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Wissenschaft für die Gesellschaft. Leben und Werk des ... - WZB

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HELMUT STEINER<br />

aus den 20er, 30er <strong>und</strong> 40er Jahren im Nachkriegsdeutschland sowohl in der DDR als<br />

auch in der BRD auch „nachholend“ nicht angemessen rezipiert. Das trifft vor allem<br />

<strong>für</strong> sein bestimmen<strong>des</strong> naturwissenschaftliches <strong>Leben</strong>swerk zu. Hier besteht von Seiten<br />

der deutschen Physiker, Chemiker <strong>und</strong> Biowissenschaftler Erklärungsbedarf <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Notwendigkeit einer „nachholenden“ Rezeption <strong>und</strong> historischen Einordnung seiner<br />

wissenschaftlichen Ergebnisse. Dabei kann an <strong>die</strong> von britischen <strong>und</strong> amerikanischen<br />

<strong>Wissenschaft</strong>lern bereits vorliegenden Analysen angeknüpft werden.<br />

IV. Die Genesis <strong>des</strong> gesellschaftspolitischen <strong>Wissenschaft</strong>sverständnisses<br />

Menschliche Kommunikation wurde im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert dank <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong><br />

Technik zeitgleich oder als persönliches Zusammentreffen innerhalb einiger St<strong>und</strong>en<br />

r<strong>und</strong> um den Erdball möglich. Informationen, Bildung <strong>und</strong> Kultur sind durch <strong>die</strong><br />

Massenme<strong>die</strong>n über Klassen- <strong>und</strong> Staatengrenzen hinweg <strong>für</strong> Humanismus <strong>und</strong><br />

Menschsein, aber auch <strong>für</strong> Antihumanismus, manipuliertes Verhalten <strong>und</strong> Aggressionen<br />

massenwirksam einsetzbar.<br />

All das – <strong>und</strong> noch weit mehr, mannigfaltiger <strong>und</strong> problemreicher – resultiert aus der<br />

stürmischen Entwicklung <strong>und</strong> Vergesellschaftung von <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> Technik im<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Durch <strong>die</strong> gleichzeitige Existenz <strong>des</strong> über Jahrh<strong>und</strong>erte etablierten<br />

Kapitalismus, der historisch jungen Länder <strong>des</strong> Staatssozialismus <strong>und</strong> der großen<br />

Zahl neuartiger ökonomisch unterentwickelter Nationalstaaten verwirklichten sich im<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>ert in praktizierter <strong>und</strong> ständig bedrohter Koexistenz intersystemare<br />

Vergesellschaftungsprozesse. Wie in den <strong>Gesellschaft</strong>en, verliefen sie auch in den<br />

<strong>Wissenschaft</strong>en höchst widersprüchlich <strong>und</strong> konträr, <strong>die</strong> menschliche Existenz erleichternd,<br />

aber auch bedrohend <strong>und</strong> vernichtend <strong>und</strong> zugleich vielfältige Hoffnung<br />

erweckend.<br />

Es ist das Jahrh<strong>und</strong>ert, in das J. D. Bernal 1901 hineingeboren wurde, <strong>für</strong> das er lebte<br />

<strong>und</strong> ideenreich wirkte. Sein individueller Beitrag <strong>für</strong> <strong>die</strong> großen gesellschaftlichen<br />

Lernprozesse der sozialen Klassen <strong>und</strong> Staaten, <strong>Wissenschaft</strong>lervereinigungen <strong>und</strong><br />

sozialen Bewegungen <strong>des</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts – obwohl im historischen Maßstab winzig,<br />

doch <strong>für</strong> einen Einzelnen herausragend – wurden skizziert, verlangen aber weiterführende<br />

Diskussionen <strong>und</strong> konstruktive Kritik.<br />

Bernals individueller Erkenntnisweg, sein Werden <strong>und</strong> Reifen als Mensch, <strong>Wissenschaft</strong>ler<br />

<strong>und</strong> Politiker zu einem Enzyklopädisten seiner Zeit sind Bestandteil <strong>und</strong><br />

zugleich Spiegelbild <strong>die</strong>ses gesellschaftlichen Erkenntnisprozesses in der ersten Hälfte<br />

<strong>des</strong> vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts. Das 1939 erschienene Buch „The Social Function<br />

of Science“ war dabei sein Höhepunkt. Es ist aber zugleich als Bestandteil seines Gesamtschaffens<br />

zu diskutieren. In drei <strong>Werk</strong>en findet m. E. <strong>die</strong> Herausbildung <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung seines Weltbil<strong>des</strong> <strong>und</strong> im besonderen sein Verständnis von <strong>Wissenschaft</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong> prägnanten Ausdruck. Ihnen kommt in seinem Gesamtschaffen<br />

<strong>die</strong>sbezüglich eine Schlüsselstellung zu – seiner überhaupt ersten Buchveröffentlichung<br />

„The World, the Flesh and the Devil“, seinem zentralen konzeptionel-<br />

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