Newsletter Mai 2013 - BayCHINA
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aychina aktuell 6<br />
Work hard, play hard! – Auslandssemester in Beijing, von Corrina Schaffer<br />
Aus dem beschaulichen Städtchen Bayreuth<br />
ging es für mich im August 2012 auf nach<br />
Asien. Nach einer einmonatigen Reise quer<br />
durch Indonesien trat ich mein Auslandsstudium<br />
am Beijing Insitute of Technology<br />
in Chinas Hauptstadt an. Ein aufregendes<br />
Semester sollte beginnen...! Unglaubliche<br />
Gegensätze erwarteten mich in der riesigen<br />
Weltstadt im Wandel: der Pferdekarren<br />
auf der Kreuzung direkt neben der<br />
S-Klasse; auf der einen Seite Menschen,<br />
die in ihren kleinen Läden<br />
auf dem Fußboden schliefen, auf<br />
der anderen Seite luxuriöse Hochhäuser<br />
und 5-Sterne Hotels. An der<br />
Uni lernte ich in meinen MBA-Kursen<br />
und meinem Chinesischkurs<br />
schnell ausländische und einheimische<br />
Freunde kennen. Jeden Tag<br />
merkte ich, wie sich mein Chinesische<br />
langsam erweiterte und meine<br />
Töne scheinbar besser wurden.<br />
Denn beim Einkaufen, im Taxi und<br />
in Restaurants wurde ich plötzlich<br />
nicht mehr nur schamvoll angelächelt,<br />
nachdem ich bestellt hatte...<br />
sondern bedient.<br />
Neben Schweinerippchen süß-sauer und<br />
Peking-Ente hat die vielseitige chinesische<br />
Küche noch viele weitere Leckereien (teils<br />
sonderbar anmutend) zu bieten. Aber wer<br />
nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so landeten<br />
Hühnerfüße, Entenköpfe und Eselfleisch<br />
auf meinem Teller. Das Essen ist das Erste,<br />
was ich zurück in Deutschland vermisste. Zum<br />
Glück habe ich hier in Bayreuth einen chinesischen<br />
Freund, der mir die Kniffe der chinesischen<br />
Küche näher zu bringen versucht.<br />
In der wenigen Freizeit, die ich neben der<br />
Vielzahl an Kursen hatte, reiste ich unter anderem<br />
mit Freunden in die Innere Mongolei<br />
und nach Shanghai, um unterschiedliche Gesichter<br />
des Riesenreichs zu entdecken. Ein<br />
besonderes Erlebnis war für mich, als Repräsentantin<br />
meiner Universität nach Luoyang<br />
zu reisen und beim „Luoyang Culture and<br />
Tourism Festival“ zu singen. Die Auswahl der<br />
Sänger verlief nach DSDS-Manier an unzähligen<br />
Nachmittagen an der Universität. Dabei<br />
stand uns eine klassische Gesangslehrerin<br />
(die leider nur Chinesisch sprach) zur Seite.<br />
Als Geschenk der Uni wurde der einwöchige<br />
Trip komplett bezahlt inklusive Touristenprogramm<br />
ins Shaolin Kloster und in die<br />
Longmen-Grotten. Die Auftritte vor mehreren<br />
Tausend Chinesen waren natürlich der<br />
Höhepunkt der Reise. Als Kulturverein von 5<br />
Kontinenten traten wir mit einem Englisch-<br />
Chinesischen Lied auf und schwenkten dabei<br />
stolz unsere Landesflaggen. Natürlich<br />
wurden wir von den Einheimischen auf dem<br />
Festival interessiert beäugt. Ich wusste nicht<br />
wie mir geschah, als mir eine Mutter ihr chinesisches<br />
Kind auf den Arm legte und uns<br />
gemeinsam fotografierte.<br />
Im Dezember wurde es bitterkalt in Peking<br />
und Weihnachten war nicht mehr fern. Damit<br />
wir unsere Familien am besagten<br />
Heiligabend nicht zu sehr vermissten,<br />
organisierte einer unserer Professoren<br />
für den gesamten MBA-<br />
Jahrgang eine Weihnachtsfeier. Es<br />
wurde in einem bunt dekorierten<br />
Festsaal französischer Wein, Obst,<br />
Kuchen und McDonalds Burger aufgetischt<br />
(Ich denke unser Professor<br />
wollte uns „Westlern“ mit den Burgern<br />
und Chicken McNuggets eine<br />
besondere Freude machen). Wir<br />
genossen das außergewöhnliche<br />
Weihnachtsdinner und nachdem<br />
noch einige Studenten ihre Semestervorträge<br />
gehalten hatten, ließ es<br />
sich unser Professor nicht nehmen,<br />
für uns ein taiwanesisches Lied zum<br />
Besten zu geben. Auch wir Deutschen mussten<br />
ran und traditionelle Weihnachtslieder<br />
präsentieren. Ganz nach dem Motto unseres<br />
Professors: Work hard, play hard! Der feierliche<br />
Rahmen wurde außerdem dazu genutzt,<br />
unser ganz besonderes „Semesterprojekt“ zu<br />
präsentieren: unser selbst gedrehtes Gangnam-Style<br />
Video, in dem alle MBA-Studenten<br />
mitgewirkt hatten.<br />
Eine tolle Erinnerung an mein aufregendes<br />
Semester im Reich der Mitte!<br />
Praktikum „auf Chinesisch“ - Erfahrungen von Andreas Uyttendaele<br />
Leben und arbeiten in China, das Alltagsleben<br />
in einer der am schnellsten wachsenden<br />
Volkswirtschaften der Welt selbst erleben<br />
und nebenbei erste Arbeitserfahrung sammeln.<br />
Mit dieser Motivation ging ich nach<br />
Abschluss meines Bachelorstudiums auf die<br />
Reise. Mein Ziel war Tianjin, mein Arbeitsplatz<br />
das Joint-Venture eines großen deutschen<br />
Elektrokonzerns. Dies war keineswegs<br />
meine erste China Reise, schon als Schüler<br />
hatte ich für ein Jahr im Land gelebt und damals<br />
auch bereits die Sprache gelernt. Nun<br />
aber sollte ich zum ersten Mal „auf Chinesisch“<br />
arbeiten, sowohl was die Arbeitssprache<br />
anging, als auch das gesamte Umfeld.<br />
Tianjin liegt circa 120 km östlich von Peking<br />
und ist mit aktuell 10 Millionen Einwohnern<br />
die sechstgrößte Stadt Chinas. Man<br />
könnte Tianjin beschreiben als die etwas<br />
gemütlichere Version der Hauptstadt. Natürlich<br />
muss man bei den touristischen Attraktionen<br />
Abstriche machen, dafür lockt Tianjin<br />
mit schönen alten Kolonialbauten, sehr netten<br />
Menschen und wesentlich weniger Verkehr<br />
als Peking. Gewohnt habe ich auf dem<br />
Campus der Nankai Universität, unmittelbar<br />
südlich des Stadtzentrums. Dies war in zweierlei<br />
Hinsicht optimal: Zum einen konnte ich<br />
die verschiedenen Einrichtungen der Uni<br />
benutzen (Mensa, Bibliothek, etc.), zum anderen<br />
fand ich recht schnell Freunde unter<br />
den dortigen Studenten. Meine Ein-Zimmer<br />
Wohnung wurde von der Firma organisiert<br />
und auch bezahlt.<br />
Die Fabrik in der ich mein Praktikum absolvierte,<br />
produziert große Elektromotoren für<br />
die Industrie, für Hochgeschwindigkeitszüge<br />
sowieals Generatoren für die Windkraft. Mit<br />
1700 Mitarbeitern und ca. 30.000m² Produktionsfläche<br />
ist sie eine der größeren Fabriken<br />
in Tianjin. Meine Abteilung war für die Optimierung<br />
der Produktionsabläufe zuständig,<br />
ich selbst habe während meiner sechs Monate<br />
dort ein Projekt im Bereich „Lean“ durchgeführt.<br />
Aber auch Meetings, wöchentliche<br />
Fabrikrundgänge und Schulungen gehörten<br />
zum Arbeitsalltag.<br />
Eine Besonderheit meiner Firma ist, dass<br />
sich Belegschaft und Management fast ausschließlich<br />
aus Chinesen zusammensetzen.<br />
Ausgabe 4 / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>