Download PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
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Nr. 4 Dezember 2008<br />
DAS RECHT DER TIERE<br />
WIEDER FALL VON ANIMAL HOARDING<br />
Alles über die<br />
Rettungsaktion<br />
des bmt<br />
ALARMIEREND<br />
IMMER MEHR<br />
UNGEWOLLTE<br />
KATZEN(KINDER)<br />
MISSSTAND<br />
DIE WENIGSTEN<br />
KANINCHEN WERDEN<br />
ARTGERECHT GEHALTEN<br />
FIT & GESUND<br />
MIT FLEISCHLOSER<br />
ERNÄHRUNG<br />
HAPPY END<br />
PEP UND APOLL -<br />
DIE GLÜCKSPILZE<br />
AUS OSTFRIESLAND<br />
BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.
I NHALT<br />
INHALT<br />
EDITORIAL 3<br />
TITELTHEMA 4<br />
Neuer Fall von Animal Hoarding<br />
Die heulenden Hunde von Parchim<br />
TIERSCHUTZPOLITIK I 7<br />
Kein Rot-Grün in Hessen: Rückschlag für den Tierschutz<br />
Stop: Neues Eier-Siegel ist Verbrauchertäuschung<br />
AKTUELL 8<br />
Interview mit Ernährungswissenschaftler<br />
Fleischlos glücklich - Die Fakten über Vegetarismus<br />
Seite 4<br />
Animal Hoarding<br />
bmt rettet verwahrloste Hunde<br />
TIERSCHUTZPOLITIK II 11<br />
Proteste in den Nie<strong>der</strong>landen erfolgreich - RAD abgeschafft!<br />
Mehr Tierschutz? Neue EU-Schlachtverordnung im Gespräch<br />
KANINCHENHALTUNG 12<br />
Die Kleinen mit den großen Ansprüchen<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ 16<br />
Licht und Schatten:<br />
Die schwarzen Freitage in Rumänien<br />
Seite 12<br />
Kaninchen<br />
Oft Missstände in Privathaltungen<br />
IN EIGENER SACHE 20<br />
Testamente für bmt - Über das Leben hinaus <strong>Tiere</strong>n helfen<br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
TH Hage Die Glückspilze Pep und Apoll 24<br />
TH Köln-Dellbrück Oldies but Goldies 26<br />
TH Arche Noah Wollen Sie Pate werden? 28<br />
TH Wau-Mau-Insel Das Leid herrenloser Katzen 30<br />
Katzenhaus Schnelle Hilfe für Samtpfoten 32<br />
AUS UNSERER ARBEIT 33<br />
Seehofer-Nachfolge: Die For<strong>der</strong>ungen des bmt<br />
bmt verurteilt Fallenjagd auf Mar<strong>der</strong>hunde in Thüringen<br />
Seite 16<br />
Auslandstierschutz<br />
Wie geht es weiter in Rumänien?<br />
ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 34<br />
ZU GUTER LETZT 35<br />
China-Kampagne: Protest-Postkarten übergeben<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
2<br />
Beitrittserklärung 36<br />
Impressum<br />
DAS RECHT DER TIERE Nr. 4/2008<br />
Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des „<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />
Redaktion:<br />
Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Torsten Schmidt<br />
Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />
Artgerchte Offenstallhaltung<br />
Seite 30<br />
Alarmierend<br />
Immer mehr ungewollte<br />
Katzen(kin<strong>der</strong>)<br />
Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />
Titelbild: Katzenkind aus dem Tierheim Wau-Mau-Insel<br />
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Auflage: 47.400 Exemplare
E DITORIAL<br />
AUF EIN WORT…<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />
HERZLICHEN DANK FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG<br />
erneut geht ein aufregendes Tierschutzjahr dem Ende ent<strong>gegen</strong>.<br />
Rückblickend sind es beson<strong>der</strong>s die Ereignisse mit gutem Ausgang, die mir<br />
sofort in Erinnerung kommen. Da ist zum Beispiel Apoll, ein Hund, <strong>der</strong><br />
mehrfach angeschossen wurde und sich im Tierheim Hage kaum anfassen<br />
ließ, weil die Projektile in seinem Körper unsägliche Schmerzen verursachten.<br />
Dass <strong>der</strong> Rüde wie<strong>der</strong> gesund wurde, ist <strong>der</strong> gemeinschaftlichen Anstrengung<br />
des Tierheims und Tierarzt Dr. Ely zu verdanken, die Apoll´s Schmerzen<br />
akribisch auf den Grund gingen.<br />
bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />
Wie schön, dass sich schon kurze Zeit danach eine glückliche Vermittlung ergab und Apoll, <strong>der</strong> jetzt Osborne heißt,<br />
die Sonnenseite des Lebens erleben darf. Mir kommt auch Samson aus unserem rumänischen Partnertierheim<br />
Brasov in den Sinn, jenem Hund, den wir auf <strong>der</strong> Titelseite des RDT´s (1/2008) abgebildet hatten und <strong>der</strong> bereits<br />
kurz nach Veröffentlichung des Heftes Karriere als Familienhund bei Tierfreunden in Dietz an <strong>der</strong> Lahn gemacht hat.<br />
In gleicher Weise haben wir auch unzählige Katzen, Kleintiere und Vögel über unsere Tierheime in ein gutes<br />
Zuhause vermitteln können, in denen die <strong>Tiere</strong> oft zum ersten Mal ehrliche Tierliebe erfahren. Jede gute<br />
Vermittlung, jede Hilfestellung für Not leidende <strong>Tiere</strong> sind Freude und Ansporn zugleich, weiter für die <strong>Tiere</strong> zu<br />
kämpfen.<br />
Aber es gibt auch die Schattenseiten im Tierschutz - wo unser Einsatz dem Kampf <strong>gegen</strong> Windmühlen gleicht, sich<br />
nichts bewegt o<strong>der</strong> mühsam erkämpfte Erfolge wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong> verteidigt werden o<strong>der</strong> - noch schlimmer - sogar<br />
aufgegeben werden müssen. Beispiele gibt es genug: Legehennen in Käfigen, Zoo- und Zirkuselefanten<br />
stundenlang fixiert an schweren Ketten, Millionen <strong>Tiere</strong>, die in Tierversuchen unendlich leiden und nach dem<br />
Martyrium sterben.<br />
Beson<strong>der</strong>s zynisch fand ich den Hinweis eines <strong>Tiere</strong>xperimentators, dass es sich bei <strong>der</strong> überwiegenden Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Versuchstiere doch nur um Ratten und Mäuse handle. So, als ob diese <strong>Tiere</strong> kein Schmerzempfinden hätten.<br />
Traurig macht mich auch die aktuelle Nachricht, dass die Regierungsparteien in Sachsen das Klagerecht für<br />
Tierschutzverbände strikt ablehnen. Wer, wenn nicht wir, soll sich um den notwendigen Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> kümmern?<br />
Manchmal gleicht unsere politische Tierschutzarbeit einer Achterbahnfahrt, nach dem Anstieg folgt die rasante<br />
Talfahrt, und oft kommt man am Ende dort wie<strong>der</strong> an, wo man angefangen hat.<br />
In solchen Stunden <strong>der</strong> Mutlosigkeit sehe ich dann die Augen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> vor mir, denen wir helfen konnten - für die<br />
sich das Schicksal zum Guten gewendet hat, und dann weiß ich, dass unsere Arbeit nicht und niemals umsonst ist.<br />
Dass wir unseren Aufgaben nachkommen können, ist Ihnen allen zu verdanken. Ohne Ihre Unterstützung könnten<br />
wir keinem Tier helfen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Ihnen bedanken. Bitte bleiben Sie<br />
uns auch für die Zukunft treu.<br />
Schon jetzt wünsche ich Ihnen für die bevorstehenden Festtage und für das Neue Jahr alles Gute.<br />
Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit<br />
Ihr<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
3
T ITELTHEMA<br />
Animal Hoarding:<br />
bmt greift ein<br />
25. Oktober, 10.00 Uhr. Es ist kalt<br />
an diesem Herbstmorgen.<br />
Gribbin-Kassebade, ein Dörfchen<br />
unweit von Parchim, liegt still. Am<br />
Himmel ziehen Wildgänse, ab und<br />
zu bellt ein Hofhund.<br />
"Sie wird uns nicht aufmachen", befürchtet<br />
Frau Zan<strong>der</strong>. Die Amtsveterinärin<br />
aus Parchim, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
ist seit über<br />
einem Jahr mit einem ganz beson<strong>der</strong>en<br />
Fall von Animal Hoarding<br />
beschäftigt: Eine ca. 50jährige Frau<br />
lebt mit inzwischen 28 Hunden und<br />
fünf Welpen in einem Gehöft, ohne<br />
Küche, Bad und Mobiliar.<br />
Nach zähen Verhandlungen zwischen<br />
Behörden und Anwalt <strong>der</strong><br />
Hundebesitzerin hat sie sich bereit<br />
erklärt, einen Großteil <strong>der</strong> Hunde<br />
abzugeben. Der bmt hat sofort seine<br />
Hilfe zugesichert und ist mit<br />
dem Vorsitzenden Dr. Jörg Styrie,<br />
Tierheimleiter Karsten Plücker und<br />
seinem ehrenamtlichen Helfer aus<br />
Kassel, Norbert Herzog, vor Ort.<br />
DIE HEULENDEN HUN<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
"Wenn sie nicht kooperativ ist", sagt die<br />
Amtsveterinärin, "dann müssen wir die<br />
Polizei zur Unterstützung dazu holen<br />
und die Hunde beschlagnahmen." Alle<br />
Beteiligten nicken, ihnen ist klar, wie<br />
wenig einschätzbar gerade Menschen<br />
sind, die neudeutsch als "Animal Hoar<strong>der</strong>"<br />
bezeichnet werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Erkrankung Animal Hoarding<br />
"sammeln" Menschen <strong>Tiere</strong> in <strong>der</strong><br />
Überzeugung, dass ihre Schützlinge bei<br />
ihnen vor <strong>der</strong> "Ungerechtigkeit <strong>der</strong><br />
Welt" sicher seien. Diese Menschen verlieren<br />
im Laufe <strong>der</strong> Zeit so stark den Bezug<br />
zur Realität, dass sie nicht mehr erkennen,<br />
in welchen Umständen die<br />
immer größer werdende Zahl von <strong>Tiere</strong>n<br />
bei ihnen tatsächlich leben muss.<br />
So auch im betreffenden Fall: Als die<br />
Ehefrau des an den Rollstuhl gefesselten<br />
Mannes in Gribbin-Kassebade das<br />
heruntergekommene Haus bezog, hatte<br />
sie nur wenige Hunde bei sich, u.a.<br />
auch eine Hündin, die ihre Tochter von<br />
einer Tierschutzorganisation aus Mühlheim<br />
übernommen hatte. Kurze Zeit<br />
später war die Hündin tragend - an die<br />
Vereinbarung, das Tier zu kastrieren,<br />
hatte sie sich nicht gehalten - und<br />
brachte von da an ständig Nachwuchs<br />
zur Welt.<br />
Die Welpen wurden nach <strong>der</strong> ersten<br />
Intervention des Veterinäramts Parchim<br />
aus dem Haus herausgeholt und einer<br />
Tierschutzorganisation übergeben, die<br />
in Folge große Schwierigkeiten mit den<br />
unterernährten, kranken und kaum sozialisierten<br />
Hunden hatte. Trotz <strong>der</strong> inzwischen<br />
enger werdenden Beobach-<br />
4<br />
bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Styrie und Amtsveterinärin Frau Zan<strong>der</strong>
T ITELTHEMA<br />
NEUER FALL VON ANIMAL HOARDING -<br />
bmt NIMMT DIE VERWAHRLOSTEN<br />
HUNDE AUF<br />
DE VON PARCHIM<br />
tung durch die Behörden in Parchim<br />
gelang es <strong>der</strong> Sozialhilfeempfängerin,<br />
immer mehr Hunde aufzunehmen bzw.<br />
sich vermehren zu lassen. Ihr Anwalt<br />
erklärte, dass es sich um Fundtiere<br />
handele und verschleppte damit das<br />
Verfahren, um das sich das Veterinäramt<br />
in Parchim bemüht hatte.<br />
Letztlich zog <strong>der</strong> Vermieter einen<br />
Schlusstrich und schickte zum 1. Oktober<br />
2008 die Räumungsklage. Zu diesem<br />
Zeitpunkt lebten in dem verfallenen<br />
ehemaligen Bauernhaus mittlerweile<br />
schon 28 erwachsene Hunde<br />
und fünf Welpen unter Umständen, die<br />
kaum vorstellbar sind. Die Räume urinund<br />
kotverschmiert, kein Tisch, kein<br />
Bett, kein Herd, keine Sanitäranlagen -<br />
Lebensbedingungen, die den entnervten<br />
Dörflern Schauer des Entsetzens<br />
über den Rücken jagten.<br />
Jeden Tag, so die Dorfbewohner, sei<br />
die Frau fortgefahren, habe das Rudel<br />
im Haus eingesperrt und erst abends<br />
für ca. 30 Minuten in den angrenzenden<br />
Zwinger gelassen. Wer am Gehöft<br />
vorbeigegangen sei, den habe das<br />
Heulen <strong>der</strong> eingesperrten Hunde begleitet,<br />
die Silhouetten <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> hinter<br />
den Scheiben erschreckt.<br />
Doch damit soll nun Schluss sein: Nach<br />
<strong>der</strong> Räumungsklage des Vermieters<br />
musste sich die Hundebesitzerin eine<br />
an<strong>der</strong>e Bleibe suchen und hat - für alle<br />
Dörfler überraschend - ein gepflegtes<br />
Haus in einem Nachbardorf gefunden.<br />
Der Hamburger Vermieter hat <strong>der</strong><br />
Haltung von wenigen Hunden scheinbar<br />
zugestimmt.<br />
Die Aktion beginnt<br />
Und plötzlich kommt Bewegung in die<br />
Wartenden: Die befreundeten Tierschützer<br />
aus Mühlheim sind da - und<br />
nun kann die Aktion starten. Man ist<br />
bereit, notfalls auch alle Hunde aufzunehmen,<br />
wenn die Geschichte diese<br />
Wendung nehmen sollte. Karsten Plükker<br />
hat die Unterbringung von mindestens<br />
18 Hunden vorab in drei bmt-<br />
Tierheimen organisiert.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
5
T ITELTHEMA<br />
Die ausgehungerte Mutterhündin<br />
Laura findet einen Knochen<br />
Nun betritt die Amtsveterinärin das<br />
Grundstück und klopft. Geöffnet wird<br />
ihr nicht, dafür werden die Hunde in<br />
den Auslauf gelassen. Das Rudel dreht<br />
aufgeregt bellend seine Runden, schöne<br />
<strong>Tiere</strong> mit allerdings stark verfilztem,<br />
verkotetem Fell und zum Teil hervorstehenden<br />
Rippen.<br />
Dann bricht <strong>der</strong> erste Hund aus und<br />
jagt in großen Sprüngen über das Gelände.<br />
Den Tierschützern gelingt es<br />
nicht, ihn einzufangen, zu scheu ist <strong>der</strong><br />
schwarze Rüde vor den Fremden. Während<br />
Frau Zan<strong>der</strong> an <strong>der</strong> mit Brettern<br />
vernagelten Haustür hartnäckig um<br />
Einlass bittet, verlassen immer mehr<br />
Hunde den Zwinger. Und während die<br />
erfahrenen Tierschützer versuchen, die<br />
verschreckten Hunde mit kleinen Futterrationen<br />
in die Transportboxen zu<br />
locken, öffnet sich plötzlich doch die<br />
Haustür.<br />
Die Frau scheint kooperieren zu wollen,<br />
hilft, die <strong>Tiere</strong> einzufangen, nennt Hundenamen<br />
und weist auf individuelle<br />
Verhaltensweisen <strong>der</strong> Hunde hin. Frau<br />
Zan<strong>der</strong> kann endlich die Räume inspizieren<br />
und findet vier Welpen, die zusammengekauert<br />
in <strong>der</strong> feuchten Ecke<br />
hocken. Bei ihrem letzten Rundgang<br />
durch das nach Urin und Kot stinkende<br />
Haus wird sie noch den fünften,<br />
schwächlichen Welpen finden.<br />
Sie habe, erklärt die sich sehr gewählt<br />
ausdrückende Frau, viele Jahre mit<br />
Hunden im Rudel "gelebt", gemeinsam<br />
auf dem Boden geschlafen, um ihr Verhalten<br />
zu erforschen. Die <strong>Tiere</strong> hätten<br />
Ein letzter Blick zurück<br />
in ihr die "Leitfigur" gesehen, und darum<br />
sei es in dem überwiegend aus geschlechtsreifen<br />
Rüden bestehenden Rudel<br />
auch nicht zu (tödlichen) Beißereien<br />
gekommen. Kein Vermieter habe ihr<br />
die Möglichkeit gegeben, in einem etwas<br />
besser ausgestatteten Haus zu<br />
wohnen - und da sie den <strong>Tiere</strong>n das<br />
Tierheim "ersparen" wollte, habe sie mit<br />
den Hunden dieses Leben hier bevorzugt.<br />
"So wie die Hunde aussehen, hätte<br />
wahrscheinlich kein Richter <strong>der</strong> Beschlagnahmung<br />
zugestimmt", sagt die<br />
Amtsveterinärin und deutet auf die mittlerweile<br />
in ihren Transportboxen sitzenden<br />
<strong>Tiere</strong>. Keine deutlichen Zeichen<br />
von Verletzungen, Wunden o<strong>der</strong><br />
schwerer Unterernährung, einzig die<br />
Mutterhündin mit deutlich sichtbaren<br />
Zitzen scheint stark ausgehungert. Lediglich<br />
ein Rüde hat eine Entzündung<br />
an beiden Augen, ein an<strong>der</strong>er im<br />
Innenohr.<br />
Insgesamt nehmen die Tierschützer 25<br />
erwachsene Hunde und die Mutterhündin<br />
Laura mit ihren fünf beigefarbenen<br />
Welpen mit.<br />
"Ich habe sie gefüttert und bin im Zwinger<br />
noch ein wenig bei ihnen geblieben",<br />
sagt <strong>der</strong> Kasseler Tierheimleiter<br />
Karsten Plücker später . "Sie haben an<br />
meinen Händen gerochen und sich<br />
langsam beruhigt." Die Hunde werden<br />
in den nächsten Tagen untersucht,<br />
geimpft, gechipt und kastriert. Danach<br />
steht einer glücklichen Vermittlung<br />
nichts mehr im Weg. Aufgenommen<br />
wurden sie, außer von <strong>der</strong> Wau-Mau-<br />
Insel in Kassel, vom bmt-Franziskus-<br />
Tierheim in Hamburg und <strong>der</strong> Arche<br />
Noah in Stuhr, Brinkum.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
6<br />
Unsere große Bitte an Sie:<br />
MELDEN SIE JEDEN FALL VON VERWAHRLOSUNG,<br />
TIERQUÄLEREI UND GEWALT AM TIER<br />
Nur durch Ihre Beobachtungen wird<br />
es überhaupt erst möglich, Misshandlungen<br />
aufzudecken, nachzugehen,<br />
die <strong>Tiere</strong> sicherzustellen und Anklage<br />
<strong>gegen</strong> die Besitzer zu erheben.<br />
Und denken Sie nicht, dass Ihre Anzeige<br />
beim Veterinäramt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Polizei<br />
überflüssig ist - im Gegenteil:<br />
Ihre Aufmerksamkeit kann <strong>Tiere</strong>n das<br />
Leben retten.<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
Lauras 5 gerettete Welpen<br />
Wenn Sie uns bei den Kosten unterstützen<br />
wollen, würden wir uns sehr freuen.<br />
Nur mit Ihrer Hilfe können wir <strong>Tiere</strong>n<br />
in Not beistehen.<br />
Bitte spenden Sie mit<br />
Stichwort "Hunde aus<br />
Parchim" auf dieses<br />
Konto:<br />
<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />
Postbank München<br />
Kto. 1819 30 - 807<br />
BLZ 700 100 80
T IERSCHUTZPOLITIK I<br />
ZUM SCHEITERN VON ROT-GRÜN IN HESSEN<br />
bmt: "DAS IST EIN RÜCKSCHLAG FÜR DEN TIERSCHUTZ"<br />
Nach dem gescheiterten Regierungswechsel durch Rot-Grün<br />
sind auch grundlegende Fortschritte in <strong>der</strong> Tierschutzpolitik in<br />
Hessen vorerst in weite Ferne gerückt. Der von SPD und Bündnis<br />
90/Die Grünen ausgehandelte Koalitionsvertrag sah elementare<br />
Verbesserungen für den ethisch motivierten Tierschutz<br />
vor, die auch Signalwirkung auf <strong>Bund</strong>esebene gehabt hätten.<br />
In den rot-grünen Koalitionsvereinbarungen<br />
waren auch zahlreiche tierschutzpolitische<br />
For<strong>der</strong>ungen des bmt<br />
enthalten, wie die För<strong>der</strong>ung tierversuchsfreier<br />
Verfahren und die Einrichtung<br />
einer Stiftungsprofessur zur Erforschung<br />
von Alternativmethoden zum<br />
Tierversuch. Des weiteren sollten die<br />
Tierschutzorganisationen stärker in den<br />
Vollzug eingebunden und die Einführung<br />
des Verbandsklagerechts für anerkannte<br />
Tierschutzverbände und die<br />
Landestierschutzbeauftragte geprüft<br />
werden. Bisher hat die CDU geführte<br />
Landesregierung die Einführung <strong>der</strong><br />
Verbandsklage rigoros abgelehnt.<br />
Große Hoffnungen haben viele Tierfreunde<br />
ebenfalls in die geplante Evaluierung<br />
<strong>der</strong> Hessischen Hundeverordnung<br />
gesetzt. Rund 400 Hunde wurden<br />
in den vergangenen Jahren aufgrund<br />
Der "ausgestaltete Käfig" ist keine tiergerechte Haltungsform<br />
<strong>der</strong> umstrittenen Verordnung<br />
des Hessischen Innenministers<br />
getötet. Nach dem Koalitionsvertrag<br />
sollte die Gefährlichkeit<br />
von Hunden künftig nach wissenschaftlichen<br />
Kriterien und nicht nach <strong>der</strong> Rasse<br />
beurteilt werden. Dies hätte das<br />
längst überfällige Ende <strong>der</strong> Rasseliste<br />
bedeutet und den Weg frei gemacht für<br />
eine effektive Gefahrenabwehr.<br />
Darüber hinaus sahen die Koalitionsvereinbarungen<br />
eine verstärkte För<strong>der</strong>ung<br />
artgerechter Haltungssysteme für<br />
landwirtschaftliche Nutztiere und bessere<br />
Kontrollen <strong>der</strong> Tierhaltungen in<br />
Hessen vor. Ferner waren verschärfte<br />
Kontrollen bei Schlachttiertransporten<br />
und in den Schlachthöfen beabsichtigt.<br />
Da sich jedoch einen Tag vor <strong>der</strong> Wahl<br />
vier Abweichler in <strong>der</strong> SPD-Fraktion<br />
weigerten, die Fraktionsvorsitzende Andrea<br />
Ypsilanti zur Ministerpräsidentin<br />
zu wählen, sind diese tierschutzpolitischen<br />
Ziele erst einmal von <strong>der</strong> politischen<br />
Agenda gestrichen. Viele Tierfreunde,<br />
die auf einen Politikwechsel in<br />
Hessen gehofft haben, sind nun maßlos<br />
enttäuscht und verbittert über das<br />
Verhalten dieser Abgeordneten.<br />
Doch ganz gleich, welche politische<br />
Konstellation sich nun in Hessen ergeben<br />
wird, <strong>der</strong> bmt wird auch weiterhin<br />
den Focus seiner tierschutzpolitischen<br />
Arbeit auf einen nachhaltigen Schutz<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ausrichten und für eine konsequente<br />
Umsetzung <strong>der</strong> im Koalitionsvertrag<br />
enthaltenen Tierschutzfor<strong>der</strong>ungen<br />
eintreten.<br />
Text: Mike Ruckelshaus<br />
NEUES EIER-SIEGEL IST VERBRAUCHERTÄUSCHUNG<br />
Die Lobby <strong>der</strong> Geflügelindustrie hat ein Siegel entwickelt, mit<br />
dem Eier aus <strong>der</strong> ausgestalteten Käfighaltung, verharmlosend<br />
als Kleingruppenhaltung bezeichnet, künftig gekennzeichnet<br />
werden sollen. Für Tierschützer<br />
ist dies eine klare Verbrauchertäuschung.<br />
Der Grund:<br />
Ein Haltungssystem als tiergerecht<br />
auszuloben, in dem die Hühner<br />
weiterhin in einem Käfig mit geringsten<br />
Platzausmaßen (wenige<br />
Quadratzentimeter mehr als ein<br />
DIN A4 Blatt) leben müssen, ist die<br />
bewusste Irreführung des Konsumenten.<br />
Wir appellieren an den<br />
mündigen Verbraucher, sich durch<br />
ein solches Siegel nicht in die Irre<br />
Irreführung: Das trügerische “Gütesiegel”<br />
führen zu lassen und weiterhin die Eier mit <strong>der</strong> Kennung 3 in<br />
den Regalen liegen zu lassen.<br />
Wer beson<strong>der</strong>s tiergerechte Haltungsformen unterstützen<br />
möchte, sollte beim Kauf von Eiern<br />
auf das Tierschutzsiegel achten, das<br />
von KAT in Zusammenwirken mit<br />
dem <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Tiere</strong>, dem <strong>Bund</strong>esverband Tierschutz<br />
und dem Deutschen Tierschutzbund<br />
entwickelt wurde. Eier,<br />
die unter diesem Siegel vermarktet<br />
werden, erfüllen beson<strong>der</strong>s geprüfte<br />
und den Auflagen des Tierschutzes<br />
entsprechende Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Die Kleingruppenhaltung ist von<br />
diesem Siegel eindeutig ausgeschlossen.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
7
V EGETARISMUS<br />
INTERVIEW MIT DR. MARKUS KELLER<br />
FLEISCHLOSE ERNÄHRU<br />
ÜBER DIE VORTEILE EINER VEGE<br />
Tierquälerische Massentierhaltung, grausame<br />
Schlachttiertransporte, Gammelfleischskandale,<br />
Klimawandel - immer mehr Menschen<br />
verzichten aus ethischen, gesundheitlichen<br />
o<strong>der</strong> ökologischen Gründen auf<br />
den Konsum von Fleisch.<br />
Das RdT sprach mit dem Gießener Ernährungswissenschaftler<br />
Dr. Markus Keller über<br />
die Vorteile einer vegetarischen Ernährungsweise<br />
und die gesundheitlichen Risiken<br />
des Fleischkonsums.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
RdT: Herr Dr. Keller, Sie sind selbst Vegetarier,<br />
warum?<br />
Dr. Keller: Mit etwa 16 Jahren sah ich<br />
einen Infostand <strong>der</strong> örtlichen Tierrechtsgruppe<br />
in meiner Heimatstadt<br />
Karlsruhe. Die Berichte über Tierversuche<br />
und Intensivtierhaltung haben mich<br />
schockiert und dazu geführt, mein eigenes<br />
Verhalten zu überdenken.<br />
Ich habe begonnen, beim Einkauf auf<br />
tierversuchsfreie Produkte zu achten,<br />
Flugblätter zu verteilen und mich an Infoständen<br />
zu beteiligen. Schließlich<br />
hatte ich vor, nur noch Fleisch aus sog.<br />
artgerechter Tierhaltung zu kaufen.<br />
Aber auch da wartete ja am Ende <strong>der</strong><br />
Schlachthof auf das Tier. Deshalb beschloss<br />
ich mit 18 Jahren, ab sofort<br />
kein Fleisch und keinen Fisch mehr zu<br />
essen. Über diese Entscheidung bin ich<br />
bis heute froh.<br />
RdT: Was sind aus ernährungswissenschaftlicher<br />
Sicht die Vorteile einer vegetarischen<br />
Ernährung?<br />
Dr. Keller: Hun<strong>der</strong>te von wissenschaftlichen<br />
Studien aus den letzten 30<br />
Jahren belegen eindrucksvoll, dass Vegetarier<br />
wesentlich seltener an chronisch-degenerativen<br />
Krankheiten leiden<br />
als Nicht-Vegetarier. Das gilt<br />
insbeson<strong>der</strong>e für Übergewicht, Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck,<br />
Diabetes mellitus Typ 2, Gicht<br />
und verschiedene Krebsarten.<br />
Beispielsweise erkranken Fleischesser<br />
doppelt so häufig an Bluthochdruck<br />
und Diabetes Typ 2 wie Vegetarier. Eine<br />
Analyse von fünf Langzeitstudien mit<br />
75.000 Teilnehmern zeigt, dass Vegetarier<br />
im Vergleich zu Fleischessern ein<br />
etwa 25 Prozent geringeres Risiko haben,<br />
an einem Herzinfarkt zu sterben.<br />
RdT: Haben einige dieser Krankheiten<br />
nicht auch genetische Ursachen?<br />
Dr. Keller: Genetische Faktoren kommen<br />
hinzu, sind aber nicht die ausschlaggebende<br />
Ursache. Die genannten<br />
Krankheiten werden auch Zivilisationskrankheiten<br />
genannt, weil sie<br />
weitgehend durch unseren heutigen Lebensstil<br />
bedingt sind. Und hier spielt<br />
die Ernährung, neben Bewegungsmangel<br />
und Rauchen, die entscheidende<br />
Rolle.<br />
RdT: Worauf ist die bessere Gesundheit<br />
von Vegetariern zurückzuführen?<br />
Dr. Keller: Zum einen trägt das meist<br />
geringere Körpergewicht <strong>der</strong> Vegetarier<br />
zum Schutz vor den genannten Zivilisationskrankheiten<br />
bei. Unabhängig<br />
davon nehmen Vegetarier mehr gesundheitsför<strong>der</strong>nde<br />
und weniger gesundheitlich<br />
nachteilige Substanzen auf<br />
als die Allgemeinbevölkerung.<br />
Der reichliche Verzehr von Gemüse,<br />
Obst, Vollkornprodukten, Nüssen und<br />
Hülsenfrüchten liefert zahlreiche<br />
Schutzstoffe. Insbeson<strong>der</strong>e Ballaststoffe,<br />
sekundäre Pflanzenstoffe, einfach<br />
und mehrfach ungesättigte Fettsäuren<br />
sowie Antioxidantien (Schutzstoffe <strong>gegen</strong><br />
oxidativen Stress, u.a. die Vitamine<br />
Beta-Carotin, Vitamin C und E sowie<br />
die Mineralstoffe Kalium und Magnesium)<br />
senken das Risiko für verschiedene<br />
chronische Erkrankungen.<br />
RdT: Ist denn Fleischessen an sich gesundheitsschädlich?<br />
Dr. Keller: Zahlreiche Studien zeigen<br />
einen direkten Zusammenhang zwischen<br />
steigendem Fleischverzehr und<br />
dem Risiko für verschiedene Krankheiten.<br />
Das gilt beson<strong>der</strong>s für den Konsum<br />
von rotem Fleisch, also dem Fleisch von<br />
Schwein, Rind, Lamm und an<strong>der</strong>en<br />
vierbeinigen <strong>Tiere</strong>n, sowie von verarbeitetem<br />
Fleisch, zum Beispiel Wurst.<br />
Beson<strong>der</strong>s deutlich ist dieser Zusammenhang<br />
bei Dickdarmkrebs. Natürlich<br />
nimmt jemand, <strong>der</strong> viel Fleisch<br />
isst, gleichzeitig auch weniger pflanzliche<br />
Lebensmittel und damit weniger<br />
<strong>der</strong> eben genannten Schutzstoffe auf.<br />
Dadurch kann aber nur ein Teil des höheren<br />
Krankheitsrisikos erklärt werden.<br />
RdT: Was sind dann die Ursachen?<br />
Dr. Keller: Der Fleischkonsum ist mit<br />
einer höheren Zufuhr von Fett, gesättigten<br />
Fettsäuren, Cholesterin und tieri-<br />
8
NG - ABER RICHTIG!<br />
I NTERVIEW<br />
TARISCHEN ERNÄHRUNGSWEISE<br />
schem Eiweiß verbunden. Gesättigte<br />
Fettsäuren för<strong>der</strong>n beispielsweise die<br />
Entwicklung und das Fortschreiten <strong>der</strong><br />
Atherosklerose, <strong>der</strong> sog. Arterienverkalkung,<br />
die langfristig zu Herzinfarkt<br />
und Schlaganfall führen kann.<br />
Und beson<strong>der</strong>s wichtig: Ein hoher Verzehr<br />
von tierischem Eiweiß för<strong>der</strong>t die<br />
Kalziumausscheidung und wirkt sich<br />
dadurch nachteilig auf die Knochengesundheit<br />
und das Osteoporoserisiko<br />
aus. Auch eine hohe Eisenaufnahme<br />
durch Fleisch wird inzwischen von <strong>der</strong><br />
Wissenschaft kritisch bewertet, da<br />
überschüssiges Eisen die Bildung von<br />
freien Radikalen begünstigt. Diese för<strong>der</strong>n<br />
die Entstehung von Dickdarmkrebs,<br />
Typ-2-Diabetes und möglicherweise<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Dr. Markus Keller<br />
Ernährungswissenschaftler Dr. Markus<br />
Keller, Experte für Vegetarismus und alternative<br />
Ernährungsformen, ist ein langjähriger<br />
Mitarbeiter von Prof. Dr. Claus<br />
Leitzmann, dem ehemaligen Leiter des<br />
Instituts für Ernährungswissenschaft an<br />
<strong>der</strong> Universität Gießen.<br />
Im Sommer 2009 erscheint die 2. überarbeitete<br />
Auflage des Buches "Vegetarische<br />
Ernährung" von Prof. Dr. Claus Leitzmann,<br />
Prof. Dr. Andreas Hahn und Dr.<br />
Markus Keller. Von den drei Autoren ist<br />
bereits die 2. Auflage des Buches "Alternative<br />
Ernährungsformen" erschienen.<br />
RdT: Reicht es, den Fleischkonsum zu<br />
reduzieren?<br />
Dr. Keller: Damit wäre aus gesundheitlicher<br />
Sicht schon einiges gewonnen.<br />
Dennoch gilt: Je weniger, desto<br />
besser. Das zeigt z.B. eine aktuelle Studie<br />
aus Griechenland, in <strong>der</strong> zwei<br />
Gruppen untersucht wurden, die bereits<br />
sehr wenig Fleisch verzehren.<br />
Bei Teilnehmern, die mehr als acht Portionen<br />
rotes Fleisch aßen, war die<br />
Wahrscheinlichkeit, einen nichttödlichen<br />
Herzinfarkt zu erleiden, etwa<br />
fünfmal so hoch wie bei denen, die<br />
maximal vier Portionen pro Monat<br />
aßen. In Deutschland und den meisten<br />
westlichen Län<strong>der</strong>n stehen Fleisch und<br />
Wurst jedoch täglich auf dem Speiseplan,<br />
wobei gerade gepökelte und geräucherte<br />
Produkte eine zusätzliche<br />
Gesundheitsgefährdung darstellen.<br />
RdT: Häufig wird ja argumentiert, dass<br />
Vegetarier in den Studien allein deshalb<br />
besser abschneiden, weil sie mehr<br />
Sport treiben, weniger rauchen und<br />
weniger Alkohol trinken als Nicht-Vegetarier.<br />
Stimmt das?<br />
Dr. Keller: Aus mehreren Gründen:<br />
Nein! Richtig ist, dass sich viele Vegetarier<br />
gesundheitsbewusster verhalten<br />
als die Allgemeinbevölkerung. Sie treiben<br />
mehr Sport und <strong>der</strong> Raucheranteil<br />
liegt bei weniger als 10 Prozent. Beim<br />
Alkoholkonsum gibt es aber oft keine<br />
Unterschiede zu Nicht-Vegetariern.<br />
In Ernährungsstudien werden jedoch<br />
diese und an<strong>der</strong>e gesundheitliche Einflussfaktoren<br />
berücksichtigt, sofern entsprechende<br />
Daten vorliegen. Zudem<br />
vergleichen einige Untersuchungen<br />
ganz gezielt gesundheitsbewusste Vegetarier<br />
mit gesundheitsbewussten Fleischessern.<br />
Demnach ergibt sich selbst<br />
bei vergleichbarer Lebensweise ein gesundheitlicher<br />
Vorteil, <strong>der</strong> überwiegend<br />
auf die vegetarische Ernährungsweise<br />
zurückzuführen ist.<br />
RdT: Viele Menschen glauben, dass<br />
durch eine vegetarische Ernährungsweise<br />
<strong>der</strong> Nährstoffbedarf nicht gedekkt<br />
wird. Was sagen Sie dazu?<br />
Biologischen Anbau bevorzugen<br />
Dr. Keller: Sowohl mit einer laktoovo-vegetarischen<br />
als auch mit einer<br />
veganen Ernährung ist die Deckung<br />
des Nährstoffbedarfs gut umsetzbar.<br />
Lakto-Ovo-Vegetarier essen neben<br />
pflanzlichen Lebensmitteln auch Milchprodukte<br />
und Ei, während Veganer alle<br />
tierischen Produkte meiden.<br />
Wie bei allen Ernährungsformen muss<br />
auch bei vegetarischer Ernährung beson<strong>der</strong>s<br />
auf die potentiell kritischen<br />
Nährstoffe geachtet werden. Kritisch<br />
bedeutet, dass die empfohlenen Zufuhrmengen<br />
auch in <strong>der</strong> Durchschnittsbevölkerung<br />
nicht erreicht werden.<br />
RdT: Welche Nährstoffe sind das?<br />
Dr. Keller: Bei lakto-ovo-vegetarischer<br />
Ernährung Eisen, Jod, Vitamin D,<br />
Zink und Omega-3-Fettsäuren, bei veganer<br />
Ernährung außerdem Vitamin<br />
B12, Kalzium und Vitamin B2. Vitamin<br />
D, Jod, Kalzium und Eisen werden auch<br />
von <strong>der</strong> Durchschnittsbevölkerung bzw.<br />
bestimmten Altersgruppen in unzureichen<strong>der</strong><br />
Menge aufgenommen.<br />
RdT: Und wie sieht es mit Eiweiß aus?<br />
Oft heißt es, tierisches Eiweiß sei lebensnotwendig…<br />
Dr. Keller: Eindeutig nein. Selbst Veganer,<br />
die ja auf die Eiweißlieferanten<br />
Milchprodukte und Eier verzichten, nehmen<br />
ausreichende Mengen an Eiweiß<br />
(vor allem über Getreide und Hülsenfrüchte)<br />
auf, wenn die Ernährung nicht<br />
ganz einseitig ist - was lei<strong>der</strong> vorkommt.<br />
Veganer liegen wesentlich näher an<br />
den empfohlenen 0,8 Gramm Eiweiß<br />
pro Kilogramm Körpergewicht, das<br />
sind etwa 50-60 Gramm pro Tag. Die<br />
Fleisch essende Durchschnittsbevölkerung<br />
nimmt hin<strong>gegen</strong> mit 100 Gramm<br />
pro Tag doppelt so viel Eiweiß auf, wie<br />
notwendig wäre. Das ist aus gesundheitlicher<br />
Sicht eher nachteilig, wie ich<br />
bereits oben erwähnt habe.<br />
RdT: Ist Eisen tatsächlich ein häufiger<br />
Mangelnährstoff bei Vegetariern?<br />
Dr. Keller: Eisen ist ebenfalls ein<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
9
V EGETARISMUS<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
schönes Beispiel für einen weit verbreiteten<br />
Ernährungsirrtum! Tatsächlich<br />
sind Vegetarier westlicher Industrielän<strong>der</strong><br />
nicht häufiger von einem Eisenmangel<br />
betroffen als Nicht-Vegetarier -<br />
das ist übrigens seit mehr als 20 Jahren<br />
bekannt.<br />
Richtig ist, dass bei den meisten Vegetariern<br />
die Eisenspeicher erniedrigt<br />
sind. Das hat aber keine erkennbaren<br />
körperlichen Nachteile. Im Gegenteil:<br />
Da Eisen die Bildung schädlicher Radikale<br />
begünstigt, werden Eisenspeicher<br />
im unteren Normbereich heute eher als<br />
vorteilhaft betrachtet.<br />
RdT: Bei welchen Personen besteht ein<br />
Risiko für einen Eisenmangel?<br />
Dr. Keller: In Deutschland haben etwa<br />
10 Prozent <strong>der</strong> Frauen im gebärfähigen<br />
Alter einen latenten Eisenmangel.<br />
Das bedeutet, dass die<br />
Eisenspeicher unterhalb des Normbereichs<br />
liegen. Aber auch hier gibt es<br />
kaum Unterschiede zwischen Vegetarierinnen<br />
und Nicht-Vegetarierinnen.<br />
Einige Studien zeigen jedoch, dass<br />
Veganerinnen teilweise ein höheres Risiko<br />
für einen Eisenmangel haben.<br />
RdT: Wie können Vegetarier und Veganer<br />
ihre Eisenversorgung verbessern?<br />
Dr. Keller: Gute Eisenlieferanten sind<br />
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse, Vollkorngetreide,<br />
Fenchel, Feldsalat, Rucola,<br />
Zucchini, grüne Erbsen, Spinat,<br />
Trockenfrüchte und an<strong>der</strong>e mehr. Diese<br />
sollten mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln<br />
wie Obst, Gemüse o<strong>der</strong><br />
Fruchtsäften kombiniert werden. Auf<br />
diese Weise kann die geringere Eisenverfügbarkeit<br />
aus pflanzlichen Lebensmitteln<br />
deutlich verbessert werden.<br />
RdT: Worauf muss bei einer veganen<br />
Ernährung beson<strong>der</strong>s geachtet werden?<br />
Dr. Keller: Für Veganer ist eine zuverlässige<br />
Vitamin-B12-Quelle unverzichtbar,<br />
um langfristig mögliche Gesundheitsschäden<br />
zu vermeiden. Zwar<br />
können manche Algen und fermentierte<br />
Lebensmittel (z.B. fermentierte<br />
Sojaprodukte<br />
wie Miso o<strong>der</strong> Tempeh)<br />
Spuren von Vitamin B12<br />
enthalten. Eine sichere Versorgung ist<br />
jedoch nur durch Vitamin B12 angereicherte<br />
Lebensmittel o<strong>der</strong> Vitamin-B12-<br />
Präparate möglich.<br />
RdT: Angeblich haben viele Veganer<br />
einen Kalziummangel, weil sie keine<br />
Milchprodukte konsumieren.<br />
Dr. Keller: Ein großer Teil <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />
verzehrt keine Milchprodukte<br />
und deckt dennoch seinen Kalziumbedarf.<br />
Bekannt ist, dass mit<br />
steigen<strong>der</strong> Zufuhr von tierischem Eiweiß<br />
auch die Kalziumausscheidung<br />
ansteigt. Nach einer Berechnung <strong>der</strong><br />
Weltgesundheitsorganisation WHO<br />
würde eine Verringerung <strong>der</strong> Aufnahme<br />
von tierischem Eiweiß von 60 auf<br />
20 Gramm pro Tag - das entspricht <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Zufuhr in Industrieund<br />
sog. Entwicklungslän<strong>der</strong>n - den<br />
theoretischen Kalziumbedarf um etwa<br />
30 Prozent senken.<br />
Dennoch muss bei vielen Veganern die<br />
Kalziumzufuhr verbessert werden. Studien<br />
zeigen, dass Veganer oft eine geringere<br />
Knochenmineraldichte und damit<br />
auch ein höheres Risiko für<br />
Osteoporose haben als Lakto-Ovo-Vegetarier<br />
und Fleischesser.<br />
RdT: Welche guten Kalziumquellen<br />
gibt es für Veganer?<br />
Dr. Keller: Empfehlenswert sind vor<br />
allem dunkelgrüne Gemüse, wie Grünkohl,<br />
Brokkoli, Spinat und Rucola,<br />
Mandeln, Hasel- und Paranüsse, Sojaprodukte<br />
wie "Sojafleisch", Tofu und<br />
Tempeh, Kichererbsen sowie getrokknete<br />
Feigen. Auch kalziumreiche Mineralwässer<br />
mit mindestens 150 Milligramm<br />
Kalzium pro Liter können die<br />
Kalziumversorgung verbessern. Ganz<br />
wichtig: Damit Kalzium optimal vom<br />
Körper aufgenommen werden kann, ist<br />
eine ausreichende Versorgung mit Vitamin<br />
D notwendig.<br />
Generell gilt: Essen Sie eine breite Auswahl<br />
von verschiedenfarbigem Gemüse<br />
und Obst, etwa 500 Gramm pro<br />
Tag, davon ein Teil als rohe Frischkost.<br />
Achten Sie beson<strong>der</strong>s auf grüne Blattgemüse<br />
und orange Gemüsesorten,<br />
z.B. Möhren. Essen Sie täglich Vollgetreide<br />
und einige Nüsse sowie gelegentlich<br />
Hülsenfrüchte.<br />
Bevorzugen Sie gering verarbeitete Lebensmittel<br />
aus ökologischer, regionaler<br />
und saisonaler Erzeugung. Ein Teelöffel<br />
Lein- o<strong>der</strong> Walnussöl pro Tag verbessert<br />
Ihre Versorgung mit Omega-3-<br />
Fettsäuren. Verwenden Sie mit jodhaltigen<br />
Meeresalgen versetztes Meersalz<br />
(mit definiertem Jodgehalt!).<br />
Halten Sie sich täglich im Freien auf,<br />
um Vitamin D in <strong>der</strong> Haut zu bilden. Im<br />
Winter sollte in unseren Breiten ergänzend<br />
Vitamin D eingenommen werden.<br />
Wenn Sie Milchprodukte essen, verzehren<br />
Sie diese in Maßen und bevorzugen<br />
Sie fettarme Produkte. Sorgen Sie bei<br />
veganer Ernährung für eine zuverlässige<br />
Vitamin-B12-Quelle.<br />
RdT: Letzte Frage: Gibt es verlässliche<br />
Daten über die Anzahl <strong>der</strong> Vegetarier in<br />
Deutschland?<br />
Dr. Keller: Lei<strong>der</strong> nein. Der Vegetarierbund<br />
Deutschland schätzt aufgrund<br />
von Umfragen, dass <strong>der</strong> Vegetarieranteil<br />
bei etwa 10 Prozent liegt. In <strong>der</strong> Nationalen<br />
Verzehrsstudie II, die zwischen<br />
2005 und 2006 einen repräsentativen<br />
Querschnitt erhoben hat, bezeichneten<br />
sich hin<strong>gegen</strong> nur 1,6 Prozent <strong>der</strong> 20<br />
000 Befragten als Vegetarier.<br />
Ich schätze, dass die Wahrheit dazwischen<br />
liegt. Unstrittig ist jedoch, dass es<br />
seit den letzten 10 bis 20 Jahren einen<br />
deutlichen Trend zur fleischlosen Ernährung<br />
gibt. Das ist gut für unsere<br />
Gesundheit, die Umwelt, das Klima<br />
und - nicht zuletzt - für die <strong>Tiere</strong>.<br />
Interview: Mike Ruckelshaus<br />
10
T IERSCHUTZPOLITIK II<br />
NIEDERLANDE STOPPT HUNDETÖTUNGEN<br />
TIERSCHÜTZER-PROTESTE ERFOLGREICH - "RAD" ABGESCHAFFT!<br />
Einreise in die Nie<strong>der</strong>lande wie<strong>der</strong> möglich<br />
Die Nie<strong>der</strong>lande haben die umstrittene<br />
RAD (Regeling Agressive<br />
Dieren) außer Kraft gesetzt.<br />
Nach dieser Regelung wurden<br />
noch bis Mitte dieses Jahres<br />
"pitbullartige" Hunde sichergestellt<br />
und getötet. Dies betraf<br />
auch Hunde von Touristen, die<br />
<strong>der</strong> phänotypischen Beschreibung<br />
<strong>der</strong> RAD entsprachen.<br />
Voraussichtlich am 1. Januar 2009 soll<br />
ein geän<strong>der</strong>tes Gesetz in Kraft treten,<br />
wonach das Verhalten eines Hundes<br />
darüber entscheiden soll, ob er beschlagnahmt<br />
werden darf und nicht<br />
das äußere Erscheinungsbild. Demzufolge<br />
sollen alle Hunde über 35 cm<br />
Schulterhöhe, unabhängig von ihrer<br />
Rasse, einem Wesenstest unterzogen<br />
werden. Nähere Einzelheiten hierzu<br />
sind noch nicht bekannt.<br />
Damit folgt die Regierung den Empfehlungen<br />
<strong>der</strong> Van Sluijs-<br />
Kommission, die im Auftrag<br />
des nie<strong>der</strong>ländischen Landwirtschaftsministeriums<br />
die<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> RAD<br />
untersuchte und zu dem Ergebnis<br />
kam, dass trotz dieses<br />
Regelwerks die Zahl <strong>der</strong><br />
Beißvorfälle nicht zurückgegangen<br />
ist.<br />
Nach Auskunft <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen<br />
Botschaft können<br />
nun auch wie<strong>der</strong> "pitbullartige"<br />
Hunde von<br />
Touristen einreisen, wenn sie über einen<br />
EU-Pass verfügen, <strong>gegen</strong> Tollwut<br />
geimpft und durch einen Chip o<strong>der</strong> eine<br />
Tätowierung gekennzeichnet sind.<br />
Allerdings weist die Botschaft ausdrükklich<br />
darauf hin, dass bis zum Inkrafttreten<br />
des neuen Gesetzes Pitbulls<br />
weiterhin beschlagnahmt werden können,<br />
wenn sie einen Beißvorfall verursacht<br />
haben. Sie müssen sich einem<br />
Verhaltenstest unterziehen und anhand<br />
des Ergebnisses wird dann darüber entschieden,<br />
ob sie eingeschläfert werden.<br />
Auch an<strong>der</strong>e Hunde, die beißen, können<br />
wie jeher beschlagnahmt werden.<br />
Text: Mike Ruckelshaus<br />
EU: MEHR TIERSCHUTZ IM SCHLACHTHOF<br />
NEUE EUROPÄISCHE SCHLACHTVERORDNUNG<br />
Um den Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Schlachtung zu verbessern,<br />
hat die EU-Kommission den Vorschlag zu einer neuen europäischen<br />
Schlachtverordnung angenommen.<br />
Kernpunkte <strong>der</strong> Verordnung sind eine Vereinheitlichung <strong>der</strong> geltenden Rechtsvorschriften<br />
sowie eine regelmäßige Prüfung <strong>der</strong> Wirksamkeit von Betäubungsverfahren.<br />
Zudem sollen Schlachthöfe künftig Personal beschäftigen, das für den<br />
Tierschutz zuständig ist, für eine ordnungsgemäße Ausbildung des Personals und<br />
entsprechende Nachweise Sorge tragen.<br />
Weiter sieht die neue Verordnung vor, dass die Hersteller von Betäubungsgeräten<br />
Anleitungen zur Einhaltung <strong>der</strong> Tierschutzbestimmungen bereitstellen. Außerdem<br />
sollen mehrere technische Normen an den wissenschaftlichen Fortschritt angepasst<br />
werden. Dies soll dazu führen, dass die - innerhalb <strong>der</strong> EU sehr unterschiedliche -<br />
Ausstattung <strong>der</strong> Schlachthöfe endlich auf einen einheitlichen neuen Stand gebracht<br />
wird.<br />
Der bmt begrüßt die Initiative <strong>der</strong> EU-Kommission<br />
grundsätzlich, weil die Zustände in den<br />
meisten Schlachthöfen katastrophal sind. Doch<br />
so lange die Verbraucher unvorstellbare Mengen<br />
an Fleisch verzehren, können auch Reformen<br />
nur Marginalien bleiben. Jährlich werden<br />
360 Millionen Rin<strong>der</strong>, Schweine, Schafe und<br />
Ziegen zum Verzehr getötet und außerdem<br />
noch vier Milliarden (!) Hühner und Puten.<br />
DER KLASSIKER IM TIERSCHUTZRECHT<br />
Kommentar zum<br />
Tierschutzgesetz<br />
in Neuauflage<br />
Anlass <strong>der</strong> Neukommentierung ist die<br />
aktuelle Neufassung des Tierschutzgesetzes,<br />
u.a. mit seinem Gesetz zur Bekämpfung<br />
gefährlicher Hunde und<br />
verschiedener Neuregelungen, wie<br />
zum Beispiel bei <strong>der</strong> Nutztierhaltung<br />
(Hennenhaltungsregelungen, Pläne<br />
zur Schweinehaltung, Pelztierhaltung<br />
etc.). Der Kommentar von Dr. Albert<br />
Lorz und Oberstaatsanwalt Ernst Metzger<br />
erläutert das Tierschutzgesetz klar<br />
und verständlich. Das Werk enthält verschiedene<br />
Verordnungen zum Tierschutzgesetz,<br />
die z.T. kommentiert o<strong>der</strong><br />
mit Vorbemerkungen versehen sind,<br />
und präsentiert europäische Übereinkommen<br />
zum Tierschutzrecht.<br />
Lorz/Metzger<br />
TIERSCHUTZGESETZ<br />
Verlag C.H.Beck,<br />
6., neu bearbeitete Auflage, 2008<br />
615 Seiten, kartoniert, 54 Euro<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
11
K ANINCHEN<br />
Wie Sie Ihre Kaninchen glück<br />
DIE KLEINEN MI<br />
GROSSEN ANSP<br />
Das Kaninchen sitzt im Kot, keine Einstreu, kein Heu, kein Stroh, kein Wasser, kein Grünfutter, nur verschimmeltes<br />
Brot. Durch Zufall haben wir die drei nebeneinan<strong>der</strong> stehenden Käfige auf dem Versorgungsgelände<br />
eines Seniorenheims in Berlin entdeckt. Die Ausscheidungen in zwei Käfigen zeugen davon, dass hier bis vor<br />
kurzem Kaninchen gelebt haben müssen - doch einzig <strong>der</strong> mittlere Käfig ist noch besetzt. Sie hätten kürzlich<br />
tote Kaninchen in <strong>der</strong> Mülltonne gefunden, erklären uns die Kin<strong>der</strong> von Nachbarn später.<br />
Wir for<strong>der</strong>n umgehend eine Erklärung von <strong>der</strong> Pflegedienstleistung und bieten an, um dem Tier schnellstmöglich<br />
zu helfen, auf eine Anzeige beim Veterinäramt zu verzichten, wenn dem bmt das Tier übereignet und<br />
auf die weitere Haltung von Kaninchen verzichtet wird. Die Pflegedienstleitung versichert, dass sie nicht wisse,<br />
warum dieses Tier von den Mitarbeitern des Seniorenheims so vernachlässigt wurde.<br />
Ein Einzelfall? Nein, wie die Erfahrungen von Tierärzten und Tierschutzorganisationen zeigen: Kaum ein Kaninchen<br />
wird artgerecht gehalten - die Missstände in <strong>der</strong> Kleintierhaltung sind gravierend. Gesetzliche Regelungen<br />
zu Mindestanfor<strong>der</strong>ungen für die Haltung von Kaninchen, wie z.B. in <strong>der</strong> Schweiz, gibt es in<br />
Deutschland bislang nicht.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
Da sitzen sie in ihren kleinen Käfigen in<br />
Baumärkten, Gartencentern und im<br />
Zoofachhandel: Kleine, wuschelige<br />
Knäule mit Kulleraugen, oft viel zu früh<br />
von <strong>der</strong> Mutter fortgenommen, um bei<br />
den Käufern den Beschützerinstinkt zu<br />
wecken und zum Spontanerwerb zu<br />
verführen. Kaum ein Elternteil wi<strong>der</strong>steht<br />
dem Kin<strong>der</strong>wunsch nach einem<br />
Kleintier, wenn die Mädchen und Jungen<br />
hoch und heilig versprechen, sich<br />
die nächsten Jahre zuverlässig um den<br />
neuen Freund zu kümmern.<br />
Und weil das Tierchen Platz in <strong>der</strong><br />
Hand findet, scheint auch ein Käfig von<br />
begrenzten Ausmaßen zu reichen.<br />
"Nehmen Sie halt nur eines, dann wird<br />
es nicht zu eng", raten nicht selten Verkäufer<br />
und weisen darauf hin, dass es<br />
sich ja um ein klein bleibendes Zwergkaninchen<br />
handele.<br />
Doch viele im Handel als vermeintliche<br />
Zwergkaninchen angebotene <strong>Tiere</strong><br />
Vorher: Kaninchen-Missstand im Berliner Altenheim<br />
wachsen und wachsen - und spätestens<br />
dann wird den neuen Besitzern klar,<br />
dass es sich um ein (bis zu sechsfach<br />
größeres) Kaninchen handelt. Der Käfig,<br />
ohnehin nicht zur Dauerhaltung geeignet,<br />
wird zum beengten Gefängnis<br />
auf Lebenszeit für das einsame Kaninchen.<br />
Die Kin<strong>der</strong>, genervt vom täglichen Füttern,<br />
Saubermachen, <strong>der</strong> Schreckhaftig-<br />
und mitunter sogar Bissigkeit des<br />
zur tödlichen Langweile verdammten<br />
<strong>Tiere</strong>s, verlieren schnell das Interesse.<br />
Und die Eltern, die ohnehin <strong>der</strong> Anschaffung<br />
oft nur wi<strong>der</strong>willig zugestimmt<br />
hatten, fühlen sich in ihrer Vorahnung<br />
bestätigt.<br />
Die Leidtragenden, wie immer in solchen<br />
Fällen, sind die <strong>Tiere</strong>. Das Kaninchen<br />
wird verlegt - und zwar dorthin,<br />
wo es nicht mehr stört, in den Keller,<br />
den Schuppen, die Garage, auf den<br />
Balkon o<strong>der</strong> Dachboden. So ist das<br />
Problem mit <strong>der</strong> Geruchsentwicklung<br />
gelöst, <strong>der</strong> Käfig mit seiner lästigen Einstreu<br />
verschwunden, und dieser Umzug<br />
käme sogar <strong>der</strong> Natur des <strong>Tiere</strong>s<br />
ent<strong>gegen</strong>, beruhigt sich die Familie,<br />
12<br />
Nachher: Das gerettete Kaninchen im
K ANINCHEN<br />
lich machen …<br />
Kaninchen<br />
DAS SIND IHRE GRUNDBEDÜRFNISSE:<br />
T DEN<br />
RÜCHEN<br />
hatte nicht <strong>der</strong> Verkäufer betont, wie robust<br />
und anspruchslos Kaninchen in<br />
<strong>der</strong> Haltung seien?<br />
Und so hockt das enthusiastisch angeschaffte<br />
Kaninchen im heißen Sommer<br />
in seinem Käfig und genauso bei Minusgraden,<br />
es übersteht Regen, Wind,<br />
Schnee und Sonne. Es über-lebt, aber<br />
es lebt nicht nach seinen arteigenen<br />
Bedürfnissen - und das 24 lange Stunden<br />
am Tag, zwölf ewig währende Monate<br />
im Jahr.<br />
Wie seine Urahnen, die Wildkaninchen,<br />
brauchen die kleinen Zwergkaninchen<br />
und seine größeren Brü<strong>der</strong> als<br />
wichtigste Bedingung zum Wohlbefinden<br />
Artgenossen. Wildkaninchen leben<br />
revierbezogen in Familienverbänden<br />
mit strengen Hierarchien - Einzelhaltung<br />
für diese geselligen <strong>Tiere</strong> ist eine<br />
Isolationshaft, die sie häufig mit ihrem<br />
frühen Tod quittieren.<br />
Gut gehaltene Kaninchen (z.B. im<br />
strukturierten, weitläufigen Außenfreigehege),<br />
die ihre arttypischen Verhaltensweisen<br />
wie Sozialkontakte, Hoppeln,<br />
Graben, Springen, Höhlen<br />
bauen, Nagen und Futtersuche rund<br />
um die Uhr ausleben dürfen, können<br />
älter als zehn Jahre werden und dabei<br />
fit und gesund bleiben. An<strong>der</strong>s die Käfigkaninchen:<br />
Sie sterben oft früh o<strong>der</strong><br />
ein- und ausbruchssicher sein: Das Gehege muss mit engmaschigem Maschendraht<br />
gedeckt und ca. 50 cm senkrecht in die Tiefe durch ein Gitter geschützt<br />
werden<br />
in <strong>der</strong> Nähe des Hauses stehen, von mindestens zwei Seiten einsehbar, besonnt<br />
und schattig sein<br />
groß genug sein, damit ein strukturiertes<br />
Areal für die <strong>Tiere</strong> geschaffen werden kann.<br />
Richtlinie: ca. 6 qm für 2-3 Kaninchen<br />
hoch genug für eine aufrecht stehende<br />
Person, die füttert und säubert<br />
folgende Einrichtungs<strong>gegen</strong>stände enthalten:<br />
Futterecke, gut belüftete, wetterfeste<br />
Schlafhütte, erhöhte, geschützte Fläche,<br />
hohlen Baumstamm o<strong>der</strong> Röhre, Naturmaterialien<br />
wie Äste, Wurzelstöcke etc.<br />
und Erdhügel o<strong>der</strong> Haselstrauch<br />
Ein ideales Außengehege<br />
leiden während ihrer beengten Gefangenschaftshaltung<br />
an Gesundheitsund<br />
Verhaltensstörungen.<br />
Fast alle Kaninchen, die auf den unterschiedlichsten<br />
Wegen (Beschlagnahmung,<br />
Abgabe, Fundtier etc.) ins Tierheim<br />
kommen, sind unterernährt,<br />
haben eine durch Bewegungsmangel<br />
verkümmerte Muskulatur und zu lange<br />
Krallen, Hautekzeme, lang o<strong>der</strong> schief<br />
gewachsene Zähne aufgrund fehlen<strong>der</strong><br />
Nagematerialien, sind von Parasiten<br />
befallen - und weisen im schlimmsten<br />
Fall sogar frische o<strong>der</strong> alte Brüche<br />
auf.<br />
Vielen Kin<strong>der</strong>n springt das verschreckte<br />
Niemals Einzelhaltung: Kaninchen<br />
sind sehr gesellig. Sie leben<br />
in großen Gruppen und sind stark<br />
aufeinan<strong>der</strong> bezogen. Achtung:<br />
Meerschweinchen sind keine Partner<br />
für Kaninchen - die Arten haben ein<br />
grundverschiedenes Sozialverhalten!<br />
Käfighaltung ist Gefangenschaft:<br />
Herkömmliche Käfige werden<br />
dem Drang nach Bewegung<br />
nicht gerecht. Kaninchen müssen<br />
hoppeln, Haken schlagen, sich aufrichten<br />
und Sprünge machen können<br />
Wichtiger Nagetrieb: Bei Kaninchen<br />
wachsen die Zähne (wie unsere<br />
Nägel) und brauchen den Abrieb<br />
durch Nagematerialien wie Äste,<br />
Rinden und Wurzeln<br />
Kaninchen sind Höhlenbewohner:<br />
Seit Urzeiten ist in Kaninchen <strong>der</strong><br />
Grabetrieb angelegt; in freier<br />
Wildbahn schützen sich die <strong>Tiere</strong><br />
durch verzweigte Gangsysteme vor<br />
Fressfeinden und <strong>der</strong> Witterung<br />
DIE HALTUNG IM AUSSENGEHEGE MUSS ...<br />
Kaninchen aus dem Arm, wenn es unbeholfen<br />
gehalten o<strong>der</strong> gar hin und her<br />
getragen wird. Oft merken die jungen<br />
Tierbesitzer nicht, dass sich <strong>der</strong> Nager<br />
verletzt hat, weil sie ohne entsprechende<br />
Anleitung ihrer Eltern kaum in <strong>der</strong><br />
Lage sind, Bedürfnisse und Krankheiten<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zu erkennen. Und so kann es<br />
passieren, wie vor Jahren im bmt-Tierheim<br />
Köln-Dellbrück geschehen, dass<br />
ein empörter Vater ein Kaninchen mit<br />
einem Beinbruch <strong>gegen</strong> ein gesundes<br />
"umzutauschen" versucht, weil er nicht<br />
zu akzeptieren bereit ist, dass <strong>der</strong> Unfall<br />
unter den Augen seiner Kin<strong>der</strong> geschah.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
TH Arche Noah<br />
13
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
14<br />
Kin<strong>der</strong>n Verantwortung für ihre <strong>Tiere</strong> übertragen<br />
Für die bmt-Tierheime ist die - seit Jahren<br />
laufend zunehmende - Aufnahme<br />
von Kaninchen (und an<strong>der</strong>en Kleintieren)<br />
eine finanzielle, personelle und<br />
räumliche Belastung. Fremde <strong>Tiere</strong> zu<br />
vergesellschaften ist bei den in hierarchischen<br />
Sippen lebenden Kaninchen<br />
oft schwierig und bedarf großer Geduld<br />
seitens <strong>der</strong> Besitzer. Im Tierheim<br />
fehlen Platz und Zeit, um eine Vergesellschaftung<br />
mehrerer frem<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
aufwändig zu begleiten. Und so bleibt<br />
den Mitarbeitern nur die Möglichkeit,<br />
die <strong>Tiere</strong> auch hier in Käfigen unterzubringen,<br />
nachweislich verträgliche <strong>Tiere</strong><br />
gemeinsam zu setzen, und zu hoffen,<br />
dass die kleinen Schützlinge bald<br />
ein schönes Zuhause finden.<br />
ERNÄHRUNG -<br />
Ratgeber<br />
Ruth Morgenegg<br />
“ARTGERECHTE HALTUNG -<br />
AUCH FÜR (ZWERG-)<br />
KANINCHEN”<br />
TBV Verlag<br />
für 22,00 Euro<br />
BASIS FÜR EIN GESUNDES LEBEN<br />
morgens frisches Heu und Wasser<br />
(Vorsicht mit Trinkflaschen, hier bilden<br />
sich Algen an <strong>der</strong> Flasche, leicht zu erkennen<br />
an den grünlichen Verschmierungen)<br />
mittags Grünfutter: Karotten, Fenchel,<br />
Apfel (reguliert Verdauung), im<br />
Sommer Löwenzahn, Gras, Kräuter, im<br />
Winter Lattich, Grünkohl, Salat. Außerdem:<br />
Birne, Broccoli, Futterrüben, Sellerie,<br />
Spinat, Chicoree<br />
abends Körnerfutter: 1 EL pro Tier.<br />
Achtung: Erhöhter Energiebedarf im<br />
Winter, Zufütterung von trockenem Brot<br />
nur bei kranken und abgemagerten<br />
<strong>Tiere</strong>n<br />
Nagematerialien: Rottannenäste,<br />
Obstbaum-, Buchen- und Haselnusszweige<br />
Fehlendes Wissen sei<br />
<strong>der</strong> Hauptgrund für die<br />
verbreitet schlechte Haltung<br />
von Kaninchen,<br />
sagt die Schweizerin<br />
Ruth Morgenegg. In ihrem<br />
viel beachteten Ratgeber<br />
("Artgerechte Haltung - ein<br />
Grundrecht auch für (Zwerg-) Kaninchen")<br />
appelliert sie an die Leser, ihren<br />
Kleintieren einen Lebensraum zu ermöglichen,<br />
<strong>der</strong> sich an ihren natürlichen<br />
Bedürfnissen orientiert.<br />
Nach den Erfahrungen, die die Ehefrau<br />
eines Tierarztes seit Gründung ihrer<br />
"Nagerstation" gemacht hat, wisse ein<br />
Großteil <strong>der</strong> Tierhalter schon, was Kaninchen<br />
und Meerschweinchen zu einem<br />
arttypischen Leben bräuchten.<br />
Dass sie dennoch in <strong>der</strong> Praxis nicht bereit<br />
seien, ihren in Obhut genommenen<br />
<strong>Tiere</strong>n eine artgerechte Haltung zu bieten,<br />
läge oft an Bequemlichkeit, Zeitmangel<br />
o<strong>der</strong> Gleichgültigkeit.<br />
"Es hat doch alles, was es braucht", argumentieren<br />
viele Kaninchenbesitzer<br />
KRANKHEITEN -<br />
HILFERUFE AN DIE MENSCHEN!<br />
mit Blick auf das "geruhsame Leben"<br />
des domestizierten <strong>Tiere</strong>s. Keine Fressfeinde,<br />
keine aufreibende Nahrungssuche,<br />
kein Kräfte zehrendes Graben<br />
von Wurfhöhlen mehr - statt dessen gäbe<br />
es Futter satt und die Sicherheit gratis<br />
dazu. Dass dem Kaninchen damit<br />
alles genommen wird, was sein Leben<br />
ausmacht, vermögen wahrscheinlich<br />
nur sensible Menschen zu erkennen.<br />
Wer <strong>Tiere</strong> um ihrer selbst willen respektiert,<br />
wird immer versuchen, ihre<br />
Grundbedürfnisse in <strong>der</strong> Haltung zu erfüllen.<br />
Wie selten gerade Kleintiere das Glück<br />
haben, auf Menschen zu treffen, die<br />
mit Verantwortung und Achtung vor<br />
dem Lebewesen an die Tierhaltung<br />
herangehen, sieht man allein schon<br />
auf Spaziergängen. Auf Terrassen, in<br />
Gärten und Schrebergärten stehen die<br />
kleinen Holzverschläge für Kaninchen,<br />
zum "Witterungsschutz" dicht an Hauso<strong>der</strong><br />
Schuppenwand gestellt.<br />
Dreiseitig geschlossen, vorne ein engmaschiges<br />
Gitternetz bietet <strong>der</strong> Käfig<br />
keine Möglichkeit zur Gemeinschafts-<br />
Fallen gelassen und mit gebrochenem Bein ins Tierheim zurück gebracht.<br />
Magen/Darm-Störungen: Bei falscher<br />
Ernährung (zu wenig Heu) gerät die<br />
Darmflora durcheinan<strong>der</strong>; Kaninchen<br />
können keine Gärgase (wie z.B. Wie<strong>der</strong>käuer)<br />
ausstoßen, darum ist ihre Anfälligkeit<br />
für Gasbildungen (gefährliche Trommelsucht)<br />
so hoch<br />
Analregion: Verschmierungen können auf Parasitenbefall<br />
(u.a. Fliegenlarven) hindeuten. Durchfall ist immer ein Warnzeichen<br />
und Hinweis auf: Ernährungsfehler, Darmparasiten,<br />
Stress, Zahnprobleme, verdorbenes Futter, veralgtes Wasser<br />
Regelmäßige Kontrolle von Gewicht und Fell (auf Krusten,<br />
Haarausfall)<br />
Zähne: Ein feuchtes Maul kann auf Zahnprobleme hinweisen.<br />
Die Zähne von Kaninchen wachsen ca. 1mm/Woche<br />
und reiben sich beim Kauen nur ab, wenn das Futter vielseitig<br />
ist und Nagematerial vorhanden sind. Bei langen bzw. Zahnfehlstellungen<br />
können die <strong>Tiere</strong> bei vollem Napf verhungern!<br />
Krallen: In Außenhaltung mit ausreichend Beschäftigung<br />
auf Naturboden bleiben die Krallen kurz - nicht in beengter<br />
Käfighaltung<br />
Ohren: Kontrolle auf Milben im Innenohr
K ANINCHEN<br />
haltung, Bewegung, Deckungssuche,<br />
zum Hoppeln, Laufen, Springen, Graben<br />
und Aufrichten. Die <strong>Tiere</strong> sind verdammt,<br />
auf ihrer durch Regen, Schnee<br />
und Tau feucht gewordenen Einstreu zu<br />
sitzen - und sie sitzen da so lange, wie<br />
es ihre Gesundheit zulässt. Oft verkümmert<br />
dabei die Muskulatur <strong>der</strong> von<br />
Natur aus aktiven, bewegungsfreudigen<br />
<strong>Tiere</strong> und leidet die Seele unter <strong>der</strong><br />
Langweile, die flüchtige Streicheleinheiten<br />
und lieblos hingeworfenes Futter<br />
nicht vertreiben mögen.<br />
Allein bei <strong>der</strong> Fütterung herrscht viel<br />
Unwissenheit vor, beklagt die Expertin<br />
Ruth Morgenegg. Kaninchen sind Rohfaserfresser<br />
und müssen 24 Stunden<br />
am Tag freien Zugang zu frischem Heu<br />
haben. Frisch heißt: nicht gelb, nicht<br />
braun und nicht staubig, muffig o<strong>der</strong><br />
schimmelig - doch welcher in <strong>der</strong> Stadt<br />
lebende Kaninchenhalter ist ernstlich<br />
bereit (und in <strong>der</strong> Lage), seinen Kleintieren<br />
regelmäßig gutes Heu vom Bauernhof<br />
zu holen?<br />
Dabei ist frisches Heu - neben Wasser,<br />
Obst, Gemüse, frischen Pflanzen und<br />
Energie spendenden Samen - die Basis<br />
<strong>der</strong> Ernährung. Kaninchen sind Rohfaserfresser,<br />
die in freier Wildbahn bis zu<br />
80 Mal ihre Futterplätze aufsuchen.<br />
Weil ihr Magen klein und schwach bemuskelt<br />
ist, müssen sie (ähnlich wie<br />
Pferde und Meerschweinchen) ständig<br />
kleine Mengen an rohfaserreicher Kost<br />
zu sich nehmen, um den Mageninhalt<br />
mechanisch durch die Futtermengen<br />
weiter zu schieben und so die Verdauung<br />
in Gang zu halten.<br />
Ent<strong>gegen</strong> ihrer Veranlagung, den<br />
Großteil des Tages mit Nahrungsaufnahme<br />
zu verbringen, bekommen die<br />
meisten Kaninchen einmal täglich die<br />
gesamte Ration vorgesetzt. Richtig da<strong>gegen</strong><br />
wäre die morgendliche Fütterung<br />
von Heu (und frischem Wasser),<br />
um die Verdauung anzukurbeln, <strong>gegen</strong><br />
Mittag Grünfutter wie u.a. Karotten,<br />
Fenchel, Löwenzahn, Gras, Kräuter,<br />
Salate und abends Körner (Mais, Sonnenblumenkerne<br />
etc.).<br />
In den kalten Monaten brauchen Kaninchen<br />
mehr Körnerfutter als im Sommer,<br />
weil <strong>der</strong> Energieverbrauch weitaus<br />
höher ist. Tragen die Tierhalter den<br />
gesunkenen Temperaturen bei <strong>der</strong> Fütterung<br />
nicht Rechnung, kann es passieren,<br />
dass die Kaninchen ohne ihre<br />
schützende Speckschicht im Winter verenden.<br />
Dem geht oft eine lange, unbemerkte<br />
Leidenszeit voraus: Durch Zittern<br />
suchen die zur Bewegungslosigkeit<br />
verurteilten <strong>Tiere</strong> ihre Körpertemperatur<br />
aufrecht zu erhalten o<strong>der</strong> unternehmen<br />
verzweifelte Versuche, sich schützende<br />
Höhlen zu graben - ein<br />
vergebliches Unterfangen in den herkömmlichen<br />
Käfigen mit stabilen Böden.<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
So macht es Familie Mette aus Berlin ...<br />
Im Herbst beginnen Kaninchen, die artgerecht in Außengehegen<br />
leben können, ihr verzweigtes Gangsystem mit Heu<br />
auszupolstern. Familie Mette aus Berlin merkt an ihren <strong>Tiere</strong>n,<br />
wann <strong>der</strong> Spätsommer endgültig seine letzten Sonnentage<br />
schenkt. Twix und Bounty, ihre beiden Kaninchen-Senioren,<br />
beginnen eifrig Heu zu sammeln und in ihre Höhle<br />
zu verschieben, um so bestens isoliert die Wintermonate zu<br />
überstehen.<br />
Als die Eltern dem Wunsch ihrer drei Kin<strong>der</strong> nach Kleintieren<br />
nachkamen, war von vornherein klar, dass sowohl Kaninchen<br />
als auch Meerschweinchen ihren Bedürfnissen entsprechend<br />
leben sollten. "Wir wollten sie nicht im engen Käfig vegetieren<br />
lassen", sagt Frau Mette, die mit ihrem Ehemann einen<br />
Wochenplan für die Betreuung <strong>der</strong> Schützlinge aufstellte. Jede<br />
Woche ist ein Kind mit <strong>der</strong> Versorgung an <strong>der</strong> Reihe und<br />
übergibt jeweils am Sonntag an die Geschwister mit dem<br />
Hinweis, ob Futter nachgekauft werden muss o<strong>der</strong> Auffälligkeiten<br />
festgestellt wurden.<br />
Die drei mittlerweile jugendlichen Geschwister sind mit <strong>der</strong><br />
Verantwortung für <strong>Tiere</strong> aufgewachsen und haben<br />
in ihren Eltern Gesprächspartner gefunden,<br />
die ihnen die Fürsorglichkeit und den Respekt vor allen Lebewesen<br />
vorleben. Kein Wun<strong>der</strong>, dass sich selbst Malou, die<br />
Weimaraner Hündin <strong>der</strong> Familie, als Freundin <strong>der</strong> Kaninchen<br />
und Meerschweinchen versteht und unter gar keinen Umständen<br />
einen <strong>der</strong> Nager auch nur erschrecken würde.<br />
So gibt es glücklicherweise auch positive Beispiele in <strong>der</strong><br />
Kleintierhaltung - und wir hoffen, dass auch für unser Berliner<br />
Kaninchen bald bessere Schnuppertage anbrechen. Lotta,<br />
so heißt die Kaninchendame jetzt, war unterernährt und<br />
schon gefährlich dehydriert, als wir sie sofort nach ihrer Rettung<br />
einer Tierärztin vorstellten.<br />
Sie war nicht sicher, ob das Tier die Nacht überstehen würde<br />
- doch die lebensfrohe Lotta wollte und wartet jetzt im Tierheim<br />
Arche Noah in<br />
Stuhr auf liebevolle<br />
Menschen, die Freude<br />
daran haben, auch<br />
Kaninchen glücklich<br />
zu machen…<br />
Tierglück bei Familie Mette in Berlin<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
15
R UMÄNIEN<br />
Die schwarzen Freitage in<br />
MÜSSEN TRUDY & NANNY WIRKLICH STERBEN?<br />
UMÄN I E N<br />
RBRASOV<br />
BUKAREST<br />
Licht und Schatten -<br />
<strong>der</strong> Schutz von Hunden<br />
in Europa<br />
Gerettete Welpen in einer privaten Pflegestelle<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
Noch gibt es sie, diese dunklen<br />
Freitage, die Tierschützern das<br />
Herz schwer machen. Weil die<br />
rumänischen Politiker die Ratifizierung<br />
des überarbeiteten<br />
Streunerhundgesetzes seit Monaten<br />
verzögern, werden in <strong>der</strong><br />
städtischen Hundefängeranlage<br />
in Brasov jeden Freitag Hunde<br />
getötet. Nur die Übernahme<br />
<strong>der</strong> Hunde in unser Tierheim in<br />
Brasov kann ihnen das Leben<br />
retten, bis endlich das "Castrate<br />
and Release"-Programm in<br />
Kraft treten wird.<br />
In <strong>der</strong> Zwischenzeit, liebe Tierfreunde,<br />
können wir nur mit Ihnen<br />
Leben retten. Bitte adoptieren<br />
Sie einen Hund, und<br />
machen Sie damit Platz für weitere<br />
<strong>Tiere</strong>, die sonst sterben<br />
müssten.<br />
Auf den folgenden Seiten stellen<br />
wir Ihnen einige Hunde vor,<br />
die stellvertretend für Ihre Artgenossen<br />
eine Bitte an Sie haben:<br />
"Helft uns zu leben!"<br />
Schlafen<strong>der</strong> Hund<br />
am Flughafen<br />
Bukarest<br />
Das Elend von Straßenhunden ist in<br />
vielen Län<strong>der</strong>n Süd- und Osteuropas<br />
nach wie vor unvorstellbar groß. Vor<br />
dem Hintergrund, dass <strong>Tiere</strong> und Tierschutz<br />
hier überwiegend einen vergleichsweise<br />
geringen Stellenwert<br />
in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
haben, vermehren<br />
sich Hunde<br />
auf den Strassen nahezu<br />
unkontrolliert und verwahrlosen.<br />
Weil kranke und verletzte<br />
Hunde weitgehend sich selbst überlassen<br />
bleiben, können sie auch eine gesundheitliche<br />
Gefahr für die Bevölkerung<br />
und ggf. für an<strong>der</strong>e <strong>Tiere</strong> vor Ort<br />
darstellen. Von den Behörden werden<br />
Straßenhunde in <strong>der</strong> Regel als unliebsames<br />
Problem gesehen, die oft als<br />
einzige Gegenmaßnahme das massenhafte<br />
Töten <strong>der</strong> Hunde veranlassen.<br />
Nicht nur das Töten <strong>der</strong> Hunde an sich,<br />
son<strong>der</strong>n das Töten ohne erkennbare<br />
Lösungsstrategie ist für Tierschützer ein<br />
unhaltbarer Zustand.<br />
Es ist zwar erfreulich, dass gerade in<br />
Deutschland sehr viele Initiativen bestehen,<br />
die sich mit <strong>der</strong> Hilfe für <strong>Tiere</strong><br />
im Ausland beschäftigen.<br />
Allerdings ist festzustellen, dass nicht<br />
jede Hilfe tatsächlich hilfreich ist und<br />
dass Auslandstierschutz auch ein Pool<br />
von unseriösen Machenschaften ist.<br />
So wurde in einer Sendung des SWR<br />
am 27.10.2008 aus <strong>der</strong> Reihe "Betrifft”<br />
16
A USLANDSTIERSCHUTZ<br />
Rumänien<br />
Hundeleben in Rumänien<br />
Trudy und Nanny (hier noch in<br />
<strong>der</strong> Tötungsstation)<br />
hatten Glück:<br />
Sie sind vom Tierschutzzentrum<br />
in Pfullingen<br />
aufgenommen<br />
worden<br />
per Mausklick bestellt werden können.<br />
Dies verbessert die Situation in Osteuropa<br />
nicht, schafft zudem viele neue<br />
Probleme, wenn z.B. die Vermittlung<br />
von Straßenhunden an die Halter ohne<br />
nähere Prüfung und fachliche Begleitung<br />
durchgeführt wird.<br />
Eine Folge ist, dass viele Hunde in den<br />
ohnehin überfüllten Tierheimen in<br />
Deutschland landen und dort die Situation<br />
noch verschärfen.<br />
Für seriös arbeitende Tierschutzorganisationen<br />
wie dem bmt ist es deshalb<br />
immer wie<strong>der</strong> notwendig, sich von diesen<br />
teilweise schon kriminellen Praktiken<br />
klar zu distanzieren.<br />
unter dem Titel<br />
"Deutscher Tierschutz<br />
für den Rest<br />
<strong>der</strong> Welt?" <strong>der</strong> Hundeimport<br />
aus Südund<br />
Osteuropa kritisch<br />
hinterfragt und Fehlentwicklungen<br />
verdeutlicht.<br />
Für den bmt steht fest: Es hat<br />
nichts mit Tierschutz zu tun, wenn Straßenhunde<br />
aus dem Ausland aus rein<br />
kommerziellen Gründen nach Deutschland<br />
transportiert o<strong>der</strong> wenn Autobahnraststätten<br />
als Umschlagplätze<br />
zum raschen Verkauf <strong>der</strong> Hunde missbraucht<br />
werden.<br />
Nicht selten werden dabei die grundlegenden<br />
tierseuchenrechtlichen Bestimmungen<br />
schlicht ignoriert. Mehr als bedenklich<br />
sind auch diverse Internetportale,<br />
auf denen mehrere tausend<br />
Hunde zur Auswahl stehen und <strong>Tiere</strong><br />
Der bmt und sein Einsatz in Osteuropa<br />
Aufklärungsarbeit vor Ort<br />
Der bmt engagiert sich seit Anfang<br />
<strong>der</strong> 90er Jahre intensiv in<br />
Brasov (Rumänien), Pecs und<br />
Kiskunhalas (Ungarn).<br />
Ziel ist es, den Teufelkreis von Vermehrung<br />
und systematischer Tötung <strong>der</strong><br />
Hunde zumindest in diesen Län<strong>der</strong>n<br />
möglichst rasch zu beenden. Um<br />
glaubhaft Tierschutz im Ausland betreiben<br />
zu können, ist jedoch ein transparentes,<br />
professionelles Vorgehen unabdingbar.<br />
Das Verbringen von Hunden nach<br />
Deutschland ist für sich alleine keine<br />
Lösung des Tierschutzproblems, ist<br />
aber unter bestimmten Voraussetzungen<br />
ein Bestandteil des Rettungsmanagements.<br />
Wesentliches Ziel des Auslandstierschutzes<br />
durch den bmt ist die<br />
Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort.<br />
Zu unserer Hilfe gehört zwingend:<br />
Aufklärungsarbeit vor Ort, um einen<br />
Bewusstseinswandel in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
und Politik hin zu einem sensibleren<br />
Umgang mit <strong>Tiere</strong>n zu erreichen<br />
Unterstützung, d.h. Finanzierung<br />
und Beratung <strong>der</strong> Partnertierheime<br />
Enge Zusammenarbeit mit den örtlichen<br />
Veterinärbehörden<br />
Politische Arbeit, um die Gesetzeslage<br />
zu än<strong>der</strong>n, damit Tötungslager<br />
geschlossen werden und tierschutzgerechte<br />
Maßnahmen von den Län<strong>der</strong>n<br />
ergriffen werden müssen.<br />
Unverzichtbar ist, dass diese Konzepte<br />
immer wie<strong>der</strong> hinsichtlich ihrer Effektivität<br />
geprüft werden. Der Meinungsaustausch<br />
von Wissenschaftlern und<br />
Praktikern in diesem Bereich ist deshalb<br />
überaus wichtig.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
17
R UMÄNIEN<br />
Negruza: Bei Unfall Bein verloren<br />
Labradormixhündin Oxi<br />
Schäferhündin Mara<br />
Mino<br />
So nahm <strong>der</strong> bmt im Oktober an einer<br />
zweitägigen internationalen Fachtagung<br />
in Brüssel teil, die sich mit neuen<br />
Entwicklungen und Lösungsansätzen<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Streunerhundeproblematik<br />
beschäftigte. Diese Veranstaltung<br />
wurde von <strong>der</strong> Tierschutzorganisation<br />
"Vier Pfoten" organisiert.<br />
Ein Vortrag, <strong>der</strong> viel Beachtung fand,<br />
kam von Dr. Krishna, Geschäftsführer<br />
des "Blue Cross Madras", einer indischen<br />
Tierschutzorganisation. Er berichtete,<br />
dass in <strong>der</strong> ostindischen Hafenstadt<br />
Madras bereits seit 1860<br />
herrenlose Hunde eingefangen und<br />
teils grausam getötet wurden. Dennoch<br />
stieg die Zahl herrenloser Hunde und<br />
gleichzeitig die Zahl an Menschen, die<br />
an Tollwut starben seit 1970 <strong>der</strong>art an,<br />
dass sogar ein Kopfgeld für jeden toten<br />
Hund bezahlt wurde.<br />
Vor diesem Hintergrund entwickelte<br />
das Blue Cross das "ABC-Programm",<br />
das für "Animal Birth Control" (Geburtenkontrolle<br />
bei <strong>Tiere</strong>n) steht. Es entspricht<br />
weitgehend <strong>der</strong> Vorgehensweise<br />
des bmt in Osteuropa:<br />
Die Straßenhunde werden eingefangen,<br />
kastriert, geimpft und anschließend<br />
wie<strong>der</strong> ausgesetzt. Das ABC-Programm<br />
arbeitet erstaunlich erfolgreich,<br />
was sich durch drei Entwicklungen belegen<br />
lässt:<br />
an <strong>der</strong> gesunkenen Hundepopulation,<br />
an den drastisch gesunkenen Fällen<br />
von an Tollwut gestorben Menschen<br />
und<br />
an den rückläufigen Beißunfällen<br />
mit Hunden.<br />
Hoffnungsvoll sind auch Initiativen, die<br />
in einigen osteuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />
aktuell entwickelt werden. Bulgarien<br />
hat zum Beispiel im Januar 2008 ein<br />
wegweisendes Tierschutzgesetz verabschiedet,<br />
das u.a. das Töten von Straßenhunden<br />
offiziell verbietet.<br />
Und auch Rumänien, das jüngste EU-<br />
Ihre Mithilfe!<br />
SO KÖNNEN SIE HELFEN! PATENSCHAFTEN RETTEN LEBEN!<br />
<br />
<br />
<br />
Nehmen Sie einen rumänischen<br />
Tierheimhund bei sich auf<br />
Spenden Sie projektbezogen:<br />
20 Euro kostet z.B. die Kastration<br />
einer Hündin<br />
Übernehmen Sie eine Patenschaft<br />
(ab 15 Euro). 15 Euro im Monat<br />
sichern das Überleben eines Strassenhundes.<br />
Kontakt zu unserer Auslandskoordinatorin<br />
Petra Zipp:<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201<br />
72793 Pfullingen<br />
Tel: 07121/ 820 17 12<br />
Mobil: 0171/ 200 84 77<br />
eMail: petra.zipp@bmt-tierschutz.de<br />
Spendenkonto Ausland:<br />
Frankfurter Sparkasse<br />
Kto. 847 275<br />
BLZ 500 502 01<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
Laika<br />
Gina<br />
Dreibein Bolle<br />
Alle Hunde mit Namen werden vermittelt. Einige sind schon im Tierschutzzentrum, an<strong>der</strong>e noch<br />
im Tierheim Brasov. Sprechen Sie uns an, wenn Sie einen Hund aufnehmen möchten.<br />
18
A USLANDSTIERSCHUTZ<br />
vom Auto angefahren<br />
Lola aus <strong>der</strong> Tötungsstation gerettet<br />
Oscar, ein ehemaliger Kettenhund<br />
Mitglied, plant ein gesetzliches Verbot<br />
<strong>der</strong> Tötung von Straßenhunden und ein<br />
"castrate and release"-Programm.<br />
Die jahrelangen Erfahrungen des bmt<br />
zeigen jedoch, dass dies erst ein Anfang<br />
sein kann, und es voraussichtlich<br />
noch Jahre dauern wird, bis das Töten<br />
und Misshandeln von Hunden tatsächlich<br />
beendet wird. Rückschläge sind bereits<br />
jetzt zu vermelden. Im Tierheim in<br />
Plovdiv, <strong>der</strong> zweitgrößten Stadt Bulgariens,<br />
wurden nur wenige Wochen nach<br />
<strong>der</strong> Verkündung des neuen Tierschutzgesetzes<br />
14 Hunde von zwei Personen<br />
NOTFALL!<br />
mit Eisenstangen erschlagen. Rechtliche<br />
Konsequenzen blieben trotz Zeugenaussagen<br />
aus. Dies zeigt den<br />
Unterschied zwischen Anspruch und<br />
Wirklichkeit und den schwierigen Weg,<br />
<strong>der</strong> aus Sicht des Tierschutzes noch zurückgelegt<br />
werden muss.<br />
Text: Torsten Schmidt, Fotos: Petra Zipp<br />
Patrizia<br />
Patrick<br />
Patrick und Patrizia, zwei reinrassige Schäferhunde, 2 Jahre<br />
alt, kastriert, lebten bei einer rumänischen Familie, die<br />
ins Ausland auswan<strong>der</strong>te. Die kerngesunden wesensstarken<br />
Hunde landeten in <strong>der</strong> städtischen Tötung in Brasov und<br />
konnten von uns gerettet werden. Da Patrizia etwas unterdrückt<br />
wird, suchen wir zwei hundeerfahrende Familien.<br />
RESOLUTION FÜR STRASSENHUNDE - WIR BRAUCHEN NOCH VIEL MEHR UNTERSCHRIFTEN!<br />
Der bmt setzt sich auf politischer Ebene dafür ein,<br />
dass das Straßenhundeproblem als europäisches<br />
Problem verstanden wird und die Europäische Kommission<br />
und das Europäische Parlament hier tätig<br />
werden. Durch den Aktionsplan Tierschutz und die<br />
EU-Tiergesundheitsstrategie <strong>der</strong> EU wurden wertvolle<br />
rechtliche Anknüpfungspunkte erarbeitet.<br />
Die vom bmt initiierte Resolution an die EU "Auch Straßenhunde<br />
haben ein Recht auf Leben!" ist bereits auf große Resonanz<br />
gestoßen.<br />
Dank <strong>der</strong> Unterstützung vieler Tierfreunde konnten bereits<br />
etwa 35.000 Unterschriften gesammelt werden.<br />
Doch wir brauchen noch viel mehr Unterschriften! Um Aussicht<br />
auf Erfolg in Brüssel zu haben, brauchen wir insgesamt<br />
mindestens 100.000 Unterschriften! Aus diesem Grund sammeln<br />
wir weiter Ihre Unterschriften bis ca. Mitte Januar 2009.<br />
Sie können die Resolution direkt auf unserer homepage<br />
www.bmt-tierschutz.de unterzeichnen.<br />
Bitte unterstützen auch Sie die <strong>Tiere</strong> in Europa<br />
und geben Sie den Straßentieren<br />
Ihre Stimme!<br />
Oana Barbulete<br />
(Agrarkommission),<br />
Dr. Liviu Harbuz<br />
(Präsident <strong>der</strong><br />
tierärztl. Vereinigung),<br />
Petra Zipp (bmt)<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
19
T ESTAMENTE<br />
<strong>Tiere</strong>n über das<br />
DIE GROSSZÜGIGEN FÖRDERER DES TIER<br />
Ehepaar Hacke setzt den bmt als Alleinerben ein<br />
"Ich habe mein Testament gemacht" - ein<br />
Satz, <strong>der</strong> Angehörige und Freunde im ersten<br />
Moment erschreckt. Verbinden sie<br />
doch den "Letzten Willen" mit dem (nahen)<br />
Abschied innig geliebter Menschen.<br />
Dabei ist die Ordnung <strong>der</strong> Angelegenheiten<br />
zu Lebzeiten vernünftig und im Sinne<br />
<strong>der</strong> erbenden Hinterbleibenden mehr als<br />
fürsorglich gedacht.<br />
Und gerade wenn es um <strong>Tiere</strong> geht, die im<br />
Ernstfall alleine zurück bleiben, ist eine<br />
vorsorgliche Regelung sinnvoll - und<br />
manchmal sogar lebenswichtig, wie <strong>der</strong><br />
bmt weiß.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
So vererbte vor einigen Jahren eine ältere<br />
Dame ihren Kin<strong>der</strong>n ihr Vermögen<br />
samt Hund, doch die Familie nahm die<br />
Boxerhündin nur wi<strong>der</strong>willig auf. Die<br />
Folge: Der ungeliebte Hund wurde in<br />
die Garage gesperrt und zum Schluss<br />
sogar nicht einmal mehr regelmäßig<br />
gefüttert. Glücklicherweise wurden<br />
Nachbarn auf das Schicksal <strong>der</strong> Hündin<br />
aufmerksam und baten den bmt<br />
um Hilfe.<br />
"Da gibt es ganz traurige Fälle" (s. auch<br />
Seite 23), sagt bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr.<br />
Jörg Styrie, "die uns eines zeigen: Je<strong>der</strong><br />
Tierhalter muss schon zu Lebzeiten die<br />
spätere Versorgung seines vierbeinigen<br />
Freundes regeln - da reicht es nicht aus,<br />
davon auszugehen, dass die Erben sich<br />
selbstverständlich und mit <strong>der</strong>selben<br />
Liebe um den Schützling kümmern, wie<br />
<strong>der</strong> Erblasser selbst."<br />
Und kümmern können, wie die Erfahrung<br />
des bmt zeigt. Denn niemand<br />
kann vorhersehen, ob sich seine Lebensumstände<br />
nicht plötzlich radikal<br />
verän<strong>der</strong>n. Trennung vom Partner,<br />
Krankheit, Todesfall, Arbeitslosigkeit<br />
o<strong>der</strong> gezwungener Wie<strong>der</strong>einstieg in<br />
den Beruf sind Faktoren, die die Tierhaltung<br />
sehr erschweren und manchmal<br />
sogar unmöglich machen.<br />
Auch Gabriele und Heinz Hacke aus<br />
dem nie<strong>der</strong>sächsischen Nordenham<br />
sorgte die Vorstellung, ihnen beiden<br />
könne etwas zustoßen, bevor sie die<br />
Betreuung ihrer Katzen in gute Hände<br />
gelegt hätten, sehr. "Der Gedanke hat<br />
uns kaum schlafen lassen", sagt Heinz<br />
Hacke, "dass unsere über alles geliebten<br />
<strong>Tiere</strong> im Notfall unversorgt zurückbleiben<br />
könnten." Das Ehepaar entschloss<br />
sich, die<br />
Betreuung ihrer<br />
Katzen detailliert<br />
testamentarisch<br />
zu regeln und eine<br />
Tierschutzorganisation<br />
ihres<br />
Vertrauens zum<br />
Erben von Haus<br />
und Barschaft<br />
einzusetzen.<br />
"Meine Frau und<br />
ich setzen Ihren<br />
Verein zum Alleinerben<br />
ein<br />
und binden das Testament an die Auflage,<br />
dass unsere Katzen in unserem<br />
Haus weiter leben dürfen und hier vor<br />
Ort von einer Betreuungsperson bis zu<br />
ihrem natürlichen Tod liebevoll versorgt<br />
(gegebenenfalls auch medizinisch)<br />
werden", wandte sich <strong>der</strong> ehemalige,<br />
selbständige EDV-Berater an mehrere<br />
Über das Leben hinaus<br />
<strong>Tiere</strong>n helfen<br />
Wir wissen alle, dass Tierschutz ohne<br />
seine großartigen För<strong>der</strong>er nicht möglich<br />
ist. Je<strong>der</strong> Fortschritt, <strong>der</strong> für <strong>Tiere</strong><br />
erkämpft wird und jedes Tier, dem in<br />
seiner Not geholfen werden konnte,<br />
ist damit immer auch <strong>der</strong> ganz persönliche<br />
Erfolg unserer Unterstützer<br />
und Freunde. Dafür möchten wir Ihnen<br />
von Herzen danken. Gemeinsam<br />
können wir stark für <strong>Tiere</strong> sein!<br />
Tierschutzorganisationen.<br />
Doch die Reaktionen waren nicht so,<br />
wie das tierliebe Ehepaar erwartet hatte.<br />
"Es geht um alles", sagt Heinz Hakke,<br />
"um das Haus, das Grundstück, unsere<br />
Barschaft und vor allem um unsere<br />
<strong>Tiere</strong>. Da hätten wir schon an<strong>der</strong>e Reaktionen<br />
erwartet, als die Verschickung<br />
einer Testamentsbroschüre o<strong>der</strong> die<br />
Aussage, <strong>der</strong><br />
Vorstand sei im<br />
Moment zu beschäftigt,<br />
um ans<br />
Telefon zu kommen."<br />
Im Internet stoßen<br />
die Vorruheständler<br />
auf den<br />
bmt, und <strong>der</strong><br />
61jährige nimmt<br />
Kontakt zu Dr.<br />
Jörg Styrie, in<br />
Berlin auf. "Es<br />
war ein gutes,<br />
vertrauensvolles Gespräch", begründet<br />
Heinz Hacke seine Entscheidung und<br />
erinnert sich an das erste Telefonat mit<br />
dem <strong>Bund</strong>esvorsitzenden. "Das ist nicht<br />
ganz einfach, was Sie da möchten,<br />
aber es ist machbar", hatte Dr. Styrie<br />
mit Blick auf die speziellen Auflagen<br />
zur Katzenbetreuung im Hacke`schen<br />
20
Leben hinaus helfen<br />
SCHUTZES LEBEN IN IHREN PROJEKTEN FORT<br />
Bei Hackes genießen die Katzen ihr Leben<br />
Haus gesagt und sich zur Klärung <strong>der</strong><br />
Angelegenheit mit dem Rechtsanwalt<br />
Bernd Neunzig in Verbindung gesetzt.<br />
Damit <strong>der</strong> "Letzte Wille" Rechtssicherheit<br />
bekäme, so <strong>der</strong> Kölner Anwalt,<br />
sollten Gabriele und Heinz Hacke ihr<br />
Testament handschriftlich und mit den<br />
spezifischen Auflagen neu zu Papier<br />
bringen. Handschriftlich aufgesetzt,<br />
versehen mit Datum, Ort und Unterschrift<br />
bei<strong>der</strong> Eheleute wurde das aktuelle<br />
Testament dann beim Amtsgericht<br />
(Hinterlegungsgebühr ca. 100<br />
Euro) hinterlegt. Im Testament wurde<br />
ein neutraler Testamentsvollstrecker<br />
bestimmt, <strong>der</strong> dafür Sorge zu tragen<br />
hat, dass die festgelegten Auflagen erfüllt<br />
werden.<br />
"Es ist beruhigend", sagt Gabriele Hacke,<br />
"zu wissen, dass es unseren Katzen<br />
auch dann weiter gut gehen wird, wenn<br />
uns gemeinsam, wie zum Beispiel auf<br />
einer Autofahrt, etwas zustoßen sollte."<br />
Das kin<strong>der</strong>lose Ehepaar hat elf Katzen,<br />
Mini, die älteste, ist schon mit ihnen<br />
Ende 2002 aus dem "Oberbergischen<br />
Land" (bei Köln) in den ländlichen Norden<br />
Deutschlands gezogen. 5500<br />
Quadratmeter gehören zu dem Grundstück<br />
mit Weitblick auf die nie<strong>der</strong>sächsische<br />
Marsch, die Hälfte wird als Garten<br />
genutzt. Die an<strong>der</strong>en 2500<br />
Quadratmeter sind als landwirtschaftliche<br />
Fläche ausgewiesen und könnten<br />
vorübergehend für die Haltung von<br />
Gnadenbrottieren genutzt werden,<br />
schlägt <strong>der</strong> Hausbesitzer vor.<br />
HAUSTIERE ALS ERBEN? - HIER DIE WICHTIGSTEN FRAGEN:<br />
Frage: Warum hat das Ehepaar Hacke<br />
nicht ihre 11 Katzen als Erben bestimmt?<br />
Aus England und USA hört man<br />
immer öfter, dass betuchte Erblasser ihre<br />
Haustiere erben lassen, um sie bis<br />
zum Lebensende gut betreut zu wissen.<br />
Antwort: Nach deutschem Recht wäre<br />
solch ein Testament unwirksam. In<br />
Deutschland sind nur natürliche Personen<br />
o<strong>der</strong> juristische Personen, wie zum<br />
Beispiel Vereine, erbberechtigt.<br />
Frage: Gabriele und Heinz Hacke haben<br />
ihre Katzen durch die Auflage im<br />
Testament abgesichert, dass sie bis zu<br />
ihrem natürlichen Lebensende im Haus<br />
gepflegt werden. Nicht je<strong>der</strong> Tierbesitzer<br />
kann solche Verfügungen in seinem<br />
Testament bestimmen, zum Beispiel,<br />
weil er nicht über Haus und Grund verfügt.<br />
Wie kann dann so vorgesorgt werden,<br />
dass die <strong>Tiere</strong> im Ernstfall betreut<br />
werden?<br />
Antwort: Das Testament muss die<br />
ausdrückliche Auflage enthalten, dass<br />
sich <strong>der</strong> Erbe, also eine natürliche Person<br />
o<strong>der</strong> ein Verein (juristische Person)<br />
um das Tier kümmern muss, solange es<br />
lebt. Wichtig dabei: Die Formulierung<br />
muss juristisch einwandfrei sein, wie in<br />
folgenden beiden Textbeispielen:<br />
1. Formulierungsvorschlag:<br />
"Ich vererbe dem <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. mit Sitz in München<br />
mein Vermögen mit <strong>der</strong> Auflage,<br />
dass <strong>der</strong> Verein für meine <strong>Tiere</strong> bis zu<br />
ihrem natürlichen Tod gut sorgt.<br />
In meinem Todesfall sollen die <strong>Tiere</strong><br />
unverzüglich abgeholt und privat bei<br />
Tierfreunden o<strong>der</strong> im vereinseigenen<br />
Tierheim … untergebracht werden.<br />
AUS UNSERER TESTAMENTSBROSCHÜRE<br />
Infos in Kürze<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ohne Testament und gesetzliche Erben<br />
fällt das Vermögen dem Staat zu.<br />
Die Beratung durch einen Anwalt, Steuerberater<br />
o<strong>der</strong> Notar empfiehlt sich, wenn:<br />
<br />
es sich um ein umfangreiches<br />
Vermögen handelt<br />
<br />
Streit unter den Erben befürchtet wird<br />
Mehrere Personen und/o<strong>der</strong> Ver<br />
eine bedacht werden<br />
Bei mehreren Testamenten ist immer das<br />
zuletzt verfasste gültig<br />
Wurde kein Testament verfasst, tritt automatisch<br />
die gesetzliche Erbfolge ein.<br />
Weiterhin setze ich folgende Vermächtnisse<br />
für Privatpersonen aus…"<br />
2. Formulierungsvorschlag:<br />
"Als Erbe setze ich (Name, Adresse <strong>der</strong><br />
Privatperson) ein. Meine <strong>Tiere</strong> vermache<br />
ich dem <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. mit Sitz in München mit<br />
<strong>der</strong> Auflage, sie privat bei Tierfreunden<br />
o<strong>der</strong> im vereinseigenen Tierheim …<br />
unterzubringen und sie bis zu ihrem<br />
natürlichen Tod gut zu versorgen. Der<br />
Verein erhält hierfür die Summe von<br />
… Euro."<br />
Die bmt- Testamentsbroschüre können Sie über alle Geschäftsstellen<br />
beziehen (Adressen siehe Seite 34)<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
21
T ESTAMENTE<br />
Mit Zuwendungen <strong>Tiere</strong>n in Not helfen<br />
Frage: Wie sieht ein wirksames Testament<br />
aus?<br />
Antwort: Es gibt zwei Möglichkeiten:<br />
Das öffentliche Testament, dass vor einem<br />
Notar verfasst wird und das eigenhändige,<br />
immer in handschriftlicher<br />
Form abgehaltene.<br />
Das öffentliche Testament hat insofern<br />
weitergehende Bedeutung, als es für<br />
den Nachweis <strong>der</strong> Erbfolge im Grundbuch<br />
den sonst erfor<strong>der</strong>lichen Erbschein<br />
ersetzt. Das eigenhändige, also<br />
nur per eigener Hand geschriebene<br />
Testament muss mit Vor- und Familiennamen<br />
unterzeichnet werden, Ort und<br />
Datum enthalten. Die sicherste Aufbewahrung<br />
für das eigenhändige Testament<br />
sind Amtsgericht o<strong>der</strong> Notar,<br />
während das öffentliche Dokument ohnehin<br />
in amtlicher Verwahrung verbleibt.<br />
Frage: Welche Möglichkeiten<br />
gibt es, den bmt in seinem<br />
Testament zu bedenken?<br />
Antwort: Als Alleinerbe,<br />
Miterbe, Vermächtnisnehmer und Vermächtnisnehmer<br />
mit Haustierbetreuung.<br />
Übrigens: Ein Vermächtnisnehmer<br />
ist kein Erbe, das heißt, er geht mit <strong>der</strong><br />
Zuwendung keine Verpflichtung (z.B.<br />
Schulden) ein. Vermächtnisse können<br />
u.a. Sparguthaben, Schmuck, Immobilien,<br />
Gemälde etc. sein.<br />
Frage: Muss <strong>der</strong> bmt im Falle einer<br />
Erbschaft Steuern zahlen, so dass im<br />
Endeffekt den <strong>Tiere</strong>n weniger zugute<br />
kommt?<br />
Antwort: Der bmt ist als gemeinnützig<br />
und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig<br />
anerkannt und muss daher keine Erbschafts-<br />
o<strong>der</strong> Schenkungssteuer zahlen.<br />
Das heißt: Spenden und testamentarische<br />
Zuwendungen werden zu 100%<br />
im Tierschutz eingesetzt.<br />
Frage: Wer entscheidet über die Verwendungszwecke<br />
des Vermögens?<br />
Antwort: Der Erblasser bestimmt, für<br />
welche Zwecke o<strong>der</strong> Projekte seine<br />
Gel<strong>der</strong> eingesetzt werden sollen. So<br />
konnte zum Beispiel durch eine zweckgebundene<br />
Erbschaft unser Tierschutzunterrichtprojekt<br />
ins Leben gerufen<br />
o<strong>der</strong> das Tierschutzzentrum in Pfullingen<br />
aufgebaut werden.<br />
Weitere Verwendungszwecke können<br />
sein:<br />
Unterhalt eines bestimmten bmt-<br />
Tierheims<br />
Tierschutzprojekte in spezfischen<br />
Regionen (z.B. Kastrationen von frei<br />
lebenden Katzen in Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
o<strong>der</strong> Ostfriesland)<br />
Baumaßnahmen an Tierheimen/<br />
Freiläufen<br />
Jugendtierschutzunterricht<br />
Auslandstierschutz<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
Der bmt als Miterbe: Ein Beis<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
Eine Tierfreundin aus Berlin setzt<br />
den bmt als Miterben ein<br />
Weil die Berliner Tierfreundin beiden Vereinen verbunden ist, hat sie den<br />
bmt und Pro Animale zu gleichen Teilen zu Erben bestimmt. Der amtierende<br />
bmt-Vorsitzende soll, so ist es im Testament festgehalten, das Haus <strong>der</strong> Erblasserin<br />
verkaufen und den Erlös hälftig zwischen den Vereinen aufteilen.<br />
Die 65jährige leitete neben ihrer Berufstätigkeit viele Jahre eine Igelstation,<br />
half bei <strong>der</strong> Säuberung verölter Seevögel an <strong>der</strong> Nordsee und engagierte<br />
sich beim Aufbau eines Tierheims in Belzig (Brandenburg).<br />
Heute ist sie noch im Igelschutz aktiv, aber offiziell nicht mehr als Igelstation<br />
gemeldet. "Die Leute", sagt sie, "haben bis spät nachts angerufen und<br />
mir "ganz kleine" Igel vorbei gebracht." Meist stellte sich heraus, dass die<br />
Igel nicht untergewichtig waren und völlig unbegründet aus <strong>der</strong> Natur entnommen<br />
wurden.<br />
Mit ihrem Ehemann trat sie vor drei Jahrzehnten in den bmt ein und blieb<br />
dem Verein mit seinen Zielen über Jahrzehnte verbunden. Die rüstige Pensionärin,<br />
die früher bei <strong>der</strong> Telekom als Beamtin gearbeitet hat, schätzt die<br />
seriöse Arbeit des bmt und hofft, dass beide Organisationen tatsächlich in<br />
den Genuss <strong>der</strong> Erbschaft kommen werden. "Man weiß ja nie, was das<br />
22
GRÖSSTE<br />
ANLAGE IHRER ART IN EUROPA:<br />
BESITZER VERSTORBEN - TIERE VERGESSEN<br />
Zum Räumungstermin seines Reihenhauses in Hamburg<br />
Barmbek erwartet den Vermieter eine traurige Überraschung:<br />
Einige Tage zuvor war die Mieterin, eine betagte<br />
Dame ohne Angehörige, verstorben. Als <strong>der</strong> verdutzte Eigentümer<br />
die Haustür öffnet, springen unerwartet drei<br />
halb verhungerte Katzen an ihm vorbei ins Freie.<br />
VON FRANK WEBER,<br />
LEITER DES FRANZISKUS-T IERHEIMS<br />
Frank Weber half den verwaisten <strong>Tiere</strong>n<br />
piel aus Berlin<br />
Schicksal bereit hält", erklärt sie mit Hinweis<br />
auf Situationen, die einen von heute<br />
auf morgen zum Pflegefall lassen werden<br />
können.<br />
Während ihr geschiedener Ehemann von<br />
Pro Animale Angel, eine Hündin aus einer<br />
russischen Tötungsstation aufgenommen<br />
hat, hält die Berlinerin <strong>der</strong>zeit keinen<br />
eigenen Hund, son<strong>der</strong>n kümmert sich<br />
ausschließlich um Pflegehunde. "Geld<br />
war mir nie wichtig", sagt die kin<strong>der</strong>lose<br />
Tierfreundin, "weil ich aufgrund meiner<br />
Sparsamkeit immer welches hatte." Dass<br />
ihr Besitz eines Tages dem Tierschutz zugute<br />
kommen sollte, war ihr schon lange<br />
ein Herzenswunsch.<br />
Immer wie<strong>der</strong> werden Haustiere zu<br />
Waisen. Wie in dem Fall <strong>der</strong> beiden<br />
Hundedamen Dani und Julchen: Auch<br />
ihr Besitzer verstarb plötzlich und ließ<br />
die Vierbeiner ohne Versorgung zurück.<br />
Die aufmerksamen Nachbarn erweisen<br />
sich als Retter in <strong>der</strong> Not. Selbst<br />
schon weit über siebzig erklärt sich das<br />
Ehepaar sogar bereit, die Hunde aufzunehmen.<br />
Doch schon nach wenigen Tagen stellt<br />
sich heraus, dass sie mit <strong>der</strong> Betreuung<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> überfor<strong>der</strong>t sind. Sie wenden<br />
sich an uns und bitten um Unterstützung.<br />
Nach einigen Gesprächen können<br />
die Hundedamen bis zur Vermittlung<br />
erst mal bei den netten Herrschaften<br />
bleiben.<br />
Trotzdem ist die Situation für die Vierbeiner<br />
nicht gerade einfach, sie haben<br />
Probleme, sich an die ungewohnte Situation<br />
zu gewöhnen. Und ein neuer,<br />
gravieren<strong>der</strong> Wechsel steht ja noch bevor.<br />
Wenn sich neue Herrchen für die<br />
Hundesenioren gefunden haben, heißt<br />
es wie<strong>der</strong> Abschied nehmen von <strong>der</strong><br />
gerade vertraut gewordenen Umgebung.<br />
Was gerade älteren <strong>Tiere</strong>n beson<strong>der</strong>s<br />
schwer fällt.<br />
Innerhalb kurzer Zeit gleich zweimal<br />
die Bezugspersonen zu verlieren, ist für<br />
die Seele <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ein schmerzhafter<br />
Prozess. Die beiden Hundedamen haben<br />
Glück - wir können für sie ein neues<br />
Zuhause finden, ohne dass wir sie im<br />
Tierheim aufnehmen mussten. Soviel<br />
Glück haben an<strong>der</strong>e nicht…<br />
Zum Beispiel Kater Teddy: Als treuer<br />
Weggefährte einer Dame wurde die 13<br />
jährige Samtpfote ins Franziskus Tierheim<br />
gebracht. Als Grund gaben die<br />
Erben an, kein Geld für die Versorgung<br />
des <strong>Tiere</strong>s zu haben.<br />
Tagelang saß er alleine im Haus <strong>der</strong><br />
Verstorbenen und wurde lediglich mit<br />
Futter versorgt. Aus Einsamkeit und ohne<br />
Möglichkeit nach draußen zu gehen,<br />
leckte er sich an mehreren Stellen<br />
kahl. ..<br />
Damit die eigenen <strong>Tiere</strong> im Notfall<br />
nicht ohne Betreuung dastehen, empfiehlt<br />
es sich, verantwortungsvoll Vorsorge<br />
zu treffen (s. Seite 18-21). Ideal<br />
ist es, wenn die <strong>Tiere</strong> schon zu Lebzeiten<br />
<strong>der</strong> Besitzer ab und zu von ihren<br />
"Paten" versorgt werden.<br />
Vorsorge treffen<br />
Bei einem Notfall ist es wichtig, dass ein<br />
im Haus verbliebenes Tier rechtzeitig<br />
gefunden und versorgt wird. Treffen Sie<br />
dafür folgende Vorsorge:<br />
Tragen Sie den Hinweis bei sich, dass<br />
Sie Tierbesitzer sind und Hund, Katze<br />
o<strong>der</strong> Kleintier daheim auf Sie warten<br />
Notieren Sie auf diesem Hinweiszettel<br />
auch, wer im Unglücksfall benachrichtigt<br />
werden und das Tier aufnehmen<br />
muss. Möchten Sie, dass <strong>der</strong> bmt<br />
sich im Notfall Ihres <strong>Tiere</strong>s annimmt,<br />
besprechen Sie diesen Wunsch mit uns<br />
und vermerken Sie auf dem Zettel, dass<br />
umgehend <strong>der</strong> bmt informiert werden<br />
muss, um das Tier zu betreuen<br />
Hinterlegen Sie gegebenenfalls auch<br />
bei Ihren Nachbarn die Nachricht, wen<br />
Sie im einzutretenden Fall mit <strong>der</strong> Pflege<br />
Ihres <strong>Tiere</strong>s betraut haben und geben<br />
Anschrift und Telefon mit an.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
23
T IERHEIM<br />
H AGE<br />
"Komm, wir riskieren das<br />
WIE AUS PECHVOGEL APOLL EIN GL<br />
Erinnern Sie sich an Apoll? Den Hund aus unserem letzten<br />
RdT (3/08), <strong>der</strong> mit Schrotkugeln im ganzen Körper ins<br />
Tierheim Hage gekommen war und unter je<strong>der</strong> Berührung<br />
zusammenzuckte? Jetzt ist aus Apoll Osborne geworden<br />
und nicht nur das: Der ehemalige Pechvogel ist einer <strong>der</strong><br />
größten Glückspilze aus Ostfriesland - und bestes Beispiel<br />
dafür, wie schnell sich ein Leben zum Guten än<strong>der</strong>n kann.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
Apoll mit seinen neuen Besitzern<br />
Dass <strong>der</strong> Eurasiermischling Pep sich<br />
nicht aufgegeben hat, ist <strong>der</strong> Ehrenamtlichen<br />
Hanne Rieken zu verdanken<br />
- da ist sich das Team vom Tierheim<br />
Hage sicher. "Der Hund hat einen ganz<br />
an<strong>der</strong>en Gesichtsausdruck bekommen,<br />
nachdem er bei Hanne eingezogen<br />
ist; man merkt, dass er jetzt endlich<br />
zufrieden ist", sagen die Mitarbeiter.<br />
Fast wäre Saskia Baumann an Apoll<br />
vorbeigegangen, als sie auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach einem neuen Hund in die Zwinger<br />
des Tierheims Hage schaute. Etwas<br />
enttäuscht, weil kein Funke übergesprungen<br />
war, warf sie noch einen Blick<br />
auf die Pinnwand mit den Vermittlungstieren<br />
und blieb dann an Apolls Profil<br />
hängen. Der Rüde war in diesem Moment<br />
im Freilauf und ahnte nicht, dass<br />
sich sein Schicksal gerade um 180<br />
Grad zu wenden begann…<br />
Glücklich erzählt sie ihrem Lebensgefährten<br />
Martin Schöning von dem<br />
Hund, und beide entschließen sich, es<br />
erstmalig mit einem Tierheimhund zu<br />
versuchen. "Es gehört schon ein wenig<br />
Mut dazu", sagt die junge Frau, "einen<br />
erwachsenen Hund bei sich aufzunehmen,<br />
von dem man so gar nichts weiß."<br />
Auch Apoll schien das ähnlich zu sehen<br />
und entschied sich erst einmal zur völligen<br />
Zurückhaltung in <strong>der</strong> fremden<br />
Umgebung. `Bitte nicht ständig anfassen<br />
und mich nicht ansprechen´, drückte<br />
in den ersten Tagen seine<br />
Körperhaltung aus - und die<br />
beiden Hundeliebhaber tolerierten<br />
seine unausgesprochene<br />
Bitte.<br />
Langsam begann sich <strong>der</strong> Rüde zu entspannen,<br />
nahm immer öfter Kontakt zu<br />
seinen neuen Menschen auf, genoss<br />
die Fahrten in den Pferdestall, die ausgedehnten<br />
Spaziergänge und überhaupt<br />
das lang vermisste Gefühl, endlich<br />
dazuzugehören. "Wir sind super<br />
glücklich mit ihm", sagt die halbtags<br />
arbeitende Saskia zu Dieter Kuhn, <strong>der</strong><br />
drei Monate nach <strong>der</strong> Aufnahme des<br />
Hundes noch einmal in Krummhörn bei<br />
Osborne vorbeischaut.<br />
Der Rüde hat dicke Freundschaft mit<br />
Katze Lilly geschlossen und dabei ihrer<br />
Schwester Emma deutlich gemacht,<br />
dass sie nicht mit seinen Annäherungsversuchen<br />
zu rechnen habe. Abgesehen<br />
von Emma, die er aus unerfindlichen<br />
Gründen ablehnt, ohne ihr<br />
dabei etwas antun zu wollen, liebt Osborne<br />
alle <strong>Tiere</strong>. "Egal, ob Rüde, Hündin,<br />
Pferd, Katze o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>es Tier -<br />
Osborne ist <strong>der</strong> Freund aller Vierbeiner",<br />
hat das junge Paar beobachtet<br />
Auch für Pep hat ein neues Leben begonnen<br />
"Ein älteres Tier schenkt so viel Freude"<br />
2006 wurde <strong>der</strong> Rüde in schlechtem<br />
Gesundheitszustand von einem jungen<br />
Paar abgegeben. Sie hatten den angebundenen<br />
Hund angeblich im Wald<br />
gefunden. Nachdem sich Pep erholt<br />
hatte, verging Woche um Woche, ohne<br />
dass sich etwas tat. Niemand interessierte<br />
sich für den Hund, keiner gab<br />
ihm eine Chance. Und eines Tages<br />
und ist darüber sehr glücklich, denn es<br />
macht jede Begegnung mit Artgenossen<br />
unproblematisch.<br />
Das einzige, was Osborne bis heute<br />
nicht mag, sind Spiele. "Er geht sofort in<br />
Deckung, wenn ich einen Ball o<strong>der</strong><br />
Stock werfe", beschreibt Saskia Baumann<br />
sein Verhalten, das sie sich mit<br />
möglichen Schlägen in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
erklärt. Doch diese Zeit ist vorbei,<br />
genauso wie seine anfängliche Scheu<br />
bei seinen neuen Besitzern. Mittlerweile<br />
for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Rüde seine Zuwendung<br />
und wird sogar schon ungeduldig,<br />
wenn auf seine Auffor<strong>der</strong>ung nicht sofort<br />
eine entsprechende Reaktion mit<br />
Streicheleinheiten erfolgt.<br />
Auf diesem Weg bedankt sich das Tierheim<br />
Hage herzlich bei allen Spen<strong>der</strong>n,<br />
die uns bei den OP-Kosten für Apoll<br />
unterstützt haben. In mehreren Operationen<br />
mussten dem Rüden die Schrotkugeln<br />
aus dem Körper geholt werden;<br />
er war angeschossen worden. Durch<br />
Ihre Hilfe tragen auch Sie Ihren Anteil<br />
daran, dass <strong>der</strong> Hund heute so glücklich<br />
und schmerzfrei leben<br />
kann.<br />
schien <strong>der</strong> stämmige Rüde zu<br />
resignieren; er lag in seinem<br />
Zwinger und ließ die Außenwelt<br />
mehr und mehr an sich<br />
vorbei gleiten…<br />
Aber auch für ihn hielt das<br />
Schicksal noch eine Überraschung<br />
bereit - und die hieß Hanne<br />
Rieken. 27 Jahre hatte sie aus beruf-<br />
24
mit einem Tierheimhund"<br />
T IERHEIM<br />
H AGE<br />
ÜCKSPILZ WURDE<br />
Röntgenbild: Apoll, von Kugeln durchsiebt<br />
lichen Gründen in Aurich gelebt und all<br />
die Jahre vom Deich geträumt. "Ich<br />
brauche das Wasser, die Sturmfluten,<br />
den Deich", sagt sie und liebkost den<br />
13 Jahre alten Pep. Sobald sich die<br />
Rentnerin in ihrem Häuschen eingerichtet<br />
hat, bietet sie dem Tierheim Hage<br />
ihre ehrenamtliche Mitarbeit an.<br />
Erst kümmert sie sich um den tauben<br />
Rüden Willi und nach seiner Vermittlung<br />
um Pep.<br />
Die Nordfriesin, die seit ihrer Kindheit<br />
Hunde hatte, erkennt sofort, dass Peps<br />
Sehnsucht nach einem eigenen Zuhause<br />
ihm das Tierheimleben immer<br />
schwerer macht. Sie nimmt ihn zu sich,<br />
obwohl sie weiß, dass die gemeinsamen<br />
Jahre gezählt sein werden. Denn<br />
<strong>der</strong> alte Pep hat schwere Arthrose und<br />
kann kaum noch laufen. Doch ihre<br />
pflegebedürftige Mutter, die 2 Häuser<br />
weiter lebt, hat einen Garten, in dem<br />
<strong>der</strong> Hund die Sonnenstrahlen genießen<br />
kann.<br />
"Ich möchte an alle Menschen appellieren",<br />
sagt die gebürtige Ostfriesin,<br />
"einem älteren Hund noch eine Chance<br />
zu geben - nichts macht ihn glücklicher,<br />
als ein schönes Zuhause bei liebevollen<br />
Menschen!"<br />
Pep mit seiner neuen<br />
Besitzerin<br />
Hanne Rieken<br />
HIER WIRD MENSCH UND TIER GEHOLFEN<br />
Neu: Sozialsprechstunde im TH Hage<br />
Jeden zweiten Dienstag im<br />
Monat findet im Tierheim<br />
Hage die neu eingerichtete<br />
Sozialsprechstunde für<br />
bedürftige Tierhalter statt.<br />
An diesen Tagen können<br />
sozialschwache Menschen<br />
ihre <strong>Tiere</strong> von Dr. Ely<br />
untersuchen und behandeln<br />
lassen. Die Hälfte <strong>der</strong><br />
anfallenden Kosten trägt das Tierheim<br />
Hage.<br />
Die seit 2,5 Jahren im Tierheim ehrenamtlich<br />
arbeitende Andrea Rump<br />
koordiniert die Termine für die die Sozialsprechstunde<br />
und die weiter laufenden<br />
Kastrationsaktionen. Auch hier<br />
trägt das Tierheim 50% <strong>der</strong> Kosten, um<br />
den Besitzern die Kastration ihrer Katzen<br />
zu "versüßen". "Die Sozialsprechstunde<br />
", sagt sie, "ist ein großartiges<br />
Angebot von Geschäftsstellenleiter<br />
Dieter Kuhn. "Denn wer leidet unter<br />
seinen finanzschwachen Besitzern?<br />
Das sind die <strong>Tiere</strong> und ganz beson<strong>der</strong>s<br />
dann, wenn sie chronisch krank sind."<br />
Die Sprechstunde wird von Hartz 4-<br />
Empfängern, Rentnern und Auszubildenden<br />
gut angenommen - die Resonanz<br />
freut Dieter Kuhn. "Wir wollen<br />
schließlich mit diesem Angebot dazu<br />
beitragen, dass mehr Katzen kastriert<br />
werden, um das ungeheure Ausmaß<br />
des Katzenelends in dieser Region zu beenden",<br />
sagt <strong>der</strong> Geschäftsstellenleiter.<br />
Auf Andrea Rump kann er sich dabei<br />
voll verlassen; sie betreut in ehrenamtlicher<br />
Tätigkeit die Tierbesitzer<br />
und bereitet mit dem<br />
Tierheim-Team die Katzen<br />
für die Kastrationen vor.<br />
Die 33jährige ist in Ostfriesland<br />
keine Unbekannte:<br />
Die gelernte Raumausstatterin<br />
unterhält im<br />
Südbrookmerland (zwischen<br />
Aurich, Emden<br />
und Norden) einen<br />
Kleintierfriedhof. Mit<br />
sehr viel Einfühlungsvermögen<br />
für die trauernden<br />
Besitzer hat sie aus<br />
dem Friedhof eine Oase<br />
Dieter Kuhn des Friedens und <strong>der</strong> Ruhe<br />
gemacht. Ihr mit Blumen<br />
und Parkbänken ausgestatteter<br />
Kleintierfriedhof ist für Besucher<br />
offen und wird an Wochenenden von<br />
Ausflüglern, Fahrradfahrern und Touristen<br />
aufgesucht. Die meisten Gräber<br />
werden von den Besitzern liebevoll und<br />
fantasiereich gepflegt.<br />
Andrea Rump beerdigt verstorbene<br />
<strong>Tiere</strong> in Achtung vor dem Kummer <strong>der</strong><br />
Abschied nehmenden Menschen. Das<br />
Tier wird mit Blumen und Kerzen in einem<br />
Häuschen aufgebahrt, so dass die<br />
Besitzer die Möglichkeit haben, sich<br />
noch einmal zu verabschieden. In dieser<br />
Zeit hebt die 33jährige das Grab<br />
aus und deckt den Boden mit Tannen<br />
aus. Manchmal kann sie sich ihrer Tränen<br />
selbst nicht erwehren, wenn sie die<br />
<strong>Tiere</strong> gut gekannt hat o<strong>der</strong> mit ihren<br />
Haltern befreundet ist.<br />
565 <strong>Tiere</strong> sind inzwischen auf ihrem<br />
Friedhof beerdigt. Auf dem Gelände<br />
hängt eine Schautafel mit den aktuellen<br />
Vermittlungstieren des Tierheims<br />
Hage. Vier trauernde Hundehalter haben<br />
nach dem Abschied ihres Freundes<br />
einem Tierheimhund ein neues Zuhause<br />
geschenkt und haben<br />
diesen Schritt nicht bereut.<br />
Mehr zum Kleintierfriedhof<br />
unter<br />
www.kleintierfriedhof.de<br />
Andrea Rump<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
25
TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />
Oldies<br />
but Goldies<br />
Die wahren Schätze<br />
haben einen Seniorenpass<br />
Man kann einfach nicht genug "Werbung" für alte <strong>Tiere</strong><br />
machen. Denn sie sind es, die hinter den Tierheimmauern<br />
am meisten leiden. Die ihre Welt nicht mehr verstehen,<br />
das fremde Futter nicht fressen wollen und Angst<br />
vor den Artgenossen haben, mit denen sie hier auf engem<br />
Raum zusammenleben müssen. <strong>Tiere</strong>, die sich im<br />
schlimmsten Fall einfach aufgeben.<br />
Kennen Sie<br />
schon unseren<br />
neuen Tierheim<br />
Köln-Dellbrück<br />
Kalen<strong>der</strong>?<br />
Lassen Sie sich<br />
von Barry, Mario,<br />
Olivia und<br />
vielen an<strong>der</strong>en<br />
unserer vierbeinigen<br />
Bewohner<br />
durch das<br />
Jahr 2009 begleiten. Sie können den Kalen<strong>der</strong><br />
für 5 Euro im Tierheim kaufen o<strong>der</strong><br />
ihn bestellen (zzgl. 1,45 Porto).<br />
Es sind aber auch die <strong>Tiere</strong>, die teilweise sehr lange im Tierheim<br />
auf ein neues Zuhause warten müssen. Es versetzt uns immer wie<strong>der</strong><br />
einen Stich ins Herz, wenn wir in den Vermittlungsgesprächen<br />
hören, dass das Tier bloß nicht zu alt sein soll, damit man noch<br />
"etwas davon hat". Menschen, die so denken, haben bestimmt nie<br />
mit einem alten Tier zusammengelebt. Denn alte <strong>Tiere</strong> sind etwas<br />
Wun<strong>der</strong>bares.<br />
Fünf unserer wun<strong>der</strong>baren Wesen möchten wir Ihnen an dieser<br />
Stelle vorstellen. Es sind <strong>Tiere</strong>, für die wir uns nichts mehr wünschen,<br />
als dass sie spätestens zu Weihnachten auf einer warmen,<br />
gemütlichen Couch sitzen und so lange den Bauch gestreichelt<br />
bekommen, bis sie glücklich schlummern.<br />
Liebe Tierfreunde, vielleicht schauen Sie sich einmal in ihrer Wohnung<br />
um. Möglicherweise<br />
entdecken Sie ja<br />
TIERHEIMKALENDER 2009 ein kleines, gemütliches<br />
Plätzchen für einen unserer<br />
Senioren? Es ist vielleicht keine<br />
Freundschaft auf viele Jahre, aber<br />
es ist etwas ganz beson<strong>der</strong>es, ein<br />
altes Tier bei sich zu haben.<br />
Sicherlich muss ein altes Tier öfter zum Tierarzt als seine<br />
jungen Artgenossen und natürlich muss man bestimmte<br />
Kompromisse eingehen. Manche <strong>Tiere</strong> können keine Treppen<br />
mehr steigen, an<strong>der</strong>e werden inkontinent. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
werden vielleicht blind o<strong>der</strong> taub.<br />
Aber genau dann braucht ein Tier eine feste Bezugsperson,<br />
jemanden, auf den es sich verlassen kann. Wir würden uns<br />
sehr über Menschen freuen, die diese Hin<strong>der</strong>nisse nicht<br />
scheuen und sich bereit erklären, einem unser vorstellten<br />
Schützlinge ein schönes Zuhause für immer zu geben.<br />
Die <strong>Tiere</strong> werden es Ihnen danken. Versprochen.<br />
Der 14-jährige Nick kam nach sechs Jahren aus <strong>der</strong> Vermittlung zurück.<br />
Seine Besitzerin war mit ihrem Partner zusammengezogen,<br />
und Nick verstand sich nicht mit den dort vorhandenen Katzen. Der<br />
Kater litt in <strong>der</strong> ersten Zeit im Tierheim furchtbar. Einer ersten recht<br />
aggressiven Phase in <strong>der</strong> Quarantänestation folgte wochenlanges<br />
Vegetieren unter dem Sofa in unserem Katzenhaus. Mit viel Liebe<br />
und Geduld bauten unsere Pfleger sein Vertrauen wie<strong>der</strong> auf und<br />
ließen ihn spüren, dass das Leben durchaus lebenswert ist. Mittlerweile<br />
kommt sein schmusiges Gemüt wie<strong>der</strong> zu Tage, so dass einer<br />
baldigen Vermittlung eigentlich nun nichts mehr im Wege steht….<br />
Nick möchte Einzelkatze sein und seine morgendlichen Herztabletten<br />
in Leberwurst serviert bekommen. Er ist ein ausgesprochener<br />
Schoßkater, eignet sich an kalten Tagen wun<strong>der</strong>bar als Heizdecke.<br />
Nicht vergessen:<br />
Adventsbasar im<br />
TH Köln-Dellbrück<br />
am 13.12.2008<br />
Text und Fotos: Sylvia Hemmerling<br />
Nick<br />
26
TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />
Wer hat ein Herz für unsere Senioren-WG?<br />
Joda ist schon ein ganz beson<strong>der</strong>er Schlag Hund: Kaum größer als ein Kaninchen,<br />
lässt <strong>der</strong> resolute Hundeopa sowohl Artgenossen als auch Pfleger gerne mal<br />
stramm stehen. Fremde lässt er absolut nicht an sich heran. Wer weiß, welche<br />
schlechten Erfahrungen er gemacht hat. Der verwahrloste und verflohte Zustand,<br />
in dem Joda auf den Straßen Kölns aufgefunden<br />
wurde, spricht Bände. Für den<br />
kleinen Choleriker suchen wir ganz sensible<br />
Menschen, die ihm Zeit geben, sich<br />
wie<strong>der</strong> zurecht zu finden. Wir sind überzeugt,<br />
dass es gar nicht lange dauern<br />
wird, bis Joda in einem neuen Zuhause<br />
auftaut. Hier im Tierheim hat er einige<br />
wenige Menschen in sein Herz geschlossen.<br />
Von ihnen lässt er sich sogar auf den<br />
Arm nehmen. Der rüstige kleine Zwerg<br />
sollte auf jeden Fall als Einzelhund gehalten<br />
werden, denn er neigt zur Eifersucht<br />
und würde seinen vierbeinigen Mitbewohnern<br />
das Leben schwer Joda<br />
machen.<br />
Tiko<br />
"Der liebste Hund von Köln", das könnte<br />
an Tikos Zwinger stehen. Schon seinem<br />
freundlichen, ergrauten Gesicht kann<br />
man ansehen, dass er keiner Fliege etwas<br />
zu leide tun könnte. Mit einem dicken Geschwür<br />
an <strong>der</strong> Seite kam <strong>der</strong> Staffordshire-Mix<br />
als Findling zu uns. Schnell fanden<br />
wir seinen Besitzer heraus, doch statt großer<br />
Freude ernteten wir die Antwort, dass<br />
<strong>der</strong> Hund nicht mehr gewollt sei. Praktisch<br />
Bonnys Besitzerin verstarb in jungem Alter,<br />
und es gab lei<strong>der</strong> we<strong>der</strong> Verwandte noch<br />
Freunde, die sich um die schwarze Katze<br />
kümmern konnten o<strong>der</strong> wollten. Die leicht<br />
übergewichtige Samtpfote ist mit ihren zwölf<br />
Jahren im besten Katzenalter, hat keine<br />
Flausen mehr im Kopf und weiß genau, wie<br />
man uns Menschen um die Pfote wickelt.<br />
Spätestens wenn sie sich vor einem auf dem<br />
Rücken herumrollt, ist man ihrem Charme<br />
absolut erlegen.<br />
Hier im Tierheim fühlt Bonny sich nicht wirklich<br />
wohl, weil die an<strong>der</strong>en Katzen sie unterbuttern.<br />
Höchste Zeit also, auf ein gemütliches<br />
Sofa umzuziehen. Gegen die gepflegte<br />
Gesellschaft eines sehr lieben, älteren Katzenherrn<br />
hätte sie nichts einzuwenden.<br />
rausgeworfen. Mit 12 Jahren. Wir drücken Tiko ganz fest die Daumen, dass er, obwohl<br />
er ein so genannter "Anlagehund" ist, ganz schnell ein Zuhause findet. Einen Ort, an<br />
dem er ein gern gesehener Gast ist und an dem er für immer bleiben kann. Sein Geschwür<br />
wird in nächster Zeit noch operativ entfernt, ansonsten erfreut sich Tiko bester<br />
Gesundheit.<br />
Kontakt: Tierheim Köln-Dellbrück , Tel: (0221) 68 49 26<br />
Bonny<br />
Auch Kaninchen Hans ist nicht mehr <strong>der</strong> jüngste. Mit seinen ca.<br />
8 Jahren gehört er in unserer Kleintierabteilung bereits zu den<br />
Dienstältesten. Sein Alter macht es ihm nicht gerade einfach, ein<br />
neues Zuhause zu finden. Schon oft gab es Interessenten für den<br />
braunen Kaninchenmann, aber im letzten Moment hat man<br />
dann doch immer einem jüngeren Artgenossen den Vorzug gegeben.<br />
Uns tut das in <strong>der</strong> Seele weh, denn Hans kann man förmlich<br />
ansehen, wie traurig er hier im Tierheim ist. Im Dezember<br />
2007 wurde er zusammen mit einer Häsin in einem Karton ausgesetzt.<br />
Die beiden kamen zu uns und fühlten sich in <strong>der</strong> großen<br />
Freilaufbox sehr wohl. Dann starb die Häsin und seitdem sitzt<br />
Hans allein in einem Käfig. Für ihn suchen wir wirklich dringend<br />
ein schönes Zuhause mit viel Freilauf und einer langohrigen<br />
Partnerin, die gerne auch schon einen Seniorenpass haben darf.<br />
Hans<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
27
TH ARCHE<br />
N OAH<br />
Warum unsere <strong>Tiere</strong><br />
JOY, REX UND IHRE FREUNDE AU<br />
Joy - ein schöner, hoffnungsvoller Name für einen Hund. Doch die schwarze, an Epilepsie erkrankte Labradormixhündin<br />
hatte in ihrem Leben bisher wenig Freude: Schon mit 2-3 Jahren wird sie als vermeintliches<br />
Fundtier im Tierheim abgegeben und hat es bis heute nicht verlassen. Dabei<br />
ist die mittlerweile 5jährige eine temperamentvolle und nach anfänglicher Zurückhaltung<br />
zutrauliche Hündin.<br />
Für die durch die Erkrankung schwer vermittelbare Joy suchen wir nun Paten, die<br />
uns bei ihrem Unterhalt unterstützen. Und vielleicht findet Joy auf diesem Weg<br />
endlich Menschen, die ihr die Wärme und Geborgenheit schenken, nach <strong>der</strong><br />
sie sich bislang vergeblich gesehnt hat. Auch Bobi, Rex, Newton, Julee und<br />
die beiden Katzen Elly und Lukas warten auf ihre große Chance - und bis<br />
dahin würden wir uns über Ihre Hilfe in Form einer Patenschaft sehr freuen!<br />
Bevor wir Ihnen unsere Kandidaten gleich vorstellen, vorab eine kurze<br />
Info zur Patenschaft.<br />
Jedes Tier, das wir aus seiner Notlage heraus bei uns<br />
aufnehmen, wird in unserem Tierheim fürsorglich betreut.<br />
Unser Ziel ist es, diese Hunde, Katzen und Kleintiere<br />
wie<strong>der</strong> zu vermitteln - und zwar in ein Umfeld, in<br />
dem ihnen mit Liebe und Achtung begegnet wird.<br />
Die meisten unserer Schützlinge finden durch unser verantwortungsvolles<br />
Bemühen schnell wie<strong>der</strong> ein neues<br />
Zuhause. Doch, wie Sie sich sicher vorstellen können,<br />
gibt es immer auch Vierbeiner, bei denen eine Vermittlung<br />
schwierig bis unmöglich ist.<br />
Weil die <strong>Tiere</strong> sehr alt, chronisch krank o<strong>der</strong> so<br />
zurückhaltend <strong>gegen</strong>über Besuchern sind, dass<br />
sie keine Kontaktaufnahme zulassen.<br />
Es sind <strong>Tiere</strong>, die oft wenig Glück in ihrem Leben<br />
hatten: Schlechte Behandlung, Vernachlässigung,<br />
Verlust <strong>der</strong> Bezugsperson - die Gründe,<br />
warum ein Vierbeiner an Körper und Seele<br />
krank und letztendlich unvermittelbar wird,<br />
Joy - die schwarze Labradormixhündin<br />
wurde Ende 2005 als Fundtier ins Tierheim<br />
gebracht. Zu diesem Zeitpunkt<br />
war sie ca. 2 Jahre alt und an Epilepsie<br />
erkrankt, wie die tiermedizinische<br />
Untersuchung ergab. Mit den Medikamenten<br />
lässt sich die Anfallshäufigkeit<br />
auf 4-5 Mal im Jahr beschränken. Auf<br />
Fremde geht Joy laut bellend und auch<br />
drohend zu, ohne jedoch körperlichen<br />
Schaden zuzufügen. Im Gegenteil: Sobald<br />
sie die Chance hat, die Menschen<br />
bei einem Spaziergang o<strong>der</strong> gemeinsamer<br />
Beschäftigung, wie hier auf dem<br />
Foto beim Spiel auf <strong>der</strong> Wiese, kennen<br />
zu lernen, zeigt sie ihr anhängliches<br />
und liebes Wesen.<br />
Rex - <strong>der</strong> Schäferhund ist ca. 14 Jahre<br />
alt und hat vermutlich eine Vergangenheit<br />
als Ketten- o<strong>der</strong> Zwingerhund hinter<br />
sich. Er wurde am Tierheimtor angebunden.<br />
Der Rüde hat schwere<br />
Hüftprobleme, läuft den Umständen<br />
entsprechend aber wie<strong>der</strong> recht gut.<br />
Rex hat durch gezielte Bewegungsübungen<br />
mehr Muskeln im Tierheim<br />
aufgebaut und geht inzwischen wie<strong>der</strong><br />
spazieren. Allerdings macht ihm sein<br />
schwaches Herz zu schaffen.<br />
Bobbi - <strong>der</strong> Schäferhund ist ebenfalls<br />
schon drei Jahre im Tierheim. Als Notfall<br />
aus unserem Partnertierheim in Ungarn<br />
geholt, bleibt <strong>der</strong> Rüde noch immer<br />
auf Distanz. Vorsicht und Neugier<br />
sind die vorherrschenden Regungen,<br />
wenn ihm Fremde begegnen. Der inzwischen<br />
10 Jahre alte Rüde braucht<br />
ein Zuhause mit eingezäuntem Garten<br />
und hundeerfahrene Menschen, die<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
28<br />
Für diese <strong>Tiere</strong> aus <strong>der</strong> Arche Noah kö
Paten brauchen<br />
PATENSCHAFTEN<br />
S DER ARCHE NOAH<br />
sind vielfältig. Die Erfahrungen können wir solchen <strong>Tiere</strong>n<br />
nicht nehmen - aber wir können gemeinsam mit Ihnen eines<br />
tun: Dafür sorgen, dass keines dieser <strong>Tiere</strong> sein Leben im<br />
Tierheim beschließen muss.<br />
Die Mehrzahl <strong>der</strong> schwer vermittelbaren Schützlinge lebt in<br />
unserer persönlichen Obhut hier mit uns im Tierheim und<br />
wartet ganz beson<strong>der</strong>s sehnsüchtig auf das "eigene Zuhause",<br />
in dem sie, von verständnisvollen Menschen umsorgt,<br />
vielleicht zum ersten Mal ein glückliches Familien-<br />
Leben führen können.<br />
Haben wir schließlich für diese <strong>Tiere</strong> ein neues Heim gefunden,<br />
übernimmt <strong>der</strong> bmt häufig die Kosten für die tierärztliche<br />
Betreuung und das Spezialfutter. Diese finanziellen<br />
Aufwendungen sind oft sehr hoch. Wenn Sie helfen<br />
möchten, dann übernehmen Sie bitte eine Patenschaft.<br />
Gerade Menschen, die selbst kein Tier halten können,<br />
gewinnen durch eine Patenschaft: Denn im Laufe <strong>der</strong><br />
Zeit baut sich eine recht enge Beziehung zu Ihrem<br />
Vierbeiner auf, für dessen Wohlergehen Sie ja sorgen.<br />
Das gilt umso mehr, wenn Sie seine Geschichte<br />
kennen - und nun plötzlich Teil seines<br />
Lebensweges werden.<br />
So werden Sie Pate<br />
Der bmt ermöglicht <strong>der</strong>zeit 205 <strong>Tiere</strong>n ein artgerechtes Leben<br />
in Pflegestellen, Auffangstationen und auf Gnadenbrothöfen.<br />
Es sind neben den unvermittelbaren Hunden und Katzen<br />
ehemalige Zirkustiere darunter, Labortiere, geschundene<br />
Pferde aus Tiertransporten und aus Privathand.<br />
Die monatlichen Kosten für ihren Unterhalt belaufen sich auf<br />
ca. 22.000 Euro.<br />
Wenn Sie für das Tierheim Arche Noah eine Patenschaft eingehen<br />
möchten,<br />
<br />
<br />
wählen Sie eines <strong>der</strong> hier vorgestellten <strong>Tiere</strong> aus<br />
und entscheiden sich für einen selbst bestimmten<br />
Monatsbeitrag (ab 15 Euro).<br />
Mit einer Patenschaft binden Sie sich nicht vertraglich an den<br />
bmt. Sie helfen, solange Sie können und wollen. Ihre Patenschaftsbeiträge<br />
sind steuerlich absetzbar.<br />
Weitere Auskünfte zur Vergangenheit Ihres <strong>Tiere</strong>s erhalten Sie<br />
im Tierheim. Bei Abschluss Ihrer Patenschaft bekommen Sie<br />
eine Urkunde mit einem Foto Ihres Schützlings und werden<br />
von den bmt-Mitarbeitern regelmäßig über sein Wohlergehen<br />
informiert. Nach Absprache mit dem Arche-Noah-Team<br />
können Sie "Ihre <strong>Tiere</strong>" auch besuchen (Adresse Seite 34).<br />
mit viel Geduld an den Vertrauensaufbau<br />
herangehen.<br />
Newton - <strong>der</strong> ruhige und souveräne<br />
Rottweiler (übrigens ein Schicksalsgenosse<br />
von Bobi) ist trotz seines fortgeschrittenen<br />
Alters von ca. 10-12 Jahren<br />
sehr agil und überwindet geschickt alle<br />
Zäune. Deshalb ist für ihn eine Wohnungshaltung<br />
ohne Garten mit ausgedehnten<br />
Spaziergängen ideal.<br />
Julee (Portrait oben) - kam vor einem<br />
Jahr als Fundhündin ins Tierheim. Die<br />
ca. 7jährige hat ein ruhiges Wesen und<br />
zeigt sich Fremden <strong>gegen</strong>über erst zurückhaltend,<br />
dann zunehmend freundlicher.<br />
Die Hündin ist ein Mix aus Dogge<br />
und Jagdhund und liebt ausgedehnte<br />
Spaziergänge.<br />
Elly - die verschmuste Katzendame<br />
wurde 12jährig vor unserem Tierheimtor<br />
ausgesetzt. "Großzügigerweise" gaben<br />
die unbekannten, ehemaligen Besitzer<br />
ihrem verstoßenen, nierenkranken<br />
Tier die Medikamente mit auf<br />
den Weg. Elly ist eine ruhige und<br />
freundliche Katze, die erst seit wenigen<br />
Monaten im Tierheim lebt.<br />
Lukas - <strong>der</strong> Kater wird "Dirty Harry"<br />
genannt, weil er ein kleiner Draufgänger<br />
ist. Er haut zu, wenn ihm etwas<br />
nicht passt - vermutlich die Folge<br />
schlechter Behandlung. Jedenfalls kam<br />
er in sehr kritischem Zustand Anfang<br />
des Jahres ins Tierheim; er war unterernährt,<br />
verwahrlost und nierenkrank,<br />
wie sich bei <strong>der</strong> Untersuchung herausstellte.<br />
Elly und Lukas haben sich angefreundet<br />
und könnten gut gemeinsam<br />
vermittelt werden.<br />
nnen Sie eine Patenschaft abschließen<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
29
Das Leid <strong>der</strong> ungewollten Katzen<br />
"Wenn ich ein Eisbär wäre ….<br />
...würden mich die Me<br />
Wenn ich ein Eisbär wäre und Knut hieße,<br />
dann bräuchte sich niemand mehr in <strong>der</strong><br />
Kasseler Wau-Mau-Insel Sorgen um die finanzielle<br />
Zukunft machen: Tausende von<br />
Besuchern würden kommen und mich besuchen<br />
wollen, die an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong> im Tierheim würden auch davon profitieren, es gäbe einen riesigen<br />
Presserummel um mich und meinesgleichen, viele Leute könnten uns täglich im Fernsehen<br />
o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zeitung abgebildet sehen, Musiker würden Katzenkin<strong>der</strong>lie<strong>der</strong> singen, die Firma Haribo<br />
würde eine Millionen köstlich schmeckende Katzenkin<strong>der</strong> aus Weingummi o<strong>der</strong> Lakritze herstellen,<br />
es würden Bücher über mich geschrieben und Filme gedreht werden.<br />
Von Karsten Plücker<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
Als am 5. Dezember 2006 im Zoologischen<br />
Garten Berlin die Eisbärin Tosca<br />
zwei männliche Jungtiere zur Welt<br />
bringt, ahnt noch niemand etwas von<br />
<strong>der</strong> Popularität, die Knut in seinem ersten<br />
Lebensjahr erlangen wird.<br />
Das Muttertier nimmt den Nachwuchs<br />
nicht an, und Knuts Bru<strong>der</strong> verstirbt<br />
nach nur vier Tagen. Knut wird von seiner<br />
Mutter Tosca getrennt und fortan<br />
durch ein Team des Berliner Zoos versorgt.<br />
Sicherlich ist die Geburt des kleinen<br />
Eisbären, tausende Kilometer jenseits<br />
seines natürlichen Lebensraumes,<br />
etwas Beson<strong>der</strong>es und berührt die<br />
Menschen in aller Welt.<br />
Aber in Deutschland wurden seit 1980<br />
rund 70 Eisbärenkin<strong>der</strong> geboren, was<br />
also macht die Faszination "Knut" aus<br />
und warum geraten an<strong>der</strong>e Tierkin<strong>der</strong><br />
in Vergessenheit und werden von <strong>der</strong><br />
Gesellschaft einfach weggeworfen? In<br />
Deutschland leben beispielsweise geschätzte<br />
7,8 Millionen Katzen. Hun<strong>der</strong>ttausend<br />
landen jedes<br />
Jahr im<br />
Tierheim,<br />
allein in <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel haben<br />
wir dieses Jahr 500 Katzen aufgenommen,<br />
davon 150 Katzenkin<strong>der</strong> mit<br />
und ohne Muttertier.<br />
Alle deutschen Tierheime zusammen<br />
können nicht ca. 10 Millionen Euro<br />
Spenden für Katzenkin<strong>der</strong> verbuchen,<br />
so wie <strong>der</strong> Zoo in Berlin an Mehreinnahmen<br />
durch Knut erwirtschaften<br />
konnte.<br />
Abgesehen davon<br />
stellt sich<br />
die Frage, ob<br />
Knut sein Leben<br />
im Berliner<br />
Zoo gefällt<br />
o<strong>der</strong> er<br />
nicht doch<br />
eher frei nach<br />
dem<br />
Lied von Grauzone "Ich<br />
möchte ein Eisbär sein im kalten<br />
Polar" leben möchte?!<br />
Von Deutschlands beliebtestem<br />
Haustier, <strong>der</strong> Katze, kann angesichts<br />
des immer schlimmer werdenden<br />
Katzenelends hierzulande<br />
nicht die Rede sein.<br />
Die Schere zwischen Arm und Reich<br />
klafft auch für Katzen immer weiter<br />
auseinan<strong>der</strong>. Auf <strong>der</strong> einen Seite gibt es<br />
fürsorgliche Katzenbesitzer, die ihren<br />
Katzen ein Leben in Luxus ermöglichen,<br />
und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite leben unzählige<br />
Katzen völlig unterversorgt.<br />
Nicht einmal die notwendigsten<br />
medizinischen<br />
Behandlungen,<br />
wie Entwurmung,<br />
Entflohung o<strong>der</strong> Kastrationen<br />
werden von ihren Besitzern<br />
durchgeführt, so dass immer mehr,<br />
größtenteils heimatlose, Katzen auf<br />
Deutschlands Straßen unterwegs sind.<br />
96 % <strong>der</strong> im letzten Jahr bei uns aufgenommen<br />
Katzen waren nicht<br />
geimpft, 72 % nicht kastriert. Somit stei-<br />
30
TH WAU-MAU-INSEL<br />
(kin<strong>der</strong>)<br />
nschen lieben!"<br />
gen die Kosten, nicht nur bei uns, son<strong>der</strong>n<br />
in allen Tierschutzvereinen, überproportional<br />
an.<br />
Die Vermittlung wird auch immer<br />
schwieriger, da Bauernhofkatzen über<br />
Zeitung und Internet oftmals verschenkt<br />
werden. Dass unsere Katzen alle medizinisch<br />
versorgt sind, ist vielen Menschen<br />
egal. Sie gehen sowieso nicht<br />
zum Tierarzt. Das kostet Geld, und es<br />
geht "nur" um eine Katze.<br />
Es fällt bisweilen schwer zu verstehen,<br />
warum auf <strong>der</strong> einen Seite eine Knutmanie<br />
ausbricht und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite Zehntausende von mindestens<br />
ebenso reizenden Katzenkin<strong>der</strong>n unbeachtet<br />
ihr Dasein fristen und ihr Schicksal<br />
in die Hände von engagierten Tierschützern<br />
gelegt wird.<br />
Ein großer Staatsmann, Mahatma<br />
Gandhi, sagte: "Die Größe und den<br />
moralischen Fortschritt einer Nation<br />
kann man daran messen, wie sie die<br />
<strong>Tiere</strong> behandelt."<br />
In Bezug auf Katzen und Deutschland<br />
kann man da nur von einem Rückschrit<br />
sprechen. Oft regen wir uns zu Recht<br />
über die Behandlung <strong>der</strong> Hunde im<br />
Ausland auf, aber wie gehen wir mit<br />
Katzen und Kleintieren in Deutschland<br />
um?<br />
Im Folgenden möchten wir Ihnen einige<br />
unserer Samtpfoten in Not vorstellen,<br />
die auch gerne ein Eisbär wären.<br />
Selbstverständlich finden Sie in allen<br />
unseren Tierheimen auch noch viele<br />
"Katzennotfelle", die ein Recht auf die<br />
Sonnenseite des Lebens haben. Unsere<br />
Katzen brauchen, gerade in Zeiten<br />
einer drohenden Rezession, mehr denn<br />
je Ihre Unterstützung in Form von Spenden<br />
und Adoptionsplätzen.<br />
Katze Daisy, 2 Jahre, kastriert, im<br />
Tierheim seit 14.12.2007: eigenwillige,<br />
aber liebenswerte Charakterkatze<br />
sucht Menschen mit Katzenerfahrung,<br />
die sie nehmen, wie sie ist. Auf die Gesellschaft<br />
von Artgenossen kann sie<br />
verzichten - nur auf Freigang nicht.<br />
Katze Frieda, 3 Jahre, kastriert, im<br />
Tierheim seit 22.7.2007: eine Katzenpersönlichkeit,<br />
die sehr im Tierheim leidet,<br />
und sich durch den langen Aufenthalt<br />
bereits Kummerspeck angefuttert<br />
hat. Frieda wünscht sich ein Zuhause<br />
mit Freigang und ohne Artgenossen.<br />
Behin<strong>der</strong>ter Kater Paul, 1 Jahr, kastriert,<br />
im Tierheim seit 22.5.2008:<br />
Paul ist ein liebenswerter und anhänglicher<br />
Kater, <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> auch ein kleiner<br />
Notfall ist. Paul leidet unter motorischen<br />
Störungen, d.h. er weist einen<br />
leicht schwankenden Gang auf, kommt<br />
damit aber super zurecht und springt<br />
auch problemlos auf jede Couch. Darüber<br />
hinaus ist er nicht ganz stubenrein,<br />
er benutzt häufig das Katzenklo,<br />
verliert aber ab und zu etwas Kot. Wir<br />
wünschen uns daher für ihn ein Zuhause<br />
mit Freigang in einer absolut ruhigen<br />
Wohnlage.<br />
Samtpfoten in Not<br />
Daisy<br />
Frieda<br />
Paul<br />
Dreibeiniger Kater Sankt Petrus,<br />
Alter unbekannt, kastriert, dreibeinig,<br />
im Tierheim seit 3.11.2008: Sankt Petrus<br />
ist als Fundkater verletzt zu uns gebracht<br />
worden. Lei<strong>der</strong> musste sein linkes<br />
Vor<strong>der</strong>bein amputiert werden. Der<br />
verschmuste und anhängliche Sankt<br />
St.Petrus<br />
Petrus kommt mit dieser Behin<strong>der</strong>ung<br />
gut zurecht, sollte allerdings als Wohnungskater<br />
gehalten werden. Gegen<br />
einen gut gesicherten Balkon/Terrasse<br />
hätte er natürlich nichts einzuwenden.<br />
Katzenkin<strong>der</strong>!<br />
In diesem Herbst haben wir bereits sehr<br />
früh zahlreiche heimatlose Katzenkin<strong>der</strong><br />
bei uns aufgenommen. Zur Zeit<br />
warten in <strong>der</strong> Kasseler Wau-Mau-Insel<br />
ca. 20 Katzenkin<strong>der</strong> auf ein liebevolles<br />
Zuhause.<br />
31
K ATZENHAUS<br />
L UTTERTAL<br />
Die Wilden von <strong>der</strong> Reinhäuser Landstraße<br />
Der bmt hilft<br />
Straßenkatzen<br />
Vielleicht erinnern Sie sich an folgenden Fall aus dem<br />
Jahr 2007? In Göttingen lebten 26 Katzen auf einem<br />
verwil<strong>der</strong>ten Grundstück - <strong>der</strong> Bewohner des baufälligen<br />
Hauses wurde ins Krankenhaus gebracht und konnte<br />
sich nicht mehr um die <strong>Tiere</strong> kümmern. Das bmt-Katzenhaus<br />
und die Göttinger Katzenhilfe übernahmen die<br />
tiermedizinische Versorgung, Kastration und regelmäßige<br />
Fütterung.<br />
Aber wie ging es weiter in dieser Geschichte, die lange<br />
Zeit auch die regionale Presse beschäftigte? Monica<br />
Bossmann, die Leiterin des Katzenhauses, berichtet:<br />
Im August 2008 wurde das Grundstück,<br />
auf dem die Katzen lange Jahre<br />
wild gelebt hatten, verkauft. Der neue<br />
Besitzer duldete zwar die <strong>Tiere</strong> auf dem<br />
Gelände, ließ sie aber nicht mehr ins<br />
Haus.<br />
Zwei <strong>Tiere</strong> sind inzwischen zutraulich<br />
und lassen sich anfassen - sie wären also<br />
in ein schönes Zuhause vermittelbar.<br />
men? Dass wir im vergangenen Jahr so<br />
aktiv helfen konnten, ist auch Ihrer<br />
Großzügigkeit zu verdanken. Denn Sie<br />
haben auf die Berichte in <strong>der</strong> Presse hin<br />
gespendet - unseren herzlichen Dank<br />
an dieser Stelle.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
Stattdessen stellte er uns ein Gartenhaus<br />
zur Verfügung, das allerdings völlig<br />
verkommen war. Wir starteten einen<br />
Aufruf in <strong>der</strong> Zeitung und freuten uns<br />
sehr, als sich viele Helfer meldeten. Gemeinsam<br />
haben wir das Gartenhäuschen<br />
entrümpelt, den Müll entsorgt und<br />
Fenster zum Witterschutz eingesetzt.<br />
Und nach und nach sind die Katzen<br />
tatsächlich in ihre neue Bleibe eingezogen….<br />
Vorher: Das verwahrloste<br />
Gartenhaus<br />
Nacher: Vorübergehende<br />
Zuflucht für die Katzen<br />
Ca. sechs Katzen, vermuten wir, sind im<br />
Laufe des Jahres gestorben, so dass wir<br />
die Gesamtanzahl <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> auf noch<br />
etwa 18 schätzen. Immer wie<strong>der</strong> fallen<br />
uns kranke Katzen auf, die wir mühsam<br />
einfangen müssen, um sie tierärztlich<br />
versorgen zu lassen.<br />
Der Kater, den wir heute in die Praxis<br />
gebracht haben, leidet unter einer<br />
schweren Lungenentzündung. An<strong>der</strong>e<br />
haben vereiterte Augen. Deshalb unsere<br />
große Bitte an Sie: Wer wäre bereit,<br />
eine o<strong>der</strong> mehreren Katzen bei sich auf<br />
dem Hof o<strong>der</strong> im Garten aufzuneh-<br />
Bitte unterstützen Sie auch weiterhin<br />
unsere Arbeit, denn gerade in Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
ist das Katzenelend beson<strong>der</strong>s<br />
groß. Nur mit Ihren Spenden sind wir in<br />
<strong>der</strong> Lage, Kastrationen durchführen zu<br />
lassen.<br />
Und wenn Sie nun unseren "wilden<br />
Freunden" von <strong>der</strong> Reinhäuser Landstraße<br />
helfen möchten, dann entwe<strong>der</strong><br />
durch<br />
eine Futterpatenschaft<br />
die Aufnahme einer o<strong>der</strong> mehrerer<br />
Katzen<br />
projektbezogene Spenden für<br />
Kastrationsaktionen.<br />
Spendenkonto<br />
Stichwort: Wilde Katzen<br />
Postbank Hannover<br />
Kto. 732 223 06<br />
BLZ<br />
250 100 30<br />
32
mt zur Seehofer-Nachfolge<br />
A US UNSERER A RBEIT<br />
"WIR ERWARTEN STÄRKERES ENGAGEMENT IM TIERSCHUTZ!"<br />
Unmittelbar nach Ernennung von Ilse Aigner als neue <strong>Bund</strong>esministerin<br />
für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz<br />
hat <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esvorsitzende des bmt, Dr. Jörg Styrie, in einem<br />
persönlichen Schreiben <strong>der</strong> CSU-Abgeordneten zur Wahl gratuliert.<br />
Er formulierte in seinem Schreiben die Hoffnung, dass von<br />
<strong>der</strong> neuen <strong>Bund</strong>esministerin eindeutig mehr Impulse für den<br />
Tierschutz ausgehen als von Horst Seehofer.<br />
"Wir erwarten insbeson<strong>der</strong>e, dass im<br />
Bereich <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Tierhaltung<br />
die <strong>Bund</strong>esregierung von ihrem<br />
beklagenswerten Kurs abgeht, lediglich<br />
die minimalen EU-Standards in<br />
Deutschland 1:1 umzusetzen", so Dr.<br />
Jörg Styrie. Auch bei den Regelungen<br />
zur Haltung von <strong>Tiere</strong>n wildleben<strong>der</strong><br />
Arten in Zoo und Zirkus müsse<br />
Deutschland seinen Dornröschenschlaf<br />
beenden.<br />
Deutschland sollte in Sachen Tierschutz<br />
endlich eine Vorreiterrolle in<br />
Europa übernehmen. "Der personelle<br />
Wechsel sollte von <strong>der</strong><br />
<strong>Bund</strong>esregierung als Chance verstanden<br />
werden, den Tierschutz auf ein verantwortbares<br />
Niveau zu heben", appellierte<br />
<strong>der</strong> bmt-Vorsitzende an die neue<br />
Ministerin.<br />
Lei<strong>der</strong> war die Tierschutzbilanz in <strong>der</strong><br />
Amtszeit von Horst Seehofer unzureichend,<br />
weil nicht nur viele wichtige<br />
Tierschutzthemen auf <strong>der</strong> Strecke geblieben<br />
sind, son<strong>der</strong>n z.T. sogar massive<br />
Verschlechterungen zu beklagen<br />
sind. So wurde das vorgesehene Verbot<br />
<strong>der</strong> Käfighaltung für Legehennen aufgehoben,<br />
ein Verbot des tierquälerischen<br />
Schächtens und ein Verbot <strong>der</strong><br />
Wildtierhaltung in Zirkussen nicht umgesetzt.<br />
Ebenfalls hat die Anzahl von<br />
Tierversuchen unter <strong>der</strong> Seehofer-Regie<br />
deutlich zugenommen.<br />
Keine Fallenjagd auf Mar<strong>der</strong>hunde in Thüringen!<br />
bmt kritisiert geplantes Vorhaben ausdrücklich<br />
Anfang November kündigte das Thüringer Forstministeriums<br />
an, die Jagd auf den Mar<strong>der</strong>hund zu verstärken und zukünftig<br />
die <strong>Tiere</strong> auch mit Fallen zu bejagen. Begründet wurde<br />
dies damit, dass <strong>der</strong> Mar<strong>der</strong>hund den Bestand einheimischer<br />
Vogelarten bedrohe.<br />
Der bmt kritisiert dieses Vorhaben und for<strong>der</strong>te den Landwirtschaftsminister<br />
von Thüringen schriftlich auf, die Jagd auf<br />
Mar<strong>der</strong>hunde einzustellen, erst recht die angekündigte tierschutzwidrige<br />
Fallenjagd.<br />
Der Mar<strong>der</strong>hund gehört zu den<br />
Neubürgern in Deutschland und<br />
wurde 1960 in Deutschland erstmals<br />
nachgewiesen. In Thüringen<br />
wird <strong>der</strong> Bestand auf etwa 300 <strong>Tiere</strong><br />
geschätzt, eine Bedrohungssituation<br />
für an<strong>der</strong>e Tierarten ist aufgrund<br />
dieser geringen Anzahl völlig<br />
unwahrscheinlich. Zudem ist auch<br />
bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen,<br />
dass eine Gefährdung<br />
an<strong>der</strong>er Tierarten durch den Mar<strong>der</strong>hund<br />
besteht. Mar<strong>der</strong>hunde<br />
Der Mar<strong>der</strong>hund ist ein Neubürger<br />
sind Allesfresser, die sich im Sommer und Herbst überwiegend<br />
von Pflanzen und Beeren ernähren. Ansonsten fressen<br />
sie Mäuse, Vögel, Eier, Fische, Kröten, Schnecken und Insekten.<br />
Auch Aas verschmähen sie nicht. In 77 % aller Jungtiermägen<br />
fanden sich 2006 in einer Untersuchung Insekten und<br />
nur in geringem Umfang Säugetiere und Vogelreste. Da <strong>der</strong><br />
Mar<strong>der</strong>hund zum Klettern gar nicht in <strong>der</strong> Lage ist, ist die Gefahr<br />
des Nestraubes bei Vögeln gering. Die angekündigte<br />
verschärfte Bejagung durch den Einsatz<br />
mit Totschlagfallen ist vor diesem<br />
Hintergrund tierschutzrechtlich<br />
deshalb als völlig unverhältnismäßig<br />
zu werten, zumal keine Totschlagfalle<br />
den im Jagd- und Tierschutzrecht<br />
gefor<strong>der</strong>ten augenblicklichen<br />
Tod <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> tatsächlich gewährleisten<br />
kann.<br />
Eine Stellungnahme des Thüringischen<br />
Fortsministeriums lag bis zur<br />
Drucklegung dieses Heftes noch<br />
nicht vor.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
33
B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />
MIT 11 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />
HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />
Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />
Rumänien und Ungarn<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
VORSTAND<br />
1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />
Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -12, Fax (07121) 820 17 -18<br />
<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />
Hans Hoffsümmer, Gierather Str. 51<br />
51469 Bergisch Gladbach<br />
Tel. (02202) 59517, Fax (01805) 62 45 62-11415<br />
<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />
Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />
Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />
LANDESVERBÄNDE<br />
LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />
Leiterin (TH): Petra Zipp<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />
Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />
LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />
Leiterin: Ewa Gara<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />
LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />
Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />
LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />
Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />
„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />
Leiter (TH): Frank Weber<br />
Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />
Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />
LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />
(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />
Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />
Leiter (TH): Christian Werner<br />
“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />
Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />
2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />
Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />
Leiter (TH): Karsten Plücker<br />
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />
Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />
Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />
LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />
(www.tierheim-arche-noah.de)<br />
Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40<br />
Leiterin (TH): Verena Krüpe,<br />
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />
Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />
2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />
Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />
Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />
Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />
Mitglie<strong>der</strong>- und Spendenverwaltung durch das<br />
Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Kassel<br />
3. Geschäftsstelle Norden<br />
Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />
Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />
Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />
Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />
Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />
LV NRW<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />
(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />
Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />
Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />
Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />
2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />
Leiterin: Dagmar Weist<br />
Drosselweg 15, 47661 Issum<br />
Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99<br />
Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />
Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />
WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />
Mike Ruckelshaus<br />
(mike.ruckelshaus@web.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />
Torsten Schmidt<br />
(info-pfullingen@bmt-tierschutz.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Tel. (07121) 820 17 13, Fax (07121) 820 17 18<br />
Claudia Lotz (Redakteurin)<br />
(lotzcl@nexgo.de)<br />
Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,<br />
Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />
Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)<br />
(huglichterfeld@compuserve.de)<br />
Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen<br />
Tel. (02045) 23 54<br />
www.bmt-tierschutz.de<br />
34
Z U GUTER L ETZT<br />
WELPENTAGE IM<br />
TIERHEIM ELISABETHENHOF<br />
7 Junghunde erkunden die<br />
Welt<br />
Im Elisabethenhof geht in diesen<br />
Tagen die Post ab: Sieben<br />
Junghunde, alle zwischen März<br />
und Mai geboren, bereiten sich<br />
auf ihren großen Start als Familienhund<br />
vor. Doch noch<br />
nehmen die Kleinen kaum etwas<br />
ernst: Sie tollen, toben,<br />
raufen - und das ganz beson<strong>der</strong>s, wenn sie in ihren vier Wänden<br />
besucht werden. Hier bestürmen sie gerade Geschäftsstellenleiter<br />
Mike Ruckelshaus, mit ihnen zu spielen. Mehr Infos zu<br />
den jungen Wilden erhalten Sie im Tierheim unter Tel: 06035/<br />
5916 o<strong>der</strong> www.th-elisabethenhof@bmt-tierschutz.de<br />
NOTFALL RINGO<br />
Wer hat ein Herz<br />
für einen Dreibeiner?<br />
"Das wäre ein wirklich schönes<br />
Weihnachtsgeschenk für uns<br />
alle", sagt Mike Ruckelshaus,<br />
"wenn jemand sein Herz für<br />
Ringo entdecken würde." Der 2<br />
Jahre alte Rüde kam als Notfall<br />
aus unserem Partnertierheim in<br />
Pecs mit einer gebrochenen<br />
Pfote zu uns. Weil die Verletzung<br />
nicht behandelt wurde, hatte sich die Pfote bereits so stark<br />
entzündet, dass Antibiotika nicht mehr ansprachen und amputiert<br />
werden musste. Doch Ringo arrangiert sich gut mit seiner<br />
Dreibeinigkeit - aber weniger gut mit seinem Tierheimleben. Der<br />
kastrierte, verträgliche Rüde ist sehr anhänglich und bräuchte<br />
schnell ein schönes Zuhause. Kontakt wie oben.<br />
DOG AND CAT<br />
DOG AND CAT<br />
IHRE FREUNDE<br />
FÜR DIE NÄCHSTEN JAHRE!<br />
Suchen Sie noch ein schönes und<br />
sinnvolles Weihnachtsgeschenk?<br />
Der Erlös dieser edlen und sehr robusten<br />
Schlüsselanhänger kommt<br />
direkt unseren <strong>Tiere</strong>n zugute.<br />
Bestelladresse:<br />
Hauptgeschäftsstelle München,<br />
Viktor Scheffel-Straße 15,<br />
ÜBERGABE<br />
DER PROTESTKARTEN<br />
Wie die Chinesische Botschaft die<br />
Annahme verzögerte<br />
Wie Sie wissen, startete <strong>der</strong> bmt mit den Olympischen<br />
Spielen in Peking zeitgleich seine Kampagne<br />
für ein Tierschutzgesetz in China.<br />
10.957 Protestkarten konnten wir bis zum Welttierschutztag<br />
sammeln und noch einmal 1.141<br />
online gesammelte Unterschriften.<br />
Weitaus schwieriger als die Mobilisierung von<br />
Mitglie<strong>der</strong>n und Tierfreunden gestaltete sich die<br />
Kontaktaufnahme zur Chinesischen Botschaft,<br />
um die Unterschriften zu überreichen. Woche<br />
um Woche wurde bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg<br />
Styrie von einer Botschafts-Mitarbeiterin vertröstet,<br />
ein versprochener Termin kurzfristig zurück<br />
gezogen und schließlich die Möglichkeit<br />
eröffnet, die Protestnoten ohne nähere Gespräche<br />
im Gebäude abzugeben.<br />
Auch mit den Pro-Tibet-Demonstranten sei ähnlich<br />
verfahren worden, erklärt uns ein Polizist.<br />
Man habe den Bürgerprotest als Ausdruck gelebter<br />
Demokratie einfach ignoriert. Doch zumindest<br />
öffnet sich für uns plötzlich das Tor auf<br />
das Gelände <strong>der</strong> festungsartig gesicherten Botschaft<br />
am Märkischen Ufer. Dr. Jörg Styrie und<br />
sein ehrenamtlicher Helfer, Peter Gliese, dürfen<br />
im Eingangsbereich die Kartons mit den Unterschriften<br />
absetzen und unser Schreiben mit Anliegen<br />
dem Pförtner übergeben.<br />
"Ich halte es gerade bei nicht demokratischen<br />
Regierungen für sehr wichtig, seinen friedlichen<br />
Protest immer wie<strong>der</strong> deutlich zu machen", sagt<br />
<strong>der</strong> bmt-Vorsitzende. "Steter Tropfen höhlt den<br />
Stein!"<br />
Ihnen allen unseren herzlichen Dank für Ihre<br />
Unterstützung; wir werden weiter versuchen,<br />
den Tierschutz in China voranzutreiben.<br />
80808 München, Tel: 089/ 38 39 52 13 o<strong>der</strong> unter gara@bmt-muenchen.com<br />
Kosten: 13,50 Euro zuzüglich Versand (1,45 Euro).<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />
35
„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />
<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />
Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />
Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />
ALLEN TIERFREUNDEN WÜNSCHEN WIR EINE BESINNLICHE WEIHNACHTSZEIT!<br />
Mit großen Schritten geht das Jahr zu<br />
Ende. Dank Ihrer Hilfe haben wir viel für<br />
<strong>Tiere</strong> erreicht - doch bleibt noch immer<br />
unendlich mehr zu tun.<br />
Seien es die ausgesetzten und<br />
verstossenen Heimtiere, die Hühner in<br />
den Käfigen, die Zirkustiere o<strong>der</strong> die<br />
armen Lebewesen, die in Tierversuchen<br />
unbeschreibliches Leid ertragen müssen.<br />
All diese <strong>Tiere</strong> brauchen unsere Hilfe.<br />
Bitte unterstützen Sie uns auch im<br />
kommenden Jahr, damit wir für die <strong>Tiere</strong><br />
da sein können.<br />
Wir freuen uns auf ein gemeinsames und<br />
für die <strong>Tiere</strong> erfolgreiches Neues Jahr.<br />
Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />
werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />
(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />
Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />
spende hiermit EUR ..................................................................................................................................................................<br />
Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />
PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />
Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />
Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />
(Die Spendenkonten finden Sie auf S.34)<br />
ÜBERREICHT VON:<br />
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.