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5. Transpersonale Psychologie und Psychotherapie (TP)<br />
Psychotherapieformen, die diese religiöse Dimension der Seele in ihre Konzepte und<br />
Methoden einbeziehen, werden unter dem Sammelbegriff „Transpersonale<br />
Psychologie“ zusammengefasst. Die Transpersonale Psychologie entstand in den<br />
sechziger Jahren in den USA. Ursprünglich als neue Psychologierichtung gedacht,<br />
versteht man heute darunter eher eine neue Dimension von Therapie (Galuska<br />
2003, 25).<br />
„Ein Hauptanliegen der TP ist es, besondere Erfahrungen oder Bewusstseinszustände,<br />
die spirituell oder religiös gedeutet werden, mit in die Forschung oder in<br />
die therapeutische Praxis einzubeziehen“ (Utsch 2005, 90). Transpersonale<br />
Erfahrungen treten spontan, ohne besondere äußere Bedingungen und<br />
Vorbereitungen, häufiger aber im Zusammenhang mit emotional überwältigenden<br />
Ereignissen, im positiven Sinne z. B. durch eine tiefe emotionale Begegnung oder<br />
eine andere ergreifende Gefühlserfahrung, durch das Erlebnis der Schönheit von<br />
Natur oder Kunst auf. Aber auch existentielle Krisen und Grenzsituationen im<br />
Umkreis von Krankheit, Leiden, Tod und Verzweiflung können ein Auslöser sein.<br />
Als Vorläufer der TP gilt die Humanistische Therapie, deren Anliegen die Umsetzung<br />
und Verwirklichung aller im Menschen gelegenen Möglichkeiten ist. In den Kapiteln 7<br />
und 8 wird es unter anderem um die Bezüge zwischen der Logotherapie Frankls, der<br />
Existenzanalyse Längles und der TP gehen.<br />
Einer ihrer Gründer ist der Entwicklungspsychologe Abraham Maslow. Dieser<br />
gelangte gegen Ende seiner Laufbahn zu der Überzeugung, dass die reine<br />
Selbstentfaltung der menschlichen Potentiale, wie er sie selber in die Psychologie<br />
eingeführt hatte, nicht ausreicht, um das menschliche Erleben zu verstehen. Höhere<br />
Bedürfnisse transpersonaler Art würden dann an Bedeutung gewinnen, wenn die<br />
biologischen Bedürfnisse nach Essen, Schlaf, Sexualität sowie die sozialen nach<br />
Dazugehörigkeit, Macht, Anerkennung und Geltung befriedigt seien (Maslowsche<br />
Bedürfnispyramide - Maslow 1985, 11 f). Maslow behauptete, dass es ein<br />
natürliches Bedürfnis nach Selbsttranszendenz gäbe, das sich in spontanen oder<br />
methodisch gesuchten Gipfelerlebnissen ausdrücke, und dass dies ebenso wie vitale<br />
und personale Grundbedürfnisse zur menschlichen Natur gehöre.<br />
„Nach der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie sei die humanistische<br />
Psychologie … die Vorbereitung für eine noch höhere Vierte Psychologie, die<br />
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