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Wissenschaft für die Gesellschaft. Leben und Werk des ... - WZB

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HELMUT STEINER<br />

weltpolitischen Rang der Energieproblematik in den öffentlichen Blickpunkt rückten,<br />

unterschiedlichste Weltmodelle, Nord-Süd-Kommissionen <strong>und</strong> selbst UNO-<br />

Konferenzen <strong>die</strong> Fragen <strong>des</strong> Hungers <strong>und</strong> der Unterentwicklung vor allem in den<br />

Ländern Afrikas, Asiens <strong>und</strong> Lateinamerikas zum Gegenstand von Diskussionen <strong>und</strong><br />

Ausarbeitungen machten, hat Bernal aus damaliger Sicht Impulse gegeben <strong>und</strong> Vorstellungen<br />

<strong>für</strong> ein übergreifen<strong>des</strong> Konzept entworfen. Einmal mehr erwies er sich als<br />

Vordenker. Nach der einleitenden Problemstellung verdeutlicht allein schon <strong>die</strong> Nennung<br />

einiger Themen von Kapiteln von „Welt ohne Krieg“ das verfolgte Gr<strong>und</strong>anliegen:<br />

,,Aufbau einer Welt <strong>des</strong> Friedens", „Ernährung <strong>und</strong> Bevölkerung", ,,Förderung<br />

der <strong>Wissenschaft</strong>", ,,Ökonomie einer Welt im Übergang“, ,,ökonomische Probleme<br />

der Industrieländer“, ,,Ausbildung <strong>und</strong> Forschung <strong>für</strong> <strong>die</strong> neue Welt“, ,,politische<br />

Probleme einer gespaltenen Welt“, ,,Zeitplan der Umgestaltung“, „Grenzen der voraussehbaren<br />

Zukunft“.<br />

Wie er stets alle gesellschaftlichen Entwicklungen von der <strong>Wissenschaft</strong> herleitete,<br />

wird auch bei seiner Darstellung zur Lösung <strong>des</strong> Energieproblems mittels Kernenergie<br />

deutlich. In sie setzte er alle seine Hoffnungen <strong>und</strong> Erwartungen, sah aber hier<br />

durchaus auch damit verb<strong>und</strong>ene Gefahren in der Abwärme <strong>für</strong> das <strong>Leben</strong> auf der<br />

Erde. Durch eine zu entwickelnde „Kühlvorrichtung“ auf der Erde wollte er <strong>die</strong>ses<br />

Problem der notwendig abzuleitenden Wärme lösen. 86<br />

Gleichzeitig lenkte er aber auch bereits <strong>die</strong> Aufmerksamkeit auf <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Vorzüge der Sonnenenergie (Kosten, Einfachheit <strong>und</strong> Sicherheit) im Vergleich<br />

zur Kernenergie. 87<br />

Gert Blumenthal charakterisiert ihn als „den letzten großen Enzyklopädisten der alten<br />

mechanistischen Naturwissenschaft, dem aber trotz aller <strong>die</strong>sbezüglich vorzubringenden<br />

wissenschaftstheoretischen Einwände wegen seines kompromisslosen sozialen<br />

Engagements hohe Ehre gebührt ... . Es ist erstaunlich, dass ein derartiges Genie so<br />

der überkommenen <strong>Wissenschaft</strong>sphilosophie verhaftet blieb, dass er zwar <strong>die</strong> Bedrohung<br />

durch <strong>die</strong> militärischen Aspekte (<strong>und</strong> nur <strong>die</strong>se !) der Kerntechnik sieht, aber<br />

nicht <strong>die</strong> auch schon 1950 klar erkennbaren Schäden <strong>und</strong> Bedrohungen durch andere<br />

großtechnische Entwicklungen, wie <strong>die</strong> chemische Großindustrie, <strong>die</strong> Waldvernichtung,<br />

<strong>die</strong> Erosion, den Autoverkehr, <strong>die</strong> wilde Urbanisierung, <strong>die</strong> Rohstoff-<br />

Erschöpfung u. a. Da waren andere große <strong>Wissenschaft</strong>ler auf <strong>die</strong>sem Gebiet vorsichtiger<br />

<strong>und</strong> ihm voraus. ... Ich denke an Wilhelm Ostwald <strong>und</strong> Svante Arrhenius.“ 88<br />

Im Mai 1958 bemerkte Bernal in seiner Einleitung: „Ich habe <strong>die</strong>ses Buch rasch geschrieben,<br />

<strong>und</strong> ich weiß, dass es in vieler Hinsicht unvollkommen ist. Aber ich glaube,<br />

ein solches Buch in <strong>die</strong>sem Jahr wird nützlicher sein als ein besser dokumentiertes,<br />

das erst in zwei oder drei Jahren herauskäme. Jeder Monat <strong>des</strong> Treibenlassens<br />

erhöht <strong>die</strong> Gefahr <strong>für</strong> <strong>die</strong> Menschheit <strong>und</strong> verringert <strong>die</strong> Hoffnung auf <strong>die</strong> Zukunft.<br />

Dieses Buch hat seinen Zweck erfüllt, wenn es ein wenig dazu beiträgt, Verständnis<br />

<strong>und</strong> Diskussionsbereitschaft <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Leben</strong>sfragen unserer Zeit zu wecken.“ 89<br />

86 J. D. Bernal. (wie Anm. 84). S. 86.<br />

87 Ibid. S. 82<br />

88 Brief Gert Blumenthals an den Autor vom 01.12.2002.<br />

89 J. D. Bernal, Welt ohne Krieg (wie Anm. 84), S. 4.<br />

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