Ausgabe 6/13 (pdf) - Cyty-Braunschweig
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<strong>Braunschweig</strong>er Journal 29<br />
<strong>Ausgabe</strong> 6/20<strong>13</strong><br />
Die Julischka aus<br />
Budapest …<br />
Text:Christel Mertens • Foto: Google, gemeinfrei<br />
Julischka hieß sie zwar nicht,<br />
aber sieht sie nicht aus, als<br />
hätte sie ein „ein Herz von<br />
Paprika“? Die Julischka der<br />
Operette „Maske in Blau“ war<br />
natürlich Marika Röck. 19<strong>13</strong><br />
als Tochter einer deutschstämmigen<br />
Familie in Kairo geboren,<br />
wuchs sie in Ungarn auf.<br />
Schnell wurde ihr außergewöhnliches<br />
Talent deutlich,<br />
und sie erhielt Tanzunterricht,<br />
der nach dem Umzug der<br />
Familie 1924 nach Paris bei<br />
einer Exilrussin fortgesetzt<br />
wurde. Die Dame hat ihr<br />
sicherlich äußerste Präzision<br />
und eiserne Disziplin beigebracht.<br />
Jedenfalls hatte die junge<br />
Marika bald ihren ersten Auftritt<br />
in der Ballett-Gruppe des<br />
Moulin Rouge am Montmartre.<br />
Bereits ein Jahr später feierte<br />
sie Erfolge als Sängerin<br />
und Tänzerin am Broadway in<br />
New York. 1929 kehrte die<br />
Künstlerin nach Europa zurück<br />
und drehte nach Auftritten<br />
als Revue-Tänzerin in<br />
Monte Carlo, Cannes, Paris<br />
und Ungarn 1930 in England<br />
ihren ersten Film.<br />
Der Durchbruch als Filmstar<br />
kam 1934 mit einem UFA-<br />
Vertrag. Marika zwitscherte<br />
und wirbelte durch zahlreiche<br />
Filme, die ihr von ihrem späteren<br />
Ehemann Georg Jacoby<br />
auf den Leib geschneidert<br />
wurden. In den biederen Filmproduktionen<br />
der damaligen<br />
Zeit waren ihre Auftritte des<br />
öfteren geradezu gewagt. Wer<br />
tanzte damals schon im knappen<br />
Kostümchen mit einer<br />
Schlange um den Hals?<br />
Mit ihrem burschikosen Charme<br />
und ihrer Professionalität<br />
war Marika<br />
Röck die Antwort<br />
der Nationalsozialisten<br />
auf die berühmten<br />
amerikanischen<br />
Filmstars<br />
jener Jahre. In<br />
der Nachkriegszeit<br />
erhielt die<br />
Künstlerin daher<br />
Auftrittsverbot<br />
in Deutschland,<br />
sie wurde<br />
jedoch bereits<br />
1947 rehabilitiert.<br />
Musicals, die<br />
über den Großen<br />
Teich nach Europa<br />
gekommen<br />
waren, verdrängten allmählich<br />
Operetten und Tanzrevuen.<br />
Auch in diesem Genre fühlte<br />
sich Marika Röck bald zu<br />
Hause und erhielt eine eigene<br />
Fernsehshow. 1978 trat sie im<br />
Rahmen einer international<br />
besetzten Fernseh-Gala zugunsten<br />
der Deutschen Krebshilfe<br />
auf und traf in der Sendung<br />
ihren einstigen Lieblingsfilmpartner<br />
Johannes<br />
Heesters wieder. Der blieb<br />
noch etwas länger im Geschäft,<br />
denn Marika Röck<br />
starb 2004 im Alter von 91<br />
Jahren. Zu ihrem 100sten Geburtstag<br />
fand am 3. November<br />
20<strong>13</strong> im Budapester Operettentheater<br />
eine restlos ausverkaufte<br />
Jubiläumsgala statt.<br />
Mostrich oder<br />
Zaubernuss<br />
Von Brigitte Klesczewski<br />
Es gibt viele Silvesterbräuche,<br />
die zelebriert werden, wenn<br />
die Mitternachtsstunde des 31.<br />
Dezember naht. Wer möchte<br />
nicht wissen, was das Neue<br />
Jahr für jeden so parat hat?<br />
Daher werden sie immer wieder<br />
hervorgeholt und ausprobiert,<br />
um stimmungsvoll ins<br />
neue Jahr zu rutschen. So wird<br />
z. B. Blei gegossen und das<br />
Gebilde wortreich erklärt oder<br />
ein Pantoffel rückwärts über<br />
den Kopf geworfen. Weist dieser<br />
dann mit der Spitze zur<br />
Tür, bedeutet das eine Reise<br />
oder eine einschneidende Veränderung.<br />
In diesem Jahr bin ich für die<br />
Silvesterfeier im Freundeskreis<br />
zuständig. Als mein<br />
jüngster Bruder davon hörte,<br />
erinnerte er mich an Silvester<br />
1951 und gab mir den Rat:<br />
„Back doch wieder Deine<br />
Pfannkuchen mit Mostrich<br />
oder Zaubernuss.“<br />
Damals hatte ich mit meiner<br />
Mutter Pfannkuchen hergestellt,<br />
die ja bekanntlich außerhalb<br />
von Berlin, Brandenburg<br />
und Pommern Berliner genannt<br />
werden. Wir hatten sie<br />
fleißig mit Johannisbeergelee<br />
und Pflaumenmus gefüllt.<br />
Doch zwei von diesen gezuckerten<br />
Hefebällchen hatte<br />
ich heimlich mit einer besonderen<br />
Einlage versehen. Das<br />
eine erhielt eine Mostrichfüllung,<br />
in das andere steckte ich<br />
eine Haselnuss, eine Zaubernuss.<br />
Als mein Vater kurz nach Mitternacht<br />
in den Mostrichpfannkuchen<br />
biss, wurde er ausgelacht,<br />
etwas bespöttelt und<br />
dazu verdonnert, ein Gedicht<br />
aufzusagen oder zu singen.<br />
Zum Ergötzen seiner Gäste<br />
sang er dann: „Puppchen, du<br />
bist mein Augenstern“. Die<br />
Zaubernuss dagegen fand<br />
mein damals 11-jähriger,<br />
jüngster Bruder. Er wünschte<br />
sich eine moderne Fahrradklingel<br />
für sein ererbtes Rad.<br />
Tage später hatte er auf wundersame<br />
Weise eine Glockenklingel<br />
an seinem Lenkrad.<br />
In diesem Jahr heben wir das<br />
Glas und prosten auf das Jahr<br />
2014. Glauben Sie mir, nach<br />
Spiel und Spaß mit Freunden<br />
und Verwandten tun wir es<br />
besonders gern.<br />
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