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Eine zweite Annäherung zu dieser Fragestellung ergibt sich durch den Zentralbegriff<br />

Frankls „Sinn“ und dessen Erweiterung und Ausdifferenzierung durch Längle,<br />

einmündend in die Grundmotivationen.<br />

7.3. Der Sinnbegriff der Existenzanalyse<br />

„Am Anfang war das Wort (Logos) und das Wort war bei Gott, und das Wort war<br />

Gott. Im Anfang war es bei Gott. Durch das Wort ist alles geworden, und ohne das<br />

Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das<br />

Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat<br />

es nicht ergriffen“ (Joh. 1,1-5, Bibel 1976, 2271).<br />

Mit diesem Prolog beginnt der Evangelist Johannes sein Evangelium. Durch den<br />

Logos ist alles geworden. Der Begriff „Logos“ bedeutet sowohl „Wort“ als auch<br />

„Sinn“. Wir können die Bibelstelle also auch so lesen. „Im Anfang war der Sinn, ...<br />

durch den Sinn ist alles geworden,<br />

... und der Sinn ist bei Gott und Gott ist der Sinn“. Der Sinn Gottes liegt demzufolge<br />

darin zu erschaffen, neue Welten ins Leben zu rufen sich in Liebe auszuströmen.<br />

„...Im Sinn war das Leben und das Leben ist das Licht der Menschen“<br />

Für mich bedeuten diese Texte ein wesentliches Bindeglied zu Frankl und seiner<br />

Logotherapie, zu Längle und der Existenzanalyse, zur Transpersonalen Psychologie<br />

sowie zur Fragestellung dieser Arbeit.<br />

Für Frankl war die Frage nach dem Sinn und das Streben nach Sinn wohl der<br />

zentrale Begriff und wahrscheinlich „sinnstiftend“ für die Entwicklung der<br />

Logotherapie. Seine Erkenntnisse zu dieser Frage bekam er als KZ-Häftling in<br />

verschiedenen Lagern. Aus diesem traumatisierenden Erlebnis entstand sein<br />

Weltbestseller „Trotzdem ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das KZ“ (Frankl<br />

1977). In dem, wie aus einem Guss hingeschriebenen, Aufsatz stellte er die<br />

aufregende These auf, dass die tiefste Motivation des Menschen der Wille zum Sinn<br />

sei. Damit geht er auf klare Distanz zu den beiden anderen österreichischen<br />

psychologischen Schulen. Laut Frankl machen nicht das Streben nach Lust (Eros<br />

und Thanatos), wie bei Sigmund Freud und nicht der Wille zur Macht (Überwindung<br />

der eigenen Minderwertigkeit), wie bei Viktor Adler, machen den Menschen zum<br />

Menschen, sondern der Wille zum Sinn und persönlicher Sinnerfüllung. Schon im<br />

Jahre 1946 unmittelbar nach Kriegsende schrieb er die Grundzüge seiner „Ärztlichen<br />

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