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Nr. 4 Dezember 2008<br />

DAS RECHT DER TIERE<br />

WIEDER FALL VON ANIMAL HOARDING<br />

Alles über die<br />

Rettungsaktion<br />

des bmt<br />

ALARMIEREND<br />

IMMER MEHR<br />

UNGEWOLLTE<br />

KATZEN(KINDER)<br />

MISSSTAND<br />

DIE WENIGSTEN<br />

KANINCHEN WERDEN<br />

ARTGERECHT GEHALTEN<br />

FIT & GESUND<br />

MIT FLEISCHLOSER<br />

ERNÄHRUNG<br />

HAPPY END<br />

PEP UND APOLL -<br />

DIE GLÜCKSPILZE<br />

AUS OSTFRIESLAND<br />

BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.


I NHALT<br />

INHALT<br />

EDITORIAL 3<br />

TITELTHEMA 4<br />

Neuer Fall von Animal Hoarding<br />

Die heulenden Hunde von Parchim<br />

TIERSCHUTZPOLITIK I 7<br />

Kein Rot-Grün in Hessen: Rückschlag für den Tierschutz<br />

Stop: Neues Eier-Siegel ist Verbrauchertäuschung<br />

AKTUELL 8<br />

Interview mit Ernährungswissenschaftler<br />

Fleischlos glücklich - Die Fakten über Vegetarismus<br />

Seite 4<br />

Animal Hoarding<br />

bmt rettet verwahrloste Hunde<br />

TIERSCHUTZPOLITIK II 11<br />

Proteste in den Nie<strong>der</strong>landen erfolgreich - RAD abgeschafft!<br />

Mehr Tierschutz? Neue EU-Schlachtverordnung im Gespräch<br />

KANINCHENHALTUNG 12<br />

Die Kleinen mit den großen Ansprüchen<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ 16<br />

Licht und Schatten:<br />

Die schwarzen Freitage in Rumänien<br />

Seite 12<br />

Kaninchen<br />

Oft Missstände in Privathaltungen<br />

IN EIGENER SACHE 20<br />

Testamente für bmt - Über das Leben hinaus <strong>Tiere</strong>n helfen<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

TH Hage Die Glückspilze Pep und Apoll 24<br />

TH Köln-Dellbrück Oldies but Goldies 26<br />

TH Arche Noah Wollen Sie Pate werden? 28<br />

TH Wau-Mau-Insel Das Leid herrenloser Katzen 30<br />

Katzenhaus Schnelle Hilfe für Samtpfoten 32<br />

AUS UNSERER ARBEIT 33<br />

Seehofer-Nachfolge: Die For<strong>der</strong>ungen des bmt<br />

bmt verurteilt Fallenjagd auf Mar<strong>der</strong>hunde in Thüringen<br />

Seite 16<br />

Auslandstierschutz<br />

Wie geht es weiter in Rumänien?<br />

ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 34<br />

ZU GUTER LETZT 35<br />

China-Kampagne: Protest-Postkarten übergeben<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

2<br />

Beitrittserklärung 36<br />

Impressum<br />

DAS RECHT DER TIERE Nr. 4/2008<br />

Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des „<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />

Redaktion:<br />

Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Torsten Schmidt<br />

Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />

Artgerchte Offenstallhaltung<br />

Seite 30<br />

Alarmierend<br />

Immer mehr ungewollte<br />

Katzen(kin<strong>der</strong>)<br />

Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />

Titelbild: Katzenkind aus dem Tierheim Wau-Mau-Insel<br />

Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Auflage: 47.400 Exemplare


E DITORIAL<br />

AUF EIN WORT…<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />

HERZLICHEN DANK FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG<br />

erneut geht ein aufregendes Tierschutzjahr dem Ende ent<strong>gegen</strong>.<br />

Rückblickend sind es beson<strong>der</strong>s die Ereignisse mit gutem Ausgang, die mir<br />

sofort in Erinnerung kommen. Da ist zum Beispiel Apoll, ein Hund, <strong>der</strong><br />

mehrfach angeschossen wurde und sich im Tierheim Hage kaum anfassen<br />

ließ, weil die Projektile in seinem Körper unsägliche Schmerzen verursachten.<br />

Dass <strong>der</strong> Rüde wie<strong>der</strong> gesund wurde, ist <strong>der</strong> gemeinschaftlichen Anstrengung<br />

des Tierheims und Tierarzt Dr. Ely zu verdanken, die Apoll´s Schmerzen<br />

akribisch auf den Grund gingen.<br />

bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />

Wie schön, dass sich schon kurze Zeit danach eine glückliche Vermittlung ergab und Apoll, <strong>der</strong> jetzt Osborne heißt,<br />

die Sonnenseite des Lebens erleben darf. Mir kommt auch Samson aus unserem rumänischen Partnertierheim<br />

Brasov in den Sinn, jenem Hund, den wir auf <strong>der</strong> Titelseite des RDT´s (1/2008) abgebildet hatten und <strong>der</strong> bereits<br />

kurz nach Veröffentlichung des Heftes Karriere als Familienhund bei Tierfreunden in Dietz an <strong>der</strong> Lahn gemacht hat.<br />

In gleicher Weise haben wir auch unzählige Katzen, Kleintiere und Vögel über unsere Tierheime in ein gutes<br />

Zuhause vermitteln können, in denen die <strong>Tiere</strong> oft zum ersten Mal ehrliche Tierliebe erfahren. Jede gute<br />

Vermittlung, jede Hilfestellung für Not leidende <strong>Tiere</strong> sind Freude und Ansporn zugleich, weiter für die <strong>Tiere</strong> zu<br />

kämpfen.<br />

Aber es gibt auch die Schattenseiten im Tierschutz - wo unser Einsatz dem Kampf <strong>gegen</strong> Windmühlen gleicht, sich<br />

nichts bewegt o<strong>der</strong> mühsam erkämpfte Erfolge wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> verteidigt werden o<strong>der</strong> - noch schlimmer - sogar<br />

aufgegeben werden müssen. Beispiele gibt es genug: Legehennen in Käfigen, Zoo- und Zirkuselefanten<br />

stundenlang fixiert an schweren Ketten, Millionen <strong>Tiere</strong>, die in Tierversuchen unendlich leiden und nach dem<br />

Martyrium sterben.<br />

Beson<strong>der</strong>s zynisch fand ich den Hinweis eines <strong>Tiere</strong>xperimentators, dass es sich bei <strong>der</strong> überwiegenden Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Versuchstiere doch nur um Ratten und Mäuse handle. So, als ob diese <strong>Tiere</strong> kein Schmerzempfinden hätten.<br />

Traurig macht mich auch die aktuelle Nachricht, dass die Regierungsparteien in Sachsen das Klagerecht für<br />

Tierschutzverbände strikt ablehnen. Wer, wenn nicht wir, soll sich um den notwendigen Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> kümmern?<br />

Manchmal gleicht unsere politische Tierschutzarbeit einer Achterbahnfahrt, nach dem Anstieg folgt die rasante<br />

Talfahrt, und oft kommt man am Ende dort wie<strong>der</strong> an, wo man angefangen hat.<br />

In solchen Stunden <strong>der</strong> Mutlosigkeit sehe ich dann die Augen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> vor mir, denen wir helfen konnten - für die<br />

sich das Schicksal zum Guten gewendet hat, und dann weiß ich, dass unsere Arbeit nicht und niemals umsonst ist.<br />

Dass wir unseren Aufgaben nachkommen können, ist Ihnen allen zu verdanken. Ohne Ihre Unterstützung könnten<br />

wir keinem Tier helfen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Ihnen bedanken. Bitte bleiben Sie<br />

uns auch für die Zukunft treu.<br />

Schon jetzt wünsche ich Ihnen für die bevorstehenden Festtage und für das Neue Jahr alles Gute.<br />

Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit<br />

Ihr<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

3


T ITELTHEMA<br />

Animal Hoarding:<br />

bmt greift ein<br />

25. Oktober, 10.00 Uhr. Es ist kalt<br />

an diesem Herbstmorgen.<br />

Gribbin-Kassebade, ein Dörfchen<br />

unweit von Parchim, liegt still. Am<br />

Himmel ziehen Wildgänse, ab und<br />

zu bellt ein Hofhund.<br />

"Sie wird uns nicht aufmachen", befürchtet<br />

Frau Zan<strong>der</strong>. Die Amtsveterinärin<br />

aus Parchim, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

ist seit über<br />

einem Jahr mit einem ganz beson<strong>der</strong>en<br />

Fall von Animal Hoarding<br />

beschäftigt: Eine ca. 50jährige Frau<br />

lebt mit inzwischen 28 Hunden und<br />

fünf Welpen in einem Gehöft, ohne<br />

Küche, Bad und Mobiliar.<br />

Nach zähen Verhandlungen zwischen<br />

Behörden und Anwalt <strong>der</strong><br />

Hundebesitzerin hat sie sich bereit<br />

erklärt, einen Großteil <strong>der</strong> Hunde<br />

abzugeben. Der bmt hat sofort seine<br />

Hilfe zugesichert und ist mit<br />

dem Vorsitzenden Dr. Jörg Styrie,<br />

Tierheimleiter Karsten Plücker und<br />

seinem ehrenamtlichen Helfer aus<br />

Kassel, Norbert Herzog, vor Ort.<br />

DIE HEULENDEN HUN<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

"Wenn sie nicht kooperativ ist", sagt die<br />

Amtsveterinärin, "dann müssen wir die<br />

Polizei zur Unterstützung dazu holen<br />

und die Hunde beschlagnahmen." Alle<br />

Beteiligten nicken, ihnen ist klar, wie<br />

wenig einschätzbar gerade Menschen<br />

sind, die neudeutsch als "Animal Hoar<strong>der</strong>"<br />

bezeichnet werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Erkrankung Animal Hoarding<br />

"sammeln" Menschen <strong>Tiere</strong> in <strong>der</strong><br />

Überzeugung, dass ihre Schützlinge bei<br />

ihnen vor <strong>der</strong> "Ungerechtigkeit <strong>der</strong><br />

Welt" sicher seien. Diese Menschen verlieren<br />

im Laufe <strong>der</strong> Zeit so stark den Bezug<br />

zur Realität, dass sie nicht mehr erkennen,<br />

in welchen Umständen die<br />

immer größer werdende Zahl von <strong>Tiere</strong>n<br />

bei ihnen tatsächlich leben muss.<br />

So auch im betreffenden Fall: Als die<br />

Ehefrau des an den Rollstuhl gefesselten<br />

Mannes in Gribbin-Kassebade das<br />

heruntergekommene Haus bezog, hatte<br />

sie nur wenige Hunde bei sich, u.a.<br />

auch eine Hündin, die ihre Tochter von<br />

einer Tierschutzorganisation aus Mühlheim<br />

übernommen hatte. Kurze Zeit<br />

später war die Hündin tragend - an die<br />

Vereinbarung, das Tier zu kastrieren,<br />

hatte sie sich nicht gehalten - und<br />

brachte von da an ständig Nachwuchs<br />

zur Welt.<br />

Die Welpen wurden nach <strong>der</strong> ersten<br />

Intervention des Veterinäramts Parchim<br />

aus dem Haus herausgeholt und einer<br />

Tierschutzorganisation übergeben, die<br />

in Folge große Schwierigkeiten mit den<br />

unterernährten, kranken und kaum sozialisierten<br />

Hunden hatte. Trotz <strong>der</strong> inzwischen<br />

enger werdenden Beobach-<br />

4<br />

bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Styrie und Amtsveterinärin Frau Zan<strong>der</strong>


T ITELTHEMA<br />

NEUER FALL VON ANIMAL HOARDING -<br />

bmt NIMMT DIE VERWAHRLOSTEN<br />

HUNDE AUF<br />

DE VON PARCHIM<br />

tung durch die Behörden in Parchim<br />

gelang es <strong>der</strong> Sozialhilfeempfängerin,<br />

immer mehr Hunde aufzunehmen bzw.<br />

sich vermehren zu lassen. Ihr Anwalt<br />

erklärte, dass es sich um Fundtiere<br />

handele und verschleppte damit das<br />

Verfahren, um das sich das Veterinäramt<br />

in Parchim bemüht hatte.<br />

Letztlich zog <strong>der</strong> Vermieter einen<br />

Schlusstrich und schickte zum 1. Oktober<br />

2008 die Räumungsklage. Zu diesem<br />

Zeitpunkt lebten in dem verfallenen<br />

ehemaligen Bauernhaus mittlerweile<br />

schon 28 erwachsene Hunde<br />

und fünf Welpen unter Umständen, die<br />

kaum vorstellbar sind. Die Räume urinund<br />

kotverschmiert, kein Tisch, kein<br />

Bett, kein Herd, keine Sanitäranlagen -<br />

Lebensbedingungen, die den entnervten<br />

Dörflern Schauer des Entsetzens<br />

über den Rücken jagten.<br />

Jeden Tag, so die Dorfbewohner, sei<br />

die Frau fortgefahren, habe das Rudel<br />

im Haus eingesperrt und erst abends<br />

für ca. 30 Minuten in den angrenzenden<br />

Zwinger gelassen. Wer am Gehöft<br />

vorbeigegangen sei, den habe das<br />

Heulen <strong>der</strong> eingesperrten Hunde begleitet,<br />

die Silhouetten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> hinter<br />

den Scheiben erschreckt.<br />

Doch damit soll nun Schluss sein: Nach<br />

<strong>der</strong> Räumungsklage des Vermieters<br />

musste sich die Hundebesitzerin eine<br />

an<strong>der</strong>e Bleibe suchen und hat - für alle<br />

Dörfler überraschend - ein gepflegtes<br />

Haus in einem Nachbardorf gefunden.<br />

Der Hamburger Vermieter hat <strong>der</strong><br />

Haltung von wenigen Hunden scheinbar<br />

zugestimmt.<br />

Die Aktion beginnt<br />

Und plötzlich kommt Bewegung in die<br />

Wartenden: Die befreundeten Tierschützer<br />

aus Mühlheim sind da - und<br />

nun kann die Aktion starten. Man ist<br />

bereit, notfalls auch alle Hunde aufzunehmen,<br />

wenn die Geschichte diese<br />

Wendung nehmen sollte. Karsten Plükker<br />

hat die Unterbringung von mindestens<br />

18 Hunden vorab in drei bmt-<br />

Tierheimen organisiert.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

5


T ITELTHEMA<br />

Die ausgehungerte Mutterhündin<br />

Laura findet einen Knochen<br />

Nun betritt die Amtsveterinärin das<br />

Grundstück und klopft. Geöffnet wird<br />

ihr nicht, dafür werden die Hunde in<br />

den Auslauf gelassen. Das Rudel dreht<br />

aufgeregt bellend seine Runden, schöne<br />

<strong>Tiere</strong> mit allerdings stark verfilztem,<br />

verkotetem Fell und zum Teil hervorstehenden<br />

Rippen.<br />

Dann bricht <strong>der</strong> erste Hund aus und<br />

jagt in großen Sprüngen über das Gelände.<br />

Den Tierschützern gelingt es<br />

nicht, ihn einzufangen, zu scheu ist <strong>der</strong><br />

schwarze Rüde vor den Fremden. Während<br />

Frau Zan<strong>der</strong> an <strong>der</strong> mit Brettern<br />

vernagelten Haustür hartnäckig um<br />

Einlass bittet, verlassen immer mehr<br />

Hunde den Zwinger. Und während die<br />

erfahrenen Tierschützer versuchen, die<br />

verschreckten Hunde mit kleinen Futterrationen<br />

in die Transportboxen zu<br />

locken, öffnet sich plötzlich doch die<br />

Haustür.<br />

Die Frau scheint kooperieren zu wollen,<br />

hilft, die <strong>Tiere</strong> einzufangen, nennt Hundenamen<br />

und weist auf individuelle<br />

Verhaltensweisen <strong>der</strong> Hunde hin. Frau<br />

Zan<strong>der</strong> kann endlich die Räume inspizieren<br />

und findet vier Welpen, die zusammengekauert<br />

in <strong>der</strong> feuchten Ecke<br />

hocken. Bei ihrem letzten Rundgang<br />

durch das nach Urin und Kot stinkende<br />

Haus wird sie noch den fünften,<br />

schwächlichen Welpen finden.<br />

Sie habe, erklärt die sich sehr gewählt<br />

ausdrückende Frau, viele Jahre mit<br />

Hunden im Rudel "gelebt", gemeinsam<br />

auf dem Boden geschlafen, um ihr Verhalten<br />

zu erforschen. Die <strong>Tiere</strong> hätten<br />

Ein letzter Blick zurück<br />

in ihr die "Leitfigur" gesehen, und darum<br />

sei es in dem überwiegend aus geschlechtsreifen<br />

Rüden bestehenden Rudel<br />

auch nicht zu (tödlichen) Beißereien<br />

gekommen. Kein Vermieter habe ihr<br />

die Möglichkeit gegeben, in einem etwas<br />

besser ausgestatteten Haus zu<br />

wohnen - und da sie den <strong>Tiere</strong>n das<br />

Tierheim "ersparen" wollte, habe sie mit<br />

den Hunden dieses Leben hier bevorzugt.<br />

"So wie die Hunde aussehen, hätte<br />

wahrscheinlich kein Richter <strong>der</strong> Beschlagnahmung<br />

zugestimmt", sagt die<br />

Amtsveterinärin und deutet auf die mittlerweile<br />

in ihren Transportboxen sitzenden<br />

<strong>Tiere</strong>. Keine deutlichen Zeichen<br />

von Verletzungen, Wunden o<strong>der</strong><br />

schwerer Unterernährung, einzig die<br />

Mutterhündin mit deutlich sichtbaren<br />

Zitzen scheint stark ausgehungert. Lediglich<br />

ein Rüde hat eine Entzündung<br />

an beiden Augen, ein an<strong>der</strong>er im<br />

Innenohr.<br />

Insgesamt nehmen die Tierschützer 25<br />

erwachsene Hunde und die Mutterhündin<br />

Laura mit ihren fünf beigefarbenen<br />

Welpen mit.<br />

"Ich habe sie gefüttert und bin im Zwinger<br />

noch ein wenig bei ihnen geblieben",<br />

sagt <strong>der</strong> Kasseler Tierheimleiter<br />

Karsten Plücker später . "Sie haben an<br />

meinen Händen gerochen und sich<br />

langsam beruhigt." Die Hunde werden<br />

in den nächsten Tagen untersucht,<br />

geimpft, gechipt und kastriert. Danach<br />

steht einer glücklichen Vermittlung<br />

nichts mehr im Weg. Aufgenommen<br />

wurden sie, außer von <strong>der</strong> Wau-Mau-<br />

Insel in Kassel, vom bmt-Franziskus-<br />

Tierheim in Hamburg und <strong>der</strong> Arche<br />

Noah in Stuhr, Brinkum.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

6<br />

Unsere große Bitte an Sie:<br />

MELDEN SIE JEDEN FALL VON VERWAHRLOSUNG,<br />

TIERQUÄLEREI UND GEWALT AM TIER<br />

Nur durch Ihre Beobachtungen wird<br />

es überhaupt erst möglich, Misshandlungen<br />

aufzudecken, nachzugehen,<br />

die <strong>Tiere</strong> sicherzustellen und Anklage<br />

<strong>gegen</strong> die Besitzer zu erheben.<br />

Und denken Sie nicht, dass Ihre Anzeige<br />

beim Veterinäramt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Polizei<br />

überflüssig ist - im Gegenteil:<br />

Ihre Aufmerksamkeit kann <strong>Tiere</strong>n das<br />

Leben retten.<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Lauras 5 gerettete Welpen<br />

Wenn Sie uns bei den Kosten unterstützen<br />

wollen, würden wir uns sehr freuen.<br />

Nur mit Ihrer Hilfe können wir <strong>Tiere</strong>n<br />

in Not beistehen.<br />

Bitte spenden Sie mit<br />

Stichwort "Hunde aus<br />

Parchim" auf dieses<br />

Konto:<br />

<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />

Postbank München<br />

Kto. 1819 30 - 807<br />

BLZ 700 100 80


T IERSCHUTZPOLITIK I<br />

ZUM SCHEITERN VON ROT-GRÜN IN HESSEN<br />

bmt: "DAS IST EIN RÜCKSCHLAG FÜR DEN TIERSCHUTZ"<br />

Nach dem gescheiterten Regierungswechsel durch Rot-Grün<br />

sind auch grundlegende Fortschritte in <strong>der</strong> Tierschutzpolitik in<br />

Hessen vorerst in weite Ferne gerückt. Der von SPD und Bündnis<br />

90/Die Grünen ausgehandelte Koalitionsvertrag sah elementare<br />

Verbesserungen für den ethisch motivierten Tierschutz<br />

vor, die auch Signalwirkung auf <strong>Bund</strong>esebene gehabt hätten.<br />

In den rot-grünen Koalitionsvereinbarungen<br />

waren auch zahlreiche tierschutzpolitische<br />

For<strong>der</strong>ungen des bmt<br />

enthalten, wie die För<strong>der</strong>ung tierversuchsfreier<br />

Verfahren und die Einrichtung<br />

einer Stiftungsprofessur zur Erforschung<br />

von Alternativmethoden zum<br />

Tierversuch. Des weiteren sollten die<br />

Tierschutzorganisationen stärker in den<br />

Vollzug eingebunden und die Einführung<br />

des Verbandsklagerechts für anerkannte<br />

Tierschutzverbände und die<br />

Landestierschutzbeauftragte geprüft<br />

werden. Bisher hat die CDU geführte<br />

Landesregierung die Einführung <strong>der</strong><br />

Verbandsklage rigoros abgelehnt.<br />

Große Hoffnungen haben viele Tierfreunde<br />

ebenfalls in die geplante Evaluierung<br />

<strong>der</strong> Hessischen Hundeverordnung<br />

gesetzt. Rund 400 Hunde wurden<br />

in den vergangenen Jahren aufgrund<br />

Der "ausgestaltete Käfig" ist keine tiergerechte Haltungsform<br />

<strong>der</strong> umstrittenen Verordnung<br />

des Hessischen Innenministers<br />

getötet. Nach dem Koalitionsvertrag<br />

sollte die Gefährlichkeit<br />

von Hunden künftig nach wissenschaftlichen<br />

Kriterien und nicht nach <strong>der</strong> Rasse<br />

beurteilt werden. Dies hätte das<br />

längst überfällige Ende <strong>der</strong> Rasseliste<br />

bedeutet und den Weg frei gemacht für<br />

eine effektive Gefahrenabwehr.<br />

Darüber hinaus sahen die Koalitionsvereinbarungen<br />

eine verstärkte För<strong>der</strong>ung<br />

artgerechter Haltungssysteme für<br />

landwirtschaftliche Nutztiere und bessere<br />

Kontrollen <strong>der</strong> Tierhaltungen in<br />

Hessen vor. Ferner waren verschärfte<br />

Kontrollen bei Schlachttiertransporten<br />

und in den Schlachthöfen beabsichtigt.<br />

Da sich jedoch einen Tag vor <strong>der</strong> Wahl<br />

vier Abweichler in <strong>der</strong> SPD-Fraktion<br />

weigerten, die Fraktionsvorsitzende Andrea<br />

Ypsilanti zur Ministerpräsidentin<br />

zu wählen, sind diese tierschutzpolitischen<br />

Ziele erst einmal von <strong>der</strong> politischen<br />

Agenda gestrichen. Viele Tierfreunde,<br />

die auf einen Politikwechsel in<br />

Hessen gehofft haben, sind nun maßlos<br />

enttäuscht und verbittert über das<br />

Verhalten dieser Abgeordneten.<br />

Doch ganz gleich, welche politische<br />

Konstellation sich nun in Hessen ergeben<br />

wird, <strong>der</strong> bmt wird auch weiterhin<br />

den Focus seiner tierschutzpolitischen<br />

Arbeit auf einen nachhaltigen Schutz<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ausrichten und für eine konsequente<br />

Umsetzung <strong>der</strong> im Koalitionsvertrag<br />

enthaltenen Tierschutzfor<strong>der</strong>ungen<br />

eintreten.<br />

Text: Mike Ruckelshaus<br />

NEUES EIER-SIEGEL IST VERBRAUCHERTÄUSCHUNG<br />

Die Lobby <strong>der</strong> Geflügelindustrie hat ein Siegel entwickelt, mit<br />

dem Eier aus <strong>der</strong> ausgestalteten Käfighaltung, verharmlosend<br />

als Kleingruppenhaltung bezeichnet, künftig gekennzeichnet<br />

werden sollen. Für Tierschützer<br />

ist dies eine klare Verbrauchertäuschung.<br />

Der Grund:<br />

Ein Haltungssystem als tiergerecht<br />

auszuloben, in dem die Hühner<br />

weiterhin in einem Käfig mit geringsten<br />

Platzausmaßen (wenige<br />

Quadratzentimeter mehr als ein<br />

DIN A4 Blatt) leben müssen, ist die<br />

bewusste Irreführung des Konsumenten.<br />

Wir appellieren an den<br />

mündigen Verbraucher, sich durch<br />

ein solches Siegel nicht in die Irre<br />

Irreführung: Das trügerische “Gütesiegel”<br />

führen zu lassen und weiterhin die Eier mit <strong>der</strong> Kennung 3 in<br />

den Regalen liegen zu lassen.<br />

Wer beson<strong>der</strong>s tiergerechte Haltungsformen unterstützen<br />

möchte, sollte beim Kauf von Eiern<br />

auf das Tierschutzsiegel achten, das<br />

von KAT in Zusammenwirken mit<br />

dem <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Tiere</strong>, dem <strong>Bund</strong>esverband Tierschutz<br />

und dem Deutschen Tierschutzbund<br />

entwickelt wurde. Eier,<br />

die unter diesem Siegel vermarktet<br />

werden, erfüllen beson<strong>der</strong>s geprüfte<br />

und den Auflagen des Tierschutzes<br />

entsprechende Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Kleingruppenhaltung ist von<br />

diesem Siegel eindeutig ausgeschlossen.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

7


V EGETARISMUS<br />

INTERVIEW MIT DR. MARKUS KELLER<br />

FLEISCHLOSE ERNÄHRU<br />

ÜBER DIE VORTEILE EINER VEGE<br />

Tierquälerische Massentierhaltung, grausame<br />

Schlachttiertransporte, Gammelfleischskandale,<br />

Klimawandel - immer mehr Menschen<br />

verzichten aus ethischen, gesundheitlichen<br />

o<strong>der</strong> ökologischen Gründen auf<br />

den Konsum von Fleisch.<br />

Das RdT sprach mit dem Gießener Ernährungswissenschaftler<br />

Dr. Markus Keller über<br />

die Vorteile einer vegetarischen Ernährungsweise<br />

und die gesundheitlichen Risiken<br />

des Fleischkonsums.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

RdT: Herr Dr. Keller, Sie sind selbst Vegetarier,<br />

warum?<br />

Dr. Keller: Mit etwa 16 Jahren sah ich<br />

einen Infostand <strong>der</strong> örtlichen Tierrechtsgruppe<br />

in meiner Heimatstadt<br />

Karlsruhe. Die Berichte über Tierversuche<br />

und Intensivtierhaltung haben mich<br />

schockiert und dazu geführt, mein eigenes<br />

Verhalten zu überdenken.<br />

Ich habe begonnen, beim Einkauf auf<br />

tierversuchsfreie Produkte zu achten,<br />

Flugblätter zu verteilen und mich an Infoständen<br />

zu beteiligen. Schließlich<br />

hatte ich vor, nur noch Fleisch aus sog.<br />

artgerechter Tierhaltung zu kaufen.<br />

Aber auch da wartete ja am Ende <strong>der</strong><br />

Schlachthof auf das Tier. Deshalb beschloss<br />

ich mit 18 Jahren, ab sofort<br />

kein Fleisch und keinen Fisch mehr zu<br />

essen. Über diese Entscheidung bin ich<br />

bis heute froh.<br />

RdT: Was sind aus ernährungswissenschaftlicher<br />

Sicht die Vorteile einer vegetarischen<br />

Ernährung?<br />

Dr. Keller: Hun<strong>der</strong>te von wissenschaftlichen<br />

Studien aus den letzten 30<br />

Jahren belegen eindrucksvoll, dass Vegetarier<br />

wesentlich seltener an chronisch-degenerativen<br />

Krankheiten leiden<br />

als Nicht-Vegetarier. Das gilt<br />

insbeson<strong>der</strong>e für Übergewicht, Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck,<br />

Diabetes mellitus Typ 2, Gicht<br />

und verschiedene Krebsarten.<br />

Beispielsweise erkranken Fleischesser<br />

doppelt so häufig an Bluthochdruck<br />

und Diabetes Typ 2 wie Vegetarier. Eine<br />

Analyse von fünf Langzeitstudien mit<br />

75.000 Teilnehmern zeigt, dass Vegetarier<br />

im Vergleich zu Fleischessern ein<br />

etwa 25 Prozent geringeres Risiko haben,<br />

an einem Herzinfarkt zu sterben.<br />

RdT: Haben einige dieser Krankheiten<br />

nicht auch genetische Ursachen?<br />

Dr. Keller: Genetische Faktoren kommen<br />

hinzu, sind aber nicht die ausschlaggebende<br />

Ursache. Die genannten<br />

Krankheiten werden auch Zivilisationskrankheiten<br />

genannt, weil sie<br />

weitgehend durch unseren heutigen Lebensstil<br />

bedingt sind. Und hier spielt<br />

die Ernährung, neben Bewegungsmangel<br />

und Rauchen, die entscheidende<br />

Rolle.<br />

RdT: Worauf ist die bessere Gesundheit<br />

von Vegetariern zurückzuführen?<br />

Dr. Keller: Zum einen trägt das meist<br />

geringere Körpergewicht <strong>der</strong> Vegetarier<br />

zum Schutz vor den genannten Zivilisationskrankheiten<br />

bei. Unabhängig<br />

davon nehmen Vegetarier mehr gesundheitsför<strong>der</strong>nde<br />

und weniger gesundheitlich<br />

nachteilige Substanzen auf<br />

als die Allgemeinbevölkerung.<br />

Der reichliche Verzehr von Gemüse,<br />

Obst, Vollkornprodukten, Nüssen und<br />

Hülsenfrüchten liefert zahlreiche<br />

Schutzstoffe. Insbeson<strong>der</strong>e Ballaststoffe,<br />

sekundäre Pflanzenstoffe, einfach<br />

und mehrfach ungesättigte Fettsäuren<br />

sowie Antioxidantien (Schutzstoffe <strong>gegen</strong><br />

oxidativen Stress, u.a. die Vitamine<br />

Beta-Carotin, Vitamin C und E sowie<br />

die Mineralstoffe Kalium und Magnesium)<br />

senken das Risiko für verschiedene<br />

chronische Erkrankungen.<br />

RdT: Ist denn Fleischessen an sich gesundheitsschädlich?<br />

Dr. Keller: Zahlreiche Studien zeigen<br />

einen direkten Zusammenhang zwischen<br />

steigendem Fleischverzehr und<br />

dem Risiko für verschiedene Krankheiten.<br />

Das gilt beson<strong>der</strong>s für den Konsum<br />

von rotem Fleisch, also dem Fleisch von<br />

Schwein, Rind, Lamm und an<strong>der</strong>en<br />

vierbeinigen <strong>Tiere</strong>n, sowie von verarbeitetem<br />

Fleisch, zum Beispiel Wurst.<br />

Beson<strong>der</strong>s deutlich ist dieser Zusammenhang<br />

bei Dickdarmkrebs. Natürlich<br />

nimmt jemand, <strong>der</strong> viel Fleisch<br />

isst, gleichzeitig auch weniger pflanzliche<br />

Lebensmittel und damit weniger<br />

<strong>der</strong> eben genannten Schutzstoffe auf.<br />

Dadurch kann aber nur ein Teil des höheren<br />

Krankheitsrisikos erklärt werden.<br />

RdT: Was sind dann die Ursachen?<br />

Dr. Keller: Der Fleischkonsum ist mit<br />

einer höheren Zufuhr von Fett, gesättigten<br />

Fettsäuren, Cholesterin und tieri-<br />

8


NG - ABER RICHTIG!<br />

I NTERVIEW<br />

TARISCHEN ERNÄHRUNGSWEISE<br />

schem Eiweiß verbunden. Gesättigte<br />

Fettsäuren för<strong>der</strong>n beispielsweise die<br />

Entwicklung und das Fortschreiten <strong>der</strong><br />

Atherosklerose, <strong>der</strong> sog. Arterienverkalkung,<br />

die langfristig zu Herzinfarkt<br />

und Schlaganfall führen kann.<br />

Und beson<strong>der</strong>s wichtig: Ein hoher Verzehr<br />

von tierischem Eiweiß för<strong>der</strong>t die<br />

Kalziumausscheidung und wirkt sich<br />

dadurch nachteilig auf die Knochengesundheit<br />

und das Osteoporoserisiko<br />

aus. Auch eine hohe Eisenaufnahme<br />

durch Fleisch wird inzwischen von <strong>der</strong><br />

Wissenschaft kritisch bewertet, da<br />

überschüssiges Eisen die Bildung von<br />

freien Radikalen begünstigt. Diese för<strong>der</strong>n<br />

die Entstehung von Dickdarmkrebs,<br />

Typ-2-Diabetes und möglicherweise<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Dr. Markus Keller<br />

Ernährungswissenschaftler Dr. Markus<br />

Keller, Experte für Vegetarismus und alternative<br />

Ernährungsformen, ist ein langjähriger<br />

Mitarbeiter von Prof. Dr. Claus<br />

Leitzmann, dem ehemaligen Leiter des<br />

Instituts für Ernährungswissenschaft an<br />

<strong>der</strong> Universität Gießen.<br />

Im Sommer 2009 erscheint die 2. überarbeitete<br />

Auflage des Buches "Vegetarische<br />

Ernährung" von Prof. Dr. Claus Leitzmann,<br />

Prof. Dr. Andreas Hahn und Dr.<br />

Markus Keller. Von den drei Autoren ist<br />

bereits die 2. Auflage des Buches "Alternative<br />

Ernährungsformen" erschienen.<br />

RdT: Reicht es, den Fleischkonsum zu<br />

reduzieren?<br />

Dr. Keller: Damit wäre aus gesundheitlicher<br />

Sicht schon einiges gewonnen.<br />

Dennoch gilt: Je weniger, desto<br />

besser. Das zeigt z.B. eine aktuelle Studie<br />

aus Griechenland, in <strong>der</strong> zwei<br />

Gruppen untersucht wurden, die bereits<br />

sehr wenig Fleisch verzehren.<br />

Bei Teilnehmern, die mehr als acht Portionen<br />

rotes Fleisch aßen, war die<br />

Wahrscheinlichkeit, einen nichttödlichen<br />

Herzinfarkt zu erleiden, etwa<br />

fünfmal so hoch wie bei denen, die<br />

maximal vier Portionen pro Monat<br />

aßen. In Deutschland und den meisten<br />

westlichen Län<strong>der</strong>n stehen Fleisch und<br />

Wurst jedoch täglich auf dem Speiseplan,<br />

wobei gerade gepökelte und geräucherte<br />

Produkte eine zusätzliche<br />

Gesundheitsgefährdung darstellen.<br />

RdT: Häufig wird ja argumentiert, dass<br />

Vegetarier in den Studien allein deshalb<br />

besser abschneiden, weil sie mehr<br />

Sport treiben, weniger rauchen und<br />

weniger Alkohol trinken als Nicht-Vegetarier.<br />

Stimmt das?<br />

Dr. Keller: Aus mehreren Gründen:<br />

Nein! Richtig ist, dass sich viele Vegetarier<br />

gesundheitsbewusster verhalten<br />

als die Allgemeinbevölkerung. Sie treiben<br />

mehr Sport und <strong>der</strong> Raucheranteil<br />

liegt bei weniger als 10 Prozent. Beim<br />

Alkoholkonsum gibt es aber oft keine<br />

Unterschiede zu Nicht-Vegetariern.<br />

In Ernährungsstudien werden jedoch<br />

diese und an<strong>der</strong>e gesundheitliche Einflussfaktoren<br />

berücksichtigt, sofern entsprechende<br />

Daten vorliegen. Zudem<br />

vergleichen einige Untersuchungen<br />

ganz gezielt gesundheitsbewusste Vegetarier<br />

mit gesundheitsbewussten Fleischessern.<br />

Demnach ergibt sich selbst<br />

bei vergleichbarer Lebensweise ein gesundheitlicher<br />

Vorteil, <strong>der</strong> überwiegend<br />

auf die vegetarische Ernährungsweise<br />

zurückzuführen ist.<br />

RdT: Viele Menschen glauben, dass<br />

durch eine vegetarische Ernährungsweise<br />

<strong>der</strong> Nährstoffbedarf nicht gedekkt<br />

wird. Was sagen Sie dazu?<br />

Biologischen Anbau bevorzugen<br />

Dr. Keller: Sowohl mit einer laktoovo-vegetarischen<br />

als auch mit einer<br />

veganen Ernährung ist die Deckung<br />

des Nährstoffbedarfs gut umsetzbar.<br />

Lakto-Ovo-Vegetarier essen neben<br />

pflanzlichen Lebensmitteln auch Milchprodukte<br />

und Ei, während Veganer alle<br />

tierischen Produkte meiden.<br />

Wie bei allen Ernährungsformen muss<br />

auch bei vegetarischer Ernährung beson<strong>der</strong>s<br />

auf die potentiell kritischen<br />

Nährstoffe geachtet werden. Kritisch<br />

bedeutet, dass die empfohlenen Zufuhrmengen<br />

auch in <strong>der</strong> Durchschnittsbevölkerung<br />

nicht erreicht werden.<br />

RdT: Welche Nährstoffe sind das?<br />

Dr. Keller: Bei lakto-ovo-vegetarischer<br />

Ernährung Eisen, Jod, Vitamin D,<br />

Zink und Omega-3-Fettsäuren, bei veganer<br />

Ernährung außerdem Vitamin<br />

B12, Kalzium und Vitamin B2. Vitamin<br />

D, Jod, Kalzium und Eisen werden auch<br />

von <strong>der</strong> Durchschnittsbevölkerung bzw.<br />

bestimmten Altersgruppen in unzureichen<strong>der</strong><br />

Menge aufgenommen.<br />

RdT: Und wie sieht es mit Eiweiß aus?<br />

Oft heißt es, tierisches Eiweiß sei lebensnotwendig…<br />

Dr. Keller: Eindeutig nein. Selbst Veganer,<br />

die ja auf die Eiweißlieferanten<br />

Milchprodukte und Eier verzichten, nehmen<br />

ausreichende Mengen an Eiweiß<br />

(vor allem über Getreide und Hülsenfrüchte)<br />

auf, wenn die Ernährung nicht<br />

ganz einseitig ist - was lei<strong>der</strong> vorkommt.<br />

Veganer liegen wesentlich näher an<br />

den empfohlenen 0,8 Gramm Eiweiß<br />

pro Kilogramm Körpergewicht, das<br />

sind etwa 50-60 Gramm pro Tag. Die<br />

Fleisch essende Durchschnittsbevölkerung<br />

nimmt hin<strong>gegen</strong> mit 100 Gramm<br />

pro Tag doppelt so viel Eiweiß auf, wie<br />

notwendig wäre. Das ist aus gesundheitlicher<br />

Sicht eher nachteilig, wie ich<br />

bereits oben erwähnt habe.<br />

RdT: Ist Eisen tatsächlich ein häufiger<br />

Mangelnährstoff bei Vegetariern?<br />

Dr. Keller: Eisen ist ebenfalls ein<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

9


V EGETARISMUS<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

schönes Beispiel für einen weit verbreiteten<br />

Ernährungsirrtum! Tatsächlich<br />

sind Vegetarier westlicher Industrielän<strong>der</strong><br />

nicht häufiger von einem Eisenmangel<br />

betroffen als Nicht-Vegetarier -<br />

das ist übrigens seit mehr als 20 Jahren<br />

bekannt.<br />

Richtig ist, dass bei den meisten Vegetariern<br />

die Eisenspeicher erniedrigt<br />

sind. Das hat aber keine erkennbaren<br />

körperlichen Nachteile. Im Gegenteil:<br />

Da Eisen die Bildung schädlicher Radikale<br />

begünstigt, werden Eisenspeicher<br />

im unteren Normbereich heute eher als<br />

vorteilhaft betrachtet.<br />

RdT: Bei welchen Personen besteht ein<br />

Risiko für einen Eisenmangel?<br />

Dr. Keller: In Deutschland haben etwa<br />

10 Prozent <strong>der</strong> Frauen im gebärfähigen<br />

Alter einen latenten Eisenmangel.<br />

Das bedeutet, dass die<br />

Eisenspeicher unterhalb des Normbereichs<br />

liegen. Aber auch hier gibt es<br />

kaum Unterschiede zwischen Vegetarierinnen<br />

und Nicht-Vegetarierinnen.<br />

Einige Studien zeigen jedoch, dass<br />

Veganerinnen teilweise ein höheres Risiko<br />

für einen Eisenmangel haben.<br />

RdT: Wie können Vegetarier und Veganer<br />

ihre Eisenversorgung verbessern?<br />

Dr. Keller: Gute Eisenlieferanten sind<br />

Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse, Vollkorngetreide,<br />

Fenchel, Feldsalat, Rucola,<br />

Zucchini, grüne Erbsen, Spinat,<br />

Trockenfrüchte und an<strong>der</strong>e mehr. Diese<br />

sollten mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln<br />

wie Obst, Gemüse o<strong>der</strong><br />

Fruchtsäften kombiniert werden. Auf<br />

diese Weise kann die geringere Eisenverfügbarkeit<br />

aus pflanzlichen Lebensmitteln<br />

deutlich verbessert werden.<br />

RdT: Worauf muss bei einer veganen<br />

Ernährung beson<strong>der</strong>s geachtet werden?<br />

Dr. Keller: Für Veganer ist eine zuverlässige<br />

Vitamin-B12-Quelle unverzichtbar,<br />

um langfristig mögliche Gesundheitsschäden<br />

zu vermeiden. Zwar<br />

können manche Algen und fermentierte<br />

Lebensmittel (z.B. fermentierte<br />

Sojaprodukte<br />

wie Miso o<strong>der</strong> Tempeh)<br />

Spuren von Vitamin B12<br />

enthalten. Eine sichere Versorgung ist<br />

jedoch nur durch Vitamin B12 angereicherte<br />

Lebensmittel o<strong>der</strong> Vitamin-B12-<br />

Präparate möglich.<br />

RdT: Angeblich haben viele Veganer<br />

einen Kalziummangel, weil sie keine<br />

Milchprodukte konsumieren.<br />

Dr. Keller: Ein großer Teil <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />

verzehrt keine Milchprodukte<br />

und deckt dennoch seinen Kalziumbedarf.<br />

Bekannt ist, dass mit<br />

steigen<strong>der</strong> Zufuhr von tierischem Eiweiß<br />

auch die Kalziumausscheidung<br />

ansteigt. Nach einer Berechnung <strong>der</strong><br />

Weltgesundheitsorganisation WHO<br />

würde eine Verringerung <strong>der</strong> Aufnahme<br />

von tierischem Eiweiß von 60 auf<br />

20 Gramm pro Tag - das entspricht <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Zufuhr in Industrieund<br />

sog. Entwicklungslän<strong>der</strong>n - den<br />

theoretischen Kalziumbedarf um etwa<br />

30 Prozent senken.<br />

Dennoch muss bei vielen Veganern die<br />

Kalziumzufuhr verbessert werden. Studien<br />

zeigen, dass Veganer oft eine geringere<br />

Knochenmineraldichte und damit<br />

auch ein höheres Risiko für<br />

Osteoporose haben als Lakto-Ovo-Vegetarier<br />

und Fleischesser.<br />

RdT: Welche guten Kalziumquellen<br />

gibt es für Veganer?<br />

Dr. Keller: Empfehlenswert sind vor<br />

allem dunkelgrüne Gemüse, wie Grünkohl,<br />

Brokkoli, Spinat und Rucola,<br />

Mandeln, Hasel- und Paranüsse, Sojaprodukte<br />

wie "Sojafleisch", Tofu und<br />

Tempeh, Kichererbsen sowie getrokknete<br />

Feigen. Auch kalziumreiche Mineralwässer<br />

mit mindestens 150 Milligramm<br />

Kalzium pro Liter können die<br />

Kalziumversorgung verbessern. Ganz<br />

wichtig: Damit Kalzium optimal vom<br />

Körper aufgenommen werden kann, ist<br />

eine ausreichende Versorgung mit Vitamin<br />

D notwendig.<br />

Generell gilt: Essen Sie eine breite Auswahl<br />

von verschiedenfarbigem Gemüse<br />

und Obst, etwa 500 Gramm pro<br />

Tag, davon ein Teil als rohe Frischkost.<br />

Achten Sie beson<strong>der</strong>s auf grüne Blattgemüse<br />

und orange Gemüsesorten,<br />

z.B. Möhren. Essen Sie täglich Vollgetreide<br />

und einige Nüsse sowie gelegentlich<br />

Hülsenfrüchte.<br />

Bevorzugen Sie gering verarbeitete Lebensmittel<br />

aus ökologischer, regionaler<br />

und saisonaler Erzeugung. Ein Teelöffel<br />

Lein- o<strong>der</strong> Walnussöl pro Tag verbessert<br />

Ihre Versorgung mit Omega-3-<br />

Fettsäuren. Verwenden Sie mit jodhaltigen<br />

Meeresalgen versetztes Meersalz<br />

(mit definiertem Jodgehalt!).<br />

Halten Sie sich täglich im Freien auf,<br />

um Vitamin D in <strong>der</strong> Haut zu bilden. Im<br />

Winter sollte in unseren Breiten ergänzend<br />

Vitamin D eingenommen werden.<br />

Wenn Sie Milchprodukte essen, verzehren<br />

Sie diese in Maßen und bevorzugen<br />

Sie fettarme Produkte. Sorgen Sie bei<br />

veganer Ernährung für eine zuverlässige<br />

Vitamin-B12-Quelle.<br />

RdT: Letzte Frage: Gibt es verlässliche<br />

Daten über die Anzahl <strong>der</strong> Vegetarier in<br />

Deutschland?<br />

Dr. Keller: Lei<strong>der</strong> nein. Der Vegetarierbund<br />

Deutschland schätzt aufgrund<br />

von Umfragen, dass <strong>der</strong> Vegetarieranteil<br />

bei etwa 10 Prozent liegt. In <strong>der</strong> Nationalen<br />

Verzehrsstudie II, die zwischen<br />

2005 und 2006 einen repräsentativen<br />

Querschnitt erhoben hat, bezeichneten<br />

sich hin<strong>gegen</strong> nur 1,6 Prozent <strong>der</strong> 20<br />

000 Befragten als Vegetarier.<br />

Ich schätze, dass die Wahrheit dazwischen<br />

liegt. Unstrittig ist jedoch, dass es<br />

seit den letzten 10 bis 20 Jahren einen<br />

deutlichen Trend zur fleischlosen Ernährung<br />

gibt. Das ist gut für unsere<br />

Gesundheit, die Umwelt, das Klima<br />

und - nicht zuletzt - für die <strong>Tiere</strong>.<br />

Interview: Mike Ruckelshaus<br />

10


T IERSCHUTZPOLITIK II<br />

NIEDERLANDE STOPPT HUNDETÖTUNGEN<br />

TIERSCHÜTZER-PROTESTE ERFOLGREICH - "RAD" ABGESCHAFFT!<br />

Einreise in die Nie<strong>der</strong>lande wie<strong>der</strong> möglich<br />

Die Nie<strong>der</strong>lande haben die umstrittene<br />

RAD (Regeling Agressive<br />

Dieren) außer Kraft gesetzt.<br />

Nach dieser Regelung wurden<br />

noch bis Mitte dieses Jahres<br />

"pitbullartige" Hunde sichergestellt<br />

und getötet. Dies betraf<br />

auch Hunde von Touristen, die<br />

<strong>der</strong> phänotypischen Beschreibung<br />

<strong>der</strong> RAD entsprachen.<br />

Voraussichtlich am 1. Januar 2009 soll<br />

ein geän<strong>der</strong>tes Gesetz in Kraft treten,<br />

wonach das Verhalten eines Hundes<br />

darüber entscheiden soll, ob er beschlagnahmt<br />

werden darf und nicht<br />

das äußere Erscheinungsbild. Demzufolge<br />

sollen alle Hunde über 35 cm<br />

Schulterhöhe, unabhängig von ihrer<br />

Rasse, einem Wesenstest unterzogen<br />

werden. Nähere Einzelheiten hierzu<br />

sind noch nicht bekannt.<br />

Damit folgt die Regierung den Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> Van Sluijs-<br />

Kommission, die im Auftrag<br />

des nie<strong>der</strong>ländischen Landwirtschaftsministeriums<br />

die<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> RAD<br />

untersuchte und zu dem Ergebnis<br />

kam, dass trotz dieses<br />

Regelwerks die Zahl <strong>der</strong><br />

Beißvorfälle nicht zurückgegangen<br />

ist.<br />

Nach Auskunft <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Botschaft können<br />

nun auch wie<strong>der</strong> "pitbullartige"<br />

Hunde von<br />

Touristen einreisen, wenn sie über einen<br />

EU-Pass verfügen, <strong>gegen</strong> Tollwut<br />

geimpft und durch einen Chip o<strong>der</strong> eine<br />

Tätowierung gekennzeichnet sind.<br />

Allerdings weist die Botschaft ausdrükklich<br />

darauf hin, dass bis zum Inkrafttreten<br />

des neuen Gesetzes Pitbulls<br />

weiterhin beschlagnahmt werden können,<br />

wenn sie einen Beißvorfall verursacht<br />

haben. Sie müssen sich einem<br />

Verhaltenstest unterziehen und anhand<br />

des Ergebnisses wird dann darüber entschieden,<br />

ob sie eingeschläfert werden.<br />

Auch an<strong>der</strong>e Hunde, die beißen, können<br />

wie jeher beschlagnahmt werden.<br />

Text: Mike Ruckelshaus<br />

EU: MEHR TIERSCHUTZ IM SCHLACHTHOF<br />

NEUE EUROPÄISCHE SCHLACHTVERORDNUNG<br />

Um den Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Schlachtung zu verbessern,<br />

hat die EU-Kommission den Vorschlag zu einer neuen europäischen<br />

Schlachtverordnung angenommen.<br />

Kernpunkte <strong>der</strong> Verordnung sind eine Vereinheitlichung <strong>der</strong> geltenden Rechtsvorschriften<br />

sowie eine regelmäßige Prüfung <strong>der</strong> Wirksamkeit von Betäubungsverfahren.<br />

Zudem sollen Schlachthöfe künftig Personal beschäftigen, das für den<br />

Tierschutz zuständig ist, für eine ordnungsgemäße Ausbildung des Personals und<br />

entsprechende Nachweise Sorge tragen.<br />

Weiter sieht die neue Verordnung vor, dass die Hersteller von Betäubungsgeräten<br />

Anleitungen zur Einhaltung <strong>der</strong> Tierschutzbestimmungen bereitstellen. Außerdem<br />

sollen mehrere technische Normen an den wissenschaftlichen Fortschritt angepasst<br />

werden. Dies soll dazu führen, dass die - innerhalb <strong>der</strong> EU sehr unterschiedliche -<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Schlachthöfe endlich auf einen einheitlichen neuen Stand gebracht<br />

wird.<br />

Der bmt begrüßt die Initiative <strong>der</strong> EU-Kommission<br />

grundsätzlich, weil die Zustände in den<br />

meisten Schlachthöfen katastrophal sind. Doch<br />

so lange die Verbraucher unvorstellbare Mengen<br />

an Fleisch verzehren, können auch Reformen<br />

nur Marginalien bleiben. Jährlich werden<br />

360 Millionen Rin<strong>der</strong>, Schweine, Schafe und<br />

Ziegen zum Verzehr getötet und außerdem<br />

noch vier Milliarden (!) Hühner und Puten.<br />

DER KLASSIKER IM TIERSCHUTZRECHT<br />

Kommentar zum<br />

Tierschutzgesetz<br />

in Neuauflage<br />

Anlass <strong>der</strong> Neukommentierung ist die<br />

aktuelle Neufassung des Tierschutzgesetzes,<br />

u.a. mit seinem Gesetz zur Bekämpfung<br />

gefährlicher Hunde und<br />

verschiedener Neuregelungen, wie<br />

zum Beispiel bei <strong>der</strong> Nutztierhaltung<br />

(Hennenhaltungsregelungen, Pläne<br />

zur Schweinehaltung, Pelztierhaltung<br />

etc.). Der Kommentar von Dr. Albert<br />

Lorz und Oberstaatsanwalt Ernst Metzger<br />

erläutert das Tierschutzgesetz klar<br />

und verständlich. Das Werk enthält verschiedene<br />

Verordnungen zum Tierschutzgesetz,<br />

die z.T. kommentiert o<strong>der</strong><br />

mit Vorbemerkungen versehen sind,<br />

und präsentiert europäische Übereinkommen<br />

zum Tierschutzrecht.<br />

Lorz/Metzger<br />

TIERSCHUTZGESETZ<br />

Verlag C.H.Beck,<br />

6., neu bearbeitete Auflage, 2008<br />

615 Seiten, kartoniert, 54 Euro<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

11


K ANINCHEN<br />

Wie Sie Ihre Kaninchen glück<br />

DIE KLEINEN MI<br />

GROSSEN ANSP<br />

Das Kaninchen sitzt im Kot, keine Einstreu, kein Heu, kein Stroh, kein Wasser, kein Grünfutter, nur verschimmeltes<br />

Brot. Durch Zufall haben wir die drei nebeneinan<strong>der</strong> stehenden Käfige auf dem Versorgungsgelände<br />

eines Seniorenheims in Berlin entdeckt. Die Ausscheidungen in zwei Käfigen zeugen davon, dass hier bis vor<br />

kurzem Kaninchen gelebt haben müssen - doch einzig <strong>der</strong> mittlere Käfig ist noch besetzt. Sie hätten kürzlich<br />

tote Kaninchen in <strong>der</strong> Mülltonne gefunden, erklären uns die Kin<strong>der</strong> von Nachbarn später.<br />

Wir for<strong>der</strong>n umgehend eine Erklärung von <strong>der</strong> Pflegedienstleistung und bieten an, um dem Tier schnellstmöglich<br />

zu helfen, auf eine Anzeige beim Veterinäramt zu verzichten, wenn dem bmt das Tier übereignet und<br />

auf die weitere Haltung von Kaninchen verzichtet wird. Die Pflegedienstleitung versichert, dass sie nicht wisse,<br />

warum dieses Tier von den Mitarbeitern des Seniorenheims so vernachlässigt wurde.<br />

Ein Einzelfall? Nein, wie die Erfahrungen von Tierärzten und Tierschutzorganisationen zeigen: Kaum ein Kaninchen<br />

wird artgerecht gehalten - die Missstände in <strong>der</strong> Kleintierhaltung sind gravierend. Gesetzliche Regelungen<br />

zu Mindestanfor<strong>der</strong>ungen für die Haltung von Kaninchen, wie z.B. in <strong>der</strong> Schweiz, gibt es in<br />

Deutschland bislang nicht.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

Da sitzen sie in ihren kleinen Käfigen in<br />

Baumärkten, Gartencentern und im<br />

Zoofachhandel: Kleine, wuschelige<br />

Knäule mit Kulleraugen, oft viel zu früh<br />

von <strong>der</strong> Mutter fortgenommen, um bei<br />

den Käufern den Beschützerinstinkt zu<br />

wecken und zum Spontanerwerb zu<br />

verführen. Kaum ein Elternteil wi<strong>der</strong>steht<br />

dem Kin<strong>der</strong>wunsch nach einem<br />

Kleintier, wenn die Mädchen und Jungen<br />

hoch und heilig versprechen, sich<br />

die nächsten Jahre zuverlässig um den<br />

neuen Freund zu kümmern.<br />

Und weil das Tierchen Platz in <strong>der</strong><br />

Hand findet, scheint auch ein Käfig von<br />

begrenzten Ausmaßen zu reichen.<br />

"Nehmen Sie halt nur eines, dann wird<br />

es nicht zu eng", raten nicht selten Verkäufer<br />

und weisen darauf hin, dass es<br />

sich ja um ein klein bleibendes Zwergkaninchen<br />

handele.<br />

Doch viele im Handel als vermeintliche<br />

Zwergkaninchen angebotene <strong>Tiere</strong><br />

Vorher: Kaninchen-Missstand im Berliner Altenheim<br />

wachsen und wachsen - und spätestens<br />

dann wird den neuen Besitzern klar,<br />

dass es sich um ein (bis zu sechsfach<br />

größeres) Kaninchen handelt. Der Käfig,<br />

ohnehin nicht zur Dauerhaltung geeignet,<br />

wird zum beengten Gefängnis<br />

auf Lebenszeit für das einsame Kaninchen.<br />

Die Kin<strong>der</strong>, genervt vom täglichen Füttern,<br />

Saubermachen, <strong>der</strong> Schreckhaftig-<br />

und mitunter sogar Bissigkeit des<br />

zur tödlichen Langweile verdammten<br />

<strong>Tiere</strong>s, verlieren schnell das Interesse.<br />

Und die Eltern, die ohnehin <strong>der</strong> Anschaffung<br />

oft nur wi<strong>der</strong>willig zugestimmt<br />

hatten, fühlen sich in ihrer Vorahnung<br />

bestätigt.<br />

Die Leidtragenden, wie immer in solchen<br />

Fällen, sind die <strong>Tiere</strong>. Das Kaninchen<br />

wird verlegt - und zwar dorthin,<br />

wo es nicht mehr stört, in den Keller,<br />

den Schuppen, die Garage, auf den<br />

Balkon o<strong>der</strong> Dachboden. So ist das<br />

Problem mit <strong>der</strong> Geruchsentwicklung<br />

gelöst, <strong>der</strong> Käfig mit seiner lästigen Einstreu<br />

verschwunden, und dieser Umzug<br />

käme sogar <strong>der</strong> Natur des <strong>Tiere</strong>s<br />

ent<strong>gegen</strong>, beruhigt sich die Familie,<br />

12<br />

Nachher: Das gerettete Kaninchen im


K ANINCHEN<br />

lich machen …<br />

Kaninchen<br />

DAS SIND IHRE GRUNDBEDÜRFNISSE:<br />

T DEN<br />

RÜCHEN<br />

hatte nicht <strong>der</strong> Verkäufer betont, wie robust<br />

und anspruchslos Kaninchen in<br />

<strong>der</strong> Haltung seien?<br />

Und so hockt das enthusiastisch angeschaffte<br />

Kaninchen im heißen Sommer<br />

in seinem Käfig und genauso bei Minusgraden,<br />

es übersteht Regen, Wind,<br />

Schnee und Sonne. Es über-lebt, aber<br />

es lebt nicht nach seinen arteigenen<br />

Bedürfnissen - und das 24 lange Stunden<br />

am Tag, zwölf ewig währende Monate<br />

im Jahr.<br />

Wie seine Urahnen, die Wildkaninchen,<br />

brauchen die kleinen Zwergkaninchen<br />

und seine größeren Brü<strong>der</strong> als<br />

wichtigste Bedingung zum Wohlbefinden<br />

Artgenossen. Wildkaninchen leben<br />

revierbezogen in Familienverbänden<br />

mit strengen Hierarchien - Einzelhaltung<br />

für diese geselligen <strong>Tiere</strong> ist eine<br />

Isolationshaft, die sie häufig mit ihrem<br />

frühen Tod quittieren.<br />

Gut gehaltene Kaninchen (z.B. im<br />

strukturierten, weitläufigen Außenfreigehege),<br />

die ihre arttypischen Verhaltensweisen<br />

wie Sozialkontakte, Hoppeln,<br />

Graben, Springen, Höhlen<br />

bauen, Nagen und Futtersuche rund<br />

um die Uhr ausleben dürfen, können<br />

älter als zehn Jahre werden und dabei<br />

fit und gesund bleiben. An<strong>der</strong>s die Käfigkaninchen:<br />

Sie sterben oft früh o<strong>der</strong><br />

ein- und ausbruchssicher sein: Das Gehege muss mit engmaschigem Maschendraht<br />

gedeckt und ca. 50 cm senkrecht in die Tiefe durch ein Gitter geschützt<br />

werden<br />

in <strong>der</strong> Nähe des Hauses stehen, von mindestens zwei Seiten einsehbar, besonnt<br />

und schattig sein<br />

groß genug sein, damit ein strukturiertes<br />

Areal für die <strong>Tiere</strong> geschaffen werden kann.<br />

Richtlinie: ca. 6 qm für 2-3 Kaninchen<br />

hoch genug für eine aufrecht stehende<br />

Person, die füttert und säubert<br />

folgende Einrichtungs<strong>gegen</strong>stände enthalten:<br />

Futterecke, gut belüftete, wetterfeste<br />

Schlafhütte, erhöhte, geschützte Fläche,<br />

hohlen Baumstamm o<strong>der</strong> Röhre, Naturmaterialien<br />

wie Äste, Wurzelstöcke etc.<br />

und Erdhügel o<strong>der</strong> Haselstrauch<br />

Ein ideales Außengehege<br />

leiden während ihrer beengten Gefangenschaftshaltung<br />

an Gesundheitsund<br />

Verhaltensstörungen.<br />

Fast alle Kaninchen, die auf den unterschiedlichsten<br />

Wegen (Beschlagnahmung,<br />

Abgabe, Fundtier etc.) ins Tierheim<br />

kommen, sind unterernährt,<br />

haben eine durch Bewegungsmangel<br />

verkümmerte Muskulatur und zu lange<br />

Krallen, Hautekzeme, lang o<strong>der</strong> schief<br />

gewachsene Zähne aufgrund fehlen<strong>der</strong><br />

Nagematerialien, sind von Parasiten<br />

befallen - und weisen im schlimmsten<br />

Fall sogar frische o<strong>der</strong> alte Brüche<br />

auf.<br />

Vielen Kin<strong>der</strong>n springt das verschreckte<br />

Niemals Einzelhaltung: Kaninchen<br />

sind sehr gesellig. Sie leben<br />

in großen Gruppen und sind stark<br />

aufeinan<strong>der</strong> bezogen. Achtung:<br />

Meerschweinchen sind keine Partner<br />

für Kaninchen - die Arten haben ein<br />

grundverschiedenes Sozialverhalten!<br />

Käfighaltung ist Gefangenschaft:<br />

Herkömmliche Käfige werden<br />

dem Drang nach Bewegung<br />

nicht gerecht. Kaninchen müssen<br />

hoppeln, Haken schlagen, sich aufrichten<br />

und Sprünge machen können<br />

Wichtiger Nagetrieb: Bei Kaninchen<br />

wachsen die Zähne (wie unsere<br />

Nägel) und brauchen den Abrieb<br />

durch Nagematerialien wie Äste,<br />

Rinden und Wurzeln<br />

Kaninchen sind Höhlenbewohner:<br />

Seit Urzeiten ist in Kaninchen <strong>der</strong><br />

Grabetrieb angelegt; in freier<br />

Wildbahn schützen sich die <strong>Tiere</strong><br />

durch verzweigte Gangsysteme vor<br />

Fressfeinden und <strong>der</strong> Witterung<br />

DIE HALTUNG IM AUSSENGEHEGE MUSS ...<br />

Kaninchen aus dem Arm, wenn es unbeholfen<br />

gehalten o<strong>der</strong> gar hin und her<br />

getragen wird. Oft merken die jungen<br />

Tierbesitzer nicht, dass sich <strong>der</strong> Nager<br />

verletzt hat, weil sie ohne entsprechende<br />

Anleitung ihrer Eltern kaum in <strong>der</strong><br />

Lage sind, Bedürfnisse und Krankheiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zu erkennen. Und so kann es<br />

passieren, wie vor Jahren im bmt-Tierheim<br />

Köln-Dellbrück geschehen, dass<br />

ein empörter Vater ein Kaninchen mit<br />

einem Beinbruch <strong>gegen</strong> ein gesundes<br />

"umzutauschen" versucht, weil er nicht<br />

zu akzeptieren bereit ist, dass <strong>der</strong> Unfall<br />

unter den Augen seiner Kin<strong>der</strong> geschah.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

TH Arche Noah<br />

13


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

14<br />

Kin<strong>der</strong>n Verantwortung für ihre <strong>Tiere</strong> übertragen<br />

Für die bmt-Tierheime ist die - seit Jahren<br />

laufend zunehmende - Aufnahme<br />

von Kaninchen (und an<strong>der</strong>en Kleintieren)<br />

eine finanzielle, personelle und<br />

räumliche Belastung. Fremde <strong>Tiere</strong> zu<br />

vergesellschaften ist bei den in hierarchischen<br />

Sippen lebenden Kaninchen<br />

oft schwierig und bedarf großer Geduld<br />

seitens <strong>der</strong> Besitzer. Im Tierheim<br />

fehlen Platz und Zeit, um eine Vergesellschaftung<br />

mehrerer frem<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

aufwändig zu begleiten. Und so bleibt<br />

den Mitarbeitern nur die Möglichkeit,<br />

die <strong>Tiere</strong> auch hier in Käfigen unterzubringen,<br />

nachweislich verträgliche <strong>Tiere</strong><br />

gemeinsam zu setzen, und zu hoffen,<br />

dass die kleinen Schützlinge bald<br />

ein schönes Zuhause finden.<br />

ERNÄHRUNG -<br />

Ratgeber<br />

Ruth Morgenegg<br />

“ARTGERECHTE HALTUNG -<br />

AUCH FÜR (ZWERG-)<br />

KANINCHEN”<br />

TBV Verlag<br />

für 22,00 Euro<br />

BASIS FÜR EIN GESUNDES LEBEN<br />

morgens frisches Heu und Wasser<br />

(Vorsicht mit Trinkflaschen, hier bilden<br />

sich Algen an <strong>der</strong> Flasche, leicht zu erkennen<br />

an den grünlichen Verschmierungen)<br />

mittags Grünfutter: Karotten, Fenchel,<br />

Apfel (reguliert Verdauung), im<br />

Sommer Löwenzahn, Gras, Kräuter, im<br />

Winter Lattich, Grünkohl, Salat. Außerdem:<br />

Birne, Broccoli, Futterrüben, Sellerie,<br />

Spinat, Chicoree<br />

abends Körnerfutter: 1 EL pro Tier.<br />

Achtung: Erhöhter Energiebedarf im<br />

Winter, Zufütterung von trockenem Brot<br />

nur bei kranken und abgemagerten<br />

<strong>Tiere</strong>n<br />

Nagematerialien: Rottannenäste,<br />

Obstbaum-, Buchen- und Haselnusszweige<br />

Fehlendes Wissen sei<br />

<strong>der</strong> Hauptgrund für die<br />

verbreitet schlechte Haltung<br />

von Kaninchen,<br />

sagt die Schweizerin<br />

Ruth Morgenegg. In ihrem<br />

viel beachteten Ratgeber<br />

("Artgerechte Haltung - ein<br />

Grundrecht auch für (Zwerg-) Kaninchen")<br />

appelliert sie an die Leser, ihren<br />

Kleintieren einen Lebensraum zu ermöglichen,<br />

<strong>der</strong> sich an ihren natürlichen<br />

Bedürfnissen orientiert.<br />

Nach den Erfahrungen, die die Ehefrau<br />

eines Tierarztes seit Gründung ihrer<br />

"Nagerstation" gemacht hat, wisse ein<br />

Großteil <strong>der</strong> Tierhalter schon, was Kaninchen<br />

und Meerschweinchen zu einem<br />

arttypischen Leben bräuchten.<br />

Dass sie dennoch in <strong>der</strong> Praxis nicht bereit<br />

seien, ihren in Obhut genommenen<br />

<strong>Tiere</strong>n eine artgerechte Haltung zu bieten,<br />

läge oft an Bequemlichkeit, Zeitmangel<br />

o<strong>der</strong> Gleichgültigkeit.<br />

"Es hat doch alles, was es braucht", argumentieren<br />

viele Kaninchenbesitzer<br />

KRANKHEITEN -<br />

HILFERUFE AN DIE MENSCHEN!<br />

mit Blick auf das "geruhsame Leben"<br />

des domestizierten <strong>Tiere</strong>s. Keine Fressfeinde,<br />

keine aufreibende Nahrungssuche,<br />

kein Kräfte zehrendes Graben<br />

von Wurfhöhlen mehr - statt dessen gäbe<br />

es Futter satt und die Sicherheit gratis<br />

dazu. Dass dem Kaninchen damit<br />

alles genommen wird, was sein Leben<br />

ausmacht, vermögen wahrscheinlich<br />

nur sensible Menschen zu erkennen.<br />

Wer <strong>Tiere</strong> um ihrer selbst willen respektiert,<br />

wird immer versuchen, ihre<br />

Grundbedürfnisse in <strong>der</strong> Haltung zu erfüllen.<br />

Wie selten gerade Kleintiere das Glück<br />

haben, auf Menschen zu treffen, die<br />

mit Verantwortung und Achtung vor<br />

dem Lebewesen an die Tierhaltung<br />

herangehen, sieht man allein schon<br />

auf Spaziergängen. Auf Terrassen, in<br />

Gärten und Schrebergärten stehen die<br />

kleinen Holzverschläge für Kaninchen,<br />

zum "Witterungsschutz" dicht an Hauso<strong>der</strong><br />

Schuppenwand gestellt.<br />

Dreiseitig geschlossen, vorne ein engmaschiges<br />

Gitternetz bietet <strong>der</strong> Käfig<br />

keine Möglichkeit zur Gemeinschafts-<br />

Fallen gelassen und mit gebrochenem Bein ins Tierheim zurück gebracht.<br />

Magen/Darm-Störungen: Bei falscher<br />

Ernährung (zu wenig Heu) gerät die<br />

Darmflora durcheinan<strong>der</strong>; Kaninchen<br />

können keine Gärgase (wie z.B. Wie<strong>der</strong>käuer)<br />

ausstoßen, darum ist ihre Anfälligkeit<br />

für Gasbildungen (gefährliche Trommelsucht)<br />

so hoch<br />

Analregion: Verschmierungen können auf Parasitenbefall<br />

(u.a. Fliegenlarven) hindeuten. Durchfall ist immer ein Warnzeichen<br />

und Hinweis auf: Ernährungsfehler, Darmparasiten,<br />

Stress, Zahnprobleme, verdorbenes Futter, veralgtes Wasser<br />

Regelmäßige Kontrolle von Gewicht und Fell (auf Krusten,<br />

Haarausfall)<br />

Zähne: Ein feuchtes Maul kann auf Zahnprobleme hinweisen.<br />

Die Zähne von Kaninchen wachsen ca. 1mm/Woche<br />

und reiben sich beim Kauen nur ab, wenn das Futter vielseitig<br />

ist und Nagematerial vorhanden sind. Bei langen bzw. Zahnfehlstellungen<br />

können die <strong>Tiere</strong> bei vollem Napf verhungern!<br />

Krallen: In Außenhaltung mit ausreichend Beschäftigung<br />

auf Naturboden bleiben die Krallen kurz - nicht in beengter<br />

Käfighaltung<br />

Ohren: Kontrolle auf Milben im Innenohr


K ANINCHEN<br />

haltung, Bewegung, Deckungssuche,<br />

zum Hoppeln, Laufen, Springen, Graben<br />

und Aufrichten. Die <strong>Tiere</strong> sind verdammt,<br />

auf ihrer durch Regen, Schnee<br />

und Tau feucht gewordenen Einstreu zu<br />

sitzen - und sie sitzen da so lange, wie<br />

es ihre Gesundheit zulässt. Oft verkümmert<br />

dabei die Muskulatur <strong>der</strong> von<br />

Natur aus aktiven, bewegungsfreudigen<br />

<strong>Tiere</strong> und leidet die Seele unter <strong>der</strong><br />

Langweile, die flüchtige Streicheleinheiten<br />

und lieblos hingeworfenes Futter<br />

nicht vertreiben mögen.<br />

Allein bei <strong>der</strong> Fütterung herrscht viel<br />

Unwissenheit vor, beklagt die Expertin<br />

Ruth Morgenegg. Kaninchen sind Rohfaserfresser<br />

und müssen 24 Stunden<br />

am Tag freien Zugang zu frischem Heu<br />

haben. Frisch heißt: nicht gelb, nicht<br />

braun und nicht staubig, muffig o<strong>der</strong><br />

schimmelig - doch welcher in <strong>der</strong> Stadt<br />

lebende Kaninchenhalter ist ernstlich<br />

bereit (und in <strong>der</strong> Lage), seinen Kleintieren<br />

regelmäßig gutes Heu vom Bauernhof<br />

zu holen?<br />

Dabei ist frisches Heu - neben Wasser,<br />

Obst, Gemüse, frischen Pflanzen und<br />

Energie spendenden Samen - die Basis<br />

<strong>der</strong> Ernährung. Kaninchen sind Rohfaserfresser,<br />

die in freier Wildbahn bis zu<br />

80 Mal ihre Futterplätze aufsuchen.<br />

Weil ihr Magen klein und schwach bemuskelt<br />

ist, müssen sie (ähnlich wie<br />

Pferde und Meerschweinchen) ständig<br />

kleine Mengen an rohfaserreicher Kost<br />

zu sich nehmen, um den Mageninhalt<br />

mechanisch durch die Futtermengen<br />

weiter zu schieben und so die Verdauung<br />

in Gang zu halten.<br />

Ent<strong>gegen</strong> ihrer Veranlagung, den<br />

Großteil des Tages mit Nahrungsaufnahme<br />

zu verbringen, bekommen die<br />

meisten Kaninchen einmal täglich die<br />

gesamte Ration vorgesetzt. Richtig da<strong>gegen</strong><br />

wäre die morgendliche Fütterung<br />

von Heu (und frischem Wasser),<br />

um die Verdauung anzukurbeln, <strong>gegen</strong><br />

Mittag Grünfutter wie u.a. Karotten,<br />

Fenchel, Löwenzahn, Gras, Kräuter,<br />

Salate und abends Körner (Mais, Sonnenblumenkerne<br />

etc.).<br />

In den kalten Monaten brauchen Kaninchen<br />

mehr Körnerfutter als im Sommer,<br />

weil <strong>der</strong> Energieverbrauch weitaus<br />

höher ist. Tragen die Tierhalter den<br />

gesunkenen Temperaturen bei <strong>der</strong> Fütterung<br />

nicht Rechnung, kann es passieren,<br />

dass die Kaninchen ohne ihre<br />

schützende Speckschicht im Winter verenden.<br />

Dem geht oft eine lange, unbemerkte<br />

Leidenszeit voraus: Durch Zittern<br />

suchen die zur Bewegungslosigkeit<br />

verurteilten <strong>Tiere</strong> ihre Körpertemperatur<br />

aufrecht zu erhalten o<strong>der</strong> unternehmen<br />

verzweifelte Versuche, sich schützende<br />

Höhlen zu graben - ein<br />

vergebliches Unterfangen in den herkömmlichen<br />

Käfigen mit stabilen Böden.<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

So macht es Familie Mette aus Berlin ...<br />

Im Herbst beginnen Kaninchen, die artgerecht in Außengehegen<br />

leben können, ihr verzweigtes Gangsystem mit Heu<br />

auszupolstern. Familie Mette aus Berlin merkt an ihren <strong>Tiere</strong>n,<br />

wann <strong>der</strong> Spätsommer endgültig seine letzten Sonnentage<br />

schenkt. Twix und Bounty, ihre beiden Kaninchen-Senioren,<br />

beginnen eifrig Heu zu sammeln und in ihre Höhle<br />

zu verschieben, um so bestens isoliert die Wintermonate zu<br />

überstehen.<br />

Als die Eltern dem Wunsch ihrer drei Kin<strong>der</strong> nach Kleintieren<br />

nachkamen, war von vornherein klar, dass sowohl Kaninchen<br />

als auch Meerschweinchen ihren Bedürfnissen entsprechend<br />

leben sollten. "Wir wollten sie nicht im engen Käfig vegetieren<br />

lassen", sagt Frau Mette, die mit ihrem Ehemann einen<br />

Wochenplan für die Betreuung <strong>der</strong> Schützlinge aufstellte. Jede<br />

Woche ist ein Kind mit <strong>der</strong> Versorgung an <strong>der</strong> Reihe und<br />

übergibt jeweils am Sonntag an die Geschwister mit dem<br />

Hinweis, ob Futter nachgekauft werden muss o<strong>der</strong> Auffälligkeiten<br />

festgestellt wurden.<br />

Die drei mittlerweile jugendlichen Geschwister sind mit <strong>der</strong><br />

Verantwortung für <strong>Tiere</strong> aufgewachsen und haben<br />

in ihren Eltern Gesprächspartner gefunden,<br />

die ihnen die Fürsorglichkeit und den Respekt vor allen Lebewesen<br />

vorleben. Kein Wun<strong>der</strong>, dass sich selbst Malou, die<br />

Weimaraner Hündin <strong>der</strong> Familie, als Freundin <strong>der</strong> Kaninchen<br />

und Meerschweinchen versteht und unter gar keinen Umständen<br />

einen <strong>der</strong> Nager auch nur erschrecken würde.<br />

So gibt es glücklicherweise auch positive Beispiele in <strong>der</strong><br />

Kleintierhaltung - und wir hoffen, dass auch für unser Berliner<br />

Kaninchen bald bessere Schnuppertage anbrechen. Lotta,<br />

so heißt die Kaninchendame jetzt, war unterernährt und<br />

schon gefährlich dehydriert, als wir sie sofort nach ihrer Rettung<br />

einer Tierärztin vorstellten.<br />

Sie war nicht sicher, ob das Tier die Nacht überstehen würde<br />

- doch die lebensfrohe Lotta wollte und wartet jetzt im Tierheim<br />

Arche Noah in<br />

Stuhr auf liebevolle<br />

Menschen, die Freude<br />

daran haben, auch<br />

Kaninchen glücklich<br />

zu machen…<br />

Tierglück bei Familie Mette in Berlin<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

15


R UMÄNIEN<br />

Die schwarzen Freitage in<br />

MÜSSEN TRUDY & NANNY WIRKLICH STERBEN?<br />

UMÄN I E N<br />

RBRASOV<br />

BUKAREST<br />

Licht und Schatten -<br />

<strong>der</strong> Schutz von Hunden<br />

in Europa<br />

Gerettete Welpen in einer privaten Pflegestelle<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

Noch gibt es sie, diese dunklen<br />

Freitage, die Tierschützern das<br />

Herz schwer machen. Weil die<br />

rumänischen Politiker die Ratifizierung<br />

des überarbeiteten<br />

Streunerhundgesetzes seit Monaten<br />

verzögern, werden in <strong>der</strong><br />

städtischen Hundefängeranlage<br />

in Brasov jeden Freitag Hunde<br />

getötet. Nur die Übernahme<br />

<strong>der</strong> Hunde in unser Tierheim in<br />

Brasov kann ihnen das Leben<br />

retten, bis endlich das "Castrate<br />

and Release"-Programm in<br />

Kraft treten wird.<br />

In <strong>der</strong> Zwischenzeit, liebe Tierfreunde,<br />

können wir nur mit Ihnen<br />

Leben retten. Bitte adoptieren<br />

Sie einen Hund, und<br />

machen Sie damit Platz für weitere<br />

<strong>Tiere</strong>, die sonst sterben<br />

müssten.<br />

Auf den folgenden Seiten stellen<br />

wir Ihnen einige Hunde vor,<br />

die stellvertretend für Ihre Artgenossen<br />

eine Bitte an Sie haben:<br />

"Helft uns zu leben!"<br />

Schlafen<strong>der</strong> Hund<br />

am Flughafen<br />

Bukarest<br />

Das Elend von Straßenhunden ist in<br />

vielen Län<strong>der</strong>n Süd- und Osteuropas<br />

nach wie vor unvorstellbar groß. Vor<br />

dem Hintergrund, dass <strong>Tiere</strong> und Tierschutz<br />

hier überwiegend einen vergleichsweise<br />

geringen Stellenwert<br />

in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

haben, vermehren<br />

sich Hunde<br />

auf den Strassen nahezu<br />

unkontrolliert und verwahrlosen.<br />

Weil kranke und verletzte<br />

Hunde weitgehend sich selbst überlassen<br />

bleiben, können sie auch eine gesundheitliche<br />

Gefahr für die Bevölkerung<br />

und ggf. für an<strong>der</strong>e <strong>Tiere</strong> vor Ort<br />

darstellen. Von den Behörden werden<br />

Straßenhunde in <strong>der</strong> Regel als unliebsames<br />

Problem gesehen, die oft als<br />

einzige Gegenmaßnahme das massenhafte<br />

Töten <strong>der</strong> Hunde veranlassen.<br />

Nicht nur das Töten <strong>der</strong> Hunde an sich,<br />

son<strong>der</strong>n das Töten ohne erkennbare<br />

Lösungsstrategie ist für Tierschützer ein<br />

unhaltbarer Zustand.<br />

Es ist zwar erfreulich, dass gerade in<br />

Deutschland sehr viele Initiativen bestehen,<br />

die sich mit <strong>der</strong> Hilfe für <strong>Tiere</strong><br />

im Ausland beschäftigen.<br />

Allerdings ist festzustellen, dass nicht<br />

jede Hilfe tatsächlich hilfreich ist und<br />

dass Auslandstierschutz auch ein Pool<br />

von unseriösen Machenschaften ist.<br />

So wurde in einer Sendung des SWR<br />

am 27.10.2008 aus <strong>der</strong> Reihe "Betrifft”<br />

16


A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

Rumänien<br />

Hundeleben in Rumänien<br />

Trudy und Nanny (hier noch in<br />

<strong>der</strong> Tötungsstation)<br />

hatten Glück:<br />

Sie sind vom Tierschutzzentrum<br />

in Pfullingen<br />

aufgenommen<br />

worden<br />

per Mausklick bestellt werden können.<br />

Dies verbessert die Situation in Osteuropa<br />

nicht, schafft zudem viele neue<br />

Probleme, wenn z.B. die Vermittlung<br />

von Straßenhunden an die Halter ohne<br />

nähere Prüfung und fachliche Begleitung<br />

durchgeführt wird.<br />

Eine Folge ist, dass viele Hunde in den<br />

ohnehin überfüllten Tierheimen in<br />

Deutschland landen und dort die Situation<br />

noch verschärfen.<br />

Für seriös arbeitende Tierschutzorganisationen<br />

wie dem bmt ist es deshalb<br />

immer wie<strong>der</strong> notwendig, sich von diesen<br />

teilweise schon kriminellen Praktiken<br />

klar zu distanzieren.<br />

unter dem Titel<br />

"Deutscher Tierschutz<br />

für den Rest<br />

<strong>der</strong> Welt?" <strong>der</strong> Hundeimport<br />

aus Südund<br />

Osteuropa kritisch<br />

hinterfragt und Fehlentwicklungen<br />

verdeutlicht.<br />

Für den bmt steht fest: Es hat<br />

nichts mit Tierschutz zu tun, wenn Straßenhunde<br />

aus dem Ausland aus rein<br />

kommerziellen Gründen nach Deutschland<br />

transportiert o<strong>der</strong> wenn Autobahnraststätten<br />

als Umschlagplätze<br />

zum raschen Verkauf <strong>der</strong> Hunde missbraucht<br />

werden.<br />

Nicht selten werden dabei die grundlegenden<br />

tierseuchenrechtlichen Bestimmungen<br />

schlicht ignoriert. Mehr als bedenklich<br />

sind auch diverse Internetportale,<br />

auf denen mehrere tausend<br />

Hunde zur Auswahl stehen und <strong>Tiere</strong><br />

Der bmt und sein Einsatz in Osteuropa<br />

Aufklärungsarbeit vor Ort<br />

Der bmt engagiert sich seit Anfang<br />

<strong>der</strong> 90er Jahre intensiv in<br />

Brasov (Rumänien), Pecs und<br />

Kiskunhalas (Ungarn).<br />

Ziel ist es, den Teufelkreis von Vermehrung<br />

und systematischer Tötung <strong>der</strong><br />

Hunde zumindest in diesen Län<strong>der</strong>n<br />

möglichst rasch zu beenden. Um<br />

glaubhaft Tierschutz im Ausland betreiben<br />

zu können, ist jedoch ein transparentes,<br />

professionelles Vorgehen unabdingbar.<br />

Das Verbringen von Hunden nach<br />

Deutschland ist für sich alleine keine<br />

Lösung des Tierschutzproblems, ist<br />

aber unter bestimmten Voraussetzungen<br />

ein Bestandteil des Rettungsmanagements.<br />

Wesentliches Ziel des Auslandstierschutzes<br />

durch den bmt ist die<br />

Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort.<br />

Zu unserer Hilfe gehört zwingend:<br />

Aufklärungsarbeit vor Ort, um einen<br />

Bewusstseinswandel in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

und Politik hin zu einem sensibleren<br />

Umgang mit <strong>Tiere</strong>n zu erreichen<br />

Unterstützung, d.h. Finanzierung<br />

und Beratung <strong>der</strong> Partnertierheime<br />

Enge Zusammenarbeit mit den örtlichen<br />

Veterinärbehörden<br />

Politische Arbeit, um die Gesetzeslage<br />

zu än<strong>der</strong>n, damit Tötungslager<br />

geschlossen werden und tierschutzgerechte<br />

Maßnahmen von den Län<strong>der</strong>n<br />

ergriffen werden müssen.<br />

Unverzichtbar ist, dass diese Konzepte<br />

immer wie<strong>der</strong> hinsichtlich ihrer Effektivität<br />

geprüft werden. Der Meinungsaustausch<br />

von Wissenschaftlern und<br />

Praktikern in diesem Bereich ist deshalb<br />

überaus wichtig.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

17


R UMÄNIEN<br />

Negruza: Bei Unfall Bein verloren<br />

Labradormixhündin Oxi<br />

Schäferhündin Mara<br />

Mino<br />

So nahm <strong>der</strong> bmt im Oktober an einer<br />

zweitägigen internationalen Fachtagung<br />

in Brüssel teil, die sich mit neuen<br />

Entwicklungen und Lösungsansätzen<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Streunerhundeproblematik<br />

beschäftigte. Diese Veranstaltung<br />

wurde von <strong>der</strong> Tierschutzorganisation<br />

"Vier Pfoten" organisiert.<br />

Ein Vortrag, <strong>der</strong> viel Beachtung fand,<br />

kam von Dr. Krishna, Geschäftsführer<br />

des "Blue Cross Madras", einer indischen<br />

Tierschutzorganisation. Er berichtete,<br />

dass in <strong>der</strong> ostindischen Hafenstadt<br />

Madras bereits seit 1860<br />

herrenlose Hunde eingefangen und<br />

teils grausam getötet wurden. Dennoch<br />

stieg die Zahl herrenloser Hunde und<br />

gleichzeitig die Zahl an Menschen, die<br />

an Tollwut starben seit 1970 <strong>der</strong>art an,<br />

dass sogar ein Kopfgeld für jeden toten<br />

Hund bezahlt wurde.<br />

Vor diesem Hintergrund entwickelte<br />

das Blue Cross das "ABC-Programm",<br />

das für "Animal Birth Control" (Geburtenkontrolle<br />

bei <strong>Tiere</strong>n) steht. Es entspricht<br />

weitgehend <strong>der</strong> Vorgehensweise<br />

des bmt in Osteuropa:<br />

Die Straßenhunde werden eingefangen,<br />

kastriert, geimpft und anschließend<br />

wie<strong>der</strong> ausgesetzt. Das ABC-Programm<br />

arbeitet erstaunlich erfolgreich,<br />

was sich durch drei Entwicklungen belegen<br />

lässt:<br />

an <strong>der</strong> gesunkenen Hundepopulation,<br />

an den drastisch gesunkenen Fällen<br />

von an Tollwut gestorben Menschen<br />

und<br />

an den rückläufigen Beißunfällen<br />

mit Hunden.<br />

Hoffnungsvoll sind auch Initiativen, die<br />

in einigen osteuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />

aktuell entwickelt werden. Bulgarien<br />

hat zum Beispiel im Januar 2008 ein<br />

wegweisendes Tierschutzgesetz verabschiedet,<br />

das u.a. das Töten von Straßenhunden<br />

offiziell verbietet.<br />

Und auch Rumänien, das jüngste EU-<br />

Ihre Mithilfe!<br />

SO KÖNNEN SIE HELFEN! PATENSCHAFTEN RETTEN LEBEN!<br />

<br />

<br />

<br />

Nehmen Sie einen rumänischen<br />

Tierheimhund bei sich auf<br />

Spenden Sie projektbezogen:<br />

20 Euro kostet z.B. die Kastration<br />

einer Hündin<br />

Übernehmen Sie eine Patenschaft<br />

(ab 15 Euro). 15 Euro im Monat<br />

sichern das Überleben eines Strassenhundes.<br />

Kontakt zu unserer Auslandskoordinatorin<br />

Petra Zipp:<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201<br />

72793 Pfullingen<br />

Tel: 07121/ 820 17 12<br />

Mobil: 0171/ 200 84 77<br />

eMail: petra.zipp@bmt-tierschutz.de<br />

Spendenkonto Ausland:<br />

Frankfurter Sparkasse<br />

Kto. 847 275<br />

BLZ 500 502 01<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

Laika<br />

Gina<br />

Dreibein Bolle<br />

Alle Hunde mit Namen werden vermittelt. Einige sind schon im Tierschutzzentrum, an<strong>der</strong>e noch<br />

im Tierheim Brasov. Sprechen Sie uns an, wenn Sie einen Hund aufnehmen möchten.<br />

18


A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

vom Auto angefahren<br />

Lola aus <strong>der</strong> Tötungsstation gerettet<br />

Oscar, ein ehemaliger Kettenhund<br />

Mitglied, plant ein gesetzliches Verbot<br />

<strong>der</strong> Tötung von Straßenhunden und ein<br />

"castrate and release"-Programm.<br />

Die jahrelangen Erfahrungen des bmt<br />

zeigen jedoch, dass dies erst ein Anfang<br />

sein kann, und es voraussichtlich<br />

noch Jahre dauern wird, bis das Töten<br />

und Misshandeln von Hunden tatsächlich<br />

beendet wird. Rückschläge sind bereits<br />

jetzt zu vermelden. Im Tierheim in<br />

Plovdiv, <strong>der</strong> zweitgrößten Stadt Bulgariens,<br />

wurden nur wenige Wochen nach<br />

<strong>der</strong> Verkündung des neuen Tierschutzgesetzes<br />

14 Hunde von zwei Personen<br />

NOTFALL!<br />

mit Eisenstangen erschlagen. Rechtliche<br />

Konsequenzen blieben trotz Zeugenaussagen<br />

aus. Dies zeigt den<br />

Unterschied zwischen Anspruch und<br />

Wirklichkeit und den schwierigen Weg,<br />

<strong>der</strong> aus Sicht des Tierschutzes noch zurückgelegt<br />

werden muss.<br />

Text: Torsten Schmidt, Fotos: Petra Zipp<br />

Patrizia<br />

Patrick<br />

Patrick und Patrizia, zwei reinrassige Schäferhunde, 2 Jahre<br />

alt, kastriert, lebten bei einer rumänischen Familie, die<br />

ins Ausland auswan<strong>der</strong>te. Die kerngesunden wesensstarken<br />

Hunde landeten in <strong>der</strong> städtischen Tötung in Brasov und<br />

konnten von uns gerettet werden. Da Patrizia etwas unterdrückt<br />

wird, suchen wir zwei hundeerfahrende Familien.<br />

RESOLUTION FÜR STRASSENHUNDE - WIR BRAUCHEN NOCH VIEL MEHR UNTERSCHRIFTEN!<br />

Der bmt setzt sich auf politischer Ebene dafür ein,<br />

dass das Straßenhundeproblem als europäisches<br />

Problem verstanden wird und die Europäische Kommission<br />

und das Europäische Parlament hier tätig<br />

werden. Durch den Aktionsplan Tierschutz und die<br />

EU-Tiergesundheitsstrategie <strong>der</strong> EU wurden wertvolle<br />

rechtliche Anknüpfungspunkte erarbeitet.<br />

Die vom bmt initiierte Resolution an die EU "Auch Straßenhunde<br />

haben ein Recht auf Leben!" ist bereits auf große Resonanz<br />

gestoßen.<br />

Dank <strong>der</strong> Unterstützung vieler Tierfreunde konnten bereits<br />

etwa 35.000 Unterschriften gesammelt werden.<br />

Doch wir brauchen noch viel mehr Unterschriften! Um Aussicht<br />

auf Erfolg in Brüssel zu haben, brauchen wir insgesamt<br />

mindestens 100.000 Unterschriften! Aus diesem Grund sammeln<br />

wir weiter Ihre Unterschriften bis ca. Mitte Januar 2009.<br />

Sie können die Resolution direkt auf unserer homepage<br />

www.bmt-tierschutz.de unterzeichnen.<br />

Bitte unterstützen auch Sie die <strong>Tiere</strong> in Europa<br />

und geben Sie den Straßentieren<br />

Ihre Stimme!<br />

Oana Barbulete<br />

(Agrarkommission),<br />

Dr. Liviu Harbuz<br />

(Präsident <strong>der</strong><br />

tierärztl. Vereinigung),<br />

Petra Zipp (bmt)<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

19


T ESTAMENTE<br />

<strong>Tiere</strong>n über das<br />

DIE GROSSZÜGIGEN FÖRDERER DES TIER<br />

Ehepaar Hacke setzt den bmt als Alleinerben ein<br />

"Ich habe mein Testament gemacht" - ein<br />

Satz, <strong>der</strong> Angehörige und Freunde im ersten<br />

Moment erschreckt. Verbinden sie<br />

doch den "Letzten Willen" mit dem (nahen)<br />

Abschied innig geliebter Menschen.<br />

Dabei ist die Ordnung <strong>der</strong> Angelegenheiten<br />

zu Lebzeiten vernünftig und im Sinne<br />

<strong>der</strong> erbenden Hinterbleibenden mehr als<br />

fürsorglich gedacht.<br />

Und gerade wenn es um <strong>Tiere</strong> geht, die im<br />

Ernstfall alleine zurück bleiben, ist eine<br />

vorsorgliche Regelung sinnvoll - und<br />

manchmal sogar lebenswichtig, wie <strong>der</strong><br />

bmt weiß.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

So vererbte vor einigen Jahren eine ältere<br />

Dame ihren Kin<strong>der</strong>n ihr Vermögen<br />

samt Hund, doch die Familie nahm die<br />

Boxerhündin nur wi<strong>der</strong>willig auf. Die<br />

Folge: Der ungeliebte Hund wurde in<br />

die Garage gesperrt und zum Schluss<br />

sogar nicht einmal mehr regelmäßig<br />

gefüttert. Glücklicherweise wurden<br />

Nachbarn auf das Schicksal <strong>der</strong> Hündin<br />

aufmerksam und baten den bmt<br />

um Hilfe.<br />

"Da gibt es ganz traurige Fälle" (s. auch<br />

Seite 23), sagt bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr.<br />

Jörg Styrie, "die uns eines zeigen: Je<strong>der</strong><br />

Tierhalter muss schon zu Lebzeiten die<br />

spätere Versorgung seines vierbeinigen<br />

Freundes regeln - da reicht es nicht aus,<br />

davon auszugehen, dass die Erben sich<br />

selbstverständlich und mit <strong>der</strong>selben<br />

Liebe um den Schützling kümmern, wie<br />

<strong>der</strong> Erblasser selbst."<br />

Und kümmern können, wie die Erfahrung<br />

des bmt zeigt. Denn niemand<br />

kann vorhersehen, ob sich seine Lebensumstände<br />

nicht plötzlich radikal<br />

verän<strong>der</strong>n. Trennung vom Partner,<br />

Krankheit, Todesfall, Arbeitslosigkeit<br />

o<strong>der</strong> gezwungener Wie<strong>der</strong>einstieg in<br />

den Beruf sind Faktoren, die die Tierhaltung<br />

sehr erschweren und manchmal<br />

sogar unmöglich machen.<br />

Auch Gabriele und Heinz Hacke aus<br />

dem nie<strong>der</strong>sächsischen Nordenham<br />

sorgte die Vorstellung, ihnen beiden<br />

könne etwas zustoßen, bevor sie die<br />

Betreuung ihrer Katzen in gute Hände<br />

gelegt hätten, sehr. "Der Gedanke hat<br />

uns kaum schlafen lassen", sagt Heinz<br />

Hacke, "dass unsere über alles geliebten<br />

<strong>Tiere</strong> im Notfall unversorgt zurückbleiben<br />

könnten." Das Ehepaar entschloss<br />

sich, die<br />

Betreuung ihrer<br />

Katzen detailliert<br />

testamentarisch<br />

zu regeln und eine<br />

Tierschutzorganisation<br />

ihres<br />

Vertrauens zum<br />

Erben von Haus<br />

und Barschaft<br />

einzusetzen.<br />

"Meine Frau und<br />

ich setzen Ihren<br />

Verein zum Alleinerben<br />

ein<br />

und binden das Testament an die Auflage,<br />

dass unsere Katzen in unserem<br />

Haus weiter leben dürfen und hier vor<br />

Ort von einer Betreuungsperson bis zu<br />

ihrem natürlichen Tod liebevoll versorgt<br />

(gegebenenfalls auch medizinisch)<br />

werden", wandte sich <strong>der</strong> ehemalige,<br />

selbständige EDV-Berater an mehrere<br />

Über das Leben hinaus<br />

<strong>Tiere</strong>n helfen<br />

Wir wissen alle, dass Tierschutz ohne<br />

seine großartigen För<strong>der</strong>er nicht möglich<br />

ist. Je<strong>der</strong> Fortschritt, <strong>der</strong> für <strong>Tiere</strong><br />

erkämpft wird und jedes Tier, dem in<br />

seiner Not geholfen werden konnte,<br />

ist damit immer auch <strong>der</strong> ganz persönliche<br />

Erfolg unserer Unterstützer<br />

und Freunde. Dafür möchten wir Ihnen<br />

von Herzen danken. Gemeinsam<br />

können wir stark für <strong>Tiere</strong> sein!<br />

Tierschutzorganisationen.<br />

Doch die Reaktionen waren nicht so,<br />

wie das tierliebe Ehepaar erwartet hatte.<br />

"Es geht um alles", sagt Heinz Hakke,<br />

"um das Haus, das Grundstück, unsere<br />

Barschaft und vor allem um unsere<br />

<strong>Tiere</strong>. Da hätten wir schon an<strong>der</strong>e Reaktionen<br />

erwartet, als die Verschickung<br />

einer Testamentsbroschüre o<strong>der</strong> die<br />

Aussage, <strong>der</strong><br />

Vorstand sei im<br />

Moment zu beschäftigt,<br />

um ans<br />

Telefon zu kommen."<br />

Im Internet stoßen<br />

die Vorruheständler<br />

auf den<br />

bmt, und <strong>der</strong><br />

61jährige nimmt<br />

Kontakt zu Dr.<br />

Jörg Styrie, in<br />

Berlin auf. "Es<br />

war ein gutes,<br />

vertrauensvolles Gespräch", begründet<br />

Heinz Hacke seine Entscheidung und<br />

erinnert sich an das erste Telefonat mit<br />

dem <strong>Bund</strong>esvorsitzenden. "Das ist nicht<br />

ganz einfach, was Sie da möchten,<br />

aber es ist machbar", hatte Dr. Styrie<br />

mit Blick auf die speziellen Auflagen<br />

zur Katzenbetreuung im Hacke`schen<br />

20


Leben hinaus helfen<br />

SCHUTZES LEBEN IN IHREN PROJEKTEN FORT<br />

Bei Hackes genießen die Katzen ihr Leben<br />

Haus gesagt und sich zur Klärung <strong>der</strong><br />

Angelegenheit mit dem Rechtsanwalt<br />

Bernd Neunzig in Verbindung gesetzt.<br />

Damit <strong>der</strong> "Letzte Wille" Rechtssicherheit<br />

bekäme, so <strong>der</strong> Kölner Anwalt,<br />

sollten Gabriele und Heinz Hacke ihr<br />

Testament handschriftlich und mit den<br />

spezifischen Auflagen neu zu Papier<br />

bringen. Handschriftlich aufgesetzt,<br />

versehen mit Datum, Ort und Unterschrift<br />

bei<strong>der</strong> Eheleute wurde das aktuelle<br />

Testament dann beim Amtsgericht<br />

(Hinterlegungsgebühr ca. 100<br />

Euro) hinterlegt. Im Testament wurde<br />

ein neutraler Testamentsvollstrecker<br />

bestimmt, <strong>der</strong> dafür Sorge zu tragen<br />

hat, dass die festgelegten Auflagen erfüllt<br />

werden.<br />

"Es ist beruhigend", sagt Gabriele Hacke,<br />

"zu wissen, dass es unseren Katzen<br />

auch dann weiter gut gehen wird, wenn<br />

uns gemeinsam, wie zum Beispiel auf<br />

einer Autofahrt, etwas zustoßen sollte."<br />

Das kin<strong>der</strong>lose Ehepaar hat elf Katzen,<br />

Mini, die älteste, ist schon mit ihnen<br />

Ende 2002 aus dem "Oberbergischen<br />

Land" (bei Köln) in den ländlichen Norden<br />

Deutschlands gezogen. 5500<br />

Quadratmeter gehören zu dem Grundstück<br />

mit Weitblick auf die nie<strong>der</strong>sächsische<br />

Marsch, die Hälfte wird als Garten<br />

genutzt. Die an<strong>der</strong>en 2500<br />

Quadratmeter sind als landwirtschaftliche<br />

Fläche ausgewiesen und könnten<br />

vorübergehend für die Haltung von<br />

Gnadenbrottieren genutzt werden,<br />

schlägt <strong>der</strong> Hausbesitzer vor.<br />

HAUSTIERE ALS ERBEN? - HIER DIE WICHTIGSTEN FRAGEN:<br />

Frage: Warum hat das Ehepaar Hacke<br />

nicht ihre 11 Katzen als Erben bestimmt?<br />

Aus England und USA hört man<br />

immer öfter, dass betuchte Erblasser ihre<br />

Haustiere erben lassen, um sie bis<br />

zum Lebensende gut betreut zu wissen.<br />

Antwort: Nach deutschem Recht wäre<br />

solch ein Testament unwirksam. In<br />

Deutschland sind nur natürliche Personen<br />

o<strong>der</strong> juristische Personen, wie zum<br />

Beispiel Vereine, erbberechtigt.<br />

Frage: Gabriele und Heinz Hacke haben<br />

ihre Katzen durch die Auflage im<br />

Testament abgesichert, dass sie bis zu<br />

ihrem natürlichen Lebensende im Haus<br />

gepflegt werden. Nicht je<strong>der</strong> Tierbesitzer<br />

kann solche Verfügungen in seinem<br />

Testament bestimmen, zum Beispiel,<br />

weil er nicht über Haus und Grund verfügt.<br />

Wie kann dann so vorgesorgt werden,<br />

dass die <strong>Tiere</strong> im Ernstfall betreut<br />

werden?<br />

Antwort: Das Testament muss die<br />

ausdrückliche Auflage enthalten, dass<br />

sich <strong>der</strong> Erbe, also eine natürliche Person<br />

o<strong>der</strong> ein Verein (juristische Person)<br />

um das Tier kümmern muss, solange es<br />

lebt. Wichtig dabei: Die Formulierung<br />

muss juristisch einwandfrei sein, wie in<br />

folgenden beiden Textbeispielen:<br />

1. Formulierungsvorschlag:<br />

"Ich vererbe dem <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. mit Sitz in München<br />

mein Vermögen mit <strong>der</strong> Auflage,<br />

dass <strong>der</strong> Verein für meine <strong>Tiere</strong> bis zu<br />

ihrem natürlichen Tod gut sorgt.<br />

In meinem Todesfall sollen die <strong>Tiere</strong><br />

unverzüglich abgeholt und privat bei<br />

Tierfreunden o<strong>der</strong> im vereinseigenen<br />

Tierheim … untergebracht werden.<br />

AUS UNSERER TESTAMENTSBROSCHÜRE<br />

Infos in Kürze<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ohne Testament und gesetzliche Erben<br />

fällt das Vermögen dem Staat zu.<br />

Die Beratung durch einen Anwalt, Steuerberater<br />

o<strong>der</strong> Notar empfiehlt sich, wenn:<br />

<br />

es sich um ein umfangreiches<br />

Vermögen handelt<br />

<br />

Streit unter den Erben befürchtet wird<br />

Mehrere Personen und/o<strong>der</strong> Ver<br />

eine bedacht werden<br />

Bei mehreren Testamenten ist immer das<br />

zuletzt verfasste gültig<br />

Wurde kein Testament verfasst, tritt automatisch<br />

die gesetzliche Erbfolge ein.<br />

Weiterhin setze ich folgende Vermächtnisse<br />

für Privatpersonen aus…"<br />

2. Formulierungsvorschlag:<br />

"Als Erbe setze ich (Name, Adresse <strong>der</strong><br />

Privatperson) ein. Meine <strong>Tiere</strong> vermache<br />

ich dem <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. mit Sitz in München mit<br />

<strong>der</strong> Auflage, sie privat bei Tierfreunden<br />

o<strong>der</strong> im vereinseigenen Tierheim …<br />

unterzubringen und sie bis zu ihrem<br />

natürlichen Tod gut zu versorgen. Der<br />

Verein erhält hierfür die Summe von<br />

… Euro."<br />

Die bmt- Testamentsbroschüre können Sie über alle Geschäftsstellen<br />

beziehen (Adressen siehe Seite 34)<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

21


T ESTAMENTE<br />

Mit Zuwendungen <strong>Tiere</strong>n in Not helfen<br />

Frage: Wie sieht ein wirksames Testament<br />

aus?<br />

Antwort: Es gibt zwei Möglichkeiten:<br />

Das öffentliche Testament, dass vor einem<br />

Notar verfasst wird und das eigenhändige,<br />

immer in handschriftlicher<br />

Form abgehaltene.<br />

Das öffentliche Testament hat insofern<br />

weitergehende Bedeutung, als es für<br />

den Nachweis <strong>der</strong> Erbfolge im Grundbuch<br />

den sonst erfor<strong>der</strong>lichen Erbschein<br />

ersetzt. Das eigenhändige, also<br />

nur per eigener Hand geschriebene<br />

Testament muss mit Vor- und Familiennamen<br />

unterzeichnet werden, Ort und<br />

Datum enthalten. Die sicherste Aufbewahrung<br />

für das eigenhändige Testament<br />

sind Amtsgericht o<strong>der</strong> Notar,<br />

während das öffentliche Dokument ohnehin<br />

in amtlicher Verwahrung verbleibt.<br />

Frage: Welche Möglichkeiten<br />

gibt es, den bmt in seinem<br />

Testament zu bedenken?<br />

Antwort: Als Alleinerbe,<br />

Miterbe, Vermächtnisnehmer und Vermächtnisnehmer<br />

mit Haustierbetreuung.<br />

Übrigens: Ein Vermächtnisnehmer<br />

ist kein Erbe, das heißt, er geht mit <strong>der</strong><br />

Zuwendung keine Verpflichtung (z.B.<br />

Schulden) ein. Vermächtnisse können<br />

u.a. Sparguthaben, Schmuck, Immobilien,<br />

Gemälde etc. sein.<br />

Frage: Muss <strong>der</strong> bmt im Falle einer<br />

Erbschaft Steuern zahlen, so dass im<br />

Endeffekt den <strong>Tiere</strong>n weniger zugute<br />

kommt?<br />

Antwort: Der bmt ist als gemeinnützig<br />

und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig<br />

anerkannt und muss daher keine Erbschafts-<br />

o<strong>der</strong> Schenkungssteuer zahlen.<br />

Das heißt: Spenden und testamentarische<br />

Zuwendungen werden zu 100%<br />

im Tierschutz eingesetzt.<br />

Frage: Wer entscheidet über die Verwendungszwecke<br />

des Vermögens?<br />

Antwort: Der Erblasser bestimmt, für<br />

welche Zwecke o<strong>der</strong> Projekte seine<br />

Gel<strong>der</strong> eingesetzt werden sollen. So<br />

konnte zum Beispiel durch eine zweckgebundene<br />

Erbschaft unser Tierschutzunterrichtprojekt<br />

ins Leben gerufen<br />

o<strong>der</strong> das Tierschutzzentrum in Pfullingen<br />

aufgebaut werden.<br />

Weitere Verwendungszwecke können<br />

sein:<br />

Unterhalt eines bestimmten bmt-<br />

Tierheims<br />

Tierschutzprojekte in spezfischen<br />

Regionen (z.B. Kastrationen von frei<br />

lebenden Katzen in Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

o<strong>der</strong> Ostfriesland)<br />

Baumaßnahmen an Tierheimen/<br />

Freiläufen<br />

Jugendtierschutzunterricht<br />

Auslandstierschutz<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Der bmt als Miterbe: Ein Beis<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

Eine Tierfreundin aus Berlin setzt<br />

den bmt als Miterben ein<br />

Weil die Berliner Tierfreundin beiden Vereinen verbunden ist, hat sie den<br />

bmt und Pro Animale zu gleichen Teilen zu Erben bestimmt. Der amtierende<br />

bmt-Vorsitzende soll, so ist es im Testament festgehalten, das Haus <strong>der</strong> Erblasserin<br />

verkaufen und den Erlös hälftig zwischen den Vereinen aufteilen.<br />

Die 65jährige leitete neben ihrer Berufstätigkeit viele Jahre eine Igelstation,<br />

half bei <strong>der</strong> Säuberung verölter Seevögel an <strong>der</strong> Nordsee und engagierte<br />

sich beim Aufbau eines Tierheims in Belzig (Brandenburg).<br />

Heute ist sie noch im Igelschutz aktiv, aber offiziell nicht mehr als Igelstation<br />

gemeldet. "Die Leute", sagt sie, "haben bis spät nachts angerufen und<br />

mir "ganz kleine" Igel vorbei gebracht." Meist stellte sich heraus, dass die<br />

Igel nicht untergewichtig waren und völlig unbegründet aus <strong>der</strong> Natur entnommen<br />

wurden.<br />

Mit ihrem Ehemann trat sie vor drei Jahrzehnten in den bmt ein und blieb<br />

dem Verein mit seinen Zielen über Jahrzehnte verbunden. Die rüstige Pensionärin,<br />

die früher bei <strong>der</strong> Telekom als Beamtin gearbeitet hat, schätzt die<br />

seriöse Arbeit des bmt und hofft, dass beide Organisationen tatsächlich in<br />

den Genuss <strong>der</strong> Erbschaft kommen werden. "Man weiß ja nie, was das<br />

22


GRÖSSTE<br />

ANLAGE IHRER ART IN EUROPA:<br />

BESITZER VERSTORBEN - TIERE VERGESSEN<br />

Zum Räumungstermin seines Reihenhauses in Hamburg<br />

Barmbek erwartet den Vermieter eine traurige Überraschung:<br />

Einige Tage zuvor war die Mieterin, eine betagte<br />

Dame ohne Angehörige, verstorben. Als <strong>der</strong> verdutzte Eigentümer<br />

die Haustür öffnet, springen unerwartet drei<br />

halb verhungerte Katzen an ihm vorbei ins Freie.<br />

VON FRANK WEBER,<br />

LEITER DES FRANZISKUS-T IERHEIMS<br />

Frank Weber half den verwaisten <strong>Tiere</strong>n<br />

piel aus Berlin<br />

Schicksal bereit hält", erklärt sie mit Hinweis<br />

auf Situationen, die einen von heute<br />

auf morgen zum Pflegefall lassen werden<br />

können.<br />

Während ihr geschiedener Ehemann von<br />

Pro Animale Angel, eine Hündin aus einer<br />

russischen Tötungsstation aufgenommen<br />

hat, hält die Berlinerin <strong>der</strong>zeit keinen<br />

eigenen Hund, son<strong>der</strong>n kümmert sich<br />

ausschließlich um Pflegehunde. "Geld<br />

war mir nie wichtig", sagt die kin<strong>der</strong>lose<br />

Tierfreundin, "weil ich aufgrund meiner<br />

Sparsamkeit immer welches hatte." Dass<br />

ihr Besitz eines Tages dem Tierschutz zugute<br />

kommen sollte, war ihr schon lange<br />

ein Herzenswunsch.<br />

Immer wie<strong>der</strong> werden Haustiere zu<br />

Waisen. Wie in dem Fall <strong>der</strong> beiden<br />

Hundedamen Dani und Julchen: Auch<br />

ihr Besitzer verstarb plötzlich und ließ<br />

die Vierbeiner ohne Versorgung zurück.<br />

Die aufmerksamen Nachbarn erweisen<br />

sich als Retter in <strong>der</strong> Not. Selbst<br />

schon weit über siebzig erklärt sich das<br />

Ehepaar sogar bereit, die Hunde aufzunehmen.<br />

Doch schon nach wenigen Tagen stellt<br />

sich heraus, dass sie mit <strong>der</strong> Betreuung<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> überfor<strong>der</strong>t sind. Sie wenden<br />

sich an uns und bitten um Unterstützung.<br />

Nach einigen Gesprächen können<br />

die Hundedamen bis zur Vermittlung<br />

erst mal bei den netten Herrschaften<br />

bleiben.<br />

Trotzdem ist die Situation für die Vierbeiner<br />

nicht gerade einfach, sie haben<br />

Probleme, sich an die ungewohnte Situation<br />

zu gewöhnen. Und ein neuer,<br />

gravieren<strong>der</strong> Wechsel steht ja noch bevor.<br />

Wenn sich neue Herrchen für die<br />

Hundesenioren gefunden haben, heißt<br />

es wie<strong>der</strong> Abschied nehmen von <strong>der</strong><br />

gerade vertraut gewordenen Umgebung.<br />

Was gerade älteren <strong>Tiere</strong>n beson<strong>der</strong>s<br />

schwer fällt.<br />

Innerhalb kurzer Zeit gleich zweimal<br />

die Bezugspersonen zu verlieren, ist für<br />

die Seele <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ein schmerzhafter<br />

Prozess. Die beiden Hundedamen haben<br />

Glück - wir können für sie ein neues<br />

Zuhause finden, ohne dass wir sie im<br />

Tierheim aufnehmen mussten. Soviel<br />

Glück haben an<strong>der</strong>e nicht…<br />

Zum Beispiel Kater Teddy: Als treuer<br />

Weggefährte einer Dame wurde die 13<br />

jährige Samtpfote ins Franziskus Tierheim<br />

gebracht. Als Grund gaben die<br />

Erben an, kein Geld für die Versorgung<br />

des <strong>Tiere</strong>s zu haben.<br />

Tagelang saß er alleine im Haus <strong>der</strong><br />

Verstorbenen und wurde lediglich mit<br />

Futter versorgt. Aus Einsamkeit und ohne<br />

Möglichkeit nach draußen zu gehen,<br />

leckte er sich an mehreren Stellen<br />

kahl. ..<br />

Damit die eigenen <strong>Tiere</strong> im Notfall<br />

nicht ohne Betreuung dastehen, empfiehlt<br />

es sich, verantwortungsvoll Vorsorge<br />

zu treffen (s. Seite 18-21). Ideal<br />

ist es, wenn die <strong>Tiere</strong> schon zu Lebzeiten<br />

<strong>der</strong> Besitzer ab und zu von ihren<br />

"Paten" versorgt werden.<br />

Vorsorge treffen<br />

Bei einem Notfall ist es wichtig, dass ein<br />

im Haus verbliebenes Tier rechtzeitig<br />

gefunden und versorgt wird. Treffen Sie<br />

dafür folgende Vorsorge:<br />

Tragen Sie den Hinweis bei sich, dass<br />

Sie Tierbesitzer sind und Hund, Katze<br />

o<strong>der</strong> Kleintier daheim auf Sie warten<br />

Notieren Sie auf diesem Hinweiszettel<br />

auch, wer im Unglücksfall benachrichtigt<br />

werden und das Tier aufnehmen<br />

muss. Möchten Sie, dass <strong>der</strong> bmt<br />

sich im Notfall Ihres <strong>Tiere</strong>s annimmt,<br />

besprechen Sie diesen Wunsch mit uns<br />

und vermerken Sie auf dem Zettel, dass<br />

umgehend <strong>der</strong> bmt informiert werden<br />

muss, um das Tier zu betreuen<br />

Hinterlegen Sie gegebenenfalls auch<br />

bei Ihren Nachbarn die Nachricht, wen<br />

Sie im einzutretenden Fall mit <strong>der</strong> Pflege<br />

Ihres <strong>Tiere</strong>s betraut haben und geben<br />

Anschrift und Telefon mit an.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

23


T IERHEIM<br />

H AGE<br />

"Komm, wir riskieren das<br />

WIE AUS PECHVOGEL APOLL EIN GL<br />

Erinnern Sie sich an Apoll? Den Hund aus unserem letzten<br />

RdT (3/08), <strong>der</strong> mit Schrotkugeln im ganzen Körper ins<br />

Tierheim Hage gekommen war und unter je<strong>der</strong> Berührung<br />

zusammenzuckte? Jetzt ist aus Apoll Osborne geworden<br />

und nicht nur das: Der ehemalige Pechvogel ist einer <strong>der</strong><br />

größten Glückspilze aus Ostfriesland - und bestes Beispiel<br />

dafür, wie schnell sich ein Leben zum Guten än<strong>der</strong>n kann.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

Apoll mit seinen neuen Besitzern<br />

Dass <strong>der</strong> Eurasiermischling Pep sich<br />

nicht aufgegeben hat, ist <strong>der</strong> Ehrenamtlichen<br />

Hanne Rieken zu verdanken<br />

- da ist sich das Team vom Tierheim<br />

Hage sicher. "Der Hund hat einen ganz<br />

an<strong>der</strong>en Gesichtsausdruck bekommen,<br />

nachdem er bei Hanne eingezogen<br />

ist; man merkt, dass er jetzt endlich<br />

zufrieden ist", sagen die Mitarbeiter.<br />

Fast wäre Saskia Baumann an Apoll<br />

vorbeigegangen, als sie auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach einem neuen Hund in die Zwinger<br />

des Tierheims Hage schaute. Etwas<br />

enttäuscht, weil kein Funke übergesprungen<br />

war, warf sie noch einen Blick<br />

auf die Pinnwand mit den Vermittlungstieren<br />

und blieb dann an Apolls Profil<br />

hängen. Der Rüde war in diesem Moment<br />

im Freilauf und ahnte nicht, dass<br />

sich sein Schicksal gerade um 180<br />

Grad zu wenden begann…<br />

Glücklich erzählt sie ihrem Lebensgefährten<br />

Martin Schöning von dem<br />

Hund, und beide entschließen sich, es<br />

erstmalig mit einem Tierheimhund zu<br />

versuchen. "Es gehört schon ein wenig<br />

Mut dazu", sagt die junge Frau, "einen<br />

erwachsenen Hund bei sich aufzunehmen,<br />

von dem man so gar nichts weiß."<br />

Auch Apoll schien das ähnlich zu sehen<br />

und entschied sich erst einmal zur völligen<br />

Zurückhaltung in <strong>der</strong> fremden<br />

Umgebung. `Bitte nicht ständig anfassen<br />

und mich nicht ansprechen´, drückte<br />

in den ersten Tagen seine<br />

Körperhaltung aus - und die<br />

beiden Hundeliebhaber tolerierten<br />

seine unausgesprochene<br />

Bitte.<br />

Langsam begann sich <strong>der</strong> Rüde zu entspannen,<br />

nahm immer öfter Kontakt zu<br />

seinen neuen Menschen auf, genoss<br />

die Fahrten in den Pferdestall, die ausgedehnten<br />

Spaziergänge und überhaupt<br />

das lang vermisste Gefühl, endlich<br />

dazuzugehören. "Wir sind super<br />

glücklich mit ihm", sagt die halbtags<br />

arbeitende Saskia zu Dieter Kuhn, <strong>der</strong><br />

drei Monate nach <strong>der</strong> Aufnahme des<br />

Hundes noch einmal in Krummhörn bei<br />

Osborne vorbeischaut.<br />

Der Rüde hat dicke Freundschaft mit<br />

Katze Lilly geschlossen und dabei ihrer<br />

Schwester Emma deutlich gemacht,<br />

dass sie nicht mit seinen Annäherungsversuchen<br />

zu rechnen habe. Abgesehen<br />

von Emma, die er aus unerfindlichen<br />

Gründen ablehnt, ohne ihr<br />

dabei etwas antun zu wollen, liebt Osborne<br />

alle <strong>Tiere</strong>. "Egal, ob Rüde, Hündin,<br />

Pferd, Katze o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>es Tier -<br />

Osborne ist <strong>der</strong> Freund aller Vierbeiner",<br />

hat das junge Paar beobachtet<br />

Auch für Pep hat ein neues Leben begonnen<br />

"Ein älteres Tier schenkt so viel Freude"<br />

2006 wurde <strong>der</strong> Rüde in schlechtem<br />

Gesundheitszustand von einem jungen<br />

Paar abgegeben. Sie hatten den angebundenen<br />

Hund angeblich im Wald<br />

gefunden. Nachdem sich Pep erholt<br />

hatte, verging Woche um Woche, ohne<br />

dass sich etwas tat. Niemand interessierte<br />

sich für den Hund, keiner gab<br />

ihm eine Chance. Und eines Tages<br />

und ist darüber sehr glücklich, denn es<br />

macht jede Begegnung mit Artgenossen<br />

unproblematisch.<br />

Das einzige, was Osborne bis heute<br />

nicht mag, sind Spiele. "Er geht sofort in<br />

Deckung, wenn ich einen Ball o<strong>der</strong><br />

Stock werfe", beschreibt Saskia Baumann<br />

sein Verhalten, das sie sich mit<br />

möglichen Schlägen in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

erklärt. Doch diese Zeit ist vorbei,<br />

genauso wie seine anfängliche Scheu<br />

bei seinen neuen Besitzern. Mittlerweile<br />

for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Rüde seine Zuwendung<br />

und wird sogar schon ungeduldig,<br />

wenn auf seine Auffor<strong>der</strong>ung nicht sofort<br />

eine entsprechende Reaktion mit<br />

Streicheleinheiten erfolgt.<br />

Auf diesem Weg bedankt sich das Tierheim<br />

Hage herzlich bei allen Spen<strong>der</strong>n,<br />

die uns bei den OP-Kosten für Apoll<br />

unterstützt haben. In mehreren Operationen<br />

mussten dem Rüden die Schrotkugeln<br />

aus dem Körper geholt werden;<br />

er war angeschossen worden. Durch<br />

Ihre Hilfe tragen auch Sie Ihren Anteil<br />

daran, dass <strong>der</strong> Hund heute so glücklich<br />

und schmerzfrei leben<br />

kann.<br />

schien <strong>der</strong> stämmige Rüde zu<br />

resignieren; er lag in seinem<br />

Zwinger und ließ die Außenwelt<br />

mehr und mehr an sich<br />

vorbei gleiten…<br />

Aber auch für ihn hielt das<br />

Schicksal noch eine Überraschung<br />

bereit - und die hieß Hanne<br />

Rieken. 27 Jahre hatte sie aus beruf-<br />

24


mit einem Tierheimhund"<br />

T IERHEIM<br />

H AGE<br />

ÜCKSPILZ WURDE<br />

Röntgenbild: Apoll, von Kugeln durchsiebt<br />

lichen Gründen in Aurich gelebt und all<br />

die Jahre vom Deich geträumt. "Ich<br />

brauche das Wasser, die Sturmfluten,<br />

den Deich", sagt sie und liebkost den<br />

13 Jahre alten Pep. Sobald sich die<br />

Rentnerin in ihrem Häuschen eingerichtet<br />

hat, bietet sie dem Tierheim Hage<br />

ihre ehrenamtliche Mitarbeit an.<br />

Erst kümmert sie sich um den tauben<br />

Rüden Willi und nach seiner Vermittlung<br />

um Pep.<br />

Die Nordfriesin, die seit ihrer Kindheit<br />

Hunde hatte, erkennt sofort, dass Peps<br />

Sehnsucht nach einem eigenen Zuhause<br />

ihm das Tierheimleben immer<br />

schwerer macht. Sie nimmt ihn zu sich,<br />

obwohl sie weiß, dass die gemeinsamen<br />

Jahre gezählt sein werden. Denn<br />

<strong>der</strong> alte Pep hat schwere Arthrose und<br />

kann kaum noch laufen. Doch ihre<br />

pflegebedürftige Mutter, die 2 Häuser<br />

weiter lebt, hat einen Garten, in dem<br />

<strong>der</strong> Hund die Sonnenstrahlen genießen<br />

kann.<br />

"Ich möchte an alle Menschen appellieren",<br />

sagt die gebürtige Ostfriesin,<br />

"einem älteren Hund noch eine Chance<br />

zu geben - nichts macht ihn glücklicher,<br />

als ein schönes Zuhause bei liebevollen<br />

Menschen!"<br />

Pep mit seiner neuen<br />

Besitzerin<br />

Hanne Rieken<br />

HIER WIRD MENSCH UND TIER GEHOLFEN<br />

Neu: Sozialsprechstunde im TH Hage<br />

Jeden zweiten Dienstag im<br />

Monat findet im Tierheim<br />

Hage die neu eingerichtete<br />

Sozialsprechstunde für<br />

bedürftige Tierhalter statt.<br />

An diesen Tagen können<br />

sozialschwache Menschen<br />

ihre <strong>Tiere</strong> von Dr. Ely<br />

untersuchen und behandeln<br />

lassen. Die Hälfte <strong>der</strong><br />

anfallenden Kosten trägt das Tierheim<br />

Hage.<br />

Die seit 2,5 Jahren im Tierheim ehrenamtlich<br />

arbeitende Andrea Rump<br />

koordiniert die Termine für die die Sozialsprechstunde<br />

und die weiter laufenden<br />

Kastrationsaktionen. Auch hier<br />

trägt das Tierheim 50% <strong>der</strong> Kosten, um<br />

den Besitzern die Kastration ihrer Katzen<br />

zu "versüßen". "Die Sozialsprechstunde<br />

", sagt sie, "ist ein großartiges<br />

Angebot von Geschäftsstellenleiter<br />

Dieter Kuhn. "Denn wer leidet unter<br />

seinen finanzschwachen Besitzern?<br />

Das sind die <strong>Tiere</strong> und ganz beson<strong>der</strong>s<br />

dann, wenn sie chronisch krank sind."<br />

Die Sprechstunde wird von Hartz 4-<br />

Empfängern, Rentnern und Auszubildenden<br />

gut angenommen - die Resonanz<br />

freut Dieter Kuhn. "Wir wollen<br />

schließlich mit diesem Angebot dazu<br />

beitragen, dass mehr Katzen kastriert<br />

werden, um das ungeheure Ausmaß<br />

des Katzenelends in dieser Region zu beenden",<br />

sagt <strong>der</strong> Geschäftsstellenleiter.<br />

Auf Andrea Rump kann er sich dabei<br />

voll verlassen; sie betreut in ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit die Tierbesitzer<br />

und bereitet mit dem<br />

Tierheim-Team die Katzen<br />

für die Kastrationen vor.<br />

Die 33jährige ist in Ostfriesland<br />

keine Unbekannte:<br />

Die gelernte Raumausstatterin<br />

unterhält im<br />

Südbrookmerland (zwischen<br />

Aurich, Emden<br />

und Norden) einen<br />

Kleintierfriedhof. Mit<br />

sehr viel Einfühlungsvermögen<br />

für die trauernden<br />

Besitzer hat sie aus<br />

dem Friedhof eine Oase<br />

Dieter Kuhn des Friedens und <strong>der</strong> Ruhe<br />

gemacht. Ihr mit Blumen<br />

und Parkbänken ausgestatteter<br />

Kleintierfriedhof ist für Besucher<br />

offen und wird an Wochenenden von<br />

Ausflüglern, Fahrradfahrern und Touristen<br />

aufgesucht. Die meisten Gräber<br />

werden von den Besitzern liebevoll und<br />

fantasiereich gepflegt.<br />

Andrea Rump beerdigt verstorbene<br />

<strong>Tiere</strong> in Achtung vor dem Kummer <strong>der</strong><br />

Abschied nehmenden Menschen. Das<br />

Tier wird mit Blumen und Kerzen in einem<br />

Häuschen aufgebahrt, so dass die<br />

Besitzer die Möglichkeit haben, sich<br />

noch einmal zu verabschieden. In dieser<br />

Zeit hebt die 33jährige das Grab<br />

aus und deckt den Boden mit Tannen<br />

aus. Manchmal kann sie sich ihrer Tränen<br />

selbst nicht erwehren, wenn sie die<br />

<strong>Tiere</strong> gut gekannt hat o<strong>der</strong> mit ihren<br />

Haltern befreundet ist.<br />

565 <strong>Tiere</strong> sind inzwischen auf ihrem<br />

Friedhof beerdigt. Auf dem Gelände<br />

hängt eine Schautafel mit den aktuellen<br />

Vermittlungstieren des Tierheims<br />

Hage. Vier trauernde Hundehalter haben<br />

nach dem Abschied ihres Freundes<br />

einem Tierheimhund ein neues Zuhause<br />

geschenkt und haben<br />

diesen Schritt nicht bereut.<br />

Mehr zum Kleintierfriedhof<br />

unter<br />

www.kleintierfriedhof.de<br />

Andrea Rump<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

25


TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />

Oldies<br />

but Goldies<br />

Die wahren Schätze<br />

haben einen Seniorenpass<br />

Man kann einfach nicht genug "Werbung" für alte <strong>Tiere</strong><br />

machen. Denn sie sind es, die hinter den Tierheimmauern<br />

am meisten leiden. Die ihre Welt nicht mehr verstehen,<br />

das fremde Futter nicht fressen wollen und Angst<br />

vor den Artgenossen haben, mit denen sie hier auf engem<br />

Raum zusammenleben müssen. <strong>Tiere</strong>, die sich im<br />

schlimmsten Fall einfach aufgeben.<br />

Kennen Sie<br />

schon unseren<br />

neuen Tierheim<br />

Köln-Dellbrück<br />

Kalen<strong>der</strong>?<br />

Lassen Sie sich<br />

von Barry, Mario,<br />

Olivia und<br />

vielen an<strong>der</strong>en<br />

unserer vierbeinigen<br />

Bewohner<br />

durch das<br />

Jahr 2009 begleiten. Sie können den Kalen<strong>der</strong><br />

für 5 Euro im Tierheim kaufen o<strong>der</strong><br />

ihn bestellen (zzgl. 1,45 Porto).<br />

Es sind aber auch die <strong>Tiere</strong>, die teilweise sehr lange im Tierheim<br />

auf ein neues Zuhause warten müssen. Es versetzt uns immer wie<strong>der</strong><br />

einen Stich ins Herz, wenn wir in den Vermittlungsgesprächen<br />

hören, dass das Tier bloß nicht zu alt sein soll, damit man noch<br />

"etwas davon hat". Menschen, die so denken, haben bestimmt nie<br />

mit einem alten Tier zusammengelebt. Denn alte <strong>Tiere</strong> sind etwas<br />

Wun<strong>der</strong>bares.<br />

Fünf unserer wun<strong>der</strong>baren Wesen möchten wir Ihnen an dieser<br />

Stelle vorstellen. Es sind <strong>Tiere</strong>, für die wir uns nichts mehr wünschen,<br />

als dass sie spätestens zu Weihnachten auf einer warmen,<br />

gemütlichen Couch sitzen und so lange den Bauch gestreichelt<br />

bekommen, bis sie glücklich schlummern.<br />

Liebe Tierfreunde, vielleicht schauen Sie sich einmal in ihrer Wohnung<br />

um. Möglicherweise<br />

entdecken Sie ja<br />

TIERHEIMKALENDER 2009 ein kleines, gemütliches<br />

Plätzchen für einen unserer<br />

Senioren? Es ist vielleicht keine<br />

Freundschaft auf viele Jahre, aber<br />

es ist etwas ganz beson<strong>der</strong>es, ein<br />

altes Tier bei sich zu haben.<br />

Sicherlich muss ein altes Tier öfter zum Tierarzt als seine<br />

jungen Artgenossen und natürlich muss man bestimmte<br />

Kompromisse eingehen. Manche <strong>Tiere</strong> können keine Treppen<br />

mehr steigen, an<strong>der</strong>e werden inkontinent. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

werden vielleicht blind o<strong>der</strong> taub.<br />

Aber genau dann braucht ein Tier eine feste Bezugsperson,<br />

jemanden, auf den es sich verlassen kann. Wir würden uns<br />

sehr über Menschen freuen, die diese Hin<strong>der</strong>nisse nicht<br />

scheuen und sich bereit erklären, einem unser vorstellten<br />

Schützlinge ein schönes Zuhause für immer zu geben.<br />

Die <strong>Tiere</strong> werden es Ihnen danken. Versprochen.<br />

Der 14-jährige Nick kam nach sechs Jahren aus <strong>der</strong> Vermittlung zurück.<br />

Seine Besitzerin war mit ihrem Partner zusammengezogen,<br />

und Nick verstand sich nicht mit den dort vorhandenen Katzen. Der<br />

Kater litt in <strong>der</strong> ersten Zeit im Tierheim furchtbar. Einer ersten recht<br />

aggressiven Phase in <strong>der</strong> Quarantänestation folgte wochenlanges<br />

Vegetieren unter dem Sofa in unserem Katzenhaus. Mit viel Liebe<br />

und Geduld bauten unsere Pfleger sein Vertrauen wie<strong>der</strong> auf und<br />

ließen ihn spüren, dass das Leben durchaus lebenswert ist. Mittlerweile<br />

kommt sein schmusiges Gemüt wie<strong>der</strong> zu Tage, so dass einer<br />

baldigen Vermittlung eigentlich nun nichts mehr im Wege steht….<br />

Nick möchte Einzelkatze sein und seine morgendlichen Herztabletten<br />

in Leberwurst serviert bekommen. Er ist ein ausgesprochener<br />

Schoßkater, eignet sich an kalten Tagen wun<strong>der</strong>bar als Heizdecke.<br />

Nicht vergessen:<br />

Adventsbasar im<br />

TH Köln-Dellbrück<br />

am 13.12.2008<br />

Text und Fotos: Sylvia Hemmerling<br />

Nick<br />

26


TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />

Wer hat ein Herz für unsere Senioren-WG?<br />

Joda ist schon ein ganz beson<strong>der</strong>er Schlag Hund: Kaum größer als ein Kaninchen,<br />

lässt <strong>der</strong> resolute Hundeopa sowohl Artgenossen als auch Pfleger gerne mal<br />

stramm stehen. Fremde lässt er absolut nicht an sich heran. Wer weiß, welche<br />

schlechten Erfahrungen er gemacht hat. Der verwahrloste und verflohte Zustand,<br />

in dem Joda auf den Straßen Kölns aufgefunden<br />

wurde, spricht Bände. Für den<br />

kleinen Choleriker suchen wir ganz sensible<br />

Menschen, die ihm Zeit geben, sich<br />

wie<strong>der</strong> zurecht zu finden. Wir sind überzeugt,<br />

dass es gar nicht lange dauern<br />

wird, bis Joda in einem neuen Zuhause<br />

auftaut. Hier im Tierheim hat er einige<br />

wenige Menschen in sein Herz geschlossen.<br />

Von ihnen lässt er sich sogar auf den<br />

Arm nehmen. Der rüstige kleine Zwerg<br />

sollte auf jeden Fall als Einzelhund gehalten<br />

werden, denn er neigt zur Eifersucht<br />

und würde seinen vierbeinigen Mitbewohnern<br />

das Leben schwer Joda<br />

machen.<br />

Tiko<br />

"Der liebste Hund von Köln", das könnte<br />

an Tikos Zwinger stehen. Schon seinem<br />

freundlichen, ergrauten Gesicht kann<br />

man ansehen, dass er keiner Fliege etwas<br />

zu leide tun könnte. Mit einem dicken Geschwür<br />

an <strong>der</strong> Seite kam <strong>der</strong> Staffordshire-Mix<br />

als Findling zu uns. Schnell fanden<br />

wir seinen Besitzer heraus, doch statt großer<br />

Freude ernteten wir die Antwort, dass<br />

<strong>der</strong> Hund nicht mehr gewollt sei. Praktisch<br />

Bonnys Besitzerin verstarb in jungem Alter,<br />

und es gab lei<strong>der</strong> we<strong>der</strong> Verwandte noch<br />

Freunde, die sich um die schwarze Katze<br />

kümmern konnten o<strong>der</strong> wollten. Die leicht<br />

übergewichtige Samtpfote ist mit ihren zwölf<br />

Jahren im besten Katzenalter, hat keine<br />

Flausen mehr im Kopf und weiß genau, wie<br />

man uns Menschen um die Pfote wickelt.<br />

Spätestens wenn sie sich vor einem auf dem<br />

Rücken herumrollt, ist man ihrem Charme<br />

absolut erlegen.<br />

Hier im Tierheim fühlt Bonny sich nicht wirklich<br />

wohl, weil die an<strong>der</strong>en Katzen sie unterbuttern.<br />

Höchste Zeit also, auf ein gemütliches<br />

Sofa umzuziehen. Gegen die gepflegte<br />

Gesellschaft eines sehr lieben, älteren Katzenherrn<br />

hätte sie nichts einzuwenden.<br />

rausgeworfen. Mit 12 Jahren. Wir drücken Tiko ganz fest die Daumen, dass er, obwohl<br />

er ein so genannter "Anlagehund" ist, ganz schnell ein Zuhause findet. Einen Ort, an<br />

dem er ein gern gesehener Gast ist und an dem er für immer bleiben kann. Sein Geschwür<br />

wird in nächster Zeit noch operativ entfernt, ansonsten erfreut sich Tiko bester<br />

Gesundheit.<br />

Kontakt: Tierheim Köln-Dellbrück , Tel: (0221) 68 49 26<br />

Bonny<br />

Auch Kaninchen Hans ist nicht mehr <strong>der</strong> jüngste. Mit seinen ca.<br />

8 Jahren gehört er in unserer Kleintierabteilung bereits zu den<br />

Dienstältesten. Sein Alter macht es ihm nicht gerade einfach, ein<br />

neues Zuhause zu finden. Schon oft gab es Interessenten für den<br />

braunen Kaninchenmann, aber im letzten Moment hat man<br />

dann doch immer einem jüngeren Artgenossen den Vorzug gegeben.<br />

Uns tut das in <strong>der</strong> Seele weh, denn Hans kann man förmlich<br />

ansehen, wie traurig er hier im Tierheim ist. Im Dezember<br />

2007 wurde er zusammen mit einer Häsin in einem Karton ausgesetzt.<br />

Die beiden kamen zu uns und fühlten sich in <strong>der</strong> großen<br />

Freilaufbox sehr wohl. Dann starb die Häsin und seitdem sitzt<br />

Hans allein in einem Käfig. Für ihn suchen wir wirklich dringend<br />

ein schönes Zuhause mit viel Freilauf und einer langohrigen<br />

Partnerin, die gerne auch schon einen Seniorenpass haben darf.<br />

Hans<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

27


TH ARCHE<br />

N OAH<br />

Warum unsere <strong>Tiere</strong><br />

JOY, REX UND IHRE FREUNDE AU<br />

Joy - ein schöner, hoffnungsvoller Name für einen Hund. Doch die schwarze, an Epilepsie erkrankte Labradormixhündin<br />

hatte in ihrem Leben bisher wenig Freude: Schon mit 2-3 Jahren wird sie als vermeintliches<br />

Fundtier im Tierheim abgegeben und hat es bis heute nicht verlassen. Dabei<br />

ist die mittlerweile 5jährige eine temperamentvolle und nach anfänglicher Zurückhaltung<br />

zutrauliche Hündin.<br />

Für die durch die Erkrankung schwer vermittelbare Joy suchen wir nun Paten, die<br />

uns bei ihrem Unterhalt unterstützen. Und vielleicht findet Joy auf diesem Weg<br />

endlich Menschen, die ihr die Wärme und Geborgenheit schenken, nach <strong>der</strong><br />

sie sich bislang vergeblich gesehnt hat. Auch Bobi, Rex, Newton, Julee und<br />

die beiden Katzen Elly und Lukas warten auf ihre große Chance - und bis<br />

dahin würden wir uns über Ihre Hilfe in Form einer Patenschaft sehr freuen!<br />

Bevor wir Ihnen unsere Kandidaten gleich vorstellen, vorab eine kurze<br />

Info zur Patenschaft.<br />

Jedes Tier, das wir aus seiner Notlage heraus bei uns<br />

aufnehmen, wird in unserem Tierheim fürsorglich betreut.<br />

Unser Ziel ist es, diese Hunde, Katzen und Kleintiere<br />

wie<strong>der</strong> zu vermitteln - und zwar in ein Umfeld, in<br />

dem ihnen mit Liebe und Achtung begegnet wird.<br />

Die meisten unserer Schützlinge finden durch unser verantwortungsvolles<br />

Bemühen schnell wie<strong>der</strong> ein neues<br />

Zuhause. Doch, wie Sie sich sicher vorstellen können,<br />

gibt es immer auch Vierbeiner, bei denen eine Vermittlung<br />

schwierig bis unmöglich ist.<br />

Weil die <strong>Tiere</strong> sehr alt, chronisch krank o<strong>der</strong> so<br />

zurückhaltend <strong>gegen</strong>über Besuchern sind, dass<br />

sie keine Kontaktaufnahme zulassen.<br />

Es sind <strong>Tiere</strong>, die oft wenig Glück in ihrem Leben<br />

hatten: Schlechte Behandlung, Vernachlässigung,<br />

Verlust <strong>der</strong> Bezugsperson - die Gründe,<br />

warum ein Vierbeiner an Körper und Seele<br />

krank und letztendlich unvermittelbar wird,<br />

Joy - die schwarze Labradormixhündin<br />

wurde Ende 2005 als Fundtier ins Tierheim<br />

gebracht. Zu diesem Zeitpunkt<br />

war sie ca. 2 Jahre alt und an Epilepsie<br />

erkrankt, wie die tiermedizinische<br />

Untersuchung ergab. Mit den Medikamenten<br />

lässt sich die Anfallshäufigkeit<br />

auf 4-5 Mal im Jahr beschränken. Auf<br />

Fremde geht Joy laut bellend und auch<br />

drohend zu, ohne jedoch körperlichen<br />

Schaden zuzufügen. Im Gegenteil: Sobald<br />

sie die Chance hat, die Menschen<br />

bei einem Spaziergang o<strong>der</strong> gemeinsamer<br />

Beschäftigung, wie hier auf dem<br />

Foto beim Spiel auf <strong>der</strong> Wiese, kennen<br />

zu lernen, zeigt sie ihr anhängliches<br />

und liebes Wesen.<br />

Rex - <strong>der</strong> Schäferhund ist ca. 14 Jahre<br />

alt und hat vermutlich eine Vergangenheit<br />

als Ketten- o<strong>der</strong> Zwingerhund hinter<br />

sich. Er wurde am Tierheimtor angebunden.<br />

Der Rüde hat schwere<br />

Hüftprobleme, läuft den Umständen<br />

entsprechend aber wie<strong>der</strong> recht gut.<br />

Rex hat durch gezielte Bewegungsübungen<br />

mehr Muskeln im Tierheim<br />

aufgebaut und geht inzwischen wie<strong>der</strong><br />

spazieren. Allerdings macht ihm sein<br />

schwaches Herz zu schaffen.<br />

Bobbi - <strong>der</strong> Schäferhund ist ebenfalls<br />

schon drei Jahre im Tierheim. Als Notfall<br />

aus unserem Partnertierheim in Ungarn<br />

geholt, bleibt <strong>der</strong> Rüde noch immer<br />

auf Distanz. Vorsicht und Neugier<br />

sind die vorherrschenden Regungen,<br />

wenn ihm Fremde begegnen. Der inzwischen<br />

10 Jahre alte Rüde braucht<br />

ein Zuhause mit eingezäuntem Garten<br />

und hundeerfahrene Menschen, die<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

28<br />

Für diese <strong>Tiere</strong> aus <strong>der</strong> Arche Noah kö


Paten brauchen<br />

PATENSCHAFTEN<br />

S DER ARCHE NOAH<br />

sind vielfältig. Die Erfahrungen können wir solchen <strong>Tiere</strong>n<br />

nicht nehmen - aber wir können gemeinsam mit Ihnen eines<br />

tun: Dafür sorgen, dass keines dieser <strong>Tiere</strong> sein Leben im<br />

Tierheim beschließen muss.<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> schwer vermittelbaren Schützlinge lebt in<br />

unserer persönlichen Obhut hier mit uns im Tierheim und<br />

wartet ganz beson<strong>der</strong>s sehnsüchtig auf das "eigene Zuhause",<br />

in dem sie, von verständnisvollen Menschen umsorgt,<br />

vielleicht zum ersten Mal ein glückliches Familien-<br />

Leben führen können.<br />

Haben wir schließlich für diese <strong>Tiere</strong> ein neues Heim gefunden,<br />

übernimmt <strong>der</strong> bmt häufig die Kosten für die tierärztliche<br />

Betreuung und das Spezialfutter. Diese finanziellen<br />

Aufwendungen sind oft sehr hoch. Wenn Sie helfen<br />

möchten, dann übernehmen Sie bitte eine Patenschaft.<br />

Gerade Menschen, die selbst kein Tier halten können,<br />

gewinnen durch eine Patenschaft: Denn im Laufe <strong>der</strong><br />

Zeit baut sich eine recht enge Beziehung zu Ihrem<br />

Vierbeiner auf, für dessen Wohlergehen Sie ja sorgen.<br />

Das gilt umso mehr, wenn Sie seine Geschichte<br />

kennen - und nun plötzlich Teil seines<br />

Lebensweges werden.<br />

So werden Sie Pate<br />

Der bmt ermöglicht <strong>der</strong>zeit 205 <strong>Tiere</strong>n ein artgerechtes Leben<br />

in Pflegestellen, Auffangstationen und auf Gnadenbrothöfen.<br />

Es sind neben den unvermittelbaren Hunden und Katzen<br />

ehemalige Zirkustiere darunter, Labortiere, geschundene<br />

Pferde aus Tiertransporten und aus Privathand.<br />

Die monatlichen Kosten für ihren Unterhalt belaufen sich auf<br />

ca. 22.000 Euro.<br />

Wenn Sie für das Tierheim Arche Noah eine Patenschaft eingehen<br />

möchten,<br />

<br />

<br />

wählen Sie eines <strong>der</strong> hier vorgestellten <strong>Tiere</strong> aus<br />

und entscheiden sich für einen selbst bestimmten<br />

Monatsbeitrag (ab 15 Euro).<br />

Mit einer Patenschaft binden Sie sich nicht vertraglich an den<br />

bmt. Sie helfen, solange Sie können und wollen. Ihre Patenschaftsbeiträge<br />

sind steuerlich absetzbar.<br />

Weitere Auskünfte zur Vergangenheit Ihres <strong>Tiere</strong>s erhalten Sie<br />

im Tierheim. Bei Abschluss Ihrer Patenschaft bekommen Sie<br />

eine Urkunde mit einem Foto Ihres Schützlings und werden<br />

von den bmt-Mitarbeitern regelmäßig über sein Wohlergehen<br />

informiert. Nach Absprache mit dem Arche-Noah-Team<br />

können Sie "Ihre <strong>Tiere</strong>" auch besuchen (Adresse Seite 34).<br />

mit viel Geduld an den Vertrauensaufbau<br />

herangehen.<br />

Newton - <strong>der</strong> ruhige und souveräne<br />

Rottweiler (übrigens ein Schicksalsgenosse<br />

von Bobi) ist trotz seines fortgeschrittenen<br />

Alters von ca. 10-12 Jahren<br />

sehr agil und überwindet geschickt alle<br />

Zäune. Deshalb ist für ihn eine Wohnungshaltung<br />

ohne Garten mit ausgedehnten<br />

Spaziergängen ideal.<br />

Julee (Portrait oben) - kam vor einem<br />

Jahr als Fundhündin ins Tierheim. Die<br />

ca. 7jährige hat ein ruhiges Wesen und<br />

zeigt sich Fremden <strong>gegen</strong>über erst zurückhaltend,<br />

dann zunehmend freundlicher.<br />

Die Hündin ist ein Mix aus Dogge<br />

und Jagdhund und liebt ausgedehnte<br />

Spaziergänge.<br />

Elly - die verschmuste Katzendame<br />

wurde 12jährig vor unserem Tierheimtor<br />

ausgesetzt. "Großzügigerweise" gaben<br />

die unbekannten, ehemaligen Besitzer<br />

ihrem verstoßenen, nierenkranken<br />

Tier die Medikamente mit auf<br />

den Weg. Elly ist eine ruhige und<br />

freundliche Katze, die erst seit wenigen<br />

Monaten im Tierheim lebt.<br />

Lukas - <strong>der</strong> Kater wird "Dirty Harry"<br />

genannt, weil er ein kleiner Draufgänger<br />

ist. Er haut zu, wenn ihm etwas<br />

nicht passt - vermutlich die Folge<br />

schlechter Behandlung. Jedenfalls kam<br />

er in sehr kritischem Zustand Anfang<br />

des Jahres ins Tierheim; er war unterernährt,<br />

verwahrlost und nierenkrank,<br />

wie sich bei <strong>der</strong> Untersuchung herausstellte.<br />

Elly und Lukas haben sich angefreundet<br />

und könnten gut gemeinsam<br />

vermittelt werden.<br />

nnen Sie eine Patenschaft abschließen<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

29


Das Leid <strong>der</strong> ungewollten Katzen<br />

"Wenn ich ein Eisbär wäre ….<br />

...würden mich die Me<br />

Wenn ich ein Eisbär wäre und Knut hieße,<br />

dann bräuchte sich niemand mehr in <strong>der</strong><br />

Kasseler Wau-Mau-Insel Sorgen um die finanzielle<br />

Zukunft machen: Tausende von<br />

Besuchern würden kommen und mich besuchen<br />

wollen, die an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong> im Tierheim würden auch davon profitieren, es gäbe einen riesigen<br />

Presserummel um mich und meinesgleichen, viele Leute könnten uns täglich im Fernsehen<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zeitung abgebildet sehen, Musiker würden Katzenkin<strong>der</strong>lie<strong>der</strong> singen, die Firma Haribo<br />

würde eine Millionen köstlich schmeckende Katzenkin<strong>der</strong> aus Weingummi o<strong>der</strong> Lakritze herstellen,<br />

es würden Bücher über mich geschrieben und Filme gedreht werden.<br />

Von Karsten Plücker<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

Als am 5. Dezember 2006 im Zoologischen<br />

Garten Berlin die Eisbärin Tosca<br />

zwei männliche Jungtiere zur Welt<br />

bringt, ahnt noch niemand etwas von<br />

<strong>der</strong> Popularität, die Knut in seinem ersten<br />

Lebensjahr erlangen wird.<br />

Das Muttertier nimmt den Nachwuchs<br />

nicht an, und Knuts Bru<strong>der</strong> verstirbt<br />

nach nur vier Tagen. Knut wird von seiner<br />

Mutter Tosca getrennt und fortan<br />

durch ein Team des Berliner Zoos versorgt.<br />

Sicherlich ist die Geburt des kleinen<br />

Eisbären, tausende Kilometer jenseits<br />

seines natürlichen Lebensraumes,<br />

etwas Beson<strong>der</strong>es und berührt die<br />

Menschen in aller Welt.<br />

Aber in Deutschland wurden seit 1980<br />

rund 70 Eisbärenkin<strong>der</strong> geboren, was<br />

also macht die Faszination "Knut" aus<br />

und warum geraten an<strong>der</strong>e Tierkin<strong>der</strong><br />

in Vergessenheit und werden von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft einfach weggeworfen? In<br />

Deutschland leben beispielsweise geschätzte<br />

7,8 Millionen Katzen. Hun<strong>der</strong>ttausend<br />

landen jedes<br />

Jahr im<br />

Tierheim,<br />

allein in <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel haben<br />

wir dieses Jahr 500 Katzen aufgenommen,<br />

davon 150 Katzenkin<strong>der</strong> mit<br />

und ohne Muttertier.<br />

Alle deutschen Tierheime zusammen<br />

können nicht ca. 10 Millionen Euro<br />

Spenden für Katzenkin<strong>der</strong> verbuchen,<br />

so wie <strong>der</strong> Zoo in Berlin an Mehreinnahmen<br />

durch Knut erwirtschaften<br />

konnte.<br />

Abgesehen davon<br />

stellt sich<br />

die Frage, ob<br />

Knut sein Leben<br />

im Berliner<br />

Zoo gefällt<br />

o<strong>der</strong> er<br />

nicht doch<br />

eher frei nach<br />

dem<br />

Lied von Grauzone "Ich<br />

möchte ein Eisbär sein im kalten<br />

Polar" leben möchte?!<br />

Von Deutschlands beliebtestem<br />

Haustier, <strong>der</strong> Katze, kann angesichts<br />

des immer schlimmer werdenden<br />

Katzenelends hierzulande<br />

nicht die Rede sein.<br />

Die Schere zwischen Arm und Reich<br />

klafft auch für Katzen immer weiter<br />

auseinan<strong>der</strong>. Auf <strong>der</strong> einen Seite gibt es<br />

fürsorgliche Katzenbesitzer, die ihren<br />

Katzen ein Leben in Luxus ermöglichen,<br />

und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite leben unzählige<br />

Katzen völlig unterversorgt.<br />

Nicht einmal die notwendigsten<br />

medizinischen<br />

Behandlungen,<br />

wie Entwurmung,<br />

Entflohung o<strong>der</strong> Kastrationen<br />

werden von ihren Besitzern<br />

durchgeführt, so dass immer mehr,<br />

größtenteils heimatlose, Katzen auf<br />

Deutschlands Straßen unterwegs sind.<br />

96 % <strong>der</strong> im letzten Jahr bei uns aufgenommen<br />

Katzen waren nicht<br />

geimpft, 72 % nicht kastriert. Somit stei-<br />

30


TH WAU-MAU-INSEL<br />

(kin<strong>der</strong>)<br />

nschen lieben!"<br />

gen die Kosten, nicht nur bei uns, son<strong>der</strong>n<br />

in allen Tierschutzvereinen, überproportional<br />

an.<br />

Die Vermittlung wird auch immer<br />

schwieriger, da Bauernhofkatzen über<br />

Zeitung und Internet oftmals verschenkt<br />

werden. Dass unsere Katzen alle medizinisch<br />

versorgt sind, ist vielen Menschen<br />

egal. Sie gehen sowieso nicht<br />

zum Tierarzt. Das kostet Geld, und es<br />

geht "nur" um eine Katze.<br />

Es fällt bisweilen schwer zu verstehen,<br />

warum auf <strong>der</strong> einen Seite eine Knutmanie<br />

ausbricht und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite Zehntausende von mindestens<br />

ebenso reizenden Katzenkin<strong>der</strong>n unbeachtet<br />

ihr Dasein fristen und ihr Schicksal<br />

in die Hände von engagierten Tierschützern<br />

gelegt wird.<br />

Ein großer Staatsmann, Mahatma<br />

Gandhi, sagte: "Die Größe und den<br />

moralischen Fortschritt einer Nation<br />

kann man daran messen, wie sie die<br />

<strong>Tiere</strong> behandelt."<br />

In Bezug auf Katzen und Deutschland<br />

kann man da nur von einem Rückschrit<br />

sprechen. Oft regen wir uns zu Recht<br />

über die Behandlung <strong>der</strong> Hunde im<br />

Ausland auf, aber wie gehen wir mit<br />

Katzen und Kleintieren in Deutschland<br />

um?<br />

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige<br />

unserer Samtpfoten in Not vorstellen,<br />

die auch gerne ein Eisbär wären.<br />

Selbstverständlich finden Sie in allen<br />

unseren Tierheimen auch noch viele<br />

"Katzennotfelle", die ein Recht auf die<br />

Sonnenseite des Lebens haben. Unsere<br />

Katzen brauchen, gerade in Zeiten<br />

einer drohenden Rezession, mehr denn<br />

je Ihre Unterstützung in Form von Spenden<br />

und Adoptionsplätzen.<br />

Katze Daisy, 2 Jahre, kastriert, im<br />

Tierheim seit 14.12.2007: eigenwillige,<br />

aber liebenswerte Charakterkatze<br />

sucht Menschen mit Katzenerfahrung,<br />

die sie nehmen, wie sie ist. Auf die Gesellschaft<br />

von Artgenossen kann sie<br />

verzichten - nur auf Freigang nicht.<br />

Katze Frieda, 3 Jahre, kastriert, im<br />

Tierheim seit 22.7.2007: eine Katzenpersönlichkeit,<br />

die sehr im Tierheim leidet,<br />

und sich durch den langen Aufenthalt<br />

bereits Kummerspeck angefuttert<br />

hat. Frieda wünscht sich ein Zuhause<br />

mit Freigang und ohne Artgenossen.<br />

Behin<strong>der</strong>ter Kater Paul, 1 Jahr, kastriert,<br />

im Tierheim seit 22.5.2008:<br />

Paul ist ein liebenswerter und anhänglicher<br />

Kater, <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> auch ein kleiner<br />

Notfall ist. Paul leidet unter motorischen<br />

Störungen, d.h. er weist einen<br />

leicht schwankenden Gang auf, kommt<br />

damit aber super zurecht und springt<br />

auch problemlos auf jede Couch. Darüber<br />

hinaus ist er nicht ganz stubenrein,<br />

er benutzt häufig das Katzenklo,<br />

verliert aber ab und zu etwas Kot. Wir<br />

wünschen uns daher für ihn ein Zuhause<br />

mit Freigang in einer absolut ruhigen<br />

Wohnlage.<br />

Samtpfoten in Not<br />

Daisy<br />

Frieda<br />

Paul<br />

Dreibeiniger Kater Sankt Petrus,<br />

Alter unbekannt, kastriert, dreibeinig,<br />

im Tierheim seit 3.11.2008: Sankt Petrus<br />

ist als Fundkater verletzt zu uns gebracht<br />

worden. Lei<strong>der</strong> musste sein linkes<br />

Vor<strong>der</strong>bein amputiert werden. Der<br />

verschmuste und anhängliche Sankt<br />

St.Petrus<br />

Petrus kommt mit dieser Behin<strong>der</strong>ung<br />

gut zurecht, sollte allerdings als Wohnungskater<br />

gehalten werden. Gegen<br />

einen gut gesicherten Balkon/Terrasse<br />

hätte er natürlich nichts einzuwenden.<br />

Katzenkin<strong>der</strong>!<br />

In diesem Herbst haben wir bereits sehr<br />

früh zahlreiche heimatlose Katzenkin<strong>der</strong><br />

bei uns aufgenommen. Zur Zeit<br />

warten in <strong>der</strong> Kasseler Wau-Mau-Insel<br />

ca. 20 Katzenkin<strong>der</strong> auf ein liebevolles<br />

Zuhause.<br />

31


K ATZENHAUS<br />

L UTTERTAL<br />

Die Wilden von <strong>der</strong> Reinhäuser Landstraße<br />

Der bmt hilft<br />

Straßenkatzen<br />

Vielleicht erinnern Sie sich an folgenden Fall aus dem<br />

Jahr 2007? In Göttingen lebten 26 Katzen auf einem<br />

verwil<strong>der</strong>ten Grundstück - <strong>der</strong> Bewohner des baufälligen<br />

Hauses wurde ins Krankenhaus gebracht und konnte<br />

sich nicht mehr um die <strong>Tiere</strong> kümmern. Das bmt-Katzenhaus<br />

und die Göttinger Katzenhilfe übernahmen die<br />

tiermedizinische Versorgung, Kastration und regelmäßige<br />

Fütterung.<br />

Aber wie ging es weiter in dieser Geschichte, die lange<br />

Zeit auch die regionale Presse beschäftigte? Monica<br />

Bossmann, die Leiterin des Katzenhauses, berichtet:<br />

Im August 2008 wurde das Grundstück,<br />

auf dem die Katzen lange Jahre<br />

wild gelebt hatten, verkauft. Der neue<br />

Besitzer duldete zwar die <strong>Tiere</strong> auf dem<br />

Gelände, ließ sie aber nicht mehr ins<br />

Haus.<br />

Zwei <strong>Tiere</strong> sind inzwischen zutraulich<br />

und lassen sich anfassen - sie wären also<br />

in ein schönes Zuhause vermittelbar.<br />

men? Dass wir im vergangenen Jahr so<br />

aktiv helfen konnten, ist auch Ihrer<br />

Großzügigkeit zu verdanken. Denn Sie<br />

haben auf die Berichte in <strong>der</strong> Presse hin<br />

gespendet - unseren herzlichen Dank<br />

an dieser Stelle.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

Stattdessen stellte er uns ein Gartenhaus<br />

zur Verfügung, das allerdings völlig<br />

verkommen war. Wir starteten einen<br />

Aufruf in <strong>der</strong> Zeitung und freuten uns<br />

sehr, als sich viele Helfer meldeten. Gemeinsam<br />

haben wir das Gartenhäuschen<br />

entrümpelt, den Müll entsorgt und<br />

Fenster zum Witterschutz eingesetzt.<br />

Und nach und nach sind die Katzen<br />

tatsächlich in ihre neue Bleibe eingezogen….<br />

Vorher: Das verwahrloste<br />

Gartenhaus<br />

Nacher: Vorübergehende<br />

Zuflucht für die Katzen<br />

Ca. sechs Katzen, vermuten wir, sind im<br />

Laufe des Jahres gestorben, so dass wir<br />

die Gesamtanzahl <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> auf noch<br />

etwa 18 schätzen. Immer wie<strong>der</strong> fallen<br />

uns kranke Katzen auf, die wir mühsam<br />

einfangen müssen, um sie tierärztlich<br />

versorgen zu lassen.<br />

Der Kater, den wir heute in die Praxis<br />

gebracht haben, leidet unter einer<br />

schweren Lungenentzündung. An<strong>der</strong>e<br />

haben vereiterte Augen. Deshalb unsere<br />

große Bitte an Sie: Wer wäre bereit,<br />

eine o<strong>der</strong> mehreren Katzen bei sich auf<br />

dem Hof o<strong>der</strong> im Garten aufzuneh-<br />

Bitte unterstützen Sie auch weiterhin<br />

unsere Arbeit, denn gerade in Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

ist das Katzenelend beson<strong>der</strong>s<br />

groß. Nur mit Ihren Spenden sind wir in<br />

<strong>der</strong> Lage, Kastrationen durchführen zu<br />

lassen.<br />

Und wenn Sie nun unseren "wilden<br />

Freunden" von <strong>der</strong> Reinhäuser Landstraße<br />

helfen möchten, dann entwe<strong>der</strong><br />

durch<br />

eine Futterpatenschaft<br />

die Aufnahme einer o<strong>der</strong> mehrerer<br />

Katzen<br />

projektbezogene Spenden für<br />

Kastrationsaktionen.<br />

Spendenkonto<br />

Stichwort: Wilde Katzen<br />

Postbank Hannover<br />

Kto. 732 223 06<br />

BLZ<br />

250 100 30<br />

32


mt zur Seehofer-Nachfolge<br />

A US UNSERER A RBEIT<br />

"WIR ERWARTEN STÄRKERES ENGAGEMENT IM TIERSCHUTZ!"<br />

Unmittelbar nach Ernennung von Ilse Aigner als neue <strong>Bund</strong>esministerin<br />

für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz<br />

hat <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esvorsitzende des bmt, Dr. Jörg Styrie, in einem<br />

persönlichen Schreiben <strong>der</strong> CSU-Abgeordneten zur Wahl gratuliert.<br />

Er formulierte in seinem Schreiben die Hoffnung, dass von<br />

<strong>der</strong> neuen <strong>Bund</strong>esministerin eindeutig mehr Impulse für den<br />

Tierschutz ausgehen als von Horst Seehofer.<br />

"Wir erwarten insbeson<strong>der</strong>e, dass im<br />

Bereich <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Tierhaltung<br />

die <strong>Bund</strong>esregierung von ihrem<br />

beklagenswerten Kurs abgeht, lediglich<br />

die minimalen EU-Standards in<br />

Deutschland 1:1 umzusetzen", so Dr.<br />

Jörg Styrie. Auch bei den Regelungen<br />

zur Haltung von <strong>Tiere</strong>n wildleben<strong>der</strong><br />

Arten in Zoo und Zirkus müsse<br />

Deutschland seinen Dornröschenschlaf<br />

beenden.<br />

Deutschland sollte in Sachen Tierschutz<br />

endlich eine Vorreiterrolle in<br />

Europa übernehmen. "Der personelle<br />

Wechsel sollte von <strong>der</strong><br />

<strong>Bund</strong>esregierung als Chance verstanden<br />

werden, den Tierschutz auf ein verantwortbares<br />

Niveau zu heben", appellierte<br />

<strong>der</strong> bmt-Vorsitzende an die neue<br />

Ministerin.<br />

Lei<strong>der</strong> war die Tierschutzbilanz in <strong>der</strong><br />

Amtszeit von Horst Seehofer unzureichend,<br />

weil nicht nur viele wichtige<br />

Tierschutzthemen auf <strong>der</strong> Strecke geblieben<br />

sind, son<strong>der</strong>n z.T. sogar massive<br />

Verschlechterungen zu beklagen<br />

sind. So wurde das vorgesehene Verbot<br />

<strong>der</strong> Käfighaltung für Legehennen aufgehoben,<br />

ein Verbot des tierquälerischen<br />

Schächtens und ein Verbot <strong>der</strong><br />

Wildtierhaltung in Zirkussen nicht umgesetzt.<br />

Ebenfalls hat die Anzahl von<br />

Tierversuchen unter <strong>der</strong> Seehofer-Regie<br />

deutlich zugenommen.<br />

Keine Fallenjagd auf Mar<strong>der</strong>hunde in Thüringen!<br />

bmt kritisiert geplantes Vorhaben ausdrücklich<br />

Anfang November kündigte das Thüringer Forstministeriums<br />

an, die Jagd auf den Mar<strong>der</strong>hund zu verstärken und zukünftig<br />

die <strong>Tiere</strong> auch mit Fallen zu bejagen. Begründet wurde<br />

dies damit, dass <strong>der</strong> Mar<strong>der</strong>hund den Bestand einheimischer<br />

Vogelarten bedrohe.<br />

Der bmt kritisiert dieses Vorhaben und for<strong>der</strong>te den Landwirtschaftsminister<br />

von Thüringen schriftlich auf, die Jagd auf<br />

Mar<strong>der</strong>hunde einzustellen, erst recht die angekündigte tierschutzwidrige<br />

Fallenjagd.<br />

Der Mar<strong>der</strong>hund gehört zu den<br />

Neubürgern in Deutschland und<br />

wurde 1960 in Deutschland erstmals<br />

nachgewiesen. In Thüringen<br />

wird <strong>der</strong> Bestand auf etwa 300 <strong>Tiere</strong><br />

geschätzt, eine Bedrohungssituation<br />

für an<strong>der</strong>e Tierarten ist aufgrund<br />

dieser geringen Anzahl völlig<br />

unwahrscheinlich. Zudem ist auch<br />

bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen,<br />

dass eine Gefährdung<br />

an<strong>der</strong>er Tierarten durch den Mar<strong>der</strong>hund<br />

besteht. Mar<strong>der</strong>hunde<br />

Der Mar<strong>der</strong>hund ist ein Neubürger<br />

sind Allesfresser, die sich im Sommer und Herbst überwiegend<br />

von Pflanzen und Beeren ernähren. Ansonsten fressen<br />

sie Mäuse, Vögel, Eier, Fische, Kröten, Schnecken und Insekten.<br />

Auch Aas verschmähen sie nicht. In 77 % aller Jungtiermägen<br />

fanden sich 2006 in einer Untersuchung Insekten und<br />

nur in geringem Umfang Säugetiere und Vogelreste. Da <strong>der</strong><br />

Mar<strong>der</strong>hund zum Klettern gar nicht in <strong>der</strong> Lage ist, ist die Gefahr<br />

des Nestraubes bei Vögeln gering. Die angekündigte<br />

verschärfte Bejagung durch den Einsatz<br />

mit Totschlagfallen ist vor diesem<br />

Hintergrund tierschutzrechtlich<br />

deshalb als völlig unverhältnismäßig<br />

zu werten, zumal keine Totschlagfalle<br />

den im Jagd- und Tierschutzrecht<br />

gefor<strong>der</strong>ten augenblicklichen<br />

Tod <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> tatsächlich gewährleisten<br />

kann.<br />

Eine Stellungnahme des Thüringischen<br />

Fortsministeriums lag bis zur<br />

Drucklegung dieses Heftes noch<br />

nicht vor.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

33


B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />

MIT 11 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />

HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />

Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />

Rumänien und Ungarn<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

VORSTAND<br />

1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />

Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -12, Fax (07121) 820 17 -18<br />

<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />

Hans Hoffsümmer, Gierather Str. 51<br />

51469 Bergisch Gladbach<br />

Tel. (02202) 59517, Fax (01805) 62 45 62-11415<br />

<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />

Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />

Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />

LANDESVERBÄNDE<br />

LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />

Leiterin (TH): Petra Zipp<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />

Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />

LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />

Leiterin: Ewa Gara<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />

LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />

Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />

LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />

Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />

„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />

Leiter (TH): Frank Weber<br />

Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />

Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />

LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />

(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />

Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />

Leiter (TH): Christian Werner<br />

“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />

Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />

2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />

Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />

Leiter (TH): Karsten Plücker<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />

LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />

(www.tierheim-arche-noah.de)<br />

Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40<br />

Leiterin (TH): Verena Krüpe,<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />

2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />

Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />

Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />

Mitglie<strong>der</strong>- und Spendenverwaltung durch das<br />

Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Kassel<br />

3. Geschäftsstelle Norden<br />

Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />

Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />

Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />

Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />

LV NRW<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />

(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />

Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />

Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />

2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />

Leiterin: Dagmar Weist<br />

Drosselweg 15, 47661 Issum<br />

Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />

Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />

WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />

Mike Ruckelshaus<br />

(mike.ruckelshaus@web.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />

Torsten Schmidt<br />

(info-pfullingen@bmt-tierschutz.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Tel. (07121) 820 17 13, Fax (07121) 820 17 18<br />

Claudia Lotz (Redakteurin)<br />

(lotzcl@nexgo.de)<br />

Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,<br />

Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />

Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)<br />

(huglichterfeld@compuserve.de)<br />

Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen<br />

Tel. (02045) 23 54<br />

www.bmt-tierschutz.de<br />

34


Z U GUTER L ETZT<br />

WELPENTAGE IM<br />

TIERHEIM ELISABETHENHOF<br />

7 Junghunde erkunden die<br />

Welt<br />

Im Elisabethenhof geht in diesen<br />

Tagen die Post ab: Sieben<br />

Junghunde, alle zwischen März<br />

und Mai geboren, bereiten sich<br />

auf ihren großen Start als Familienhund<br />

vor. Doch noch<br />

nehmen die Kleinen kaum etwas<br />

ernst: Sie tollen, toben,<br />

raufen - und das ganz beson<strong>der</strong>s, wenn sie in ihren vier Wänden<br />

besucht werden. Hier bestürmen sie gerade Geschäftsstellenleiter<br />

Mike Ruckelshaus, mit ihnen zu spielen. Mehr Infos zu<br />

den jungen Wilden erhalten Sie im Tierheim unter Tel: 06035/<br />

5916 o<strong>der</strong> www.th-elisabethenhof@bmt-tierschutz.de<br />

NOTFALL RINGO<br />

Wer hat ein Herz<br />

für einen Dreibeiner?<br />

"Das wäre ein wirklich schönes<br />

Weihnachtsgeschenk für uns<br />

alle", sagt Mike Ruckelshaus,<br />

"wenn jemand sein Herz für<br />

Ringo entdecken würde." Der 2<br />

Jahre alte Rüde kam als Notfall<br />

aus unserem Partnertierheim in<br />

Pecs mit einer gebrochenen<br />

Pfote zu uns. Weil die Verletzung<br />

nicht behandelt wurde, hatte sich die Pfote bereits so stark<br />

entzündet, dass Antibiotika nicht mehr ansprachen und amputiert<br />

werden musste. Doch Ringo arrangiert sich gut mit seiner<br />

Dreibeinigkeit - aber weniger gut mit seinem Tierheimleben. Der<br />

kastrierte, verträgliche Rüde ist sehr anhänglich und bräuchte<br />

schnell ein schönes Zuhause. Kontakt wie oben.<br />

DOG AND CAT<br />

DOG AND CAT<br />

IHRE FREUNDE<br />

FÜR DIE NÄCHSTEN JAHRE!<br />

Suchen Sie noch ein schönes und<br />

sinnvolles Weihnachtsgeschenk?<br />

Der Erlös dieser edlen und sehr robusten<br />

Schlüsselanhänger kommt<br />

direkt unseren <strong>Tiere</strong>n zugute.<br />

Bestelladresse:<br />

Hauptgeschäftsstelle München,<br />

Viktor Scheffel-Straße 15,<br />

ÜBERGABE<br />

DER PROTESTKARTEN<br />

Wie die Chinesische Botschaft die<br />

Annahme verzögerte<br />

Wie Sie wissen, startete <strong>der</strong> bmt mit den Olympischen<br />

Spielen in Peking zeitgleich seine Kampagne<br />

für ein Tierschutzgesetz in China.<br />

10.957 Protestkarten konnten wir bis zum Welttierschutztag<br />

sammeln und noch einmal 1.141<br />

online gesammelte Unterschriften.<br />

Weitaus schwieriger als die Mobilisierung von<br />

Mitglie<strong>der</strong>n und Tierfreunden gestaltete sich die<br />

Kontaktaufnahme zur Chinesischen Botschaft,<br />

um die Unterschriften zu überreichen. Woche<br />

um Woche wurde bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg<br />

Styrie von einer Botschafts-Mitarbeiterin vertröstet,<br />

ein versprochener Termin kurzfristig zurück<br />

gezogen und schließlich die Möglichkeit<br />

eröffnet, die Protestnoten ohne nähere Gespräche<br />

im Gebäude abzugeben.<br />

Auch mit den Pro-Tibet-Demonstranten sei ähnlich<br />

verfahren worden, erklärt uns ein Polizist.<br />

Man habe den Bürgerprotest als Ausdruck gelebter<br />

Demokratie einfach ignoriert. Doch zumindest<br />

öffnet sich für uns plötzlich das Tor auf<br />

das Gelände <strong>der</strong> festungsartig gesicherten Botschaft<br />

am Märkischen Ufer. Dr. Jörg Styrie und<br />

sein ehrenamtlicher Helfer, Peter Gliese, dürfen<br />

im Eingangsbereich die Kartons mit den Unterschriften<br />

absetzen und unser Schreiben mit Anliegen<br />

dem Pförtner übergeben.<br />

"Ich halte es gerade bei nicht demokratischen<br />

Regierungen für sehr wichtig, seinen friedlichen<br />

Protest immer wie<strong>der</strong> deutlich zu machen", sagt<br />

<strong>der</strong> bmt-Vorsitzende. "Steter Tropfen höhlt den<br />

Stein!"<br />

Ihnen allen unseren herzlichen Dank für Ihre<br />

Unterstützung; wir werden weiter versuchen,<br />

den Tierschutz in China voranzutreiben.<br />

80808 München, Tel: 089/ 38 39 52 13 o<strong>der</strong> unter gara@bmt-muenchen.com<br />

Kosten: 13,50 Euro zuzüglich Versand (1,45 Euro).<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

35


„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />

<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />

Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />

Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />

Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />

Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />

ALLEN TIERFREUNDEN WÜNSCHEN WIR EINE BESINNLICHE WEIHNACHTSZEIT!<br />

Mit großen Schritten geht das Jahr zu<br />

Ende. Dank Ihrer Hilfe haben wir viel für<br />

<strong>Tiere</strong> erreicht - doch bleibt noch immer<br />

unendlich mehr zu tun.<br />

Seien es die ausgesetzten und<br />

verstossenen Heimtiere, die Hühner in<br />

den Käfigen, die Zirkustiere o<strong>der</strong> die<br />

armen Lebewesen, die in Tierversuchen<br />

unbeschreibliches Leid ertragen müssen.<br />

All diese <strong>Tiere</strong> brauchen unsere Hilfe.<br />

Bitte unterstützen Sie uns auch im<br />

kommenden Jahr, damit wir für die <strong>Tiere</strong><br />

da sein können.<br />

Wir freuen uns auf ein gemeinsames und<br />

für die <strong>Tiere</strong> erfolgreiches Neues Jahr.<br />

Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />

werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />

(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />

Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />

spende hiermit EUR ..................................................................................................................................................................<br />

Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />

PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />

Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />

Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />

(Die Spendenkonten finden Sie auf S.34)<br />

ÜBERREICHT VON:<br />

Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.

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