Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte
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384 Hans-Jürgen Lutzhöft<br />
den Eindruck, daß die Gefahr kriegerischer Verwicklungen in Skandinavien durch<br />
den Frieden von Moskau nicht verringert war 7 . Am 31. März berichtete der<br />
schwedische Gesandte in Berlin, Arvid Gustaf Richert, zum erstenmal in diesem<br />
Jahr 1940 über Truppenzusammenziehungen und Verladungen in Häfen an der<br />
deutschen Ostseeküste 8 . Richert hielt es schon am 1. April <strong>für</strong> unwahrscheinlich,<br />
daß sich die Maßnahmen auch direkt gegen Schweden richteten 9 - eine Vermutung,<br />
die sich in den folgenden Tagen bis zum 9. April immer mehr bestätigte 10 .<br />
Am 5. April war Richert noch im ungewissen, ob die geplante Aktion auch wirklich<br />
in die Tat umgesetzt werden würde 11 . Am 7. April telegraphierte er an das<br />
schwedische Außenministerium (Utrikesdepartementet, meist kurz UD genannt),<br />
daß schon in den allernächsten Tagen sicher mit einem deutschen Angriff auf<br />
Dänemark und Norwegen zu rechnen sei 12 .<br />
An demselben 7. April unterzeichnete Reichsaußenminister von Ribbentrop die<br />
Instruktionen <strong>für</strong> die deutschen Gesandten in den nordischen Staaten hinsichtlich<br />
der am 9. April zu unternehmenden diplomatischen Schritte. Dem deutschen<br />
Gesandten in Stockholm, Prinz Viktor zu Wied, wurde die Instruktion 13 durch den<br />
Legationsrat Brunhoff von der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes übermittelt,<br />
der am 8. April vormittags in der schwedischen Hauptstadt eintraf 14 . An diesem<br />
Tage passierten bereits Gruppen deutscher Kriegs- und Transportschiffe die Belte 15 ;<br />
Zweifel darüber, daß die deutschen militärischen Vorbereitungen in vollem Gange<br />
waren, konnte es nicht mehr geben. Christian Günther, der große Realist auf dem<br />
Posten des schwedischen Außenministers 1939 bis 1945, hatte in dieser Lage nur<br />
noch einen Wunsch: „daß Schweden", wie er am 8. April zum Prinzen Wied sagte,<br />
„von etwaigen deutschen Maßnahmen nicht berührt werde" 16 .<br />
Der 9. April, der Tag des deutschen Angriffs auf Dänemark und Norwegen,<br />
stellte an die Nervenkraft auch der in Stockholm Agierenden einige Ansprüche.<br />
Um 5 Uhr MEZ erschien, bleich und übernächtigt, Wied beim Außenminister<br />
Günther (der ebenfalls eine schlaflose Nacht hinter sich hatte), um ihn offiziell vom<br />
7 P. M. Forshell v. 29. III. 40: Försp., Nr. 129, S. 182-184.<br />
8 Telegr. Richert an UD v. 31. III. 40: Försp., Nr. 131, S. 186 f.<br />
9 Telegr. Richert an UD v. 1. IV. 40: Försp., Nr. 134, S. 187.<br />
10 Vgl. Försp., Nr. 147 ff., S. 201 ff.<br />
11 Brief Richert an Boheman (UD) v. 5. IV. 40: Försp., Nr. 163, S. 227 f.<br />
12 Telegr. Richert an UD v. 7. IV. 40: Försp., Nr. 180, S. 249.<br />
13 Häufig publiziert, zuletzt in den ADAP IX, Nr. 55, S. 75f. Ebenda, S. 70-73, auch das<br />
von Wied am 9. IV. zu überreichende Memorandum.<br />
14 Telegr. Brunhoff-Wied v. 8. IV. 40, 11.25 Uhr (Nr. 398): AA, Büro St.S., Akten betr.<br />
Skandinavien (zit. St.S. Skandinavien), Bd. I.<br />
15 Alle Angaben über die Durchführung der deutschen Aktion nach Walther Hubatsch,<br />
„Weserübung", Die deutsche Besetzung von Dänemark und Norwegen 1940, 2. Auflage<br />
Göttingen 1960 (zit. Hubatsch).<br />
16 Telegr. Wied an AA v. 8. IV. 40: Hubatsch, a.a.O., Anhang N 6, S. 538 = ADAP IX,<br />
Nr. 61, S. 80.