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SCHLOSS PASCOAES

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<strong>SCHLOSS</strong> <strong>PASCOAES</strong><br />

ALBERT VIGOLEIS THELEN


DC] ON Q #13


<strong>SCHLOSS</strong> <strong>PASCOAES</strong>


Die Einfahrt in SchloB Pascoaes


Albert Vigoleis Thelen<br />

<strong>SCHLOSS</strong> <strong>PASCOAES</strong><br />

RHEIN-VERLAG A.G. — ZURICH


Teixeira de Pascoaes, dem Meister tmd<br />

Freunde zur Vollendung seines óssten Lebensjahres<br />

gewidmet von seinem Übersetzer<br />

<strong>SCHLOSS</strong><strong>PASCOAES</strong><br />

im Frühjahr 1942


VORSPRUCH<br />

An den<br />

Dichter<br />

Du bist des Zweifels nagendes Verneinen<br />

und der GewiBheit eingeborenes Wort.<br />

Du bist des Fluches dunkles Widerscheinen —<br />

und bist der Gnade reich gesalbter Hort.<br />

Du bist die Zeit im SchoB der Ewigkeiten<br />

und bist die Ewigkeit im Wurf der Zeit.<br />

Du bist der Seele flügelweites Schreiten —<br />

und eines Leibes nackte Wirklichkeit:<br />

So bist Du deines Todes Überwinder,<br />

der Schlafe Traum und aller Traume Künder.


DAS KIRCHSPIEL<br />

Amarante<br />

Grau im Kranz der Berge eingebettet<br />

und von Föhren immergrün umhegt,<br />

bronzen an den schwarzen FluB gekettet,<br />

wahrend WeiB sich auf die Brücke legt,<br />

um dem Gold aus Garten zu begegnen,<br />

das zu Rostbraun stark die Töne stimmt,<br />

sen ich blau die Fliederbüsche regnen,<br />

und ein Rot mir fast den Atem nimmt<br />

mit der Küpe kochendem Fanal.<br />

Aber dann kühlt mich ein topasgelber<br />

Anhauch des Mimosenhains im Tal,<br />

wo sich silberseidig zu dem Felber<br />

hell die Birke fügt. Von Facherpalmen<br />

dunkelt dumpf Beryll und Malachit.<br />

Bleich im Plissé sich die Dacher walmen<br />

und wie Wolken klar im Kolorit.<br />

II


Doch der Bister alter Hauserfronten<br />

mischt sich trübend in den Farbeffekt,<br />

aufgefrischt vom hohen, fahlbesonnten<br />

Maisgeströhde, das die Landschaft scheckt,<br />

die sich malven schmiegt in weichen Falten<br />

und wie Sammet frauenhaft im Griff,<br />

denn, der Töne Drangen hinzuhalten,<br />

staubt des Nebels feines Fixativ.<br />

12


EINFAHRT UND AUFGANG<br />

Die<br />

Einfahrt<br />

Aus dem Staub der glühenden Chaussee<br />

wie aus einem Mörser vorgeschnellt,<br />

bremst der Wagen scharf in die Allee,<br />

wo ein Dunkel ihm den Weg verstellt —:<br />

Schwarz an schwarz des Korkbaums Karyatiden<br />

tragend stumm die glanzend fette Fron<br />

eines zehn-mal-hundertjahrig müden<br />

Blatterdoms, der seine hoh'n<br />

Kuppeln trage wie ein Nilpferd badet,<br />

grunspanhautig in der Sonnenschwemme,<br />

wahrend innenschiffs die Kühle ladet,<br />

und sich zwischen dem Trajekt der Stamme<br />

die Transsepten lichten. In den Beikapellen<br />

stehn die Gruppen des Laokoon:<br />

Aste winden sich, man hort das Geilen<br />

aufgeklaffter Korke — Sohn auf Sohn<br />

13


weichen sie dem BiB der grünen Schlangen ...<br />

Dann die Wehr der Mauer, aus Granit gequadert,<br />

und der Wagen gleitet einen endlos langen<br />

Weg entlang, bis hell am Ende hadert<br />

himmelwarts ein Eukalyptus seine Trauer —<br />

klagend schwankt der losen Rinde Band —:<br />

Wo hat jemals die Natur genauer<br />

Menschliches gewiesen als an Hand<br />

dieses Baums? In neuen Kehren<br />

bricht sich dreimal noch der Bliek<br />

und laBt Kastanien, Platanen, Koniferen<br />

mit Reben leiterhoch berankt zurück.<br />

Vom stumpfen Mahlgang alter Ochsenkarren ausgewaschen<br />

senkt sich der Weg. Die Bremsen singen.<br />

Der Wagen stolpert, fangt sich in den Schattenmaschen<br />

des Melanoxylons — da plötzlich springen<br />

zwei Flügel auf: das erste Tor.<br />

Ein Paradies? Der Hesperiden Garten?<br />

Auf schwarzem Laub der flammend laute Chor<br />

der Mandarinen und als Liedgefahrten<br />

der schrillende Diskant der neidisch gelben<br />

Limonen. Der Wagen halt, und klaffend jagen vor<br />

mit tappisch plumpem Satz die goldgestromten Welpen:<br />

Woher? Wohin? — Das zweite Tor.<br />

Ihr Früchte schweigt! Ihr Hunde, zahmt die Zungen!<br />

Der groBe Rufer hat allein das Wort!<br />

Mein Bliek ist auf das Torgesims gesprungen —<br />

In Reih'n gestuft, auf Sockeln ragen dort<br />

14


in TodesgröBe neun heraldische Figuren,<br />

graniten schwarz, verwittert das Gebaren,<br />

das sie durch tausend Licht- und Regenspuren<br />

aus ihres Hauses groBer Zeit bewahren.<br />

Ein Wappenschild über des Bogens Runde —<br />

Der Greif setzt an zum Flug, da geht ein RiB<br />

quer durch den Stein und weist ihm seine Stunde.<br />

Im Felde links das Kreuz des Dom Diniz.<br />

Die Fahrt ist frei. Gebrochen ist der Bann<br />

der Zeit mit Helmzier, Degen und Brokat,<br />

die Korn für Korn durch ihren Trichter rann,<br />

bis sie sich sammelte um das Quadrat<br />

des Innenhofs, der fiebert heiB im Licht,<br />

so ausgeliefert seinen Mittagshöhen,<br />

als hielten hundert Sonnen über ihn Gericht<br />

und peitschten ihn mit ihren Flammenböen.<br />

Das SchloB steht stumm. Die weiten Sale schweigen.<br />

Nur aus dem Brunnen blüht ein scheues Lied,<br />

bis sich vergilbt die welken Töne neigen<br />

im schwülen Wind, der groB aus Süden zieht.<br />

15


Der<br />

Treppenaufgang<br />

Mein FuB scheint lange trimmend hinzuschweben,<br />

eh' er die Wirklichkeit des Steins erkennt,<br />

der sich zu Tritten stuft, die schon dem Leben<br />

entfremdet sind im krausen Ornament<br />

der Fliesfiguren, ratselhaften Zeichen,<br />

des rieselnden Verfalies letzte Wehr.<br />

Ich steig hinan und fühl' die Faulnis reichen<br />

bis an mein Herz, wie wenn ein Wogenmeer<br />

mich schwindelnd hüb' über den Grund der Zeiten<br />

und abermal verschleiert Traum den Bliek...<br />

Dann ruft mit seiner Rampenarme weiten<br />

Gebarden mich das Haus zu sich zurück.<br />

16


DIE<br />

SALE<br />

Im indischen<br />

Saal<br />

Die Wande schrein im Blut der Purpurschnecke,<br />

das des Getafers welkes Grenadill<br />

fast höhnend übertönt bis zu der Decke<br />

gestülpten Briinne, die entfliehen will<br />

vor soviel ungestümer Münder Schelten —<br />

Doch halt mit Zindel, Zimt und Tamarin<br />

ein Düften schwer und wie aus Frauenzelten<br />

der fremden Schatze bangen Baldachin:<br />

Der Drachen Tappe, ihres Atems Greifen<br />

aus heiliger Dynastien Herrlichkeit,<br />

und der Pagoden blütenhaftes Reifen.<br />

Und eingesargt in schwarzgelackter Lade<br />

der bösen Steine stumme Ewigkeit —<br />

und Buddha, leiderlöst, im Schlaf aus Jade.<br />

17


Der<br />

Büchersaal<br />

Aller Dichter An-die-Sterne-Greifen,<br />

aller Denker Rechten mit der Welt;<br />

Hoffnungen, die kühn ins Leere reifen,<br />

Glauben, taub und blind auf Stein gestellt;<br />

Liebe, die die Herzen meerhaft weitet,<br />

HaB, der glühend über Leichen schreitet;<br />

Freude, die aus Dunkel Licht bereitet,<br />

Schmerz, der heilig übers Antlitz gleitet —:<br />

wie dammerst du und du und du im Düster<br />

der Schafte, die euch Hamen sind und Herd,<br />

wie wird zum Schrei das schwelende Geflüster,<br />

wenn eines Lesers Hand die Seiten kehrt...<br />

Und neigt der Tag. Und wandeln sich die Bande<br />

aus Rot und Gold und Blau ins Schwarz der Nacht.<br />

Und aus den Schatten wachsen nackte Hande<br />

und bahren kalt den Katafalk der Wande,<br />

wo nur der Totenwurm im Holze wacht.<br />

18


Im kleinen<br />

Büchersaal<br />

Hier traumt er wachen Bucks inmitten<br />

der ewig ausgetraumten Traume Zeugen —<br />

und leidet noch, was jene schon gelitten,<br />

wenn sich der Seele Schau die Worte beugen,<br />

um gegen ihn, den Schöpfer, aufzustehen<br />

zu ihres Hochgerichtes jüngster Nacht —:<br />

Kein Zeugendes kann ungestraft geschehen<br />

am Wort, das deutend aller Werke wacht<br />

und wachsend steigt über ein enges Leben<br />

und über einen Tod und einen Traum.<br />

O komm und sieh: aus tausend Banden heben<br />

ihn tausend Hande über Zeit und Raum.<br />

19


Das<br />

Königszimmer<br />

Noch halt der Spiegel irgendwo im Grunde<br />

vom groBen Glanze einen kargen Rest,<br />

der wie der Rose Duft über die Stunde<br />

des Blühens wahrt, wenn schon der schonen Frauen<br />

schenkende Lippen sich im Traumesfest<br />

des Schlafs verblichener vom Weinen schauen,<br />

und ihres Atems heiBes Jagen weicht<br />

dem Schluchzen urn betrogener Liebe Grauen,<br />

und früher Morgen stumm die Wangen bleicht,<br />

daB sie sich tiefer in die Kissen schmiegen —<br />

so traumverwandt der Saai dem Glücke gleicht,<br />

des' bunte Scherben noch am Boden liegen<br />

zwischen der Stühle steifgestelltem Chor,<br />

so steif, daB selbst der Tülle weiBes Wiegen<br />

zum matten Blumenkristallit gefror,<br />

und langst das Lacheln auf den Wandportraten<br />

sich kalt an Bram und Hermelin verlor<br />

und an der Kammerherren blinde Ketten —<br />

O, schauerlich zerfallner GröBe Statten.<br />

20


Der<br />

Musiksaal<br />

Nur noch in Nachten, wo die Luster traumen,<br />

und sich ihr Staub zu Klangfiguren fügt,<br />

mit MondweiB sich die Wandbehange saumen,<br />

daB es den Hof der Menuette lügt,<br />

klagt aus der Harfe harmend auf ein Tonen,<br />

erst flüsternd wie verschwiegener Minne Wort,<br />

an das sich Liebende im Lenz gewöhnen,<br />

um dann, wie Sommer groB, zum Klavichord<br />

einherzugehn in reifer Liebe Greifen,<br />

die fernsten Garten zu sich niederwerbend<br />

mit ihres Saitenspiels erwachtem Blut...<br />

Dann roten östlich sich die fahlen Streifen,<br />

bis kalt das Lied, am letzten Stern versterbend,<br />

wie ein Insekt im gelben Amber ruht.<br />

21


Der<br />

Negersaal<br />

DaB sie den gefürsteten Herren<br />

böte die Würze des Mahls,<br />

stand mit Banjo, Pauken und Plarren<br />

die Bande des Negersaais.<br />

Des Urwalds wilde Klange,<br />

des Heimwehs weinendes Lied,<br />

der brullenden Ströme Gesange —<br />

wie das durch die Sale zieht.<br />

Wie der meerbefahrenen Sippe<br />

zum Feste wurde das Mahl,<br />

wie gröhlte mit wulstiger Lippe<br />

die Bande im Negersaal.<br />

Doch als den gefürsteten Herren<br />

der Kronreif in Stücke sprang,<br />

da verstummte mit Pauken und Plarren<br />

im Saaie der Niggersang.<br />

22


Der<br />

Remter<br />

Lichter wissen milder dem Mahle zu dienen,<br />

sieben mal sieben mal ins Dammern gestellt.<br />

Maisbrot und Wein künden gulden beschienen<br />

Friede dem Gast einer friedlosen Welt.<br />

Sanft der Agapen unsichtbar heiliges Walten.<br />

Schalen blaB mit der Herbstzeitlosen Verzicht.<br />

Kühl in den Krügen der Trunk. Auf Weinlaub die kalten<br />

Feigen, und, ob des Stummseins, still der Fische Gericht.<br />

Schone Gesprache rühren an letzte Dinge.<br />

Silbern zum Trinkspruch klingt der Kristall.<br />

Rings aus den Ampeln wolken die düftenden Ringe,<br />

und frommer Segen endet dankbar das Mahl.<br />

23


Der<br />

Fremdensaal<br />

Deine Nacht raunt bange Sage,<br />

dunkel von Truhe und Stuhl gewuBt.<br />

Ahnenschatten halten der Klage<br />

alten Sang wie ein Mal bewuBt.<br />

Bar und Bankel meinem Schlafen<br />

sollen sie Wiege und Schlaflied sein?<br />

Armer Fremdling, schaudernd trafen<br />

hier wie dich der Geister Reih'n<br />

tausend schon. Auch Greif und Hinde<br />

geben Laut. Aus dem Umspuk der Nacht<br />

lost sich ein Ruf. Das Ingesinde<br />

halt beim Becher noch larmend Wacht.<br />

24


DER<br />

FLUR<br />

Der Flur bei<br />

Nacht<br />

Die letzte Tür ist dumpf ins Schloö gesunken,<br />

und bald ist Nacht bis um das letzte Ding.<br />

Die Kunkeln ruhn. Nur einmal glimmen Funken<br />

noch auf im Wind, der sich im Rauchfang fing —<br />

Und dann liegt leblos hingefallt die Stille,<br />

und tappt das Dunkel bang den Gang entlang,<br />

der nirgend endet — nirgendwo ein Wille,<br />

zu halten dieses Hauses Untergang?<br />

Aus den Verliesen dünstet feucht die Faule,<br />

der Fledermause Flattern schreckt im Flur,<br />

langhingezogen scheucht ein Schrei der Eule, —<br />

und an den Tod vergeudet sich die Uhr.<br />

25<br />

1


AM<br />

HERDSTEIN<br />

Meditation<br />

Und nun bin ich allein<br />

mit meiner Stunden<br />

saumendem Einsamsein,<br />

das wie der Wunden<br />

Rander sich raB um mein Leben legt.<br />

Hat sich die Tür bewegt?<br />

Gehen noch Schritte?<br />

Horch, wie das Pulsen schlagt<br />

aus Herzens Mitte.<br />

Hat sich ein Stern gezeigt<br />

über der Nacht?<br />

Siehe, das Dunkel neigt<br />

die Wimper sacht.<br />

Und muB ich so dauern<br />

wie ohne Sinn<br />

in meiner Mauern<br />

blindem Beginn?<br />

27


Und wann wird mir Friede —<br />

und wann mir die Zeit<br />

zur Chrysalide der Ewigkeit?<br />

WeiB wer, wo ich bin?<br />

WeiB wer, wer ich bin?<br />

Mein eigen Wissen<br />

reicht nirgend hin.<br />

28


DIE<br />

SYMBOLE<br />

Die<br />

Kreuzabnahme<br />

(Nach einem Fresco-Fragment der SchloBkapelle)<br />

Er hing am Kreuz. Der Erde Beben<br />

warf die Gaffenden aufs Angesicht.<br />

In den Schachern zuckte noch das Leben,<br />

und der Kriegsknecht tat die letzte Pflicht<br />

mit dem Stich der Lanze, — wie ein Brand<br />

fraö das Blut den glatten Schaft sich weiter<br />

und besudelte des Schergen Hand.<br />

Dann gebot der Hauptmann, eine Leiter<br />

aufzurichten an dem Pfahl der zwei Gehenkten —<br />

und sie brachen ihnen das Gebein.<br />

Schauerlich bezeugen mit verrenkten<br />

Gliedern sie des Todes letzte Pein.<br />

Wenig trennt sie mehr von dem Gewiirme,<br />

das sich specken will an ihrem Aas,<br />

wahrend Er, der Herr, Turm aller Türme,<br />

aller MaBe ÜbermaB<br />

29


wie ein leerer Weinbalg niedersackt<br />

in der frommen Salberinnen SchoB. —<br />

Und sie salben. Da, vor ihren Blieken, nackt<br />

liegt die Zeugung, noch im Tode groB<br />

und beweisend: Dieser war wie alle,<br />

die im Fleisch aus Gottes Handen gehn;<br />

doch das Ysoprohr mit Schwamm und Galle<br />

hob ihn über irdisches Geschehn<br />

in das Reich, wo aller Traum beginnt,<br />

aller Himmelfahrten Ziel und Ende ...<br />

Aber an den Malen schon das Blut gerinnt,<br />

und wie im Geize krampfen sich die Hande.<br />

30


Der Ölgarten (I)<br />

(Nach der Illumination eines alten Missals)<br />

Er geht hinaus. Vom letzten Passahmahl<br />

liegt zwischen Krumen noch ein Bissen Brot.<br />

Im Kruge steht der Wein schon welk und schal.<br />

Auf Wolkenbarken rettet sich das Abendrot<br />

und segelt müde und versinkt im Belt der Nacht,<br />

die wie ein Buch mit allen Sternensiegeln schweigt,<br />

soweit ihr Atem geht von Mizpas steiler Wacht<br />

bis wo sich gegen Judas Stamme neigt<br />

der schauerliche Graberfall des Hinnomtals.<br />

Dann reiBt die Stille, und von All zu All<br />

zieht langhinheulend sich das Halsen des Schakals,<br />

der auch sein Teil begehrt vom Brot und Wein des Mahls.<br />

Und steigt hinauf und schrickt vor seinem Stern,<br />

der über Bethlehem gestanden hat,<br />

mit lerchenhohem Himmelslied aus Nah und Fern<br />

die Völker rufend nach dem Krippenstall.<br />

Nun hangt sein Menetekel wie ein Blutgemenge<br />

geronnen über der Kalvarienstatt<br />

und weist ihm seines Kreuzes Erdenfall.<br />

Die Elfe folgen ihrem Herrn.<br />

Der hebt den Stein, und eines Wurfes Lange<br />

trennt ihn von einem Engel, der<br />

ihn dreimal fallen sieht,<br />

wie du, wie ich, wie irgendwer,<br />

an dem ein Unerhörtes sich vollzieht,<br />

31


für seines Nackens Bug zu schwer,<br />

dreimal des Kelches Wiederkehr, —<br />

und nimmer je ein Mensch wie er<br />

d§s Gottseins Teil verriet.<br />

Was wissen wir? Der Sagenkreis ist weit.<br />

Hinter dem letzten Stern beginnt die Ewigkeit —<br />

und hinter allen Ewigkeiten Gott?<br />

Hat Er den Herling in den Wein getan?<br />

Geschah ein Wunder wie zu Kanaan,<br />

als sich der SchweiB verwandelt in des Blutes Spott?<br />

Indes die Jünger walzten sich im Schlafe schwer<br />

und irrten traumend von des Meisters Wegen.<br />

Dann ging ein Rauschen wie von Sommerregen<br />

in sie hinein, und sie erschraken sehr —:<br />

Sind sie beim Fischzug noch auf weitem Meer?<br />

Doch wo ist dieser, dem gehorchen Meer und Wind?<br />

Da senken sie in Scham der Stirnen Neige,<br />

die noch vom Spiel des Traums beflogen sind,<br />

vor seinem Bliek,<br />

denn aus der Todesangste schwarzem Labyrinth<br />

kommt er, schon wieder stark, zurück<br />

und schilt sie feige.<br />

32


Der<br />

Facher<br />

(Aus dem indischen NachlaB einer<br />

groBen Liebenden)<br />

Kühlender du in den Handen<br />

heimlich geliebter Frau —<br />

breitest im spielenden Wenden<br />

deiner Betaubungen Schau:<br />

Blatternder Stabe Verwandlung,<br />

vierfach im schwirrenden Schlag<br />

der schon geheiligten Handlung,<br />

welcher wie du vermag<br />

so im Gleichnis der Bilder<br />

östlicher Opferwelt<br />

Herzens Verwirrungen milder<br />

und reiner der Seele gestellt<br />

zu söhnen dem südlichen Blute,<br />

bis aus dem SchoBe bricht<br />

heilig im Schöpfermute<br />

erlösenden Todes Gesicht,<br />

je nur gewahret in Stunden<br />

lachelnd gelitt'nen Verzichts,<br />

wenn sich die Bache der Wunden<br />

schaumender stürzen ins Nichts.<br />

Kühlender du in den Handen<br />

heimlich geliebter Frau, —<br />

lange erloschener Lenden<br />

immer noch tröstender Tau.<br />

33 3


•<br />

Die<br />

Muschel<br />

(Aus der Truhe der Descobertas)<br />

Ich bin die Muschel, die das Meer nicht mag —<br />

in meinen Gangen wird es niemals Tag.<br />

Ein Kind halt horchend mich ans Ohr —<br />

im Rauschen sich mein Lied verlor.<br />

Jahrtausendfluten schufen meinen SchoB —<br />

und eine Ebbe legt mein Leben bloB.<br />

Das Meer setzt mich wie einen Findling aus —<br />

ich bin das Haus und bin doch ohne Haus.<br />

In mir erstarb des Lebens stummer Schritt —<br />

das Meer rauscht weiter, und ich rausche mit.<br />

34


Stabat<br />

Mater<br />

(Nach einer Plastik im Herrgottswinkel<br />

des Büchersaais)<br />

Sieh: aus der SchöBe SchoB,<br />

Mutter, dem Sohn<br />

gab deiner GröBe Los<br />

Speichel und LanzenstoB,<br />

INRI und Ysophohn.<br />

Sternbild des Schmerzes steigt<br />

zu Haupten auf.<br />

Mutter, dein Weinen zeigt<br />

steinern ins Kreuz geneigt<br />

all unser Tranen Lauf.<br />

Göttlicher Mutterschaft<br />

irdisches Leid<br />

weitet der Klage Kraft<br />

heilig und menschenhaft,<br />

welten- und himmelweit.<br />

35


DIE<br />

BRUNNEN<br />

Fons<br />

Delphinis<br />

Aus der Delphine plattem Maul gespieh<br />

senkt sich das Wasser singend in die Schale,<br />

drin Fische silbern ihre Ringe ziehn,<br />

versteinter Spender stumme Ebenmale,<br />

die, wenn es tagt, sich gegen Abend neigen<br />

und in der Nacht schon gegen Morgen flehn —:<br />

Wann wird des Brunnens Spiegel endlich steigen<br />

und mit der Ströme Rauschen übergehn<br />

ins weite Meer, in Licht, in Freiheit, Leben —<br />

1st Gottes Allmacht hier ein Ziel gesetzt?<br />

Die Schale gibt, was Strahl um Strahl gegeben,<br />

jndes der Fabelfische Leiber glanzen,<br />

vom Schuppenspiel der Sprüher übernetzt,<br />

und steinern speien mit verschrankten Schwanzen.<br />

37


Fons<br />

Androgyni<br />

Selbst wenn er Flügel hatte, war der Engel nicht<br />

von seines Brunnengottes Haupt gewichen,<br />

und noch im Steine lachelt rührend der Verzicht,<br />

ganz von des Gebens GröSe ausgeblichen<br />

an den, der die Jahrhunderte bestritt,<br />

aus seiner Fratze harten Backen speiend<br />

des Wassers weiBe Lava, wie Granit<br />

poros und spröde, ewig überschreiend,<br />

was lüstern um die Paarung buhlt seit alters:<br />

des Faunes Steinlast mit dem Flug des Falters<br />

in ihres Spiegelbildes mildem Licht —.<br />

Doch rauschend bauscht der Strahl die nassen Decken,<br />

mit Moos und Algen harrt das Hochzeitsbecken —<br />

und Gott und Engel sehn einander nicht.<br />

38


Fons<br />

Silentii<br />

Hier ist die Stille ein Gebet des Steines,<br />

der seines Schweigens nackten Schatten legt<br />

auf das Verführende des frühen Weines,<br />

der rühmend seiner Büschel Blühen tragt<br />

bis an des Speiers müdgespiene Röhre,<br />

aus der noch von des letzten Strahles Lied<br />

— eh es sich namenlos im Park verlöre —<br />

ein Klingen singend durch die Nische zieht.<br />

Und siehe: Feld um Feld fügt sich die Webe,<br />

aus ratselhafter Drüsen Saft gespritzt,<br />

indes die Stille ganz zu Stein verdichtet —<br />

bis endlich Maske, Becken, Rohr und Rebe<br />

im engen Maschenwerk gefangen sitzt,<br />

wo Spinne Zeit die Opfer grausam richtet.<br />

39


DIE<br />

MADONNEN<br />

Schrein der Verkündigung<br />

(Aus einem Schlafgemach)<br />

Nie hub aus altem Ebenholz ein Kiinden<br />

so sagend an wie auf dem Flügelschrein,<br />

wo sich des Engels Hande preisend runden<br />

zu seines GruBes groBem Benedein.<br />

Hinhorchend eingeneigt ins Wort der Gnade<br />

beugt sich die Jungfrau dem Magnifikat —:<br />

1st es ihr SchoB, in den des Herren Pfade<br />

einmünden zu des Heils gesalbter Saat?<br />

Da bricht eip. Leuchten an auf ihrem Leibe,<br />

und aller Schwarze bar erglanzt der Schrein —<br />

Was wundersam geschehen diesem Weibe<br />

wandelt noch Ebenholz in Elfenbein.<br />

41


Madonna<br />

im Mimosenhain<br />

(Nossa Senhora dos Milagres)<br />

•Wie in den Strophen eines alten Leis<br />

des Herren Lob aus banger Drangsal quillt,<br />

steht auf dem Hügel zu des Himmels Preis<br />

der Jungfrau wundertatig Gnadenbild.<br />

Des Mantels Falten fliefien gold ins Blau<br />

und stimmen sternbereift des Stirnreifs Glanz<br />

zum holden Lacheln unsrer Lieben Frau,<br />

indes des Kindes blanke Augen ganz<br />

sich geben an den blonden Blütenflor<br />

und an der Blatter wedelzartes Wehn, —<br />

o, wie der Düfte Hauch das Herz betaubt!<br />

Da, leisen Tritts, lost sich vom dunklen Chor,<br />

des Waldes Winterwunder nah zu sehn,<br />

die Magd und steht bestürzt und gelb bestaubt.<br />

42


Die<br />

Romaria<br />

(Nossa Senhora do Vao)<br />

Alljahrlich leiht der Himmel seinen Himmel<br />

mit steilster Sonne Sengen diesem Tag,<br />

damit der Waller larmendes Gewimmel<br />

sich froher füge zu der Pauke Schlag;<br />

und zum Gebet der gramgebeugten BüBer,<br />

und zu der Scharlatane Feilgebot;<br />

ünd daB der Schonen Augenspiel sich siiBer<br />

und heiBer paare mit dem Lippenrot.<br />

In ihrer Kirchweihwamser steifem Zwange<br />

feilschen die Hausler um ein Ochsenjoch.<br />

Am KreuzesfuB liegt die Gelahmte bange<br />

und harrt des groBen Wunders immer noch.<br />

Und fleht die Stumme zu der Jungfrau Lippen,<br />

daB sie die Zunge lose durch ein Wort.<br />

Die Schauben hochgeschürzt stelzt über Klippen<br />

endlos der Frauen Zug zum Gnadenort.<br />

Und fleht die Schwangere gewölbten Leibes<br />

um Beistand in den Noten der Geburt,<br />

daB Schmerz sie wandele ins Glück des Weibes,<br />

zur Schutzpatronin von der Guten Furt.<br />

Und naht lebendig eingesargt ein Sunder;<br />

vier Manner schleppen schwer den Sühneschrein.<br />

Das Volk erbleicht, ein Schrecken schlagt die Münder,<br />

und Todesgrauen schleicht ins Herz hinein.<br />

43


Dann scheppern wieder hell die Beckenschlager,<br />

die Fiedel singt, die Floten trillern leis,<br />

und um den wimpelbunten Schellentrager<br />

schliefit sich zum Chulaspiel der Paare Kreis.<br />

So gleitet reich der Rosenkranz der Freude,<br />

und klagt des Kreuzes wehes Kyrie —<br />

Maria lachelt lieb zu allem Leide<br />

und lachelt lieb als aller Freude Fee.<br />

44


DIE<br />

FLUR<br />

Der<br />

Park<br />

Liegt der Park mit allen Sternen<br />

tief in Schwermut eingesunken,<br />

lautet wie aus Spharenfernen<br />

fein das Glockenspiel der Unken.<br />

Hebt das Herz mit hellem Klingen,<br />

führt die Seele traumverloren —<br />

O, wie kann sich aufwarts singen,<br />

was zum HaBlichsein geboren.<br />

Stehen Palmen stumm und lauschen,<br />

laBt der Mond die Ruder sinken,<br />

halt der Wind in seinem Rauschen,<br />

reinster Tone Tau zu trinken.<br />

Liegt der Park mit allen Sternen<br />

tief in Demut eingesunken,<br />

fliegt mein Herz mit alien Fernen<br />

auf dem Glockenton der Unken.<br />

45


Die Runde der<br />

Melancholie<br />

Welchen der Wege du wahlst<br />

durch der welkenden Blatter Fall —<br />

immer ist Trauer um dich<br />

und des Sterbens ein Vorgefühl.<br />

Nirgend dem Düster der Seele<br />

klart sich die Landschaft auf,<br />

noch beut sich dem Kreuz des Müden<br />

zum Ruhen ein Fels.<br />

GroB zieht der Adler im Tag.<br />

Schon augt er im Tale das Aas,<br />

wo klagender die Eukalypten<br />

stehen mit jedem Herbst<br />

und herbstlicher mit jedem Gang<br />

dem Ratsel des Todes sich<br />

deines Lebens Frage neigt<br />

in den Schatten der Zeder.<br />

46


Der<br />

Rosengarten<br />

Wo stehen Rosen so gedrangt in Rainen,<br />

daB ihrer Dornen Hecke sich zum Hohn<br />

der Krone flocht für eines Haupt, der keinen<br />

Lorbeer sich zog im Garten seiner Fron?<br />

Der Blatter Blut lechzt in den schonen Schelchen<br />

nach Wunden, die kein Engel wehren kann,<br />

und die kein Chrisam heilt aus frommen Kelchen<br />

es brache denn ein neuer Aon an,<br />

von der Plejaden hellstem Stern verkündet,<br />

und trieb aus alter Weisheit neues Reis.<br />

Der Geist ist rein dem Göttlichen verbündet,<br />

schlieBt Mandragor und Widerton den Kreis.<br />

47


Solarium vel descriptum<br />

Wie einer Fürstin Hand den Facher hebt,<br />

gelassen ihrer Wangen Glut zu kühlen;<br />

wie das Ver wenende von Wolken schwebt<br />

im müden Mahlen alter Flügelmühlen;<br />

wie Brunnenschalen, die sich zögernd neigen<br />

in ihrer Teufe dunkelfeuchten Schacht;<br />

wie Nebeldünste, die aus Flüssen steigen<br />

ins schwüle Schlafen einer Sommernacht —:<br />

so schleicht des Schattenstreifs geheimes Walten<br />

lautlos und vipernglatt und biBbereit<br />

über der Sonnenfratze welke Falten —<br />

und hauft der Stunden, Tage, Jahre Leichen<br />

ins raume Massengrab der Ewigkeit,<br />

auf dem der Zeiger steht im Kreuzeszeichen.<br />

48


Der<br />

Feigenhain<br />

Emsig im Haine der reifend seimenden Feigen<br />

Imme und Imse heimsen den süBen Topas,<br />

der aus den Früchten seigert wie Mais aus den Beigen<br />

lattiger Speicher ins heimlich wartende Gras.<br />

Pan gab des Waldschlafs lüstern hintraumende Stunde,<br />

könnte er naschen mit Feigschnepfe, Biene und Bilch,<br />

Falter und Miere vom mittaglich glühenden Munde<br />

Speise der Götter bereitet aus Honig und Milch.<br />

Doch aus Agaven schiefien die brünstigen Stiele,<br />

von der Libelle glasernen Lusten umschrillt,<br />

Hornissen schwirren wild ihre giftigen Spiele,<br />

bis sich der tödliche Stachel an Blut gestillt.<br />

49


Der Ölgarten (II)<br />

Geliebte, sieh: im Ölbaumgarten<br />

fiimmert silbrig das Licht,<br />

wehen die Blatter den elfenzarten<br />

Atem dir übers Gesicht.<br />

Achte des Stamms: nur ein Krüppel weint<br />

so seine Seele aus.<br />

Was sich im Tode zu krümmen scheint,<br />

tragt noch ein trachtiges Haus.<br />

Schauert der Wind: da zittert es bang<br />

tief in der Früchte SchoS,<br />

saumt es die silbernen Wolken entlang<br />

bis in der Stamme Moos.<br />

Geliebte, sieh: im Ölbaumgarten<br />

übt sich verhalten das Licht,<br />

um dir beim Mondschein aufzuwarten<br />

mit seiner Traume Gedicht.<br />

50


DER<br />

WEIN<br />

Die keltische<br />

Keiter<br />

Der Spillbaum wringt sich achzend ins Gegange<br />

und hebt die tausendjahrige Wucht des Steins,<br />

daB ihrem Druck das garende Gedrange<br />

aus eines reifen Herbstes Weingehange<br />

sich keltere zum dunklen Blut des Weins —.<br />

Und immer höher winden sich die Blöcke,<br />

und immer kreiBender stöhnt es im Holz,<br />

und immer zaher lost der Saft der Stöcke<br />

das volle MaB des hohen Sonnensolds —<br />

Bis sich der Querbaum senkt im Fall der Zeit:<br />

Des Weinjahrs Weiser stent auf Ewigkeit.<br />

5*


Das<br />

Weingewölbe<br />

Wie wild aus Wuhnen über strudelndem Woog<br />

zu Tage schieBet der Strahl —<br />

so denk dir gurgelnd im schaumenden Sog<br />

aus Kübel und Kruke, Trotte und Trog<br />

sich füllen der Kufen ragende Zahl.<br />

Und denk dir das larmende Bacchanal<br />

der Traubentreter; den rhythmischen Sang,<br />

und denk dir der Knaben Überschwang<br />

und des Torkels polternden Gang.<br />

Und steigend des Weines betaubenden FluB<br />

und des Küfers rügenden Ruf —<br />

und drauBen weiBglühend der Sonne GuB,<br />

der die Rebe zum Segen schuf —<br />

Und wisse: das Jahr war gut<br />

und golden wie Ophirs Hort —<br />

Und ob golden verdammert des Tages Glut,<br />

der Keltgang geht fröhlich fort.<br />

52


Das<br />

Weingedicht<br />

Der du die Traube betreust,<br />

sommernder Herbstl<br />

Mit deiner Strahlen schragem Verglühen<br />

schon in der Küpe farbst<br />

du des Weinlaubs mürbes Verblühen.<br />

Aber noch saugen sich röhrig die Safte,<br />

sammeln sich süBer die pulsenden Krafte<br />

heiB unterm Blattgezelt,<br />

was Rank und Rebe halt:<br />

Wieder der Reife ein Tag gediehen,<br />

wieder ein Glückes mehr<br />

ewiger Wiederkehr<br />

göttlich verliehen.<br />

Und deiner Nachte<br />

tröpfelnder Tau,<br />

wie tauft er der Traube<br />

blutschwellendes Blau<br />

im Namen des Geistes, der in ihr gart<br />

und mit seinem Segen die Geister mehrt<br />

Weil du die Traube betreust,<br />

sommernder Herbst!<br />

53


IN<br />

MEMORIAM<br />

Der letzte Pair von Portugal<br />

(Zur Erinnerung an den Vater des Dichters,<br />

1923 im freiwilligen Exil auf Pascoaes gestorben)<br />

Von Portugal der letzte Pair —<br />

er war ein GroBer im Land.<br />

Sein Name galt von Meer zu Meer,<br />

wie wahrte des Reiches Siegel schwer<br />

die treue Dienerhand.<br />

Von Portugal der letzte Pair<br />

stand ritterlich zu Thron.<br />

Er war der wachsenden Meuchler Wehr —<br />

wie stahlte die Herzglut der Liebe Speer<br />

dem königstreuen Sohn.<br />

Von Portugal der letzte Pair —<br />

ihm starb auf den Lippen das Wort;<br />

es rollte zu Boden die Trane schwer,<br />

als Reisige brachten die Schreckensmar<br />

vom feigen Königsmord.<br />

55


Von Portugal der letzte Pair<br />

konnt tragen nicht die Schmach.<br />

Da ward ihm des Alters Bürde schwer,<br />

wie nahm der Gram seine Seele her —<br />

bis ihm das Auge brach.<br />

56


SCHLUSZSTÜCK<br />

Mondaufgang über Pascoaes<br />

Schon hebt der Mond sein Leuchten<br />

über den Rand der Nacht —<br />

Meine Augen haben die feuchten<br />

Lider zugemacht.<br />

Es geht ein Wind aus Süden,<br />

die Sterne scheinen so mild —<br />

O, wann wird meiner müden<br />

Seele Sehnsucht gestillt.<br />

Schon flieBt des Mondes Trosten<br />

all übers Angesicht —<br />

und noch im traumerlösten<br />

Schlafe blüht sein Licht.<br />

57


1<br />

I<br />

J<br />

I<br />

I


INHALT<br />

Widmung 7<br />

Vorspruch<br />

An den Dichter 9<br />

Das Kirchspiel<br />

Amarante 11<br />

Einfahrt und Aufgang<br />

Die Einfahrt 13<br />

Der Treppenaufgang 16<br />

Die Sale<br />

Im indischen Saal 17<br />

Der Büchersaal 18<br />

Im kleinen Büchersaal 19<br />

Das Königszimmer 20<br />

Der Musiksaal 21<br />

Der Negersaal 22<br />

Der Remter 23<br />

Der Fremdensaal 24<br />

Der Flur<br />

Der Flur bei Nacht 25<br />

Am Herdstein<br />

Meditation 27<br />

Die Symbole<br />

Die Kreuzabnahme 29<br />

Der Ólgarten (I) 31<br />

59


Der Facher 33<br />

Die Muschel 34<br />

Stabat Mater 35<br />

Die Brunnen<br />

Fons Delphinis 37<br />

Fons Androgyni 38<br />

Fons Silentii 39<br />

.Die Madonnen<br />

Schrein der Verkündigung 41<br />

Madonna im Mimosenhain 42<br />

Die Romaria 43<br />

Die Flur<br />

Der Park 45<br />

Die Runde der Melancholie 46<br />

Der Rosengarten 47<br />

Solarium vel descriptum 48<br />

Der Feigenhain 49<br />

Der Ölgarten (II) 50<br />

Der Wein<br />

Die keltische Keiter 51<br />

Das Weingewölbe 52<br />

Das Weingedicht 53<br />

In Memoriam<br />

Der letzte Pair von Portugal. 55<br />

SchluBstück<br />

Mondaufgang über Pascoaes 57<br />

Colophon 61<br />

60


COLOPHON<br />

SchloB Pascoaes ist im Monat April 1942 in der Antique Type<br />

von Monotype bei der Druckerei G. J. Thieme, Nijmegen<br />

gesetzt und auf Prima Luxe Text Papier gedruckt worden.<br />

Das Frontispiz, die Einfahrt in SchloB Pascoaes<br />

darstellend, hat der portugiesische Maler Carlos Carneiro<br />

für diesen Zyklus gezeichnet. Die Auflage<br />

belauft sich auf 150 numerierte Exemplare. Die<br />

Nummern 1, 2, 3, 7, 13, 33, 50, 100 und 150 sind<br />

vom Verfasser signiert und nicht im Handel<br />

befindlich. Darüber hinaus sind 10 nicht<br />

numerierte Exemplare abgezogen worden.<br />

Dieses Buch tragt die Nummer<br />

6l

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