

nach dem Auszug aus<br />

einem Wohnheim steigern<br />

konnten. Wie selbstständig<br />

viele von ihnen mit zum Teil<br />

nur wenigen Stunden professioneller<br />

Unterstützung<br />

in der Woche ihren Alltag<br />

bewältigen.<br />

Fotos: Archiv des <strong>LVR</strong>, Pulheim-Brauweiler; Matthias Jung; Lothar Kornblum<br />

8<br />

9


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

Fankhaenel: Man darf<br />

dabei allerdings nicht vergessen,<br />

dass das Betreute<br />

Wohnen, so wie wir es<br />

heute kennen, das Ergebnis<br />

eines enormen Veränderungsprozesses<br />

ist. 1975<br />

gab es diesen Paukenschlag,<br />

als die Psychiatrie<br />

Enquete-Kommission der<br />

Bundesregierung erklärte:<br />

So darf das auf keinen Fall<br />

bleiben! Und dann hat sich<br />

praktisch vieles verändert.<br />

Gesetze, und unser Verwaltungshandeln:<br />

Aus<br />

„Hilfesuchenden“ wurden<br />

erst „Hilfeempfänger“ und<br />

später „Leistungsempfänger“.<br />

Heute bestärken wir<br />

unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter darin,<br />

Menschen mit Behinderung<br />

als Kundinnen und<br />

Kunden zu sehen, die einen<br />

Anspruch auf qualitativ<br />

hochwertige Dienstleistungen<br />

haben. Früher hat<br />

man, zugespitzt formuliert,<br />

die Leute da untergebracht,<br />

wo Platz war. Heute gibt es<br />

Hilfeplan-Konferenzen, in<br />

denen zusammen mit den<br />

Menschen mit Behinderung<br />

geschaut wird, was<br />

individuell notwendig und<br />

gewünscht ist.<br />

?<br />

Was hat Ihnen die<br />

Generation von Frau<br />

Fankhaenel an Arbeit denn<br />

noch übrig gelassen?<br />

Wissel: Für uns ist es eine<br />

große Herausforderung,<br />

auch Menschen, die viel<br />

Unterstützung brauchen,<br />

individuelles Wohnen<br />

im eigenen Umfeld zu<br />

ermöglichen. Das ist<br />

nicht einfach. Man muss<br />

sich überlegen, wie man<br />

so etwas organisiert und<br />

woher das Geld kommt.<br />

Große Bedeutung kommt<br />

dabei der Entwicklung der<br />

Infrastruktur vor Ort zu.<br />

Was braucht es, damit ein<br />

Mensch mit Behinderung<br />

tatsächlich so selbstständig<br />

wie möglich vor Ort<br />

im Supermarkt einkaufen<br />

geht, Sport macht oder bei<br />

der Sparkasse im Rahmen<br />

seiner Möglichkeiten seine<br />

Geld-Angelegenheiten<br />

selbst regelt? Hier geht es<br />

um den Abbau von Barrieren:<br />

Physischen Barrieren,<br />

aber auch Barrieren in den<br />

Köpfen der Menschen.<br />

?<br />

Ein weiteres großes<br />

Thema ist „Arbeiten“.<br />

Was hat sich in diesem<br />

Bereich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten getan?<br />

Fankhaenel: Der <strong>LVR</strong> hat<br />

schon sehr früh entschieden:<br />

Jeder behinderte<br />

Mensch im <strong>Rheinland</strong> soll<br />

einen Arbeitsplatz haben,<br />

auch schwerstbehinderte<br />

Menschen. Arbeit ist identitätsstiftend<br />

und strukturiert<br />

den Tag. Wir bieten<br />

Menschen mit Behinderung<br />

in unseren Werkstätten<br />

Arbeit an. Wer richtig<br />

fit ist, kann alternativ auch<br />

in ein Integrations-Unternehmen<br />

gehen oder sogar<br />

auf den ersten Arbeitsmarkt<br />

wechseln. Das gab<br />

es früher nicht.<br />

Wissel: Heute sprechen<br />

wir zum Beispiel mit den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

von Werkstätten<br />

für behinderte Menschen<br />

darüber, was an ihrem<br />

Arbeitsplatz gut und was<br />

weniger gut läuft oder welche<br />

Ziele sie haben. Menschen<br />

mit Behinderung als<br />

Experten in eigener Sache<br />

einzubeziehen, ist uns sehr<br />

wichtig.<br />

?<br />

Wie sieht es mit dem<br />

<strong>LVR</strong> selbst aus? Da gab<br />

es ja wahrscheinlich auch<br />

Modernisierungsbedarf.<br />

Fankhaenel: Als ich beim<br />

<strong>LVR</strong> anfing, war das Wort<br />

„Dienstleister“ schlicht<br />

nicht bekannt. Man muss<br />

sich das so vorstellen: Wir<br />

haben entschieden und<br />

Bescheide verschickt. Alles<br />

war sehr hierarchisch<br />

organisiert. Da gab es<br />

den Chef, den Mitarbeiter<br />

und den Assistenten des<br />

Mitarbeiters. Teamarbeit<br />

war wenig gefragt. Die<br />

Organisationsstruktur gab<br />

die Arbeit vor. Moderne<br />

Management-Techniken<br />

wie Neues Kommunales<br />

Finanzmanagement oder<br />

Balanced Scorecard gab<br />

es damals nicht. Heute<br />

kommunizieren wir mit<br />

unseren Leistungsempfängerinnen<br />

und -empfängern<br />

auf Augenhöhe. Wir<br />

versuchen, effizient und<br />

effektiv zu arbeiten, haben<br />

die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter im Blick, achten<br />

auf die Finanzen. Und<br />

mit Hilfe der IT erledigen<br />

wir inzwischen Mengen<br />

an Arbeit, die früher völlig<br />

undenkbar waren.<br />

?<br />

Und wie fühlt sich so<br />

eine moderne Verwaltung<br />

an, Herr Wissel?<br />

Wissel: Nicht schlecht. Ich<br />

habe am Führungsnachwuchsprogramm<br />

des <strong>LVR</strong><br />

teilgenommen. Im Fokus<br />

stand dabei die Vermittlung<br />

eines kooperativen<br />

Führungs stils. Da ging es<br />

dann zum Beispiel um Themen<br />

wie „Kommunikation“<br />

und „Wertschätzung“.<br />

?<br />

Welchen großen Herausforderungen<br />

steht<br />

der <strong>LVR</strong> heute, an seinem<br />

<strong>60</strong>sten Geburtstag, gegenüber?<br />

Fankhaenel: Unser großes<br />

Thema ist die Inklusion.<br />

Ziel ist, dass Menschen mit<br />

Behinderung ganz selbstverständlich<br />

am gesellschaftlichen<br />

Leben<br />

teilhaben können. Dies<br />

in Zeiten schmaler Haushaltsbudgets<br />

zu erreichen,<br />

ist die Kunst.<br />

?<br />

Was wünschen Sie dem<br />

<strong>LVR</strong> zum Jubiläum?<br />

Wissel: Dass er das zusammen<br />

mit allen weiteren<br />

Akteuren hinkriegt.<br />

ASt<br />

Fotos: Archiv des <strong>LVR</strong>, Pulheim-Brauweiler; Matthias Jung, Lothar Kornblum<br />

10<br />

11


www.vielseitig.lvr.de<br />

<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

<strong>LVR</strong> 2.0 – Hier geht es rund<br />

Diese Jubiläumsausgabe hat keinen Anspruch auf<br />

Vollständigkeit. Alleine zum Straßenbau, der 1999 in<br />

die Landesverwaltung eingegliedert wurde, ließen<br />

sich mehrere Ausgaben des <strong>LVR</strong>-Reportes fertigen.<br />

Was aber ist der <strong>LVR</strong> heute? Auf diese Frage können<br />

am besten jene Auskunft geben, für die der <strong>LVR</strong><br />

arbeitet: Menschen mit Behinderungen, psychischen<br />

Erkrankungen oder anderen Einschränkungen –<br />

aber auch Unternehmer, die Menschen mit Behinderung<br />

beschäftigen. Daher sollen einige von ihnen<br />

auf den folgenden Seiten exemplarisch zu Wort<br />

kommen.<br />

12 13


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

Fotos: Sven Büttner; Otto Drese/<strong>LVR</strong>-ZMB; Matthias Jung; Lothar Kornblum; Harald Oppermann; Nicole Schäfer<br />

Für die Menschen –<br />

Für das <strong>Rheinland</strong><br />

HISTORISCH<br />

Der <strong>LVR</strong> nimmt<br />

am 1. Oktober 1953 in<br />

Düsseldorf seine Arbeit auf.<br />

Insgesamt hat er rund 5.000<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Der Etat des Kommunalverbandes<br />

liegt bei 296<br />

Millionen DM.<br />

ICH BIN GESPANNT,<br />

WAS ICH NOCH ERREICHE.<br />

„Bettina Spieske betreut mich. Wir treffen uns zwei<br />

Mal in der Woche und reden über alles, was in meinem<br />

Hilfeplan steht. Zum Beispiel, ob mein Freundeskreis<br />

größer geworden ist oder wie ich die Probleme mit<br />

meiner Familie im Griff habe. Wenn ich Probleme mit<br />

dem Amt habe, begleitet sie mich. Die Gespräche mit<br />

Frau Spieske brauche ich, damit ich stabil bleibe und<br />

nicht wieder abdrifte. Manchmal geht es mir auch<br />

schlecht. Dann kann ich Bettina Spieske anrufen.<br />

Einmal im Jahr überprüfe ich, welche Ziele aus<br />

meinem Hilfeplan ich erreicht habe und welche nicht.<br />

Die ganzen Hilfestellungen, die ich durch den <strong>LVR</strong><br />

bekommen habe – Ich bin immer wieder erstaunt,<br />

was ich schaffe. Ich bin gespannt, was ich noch<br />

erreiche.“<br />

Claudia F. – Kundin im betreuten Wohnen<br />

FINANZIELL<br />

Die rheinischen<br />

Kommunen haben 2012<br />

3,61 Milliarden Euro vom <strong>LVR</strong><br />

erhalten. Im gleichen Zeitraum<br />

haben sie 2,22 Milliarden Euro als<br />

Landschaftsumlage entrichtet. 72<br />

Prozent der Mittel in Höhe von<br />

3,61 Milliarden Euro (über<br />

2,58 Milliarden Euro) wurden<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

aufgewendet.<br />

X<br />

9,6 Mio<br />

Einwohner/<br />

innen<br />

im <strong>Rheinland</strong><br />

7 Millionen<br />

Wählerinnen<br />

und Wähler<br />

BERUFLICH<br />

Beim <strong>LVR</strong> arbeiten<br />

rund 16.000 Menschen, 2012<br />

sind 1.340 junge Menschen in<br />

verschiedenen Berufen ausgebildet<br />

worden. 323 Menschen haben 2012<br />

einen Frei willigendienst in einer <strong>LVR</strong>-<br />

Einrichtungen absolviert. 1.291 schwerbehinderte<br />

Menschen und 112 ihnen<br />

gleichgestellte Menschen sind beim<br />

<strong>LVR</strong> beschäftigt, das entspricht<br />

einer Beschäftigungsquote<br />

von 9,24 Prozent.<br />

wählen<br />

12<br />

Kreise<br />

1694<br />

Kreistagsmitglieder<br />

WIRKLICH BEGEISTERT!<br />

„Für mich war es hier das erste Mal: eine Führung mit<br />

Dolmetscher oder mit diesem Multimedia-Guide. Ich<br />

muss sagen, ich war wirklich begeistert. Es war ja früher<br />

nicht üblich, dass in Museen Dolmetscher waren. Das<br />

heißt, man hatte höchstens die Möglichkeit, etwas vorher<br />

zu lesen oder im Museum zu lesen. Mit Dolmetscher oder<br />

einem Multimedia-Guide ist es deutlich interessanter.“<br />

Helga Gaede, hörgeschädigte Besucherin<br />

des <strong>LVR</strong>-LandesMuseums<br />

915<br />

Stadträte<br />

13<br />

Kreisfreie<br />

Städte<br />

72<br />

Städte-<br />

Regionsräte<br />

1<br />

StädteRegion<br />

Aachen<br />

PÄDAGOGISCH<br />

Im letzten Jahr wurden<br />

380 Kinder und Jugendliche in<br />

den Einrichtungen der <strong>LVR</strong>-Jugendhilfe<br />

betreut. Über 14.000 Menschen<br />

haben in 2012 an rund 300 Fortbildungsangeboten<br />

des <strong>LVR</strong>-Landesjugendamtes<br />

teilgenommen. Seit 2008<br />

ist die Förderung von Kita-Plätzen<br />

für über 46.000 unter Dreijährige<br />

Kinder bewilligt.<br />

entsenden<br />

128<br />

Mitglieder<br />

treffen Grundsatzentscheidungen<br />

Landschaftsversammlung<br />

2009–2014<br />

SONDER-<br />

PÄDAGOGISCH<br />

8.000 Schülerinnen und<br />

Schüler werden an den 41<br />

<strong>LVR</strong>-Förderschulen unterrichtet<br />

und gefördert. Über 400 Kindern<br />

und Jugendlichen wird der Besuch<br />

einer allgemeinen Schule durch die<br />

<strong>LVR</strong>-Inklusionspauschale ermöglicht.<br />

Knapp 1.500 Kinder werden<br />

in der Frühförderung in den<br />

<strong>LVR</strong>-Förderschulen<br />

betreut.<br />

<strong>LVR</strong><br />

FROH, ARBEIT GEFUNDEN ZU HABEN.<br />

„Nach meinem Unfall hatte ich eine Lungenquetschung,<br />

ich war halbseitig gelähmt und habe neun Wochen im<br />

Koma gelegen. Dann habe ich ein Jahr im Rollstuhl gesessen.<br />

Es war nicht daran zu denken, dass ich überhaupt<br />

noch mal ans Arbeiten komme.<br />

Ich bin sehr froh, dass ich hier wieder eine Arbeit gefunden<br />

habe, bei der man auch Verständnis dafür hat, wenn<br />

ich mal nicht ganz so belastbar bin.“<br />

Maurice Niersmann, Mitarbeiter im<br />

Integrationsunternehmen Klostergarten in Kevelaer<br />

SOZIAL<br />

Unterstützung für Menschen<br />

mit Behinderung<br />

Als überörtlicher Sozialhilfeträger unterstützt<br />

der <strong>LVR</strong> rund 90.000 Menschen<br />

mit Behinderungen im <strong>Rheinland</strong>. Mittlerweile<br />

leben bereits rund 28.000 Menschen<br />

mit Behinderung selbstständig mit<br />

ambulanter Unterstützung – Das sind<br />

56 Prozent aller Wohnhilfe-Empfängerinnen<br />

und -Empfänger. 2003 waren<br />

es erst rund 5.500 Menschen. In 2012<br />

haben 31.500 blinde, sehbehinderte<br />

oder gehörlose Menschen vom<br />

<strong>LVR</strong> Unterstützungsleistungen<br />

erhalten.<br />

THERAPEUTISCH<br />

In den zehn <strong>LVR</strong>-Kliniken<br />

werden jährlich rund <strong>60</strong>.000<br />

Menschen behandelt – stationär, teilstationär<br />

oder ambulant. Die <strong>LVR</strong>-HPH-<br />

Netze begleiten rund 2.200 Menschen<br />

mit geistiger und mehrfacher Behinderung<br />

auf ihrem Weg in die Gemeinschaft.<br />

500 Menschen mit geistiger Behinderung<br />

leben innerhalb der <strong>LVR</strong>-HPH-<br />

Netze bereits in einer eigenen<br />

Wohnung.<br />

SOZIAL<br />

Unterstützung im Beruf<br />

Mit über 34 Millionen Euro hat das<br />

<strong>LVR</strong>-Integrationsamt in 2012 die Beschäftigung<br />

schwerbehinderter Menschen<br />

unterstützt. 1.110 Menschen mit Behinderung<br />

haben 2012 mit Unterstützung des <strong>LVR</strong><br />

den Wechsel auf dem allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt geschafft.<br />

Der <strong>LVR</strong> fördert aktuell die<br />

Beschäf tigung von rund 1.300<br />

schwerbehinderten Menschen<br />

in rund 100 Integrationsunternehmen.<br />

WICHTIGE FAKTOREN<br />

FÜR DEN ERFOLG MEINES UNTERNEHMENS.<br />

„Als ich mich 2008 selbstständig gemacht habe, war<br />

mir sofort klar: Ich will Menschen mit Behinderung in<br />

meinem Betrieb eine Chance geben. Seit der Gründung<br />

meiner Firma bis heute unterstützt mich das <strong>LVR</strong>-Integrationsamt<br />

sehr professionell und zuverlässig. Inzwischen<br />

beschäftige ich 16 schwerbehinderte Mitarbeiter und<br />

bin sehr zufrieden mit meinem Team. Die Unterstützung<br />

meiner Mitarbeiter am Arbeitsplatz und die finanzielle<br />

Förderung des <strong>LVR</strong> sind wichtige Faktoren für den Erfolg<br />

meines Betriebs.“<br />

Thomas Esser, Inhaber des Integrationsunternehmens<br />

Holzteam Esser in Niederzier<br />

KULTURELL<br />

Im Jahr 2012<br />

haben rund 1,28 Millionen<br />

Menschen die Museen des<br />

<strong>LVR</strong> besucht. Mehr als 2.000<br />

Menschen mit Behinderung haben<br />

in 2012 den freien Eintritt in die<br />

<strong>LVR</strong>-Museen genutzt. Mit rund 6,95<br />

Millionen Euro förderte der <strong>LVR</strong><br />

in 2012 Aktivitäten im Rahmen<br />

der Kulturpflege im<br />

<strong>Rheinland</strong>.<br />

Grundsatzentscheidungen zur Arbeit des <strong>LVR</strong> trifft die<br />

Landschaftsversammlung <strong>Rheinland</strong>. Wie sie sich konstituiert, sehen sie hier.<br />

14 17


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

DER <strong>LVR</strong> ALS ARBEITGEBER<br />

Familienfreundlich<br />

und kooperativ<br />

Familie und Beruf zu<br />

vereinbaren – vor dieser<br />

Herausforderung stehen<br />

viele berufstätige Eltern.<br />

Beim <strong>LVR</strong> als einem der<br />

größten kommunalen<br />

Arbeitgeber im <strong>Rheinland</strong><br />

spielt Familienfreundlichkeit<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Zentrale Anlaufstelle für<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

ist die <strong>LVR</strong>-Stabsstelle<br />

Gleichstellung und<br />

Gender Mainstreaming,<br />

die berät und Angebote<br />

koordiniert: Ein Elternund<br />

Seniorenservice hilft<br />

kostenlos rheinlandweit<br />

passende Unterstützung<br />

bei der Kinderbetreuung<br />

oder zur Pflege von<br />

Angehörigen zu finden. Für<br />

kurzfristige Notfälle steht<br />

am Standort Köln-Deutz<br />

ein Eltern-Kind-Büro zur<br />

Verfügung. Ein wachsendes<br />

Angebot ist dort auch die<br />

betriebsnahe Kindertageseinrichtung<br />

„Düxer <strong>LVR</strong>-<br />

Pänz“. Hier finden bislang<br />

20 Mitarbeiterkinder bis<br />

zum Alter von sechs <strong>Jahre</strong>n<br />

Platz, demnächst sollen<br />

es bis zu 40 werden. Auch<br />

in weiteren <strong>LVR</strong>-Einrichtungen<br />

werden Unterstützungsmöglichkeiten<br />

– etwa<br />

bei der Kinderbetreuung –<br />

angeboten. Flexible<br />

Arbeitszeiten und Möglichkeiten<br />

der Tele- oder<br />

Heimarbeit erleichtern<br />

überdies die Organisation<br />

des Familienalltags.<br />

Auch eine gute Vernetzung<br />

und der Austausch von<br />

Erfahrungen und Ideen<br />

sind wichtig: Der <strong>LVR</strong> ist<br />

Mitglied im Kölner Bündnis<br />

für Familien und ist dem<br />

bundesweiten Unternehmensnetzwerk<br />

„Erfolgsfaktor<br />

Familie“ beigetreten.<br />

„Was wir erreichen wollen<br />

ist nicht nur, dass Familie<br />

und Beruf vereinbar sind,<br />

sondern auch Familie und<br />

Karriere“, so Verena Mäckle,<br />

Leiterin der <strong>LVR</strong>-Stabsstelle<br />

Gleichstellung und<br />

Gender Mainstreaming.<br />

„Die Frage, ob sich beide<br />

Lebensbereiche vereinbaren<br />

lassen, ist heute<br />

bei der Wahl des<br />

Arbeitgebers<br />

ein wichtiger<br />

Faktor.<br />

Wenn wir<br />

qualifizierte<br />

Nachwuchskräfte<br />

gewinnen<br />

und halten<br />

möchten, dann<br />

ist Familienfreundlichkeit<br />

nicht mehr<br />

die Kür, sondern Pflicht.“<br />

Der <strong>LVR</strong> versteht sich nicht<br />

nur als familienfreundlicher,<br />

sondern auch als<br />

kooperativer Arbeitgeber.<br />

Dies beinhaltet insbesondere<br />

das Führen mit<br />

Zielen. So wird die Eigenständigkeit<br />

und Weiterentwicklung,<br />

aber auch<br />

das Verantwortungsgefühl<br />

der Beschäftigten für den<br />

eigenen Aufgabenbereich<br />

gefördert – und damit<br />

auch Identifikation und<br />

Arbeitszufriedenheit. Das<br />

<strong>LVR</strong>-Ideenmanagement<br />

bietet Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern die Möglichkeit,<br />

sich mit eigenen Ideen<br />

an laufenden und künftigen<br />

Modernisierungs- und<br />

Veränderungsprozessen<br />

zu beteiligen. Außerdem<br />

helfen Befragungen der<br />

Beschäftigten, den Verband<br />

als Arbeitgeber stetig<br />

weiterzuentwickeln. MR<br />

Kooperation auch abseits des Arbeitsplatzes:<br />

<strong>LVR</strong>-Teams beim Drachenbootrennen<br />

und Kölner Firmenlauf.<br />

Rechts: Der Sohn eines Mitarbeiters<br />

überprüft die Aktenlage.<br />

Fotos: Lothar Kornblum<br />

18 19


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

DUNKLE KAPITEL DER <strong>LVR</strong>-GESCHICHTE<br />

Aufklären statt vergessen<br />

Denkmal der Grauen Busse<br />

Fotos: Stefan Arendt; Lothar Kornblum<br />

Die Formulierung „Aufarbeitung<br />

der Vergangenheit“<br />

habe sich als Schlagwort<br />

„höchst verdächtig“<br />

gemacht, befand Theodor<br />

Adorno 1977. Grund<br />

hierfür war sein Eindruck,<br />

dass mit „Aufarbeitung“<br />

oft nicht gemeint sei, das<br />

Vergangene ernsthaft<br />

zu verarbeiten, sondern<br />

vielmehr, dass man einen<br />

Schlussstrich unter die<br />

Dinge ziehen und sie aus<br />

der Erinnerung wegwischen<br />

wolle.<br />

„Politischer Wille und<br />

Wunsch der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

sowie der <strong>LVR</strong>-Verwaltung<br />

ist es, auch die dunklen<br />

Kapitel der Verbandsgeschichte<br />

aufzuklären und<br />

im kollektiven Gedächtnis<br />

zu verankern. Hierbei<br />

stehen insbesondere die<br />

Morde („Euthanasie) und<br />

andere Verbrechen der<br />

Nazizeit und auch die<br />

unmenschliche Zustände<br />

in Kliniken und Heimen<br />

sowie personelle Kontinuitäten<br />

beim <strong>LVR</strong> nach der<br />

NS-Zeit im Fokus“, betonen<br />

der Vorsitzende der<br />

Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong>, Prof. Dr. Jürgen<br />

Wilhelm und <strong>LVR</strong>-Direktorin<br />

Ulrike Lubek.<br />

Ein eindrucksvolles Kunstwerk,<br />

das der Opfer<br />

gedenkt und an die Täter<br />

erinnert, steht seit 2011 vor<br />

dem Kölner Landeshaus<br />

des <strong>LVR</strong>: Das Denkmal der<br />

Grauen Busse. Aus Beton<br />

haben die Künstler Horst<br />

Hoheisel und Andreas<br />

Knitz ein unumstößliches<br />

Mahnmal geschaffen,<br />

das an die „Aktion T4“<br />

der Nationalsozialisten<br />

erinnert, die die Tötung von<br />

„lebensunwertem Leben“<br />

zum Ziel hatte. Im <strong>Rheinland</strong><br />

wurden fast<br />

10.000 Psychiatriepatientinnen<br />

und -patienten<br />

ermordet, insgesamt fielen<br />

250.000 Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungen<br />

oder einer geistigen Behinderung<br />

diesem Massenmord<br />

zum Opfer.<br />

Der 8. Mai 1945 brachte<br />

das Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges und die Erlösung<br />

für hunderttausende<br />

inhaftierte Menschen in<br />

Lagern und Anstalten.<br />

Dies sollte jedoch nicht<br />

darüber hinwegtäuschen,<br />

dass der Bruch mit dem<br />

Nationalsozialismus nicht<br />

so vollständig war, wie das<br />

Schlagwort von der „Stunde<br />

Null“ es suggeriert. In<br />

mehreren Beschlüssen hat<br />

die Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong> entschieden,<br />

wissenschaftliche<br />

Studien zur Aufklärung zu<br />

initiieren.<br />

KEINE „STUNDE NULL“<br />

• Eine 2012 vom <strong>LVR</strong> in<br />

Auftrag gegebene Studie<br />

zeigt deutlich, dass es nach<br />

der Nazizeit auch beim <strong>LVR</strong><br />

personelle Kontinuitäten<br />

gab. Nur wenige der aktiv<br />

an der Vernichtungspolitik<br />

der Nationalsozialisten<br />

beteiligten Ärzte der<br />

damaligen Provinzial-<br />

Heil- und Pflegeanstalten<br />

wurden zur Rechenschaft<br />

gezogen. Auch der langjährige<br />

Direktor des <strong>LVR</strong><br />

(1954–1975) Udo Klausa<br />

steht für diese Kontinuität.<br />

Er war NSDAP-Mitglied,<br />

trat der SA bei und war<br />

Verfasser der Schrift<br />

„Rasse und Wehrrecht“.<br />

Um die Bedeutung der NS-<br />

Vergangenheit des damaligen<br />

Verwaltungschefs für<br />

seine Tätigkeit beim <strong>LVR</strong> zu<br />

beleuchten, hat der <strong>LVR</strong> die<br />

Historiker Dr. Uwe Kaminsky<br />

(Bochum) und Dr.<br />

Thomas Roth vom Kölner<br />

NS-Dokumentationszentrum<br />

mit einer Untersuchung<br />

beauftragt. Erste<br />

Ergebnisse wurden den<br />

<strong>LVR</strong>-Beschäftigten am 28.<br />

Januar 2013 beim Tag des<br />

Gedenkens an die Opfer<br />

des Nationalsozialismus<br />

vorgestellt. 2014 soll die<br />

Studie abgeschlossen sein<br />

und anschließend<br />

veröffentlicht werden.<br />

20 21


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

STRAFENDER CHARAKTER<br />

• Intensiv hat sich der <strong>LVR</strong><br />

auch mit dem Schicksal<br />

ehemaliger Heimkinder<br />

auseinandergesetzt. In der<br />

vom <strong>LVR</strong> initiierten Studie<br />

mit dem Titel „Verspätete<br />

Modernisierung“ konstatieren<br />

die Forscherinnen<br />

und Forscher der Universitäten<br />

Bochum, Siegen<br />

und Wuppertal dass das<br />

Landes jugendamt und die<br />

Heim-Einrichtungen des<br />

<strong>LVR</strong> für ein Ordnungsdenken<br />

standen, das den<br />

Jugendlichen als Störfaktor<br />

wahrnahm und äußerst<br />

repressive Seiten hatte.<br />

Die Heimerziehung hatte<br />

einen stark diskriminierenden<br />

und strafenden<br />

Charakter: Kinder und<br />

Jugendliche mussten teils<br />

schwere Arbeit verrichten,<br />

körperliche und seelische<br />

Misshandlungen belasten<br />

viele Betroffene bis heute.<br />

Seit 2012 arbeitet beim <strong>LVR</strong><br />

die Anlauf- und Beratungsstelle<br />

für ehemalige Heimkinder<br />

und ein bundesweiter<br />

Fonds finanziert<br />

Unterstützungsleistungen<br />

bei Folgeschäden aus der<br />

Heimerziehung oder entgangenen<br />

Rentenzahlungen.<br />

In einem Arbeitskreis<br />

der Anlaufstelle bringen<br />

Betroffene als Expertinnen<br />

und Experten in eigener<br />

Sache ihre Wünsche und<br />

Einschätzungen ein.<br />

BEDRÜCKENDE ANSTALTEN<br />

• Im Rahmen eines<br />

Forschungsprojekts<br />

rekonstruiert das Institut<br />

für Medizingeschichte der<br />

Universität Düsseldorf<br />

aktuell die Lebenswelten<br />

von Menschen mit<br />

psychischen Krankheiten<br />

und Behinderungen in<br />

Einrichtungen des <strong>LVR</strong><br />

nach 1945. Im Mittelpunkt<br />

stehen die psychiatrischen<br />

Kliniken und Förderschulen,<br />

deren Entwicklung vor<br />

allem beeinflusst wurde<br />

durch die Traditionen des<br />

alten Anstaltssystems, das<br />

Fortwirken der nationalsozialistischen<br />

Ideologie<br />

und die dadurch verzögert<br />

einsetzende gesellschaftliche<br />

Modernisierung. Bis<br />

in die 1980er <strong>Jahre</strong> war der<br />

Alltag psychisch kranker<br />

und behinderter Menschen<br />

entscheidend von Ausgrenzung<br />

und durch die<br />

Regeln totaler Institutionen<br />

geprägt. Die Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

hat außerdem entschieden,<br />

auch die Verknüpfung zwischen<br />

Fürsorgeerziehung,<br />

Behindertenpädagogik<br />

und Psychiatrie von 1945<br />

bis 1980 wissenschaftlich<br />

zu untersuchen. Denn oft<br />

schufen die in psychiatrischen<br />

Kliniken des <strong>LVR</strong><br />

getroffenen Diagnosen wie<br />

„Schwachsinn“ den Grundstock<br />

einer „Krankengeschichte“,<br />

die Betroffene<br />

in „Beleganstalten“ der<br />

Behindertenhilfe oder<br />

Einrichtungen der Fürsorgeerziehung<br />

führten und<br />

ihren Lebensweg nachhaltig<br />

prägten. Die Lebensverhältnisse<br />

ehemaliger<br />

Heimkinder in der Psychiatrie<br />

und Behindertenhilfe<br />

soll eine Forschergruppe<br />

bis 2015 aufarbeiten.<br />

Räumliche Enge und<br />

Personalmangel waren in<br />

der Nachkriegspsychiatrie<br />

an der Tagesordnung,<br />

die Lebensumstände der<br />

Patientinnen und Patienten<br />

bedrückend. Ende der<br />

Sechzigerjahre wurde die<br />

Kritik an diesen Zuständen<br />

immer lauter. Auch der<br />

<strong>LVR</strong> wird massiv kritisiert.<br />

Die SSK (Sozialistische<br />

Selbsthilfe Köln, bis<br />

1975 Sozialpädagogische<br />

Sondermaßnahmen Köln)<br />

macht mit Protestaktionen,<br />

Flugblättern und<br />

Büro besetzungen auf die<br />

Missstände in Psychiatrien<br />

und Jugendheimen<br />

aufmerksam. Eine Enquête-<br />

Kommission der Bundesregierung<br />

unter dem Vorsitz<br />

des <strong>LVR</strong>-Gesundheitsdezernenten<br />

Prof. Dr. Caspar<br />

Kulenkampff und intensiver<br />

Mitwirkung seines späteren<br />

Nachfolgers Rainer Kukla<br />

veröffentlichte 1975 ihren<br />

Abschlussbericht. Dieser<br />

prangerte die Missstände an<br />

und leitete einen Systemwechsel<br />

in der Versorgung<br />

und ein Umdenken gegenüber<br />

psychisch Kranken ein.<br />

Mit der systematischen Untersuchung<br />

und Diskussion<br />

seiner Geschichte verfolgt<br />

der <strong>LVR</strong> das Ziel, auch<br />

dunkle Kapitel aufzuklären.<br />

Durch Publikationen, Veranstaltungen<br />

und im engen<br />

Austausch mit Zeitzeugen<br />

und Betroffenen soll die<br />

Verbandsgeschichte transparenter<br />

werden. Im Sinne<br />

des Adorno-Aufsatzes soll<br />

also kein Schlussstrich<br />

gezogen werden, sondern<br />

das Geschehene ernsthaft<br />

verarbeitet und die<br />

Erinnerung an Gräueltaten<br />

und menschenunwürdige<br />

Zustände bewahrt werden.<br />

TD<br />

Fotos: Archiv des <strong>LVR</strong>, Pulheim-Brauweiler; Ludger Ströter<br />

22 23


Foto: Theo Gerhards<br />

Foto: Ludger Ströter<br />

Fotos und Texte: Anna-Maria Liese<br />

<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

MAN IST, WIE MAN SICH GIBT<br />

Und das <strong>Rheinland</strong> lächelt ...<br />

Juni 2008 • 30. Jahrgang • Nr. 306<br />

<strong>LVR</strong>REPORT<br />

Informationen des <strong>Landschaftsverband</strong>es <strong>Rheinland</strong><br />

Informationen des <strong>Landschaftsverband</strong>es <strong>Rheinland</strong><br />

Juli-Aug.-Sept. 2009 31. Jahrgang/ Nr. 312<br />

Führungswechsel beim <strong>LVR</strong><br />

Abschied<br />

nach 37 <strong>Jahre</strong>n<br />

Am Logo, dem grafischen<br />

Erkennungszeichen<br />

einer Organisation,<br />

lässt sich manches über<br />

deren Charakter ablesen.<br />

Dies gilt auch für den <strong>LVR</strong>.<br />

Ausgehend vom (weiterhin<br />

gültigen) Dienstsiegel des<br />

<strong>LVR</strong> – siehe unten – wurden<br />

im Laufe der Geschichte<br />

unterschiedliche Logo-<br />

Varianten entwickelt.<br />

Zunächst wurde das Siegel<br />

Anfang der 1990er <strong>Jahre</strong><br />

von seinen Härten befreit:<br />

Die Biegungen des Rheins<br />

wurden weicher, der Adler<br />

weiß – und somit weniger<br />

bedrohlich. In das „V“ wurde<br />

– seinerzeit hochmodern<br />

– ein grünes Dreieck<br />

eingefügt. Die Wirkung ist<br />

erstaunlich: Aus einem<br />

doch recht obrigkeitstaatlich<br />

anmutenden Wappen<br />

wurde das erste „freundliche“<br />

Logo des <strong>LVR</strong>. Es<br />

dauerte dementsprechend<br />

lange, bis ein neues Logo<br />

auf den Markt kam: Erst<br />

2001, unter Landes direktor<br />

Udo Molsberger, begann<br />

der Adler, begann das<br />

<strong>Rheinland</strong> zu lächeln!<br />

Dieses Lächeln wurde auch<br />

in der Weiterentwicklung<br />

2009 beibehalten. Allerdings<br />

wurde ein Balken<br />

unterlegt, der das Logo zusammenhält.<br />

Doch welche<br />

Wirkung wurde durch diese<br />

Veränderungen des Erkennungszeichens<br />

erzielt?<br />

Insgesamt sind die Veränderungen<br />

des Logos wohl<br />

analog zur Entwicklung<br />

des Verbandes verlaufen:<br />

Mehr und mehr rückten die<br />

Menschen in den Mittelpunkt.<br />

Selbstbestimmung<br />

und Serviceorientierung<br />

wurden die zentralen<br />

Handlungsparameter. Und<br />

das <strong>Rheinland</strong> lächelt …<br />

Die Modernisierung des<br />

<strong>LVR</strong> ist ebenso an der<br />

Publikationsgeschichte<br />

abzulesen, auch ohne<br />

auf die unterschiedlichen<br />

Zeitschriften einzelner<br />

Organisationsbereiche<br />

einzugehen. Die zentrale<br />

noch bestehende externe<br />

Publikation ist der <strong>LVR</strong>-Report<br />

– eine <strong>Sonderausgabe</strong><br />

halten Sie in den Händen.<br />

Gestartet als Mitarbeiterzeitschrift<br />

„<strong>Rheinland</strong>-<br />

Report“, die letztlich einen<br />

Pressespiegel darstellte,<br />

ist er heute mit einer<br />

Auflage von 17.000 Exemplaren<br />

und einem großen<br />

Kreis fester Abonnentinnen<br />

und Abonnenten eine geschätzte<br />

Verbandsinformation.<br />

Durch verschiedene<br />

Weiterentwicklungen – so<br />

genannte Relaunchs – ist<br />

Köln.- Nach über 37-jähriger<br />

Tätigkeit beim <strong>LVR</strong>, seit 2001<br />

als Direktor des <strong>LVR</strong>, wurde Udo<br />

Molsberger im Beisein von über<br />

400 Gästen aus Politik, Verwaltung<br />

und Wirtschaft in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Gleichzeitig<br />

wurde Harry K. Voigtsberger als<br />

Nachfolger in das Amt des Landesdirektors<br />

eingeführt.<br />

Als Vorsitzender der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong> sprach<br />

Dr. Jürgen Wilhelm: „Udo Molsberger<br />

hat sein Augenmerk insbesondere<br />

darauf gerichtet, dass der<br />

<strong>LVR</strong> beweglich bleibt und nicht in<br />

Selbstzufriedenheit verharrt. (…)<br />

Er ist dafür verantwortlich, dass<br />

der <strong>LVR</strong> als einer der ersten großen<br />

Verwaltungseinheiten Deutschlands<br />

die Computer-Software SAP<br />

flächendeckend eingesetzt hat“.<br />

Vorreiter<br />

Molsberger habe maßgeblich<br />

dazu beigetragen, dass der <strong>LVR</strong><br />

als Vorreiter das Neue Kommunale<br />

Finanzmanagements (NKF)<br />

eingeführt habe, wofür der <strong>LVR</strong><br />

vom Innenministerium Düsseldorf<br />

gelobt wurde, so Wilhelm. Er hob<br />

das Engagement des scheidenden<br />

Landesdirektors für die Menschen<br />

mit Behinderung hervor:<br />

Getreu dem Grundsatz „ambulant<br />

vor stationär“, habe es der <strong>LVR</strong><br />

geschafft, langfristig stationäre<br />

<strong>Rheinland</strong>.- In nur drei <strong>Jahre</strong>n<br />

1.000 zusätzliche Jobs in<br />

nordrhein-westfälischen Integrationsunternehmen<br />

- das ist das<br />

Ziel des Programms „Integration<br />

unternehmen!“ des NRW-Sozialministeriums<br />

und der Landschaftsverbände<br />

<strong>Rheinland</strong> und<br />

Westfalen-Lippe. Im Rahmen der<br />

Landespressekonferenz wurde<br />

Plätze abzubauen. „Dass dies<br />

gleichzeitig Kosten reduziert hat,<br />

freut nicht zuletzt unsere Mitgliedskörperschaften<br />

(…). Udo<br />

Molsberger hat durch seinen<br />

ganz persönlichen Einsatz großen<br />

Anteil an dieser Entwicklung<br />

gehabt“, so Wilhelm.<br />

Den künftigen Landesdirektor<br />

Harry K. Voigstberger begrüßte<br />

er: „Wir setzen großes Vertrauen<br />

in Sie, dass Sie den <strong>LVR</strong> mit<br />

Ihrer Vision des Managers eines<br />

modernen Dienstleistungsunternehmens<br />

der öffentlichen Hand in<br />

eine gute Zukunft führen werden.“<br />

Mut zu Reformen<br />

In Vertretung für NRW-Ministerpräsidenten<br />

Dr. Jürgen Rüttgers,<br />

der wegen der zeitgleich<br />

stattfindenden Beisetzung des<br />

verstorbenen Düsseldorfer Oberbürgermeisters<br />

Joachim Erwin<br />

verhindert war, würdigte NRW-<br />

Innenminister Dr. Ingo Wolf die<br />

Leistungen Molsbergers und lobte<br />

seinen Mut zu Reformen: „Diesen<br />

Mut haben Sie stets bewiesen. Mit<br />

Ihnen war immer – im wahrsten<br />

Sinne des Wortes – gut Staat<br />

zu machen, ein Staat mit dem<br />

Geist der Selbstbestimmung und<br />

Selbstverantwortung. Das gilt vor<br />

allem für eine der wichtigsten<br />

Vorhaben der Landesregierung<br />

in dieser Legislaturperiode: die<br />

Verwaltungsstrukturreform in<br />

Integration unternehmen!<br />

es nun vorgestellt. <strong>LVR</strong>-Direktor<br />

Harry K. Voigtsberger: „Die Landschaftsverbände<br />

wollen gerade<br />

Menschen, die den Sprung von<br />

der Werkstatt für Menschen mit<br />

Behinderung auf den allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt wagen wollen,<br />

aktiv dabei unterstützen. Wir sind<br />

überzeugt, das ehrgeizige Ziel von<br />

1.000 neuen Arbeitsplätze zu erreichen.“<br />

Mehr Informationen zu<br />

Integrationsunternehmen unter:<br />

www.lvr.de/soziales/arbeit_behinderung/integrationsprojekte/<br />

chr<br />

Die Direktoren des <strong>Landschaftsverband</strong>es<br />

<strong>Rheinland</strong> Harry K.<br />

Voigtsberger (links) und Westfalen-Lippe,<br />

Dr. Wolfgang Kirsch<br />

(rechts), stellten gemeinsam mit<br />

Minister Laumann das Programm<br />

vor.<br />

auch das Erscheinungsbild<br />

heute frisch und modern.<br />

Ein anderer „Modernisierungsschritt“<br />

bestand in<br />

einer Abschaffung: Die<br />

Zeitschrift „Neues <strong>Rheinland</strong>“,<br />

die weit über das<br />

<strong>Rheinland</strong> hinaus beachtete<br />

Kulturzeitschrift wurde<br />

abgeschafft. Nichtsdestotrotz<br />

sind viele <strong>LVR</strong>-Beschäftigte<br />

noch heute stolz<br />

auf das Blatt. Auch die<br />

nebenstehenden sechs<br />

Titel aus sechs Jahrzehnten<br />

zeigen warum: Thematische<br />

Vielfalt und gestalterische<br />

Qualität waren<br />

Markenzeichen. Ebenso<br />

deutlich wird jedoch, wie<br />

sich das ästhetische Empfinden<br />

im Laufe der Zeit<br />

gewandelt hat. Spannend<br />

wäre es zu sehen, wie<br />

eine Ausgabe wohl heute<br />

aussähe. Doch das bleibt<br />

spekulativ.<br />

CHR<br />

Nordrhein-Westfalen. Für Ihre<br />

Bereitschaft, die nötigen Veränderungen<br />

mitzutragen, möchte ich<br />

Ihnen ganz herzlich danken. Auf<br />

Dauer werden wir alle gemeinsam<br />

die Vorteile dieser Veränderungen<br />

genießen. Unsere Reformen<br />

dienen vor allem den Bürgerinnen<br />

und Bürgern unseres Landes.“<br />

Wolf betonte, dass Molsberger<br />

sich außerdem nachhaltig für das<br />

kulturelle Erbe in NRW eingesetzt<br />

habe und nannte als Beispiel<br />

die Stiftung Kunstfonds, die – in<br />

Brauweiler ansässig – bedeutende<br />

Künstlernachlässe verwaltet.<br />

Sachlich und konstruktiv<br />

Er würdigte weiter Molsbergers<br />

Einsatz für die Einrichtung der<br />

Pflegeversicherung und sein Wirken<br />

für die Menschen mit Behinderung.<br />

Abschließend dankte er<br />

dem scheidenden Landesdirektor<br />

für sein Engagement bei der Sicherung<br />

der WestLB. „Ohne Ihren<br />

ganz persönlichen Einsatz, lieber<br />

Herr Molsberger, und auch ohne<br />

den Einsatz des Landschafts-<br />

v.l.: Der Vorsitzende der Landschaftsversammlung <strong>Rheinland</strong>,<br />

Dr. Jürgen Wilhelm, der neue Landesdirektor Harry K. Voigtsberger,<br />

der ehemalige Direktor des <strong>LVR</strong>, Udo Molsberger und<br />

der NRW-Innenminister, Dr. Ingo Wolf.<br />

verbandes <strong>Rheinland</strong> insgesamt verbände über viele <strong>Jahre</strong> und an<br />

könnte unsere Landesbank heute die Äußerung des früheren NRWnicht<br />

guten Mutes in die Zukunft Ministerpräsidenten und späteren<br />

blicken.“<br />

Bundespräsidenten Dr. Johannes<br />

Wolf begrüßte den Amtsnachfolger<br />

Voigtsberger: „Ich habe Sie verbände nicht, man müsste sie<br />

Rau: „Gäbe es die Landschafts-<br />

als überzeugten „<strong>Landschaftsverband</strong>ler“<br />

kennen gelernt, der<br />

erfinden“.<br />

immer das Wohl des <strong>LVR</strong> im Auge Verbände notwendig<br />

hat. Sie sind kein Eiferer, sondern „Der heutige Ministerpräsident<br />

sachlich und ruhig und versuchen Dr. Jürgen Rüttgers hat mehrfach<br />

durch Argumente zu überzeugen. auch mir gegenüber betont, dass<br />

Das wird nichts daran ändern, er regionale kommunale Verbände<br />

wie Landschaftsverbände in<br />

dass es zwischen uns sicher<br />

gelegentlich auch zu Kontroversen<br />

kommen wird. Ich bin aber dig hält“, so Molsberger weiter.<br />

Nordrhein-Westfalen für notwen-<br />

zuversichtlich, dass es gelingen „Dabei sollte es in der Frage<br />

wird, solche in der Natur unserer der Existenzberechtigung von<br />

Aufgaben liegenden Meinungsverschiedenheiten<br />

sachlich und machtpolitische, sondern aus-<br />

Landschaftsverbänden nicht um<br />

konstruktiv zu lösen.“<br />

schließlich um sachpolitische Fragestellungen<br />

und Überlegungen<br />

Abschließend sprach Udo<br />

Molsberger. Er erinnerte an die gehen“.<br />

Existenzkämpfe der Landschafts-<br />

BS<br />

RESOLUTION: Gegen die Deckelung der Krankenhausbudgets<br />

Köln.- Einstimmig verabschiedeten<br />

alle Fraktionen der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong><br />

eine Resolution für die Aufhebung<br />

der gesetzlichen Deckelung<br />

der Krankenhausbudgets.<br />

Nach den kürzlich erfolgten<br />

Tarifabschlüssen und den erheblichen<br />

Steigerungen bei den<br />

allgemeinen Sachkosten sind<br />

alle kommunalen Krankenhäuser<br />

bereits 2008 vor erhebliche<br />

Kostenlasten gestellt, die durch<br />

die für 2008 zugestandene Budgeterhöhung<br />

von 0,64 Prozent<br />

abzüglich 0,5 Prozent Solidarbeitrag<br />

zur Sanierung der Krankenkassen<br />

keineswegs kompensiert<br />

werden können.<br />

Auch für die Rheinischen Kliniken<br />

drohen spürbare Qualitätseinbußen,<br />

seit <strong>Jahre</strong>n findet<br />

eine massive Aushöhlung der<br />

Personalausstattung nach der<br />

Psychiatrie-Personalverordnung<br />

statt. Die Probleme der Rheinischen<br />

Kliniken wie auch der<br />

kommunalen Krankenhäuser<br />

insgesamt sind nicht leistungs–<br />

bzw. ausgabenseitig, sondern<br />

ausschließlich einnahmeseitig<br />

bedingt.<br />

Die Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong> appelliert an die<br />

Bundes- und Landesregierung,<br />

die finanziellen Grundlagen<br />

für die Krankenhäuser neu zu<br />

regeln, das heißt eine Entkopplung<br />

der Krankenhausbudgets<br />

von der Grundlohnsummensteigerung,<br />

eine Refinanzierung<br />

von tariflichen und gesetzlichen<br />

Kostensteigerungen sowie eine<br />

Rücknahme der ungerechtfertigten<br />

Sanierungsbeiträge für die<br />

Krankenhäuser zu ermöglichen.<br />

Die Krankenhausleistungen der<br />

Rheinischen Kliniken müssen<br />

auch künftig weiterhin in der<br />

notwendigen Qualität erhalten<br />

bleiben. Die gesetzliche Deckelung<br />

der Krankenhausbudgets<br />

muss deshalb aufgehoben werden<br />

fordert die Resolution.<br />

<strong>LVR</strong> feiert Bürgerfest mit Kölnern und Römern<br />

Salve Colonia<br />

Köln.- Rund 10.000 Menschen haben beim <strong>LVR</strong>-Tag in Köln-Deutz unter dem Motto<br />

„Salve Colonia“ das 50. Standortjubiläum des <strong>LVR</strong> gefeiert. Mit einem Römerlager,<br />

vielen Mitmachaktionen, Information und Musik von den Höhnern und Klee war für<br />

jeden etwas dabei. Viele <strong>LVR</strong>-Einrichtungen aus den Bereichen Schule, Jugend,<br />

Kultur, Gesundheit und Soziales boten vielfältige Aktionen und Informationsstände.<br />

Highlight und Schwerpunkt entsprechend<br />

des Mottos „Salve Colonia“<br />

war das größte Römerlager<br />

seit 2000 <strong>Jahre</strong>n auf der Wiese vor<br />

dem Landeshaus. Hier konnten<br />

die Gäste römischen Handwerkern<br />

über die Schulter schauen,<br />

römische Köstlichkeiten probieren<br />

STIMMEN ZUM FEST:<br />

Kaito Dichanz (11)<br />

„Ich bin heute beim <strong>LVR</strong>-Tag, weil<br />

ich in der Lateinklasse bin. Die<br />

Römer und das<br />

Römerlager sind<br />

für mich für die<br />

Schule besonders<br />

interessant.<br />

Ich bin heute<br />

zum ersten Mal<br />

Gladiator und<br />

der Helm ist<br />

ganz schön schwer. Aber dafür<br />

habe ich vorher an der Taverne<br />

Bohnen und Speck gegessen.<br />

Das war gut. Mit dem römischen<br />

Essen könnte ich leben.“<br />

oder die militärischen Waffen der<br />

Römer im Einsatz erleben.<br />

Besonders eindrucksvoll war das<br />

musikalische Programm auf der<br />

Bühne an der Rheinpromenade.<br />

Vor der imposanten Kulisse von<br />

Dom, Hohenzollernbrücke und<br />

Altstadt spielten die Höhner und<br />

Jana Klößer (14) , Daniela Volberg<br />

(15) und Patrick Appolt (16) (v. l.)<br />

„Wir sind heute mit unserer Band<br />

Gans’n Rösrath auf der großen<br />

Bühne aufgetreten. Vorher waren<br />

wir sehr aufgeregt. Aber es hat<br />

uns Mut gemacht, dass hier alle<br />

Menschen gute Laune haben. Als<br />

wir von der Bühne aus ihr Grinsen<br />

sehen konnten, waren wir total<br />

happy und<br />

zufrieden.<br />

Dann hat<br />

der Auftritt<br />

richtig Spaß<br />

gemacht.<br />

Wir hatten<br />

ein tolles<br />

Publikum!“<br />

die Band Klee. Beide Gruppen<br />

engagieren sich gemeinsam mit<br />

dem <strong>LVR</strong> für die Integration von<br />

Menschen mit Behinderung. Der<br />

<strong>LVR</strong>-Chor überzeugte mit der<br />

Hymne „Salve Colonia“, die eigens<br />

für den <strong>LVR</strong>-Tag geschrieben und<br />

komponiert wurde.<br />

Bei der Eröffnungsveranstaltung<br />

des <strong>LVR</strong>-Tages sagte Dr. Jürgen<br />

Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong>:<br />

„Seit fünf Jahrzehnten entscheiden<br />

die Gremien der kommunalen<br />

Familie hier erfolgreich über die<br />

Weiterentwicklung des <strong>Rheinland</strong>es.“<br />

Wilhelm unterstrich<br />

die hohe Einsatzbereitschaft der<br />

Mitarbeiterschaft. Dies war auch<br />

für <strong>LVR</strong>-Direktor Harry K. Voigtsberger<br />

besonders wichtig: „Die<br />

Menschen im <strong>Rheinland</strong> verlassen<br />

sich auf die Arbeit des <strong>LVR</strong>. Das<br />

Horst und Isolde Voß<br />

„Unser Sohn arbeitet bei der <strong>LVR</strong>-<br />

InfoKom. Für uns ist heute ein<br />

schöner Anlass, uns anzuschauen,<br />

was der <strong>LVR</strong> noch zu bieten<br />

hat und wie er sich in den letzten<br />

<strong>Jahre</strong>n entwickelt hat. Die positive<br />

Darstellung der Dezernate ist besonders<br />

gelungen. Wir genießen<br />

die fröhliche Atmosphäre und die<br />

positive Stimmung. Hier ist jeder<br />

aktiv und keiner steht nur herum.“<br />

hervorragende Engagement unserer<br />

15.000 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter sorgt dafür, dass diese<br />

Erwartungen jeden Tag erfüllt<br />

werden.“<br />

Zur Eröffnung war auch Fritz<br />

Schramma, Oberbürgermeister<br />

der Stadt Köln, gekommen. Er<br />

spannte mit dem lateinischen<br />

Sprichwort „Der Mensch ist das<br />

Maß aller Dinge“ den Bogen zum<br />

römischen Motto des Tages: „Der<br />

<strong>LVR</strong> rückt die Menschen in den<br />

Mittelpunkt, die am Rand der<br />

Gesellschaft stehen. In den letzten<br />

50 <strong>Jahre</strong>n hat er viele Barrieren<br />

abgebaut und die Integration mit<br />

Leidenschaft gefördert.“<br />

Der <strong>LVR</strong>-Tag in Köln war nach dem<br />

<strong>LVR</strong>-Tag Bonn im Juni das zweite<br />

Fest, mit dem sich der <strong>LVR</strong> nach<br />

und nach in seinen 27 Mitgliedskörperschaften<br />

vorstellt. she<br />

Josi Aussem (82)<br />

„Leider bin ich<br />

viel zu spät zu<br />

dem Fest gekommen,<br />

daher habe<br />

ich nur noch die<br />

zweite Hälfte miterlebt.<br />

Schade,<br />

da habe ich viel<br />

verpasst. Aber<br />

die Höhner und<br />

die Cheerleader<br />

des 1. FC Köln habe ich glücklicherweise<br />

noch gesehen. Meine<br />

Enkelin macht auch Cheerleading<br />

und deshalb wollte ich die<br />

Tänzerinnen unbedingt sehen.<br />

Und die Höhner sind immer ein<br />

Erlebnis!“<br />

DER 13. RHEINISCHE RAT:<br />

Auf Basis der Kommunalwahlergebnisse<br />

hat der <strong>LVR</strong> die<br />

vorläuge Sitzverteilung der<br />

13. Landschaftsversammlung<br />

<strong>Rheinland</strong> berechnet.<br />

Danach bleibt die CDU mit 39,82<br />

Prozent der Stimmen trotz<br />

Verlusten stärkste Fraktion mit<br />

voraussichtlich 45 Sitzen. Die<br />

SPD erreicht 28,32 Prozent und<br />

damit 32 Sitze. Die Grünen verbessern<br />

sich auf 13,27 Prozent<br />

und erhalten 15 Sitze. Die FDP<br />

klettert auf 10,62 Prozent und<br />

erreicht 12 Sitze. Die Linke liegt<br />

bei 4,42 Prozent, was fünf Sitzen<br />

entspricht. Die Freien Wähler<br />

ziehen mit drei Sitzen neu in<br />

den Rheinischen Rat ein.<br />

Fotos: Ludger Ströter<br />

Foto und Reproduktionen: Archiv des <strong>LVR</strong>, Pulheim-Brauweiler<br />

24 25


<strong>LVR</strong>REPORT Oktober 2013<br />

1. Lara Berkemeyer, Titel: „Ein Teil von Köln“<br />

EIN BILD SAGT MEHR ALS TAUSEND WORTE<br />

„Mama, muss Du abeite?“<br />

Kinder schätzen es bis zu<br />

einem gewissen Alter<br />

eher wenig, wenn Eltern<br />

das Haus verlassen. Auch<br />

Arbeiten ist nicht immer<br />

ein Argument, um die junge<br />

Seele zu besänftigen. Doch<br />

was denken Kinder,<br />

wo „die Großen“ dann hingehen?<br />

Wie stellen sie sich<br />

den Arbeitsplatz ihrer<br />

Eltern vor? Das wollte der<br />

<strong>LVR</strong> genau wissen und hat<br />

anlässlich seines Jubiläums<br />

einen Malwettbewerb ausgelobt.<br />

Aus einer Vielzahl<br />

von Einsendungen – die<br />

Auswahl fiel nicht leicht –<br />

wurden nun die subjektiv<br />

Besten ausgewählt. Ein<br />

herzlicher Dank geht<br />

jedoch an alle, die mitgemacht<br />

haben!<br />

Die Gewinnerinnen sind:<br />

1. Lara Berkemeyer,<br />

sieben <strong>Jahre</strong>, Titel: „Ein<br />

Teil von Köln“<br />

2. Helena Niebergall,<br />

sieben <strong>Jahre</strong>, Titel:<br />

„Mama bei der Arbeit“<br />

3. Charisa Rakowski, zehn<br />

<strong>Jahre</strong>, Titel: „Mamas<br />

Ausflug mit den<br />

Bewohnern in den Zoo“<br />

Sie erhalten Gutscheine für<br />

die <strong>LVR</strong>-Museumsshops<br />

in Höhe von 100 Euro für<br />

die Erst-, 50 Euro für die<br />

Zweit- und 30 Euro für die<br />

Drittplatzierte.<br />

Auch die jungen Künstlerinnen<br />

und Künstler, die<br />

keinen Preis erhalten,<br />

können sich freuen, denn<br />

alle Bilder gewinnen: sie<br />

sind in Kürze im Internet<br />

zu sehen. Viel Spaß beim<br />

Bilderstudium unter<br />

X www.<strong>60</strong><strong>Jahre</strong>.lvr.de<br />

BS/CHR<br />

2. Helena Niebergall,<br />

Titel: „Mama bei der Arbeit“<br />

3. Charisa Rakowski,<br />

Titel: „Mamas Ausflug mit den Bewohnern in den Zoo“<br />

Fotos: Stefanie Hochum<br />

26<br />

27


Illustration: Susanne Ferrari<br />

<strong>Landschaftsverband</strong> <strong>Rheinland</strong><br />

<strong>LVR</strong>-Fachbereich Kommunikation,<br />

50679 Köln, Landeshaus, Kennedy-Ufer 2<br />

Tel 0221 809-2781, Fax 0221 809-2889<br />

Mail: presse@lvr.de<br />

Redaktion: Evelyn Butz (Bz), Till Döring<br />

(td), Christophe Göller (chr, CvD), Lothar<br />

Kornblum (Bildredakteur), Katharina<br />

Landorff (KL), Maren Reimer (MR),<br />

Andrea Steinert (ast), Birgit Ströter (BS)<br />

Titelbilder: Lothar Kornblum<br />

V.i.S.d.P.: Christine Bayer<br />

Layout: Angelika Hinder, Stefanie Hochum,<br />

<strong>LVR</strong>-Druckerei,<br />

Druck: DFS Druck Brecher GmbH<br />

Klimaneutral gedruckt auf Recyclingpapier<br />

aus 100% Altpapier (Blauer Engel).<br />

Nachdruck kostenlos. Die Beiträge<br />

der Fraktionen liegen in der Verantwortung<br />

der jeweiligen Fraktionen.

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