<strong>Braunschweig</strong>er Journal 18 <strong>Ausgabe</strong> 6/20<strong>13</strong>
<strong>Braunschweig</strong>er Journal 19 <strong>Ausgabe</strong> 6/20<strong>13</strong> Dress Appell Von Helmut Wenzel Vor Antritt einer Ferienreise befindet sich der Ehemann bei der Auswahl seiner mitzunehmenden Garderobe in weitgehend freier Entscheidung. Im Sommer darf er seine Badesachen auswählen, die Sporttasche alleine packen, die Reiselektüre bestimmen, Hosen, Hemden, Jacken, Schuhe alleine aus den Schränken holen und im Koffer verstauen. Im Winter wird die besorgte Ehefrau ihm liebevoll raten, doch noch eine weitere lange Unterhose, dickere Socken und die von der Schwiegermutter selbst gestrickte Wolljacke mitzunehmen. Zwischen den Eheleuten herrscht sogar Einigkeit darüber, ob etwas aus dem Koffer entfernt werden muss, sofern das vorgeschriebene Höchstgewicht für einen Flug überschritten wird. Die Situation beim Kofferpacken ändert sich grundlegend, wenn das Ehepaar zu einer Feier, zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen ist oder zu einem Kongress reist. Der Ehemann hat in dieser Sachlage nur die Aussicht, allein seine Unterwäsche bereitzulegen. Bei den Socken hört dieses Zugeständnis bereits auf, da deren Farbe entweder nicht zum Anzug passen oder sie zu kurz sein könnten. Die über einen längeren Zeitraum nicht mehr getragene Oberbekleidung bedarf einer besonders kritischen Prüfung. Zuerst muss die Hose hinsichtlich ihrer Oberweite anprobiert werden. Dem weiblichen Auge entgeht nichts. Auch das Jackett muss locker ohne Spannung sitzen. Am modischen Anzug bzw. an der Kombination darf kein Knopf als überstrapaziert erscheinen. Nicht jedes Oberhemd passt zum Anzug, noch nicht einmal Veranstaltungsplan Pflegewohnstift Am Ringgleis Dezember 20<strong>13</strong> 3.12. Besuch von Kita- Kindern 3.12. Geburtstagskaffee für die Novembergeburtstagskinder 5.12. Besuch der Kinderkrippe „Wilde Hummel“ 8.12. Besuch des Posaunenchors der Wicherngemeinde zum zweiten Advent 10.12. Besuch des Seniorennachmittags in der Dornse 11.12. Adventsliedersingen mit dem Servicewohnen <strong>13</strong>.12. Das Staatstheater stellt Stücke der Spielzeit vor 15.12. Beisammensein zum dritten Advent 17.12. Weihnachtsfeier für die Bewohner 18.12. Besuch des Weihnachtsmarktes 22.12. Beisammensein zum vierten ADVENT mit Gitarrenmusik 31.12. Silvesterfeier ein weißes. Heutzutage trägt der Herr gestreifte, karierte, in sich gemusterte, auch einfarbig bunte Hemden. Schwach rosa bis lila auch leicht gelbliche entsprechen dem aktuellen Modebewusstsein. Es bleibt dennoch egal, welche Oberhemden ausgewählt wurden, die nächste Katastrophe bahnt sich an. Es gibt breite und schmale, längs- und quergestreifte, einfarbige und mehrfarbige, geblümte und mit Motiven versehene, seidene und dicke, karierte und uniformähnliche Krawatten, aber keine passt nun weder zum Anzug, noch zum bereitgelegten Hemd! Selbst ein Sortiment von fünfzig Schlipsen kann die Vorstellungskraft einer Frau nicht befriedigen. Der Mann gilt jetzt als altmodisch, er hortet nur alte Krawatten, von denen er sich nie trennen will, und die wenigen noch einigermaßen brauchbaren hat er beim letzten Festessen mit Sauce bekleckert. In seiner Verzweiflung, die liebe Ehefrau hat inzwischen die Krawattendebatte aufgegeben, greift der genervte Mann mit geschlossenen Augen in die Schranktür und packt unbesehen mutig ca. zehn Krawatten ein. Voller Stolz betrachtet er sich später im Hotelzimmer vor dem Spiegel. Sitzt dann der selbst gebundene Knoten exakt gerade, dann findet er sich schick. Nach allen Turbulenzen vor dem Kleiderschrank und während des Kofferpackens folgt das Ehepaar in festlicher Stimmung der Einladung. Alle Vorbereitungsaufregungen sind vergessen. Der Ehemann fühlt sich nun sogar sicher, von seiner Angetrauten keine Kritik für das noch schnell eingesteckte Taschentuch zum Brilleputzen zu ernten.