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Download PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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V EGETARISMUS<br />

INTERVIEW MIT DR. MARKUS KELLER<br />

FLEISCHLOSE ERNÄHRU<br />

ÜBER DIE VORTEILE EINER VEGE<br />

Tierquälerische Massentierhaltung, grausame<br />

Schlachttiertransporte, Gammelfleischskandale,<br />

Klimawandel - immer mehr Menschen<br />

verzichten aus ethischen, gesundheitlichen<br />

o<strong>der</strong> ökologischen Gründen auf<br />

den Konsum von Fleisch.<br />

Das RdT sprach mit dem Gießener Ernährungswissenschaftler<br />

Dr. Markus Keller über<br />

die Vorteile einer vegetarischen Ernährungsweise<br />

und die gesundheitlichen Risiken<br />

des Fleischkonsums.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

RdT: Herr Dr. Keller, Sie sind selbst Vegetarier,<br />

warum?<br />

Dr. Keller: Mit etwa 16 Jahren sah ich<br />

einen Infostand <strong>der</strong> örtlichen Tierrechtsgruppe<br />

in meiner Heimatstadt<br />

Karlsruhe. Die Berichte über Tierversuche<br />

und Intensivtierhaltung haben mich<br />

schockiert und dazu geführt, mein eigenes<br />

Verhalten zu überdenken.<br />

Ich habe begonnen, beim Einkauf auf<br />

tierversuchsfreie Produkte zu achten,<br />

Flugblätter zu verteilen und mich an Infoständen<br />

zu beteiligen. Schließlich<br />

hatte ich vor, nur noch Fleisch aus sog.<br />

artgerechter Tierhaltung zu kaufen.<br />

Aber auch da wartete ja am Ende <strong>der</strong><br />

Schlachthof auf das Tier. Deshalb beschloss<br />

ich mit 18 Jahren, ab sofort<br />

kein Fleisch und keinen Fisch mehr zu<br />

essen. Über diese Entscheidung bin ich<br />

bis heute froh.<br />

RdT: Was sind aus ernährungswissenschaftlicher<br />

Sicht die Vorteile einer vegetarischen<br />

Ernährung?<br />

Dr. Keller: Hun<strong>der</strong>te von wissenschaftlichen<br />

Studien aus den letzten 30<br />

Jahren belegen eindrucksvoll, dass Vegetarier<br />

wesentlich seltener an chronisch-degenerativen<br />

Krankheiten leiden<br />

als Nicht-Vegetarier. Das gilt<br />

insbeson<strong>der</strong>e für Übergewicht, Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck,<br />

Diabetes mellitus Typ 2, Gicht<br />

und verschiedene Krebsarten.<br />

Beispielsweise erkranken Fleischesser<br />

doppelt so häufig an Bluthochdruck<br />

und Diabetes Typ 2 wie Vegetarier. Eine<br />

Analyse von fünf Langzeitstudien mit<br />

75.000 Teilnehmern zeigt, dass Vegetarier<br />

im Vergleich zu Fleischessern ein<br />

etwa 25 Prozent geringeres Risiko haben,<br />

an einem Herzinfarkt zu sterben.<br />

RdT: Haben einige dieser Krankheiten<br />

nicht auch genetische Ursachen?<br />

Dr. Keller: Genetische Faktoren kommen<br />

hinzu, sind aber nicht die ausschlaggebende<br />

Ursache. Die genannten<br />

Krankheiten werden auch Zivilisationskrankheiten<br />

genannt, weil sie<br />

weitgehend durch unseren heutigen Lebensstil<br />

bedingt sind. Und hier spielt<br />

die Ernährung, neben Bewegungsmangel<br />

und Rauchen, die entscheidende<br />

Rolle.<br />

RdT: Worauf ist die bessere Gesundheit<br />

von Vegetariern zurückzuführen?<br />

Dr. Keller: Zum einen trägt das meist<br />

geringere Körpergewicht <strong>der</strong> Vegetarier<br />

zum Schutz vor den genannten Zivilisationskrankheiten<br />

bei. Unabhängig<br />

davon nehmen Vegetarier mehr gesundheitsför<strong>der</strong>nde<br />

und weniger gesundheitlich<br />

nachteilige Substanzen auf<br />

als die Allgemeinbevölkerung.<br />

Der reichliche Verzehr von Gemüse,<br />

Obst, Vollkornprodukten, Nüssen und<br />

Hülsenfrüchten liefert zahlreiche<br />

Schutzstoffe. Insbeson<strong>der</strong>e Ballaststoffe,<br />

sekundäre Pflanzenstoffe, einfach<br />

und mehrfach ungesättigte Fettsäuren<br />

sowie Antioxidantien (Schutzstoffe <strong>gegen</strong><br />

oxidativen Stress, u.a. die Vitamine<br />

Beta-Carotin, Vitamin C und E sowie<br />

die Mineralstoffe Kalium und Magnesium)<br />

senken das Risiko für verschiedene<br />

chronische Erkrankungen.<br />

RdT: Ist denn Fleischessen an sich gesundheitsschädlich?<br />

Dr. Keller: Zahlreiche Studien zeigen<br />

einen direkten Zusammenhang zwischen<br />

steigendem Fleischverzehr und<br />

dem Risiko für verschiedene Krankheiten.<br />

Das gilt beson<strong>der</strong>s für den Konsum<br />

von rotem Fleisch, also dem Fleisch von<br />

Schwein, Rind, Lamm und an<strong>der</strong>en<br />

vierbeinigen <strong>Tiere</strong>n, sowie von verarbeitetem<br />

Fleisch, zum Beispiel Wurst.<br />

Beson<strong>der</strong>s deutlich ist dieser Zusammenhang<br />

bei Dickdarmkrebs. Natürlich<br />

nimmt jemand, <strong>der</strong> viel Fleisch<br />

isst, gleichzeitig auch weniger pflanzliche<br />

Lebensmittel und damit weniger<br />

<strong>der</strong> eben genannten Schutzstoffe auf.<br />

Dadurch kann aber nur ein Teil des höheren<br />

Krankheitsrisikos erklärt werden.<br />

RdT: Was sind dann die Ursachen?<br />

Dr. Keller: Der Fleischkonsum ist mit<br />

einer höheren Zufuhr von Fett, gesättigten<br />

Fettsäuren, Cholesterin und tieri-<br />

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