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dieser Bezogenheit stellen sich wesentliche Fragen durch deren Beantwortung wir<br />
unser Personsein entfalten und immer wieder überprüfen:<br />
Ich bin; was ist dieses „Ich“ und was ist dieses „Sein“? Ist die Art und Weise wie ich<br />
bin gut für mich, für andere? Darf ich überhaupt so sein wie ich bin, oder soll ich ein<br />
anderer werden? Wer bestimmt „dürfen“?<br />
Die konstruktive Auseinandersetzung mit diesen Fragen kann uns heben, unseren<br />
Selbstwert stärken, zu unserer Selbstfindung beitragen, ein stabiles ethischmoralisches<br />
Gebäude errichten, in welchem es sich gut leben lässt. Fremdbeachtung<br />
und Wertschätzung sind wesentliche Säulen auf denen unser Lebensgebäude<br />
aufruhen kann.<br />
Sich selbst als einzigartig, als wertvoll erleben macht die Würde des Menschen aus,<br />
seine innere Freiheit.<br />
8.2.2.4. Die Spiritualität des Sollens und des Sinnes (4. GM)<br />
Sein Leben als einzigartig und wertvoll zu erleben impliziert geradezu die Fragen<br />
worum es in diesem Leben gehen und wofür es gelebt werden soll. Damit sind wir<br />
beim Herzstück der Logotherapie und der existenzanalytischen Psychotherapie: Der<br />
Frage nach dem Sinn des Lebens. Das Streben des Menschen nach Sinn ist nach<br />
Frankl „Ausdruck des Menschseins schlechthin“, dadurch unterscheidet er sich von<br />
allen anderen Lebewesen, kann sich selbst in Frage stellen, seine Existenz<br />
transzendieren und auf etwas Höheres ausgerichtet sein (Frankl 1987, 56f). Der<br />
wesentliche Moment im Sinnverständnis Frankls wäre die „existentielle Wende“,<br />
jener Moment in welchem der Mensch auf die Fragen, welche das Leben an ihn<br />
stellt, antwortet. In der Beantwortung eben dieser Fragen erfüllt sich sein individueller<br />
„Sinn des Lebens“.<br />
Sinnvolles Leben und Handeln trägt in sich zwar schon einen möglichen Keim zur<br />
Spiritualität, ist aber noch nicht spirituelles Leben und Handeln. Wachsen kann dieser<br />
Keim in dem Maße in welchem der Mensch in seinen Tätigkeiten aufgeht, mit seinem<br />
Handeln eins wird und sein Selbst zu vergessen beginnt. Diese<br />
„Selbstvergessenheit“ wäre nach Frankl dann auch die höchste Möglichkeit der<br />
Selbst-Transzendenz, in welcher der Mensch sich gleichzeitig finden wie verlieren<br />
kann (Frankl 1983, 66).<br />
Eine weitere Steigerung des spirituellen Lebens können Menschen verspüren wenn<br />
sie künstlerisch tätig sind. „Wenn es mit mir malt, aus mir musiziert, durch mich<br />
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