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Download PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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NG - ABER RICHTIG!<br />

I NTERVIEW<br />

TARISCHEN ERNÄHRUNGSWEISE<br />

schem Eiweiß verbunden. Gesättigte<br />

Fettsäuren för<strong>der</strong>n beispielsweise die<br />

Entwicklung und das Fortschreiten <strong>der</strong><br />

Atherosklerose, <strong>der</strong> sog. Arterienverkalkung,<br />

die langfristig zu Herzinfarkt<br />

und Schlaganfall führen kann.<br />

Und beson<strong>der</strong>s wichtig: Ein hoher Verzehr<br />

von tierischem Eiweiß för<strong>der</strong>t die<br />

Kalziumausscheidung und wirkt sich<br />

dadurch nachteilig auf die Knochengesundheit<br />

und das Osteoporoserisiko<br />

aus. Auch eine hohe Eisenaufnahme<br />

durch Fleisch wird inzwischen von <strong>der</strong><br />

Wissenschaft kritisch bewertet, da<br />

überschüssiges Eisen die Bildung von<br />

freien Radikalen begünstigt. Diese för<strong>der</strong>n<br />

die Entstehung von Dickdarmkrebs,<br />

Typ-2-Diabetes und möglicherweise<br />

von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Dr. Markus Keller<br />

Ernährungswissenschaftler Dr. Markus<br />

Keller, Experte für Vegetarismus und alternative<br />

Ernährungsformen, ist ein langjähriger<br />

Mitarbeiter von Prof. Dr. Claus<br />

Leitzmann, dem ehemaligen Leiter des<br />

Instituts für Ernährungswissenschaft an<br />

<strong>der</strong> Universität Gießen.<br />

Im Sommer 2009 erscheint die 2. überarbeitete<br />

Auflage des Buches "Vegetarische<br />

Ernährung" von Prof. Dr. Claus Leitzmann,<br />

Prof. Dr. Andreas Hahn und Dr.<br />

Markus Keller. Von den drei Autoren ist<br />

bereits die 2. Auflage des Buches "Alternative<br />

Ernährungsformen" erschienen.<br />

RdT: Reicht es, den Fleischkonsum zu<br />

reduzieren?<br />

Dr. Keller: Damit wäre aus gesundheitlicher<br />

Sicht schon einiges gewonnen.<br />

Dennoch gilt: Je weniger, desto<br />

besser. Das zeigt z.B. eine aktuelle Studie<br />

aus Griechenland, in <strong>der</strong> zwei<br />

Gruppen untersucht wurden, die bereits<br />

sehr wenig Fleisch verzehren.<br />

Bei Teilnehmern, die mehr als acht Portionen<br />

rotes Fleisch aßen, war die<br />

Wahrscheinlichkeit, einen nichttödlichen<br />

Herzinfarkt zu erleiden, etwa<br />

fünfmal so hoch wie bei denen, die<br />

maximal vier Portionen pro Monat<br />

aßen. In Deutschland und den meisten<br />

westlichen Län<strong>der</strong>n stehen Fleisch und<br />

Wurst jedoch täglich auf dem Speiseplan,<br />

wobei gerade gepökelte und geräucherte<br />

Produkte eine zusätzliche<br />

Gesundheitsgefährdung darstellen.<br />

RdT: Häufig wird ja argumentiert, dass<br />

Vegetarier in den Studien allein deshalb<br />

besser abschneiden, weil sie mehr<br />

Sport treiben, weniger rauchen und<br />

weniger Alkohol trinken als Nicht-Vegetarier.<br />

Stimmt das?<br />

Dr. Keller: Aus mehreren Gründen:<br />

Nein! Richtig ist, dass sich viele Vegetarier<br />

gesundheitsbewusster verhalten<br />

als die Allgemeinbevölkerung. Sie treiben<br />

mehr Sport und <strong>der</strong> Raucheranteil<br />

liegt bei weniger als 10 Prozent. Beim<br />

Alkoholkonsum gibt es aber oft keine<br />

Unterschiede zu Nicht-Vegetariern.<br />

In Ernährungsstudien werden jedoch<br />

diese und an<strong>der</strong>e gesundheitliche Einflussfaktoren<br />

berücksichtigt, sofern entsprechende<br />

Daten vorliegen. Zudem<br />

vergleichen einige Untersuchungen<br />

ganz gezielt gesundheitsbewusste Vegetarier<br />

mit gesundheitsbewussten Fleischessern.<br />

Demnach ergibt sich selbst<br />

bei vergleichbarer Lebensweise ein gesundheitlicher<br />

Vorteil, <strong>der</strong> überwiegend<br />

auf die vegetarische Ernährungsweise<br />

zurückzuführen ist.<br />

RdT: Viele Menschen glauben, dass<br />

durch eine vegetarische Ernährungsweise<br />

<strong>der</strong> Nährstoffbedarf nicht gedekkt<br />

wird. Was sagen Sie dazu?<br />

Biologischen Anbau bevorzugen<br />

Dr. Keller: Sowohl mit einer laktoovo-vegetarischen<br />

als auch mit einer<br />

veganen Ernährung ist die Deckung<br />

des Nährstoffbedarfs gut umsetzbar.<br />

Lakto-Ovo-Vegetarier essen neben<br />

pflanzlichen Lebensmitteln auch Milchprodukte<br />

und Ei, während Veganer alle<br />

tierischen Produkte meiden.<br />

Wie bei allen Ernährungsformen muss<br />

auch bei vegetarischer Ernährung beson<strong>der</strong>s<br />

auf die potentiell kritischen<br />

Nährstoffe geachtet werden. Kritisch<br />

bedeutet, dass die empfohlenen Zufuhrmengen<br />

auch in <strong>der</strong> Durchschnittsbevölkerung<br />

nicht erreicht werden.<br />

RdT: Welche Nährstoffe sind das?<br />

Dr. Keller: Bei lakto-ovo-vegetarischer<br />

Ernährung Eisen, Jod, Vitamin D,<br />

Zink und Omega-3-Fettsäuren, bei veganer<br />

Ernährung außerdem Vitamin<br />

B12, Kalzium und Vitamin B2. Vitamin<br />

D, Jod, Kalzium und Eisen werden auch<br />

von <strong>der</strong> Durchschnittsbevölkerung bzw.<br />

bestimmten Altersgruppen in unzureichen<strong>der</strong><br />

Menge aufgenommen.<br />

RdT: Und wie sieht es mit Eiweiß aus?<br />

Oft heißt es, tierisches Eiweiß sei lebensnotwendig…<br />

Dr. Keller: Eindeutig nein. Selbst Veganer,<br />

die ja auf die Eiweißlieferanten<br />

Milchprodukte und Eier verzichten, nehmen<br />

ausreichende Mengen an Eiweiß<br />

(vor allem über Getreide und Hülsenfrüchte)<br />

auf, wenn die Ernährung nicht<br />

ganz einseitig ist - was lei<strong>der</strong> vorkommt.<br />

Veganer liegen wesentlich näher an<br />

den empfohlenen 0,8 Gramm Eiweiß<br />

pro Kilogramm Körpergewicht, das<br />

sind etwa 50-60 Gramm pro Tag. Die<br />

Fleisch essende Durchschnittsbevölkerung<br />

nimmt hin<strong>gegen</strong> mit 100 Gramm<br />

pro Tag doppelt so viel Eiweiß auf, wie<br />

notwendig wäre. Das ist aus gesundheitlicher<br />

Sicht eher nachteilig, wie ich<br />

bereits oben erwähnt habe.<br />

RdT: Ist Eisen tatsächlich ein häufiger<br />

Mangelnährstoff bei Vegetariern?<br />

Dr. Keller: Eisen ist ebenfalls ein<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 4/2008<br />

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