Kurzfilm - Kommunales Kino guckloch
Kurzfilm - Kommunales Kino guckloch
Kurzfilm - Kommunales Kino guckloch
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<strong>Kommunales</strong> <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> | VS-Villingen<br />
< Oktober<br />
Mittwoch 02.10.2013 20:15 Uhr (Seite 6 - 8)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: Singning off<br />
Langfilm: Hitchcock mit VHS (englisch)<br />
Mittwoch 09.10.2013 20:15 Uhr (Seite 12 - 13)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: H2OCHSCHWARZWALD | Premiere<br />
Langfilm: Kampf der Königinnen<br />
Mittwoch 16.10.2013 20:15 Uhr (Seite 18 - 19)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: Die Liebenden vom Hotel Osman<br />
Langfilm: Müll im Garten Eden<br />
Oktober, November, Dezember 2013<br />
<strong>Kommunales</strong> <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> VS-Villingen e.V.<br />
VS-Villingen, Donaueschingen und Titisee-Neustadt<br />
Mittwoch 23.10.2013 20:15 Uhr (Seite 20 - 22)<br />
Langfilm: Sein oder Nichtsein | Filmreihe (1)<br />
Mittwoch 30.10.2013 20:15 Uhr (Seite 23 - 25)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: Bernies Magic Moment-Fife Easy Pizzas<br />
Langfilm: Der Tag wird kommen<br />
< November<br />
Mittwoch 06.11.2013 20:15 Uhr (Seite 29 - 31)<br />
Langfilm: Just the wind<br />
Mittwoch 13.11.2013 20:15 Uhr (Seite 32 - 33)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: C4<br />
Langfilm: De Pouille et d'Os - Der Geschmack von<br />
Rost und Knochen mit VHS (französisch)<br />
Mittwoch 20.11.2013 20:15 Uhr (Seite 34 - 36)<br />
Langfilm: Ihr werdet euch noch wundern<br />
Filmreihe (2)<br />
Mittwoch 27.11.2013 20:15 Uhr (Seite 37 - 38)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: Gefahr im Wald<br />
Langfilm: Fuck for Forest<br />
< Dezember<br />
Mittwoch 04.12.2013 20:15 Uhr (Seite 39 - 40)<br />
Langfilm: The Broken Circle<br />
Mittwoch 11.12.2013 20:15 Uhr (Seite 41 - 43)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: 5 Minutes Love Story<br />
Langfilm: Un Amor mit VHS (spanisch)<br />
Mittwoch 18.12.2013 20:15 Uhr (Seite 44 - 45)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: Ebony Society<br />
Langfilm: Cäsar Muss Sterben | Filmreihe (3)<br />
Donnerstag 26.12.2013 20:15 Uhr (Seite 46 - 48)<br />
Langfilm: Weihnachtswunschfilm | Motto: Einige<br />
Lieblingsfilme der <strong>guckloch</strong> Mitarbeiter<br />
(zum auswählen siehe Extra-Flyer)<br />
Filmreihe: Theaterträume (1-3)
<strong>guckloch</strong> im CINEMA | Donaueschingen<br />
< Oktober<br />
Montag 30.09.2013 20:15 Uhr (Seite 6 - 8)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: Singning off<br />
Langfilm: Hitchcock mit VHS (englisch)<br />
Montag 07.10.2013 20:15 Uhr (Seite 9 - 10)<br />
Langfilm: Vergissmeinnicht (Arbeitskreis Demenz)<br />
Sonntag 13.10.2013 20:15 Uhr (Seite 15 - 17)<br />
Langfilm Danube Sounds<br />
im Museum Biedermann<br />
Montag 14.10.2013 20:15 Uhr (Seite 23 - 25)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: H2OCHSCHWARZWALD | Premiere<br />
Langfilm: Der Tag wird Kommen<br />
<strong>Kommunales</strong> <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> Villingen-Schwenningen e.V.<br />
Filmreihe / Schwerpunkt:<br />
Theaterträume (1-3)<br />
(1) Sein oder Nichtsein VS-Villingen Mi. 23.10.2013<br />
(S. 20 - 22)<br />
(2) Ihr werdet Euch noch wundern VS-Villingen Mi. 20.11.2013<br />
(S. 34 - 36)<br />
(3) Cäsar muss sterben Tittisee-Neustadt Do. 12.12.2013<br />
(S. 44 - 45) Donaueschingen Mo. 16.12.2013<br />
VS-Villingen Mi. 18.12.2013<br />
< November<br />
Mittwoch 06.11.2013 20:15 Uhr (Seite 29 - 31)<br />
Langfilm: Herr Felde und der Wert der Dinge<br />
Montag 11.11.2013 20:15 Uhr (Seite 32 - 33)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: C4<br />
Langfilm: De Pouille et d'Os - Der Geschmack von<br />
Rost und Knochen mit VHS (französisch)<br />
Montag 25.11.2013 20:15 Uhr (Seite 37 - 38)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: Gefahr im Wald<br />
Langfilm: Fuck for Forest<br />
Cäsar muss sterben<br />
| Neustadt Do. 12.12.2013 | Donaueschingen Mo.16.12.2013 | VS-Villingen Mi. 18.12.2013<br />
< Dezember<br />
Montag 11.12.2013 20:15 Uhr (Seite 41 - 43)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: 5 Minutes Love Story<br />
Langfilm: Un Amor mit VHS (spanisch)<br />
Montag 16.12.2013 20:15 Uhr (Seite 44 - 45)<br />
<strong>Kurzfilm</strong>: Ebony Society<br />
Langfilm: Cäsar Muss Sterben | Filmreihe (3)<br />
Donnerstag 26.12.2013 20:15 Uhr (Seite 46 - 48)<br />
Langfilm: Weihnachtswunschfilm in Villingen<br />
Motto: Einige Lieblingsfilme der<br />
<strong>guckloch</strong> Mitarbeiter<br />
(zum auswählen siehe Extra-Flyer)<br />
Kinderkino VS-Villingen und<br />
Donaueschingen Extra Flyer<br />
Möchten Sie uns unterstützen mit einer absetzbaren Spende oder mit<br />
einer Mitgliedsschaft? Anträge im <strong>Kino</strong> oder im Programmheft auf<br />
der letzte Seite. Newsletter bestellen unter: info@<strong>guckloch</strong>-kino.de.<br />
Weitere Infos unter www.<strong>guckloch</strong>-kino.de<br />
5
Technische Revolution im kommunalen <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> VS<br />
Alles hat ein<br />
Ende nur die<br />
Wurst hat zwei.<br />
... Ähm und<br />
Filmrollen.<br />
Nichtsdestotrotz<br />
die Schlepperei<br />
hat jetzt ein<br />
Ende!<br />
Technische Revolution im kommunalen <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> VS<br />
Kilian Schmidt<br />
Technische Revolution<br />
im <strong>guckloch</strong>-<strong>Kino</strong>!<br />
Liebe Filmfreunde,<br />
das Kommunale <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> Villingen – Schwenningen e.V. präsentiert<br />
sich, wenn Sie dieses Heft in den Händen halten, in einem<br />
technischen Umbruch. Bislang zeigen wir unsere Filme entweder im<br />
35mm analog Format über unsere zwei Projektoren (also klassisch<br />
mit großen Spulen) oder als Blu-Ray über einen Beamer.<br />
Bereits seit mehreren Jahren zeichnet sich ab, dass die analoge Technik<br />
verschwindet, und jetzt ist es tatsächlich so weit. Die großen<br />
Filmverleiher stellen die Belieferung mit 35mm Kopien zum<br />
1.10.2013 ein, die kleinen ziehen bis Ende des Jahres nach. Dies<br />
bedeutet, dass wir unsere Filmkopien zukünftig – neben Blu-ray-<br />
Discs – nur noch in digitaler Form erhalten werden.<br />
Wir haben uns daher entschlossen, eine digitale Vorführanlage einzubauen.<br />
Dies ist allerdings mit Kosten in Höhe von Euro 46.000,00<br />
verbunden.<br />
Das Kommunale <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> erhält für diese Investition nach derzeitigem<br />
Stand keine Zuschüsse von außen, inwieweit mit einem Beitrag<br />
der Stadt Villingen-Schwenningen zu rechnen ist ist derzeit<br />
noch unklar. Wir konnten zwar Rückstellungen in den vergangenen<br />
Jahren bilden, aber selbstverständlich nicht in dieser Höhe. Derzeit<br />
wird die Differenz durch Privatkredite von <strong>Kino</strong>mitgliedern abgedeckt.<br />
Wir würden uns aber über weitere Spenden sehr freuen, Spendenbescheinigungen<br />
werden umgehend erstellt. Auch Spenden von<br />
Unternehmen sind selbstverständlich möglich und willkommen.<br />
Hitergrundinfo von Klaus Peter Karger:<br />
Also erst mal zum Paket: Ein Film von 90 min. Laufzeit wird üblicherweise<br />
ohne Spulen auf Wickelkernen und in 6 Akten à ca. 4-500 m geliefert,<br />
zusammen also 2400 m. Eine Faustregel sagt: 100 m 35mm-Film = 700 gr.,<br />
sodaß also das Gesamtgewicht dieses Kartons bei etwa 17 kg liegt.<br />
(Kilian sagt es sind mindestens 25 kg!)<br />
Üblicherweise wurden die Filme in schwarzen, stabilen Pappkartons verschickt.<br />
Insofern drückt dieses Foto auch den Niedergang des Analog-Films<br />
aus und daß zumindest einzelne Verleiher am Ende nicht mal mehr in<br />
gescheite Kartons investiert haben...<br />
Was erwartet Sie durch die neue Technik ?<br />
Nein, wir zeigen weiterhin keine 3d – Action Filme, aber wir sind in<br />
der Lage, technisch hochwertig und in (sehr) guter Projektion weiterhin<br />
alle Filme zu zeigen, die wir Ihnen als unserem Publikum zeigen<br />
möchten, ohne in der Auswahl eingeschränkt zu sein. Einer der beiden<br />
alten Projektoren bleibt ebenfalls für Sondervorstellungen (Filmkopien<br />
aus Filmmuseen, Privatbeständen, Darstellung der alten<br />
Technik für Schüler…) erhalten.<br />
In unserer Außenstelle in Donaueschingen bleibt vorläufig alles beim<br />
alten, dort haben wir bereits vor mehreren Jahren ein Vorläufermodell<br />
der Digitalanlage installieren können, so dass wir auch dort auf<br />
dem aktuellen Stand der Technik sind.<br />
In diesem Sinne hoffe ich im Namen des gesamten <strong>guckloch</strong>-Teams<br />
auf viele weitere anregende, spannende, unterhaltsame und einfach<br />
gute und sehenswerte Filme und hoffe, dass Sie uns als Zuschauer<br />
weiterhin treu bleiben.<br />
Wir wünschen Ihnen eine gute Vorstellung – Bonne Projection!<br />
Viele Grüße Kilian Schmidt<br />
(Vorstand)<br />
6 7
Themenschwerpunkt Filmreihe: Theaterträume | Einleitung<br />
Einführung Richard Hehn<br />
8<br />
Filmreihe: Theaterträume<br />
3 Träume über ein Theater ohne Publikum.<br />
3 Träume über ein anderes Theater.<br />
3 Träume über die Kraft des Theaters.<br />
3 Filme über Theater.<br />
Früher – vor nicht allzulanger Zeit – war es nicht ungewöhnlich, <strong>Kino</strong>s<br />
als „Lichtspiel-Theater“ zu bezeichnen. Ein Ausdruck der eine gewisse<br />
Wesensverwandtheit zwischen <strong>Kino</strong> und Theater nahelegt. Und zumindest<br />
architektonisch scheint dies nicht von der Hand zu weisen. Vor<br />
einem abgedunkelten Zuschauerraum hebt sich der Vorhang und das<br />
Publikum folgt (zumeist) einer von Schauspielern präsentierten Spielhandlung.<br />
Doch jeder, der irgendwann beginnt, sich mit dem einen oder anderen<br />
dieser beiden Medien zu beschäftigen, wird sehr bald feststellen, dass die<br />
Gemeinsamkeit sich hier auch schon erschöpft.<br />
Die frühesten Filme waren – in heutiger Definition – Dokumentarfilme.<br />
Die frühesten „Spielfilme“ waren alles andere als abgefilmtes Theater.<br />
Bereits Georges Melliès, der als Erfinder des Spielfilms gelten darf,<br />
erkannte, dass der Film einer anderen Dramaturgie folgen muss als das<br />
Theater.<br />
Die Erkenntnis, dass Film und Theater nicht die beiden Kehrseiten der<br />
selben Medaille sind, ist also eine Binsenweisheit. Doch die beiden Kunstformen<br />
können sich ergänzen. Das <strong>Kino</strong> kann die Flüchtigkeit einer<br />
Theater-Aufführung konservieren. Peter Brooks Film-Version seiner<br />
Marat/Sade Inszenierung beispielsweise ist sicher mehr als nur abgefilmtes<br />
Theater. Dennoch wird in jeder einzelnen Einstellung deutlich,<br />
dass es sich um die Dokumentation einer Bühnen-Inszenierung handelt.<br />
Ähnliches gilt für Arianne Mnouchkine, die einige ihre monumentalen<br />
Inszenierungen als Film adaptierte. Nur durch solche Film-Dokumente<br />
ist es uns heute noch möglich, diese wegweisenden Inszenierungen nachzuvollziehen.<br />
Ohne Kenntnis ihres historischen, theatralen Kontextes sind<br />
diese Filme jedoch kaum <strong>Kino</strong>-tauglich. Jonas Mekas gelang es mit seinem<br />
Film „The Brig“ (1964) vielleicht erstmals, die Intensität des Live-<br />
Erlebnisses einer Inszenierung (von Julian Beck) in ein anderes Medium<br />
zu transportieren.<br />
Doch ohne das, was damals, vor fast 50 Jahren auf einer winzigen Bühne<br />
stattgefunden haben mag, gesehen zu haben, ohne wirklichen Vergleich<br />
also, bleibt auch dies nur Mutmaßung. Aber allein schon die Erfahrung<br />
„The Brig“ zu sehen, auf grobkörnigem, schwarz-weißem 16mm-Film<br />
gedreht (oder wie ich, vor Jahren auf einer mehrfach kopierten VHS-<br />
Kassette, die eine Freundin aus New York mitbrachte) lässt uns die Intensität<br />
der Experimente von Julian Beck erahnen. Weiter zurück reicht das<br />
filmische Gedächtnis des Theaters leider nicht. Max Reinhardts Film-<br />
Adaption seiner Sommernachtstraum-Inszenierung von 1935 ist sicherlich<br />
beeindruckend, eine Vorstellung von der ursprünglichen Bühnen-<br />
Version vermittelt sie kaum. Die Arbeiten vieler anderer Theater-Regisseure<br />
im 20. Jahrhundert blieben filmisch komplett undokumentiert. Hier<br />
bleiben uns nur Fragmente – Fotografien bestenfalls, oder auch nur<br />
Kulissen und Kostüme, Regiebücher und Skizzen von musealem Wert.<br />
Für einen audiovisuellen Eindruck der Uraufführung von Lessings<br />
„Nathan“ oder der Probenarbeit von Artaud gäbe manch ein Theaterhistoriker<br />
sicherlich nicht nur seine rechte Hand. Doch all dies wird uns<br />
Themenschwerpunkt Filmreihe: Theaterträume | Einleitung<br />
für immer verborgen bleiben. Eine Jahrtausende-alte Nofretete können wir im<br />
Museum besichtigen. Von „Antigone“ bleibt uns ein raunender Text. Literatur<br />
als Leitfossil einer Kunst, die nicht zuletzt durch ihr permanentes Verschwinden<br />
fasziniert.<br />
Dann gibt es aber auch die zahllosen Filme aus dem Theater-Milieu, von sehr<br />
guten wie John Cassavetes „Opening Night“ bis hin zu eher schlechten wie<br />
Roland Emmerichs „Anonymous“. Darum soll es in dieser Reihe aber genauso<br />
wenig gehen wie um die vielen Verfilmungen von Bühnenstücken, die unser Bild<br />
dieser Stücke stärker prägen als jede Bühnenaufführung. Filme wie „Die Katze<br />
auf dem heißen Blechdach“, „Wer hat Angst vor Virgina Wolf?“ oder „Endstation<br />
Sehnsucht“. Wie kann man heute noch diese Stücke auf der Bühne sehen<br />
ohne die Gesichter von Elizabeth Taylor, Richard Burton, Marlon Brando oder<br />
Paul Newman vor Augen zu haben? Oder noch extremer im Musik-Theater:<br />
Wer heute „Hair“, „Anatevka“ oder die „Rocky Horror Show“ auf der Bühne<br />
sieht, vergleicht diese Aufführungen unweigerlich mit den entsprechenden Verfilmungen.<br />
Umgekehrt macht sich aber kaum jemand Gedanken bei der Besichtigung einer<br />
Renè-Pollesch-Inzenierung, wie viel diese Form des Theaters mit den Filmen von<br />
Fassbinder oder Godard zu tun hat. Doch auch darum soll es hier – im <strong>Kino</strong> –<br />
nicht gehen.<br />
Es soll auch nicht um jene Künstler gehen, die im Grenzbereich von <strong>Kino</strong> und<br />
Theater arbeiten, oder beide Medien gleichermaßen nutzen – Patrice Chereau,<br />
David Mamet, Sam Mendes – um nur einige wenige zu nennen. Nein, in dieser<br />
Reihe soll es um einen ganz anderen Aspekt gehen.<br />
Durch seine Möglichkeit, Räume und Träume sichtbar zu machen, die ansonsten<br />
für das Publikum unsichtbar bleiben würden, kann das <strong>Kino</strong> nämlich auch<br />
Theater-Visionen, die aus unterschiedlichsten Gründen unsichtbar bleiben<br />
müssten, sichtbar machen. Der Film dokumentiert und kommentiert dabei nicht,<br />
was auf der Bühne statt fand oder stattfinden sollte, sondern macht das sichtbar,<br />
was als Theater nicht möglich wäre, aber genuines Theater sein muss – und vor<br />
allem – sein will. Gleichzeitig gelingt diesen Filmen aber auch das Kunststück,<br />
uns zu zeigen, warum diese Stücke, diese Inszenierungen sich nicht auf einer<br />
öffentlichen Bühne vor einem Publikum manifestieren konnten. Und genau um<br />
diese „Theater-Träume“, die sich erst im <strong>Kino</strong> realisieren können, soll es in<br />
dieser Reihe gehen – mit drei Filmen, die kaum unterschiedlicher sein könnten.<br />
Da ist Ernst Lubitsch, der ein fiktives, unaufführbares Stück erfindet, nur um<br />
seine Schauspieler dann in eine noch viel groteskere, aber ebenso fiktive Realität<br />
zu entlassen, in der sie verdammt sind, weiterzuspielen.<br />
Da ist eine Shakespeare-Inszenierung im Hochsicherheitstrakt eines italienischen<br />
Gefängnisses, bei sich der die Erfahrungen der Gefangenen im Laufe des Proben<br />
mit der Handlung des Stückes vermischen.<br />
Und da ist ein alter Regisseur, der seine Schauspieler zu einem Theater-Film<br />
einlädt, bei dem sich Film und Bühne nicht nur ergänzen sondern auch ersetzen.<br />
Die drei Filme der Reihe „Theaterträume“ sind drei höchst unterschiedliche<br />
Beispiele dafür, wie sich <strong>Kino</strong> und Theater ergänzen können, wenn sie sich ihrer<br />
Verschiedenheit bewusst werden.<br />
Eben so wenig wie die Ausstellung der historischen Kulissen die Theateraufführung<br />
für die sie einst angefertigt wurden, sichtbar werden lassen kann, ersetzen<br />
diese Filme die Intensität einer Theateraufführung. Als Xerografien eines imaginären<br />
Theaters wollen sie Theaterträume transportieren. <<br />
Richard Hehn<br />
9
Neustadt 29.09.13 | Donau Mo 30.09.13 | VS-Villingen Mi 02.10.13<br />
Hitchcock<br />
Beginn: 20:15 Uhr, Kurzspielfilm in Villingen und Donaueschingen<br />
Singing off – <strong>Kurzfilm</strong><br />
Neuseeland 1996 | Dauer 15 Min., OF mit dtsch. UT | ab 6 Jahren<br />
Regie Robert Sarkies | Kamera Stephe Downes | Musik Bruce Lynch |<br />
Darsteller David Corballis, Pamela Pow, Paul Barrett | Verleih <strong>Kurzfilm</strong>agentur<br />
Hamburg<br />
Ein in die Jahre gekommener Radiomoderator wird entlassen. In seiner<br />
letzten Sendung möchte er den Musikwunsch einer treuen Hörerin erfüllen.<br />
Jedoch kommt es zu einigen Komplikationen... <<br />
Hitchcock<br />
USA 2012<br />
Regie<br />
Sacha Gervasi<br />
Buch<br />
John J. McLaughlin,<br />
Stephen Rebello<br />
Musik<br />
Danny Elfman<br />
Darsteller<br />
Anthony Hopkins, Helen Mirren,<br />
Scarlett Johansson, Toni Collette<br />
Produktion<br />
Fox Searchlight Pictures<br />
Laufzeit<br />
98 Minuten, Farbe,<br />
Format: 1 : 2,35<br />
FSK<br />
ab 12<br />
<strong>Kino</strong> im Original mit VHS<br />
Alfred Hitchcock war nicht nur<br />
einer der besten Regisseure seiner<br />
Zeit, er war auch ein Meister der<br />
Selbstinszenierung. Nicht nur<br />
dadurch, dass er immer wieder<br />
eigene Kurzauftritte in seinen Filmen<br />
einbaute, oder dass er in den<br />
Originaltrailern seine Filme persönlich<br />
vorzustellen pflegte, ließen<br />
seine voluminöse Gestalt und sein<br />
markantes Profil zu einem Markenzeichen<br />
werden, welches auch<br />
heute, mehr als 30 Jahre nach seinem<br />
Tod noch fast ebenso viel Wiedererkennungswert<br />
besitzt, wie<br />
manches Firmenlogo.<br />
Wenn dann innerhalb eines Jahres<br />
gleich zwei Filme erscheinen, die<br />
Episoden aus dem Leben dieses<br />
Regisseurs behandeln, wird der<br />
Vergleich zwischen Darstellung und<br />
Wirklichkeit nur noch interessanter.<br />
Im Sommer 2012 war in den USA<br />
die HBO-Produktion „The Girl“ zu<br />
sehen, in der Hitchcock von Toby<br />
Jones verkörpert wird. Leider<br />
erreichte der Film, in dem es um<br />
das zwiespältige Verhältnis des<br />
Regisseurs zu Tippi Hedren, seiner<br />
Hauptdarstellerin in „Die Vögel“<br />
und „Marnie“ ging, nicht die deutschen<br />
<strong>Kino</strong>s. Nur wenige Monate<br />
später trat dann Anthony Hopkins<br />
in diesem Film auf, den wir nun im<br />
Guckloch zeigen.<br />
Gervasis Film beginnt 1959 mit der<br />
Premiere von „North by Northwest“<br />
(Der unsichtbare Dritte), Hitchcocks<br />
bis dahin größtem Erfolg.<br />
Von einem Journalisten muss sich<br />
der Regisseur die Frage gefallen lassen,<br />
ob es mit 60 Jahren nicht langsam<br />
an der Zeit wäre, sich aus dem<br />
aktiven Filmgeschäft zurück zu ziehen.<br />
Welch eine Frage! Bis jetzt war<br />
Hitchcock als routinierter Meister<br />
ausgefallener und spannungsreicher<br />
Krimis bekannt, doch mit seinen<br />
nächsten beiden Filmen sollte er<br />
Filmgeschichte schreiben und das<br />
Genre von Grund auf neu erfinden.<br />
„Psycho“, dessen Entstehungsgeschichte<br />
hier erzählt wird, ist nicht<br />
nur jener Film, der die angestaubten<br />
Regeln des Wer-war's?- Kriminalfilms<br />
komplett über den Haufen<br />
warf, sondern nebenbei auch noch<br />
zwei ganz neues Genres – den Slasher-<br />
und den Serienkiller-Film hervorbrachte.<br />
Insofern eine schöne<br />
Koinzidenz, dass ausgerechnet<br />
Anthony Hopkins, der mit „Das<br />
Schweigen der Lämmer“ den Serienkiller-Film<br />
im Mainstream-<strong>Kino</strong><br />
etablierte, nun als Alfred Hitchcock<br />
zu dessen Wurzeln zurück kehrt.<br />
Insbesondere, da Psycho“ und<br />
„Das Schweigen der Lämmer“ auf<br />
die selbe Quelle zurück gehen.<br />
Vieles an „Psycho“ war ungewöhnlich<br />
– nicht nur für das Hollywood<br />
der 50er Jahre.<br />
Mit der Wahl des Buches von<br />
Robert Bloch über den Serienmörder<br />
Ed Gein, der zwischen 1944<br />
und 1957 mindestens 15 Menschen<br />
ermordete, stieß Hitchcock auf<br />
totale Ablehnung. Zu wiederwärtig,<br />
zu geschmacklos und dem breiten<br />
Publikum nicht zu zumuten<br />
lautete die einhellige Meinung.<br />
Hitchcock ging das extreme Wagnis<br />
ein, den Film ohne Finanzierung<br />
eines der großen Filmstudios zu<br />
drehen und verpfändete sein<br />
gesamtes Privatvermögen für die<br />
Produktionskosten. Die Dreharbeiten<br />
fanden zwar auf dem Gelände<br />
der Paramount statt (wo auch heute<br />
noch das berühmte Motel steht),<br />
doch die Dreharbeiten würden<br />
komplett abgeschottet – weder<br />
Journalisten noch anderen war es<br />
möglich auch nur den kleinsten<br />
Hinweis auf den entstehenden Film<br />
10 11
Hitchcock<br />
zu erhaschen. „Psycho“ sollte das<br />
Publikum völlig unvorbereitet treffen,<br />
im Trailer war nicht eine Einstellung<br />
des Films zu sehen (ein<br />
weiterer genialer Einfall des Regisseurs).<br />
Darüber hinaus hatte Hitchcock<br />
aber auch immer wieder mit<br />
der amerikanischen Zensurbehörde<br />
zu kämpfen, die bereits nach dem<br />
ersten Drehbuchentwurf drohte,<br />
den Film komplett zu verbieten.<br />
Sacha Gervasis „Hitchcock“ zeigt<br />
einen Mann mit einer überwältigenden<br />
künstlerischen Vision. Für<br />
Inh. Claudia Seyfried<br />
Marktstrasse 4<br />
78054 VS-Schwenningen<br />
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deren Verwirklichung er bereit ist,<br />
den höchsten Preis zu bezahlen und<br />
am Ende – triumphierend – Recht<br />
behält. Gervasis Autoren konzentrieren<br />
sich auf zwei wesentliche<br />
Handlungselemente: den Kampf<br />
um die Fertigstellung von „Psycho“<br />
sowie das besondere Verhältnis<br />
Hitchcocks zu seiner Frau Alma.<br />
Die war nicht nur die Cutterin der<br />
meisten seiner Filme, sondern hatte<br />
auch ansonsten großen Einfluss auf<br />
die Filme ihres Mannes. Die dunkleren<br />
Seiten des Charakters, der ja<br />
spätestens seit Donald Spotos 1983<br />
erschienen Skandal-Biografie mehr<br />
als befleckt ist, kommen hier kaum<br />
zum Vorschein. Dies ist auch der<br />
größte Unterschied zu Julian Jarrolds<br />
„The Girl“. Dort steht nicht<br />
der große Filmkünstler im Mittelpunkt<br />
sondern ein von dunklen<br />
Obsessionen getriebener, sexistischer<br />
und sadistischer Psychopath,<br />
der den Figuren mancher seiner<br />
Filme bedenklich nahe kommt. Der<br />
Vergleich ist überaus spannend.<br />
Mehr als nur die Frage welcher der<br />
beiden Darsteller, Toby Jones oder<br />
Anthony Hopkins, dem verkörperten<br />
Original – visuell und darstellerisch<br />
– nun näher kommt. <<br />
Richard Hehn<br />
Donaueschingen Montag 07. Oktober 2013<br />
Beginn: 20:15 Uhr nur in Donaueschingen<br />
Den Film zeigen wir in Zusammenarbeit<br />
mit dem Arbeitskreis<br />
Demenz, Gesundheitsnetzwerk<br />
Schwarzwald-Baar<br />
Ein Dokumentarfilm von<br />
David Sieveking<br />
„Aus der Tragödie meiner dementen<br />
Mutter ist kein Krankheits-, sondern<br />
ein Liebesfilm entstanden, der<br />
mit melancholischer Heiterkeit<br />
erfüllt ist.“<br />
David Sieveking<br />
Deutschland 2012<br />
Laufzeit<br />
88 Minuten<br />
Verleih<br />
Farbfilm<br />
FSK o.A.<br />
Prädikat besonders wertvoll<br />
Vergissmeinnicht<br />
David zieht wieder zu Hause ein und<br />
übernimmt für einige Wochen die<br />
Pflege seiner demenzerkrankten<br />
Mutter Gretel, um seinen Vater<br />
Malte zu entlasten, der sich seit seiner<br />
Pension vor fünf Jahren um<br />
seine Frau kümmert. Während<br />
Malte in der Schweiz neue Kraft<br />
tankt, versucht sich David als Pfleger<br />
seiner Mutter. Mit dem Einverständnis<br />
der Familie dokumentiert<br />
er seine Zeit mit Gretel: David ist<br />
plötzlich Sohn, Betreuer und Dokumentarfilmer<br />
in einer Person. Seine<br />
Gegenwart und die Anwesenheit des<br />
Filmteams wirken erfrischend auf<br />
die Mutter, die endlich wieder Eigeninitiative<br />
entwickelt und neue<br />
Lebensfreude zeigt. Trotz ihrer zeitlich<br />
wie örtlichen Orientierungslosigkeit<br />
bleibt Gretel heiter und gelassen:<br />
Sie hält sich für eine junge Frau<br />
und David für ihren Mann Malte.<br />
David gelingt es, mit seiner verwirrten<br />
Mutter wunderbar lichte<br />
Momente zu erleben. Sie verliert ihr<br />
Gedächtnis, ihren Sinn fürs Sprechen,<br />
aber sie gewinnt etwas<br />
anderes: eine entwaffnende Ehrlichkeit<br />
und Unschuld, gepaart mit<br />
überraschendem Wortwitz und weiser<br />
Poesie.<br />
12 13
Vergissmeinnicht | nur in Donaueschingen<br />
VS-Villingen Mi 09.10.2013 | Donaueschingen Mo 14.10.2013<br />
Ein Ausflug zu Gretels Schwester<br />
wird zur emotionalen Reise in die<br />
Familiengeschichte. Nach und nach<br />
lernt David das Leben seiner Mutter<br />
besser kennen und entdeckt ihre<br />
rebellisch-politische Vergangenheit.<br />
Wie ein Puzzle setzt er das beeindruckende<br />
Leben einer Frau zusammen,<br />
die Sprachwissenschaftlerin, Frauenrechtlerin,<br />
Revolutionärin, Lehrerin,<br />
Ehefrau und Mutter war. Als David<br />
zusammen mit Gretel in die Schweiz<br />
fährt, um Malte aus seinen Ferien<br />
abzuholen, recherchiert er auch dort<br />
weiter. Er erfährt, dass Gretel, während<br />
seine Eltern in den 70er Jahren<br />
hier lebten, vom Schweizer Staatsschutz<br />
überwacht wurde, da sie sich<br />
in einer marxistischen Gruppierung<br />
engagierte.<br />
David begegnet alten Genossen und<br />
Weggefährten, erfährt ungeahnte<br />
Geschichten aus dem Liebesleben<br />
seiner Eltern, von den Krisen ihrer<br />
„offenen Ehe“. Nun, am Ende ihrer<br />
mehr als 40-jährigen Beziehung, die<br />
sich durch liebevolle Distanz und<br />
gegenseitigen Respekt der Freiheit<br />
des anderen auszeichnete, kommen<br />
sich Gretel und Malte so nah wie<br />
noch nie. Ohne den Ballast ihrer<br />
Erinnerungen, Vorstellungen und<br />
Konzepte bringt Gretel eine neue<br />
Intimität und Zärtlichkeit in ihre<br />
Beziehung, die Malte zu schätzen<br />
lernt. Zu seinem Hochzeitstag fährt<br />
das Paar nach Hamburg, wo ihre<br />
Liebe begann. Es wird ihre letzte<br />
gemeinsame Reise.<br />
Aus Gretels Krankheit entsteht ein<br />
Neuanfang, und aus Davids biografischem<br />
Filmprojekt wird eine Liebeserklärung<br />
an das Leben und die<br />
Familie ¨C eine Reise in die Vergangenheit<br />
seiner Eltern, dem Schlüssel<br />
seiner eigenen Geschichte.<br />
„Mit viel Sinn für kleine Gesten und<br />
für den Zauber des Augenblicks<br />
schafft er ein feinfühlig heiteres<br />
Familienporträt. Eine würdevolle,<br />
niemals rührselige Reise durch ein<br />
Menschenleben, an dessen Ende ein<br />
Anfang steht und in dem die Familie<br />
neu zueinander findet.“<br />
Bayerischer Rundfunk<br />
„‚Vergiss mein nicht‘ ist ohne Frage<br />
ein sehr einfühlsamer, respektvoller<br />
Film. Sieveking will das langsame<br />
Sterben seiner Mutter nicht für sensationalistische<br />
Zwecke ausbeuten,<br />
viel mehr will er ihr ein Denkmal<br />
setzen und schreibt ihr dabei einen<br />
rührenden, filmgewordenen Liebesbrief.“<br />
<<br />
Spiegel-Online<br />
Zusammengestellt<br />
Henry Probst<br />
Quellen: vergissmeinnicht-film.de<br />
farbfilm-verleih.de<br />
H2OHSCHWARZWALD<br />
<strong>guckloch</strong> Villingen | Mittwoch 09.10.‘13<br />
<strong>guckloch</strong> Donaueschingen CINEMA<br />
Montag 14.10.2013<br />
zu Gast Simon Straetker<br />
– <strong>Kurzfilm</strong> / Filmpremiere<br />
Deutschland 2013 | Dauer 6:45<br />
Drehbuch, Schnitt Simon Straetker | Kamera Simon Straetker,<br />
Sven Löffler, Manuel Löffler | Musik Dexter Britain |<br />
Effekte, Farbkorrektur Sven Löffler<br />
Filmpremiere: Der junge Filmemacher Simon Straetker stellt<br />
seinen <strong>Kurzfilm</strong> erstmalig der Öffentlichkeit vor.<br />
Einst geprägt von tiefen Gletscherspalten und meterhohen<br />
Eisschichten sind die Schluchten im Hochschwarzwald heute<br />
Heimat einer herausragenden Artenvielfalt. Die zahlreichen<br />
Flusslandschaften und Sumpfwiesen beherbergen selten<br />
gewordene Tiere und Pflanzen wie Graureiher, Roter Milan,<br />
Eisvogel sowie viele Arten von Orchideen. Im Zentrum dieser<br />
in Deutschland einzigartigen Biodiversität steht das wohl<br />
wichtigste Element von Allen – Wasser. Ein Geflecht an zahlreichen<br />
Wasserwegen, Sümpfen und Mooren bilden die<br />
Grundlagen für die außergewöhnliche Vielfalt.<br />
Der <strong>Kurzfilm</strong> H2OCHSCHWARZWALD soll die Schönheit<br />
dieser einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt im Hochschwarzwald<br />
zeigen. Vor allem jedoch soll er die Bedeutung von Wasser<br />
als Lebenselixier für Tiere und Pflanzen beleuchten.<br />
Von Zeitraffer über Makro bis zu Luftaufnahmen zeigt der<br />
junge Filmemacher, wie virtuos er unterschiedliche Aufnahmetechniken<br />
und Schnittmöglichkeiten beherrscht. <<br />
14 15
VS-Villingen Mittwoch 09.10.2013 | nur im <strong>guckloch</strong> VS-Villingen<br />
Kampf der Königinnen<br />
Kampf der Königinnen<br />
Beginn: 20:15 Uhr<br />
Deutschland/Schweiz 2011<br />
Buch/Regie<br />
Nicolas Steiner<br />
Kamera<br />
Markus Nestroy<br />
Montage<br />
Kaya Inan<br />
Produktion & Verleih<br />
Filmakademie Baden-Württemberg<br />
Darsteller<br />
Beat Brantschen, Andreas Herzog,<br />
Déborah Métrailler u.v.a.<br />
Weltpremiere<br />
Berlinale 2011<br />
„Perspektive Deutsches <strong>Kino</strong>“<br />
Laufzeit<br />
70 Minuten<br />
schwarz/weiß<br />
Französisch und Deutsches<br />
Original mit deutschen Untertiteln<br />
In der Schweiz, genauer im Wallis,<br />
finden alljährlich Kuhkämpfe statt,<br />
bei denen tonnenschwere Rinder<br />
aufeinandertreffen und versuchen,<br />
sich aus der Arena zu drängen. Jene<br />
Kuh, die zurückweicht, verliert. Im<br />
Gegensatz aber zum Stierkampf<br />
verletzen sich die Kühe jedoch<br />
nicht. Einen dieser Wettbewerbe<br />
begleitet der Dokumentarfilm des<br />
Regisseurs Nicolas Steiner.<br />
Da ist der Zürcher Journalist<br />
Andreas Herzog, der eine Reportage<br />
über den Kuhkampf machen<br />
will, um ihm unbekannte Bereiche<br />
der Schweizer Kultur zu entdecken.<br />
Und da ist der Bauer Beat, der mit<br />
seiner Kampfkuh Dominga gegen<br />
den ehrgeizigen Titelverteidiger<br />
antritt. Dieser wiederum trainiert<br />
sein Tier schon seit einem halben<br />
Jahr. Junge Walliser versuchen derzeit<br />
die Aufmerksamkeit einer<br />
attraktiven Tierzüchterin auf sich<br />
zu ziehen…<br />
„Kampf der Königinnen“ ist ein<br />
moderner Heimatfilm über eine<br />
skurrile Schweizer Tradition,<br />
gedreht in schwarz-weiß. Großartige<br />
Bilder mit einer ganz eigenen<br />
Ästhetik, unterlegt mit einem treibenden<br />
Rhythmus. Und der Feststellung:<br />
Schwarz-weiß hat viele<br />
Farben.<br />
Bei den Kühen handelt es sich um<br />
die Eringer Rasse, eine regionale<br />
Rasse, die ausschließlich aus dem<br />
Kanton Wallis stammt. Sie ist für<br />
die moderne Landwirtschaft nur<br />
sehr eingeschränkt verwendbar, da<br />
alle Versuche zu höherer Milchleistung<br />
gescheitert sind. Schon sehr<br />
früh haben die Bauern auf ihren<br />
Alpen und in den steilen Bergregionen<br />
gemerkt, dass Eringerkühe<br />
eine Rangfolge in der Sippe unter<br />
sich ausmachen. Das machen sich<br />
die Züchter in ihren „Combat des<br />
reines“ zunutze und veranstalten<br />
zweimal jährlich einen Wettkampf.<br />
Der Film zeigt das Finale im französisch<br />
sprachigen Teil des Wallis, im<br />
kleinen Ort Aproz, zu dem jedes<br />
Jahr im Mai Zehntausend Zuschauer<br />
anreisen und für Chaos sorgen.<br />
Der Regisseur Nicolas Steiner hat<br />
hier seinen ersten Langfilm verwirklicht,<br />
nach seinem mit zahlreichen<br />
Preisen dekorierten <strong>Kurzfilm</strong><br />
„Ich bin´s, Helmut“ aus dem<br />
Jahr 2009, für den er zum deutschen<br />
<strong>Kurzfilm</strong>preis 2010 nominiert<br />
wurde. Er stammt selbst aus<br />
dem Wallis (geboren 1984 in Turtmann)<br />
und erzählt: „…(die Traditionen<br />
dieser Region) sind einfach<br />
grandios, und dazu gehört auch der<br />
Ringkuhkampf. Früher habe ich die<br />
Züchter und ihre Lieblingstiere<br />
eher belächelt. Es war mir ein Rätsel,<br />
wie meine Fussballerkollegen,<br />
die auch Kühe besassen, ein Spiel<br />
haben sausen lassen, weil die Kühe<br />
in Aproz einmarschieren. Das<br />
ganze noch am nächsten Tag in der<br />
regionalen Presse zu lesen fand ich<br />
einfach zu absurd um wahr zu sein.<br />
Als ich mich dann aber vor ein paar<br />
Jahren überreden ließ, mir mal so<br />
einen traditionellen Kampf anzuschauen,<br />
durfte ich mit Erstaunen<br />
feststellen, dass das Ganze schon<br />
ein sehr fulminantes Spektakel mit<br />
sich bringt und es um viel mehr<br />
geht…“<br />
Der Kameramann Markus Nestroy<br />
ist 1979 in Graz geboren. Er studiert<br />
seit 2006 Kamera an der Filmakademie<br />
Baden-Württemberg und<br />
wurde für seinen <strong>Kurzfilm</strong> „The<br />
night father Christmas died“ für<br />
den Studenten Oscar 2010 nominiert.<br />
<<br />
Kilian Schmidt<br />
Quellen:<br />
Presseinfo Film Festival Locarno<br />
2011, Berlinale Katalog –<br />
Perspektive Deutsches <strong>Kino</strong> 2011,<br />
Verleihinfo, Arte.de<br />
16 17
Donaueschingen Sonntag 13. Oktober 2013 | Im Museum Biedermann<br />
Beginn: 20:15 Uhr<br />
www.kuenstlerbund-bawue.de<br />
Dialog – Trialog # 1<br />
Jahresausstellung des<br />
Künstlerbundes<br />
Baden-Württemberg<br />
im<br />
Museum Biedermann<br />
Donaueschingen<br />
Museumsweg 1, 78166 Donaueschingen, 0771/89 66 89-0, www.museum-biedermann.de<br />
im Museum Biedermann<br />
Dokumentarfilm<br />
Deutschland 2013<br />
Regie und Buch<br />
Ben Mergelsberg<br />
Kamera<br />
Sam Muirhead, Ben Mergelsberg<br />
Kooperation mit<br />
Schnitt<br />
Matt Sweetwood<br />
Musikalische Leitung<br />
Bastian Kaletta<br />
Produktion und Verleih<br />
Wrangelfilm, Berlin<br />
Laufzeit<br />
60 Minuten<br />
Danube<br />
Sounds<br />
Die Donau verbindet. Daß das<br />
nicht nur eine leere Phrase ist,<br />
beweist eine kleine Gruppe von<br />
Musikern und Filmemachern mit<br />
ihrer Reise entlang der Donau bis<br />
ans Schwarze Meer. Zu sechst sind<br />
sie von Berlin aus in zwei alten<br />
Autos aufgebrochen, im Gepäck<br />
Kameras und Musikinstrumente,<br />
auf der Suche nach spannenden<br />
Begegnungen mit den Menschen in<br />
den Anrainerstaaten, und vor allem<br />
auf der Suche nach Musikern, mit<br />
denen sie jammen wollen.<br />
Fünf Wochen unterwegs, besuchen<br />
sie die Macher einer Radiostation<br />
in Budapest und Volksmusiker in<br />
einer alten Wohnung. Sie treffen ein<br />
paar Leute in der Bar eines serbischen<br />
Dorfs, trinken mit ihnen<br />
und bleiben für ein paar Tage. Sie<br />
werden zu einer Hochzeit eingeladen,<br />
und nehmen in einem Fischerdorf<br />
am Donaudelta die besten<br />
Sänger des Dorfes auf. Sie zelten<br />
am Fluss, freunden sich an mit den<br />
Fischern, und erleben einen Sturm,<br />
der die Bäume knickt. Es ist ein<br />
Roadmovie im besten Sinne: mit<br />
Fahrten durch Landschaften, zufälligen<br />
Begegnungen und der Vielfalt<br />
von Menschen und Musik entlang<br />
des Flusses.<br />
18 Mit freundlicher<br />
19<br />
Unterstützung von
Danube Sound | im Museum Biedermann | Donaueschingen<br />
Herdstraße 9 | 78050 VS-Villingen | Telefon: 0 77 21.20 61 366<br />
Fax: 0 77 21. 20 61 368 | www.naturundfein-vs.de<br />
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9:00 -19:00 Uhr | Sa 9:00 -14:00 Uhr<br />
Einladung zum Bio- Genießerabend<br />
Mittwoch, 16.10.2013 ab 19.30 Uhr<br />
Herzlich Willkommen! | Eintritt 5,-Euro<br />
10 Jahre Natur und fein!<br />
Eine Schallplatte aus Belgrad hatte<br />
die Musiker und Filmemacher zu<br />
dieser Reise inspiriert. Regisseur<br />
Ben Mergelsberg, 28, ist selbst an<br />
der jungen Donau aufgewachsen, in<br />
Seitingen-Oberflacht. War später<br />
an der Waldorfschule in Villingen-<br />
Schwenningen, hat nach dem Abitur<br />
in Afrika und Lateinamerika<br />
gelebt, in England Human Sciences<br />
studiert, visuelle Anthropologie,<br />
und lebt heute in Berlin in einem<br />
Netzwerk junger Leute, die ihre<br />
Film- und Musikprojekte realisieren.<br />
Zum Freundeskreis gehört<br />
auch der musikalische Leiter des<br />
Filmprojekts, Bastian Kaletta aus<br />
Trossingen.<br />
Anders als viele andere Dokumentarfilmproduktionen<br />
entstand<br />
„Danube Sounds“ ganz spontan,<br />
aus einer Idee heraus, ohne große<br />
Vorplanung. Die Macher hatten ein<br />
paar Adressen in Ungarn und Belgrad,<br />
und sind dann einfach losgefahren,<br />
mal schauen was passiert.<br />
Für Ben Mergelsberg auch eine Philosophie:<br />
„Wir glauben daran, daß<br />
<strong>Kino</strong> oder Dokumentarfilm eine<br />
Art von Begegnung im Moment ist.<br />
Und daß nicht notwendigerweise,<br />
aber oft das Standardprozedere das<br />
kaputt macht. Dieses Im-Moment-<br />
Sein,“ hat er bei der Premiere des<br />
Films gesagt.<br />
Zurück in Deutschland, wurde die<br />
Fertigstellung des Films durch<br />
„Crowdfunding“ finanziert. Durch<br />
den Aufruf im Internet kamen gut<br />
7000 Euro zusammen. Im Internet<br />
gibt es auch eine Seite zum Film, die<br />
nach und nach mit zusätzlichen<br />
Informationen, Interviews und<br />
Filmschnipseln gefüllt werden soll:<br />
www.danubesounds.net.<br />
Es ist eine große Energie spürbar,<br />
die die Macher antreibt, vergleichbar<br />
vielleicht der Energie, die sie bei<br />
den Begegnungen ihrer Donau-Reise<br />
empfunden haben. „Wir haben<br />
gemerkt“, sagt Bastian Kaletta,<br />
„daß Musik eine Lebensenergie<br />
freisetzt bei Menschen, die selbst<br />
nichts haben, aber Musik machen.<br />
Obwohl sie da kein Geld verdienen,<br />
aber trotzdem glücklich sind<br />
dadurch. Und ich glaub diese Botschaft,<br />
die haben wir ganz stark<br />
mitbekommen.“ <<br />
Klaus Peter Karger<br />
www.as-perspective.de<br />
20 21
Neustadt 10.10.13 | Donau Mo 14.10.13 | VS-Villingen Mi 16.10.13<br />
Müll im Garten Eden<br />
Beginn: 20:15 Uhr, Kurzspielfilm in VL<br />
<strong>Kurzfilm</strong> in Donaueschingen H2OCHSCHWARZWALD, siehe Seite 11<br />
Die Liebenden vom<br />
Hotel Osmann – Kurzspielfilm<br />
Deutschland 2001 | Dauer 14 Min., dt./türk. OF m. dt. UT<br />
Regie Idil Üner | Kamera Bernd Meiners | Musik Levent Yüksel | Darsteller<br />
Idil Üner, Fatih Akin, Gürsel Erdogan | Verleih <strong>Kurzfilm</strong>verlein Hamburg<br />
Ahmet und Ili lieben sich und Istanbul. Sie wollen die Nacht mit Blick auf<br />
den wunderschönen Bospurus verbringen. Mit einer List erhalten sie ein<br />
Zimmer ohne den notwendigen „Ehepass“ zu zeigen. <<br />
Dokumentarfilm<br />
Deutschland 2012<br />
Buch und Regie<br />
Fatih Akin<br />
Kamera<br />
Bünyamin Seyrekbasan, Hervé Dieu<br />
Schnitt<br />
Andrew Bird<br />
Musik<br />
Alexander Hacke<br />
Produktion<br />
Corazón International/NDR/<br />
Dorje Film<br />
Laufzeit<br />
98 Minuten<br />
Verleih<br />
Pandora Film<br />
Müll im<br />
Garten Eden<br />
Çamburnu ist ein kleines Bergdorf<br />
im Nordosten der Türkei, die Heimat<br />
des bekannten Filmregisseurs<br />
Fatih Akin. Seit Generationen leben<br />
die Bewohner vom Teeanbau, von<br />
der Fischerei und im Einklang mit<br />
der Natur. „Für mich ist Çamburnu<br />
so etwas wie der Garten Eden“,<br />
sagt Fatih Akin in dem Buch „Im<br />
Clinch“, „die hohe Luftfeuchtigkeit,<br />
der stetige Nebel, der sich in<br />
den Teehängen abregnet, hat die<br />
Vegetation zu einem ewig grünen<br />
Garten wachsen lassen.“<br />
Doch die Idylle ist gefährdet, als die<br />
Regierung den Beschluss fasst,<br />
direkt oberhalb des Dorfes in einer<br />
stillgelegten Kupfermine eine Mülldeponie<br />
zu bauen. Trotz der Proteste<br />
des Bürgermeisters und der<br />
Dorfbewohner entsteht eine Anlage,<br />
die wichtige Sicherheits- und<br />
Baustandards nicht erfüllt und fortan<br />
durch Unfälle und Havarien<br />
kontinuierlich die Umwelt verschmutzt.<br />
Die Luft ist verpestet, das<br />
Grundwasser verseucht, in der alljährlichen<br />
Regenzeit spült das Wasser<br />
den Müll die Abhänge herunter,<br />
Vogelschwärme und streunende<br />
Hunde belagern das Dorf. Den Teebauern<br />
im Dorf ist die Lebensgrundlage<br />
genommen.<br />
Über einen Zeitraum von mehr als<br />
sechs Jahren haben Fatih Akin und<br />
der von ihm mit einer Videokamera<br />
ausgestattete Dorffotograf den<br />
Kampf des kleinen Dorfes gegen die<br />
mächtigen Institutionen dokumentiert,<br />
und auch die unweigerlichen<br />
Katastrophen, die das ehemalige<br />
Paradies immer wieder heimsuchen.<br />
Zu den Protagonisten des Films<br />
gehört unter anderem der Bürgermeister<br />
von Çamburnu, der zwar<br />
Mitglied der Regierungspartei AKP<br />
ist, sich aber gegen den Beschluß<br />
der Zentralregierung zum Bau der<br />
Mülldeponie wehrt und deshalb<br />
wegen „Behinderung von Staatsinteressen“<br />
angeklagt wird. Oder die<br />
verstorbene Teebäuerin, eine der<br />
aktivsten Widerstandskämpferinnen,<br />
sie mobilisierte die anderen<br />
Frauen des Dorfes und organisierte<br />
Demonstrationen. Und auch Ismet<br />
Bodur. Die Mülldeponie wurde nur<br />
50 Meter von seinem Haus entfernt<br />
gebaut. Obwohl der Gestank unerträglich<br />
ist, bleibt Bodur. Er kümmert<br />
sich weiterhin um seinen Garten,<br />
sammelt allmorgendlich den<br />
Müll auf und fischt die Plastiktüten<br />
aus den Bäumen, die der Wind<br />
herübergeweht hat. Die Pflanzen<br />
seines Gartens sind durch das verseuchte<br />
Grundwasser gefährdet.<br />
Fatih Akin („Gegen die Wand“,<br />
„Crossing the Bridge“, „Soul Kitchen“)<br />
versteht seinen Film als Beispiel<br />
für Zivilcourage. Er wolle<br />
auch zeigen, sagt er, „wieviel<br />
Demokratie in der Türkei existiert“.<br />
„Die Hoffnung stirbt<br />
zuletzt. Heutzutage können sich<br />
Bürger durch Facebook und Twitter<br />
viel besser vernetzen und effektiver<br />
wehren.“ Die Deponie soll angeblich<br />
in zwei, drei Jahren geschlossen<br />
werden. Auf den Müll wird dann<br />
Erdreich geschüttet, darunter soll<br />
der Müll verrotten – wie das auch<br />
bei uns mit den früheren Müllkippen<br />
gemacht wurde. Dabei entstehen<br />
Gase und Sickerwässer. Gleichzeitig<br />
wird in der Gegend nach<br />
einem neuen Standort für eine ähnliche<br />
Deponie gesucht. Eine tragbare<br />
Alternative, sagt Akin, wäre<br />
allein eine Müllverbrennungsanlage<br />
nach internationalen Standards. <<br />
Klaus Peter Karger<br />
Quellen<br />
Verleihinformationen,<br />
sowie Behrens/Töteberg,<br />
„Fatih Akin – Im Clinch“<br />
22<br />
23
VS-Villingen Mittwoch 23.10.2013 | nur in <strong>guckloch</strong> VS-Villingen<br />
Filmreihe Theaterträume (1) Sein oder Nichtsein<br />
Beginn: 20:15 Uhr<br />
USA, 1942<br />
Regie<br />
Ernst Lubitsch<br />
Buch<br />
Melchior Lengyel und Edwin Justus<br />
Mayer nach dem Bühnenstück<br />
»Noch ist Polen nicht verloren« von<br />
Melchior Lengyel<br />
Sein oder Nichtsein<br />
Kamera<br />
Rudolph Maté<br />
Musik<br />
Werner R. Heymann<br />
Produktionsdesign<br />
Vincent Korda<br />
Darsteller<br />
Carole Lombard, Jack Benny,<br />
Stanley Ridges<br />
Produktion<br />
Ernst Lubitsch (United Artists)<br />
Laufzeit<br />
99 Minuten<br />
S/W, Format: 1 : 1,37<br />
FSK: ab 12<br />
„Heil Hamlet“<br />
Im Sommer 1939 probt ein Warschauer<br />
Theater ein antifaschistisches<br />
Zeitstück, in dem auch die<br />
wesentlichen Nazi-Größen auftreten.<br />
Natürlich ist auch Hitler dabei,<br />
dessen Darsteller sich bei den Proben<br />
den Kalauer nicht verkneifen<br />
kann, auf jede Begrüßung mit „Ich<br />
heil mich selber“ zu antworten, bis<br />
der Regisseur einschreitet und das<br />
Ensemble diskutiert, wie der „Führer“<br />
wohl antworten müsse. Ebenfalls<br />
„Heil Hitler“ könne er ja<br />
schlecht erwidern.<br />
Diese kurze Szene macht bereits<br />
deutlich wie „Sein oder Nichtsein“<br />
funktioniert. Lubitsch macht nicht<br />
einfach nur eine Witzfigur aus Hitler,<br />
er karikiert das ganze System<br />
zuerst als Zerrbild, indem er es auf<br />
eine Theaterbühne verlegt. Auf<br />
diese Weise macht er das System<br />
deutlich als ein despotisches Räderwerk<br />
aus nicht hinterfragten Ideologien<br />
und Mechanismen, die aber<br />
dann, bei näherer Betrachtung als<br />
das erscheinen, was sie sind: ebenso<br />
hohl wie die Kalauer der polnischen<br />
Schauspieler. Wenn er dann, im<br />
weiteren Verlauf dieser extrem ver-<br />
schachtelten Verwechselungskomödie<br />
die originalen Nazis durch die<br />
polnischen Schauspieler in Wehrmachtsuniformen<br />
ersetzt, funktioniert<br />
das deswegen so gut, weil<br />
Original und Zerrbild wirklich<br />
nicht mehr zu unterscheiden sind.<br />
Weder für den Zuschauer noch für<br />
die Nazis im Film.<br />
Und dass selbst die Kalauer in diesem<br />
Film von allererster Qualität sind,<br />
beweist die Tatsache, dass der Film<br />
auch 70 Jahre nach seiner Entstehung<br />
noch immer unglaublich lustig ist.<br />
Er hat eben den „Lubitsch-Touch“.<br />
Mit dem deutschen Überfall auf<br />
Polen wird das Stück nur wenige<br />
Tage vor der Premiere abgesetzt<br />
und durch den unverfänglicheren<br />
„Hamlet“ ersetzt. Jetzt macht<br />
Lubitsch aus der Eifersuchtssequenz<br />
zwischen Hamlet-Darsteller<br />
Josef Tura, seiner Frau Maria<br />
(Ophelia) und einem jungen polnischen<br />
Offizier im Publikum eine<br />
der großartigsten Persiflagen auf<br />
den legendären Sein-oder-Nichtsein-Monolog,<br />
sondern zieht<br />
daraus auch den Impuls für die<br />
eigentliche Handlung des Films, die<br />
3 Jahre später einsetzt. Durch das<br />
kleine Eifersuchtsdrama kommt es<br />
1942 zur Enttarnung eines deutschen<br />
Spions in London, der sich<br />
jedoch schon auf dem Weg nach<br />
Warschau befindet, um dort die<br />
polnische Untergrundbewegung zu<br />
enttarnen. Jetzt bleibt Josef Tura<br />
nur eins – er muss nicht nur seiner<br />
Frau die ebenfalls erst durch diesen<br />
Vorfall entdeckte angebliche Affaire<br />
nachsehen, er muss auch mit ihr<br />
zusammen, dem jungen Offizier<br />
und dem Rest der Truppe den deutschen<br />
Spion aufhalten. Beim Eindringen<br />
ins Warschauer Gestapo-<br />
Hauptquartier erweisen sich die<br />
alten Uniformen aus dem abgesetzten<br />
Stück als überaus nützlich und<br />
bald weiß niemand mehr wer wer<br />
ist. Selbst der ewige Nebendarsteller<br />
bekommt endlich Gelegenheit<br />
seinen Shylock-Monolog, den er<br />
niemals auf der Bühne sprechen<br />
durfte, vor einer Nazi-Größe einzusetzen,<br />
als die Lage kritisch wird.<br />
„Sein oder Nichtsein“ ist nicht so<br />
poetisch und melodramatisch wie<br />
„Der große Diktator“ von Chaplin,<br />
mit dem er immer wieder verglichen<br />
wird, allein schon wegen<br />
Thema und Entstehungszeit. „Sein<br />
oder Nichtsein“ ist schnell, spritzig,<br />
bösartig sarkastisch und manchmal<br />
24 25
Filmreihe Theaterträume (1) Sein oder Nichtsein Neustadt Do 24.10.13 | Donau Mo 28.10.13 | Villingen Mi 30.10.13<br />
auch grobschlächtig albern. Aber<br />
das macht den Film umso wirkungsvoller.<br />
Den er besitzt auch<br />
eine ordentlich Portion jenes jiddischen<br />
Humors, der selbst der drohenden<br />
Katastrophe noch einen<br />
doppelbödigen Witz abringt.<br />
Und dass der Film mit seinem Witz<br />
die Mentalität der deutschen Nazis<br />
so präzise und punktgenau trifft,<br />
liegt sicher daran dass nicht nur<br />
Ernst Lubitsch in Berlin aufgewachsen<br />
war, sondern auch ein großer<br />
Teil seines Teams aus deutschen<br />
oder deutsch-sprachigen Emigranten<br />
bestand. Melchior Lengyel,<br />
Autor der Vorlage wuchs im damaligen<br />
Östereich-Ungarn auf und<br />
arbeitete in den 20er Jahren als<br />
Auslandskorrespondent in der<br />
Schweiz und England bevor er<br />
1935 Lubitsch in die USA folgte.<br />
Rudolph Maté gilt als einer der<br />
wichtigsten Kameraleute des vergangen<br />
Jahrhunderts. Geboren in<br />
Krakau, studierte er in Budapest<br />
und fotografierte Filme wie Dreyers<br />
„Passion der Jeanne d'Arc“ oder<br />
Fritz Langs „Lilliom“, bevor in den<br />
30er Jahren in die USA emigrierte.<br />
Dort arbeitete er zuletzt mit Orson<br />
Welles. Vincent Korda, der das<br />
Design von „Sein oder Nichtsein“<br />
gestaltete, war ein Bruder des legendären<br />
Produzenten Alexander<br />
Korda („Der dritte Mann“) und<br />
verantwortlich für die Sets von Filmen<br />
wie Der Dieb von Bagdad<br />
oder Der längste Tag. Dies um nur<br />
einige der weiteren illusteren Mitwirkenden<br />
an diesem Film zu nennen.<br />
Seine deutsche Erstaufführung<br />
erlebte Sein oder Nichtsein erst<br />
1960, fünfzehn Jahre nach Kriegsende.<br />
Lubitschs Ohrfeige schmerzte<br />
offensichtlich immer noch. Sein<br />
„Heil Hamlet“ hatte es in sich und<br />
solche Kalauer konnte mancher im<br />
Nachkriegs-Deutschland immer<br />
noch schlecht aushalten ohne die<br />
bittere Wahrheit dahinter zu ertragen.<br />
The Lubitsch-Touch<br />
Ernst Lubitsch begann seine Karriere<br />
als Schauspieler am „Deutschen<br />
Theater“ in Berlin als Schüler von<br />
Max Reinhard. Schon bald trat er<br />
auch in Filmen auf (nachgewiesen<br />
zum ersten Mal 1912) und übernahm<br />
auch schon bald (1914) die<br />
Regie von Slapstick-Komödien für<br />
die deutsche Bioskop-Film AG.<br />
Doch sein wahrer Aufstieg begann<br />
mit seiner Emigration nach Hollywood<br />
im Jahre 1922. Spätestens<br />
mit dem Tonfilm war Lubitsch als<br />
Hollywoods bester Komödien-<br />
Regisseur bekannt, der „Lubitsch-<br />
Touch“, sein Talent für leichte und<br />
doch tiefgründige Komödien wurde<br />
zum geflügelten Wort und sogar in<br />
zeitgenössischen Schlagern besungen.<br />
1936 erreichte er die Position als<br />
Produktionschef der Paramount,<br />
nur um kurze Zeit später zum Konkurrenten<br />
MGM zu wechseln, da er<br />
dort die Möglichkeit hatte, mit<br />
Greta Garbo zu arbeiten.<br />
1947 starb er in Hollywood im<br />
Alter von nur 55 Jahren an den Folgen<br />
zweier Herzinfarkte. Im Büro<br />
von Billy Wilder hing angeblich<br />
jahrelang ein Schild mit den Worten<br />
„How would Lubitsch have done<br />
it?“. Lubitschs The shop around<br />
the corner (Rendevouz nach Ladenschluss,<br />
1940), neben Sein oder<br />
Nichtsein, sein vielleicht bester<br />
Film wurde 1998 als Remake mit<br />
Tom Hanks und Meg Ryan unter<br />
dem Titel e-m@il für Dich nochmals<br />
ein großer Kassenerfolg.<br />
Der „Lubitsch-Touch“ wirkte noch<br />
immer. <<br />
Richard Hehn<br />
Beginn: 20:15 Uhr, Kurzspielfilm in VL und Donaueschingen<br />
Bernie's Magic Moment<br />
– Five Easy Pizzas – Kurzspielfilm<br />
Australien 1994 | 6:00 Min., OF m. dt. UT | ohne Altersbeschränkung<br />
Regie Mark Hanlin | Kamera Manoy Walker | Musik Philip Judd | VDarsteller<br />
Chris Hamwood, Rhys Muldoon | Verleih <strong>Kurzfilm</strong>agentur Hamburg<br />
Jeder Mensch möchte wenigstens einmal in seinem Leben ein Held sein.<br />
Bernie, ein eifriger Football Fan, ist auf dem besten Wege einer zu werden,<br />
als er bemerkt, dass er ein Footballspiel beeinflussen kann, während er sein<br />
Hemd bügelt. <<br />
Le grand soir<br />
– Der Tag wird kommen<br />
Frankreich, Belgien; 2012<br />
Regie und Buch<br />
Gustave de Kervern &<br />
Benoît Delépine<br />
Darsteller<br />
Benoît Poelvoorde, Albert Dupontel<br />
Produktion<br />
Jean-Pierre Guérin<br />
Filmlänge<br />
92 Minuten, Farbe, Format 1 : 2,35<br />
FSK<br />
ab 12<br />
Festivals un Preise<br />
Cannes 2012<br />
Großer Preis der Jury<br />
(Un certain Regard)<br />
Nachdem sie vor 3 Jahren Gerard<br />
Depardieu in „Mammuth“ auf eine<br />
Reise quer durch Frankreich schickten,<br />
kommt das französische Regie-<br />
Duo Gustave de Kervern & Benoît<br />
Delépine jetzt mit einem Road-<br />
Movie der anderen Art zurück,<br />
auch wenn sie ihr Thema ein weiteres<br />
Mal unter den Außenseitern<br />
am Rande der französischen Gesellschaft<br />
finden. Das Terrain durch<br />
welches die Reise diesmal geht, ist<br />
das weitläufige Areal eines französchen<br />
Gewerbegebietes. Hier sind<br />
die Distanzen riesig – vor allem<br />
wenn man zu Fuß unterwegs ist, so<br />
wie der alternde Punk NOT. Eine<br />
26 27
Le Grand Soir – Der Tag wird kommen<br />
urbanistische Vor-Hölle, in der die<br />
die Parkplätze mehr Platz einzunehmen<br />
scheinen als manche Kleinstadt.<br />
Eine Stadt die ganz offensichtlich<br />
weniger für Menschen<br />
gemacht ist (die hier ja auch nicht<br />
leben sollen, sondern nur einkaufen<br />
oder arbeiten) als für Autofahrer.<br />
Nicht mal Trottoirs gibt es hier<br />
neben den Straßen. Wozu auch,<br />
hier geht niemand zu Fuß. Und in<br />
der Tat scheint NOT wirklich der<br />
einzige lebende Mensch hier zu<br />
sein, der aus einer anderen Zeit und<br />
Welt in dieses Universum gefallen ist.<br />
Benoît Poelvoorde als alternder<br />
Punk ist grandios. Der Tag bricht<br />
an und NOT erwacht in irgendeinem<br />
Straßengraben. Mit einem<br />
Rest Dosenbier, der vom Vorabend<br />
übrig geblieben ist, festigt er den<br />
Iro, pfeift nach seinem Hund und<br />
macht sich an sein Tagwerk. „Le<br />
Grand Soir“ bedient sämtliche Klischees<br />
über Punks und Gewerbegebiete,<br />
aber gerade das macht den<br />
Film zu einem der lustigsten diesen<br />
Sommers. Wenn NOT der klassischen<br />
Punk-Beschäftigung des<br />
„Hassse-Mal-Ne-Mark-Schnorrens“<br />
nachgeht, sind alleine schon<br />
seine Variationen dieses Klassikers<br />
eine kabarettreife Lachnummer. So<br />
mäandert NOT durch dieses Universum<br />
in dem er, der Außenseiter<br />
bei seinen Begegnungen immer<br />
mehr als der eigentlich Normale<br />
erscheint. Letztes Fossil einer anderen<br />
Zeit, als eine Stadt auch noch<br />
wie eine Stadt aussah, in der Menschen<br />
lebten, die sich noch etwas zu<br />
sagen hatten. Die ausgedünnte<br />
Landschaft des Gewerbegebietes, in<br />
dem auch die Architektur dem<br />
Auge keinen Halt mehr bietet, darf<br />
Probleme kann man nie mit derselben Denkweise lösen,<br />
durch die sie entstanden sind. (A.Einstein)<br />
Rechtsanwälte<br />
Schmidt & Kollegen<br />
Kilian Schmidt<br />
Christine Hattler<br />
Königstraße 9<br />
D-78628 Rottweil<br />
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Telefon 0741 - 4 40 18<br />
Fax 0741 - 4 31 63<br />
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 -12 und 14 -17 Uhr<br />
Weitere Termine nach Vereinbarung<br />
Le Grand Soir – Der Tag wird kommen<br />
hier durchaus auch als Metapher<br />
auf eine Gesellschaft gelten, die<br />
ebenfalls jeden Zusammenhalt ihrer<br />
Individuen verloren hat.<br />
NOT besucht seinen Bruder Jean-<br />
Pierre an seinem Arbeitsplatz,<br />
einem Bettengeschäft, und auch<br />
dieser Ort erscheint uns auf eine<br />
seltsam beklemmende Art bekannt:<br />
eine ebenerdige Verkaufsfläche von<br />
der gefühlten Größe mehrerer Fußballfelder<br />
– menschenleer. Nichts<br />
als Betten....bis zum Horizont.<br />
Jean-Pierre, der bürgerliche Familienvater<br />
verliert seinen Job, weil es<br />
ihm nicht gelingen will, genügend<br />
Betten zu verkaufen und ist dem<br />
Selbstmord nahe. Als er sich in<br />
einem Supermarkt mit Benzin übergießt<br />
und anzünden will, scheint<br />
niemand davon Notiz zu nehmen.<br />
Nur NOT bemerkt ihn und rettet<br />
ihn. Er führt ihn in die Grundlagen<br />
des Daseins als Punk ein, indem er<br />
ihm erstmal einen ordentlichen<br />
Haarschnitt verpasst (Iro) und ihn<br />
mit dem Grundnahrungsmittel<br />
Dosenbier wiederbelebt. Gemeinsam<br />
werden sie nun zum Duo NOT<br />
& DEAD und ziehen aus, den<br />
Traum von einem Punkkonzert im<br />
Einkaufszentrum in die Tat umzusetzen.<br />
<<br />
Richard Hehn<br />
28 29
Donaueschingen Mittwoch 06.11. 2013 | nur im <strong>guckloch</strong> CINEMA<br />
Herr Felde und der Wert der Dinge | Donaueschingen im CINEMA<br />
In Kooperation mit der<br />
Kolpingfamilie Donaueschingen<br />
Zusätzlich der Film: 200 Jahre<br />
Adolf Kolping, Dauer 12:22 min.<br />
Beginn: 20:15 Uhr<br />
Deutschland 2011<br />
Konzept, Schnitt, Regie<br />
Klaus Peter Karger<br />
Produzent<br />
Karger Film Kultur und Video<br />
Bild<br />
Klaus Peter Karger<br />
Originalton, Assistenz<br />
Jürgen Haller<br />
Musik<br />
Tilman Sillescu, Reinhold Pöhnl<br />
Mitwirkende<br />
Wilhelm Felde, Carina Limberger,<br />
Uschi Turgut, Ali Gümüscay,<br />
Wilhelm Pendzialek u.a.<br />
Verleih<br />
Karger Film Kultur und Video<br />
Dauer<br />
55 Minuten<br />
High Definition Video,<br />
1:1,77, Dolby Digital<br />
gefördert durch die Medienund<br />
Filmgesellschaft (MFG)<br />
Baden-Württemberg<br />
Herr Felde<br />
und der Wert<br />
der Dinge<br />
Er hätte gern Elektrotechnik studiert<br />
und zweifellos das Zeug dazu<br />
gehabt. Aber seine Lebensdaten<br />
passten nicht in die politischen<br />
Verhältnisse, in die er 1964 hineingeboren<br />
wurde. Wilhelm Felde<br />
stammt aus Kirgisien, hat deutsche<br />
Vorfahren und arbeitet seit seiner<br />
Auswanderung nach Deutschland<br />
als selbständiger Schuhmacher in<br />
Villlingen-Schwenningen.<br />
Der Dokumentarfilm Herr Felde<br />
und der Wert der Dinge handelt<br />
vom Arbeitsalltag eines Aussiedlers,<br />
der sich mit seinem Schicksal<br />
arrangiert und einen passenden<br />
Platz im Leben gefunden hat. Das<br />
klingt weder spektakulär noch<br />
spannend, ist es aber. Denn Herr<br />
Felde ist nicht nur ein begnadeter<br />
Handwerker, sondern erscheint<br />
auch als wundersamer Lehrmeister<br />
für Demut, Dankbarkeit und<br />
Zufriedenheit. Er hat Achtung<br />
vor den Dingen und vor den Menschen,<br />
denen sie gehören – das ist<br />
sein Geheimnis.<br />
Der Film konzentriert sich ganz<br />
auf die kleine Werkstatt des Herrn<br />
Felde. Die Augen wandern über<br />
eine endlos scheinende Reihe an<br />
Schuhen, im Hintergrund hängen<br />
unzählige Schlüssel, denn zum Reparatur-<br />
gehört auch ein Schlüsseldienst.<br />
Die Bilder entfalten in ihrer<br />
Schlichtheit eine eigentümliche<br />
Poesie. Abgewetzte Männerschuhe,<br />
zierliche Damenstiefeletten,<br />
niedliche Kinderschuhe, derbe<br />
Sandalen, modische Pumps stehen<br />
friedlich nebeneinander und<br />
harren der Reparatur. Sage mir,<br />
welche Schuhe du trägst, und ich<br />
sage dir, welcher Mensch du bist:<br />
Endlich gleitet die Kamera zu dem<br />
Mann, der es weiß und die Schuhe<br />
auch ohne Nummern den Trägern<br />
zuordnen kann, wie er später mit<br />
seinem ansteckend herzlichen Lächeln<br />
versichert.<br />
Klaus-Peter Karger verzichtet<br />
weitgehend auf erklärenden Off-<br />
Kommentar, sondern konzentriert<br />
sich auf die Rolle des Beobachters<br />
mit Blick für’s Detail und einem<br />
Gefühl für verblüffende Perspektiven<br />
und Ausschnitte. Die säuberliche<br />
Symmetrie der Garnrollen auf<br />
der nostalgischen Nähmaschine<br />
ist so faszinierend wie das fleißige<br />
Surren der Nadel oder die vermeintliche<br />
Anarchie der Schuhe<br />
im Regal.<br />
Mancher Blick macht schmunzeln,<br />
etwa auf die bestrumpften<br />
Beine eines Kunden, der auf die<br />
Genesung seiner Schuhe wartet.<br />
Ein älterer Türke hat diverse anspruchsvolle<br />
Anliegen. Schuhe<br />
müssen geweitet und mit neuem<br />
Futter versehen werden, die Mütze<br />
ist schadhaft und braucht eine<br />
neue Naht. Während Herr Felde<br />
arbeitet, plaudert und scherzt er<br />
mit der Kundschaft. Er erkundigt<br />
sich nach dem Befinden, richtet<br />
Grüße an die Ehefrau aus, tröstet<br />
und berät. Sprachlich passt<br />
er sich dem Gegenüber an und<br />
springt mühelos vom artikellosen<br />
Ausländer-Deutsch in korrektes<br />
Hochdeutsch oder in Mundart.<br />
„Quanta costa?“ erkundigt sich<br />
ein Kunde nach dem Preis für neue<br />
Löcher im Gürtel. „Nix“, antwortet<br />
Herr Felde vergnügt. „Der<br />
Herr mög’s vergelten...“ „Danke<br />
sehr, das ist mehr wert als alles<br />
Geld.“<br />
Der emsige Titelheld arbeitet stets<br />
parallel an mehreren Aufträgen.<br />
Während die geklebten Sohlen<br />
trocknen, holt er mit der Glühzange<br />
Schrauben-Nägel aus einem<br />
Absatz, fräst einen Schlüssel,<br />
färbt ein Stück Leder, fädelt flugs<br />
Garn ein. Mit wenigen Stichen ist<br />
die Handtasche einer Dame wieder<br />
heil, „macht eins fünfzig“,<br />
30 31
Herr Felde und der Wert der Dinge | Donaueschingen im CINEMA<br />
dankbar zählt sie das Geld in die<br />
schwielige Hand des Handwerkers.<br />
Es macht Spaß, ihm bei der<br />
Arbeit zuzuschauen, er erledigt alles<br />
schnell und geschmeidig, fischt<br />
zielsicher aus dem malerischen<br />
Durcheinander von Schuhen, Material<br />
und Werkzeug das Gesuchte<br />
heraus, verliert nie den Überblick.<br />
Nach der Ausreise vor gut 20 Jahren<br />
wurde er in Deutschland mit<br />
dem Gegenteil konfrontiert. Er<br />
lernte Überfluss und Geringschätzung<br />
kennen – und die Bedürftigkeit<br />
von Menschen, denen Dinge<br />
auch jenseits ihres materiellen<br />
Wertes lieb und teuer sind. Der<br />
Film beschreibt eine Insel inmitten<br />
unserer Wegwerfgesellschaft und<br />
verbeugt sich vor einem Mann,<br />
der seine Größe im Kleinen entfaltet.<br />
Und der sein Glück auf dem<br />
aufbaut, was ist und nicht auf<br />
dem, was sein könnte.<br />
„Traurig sein, bringt nichts“, sagt<br />
Herr Felde. „Ich habe alles, was<br />
ich brauche. Ich muss keine Sterne<br />
vom Himmel holen.“ <<br />
Christina Nack<br />
www.herr-felde-film.de<br />
www.kargerkultur.de<br />
COACHING + TEAMENTWICKLUNG<br />
FAMILIENTHERAPIE<br />
KATHRIN SCHEUBLE-RUDOLPH<br />
Villingen l Telefon 0 77 21 / 2 30 40 l www.scheuble-rudolph.de<br />
VS-Villingen Mittwoch 06.11.2013 | nur in <strong>guckloch</strong> VS-Villingen<br />
Just the Wind – Csak a szél<br />
Beginn: 20:15 Uhr<br />
Ungarn, 2012<br />
Buch und Regie<br />
Benedek (Bence) Fliegauf<br />
Kamera<br />
Zoltán Lovasi<br />
Darsteller<br />
Katalin Toldi, Gyöngyi Lendvai,<br />
Lajos Sárkány<br />
Laufzeit<br />
86 Minuten, Farbe,<br />
Format 1 : 1,85<br />
FSK<br />
ab 12<br />
Festivals und Preise<br />
Berlinale 2012<br />
Silberner Bär, Friedensfilmpreis,<br />
Amnesty International Filmpreis<br />
Academy Awards (Oscars) 2013<br />
Nominierung als bester<br />
fremdsprachiger Film<br />
2008 und 2009 kam es in Ungarn<br />
zu einer Anschlagserie auf Roma:<br />
16 Häuser wurden mit Molotowcocktails<br />
angegriffen, 63 Schüsse<br />
wurden abgefeuert, 55 Menschen<br />
wurden attackiert, 5 Personen wurden<br />
verletzt und 6 Personen starben.<br />
Vor diesem Hintergrund entfaltet<br />
sich Bence Fliegaufs Drama „Just<br />
the Wind“. Der Film beobachtet<br />
einen Tag lang das Leben einer<br />
Roma-Familie. Vor Tagesanbruch<br />
beginnt der Film in fast vollständiger<br />
Dunkelheit. Erst langsam<br />
werden die Gestalten sichtbar, die<br />
hier ihren Tag beginnen: Die Mutter,<br />
Marie, ihre beiden Kinder Anna<br />
und Rio sowie der Großvater. Der<br />
Vater, so erfahren wir später, lebt<br />
bereits in Kanada. Sobald er genug<br />
Geld zusammen hat, will er die<br />
Familie zu sich holen – weg aus der<br />
Gefahr. Denn die Gefahr ist hier<br />
allgegenwärtig: einige Tage zuvor<br />
wurde in einem der Nachbarhäuser<br />
eine Familie ermordet.<br />
Aber nicht nur die Gefahr und die<br />
Angst sind allgegenwärtig, ebenso<br />
allgegenwärtig sind die zahlreichen<br />
32 33
Just the Wind<br />
Just the Wind<br />
kleinen und großen Rassismen und<br />
Diskriminierungen, die allen Mitgliedern<br />
der Familie immer wieder<br />
begegnen. Der Bus, der erst vorbeifährt<br />
und dann 10 Meter weiter<br />
anhält. Der Hausmeister, der Maria<br />
die in einem von zwei Jobs als Putzfrau<br />
arbeitet, mit den Worten „Es<br />
riecht nach Aas“ begrüßt und einen<br />
Ventilator neben sie stellt. Die beiden<br />
Polizisten die sich gelangweilt<br />
am Tatort umsehen und sich dabei<br />
darüber unterhalten, dass es noch<br />
andere Familien gibt, die man besser<br />
umgebracht hätte, während der<br />
10jahrige Rio sie belauscht. All dies<br />
scheinen die Familienmitglieder<br />
gewohnt stoisch zu ertragen. Das<br />
sie ein Leben im Ausnahmezustand<br />
leben, erkennen wir nur an kleinen<br />
Details, die der Film ebenso stoisch<br />
beobachtet: Anna, die beobachtet<br />
wie eine Schülerin in der Turnhalle<br />
vergewaltigt wird und schweigt.<br />
Rio, der statt zur Schule zu gehen,<br />
im Wald eine bunkerartige Notunterkunft<br />
für seine Familie baut.<br />
Anna, die die kleine Tochter einer<br />
Nachbarsfamilie aus dem verwahrlosten<br />
Haus ihrer betrunkenen<br />
Mutter holt und mit ihr am See<br />
baden geht: „Just the wind“ spart<br />
auch die Probleme in der Roma-<br />
Gesellschaft nicht aus.<br />
Doch was „Just the Wind“ so einzigartig<br />
macht, ist die Kraft seiner<br />
Bilder. Die Kamera von Zoltán<br />
Lovasi bleibt immer ganz dicht an<br />
den Figuren, nie gibt es Totalen<br />
oder Einstellungen, die dem<br />
Zuschauer einen Überblick verschaffen<br />
könnten. So bleibt die<br />
Angst, die den Protagonisten bei<br />
jedem Schritt buchstäblich im<br />
Nacken sitzt, permanent spürbar.<br />
Die Tonmischung von Tamás Beke<br />
lässt jedes Geräusch, jeden Schritt<br />
und jedes Knacken eines Astes<br />
überdeutlich werden. Ist es wirklich<br />
nur der Wind den man da hört, wie<br />
Maria ihren Kindern versichert als<br />
die Familie am Ende des Tages wieder<br />
im Dunkel einschläft. All dies<br />
macht den Film in seiner Intensität<br />
beklemmend bis an die Grenze des<br />
Erträglichen.<br />
Der 1974 geborene Benedek<br />
(Bence) Fliegauf sorgte schon 2003<br />
mit seinem Spielfilmdebut „Rengeteg“<br />
(Wildniss) für Aufsehen auf<br />
der Berlinale. Bereits hier würde<br />
deutlich dass ein junger Regisseur<br />
auf dem Weg war eine völlig neue<br />
Bildsprache zu entwickeln. Damals<br />
noch gleichermaßen verstörend und<br />
faszinierend. Der Wolfgang-<br />
Staudte-Preis war nur der erste von<br />
vielen Preisen, die Fliegauf seither<br />
auf internationalen Festivals mit<br />
fast jedem seiner Filme einsammelte.<br />
Mittlerweile gilt er in Ablösung<br />
des alternden Bela Tarr als das neue<br />
Aushängeschild des ungarischen<br />
Autorenfilms.<br />
Nach dem etwas missglückten englischsprachigen<br />
Öko-science-fiction<br />
„Womb“ ist Fliegauf jetzt mit „Just<br />
the wind“ sein bislang bester Film<br />
gelungen. Sein inzwischen perfektionierter<br />
Stil und das Thema des<br />
Films bilden hier eine perfekte Synthese.<br />
Im August diesen Jahres wurden in<br />
Budapest endlich 4 Rechtsradikale<br />
für die Mordserie 2008/09 zu<br />
lebenslangen Haftstrafen verurteilt,<br />
doch die täglichen Schikanen gegen<br />
die Roma in Ungarn gehen weiter.<br />
Fast zeitgleich mit dem Urteil in<br />
Budapest lies der Bürgermeister<br />
einer ungarischen Kleinstadt das<br />
Wasser in einer Roma-Siedlung<br />
abstellen, um „Wasserverschwendung<br />
und Wasserdiebstahl“ vorzubeugen1.<br />
„Faschismus bedeutet<br />
also nicht, dass der Staat Lager<br />
errichtet, es bedeutet, dass er den<br />
Roma das Recht nimmt, Rechte zu<br />
haben und sie dem Mob überlässt“2.<br />
Zur Premiere von „Just the Wind“<br />
auf der Berlinale 2012 ließ die<br />
ungarische Botschaft mehrseitige<br />
Flugblätter mit Warnhinweisen verteilen,<br />
bei dem Film handele es sich<br />
um reine Fiktion. Es ist einfach, die<br />
Schuld für dieses Klima auf die in<br />
Ungarn regierende rechte Jobik-<br />
Partei zu schieben, die unter Ministerpräsident<br />
Victor Orban einen<br />
Kahlschlag ohnegleichen in der<br />
ungarischen Kulturszene anrichtete.<br />
Auch Benedek Fliegauf konstatierte<br />
in einem Interview: „Es gibt keinen<br />
politischen Film in Ungarn mehr,<br />
kein sozial engagiertes <strong>Kino</strong>.“3<br />
Gewiss es ist einiges faul im Staate<br />
Ungarn.<br />
Manchmal jedoch scheint es, als<br />
wäre Ungarn sehr nahe: In Duisburg<br />
verteidigte ein Stadtdirektor<br />
Ausschreitungen vor einem von<br />
Roma bewohnten Wohnblock4.<<br />
Richard Hehn<br />
Quellen:<br />
1 „Rechte bekommen lebenslänglich“<br />
- taz vom 6.8.2013<br />
2 „Und am Abend bist du tot“ - Die Zeit<br />
vom 18.7.2013<br />
3 „Warten auf die Barbaren“ - Tagesspiegel<br />
vom 18.7.2013<br />
4 „Wir sind völlig überfordert“ - taz<br />
vom 29.08.2013<br />
34<br />
35
Neustadt 07.11.13 | Donau Mo 11.11.13 | VS-Villingen Mi 13.11.13<br />
De Rouille et d'Os – Der Geschmack von Rost und Knochen<br />
Beginn: 20:15 Uhr<br />
C4 – Kurzspielfilm<br />
Deutschland 2001 | Dauer 4 Min. OF m. dt. UT<br />
Regie Claus Drexel | Kamera Axel Cosnefroy | Musik Arnaud de Buchy |<br />
Darsteller Philippe Herisson, Géraldine de Buchy, Odéon | Verleih <strong>Kurzfilm</strong>verlein<br />
Hamburg<br />
An einem romantischen Strand versucht ein junger Mann, den richtigen<br />
Zeitpunkt für die Liebeserklärung an eine Freundin zu erwischen. Sie ist<br />
jedoch völlig in ihr Buch vertieft. <<br />
Drama<br />
Frankreich,<br />
Belgien 2012<br />
Drehbuch<br />
Thomas Bidegain<br />
und Jacques Audiard<br />
Nach dem Buch „Rust and Bone“<br />
von Craig Davidson<br />
Regie<br />
Jacques Audiard<br />
Darsteller<br />
Marion Cotillard, Matthias Schoenaerts,<br />
Corinne Masiero, Armand Verdure,<br />
Céline Sallette, Bouli Lanners<br />
Schnitt<br />
Juliette Welfling<br />
Originalmusik<br />
Alexandre Desplat<br />
Produktion<br />
Jacques Audiard, Martine Cassinelli,<br />
Pascal Caucheteux<br />
Filmlänge<br />
122 Minuten<br />
Preise<br />
César: Bestes adaptiertes Drehbuch,<br />
bester Nachwuchsdarsteller (Matthias<br />
Schoenaerts), beste Filmmusik<br />
und bester Schnitt<br />
OV mit deutschen Untertiteln<br />
In Zusammenarbeit mit der VHS<br />
FSK 12<br />
De Rouille<br />
et d'Os<br />
– Der Geschmack<br />
von Rost und Knochen<br />
Alles beginnt im Norden von Frankreich.<br />
Plötzlich findet sich Ali<br />
(Matthias Schoenaerts) mit einem<br />
fünf Jahre alten Kind in seiner<br />
Obhut wieder. Sam ist sein Sohn,<br />
doch er kennt ihn kaum. Mittellos<br />
und ohne Freunde sucht Ali<br />
Zuflucht bei seiner Schwester Anna<br />
(Corinne Masiero) an der Côte<br />
d’Azur. Sie bringt die beiden in<br />
ihrer Garage unter und nimmt das<br />
Kind unter ihre Fittiche, während<br />
Ali für eine Sicherheitsfirma arbeitet.<br />
Bei einer Schlägerei in einem<br />
Nachtclub trifft Ali das erste Mal<br />
auf Stéphanie (Marion Cotillard),<br />
die im Marineland Schwertwale<br />
trainiert.<br />
Als eine ihrer Shows in einer Tragödie<br />
endet, bringt sie ein nächtlicher<br />
Anruf erneut zusammen. Als Ali sie<br />
wieder sieht, hat die vorher selbstbewusste<br />
Frau alle Illusionen verloren.<br />
Ali beginnt ihr einfach zu helfen,<br />
ohne Mitgefühl oder Mitleid.<br />
Und beide finden dadurch zurück<br />
ins Leben ...<br />
Gleichzeitig kraftvoll und sensibel<br />
erzählt „Der Geschmack von Rost<br />
und Knochen“, der 2012 in Cannes<br />
begeisterte Kritiken erhielt, von den<br />
Extremen der menschlichen Existenz.<br />
Bereits mit seinem vielbeachteten<br />
Film „Ein Prophet“ (2009)<br />
profilierte sich Regisseur Jacques<br />
Audiard als Spezialist für eine<br />
besondere Art von Antihelden. In<br />
großartigen Bildern schildert sein<br />
neuer Film eine Liebesgeschichte<br />
voller Licht und Schatten, Rückschlägen<br />
und Chancen. Zwei vom<br />
Leben schwer verletzte Menschen<br />
bilden eine Schicksalsgemeinschaft<br />
und bewegen sich langsam aus ihrer<br />
Isolation: In den präzisen Charakterporträts<br />
glänzen Oscar-Preisträgerin<br />
Marion Cotillard („La Vie En<br />
Rose“, „The Dark Knight Rises“)<br />
und Matthias Schoenaerts („Bullhead“).<br />
Ihr nüchternes und doch<br />
emotional überzeugendes Spiel<br />
macht den Film zu einer außergewöhnlichen<br />
Studie über Vertrauen<br />
und Notwendigkeit, Verbindungen<br />
aufzunehmen – zueinander, aber<br />
vor allem auch zu sich selbst. <<br />
Zusammengestellt von Dörthe<br />
Rothenhäusler<br />
Quellen<br />
Offizielle Webseite, Wikipedia<br />
36 37
VS-Villingen Mittwoch 20.11.2013 | nur im <strong>guckloch</strong> VS-Villingen<br />
Filmreihe Theaterträume (2): Ihr werdet euch noch wundern<br />
38<br />
Vous n'avez encore rien vu<br />
– Ihr werdet euch voch wundern<br />
Frankreich, 2012<br />
Regie<br />
Alain Resnais<br />
Buch<br />
Alain Resnais & Laurent Herbiet<br />
nach Bühnenstücken<br />
von Jean Anouilh<br />
Kamera<br />
Eric Gautier<br />
Schnitt: Hervé de Luze<br />
Musik<br />
Mark Snow<br />
Darsteller<br />
Mathieu Amalric, Pierre Arditi,<br />
Sabine Azéma, Anne Consigny,<br />
Michel Piccoli<br />
Produktion<br />
Jean-Louis Livi (F Comme Film)<br />
Filmlänge<br />
115 Minuten, Farbe, Format 1 : 2,35<br />
FSK<br />
ohne Altersbbeschränkung<br />
Allein schon die Exposition: Da sitzen<br />
13 hochkarätige französische<br />
Schauspieler und Schauspielerinnen<br />
in einem Privat-<strong>Kino</strong> und spielen –<br />
sich selbst. Ein (fiktiver) verstorbener<br />
Theaterautor und Regisseur<br />
hat sie posthum in sein Landhaus<br />
eingeladen, wo sie auf die Testamentseröffnung<br />
warten. Doch<br />
zuvor wendet sich der Verstorbene<br />
mit einer Videobotschaft an seine<br />
Gäste: Die versammelten Mimen<br />
sollen sich ein Video von den Proben<br />
einer jungen Theatertruppe<br />
ansehen, die gerade das Erfolgsstück<br />
des verstorbenen Autors einstudiert.<br />
Anschließend sollen sie,<br />
die schon alle in unterschiedlichen<br />
Inszenierungen mit diesem Stück<br />
auf der Bühne standen, entscheiden,<br />
ob die junge Truppe das Recht<br />
zur öffentlichen Aufführung des<br />
Textes erhält.<br />
Das Stück ist echt - „Euridice“ von<br />
Jean Anouilh, eines der meistgespielten<br />
französischen Stücke des<br />
20. Jahrhunderts. Sein Autor im<br />
Film ist fiktiv: Antoine d'Anthac,<br />
hier dargestellt von Denis Podalydès,<br />
einem Theaterschauspieler. Das<br />
Probenvideo ist echt: Alain Resnais<br />
verwendete Aufnahmen einer aktuellen<br />
Inszenierung der „Euridice“.<br />
Die Schauspieler sind ebenfalls<br />
echt, sie alle treten mit ihren tatsächlichen<br />
Namen im Film auf und<br />
sie alle arbeiteten bereits früher mit<br />
dem Regisseur (also Resnais)<br />
zusammen. Die meisten von ihnen<br />
standen auch schon in Stücken von<br />
jean Anouilh auf der Bühne, manche<br />
sogar in „Euridice“. So finden<br />
sich in der (fiktiven) Exposition<br />
zwei Euridices und zwei Orphées<br />
im Publikum. Ganz schön verschachtelt<br />
also: Ein (Spiel-)Film in<br />
dem Schauspieler ohne Rollen das<br />
Video einer echten Theaterprobe<br />
ansehen. Was wie die Versuchsanordnung<br />
für ein filmtheoretisches<br />
Experiment wirkt, enpuppt sich<br />
jedoch bald als ein äußerst unterhaltsames<br />
Capricio über die Möglichkeiten<br />
des Theaters und des<br />
<strong>Kino</strong>s sowie ihre gegenseitige<br />
Beeinflussung. Man könnte auch<br />
sagen: Die Fortsetzung des <strong>Kino</strong>s<br />
mit den Mitteln der Performance<br />
Art.<br />
Bereits im ersten Akt beginnen die<br />
Schauspieler damit, in das Video<br />
einzugreifen, sie kommentieren und<br />
beginnen einzelne Textpassagen<br />
mitzusprechen. Bis zum dritten Akt<br />
werden sie das Stück vollständig<br />
übernommen haben. Doch während<br />
ihr Spiel immer bühnenhaft<br />
bleibt, wird der Bühnenraum des<br />
Landhauses immer filmischer. Alain<br />
Resnais setzt älteste und modernste<br />
Filmtricks ein um mit dem Raum<br />
ein ähnliches Verwirrspiel zu treiben<br />
wie mit den Charakteren, ihren<br />
Darstellern und dem Text.<br />
Einer der wesentlichen Unterschiede<br />
zwischen der literarischen<br />
und der filmischen Erzählung<br />
besteht darin, dass die filmische<br />
Erzählung keinen Autor kennt. In<br />
der literarischen Erzählung ist der<br />
Autor präsent, er kann seine<br />
Geschichte beispielsweise in der<br />
ersten oder in der dritten Person<br />
erzählen. Doch selbst wenn er die<br />
vermeintlich objektive Form der<br />
dritten Person wählt, bleibt er dem<br />
Leser immer bewusst. Er kann<br />
Handlungselemente negieren oder<br />
sogar lügen. Das technische Auge<br />
der Filmkamera vermittelt den Eindruck<br />
einer objektiven Wiedergabe,<br />
in der es keinen Erzähler mehr gibt.<br />
Im <strong>Kino</strong> sehen wir den Dingen zu,<br />
wie sie passieren. Dies verbindet<br />
das <strong>Kino</strong> mit der Performance Art,<br />
denn hier sehen wir den Geschehnissen<br />
ebenfalls zu, wie sie passieren.<br />
Im Theater hingegen erleben<br />
wir Schauspieler, die uns etwas vorspielen.<br />
Auf ähnliche Weise wie uns<br />
der literarische Erzähler seine<br />
Geschichte präsentiert.<br />
Kann man diese Regeln außer Kraft<br />
setzen? Natürlich kann man es und<br />
man sollte es sogar, denn in der<br />
Kunst ist alles erlaubt. Die Kunst<br />
besteht darin, auf diese Weise auch<br />
ein Werk zu schaffen, das 'funktioniert'.<br />
Anderenfalls bliebe es Experimentalfilm,<br />
Experimentaltheater,<br />
etc., welches durch die Negation<br />
der für das jeweilige Genre geltenden<br />
Regeln nur offenlegt, wie<br />
39
Ihr werdet euch noch wundern Filmreinhe (2) Theaterträume<br />
Neustadt Do 21.11.13 | Donau Mo 25.11.13 | Villingen Mi 27.11.13<br />
und warum diese funktionieren.<br />
„Ihr werdet euch noch wundern“<br />
ist aber kein Experimentalfilm, sondern<br />
ein äußerst unterhaltsames<br />
und abwechslungsreiches Spiel mit<br />
den Möglichkeiten, eine Geschichte<br />
zu erzählen.<br />
„You ain't heard nothing yet“ ist<br />
einer der legendären Sätze der Filmgeschichte.<br />
Al Jolson sprach ihn<br />
1927 in „The Jazz Singer“ aus, dem<br />
ersten Tonfilm überhaupt. Und<br />
auch wenn mit diesem Satz nicht<br />
gemeint war, dass man in den bisherigen<br />
Filmen eben tatsächlich<br />
nichts gehört hatte (er bezog sich<br />
allein auf die Handlung des Films),<br />
wurde er zum Schlüsselsatz einer<br />
neuen Ära des <strong>Kino</strong>s. Alain Resnais<br />
war damals gerade 5 Jahre alt.<br />
Mittlerweile gehört er zu den Leitfossilien<br />
des internationalen <strong>Kino</strong>s.<br />
Jetzt, im Alter von 90 Jahren<br />
braucht er weder sich noch irgendjemand<br />
anderes etwas zu beweisen.<br />
Jetzt, wo das <strong>Kino</strong> gerade wieder<br />
drastische Veränderungen erlebt<br />
(anlog zu digital, 2D zu 3D), kann<br />
er es sich augenzwinkernd erlauben,<br />
mit „Vous n'avez encore rien<br />
vu“ (Sie haben bis jetzt noch gar<br />
nichts gesehen - so die Übersetzung<br />
des Originaltitels) einen einerseits<br />
wunderbar altmodischen Film, aber<br />
andererseits auch höchst avantgardistischen<br />
Film zu präsentieren. Es<br />
bleibt zu hoffen, dass es nicht sein<br />
letzter sein wird. Aber es heißt, er<br />
arbeite schon am nächsten. <<br />
Richard Hehn<br />
Beginn: 20:15 Uhr, Kurzspielfilm in VL und Donaueschingen<br />
Gefahr im Wald – Kurzspielfilm<br />
Deutschland 1998 | 2'45 Min. | ohne Altersbeschränkung<br />
Regie Robert Gernhardt, Jürgen Prediger, R. Skibowski | Kamera Claus<br />
Oppermann | Musik Wulf Schnaase | Darsteller Jürgen Prediger | Sprecher<br />
Imanuel Humm | Verleih <strong>Kurzfilm</strong>agentur Hamburg<br />
In einem hochdramatischen take-one setzt sich der Film mit den Unzulänglichkeiten<br />
des Alltags und insbesondere mit einer immer unterschätzten<br />
Gefahrenquelle in heimischen Wäldern auseinander. <<br />
Fuck for forest<br />
….. wünscht gute Unterhaltung!<br />
40<br />
Erlesenes rund um den Tee –<br />
Feine Schokoladen – Geschenke<br />
Wir freuen uns über Ihren Besuch<br />
in der Gerberstraße 50, VS-Villingen<br />
Telefon: 07721 206 28 27<br />
www.teema-vs.de<br />
Deutschland, Polen 2012<br />
Regie, Buch, Kamera<br />
Michal Marczak<br />
Filmlänge<br />
85 Minuten<br />
Verleih<br />
Neue Visionen<br />
Farbe<br />
FSK<br />
ab 16 Jahren<br />
empfohlen ab 18 Jahren<br />
Sprache<br />
deutsch<br />
Nacktheit zum Zwecke der Provokation<br />
funktioniert noch immer,<br />
dass beweisen schon allein die Auftritte<br />
der Organisation „Femen“.<br />
So umstritten sie sind, so sorgen sie<br />
doch dafür, dass über ein Thema<br />
berichtet wird. Mit genau diesem<br />
Mittel, allerdings noch weitergehender,<br />
arbeiten die Umweltschützer<br />
der norwegischen Organisation<br />
Fuck for Forest: Hier gibt es gegen<br />
Bezahlung pronographisches Material,<br />
und wer sich das ansehen<br />
möchte oder darüber berichten<br />
muß dafür bezahlen. Jegliche Skrupel<br />
mögen sich verbieten, das Geld<br />
kommt schließlich einer guten<br />
Sache zugute, nämlich dem<br />
Umweltschutz.<br />
41
Fuck for Forest<br />
VS-Villingen Mittwoch 04.12.2013 | nur im <strong>guckloch</strong> VS-Villingen<br />
Dass allerdings die Rettung der<br />
Welt durch Sex vielleicht nicht ganz<br />
so einfach ist, zeigt der Dokumentarfilm<br />
von Michal Marczak, der<br />
die immerhin schon seit 10 Jahren<br />
bestehende Gruppierung in ihrer<br />
Wahlheimat Berlin beobachtet hat.<br />
Man ist unwahrscheinlich unangepasst<br />
(das wird zumindest suggeriert)<br />
und ein bisschen erinnert das<br />
Ganze an die Kommunarden der<br />
60er Jahre – nur das es hier um Sex<br />
für Geld geht.<br />
Als die radikalen Umweltschützer<br />
nach Brasilien aufbrechen, um Indigenen<br />
für 30.000,00 Euro, das sie<br />
durch Spenden gesammelt haben,<br />
Land abzukaufen, müssen sie allerdings<br />
erkennen dass sie die Rechnung<br />
ohne die Betroffenen gemacht<br />
haben: Das Angebot wird von der<br />
Dorfbevölkerung abgelehnt, und<br />
zwar rabiat. Die Idealisten sind entsetzt,<br />
sie stoßen an nicht für möglich<br />
gehaltene Grenzen. Freilich<br />
mangelt es den Aktivisten nicht am<br />
Glauben für ihre Sache, wohl aber<br />
an Professionalität.<br />
Letztlich freilich bleibt vieles im<br />
Dunkeln, und die schrill inszenierte<br />
Freizügigkeit entpuppt sich vor<br />
allem als naive Traumtänzerei. Und<br />
es bleibt festzustellen, dass auch der<br />
Filmemacher und die Gruppierung<br />
sich nicht so ganz verstanden<br />
haben, dass lässt jedenfalls ein Blick<br />
auf die Website vermuten. Dort<br />
steht: „FFF ist eine Gruppe idealistischer<br />
Expressionisten; Michal<br />
Marczak ist ein Geld und Ruhm<br />
liebender Filmemacher.“<br />
Der Film zeigt grandios das Scheitern<br />
einer nicht zu Ende gedachten<br />
Idee – ob man freilich ganz so ausführlich<br />
die Geldbeschaffung zeigen<br />
musste sei dahingestellt, so fehlt<br />
offensichtlich die Zeit für Reflexion…<br />
<<br />
Kilian Schmidt<br />
Quellen:<br />
Verleihinfo<br />
Zeit-online vom 13.06.2013,<br />
Kaspar Heinrich<br />
Belgien/Niederlande 2012<br />
Regie<br />
Felix van Groeningen<br />
Buch<br />
Carl Joos & Felix van Groeningen<br />
nach dem Theaterstück „The Broken<br />
Circle Breakdown Featuring the<br />
Cover-Ups of Alabama von Johan<br />
Heldenbergh und Mieke Dobbels<br />
Verleih<br />
Pandora<br />
Darsteller<br />
Veerle Baetens, Johan Heldenbergh,<br />
Nell Cattrysse u.v.a.<br />
Panorama Publikumspreis Berlinale<br />
2012 & Preis „Label Europa Cinemas“<br />
ebenda<br />
Filmlänge<br />
110 Minuten, Farbe<br />
FSK ab 12 Jahren<br />
OmU<br />
The Broken<br />
Circle<br />
Elise, Inhaberin eines kleinen Tattoo-Studios<br />
und Didier, ein auf dem<br />
Lande lebender Musiker, der in<br />
einer Bluegrass-Band spielt, verlieben<br />
sich heftig ineinander und werden<br />
ein Paar. Begeistert schließt sich<br />
die junge Frau der Band als Sängerin<br />
an. Als sie schwanger wird, baut<br />
Didier das Bauernhaus familiengerecht<br />
um, sie verleben glückliche<br />
Jahre – bis bei ihrer Tochter Maybelle<br />
mit 6 Jahren Leukämie diagnostiziert<br />
wird.<br />
Die Beziehung beginnt zu zerbrechen.<br />
Während Elise Maybelle tröstenden<br />
Jenseitsglauben vermittelt,<br />
hadert Didier mit dem Schicksal<br />
und macht alles und jeden verantwortlich.<br />
Als die unausweichliche<br />
Tragödie den Beiden widerfährt,<br />
steht ihre Liebe auf dem Spiel.<br />
Es ist keine komplizierte Geschichte,<br />
aber sie nimmt einen mit und<br />
hinterläßt bleibende Bilder. Der<br />
Film gewann auf der Berlinale 2012<br />
42 43
The Broken Circle Donaueschingen Mo 09.12.2013 | VS- Villingen Mi 11.12.2013<br />
Beginn: 20:15 Uhr in Donaueschingen und VS-Villingen<br />
Five Minutes Love Stroy – <strong>Kurzfilm</strong><br />
Deutschland 2011 | Dauer 6'51 Minuten | Regie Robert Jenne | Darsteller<br />
Gloria Endres de Oliveira, Jakob Plutte | Verleih interfilm Berlin<br />
Emma sitzt in einem Café und versteckt einen flüchtigen Taschendieb vor<br />
der Polizei, indem sie ihn in einen fiktiven Beziehungsstreit verstrickt. Als<br />
eine alte Dame den jungen Mann als den Dieb ihrer Tasche identifiziert<br />
wird die junge, zerbrechliche Beziehung getestet. <<br />
in der Sektion Panorama den Publikumspreis,<br />
trotz des eher düsteren<br />
Themas. Denn: der Film fasziniert.<br />
Der Hauptdarsteller & Co-Autor<br />
Johan Heldenbergh hat die<br />
Bestandteile aus Liebe, Tod, Tattoos,<br />
Bluegrass-Musik, Irrsinn und<br />
Religion genial miteinander verschweißt.<br />
Bluegrass – Songs sind der perfekte<br />
Soundtrack für die Ballade von der<br />
Tätowiererin Elise und dem Banjospieler<br />
Didier, der auf einem<br />
maroden Bauernhof lebt. Weil die<br />
von den Waden bis zum Dekolleté<br />
mit Totenköpfen, Worten und allem<br />
anderen möglichen und unmöglichen<br />
geschmückte Elise keinen<br />
Bluegrass kennt, muß Didier sie erst<br />
einmal in diese Musikwelt einführen.<br />
Fast logischerweise erhält das<br />
Kind der beiden den Namen von<br />
Johnny Cashs Schwiegermutter<br />
Maybelle Carter, die einst ein Bluegrass-Star<br />
war.<br />
Der Film startet nicht nur mit<br />
Didiers Band und dem Titelsong,<br />
sondern sofort mit einem Wechselbad,<br />
denn der Klassiker „Will the<br />
Circle Be Unbroken“ ist eben nicht<br />
nur eine nette Mitklatschnummer,<br />
sondern eigentlich ein Beerdigungslied.<br />
Und so geht es auch viel um<br />
Tod, Glaube, Hoffnung – und wie<br />
man Trauer verarbeitet.<br />
Es geht also um einen Inhalt, den<br />
keiner sehen will. Aber: Es ist die<br />
Montage, die Aufhebung der Chronologie,<br />
die diesen Film zu einem<br />
großen, speziellen Erlebnis macht.<br />
Unberechenbar prallen Gegenwart/<br />
Unglück und Vergangenheit / Glück<br />
permanent gegeneinander, und vielleicht<br />
mit einer Botschaft: Musik ist<br />
das, was uns in größter Not am<br />
Leben hält, sonst nichts.<br />
Und dann ist da noch von den beiden<br />
Protagonisten zu berichten. Es<br />
ist wirklich nicht übertrieben, wenn<br />
gesagt wird, dass beide, sowohl<br />
Johan Heldenbergh als Didier als<br />
auch Veerle Baetens als Elise hohe<br />
Schauspielkunst abliefern. Selbst<br />
Nell Cattrysse als Maybelle darf<br />
nicht vergessen werden. Eine<br />
Liebes- und Todestragödie von der<br />
besten Sorte.<br />
Vom Regisseur Felix van Groeningen<br />
haben wir im <strong>guckloch</strong> zuletzt<br />
dessen vorletzten Film „Die Beschissenheit<br />
der Dinge“ gezeigt. <<br />
Kilian Schmidt<br />
Quellen:<br />
Verleihinfo<br />
Vision <strong>Kino</strong><br />
Die Zeit vom 18.04.2013,<br />
Franz Dobler<br />
Un Amore<br />
– Eine Liebe fürs Leben<br />
Drama<br />
Argentinien 2011<br />
Drehbuch<br />
Paula Hernández, Leonel<br />
D’Agostino<br />
Regie<br />
Paula Hernández<br />
Darsteller<br />
Agustín Pardella, Alan Daicz, Denise<br />
Groesman, Diego peretti, Elena<br />
Roger, Luis Ziembrowski<br />
Produktion<br />
Veronica Cura, Alex Zito<br />
Verleih<br />
Kairos<br />
Filmlänge<br />
99 Minuten<br />
Farbe<br />
OV mit deutschen Untertiteln<br />
In Zusammenarbeit mit der VHS<br />
„Melancholie, Glück und die Sehnsucht<br />
nach der unbeschwerten<br />
Leichtigkeit vergangener Tage<br />
machen den Film von Paula<br />
Hernández so berührend. Er ist<br />
nicht nur eine Bestandsaufnahme<br />
der Protagonisten, was sie in ihrem<br />
Leben gut oder weniger gut<br />
gemacht haben, sondern thematisiert<br />
auch die Suche nach der großen<br />
Liebe des Lebens. Und am Ende<br />
steht die Frage, ob die Liebe auf<br />
den ersten Blick auch dreißig Jahre<br />
überdauern kann, um dann wieder<br />
wie eine Bombe einzuschlagen.“<br />
(<strong>Kino</strong>.de)<br />
Argentinien Siebzigerjahre: Zu dritt<br />
sitzt man vorn in der Fahrerkabine<br />
eines Pick-ups. Am Steuer Lalo<br />
(Agustín Pardella), ein Schönling<br />
mit schwarzer Lockenmähne,<br />
neben ihm Bruno (Alan Daicz), sein<br />
weniger attraktiver bester Freund,<br />
und an der Beifahrertür Lisa<br />
(Denise Groesman), die hübsche<br />
Rothaarige, die erst vor kurzer Zeit<br />
44 45
Un Amore – Eine Liebe fürs Leben Un Amore – Eine Liebe fürs Leben<br />
in das idyllisch an einem Fluss gelegene<br />
Dorf Victoria gekommen ist<br />
und mit ihrer frechen und direkten<br />
Art das Leben der Teenager gehörig<br />
durcheinandergewirbelt hat. Lisa<br />
kann beiden, dem draufgängerischen<br />
Lalo wie dem schüchternen<br />
Bruno, etwas abgewinnen, und<br />
natürlich wird sie auch von beiden<br />
begehrt. Doch die tieferen Blicke<br />
werden sich von den gegenüberliegenden<br />
Seiten des Autos zugeworfen<br />
– während Bruno in der Mitte<br />
sitzt und nicht so recht weiß, wie er<br />
von dort aus in das Flirtspiel einsteigen<br />
kann.<br />
Der Großteil von „ Un Amor para<br />
toda la vida – Eine Liebe für’s<br />
Leben“ – dem dritten Langfilm<br />
von Paula Hernández (Im Regen<br />
des Südens, Lluvia 2008), wird<br />
schließlich nicht in diesem Dorf in<br />
den 1970er Jahren spielen, sondern<br />
in der großstädtischen Gegenwart.<br />
Und doch sind Szenen wie die eingangs<br />
geschilderte keine einfachen<br />
Rückblenden, die uns Hintergrundinformationen<br />
liefern, sie bilden<br />
eher eine zweite Ebene, auf die<br />
Hernández immer wieder wechselt,<br />
während sie von einem schmerzhaften<br />
Wiedersehen dieser drei Teenager<br />
dreißig Jahre später erzählt:<br />
Lisa (Elena Roger) lebt mittlerweile<br />
in Caracas, das zur Zeit der Militärdiktatur<br />
von ihrer politisch<br />
aktiven Familie gewählte Exil, bei<br />
einem Besuch in Buenos Aires sucht<br />
sie den in die Hauptstadt gezogenen<br />
Bruno auf, der mittlerweile verheiratet<br />
und Vater ist. Lalo (Luis<br />
Ziembrowski) wohnt dagegen noch<br />
immer in Victoria, ohne die lockige<br />
Haarpracht und mit einem Sohn<br />
aus einer gescheiterten Beziehung,<br />
für den er liebevoll sorgt. Als er<br />
Lisas Stimme auf seinem Anrufbeantworter<br />
hört, dauert es ein paar<br />
Tage, bis er zurückruft.<br />
Diese Zeit nutzt Hernández, um<br />
den jugendlichen Sommer nach und<br />
nach in die Gegenwart zu holen, ins<br />
Bewusstsein ihrer Figuren und<br />
damit auf die Leinwand. Zwar irritiert<br />
ihr Ansatz zunächst, im ersten<br />
Teil des Films vergangene und<br />
gegenwärtige Handlung gleichberechtigt<br />
gegenüberzustellen, weil<br />
wir uns doch an einer der beiden<br />
Ebenen festklammern wollen, um<br />
von einem sicheren Boden aus die<br />
Reise in eine andere Zeit zu unternehmen.<br />
Doch schon bald sind wir<br />
Hernández’ leiser und stimmiger<br />
Inszenierung erlegen – und lassen<br />
uns auch nicht von den nicht in<br />
allen drei Fällen stimmigen Schauspieler-Paarungen<br />
stören, mit denen<br />
die Figuren verkörpert werden.<br />
Dass die Zeitsprünge alles ignorieren,<br />
was zwischen den beiden<br />
gezeigten Lebensphasen stattgefunden<br />
hat, ist stimmig, denn auch für<br />
Bruno und Lalo ruft Lisas plötzliches<br />
Auftauchen eher abrupte<br />
Erinnerungen an einen ganz<br />
bestimmten Moment ihrer Jugend<br />
hervor, als gleich eine ganze Refle-<br />
xion über die verpassten Chancen<br />
der Jugend in Gang zu setzen.<br />
Überhaupt stellt Hernández hier<br />
höchstens beiläufig die großen Fragen<br />
oder sinniert gar über die<br />
Flüchtigkeit des Lebens. Ihr durchaus<br />
gewagtes Experiment, zwei<br />
weit auseinander liegende Momente<br />
innerhalb des Lebens ihrer drei Protagonisten<br />
gegenüberzustellen,<br />
funktioniert gerade deshalb so gut,<br />
weil diese in der Gegenwart nicht<br />
nur über das gelebte Leben nachdenken,<br />
sondern vor allem handeln<br />
müssen, mit der Situation des Wiedersehens<br />
umgehen, miteinander<br />
sprechen. Ebenso wenig wie ein<br />
Midlife-Drama mit ein paar Rückblenden<br />
ist „Un Amor“ daher die<br />
Geschichte eines unbeschwerten<br />
Sommers mit einem zwischengeschnittenen<br />
Was-aus-ihnen-geworden-ist-Epilog.<br />
Wenn der Film im<br />
letzten Teil den Schwerpunkt doch<br />
klar in der Gegenwart setzt, das<br />
Trinken auf die gemeinsame Vergangenheit<br />
zu seinem schmerzlichen<br />
Höhepunkt macht, in dem<br />
die Last der dreißig vergangenen<br />
Jahre doch noch spürbar wird,<br />
dann nicht nur, weil diese Gegenwart<br />
zur Lebensrückschau einlädt,<br />
sondern vor allem, weil sie weiter<br />
gelebt werden muss.<br />
Trotz einer vorsichtig optimistischen<br />
Note zum Schluss hat „Un<br />
Amor“ einen melancholischen<br />
Nachklang. Denn wenn der Film<br />
als „Dreiecksgeschichte“ angepriesen<br />
wird, dann wird man doch<br />
schnell gewahr, dass man hier höchstens<br />
der Dekonstruktion einer solchen<br />
beiwohnt. Indem Hernández<br />
die Zuneigung zwischen den<br />
Figuren vor allem über ihre Blicke<br />
vermittelt, erschwert sie jede Hoffnung<br />
auf ein Glück zu dritt. Denn<br />
Blicke als intensivste Momente der<br />
Liebe, das bedeutet zunächst Zweisamkeit.<br />
Bruno hat weder als Teenager<br />
noch als unglücklicher Ehemann<br />
einen Platz zwischen diesen<br />
leidend-liebenden Blicken, die sich<br />
Lalo und Lisa zuwerfen.<br />
Auch wenn Hernández also auf<br />
Aussagen verzichtet, weil zu jeder<br />
Zeit klar ist, dass wir keiner Reflexion<br />
über die menschliche Liebe<br />
beiwohnen, sondern einer ganz spezifischen<br />
Lebenssituation, ist „Un<br />
Amor“ doch auch darüber hinaus<br />
anregend. Es scheint, als könne das<br />
<strong>Kino</strong> auf der Suche nach dem Glück<br />
zu dritt zwar Geschichten und<br />
Figuren finden. Aber die Herstellung<br />
entsprechender Bilder wird es<br />
womöglich immer wieder mit der<br />
schmerzlichen Erkenntnis zu tun<br />
bekommen, dass man nicht zwei<br />
Menschen zur selben Zeit tief in die<br />
Augen sehen kann. <<br />
Zusammengestellt von Dörthe<br />
Rothenhäusler<br />
Quellen: central-programmkino.<br />
de, filmstarts.de, critic.de<br />
46 47
Neustadt 12.12.13 | Donau Mo 16.12.13 | VS-Villingen Mi 18.12.13<br />
Filmreihe Theaterträume (3): Cäsar muss sterben<br />
Beginn: 20:15 Uhr<br />
Ebony Society – Kurzspielfilm<br />
Neuseeland 2010 | Dauer 12'10 Min. OF m. dt. UT | Regie Tammy Davis<br />
| Kamera Rewa Harre | Darsteller James Ru, Darcy Ray Flavell, Duane<br />
Wichmann-Evans, Aaliya Papata | Verleih <strong>Kurzfilm</strong>verlein Hamburg<br />
Während einer nächtlichen Diebestour am Weihnachtsabend lernen zwei<br />
Jugendliche Ihre Lektion. <<br />
Cäsar Muss Sterben<br />
– Cesare Deve Morire<br />
Italien 2012<br />
Regie<br />
Paolo und Vittorio Taviani<br />
Besetzung<br />
Salvatore Striano, Cosimo Rega,<br />
Giovanni Arcuri, Antonio Frasca,<br />
Juan Dario Bonetti, Vincenzo Gallo<br />
Montage<br />
Roberto Perpignani<br />
Musik<br />
Giuliano Taviani, Carmelo Travia<br />
Produzentin<br />
Grazia Volpi<br />
Filmlänge<br />
76 min<br />
Format<br />
Digital, Farbe und Schwarzweiss<br />
Verleih<br />
Camino Filmverleih<br />
Sprache<br />
OmU Italienisch<br />
FKS ab 6<br />
“Die Freiheit ist eine Tochter der<br />
Kunst“ – was aber, wenn Kunst in<br />
einem Gefängnis entsteht?“<br />
Theater im Hochsicherheitstrakt<br />
des römischen Gefängnisses Rebibbia.<br />
Ein Anruf einer Feundin macht<br />
die beiden Regisseure Paolo und<br />
Vittorio Taviani neugierig und sie<br />
besuchen das für außenstehende<br />
ungewöhnliche Theater. Sie erleben<br />
dort eine Aufführung Dantes Göttlicher<br />
Komödie mit 20 überwiegend<br />
lebenslang verurteilter Gefangener.<br />
Die mit Intensität und überzeugend,<br />
von lebensgeprüften Charakteren<br />
vorgetragene Stück ließ in<br />
den beiden Regisseuren den Gedanken<br />
keimen, mit einem anderen<br />
Werk, keinem geringeren als Shakespeares<br />
Julius Cäsar ein neues Projekt<br />
zu wagen. Schnell war man<br />
sich mit dem Bühnenregisseur<br />
Fabio Cavalli einig, es sollte ein<br />
Film über die Entstehung des Bühnenstücks<br />
mit den Gefangenen, im<br />
Spannungsfeld der Zellen und der<br />
Proben werden. Die Bedrückung in<br />
ihrem Lebensalltag als Verurteilte<br />
in Kontrast zur poetischen Kraft<br />
der Emotionen zu setzen, die<br />
Shakespeares Gefühlswelt hervorruft.<br />
Freundschaft und Verrat,<br />
Mord und die Qual der Wahl, der<br />
Preis von Macht und Wahrheit. Für<br />
die Gefangenen bedeutete dies<br />
auch, sich sich selbst zu stellen, sich<br />
dem eigenen Seelenleben auszusetzen.<br />
Die Verwunderung über und<br />
der Stolz auf das Stück nehmen den<br />
Häftlingen nicht immer die Verbitterung<br />
über ihre Gefangenschaft.<br />
Ihre spontan aufbrechenden Konflikte<br />
bringen die Aufführung in<br />
Gefahr. Am lang ersehnten aber<br />
auch gefürchteten Tag der Erstaufführung<br />
erscheint ein neugierig,<br />
breitgefächertes Publikum, Gefangene,<br />
Schauspieler, Studenten,<br />
Regisseure. Julius Cäsar wird auf<br />
der Gefängnissbühne mit Erfolg<br />
wieder zum Leben erweckt .<br />
Lang anhaltender Applaus sind der<br />
Lohn! Nach der Aufführung kehren<br />
die Gefangenen zurück in ihre Zellen.<br />
Auch „Cassius“, einer der<br />
Hauptdarsteller und einer der<br />
Talentiertesten. Er sitzt schon seit<br />
Jahren im Gefängnis, aber in dieser<br />
Nacht fühlt sich die Zelle anders<br />
an, kälter. Er hält inne. Dann dreht<br />
er sich um, blickt in die Kamera<br />
und sagt: „Seit ich der Kunst begegnet<br />
bin, ist diese Zelle für mich ein<br />
Gefängnis geworden!“<br />
Das überwiegend in Schwarz-Weiß<br />
gedrehte, halbdokumentarische<br />
Projekt, welches sich mit seinen<br />
Beobachtungen über ein halbes<br />
Jahr hinzog, wurde für die Regisseure<br />
zum mit vielen Preisen ausgezeichneten<br />
Erfolg. Im Februar 2012<br />
erhielten sie den Goldenen Bären,<br />
der Film ging für Italien als bester<br />
fremdsprachiger Film ins Rennen<br />
um einen Oscar und er wurde für<br />
den 25.Europäischen Filmpreis als<br />
Europäischer Film 2012 und in<br />
zwei weiteren Kategorien nominiert.<br />
Paolo (geb. 1931) und Vittorio<br />
(geb. 1929) Taviani sind Brüder, die<br />
für ihre Filme schon immer gemeinsam<br />
das Drehbuch geschrieben und<br />
auch Regie geführt haben. Ihr<br />
Schaffen begann in den frühen 60er<br />
Jahren mit Spiel- als auch Dokumentarfilmen.<br />
Bei den Internationalen Filmfestspielen<br />
von Cannes gewannen die<br />
Brüder Taviani 1977 mit Mein<br />
Vater, mein Herr die Goldene Palme<br />
und 1982 mit Die Nacht von San<br />
Lorenzo den Großen Preis der Jury.<br />
1986 erhielten sie bei den Internationalen<br />
Filmfestspielen Venedig<br />
den Goldenen Löwen als Ehrenpreis<br />
für ihr Lebenswerk. <<br />
Antonia Papagno<br />
Förderer<br />
Ministero dei Beni Culturali<br />
Preise<br />
Berlinale 2012 (Goldener Bär)<br />
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Villingen Weihnachtswunschfim | Donnerstag 26.12.13 20:15 Uhr Villingen Weihnachtswunschfim | Donnerstag 26.12.13 20:15 Uhr<br />
WeihnachtswunschFilm<br />
Das Motto dieses Jahr:<br />
(Einige) Lieblingsfilme der <strong>guckloch</strong> Mitarbeiter<br />
PS: Hier 'nur' erst mal nur die Auswahl der Filme.<br />
Alles weitere im Extra-Flyer wegen Platzmangel.<br />
Cemal<br />
Gela<br />
Gertrud<br />
Irene<br />
Jutta<br />
Kilian<br />
Klaus Peter<br />
Renate<br />
Richie<br />
Ruth<br />
Die Strategie der Schnecke<br />
Die Strategie der Schnecke ................................ ❈<br />
Schiffsmeldungen .............................................. ❁<br />
Lost in translation .............................................. ❆<br />
Die Brücken am Fluss ........................................ ❄<br />
From Dust till Dawn ........................................... ❊<br />
Zugvögel - Eine Reise nach Inari ....................... ❂<br />
Hellzapoppin ....................................................... ❋<br />
Erdbeer und Schokolade .................................... ❉<br />
12 Monkeys ......................................................... ❅<br />
Living in Oblivion ................................................ ❆<br />
Kolumbien 1993 | Komödie | Sergio Cabrera | 109 Minuten | FSK ab 12<br />
Darsteller: Fausto Cabrera, Frank Ramirez, Florina Lemaitre, Victor Mallarino<br />
Im Vorort der kolumbianischen Hauptstadt Bogota will ein Hausbesitzer<br />
alle seine Mieter auf die Staße setzen. Die Bewohner: ein alter Anarchist,<br />
ein Rechtsanwalt ohne Zulassung, ein Priester, ein Transvestit, ein junger<br />
Revolutionär und eine alte Frau mit ihrem schwerkranken Mann.<br />
Gemeinsam verwirklichen sie eine geniale Idee, um dem Hausbesitzer eins<br />
auszuwischen. Eine sympathische Vision vom Triumph des Gemeinsinns<br />
über den Pragmatismus der Macht. <<br />
Schiffsmeldungen – The Shipping News<br />
USA 2002 | Tragikomödie/Romanze | Lasse Hallström | 111 Min. | ab 12<br />
Lost in Translation<br />
USA / Japan 2003 | Tragikomödie/Romanze | Sofia Coppola | 97 Minuten<br />
Darsteller: Bill Murray, Scarlett Johansson u.a.<br />
Ein alternder Filmstar, der für Filmaufnahmen für Whiskey-Werbung nach<br />
Tokio reist, und die junge Ehefrau eines flippigen Boulevard-Fotografen,<br />
der für eine Auftragsarbeit nach Japan geschickt wird, treffen sich zufällig<br />
in der Hotelbar. Schlaflos und müde vom Jetlag, verloren und sprachlos in<br />
der fremden Metropole, streifen sie gemeinsam uns ziellos durch das nächtliche<br />
Tokio. <<br />
Die Brücken am Fluss<br />
USA 1995 | Romanze | Clint Eastwood | 135 Min. | FSK ab 12<br />
Darsteller: Meryl Streep, Clint Eastwood, Annie Corley u.a.<br />
Iowa in den 60er-Jahren. Während ihre Familie verreist ist, lernt Farmersfrau<br />
Francesca (Meryl Streep) den durchreisenden Fotografen Robert (Eastwood)<br />
kennen. Die zwei verlieben sich. Nach vier wundervollen Tagen<br />
bittet Robert seine Geliebte, ihm zu folgen… Mit ruhiger Hand und famosem<br />
Jazz-Soundtrack lenkt Eastwood seine Romanze am Kitsch vorbei.<br />
Fazit Reife Lovestory, ergreifend gespielt. <<br />
From Dust till Dawn<br />
USA 1996 | Action/Thriller | Robert Rodriguez | 104 Minuten | FSK ab 18<br />
Darsteller: George Clooney, Quentin Tarantino u.a.<br />
Die beiden kriminellen Brüder Seth und Richard Gecko befinden sich nach<br />
einem blutigen Raubüberfall auf der Flucht und werden vom FBI und der<br />
texanischen Polizei gesucht. Sie kommen mit Hilfe einer Geiselnahme über<br />
die Grenze und beschließen, bis zum Morgen in der Titty Twister Bar auf<br />
ihre Abholung durch den Gangerboss Carlos zu warten.<br />
Den Geiseln versprechen sie die Freiheit, sobald Carlos sie abgeholt hat.<br />
Doch zu später Stunde entpuppen sich die anderen Barbesucher als blutgierige<br />
Kreaturen und die Fünf müssen sich als Gruppe beweisen, um diese<br />
Nacht zu überleben. <<br />
Zugvögel – Einmal nach Inari<br />
Deutschland 1997 | Romantik/Komödie/Drama | Peter Lichtefeld | 84 Min.<br />
Darsteller: Kevin Spacey, Julianne Moore, Judi Dench, Cate Blanchett, Pete Postlethwaite<br />
Quoyle führt ein unauffälliges, geregeltes Leben in New York, bis er eines<br />
Tages auf die extrovertierte Petal trifft, in die er sich unsterblich verliebt.<br />
Sie entpuppt sich als schlampige Ehefrau, die ihn demütigt und betrügt. Als<br />
sie stirbt, verfrachtet Tante Agnis ihren Neffen ans Ende der Welt, zurück<br />
in die alte Heimat, in einen Ort mit einer Handvoll Einwohner, um ihn in<br />
seinem windschiefen Elternhaus über den Klippen Neufundlands wieder<br />
auf den Weg zu bringen. Ein ruhiger, sorgfältig konzipierter Film mit poetischen<br />
und stimmungsvollen Bildern, lakonischen Humor, eigenwilligen<br />
Personen, witzigen Dialogen und einem beeindruckenden Neufundland mit<br />
viel Wind, Salz und Meer. <<br />
Darsteller: Joachim Krol, Peter Lohmeyer u.a.<br />
Der Dortmunder Bierfahrer Hannes hat ein ungewöhnliches Hobby – er<br />
studiert Zugfahrpläne. Deshalb möchte der verschlossene Einsiedler auch<br />
um jeden Preis am 1. Internationalen Wettbewerb der Kursbuchspezialisten<br />
im nordfinnischen Inari teilnehmen. Als man ihm jedoch für seinen Traum-<br />
Trip keinen Urlaub genehmigen will, geht mit dem sonst so diensteifrigen<br />
Hannes der Gaul durch. Kurzerhand quittiert er seinen Job, setzt seinen<br />
Boss mit einem Faustschlag k.o. und sich selbst in den nächsten Zug, um<br />
Kurs zu nehmen auf Skandinavien. Eine absolute Perle der deutschen <strong>Kino</strong>kultur,<br />
ein lakonisch-melancholisches Railroad-Movie. Der Weg ist das Ziel<br />
– aber diese Erkenntnis muß man erst lernen…<br />
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Villingen Weihnachtswunschfim | Donnerstag 26.12.13 20:15 Uhr<br />
Hellzapoppin<br />
USA 1941 | Komodie | Henry C. Potter | 84 Minuten<br />
Darsteller: Ole Olsen, Chic Johnson, Martha Raye, Mischa Auer u.a.<br />
Ein Gag jagt den anderen in dieser völlig überdrehten, anarchistischen<br />
Komödie um eine sabotierte Broadway-Show, mit atemberaubenden Swing-<br />
Tanznummern, Wasserballett, Slapstick, Indianern, Chaos im Vorführraum<br />
und einem Blumenhändler, der verzweifelt nach einer „Mrs. Jones“ sucht.<br />
Ein Kultfilm zum Ablachen.<br />
Erdbeer und Schokolade<br />
Kuba 1994 | Tomás Gutiérrez/Alea Juan/Carlos Tabío | 111 Min | FSK 12<br />
Darsteller: Jorge Perugorría, Vladimir Cruz, Mirta Ibarra u.a.<br />
Eine brillante Komödie, eine tragikomische Politballade, ein intelligenter<br />
Diskurs über revolutionären Stillstand und künstlerische Freiheit und ein<br />
engagiertes Plädoyer für Toleranz.<br />
Ein kubanischer Film welcher weit über die Landesgrenze hinaus bekannt<br />
wurde und zwei neue Anlaufstellen für Touristen in Havanna schuf, die<br />
Copelia (Eistempel) und ein Paladar (Minirestaurant) welcher früher auch<br />
schon schön aber nicht international bekannt war. <<br />
12 Monkeys<br />
USA 1995 | Terry Gilliam | 129 Minuten<br />
Darsteller: Bruce Willis, Brad Pitt, Madeleine Stowe u.v.a.<br />
Eine Zeitreise-Fantasie, die zu einem Möbius-Band der eigenen Erinnerung<br />
wird. Aus der Vorlage eines französischen Experimental-<strong>Kurzfilm</strong>s der 60er<br />
Jahre machte der ehemalige Monty-Python-Komiker Terry Gilliam einen<br />
Öko-Thriller und gleichzeitig den wahrscheinlich intelligentesten Action-<br />
Film der 90er Jahre. <<br />
Living in Oblivion<br />
USA 1995 | Tom Dicillo | 90 Minuten<br />
Darsteller: Steve Buscemi, Catherine Keener, Dermont Mulroney u. a.<br />
Am Set einer New Yorker Low-Low-Budget Filmproduktion führt das<br />
Chaos Regie, denn alles, was schief gehen kann, geht an diesem Tag auch<br />
schief. Gedreht als Nullbudgetfilm (die Mitwirkenden mussten fürs Mitwirken<br />
bezahlen) wurde der Film ein großer Erfolg in den Independentkinos.<br />
Turbulenz in Höchstdosis: Sentimentalität und Intrige, Romantik und<br />
Power, Brillanz und Schmiere. Ein Film der keine Zeit verliert, liebevoll,<br />
clever, saukomisch. <<br />
Jede Eintrittskarte (am 26.12.) und jeder eingegangene Wunschzettel (bis<br />
06.12.) nehmen an unserer legendären Verlosung am Ende der Vorstellung<br />
teil. Wünsche können im Extra-Flyer (liegt im <strong>Kino</strong> aus) angekreuzt werden<br />
und im <strong>Kino</strong> abgegeben oder per Post oder mail eingesendet werden.<br />
Mitglied werden!<br />
Mitgliedschaft<br />
im Kommunalen <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong><br />
Vorteile für <strong>guckloch</strong>-Fördermitglieder<br />
- Ihr Eintrittspreis ist um 1 Euro reduziert!<br />
- Sie unterstützen auf diesem Weg die Kulturarbeit in Villingen-Schwenningen!<br />
- Sie erhalten 4x im Jahr das Programmheft per Post zugeschickt!<br />
- Sie bekommen die aktuellen Programm-Informationen!<br />
- Sie bekommen zum Geburtstag eine Freikarte fürs <strong>Kino</strong>!<br />
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Hiermit beantrage ich die passive Mitgliedschaft<br />
für das kommunale <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> Villingen-<br />
Schwenningen e.V. für nur 25,- Euro im Jahr<br />
Als jährlichen Mitgliedsbeitrag zahle ich (mind.) 25,- Euro<br />
für jede zweite und weitere Mitgliedschaft für Familienangehörige<br />
im gleichen Haushalt plus 15,- Euro<br />
Ich zahle jährlich gegen Rechnung, auf das Konto des<br />
Kommunalen <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong>.<br />
Bank: Volksbank eG VS-Villingen<br />
BLZ: 694 900 00 / Kto.Nr: 30 60 83 05<br />
Ich ermächtige das Kommunale <strong>Kino</strong> <strong>guckloch</strong> widerruflich<br />
den Betrag zu Lasten meines Kontos einzuziehen.<br />
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Postfach 1573<br />
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Fax 0 77 21 - 50 97 45<br />
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