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Wissenschaftsrat Empfehlungen und Stellungnahmen 2004 Band II

Wissenschaftsrat Empfehlungen und Stellungnahmen 2004 Band II

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<strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

<strong>Empfehlungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> <strong>2004</strong><br />

<strong>Band</strong> <strong>II</strong><br />

2005


ISBN 3-935353-19-7<br />

© 2005 <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

www.wissenschaftsrat.de<br />

e-mail: post@wissenschaftsrat.de<br />

zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

Brohler Straße 11, D-50968 Köln<br />

Satz: Geschäftsstelle des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

Umschlagsgestaltung <strong>und</strong> Produktion:<br />

Moeker Merkur Druck GmbH


<strong>Band</strong> <strong>II</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Stellungnahme zum Center of Advanced European Studies<br />

and Research (caesar), Bonn 7<br />

Stellungnahme zur Aufnahme des Deutschen Rheuma-<br />

Forschungszentrums, Berlin, in die gemeinsame Förderung<br />

durch B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder nach der Ausführungsvereinbarung<br />

Forschungseinrichtungen 67<br />

Stellungnahme zum B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong><br />

Medizinprodukte (BfArM), Bonn 119<br />

Stellungnahme zur Stiftung Weimarer Klassik <strong>und</strong> Kunstsammlungen<br />

189<br />

Stellungnahme zum Deutschen Forum für Kunstgeschichte<br />

Paris 245<br />

Umsetzung der <strong>Empfehlungen</strong> aus Evaluationen:<br />

Wissenschaftszentrum Nordrhein- Westfalen <strong>und</strong> Akademie<br />

für Technikfolgenabschätzung, Baden-Württemberg 275<br />

Stellungnahme zur Akkreditierung der Evangelischen<br />

Fachhochschule Freiburg - Hochschule für Soziale Arbeit,<br />

Diakonie <strong>und</strong> Religionspädagogik 277<br />

Stellungnahme zur Akkreditierung der Fachhochschule für<br />

Oekonomie & Management (FOM) - Fachhochschule<br />

für Berufstätige in Essen 325<br />

Stellungnahme zur Akkreditierung der International School<br />

of Management Dortm<strong>und</strong> (ISM) 377<br />

Leitfaden der institutionellen Akkreditierung 421<br />

3


<strong>Band</strong> I<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorwort 7<br />

<strong>Empfehlungen</strong> zur Einrichtung der Nationalen Akademie in<br />

Deutschland 9<br />

Stellungnahme zum Akademienprogramm 49<br />

<strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Rahmenbedingungen der<br />

Forschung in Ressortforschungseinrichtungen (am Beispiel<br />

der Forschungsanstalten in der Zuständigkeit des B<strong>und</strong>es<br />

ministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung <strong>und</strong> Land<br />

wirtschaft (BMVEL) 87<br />

<strong>Empfehlungen</strong> zu Rankings im Wissenschaftssystem 159<br />

<strong>Empfehlungen</strong> zu einem Wissenschaftstarifvertrag <strong>und</strong> zur<br />

Beschäftigung wissenschaftlicher Mitarbeiter 221<br />

<strong>Empfehlungen</strong> zum Maschinenbau in Forschung <strong>und</strong> Lehre 273<br />

Standortübergreifende Stellungnahme zur Weiterentwicklung<br />

der Universitätsmedizin in Baden-Württemberg 514<br />

<strong>Empfehlungen</strong> zur Wiederaufnahme der rechtlich verselbstständigten<br />

Universitätsklinika des Landes Sachsen-Anhalt<br />

in das Hochschulverzeichnis des Hochschulbauförderungsgesetzes<br />

627<br />

4


<strong>Band</strong> <strong>II</strong>I<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

<strong>Empfehlungen</strong> zum 34. Rahmenplan für den Hochschulbau<br />

2005 – 2008 7<br />

Stellungnahme zur Evaluation der Berufsakademie in<br />

Trägerschaft der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein 69<br />

Stellungnahme zum Ausbau der Universität Frankfurt 119<br />

Stellungnahme zur Fachhochschule Merseburg 197<br />

Stellungnahme zur Universität Erfurt 255<br />

Stellungnahme zum Ausbau der Technischen Universität<br />

Darmstadt <strong>und</strong> der Fachhochschule Darmstadt 323<br />

Stellungnahme zur Aufnahme der Muthesius-Hochschule,<br />

Fachhochschule für Kunst <strong>und</strong> Gestaltung, als Kunsthochschule<br />

in das Hochschulverzeichnis des Hochschulbauförderungsgesetzes<br />

455<br />

Empfehlung zur Einrichtung europäischer Höchstleistungsrechner<br />

505<br />

Abkommen zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern über die Errichtung<br />

eines <strong>Wissenschaftsrat</strong>es vom 5. September 1957 539<br />

Geschäftsordnung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es in der vom<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong> am 15. 7. 2005 verabschiedeten Fassung 543<br />

Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es 549<br />

Geschäftsstelle 559<br />

Veröffentlichungen des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es 561


Stellungnahme zum<br />

Center of Advanced European Studies<br />

and Research (caesar), Bonn<br />

vom Mai <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 8<br />

A. Kenngrößen des Zentrums 8<br />

B. Auftrag 9<br />

C. Leistungen des Zentrums 10<br />

D. Organisation, Struktur <strong>und</strong> Ausstattung 11<br />

E. Stellungnahme <strong>und</strong> Empfehlung 12<br />

Anlage<br />

Bewertungsbericht zum Center of Advanced European<br />

Studies and Research (caesar), Bonn 14<br />

7


Vorbemerkung<br />

Der B<strong>und</strong> hat den <strong>Wissenschaftsrat</strong> im Juni 2002 gebeten, die Stiftung<br />

Center of Advanced European Studies and Research in Bonn zu<br />

evaluieren. Bereits 1997 hatte der <strong>Wissenschaftsrat</strong> eine Stellungnahme<br />

zum Gründungskonzept des Center of Advanced European<br />

Studies and Research abgegeben.<br />

In seinen Sitzungen vom Juli 2003 hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> den Evaluationsausschuss<br />

mit der Durchführung der Evaluation beauftragt<br />

<strong>und</strong> eine entsprechende Bewertungsgruppe eingesetzt. Die Bewertungsgruppe<br />

hat das Center of Advanced European Studies and Research<br />

am 15./16. Januar <strong>2004</strong> besucht <strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses<br />

Besuchs sowie der vom Zentrum vorgelegten Informationen den<br />

vorliegenden Bewertungsbericht vorbereitet. In dieser Bewertungsgruppe<br />

haben auch Sachverständige mitgewirkt, die nicht Mitglieder<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es sind. Ihnen ist der <strong>Wissenschaftsrat</strong> zu besonderem<br />

Dank verpflichtet.<br />

Der Evaluationsausschuss des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es hat auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieses Bewertungsberichts am 8. April <strong>2004</strong> die wissenschaftspolitische<br />

Stellungnahme erarbeitet.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat die Stellungnahme am 28. Mai <strong>2004</strong> verabschiedet.<br />

A. Kenngrößen des Zentrums<br />

Das Center of Advanced European Studies and Research (caesar) ist<br />

eine Stiftung des privaten Rechts. Die Organe der Stiftung sind der<br />

Vorstand, der Stiftungsrat <strong>und</strong> der Beirat. Für die Gründungsphase<br />

wurde der Beirat als Gründungsausschuss berufen.<br />

Caesar ist mit einem Stiftungskapital in Höhe von 383,5 Mio. Euro<br />

ausgestattet worden. Davon stellt der B<strong>und</strong> 350,2 Mio. Euro <strong>und</strong> das<br />

Land Nordrhein-Westfalen 33,3 Mio. Euro. Der langfristigen Gr<strong>und</strong>finanzierung<br />

des Jahresetats sowie der Substanzerhaltung der Stiftung<br />

dienen 286,4 Mio. Euro. Für die Errichtung <strong>und</strong> apparative Erstausstattung<br />

des Neubaus stehen caesar 97,1 Mio. Euro zur Verfügung.<br />

Im Jahr 2002 verfügte caesar über 10,2 Mio. Euro Gr<strong>und</strong>finanzierung<br />

aus Stiftungserträgen. Ergänzend zur Gr<strong>und</strong>finanzierung hat caesar<br />

2002 1,2 Mio. Euro Drittmittel eingeworben. Die in den Jahren 1999<br />

bis 2002 eingeworbenen Drittmittel entfielen unter anderem zu<br />

57,2 % auf Mittel des B<strong>und</strong>es, zu 27,7 % auf Mittel aus der Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> zu 10,5 % auf Mittel der DFG.<br />

Im Jahr 2003 (Stand: September 2003) arbeiteten bei caesar 111<br />

Wissenschaftler, davon 21 Arbeitsgruppenleiter, 77 wissenschaftliche<br />

8


Mitarbeiter <strong>und</strong> 13 Doktoranden. Zusätzlich waren 20 technischwissenschaftliche<br />

Assistenten <strong>und</strong> fünf Team-Assistenten beschäftigt.<br />

Alle Verträge der Wissenschaftler sind auf maximal fünf Jahre befristet.<br />

Caesar hat eine eigene Gehaltsstruktur, bestehend aus fünf Gehaltsbändern,<br />

die leistungsabhängig gezahlt werden.<br />

Die wissenschaftliche Leitung wird vom wissenschaftlichen Vorstand<br />

wahrgenommen. Die Gruppenleiter bestimmen weitestgehend eigenverantwortlich<br />

die Arbeitsthemen ihrer Forschungsgruppe. Jeder Arbeitsgruppe<br />

wird ein Budget zugewiesen, über dessen Nutzung der<br />

Gruppenleiter entscheidet.<br />

B. Auftrag<br />

Caesar wurde 1995 im Rahmen des Bonn-Berlin-Gesetzes exemplarisch<br />

in einem wissenschaftsgeleiteten Prozess als neuartiges wissenschaftliches<br />

Forschungsinstitut konzipiert, das zur Erreichung<br />

seiner hoch gesteckten Ziele neue Arbeitsbedingungen bekommen<br />

hat. Der Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Forschung. Der Satzungszweck wird verwirklicht durch<br />

− Gründung <strong>und</strong> Betrieb eines natur- <strong>und</strong> ingenieurwissenschaftlich<br />

orientierten Forschungszentrums caesar;<br />

− Durchführung wissenschaftlicher Veranstaltungen <strong>und</strong> Forschungsvorhaben;<br />

− Qualifizierung von wissenschaftlichen Nachwuchskräften für Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Praxis;<br />

− Transfer der Forschungsergebnisse in Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis.<br />

Aufgabe von caesar ist es, Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong> anwendungsbezogene<br />

Forschung mit Blick auf die Technologien des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zu betreiben. Das Zentrum soll europäisch ausgerichtet<br />

sein. Es wird eine enge Zusammenarbeit mit den Universitäten <strong>und</strong><br />

Forschungseinrichtungen im Raum Bonn/Köln/Aachen <strong>und</strong> eine angemessene<br />

Beteiligung der europäischen Wirtschaft angestrebt.<br />

Die gewählte Rechtsform einer selbständigen Stiftung privaten<br />

Rechts eröffnet einen vergleichsweise hohen administrativen Freiraum.<br />

So bestimmt die Stiftung nach der Anfangsphase selbst <strong>und</strong><br />

autonom, welche Themen sie aufgreifen will. Dem wissenschaftlichen<br />

Vorstand wurde eine stark prägende Rolle zugedacht. Caesar hat<br />

eine eigene leistungsabhängige Gehaltsstruktur. Ferner ist eine strikte<br />

Befristung der Projekte <strong>und</strong> Arbeitsverträge der wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter vorgesehen. Damit ist eine große Flexibilität bei der Themenwahl<br />

sichergestellt. Jeder Arbeitsgruppe wird ein Budget zuge-<br />

9


wiesen, über dessen Nutzung der Gruppenleiter entscheidet. Wissenschaftler<br />

mit unternehmerischen Absichten sollen Unterstützung<br />

bei einem Start in die Selbständigkeit erhalten. Mit Bezug des Neubaus<br />

wurden den Mitarbeitern ausgezeichnete Räumlichkeiten einschließlich<br />

einer hervorragenden Infrastruktur bestehend aus Bibliothek,<br />

Reinraum, Gewächshaus, Transmissionselektronenmikroskop<br />

<strong>und</strong> EDV-Ausstattung zur Verfügung gestellt. Diese besonderen<br />

Rahmenbedingungen sollen caesar in die Lage versetzen, exzellente<br />

Wissenschaftler ohne administrative Einengungen zu gewinnen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hatte 1997 auf Bitten des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen eine Stellungnahme zu den <strong>Empfehlungen</strong><br />

des Gründungsausschusses verabschiedet. In seiner damaligen<br />

Stellungnahme unterstützte der <strong>Wissenschaftsrat</strong> die Errichtung der<br />

Stiftung außerhalb der Universitäten <strong>und</strong> gemeinschaftlich finanzierten<br />

Forschungseinrichtungen nachdrücklich. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

empfahl, vor dem Jahr <strong>2004</strong> erneut eine Stellungnahme zum Forschungszentrum<br />

caesar abzugeben, um dessen Aufbau <strong>und</strong> Entwicklung<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> der angestrebten Ziele <strong>und</strong> der ausgesprochenen<br />

<strong>Empfehlungen</strong> erneut zu bewerten.<br />

C. Leistungen des Zentrums<br />

Entsprechend seinem Gründungsauftrag betreibt caesar marktorientierte<br />

Forschung in den Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften in einer<br />

Verbindung von neuen wissenschaftlichen Ansätzen <strong>und</strong> marktorientierten<br />

Innovationen. Für die inhaltliche Ausrichtung in der Startphase<br />

wurden vom Gründungsausschuss die Forschungsfelder Nanotechnologie,<br />

Kopplung elektronischer <strong>und</strong> biologischer Systeme sowie<br />

Kommunikationsergonomie konzipiert. Die Forschung findet vorwiegend<br />

an Schnittstellen zwischen den klassischen Disziplinen Physik,<br />

Mathematik, Informatik, Biologie, Chemie, Medizin <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

statt.<br />

Der Aufbau caesars begann Ende 1999 mit der Berufung des Gründungsdirektors.<br />

Insgesamt wurde engagierte Aufbauarbeit geleistet.<br />

Die hoch gesteckten Ziele wurden jedoch nur teilweise, alles in allem<br />

in noch nicht überzeugender Weise erreicht.<br />

Die 21 Arbeitsgruppen führen ihre Forschung in hohem Maße eigenverantwortlich<br />

durch. Sie haben eine durchschnittliche Größe von fünf<br />

Mitarbeitern, einige Arbeitsgruppen sind allerdings unterkritisch zusammengesetzt.<br />

13 der 21 Arbeitsgruppen kann eine gute bis sehr<br />

gute Qualität ihrer wissenschaftlichen Arbeit attestiert werden, bei<br />

den anderen ist das Niveau nicht überzeugend. In einigen Fällen<br />

lässt die unterkritische Gruppengröße eine zufrieden stellende Bear-<br />

10


eitung nicht zu. Mit Blick auf die Struktur <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit der<br />

Arbeitsgruppen von caesar ist gravierend, dass die Fülle der angegangenen<br />

Fragestellungen sich kaum zu einem Gesamtkonzept zusammenfügt<br />

<strong>und</strong> eine überzeugende Schwerpunktbildung nicht gelungen<br />

ist.<br />

Die Umsetzung des Konzepts von caesar, innerhalb von fünf Jahren<br />

von der Gr<strong>und</strong>lagenforschung bis hin zur Erstellung eines Produkts<br />

<strong>und</strong> zur Ausgründung zu gelangen, hat sich als schwierig erwiesen.<br />

Ausgründungen gibt es bisher noch keine, wenngleich sie in einigen<br />

wenigen Fällen kurz bevorstehen. Von den insgesamt 33 Patentanmeldungen<br />

sind zwei erteilt. Der Transfer von Forschungsergebnissen<br />

in Ausgründungen <strong>und</strong> Patente ist damit noch unzureichend. Die<br />

vom Zentrum entwickelte „Triplet-Struktur“ (drei eng kooperierende<br />

Arbeitsgruppen von der Modellierung bis zur Fertigung eines Prototyps)<br />

ist hierfür auch nicht adäquat.<br />

Die Publikationsleistungen sind in den einzelnen Arbeitsgruppen sehr<br />

unterschiedlich. Einigen Arbeitsgruppen kann eine gute Publikationsleistung<br />

bescheinigt werden, insgesamt jedoch stagnierte die Zahl<br />

der Veröffentlichungen von 1999 bis 2002. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass im Vergleich zu klassischen Forschungseinrichtungen Publikationen<br />

bei caesar durch Leitungsentscheidung gegenüber Patenten<br />

<strong>und</strong> Ausgründungen einen eher nachrangigen Stellenwert haben.<br />

Eine Einbettung des Instituts in die nationale <strong>und</strong> internationale Wissenschafts-<br />

<strong>und</strong> Forschungslandschaft ist noch nicht gelungen. Die<br />

Kooperationen von caesar beschränken sich zu sehr auf Forschungseinrichtungen<br />

der Region. caesar wird damit seinem europäischen<br />

Anspruch nur eingeschränkt gerecht.<br />

D. Organisation, Struktur <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Der Aufbau von caesar ist engagiert vorangetrieben worden. Mit Blick<br />

auf die enorme Breite der bearbeiteten Fragestellung ist aber die<br />

Leitung zu stark auf den wissenschaftlichen Vorstand zugeschnitten,<br />

der zu viele Entscheidungen in alleiniger Verantwortung zu treffen<br />

hat.<br />

Die Qualitätssicherung funktioniert nicht zufrieden stellend; sie kann<br />

durch die Leitung nicht ausreichend wahrgenommen werden. Die<br />

Begleitung durch den Wissenschaftlichen Beirat war insgesamt nicht<br />

so erfolgreich, wie dies notwendig <strong>und</strong> wünschenswert gewesen wäre;<br />

konstruktive Kritik wurde vom Zentrum nicht genügend aufgegriffen.<br />

11


Der Stiftungsrat ist mit Blick auf seine Aufsichtsratsfunktion nicht optimal<br />

zusammengesetzt. Die politische Seite ist zu Lasten der wissenschaftlichen<br />

Seite überrepräsentiert; der Vorsitzende des Wissenschaftlichen<br />

Beirates hat im Stiftungsrat weder Sitz noch Stimme.<br />

Entsprechend dem Gründungskonzept von caesar sind alle wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter befristet, <strong>und</strong> zwar mit einer maximalen Vertragsdauer<br />

von fünf Jahren ohne Möglichkeit einer Vertragsverlängerung,<br />

angestellt. Dies führt zu Schwierigkeiten bei der Gewinnung<br />

sehr guter Mitarbeiter, vor allem aber beim nachhaltigen Aufbau von<br />

technologischem Know-how (Reinraum, Virtual Reality, Transmissionselektronenmikroskopie).<br />

Im April 2003 hat caesar ein neues Gebäude bezogen, das sehr gute<br />

Arbeitsmöglichkeiten bietet. Für viele Caesar-Mitarbeiter war diese<br />

ausgezeichnete Infrastruktur eine wichtige Motivation für ihre Bewerbung.<br />

Die Infrastruktur wird auch von den Universitäten in der Region<br />

genutzt.<br />

E. Stellungnahme <strong>und</strong> Empfehlung<br />

Caesar hat in der für seine wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung<br />

stehenden kurzen Zeit seine hochgesteckten Ziele insgesamt in nicht<br />

zufrieden stellender Weise erreicht, auch wenn einzelnen Arbeitsgruppen<br />

gute bis sehr gute Leistungen bescheinigt werden können.<br />

Eine Einbettung des Zentrums in die nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Wissenschafts- <strong>und</strong> Forschungslandschaft ist nicht überzeugend<br />

gelungen. Die Gründe liegen vor allem in der mangelnden Fokussierung<br />

<strong>und</strong> Schwerpunktsetzung der Themen <strong>und</strong> im noch unzureichenden<br />

Transfer von Forschungsergebnissen in Patente <strong>und</strong> Ausgründungen.<br />

Die Leitung ist zu sehr auf den wissenschaftlichen Vorstand<br />

zugeschnitten. Die Qualitätssicherung ist nicht zufrieden stellend.<br />

Der derzeitige wissenschaftliche Vorstand scheidet Ende 2005 aus.<br />

Dies muss zu einer inhaltlichen <strong>und</strong> organisatorischen Neuausrichtung<br />

genutzt werden. Für eine erfolgreichere Weiterarbeit ist eine<br />

stärkere Fokussierung <strong>und</strong> Schwerpunktsetzung sowie eine neue<br />

Leitungsstruktur <strong>und</strong> eine verbesserte Qualitätskontrolle prioritär. Es<br />

wird die Einrichtung einer Findungs- <strong>und</strong> Strukturkommission empfohlen,<br />

die hierfür ein Konzept entwickelt <strong>und</strong> dies in Verbindung mit<br />

Überlegungen zur personellen Ausfüllung des Konzepts dem <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

möglichst noch im Jahr <strong>2004</strong> zur Begutachtung vorlegt.<br />

Erst nach dessen Zustimmung können die notwendigen Berufungsverfahren<br />

eingeleitet werden. In der Übergangsphase dürfen Perso-<br />

12


nalrekrutierungen <strong>und</strong> Vertragsverlängerungen sowie Investitionen<br />

nur mit Zustimmung der Zuwendungsgeber erfolgen.<br />

Bei der Erarbeitung ihres Konzepts sollte die Findungs- <strong>und</strong> Strukturkommission<br />

vor allem auf folgende Punkte eingehen:<br />

− Künftig sollte die wissenschaftliche Arbeit bei caesar auf nicht<br />

mehr als zwei Schwerpunkte fokussiert werden. Diese könnten<br />

biowissenschaftliche Forschung <strong>und</strong> Medizintechnik sein. Es soll<br />

ein qualifiziertes Verfahren zur Festlegung der Forschungsschwerpunkte<br />

eingeführt werden.<br />

− Die beiden Forschungsfelder sollten jeweils durch einen wissenschaftlichen<br />

Vorstand geleitet werden. Es sollten international renommierte<br />

Wissenschaftler berufen werden, die gegebenenfalls<br />

eine eigene Arbeitsgruppe mit an das Zentrum bringen. Die beiden<br />

wissenschaftlichen Vorstände hätten die unmittelbare Verantwortung<br />

dafür, dass ihre jeweiligen Bereiche zur Exzellenz hinsichtlich<br />

der wissenschaftlichen Qualität <strong>und</strong> der Transferleistung<br />

geführt werden. Hierfür ist eine längerfristige Bindung im Sinne einer<br />

strategischen Sicherung der Arbeitsfelder wichtig. Die Personalrekrutierung<br />

muss transparent erfolgen.<br />

− Die strenge Befristung aller Verträge auf fünf Jahre sollte flexibler<br />

gehandhabt werden.<br />

− Die Findungs- <strong>und</strong> Strukturkommission sollte prüfen, ob ein dritter<br />

Vorstand mit Industrie- <strong>und</strong> Managementerfahrung gebraucht<br />

wird, der seine Aufgabe im Wesentlichen in der organisatorischen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Administration sowie in der industriellen Vermarktung<br />

von Produkten sieht.<br />

− Der Stiftungsrat sollte so gestaltet werden, dass er Richtungsentscheidungen<br />

in Form eines Aufsichtsrates wahrnehmen kann. Dazu<br />

ist es notwendig, Zahl <strong>und</strong> Gewicht der Mitglieder aus Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft zu stärken. Der Beiratsvorsitzende sollte in<br />

jedem Fall Sitz <strong>und</strong> Stimme im Stiftungsrat haben.<br />

− Der Wissenschaftliche Beirat sollte entsprechend der thematischen<br />

Fokussierung neu zusammengesetzt werden. Er sollte die<br />

Phase der Neustrukturierung intensiv <strong>und</strong> kritisch begleiten.<br />

− Die Zusammenarbeit mit deutschen <strong>und</strong> ausländischen Hochschulen,<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> der Industrie<br />

muss erheblich verstärkt werden. Caesar muss seinem Anspruch<br />

als europäisches Zentrum gerecht werden <strong>und</strong> verstärkt<br />

Drittmittel der EU einwerben.<br />

13


ANLAGE<br />

Bewertungsbericht zum<br />

Center of Advanced European Studies<br />

and Research (caesar), Bonn<br />

vom Mai <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 15<br />

A. Darstellung 15<br />

I. Entwicklung, Ziele, Aufgaben 15<br />

<strong>II</strong>. Arbeitsschwerpunkte 16<br />

<strong>II</strong>I. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 31<br />

IV. Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen 37<br />

V. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre <strong>und</strong> der<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 39<br />

VI. Künftige Entwicklung 43<br />

B. Bewertung 44<br />

I. Zur wissenschaftlichen Bedeutung 44<br />

<strong>II</strong>. Zu den Arbeitsschwerpunkten 46<br />

<strong>II</strong>I. Zur Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 54<br />

IV. Zu Patenten, Ausgründungen <strong>und</strong> Veröffentlichungen 57<br />

V. Zu den Kooperationen <strong>und</strong> zur Förderung des<br />

wissenschaftlichen Nachwuchses 57<br />

VI. Zusammenfassende Bewertung 58<br />

Anhang 1 60<br />

14


Vorbemerkung<br />

Der vorliegende Bewertungsbericht zum Center of Advanced European<br />

Studies and Research ist in zwei Teile gegliedert. Der darstellende<br />

Teil ist mit dem Zentrum abschließend auf die richtige Wiedergabe<br />

der Fakten abgestimmt worden. Der Bewertungsteil gibt die<br />

Einschätzung der wissenschaftlichen Leistungen, Strukturen <strong>und</strong><br />

Organisationsmerkmale wieder.<br />

A. Darstellung<br />

A.I. Entwicklung, Ziele, Aufgaben<br />

Die Stiftung Center of Advanced European Studies and Research<br />

(caesar) wurde 1995 im Rahmen des Bonn-Berlin-Gesetzes als Stiftung<br />

des privaten Rechtes gegründet. Der Zweck der Stiftung ist die<br />

Förderung von Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung. Der Satzungszweck<br />

wird verwirklicht durch<br />

− Gründung <strong>und</strong> Betrieb eines natur- <strong>und</strong> ingenieurwissenschaftlich<br />

orientierten Forschungszentrums caesar;<br />

− Durchführung wissenschaftlicher Veranstaltungen <strong>und</strong> Forschungsvorhaben;<br />

− Qualifizierung von wissenschaftlichen Nachwuchskräften für Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Praxis;<br />

− Transfer der Forschungsergebnisse in Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis.<br />

Die Aufgabe von caesar ist es, Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong> anwendungsbezogene<br />

Forschung mit Blick auf die Technologien des<br />

21. Jahrh<strong>und</strong>erts zu betreiben. Das Zentrum soll europäisch ausgerichtet<br />

sein. Es wird eine enge Zusammenarbeit mit den Universitäten<br />

<strong>und</strong> Forschungseinrichtungen im Raum Bonn/Köln/Aachen <strong>und</strong> eine<br />

angemessene Beteiligung der europäischen Wirtschaft angestrebt.<br />

Der Aufbau begann im November 1998 mit der Berufung des Gründungsdirektors.<br />

Zunächst war caesar in angemieteten Räumen in der<br />

Bonner Innenstadt untergebracht. Die ersten Arbeitsgruppen waren<br />

Ende 1999 eingeschränkt arbeitsfähig. Etwa gleichzeitig begannen<br />

die Planungen für den Neubau eines Forschungsgebäudes an der<br />

Ludwig-Erhard-Allee in Bonn mit der Gr<strong>und</strong>steinlegung im Mai 2001.<br />

Im April 2003 wurde das neue Gebäude fertig gestellt <strong>und</strong> bezogen.<br />

Die Beschaffung der Geräte im Rahmen einer Ersteinrichtung wurde<br />

im Herbst 2003 nahezu abgeschlossen, so dass die Forschungs-<br />

15


gruppen erst von diesem Zeitpunkt an über die erforderlichen Voraussetzungen<br />

für die Durchführung ihrer Arbeiten verfügen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hatte 1997 auf Bitten des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen eine Stellungnahme zu den <strong>Empfehlungen</strong><br />

des Gründungsausschusses verabschiedet. In seiner damaligen<br />

Stellungnahme unterstützte der <strong>Wissenschaftsrat</strong> die Errichtung der<br />

Stiftung außerhalb der Universitäten <strong>und</strong> gemeinschaftlich finanzierten<br />

Forschungseinrichtungen nachdrücklich. Es sei jedoch die Frage,<br />

ob die große Zahl unterschiedlicher <strong>und</strong> teilweise gegensätzlicher<br />

Ziele gleichrangig mit einem einzigen Forschungszentrum mittlerer<br />

Größe, das erst noch etabliert werden müsse, in einem überschaubaren<br />

Zeitraum erreicht werden könne. Zudem unterstützten die für die<br />

Aufbauphase vorgeschlagenen Forschungsfelder seine angestrebte<br />

interdisziplinäre Orientierung <strong>und</strong> ließen ferner ein hohes Potenzial<br />

für Anwendungen im Hochtechnologiebereich erwarten. Die dem<br />

Forschungszentrum aus Kapitalerträgen zur Verfügung stehenden<br />

Mittel seien gemessen an Anspruch <strong>und</strong> Breite des vorgesehenen<br />

Themenspektrums <strong>und</strong> an den gestellten Zielen knapp bemessen.<br />

Die Stiftung caesar könne nur erfolgreich arbeiten, wenn sie sich<br />

frühzeitig mit Hochschulen <strong>und</strong> außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

über eine Zusammenarbeit auf den vorgesehenen Themenfeldern<br />

verständige <strong>und</strong> konkrete Kooperationsprojekte mit Industrieunternehmen<br />

definiere. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> sei bereit, vor<br />

dem Jahr <strong>2004</strong> erneut eine Stellungnahme zum Forschungszentrum<br />

caesar abzugeben, um dessen Aufbau <strong>und</strong> Entwicklung vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der angestrebten Ziele <strong>und</strong> der ausgesprochenen <strong>Empfehlungen</strong><br />

erneut zu bewerten.<br />

A.<strong>II</strong>. Arbeitsschwerpunkte<br />

Caesar betreibt entsprechend seinem Gründungsauftrag marktorientierte<br />

Forschung in den Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften. Die<br />

Besonderheit seiner Forschung besteht nach eigenen Aussagen in<br />

der Verbindung von neuen wissenschaftlichen Ansätzen <strong>und</strong> marktorientierten<br />

Innovationen. Caesar-Forschung finde zwischen den<br />

klassischen Disziplinen Physik, Mathematik, Informatik, Biologie,<br />

Chemie, Medizin <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften statt <strong>und</strong> sei in ihrer<br />

Forschungsstruktur transdisziplinär ausgerichtet.<br />

Für die inhaltliche Ausrichtung der Stiftung caesar in der Startphase<br />

wurden vom Gründungsausschuss die drei Forschungsfelder Nanotechnologie,<br />

Kopplung elektronischer <strong>und</strong> biologischer Systeme sowie<br />

Kommunikationsergonomie konzipiert <strong>und</strong> in der Stellungnahme<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es von 1997 bestätigt. Auf diesen Forschungs-<br />

16


feldern seien die entscheidenden Innovationen im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert zu<br />

erwarten.<br />

Innerhalb der Forschungsfelder <strong>und</strong> der strategischen Festlegungen<br />

arbeiten derzeit 21 Arbeitsgruppen, die teilweise arbeitsgruppenübergreifend<br />

zusammengeschlossen sind.<br />

Für die fächerübergreifende <strong>und</strong> projektorientierte interdisziplinär<br />

angelegte Arbeitsweise wurde bei caesar der Begriff „Research in<br />

Triplets“ geprägt. Im Zentrum steht ein Vorhaben, das in der Regel<br />

mit einer marktfähigen Innovation enden soll. In Orientierung an diesem<br />

Vorhaben werden drei Arbeitsgruppen zusammengestellt, die<br />

zur Erreichung des Zieles gemeinsam planen <strong>und</strong> forschen. In der<br />

Regel gehört zu diesem Triplet eine Arbeitsgruppe aus dem Bereich<br />

Modellierung <strong>und</strong> numerische Simulation zum Design des Produktes,<br />

die zweite Gruppe führt experimentelle naturwissenschaftliche Forschungsarbeiten<br />

durch <strong>und</strong> die dritte Gruppe ist eine Ingenieurgruppe,<br />

die letztlich das Vorhaben bis zur Fertigung eines Prototyps führt.<br />

Neben dieser gezielt angelegten Kooperation gibt es eine Reihe<br />

spontaner Kooperationen.<br />

<strong>II</strong>.a Forschungsfeld Nanotechnologie<br />

Für das Forschungsfeld wurde als strategisches Ziel durch den<br />

Gründungsdirektor die Erarbeitung einer Technologiebasis in Mikro<strong>und</strong><br />

Nanotechnologie durch Materialentwicklung, Charakterisierung<br />

<strong>und</strong> Strukturierung mit Fokus auf die Materialklasse der „Smart Materials“<br />

in Dünn- <strong>und</strong> Viellagenschichten, sowie den Anwendungsfeldern<br />

Sensorik <strong>und</strong> Aktorik vorgegeben. Die Entwicklungen von Dünnschicht-<br />

<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>technologien wurden als Hauptarbeitsrichtung<br />

mit Anwendungen in berührungsloser Sensorik <strong>und</strong> Aktorik etabliert.<br />

Caesar konzentriert sich überwiegend auf die Materialklasse der<br />

„Smart Materials“.<br />

In dem Forschungsfeld Nanotechnologie bestehen folgende Arbeitsgruppen:<br />

1. Arbeitsgruppe Modellierung (im Triplet Multifunktionale Schichten)<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Mathematische Modellbildung <strong>und</strong> numerische Simulation<br />

- Wissenschaftliches Rechnen<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Finite Elemente (Parallelisierung)<br />

- Homogenisierung<br />

- Phasenübergänge<br />

- Freie Randwertprobleme<br />

17


- Kontinuumsmechanik<br />

- Digitale Bildverarbeitung<br />

2. Arbeitsgruppe Dünne adaptive Schichten (im Triplet Multifunktionale<br />

Schichten)<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Beschichtungs- <strong>und</strong> Materialentwicklung zu Funktionsschichten<br />

<strong>und</strong> Schichtsystemen als aktive Elemente für Sensoren <strong>und</strong><br />

Aktoren<br />

- Analyse der strukturell/chemischen Schichteigenschaften in<br />

Korrelation mit den physikalischen Funktionseigenschaften<br />

- Sensor <strong>und</strong> Aktorentwicklung auf der Basis mikrostrukturierter<br />

Schichtsysteme<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Materialforschung <strong>und</strong> Materialentwicklung<br />

- Formgedächtnisschichten<br />

- MBE-Beschichtungstechnik<br />

- Anwendung dünner Schichten als Sensoren <strong>und</strong>/oder Aktoren<br />

- Schicht- <strong>und</strong> Materialcharakterisierung: Struktur, Chemie <strong>und</strong><br />

korrespondierende physikalische Funktionseigenschaften<br />

- Strukturelle Phasenübergänge, magnetische Phasenübergänge<br />

- Ab-initio-Simulationen<br />

3. Arbeitsgruppe Smart Materials (im Triplet: Multifunktionale<br />

Schichten, seit 2003 zusätzlich im Triplet HF-Sensoren <strong>und</strong> Bauteile)<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Materialforschung im Bereich der „Smart Materials“-<br />

Dünnschichten<br />

- Herstellung von Dünnschicht-Bauteilen mit lithographischen<br />

Verfahren<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Magnetostriktive Schichtsysteme<br />

- Magnetische Hochfrequenzschichten<br />

- Formgedächtnisschichtverbünde<br />

- Ferromagnetische Formgedächtnisschichten<br />

- Sensorik mechanischer Größen<br />

- Biosensoren<br />

- Dünnschichtaktoren<br />

- Domänenuntersuchungen<br />

18


4. Arbeitsgruppe Mikrorobotik<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Komponentenentwicklung zur Mikroproduktionstechnik<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Mikrostrukturierte Dünnschicht-Aktorsysteme<br />

- Mikrogreifer<br />

- Taktile Displays<br />

- Formgedächtnislegierungen<br />

5. Arbeitsgruppe 3-D-Micro-/Nanostructures (im Triplet HF-<br />

Sensoren <strong>und</strong> Bauteile)<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Entwicklung neuer kostengünstiger Fertigungsverfahren für<br />

Sensorsysteme <strong>und</strong> mikrofluidische Komponenten<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Entwicklung von Biosensoren<br />

- Entwicklung von mikrofluidischen Komponenten<br />

- Entwicklung von magnetischen Sensorelementen<br />

6. Arbeitsgruppe Sensor Systems (im Triplet HF-Sensoren <strong>und</strong> Bauteile)<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Umsetzen von Forschungsergebnissen des Triplets in Demonstratoren<br />

<strong>und</strong> Produkte<br />

- Weiterentwicklung der Sensorprinzipien<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Mech.- <strong>und</strong> Biosensorik<br />

- Impedanzsensoren<br />

- Oberflächenwellensensoren<br />

7. Arbeitsgruppe Kombinatorische Materialforschung<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Entwicklung neuer Dünnschichtwerkstoffe mit den Methoden<br />

der kombinatorischen Materialforschung<br />

- Entwicklung kombinatorischer Abscheide- <strong>und</strong> Prozessierungsmethoden,<br />

sowie neuer Hochdurchsatz-Charakterisierungsverfahren<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Herstellung <strong>und</strong> Screening von Dünnschicht-Materialbibliotheken<br />

- Entwicklung von Hochdurchsatz-Charakterisierungsverfahren<br />

19


- Entwicklung von Mikrosystemen für die kombinatorische Abscheidung<br />

<strong>und</strong> Hochdurchsatzcharakterisierung<br />

- Entwicklung neuer magnetoelektronischer Materialien<br />

- Neue Werkstoffe für die Wasserstoffspeicherung<br />

- Entwicklung neuer Sensorwerkstoffe<br />

8. Arbeitsgruppe Nanopartikeltechnologie<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Synthese von kolloidalen Metall-Halbleiter- <strong>und</strong> magnetischen<br />

Teilchen<br />

- Nanostrukturierung<br />

- Nanochemie<br />

- Anwendung von Nanomaterialien in Medizin, Biologie <strong>und</strong> E-<br />

lektronik<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Synthese von Nanopartikeln<br />

- Herstellung von 2-D- <strong>und</strong> 3-D-Nanostrukturen <strong>und</strong> quadratzentimetergroßen<br />

nanostrukturierten Oberflächen<br />

- Optische, strukturelle sowie magnetische Charakterisierung<br />

der Nanostrukturen<br />

- Herstellung von Kohlenstoff Röhrchen<br />

9. Arbeitsgruppe Crystal Growth<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Computational Materials Science<br />

- Numerische Simulation von Kristallwachstumsprozessen<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Modellierung mit partiellen Differentialgleichungen<br />

- Adaptive Finite Elemente<br />

- Multiskalenprobleme<br />

- Massivkristallzüchtung<br />

- Epitaktisches Wachstum<br />

- Nanostrukturen<br />

10. Arbeitsgruppe Optischer Detektor<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Rastersondenverfahren<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Lichtempfindliche Materialien<br />

20


<strong>II</strong>.b. Forschungsfeld Kopplung elektronischer <strong>und</strong> biologischer<br />

Systeme<br />

Im Forschungsfeld Kopplung elektronischer <strong>und</strong> biologischer Systeme<br />

ist das strategische Ziel die Erarbeitung einer generischen Technologieplattform<br />

für nicht-invasives <strong>und</strong> Invivo-Imaging vom MR-<br />

Imaging bis zum Studium molekularer Ursachen von Krankheiten mit<br />

Fokus auf Hirn-, Krebs- <strong>und</strong> Herzerkrankungen. Die Hauptarbeitsrichtung<br />

liegt in Biosensorik mit dem Ziel der Entwicklung elektronisch<br />

auslesbarer Sensorarrays <strong>und</strong> Bioinformatik für die Auswertung der<br />

anfallenden großen Datenmengen.<br />

In dem Forschungsfeld bestehen folgende Arbeitsgruppen:<br />

1. Arbeitsgruppe Aptamere Biosensoren<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Herstellung eines Biosensor-Arrays gekoppelt mit Aptameren<br />

als Liganden<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Entwicklung von Oberflächen-Scherwellen-Sensoren des Love-<br />

Wellen-Typs unter Anwendung von Mikrosystemtechnologie<br />

- Immobilisierung von DNA- <strong>und</strong> RNA-Aptameren<br />

- Messung von HIV- <strong>und</strong> Blutserumproteinen, ultimativ Messung<br />

klinischer Proben<br />

2. Arbeitsgruppe Proteinfaltung<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Proteinanalytik <strong>und</strong> Bioinformatik<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Immuno-/Affinitäts-Techniken<br />

- Flüssigkeits-Chromatographie<br />

- Massenspektrometrie<br />

- Bioinformatik für die Interpretation von Massenspektren<br />

- Bioinformatik für die Vorhersage der Struktur von Proteinen<br />

- Sequenzoptimierung von Biopolymeren<br />

3. Arbeitsgruppe Dentale Zellbiologie<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Entwicklung von Zelltherapeutika für die Zahnmedizin<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Dentale Follikel-Stammzellen<br />

- Tissue Engineering<br />

- Stammzellendifferenzierung<br />

21


4. Arbeitsgruppe Protein-Interaktionsanalyse<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Entwicklung neuer Technologien für die Analyse von Protein-<br />

Protein-Interaktion<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Drug Target Identifizierung<br />

- Drug Target Validierung<br />

- Funktionelle Genomanalyse<br />

- Proteomanalyse<br />

- Peptidanalyse<br />

5. Arbeitsgruppe Breast Cancer Research<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Krebsforschung<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Brustkrebs<br />

- Multimedikamenten Resistenz<br />

- Tiermodelle<br />

6. Arbeitsgruppe Pflanzliche Rezeptoren<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Biochemische Charakterisierung pflanzlicher Zielstrukturen<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Biosensorik<br />

- Wirkstoffentwicklung<br />

- Stresstoleranzen<br />

<strong>II</strong>.c. Forschungsfeld Kommunikationsergonomie<br />

Das Ziel der Arbeiten des Forschungsfeldes Kommunikationsergonomie<br />

ist die Erarbeitung einer Informations-, Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Interaktionsplattform für die Dentalmedizin <strong>und</strong> die M<strong>und</strong>-Kiefer-<br />

Gesichtschirurgie mit Fokus auf intraoperative Bildgebung, Lasertechnologie<br />

<strong>und</strong> Rapid-Prototyping. Schwerpunktmäßig ist die Arbeit<br />

auf Medizintechnik ausgerichtet. Die Konzentration gilt der Entwicklung<br />

einer Systemlösung für die M<strong>und</strong>-Kiefer-Gesichtschirurgie mit 3-<br />

D-Bilderfassung, Laserosteotomie, Softwarelösungen <strong>und</strong> Modellen<br />

des Rapid-Prototyping.<br />

In dem Forschungsfeld bestehen folgende Arbeitsgruppen:<br />

22


1. Arbeitsgruppe Surgical Systems Laboratory (Triplet: Computer<br />

Aided Surgery)<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- 3-D-Medical Image Analysis and Visualization<br />

- Bio-Numerical Computation<br />

- Image-Guided Surgery<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Computerized Tomographic Imaging<br />

- Image Reconstruction<br />

- Image Processing and Analysis<br />

- Computer Graphics<br />

- Medical Visualization<br />

- Bio-Numerical Simulation<br />

- Virtual Reality Applications<br />

2. Arbeitsgruppe Holography and Laser Technology (Triplet: Computer<br />

Aided Surgery)<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Anwendung der Holographie zur 3-D-Formerfassung <strong>und</strong> Einsatz<br />

des Lasers zur Materialbearbeitung<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Gepulste Holographie<br />

- Digitalisierung von Hologrammen<br />

- Numerische Oberflächen-Konstruktion aus den digitalisierten<br />

Hologramm-Daten<br />

- Laserbearbeitung von thermisch empfindlichen Materialien<br />

- Wechselwirkung zwischen Laserlicht <strong>und</strong> Materie<br />

3. Arbeitsgruppe Rapid Prototyping (Triplet: Computer Aided Surgery)<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Anwendung der RP-Technik auf medizinische Fragestellungen<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- RP Prozessentwicklung<br />

- Materialentwicklung<br />

- Applikationsuntersuchungen<br />

4. Arbeitsgruppe Graph Drawing<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Graph Theory<br />

- Software Visualisierung<br />

23


Forschungsschwerpunkte:<br />

- Computational Geometry<br />

- Combinatorical Optimization<br />

5. Arbeitsgruppe Financial Engineering<br />

Hauptarbeitsrichtung:<br />

- Finanzstatistik<br />

- Versicherungsmathematik<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

- Multivariate Statistik<br />

- Zeitreihenanalyse<br />

- Stochastische Simulation<br />

- Empirie<br />

Die Forschungsfelder Nanotechnologie, Kopplung elektronischer <strong>und</strong><br />

biologischer Sensoren sowie Kommunikationsergonomie sind derzeit<br />

für die Forschung bei caesar verbindlich, können aber mit Zustimmung<br />

des Stiftungsrates verändert werden. Innerhalb dieser Forschungsfelder<br />

ist ein breiter Raum für unterschiedliche Arbeitsthemen<br />

gegeben. Es gibt laufend institutsinterne Anpassungen <strong>und</strong> Erweiterungen<br />

der Arbeitsthemen an wissenschaftliche <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Entwicklungen, ohne allerdings die Forschungsfelder zu verändern.<br />

Die genannten Forschungsfelder sind auch geprägt durch Modellierung<br />

<strong>und</strong> Computersimulation in Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

<strong>und</strong> in den Biowissenschaften. Charakteristisch für die Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung bei caesar ist die Erarbeitung von Systemlösungen<br />

in allen Bereichen.<br />

<strong>II</strong>.d. Planung <strong>und</strong> Bewertung von Projekten<br />

Die inhaltliche, personelle <strong>und</strong> strukturelle Planung der Arbeit ist Aufgabe<br />

des Vorstands. Projektideen können von den betreffenden Wissenschaftlern<br />

dem Vorstand vorgetragen werden. Die Marktnähe der<br />

Projekte muss durch die Einbindung industrieller Kooperationspartner,<br />

Kooperationsverträge, industrielle Drittmittel oder die erfolgreiche<br />

Teilnahme an wirtschaftsnahen Wettbewerben gewährleistet sein.<br />

Der Vorstand bewertet das wissenschaftliche Potenzial <strong>und</strong> entscheidet<br />

über die Durchführung von Projekten <strong>und</strong> stützt sich dabei auch<br />

auf das bei caesar vorhandene Wissen der Mitarbeiter. Der Beirat<br />

wird bei der Fortschreibung der Planungen einbezogen. Laut Satzung<br />

entscheidet der Stiftungsrat bei thematischen <strong>und</strong> finanziellen Angelegenheiten<br />

von genereller oder langfristiger Bedeutung mit.<br />

Gr<strong>und</strong>ständige Projekte dienen der Schaffung einer Technologie- <strong>und</strong><br />

Wissensbasis <strong>und</strong> werden von caesar finanziert. Die Projekte werden<br />

danach ausgewählt, inwiefern sie geeignet sind, die erarbeiteten For-<br />

24


schungsstrategien zu befördern. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist die<br />

Patentfähigkeit der zu erarbeitenden Ergebnisse. Die gr<strong>und</strong>ständigen<br />

Projekte sollen außerdem zu einer Vernetzung der Wissenschaft in<br />

der Region führen <strong>und</strong> wirtschaftliche Kontakte knüpfen helfen.<br />

Drittmittelfinanzierte Projekte bauen auf der geschaffenen Wissens<strong>und</strong><br />

Technologiebasis auf. Dabei wird auf eine klare Einordnung in<br />

die zu bearbeitenden Forschungsfelder geachtet. Die Drittmittelprojekte<br />

stehen in einem Zusammenhang mit den bereits existierenden<br />

Forschungsaktivitäten bei caesar.<br />

In monatlich stattfindenden Arbeitsgruppenleiterbesprechungen besteht<br />

die Möglichkeit, Probleme im Arbeitsablauf zu besprechen oder<br />

auch Verbesserungsvorschläge aufzunehmen. Bei neu eingerichteten<br />

Forschungsthemen werden in diesem Rahmen auch wissenschaftliche<br />

Vorträge gehalten, über die im Kreis der Arbeitsgruppenleiter<br />

diskutiert wird. Darüber hinaus finden regelmäßige Triplet-Treffen<br />

statt, in denen die beteiligten Arbeitsgruppen den inhaltlichen Projektfortschritt<br />

besprechen, die fachliche Arbeit abstimmen <strong>und</strong> planen<br />

<strong>und</strong> eine Bewertung der erzielten Ergebnisse im Hinblick auf das<br />

gemeinsame Forschungsziel vornehmen.<br />

Das Projektverlaufsgespräch ist ein Steuerungsinstrument, das den<br />

Vorstand bei der internen Planung <strong>und</strong> Kontrolle des Projektverlaufs<br />

unterstützt. Pro Arbeitsgruppe findet mindestens einmal jährlich ein<br />

derartiges Projektverlaufsgespräch statt. Das Ziel besteht neben der<br />

regelmäßigen Information über den Fortgang der wissenschaftlichen<br />

Arbeit darin, die Bemühungen im Hinblick auf die Vermarktung der<br />

Forschungsergebnisse durch den Arbeitsgruppenleiter zu erkennen<br />

<strong>und</strong> zu unterstützen. An dem Gespräch nehmen der wissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> der administrative Vorstand, der Arbeitsgruppenleiter, die<br />

wissenschaftliche Koordinatorin <strong>und</strong> der Leiter der Abteilung Finanzen<br />

teil. Dabei werden die globale Vorhabenbeschreibung für die<br />

Arbeitsgruppe, die Zielerreichung in der abgelaufenen Periode, Potenziale,<br />

bestehende <strong>und</strong>/oder geplante Kooperationen <strong>und</strong> Projekte,<br />

inhaltliche <strong>und</strong> zeitliche Vorhabenbeschreibung für die nächste Periode,<br />

Entwicklungsmaßnahmen sowie Kommentierung der aktuellen<br />

Entwicklung des Forschungsgebietes auf wissenschaftlicher <strong>und</strong><br />

wirtschaftlicher Seite erörtert. Die Ergebnisse der jährlichen Projektsverlaufsgespräche<br />

sind gemeinsam mit den am Beginn der Arbeitsgruppe<br />

formulierten Projektzielen die maßgeblichen Kriterien, nach<br />

denen der Projekterfolg festgestellt wird.<br />

Die Anforderungen an ein Projekt <strong>und</strong> damit die Kriterien der Bewertung<br />

können sich während der Projektlaufzeit ändern. Am Anfang<br />

steht die detailgetreue Definition des wissenschaftlichen Vorgehens<br />

im Mittelpunkt, in der zweiten Phase geht es im Wesentlichen um die<br />

25


Teilnahme an externen Projektausschreibungen, dies sowohl mit dem<br />

Ziel der Drittmitteleinwerbung als auch der externen Qualitätskontrolle.<br />

Gegen Ende der Projektlaufzeit schiebt sich dann in der Regel die<br />

Frage der Vermarktung in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Der Vorstand führt mit jedem Arbeitsgruppenleiter jährliche Personalgespräche,<br />

in denen neben der Besprechung der persönlichen Karriereplanung<br />

auch Zielvereinbarungen für den Mitarbeiter festgelegt<br />

werden. Analoge Gespräche werden auf unterschiedlicher Ebene mit<br />

jedem Caesar-Mitarbeiter geführt.<br />

Eine Bewertung der gesamten Arbeit von caesar erfolgt regelmäßig<br />

durch den Beirat der Stiftung, der das Zentrum einmal jährlich besucht<br />

<strong>und</strong> sich durch schriftliche Berichte, Vorträge <strong>und</strong> eine Begehung<br />

über den Fortgang der Arbeit in Kenntnis setzen lässt.<br />

<strong>II</strong>.e. Interner <strong>und</strong> externer Wissensaustausch<br />

Zahlreiche wissenschaftliche Veranstaltungen werden innerhalb des<br />

Forschungszentrums gemeinsam durchgeführt, die unter anderem<br />

der Arbeitsgruppen übergreifenden Forschungsplanung dienen. Die<br />

Mitarbeiter in den Forschungsfeldern treffen sich regelmäßig <strong>und</strong><br />

tragen über den Fortschritt ihrer Projekte vor. Diese Veranstaltungen<br />

sind allen Caesar-Mitarbeitern zugänglich. Einmal wöchentlich finden<br />

Vortragsveranstaltungen von auswärtigen Wissenschaftlern oder<br />

Caesar-Mitarbeitern zu den Themen der Forschung bei caesar statt<br />

(„caesarianum“).<br />

Einmal im Jahr wendet sich caesar in Veranstaltungen („caesarium“),<br />

die sich umfassenderen Themen aus deren Forschungsbereichen<br />

widmen, an die wissenschaftliche Öffentlichkeit. Dazu werden Experten<br />

aus aller Welt eingeladen, um den „State of the Art“ in den entsprechenden<br />

Wissenschaftsfeldern zu diskutieren. Bisher haben vier<br />

solcher „caesarien“ stattgef<strong>und</strong>en. Sie sind inhaltlich jeweils einem<br />

der drei Forschungsfelder bei caesar gewidmet. Im Jahr 2003 wurde<br />

erstmals eine Folge von Wissenschaftstagen durchgeführt, auf denen<br />

caesar seine Forschungsrichtungen <strong>und</strong> Forschungsprojekte zur<br />

Diskussion gestellt hat. Dazu wurden alle Wissenschaftseinrichtungen<br />

in Deutschland <strong>und</strong> dem benachbarten europäischen Ausland<br />

eingeladen.<br />

Die wichtigsten Adressaten für die wissenschaftlichen Resultate aus<br />

Caesar-Arbeitsgruppen sind Wissenschaftler, die auf ähnlichen oder<br />

benachbarten Forschungsgebieten arbeiten. Bei den leitenden Wissenschaftlern<br />

mit fester Hochschulanbindung sind darüber hinaus die<br />

Fachkollegen aus dem Fachbereich wichtige Adressaten. Zum Wissensaustausch<br />

auf institutioneller Ebene gibt es derzeit Vereinbarungen<br />

mit europäischen <strong>und</strong> deutschen Institutionen. Diese reichen von<br />

26


Fraunhofer Instituten über Institute der Helmholtz-Gemeinschaft bis<br />

zu Max-Planck-Instituten. Internationales Interesse macht sich auch<br />

in vielen Fällen an persönlichen Beziehungen von Caesar-Wissenschaftlern<br />

zu ausländischen Institutionen fest.<br />

Gleichrangig daneben steht das Interesse von Unternehmen, vorrangig<br />

derjenigen, die als Partner in Projekte eingeb<strong>und</strong>en sind. Über<br />

Messeauftritte ergeben sich zusätzlich weiterführende Kontakte. Interessenten<br />

aus der Wirtschaft kommen aus den Forschungsabteilungen<br />

großer international operierender Unternehmen aus ganz<br />

Deutschland <strong>und</strong> teilweise aus dem europäischen Ausland sowie von<br />

kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen, die hauptsächlich in der Region<br />

ansässig sind. Diese sind im Wesentlichen tätig auf den Feldern Aktorik<br />

<strong>und</strong> Sensorik (Automobilindustrie, Elektronikzulieferer, Elektronikfirmen),<br />

Biosensorik (Industrielle FuE-Abteilungen, z. B. auch aus<br />

der Pharma-Industrie, Kliniken, Fraunhofer-Institute) <strong>und</strong> Computerunterstützte<br />

Medien (Medizinische Fakultäten, Forschungsgruppen<br />

Image Guided Surgery, Forschungsabteilungen großer Medizintechnik-Unternehmen,<br />

Medizinprodukt-Hersteller, Laserfirmen, Scannerfirmen).<br />

<strong>II</strong>.f. Interne <strong>und</strong> externe Serviceleistungen<br />

Interne Serviceleistungen werden flexibel <strong>und</strong> ausgehend vom Bedarf<br />

der wissenschaftlichen Arbeitsgruppen von den wissenschaftlichen<br />

Diensten <strong>und</strong> der Verwaltung bereitgestellt. Der Service beinhaltet die<br />

Unterstützung bei der Projektplanung <strong>und</strong> -budgetierung, bei der<br />

Personalauswahl <strong>und</strong> -gewinnung, bei der Beschaffung von Forschungsgeräten,<br />

bei Patentanmeldungen <strong>und</strong> Vertragsangelegenheiten<br />

für Kooperationen, bei Messebeteiligungen <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Caesar verfolgt dabei innovative Verwaltungsprojekte. So wurde<br />

zur Unterstützung der Personalgewinnung <strong>und</strong> des -managements<br />

ein eigenständiges Caesar-Personalstatut entwickelt. Ebenso wurden<br />

IT-basierte Instrumente zur Projektplanung <strong>und</strong> -verfolgung entwickelt<br />

<strong>und</strong> bereitgestellt. Besonderes Augenmerk liegt auch auf dem Service<br />

für Ausgründungsvorhaben von Wissenschaftlern. Mit dem Ziel<br />

der Konzentration der Serviceleistungen auf die Forschung wurden<br />

das Management des Stiftungskapitals, die Personalabrechnung,<br />

Teile des IT-Services <strong>und</strong> das Facility-Management ausgelagert.<br />

Bei den Serviceleistungen für Externe hat die Vereinbarung mit der<br />

Universität Bonn über den Betrieb eines gemeinsamen Technikums<br />

besondere Bedeutung. Im Rahmen dieser Vereinbarung wurden die<br />

Geräteinvestitionen in der Werkstatt von caesar mit denen in den<br />

Werkstätten der Universität mit dem Ziel abgestimmt, diese Investitionen<br />

<strong>und</strong> Geräte wechselseitig <strong>und</strong> effizient im Rahmen von Serviceaufträgen<br />

zu nutzen.<br />

27


Naturgemäß liegt der Anteil von Service- <strong>und</strong> Infrastrukturleistungen<br />

am Anfang eines Aufbauprozesses einer Einrichtung vergleichsweise<br />

hoch. Der relative Anteil interner Serviceleistungen am Budget der<br />

Einrichtung wird sich mit der Zunahme des Gewichtes der Forschung<br />

<strong>und</strong> dem weiteren Ausbau der wissenschaftlichen Arbeitsgruppen<br />

weiter reduzieren.<br />

<strong>II</strong>.g. Arbeitsweise von caesar<br />

Die Zielsetzung von caesar, mit einem Patent, Lizenzen oder als<br />

Know-how-Träger (Consulting), später eventuell auch in der Selbständigkeit<br />

Geld zu verdienen, kann nach Aussage von caesar in<br />

größerem Maße im Institut verwirklicht werden als an einer Universität,<br />

deren Bewertungsmaßstäbe sich stark an der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

orientieren. Einzelne Teilprojekte, die in Caesar-Projekten<br />

Eingang finden, könnten nach Meinung von caesar bei isolierter Betrachtung<br />

auch an einer Universität ähnlich betrieben werden. Das<br />

Zusammenspiel der Teilprojekte jedoch, das den Projekterfolg letztendlich<br />

ausmacht <strong>und</strong> die Voraussetzung für den Markterfolg ist,<br />

könne in der kombinierten Form nur in einem Zentrum wie caesar<br />

verwirklicht werden, das Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen<br />

unter einem Dach vereint <strong>und</strong> ihnen gleichzeitig auf der experimentellen<br />

Seite eine technische Ausstattung bereitstellt, die als Endziel<br />

einen produktnahen Prototyp ermöglicht.<br />

Caesar-Forschung ist nach Mitteilung des Instituts Schnittstellenforschung,<br />

findet somit zwischen den klassischen Disziplinen statt, verbindet<br />

angewandte mit gr<strong>und</strong>lagenorientierter Forschung <strong>und</strong> innerhalb<br />

der Projekte die wissenschaftlichen Ergebnisse mit den Anforderungen<br />

des Marktes. Eine Besonderheit bei caesar bestehe darin,<br />

dass Wissenschaftler unterschiedlicher fachlicher Herkunft zusammenarbeiten,<br />

teilweise gemeinsam in einer Arbeitsgruppe oder über<br />

die drei Forschungsfelder hinweg. Da gleichzeitig die Projektthemen<br />

interdisziplinär angelegt seien, sei ein präzises Zusammenspiel der<br />

unterschiedlichen wissenschaftlichen Richtungen für den Projekterfolg<br />

maßgeblich. Die kurzen Wege, die notwendig sind, um den Projekterfolg<br />

innerhalb der befristeten Laufzeit zu garantieren, seien in<br />

dieser Form an einer Universität mit ihrer Fachbereichs- <strong>und</strong> Lehrstuhlstruktur<br />

nur schwer umsetzbar.<br />

Durch die caesar eigene Projektförderung (gr<strong>und</strong>ständige Projekte)<br />

werde den Arbeitsgruppen verstärkt die Möglichkeit gegeben, im<br />

Anschluss an die Gr<strong>und</strong>lagenforschung, die möglicherweise noch<br />

andernorts erfolge, sich daraus ergebende angewandte Ziele bis hin<br />

zur Vermarktung möglicher Ergebnisse zu verfolgen. Ein Unternehmen,<br />

das sich finanziell oder personell an einem Projekt beteiligt,<br />

könne eigene Ideen in stärkerem Maße in den Projektverlauf einbrin-<br />

28


gen. Daraus ergebe sich eine größere Erfolgsgarantie in der Durchführung<br />

von Projekten als mit universitären Partnern. Dazu gehöre<br />

auch die Ausstattung bei caesar im technischen Bereich, die nahe<br />

am industriellen Standard sei. Die Geräte <strong>und</strong> technische Ausstattung,<br />

die bei caesar im Hinblick auf die wechselnden Projekte für<br />

wechselnde Anforderungen angeschafft worden seien, sowie die<br />

gleichzeitige Bereitstellung von technischem Personal erlaubten ein<br />

experimentelles Arbeiten, das die Vorstufe zum Prototypen erst ermögliche.<br />

<strong>II</strong>.h. Caesar im thematischen Wettbewerb zu anderen Forschungseinrichtungen<br />

Nach Angaben von caesar wird im Forschungsfeld Nanotechnologie<br />

in Deutschland auch an Kompetenzzentren in Dresden, Stuttgart <strong>und</strong><br />

dem von der DFG geförderten neuen Zentrum an der Universität<br />

Karlsruhe gearbeitet. Im Bereich der Aktorik <strong>und</strong> Sensorik würden<br />

ähnliche Fragestellungen mit einem Fokus auf der Mikrotechnologie<br />

<strong>und</strong> deren Verbindungen zur Nanotechnologie an den Forschungszentren<br />

Jülich <strong>und</strong> Karlsruhe <strong>und</strong> an verschiedenen Fraunhofer Instituten<br />

bearbeitet. Im Bereich der angewandten Mathematik <strong>und</strong> Softwareentwicklung<br />

seien die Universität Heidelberg <strong>und</strong> das WGL-<br />

Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis <strong>und</strong> Stochastik in Berlin<br />

zu nennen. Im Bereich der Nahfeldmikroskopie gebe es eine Arbeitsgruppe<br />

am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen.<br />

Für das Forschungsfeld Kopplung elektronischer <strong>und</strong> biologischer<br />

Systeme werde im Bereich Proteinfaltung ebenfalls am biotechnologisch-biomedizinischen<br />

Zentrum der Universität Leipzig gearbeitet.<br />

Bei der Bioinformatik seien die Universität München (LMU) sowie das<br />

Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken zu nennen. Allerdings<br />

sei die Entwicklung eines Biochips auf der Basis von Aptameren<br />

<strong>und</strong> die Bereitstellung bioinformatischer Methoden zur Aptameroptimierung<br />

eine caesar-spezifische Applikation. Von der rein biologischen<br />

Seite her würden Aptamere zusätzlich an der Universität Regensburg<br />

im Institut für Medizinische Mikrobiologie <strong>und</strong> Hygiene erforscht.<br />

Die anderen Forschungsthemen des Forschungsfeldes Kopplung<br />

elektronischer <strong>und</strong> biologischer Systeme würden in isolierten<br />

Fragestellungen an Universitäten in Deutschland bearbeitet.<br />

Die Arbeitsfelder des Forschungsfeldes Kommunikationsergonomie<br />

würden im Bereich Computerunterstützte Medizin ebenfalls im Surgical<br />

Navigation and Robotics Lab in Berlin erforscht. Dies gelte auch<br />

für die M<strong>und</strong>-, Kiefer- <strong>und</strong> Gesichtschirurgie an der Charité. Das Institut<br />

für Medizinische Physik Erlangen <strong>und</strong> das software-orientierte<br />

Institut Mevis in Bremen erforsche ähnliche Probleme bei der Visualisierung<br />

<strong>und</strong> 3-D-Darstellung. Im Bereich der Rapid-Prototyping-<br />

29


Verfahren sei die Technische Universität München Partner in einem<br />

Projekt. In ähnlichen Themenbereichen seien vor allem das Fraunhofer<br />

Institut für Lasertechnik in Aachen, sowie der Freiburger Material<strong>und</strong><br />

Medizinforschungsverb<strong>und</strong> an der Universität Freiburg tätig.<br />

Mögliche Überschneidungen in Einzelprojekten ließen sich bei der<br />

Bearbeitung aktueller Forschungsthemen nicht immer vermeiden,<br />

könnten aber im Sinne eines Wettbewerbs stimulierend wirken. Die<br />

Vereinigung der unterschiedlichen Forschungsrichtungen unter einem<br />

Dach eines Institutes gibt es nach Angaben von caesar so an keiner<br />

anderen Stelle in Deutschland. Die Besonderheit von caesar, Systeme<br />

bis zum Markteintritt zu bearbeiten <strong>und</strong> als Komplettangebot zu<br />

offerieren, werde ebenfalls an keiner anderen Stelle in dieser Form<br />

verfolgt. Da das Zentrum aufgr<strong>und</strong> der kurzen Befristung der Projekte<br />

immer auf Vorleistung seiner Mitarbeiter in der Forschung angewiesen<br />

sei, verfolge caesar gezielt die Strategie der Bildung von Netzwerken<br />

<strong>und</strong> Kooperationen. Auf dieser Weise arbeite caesar mit einer<br />

Vielzahl von Institutionen zusammen <strong>und</strong> vermeide dadurch nachteilige<br />

Auswirkungen von Überschneidungen.<br />

Caesar strebt in seinen Kerngebieten national <strong>und</strong> international eine<br />

Spitzenstellung an. Dabei liege der Schwerpunkt auf der Bearbeitung<br />

von produkt- <strong>und</strong> systembezogenen Komplettlösungen im wirtschaftlich<br />

wissenschaftlichen Umfeld. In einigen Bereichen hat caesar dieses<br />

Ziel nach eigenen Angaben bereits erreicht. Die Bestätigung<br />

solcher Spitzenstellung innerhalb der speziellen wissenschaftlichen<br />

Arbeitsfelder entnimmt das Zentrum aus der Resonanz im wissenschaftlichen<br />

Umfeld durch Publikationen, Tagungen, Vortragsaktivitäten<br />

usw., aber auch aus der Tatsache, dass caesar nach eigenen<br />

Angaben mehr <strong>und</strong> mehr ein wichtiger Partner von Wirtschaftsunternehmen<br />

in Form gemeinsamer Projekte, direkter Förderung durch die<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> gemeinsamen Gründungsaktivitäten werde.<br />

<strong>II</strong>.i. Flexible Forschungs- <strong>und</strong> Verwaltungsstruktur<br />

Mit der Errichtung der Stiftung wurde entscheidend Wert auf flexible<br />

Strukturen <strong>und</strong> flexible Erneuerungen der Forschungsthemen gelegt.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hebt in seiner Stellungnahme zum Gründungskonzept<br />

die strikte Befristung der Themen <strong>und</strong> die sich daraus ergebende<br />

Möglichkeit, aktuelle Anforderungen aus Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Anwendungen kurzfristig in die thematische Arbeit des Instituts aufzunehmen,<br />

als essentielles Konstruktionsprinzip von caesar besonders<br />

hervor. Unter diesem Gesichtspunkt sind nach Mitteilung von<br />

caesar neue Strukturelemente zur Organisation der Forschung <strong>und</strong><br />

des Instituts zur Erprobung implementiert worden. Wesentliches Element<br />

dieser Struktur sei eine kleine Verwaltung mit der Absicht, viele<br />

Geschäftsprozesse nach außen zu verlagern. Deshalb habe man auf<br />

30


eine kleine Inhouse-IT-Abteilung bestehend aus sechs Mitarbeitern<br />

gesetzt <strong>und</strong> wesentliche Arbeiten der Informationsverarbeitung nach<br />

außen vergeben. Eine kleine Verwaltung setze voraus, dass alle Geschäftsprozesse<br />

optimiert werden. Hier müsse in den nächsten Jahren<br />

vor allem nach dem Bezug des Neubaus noch einige Arbeit geleistet<br />

werden.<br />

Eine strikte Befristung aller Arbeitsverträge im wissenschaftlichen<br />

Bereich erweist sich nach den Erfahrungen von caesar nicht ohne<br />

Probleme. Neben Schwierigkeiten, längerfristige Drittmittel einzuwerben,<br />

bestehe eine weitere Schwierigkeit darin, das Know-how, das im<br />

Laufe der Projektarbeit erarbeitet wurde, zu halten <strong>und</strong> weiter zu<br />

pflegen. Die relativ kurzen Laufzeiten erschwerten auch die Kooperation<br />

mit der Industrie <strong>und</strong> eventuellen Abnehmern der erarbeiteten<br />

Produkte. Letztlich behinderten bei Engpässen auf dem Arbeitsmarkt<br />

die kurzen Befristungszeiten von bis zu maximal fünf Jahren die Anstellung<br />

hoch qualifizierten Personals.<br />

Die zukünftige Besetzung von Stiftungsrat <strong>und</strong> Beirat sowie die Aufgabenverteilung<br />

dieser Gremien müssen nach Meinung von caesar<br />

überdacht werden.<br />

A.<strong>II</strong>I.<br />

Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Organisation<br />

Caesar ist in der Rechtsform einer Stiftung privaten Rechtes organisiert.<br />

Die Organe der Stiftung sind der Stiftungsrat, der Vorstand <strong>und</strong><br />

der Beirat. Für die Gründungsphase wurde der Beirat als Gründungsausschuss<br />

berufen.<br />

Der Stiftungsrat besteht aus drei vom B<strong>und</strong> entsandten Mitgliedern,<br />

drei vom B<strong>und</strong> berufenen Mitgliedern des Deutschen B<strong>und</strong>estages,<br />

zwei vom Land entsandten Mitgliedern, zwei vom Land berufenen<br />

Mitgliedern des Landtages Nordrhein-Westfalen, einem von der B<strong>und</strong>esstadt<br />

Bonn entsandten Mitglied <strong>und</strong> vier von den bisher benannten<br />

Stiftungsratsmitgliedern für jeweils fünf Jahre kooptierten Mitgliedern,<br />

die als Fachexperten in Wissenschaft oder Wirtschaft in den<br />

wissenschaftlichen Schwerpunktbereichen der Stiftung ausgewiesen<br />

sind <strong>und</strong> nicht zugleich dem Beirat angehören dürfen. Der Stiftungsrat<br />

überwacht Rechtmäßigkeit, Zweckmäßigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

der Geschäftsführung durch den Vorstand. Er beschließt über die<br />

Entlastung des Vorstandes <strong>und</strong> entscheidet über die thematischen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Angelegenheiten von genereller oder langfristiger<br />

Bedeutung. Der Stiftungsrat tagt jährlich mindestens einmal.<br />

31


Der Vorstand wird vom Stiftungsrat bestellt <strong>und</strong> abberufen. Die Bestellung<br />

erfolgt für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren, wiederholte<br />

Bestellung ist zulässig. Der Vorstand hat entsprechend der Satzung<br />

zwei Mitglieder, von denen einer natur- oder ingenieurwissenschaftlich<br />

<strong>und</strong> einer kaufmännisch oder administrativ ausgewiesen sein soll.<br />

Der Vorstand ist gesetzlicher Vertreter der Stiftung <strong>und</strong> führt die Geschäfte<br />

der Stiftung. Er ist zuständig für alle Angelegenheiten, die<br />

aufgr<strong>und</strong> dieser Satzung nicht ausdrücklich anderen Organen übertragen<br />

sind. Er legt dem Stiftungsrat außergewöhnliche, über den<br />

Rahmen des laufenden Geschäftsbetriebs hinausgehende Angelegenheiten<br />

zur Zustimmung vor.<br />

Der Beirat besteht aus bis zu neun Mitgliedern aus Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Wirtschaft (derzeit acht Mitglieder), die vom Stiftungsrat berufen werden.<br />

Die Berufung erfolgt für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren.<br />

Einmalige Wiederberufung ist zulässig. Der Beirat berät die übrigen<br />

Organe der Stiftung in allen für das Forschungszentrum <strong>und</strong> seine<br />

Weiterentwicklung wichtigen Fragen. Er gibt <strong>Empfehlungen</strong> für das<br />

wissenschaftliche Programm sowie für Berufungen. Insbesondere<br />

kann er Vorschläge für die Einrichtung von Arbeitsgruppen machen.<br />

Der Beirat ist verantwortlich für die fachlichen Begutachtungen <strong>und</strong><br />

erörtert die jährlichen Berichte des Forschungszentrums.<br />

Wie der <strong>Wissenschaftsrat</strong> in seiner Stellungnahme von 1997 angeregt<br />

hat, ist nach Abschluss der Aufbauphase die Aufgabenverteilung<br />

zwischen Stiftungsrat <strong>und</strong> Beirat neu zu überdenken. Im Stiftungsrat<br />

stellen die von B<strong>und</strong>, Land <strong>und</strong> der Stadt entsandten <strong>und</strong> berufenen<br />

Mitglieder die Mehrheit. Den insgesamt elf Mitgliedern aus Administration<br />

<strong>und</strong> Politik stehen nur je zwei Mitglieder aus Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Wirtschaft gegenüber.<br />

Ausstattung<br />

Die Stiftung caesar ist mit einem Stiftungskapital in Höhe von<br />

383,5 Mio. Euro ausgestattet worden. Davon stellen der B<strong>und</strong><br />

350,2 Mio. Euro <strong>und</strong> das Land Nordrhein-Westfalen 33,3 Mio. Euro.<br />

Der B<strong>und</strong>esanteil am Stiftungskapital teilt sich auf in 253,1 Mio. Euro<br />

als Gr<strong>und</strong>lage zur Finanzierung des laufenden Betriebs <strong>und</strong> weitere<br />

97,1 Mio. Euro, die primär als Investitionsmittel vorgesehen sind. Der<br />

B<strong>und</strong> zahlt den Betrag von 253,1 Mio. Euro in Jahresraten<br />

(1995: 10,3 Mio. Euro, 1996: 18,0 Mio. Euro, 1997 bis <strong>2004</strong>: je<br />

28,1 Mio. Euro pro Jahr) in die Stiftung ein. Das Land leistet seinen<br />

Anteil in drei Jahresraten (1995: 10,3 Mio. Euro, 1996: 18,0 Mio. Euro<br />

<strong>und</strong> 1997: 5,0 Mio. Euro). Aus den Stiftungserträgen standen caesar<br />

im Jahr 2002 10,2 Mio. Euro (2003: 11,5 Mio. Euro, <strong>2004</strong>:<br />

14,6 Mio. Euro Soll) als Basisfinanzierung zur Verfügung.<br />

32


Der langfristigen Basisfinanzierung des Jahresetats sowie der Substanzerhaltung<br />

der Stiftung dienen 286,4 Mio. Euro. Das Kapital ist zu<br />

diesem Zweck in drei Spezialfonds angelegt, die derzeit vom Stifterverband<br />

gemanagt werden. Die Erträge aus dem Stiftungskapital<br />

decken das Aufwandbudget der Stiftung zu r<strong>und</strong> zwei Dritteln. Werden<br />

die erwarteten Erträge in mehreren aufeinander folgenden Jahren<br />

nicht erzielt, so hat caesar die Möglichkeit, seinen Aufwand an<br />

die Erträge u. a. durch eine Verringerung der Zahl der Arbeitsgruppen<br />

anzupassen. Andererseits können durch eine positive Entwicklung an<br />

den Kapitalmärkten auch stille Reserven gebildet werden. Caesar ist<br />

nach eigenen Angaben bemüht, die Risiken durch entsprechende<br />

Vorgaben in der Anlagepolitik zu minimieren <strong>und</strong> geht davon aus,<br />

dass die erwarteten Erträge aus dem gewählten Anlagekonzept erzielt<br />

werden können.<br />

Für die Errichtung <strong>und</strong> apparative Erstausstattung des Neubaus stehen<br />

caesar 97,1 Mio. Euro zur Verfügung. Künftige investive Anschaffungen<br />

sind aus dem Jahresbudget der Stiftung zu bestreiten.<br />

Liquidität in Höhe der Abschreibungen auf das Forschungsgebäude<br />

wird in einem separaten Wertpapierfonds angelegt, damit für künftige<br />

Reparaturen <strong>und</strong> Modernisierungen die notwendigen Mittel zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Ergänzend zur Basisfinanzierung wirbt caesar Drittmittel ein. Im Jahr<br />

2002 wurden 1.220,3 T€ an Drittmitteln eingeworben (2001:<br />

736,4 T€; 2000: 315,4 T€, 1999: 115,6 T€). Die Drittmittel stammen<br />

zu 57,2 % vom B<strong>und</strong>, aus der Wirtschaft kommen 27,7 %, von der<br />

DFG 10,5 % <strong>und</strong> 4,6 % sind sonstige Drittmittel. In den Folgejahren<br />

rechnet caesar mit weiter steigenden Einnahmen aus Drittmitteln<br />

(2003: 2,3 Mio. Euro, <strong>2004</strong>: 3,6 Mio. Euro) <strong>und</strong> erwartet, dass die<br />

Verwertung von Forschungsergebnissen durch Lizenzierungen <strong>und</strong><br />

Beteiligungen an Ausgründungen an Gewicht gewinnen wird.<br />

Das Stiftungskonzept sieht für caesar die Einrichtung temporärer<br />

Projektgruppen vor. Die Einrichtung eines solchen Projekts erfolgt<br />

aus dem Basisbudget der Stiftung als eine Art „zentraler Pool“. Neue<br />

Projekte bzw. Projektvorschläge konkurrieren um das Basisbudget<br />

der Stiftung. Die benötigten Ressourcen <strong>und</strong> die zu erwartenden Aufwendungen<br />

hinsichtlich Personal, Sachmittel <strong>und</strong> Investitionen werden<br />

ebenso prognostiziert wie Erfolgsaussichten <strong>und</strong> Verwertungschancen.<br />

Im Projektverlauf ist eine leistungsbezogene Erweiterung<br />

des Projektbudgets über die Basisfinanzierung hinaus möglich, wenn<br />

Drittmittel im Projekt eingeworben werden oder wenn das Projekt<br />

eine unter strategischen Aspekten positive Entwicklung nimmt. Basis<br />

für die leistungsbezogene Mittelvergabe sind Fortschrittsvergleiche.<br />

33


Für Projekte, die die Erwartungen nicht erfüllen, kann auch eine Abbruchentscheidung<br />

getroffen werden.<br />

Im Jahr 2003 (Stand September 2003) hatte caesar 111 Wissenschaftler,<br />

davon 21 Arbeitsgruppenleiter, 77 Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> 13 Doktoranden. Zusätzlich waren 20 Technisch-<br />

Wissenschaftliche Assistenten <strong>und</strong> fünf Team-Assistentinnen beschäftigt.<br />

Von den Wissenschaftlern ohne Doktoranden waren 16<br />

weiblich (14,4 %). Neun der 98 Wissenschafter hatten sich habilitiert,<br />

52 waren promoviert, 35 hatten einen Diplom- <strong>und</strong> zwei einen Fachhochschulabschluss.<br />

Das Durchschnittalter betrug 35,5 Jahre. 15<br />

Wissenschaftler waren mehr als fünf Jahre bei caesar beschäftigt, 31<br />

zwischen drei <strong>und</strong> fünf Jahren, 48 zwischen ein <strong>und</strong> drei Jahren <strong>und</strong><br />

vier weniger als ein Jahr.<br />

Caesar hat eine eigene Gehaltsstruktur bestehend aus fünf Gehaltsbändern.<br />

Die Gehaltsbänder Forschung für die Funktionen/Qualifikation<br />

Hilfskräfte (F1), Wissenschaftler mit Arbeiten unter<br />

Anleitung (F2), Wissenschaftler mit weitgehend selbständiger Arbeit<br />

(F3), Wissenschaftler mit Teilgruppenleitung (F4) <strong>und</strong> Arbeitsgruppenleiter<br />

(F5) werden leistungsabhängig gezahlt. Sie liegen leicht<br />

oberhalb der BAT-Tarifverträge in den entsprechenden Vergütungsgruppen.<br />

Alle Verträge der Wissenschaftler sind auf maximal fünf<br />

Jahre befristet, um flexibel auf Erneuerungen der Forschungsthemen<br />

reagieren zu können.<br />

Die Gehaltsbänder Verwaltung/Infrastruktur untergliedern sich in V/I 1<br />

für Hilfskräfte/Aushilfen, V/I 2 für Arbeitsnehmer mit abgeschlossener<br />

Berufsausbildung, V/I 3 für Arbeitsnehmer mit höherwertigen kaufmännischen<br />

<strong>und</strong> technischen Kenntnissen <strong>und</strong> mehrjähriger Berufserfahrung,<br />

V/I 4 für Arbeitsnehmer mit eigenverantwortlichem Tätigkeitsbereich<br />

<strong>und</strong> Berufserfahrung <strong>und</strong> V/I 5 Arbeitsnehmer mit herausragender<br />

Funktionsstelle <strong>und</strong> langjähriger Berufserfahrung. Diese<br />

Verträge werden überwiegend unbefristet abgeschlossen. Das Personalstatut<br />

erlaubt sowohl für die Gehaltsbänder Forschung als auch<br />

Verwaltung/Infrastruktur Sonderzahlungen für außerordentliche Leistungen.<br />

24 % (Stand September 2003) des wissenschaftlichen Personals<br />

waren Berufseinsteiger, 39 % kamen von Hochschuleinrichtungen,<br />

16 % aus der Industrie, 14 % aus außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

<strong>und</strong> 7 % aus sonstigen Einrichtungen. Die Arbeitsgruppenleiter<br />

kamen überwiegend aus dem universitären <strong>und</strong> außeruniversitären<br />

Bereich. Die von der Industrie zu caesar wechselnden<br />

Mitarbeiter stammen sowohl aus größeren Unternehmen als auch<br />

von mittleren <strong>und</strong> kleineren Unternehmen <strong>und</strong> bringen industrielle<br />

Projekterfahrung mit.<br />

34


Leitende Wissenschaftler können in zwei Richtungen gewonnen werden:<br />

Top-down beschreibt die Vorgabe eines Forschungsschwerpunktes<br />

durch den Vorstand <strong>und</strong> dessen inhaltliche Füllung durch<br />

dazu passende Arbeitsgruppen <strong>und</strong> Projekte. Wissenschaftler werden<br />

durch Bewerbungen auf Ausschreibungen oder gezielte Ansprache<br />

interessanter Forschungsgruppen durch den Vorstand rekrutiert.<br />

Bottom-up steht für die Initialbewerbung interessierter Wissenschaftler,<br />

deren Forschungsthema in wissenschaftlicher <strong>und</strong> marktorientierter<br />

Hinsicht sowie im Beitrag zu den Zielen der Stiftung Potenzial<br />

verspricht. Zur Beurteilung des vorgeschlagenen Themas werden in<br />

der Regel Gutachten eingeholt. Der Wissenschaftliche Beirat <strong>und</strong> die<br />

Kooperationspartner sowie die schon vorhandenen Arbeitsgruppenleiter<br />

sind bei der Rekrutierung behilflich. Im Einklang mit der Empfehlung<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es von 1997 werden verstärkt jüngere<br />

Wissenschaftler berücksichtigt, die sich bereits erste internationale<br />

Anerkennung erwerben konnten.<br />

Nach Aussage von caesar bestehen bei der Gewinnung von wissenschaftlichem<br />

Personal aus unterschiedlichen Gründen zum Teil<br />

Schwierigkeiten. So gab es eine Phase, in der nur schwer erfahrene<br />

Informatiker zu gewinnen waren. Caesar hat aufgr<strong>und</strong> seines Personalstatuts<br />

die Möglichkeit, die Einstiegsgehälter im Unterschied zum<br />

BAT flexibler zu handhaben. Die Fluktuation bezeichnet caesar nach<br />

eigenen Aussagen als „natürlich“, sie wird im Wesentlichen durch<br />

auslaufende Verträge bestimmt <strong>und</strong>/oder durch Chancen für wissenschaftliche<br />

oder berufliche Weiterentwicklungen. Allerdings kann sich<br />

gegen Ende der Laufzeit einer Arbeitsgruppe eine personelle Schwächung<br />

für die Projektarbeit ergeben.<br />

Von r<strong>und</strong> 135 Wissenschaftlern, die caesar bisher eingestellt hat,<br />

haben 25 das Institut in den letzten drei Jahren verlassen. Von caesar<br />

aus sind 56 % zu Hochschuleinrichtungen, 40 % in die Industrie<br />

<strong>und</strong> 4 % zu außeruniversitären Forschungseinrichtungen gewechselt.<br />

Caesar-Mitarbeiter sind in die Forschungsabteilungen größerer Unternehmen<br />

(Elektronikbranche, Chemie/Biochemie <strong>und</strong> Pharmazie),<br />

in mittelständische Unternehmen, zu Caesar-Kooperationspartnern<br />

<strong>und</strong> in Softwareunternehmen gewechselt. Die wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter, die an eine Hochschuleinrichtung gegangen sind, haben<br />

in der Regel qualifiziertere Positionen eingenommen.<br />

Der Raumbedarf für den Neubau geht von maximal 341 Mitarbeitern<br />

aus. Das Caesar-Gebäude verfügt über eine Hauptnutzfläche von<br />

11.250 m², davon entfallen 5.000 m² auf Labore <strong>und</strong> Büroflächen für<br />

die wissenschaftlichen Arbeitsgruppen, 2.800 m² auf zentrale wissenschaftliche<br />

Einrichtungen (Reinraum, VR-Center, Elektronenmikroskopie,<br />

usw.) <strong>und</strong> 3.440 m² auf zentrale Serviceeinrichtungen, darun-<br />

35


ter EDV, Bibliothek, Hörsaal mit 200 Plätzen, zwei teilbare Seminarräume<br />

sowie zwölf Besprechungsräume mit je zwölf Plätzen für die<br />

Triplets.<br />

Caesar verfügt über zwei Cluster an Parallelrechnern, einen mit 34<br />

Knoten (68 Prozessoren), 34 GB RAM <strong>und</strong> Gigabit-Ethernet-<br />

Verknüpfung. Das zweite Cluster hat 6 Knoten (12 Prozessoren), 12<br />

GB RAM, Gigabit-Ethernet-Verknüpfung <strong>und</strong> Hochleistungsgrafikkarte<br />

zum Betrieb von CAVE. Alle Arbeitsplätze können über das Gigabit-Ethernet<br />

angeb<strong>und</strong>en werden. Es besteht eine Netzanbindung an<br />

das BONNET der Universität Bonn sowie eine Direktverbindung an<br />

die Institute für Informatik IV <strong>und</strong> Angewandte Mathematik der Universität<br />

Bonn <strong>und</strong> an die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft in Birlinghoven.<br />

Caesar hat die allgemeinen IT-Supportaufgaben sowie die<br />

Administration des Netzwerks an externe Dienstleister zur Verschlankung<br />

der Organisationsstruktur, Kostensenkung <strong>und</strong> Risikominimierung<br />

ausgelagert. Beibehalten wurde eine eigene IT-Abteilung für<br />

Spezialaufgaben. Ferner verfügt caesar über ein spezifisches Unified-Messaging-System<br />

zur Integration der Kommunikationsmedien<br />

Telefon/Voice Mail, E-Mail, SMS <strong>und</strong> Fax, mit vereinheitlichtem<br />

Zugriff auf die persönliche Kommunikationszentrale über Internet,<br />

Intranet <strong>und</strong> Telefon. Die Seminarräume sind mit vernetzten interaktiven<br />

Präsentationsboards, Multimedia-Hörsaalausstattung mit großer<br />

Rückprojektionsanlage, Verfolgerkamera <strong>und</strong> Video-Serversystem für<br />

verteilte Präsentationen ausgestattet.<br />

Für Arbeiten im Bereich Mikro- <strong>und</strong> Nanotechnologie steht ein 460 m²<br />

großer Reinraum zur Verfügung, der für die Reinraumklassen 10 bis<br />

1000 ausgelegt ist. Die Betreuung geschieht durch ein eigenes Reinraumteam.<br />

Für die Unterbringung der Elektronenmikroskope steht ein<br />

eigens dafür vorgesehener unterirdischer Gebäudeteil zur Verfügung,<br />

wo sie durch die Lage <strong>und</strong> die besondere Bauausführung von Temperaturschwankungen,<br />

Erschütterungen, Störschall <strong>und</strong> elektromagnetischen<br />

Störfeldern abgeschirmt sind.<br />

Im biochemischen Bereich gibt es zwei Laborbereiche der Schutzklasse<br />

S2, ein Isotopenlabor der Schutzklasse S2 ist noch im Bau.<br />

Caesar ist im Besitz eines 400 m² großen Gewächshauses mit klimabedarfsabhängiger<br />

adaptiver Regelung aller für das Pflanzenwachstum<br />

notwendigen klimarelevanten Daten <strong>und</strong> adaptiver Flut-<br />

Anstaubewässerung.<br />

Der Bereich der Kommunikationsergonomie verfügt über eine skalierbare,<br />

multifunktionale Virtual Reality-Umgebung auf Basis eines<br />

7-Kanal-Projektionssystems, die in vier Konfigurationen betrieben<br />

werden kann.<br />

36


A.IV. Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen<br />

Die Wissenschaftler von caesar haben im Jahr 2003<br />

− 4 Patenterstanmeldungen (2002: 4, 2001: 6, 2000: 7, 1999: 1);<br />

− keine Monographien (2002: 2, 2001: 3, 2000: 0, 1999: 2);<br />

− 28 Beiträge zu Sammelwerken (2002: 51, 2001: 39, 2000: 11,<br />

1999: 9);<br />

− 32 Aufsätze in referierten Zeitschriften (2002: 27, 2001: 32, 2000:<br />

25, 1999: 37);<br />

− 1 Aufsatz in nichtreferierten Zeitschriften (2002: 0, 2001: 0, 2000:<br />

0, 1999: 0)<br />

publiziert sowie 45 Vorträge (2002: 52, 2001: 33, 2000: 21, 1999: 0)<br />

gehalten.<br />

Bis September 2003 hat caesar 22 Erstanmeldungen für Patente<br />

eingereicht; davon wurden neun zu internationalen Patentfamilien<br />

ausgebaut. Caesar verfolgt eine breite Patentpolitik, wonach die Patentierung<br />

von Erfindungen nicht nur zur Erzielung von Einnahmen<br />

durch Lizenzierung, sondern auch als Element zum Aufbau einer<br />

langfristigen Technologiebasis <strong>und</strong> Reputation für das Forschungszentrum<br />

dient. Patente werden auch als Starthilfe für Ausgründungen<br />

herangezogen. Deshalb werden sowohl fertige Forschungsergebnisse<br />

angemeldet als auch Forschungsideen, die in Projekte <strong>und</strong> Kooperationen<br />

eingebracht werden.<br />

Organisatorisch werden Erfinder <strong>und</strong> Patente von der Abteilung<br />

Recht/Patente/Transfer betreut. Von dort werden Patentseminare für<br />

die Mitarbeiter organisiert. Für Patente stand im Jahr 2003 ein Betrag<br />

von 35.000 Euro zur Verfügung. Es wird eine Patentdatenbank geführt.<br />

Erfindungsmeldungen werden bei der Patentabteilung eingereicht,<br />

hier erfolgt eine erste Prüfung für die Empfehlung der Inanspruchnahme<br />

durch den Vorstand. Für Patentrecherchen ist eine<br />

Bibliothekarin besonders ausgebildet. Teil der Prüfung vor Inanspruchnahme<br />

ist auch die Abschätzung der wirtschaftlichen Chancen.<br />

Zu diesem Zweck ist caesar Mitglied der Patentverwertungsagentur<br />

„Forschungs-Patent“ bei der Patentstelle der Fraunhofer Gesellschaft.<br />

Für die eigentliche Anmeldung arbeitet caesar mit mehreren<br />

spezialisierten Patentanwälten zusammen. Als Anreiz für Mitarbeiter<br />

wurde eine Regelung zur Arbeitnehmererfindervergütung erlassen.<br />

Danach wird eine erste Vergütung in Höhe von 100 bis 300 Euro in<br />

Abhängigkeit von der Güte der Patentschrift nach der Anmeldung der<br />

Erfindung beim Patentamt gezahlt. Bei Patenterteilung erfolgt eine<br />

weitere Vergütung in Höhe von 300 Euro. An den Verwertungserlö-<br />

37


sen wird der Erfinder mit 33 % der Bruttoeinnahmen beteiligt, für<br />

Ausgründer ist eine vorrangige Nutzung ihrer Erfindungen vorgesehen.<br />

Die Wissenschaftler von caesar haben im Jahr 2003 insgesamt an 24<br />

auswärtigen Fachtagungen (2002: 23, 2001: 21, 2000: 12) <strong>und</strong> an 21<br />

Workshops (2002: 29, 2001: 12, 2000: 9) teilgenommen. Auf Kosten<br />

des Veranstalters wurden 2003 35 (2002: 50, 2001: 34, 2000: 31)<br />

Wissenschaftler auf auswärtige Fachtagungen, Workshops <strong>und</strong> zu<br />

Vorträgen an nationalen <strong>und</strong> internationalen Instituten eingeladen.<br />

Die für caesar relevanten Zielgruppen sind insbesondere die Scientific<br />

Community, Nachwuchswissenschaftler, Studenten, Entscheidungsträger<br />

aus Unternehmen/Industrie, Politiker/Ministerien/ Behörden.<br />

Maßnahmen zur Ansprache der Zielgruppen sind eine intensive<br />

Pressearbeit, die Teilnahme an Messen <strong>und</strong> Veranstaltungen, eigene<br />

Präsentationen, Ausstellungen <strong>und</strong> Führungen sowie der Internetauftritt.<br />

Die wissenschaftlichen Ergebnisse stellt caesar einzeln durch die<br />

Fachwissenschaftler auf Fachkonferenzen, für die Arbeitsgruppen mit<br />

Produktbezug auch auf Messen (z. B. Hannover-Messe, Laser-<br />

Messe München, Medica Düsseldorf) vor, um Forschungsergebnisse<br />

potentiellen Kooperationspartnern aus Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

zu präsentieren. Das Anwerben neuer Mitarbeiter steht bei Messen<br />

(konaktiva Dortm<strong>und</strong>, bonding Berlin) <strong>und</strong> relevanten Veranstaltungen<br />

der Hochschulen aus der Region im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Für den Dialog mit der Öffentlichkeit ist eine Abteilung für Presse<strong>und</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit eingerichtet. Sie bereitet Forschungsergebnisse<br />

allgemeinverständlich auf <strong>und</strong> dient Journalisten als Servicestelle,<br />

die bei aktuellen Anlässen zu Pressekonferenzen eingeladen<br />

<strong>und</strong> auch gezielt angesprochen werden, um die Arbeit einzelner Arbeitsgruppen<br />

bei individuellen Führungen kennen zu lernen. Die Abteilung<br />

für Presse- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit unterstützt die Wissenschaftler<br />

bei der Darstellung nach außen durch Broschüren, Werbemittel<br />

<strong>und</strong> Messebeteiligungen. Außerdem ist sie Ansprechpartner für<br />

Interessenten <strong>und</strong> Besucher <strong>und</strong> betreut den Internetauftritt<br />

(www.caesar.de). Die breite Öffentlichkeit wird bei Präsentationen<br />

wie z. B. „Physik <strong>und</strong> Leben“ im Deutschen Museum München,<br />

„science@night“ am Rhein-Ahr-Campus Remagen oder der Bonner<br />

Wissenschaftsnacht erreicht.<br />

Im Mai 2003 wurde die erste Ausgabe des Caesar-Newsletters produziert,<br />

der dreimal pro Jahr an Wissenschaftler, Industrievertreter,<br />

Journalisten sowie weitere Interessierte verschickt wird. Er informiert<br />

über die Struktur <strong>und</strong> Arbeitsgruppen von caesar, stellt Forschungs-<br />

38


ergebnisse vor, weist auf Termine hin <strong>und</strong> soll zur Kontaktaufnahme<br />

anregen. Sämtliche Drucksachen, Poster, Werbemittel usw. sind<br />

nach einem einheitlichen Corporate Design gestaltet. Für hausinterne<br />

Zwecke gibt die Pressestelle regelmäßig eine Informationsbroschüre<br />

@caesar als Mitarbeiterzeitung heraus.<br />

Die Arbeitsgruppe Financial Engineering veranstaltet seit 1999 gemeinsam<br />

mit der Universität Bonn bei caesar ein wöchentliches Seminar<br />

unter dem Titel „Mathematical Finance“. Mit dem Bezug des<br />

Neubaus nahm caesar die Kommunikation mit Schülern als den künftigen<br />

Nachwuchswissenschaftlern auf. Es wurde ein Schülersimulationslabor<br />

eingeweiht, dessen Betrieb im November 2003 beginnt.<br />

Schüler ab der elften Klasse haben bei caesar die Möglichkeit, ein<br />

Praktikum in der modernen natur- <strong>und</strong> ingenieurwissenschaftlichen<br />

Forschung zu machen.<br />

Im neuen Gebäude hat caesar sehr gute Präsentationsmöglichkeiten,<br />

die vielfältig genutzt werden. So fand zur Einweihung des Neubaus<br />

außer dem Festakt auch eine Kunstvernissage statt. Der Tag der<br />

offenen Tür zog über 15.000 Besucher an. Informationen auf fachlichem<br />

Niveau standen im Mittelpunkt der Wissenschaftstage. Zahlreiche<br />

Besucher haben sich bei Vorträgen <strong>und</strong> Laborführungen ein Bild<br />

von caesar machen können. Ein Besucherfilm ist in Planung.<br />

Unmittelbare Politikberatung verfolgt caesar nicht. Es präsentiert sich<br />

jedoch als Beispiel einer innovativen Forschungseinrichtung in<br />

Deutschland bei hochrangigen Regierungsdelegationen. Einzelne<br />

Mitarbeiter von caesar nehmen Mitgliedfunktionen in verschiedenen<br />

Gremien 1 auf kommunaler, Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene wahr.<br />

A.V. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre <strong>und</strong> der<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

Kooperationen<br />

Zur Einbindung in die Region hat caesar Rahmenverträge mit den<br />

Universitäten in Bonn, Köln, Aachen <strong>und</strong> Düsseldorf geschlossen.<br />

Besondere Bedeutung hat die Rahmenvereinbarung mit der Universität<br />

Bonn, unter der neun Einzelvereinbarungen geschlossen worden<br />

sind, darunter eine Vereinbarung über den gemeinsamen Betrieb<br />

eines Technikums. Dies entspricht den Vorschlägen der Gründungs-<br />

1<br />

Forum Bildung der B<strong>und</strong>esregierung, Deutscher Akkreditierungsrat, Technologiebeirat<br />

des Landes Berlin, Landeshochschulrat Brandenburg, Kuratorium der Freien<br />

Universität Berlin, Kuratorium des Laser-Laboratoriums Göttingen e.V., Wissenschaftlicher<br />

Beirat des Bremer Instituts für angewandte Strahltechnik GmbH, Ausschuss<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung des Rates der B<strong>und</strong>esstadt Bonn.<br />

39


ausschuss, größere Geräte den Forschungseinrichtungen der Region<br />

für eine gemeinsame Nutzung zugänglich zu machen. Während caesar<br />

einen Teil der Geräte zur Verfügung stellt, wird von Seiten der<br />

Universität das benötigte Personal eingebracht. Mit einer Vielzahl von<br />

Universitäten 2 arbeitet caesar in Verb<strong>und</strong>projekten <strong>und</strong> DFG-Vorhaben<br />

einschließlich Sonderforschungsbereichen zusammen. Erste<br />

Kooperationsverträge mit amerikanischen Forschungseinrichtungen<br />

wurden abgeschlossen (MURI/NICOP, Boston College).<br />

Caesar hat mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen 3 verschiedene<br />

Kooperationsverträge. In einer Vielzahl von anwendungsnahen<br />

Projekten arbeitet caesar mit Unternehmen im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

zusammen. Als anwendungsorientierte Einrichtung mit Projektorganisation<br />

haben alle Projekte bei caesar kurz- oder mittelfristige Anwendungen<br />

zum Ziel. Da es sich um naturwissenschaftliche/technische<br />

Projekte handelt, liegt das Anwendungs-Potenzial im wirtschaftlichen<br />

Bereich. Caesar hat vier Forschungsaufträge bearbeitet sowie einige<br />

kleinere Entwicklungsaufgaben erledigt, bei denen die Ergebnisse<br />

unmittelbar den Auftraggebern aus der Industrie zustanden. Im Rahmen<br />

von Verb<strong>und</strong>vorhaben <strong>und</strong> bilateralen Kooperationen hat caesar<br />

14 Vereinbarungen geschlossen. Danach haben die industriellen<br />

Partner in der Regel eine Option auf die Nutzung der von caesar<br />

erarbeiteten Ergebnisse.<br />

Zurzeit werden bei caesar drei klassische Ausgründungsideen verfolgt.<br />

Die Firma Oreas GmbH (Gruppe Graph Drawing) vertreibt bereits<br />

verschiedene Softwareprodukte zur Layoutgestaltung. Die Firma<br />

NEXIGEN will aus der Gruppe Proteininteraktionsanalyse Dienstleistungen<br />

für die Vorentwicklung von Medikamenten anbieten. Aus den<br />

Gruppen Smart Materials <strong>und</strong> Aptamere Biosensoren sollen über die<br />

Firma S-Sens die verschiedenen Sensorfamilien vermarktet werden.<br />

Neben den klassischen Ausgründungen mit ihren typischen Problemen<br />

des Marktzugangs, der Finanzierung <strong>und</strong> des Unternehmensaufbaus<br />

verfolgt caesar den Ansatz strategischer Allianzen mit Industriepartnern<br />

(mit der Firma MTU <strong>und</strong> mit der Firma Sirona Dental<br />

GmbH), die die Option für Ausgründungen enthalten.<br />

2<br />

Universität Düsseldorf, RWTH Aachen, Universität zu Köln, Ruhr-Universität Bochum,<br />

Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn, TU Darmstadt, Universität Duisburg-Essen,<br />

Universität Passau, TU München, Klinikum der Universität zu Köln, Universitätsklinikum<br />

Düsseldorf, Universität Kassel, Universität Bochum, TU Wien, Universität<br />

Oldenburg, Universitätsklinik Basel.<br />

3<br />

Forschungszentrum Jülich, Forschungszentrum Karlsruhe, GKSS-Forschungszentrum<br />

Geesthacht, Institute der Fraunhofer-Gesellschaft <strong>und</strong> der Max-Planck-Gesellschaft.<br />

40


Caesar arbeitet im Rahmen eines BMBF-Vorhabens, das in die Forschungsinitiative<br />

EUREKA eingeb<strong>und</strong>en ist, mit zwei Partnern aus<br />

dem europäischen Ausland zusammen. Im Rahmen des fünften<br />

Rahmenprogramms der EU war caesar an einer Ausschreibung beteiligt<br />

<strong>und</strong> hat im sechsten Rahmenprogramm vier Anträge gestellt,<br />

bisher aber noch keine Finanzierungszusage erhalten.<br />

Gemeinsame Berufungen mit Hochschulen gestalten sich nach Aussage<br />

von caesar als schwierig <strong>und</strong> sind bisher noch nicht gelungen.<br />

Der Gr<strong>und</strong> liege u. a. an der zeitlichen Befristung der Verträge von<br />

maximal fünf Jahren. Das habe zur Folge, dass die beteiligte Hochschule<br />

nach Ablauf der fünf Jahre eine Planstelle bereitstellen müsse.<br />

Hierzu habe sich bisher keine Universität bereit finden können. Mit<br />

den neu eingerichteten Juniorprofessoren an Hochschulen hat caesar<br />

dagegen positive Erfahrungen gemacht. Die zeitliche Befristung dieser<br />

Positionen passe gut zu den zeitlichen Perspektiven der Beschäftigungsverhältnisse<br />

bei caesar. Eine gemeinsame Juniorprofessur<br />

gebe dem Stelleninhaber in der Qualifikationsphase die Möglichkeit,<br />

sich in der Forschung bei caesar zu qualifizieren <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

Erfahrungen in der Lehre zu sammeln. Bisher wurde eine gemeinsame<br />

Berufung auf eine Juniorprofessur mit der Universität Bochum<br />

erfolgreich durchgeführt.<br />

Für die nähere Zukunft sieht caesar einen Bedarf für die Verstärkung<br />

der Kooperation mit Universitäten, zum einen, um neue Mitarbeiter zu<br />

gewinnen, aber auch, um Mitarbeitern den Weg in eine akademische<br />

Karriere zu ebnen. Um beim Aufbau von EU-Konsortien erfolgreich<br />

zu sein, bedarf es zusätzlicher Anstrengungen, die caesar nach eigenen<br />

Angaben nicht alleine schultern kann. Hier wäre der Aufbau einer<br />

ergänzenden Infrastruktur wünschenswert. Aufgr<strong>und</strong> der speziellen<br />

Orientierung von caesar auf Marktfähigkeit seiner Forschungsergebnisse<br />

sei gezielte Hilfe bei der Erstellung von Businessplänen, bei der<br />

Vermarktung von Produkten <strong>und</strong> beim Markteinstieg erforderlich.<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

Die Arbeitsgruppen bestehen im Schnitt zu 30 bis 50 % aus wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern ohne Promotion. In der Mehrzahl streben<br />

diese Mitarbeiter die Promotion an, als Hauptaufgabe wird im Arbeitsvertrag<br />

aber die projektbezogene Mitarbeit erwartet. Daneben<br />

gibt es Mitarbeiter, die bei caesar einen Doktorandenvertrag mit dem<br />

Hauptziel einer Anfertigung einer Promotion haben <strong>und</strong> im Weiteren<br />

als Doktoranden bezeichnet werden. Die meisten von ihnen kommen<br />

aus dem regionalen Einzugsgebiet Nordrhein-Westfalen, insbesondere<br />

dem Rheinland. Dies sind vor allem Doktoranden von externen<br />

Arbeitsgruppenleitern, die an der Universität Bonn <strong>und</strong> der Universität<br />

Düsseldorf einen Lehrstuhl innehaben <strong>und</strong> für die wissenschaftlichen<br />

41


Projekte bei caesar einige Doktoranden aus ihrem Lehrstuhl eingebracht<br />

haben. Weitere Doktoranden von Wissenschaftlern, die sich<br />

an anderem Ort habilitiert hatten, stammen von den Universitäten<br />

Karlsruhe <strong>und</strong> Kaiserslautern <strong>und</strong> der Technischen Universität München.<br />

Im Schnitt werden die Promotionen innerhalb von 3,5 Jahren<br />

fertig gestellt, da das Promotionsthema in die Projektarbeit eingeb<strong>und</strong>en<br />

ist <strong>und</strong> die wissenschaftliche Arbeit sich parallel mit dem Projektfortschritt<br />

entwickelt.<br />

Neben der wissenschaftlichen Weiterqualifikation werden durch die<br />

Projektarbeit auch Erfahrungen im Projektmanagement, Meilensteinplanung<br />

<strong>und</strong> die Zusammenarbeit mit Dritten vermittelt. Zur weiteren<br />

Qualifikation werden Managementseminare, Führungsseminare <strong>und</strong><br />

Existenzgründerseminare organisiert.<br />

Caesar betreut Diplom-, Master- <strong>und</strong> Bachelor-Arbeiten nach Maßgabe<br />

der Verfügbarkeit geeigneter Themen aus der laufenden Projektarbeit.<br />

Mit einem Stipendienprogramm für ausländische Nachwuchswissenschaftler<br />

will caesar seinen Einzugsbereich für die Personalrekrutierung<br />

erweitern. Mit Einrichtung eines Simulationslabors<br />

für Schüler ab der neunten Klasse <strong>und</strong> dem Angebot von Schülerpraktika<br />

ab der elften Klasse trägt caesar zur frühen Förderung des<br />

naturwissenschaftlichen Interesses bei.<br />

In den Jahren 1999 bis 2003 wurden insgesamt 25 Diplom- <strong>und</strong> Masterarbeiten,<br />

19 Promotionen (zehn von internen <strong>und</strong> neun von externen<br />

Mitarbeitern) <strong>und</strong> drei Habilitationen (eine von internen <strong>und</strong> zwei<br />

von externen Mitarbeitern) abgeschlossen. Drei Mitarbeiter haben<br />

einen Ruf an eine Hochschulen erhalten, von denen zwei Rufe angenommen<br />

wurden, einer wurde abgelehnt.<br />

Mitarbeiter von caesar waren von 1999 bis 2003 an 55 Lehrveranstaltungen<br />

(43 Vorlesungen <strong>und</strong> 12 Seminare) an der Universität Augsburg,<br />

Ruhr-Universität Bochum, Universität Bonn, Fachhochschule<br />

Bonn-Rhein-Sieg, Technischen Universität Darmstadt, Universität<br />

Düsseldorf, Universität Karlsruhe, Fachhochschule Koblenz, Universität<br />

zu Köln <strong>und</strong> Technischen Universität München beteiligt.<br />

Zur engeren Verzahnung der Hochschulforschung mit den Arbeiten<br />

bei caesar wurde das Instrument des externen Arbeitsgruppenleiters<br />

eingeführt. Ein Hochschullehrer, der im Hauptamt Mitglied der Universität<br />

bleibt, wird mit der Leitung einer Arbeitsgruppe bei caesar<br />

betraut. Es handelt sich dabei um Projekte, die nach Mitteilung von<br />

caesar nur schwer an einer Universität bearbeitet werden können.<br />

Der Gewinn für caesar liege im Import von Know-how <strong>und</strong> der Durchführung<br />

aktueller Forschungsprojekte mit exzellenten Forscherpersönlichkeiten.<br />

Zusätzlich könnten so Studenten <strong>und</strong> junge Hoch-<br />

42


schulabsolventen frühzeitig an die Forschungsrichtungen bei caesar<br />

herangeführt werden.<br />

Es wurden insgesamt 23 Veranstaltungen für die Aus-, Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung von Caesar-Mitarbeitern besucht. 22 Wissenschaftler<br />

aus nationalen <strong>und</strong> internationalen Instituten haben von 1999 bis<br />

2002 als Gastwissenschaftler einen Forschungsaufenthalt bei caesar<br />

verbracht. Sieben Mitarbeiter waren 2002 <strong>und</strong> drei 2003 als Gastwissenschafter<br />

an anderen Instituten im In- <strong>und</strong> Ausland beschäftigt.<br />

Fünf Wissenschaftler waren während der Jahre 1999 bis 2003 in 16<br />

verschiedenen wissenschaftlichen oder wissenschaftspolitisch relevanten<br />

Gremien tätig. Acht Wissenschaftlern wurden insgesamt zehn<br />

Preise im selben Zeitraum verliehen.<br />

A.VI.<br />

Künftige Entwicklung<br />

Nach Aussagen von caesar zeichnet sich in der Nanotechnologie ab,<br />

dass die Dünnschichttechnologie in einigen Jahren keine große wissenschaftliche<br />

Herausforderung mehr darstellen wird. Dagegen erwartet<br />

caesar von der Verb<strong>und</strong>technik noch innovative Entwicklungen<br />

etwa im Zusammenhang mit der systematischen Suche nach neuen<br />

Materialien auf der Basis der kombinatorischen Materialentwicklung.<br />

Bei den Verb<strong>und</strong>techniken denkt caesar insbesondere an die Verb<strong>und</strong>e<br />

aus Metallen <strong>und</strong> Nichtmetallen wie etwa Polymeren. Eine<br />

andere Entwicklung werde stärker in die Partikeltechnologie gehen.<br />

Neben der Miniaturisierung werde der Aufbau von Systemen Molekül<br />

für Molekül immer wichtiger werden. Aus dieser Sicht zeichnen sich<br />

für caesar nach eigenen Angaben neue Aufgabenschwerpunkte ab.<br />

Diesen Änderungen sei bereits durch Aufbau einer neuen Gruppe<br />

Nanopartikeltechnologie Anfang des Jahres 2003 Rechnung getragen<br />

worden. Auf einer ausgezeichneten Technologiebasis habe im<br />

Juli 2003 die neue Arbeitsgruppe Kombinatorische Materialwissenschaften<br />

starten können. Caesar erwartet für die Zukunft ein stärkeres<br />

Zusammenwachsen von Nanotechnik <strong>und</strong> Biowissenschaften.<br />

Auch hier seien bereits Arbeitsgruppen, die sich mit der Biosensorik<br />

befassen <strong>und</strong> über beide Bereiche Nanotechnologie <strong>und</strong> Kopplung<br />

elektronischer <strong>und</strong> biologischer Systeme hinweg kooperieren, eingerichtet<br />

worden.<br />

Aus dem Bereich Kopplung elektronischer <strong>und</strong> biologischer Systeme<br />

spielt die Biosensorik <strong>und</strong> molekulare Erkennung in der Biotechnologie<br />

<strong>und</strong> der Medizin nach Meinung von caesar eine immer größere<br />

Rolle. Entwicklungsschwerpunkte seien die Erweiterung der Anwendungsmöglichkeiten<br />

sowohl durch neue, verbesserte biologische<br />

Komponenten als auch im physikalischen Bereich durch die hochparallele,<br />

schnelle <strong>und</strong> multianalytische Detektion. Caesar plant deshalb<br />

43


den weiteren Ausbau von Projekten mit dem Schwerpunkt Biosensorik,<br />

teilweise in Kooperation mit dem Forschungsfeld Nanotechnologie.<br />

Eine weitere Entwicklung im Bereich Kopplung elektronischer <strong>und</strong><br />

biologischer Systeme ist nach Aussage von caesar der Trend zur<br />

Individualisierung medizinischer Therapieformen <strong>und</strong> zu Entwicklung<br />

neuer Verfahren zur generativen Medizin. Projekte mit dem Ziel der<br />

Therapieverbesserung von „Multidrug resistence“ bei Brustkrebspatientinnen<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung von neuen Gewebeersatzverfahren im<br />

Bereich der Zahnmedizin würden bei caesar bereits bearbeitet.<br />

Als künftiger zusätzlicher Aspekt werde das neue transdisziplinäre<br />

Forschungsgebiet der nicht invasiven, molekularen Bildgebung etabliert.<br />

Dabei liege der Fokus auf der Entwicklung von Technologien<br />

<strong>und</strong> Verfahren. Für die molekulare Bildgebung sollen bei caesar künftig<br />

Projekte zur Entwicklung verbesserter bildgebender Verfahren <strong>und</strong><br />

der Weiterentwicklung der Bilderkennung <strong>und</strong> Visualisierung in Kooperation<br />

mit dem Bereich Kommunikationsergonomie, sowie Projekte<br />

zur Identifizierung neuer krankheitsrelevanter Zielmoleküle <strong>und</strong> der<br />

Entwicklung spezifischer Marker <strong>und</strong> Sonden für die Früherkennung<br />

<strong>und</strong> Therapie etabliert bzw. verstärkt werden. Außerdem sei eine<br />

Verstärkung der Bioinformatik nötig, um neue Verfahren zur Verarbeitung<br />

<strong>und</strong> Auswertung der extrem großen Datenmengen, die in diesen<br />

Projekten generiert werden, zu entwickeln.<br />

In der Kommunikationsergonomie erwartet caesar nach eigenen Angaben<br />

weitere Entwicklungen in Richtung Bildverarbeitung <strong>und</strong> Visualisierung,<br />

um die großen Datenmengen, die in biologischen <strong>und</strong> medizinischen<br />

Problemen anfallen, zu beherrschen. Das Telelearning<br />

sowie die Schaffung kooperativer Arbeitsumgebungen könnten weitere<br />

wichtige Meilensteine für die Zukunft sein. Caesar erwartet ebenfalls<br />

wichtige Schritte auf dem Gebiet der Augmented Reality. Hierbei<br />

sei besonders an Anwendung in der Medizintechnik sowie im Ingenieurwesen<br />

zu denken.<br />

B. Bewertung<br />

B.I. Zur wissenschaftlichen Bedeutung<br />

Aufgabe von caesar ist es, Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> anwendungsbezogene<br />

Forschung in den Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften mit dem Ziel<br />

zu betreiben, Ergebnisse der Forschung in Produkte <strong>und</strong> Ausgründungen<br />

zu überführen. Die drei Forschungsfelder Nanotechnologie,<br />

Kopplung elektronischer <strong>und</strong> biologischer Systeme sowie Kommunikationsergonomie<br />

wurden vom Gründungsausschuss vorgegebenen.<br />

44


Vorgabe war auch, den Marktbezug der Themen im Hinblick auf ihre<br />

wirtschaftliche Verwertung von Anfang an zu berücksichtigen, dem<br />

Zentrum eine europäische Ausrichtung zu geben <strong>und</strong> eng mit Universitäten<br />

<strong>und</strong> Forschungseinrichtungen im Raum Bonn/Köln/Aachen<br />

sowie mit Unternehmen der europäischen Wirtschaft zusammenzuarbeiten.<br />

Caesar wurde im Zuge des Bonn-Berlin-Ausgleichs exemplarisch als<br />

neuartiges wissenschaftliches Forschungsinstitut konzipiert, das zur<br />

Erreichung seiner hochgesteckten Ziele neue Arbeitsbedingungen<br />

bekommen hat. Die gewählte Rechtsform einer selbständigen Stiftung<br />

privaten Rechts eröffnet einen vergleichsweise hohen administrativen<br />

Freiraum. So bestimmt die Stiftung nach der Anfangsphase<br />

selbst <strong>und</strong> autonom, welche Themen sie aufgreifen will. Dem wissenschaftlichen<br />

Vorstand wird eine stark prägende Rolle zugeschrieben.<br />

Die Rechtsform ermöglicht eine eigene leistungsabhängige Gehaltsstruktur<br />

sowie eine strikte Befristung der Projekte <strong>und</strong> Arbeitsverträge<br />

der wissenschaftlichen Mitarbeiter <strong>und</strong> stellt so eine große Flexibilität<br />

bei der Themenwahl sicher. Jeder Arbeitsgruppe wird ein Budget<br />

zugewiesen, über dessen Nutzung der Gruppenleiter entscheidet.<br />

Wissenschaftler mit unternehmerischen Absichten sollen Unterstützung<br />

bei einem Start in die Selbständigkeit erhalten. Mit Bezug des<br />

Neubaus wurden den Mitarbeitern ausgezeichnete Räumlichkeiten<br />

einschließlich einer hervorragenden Infrastruktur bestehend aus Bibliothek,<br />

Reinraum, Gewächshaus, Transmissionselektronenmikroskop<br />

<strong>und</strong> EDV-Ausstattung zur Verfügung gestellt. Diese besonderen<br />

Rahmenbedingungen sollen caesar in die Lage versetzen, exzellente<br />

Wissenschaftler nach ihrer speziellen Qualifikation ohne administrative<br />

Einengungen zu gewinnen.<br />

Mit dem Gründungskonzept, marktorientierte Forschung an der<br />

Schnittstelle von Physik, Mathematik, Informatik, Biologie, Chemie,<br />

Medizin <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften mit dem Ziel der Ausgründung<br />

innerhalb von fünf Jahren zu betreiben, wurden an das Institut <strong>und</strong><br />

die Leitung sehr hohe Ansprüche gestellt. Die ersten Gruppen wurden<br />

1999 eingesetzt, im April 2003 bezog caesar ein neues Gebäude<br />

<strong>und</strong> ist seitdem voll arbeitsfähig. Es wurde eine engagierte Aufbauarbeit<br />

geleistet. Die Ziele caesars wurden bisher jedoch nur teilweise,<br />

insgesamt in noch nicht überzeugender Weise erreicht. Einige Arbeitsgruppen<br />

sind auf gutem Wege, andere arbeiten weniger aussichtsreich.<br />

Einige Gruppen passen wissenschaftlich nicht in das<br />

Profil caesars <strong>und</strong> sind daher nicht oder zu wenig in Projekte mit anderen<br />

Caesar-Arbeitsgruppen eingeb<strong>und</strong>en. Die Arbeitsgruppen sind<br />

zum Teil von unterkritischer Größe, so dass eine konkurrenzfähige<br />

Bearbeitung eines Forschungsthemas im Vergleich zu anderen universitären<br />

<strong>und</strong> außeruniversitären Forschungseinrichtungen nicht<br />

45


immer gegeben ist. Einige Arbeitsgruppen arbeiten ohne überzeugende<br />

wissenschaftliche Führung. Ausgründungen gab es noch keine,<br />

in zwei Fällen gibt es dafür aber positive Perspektiven. Die Drittmitteleinwerbungen<br />

sind insgesamt als zu gering anzusehen <strong>und</strong><br />

auch die Publikationsleistung könnte bei einigen Arbeitsgruppen ü-<br />

berzeugender sein. Die Kooperationspartner von caesar schätzen die<br />

Bereitstellung der sehr guten Infrastruktur <strong>und</strong> die enge interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen. Nicht selten ist<br />

die Zusammenarbeit aber noch zu sehr vom Charakter eines<br />

Dienstleisters geprägt. Seinem europäischen Anspruch wird caesar<br />

nur eingeschränkt gerecht. Insgesamt ist die Einbettung von caesar<br />

in die nationale Wissenschafts- <strong>und</strong> Forschungslandschaft noch nicht<br />

überzeugend gelungen.<br />

Die Gründe, weshalb die Ziele noch nicht überzeugend erreicht wurden,<br />

liegen zum einen in der mangelnden Fokussierung <strong>und</strong> Schwerpunktsetzung<br />

der Themen. Der Transfer von Forschungsergebnissen<br />

in Patente <strong>und</strong> Ausgründungen ist noch unzureichend, die Triplet-<br />

Struktur ist hierfür nicht adäquat. Die Leitung ist zu sehr auf den wissenschaftlichen<br />

Vorstand zugeschnitten, der viele Entscheidungen in<br />

alleiniger Verantwortung trifft. Die Qualitätssicherung war bisher nicht<br />

in jeder Hinsicht zufrieden stellend; sie kann durch die Leitung nicht<br />

ausreichend wahrgenommen werden <strong>und</strong> auch die Begleitung durch<br />

den Wissenschaftlichen Beirat war nicht immer so erfolgreich, wie<br />

dies notwendig <strong>und</strong> wünschenswert gewesen wäre.<br />

Für eine erfolgreichere Weiterarbeit ist eine stärkere Fokussierung<br />

<strong>und</strong> Schwerpunktsetzung erforderlich. Eine neue Leitungsstruktur<br />

<strong>und</strong> eine Verstärkung der Qualitätskontrolle durch den Wissenschaftlichen<br />

Beirat sind zur Steigerung der wissenschaftlichen Qualität notwendig.<br />

Ein neues Konzept sollte Bedingungen schaffen, dass hochrangige<br />

Wissenschaftler berufen werden können, die innerhalb eines<br />

klaren wissenschaftlichen Profils exzellente Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> angewandte<br />

Forschung betreiben. Hierzu werden im Folgenden Hinweise<br />

gegeben. Für eine Neukonzipierung wird die Einrichtung einer Struktur-<br />

<strong>und</strong> Findungskommission empfohlen, die Einzelheiten der strukturellen<br />

<strong>und</strong> personellen Neuausrichtung erarbeiten sollte.<br />

B.<strong>II</strong>. Zu den Arbeitsschwerpunkten<br />

Die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit in den 21 Arbeitsgruppen<br />

ist im Einzelnen wie folgt einzuschätzen.<br />

Forschungsfeld Nanotechnologie<br />

1. Arbeitsgruppe Modellierung (im Triplet Multifunktionale Schichten)<br />

46


Der Schwerpunkt der mit sechs Mitarbeitern für caesar überdurchschnittlich<br />

großen Arbeitsgruppe liegt auf den wissenschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Modellierung, Analysis <strong>und</strong> Numerik. In Deutschland<br />

gehört diese Gruppe zu einer der besten in ihrem Bereich. Die Forschungsarbeit<br />

ist gut zwischen Theorie <strong>und</strong> Anwendung ausbalanciert.<br />

Die Gruppe geht auch große Herausforderungen an <strong>und</strong> ist<br />

international anerkannt. Die Interaktionen sind allerdings vorwiegend<br />

auf caesar beschränkt. Die Publikationsleistung ist sehr gut. Insgesamt<br />

ist die Forschungsarbeit dieser Gruppe sehr gut. Mit der Industrie<br />

gibt es nur wenige Kontakte <strong>und</strong> gemeinsame Projekte. Die Drittmitteleinwerbung<br />

sowie Teilnahme an externen Projektausschreibungen<br />

ist bezogen auf die Anzahl der Mitarbeiter in dieser Arbeitsgruppe<br />

als sehr gering einzuschätzen. Marktorientierte Innovationen <strong>und</strong><br />

eine eigenständige wirtschaftliche Verwertung der in dieser Arbeitsgruppe<br />

entwickelten Methoden sind nicht ersichtlich, so dass die<br />

kommerziellen Erfolgsaussichten gering sind.<br />

2. Arbeitsgruppe Dünne adaptive Schichten (im Triplet Multifunktionale<br />

Schichten)<br />

Die Untersuchungen dieser Gruppe konzentrieren sich auf das gr<strong>und</strong>legende<br />

Verständnis der atomaren <strong>und</strong> mikrostrukturellen Prozesse,<br />

die bei Scherungsumwandlungen ablaufen <strong>und</strong> zu Superelastizität<br />

<strong>und</strong>/oder zu Formgedächtniseffekten führen. Dazu werden geeignete<br />

Modellsysteme zum Beispiel in Form dünner Schichten präpariert <strong>und</strong><br />

der Ablauf der strukturellen Phasenumwandlungen bei einer Temperaturvariation,<br />

bei äußeren Kräften oder unter Magnetfeldeinfluss<br />

studiert. Die Kopplung zwischen diesen Untersuchungen <strong>und</strong> den<br />

anwendungsnahen Arbeiten der Gruppe Smart Materials sind allerdings<br />

gering. Da sich beide Gruppen in der Fragestellung <strong>und</strong><br />

Schwerpunktsetzung in geradezu idealer Weise ergänzen könnten,<br />

sollte eine Zusammenarbeit angestrebt werden, um damit das Caesar-Konzept<br />

für die Bereiche Smart Materials <strong>und</strong> adaptive Schichten<br />

in die Tat umzusetzen. In ihrer jetzigen isolierten Form sind die Arbeiten<br />

nicht von so hoher Originalität in der Fragestellung <strong>und</strong>/oder in<br />

der Durchführung, dass sie international ein Alleinstellungsmerkmal<br />

besitzen. Sie fügen sich weitgehend in die existierenden Vorstellungen<br />

über strukturelle Phasenumwandlungen vom Scherungstyp ein.<br />

Die erarbeiteten Resultate haben hohes wissenschaftliches Niveau.<br />

3. Arbeitsgruppe Smart Materials (im Triplet: Multifunktionale<br />

Schichten, seit 2003 zusätzlich im Triplet HF-Sensoren <strong>und</strong> Bauteile)<br />

Die Arbeiten dieser Gruppe sind primär anwendungsorientiert <strong>und</strong><br />

decken im Bereich der Smart Materials ein bemerkenswert breites<br />

Gebiet auf hohem wissenschaftlichem Niveau ab. Die Arbeitsweise<br />

47


ist durch eine enge Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe <strong>und</strong> durch<br />

originelle Ansätze gekennzeichnet. Die Schwäche liegt in den weitgehend<br />

fehlenden Gr<strong>und</strong>lagenarbeiten. Die Ursache hierfür ist – neben<br />

der klar betonten Anwendungspräferenz – in der Gruppengröße<br />

von nur sieben Mitarbeitern zu suchen, die die Abdeckung der Anwendungsaspekte<br />

<strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>lagenarbeiten bei der derzeitigen<br />

Gruppengröße nicht gleichzeitig erlaubt. Die Kopplung der Gruppe<br />

mit einer neu aufzubauenden Gr<strong>und</strong>lagen – bzw. theorieorientierten<br />

Gruppe scheint daher der nahe liegende Weg zu sein, diese Schwäche<br />

zu beseitigen, im Bereich Smart Materials das Gründungskonzept<br />

zu realisieren <strong>und</strong> damit profilbildend für caesar zu werden. Lobenswert<br />

sind die Drittmitteleinwerbungen, die etwa 50 % des Etats<br />

der Arbeitsgruppe betragen.<br />

4. Arbeitsgruppe Mikrorobotik<br />

Die Arbeitsgruppe arbeitet eng mit den Gruppen Sensor Systems <strong>und</strong><br />

3D Micro/Nanostructures zusammen. Das Arbeitsthema Mikrogreifer<br />

ist interessant, besitzt allerdings kein Alleinstellungsmerkmal in<br />

Deutschland. Die Projekte sind auf angewandte Forschung fokussiert.<br />

Die Arbeitsgruppe hat mit drei bis vier Mitarbeitern eine unterkritische<br />

Größe <strong>und</strong> ist weder innerhalb noch außerhalb caesars sichtbar.<br />

Der aktuelle Stand von Forschung <strong>und</strong> technischer Entwicklung<br />

im Fachgebiet ist zu wenig bekannt. Die Gruppe wird wissenschaftlich<br />

nicht ausreichend begleitet <strong>und</strong> geführt, es fehlt auch an einer<br />

überzeugenden Zukunftsstrategie. In der jetzigen Form <strong>und</strong> mit der<br />

vorhandenen wissenschaftlichen Ausrichtung trägt die Gruppe nicht<br />

zur Profilierung von caesar bei.<br />

5. Arbeitsgruppe 3D-Micro-/Nanostructures (im Triplet HF-Sensoren<br />

<strong>und</strong> Bauteile)<br />

Die Arbeitsgruppe arbeitet mit den Gruppen Mikrorobotik <strong>und</strong> Sensor<br />

Systems zusammen. Sie ist mit insgesamt vier Mitarbeitern für die<br />

Thematik unterbesetzt. Die Mitarbeiter leisten engagierte <strong>und</strong> gute<br />

Arbeit, sind jedoch weitgehend auf sich selbst gestellt <strong>und</strong> ohne wissenschaftliche<br />

Führung. Zur Profilbildung von caesar kann die Gruppe<br />

in dieser Form nicht betragen.<br />

6. Arbeitsgruppe Sensor Systems (im Triplet HF-Sensoren <strong>und</strong><br />

Bauteile)<br />

Die Arbeitsgruppe arbeitet mit den Gruppen Mikrorobotik <strong>und</strong> 3D-<br />

Micro/Nanostructures zusammen. Sie betreibt keine Forschung, sondern<br />

arbeitet wie ein Dienstleister. Mit nur vier Mitarbeitern ist diese<br />

Thematik unterbesetzt. Zur Profilbildung von caesar trägt sie nicht<br />

bei.<br />

48


7. Arbeitsgruppe Kombinatorische Materialforschung<br />

Die Idee, kombinatorische Ansätze auch in der Materialforschung<br />

einzusetzen, ist gr<strong>und</strong>sätzlich nicht neu. Die kleine Gruppe von nur<br />

drei Mitarbeitern befindet sich noch im Aufbau <strong>und</strong> hat wissenschaftlich<br />

ehrgeizige Ziele. So sollen ein Verfahren zur Umstellung des<br />

Probe-Arrays entwickelt <strong>und</strong> Wasserstoffdetektoren miniaturisiert<br />

werden. Das erklärte Ziel ist die Herstellung (Materialentwicklung)<br />

dünner magnetischer Schichten <strong>und</strong> Wasserstoffspeicher. Bei durchaus<br />

guter wissenschaftlicher Arbeit der Mitarbeiter ist die Gruppe<br />

international aber nicht konkurrenzfähig. Ihre Einbindung in das Arbeitsprogramm<br />

von caesar ist nicht erkennbar.<br />

8. Arbeitsgruppe Nanopartikeltechnologie<br />

Die Gruppe beschäftigt sich mit der Herstellung nanometergroßer<br />

Kristalle sowie deren Handhabung in Form von Ketten, zweidimensionalen<br />

Anordnungen usw. Es werden sowohl metallische als auch<br />

Halbleiterkristalle mit <strong>und</strong> ohne Oberflächenbeschichtung erzeugt <strong>und</strong><br />

untersucht. Die Untersuchungen zielen langfristig auf technische<br />

Anwendungen ab, zum Beispiel im Bereich der Speichertechnologie<br />

oder optischen Bauelemente.<br />

Das wissenschaftliche Niveau der Arbeiten erfüllt internationale Spitzenstandards,<br />

was sich beispielsweise in der Reputation der Zeitschriften<br />

spiegelt, in denen die Resultate publiziert werden. Produkte<br />

sind nicht in Sicht, werden aber auch nicht angestrebt. Allerdings<br />

liegen die Arbeiten bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung <strong>und</strong> Qualität<br />

auf einem vergleichbaren Niveau anderer universitärer <strong>und</strong> außeruniversitärer<br />

Spitzengruppen in Deutschland. Klare Alleinstellungsmerkmale<br />

in Ansatz <strong>und</strong> Durchführung sind nicht erkennbar.<br />

Wenn die Gruppe in einem multidisziplinären Umfeld <strong>und</strong> mit entsprechender<br />

Ankopplung an dieses Umfeld arbeiten würde, hätte sie<br />

die Chance, Nucleus einer international herausragenden wissenschaftlichen<br />

Aktivität von caesar zu werden.<br />

9. Arbeitsgruppe Crystal Growth<br />

Diese mit insgesamt neun Mitarbeitern zweitgrößte Arbeitsgruppe bei<br />

caesar arbeitet stark numerisch <strong>und</strong> DV orientiert; allerdings ist das<br />

Profil etwas zu einseitig. Es gibt Projekte in Zusammenarbeit mit der<br />

Industrie. Innerhalb caesars gibt es zwar Interaktionen mit anderen<br />

Gruppen, aber keine gemeinsamen Projekte. Die interne Zusammenarbeit<br />

muss vertieft werden, um das Profil der Arbeitsgruppe zu stärken.<br />

Die Publikationsleistung könnte höher sein.<br />

49


10. Arbeitsgruppe Optischer Detektor<br />

Die Arbeitsgruppe will die Auflösungsgrenze bildgebender optischer<br />

Methoden (Nahfeldmikroskopie) auf deutlich unter 10 nm drücken.<br />

Die Arbeitsgruppe ist im September 2003 gegründet worden <strong>und</strong><br />

befindet sich noch im Aufbau. Der erreichte Stand der Arbeiten lässt<br />

noch keine verlässliche Einschätzung zu. Die in der Universität Bonn<br />

angesiedelte Leiterin ist wissenschaftlich international ausgewiesen.<br />

Das Arbeitsprogramm der Gruppe ist stringent formuliert; bezüglich<br />

der Auflösung sollen internationale Bestwerte demonstriert werden.<br />

Die Machbarkeit des angedachten Konzepts ist offen; alternative<br />

Lösungswege sind aber überlegt worden. Das Projekt ist wissenschaftlich<br />

interessant <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>lagenforschung zuzuordnen.<br />

Streng genommen passt die Arbeit jedoch in keines der drei Forschungsfelder<br />

von caesar.<br />

Forschungsfeld Kopplung elektronischer <strong>und</strong> biologischer Systeme<br />

1. Arbeitsgruppe Aptamere Biosensoren<br />

Die Arbeitsgruppe ist ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation<br />

zwischen hochqualifizierten Biochemikern an der Universität<br />

Bonn mit Physikern <strong>und</strong> Ingenieuren bei caesar. Im Bereich der Biochemie<br />

werden wohldefinierte DNA-Stränge als selektive Sensoren<br />

für Proteine hergestellt. Ziel ist die Entwicklung eines Tischgeräts zur<br />

Detektion. Die Gr<strong>und</strong>idee ist nicht neu, die Umsetzung in ein Produkt<br />

erscheint möglich. Die Arbeiten der Gruppe sind positiv zu beurteilen,<br />

aber nicht richtungsweisend für caesar.<br />

2. Arbeitsgruppe Proteinfaltung<br />

Die Gruppe ist sehr stark analytisch ausgerichtet, die Schwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen Bioanalytik <strong>und</strong> Bioinformatik mit der Zielorientierung<br />

Diagnostik <strong>und</strong> therapeutische Anwendungen. Die Gruppe<br />

hat mehrere Jahre handwerklich solide Entwicklungsarbeit zur Identifizierung<br />

von S-S Brücken in Proteinen <strong>und</strong> damit einen Beitrag zur<br />

Strukturbestimmung geleistet, der gut publiziert ist. Dies ist ein wissenschaftlich<br />

sehr interessantes <strong>und</strong> ehrgeiziges Projekt, dessen<br />

mögliche wirtschaftliche Verwertung jedoch ungesichert erscheint.<br />

Derzeit ist eine Neuorientierung der wissenschaftlichen Ausrichtung<br />

im Gange, welche die Reduzierung der heutigen Schwächen <strong>und</strong><br />

zum Teil schwerwiegenden Nebenwirkungen einer Faktor V<strong>II</strong>I-<br />

Substitutionstherapie zum Ziel hat. In diesem Zusammenhang strebt<br />

die Arbeitsgruppe in einem ersten Schritt die gezielte Optimierung<br />

von Peptid-Protein-Wechselwirkungen an. Die Arbeitsgruppe arbeitet<br />

50


gut mit anderen Gruppen innerhalb caesars <strong>und</strong> mit relevanten klinischen<br />

Gruppen in Bonn zusammen.<br />

3. Arbeitsgruppe Dentale Zellbiologie<br />

Diese Arbeitsgruppe arbeitet an Zellkulturen von Stammzellen aus<br />

Zähnen. Das erste Ziel, diese Zellen zu isolieren <strong>und</strong> zu kultivieren,<br />

konnte inzwischen erreicht werden. Es werden große Hoffnungen auf<br />

die Anwendung solcher Stammzellen gesetzt; sie können bei der<br />

Behandlung von Parodontose, der häufigsten Zahnkrankheit bei Erwachsenen,<br />

zu groβen Verbesserungen gegenüber der heutigen<br />

konservativen Behandlungsmethode führen.<br />

Die sehr kleine Arbeitsgruppe aus hoch motivierten Mitarbeitern hat<br />

seit ein paar Monaten einen neuen Leiter, der über Erfahrungen in<br />

der Zellkulturforschung verfügt. Die bisherige Entwicklung der Arbeitsgruppe<br />

ist sehr positiv. Zukünftig wird zur praktischen Anwendung<br />

die Zusammenarbeit mit Immunologen <strong>und</strong> Zahnärzten notwendig<br />

werden.<br />

4. Arbeitsgruppe Protein-Interaktionsanalyse<br />

Die Arbeitsgruppe ist sehr stark an der Entwicklung <strong>und</strong> Anwendung<br />

von Technologien zur Detektion <strong>und</strong> Manipulation von Protein-Protein<br />

Wechselwirklungen interessiert, deren praktischer Einsatz <strong>und</strong> kommerzielle<br />

Verwertung mittelfristig durchaus realistisch erscheinen.<br />

Speziell hat die Arbeitsgruppe das Ras Recruitment System zur Detektion<br />

von Protein-Protein Wechselwirkungen weiterentwickelt. Dies<br />

ist eine interessante Alternative zum weithin etablierten 2-Hybrid-<br />

System in Hefe, die zur Analyse <strong>und</strong> zur Beeinflussung von Proteinnetzwerken<br />

mit Fokussierung auf Proteinkinasen eingesetzt werden<br />

soll. Ein wesentliches Ziel der Arbeit sind G-Protein-gekoppelte Rezeptoren<br />

<strong>und</strong> die Einsetzung von Proteinkinasen als Werkzeug zur<br />

Targetvalidierung. Die Mitarbeiter sind enthusiastisch <strong>und</strong> bilden mit<br />

anderen Arbeitsgruppen innerhalb caesars einen sehr schönen<br />

Technologieverb<strong>und</strong>, der durch verstärkte Kooperationen durchaus<br />

Zukunfts-Potenzial hat. Die Arbeiten der Gruppen haben insgesamt<br />

eine gute Perspektive, die sich auf wissenschaftliche Exzellenz <strong>und</strong><br />

die Bereitstellung von wirtschaftlich verwertbaren Opportunitäten<br />

stützt.<br />

5. Arbeitsgruppe Breast Cancer Research<br />

Es handelt sich um eine gute Gruppe mit einem klaren Forschungsprogramm.<br />

Die Forschung konzentriert sich auf drei Schwerpunkte:<br />

YB-1 Charakterisierung eines neuen krebsauslösenden Proteins,<br />

Oncogen-Entwicklung von YB-1 als Diagnostikum <strong>und</strong> als Zielstruktur<br />

zur therapeutischen Wirkstofffindung sowie Definition neuer Oncoge-<br />

51


ne <strong>und</strong> Bearbeitung der Proteininteraktion. Die Arbeitsgruppe ist gut<br />

in caesar eingeb<strong>und</strong>en, was sich durch die Zusammenarbeit mit den<br />

Arbeitsgruppen Proteinfaltung, Protein-Interaktionsanalyse, Pflanzliche<br />

Rezeptoren <strong>und</strong> Aptamere Biosensoren verdeutlicht. Die Publikationsleistungen<br />

können ebenso wie die mögliche wirtschaftliche Verwertbarkeit<br />

ihrer Forschungsergebnisse als gut bezeichnet werden.<br />

6. Arbeitsgruppe Pflanzliche Rezeptoren<br />

Die erst seit Mitte 2003 bestehende Arbeitsgruppe wird von einer<br />

Wissenschaftlerin der Universität Bonn geleitet. Sie arbeitet an zwei<br />

Teilprojekten, an membrangeb<strong>und</strong>enen Proteinen als Biosensoren für<br />

Herbizide <strong>und</strong> an Brassinosterioden als Schutzstoffe für Pflanzen<br />

unter Umweltbelastungen. Die Arbeiten dieser Gruppen haben einen<br />

einleuchtenden Anwendungsbezug, der auf langjähriger universitärer<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung aufbaut. Die Gruppe ist Hauptnutzer des Gewächshauses,<br />

hat interessante Kooperationen mit anderen Institutionen<br />

<strong>und</strong> ist sehr gut in BMBF-Verb<strong>und</strong>projekte eingeb<strong>und</strong>en. Sie hat<br />

durch die Kombination von „grüner“ Biochemie <strong>und</strong> Analytik, die Einbindung<br />

universitärer Forschung <strong>und</strong> ihrer internationalen Wirkung<br />

(Entwicklungsländer) sowie der Kombination von Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

mit klarer Anwendungsperspektive Vorbildcharakter für caesar.<br />

Forschungsfeld Kommunikationsergonomie<br />

1. Arbeitsgruppe Surgical Systems Laboratory (Triplet: Computer<br />

Aided Surgery)<br />

Die Gruppe ist international anerkannt <strong>und</strong> sehr aktiv. Mit 13 Wissenschaftlern<br />

ist sie die größte Arbeitsgruppe bei caesar. Der Schwerpunkt<br />

ihrer Arbeiten liegt in Bildgebungsverfahren. Derzeit werden<br />

mehrere Projekte bearbeitet, die nur locker zusammenhängen. Die<br />

Qualität der Arbeiten ist gut. Der Leiter erkennt Defizite rasch <strong>und</strong><br />

bemüht sich um Verbesserung. Ziel der Arbeit ist klar die Produktentwicklung.<br />

Mit Blick auf den Leitgedanken von caesar wird in Zusammenarbeit<br />

mit der Industrie eine kurzfristige Ausgründung versucht,<br />

die auf einem guten Wege scheint.<br />

2. Arbeitsgruppe Holography and Laser Technology (Triplet: Computer<br />

Aided Surgery)<br />

Die Arbeitsgruppe hat einen Prototyp eines mobilen Laser Holographiesystems<br />

für Anwendungsuntersuchungen erstellt. Damit wurde<br />

eine erste Nutzung zur Topographieermittlung an Gesichtern für den<br />

medizinischen Einsatz entwickelt; eine Ausweitung auf forensische<br />

Anwendungen erscheint möglich. Aufgr<strong>und</strong> der im Institut vorhandenen<br />

Expertise in der Bildverarbeitung konnte eine neuartige Datener-<br />

52


fassung integriert werden, die die Speicherung <strong>und</strong> dreidimensionale<br />

Betrachtung am PC gestattet. Mit Blick auf die Anwendungen sollte<br />

nun ein industrieller Partner gef<strong>und</strong>en bzw. eine Ausgründung angestrebt<br />

werden.<br />

Basierend auf medizinischen Anwendungsuntersuchungen zur Verwendbarkeit<br />

von CO 2 -Lasern bei der Abtragung von Hartgeweben<br />

wurden verschiedene Laser gebaut. Die guten Ergebnisse mit Eigenbauten<br />

sollen nun mit industriell verfügbaren Lasern verifiziert werden.<br />

Dies sollte die Gr<strong>und</strong>lage für die Übertragung auf einen industriellen<br />

Partner bilden. Basierend auf einem Nebenprodukt der medizinisch<br />

ausgerichteten Applikationsforschung wurde eine Industrieanwendung<br />

für MTU gef<strong>und</strong>en.<br />

Die Arbeitsgruppe hat das Potenzial für eine Ausgründung. Die langfristige<br />

wirtschaftliche Tragfähigkeit muss aber überprüft werden <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls eine Lizenzvergabe angestrebt werden. Eine Weiterentwicklung<br />

in neuere Lasertechnologien muss die Gesamtausrichtung<br />

des Institutes ebenso wie das Aufgreifen neuerer Technologien<br />

berücksichtigen. Neben der existierenden Zusammenarbeit mit Medizinern<br />

sollte auch die Verbindung zu anderen auf dem Lasergebiet<br />

führenden Instituten vertieft werden, um so die gravierenden Wissensdefizite<br />

auf dem Gebiet der Medizintechnik zu schließen.<br />

3. Arbeitsgruppe Rapid Prototyping (Triplet: Computer Aided Surgery)<br />

Die Gruppe arbeitet anwendungsorientiert mit dem eindeutigen Fokus<br />

auf eine Ausgründung als Dienstleister für die Medizin. Es gibt kein<br />

klares Konzept für die wissenschaftliche Arbeit. Die Gruppe passt<br />

nicht in das Profil von caesar <strong>und</strong> wird von der Leitung auch zu wenig<br />

unterstützt. Die Arbeitsgruppenleiter sind engagiert, aber es fehlt an<br />

Erfahrung in der Leitung einer solchen Gruppe <strong>und</strong> in der Überführung<br />

von Ergebnissen in eine Ausgründung. Die Arbeitsthemen sind<br />

im nationalen Kontext nicht neu. Wissenschaftlicher oder kommerzieller<br />

Erfolg ist nicht zu erwarten.<br />

4. Arbeitsgruppe Graph Drawing<br />

Die Arbeitsgruppe ist auf vier Jahre angelegt <strong>und</strong> besteht jetzt im<br />

letzten Jahr. Das Ziel ist die Entwicklung eines marktfähigen Produktes<br />

zum Graphzeichnen mit anschließender Ausgründung. Die Entwicklung<br />

des Produktes wurde erreicht. Hinsichtlich einer Ausgründung<br />

existiert bislang nur ein Konzept. Das Projekt weist keinerlei<br />

Bezug zu den anderen Projekten bei caesar auf, passt aber thematisch<br />

in das Forschungsfeld „Ergonomie“.<br />

53


5. Arbeitsgruppe Financial Engineering<br />

Die Gruppe arbeitet stark drittmittelorientiert <strong>und</strong> mit einem starken<br />

Anwendungsbezug im Bereich Finanzstatistik <strong>und</strong> Versicherungsmathematik.<br />

Es gibt eine Vielzahl sehr guter <strong>und</strong> interessanter Kooperationen<br />

mit der Industrie <strong>und</strong> mit anderen Hochschulen. Auch die Publikationsleistung<br />

ist zufrieden stellend. Die Arbeitsgruppe wird gut<br />

geführt, ist aber mit anderen Forschungsgruppen bei caesar nur gering<br />

vernetzt. Insgesamt sind die Arbeiten als gut zu beurteilen.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Fülle der angegangenen<br />

Fragestellungen zu wenig zu einem Gesamtkonzept zusammengeführt<br />

ist. Dagegen sind die Leistungen der überwiegenden Zahl der<br />

Arbeitsgruppen weniger problematisch. So leisten von den insgesamt<br />

21 Arbeitsgruppen 13 gute bis sehr gute wissenschaftliche Arbeit<br />

leisten. Die übrigen Gruppen bearbeiten vielfach ein zu breites Spektrum<br />

von Forschungsthemen; in einigen Fällen lässt die unterkritische<br />

Gruppengröße eine zufrieden stellende Bearbeitung auch nicht zu.<br />

Künftig sollte die wissenschaftliche Arbeit auf zwei Schwerpunktprogramme<br />

in der biowissenschaftlichen <strong>und</strong> Medizintechnik-Forschung<br />

fokussiert werden, wobei in der biowissenschaftlichen Forschung<br />

zusätzlich zum Krebs auch andere Fragestellungen wie zum Beispiel<br />

neurologische Themen aufgegriffen werden sollten. Hierfür spricht die<br />

besondere wissenschaftliche Infrastruktur in der Region. Die positiv<br />

beurteilten Gruppen können bei der Neuausrichtung als Gr<strong>und</strong>stock<br />

dienen. Die thematisch nicht in das neue Konzept passenden Arbeitsgruppen<br />

sollten nicht weitergeführt werden. <strong>Empfehlungen</strong> zur<br />

organisatorischen Ausgestaltung der dringend notwendigen Neustrukturierung<br />

werden im Folgenden gegeben.<br />

B.<strong>II</strong>I.<br />

54<br />

Zur Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Caesar ist als Stiftung mit den Organen Vorstand, Stiftungsrat <strong>und</strong><br />

Wissenschaftlicher Beirat organisiert. Der beiden Vorstandsmitglieder<br />

sind gesetzliche Vertreter der Stiftung <strong>und</strong> führen jeweils die Geschäfte<br />

in den Bereichen natur- <strong>und</strong> ingenieurwissenschaftliche Forschung<br />

sowie Administration. Der wissenschaftliche Vorstand hat<br />

einen sehr großen Freiraum in der Neuberufung von Wissenschaftlern<br />

<strong>und</strong> damit bei der wissenschaftlichen Profilbildung des Instituts.<br />

Die große Breite der Themen lässt aber eine angemessene Betreuung<br />

der Arbeitsgruppen nicht zu. Da der derzeitige wissenschaftliche<br />

Vorstand Ende 2005 ausscheidet, besteht jetzt die Gelegenheit zu<br />

einer inhaltlichen <strong>und</strong> organisatorischen Neuausrichtung, die genutzt<br />

werden sollte. Es empfiehlt sich, für die beiden neuen Forschungsfelder<br />

jeweils einen wissenschaftlichen Vorstand zu benennen. Hierbei


sollte es sich um international renommierte Wissenschaftler handeln,<br />

die gegebenenfalls eine eigene Arbeitsgruppe mit ans Institut bringen<br />

können. Die beiden wissenschaftlichen Vorstände hätten die unmittelbare<br />

Verantwortung dafür, dass ihre jeweiligen Bereiche zur Exzellenz<br />

geführt werden.<br />

Die Leitung des Hauses sollte ein Direktor mit Industrie- <strong>und</strong> Managementerfahrung<br />

(Managing Director) übernehmen. Seine Aufgabe<br />

wäre es, den Abstimmungsprozess <strong>und</strong> die Zusammenführung der<br />

beiden Forschungsbereiche zu erleichtern <strong>und</strong> Prioritätsentscheidungen<br />

herbeizuführen. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten Entscheidungen kollegial<br />

zwischen den drei Direktoren getroffen werden, im Konfliktfall aber<br />

sollte die Entscheidungsgewalt beim Managing Director liegen. Darüber<br />

hinaus wäre seine Aufgabe die industrielle Vermarktung der<br />

Produkte mit Hilfe externer Berater in der Wirtschaft (Business Angels).<br />

Hierfür müssten ihm entsprechende Ressourcen in Form von<br />

Mitarbeiter-Stellen zur Verfügung stehen.<br />

Neben der Entwicklung <strong>und</strong> Vermarktung eigener Produkte sowie der<br />

Unterstützung bei Ausgründungen sollte sich caesar zu einem Inkubator<br />

entwickeln, der externen Arbeitsgruppen auf Zeit Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> Finanzierung zur Verfügung stellt, um bereits vorhandene Produkte<br />

zur Marktreife bringen zu können.<br />

Von den 15 Stiftungsratsmitgliedern kommen vier aus der Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> der Wirtschaft, weitere fünf sind politische Mandatsträger.<br />

Der Stiftungsrat tagt zweimal jährlich <strong>und</strong> überwacht die Rechtmäßigkeit,<br />

Zweckmäßigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung<br />

durch den Vorstand. Der Stiftungsrat sollte so gestaltet werden, dass<br />

er Richtungsentscheidungen in Form eines Aufsichtsrates wahrnehmen<br />

kann. Dazu ist es notwendig, Zahl <strong>und</strong> Gewicht der Mitglieder<br />

aus Wissenschaft <strong>und</strong> Wirtschaft zu stärken. Der Beiratsvorsitzende<br />

sollte in jedem Fall Sitz <strong>und</strong> Stimme im Stiftungsrat haben.<br />

Der Wissenschaftliche Beirat hat bisher außer im Jahr 2002 jährlich<br />

getagt. Über die Ergebnisse wurde mündlich durch den Vorsitzenden<br />

berichtet, im Jahr 2003 wurde ein schriftlicher Bericht der Leitung<br />

übergeben. Konstruktive Kritik des Beirats wurde seitens des Instituts<br />

offenbar nicht genügend aufgegriffen. Im Zuge der empfohlenen<br />

Neustrukturierung von caesar sollte der Beirat entsprechend der<br />

thematischen Fokussierung neu zusammengesetzt werden. Er sollte<br />

die Phase der Neustrukturierung intensiv <strong>und</strong> kritisch begleiten <strong>und</strong> in<br />

dieser Zeit etwa viermal jährlich tagen; gegebenenfalls sollten die<br />

Mitglieder für die zusätzliche Belastung finanzielle entschädigt werden.<br />

55


Entsprechend dem Gründungskonzept von caesar sind alle wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter befristet angestellt mit einer maximalen Vertragsdauer<br />

von fünf Jahren. Dies führt dazu, dass es zum Teil<br />

schwierig ist, sehr gute Mitarbeiter zu gewinnen. Besonders für Arbeitsgruppenleiter<br />

ist eine mit einer starren Grenze versehene zeitlich<br />

befristete Anstellung nicht immer attraktiv. In einem neuen Konzept<br />

sollte daher die generelle strenge Befristung aller Verträge aufgegeben<br />

<strong>und</strong> für Gruppenleiter in besonderen Fällen die Möglichkeit einer<br />

unbefristeten Anstellung gegeben werden. Für hervorragende Mitarbeiter,<br />

die unabdingbar für eine Fortführung erfolgreicher Projekte<br />

sind, sollte ebenfalls die Möglichkeit einer befristeten Verlängerung<br />

für weitere zwei bis drei Jahre gegeben werden. Damit Projekte auch<br />

nach Weggang von Mitarbeitern erfolgreich beendet werden können<br />

sowie zum Erhalt des bei caesar gewonnen Know-how erscheint ein<br />

Verhältnis von 20:80 unbefristete zu befristeten Anstellungen sinnvoll.<br />

Damit würde caesar seine Attraktivität als Arbeitgeber für sehr gut<br />

qualifizierte Wissenschaftler deutlich erhöhen. Die notwendige große<br />

Flexibilität bliebe dennoch bestehen.<br />

Im April 2003 hat caesar ein neues Gebäude bezogen, das für 341<br />

Mitarbeiter ausgelegt ist. Derzeit arbeiten dort insgesamt 171 Wissenschaftler<br />

sowie Technisches <strong>und</strong> Verwaltungspersonal. Zur Infrastruktur<br />

gehören neben einer sehr gut ausgestatteten Bibliothek auch<br />

ein Gewächshaus, ein Transmissionselektronenmikroskop, das Virtual<br />

Reality Center <strong>und</strong> ein Reinraum. Für viele Caesar-Mitarbeiter<br />

war diese ausgezeichnete Infrastruktur Motivation für ihre Bewerbung.<br />

Die Infrastruktur wird nicht nur von den Mitarbeitern, sondern<br />

auch von den Universitäten in der Region genutzt. Die Nutzungsmodalitäten<br />

sind in Kooperationsverträgen festgelegt.<br />

Aus den Stiftungserträgen stehen caesar im Jahr <strong>2004</strong><br />

14,6 Mio. Euro (2003: 11,5 Mio. Euro, 2002: 10,2 Mio. Euro) zur Verfügung.<br />

Die Drittmitteleinwerbungen haben von 115 T€ im Jahr 1999<br />

auf 1,2 Mio. Euro im Jahr 2002 zwar zugenommen, sie betrugen aber<br />

in 2002 lediglich ein Zehntel des Ertrages aus dem Stiftungskapital.<br />

Insgesamt ist der Anteil an Drittmitteln nach vier Jahren wissenschaftlicher<br />

Arbeit zu gering. Aufgr<strong>und</strong> des ausreichenden Stiftungshaushalts<br />

besteht seitens der Wissenschaftler offensichtlich nur geringe<br />

Notwendigkeit, zusätzlich Drittmittel einzuwerben. Caesar strebt an,<br />

die Kosten der Arbeitsgruppen zu einem Drittel durch Drittmittel zu<br />

finanzieren. An diesem Ziel sollte festgehalten <strong>und</strong> durch entsprechende<br />

Reduzierung des Finanzierungsanteils aus dem Stiftungshaushalt<br />

sollten wirksame Anreize für die Einwerbung von Drittmitteln<br />

gesetzt werden.<br />

56


B.IV. Zu Patenten, Ausgründungen <strong>und</strong> Veröffentlichungen<br />

Von 1999 bis 2002 wurden 27 Patente angemeldet, 2003 waren es<br />

sechs. Bisher wurden zwei Patente erteilt. Ausgründungen gibt es<br />

bisher noch keine, wenngleich sie in einigen wenigen Fällen kurz<br />

bevorstehen. Die Umsetzung des Konzepts von caesar, innerhalb<br />

von fünf Jahren von der Gr<strong>und</strong>lagenforschung bis hin zur Erstellung<br />

eines Produkts <strong>und</strong> zur Ausgründung zu gelangen, hat sich damit als<br />

schwierig erwiesen. Dies entspricht der Erfahrung in der Wissenschaft,<br />

dass von der Realisierung einer Innovation im Labor bis zur<br />

Produktreife im Allgemeinen wesentlich längere Zeiträume erforderlich<br />

sind. Fragen der Ausgründung sollten künftig bevorzugt zu den<br />

Aufgaben des Managing Directors gehören.<br />

Die Publikationsleistungen sind in den einzelnen Arbeitsgruppen sehr<br />

unterschiedlich. Einigen Arbeitsgruppen kann eine gute Publikationsleistung<br />

bescheinigt werden, insgesamt jedoch stagnierte die Zahl<br />

der Veröffentlichungen von 1999 bis 2002. Auch wenn die Publikationsleistungen<br />

bei caesar im Vergleich zu klassischen Forschungseinrichtungen<br />

einen anderen Stellenwert haben <strong>und</strong> Patentierungen <strong>und</strong><br />

Ausgründungen Vorrang eingeräumt wird, ist eine Steigerung der<br />

Publikationsleistung doch möglich <strong>und</strong> zu empfehlen.<br />

B.V.<br />

Zu den Kooperationen <strong>und</strong> zur Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses<br />

Zu begrüßen ist, dass caesar eng mit universitären <strong>und</strong> außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen sowie mit Industrieunternehmen der<br />

Region kooperiert. Mit den Universitäten in Bonn, Aachen, Köln <strong>und</strong><br />

Düsseldorf wurden Kooperationsverträge geschlossen. Darin sind die<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> vor allem die Nutzung der Infrastruktur festgelegt.<br />

Dies betrifft besonders die Universität Bonn, mit der eine Vereinbarung<br />

über den gemeinsamen Betrieb eines Technikums getroffen<br />

wurde.<br />

Über die regionalen Kooperationen hinaus arbeitet caesar mit einer<br />

Vielzahl von nationalen Universitäten in Verb<strong>und</strong>projekten <strong>und</strong> DFG-<br />

Vorhaben zusammen. Künftig sollte das Institut seinem europäischen<br />

Anspruch größere Beachtung schenken <strong>und</strong> die Zusammenarbeit mit<br />

weiteren Universitäten <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen in europäischen<br />

Ländern verstärken, wie dies in vergleichbarer Weise mit amerikanischen<br />

Forschungseinrichtungen geschehen ist.<br />

Insgesamt besteht der Eindruck, dass die Kooperationspartner bei<br />

caesar besonders die hervorragende Infrastruktur wie z. B. das<br />

Transmissionselektronenmikroskop, das Gewächshaus <strong>und</strong> den<br />

57


Reinraum schätzen. Hervorzuheben ist ebenfalls die unkomplizierte<br />

Zusammenarbeit zwischen sehr unterschiedlichen Disziplinen. Von<br />

den Kooperationspartnern wird caesar aber nicht nur als Ressource,<br />

sondern auch als Ideengeber gesehen. caesar sollte gleichwohl darauf<br />

achten, dass es nicht zu sehr als Dienstleister in Anspruch genommen<br />

wird <strong>und</strong> seine Rolle als wissenschaftlicher Partner <strong>und</strong><br />

Ideengeben beachten.<br />

Eine Verstärkung der Zusammenarbeit mit Universitäten ist zukünftig<br />

auch mit Blick auf die Gewinnung von wissenschaftlichem Nachwuchs<br />

anzuraten. Umgekehrt kann <strong>und</strong> soll im Wege einer stärkeren<br />

Zusammenarbeit mit Hochschulen Mitarbeitern der Weg in eine akademische<br />

Karriere geebnet werden. Gemeinsame Berufungen mit<br />

Hochschulen scheiterten bisher aufgr<strong>und</strong> der zeitlich befristen Anstellung<br />

von maximal fünf Jahren bei caesar. Dies kann durch eine entsprechende<br />

Neuregelung behoben werden. Aufgr<strong>und</strong> seiner exzellenten<br />

Infrastruktur ist caesar auch für Forschungsaufenthalte auswärtiger<br />

Wissenschaftler interessant, um in dieser Zeit ein in der Entwicklung<br />

befindliches Produkt zur Marktreife zu bringen. Hierzu bietet sich<br />

ein Gastprogramm an.<br />

B.VI.<br />

58<br />

Zusammenfassende Bewertung<br />

Caesar hat die Aufgabe, Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> anwendungsbezogene<br />

Forschung in den Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften zu betreiben<br />

<strong>und</strong> die Forschung in Produkte sowie Ausgründungen innerhalb von<br />

fünf Jahren zu überführen. Zur Durchführung dieses hochgesteckten<br />

Zieles wurden neue Rahmenbedingungen geschaffen, um Wissenschaftler<br />

ohne administrative Einengungen gewinnen zu können.<br />

Dazu gehören eine eigene leistungsabhängige Gehaltsstruktur, eine<br />

strikte Befristung der Projekte <strong>und</strong> Arbeitsverträge der Mitarbeiter zur<br />

Sicherung einer hohen Flexibilität sowie eine Budgetzuweisung an<br />

Gruppenleiter, über die sie eigenständig verfügen können. Ausgezeichnete<br />

Räumlichkeiten <strong>und</strong> eine hervorragende Infrastruktur sollten<br />

international renommierten Wissenschaftlern die Möglichkeit für<br />

exzellente Forschung geben.<br />

Insgesamt wurde seit Berufung des Gründungsdirektors 1999 eine<br />

engagierte Aufbauarbeit geleistet. Die hochgesteckten Ziele wurden<br />

jedoch nur teilweise erreicht, eine Einbettung des Instituts in die nationale<br />

Wissenschafts- <strong>und</strong> Forschungslandschaft ist noch nicht überzeugend<br />

gelungen. So kann 13 von 21 Arbeitsgruppen eine gute bis<br />

sehr gute Qualität ihrer wissenschaftlichen Forschung attestiert werden,<br />

bei den anderen ist das Niveau der Arbeiten nicht überzeugend.<br />

Unabhängig von der Qualität der Arbeiten gibt es Arbeitsgruppen, die<br />

thematisch isoliert sind <strong>und</strong> nicht in das Konzept von caesar passen.


Ausgründungen gab es bisher noch keine <strong>und</strong> auch die Patentierungen,<br />

Drittmitteleinwerbungen <strong>und</strong> Publikationsleistung sind insgesamt<br />

noch nicht überzeugend. Das Spektrum der drei Forschungsfelder ist<br />

zu breit, eine Fokussierung auf maximal zwei Forschungsthemen ist<br />

dringend anzuraten. Als neue Forschungsschwerpunkte werden Biowissenschaften<br />

<strong>und</strong> ein Technikschwerpunkt mit biologisch-medizinischen<br />

Themen empfohlen, wobei gut beurteilte Arbeitsgruppen die<br />

Basis bilden sollte. Jedem der beiden Forschungsthemen sollte künftig<br />

ein wissenschaftlicher Vorstand vorstehen. Für die Leitung des<br />

Hauses wird die Berufung eines Vorstands mit Industrie <strong>und</strong> Managementerfahrung<br />

vorgeschlagen.<br />

Zur Gewinnung exzellenter Wissenschaftler ist es notwendig <strong>und</strong><br />

sinnvoll, von der strengen, auf maximal fünf Jahre beschränkten Projektdauer<br />

<strong>und</strong> Einstellung der Mitarbeiter in geeigneten Fällen abzuweichen<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeit einer unbefristeten Anstellung zu schaffen.<br />

Ein Anteil von einem Fünftel unbefristeter Stellen sollte angestrebt<br />

werden, um das bei caesar gewonnene Know-how zu erhalten.<br />

Der Wissenschaftliche Beirat sollte zukünftig stärker in Entscheidungen,<br />

wie z. B. der Beschaffung von Großgeräten, einbezogen werden.<br />

In der Phase der Neustrukturierung sollte er viermal pro Jahr<br />

tagen. Eine Stärkung der Position von Vertretern aus Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft im Stiftungsrat ist unerlässlich.<br />

Die Kooperationen von caesar beschränken sich zu sehr auf Forschungseinrichtungen<br />

der Umgebung. Will caesar seinem europäischen<br />

Anspruch gerecht werden, muss die Zusammenarbeit mit weiteren<br />

nationalen <strong>und</strong> internationalen Hochschulen, außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> der Industrie erweitert werden.<br />

Eine intensivere Zusammenarbeit mit Universitäten sichert die Gewinnung<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>und</strong> ebnet den Caesar-<br />

Mitarbeitern den Einstieg in die akademische Laufbahn. Die Einführung<br />

eines Gästeprogramms würde es Hochschullehrern erlauben,<br />

die hervorragende Infrastruktur von caesar für eine begrenzte Zeit zu<br />

nutzen <strong>und</strong> das Know-how bei caesar zu erweitern.<br />

Die Umsetzung des Gründungskonzepts von caesar ist zwar teilweise,<br />

insgesamt aber noch nicht in überzeugender Weise gelungen. Für<br />

eine Neukonzipierung wird die umgehende Einrichtung einer Findungskommission<br />

empfohlen, die auch die Struktur von caesar entsprechend<br />

den <strong>Empfehlungen</strong> des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es überprüft <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls anpasst.<br />

59


Anhang 1<br />

Organigramm der Stiftung caesar<br />

Wissenschaftlicher Vorstandsbereich<br />

Stand: 1. September 2003<br />

Kaufm./administrativer<br />

Vorstandsbereich<br />

Bereich 1:<br />

Nanotechnologie<br />

Bereich 2: Koppelung<br />

elektronischer <strong>und</strong><br />

biologischer Systeme<br />

Bereich 3:<br />

Kommunikationsergonomie<br />

Verwaltung<br />

Modellierung<br />

Aptamer Biosensors<br />

Surgical Systems<br />

Lab<br />

Finanzen, Controlling<br />

Dünne adaptive<br />

Schichten<br />

Proteinfaltung<br />

Holographie <strong>und</strong><br />

Lasertechnologie<br />

Personal<br />

Smart Materials Dentale Zellbiologie Rapid Prototyping<br />

Einkauf, Materialwirtschaft<br />

Mikrorobotik<br />

Proteininteraktionsanalyse<br />

Graph Drawing<br />

Facility Management<br />

Micro- and<br />

Nanostructures<br />

Breast Cancer<br />

Research<br />

Financial<br />

Engineering<br />

Wissenschaftliche<br />

Dienste<br />

Sensor Systems<br />

Pflanzliche<br />

Rezeptoren<br />

Recht, Patente,<br />

Transfer<br />

Kombinatorische<br />

Materialforschung<br />

Presse- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

Nanopartikeltechnologie<br />

Bibliothek,<br />

Dokumentation<br />

Optischer Detektor<br />

Informationstechnik,<br />

Netze<br />

Crystal Growth<br />

Neubau<br />

Zentrale Analytik<br />

(Electron Microscopy)<br />

Wissenschaftlich-technische Dienste<br />

Reinraumtechnologie<br />

Nutzerkoordination<br />

Virtual Reality Center Zentrale Werkstätten Technischer Dienst<br />

Team-Assistenz<br />

Externe Dienste/<br />

Services<br />

Empfang<br />

FM-Service<br />

Warenannahme<br />

EDV-Support<br />

Quelle: caesar<br />

60


Anhang 2<br />

Personal der Stiftung caesar<br />

Stand: 1. September 2003<br />

Bezeichnung Gehaltsband 1) Mitarbeiterzahl<br />

Arbeitsgruppenleiter<br />

extern finanziert 5,0<br />

F 4 - F 5 16,0<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter 2) F 3 77,0<br />

Doktoranden F 2 13,0<br />

Zwischensumme 111,0<br />

Technisch-Wissenschaftl. Assistenz V/I 2 - V/I 5 20,0<br />

Team-Assistenz V/I 2 5,0<br />

Zwischensumme 25,0<br />

Abteilungsleiter V/I 4 - V/I 5 7,0<br />

Referenten V/I 3 7,0<br />

Sachbearbeiter V/I 2 14,0<br />

Sekretariat V/I 2 3,0<br />

Facility Management V/I 2 4,0<br />

Zwischensumme 35,0<br />

Summe Gesamt 171,0<br />

1) F = Forschung, V = Verwaltung, I = Infrastrukutr. - 2) Darunter 3 im wissenschaftlich-technischen Dienst.<br />

Quelle: caesar<br />

61


Anhang 3<br />

Verteilung des Personals im wissenschaftlichen Bereich auf die<br />

einzelnen Arbeitsgruppen<br />

Stand: 1. September 2003<br />

Arbeitsgruppe Wissenschaftler Doktoranden Summe<br />

Modellierung 6,0 - 6,0<br />

Dünne adaptive Schichten 5,0 1,0 6,0<br />

Smart Materials 7,0 - 7,0<br />

Mikrorobotik 2,0 - 2,0<br />

Micro- and Nanostructures 4,0 - 4,0<br />

Sensor Systems 3,0 - 3,0<br />

Kombinatorische Materialforschung 2,0 1,0 3,0<br />

Nanopartikeltechnologie 4,0 - 4,0<br />

Optischer Detektor 1,0 1,0 2,0<br />

Crystal Growth 7,0 2,0 9,0<br />

Aptamere Biosensors 3,0 1,0 4,0<br />

Proteinfaltung 5,0 - 5,0<br />

Dentale Zellbiologie 2,0 - 2,0<br />

Proteininteraktionsanalyse 4,0 - 4,0<br />

Breast Cancer Research 2,0 - 2,0<br />

Pflanzliche Rezeptoren 3,0 3,0 6,0<br />

Surgical Systems Lab 12,0 1,0 13,0<br />

Holographie/C02 Laser 5,0 2,0 7,0<br />

Rapid Prototyping 7,0 - 7,0<br />

Graph Drawing 7,0 - 7,0<br />

Financial Engineering 4,0 1,0 5,0<br />

Zwischensumme 95,0 13,0 108,0<br />

Reinraum 5,0 - 5,0<br />

Zentrale Analytik 3,0 - 3,0<br />

Zentrale Werkstätten 3,0 - 3,0<br />

Nutzerkoordination 2,0 - 2,0<br />

Technischer Dienst 10,0 - 10,0<br />

Team-Assistenz 5,0 - 5,0<br />

Zwischensumme 28,0 - 28,0<br />

Summe Gesamt 123,0 13,0 136,0<br />

Quelle: caesar<br />

62


Anhang 4<br />

Von der Stiftung caesar in den Jahren 1999 bis 2002<br />

eingeworbene Drittmittel nach Drittmittelgebern<br />

Stand: 1. September 2003<br />

Arbeitsgruppe<br />

Drittmittelgeber<br />

1999 2000 2001 2002<br />

Drittmittel in T€ (ger<strong>und</strong>et)<br />

Summe<br />

DFG 84,1 67,9 60,8 25,4 238,2<br />

Modellierung B<strong>und</strong> - - - - -<br />

Wirtschaft 19,8 235,2 - - 255,0<br />

Sonstige - - - - -<br />

Summe 103,9 303,1 60,8 25,4 493,3<br />

DFG - - - - -<br />

Adaptive Schichten B<strong>und</strong> - - 19,7 80,0 99,7<br />

Wirtschaft - - - 0,5 0,5<br />

Sonstige - - - - -<br />

Summe - - 19,7 80,5 100,1<br />

DFG - - - - -<br />

Smart Materials B<strong>und</strong> - - 288,1 201,1 489,2<br />

Wirtschaft - - - 25,0 25,0<br />

Sonstige - 12,3 - 90,2 102,5<br />

Summe - 12,3 288,1 316,3 616,8<br />

DFG - - - - -<br />

Crystal Growth B<strong>und</strong> - - 21,7 56,0 77,7<br />

Wirtschaft - - 138,9 128,3 267,2<br />

Sonstige - - - 2,5 2,5<br />

Summe - - 160,5 186,8 347,3<br />

DFG - - - - -<br />

Proteinfaltung B<strong>und</strong> - - 115,7 335,1 450,8<br />

Wirtschaft - - - 0,2 0,2<br />

Sonstige - - - 2,9 2,9<br />

Summe - - 115,7 338,2 453,9<br />

DFG - - - - -<br />

Surgical B<strong>und</strong> - - 62,6 88,8 151,4<br />

Systems Lab Wirtschaft - - - 100,0 100,0<br />

Sonstige - - - - -<br />

Summe - - 62,6 188,8 251,4<br />

DFG - - - - -<br />

Rapid B<strong>und</strong> - - - - -<br />

Prototyping Wirtschaft - - - 13,7 13,7<br />

Sonstige - - - - -<br />

Summe - - - 13,7 13,7<br />

63


noch Anhang 4<br />

Arbeitsgruppe<br />

Drittmittelgeber<br />

1999 2000 2001 2002<br />

Drittmittel in T€ (ger<strong>und</strong>et)<br />

Summe<br />

DFG 11,7 - - - 11,7<br />

Holographie B<strong>und</strong> - - - - -<br />

Wirtschaft - - - - -<br />

Sonstige - - - - -<br />

Summe 11,7 - - - 11,7<br />

DFG - - - - -<br />

Graph Drawing B<strong>und</strong> - - 9,2 - 9,2<br />

Wirtschaft - - - 0,1 0,1<br />

Sonstige - - - 3,1 3,1<br />

Summe - - 9,2 3,2 12,4<br />

DFG - - - - -<br />

Financial B<strong>und</strong> - - 19,7 63,4 83,1<br />

Engineering Wirtschaft - - - - -<br />

Sonstige - - - 0,1 0,1<br />

Summe - - 19,7 63,5 83,2<br />

DFG - - - - -<br />

Recht/Patente B<strong>und</strong> - - - 3,9 3,9<br />

Wirtschaft - - - - -<br />

Sonstige - - - - -<br />

Summe - - - 3,9 3,9<br />

DFG 95,8 67,9 60,8 25,4 250,0<br />

Summen B<strong>und</strong> - - 536,7 828,3 1.365,1<br />

Drittmittelgeber Wirtschaft 19,8 235,2 138,9 267,8 661,7<br />

Sonstige - 12,3 - 98,8 111,0<br />

I n s g e s a m t 115,6 315,4 736,4 1.220,3 2.387,7<br />

Quelle: caesar<br />

64


Anhang 5<br />

Von der Stiftung caesar eingereichte Unterlagen<br />

− Antworten auf den Fragebogen des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

− Kurzer Abriss der Geschichte der Einrichtung<br />

− Organigramm<br />

− Satzung<br />

− Forschungsprogramm der Stiftung caesar<br />

− Wirtschaftsplan (Budget 2003)<br />

− Jahresbericht<br />

− Mitarbeiterlisten im wissenschaftlichen Bereich nach Dienstbezeichnungen,<br />

Zugehörigkeit zu Arbeitsgruppen usw.<br />

− Liste der eingeworbenen Drittmittel 1999-2002 einschl. Liste der<br />

jeweiligen Drittmittelprojekte<br />

− Publikationsliste einschließlich quantitativer Übersicht 1999-2003<br />

− Listen zu abgeschlossenen Promotions- <strong>und</strong> Habilitationsarbeiten<br />

sowie Diplom- <strong>und</strong> Masterarbeiten bei caesar<br />

− Listen zu (Lehr-)Veranstaltungen, Gastwissenschaftlern, nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen wissenschaftlichen Veranstaltungen, Gremienzugehörigkeiten,<br />

Gastaufenthalten von Caesar-Wissenschaftlern,<br />

Kooperationsverträgen <strong>und</strong> Forschungspreisen<br />

− Liste der Mitglieder des Beirats sowie Gutachten/Protokolle<br />

65


Stellungnahme zur Aufnahme des<br />

Deutschen Rheuma-Forschungszentrums, Berlin,<br />

in die gemeinsame Förderung durch B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Länder nach der Ausführungsvereinbarung<br />

Forschungseinrichtungen<br />

vom Mai <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 68<br />

A. Kenngrößen des Instituts 68<br />

B. Auftrag 69<br />

C. Forschungs- <strong>und</strong> Arbeitsleistungen 70<br />

D. Organisation, Struktur <strong>und</strong> Ausstattung 71<br />

E. Stellungnahme <strong>und</strong> Förderempfehlung 72<br />

Anlage<br />

Bewertungsbericht zum Deutschen Rheuma-<br />

Forschungszentrum (DRFZ), Berlin 73<br />

67


Vorbemerkung<br />

Das Land Berlin hat den <strong>Wissenschaftsrat</strong> im Juli 2002 gebeten zu<br />

prüfen, ob das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum die Kriterien<br />

einer Forschungseinrichtung in der gemeinsamen Förderung durch<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder nach der Ausführungsvereinbarung Forschungseinrichtungen<br />

erfüllt. Bei diesen Einrichtungen handelt es sich um selbständige<br />

Forschungseinrichtungen, Trägerorganisationen oder Serviceeinrichtungen<br />

für die Forschung von überregionaler Bedeutung <strong>und</strong><br />

gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse, die auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Rahmenvereinbarung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern<br />

über die gemeinsame Förderung der Forschung nach Artikel 91b des<br />

Gr<strong>und</strong>gesetzes vom 28. November 1975 (Rahmenvereinbarung Forschungsförderung)<br />

gefördert werden.<br />

In seinen Sitzungen vom Januar 2003 hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> beschlossen,<br />

das Bewertungsverfahren zum Deutschen Rheuma-<br />

Forschungszentrum in der zweiten Jahreshälfte 2003 durchzuführen,<br />

<strong>und</strong> eine entsprechende Bewertungsgruppe eingesetzt. In dieser<br />

Bewertungsgruppe haben auch Sachverständige mitgewirkt, die nicht<br />

Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es sind. Ihnen ist der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

zu besonderem Dank verpflichtet. Die Bewertungsgruppe hat das<br />

Deutsche Rheuma-Forschungszentrum am 20./21. November 2003<br />

besucht <strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses Besuchs sowie der vom Institut<br />

vorgelegten Informationen den vorliegenden Bewertungsbericht<br />

verfasst. Nach Verabschiedung durch die Bewertungsgruppe ist der<br />

Bericht im weiteren Verfahren nicht mehr veränderbar.<br />

Der Evaluationsausschuss des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es hat auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieses Bewertungsberichts am 15. März <strong>2004</strong> die wissenschaftspolitische<br />

Stellungnahme erarbeitet.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat die Stellungnahme am 28. Mai <strong>2004</strong> verabschiedet.<br />

A. Kenngrößen des Instituts<br />

Das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) ist eine Stiftung<br />

bürgerlichen Rechts. Zuwendungsgeber ist die Senatsverwaltung für<br />

Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kultur in Berlin. Die Organe der Stiftung<br />

sind der Vorstand, der Stiftungsrat <strong>und</strong> der Wissenschaftliche<br />

Beirat.<br />

Im Haushaltsjahr 2002 standen dem DRFZ Einnahmen des Gr<strong>und</strong>haushalts<br />

in Höhe von 4,8 Mio. Euro zur Verfügung, davon waren<br />

2,5 Mio. Euro Personalausgaben, 1,2 Mio. Euro Sachausgaben <strong>und</strong><br />

68


1,1 Mio. Euro Zuwendungen für Investitionen für den Neubau. Der<br />

Haushalt für das DRFZ wird seit 2001 mit 3,6 Mio. Euro pro Jahr ü-<br />

berrollt. Die Drittmitteleinnahmen betrugen 2,6 Mio. Euro. Der Anteil<br />

der Drittmittel am Budget ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen<br />

<strong>und</strong> betrug 2002 42 %. Die in den Jahren 2000 bis 2002 eingeworbenen<br />

Drittmittel entfielen unter anderem zu 54,2 % auf Mittel<br />

des B<strong>und</strong>es, zu 19,8 % auf Mittel der DFG, zu 14,4 % auf Mittel des<br />

Landes/der Länder, zu 5,1 % auf Wirtschaftsunternehmen, zu 4,2 %<br />

auf Mittel der EU <strong>und</strong> zu 2,0 % auf Stiftungen.<br />

Das Institut verfügt über 39,75 Planstellen (März 2003). 15 Stellen<br />

stehen für wissenschaftliches Personal zur Verfügung, 24,75 Stellen<br />

sind für nichtwissenschaftliches Personal eingerichtet. Von den 15<br />

institutionellen Stellen für wissenschaftliches Personal sind zwei nicht<br />

besetzt <strong>und</strong> acht befristet besetzt. Aus Drittmitteln werden 63 Stellen<br />

finanziert, davon 51 für wissenschaftliches <strong>und</strong> zwölf für nichtwissenschaftliches<br />

Personal. Von den 51 drittmittelfinanzierten wissenschaftlichen<br />

Beschäftigungsverhältnissen sind 50 befristet besetzt<br />

<strong>und</strong> eine Stelle ist unbesetzt. Weiterhin verfügt das DRFZ über elf<br />

Stellen für Diplomanden, Gastwissenschaftler <strong>und</strong> studentische Hilfskräfte<br />

aus dem Zuschuss des Landes Berlin.<br />

Die wissenschaftliche Leitung wird von dem Direktor wahrgenommen.<br />

Er ist gleichzeitig auf eine C4-Professur für Experimentelle Rheumatologie<br />

an der Charité berufen. Daneben werden zurzeit zwei weitere<br />

gemeinsame Berufungen mit der Charité durchgeführt, eine unbefristete<br />

C3-Professur für Rheumaepidemiologie <strong>und</strong> eine auf fünf Jahre<br />

befristete C3-Professur für Rheumatologie. Die Gruppenleiter<br />

bestimmen weitestgehend eigenverantwortlich die gr<strong>und</strong>ständigen<br />

Arbeitsthemen der einzelnen Forschungsgruppen. Drittmittelfinanzierte<br />

Projekte werden von den Gruppenleitern unabhängig, aber in Absprache<br />

mit dem wissenschaftlichen Direktor beantragt.<br />

B. Auftrag<br />

Das DRFZ wurde 1988 zur Förderung von Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />

auf Gebieten mit Relevanz für rheumatische Erkrankungen<br />

gegründet. Das DRFZ hat die Aufgabe, in der Forschung auf Gebieten<br />

mit Relevanz zu rheumatischen Erkrankungen qualitativ herausragende<br />

Leistungen anzustreben <strong>und</strong> Beiträge zur Klärung der Ursachen<br />

<strong>und</strong> Entstehungsbedingungen rheumatischer Erkrankungen mit<br />

dem Ziel der Entwicklung wirksamer Behandlungsmethoden <strong>und</strong> zur<br />

Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge zu leisten, Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung auf diesen<br />

Gebieten zu betreiben, nationale <strong>und</strong> internationale Verbindungen<br />

69


durch ständigen Kontakt mit in- <strong>und</strong> ausländischen Rheuma-<br />

Forschungszentren <strong>und</strong> Spezialkliniken für Rheumaerkrankungen zu<br />

pflegen <strong>und</strong> dadurch einen Austausch der wissenschaftlichen Fragestellungen<br />

<strong>und</strong> Erkenntnisse zu fördern.<br />

C. Forschungs- <strong>und</strong> Arbeitsleistungen<br />

Mit der Berufung des ersten wissenschaftlichen Direktors 1990 wurden<br />

die beiden Forschungsschwerpunkte Immunologie rheumatischer<br />

Erkrankungen <strong>und</strong> Epidemiologie bestimmt. Bei Berufung des Nachfolgers<br />

1996 blieb die prinzipielle Ausrichtung der Forschung beibehalten,<br />

aber durch Aspekte degenerativer rheumatischer Erkrankungen<br />

ergänzt.<br />

Seit seiner Gründung hat sich das DRFZ zu einem national <strong>und</strong> international<br />

anerkannten Forschungsinstitut auf dem Gebiet rheumatischer<br />

Erkrankungen entwickelt. Bereits 1998 hatte der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

die hohe Qualität der wissenschaftlichen Arbeit des DRFZ<br />

bescheinigt. Trotz Schwierigkeiten bei der Gr<strong>und</strong>finanzierung ist es<br />

dem DRFZ gelungen, seine nationale <strong>und</strong> internationale Sichtbarkeit<br />

<strong>und</strong> seine Verankerung in der Forschungslandschaft zu sichern. Allen<br />

16 Arbeitsgruppen kann eine gute bis sehr gute Qualität ihrer wissenschaftlichen<br />

Forschungsleistungen attestiert werden. Die erfolgreiche<br />

Arbeit schlägt sich in hochrangigen Publikationen <strong>und</strong> sehr erfolgreicher<br />

Drittmitteleinwerbung nieder sowie in einer Vielzahl nationaler<br />

<strong>und</strong> internationaler Kooperationen <strong>und</strong> Einbindungen in nationale <strong>und</strong><br />

internationale Netzwerke. Insgesamt sind die Publikationsleistungen<br />

<strong>und</strong> die Drittmitteleinwerbungen sehr gut. Nachhaltige Unterstützung<br />

erhält der Direktor durch den Wissenschaftlichen Beirat <strong>und</strong> den Stiftungsrat,<br />

die gemeinsam bemüht sind, die bemerkenswerten Forschungsleistungen<br />

des DRFZ weiter zu steigern.<br />

Mit den drei Berliner Universitäten <strong>und</strong> ihren Klinika bestehen Kooperationsverträge<br />

sowie drei gemeinsame Berufungen mit der Charité.<br />

Sehr eng kooperiert das DRFZ auch mit dem in einem gemeinsamen<br />

Neubau untergebrachten Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie.<br />

Von diesen Kooperationen profitieren die Diplomanden <strong>und</strong> Doktoranden;<br />

die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist beispielhaft.<br />

Weitere Zusammenarbeit besteht mit anderen in Berlin<br />

ansässigen außeruniversitären Forschungsinstituten wie dem Robert-<br />

Koch-Institut, dem Max-Delbrück-Centrum <strong>und</strong> dem Max-Planck-<br />

Institut für Molekulare Genetik. Auch mit verschiedenen Industrieunternehmen<br />

bestehen Kooperationsverträge. National <strong>und</strong> international<br />

ist das DRFZ in verschiedene Netzwerke eingeb<strong>und</strong>en, so z. B. in<br />

70


das Kompetenznetz Rheuma, dessen Geschäftsstelle am DRFZ angesiedelt<br />

ist.<br />

D. Organisation, Struktur <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Die 16 Arbeitsgruppen führen ihre Forschung in hohem Maße eigenverantwortlich<br />

<strong>und</strong> in wechselnden Konstellationen kooperativ durch.<br />

Sie haben eine durchschnittliche Größe von sieben Mitarbeitern <strong>und</strong><br />

werden im Wesentlichen durch Drittmittel finanziert. Die Mitarbeiter<br />

sind hoch motiviert. Aufgr<strong>und</strong> des Prinzips wechselnder Forschungsgruppenkonstellationen<br />

herrscht eine kommunikative <strong>und</strong> von flachen<br />

Hierarchien geprägte Arbeitsatmosphäre. Wünschenswert wäre ein<br />

stärkeres Engagement von Wissenschaftlern des DRFZ in der wissenschaftspolitischen<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischen Beratung.<br />

Unterstützt wird der Vorstand in seiner Tätigkeit durch den Stiftungsrat<br />

<strong>und</strong> den Wissenschaftlichen Beirat. Der Stiftungsrat nimmt in adäquater<br />

Weise Aufsichtsfunktionen wahr. Der Wissenschaftliche Beirat<br />

nimmt seine Aufgaben kritisch wahr <strong>und</strong> fordert das DRFZ.<br />

Der Gr<strong>und</strong>haushalt des DRFZ ist seit 2001, abgesehen von den Investitionen<br />

für den Neubau, nicht erhöht worden. Dies erweist sich<br />

als nachteilig, da die in der Begutachtung von 1997 durch den <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

empfohlenen Gruppen Experimentelle Rheumatologie<br />

<strong>und</strong> Signaltransduktion nicht in den Stellenplan integriert sind <strong>und</strong><br />

ausschließlich über Drittmittel finanziert werden. Eine Erhöhung des<br />

Gr<strong>und</strong>etats ist dringend erforderlich, um die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

des DRFZ zu sichern. Ein Globalhaushalt wäre aufgr<strong>und</strong><br />

der erhöhten Flexibilität vorteilhaft. Besonders problematisch<br />

ist die Situation bei der Beschaffung von wissenschaftlichen Großgeräten.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfiehlt die Einrichtung einer institutionell<br />

finanzierten Stelle eines Forschungskoordinators, unter anderem zur<br />

Koordinierung der Beantragung von Drittmitteln <strong>und</strong> der Vernetzung<br />

untereinander. Wünschenswert wären auch mehr permanente Stellen<br />

im Bereich des akademischen Mittelbaus zur Erhaltung von Knowhow<br />

<strong>und</strong> zur Verbesserung der Betreuung der Diplomanden <strong>und</strong> Doktoranden.<br />

Die Unterbringung des DRFZ zusammen mit dem Max-Planck-Institut<br />

für Infektionsbiologie in einem Neubau auf dem Gelände der Charité<br />

bietet sehr gute Arbeitsbedingungen. Zusammen mit dem Max-<br />

Planck-Institut werden gemeinsame Einrichtungen wie Bibliothek <strong>und</strong><br />

transgene Mäuse für Versuchszwecke genutzt.<br />

71


E. Stellungnahme <strong>und</strong> Förderempfehlung<br />

Das DRFZ leistet insgesamt sehr gute wissenschaftliche Arbeit in der<br />

interdisziplinären Erforschung rheumatischer Erkrankungen. Es ist<br />

die größte Forschungseinrichtung auf diesem Gebiet in Deutschland<br />

<strong>und</strong> gehört zu den international führenden Forschungsinstituten auf<br />

den Gebieten der Immunologie, der experimentellen Rheumatologie<br />

<strong>und</strong> der Rheuma-Epidemiologie. Seine wissenschaftliche Arbeit ist<br />

überregional bedeutsam <strong>und</strong> es besteht ein hohes gesamtstaatliches<br />

wissenschaftspolitisches Interesse an seiner Förderung. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

empfiehlt das DRFZ zur Aufnahme in die gemeinsame<br />

Förderung durch B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder nach der Ausführungsvereinbarung<br />

Forschungseinrichtungen. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> sieht in dieser<br />

Institutsgründung <strong>und</strong> in der Art, wie das Institut geführt wird, nämlich<br />

als Teil eines Forschungsverb<strong>und</strong>es mit einem Max-Planck-Institut<br />

<strong>und</strong> einer eindeutig forschungsorientierten Universitätsklinik, ein hervorragendes<br />

Beispiel einer forschungspolitischen Maßnahme.<br />

72


ANLAGE<br />

Bewertungsbericht zum<br />

Deutschen Rheuma-Forschungszentrum<br />

(DRFZ), Berlin<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 74<br />

A. Darstellung 74<br />

I. Entwicklung, Ziele, Aufgaben 74<br />

<strong>II</strong>. Arbeitsschwerpunkte 76<br />

<strong>II</strong>I. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 89<br />

IV. Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen 92<br />

V. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre <strong>und</strong> der<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 94<br />

VI. Künftige Entwicklung 97<br />

B. Bewertung 99<br />

B.I. Zur wissenschaftlichen Bedeutung 99<br />

B.<strong>II</strong>. Zu den Arbeitsschwerpunkten 100<br />

B.<strong>II</strong>I. Zur Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 107<br />

B.IV. Zu den Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen 109<br />

B.V. Zu den Kooperationen <strong>und</strong> zur Förderung des<br />

wissenschaftlichen Nachwuchses 110<br />

B.VI. Zusammenfassende Bewertung 111<br />

Anhang 1 bis 5 113<br />

73


Vorbemerkung<br />

Der vorliegende Bewertungsbericht zum Deutschen Rheuma-<br />

Forschungszentrum ist in zwei Teile gegliedert. Der darstellende Teil<br />

ist mit dem Zentrum abschließend auf die richtige Wiedergabe der<br />

Fakten abgestimmt worden. Der Bewertungsteil gibt die Einschätzung<br />

der wissenschaftlichen Leistungen, Strukturen <strong>und</strong> Organisationsmerkmale<br />

wieder.<br />

A. Darstellung<br />

A.I. Entwicklung, Ziele, Aufgaben<br />

Das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) wurde 1988<br />

durch das Land Berlin <strong>und</strong> die Immanuel-Krankenhaus GmbH als<br />

Stiftung des bürgerlichen Rechts gegründet. Der Zweck der Stiftung<br />

ist die Förderung von Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung auf Gebieten mit<br />

Relevanz für rheumatischen Erkrankungen. Das DRFZ soll einen<br />

Beitrag zur Klärung der Ursachen <strong>und</strong> Entstehungsbedingungen<br />

rheumatischer Erkrankungen mit dem Ziel der Entwicklung wirksamer<br />

Behandlungsmethoden <strong>und</strong> zur Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge leisten, Aus<strong>und</strong><br />

Weiterbildung auf diesen Gebieten betreiben, nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Verbindungen durch ständigen Kontakt mit in- <strong>und</strong> ausländischen<br />

Rheuma-Forschungszentren <strong>und</strong> Spezialkliniken für<br />

Rheumaerkrankungen pflegen <strong>und</strong> dadurch einen Austausch der<br />

wissenschaftlichen Fragestellungen <strong>und</strong> Erkenntnisse fördern.<br />

Mit der Gründung des DRFZ reagierte das Land Berlin auf Defizite im<br />

Bereich der Rheumatologie, die seit Beginn der 70er Jahre in der<br />

wissenschaftlichen <strong>und</strong> allgemeinen Öffentlichkeit diskutiert wurden.<br />

So hatten sich universitäre Forschung <strong>und</strong> außeruniversitäre rheumatologische<br />

Versorgung weitgehend voneinander getrennt entwickelt.<br />

Die Besonderheit der unter internationaler Beteiligung erarbeiteten<br />

Konzeption des DRFZ sieht denn auch eine enge Vernetzung von<br />

klinischer Forschung mit gr<strong>und</strong>lagenwissenschaftlichen <strong>und</strong> epidemiologischen<br />

Fragestellungen vor.<br />

Ursprünglich war das DRFZ in einer Villa auf dem Gelände des Immanuel-Krankenhauses<br />

untergebracht. Da in der Villa keine Laborräume<br />

zur Verfügung standen, wurden dem DRFZ zwischen den<br />

Jahren 1992 <strong>und</strong> 2000 Laborplätze vom Robert-Koch-Institut <strong>und</strong><br />

vom Institut für Biochemie der Charité zur Verfügung gestellt. Das<br />

ursprüngliche Konzept sah einen Institutsneubau auf dem Gelände<br />

des Immanuel-Krankenhauses in Berlin-Wannsee vor, einschließlich<br />

Gründung einer neuen, forschungsorientierten Abteilung am Imma-<br />

74


nuel-Krankenhaus <strong>und</strong> Einrichtung eines Lehrstuhls für Rheumatologie<br />

am Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität<br />

für den Leiter des Instituts. Durch die politische Wende 1989 ergaben<br />

sich neue Möglichkeiten in der Strukturierung der rheumatologischen<br />

Kompetenzen. So wurde ein Lehrstuhl für Innere Medizin mit<br />

Schwerpunkt Rheumatologie an der Charité eingerichtet, das Institut<br />

an zwei Standorte in Berlin-Mitte in unmittelbarer Nachbarschaft zur<br />

Charité verlagert <strong>und</strong> ein Institutsneubau gemeinsam mit dem Max-<br />

Planck-Institut für Infektionsbiologie auf dem Gelände der Charité<br />

errichtet, der vom DRFZ 2000 bezogen wurde.<br />

Der erste wissenschaftliche Direktor wurde zum 1. Januar 1990 berufen.<br />

In Abstimmung mit dem Stiftungsrat wurden zwei Forschungsschwerpunkte<br />

für das DRFZ festgesetzt, die Epidemiologie <strong>und</strong> die<br />

Immunologie rheumatischer Erkrankungen. Mit Berufung des Nachfolgers<br />

1996 blieb die prinzipielle Ausrichtung der Forschung am Institut<br />

erhalten <strong>und</strong> wurde durch Aspekte degenerativer rheumatischer<br />

Erkrankungen ergänzt.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat 1998 das DRFZ auf Bitten der Senatsverwaltung<br />

für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kultur des Landes Berlin<br />

erstmalig evaluiert. Anlass war der 1994 vollzogene Wechsel aus<br />

dem Zuständigkeitsbereich der Senatsverwaltung für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Soziales in den Zuständigkeitsbereich der Senatsverwaltung für Wissenschaft,<br />

Forschung <strong>und</strong> Kultur. In seiner damaligen Stellungnahme<br />

begrüßte der <strong>Wissenschaftsrat</strong> die Initiative des Landes Berlin, ein<br />

Forschungszentrum zur interdisziplinären Erforschung rheumatischer<br />

Erkrankungen zu gründen <strong>und</strong> langfristig zu fördern. Er empfahl dem<br />

DRFZ zur Abr<strong>und</strong>ung der bisherigen Forschungsschwerpunkte die<br />

Einrichtung von Arbeitsgruppen, die die Biologie der Signaltransduktion<br />

<strong>und</strong> die Adhäsionsbiologie untersuchen. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

unterstützte die für Deutschland einmalige Verbindung mit der epidemiologischen<br />

Forschung, empfahl jedoch sowohl eine stärkere<br />

Berücksichtigung der analytischen gegenüber der deskriptiven Epidemiologie<br />

als auch eine intensivere internationale Dokumentation<br />

dieser Arbeit. Die Organisation des DRFZ in flexibel zusammengesetzten<br />

Arbeitsgruppen <strong>und</strong> der hohe Grad an befristeten Stellen hat<br />

sich nach Ansicht des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es gr<strong>und</strong>sätzlich bewährt,<br />

allerdings wurde die Arbeitsgruppengröße in einigen Bereichen als<br />

unterkritisch angesehen. Defizite in der Kompetenzverteilung zwischen<br />

Stiftungsrat <strong>und</strong> Wissenschaftlichem Beirat sollten auf Anregung<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es behoben werden. Nach Mitteilung der<br />

Senatsverwaltung Berlin nimmt der Stiftungsrat seine Aufgabe als<br />

Aufsichtsgremium der Stiftung hinsichtlich der wissenschaftlichen<br />

Arbeit des Instituts auf der Basis der <strong>Empfehlungen</strong> des Wissenschaftlichen<br />

Beirates wahr. Durch Neubesetzung des Stiftungsrates<br />

75


sei ein ausgewogenes Verhältnis wissenschaftlicher, kaufmännischer<br />

<strong>und</strong> Verwaltungskompetenz sichergestellt.<br />

A.<strong>II</strong>. Arbeitsschwerpunkte<br />

Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />

auf dem Gebiet der rheumatischen Erkrankungen mit dem<br />

Ziel, Beiträge zur Klärung der Ursachen <strong>und</strong> Entstehungsbedingungen<br />

rheumatischer Erkrankungen, zur Entwicklung wirksamer Behandlungsmethoden<br />

<strong>und</strong> zur Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge zu leisten. Die<br />

Arbeiten des Zentrums konzentrieren sich auf zwei Schwerpunkte,<br />

auf die experimentelle Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong> die Epidemiologie<br />

rheumatischer Erkrankungen.<br />

Das DRFZ ist in Forschungsgruppen gegliedert, die gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

eigenverantwortlich, aber vor allem gemeinsam in wechselnden<br />

Konstellationen die wissenschaftlichen Fragestellungen des Forschungsprogramms<br />

bearbeiten. Zurzeit gliedert sich das DRFZ in 16<br />

Forschungsgruppen, davon sind sieben so genannte Liaisongruppen,<br />

d. h. gemeinsam vom DRFZ <strong>und</strong> der Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin oder der Technischen Universität Berlin getragene Forschungsgruppen.<br />

Die Einrichtung von Liaisonarbeitsgruppen dient<br />

der direkten Einbindung von Kliniken in die Gr<strong>und</strong>lagenforschung <strong>und</strong><br />

zur Bearbeitung von Arbeitsfeldern von unmittelbar gemeinsamen<br />

Interessen. Das DRFZ arbeitet auf drei Hauptarbeitsfeldern:<br />

- Rheumatologische experimentelle Gr<strong>und</strong>lagenforschung (zwölf<br />

Forschungsgruppen);<br />

- Knorpel- <strong>und</strong> Knochenbildung (drei Forschungsgruppen);<br />

- Versorgungsbezogene <strong>und</strong> klinische epidemiologische Forschung<br />

(eine Forschungsgruppe)<br />

mit den thematischen Schwerpunkten<br />

- Induktion rheumatischer Autoimmunreaktionen (beteiligte Forschungsgruppen:<br />

Spondylarthropathien; Immungenetik; T-Zell-<br />

Immunologie; Zytometrie);<br />

- Funktionelle Prägung von T-Helfer-Lymphozyten <strong>und</strong> Effektor-T-<br />

Lymphozyten (beteiligte Forschungsgruppen: Signaltransduktion;<br />

Zellbiologie; Experimentelle Rheumatologie; Klinische Immunologie);<br />

- B-Lymphozyten als (Auto-)Antikörper-sezernierende Effektorzellen<br />

(beteiligte Forschungsgruppen: B-Zell-Immunologie; Autoimmunologie;<br />

Humorale Immunologie; Zellbiologie);<br />

76


- Regulatorische T- <strong>und</strong> B-Lymphozyten (beteiligte Forschungsgruppen:<br />

Molekulare Immunologie; Experimentelle Rheumatologie;<br />

Zytometrie; Zellbiologie);<br />

- Entwicklungsbiologie von Knorpel <strong>und</strong> Knochen (beteiligte Forschungsgruppen:<br />

Knochenzelldifferenzierung; Molekularbiologie;<br />

Tissue Engineering);<br />

- Epidemiologie (beteiligte Forschungsgruppe: Epidemiologie).<br />

Die Aufgaben der einzelnen Arbeits- <strong>und</strong> Liaisongruppen sind:<br />

1. Liaisongruppe Autoimmunologie (DRFZ/Charité Campus Mitte)<br />

Diese Forschungsgruppe erforscht systemische Autoimmunerkrankungen<br />

wie den systemischen Lupus erythematodes, eine rheumatische<br />

Erkrankung, bei der aus unbekannten Gründen B-Lymphozyten<br />

Antikörper gegen körpereigene Strukturen produzieren. Gemeinsam<br />

mit der Industrie wird ein Protein-Chip zur miniaturisierten Autoantikörperdiagnostik<br />

entwickelt. Gemeinsam mit einer anderen Gruppe<br />

wird die Entstehung <strong>und</strong> das Überleben von autoreaktiven Plasmazellen<br />

untersucht. Erstmals wurde die Beteiligung von langlebigen<br />

Plasmazellen bei Autoimmunprozessen belegt. Diese Ergebnisse<br />

werden zu therapeutischen Konsequenzen führen, da langlebige<br />

Plasmazellen von herkömmlichen Immunsuppressiva nicht beeinflusst<br />

werden <strong>und</strong> deshalb neue therapeutische Konzepte entwickelt<br />

werden müssen. Ein Beispiel dafür ist die autologe Stammzelltransplantation,<br />

bei der pathogene langlebige Plasmazellen eliminiert werden.<br />

2. Arbeitsgruppe B-Zell-Immunologie<br />

Hauptziel der Arbeitsgruppe ist es, die Rolle der B-Lymphozyten <strong>und</strong><br />

der Antikörper für die chronische Aktivierung des Immunsystems bei<br />

Patienten mit rheumatoider Arthritis zu analysieren. Die einzelnen<br />

Projekte erforschen den Einfluss von Umweltantigenen, von Autoantigenen<br />

<strong>und</strong> von Allergenen auf die Entwicklung des Immunrepertoires.<br />

Die Gruppe konnte zeigen, dass in chronisch entzündetem<br />

Synovialgewebe krankheitsbedingt funktionsfähige, ektopische,<br />

lymphatische Strukturen entstehen, die dort eine Antigen-spezifische<br />

Aktivierung der B-Zellen <strong>und</strong> deren Differenzierung zu Plasmazellen<br />

ermöglichen. Die hohe Variabilität in den V-Gensequenzen der beteiligten<br />

Immunoglobuline zeigt, dass der chronische Entzündungsvorgang<br />

mit einer permanenten Aktivierung der B-Zellen einhergeht <strong>und</strong><br />

mit ihrer Differenzierung zu Plasmazellen. Durch Analyse der Spezifitäten<br />

dieser Plasmazellen wurden bislang noch nicht beschriebene,<br />

neue Autoantigene identifiziert, die nun in den Blutseren von Patien-<br />

77


ten auf ihre Rolle in der Pathogenese von rheumatoider Arthritis getestet<br />

werden.<br />

3. Forschungsbereich Epidemiologie<br />

Die b<strong>und</strong>esweite Kerndokumentation der Rheumazentren erfasst<br />

r<strong>und</strong> 30.000 Patienten mit entzündlich-rheumatischen Krankheiten<br />

pro Jahr <strong>und</strong> ist zu einem vielfältig genutzten Instrument der Evaluation<br />

der Versorgungspraxis, der Deskription von Krankheitslast, Kosten<br />

<strong>und</strong> Folgen rheumatischer Krankheiten <strong>und</strong> der internen Qualitätssicherung<br />

geworden. Insgesamt liegen Daten von r<strong>und</strong> 150.000<br />

Patienten mit entzündlich-rheumatischen Krankheiten vor.<br />

Biometrie/Methoden: Eine andere Basisaufgabe besteht in der überregionalen<br />

biometrischen Betreuung von Kohortenstudien <strong>und</strong> klinischen<br />

Prüfungen. Durch die Übernahme der Funktion einer Studienzentrale<br />

für das Kompetenznetz Rheuma entstand eine sehr enge<br />

Zusammenarbeit mit klinischen <strong>und</strong> experimentellen Gruppen in ganz<br />

Deutschland.<br />

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt liegt auf dem Gebiet der juvenilen<br />

idiopathischen Arthritiden. Hier wird die weltweit größte klinische Datenbasis<br />

im Bereich der Kinderrheumatologie geführt, die Kinder-<br />

Kerndokumentation, die mit r<strong>und</strong> 3.600 erfassten Kindern pro Jahr<br />

mehr als die Hälfte der erwarteten Prävalenz dieser Krankheitsbilder<br />

umfasst.<br />

Versorgungsforschung: In einer großen Kohortenstudie mit 1.060<br />

über drei Jahre beobachteten Patienten mit rheumatoider Arthritis<br />

wird untersucht, mit welchen Ergebnissen/Outcomes (Gelenkdestruktion,<br />

Funktion, berufliche Integration) in Abhängigkeit von der Intensität<br />

der rheumatologischen Betreuung zu rechnen ist.<br />

Langzeitbeobachtung neuer Therapien: In Abstimmung mit der Deutschen<br />

Gesellschaft für Rheumatologie führt der Forschungsbereich<br />

die einzige kontrollierte Langzeitbeobachtung der Biologikat-Therapie<br />

bei rheumatoider Arthritis in Europa durch. Mit diesem Vorhaben ist<br />

es erstmalig gelungen, drei in direkter Marktkonkurrenz befindliche<br />

Arzneimittelhersteller zu einer gemeinsamen Förderung der unabhängigen<br />

Beobachtung der Langzeitwirksamkeit neuer Therapien zu<br />

gewinnen.<br />

4. Liaisongruppe Experimentelle Rheumatologie (DRFZ/Charité<br />

Campus Mitte)<br />

Die Arbeitsgruppe untersucht die Migration von T-Lymphozyten im<br />

Körper, erforscht, wie sie bestimmte Gewebe erkennen, dort einwandern,<br />

sich mit anderen Zellen treffen <strong>und</strong> wieder auswandern, <strong>und</strong><br />

unter welchen Bedingungen sie ihr Verhalten ändern. Endotheliale<br />

78


Selektine sind als Adhäsionsliganden entscheidend für die Rekrutierung<br />

von T-Leukozyten in entzündlichen Regionen. Es wird analysiert,<br />

wann T-Lymphozyten die entsprechenden Selektin-Liganden<br />

synthetisieren <strong>und</strong> welche Bedeutung diese Rezeptoren für die Pathophysiologie<br />

<strong>und</strong> das Homing von Effektor- <strong>und</strong> regulatorischen T-<br />

Zellen haben. Die Gruppe hat weiter das Integrin αEβ7 als Marker für<br />

bestimmte regulatorische Th-Lymphozyten identifiziert. Zellen dieses<br />

Typs scheinen als regulatorische Effektorzellen bei Immunantworten<br />

gebildet zu werden, im Gegensatz zu anderen, die als „zentrale” Regulatoren<br />

aus dem Thymus kommen. Bei der Bildung der peripheren<br />

Toleranz könnte die Leber eine große Rolle spielen, wie erste Ergebnisse<br />

der Gruppe nahe legen.<br />

5. Arbeitsgruppe Humorale Immunologie<br />

Die Arbeitsgruppe untersucht die Biologie von Plasmazellen. Ausgangspunkt<br />

ist ihre Beobachtung, dass Antikörper-sezernierende<br />

Plasmazellen im Knochenmark lange überleben können <strong>und</strong> als langlebige<br />

Plasmazellen das protektive humorale Gedächtnis tragen. In<br />

Mausmodellen wird die Regulation der Plasmazellhomeostase in<br />

protektiven <strong>und</strong> autoreaktiven Immunreaktionen untersucht. In Zusammenarbeit<br />

mit einer Gruppe an der Charité werden humane<br />

Plasmazellen aus verschiedenen Geweben untersucht. Die Gruppe<br />

hat gezeigt, dass die Chemokinrezeptoren CXCR3 <strong>und</strong> CXCR4 den<br />

Plasmazellen eine Migration in Knochenmark <strong>und</strong> entzündetes Gewebe<br />

ermöglichen. Dort hängt das Überleben dann von Faktoren<br />

ihrer Umgebung ab, die zurzeit definiert werden. Bisher wurden als<br />

Überlebensfaktoren identifiziert: IL-5, IL-6, TNF-alpha, SDF-1 <strong>und</strong><br />

Liganden für CD44 (Hyaluronsäure).<br />

6. Arbeitsgruppe Immungenetik (bis September 2003)<br />

Diese Forschungsgruppe klärt genetische Assoziationen bei rheumatoider<br />

Arthritis <strong>und</strong> Arthrose, insbesondere Polymorphismen der<br />

MHC-Antigenpräsentation <strong>und</strong> der Zytokinexpression. Bei rheumatoider<br />

Arthritis kommt es zu einer systemischen Verschiebung des<br />

Gleichgewichts in Richtung auf proinflammatorische Th1 Lymphozyten.<br />

Die Gruppe untersucht, ob diese Verschiebung durch Interaktion<br />

der „rheumatischen” Th1 Lymphozyten mit den Antigenpräsentierenden<br />

Zellen nachfolgender Immunreaktionen bewirkt wird.<br />

Bei der Arthrose hat die Gruppe erstmals einen Zusammenhang mit<br />

Polymorphismen für Zytokingene <strong>und</strong> MHC Gene beschrieben, möglicherweise<br />

ein Hinweis auf eine immunologisch-entzündliche Komponente<br />

bei diesem bisher als degenerative Erkrankung eingestuften<br />

Rheuma.<br />

79


Zum Oktober 2003 wechselte die Gruppenleiterin auf eine C2-Stelle<br />

an das Institut für Immunologie an der Universität Rostock.<br />

7. Arbeitsgruppe Klinische Immunologie<br />

Ziel dieser Arbeitsgruppe ist die Entwicklung von zellulären Therapien,<br />

bei denen Autoimmunprozesse auf der Ebene der krankheitsverursachenden<br />

Zellen gezielt <strong>und</strong> spezifisch modifiziert werden. Die<br />

Gruppe hat eine neue Population naiver, aber nach Emigration aus<br />

dem Thymus in der Peripherie proliferierender CD45RA + CD31 - Th-<br />

Lymphozyten entdeckt <strong>und</strong> überprüft, ob diese Proliferation durch<br />

Autoantigene getrieben wird <strong>und</strong> an der Induktion von Autoimmunerkrankungen<br />

beteiligt ist. Sie hat eine Technik entwickelt, die es erstmals<br />

erlaubt, alle spezifisch auf ein (Auto-)Antigen reagierenden Th-<br />

Lymphozyten zu identifizieren <strong>und</strong> für funktionale <strong>und</strong> molekulare<br />

Untersuchungen zu isolieren, geplant ist auch ein therapeutischer<br />

Einsatz. Zusammen mit der Firma AMAXA werden in vitro durch direkte<br />

Transfektion von dendritischen Zellen mit Genen für Antigene<br />

regulatorische Th-Lymphozyten mit Spezifität für entzündete Gewebe<br />

generiert, ebenfalls mit Blick auf eine Zelltherapie. Mit einer Studie<br />

zur autologen Stammzelltherapie bei Therapie-refraktären Autoimmunerkrankungen<br />

wurde in Kooperation mit der Charité erstmals<br />

gezeigt, dass sich in den Patienten mit Langzeitremissionen nach der<br />

Therapie ein komplett erneuertes „juveniles” <strong>und</strong> tolerantes Immunsystem<br />

aufbaut. Diese Stammzelltherapie soll im Hinblick auf Minimierung<br />

des Infektionsrisikos <strong>und</strong> Anwendung in der Sklerodermie<br />

verbessert werden.<br />

8. Arbeitsgruppe Knochenzelldifferenzierung<br />

Die Integrität eines Knochens ist abhängig von einer Balance der<br />

Aktivität von Osteoblasten (knochenbildende Zellen) <strong>und</strong> Osteoklasten<br />

(knochenabbauende Zellen). Die Gruppe analysiert die molekularen<br />

Mechanismen der Knochenentwicklung <strong>und</strong> ihre pathologischen<br />

Veränderungen, insbesondere die Rolle der AP-1 Transkriptionsfaktoren,<br />

die dabei eine zentrale Rolle spielen. AP-1 Transkriptionsfaktoren<br />

sind Dimere aus Fos- <strong>und</strong> Jun-Untereinheiten, von denen<br />

es jeweils mehrere gibt. Die beteiligten Untereinheiten <strong>und</strong> ihre<br />

post-transkriptionellen Modifikationen bestimmen dabei die funktionelle<br />

Qualität von AP-1. Die Gruppe untersucht, welche Untereinheiten<br />

welche Rolle spielen, biochemisch <strong>und</strong> durch Mausmutagenese,<br />

ebenso wie die Frage, welche Gen-expressionsprogramme dabei<br />

ausgelöst werden. Ziel ist es, molekulare Ansätze zur regenerativen<br />

Therapie von Knochenschäden bei Rheuma zu entwickeln.<br />

80


9. Liaisongruppe Molekularbiologie (DRFZ/Technische Universität<br />

Berlin):<br />

Alle rheumatischen Erkrankungen zeichnen sich dadurch aus, dass<br />

dauerhafte Gewebeschädigungen auftreten (Gelenke, aber auch<br />

Haut, Blutgefässe oder Nieren). Diese Gruppe entwickelt therapeutische<br />

Strategien zur Regeneration der geschädigten Gewebe in situ,<br />

ausgehend von der Analyse des molekularen Milieus, in dem Vorläuferzellen<br />

zu funktionstüchtigen Zellen eines Gewebes ausdifferenzieren<br />

können. Im Mittelpunkt stehen hierbei Wachstums- oder Differenzierungsfaktoren,<br />

sowie mechanische Belastungssignale bei Knorpelzellen,<br />

mit dem Ziel der Regeneration von Knorpel. Daneben wird<br />

die Rolle von Stromazellen für die Differenzierung von Lymphozyten<br />

untersucht, <strong>und</strong> die ektodermal-mesodermale Transdifferenzierung<br />

vom Epithel des Gaumens. In Kooperation mit einer Gruppe der Charité<br />

wird die Rolle eines neu entdeckten Membranrezeptors für Glucocortikoide<br />

auf Leukozyten analysiert.<br />

10. Liaisongruppe Molekulare Immunologie (DRFZ/Charité Campus<br />

Mitte)<br />

Die Gruppe untersucht die Rolle von CD152 (CTLA-4) bei der Begrenzung<br />

der Aktivierung von Th Lymphozyten mit Blick auf therapeutische<br />

Ansätze für entzündlich rheumatische Erkrankungen.<br />

Erstmals konnte ein immunfluoreszenter Nachweis für CD152 auf der<br />

Zelloberfläche entwickelt <strong>und</strong> damit gezeigt werden, dass Membrangeb<strong>und</strong>enes<br />

CD152 immer nur von einer Subpopulation der aktivierten<br />

T Zellen exprimiert wird, während es in allen aktivierten Zellen<br />

intrazellulär vorliegt. Diese Subpopulation hat regulatorische Eigenschaften.<br />

Scheinbar schützt Membranexpression von CD152 auch<br />

vor aktivierungsinduziertem Zelltod. Diese bislang unbekannten, aber<br />

für das Verständnis chronischer, T-Zell-getriebener Immunreaktionen<br />

wesentlichen Phänomene sollen nun detaillierter untersucht werden,<br />

u. a. durch konditionelle Mutagenese von CD152 in der Maus, durch<br />

funktionelle <strong>und</strong> molekulare Analyse Membran-CD152 exprimierender,<br />

isolierter Zellen <strong>und</strong> durch Identifizierung des Signals, das die<br />

Membranexpression von CD152 auslöst.<br />

11. Arbeitsgruppe Signaltransduktion<br />

Die Gruppe erforscht die Veränderung der Signalübertragung in T<br />

Lymphozyten bei Autoimmunerkrankungen. Um die Signalübertragung<br />

therapeutisch gezielt beeinflussen zu können, untersucht die<br />

Arbeitsgruppe die zugr<strong>und</strong>e liegenden elementaren Mechanismen,<br />

entwickelt neue spezifische Inhibitoren für Calcineurin/NFAT als den<br />

zentralen Punkt der Signalübertragung, der auch als „Achillesferse<br />

des Immunsystems” bezeichnet wird, <strong>und</strong> identifiziert Endpunkte der<br />

81


Signalübertragung mit Relevanz für die Funktion der Zellen bei chronischen<br />

Entzündungen. Mit Hilfe selbstentwickelter, empfindlicher<br />

Screening-Systeme gelang es, spezifische Calcineurin-Inhibitoren mit<br />

vier neuen Gr<strong>und</strong>strukturen <strong>und</strong> Wirkmechanismen zu identifizieren,<br />

die sich von denen der bekannten Inhibitoren CsA <strong>und</strong> FK506 klar<br />

unterscheiden. Diese Inhibitoren werden nun eingesetzt, um die Rolle<br />

der Transkriptionsfaktoren NFAT, NF-κB <strong>und</strong> AP-1 bei der aktivierungsinduzierten<br />

Differenzierung der T-Lymphozyten zu analysieren.<br />

Zusammen mit einer Arbeitsgruppe der Rockefeller University wird<br />

zurzeit die siRNA Technologie etabliert, um im weiteren Verlauf neben<br />

der pharmakologischen Interferenz auch genetische Interferenz<br />

einsetzen zu können, insbesondere bei menschlichen T Lymphozyten.<br />

Schließlich soll das Genexpressionsprofil von T-Zellen untersucht<br />

werden, in denen Calcineurin partiell <strong>und</strong> differentiell inhibiert<br />

wurde, um therapeutisch relevante Zielgene zu identifizieren.<br />

12. Liaisongruppe Spondylarthropathien (DRFZ/Charité Campus<br />

Benjamin Franklin)<br />

Diese Gruppe beschäftigt sich mit Epidemiologie, Pathogenese <strong>und</strong><br />

Therapie von Spondylarthropathien. Die verschiedenen Formen dieser<br />

Erkrankungen haben ähnliche klinische Manifestationen <strong>und</strong> eine<br />

genetische Assoziation mit dem MHC-Haplotyp HLA-B27. Um den<br />

Verlauf <strong>und</strong> die Prognose von Spondylarthropathien zu untersuchen,<br />

wurde eine deutschlandweite Inzeptionskohorte aufgebaut, die alle<br />

Patienten mit frühen Erkrankungsformen langfristig beobachten wird.<br />

Bezüglich der Pathogenese wurde eine Reduktion der Zytokinexpression<br />

von Interferon-γ <strong>und</strong> TNF-α durch T Lymphozyten bei<br />

Patienten gef<strong>und</strong>en, wobei die erniedrigte TNF-α-Sekretion z. T.<br />

durch einen TNF-α-Genpolymorphismus erklärt werden konnte. Von<br />

Interesse für eine gezielte Immunmodulation dieser Erkrankungen ist<br />

die erstmals gelungene Identifizierung von relevanten T-Zellepitopen<br />

von Autoantigenen <strong>und</strong> bakteriellen Antigenen. Die Gruppe hat erstmals<br />

multizentrische Studien zur Therapie der ankylosierenden<br />

Spondylitis mit den TNF-α-blockierenden Medikamenten Infliximab<br />

<strong>und</strong> Etanercept durchgeführt <strong>und</strong> damit entscheidend dazu beigetragen,<br />

diese Therapien klinisch einzuführen, die einen Durchbruch in<br />

der bisher schwierigen Behandlung von chronisch kranken, jungen<br />

Patienten darstellen.<br />

13. Liaisongruppe Tissue Engineering (DRFZ/Charité Campus Mitte)<br />

Tissue Engineering basiert auf der Vermehrung autologer Zellen in<br />

vitro, die anschließend einzeln oder im Gewebeverband wieder in<br />

den Patienten transplantiert werden. Da das Proliferationspotential<br />

differenzierter Zellen begrenzt ist, konzentriert sich die Gruppe auf<br />

den Einsatz von Vorläufer- bzw. Stammzellen für die Geweberegene-<br />

82


ation. Zunächst wird die Induktion der Differenzierung mesenchymaler<br />

Stammzellen für den Knorpelersatz ex vivo durch verschiedene<br />

morphogene Faktoren der FGF <strong>und</strong> TGF-ß Supergenfamilie untersucht.<br />

Später sollen wirksame Faktoren durch Release-Systeme,<br />

d. h. resorbierende Mikropartikel in vivo eingesetzt werden, um z. B.<br />

ein Transplantat während der kritischen Phase der Einheilung zu<br />

stabilisieren, aber auch für die direkte Geweberegeneration aus in<br />

vivo vorhandenen Stammzellen.<br />

14. Liaisongruppe T-Zell-Immunologie (DRFZ/Charité Campus Mitte)<br />

Die Gruppe untersucht den klinisch <strong>und</strong> epidemiologisch gut dokumentierten<br />

Zusammenhang zwischen Infektion <strong>und</strong> Autoimmunität.<br />

Sie konnte zeigen, dass eine Kreuzreaktivität zwischen mikrobiellen<br />

Antigenen <strong>und</strong> Selbst-Antigenen, genannt molekulares Mimikry, per<br />

se keine ausreichende Erklärung für die Aktivierung autoreaktiver T-<br />

Zellen ist. Andererseits kann eine starke Aktivierung des Immunsystems<br />

durch mikrobielle „Mustersignale”, z. B. LPS, auch ohne Immunisierung<br />

mit Antigen bei autoreaktiv-T-Zell Rezeptor transgenen<br />

Mäusen Autoimmunreaktion induzieren. Diese Antigen-unabhängige<br />

Aktivierung von autoreaktiven T Lymphozyten <strong>und</strong> ihre Rolle bei Autoimmunerkrankungen<br />

soll aufgeklärt werden. Die Arbeitsgruppe hat<br />

weiter gezeigt, dass ein Antigen, das nicht spezifisch im Gelenk, sondern<br />

im ganzen Körper vorkommt (GPI, Glukose-6-Phosphat-<br />

Isomerase) in normalen Mäusen eines bestimmten Stammes Arthritis<br />

verursachen kann, die nicht den transgenen KRN T Zellrezeptor haben.<br />

Dieses neue GPI Mausmodell für Rheuma soll weiter untersucht<br />

werden, um zu verstehen, wie ein ubiquitäres Autoantigen Entzündungen<br />

verursachen kann, die auf die Gelenke beschränkt sind.<br />

15. Arbeitsgruppe Zellbiologie:<br />

Zytokine sind Peptidhormone, mit denen das Zusammenspiel der<br />

verschiedenen Zellen bei Immunreaktionen orchestriert wird. Dirigiert<br />

wird dieses Zusammenspiel von T Helfer-Lymphozyten, durch entzündungsfördernde<br />

Zytokine (TNFα, IFNγ) <strong>und</strong> durch entzündungshemmende<br />

Zytokine (IL-4, IL-10). Die Arbeitsgruppe will verstehen,<br />

wie die Expression der Gene für Zytokine in T-Helfer Lymphozyten<br />

kontrolliert ist, insbesondere für IL-4 <strong>und</strong> IL-10. Analysiert wird die<br />

Stabilität <strong>und</strong> Flexibilität der Prägung zur Expression bestimmter Zytokine<br />

in chronisch oder wiederholt aktivierten T Lymphozyten, das<br />

Zytokin-Gedächtnis. Die Gruppe hat sowohl transkriptionsregulative<br />

als auch epigenetische Mechanismen identifiziert, die dabei eine<br />

Rolle spielen, <strong>und</strong> wird dies im molekularen Detail fortsetzen. In einem<br />

zweiten Projekt wird die molekulare Basis des Antikörper-<br />

Klassenwechsels untersucht, durch den pathogenetisch relevante<br />

Antikörper gebildet werden, wie IgG-Rheumafaktoren <strong>und</strong> IgG-DNA-<br />

83


Antikörper. Ziel ist es, während chronischer Immunreaktionen den<br />

krankheitsverursachenden Klassenwechsel gezielt verhindern zu<br />

können.<br />

16. Arbeitsgruppe Zytometrie:<br />

Neben der Koordination der zytometrischen Technologie-Plattform<br />

von DRFZ/Charité/Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie analysiert<br />

die Gruppe die Rolle spezifischer T-Zellpopulationen bei rheumatischer<br />

Gelenkentzündung in einem neu entwickelten Mausmodel, der<br />

ovalbumininduzierten Arthritis, das es erstmals gestattet, definierte T-<br />

Zellpopulationen in vivo funktionell zu analysieren. Ziel ist die Identifizierung<br />

regulatorischer T-Zellpopulationen, die therapeutisch eingesetzt<br />

werden können. Solche Zellen sollen entweder in vivo gezielt<br />

induziert oder ex vivo aus anderen Zellen generiert werden. Ihre<br />

Wirkmechanismen sollen aufgeklärt werden. Für CD4+CD25+ regulatorische<br />

T-Zellen ist es bereits gelungen, die Rolle des IL-2-<br />

Rezeptors CD25 als wesentlicher Mediator der Suppression nachzuweisen.<br />

Regulatorische Zellen sollen in vivo durch DNA-Vakzinierung<br />

oder orales Antigen induziert werden. Mit innovativen zytometrischen<br />

Methoden werden dabei Antigenaufnahme <strong>und</strong> Präsentation sowie<br />

die initiale T-Zellreaktion analysiert <strong>und</strong> regulatorische Zellen zur<br />

funktionellen Untersuchung isoliert.<br />

Die Richtlinien der Arbeit bestimmt der wissenschaftliche Direktor<br />

nach Maßgabe der Satzung <strong>und</strong> in Abstimmung mit dem Wissenschaftlichen<br />

Beirat <strong>und</strong> dem Stiftungsrat. Die gr<strong>und</strong>ständigen Arbeitsthemen<br />

werden weitestgehend eigenverantwortlich von den Leitern<br />

der einzelnen Forschungsgruppen bestimmt. Drittmittelfinanzierte<br />

Projekte werden von den Gruppenleitern unabhängig beantragt. Da<br />

allerdings der wissenschaftliche Direktor das DRFZ rechtswirksam<br />

vertritt, sind die Gruppenleiter verpflichtet, seine Zustimmung für<br />

sämtliche Drittmittelprojekte einzuholen. Gr<strong>und</strong>sätzlich werden die<br />

Forschungsperspektiven in einer monatlichen Konferenz der Gruppenleiter<br />

<strong>und</strong> in Klausurtagungen diskutiert <strong>und</strong> festgelegt.<br />

− Das Prinzip am DRFZ, in wechselnden Forschungsgruppenkonstellationen<br />

gemeinsame Forschungsthemen zu bearbeiten, erfordert<br />

ein hohes Maß an Kommunikation. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind<br />

arbeitsgruppenübergreifende wissenschaftliche Veranstaltungen<br />

von zentraler Bedeutung für die Arbeit des Instituts. Im DRFZ finden<br />

regelmäßig mehrere Seminare statt:<br />

− Das Institutsseminar ist eine wöchentlich stattfindende wissenschaftliche<br />

Seminarreihe, in der alle Wissenschaftler des Institutes<br />

<strong>und</strong> der kooperierenden klinischen Forschergruppen ihre Ergeb-<br />

84


nisse in englischer Sprache ausführlich <strong>und</strong> öffentlich zur Diskussion<br />

stellen. Es dient auch der Darstellung der Arbeit nach außen.<br />

− Die wöchentlich stattfindenden Diskussionsklubs (Wissenschaftliche<br />

Klubs) sind thematisch orientiert, d. h. alle in dem entsprechenden<br />

Feld arbeitenden Wissenschaftler <strong>und</strong> auch das nichtwissenschaftliche<br />

Personal nehmen an diesen Diskussionen teil.<br />

Es gibt solche Klubs zu den Themen B-Lymphozyten, T-Lymphozyten,<br />

klinische Immunologie, Genetik, Knochen <strong>und</strong> Knorpel.<br />

− Das gemeinsame wöchentliche Literaturseminar dient Wissenschaftlern,<br />

Doktoranden <strong>und</strong> Diplomanden zur intensiven Auseinandersetzung<br />

mit ausgewählten wissenschaftlichen Veröffentlichungen.<br />

− Gruppenseminare sind Besprechungen der einzelnen Arbeitsgruppen.<br />

− Weitere Seminare des DRFZ sind:<br />

• Seminarreihe mit eingeladenen internationalen Sprechern im<br />

Rahmen eines Sonderforschungsbereichs;<br />

• gemeinsame monatliche Seminarreihe mit dem Max-Planck-<br />

Institut für Infektionsbiologie;<br />

• wöchentliches Institutsseminar der Medizinischen Klinik für<br />

Rheumatologie <strong>und</strong> klinische Immunologie;<br />

• einmal jährliche Vorstellung der wissenschaftlichen Arbeiten<br />

durch die Gruppenleiter in einem Symposium vor dem Wissenschaftlichen<br />

Beirat;<br />

• ganztägige Klausurtagungen der Gruppenleiter.<br />

Das DRFZ hat nach eigenen Aussagen ein auf zentrale Themen fokussiertes<br />

Forschungsprogramm. Zur Sicherung der Qualität der<br />

Forschung wird jährlich eine interne Begutachtung durch den Wissenschaftlichen<br />

Beirat durchgeführt. Er beurteilt die Arbeit auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage des wissenschaftlichen Jahresberichts <strong>und</strong> eines eineinhalbtägigen<br />

Besuchs vor Ort.<br />

In den vergangenen fünf Jahren wurden sechs neue Arbeitsgruppen<br />

(Zytometrie, Humorale Immunologie, Experimentelle Rheumatologie,<br />

Klinische Immunologie, Signaltransduktion, Knochenzelldifferenzierung)<br />

aufgebaut oder an das DRFZ assoziiert, um die Kohärenz des<br />

Forschungsprogramms zu gewährleisten <strong>und</strong> den <strong>Empfehlungen</strong> des<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong> von 1998 nachzukommen. Die Arbeitsgruppe Molekularbiologie<br />

ist für den Zeitraum 2002 bis <strong>2004</strong> zu einer Liaisongruppe<br />

mit der Technischen Universität Berlin geworden <strong>und</strong> hat<br />

ihren Forschungsschwerpunkt von der Immungenetik auf die Entwick-<br />

85


lungsbiologie verlegt. Die Arbeitsgruppe Molekulare Immunologie ist<br />

zu einer Liaisongruppe mit der Charité unter Beibehaltung des Forschungsprogramms<br />

geworden. Die Liaisongruppe Autoimmunologie<br />

hat mit der Analyse der Rolle plasmazytoider dendritischer Zellen <strong>und</strong><br />

langlebiger Plasmazellen bei systemischem Lupus erythematodes<br />

neue Forschungsschwerpunkte entwickelt.<br />

Hauptinteressenten an der Arbeit des DRFZ sind nach eigenen Aussagen<br />

einerseits klinische Forscher, die Orientierung in den Gr<strong>und</strong>lagen,<br />

sowie in biochemischen, molekularen <strong>und</strong> zellbiologischen Reagenzien<br />

erhalten, <strong>und</strong> die neu entwickelte, moderne Methoden direkt<br />

zur Analyse klinischen Materials einsetzen können. Weitere Interessenten<br />

sind gr<strong>und</strong>lagenwissenschaftlich arbeitende Forschergruppen,<br />

die von den Ergebnissen <strong>und</strong> Konzepten in den Bereichen Immunologie<br />

<strong>und</strong> Technologieentwicklungen profitieren. In der Regel werden<br />

Forschungsergebnisse gemeinsam mit Biotech- <strong>und</strong> Pharmaunternehmen<br />

verwertet <strong>und</strong> von diesen in marktfähige Produkte oder<br />

Technologien entwickelt. Die anwendungsorientierten Forschungsergebnisse<br />

finden unmittelbar Eingang in die klinische Versorgungspraxis.<br />

Neben der Wissenschaft sucht das DRFZ verstärkt Kontakt zu<br />

Patienten <strong>und</strong> zur breiten Öffentlichkeit.<br />

Als interne wissenschaftliche Serviceleistungen betreibt das DRFZ<br />

das „Zentrallabor für Zytometrie <strong>und</strong> Zellsortierung”, das von der Arbeitsgruppe<br />

Zytometrie betreut wird, die „Plattform für Genexpressionsanalyse”,<br />

die im Rahmen des Projekts Berlinflame aufgebaut<br />

wurde, sowie die regelmäßige biometrische Beratung. Als externe<br />

Serviceleistung berät der Forschungsbereich Epidemiologie Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsministerien <strong>und</strong> nachgeordnete Einrichtungen.<br />

Der Anteil dieser Servicetätigkeiten ist in den letzten Jahren<br />

gestiegen, was nach Ansicht des Zentrums an der wachsenden Bedeutung<br />

liegt, die durch Leistungsträger <strong>und</strong> politisch Verantwortliche<br />

den vom Institut b<strong>und</strong>esweit koordinierten Datenerhebungen in der<br />

Rheumatologie für ges<strong>und</strong>heitspolitische Entscheidungen eingeräumt<br />

wird. Darüber hinaus nehmen die leitenden Wissenschaftler Beratungstätigkeiten<br />

in Gutachtergremien, wissenschaftlichen Beiräten,<br />

Fachgesellschaften <strong>und</strong> bei der Herausgabe internationaler Fachzeitschriften<br />

wahr. Der Umfang dieser Beratungsleistungen hat durch die<br />

wachsende Integration des Forschungsinstituts in die internationale<br />

Wissenschaftslandschaft in den letzten Jahren zugenommen. Zu den<br />

externen Serviceleistungen zählt das DRFZ auch das durch die Geschäftsstelle<br />

des Kompetenznetzes Rheuma entstandene Projektmanagement<br />

<strong>und</strong> die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Nach Mitteilung des DRFZ wird an nationalen Instituten Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

auf dem Gebiet rheumatischer Erkrankungen außer am<br />

86


DRFZ vor allem an den Universitäten Erlangen/Nürnberg, Hannover<br />

<strong>und</strong> Freiburg betrieben. Dort sind z. T. auch rheumaorientierte Max-<br />

Planck- bzw. DFG-Forschergruppen eingerichtet worden. Klinische<br />

<strong>und</strong> epidemiologische Forschungsschwerpunkte gibt es an den Medizinischen<br />

Fakultäten der Universitäten in Düsseldorf <strong>und</strong> Lübeck<br />

sowie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Während sich die<br />

Zentren auf die klinische Forschung zu unterschiedlichen rheumatischen<br />

Erkrankungen konzentrieren, widmet sich das DRFZ der<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung als komplementärem, krankheitsübergreifendem<br />

Bereich. Ein vergleichbarer rheumaepidemiologischer Forschungsschwerpunkt<br />

wie am DRFZ existiert nach eigenen Aussagen<br />

in Deutschland nicht.<br />

International besteht nach Mitteilung des Instituts ein dem DRFZ im<br />

Bereich der Rheumatologie ähnliches Zentrum in London, das Kennedy<br />

Institute of Rheumatology. In den Niederlanden existiere als<br />

international führendes Zentrum die Abteilung für Rheumatologie der<br />

Universitätsklinik Nijmegen. In den Vereinigten Staaten von Amerika<br />

gebe es mehrere Institutionen, die sich mit einzelnen Aspekten der<br />

Rheumatologie befassen, wie z. B. das National Institute of Arthritis<br />

and Musculoskeletal and Skin Diseases an den National Institutes of<br />

Health. Für den Bereich Epidemiologie nennt das DRFZ die Epidemiology<br />

Unit des Arthritis and Rheumatism Council in Manchester/UK<br />

als international führende Einrichtung. In Europa gebe es keine weitere<br />

Arbeitsgruppe vergleichbarer Größe, die ausschließlich für rheumaepidemiologische<br />

Forschung eingerichtet wurde.<br />

Mit den genannten nationalen Einrichtungen bestehen nach Darstellung<br />

des DRFZ keine Überschneidungen. Es würden verwandte Fragestellungen<br />

bearbeitet, die zu vielen Kooperationen geführt haben.<br />

Das DRFZ unterscheide sich von Forschungsgruppen an universitären<br />

Einrichtungen durch seine interdisziplinären <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagenorientierten<br />

Ansätze <strong>und</strong> die Fokussierung auf chronische Entzündungen<br />

<strong>und</strong> rheumatologische Krankheitsbilder. Nach Schließung<br />

bzw. Umorientierung mehrerer immunologisch orientierter Institute im<br />

deutschsprachigen Raum sei die Immunologie geschwächt worden.<br />

Das DRFZ gehöre zu den wenigen verbliebenen Instituten, deren<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung noch einen starken immunologisch relevanten<br />

Schwerpunkt besitze.<br />

Zur Erforschung rheumatischer Erkrankungen ist interdisziplinäre<br />

Forschung aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften <strong>und</strong><br />

Epidemiologie notwendig. Nach Ansicht des DRFZ ist der Etat für ein<br />

Institut mit einer kritischen Masse zur erfolgreichen Erforschung<br />

rheumatischer Erkrankungen an einer einzelnen Hochschule nur<br />

schwer aufzubringen. Auch könnten Lehrtätigkeiten in naturwissen-<br />

87


schaftlichen <strong>und</strong> medizinischen Fakultäten aufgr<strong>und</strong> der Spezialisierung<br />

nur eingeschränkt durchgeführt werden. Für die Bearbeitung<br />

des Forschungsthemas an einem eigenen Institut spreche auch die<br />

Arbeitsweise mit vielen kleinen untereinander kooperierenden interdisziplinären<br />

Forschungsgruppen, die an einer Universität nur schwer<br />

zu realisieren wären. Die für die Rheumaforschung notwendige Interdisziplinarität<br />

der Forschung <strong>und</strong> der fachliche Austausch zwischen<br />

immunologischen, molekularbiologischen, biochemischen, klinischen<br />

<strong>und</strong> epidemiologischen Arbeitsgruppen könne in dieser Form an einer<br />

Hochschule nicht gewährleistet werden. Die Gr<strong>und</strong>förderung des<br />

DRFZ ermögliche es, auch ungewöhnliche, sowohl mit der Chance<br />

des Durchbruchs aber auch mit dem Risiko des Scheiterns behaftete<br />

Forschungsansätze anzugehen. Umgekehrt könnten erfolgreiche<br />

Ansätze auch nach dem Auslaufen externer Förderprogramme weitergeführt<br />

werden. Diese Kontinuität der Arbeit sei im universitären<br />

Kontext oft sehr erschwert.<br />

Rheumatische Krankheiten sind von besonderer überregionaler ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />

Bedeutung, da mehr als ein Drittel der Bevölkerung<br />

an Beschwerden <strong>und</strong> Behinderungen leiden, die dem rheumatischen<br />

Formenkreis im weiteren Sinne zuzurechnen sind. Dem DRFZ<br />

als einzigem Institut in Deutschland mit einem expliziten <strong>und</strong> ausschließlichen<br />

Auftrag der interdisziplinären Forschung rheumatischer<br />

Krankheiten kommt, so das Institut, daher eine überregionale <strong>und</strong><br />

herausragende Bedeutung zu. Es sei ein nationaler Repräsentant auf<br />

dem Gebiet der Erforschung der Immunpathologie rheumatischer<br />

Erkrankungen. Durch die enge Verknüpfung des DRFZ mit verschiedenen<br />

Kliniken sei ein wissenschaftlicher Schwerpunkt „Entzündung<br />

<strong>und</strong> Infektion” entstanden, der national <strong>und</strong> international Beachtung<br />

<strong>und</strong> Anerkennung finde. Dies gelte auch für die Technologieentwicklung<br />

des DRFZ, die zur Ausgründung einer Firma mit mehr als 500<br />

Mitarbeitern geführt habe. Der Forschungsbereich Epidemiologie<br />

liefere ges<strong>und</strong>heitspolitisch wichtige Daten, die nicht nur in die Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung<br />

einhergehen, sondern auch bedeutsam für<br />

die Planung neuer Versorgungsmodelle seien.<br />

In den letzten drei Jahren wurde nach Mitteilung des DRFZ das Satzungsziel,<br />

eine international vernetzte <strong>und</strong> kompetitive Forschung auf<br />

den Gebieten der Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> der Epidemiologie rheumatischer<br />

Erkrankungen zu betreiben, erreicht. Die wissenschaftliche <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitische<br />

Bedeutung des Instituts habe zugenommen, der<br />

Kontakt zu Patientenorganisationen <strong>und</strong> zur Deutschen Gesellschaft<br />

für Rheumatologie sei besonders durch das Kompetenznetz Rheuma<br />

verbessert worden. Das Forschungsprofil sei durch neue Arbeitsgruppen<br />

<strong>und</strong> die Umorientierung etablierter Arbeitsgruppe geschärft<br />

worden.<br />

88


A.<strong>II</strong>I. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Organisation<br />

Das DRFZ ist in der Rechtsform einer Stiftung bürgerlichen Rechts<br />

organisiert. Die Organe der Stiftung sind der Vorstand, der Stiftungsrat<br />

<strong>und</strong> der Wissenschaftliche Beirat.<br />

Der Vorstand ist der wissenschaftliche Direktor des DRFZ. Er leitet<br />

das Zentrum selbständig <strong>und</strong> in eigener Verantwortung. Zu seinen<br />

Aufgaben gehören insbesondere die Festsetzung der Schwerpunkte<br />

der Forschung, die Koordinierung der Tätigkeit der wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter, die Koordinierung des Zusammenwirkens der Stiftung<br />

mit nationalen <strong>und</strong> internationalen Rheuma-Forschungszentren<br />

<strong>und</strong> Spezialkliniken für Rheumaerkrankungen, die Koordinierung der<br />

Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung des wissenschaftlichen Fachpersonals,<br />

Aufstellung des Wirtschaftsplans sowie Erstellung des Jahresabschlusses<br />

<strong>und</strong> des Lageberichts. Der Vorstand hat dem Stiftungsrat<br />

in allen Angelegenheiten Auskünfte zu erteilen <strong>und</strong> einen jährlichen<br />

Bericht über die Entwicklung, den Stand <strong>und</strong> die nächste Planung der<br />

Forschungsvorhaben vorzulegen.<br />

Der Stiftungsrat setzt sich (Stand Mai 2003) aus insgesamt zwölf<br />

Mitgliedern zusammen. Mitglieder des Stiftungsrates sind das für<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung zuständige Mitglied des Senats oder<br />

eine von ihm benannte Persönlichkeit, eine von der Immanuel-<br />

Krankenhaus GmbH benannte Persönlichkeit, der Dekan der Medizinischen<br />

Fakultät der Humboldt-Universität oder eine von ihm benannte<br />

Persönlichkeit sowie sieben bis 13 bestellte Persönlichkeiten. Die<br />

Amtszeit beträgt fünf Jahre, eine einmalige Wiederwahl ist möglich.<br />

Der Stiftungsrat überwacht die Geschäftsführung des Vorstandes <strong>und</strong><br />

sichert den Erhalt der Qualität der Forschung.<br />

Seit 1997 besitzt das DRFZ einen Wissenschaftlichen Beirat. Er wird<br />

vom Stiftungsrat bestellt <strong>und</strong> besteht aus bis zu sieben Persönlichkeiten<br />

aus dem In- <strong>und</strong> Ausland, die in der Rheumaforschung <strong>und</strong> verwandten<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung international anerkannt sind. Die Mitgliedschaft<br />

ist auf drei Jahre beschränkt, eine Wiederwahl ist möglich.<br />

Der Wissenschaftliche Beirat tagt jährlich, er berät den Vorstand <strong>und</strong><br />

den Stiftungsrat in wissenschaftlichen Fragen <strong>und</strong> erstellt ein Votum<br />

mit <strong>Empfehlungen</strong> für die weitere Arbeit.<br />

Die vorgesetzte Behörde des DRFZ im Sinne eines Zuschussgebers<br />

ist die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kultur. Sie<br />

hat Sitz <strong>und</strong> Stimme im Stiftungsrat.<br />

89


Ausstattung<br />

Der Wirtschaftsplan des DRFZ weist für das Jahr 2002 4,8 Mio. Euro<br />

an Einnahmen des Gr<strong>und</strong>haushalts aus. Davon sind 2,5 Mio. Euro<br />

Personalausgaben, 1,2 Mio. Euro Sachausgaben <strong>und</strong> 1,1 Mio. Euro<br />

Zuwendungen für Investitionen für den gemeinsamen Neubau des<br />

DRFZ <strong>und</strong> des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie auf dem<br />

Gelände der Charité.<br />

Das DRFZ hat im Jahr 2002 insgesamt 2,6 Mio. Euro an Drittmitteln<br />

eingeworben, davon 54,2 % vom B<strong>und</strong>, 19,8 % von der DFG, 14,4 %<br />

vom Land bzw. den Ländern, 5,1 % von der Wirtschaft, 4,2 % von der<br />

EU, 2,0 % aus Stiftungen <strong>und</strong> 0,3 % von sonstigen Drittmittelgebern.<br />

Die zusätzlich eingeworbenen Drittmittel der Liaisonarbeitsgruppen<br />

betrugen im Jahr 2002 2,1 Mio. Euro.<br />

Im Jahr 2003 (Stand März 2003) standen dem DRFZ 113,75 Stellen<br />

zur Verfügung, darunter 39,75 Planstellen aus der Gr<strong>und</strong>finanzierung<br />

(15 für wissenschaftliches <strong>und</strong> 24,75 für nichtwissenschaftliches Personal),<br />

63 Stellen aus Drittmitteln (51 für wissenschaftliches <strong>und</strong><br />

zwölf für nichtwissenschaftliches Personal) sowie elf Stellen für Diplomanden,<br />

Gastwissenschaftler <strong>und</strong> studentische Hilfskräfte aus dem<br />

Zuschuss des Landes Berlin. Von den 51 drittmittelfinanzierten Wissenschaftlern<br />

sind 40 Doktoranden.<br />

Von den 15 institutionellen Stellen für wissenschaftliches Personal<br />

sind zwei nicht besetzt <strong>und</strong> acht befristet besetzt. Von den 51 drittmittelfinanzierten<br />

wissenschaftlichen Beschäftigungsverhältnissen sind<br />

50 befristet besetzt <strong>und</strong> eine Stelle ist unbesetzt. Damit sind von den<br />

63 besetzten Stellen für wissenschaftliches Personal 58 (92 %) befristet<br />

besetzt.<br />

Neun der 23 vom DRFZ finanzierten Wissenschaftler (ohne Doktoranden)<br />

sind weiblich (39,1 %). Das Durchschnittsalter des wissenschaftlichen<br />

Personals beträgt 44,0 Jahre. Alle haben einen Hochschulabschluss,<br />

19 sind promoviert, fünf haben sich habilitiert. Drei<br />

Wissenschaftler sind zwischen zehn <strong>und</strong> 15 Jahre am DRFZ beschäftigt,<br />

neun zwischen fünf <strong>und</strong> zehn Jahren <strong>und</strong> elf weniger als fünf<br />

Jahre.<br />

Der genehmigte Stellenplan wurde 2000 von 33 auf 39,75 Stellen im<br />

Rahmen des Umzugs in das gemeinsame Institut mit dem Max-<br />

Planck-Institut für Infektionsbiologie angehoben. Bei den neuen Stellen<br />

handelt es sich um Stellen für die gemeinsame Infrastruktur des<br />

Hauses.<br />

Das DRFZ ist in Forschungsgruppen gegliedert, die gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

eigenverantwortlich aber vor allem gemeinsam in wechselnden Kons-<br />

90


tellationen die wissenschaftlichen Fragestellungen des Forschungsprogramms<br />

bearbeiten. Von den 16 Forschungsgruppenleitern (neun<br />

Arbeitsgruppenleitern <strong>und</strong> sieben Liaisongruppenleitern) sind sechs<br />

unbefristet angestellt. Bei den übrigen Gruppenleitern wird eine maximale<br />

Verweildauer von zehn Jahren angestrebt. Eine Entfristung<br />

soll nur im Ausnahmefall erfolgen. Die Arbeitsgruppen haben eine<br />

durchschnittliche Größe von zehn Mitarbeitern <strong>und</strong> werden im Wesentlichen<br />

durch Drittmittel finanziert. Die technischen Mitarbeiter auf<br />

der Basis der Gr<strong>und</strong>finanzierung bilden die technologische Infrastruktur.<br />

Jeder Gruppe steht eine Stelle für einen naturwissenschaftlichen<br />

Doktoranden aus der Gr<strong>und</strong>finanzierung zur Verfügung. Weitere Doktoranden-,<br />

Diplomandenstellen <strong>und</strong> Stipendien für Postdoktoranden<br />

stehen für Anschub- <strong>und</strong> Auslauffinanzierungen zeitweise zur Verfügung.<br />

Die experimentelle Arbeit am DRFZ wird wesentlich von Diplomanden<br />

der Naturwissenschaften sowie Doktoranden der Naturwissenschaften<br />

<strong>und</strong> Medizin im Rahmen ihrer Ausbildung getragen. Sie<br />

werden international rekrutiert, die meisten kommen jedoch von den<br />

drei Berliner Universitäten. Nach Aussage des DRFZ bestehen keine<br />

Schwierigkeiten, geeignete Wissenschaftler zu gewinnen. Die meisten<br />

Gruppenleiter sind Nachwuchswissenschaftler, die sich mit ihrer<br />

Arbeit am DRFZ an einer der Berliner Hochschulen habilitieren. Über<br />

die Besetzung der Stellen eines Forschungsgruppenleiters entscheidet<br />

der wissenschaftliche Direktor. Die Stellen werden gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

zunächst befristet vergeben; in der Regel beträgt die Laufzeit der<br />

Gruppen zehn Jahre. Assistenz- <strong>und</strong> Oberärzten der Medizinischen<br />

Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie <strong>und</strong> klinische Immunologie<br />

(Charité Campus Mitte) <strong>und</strong> der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie,<br />

Infektiologie <strong>und</strong> Rheumatologie (Charité Campus Benjamin<br />

Franklin) steht am DRFZ Forschungsraum für gemeinsame Projekte<br />

zur Verfügung.<br />

Seit 2000 ist das DRFZ in einem gemeinsamen Neubau mit dem<br />

Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie auf dem Gelände der Charité<br />

untergebracht. Dem DRFZ stehen 1.239 m² Labor- <strong>und</strong> 701 m²<br />

Bürofläche zur Verfügung. Das Gebäude bietet allen Arbeitsgruppen<br />

sehr gute Arbeitsbedingungen. Die Tierzucht befindet sich im B<strong>und</strong>esamt<br />

für ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz <strong>und</strong> Veterinärmedizin<br />

in Berlin-Marienfelde, nur die im Versuch stehenden Tiere sind im<br />

5. Obergeschoss des Hauses untergebracht.<br />

Als schwierig wird dagegen die Situation bei der Beschaffung von<br />

wissenschaftlichen Großgeräten gesehen. Letztmalig konnten 1998<br />

über einen Sonderzuschuss Großgeräte angeschafft werden. Zur<br />

Etablierung neuer Technologien wurden deshalb Einsparungen in-<br />

91


nerhalb des aus dem Gr<strong>und</strong>haushalt genehmigten Stellenplans vorgenommen.<br />

Die Einrichtung des Zentrumlabors für Zytometrie <strong>und</strong><br />

Zellsortierung ist durch einen Zusammenschluss des DRFZ, der Charité<br />

<strong>und</strong> des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie erreicht worden.<br />

Ein Titel für Geräteinvestitionen mit der Summe von 50 T€ wurde<br />

erstmals in den Doppelhaushalt <strong>2004</strong>/05 des Landes Berlin eingestellt.<br />

Das DRFZ ist nach eigener Mitteilung mit seiner gegenwärtigen<br />

Gr<strong>und</strong>finanzierung von 3,6 Mio. € Jahresetat an Personal- <strong>und</strong><br />

Sachmitteln unterfinanziert. Zur Ausfinanzierung würden ca.<br />

5,5 Mio. Euro pro Jahr benötigt, um die schon 1998 verabschiedeten<br />

<strong>Empfehlungen</strong> des <strong>Wissenschaftsrat</strong> vollständig umzusetzen. Der<br />

Zuschuss des Landes Berlin für das DRFZ werde seit 2001 mit<br />

3,6 Mio. Euro pro Jahr überrollt. Der Verbrauchsmitteletat im Haushalt<br />

liege mit 7.600 Euro pro wissenschaftlichem Mitarbeiter pro Jahr<br />

unter dem Ansatz der DFG, die für biomedizinische Projekte<br />

15.000 Euro pro wissenschaftlichem Mitarbeiter pro Jahr zur Verfügung<br />

stelle. Der von der zuständigen Senatsverwaltung für Wissenschaft,<br />

Forschung <strong>und</strong> Kultur als berechtigter Bedarf angesehenen<br />

4,3 Mio. Euro pro Jahr könne aufgr<strong>und</strong> der schwierigen Haushaltslage<br />

des Landes nicht gedeckt werden. Ein Globalhaushalt wäre aufgr<strong>und</strong><br />

der erhöhten Flexibilität vorteilhaft für das DRFZ.<br />

Wünschenswert wäre aus Sicht des DRFZ außerdem die Schaffung<br />

einer Position eines Forschungskoordinators, der die Wissenschaftler<br />

bei der Beantragung von Drittmitteln <strong>und</strong> der Vernetzung untereinander<br />

sowie mit relevanten Wissenschaftlergruppen unterstützt.<br />

A.IV. Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen<br />

Die Wissenschaftler des DRFZ haben im Jahr 2002<br />

− 1 Monographie (2000: 0, 2001: 3),<br />

− 84 referierte Aufsätze (2000: 70, 2001: 59),<br />

− 33 nichtreferierte Aufsätze (2000: 12, 2001: 11),<br />

− 14 Beiträge zu Sammelwerken (2000: 9, 2001: 9),<br />

− 81 Vorträge (2000: 65, 2001: 90),<br />

− 72 begutachtete <strong>und</strong> zitierfähige Abstracts von internationalen<br />

Tagungen<br />

(2000: 53 , 2001: 82) sowie<br />

− 3 Patente/Patentanmeldungen (2000: 6, 2001: 2)<br />

92


publiziert. Neben den wissenschaftlichen Fachzeitschriften, in denen<br />

das DRFZ seine Ergebnisse der wissenschaftlichen Öffentlichkeit<br />

vorstellt, erscheint abwechselnd in deutscher <strong>und</strong> in englischer Sprache<br />

ein wissenschaftlicher Jahresbericht. Die Epidemiologen geben<br />

außerdem eine eigene Schriftenreihe heraus.<br />

Insgesamt war das DRFZ von 2000 bis 2002 Gastgeber für 28 nationale<br />

<strong>und</strong> internationale wissenschaftliche Veranstaltungen. Die Adressaten<br />

für diese Symposien, Workshops <strong>und</strong> Kurse sind biomedizinische<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforscher, Rheumatologen, Epidemiologen, Sozialmediziner<br />

<strong>und</strong> Patientenorganisationen. Jährlich findet zudem eine<br />

International Cytometry School statt. Die Mitarbeiter des DRFZ haben<br />

2002 82 (2001: 83, 2000: 58) Fachvorträge gehalten. Durchschnittlich<br />

waren die Gruppenleiter zu 75 % der Veranstaltungen auf Kosten der<br />

Veranstalter eingeladen worden.<br />

Der Fachwelt <strong>und</strong> auch der breiten Öffentlichkeit stellt sich das DRFZ<br />

in seinem Jahresbericht <strong>und</strong> einer eigenen Homepage (www.drfz.de)<br />

vor. Es leistet Beiträge zur Homepage des Kompetenznetzwerks<br />

Rheuma (www.rheumanet.org). Das Zentrum erhält häufig Bitten zu<br />

fachlichen <strong>Stellungnahmen</strong> in der Presse. Die regelmäßigen Pressemitteilungen<br />

<strong>und</strong> Pressekonferenzen zu wichtigen Anlässen haben<br />

nach Mitteilung des Instituts eine enorme Aufmerksamkeit der Medien<br />

für das Kompetenznetz <strong>und</strong> das Thema Rheuma erreicht, die<br />

sich in über 300 Zeitungsberichten dokumentiert. Zusätzlich werden<br />

Forschungsergebnisse in der Patientenzeitschrift „mobil” des b<strong>und</strong>esweiten<br />

Organs des Selbsthilfeverbandes „Rheuma-Liga” publiziert.<br />

Ergebnisse des Forschungsbereichs Epidemiologie werden<br />

patientenorientiert auf Postern in allen an der Kerndokumentation <strong>und</strong><br />

den Kohortenstudien beteiligten rheumatologischen Versorgungseinrichtungen<br />

in ganz Deutschland dargestellt. Das DRFZ hat auch immer,<br />

bis jetzt dreimal, an der Ausstellung der „Langen Nächte der<br />

Wissenschaft” in Berlin teilgenommen.<br />

Für eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit fehlen allerdings die finanziellen<br />

Mittel. Sowohl der Jahresbericht als auch die Internetpräsenz<br />

werden durch studentische Hilfskräfte erstellt.<br />

Forschungsergebnisse zur wirtschaftlichen Nutzung werden kooperierenden<br />

Biotech- <strong>und</strong> Pharmaunternehmen zur Entwicklung überlassen.<br />

Es gibt sieben Ausgründungen 1 durch Mitarbeiter des DRFZ<br />

oder Gründungen, an denen Mitarbeiter des DRFZ beteiligt waren.<br />

Erfindungen der Mitarbeiter des DRFZ gehören nach dem Arbeitnehmer-Erfindergesetz<br />

dem DRFZ <strong>und</strong> werden bei Interesse vom<br />

DRFZ angemeldet <strong>und</strong> aufrechterhalten.<br />

1<br />

Amaxa, BioCon, Genexpress, Miltenyi-Biotec, Oligene, TibMol, transtissue.<br />

93


A.V. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre <strong>und</strong> der<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

Kooperationen<br />

Das DRFZ hat mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin, 2 der<br />

Humboldt-Universität (Biologie) <strong>und</strong> der Technischen Universität Berlin<br />

(Biotechnologie) formalisierte Kooperationen. Als außeruniversitärer<br />

Partner ist das DRFZ an fünf Sonderforschungsbereichen der<br />

Freien Universität <strong>und</strong> der Humboldt-Universität beteiligt. Enge wissenschaftliche<br />

Kooperationen bestehen zudem mit dem Max-Planck-<br />

Institut für Infektionsbiologie, dem Robert-Koch-Institut, dem Max-<br />

Planck-Institut für Molekulare Genetik <strong>und</strong> dem Max-Delbrück-<br />

Centrum. Auch mit verschiedenen Industrieunternehmen 3 bestehen<br />

Kooperationsverträge.<br />

Im nationalen Rahmen ist das DRFZ beteiligt am Nationalen Genomforschungsnetz<br />

„Entzündung <strong>und</strong> Infektion” (Berlinflame), dem medizinischen<br />

Kompetenznetz „Entzündlich-rheumatische Erkrankungen”,<br />

dem Netzwerk „Tissue Engineering”, der Arbeitsgemeinschaft Regionaler<br />

Kooperativer Rheumazentren, <strong>und</strong> es gibt Kooperationen mit<br />

der Rheuma-Liga, der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie<br />

<strong>und</strong> der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Weiter gibt es Kontakte<br />

zu <strong>und</strong> Kooperationen mit B<strong>und</strong>esministerien, der DFG, Fachgesellschaften,<br />

Fachzeitschriften, dem Genom- <strong>und</strong> Proteomforschungszentrum<br />

Rostock sowie mehreren Firmen. 4 Neben mehreren<br />

Projekten einzelner Arbeitsgruppen mit einzelnen Firmen beteiligt<br />

sich das DRFZ auch an Netzwerken <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>projekten, in denen<br />

die Zusammenarbeit zwischen Industrie <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen<br />

langfristig angelegt ist, um einen raschen Transfer von Technologie<br />

<strong>und</strong> Produkten zu gewährleisten. Mit den Universitäten Erlangen/Nürnberg<br />

<strong>und</strong> Freiburg bestehen Kooperationen im naturwissenschaftlichen<br />

Bereich, mit den Medizinischen Fakultäten der Universitäten<br />

in Düsseldorf <strong>und</strong> Lübeck sowie der Medizinischen Hochschule<br />

Hannover im klinischen Bereich.<br />

Das Kompetenznetz Rheuma, dessen Geschäftsstelle am DRFZ<br />

angesiedelt ist, hat die Aufgabe, die Gr<strong>und</strong>lagenforschung in der<br />

2<br />

Mit dem Inkrafttreten des Vorschaltgesetzes zum Gesetz über die Umstrukturierung<br />

der Hochschulmedizin im Land Berlin zum 1. Juni 2003 sind der Fachbereich<br />

Humanmedizin der Freien Universität Berlin <strong>und</strong> die Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin zu einer Fakultät der neuen Gliedkörperschaft Charité zusammengeführt<br />

worden. Zu dieser gehört auch der Campus Benjamin Franklin..<br />

3<br />

Miltenyi Biotech GmbH, amaxa GmbH, Essex Pharma GmbH, Weyth Pharma<br />

GmbH, Amgen GmbH, Fresenius HemoCare GmbH, GenExpress GmbH, Euroferm<br />

GmbH, IMTEC Imm<strong>und</strong>iagnostika GmbH, Siemens AG, GPC AG, Schering AG.<br />

4<br />

Miltenyi Biotec, amaxa, Abbott, Amgen, Essex, Wyeth Pharma u. a.<br />

94


Rheumatologie in Deutschland mit der klinischen <strong>und</strong> versorgungsbezogenen<br />

Forschung zu verbinden, um Forschungsergebnisse<br />

schneller in die klinische Anwendung zu bringen. In diesem Verb<strong>und</strong><br />

kooperiert das Zentrum sowohl mit den Berliner Universitätsklinika als<br />

auch mit anderen Forschungszentren in Düsseldorf, Erlangen, Freiburg,<br />

Hannover <strong>und</strong> Lübeck. Wichtig ist auch die enge <strong>und</strong> langfristige<br />

Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft der regionalen kooperativen<br />

Rheumazentren. Die 25 Rheumazentren umfassen über<br />

100 Einrichtungen <strong>und</strong> sind die Basis der Kerndokumentation, der<br />

Kohortenstudien <strong>und</strong> Materialbanken.<br />

Von besonderer Bedeutung ist die Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />

Gesellschaft für Rheumatologie, der wissenschaftlichen Fachgesellschaft<br />

der deutschen Rheumatologen. Des Weiteren gibt es<br />

eine Zusammenarbeit mit der deutschen Patientenvereinigung, der<br />

Rheuma-Liga, in Form gemeinsamer Pressekonferenzen <strong>und</strong> Workshops<br />

im Kompetenznetz Rheuma <strong>und</strong> der Arbeitsgemeinschaft der<br />

Rheumazentren. Eine enge Zusammenarbeit besteht auch mit der<br />

Deutschen Gesellschaft für Immunologie.<br />

International ist das DRFZ an vier EU-Projekten sowie an mehreren<br />

neuen Anträgen beteiligt. Es ist Mitglied in den Netzwerken European<br />

Network of Immunology Institutes, Immune Tolerance Networks <strong>und</strong><br />

Global Arthritis Research Networks. Eine Zusammenarbeit besteht<br />

mit der Rockefeller University in New York, mit der eine Liaisongruppe<br />

geplant ist.<br />

Das DRFZ hat sich nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren<br />

in verschiedenen Projekten sehr erfolgreich innerhalb von Berlin<br />

<strong>und</strong> von Deutschland vernetzt. Um auch nach Ablauf der Förderung<br />

des Kompetenznetzes Rheuma im Dezember <strong>2004</strong> die Finanzierung<br />

zu sichern, soll insbesondere die Zusammenarbeit mit forschenden<br />

Biotechnologie-Unternehmen intensiviert werden. Eine Verstetigung<br />

der Zusammenarbeit sucht das DRFZ auch für das Projekt Berlinflame,<br />

dessen Finanzierung Mitte <strong>2004</strong> ausläuft. Weiterhin strebt das<br />

DRFZ eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit biomedizinischen<br />

Instituten innerhalb des europäischen Raums an im Rahmen von so<br />

genannten integrierten Projekten <strong>und</strong> Experten-Netzwerken.<br />

Zusammen mit der Charité gibt es drei gemeinsame Berufungen. Die<br />

C4-Stelle für Experimentelle Rheumatologie ist mit dem wissenschaftlichen<br />

Direktor unbefristet besetzt, die C3-Professuren für<br />

Rheumaepidemiologie (unbefristet) <strong>und</strong> für Rheumatologie (befristet<br />

auf fünf Jahre) werden zurzeit besetzt. Bei der Berufung eines Professors<br />

für Medizinische Biotechnologie an der Technischen Universität<br />

Berlin ist das DRFZ laut Kooperationsvertrag am Verfahren beteiligt.<br />

95


Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

Alle Arbeitsgruppenleiter des DRFZ sind an Lehrveranstaltungen<br />

beteiligt. Sie haben in den Jahren 2000 bis 2002 68 Vorlesungen,<br />

Seminare <strong>und</strong> Praktika an der Humboldt-Universität, der Freien Universität<br />

Berlin, der Technischen Universität Berlin, Technischen<br />

Fachhochschule Berlin <strong>und</strong> der Fachhochschule Potsdam gehalten<br />

<strong>und</strong> arbeiten alle an ihrer Habilitation, sofern diese noch nicht abgeschlossen<br />

ist.<br />

In den Jahren 2000 bis 2002 wurden 39 Dissertationen (23 von internen<br />

<strong>und</strong> 16 von externen Mitarbeitern) <strong>und</strong> drei Habilitationen von<br />

internen Mitarbeitern abgeschlossen. Die externen Mitarbeiter kommen<br />

aus den Fachbereichen Medizin <strong>und</strong> Biologie der Humboldt-<br />

Universität <strong>und</strong> der Freien Universität sowie aus dem Studiengang<br />

Biotechnologie der Technischen Universität. Fünf Arbeitsgruppenleiter<br />

haben seit 1998 sechs Rufe an Hochschulen erhalten. Hierbei<br />

handelt es sich um zwei C4-Professuren <strong>und</strong> vier C3-Professuren,<br />

von denen zwei Rufe bisher abgelehnt wurden, einer angenommen<br />

wurde <strong>und</strong> drei zurzeit verhandelt werden.<br />

Es wurden insgesamt zwölf Veranstaltungen für die Aus-, Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung von wissenschaftlichen <strong>und</strong> technischen Mitarbeitern<br />

besucht. 23 Wissenschaftler aus nationalen <strong>und</strong> internationalen Instituten<br />

haben in den letzten drei Jahren als Gastwissenschaftler einen<br />

Forschungsaufenthalt am DRFZ verbracht. Sieben Mitarbeiter des<br />

DRFZ waren im selben Zeitraum als Gastwissenschafter an anderen<br />

Instituten im In- <strong>und</strong> Ausland beschäftigt. Elf Mitarbeiter des DRFZ<br />

waren während der Jahre 2000 bis 2002 in 41 verschiedenen wissenschaftlichen<br />

oder wissenschaftspolitisch relevanten Gremien tätig.<br />

Zur besonderen Motivation hat das DRFZ den Avrion-Mitchison-Preis<br />

für die beste Doktorarbeit eines Jahres auf dem Gebiet der rheumatologischen<br />

Forschung ins Leben gerufen. Als weitere Auszeichnung<br />

wird einmal im Jahr einem international bekannten Wissenschaftler<br />

die Albrecht-Hasinger-Vorlesung angetragen. Sie findet zusammen<br />

mit der Verleihung des Avrion-Mitchison-Preises am Tag der Rheumatologischen<br />

Forschung statt, mit der die jährliche Fortbildungsveranstaltung<br />

der Charité für Rheumatologen beginnt.<br />

Durch Stipendien im Rahmen des Kompetenznetzes Rheuma konnten<br />

Kliniker für sechs bis zwölf Monate in einem experimentellen Labor<br />

ihrer Wahl arbeiten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagenforscher ohne klinische Anbindung<br />

können in einem klinischen Labor patientennahe Forschung<br />

betreiben. Von 1999 bis 2002 wurden insgesamt 15 Stipendien vergeben;<br />

aus Einsparungsgründen können derzeit keine Stipendien<br />

mehr vergeben werden.<br />

96


18 Wissenschaftlern des DRFZ wurden insgesamt 14 Preise im Zeitraum<br />

1998 bis 2002 verliehen, u. a. 1999 das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz<br />

für Verdienste um die Versorgungsforschung in der Rheumatologie.<br />

Elf Wissenschaftler erhielten Forschungsstipendien.<br />

Wissenschaftler des DRFZ nehmen regelmäßig als Dozenten am<br />

jährlichen Charité Trainingskurs für Rheumatologen teil. Das Zentrallabor<br />

für Zellsortierung veranstaltet eine wöchentliche Anwenderberatung,<br />

beteiligt sich an der Organisation der jährlichen Zytokin-<br />

Zytometrie Schule <strong>und</strong> veranstaltet 2003 den EMBO-Kurs über Zytrometrie<br />

im Dienst der Genomik.<br />

A.VI.<br />

Künftige Entwicklung<br />

Das DRFZ plant die Einrichtung einer neuen Arbeitsgruppe Immunregulation<br />

ab Oktober 2003. Die Arbeitsrichtung Immungenetik wird<br />

im Sinne einer Fokussierung des Forschungsprogramms nicht mehr<br />

weitergeführt. Die tragende Arbeitsgruppe wird nach zehn Jahren im<br />

Oktober 2003 an die Universität Rostock wechseln. Die Arbeitsgruppe<br />

T-Zell-Immunologie wird aufgr<strong>und</strong> eines Rufs an den Gruppenleiter<br />

an eine Hochschule voraussichtlich im Jahr <strong>2004</strong> das DRFZ verlassen.<br />

Der Bedarf an epidemiologischer Versorgungsforschung <strong>und</strong> an unabhängiger<br />

Therapieevaluation wird nach Mitteilung des Instituts<br />

voraussichtlich weiter steigen. Ges<strong>und</strong>heitspolitische Veränderungen<br />

würden auch die Rheumatologie betreffen <strong>und</strong> bedürften der wissenschaftlichen<br />

Begleitung. Weitere innovative Therapieverfahren würden<br />

in Kürze für das Krankheitsbild der rheumatoiden Arthritis, aber<br />

zunehmend auch für andere Indikationsgebiete (juvenile Arthritiden,<br />

Spondylarthropathien, Psoriasisarthritis, Kollagenosen <strong>und</strong> Vaskulitiden)<br />

auf den Markt kommen <strong>und</strong> einer unabhängigen Prüfung sowohl<br />

in forscherinitiierten Phase-<strong>II</strong>I-Studien als auch in Langzeitbeobachtungen<br />

nach der Zulassung bedürfen. Der Forschungsbereich Epidemiologie<br />

habe sich in den vergangenen Jahren als unabhängiges,<br />

allseits anerkanntes Studienzentrum in der Rheumatologie etabliert<br />

<strong>und</strong> werde diese Position weiter ausbauen.<br />

Das Arbeitsgebiet der experimentellen Rheumatologie habe in der<br />

jüngsten Zeit Erfolge zu verzeichnen durch die Entwicklung therapeutischer<br />

Ansätze, bei denen die Zytokine neutralisiert werden, die den<br />

Entzündungsprozess treiben, so Antikörper gegen TNFα oder Interleukin-6<br />

<strong>und</strong> rekombinante Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten. Aus<br />

diesen Antikörpern <strong>und</strong> Rezeptorantagonisten seien auf molekularbiologischem<br />

Weg innovative Medikamente entwickelt worden, so<br />

genannte Biologika. Die Biologika könnten nach aktuellem Wissens-<br />

97


stand die Krankheitssymptome bei einem Teil der Patienten sehr<br />

effektiv lindern, allerdings die Erkrankung nicht heilen. Sie müssten<br />

dauerhaft angewandt werden, was erhebliche Risiken birgt bezüglich<br />

der Entwicklung von Unverträglichkeiten <strong>und</strong> Nebenwirkungen. Aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Kosten <strong>und</strong> der langfristigen Behandlung hätten<br />

diese Medikamente große ges<strong>und</strong>heitliche Konsequenzen, für deren<br />

Bewältigung es noch kein abschließendes Konzept gibt. Das DRFZ<br />

untersuche in einer umfangreichen Studie die Langzeitwirkung dieser<br />

neuen Medikamente.<br />

Das DRFZ sieht seine Rolle darin, innovative Konzepte zu entwickeln,<br />

die eine Heilung rheumatischer Erkrankungen ermöglichen.<br />

Das Ziel sei eine dauerhafte Abschaltung <strong>und</strong> präventive Verhinderung<br />

der einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

Immunreaktion. Das DRFZ glaubt, dass dazu im Rahmen<br />

von so genannten Zelltherapien die an der Entzündung beteiligten<br />

Zellen identifiziert <strong>und</strong> ausgeschaltet werden. Dies ist der Fokus des<br />

Forschungsprogramms des DRFZ.<br />

Die biomedizinische Gr<strong>und</strong>lagenforschung hat nach Einschätzung<br />

des DRFZ ein erhebliches translationelles Potential. So hätten z. B.<br />

die von Wissenschaftlern des DRFZ entscheidend mitentwickelten<br />

Konzepte des Zytokin-Gedächtnisses von Effektor-T-Lymphozyten<br />

<strong>und</strong> der langlebigen Plasmazellen als Korrelat des protektiven humoralen<br />

Gedächtnisses gr<strong>und</strong>legende Bedeutung für die Entwicklung<br />

von Impfverfahren <strong>und</strong> für die Therapie von Allergien <strong>und</strong> Autoimmunerkrankungen.<br />

Durch die vollständige Zerstörung des Immunsystems <strong>und</strong> den nachfolgenden<br />

Neuaufbau aus Stammzellen in Patienten mit schwersten,<br />

therapierefraktären rheumatischen Erkrankungen haben das DRFZ<br />

<strong>und</strong> andere bereits gezeigt, dass durch eine Neugründung des Immunsystems<br />

eine rheumatische Entzündung prinzipiell geheilt werden<br />

kann. Wegen der Therapie-bedingten, lebensbedrohlichen Imm<strong>und</strong>efizienz<br />

sei diese Behandlung allerdings nicht breit einsetzbar.<br />

Am DRFZ solle dieses Konzept jedoch zu spezifischen Zelltherapien<br />

weiterentwickelt werden, bei der nur noch bestimmte Zellen aus dem<br />

autologen Transplantat magnetisch entfernt werden, <strong>und</strong> so das protektive<br />

immunologische Gedächtnis dem Patienten wieder zurückgegeben<br />

werden könne.<br />

Wenn es in Zukunft gelingen sollte, rheumatische Entzündungen zu<br />

heilen, wird es nach Auffassung des DRFZ nötig sein, die durch die<br />

rheumatischen Entzündungen bereits geschädigten Gewebe wieder<br />

herzustellen. Ein zukunftsweisendes Feld für das DRFZ sei deshalb<br />

die Erforschung der Differenzierung von Knochen- <strong>und</strong> knorpelbildenden<br />

Zellen, um Möglichkeiten zur Gewebezucht ex vivo <strong>und</strong> zur<br />

98


Regeneration zu erk<strong>und</strong>en. Hier habe das DRFZ begonnen, durch<br />

Umorientierung einer alten <strong>und</strong> Etablierung einer neuen Arbeitsgruppe<br />

einen neuen Schwerpunkt zu setzen, an dem auch die Liaisongruppe<br />

Tissue Engineering beteiligt ist. Dieser neue Schwerpunkt<br />

„Entwicklung von Knochen <strong>und</strong> Knorpeln” werde hoffentlich auch<br />

wesentliche Beiträge zum Verständnis der degenerativen rheumatischen<br />

Erkrankungen leisten können.<br />

B. Bewertung<br />

B.I. Zur wissenschaftlichen Bedeutung<br />

Das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum wurde 1988 zur Förderung<br />

von Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung auf Gebieten mit Relevanz für<br />

rheumatische Erkrankungen gegründet. Es arbeitet an der Klärung<br />

der Ursachen <strong>und</strong> Entstehungsbedingungen rheumatischer Erkrankungen,<br />

an der Entwicklung wirksamer Behandlungsmethoden <strong>und</strong><br />

an der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge. Rheumatische Krankheiten sind chronisch<br />

<strong>und</strong> unheilbar, alleine die entzündlichen Formen betreffen etwa<br />

2 % der Bevölkerung <strong>und</strong> verursachen in Deutschland jährliche Kosten<br />

von schätzungsweise 10 bis 15 Mrd. Euro. Die Besonderheit des<br />

DRFZ als einzigem deutschem Institut mit dem ausdrücklichen <strong>und</strong><br />

ausschließlichen Auftrag der interdisziplinären Erforschung der<br />

rheumatischen Erkrankungen ist eine enge Vernetzung von klinischer<br />

Forschung mit gr<strong>und</strong>lagenwissenschaftlichen <strong>und</strong> epidemiologischen<br />

Fragestellungen. Bei seiner Gründung wurden die Epidemiologie <strong>und</strong><br />

die Immunologie rheumatischer Erkrankungen als Forschungsschwerpunkte<br />

festgesetzt, die 1996 mit Berufung des Nachfolgers<br />

des Gründungsdirektors durch Aspekte degenerativer rheumatischer<br />

Erkrankungen ergänzt wurden. Aufgr<strong>und</strong> seiner hohen Komplexität ist<br />

es sinnvoll, das Forschungsthema Rheuma an einer außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtung, aber in enger Zusammenarbeit mit Universitäten,<br />

zu bearbeiten.<br />

Seit seiner Gründung hat sich das DRFZ zu einem national <strong>und</strong> international<br />

anerkannten Forschungsinstitut entwickelt. Es gehört zu den<br />

international führenden Forschungsinstituten auf den Gebieten der<br />

Immunologie, der experimentellen Rheumatologie <strong>und</strong> der Rheuma-<br />

Epidemiologie. Außer am DRFZ wird Rheuma auch an Universitäten<br />

sowie in Max-Planck- <strong>und</strong> DFG-Forschergruppen erforscht. Während<br />

diese Forschungseinrichtungen sich auf klinische Forschung zu unterschiedlichen<br />

rheumatischen Erkrankungen konzentrieren, widmet<br />

das DRFZ sich der komplementären <strong>und</strong> krankheitsübergreifendem<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung; es ist die größte Forschungseinrichtung auf<br />

99


diesem Gebiet in Deutschland. Auch international gehört das DRFZ<br />

zu den wenigen Einrichtungen, in denen die Verknüpfung verschiedener<br />

Disziplinen gelungen ist.<br />

Das DRFZ wird in seinen Arbeiten vom Wissenschaftlichen Beirat<br />

unter dem Vorsitz eines international herausragenden Wissenschaftlers<br />

<strong>und</strong> vom Stiftungsrat sehr erfolgreich unterstützt. Der wissenschaftliche<br />

Direktor verfügt über einen großen Freiraum bei der Einstellung<br />

von Gruppenleitern <strong>und</strong> damit auch bei der Festsetzung der<br />

Forschungsschwerpunkte. Der Erfolg seiner Strategie kommt in einer<br />

beeindruckenden Steigerung der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />

des Instituts zum Ausdruck. Das DRFZ betreibt sehr qualifizierte<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung mit überzeugenden Transferleistungen von der<br />

Gr<strong>und</strong>lagen- zur klinischen Forschung.<br />

Es ist dem DRFZ trotz Schwierigkeiten bei der Gr<strong>und</strong>finanzierung<br />

gelungen, seine nationale <strong>und</strong> internationale Sichtbarkeit <strong>und</strong> seine<br />

Verankerung in der Forschungslandschaft zu sichern. Dies verdeutlicht<br />

sich an einer Vielzahl von nationalen <strong>und</strong> internationalen Kooperationen<br />

<strong>und</strong> Einbindungen in nationale <strong>und</strong> internationale Netzwerke,<br />

an der hohen Drittmitteleinwerbung <strong>und</strong> an einer großen Zahl von<br />

Publikationen. Die insgesamt sehr guten Publikationen sind aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Qualität der Forschung des DRFZ noch weiter steigerungsfähig<br />

<strong>und</strong> auch bei der bereits hohen Drittmitteleinwerbung erscheint<br />

das Potential noch nicht ausgeschöpft. Die Bedeutung des<br />

DRFZ zeigt sich auch darin, dass die Geschäftsstelle des vom BMBF<br />

geförderten Kompetenznetzwerks Rheuma im DRFZ angesiedelt ist<br />

<strong>und</strong> der wissenschaftliche Direktor Sprecher dieses Netzwerkes ist.<br />

Die Förderung eines Instituts mit dem ausdrücklichen <strong>und</strong> ausschließlichen<br />

Auftrag der interdisziplinären Erforschung rheumatischer<br />

Erkrankungen ist aus ges<strong>und</strong>heitspolitischen <strong>und</strong> volkswirtschaftlichen<br />

Gründen gesamtpolitisch notwendig. Das Land Berlin hat<br />

hierzu mit der bisherigen Förderung eine wichtige Vorleistung erbracht.<br />

B.<strong>II</strong>.<br />

Zu den Arbeitsschwerpunkten<br />

Die Forschung des DRFZ wird in 16 Arbeitsgruppen, davon sieben<br />

Liaisongruppen mit der Charité (Campus Mitte <strong>und</strong> Campus Benjamin<br />

Franklin) <strong>und</strong> der Technischen Universität Berlin, durchgeführt. Die<br />

Arbeitsgruppen arbeiten auf den drei Hauptarbeitsfeldern Rheumatologische<br />

experimentelle Gr<strong>und</strong>lagenforschung, Knorpel- <strong>und</strong> Knochenbildung<br />

sowie Versorgungsbezogene <strong>und</strong> klinische epidemiologische<br />

Forschung.<br />

100


1. Liaisongruppe Autoimmunologie (DRFZ/Charité Campus Mitte)<br />

Die Liaisongruppe Autoimmunologie fungiert als effizienter <strong>und</strong> wertvoller<br />

klinischer Partner des DRFZ. Durch die Einrichtung einer Stiftungsprofessur<br />

ist der Stelleninhaber Mitglied der Medizinischen Fakultät<br />

der Charité <strong>und</strong> dort gleichzeitig als Oberarzt tätig. Die wesentlichen<br />

klinischen Projekte bestehen in der Therapie cyclohexinidresistenter<br />

chronisch-entzündlicher Erkrankungen mit monoklonalen<br />

Antikörpern (Targets: CD20/CD22) sowie, in Kooperation mit der<br />

Arbeitsgruppe klinische Immunologie, in der autologen Stammzelltransplantation<br />

bei schweren Verläufen autoimmuner Erkrankungen.<br />

Die experimentelle Forschung richtet sich auf B-Lymphozyten <strong>und</strong><br />

Plasmazellen. Die Entdeckung langlebiger Autoantikörperproduzierender<br />

Plasmazellen ist ein besonders wichtiger Beitrag dieser<br />

Gruppe <strong>und</strong> bietet eine Erklärung für die klinische Wirksamkeit B-<br />

Zell-spezifischer Antikörper. Die Arbeitsgruppe wird im Rahmen eines<br />

Sonderforschungsbereichs gefördert. Die Forschungsarbeiten sind<br />

sowohl von experimenteller als auch klinischer Bedeutung.<br />

2. Arbeitsgruppe B-Zell Immunologie<br />

Die Arbeit der Gruppe ist seit der Gründung des DRFZ stark auf die<br />

Rolle von B-Lymphozyten <strong>und</strong> den korrespondierenden B-Zell-aktivierenden<br />

Antigenen in der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen<br />

konzentriert. Es wurde unter anderem gezeigt, dass sich in der<br />

chronisch entzündeten Gelenkinnenhaut einiger Patienten mit rheumatoider<br />

Arthritis (RA) Strukturen entwickeln, die primären B-Zell-<br />

Follikeln ähneln. Es konnte weiter gezeigt werden, dass diese B-<br />

Zellen eine hohe Rate an somatischen Mutationen in ihren V-<br />

Genregionen aufweisen, was die Arbeitshypothese der chronischen<br />

antigenabhängigen Aktivierung unterstützt. Nach diesen Vorarbeiten<br />

zielt das spezifische Interesse der Arbeitsgruppe darauf, die Spezifität<br />

der antigenaktivierten B-Zellen/Plasmazellen zu ermitteln. Es wurde<br />

bereits eine Expressionsbank aufgebaut (SEREX-Methode), mit<br />

Hilfe derer erste neue Autoreaktivitäten in RA-Seren beschrieben<br />

wurden. Einen besonders interessanten klinischen Ansatz bieten<br />

diese Arbeiten in Kooperation mit den klinisch-rheumatologischen<br />

Gruppen der Charité.<br />

Zusammenfassend gehört diese Arbeitsgruppe zu den besonders<br />

qualifizierten Kern-Projekten des DRFZ mit kontinuierlicher technischer<br />

<strong>und</strong> perspektivischer Entwicklung <strong>und</strong> praxisrelevanten Bezügen<br />

zu den klinisch-rheumatologischen Arbeitsgruppen.<br />

3. Forschungsbereich Epidemiologie<br />

Die Abteilung hat sich schwerpunktmäßig mit der Rheumatologischen<br />

Kerndokumentation, der Prognose der frühen Arthritiden, der Kern-<br />

101


dokumentation rheumakranker Kinder, dem Studiensekretariat des<br />

Kompetenznetzes Rheuma, der Langzeitbeobachtung der Therapie<br />

mit Biologika, der Betreuung randomisierter klinischer Studien <strong>und</strong><br />

der Vorbereitung einer weiteren Langzeituntersuchung mit Biologika<br />

befasst. Das Drittmittelaufkommen ist bezogen auf die Planstellen<br />

sehr hoch. Die Publikationsleistung ist sehr gut, wobei durch die inzwischen<br />

erreichten Auswertungsmöglichkeiten der Register in der<br />

letzten Zeit sehr gute Fortschritte erzielt wurden. Die Kooperation mit<br />

den anderen Arbeitsgruppen wird intensiviert, da biometrische Beratung<br />

abgerufen wird <strong>und</strong> in klinischen Studien Kooperationen bestehen.<br />

Die Kerndokumentation stellt inzwischen das wichtigste epidemiologische<br />

Instrument der deutschen Rheumatologie dar. Die Gruppe<br />

ist national mit Abstand die beste auf dem Gebiet der Rheuma-<br />

Epidemiologie. Die langfristigen Arbeiten an den aufgebauten Registern<br />

<strong>und</strong> darauf basierenden Studien ermöglichen singuläre Aussagen<br />

zur Qualitätssicherung der Versorgungsforschung (Unter-, Über<strong>und</strong><br />

Fehlversorgung) – wie übrigens in kaum einem anderen Krankheitsbild.<br />

Auf der Basis der Register entstehen weitere Aktivitäten wie<br />

die inzwischen initiierten Kohortenstudien <strong>und</strong> klinischen Studien, so<br />

dass eine Serie epidemiologischer <strong>und</strong> klinischer Studien sehr gute<br />

Perspektiven bietet. Auch international ist die Gruppe kompetitiv, wie<br />

auch die Publikationen zeigen. Allerdings ist es wegen der Langfristigkeit<br />

der epidemiologischen Projekte notwendig, die Kontinuität der<br />

Arbeiten zu sichern.<br />

4. Liaisongruppe Experimentelle Rheumatologie (DRFZ/Charité<br />

Campus Mitte)<br />

Inhaltlich deckt die seit 1988 bestehende Gruppe einen ganz wesentlichen<br />

Aspekt der Rheumaforschung ab, nämlich die Migration von<br />

Lymphozyten aus den lymphatischen Organen in die Gewebe, sowie<br />

die Kontrolle dieser Migrationsprozesse durch Adhäsionsmoleküle<br />

<strong>und</strong> Chemokine. Ein weiterer sehr wichtiger Arbeitsschwerpunkt ist<br />

die Charakterisierung so genannter regulatorischer T-Zellen, die pathologische<br />

Immunantworten kontrollieren können. In einer Überlappung<br />

beider Arbeitsgebiete wurde ein am „Homing” der T-<br />

Lymphozyten beteiligtes Integrin als neuer Marker für eine Untergruppe<br />

der regulatorischen T-Lymphozyten identifiziert. Die Gruppe<br />

ist national <strong>und</strong> international hoch angesehen <strong>und</strong> entsprechend eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Ihre erfolgreiche Arbeit schlägt sich in hochrangigen Publikationen<br />

<strong>und</strong> in erfolgreicher Drittmitteleinwerbung nieder.<br />

Organisatorisch illustriert die Einrichtung <strong>und</strong> der Erfolg der Gruppe<br />

die enge Verflechtung mit der Klinik. So gehört der Gruppenleiter mit<br />

seinem Personalstamm zur Charité, ist aber räumlich in das DRFZ<br />

eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wissenschaftlich wie organisatorisch dort voll integ-<br />

102


iert. Zusammenfassend stellt die Liaisongruppe einen starken <strong>und</strong><br />

unverzichtbaren Forschungsschwerpunkt des Instituts sowie eine<br />

enge Verknüpfung zur Klinik dar.<br />

5. Arbeitsgruppe Humorale Immunologie<br />

Die Arbeitsgruppe besteht seit fünf Jahren. Sie beschäftigt sich mit<br />

der Charakterisierung <strong>und</strong> Lokalisierung von Antikörperproduzierenden<br />

Plasmazellen in der Maus. Da Plasmazellen für die Produktion<br />

von Autoantikörpern gegen körpereigene Strukturen verantwortlich<br />

sind, hat diese Zellpopulation hohe Bedeutung für das Gesamtthema<br />

des Zentrums. Eine neue <strong>und</strong> interessante Entdeckung der Arbeitsgruppe<br />

zusammen mit der Arbeitsgruppe Zellbiologie war der Bef<strong>und</strong>,<br />

dass langlebige Plasmazellen existieren, die im Knochenmark die<br />

Antikörperproduktion über längere Zeit aufrechterhalten. Dies hat<br />

Konsequenzen für die Therapie bei autoantikörpervermittelten Erkrankungen.<br />

Weitere Arbeiten betreffen die Regulation der Wanderung<br />

der Plasmazellen.<br />

Die Arbeitsgruppe wird konzeptionell <strong>und</strong> technisch sehr stark von<br />

der Arbeitsgruppe Zellbiologie gestützt; fast sämtliche Drittmittel wurden<br />

gemeinsam eingeworben. Die bearbeiteten Themen sind innovativ<br />

<strong>und</strong> für das DRFZ wichtig. Die Arbeit der Gruppe wird insgesamt<br />

als gut bewertet. Die eigenständige Drittmitteleinwerbung sollte noch<br />

gesteigert werden, ebenfalls die Publikationsaktivität.<br />

6. Arbeitsgruppe Immungenetik<br />

Diese Arbeitsgruppe wurde im September 2003 mit dem Fortgang<br />

der Arbeitsgruppenleiterin aufgelöst.<br />

7. Arbeitsgruppe Immunregulation<br />

Die seit Oktober 2003 eingerichtete neue Arbeitsgruppe Immunregulation<br />

kann noch nicht bewertet werden.<br />

8. Arbeitsgruppe Klinische Immunologie<br />

Diese Arbeitsgruppe kooperiert eng mit dem klinisch orientierten Liaison-Projekt<br />

an der Charité <strong>und</strong> steht in besonderer Weise für die in<br />

der Zielsetzung des DRFZ formulierte Vision, „Zellbasierte Therapien<br />

zur Heilung rheumatischer Erkrankungen" zu entwickeln. Insbesondere<br />

wird das Konzept der zellulären Therapie in seinen notwendigen<br />

theoretischen Bezügen erarbeitet, bevor eine solche Therapie dann<br />

im zweiten Schritt in die Klinik umzusetzen ist. Im konzeptionellen<br />

Projektbereich ist bereits erfolgreich eine Technik etabliert worden,<br />

Antigen-spezifisch (auto)-reaktive Zellen aus Patientenblut oder -<br />

synovialflüssigkeit zu identifizieren, zu isolieren <strong>und</strong> schließlich im<br />

Labor zu expandieren. Diese Technik wurde zum Patent angemeldet.<br />

103


Die Gruppe hat kürzlich erfolgreich eine Arbeit publiziert, in der über<br />

die Entdeckung einer neuen Population naiver CD21+ T-Zellen berichtet<br />

wird. Zusammengefasst lässt die Arbeitsgruppe erkennen,<br />

dass konkrete Ansätze mit dem Ziel der therapeutischen Umsetzung<br />

entwickelt werden. Die Forschungsarbeit ist als sehr gut einzuschätzen.<br />

9. Arbeitsgruppe Knochenzelldifferenzierung<br />

Die Arbeiten bauen auf den Vorarbeiten des Leiters auf, die international<br />

sehr gut publiziert sind. Es geht um Studien an genetisch manipulierten<br />

Mäusen zur Rolle der AP-1-Transkriptionsfaktoren für die<br />

Differenzierung von Osteoklasten <strong>und</strong> Osteoblasten. Die Arbeitsgruppe<br />

ist auf dieser Gr<strong>und</strong>lage im DRFZ erfolgreich etabliert worden.<br />

Sie leistet gute wissenschaftliche Arbeit. Allerdings ist eine Vernetzung<br />

mit den anderen um Knochenwachstum zentrierten Gruppen<br />

im DRFZ wünschenswert.<br />

10. Liaisongruppe Molekularbiologie (DRFZ/Technische Universität<br />

Berlin)<br />

Im Mittelpunkt der Arbeiten steht die Etablierung von Mikrochips, die<br />

es erlauben, Veränderungen im genetischen Material von Knorpelzellen<br />

zu analysieren, die von Patienten mit Osteoarthrose gewonnen<br />

wurden. Osteoarthrose ist in der älteren Population eine weit verbreitete<br />

Erkrankung des Bewegungsapparates, für die noch keine befriedigende<br />

Therapie existiert. Weiter hat die Arbeitsgruppe einen membranständigen<br />

Stress-Hormon-Rezeptor gef<strong>und</strong>en, der eine bislang<br />

nicht beobachtete Lokalisation in der Zelle aufweist. Dies bedeutet,<br />

dass von diesem Hormon noch andere zelluläre Reaktionen erwartet<br />

werden dürfen als die im Moment bekannten Wirkungen. Schließlich<br />

sollen die rekombinanten Wachstumsfaktoren an einem Modell auf<br />

Epithelzellen des Gaumens bestimmte Bedingungen herleiten lassen,<br />

die zur extrazellulären Matrixproteinproduktion von Knorpelzellen<br />

notwendig sind. Derartig modifizierte Knorpelzellen könnten dann zur<br />

Transplantation in defekte oder erkrankte Gelenke transplantiert werden<br />

<strong>und</strong> zur Wiederherstellung der Gelenk-Funktion beitragen.<br />

Der Gruppenleiter gehört zu den am längsten am DRFZ arbeitenden<br />

Wissenschaftlern. Mit Blick auf die Aussichten einer erfolgreichen<br />

Bearbeitung dieser drei unterschiedlichen Schwerpunkte ist festzustellen,<br />

dass die Mikrochips ein gutes Instrument zur Analyse der<br />

genannten Musterveränderungen sind <strong>und</strong> im DRFZ auch eingesetzt<br />

werden. Eher unwahrscheinlich ist, dass sich mit dem Auffinden des<br />

membranständigen Hormonrezeptors ein neuer Signalweg erkennen<br />

lässt. Der dritte Ansatz ist originell, aber mit Blick auf die Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

nahezu aussichtslos.<br />

104


Die Gruppe ist eng mit den übrigen Gruppen vernetzt. Ihre Arbeiten<br />

bieten einen wertvollen gentechnologischen Service <strong>und</strong> sind insgesamt<br />

als gut zu bewerten. Die Leistungen bei den Publikationen <strong>und</strong><br />

Drittmitteleinwerbungen sind allerdings steigerungsfähig.<br />

11. Liaisongruppe Molekulare Immunologie (DRFZ/Charité Campus<br />

Mitte)<br />

Die Arbeit der Gruppe baut auf den Arbeiten der Leiterin während<br />

ihrer Post-Doc-Zeit im Themenbereich „CTLA-4” als immunregulatorisches<br />

T-Zell-Membranprotein” auf. Nach einer gewissen Anlaufzeit<br />

publizierte jetzt die Arbeitsgruppe erste wertvolle Ergebnisse. Die für<br />

chronische, T-Zell-abhängige Immunreaktionen potentiell wichtigen<br />

Bef<strong>und</strong>e stellen die Weichen für die wissenschaftliche Programmatik<br />

der nächsten Jahre. Die Programmatik ist damit zielorientiert <strong>und</strong> hat<br />

gute Aussichten auf wissenschaftlichen Erfolg.<br />

12. Arbeitsgruppe Signaltransduktion<br />

Mit der Etablierung der Arbeitsgruppe Signaltransduktion vor zweieinhalb<br />

Jahren ist eine Empfehlung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es aus dem<br />

Jahr 1998 erfüllt worden. Die Arbeitsgruppe ist personell gut ausgestattet<br />

<strong>und</strong> erlaubt die gezielte Bearbeitung einer spezifischen Fragestellung,<br />

die sich im Wesentlichen mit der Modulation der T-Zell-<br />

Antwort bei der rheumatoiden Arthritis befasst. Die Gruppe verfolgt<br />

drei unterschiedliche Strategien zur Erreichung ihres Zieles. Erste<br />

Ergebnisse der zweieinhalbjährigen Arbeit sind jüngst mit gutem Erfolg<br />

publiziert worden. Die Arbeiten sind insgesamt als sehr Erfolg<br />

versprechend einzuschätzen.<br />

13. Liaisongruppe Spondylarthropathien (DRFZ/Charité Campus<br />

Benjamin Franklin)<br />

Der Gruppenleiter ist ein klinisch-rheumatologisch ausgewiesener<br />

Forscher, der auf sehr gutem Niveau publiziert. Die Gruppe geht der<br />

Frage nach, welche mikrobiellen <strong>und</strong> den Chondrozyten entstammenden<br />

Proteine/Pentide via HLA-B27 für die immunologische Triggerung<br />

der reaktiven Arthritis sowie der ankylosierenden Spondylitis<br />

verantwortlich sind. Dieses ambitionierte Projekt kann nur unter Zusammenführung<br />

der klinisch-rheumatologischen Kompetenz am Universitätsklinikum<br />

Benjamin Franklin <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>lagenkompetenz<br />

des DRFZ realisiert werden. Das Vorhaben ist ein gelungenes Liaisonprojekt.<br />

14. Liaisongruppe Tissue Engineering (DRFZ/Charité)<br />

Die klinisch ausgerichtete Liaisongruppe erarbeitet experimentelle<br />

Ansätze zur Behandlung degenerativer Knorpel- <strong>und</strong> Knochendefekte<br />

mit der Zielsetzung einer klinisch-orientierten Umsetzbarkeit. Basie-<br />

105


end auf der Reprogrammierbarkeit von aus Knochenstützgewebe<br />

abgeleiteten mesenchymalen Stammzellen wurden in Verbindung mit<br />

geeigneten biologisch abbaubaren Matrizes bereits zwei therapeutische<br />

Produktentwicklungen bei einigen h<strong>und</strong>ert Patienten klinisch<br />

erprobt.<br />

Die erfolgreiche Umsetzung experimenteller Ergebnisse in therapeutische<br />

Zellprodukte zur kausalen Behandlung degenerativen Stützgewebes<br />

im Endstadium rheumatischer Erkrankungen unterstreicht<br />

beispielhaft die Effizienz <strong>und</strong> gelungene Struktur der Wissenschaftsplattform<br />

DRFZ. Durch entsprechende Patentierung <strong>und</strong> dem damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Produktschutz der entwickelten autologen Therapeutika<br />

wird eindrucksvoll dokumentiert, dass experimentelles Forschungs-<br />

Know-how durch stringenten Wissenstransfer konzeptionell in sich<br />

wirtschaftlich tragende Ausgründungen münden kann <strong>und</strong> damit eine<br />

solide Basis einer kontinuierlichen Forschungsförderung über entsprechende<br />

monetäre Rückflüsse auch zukünftig abgesichert werden<br />

kann.<br />

Die Arbeitsgruppe überzeugt sowohl durch hohe methodische <strong>und</strong><br />

wissenschaftliche Kompetenz, als auch durch visionäre <strong>und</strong> innovative<br />

Forschungsideen. Überzeugende Publikationen, Patentanmeldungen<br />

<strong>und</strong> Drittmitteleinwerbungen unterstreichen dies. Die Arbeitsgruppe<br />

stellt ein wichtiges experimentelles Standbein des DRFZ dar.<br />

Ergänzend ist festzustellen, dass die Arbeitsgruppe nicht als kleine<br />

Kerngruppe für sich alleine arbeitet, sondern gegenseitiger Wissenstransfer<br />

innerhalb <strong>und</strong> zwischen den einzelnen Arbeitsgruppen in<br />

synergistischer Weise das akademische <strong>und</strong> innovative Potential des<br />

Gesamtprojektes erheblich verstärkt.<br />

15. Liaisongruppe T Zell Immunologie (DRFZ/Charité Campus Mitte)<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> des Forschungsinteresses der Gruppe steht die Aufklärung<br />

von Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen Infektion<br />

<strong>und</strong> Autoimmunität vermitteln. Die Gruppe ist eine der erfolgreichsten<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlich produktivsten im DRFZ. Ihre Arbeiten<br />

wurden in den letzten Jahren in höchst renommierten Fachzeitschriften<br />

publiziert, wobei die Koautorschaften von Wissenschaftlern des<br />

DRFZ <strong>und</strong> des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie die gelungene<br />

Integration dokumentiert. Der Leiter hat vor seinem Wechsel an<br />

die Charité am DRFZ gearbeitet; derzeit hat er einen Ruf auf die C4-<br />

Professur für Klinische Immunologie der Universität Jena. Die Gruppe<br />

ist ein Beispiel für den Erfolg des Liaison-Konzepts des DRFZ.<br />

16. Arbeitsgruppe Zellbiologie<br />

Die Arbeitsgruppe Zellbiologie bearbeitet ihre Forschungsschwerpunkte<br />

auf höchstem Niveau. Zum einen befasst sich die Gruppe mit<br />

106


der genetischen Kontrolle der Sekretion von zwei antiinflammatorisch<br />

wirksamen Zytokinen, von Interleukin (IL) IL-4 <strong>und</strong> IL-10 aus T-<br />

Helferzellen. Des Weiteren befasst sich die Gruppe mit den molekularen<br />

Mechanismen der Entstehung von pathogenen Autoantikörpern,<br />

die ihre Wirkung durch einen Antikörper-Klassenwechsel erhalten.<br />

Die Gruppe zeichnet sich durch hohe technologische Kompetenz aus<br />

<strong>und</strong> entwickelt höchst erfolgreich die Methodik der Zellseparation<br />

weiter, indem sie zum Beispiel ihre Sensitivität durch Einführung von<br />

magnetfluoreszierenden Liposomen deutlich erhöht.<br />

Insgesamt ist festzustellen, dass die Gruppe von zentraler Bedeutung<br />

für das Institut ist <strong>und</strong> national <strong>und</strong> international am stärksten wahrgenommen<br />

wird.<br />

17. Arbeitsgruppe Zytometrie<br />

Die Arbeitsgruppe überzeugt sowohl durch ihr spezifisches Forschungsprogramm,<br />

als auch durch ihre für die Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

<strong>und</strong> translationale Forschung am Zentrum unentbehrlichen <strong>und</strong> zum<br />

Teil hoch-innovativen Serviceleistungen. Sie ist innerhalb des Zentrums<br />

optimal vernetzt <strong>und</strong> zählt für die meisten Forschungsgruppen<br />

zu den wichtigsten intramuralen Kooperationspartnern. Die Forschungsschwerpunkte<br />

der AG sind breit <strong>und</strong> insbesondere methodisch<br />

originell. Sie befassen sich mit der Entwicklung neuer Arthritis-<br />

Mausmodelle, regulatorischen T-Zellen, DNA-Vakzinierung <strong>und</strong> oraler<br />

Toleranz, sowie dem In-situ-Nachweis relevanter Effektormoleküle<br />

mit innovativen zytometrischen Methoden. Die Publikationsleistung ist<br />

unter Berücksichtigung der bescheidenen Personalressourcen <strong>und</strong><br />

der Belastung durch Serviceaufgaben mit mehreren wichtigen Publikationen<br />

in Journalen der hohen <strong>und</strong> höchsten Impactklassen sehr<br />

gut, die Drittmitteleinwerbung dagegen gering. In Zukunft erscheint<br />

eine stärkere Fokussierung der Arbeit möglich <strong>und</strong> wünschenswert.<br />

B.<strong>II</strong>I.<br />

Zur Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Das DRFZ ist in der Rechtsform einer Stiftung bürgerlichen Rechts<br />

organisiert <strong>und</strong> wird durch die Organe Vorstand, Stiftungsrat <strong>und</strong><br />

Wissenschaftlicher Beirat kontrolliert. Vorstand ist der wissenschaftliche<br />

Direktor, der über einen großen Freiraum bei der Festsetzung<br />

der Schwerpunkte der Forschung, der Koordinierung der Tätigkeit der<br />

wissenschaftlichen Mitarbeiter sowie in der Koordinierung der Aus-,<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung des wissenschaftlichen Fachpersonals verfügt.<br />

Der Erfolg seiner Strategie kommt in der beeindruckenden Steigerung<br />

der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit des Instituts zum<br />

Ausdruck.<br />

107


Unterstützt wird der Vorstand in seiner Tätigkeit durch den Stiftungsrat<br />

<strong>und</strong> den wissenschaftlichen Beirat. Der Stiftungsrat nimmt in adäquater<br />

Weise Aufsichtsfunktionen wahr <strong>und</strong> kontrolliert insbesondere<br />

die Geschäftsführung des Vorstandes. Der wissenschaftliche Beirat<br />

evaluiert einmal jährlich die Qualität der Forschungsarbeit. Er berät<br />

den Vorstand <strong>und</strong> den Stiftungsrat in wissenschaftlichen Fragen <strong>und</strong><br />

erstellt ein Votum mit <strong>Empfehlungen</strong> für die weitere Arbeit. Der Beirat<br />

nimmt seine Aufgaben kritisch wahr <strong>und</strong> fordert das DRFZ. Er regt<br />

auch Ausgründungen an, um so den Transfer sehr guter wissenschaftlicher<br />

Leistungen in die Anwendung zu steigern.<br />

Die 16 Gruppen führen ihre Forschung in hohem Maße eigenverantwortlich<br />

<strong>und</strong> in wechselnden Konstellationen kooperativ durch. Sie<br />

haben eine durchschnittliche Größe von zehn Mitarbeitern <strong>und</strong> werden<br />

im Wesentlichen durch Drittmittel finanziert. Die Mitarbeiter sind<br />

hoch motiviert. Aufgr<strong>und</strong> des Prinzips wechselnder Forschungsgruppenkonstellationen<br />

herrscht eine kommunikative <strong>und</strong> von flachen<br />

Hierarchien geprägte Arbeitsatmosphäre. Wünschenswert wäre eine<br />

stärkere Beteiligung von Wissenschaftlern an wissenschaftlichen <strong>und</strong><br />

wissenschaftspolitischen Gremien.<br />

Im Vergleich zu den institutionellen Stellen verfügt das Institut über<br />

eine hohe Anzahl von Drittmittelstellen, insbesondere von Doktorandenstellen.<br />

Die Mehrzahl der Gruppenleiter ist zeitlich befristet angestellt.<br />

Die maximale Beschäftigungsdauer am DRFZ beträgt zehn<br />

Jahre, so dass eine hohe personelle Flexibilität gewährleistet ist.<br />

Die meisten Nachwuchswissenschaftler werden von den drei Berliner<br />

Universitäten rekrutiert. Hier sollte eine Verstärkung der Internationalisierung<br />

der Mitarbeiter angestrebt werden, was durch die Einführung<br />

eines Graduiertenkollegs erreicht werden könnte. Wünschenswert<br />

sind außerdem mehr Stellen für Post-Doktoranden <strong>und</strong> permanente<br />

Wissenschaftlerstellen zur Verbesserung der Betreuung der Doktoranden<br />

<strong>und</strong> Diplomanden <strong>und</strong> zum Erhalt des Know-how am DRFZ.<br />

Zur Koordinierung der Beantragung von Drittmitteln <strong>und</strong> der Vernetzung<br />

untereinander sowie mit relevanten externen Wissenschaftlergruppen<br />

ist die Einrichtung einer aus institutionellen Mitteln finanzierten<br />

Position eines Forschungskoordinators zu empfehlen.<br />

Der Gr<strong>und</strong>haushalt des DRFZ ist seit 2001, abgesehen von den Investitionen<br />

für den Neubau, nicht erhöht worden. Dies erweist sich<br />

als nachteilig, da die in der Begutachtung von 1997 durch den <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

empfohlenen Gruppen Experimentelle Rheumatologie<br />

<strong>und</strong> Signaltransduktion nicht in den Stellenplan integriert sind <strong>und</strong><br />

ausschließlich nur über Drittmittel finanziert werden. Eine Erhöhung<br />

des Gr<strong>und</strong>etats ist dringend erforderlich, um die wissenschaftliche<br />

Leistungsfähigkeit des DRFZ zu sichern. Ein Globalhaushalt wäre<br />

108


aufgr<strong>und</strong> der erhöhten Flexibilität vorteilhaft. Besonders problematisch<br />

ist die Situation bei der Beschaffung von wissenschaftlichen<br />

Großgeräten. Erstmals zum Doppelhaushalt <strong>2004</strong>/05 des Landes<br />

Berlin wurde ein Titel für Geräteinvestitionen mit der Summe von<br />

50 T€ eingestellt, was als völlig unzureichend betrachtet werden<br />

muss.<br />

Die Drittmitteleinwerbungen haben im betrachteten Zeitraum stark<br />

zugenommen. Der B<strong>und</strong> ist der größte Drittmittelgeber; hier dominieren<br />

die Drittmittel des Kompetenznetzwerks Rheuma. Drittmittel von<br />

der DFG durfte das DRFZ als außeruniversitäre Forschungseinrichtung<br />

bisher nicht beantragen; künftig sollten mit Vorrang solche Mittel<br />

beantragt werden. Eine Verstärkung der Einwerbung von Drittmitteln<br />

seitens der Europäischen Union <strong>und</strong> aus der Industrie ist angesichts<br />

der sehr guten wissenschaftlichen Leistung aussichtsreich <strong>und</strong> wird<br />

ebenfalls dringend angeraten.<br />

Die Unterbringung des DRFZ zusammen mit dem Max-Planck-Institut<br />

für Infektionsbiologie in einem Neubau auf dem Gelände der Charité<br />

bietet sehr gute Arbeitsbedingungen. Zusammen mit dem Max-<br />

Planck-Institut werden gemeinsame Einrichtungen wie Bibliothek <strong>und</strong><br />

transgene Mäuse für Versuchszwecke genutzt.<br />

B.IV. Zu den Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen<br />

Die Wissenschaftler des DRFZ haben ihre Ergebnisse in den letzten<br />

Jahren in bemerkenswerter Weise publiziert. Die Qualität der Veröffentlichungen<br />

ist sehr gut, zum Teil hervorragend, die Mehrzahl der<br />

Arbeitsgruppen publiziert in Fachjournalen mit hohem Impactfaktor.<br />

Angesichts der sehr guten Qualität der wissenschaftlichen Leistungen<br />

<strong>und</strong> des zunehmenden Reifegrades einer Reihe von Arbeiten kann<br />

eine weitere Steigerung sowohl der Anzahl als auch der Qualität der<br />

Publikationen im Laufe der nächsten Jahre erwartet werden.<br />

Qualität <strong>und</strong> Anzahl der Patentierungen sind ebenfalls positiv einzuschätzen;<br />

auch hier ist - wie bei den Publikationen - aufgr<strong>und</strong> der<br />

hohen Qualität der wissenschaftlichen Forschung am DRFZ <strong>und</strong> des<br />

zunehmenden Reifegrades wichtiger patentierungsfähiger Arbeiten<br />

eine weitere Steigerung zu erwarten.<br />

109


B.V.<br />

Zu den Kooperationen <strong>und</strong> zur Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses<br />

Die Kooperationsbeziehungen des DRFZ mit den drei Berliner Universitäten<br />

Humboldt-Universität (Biologie), Freie Universität Berlin<br />

(Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie) 5 <strong>und</strong> Technische<br />

Universität (Biotechnologie) sind eng <strong>und</strong> in Kooperationsverträgen<br />

geregelt. Sie finden in einer sehr großen Zahl von gemeinsamen<br />

Forschungsprojekten <strong>und</strong> Zusammenarbeit von Wissenschaftlern<br />

Ausdruck. Gefördert durch die gemeinsame Unterbringung des DRFZ<br />

<strong>und</strong> des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in einem Gebäude<br />

existiert eine sehr enge <strong>und</strong> wissenschaftlich fruchtbare Kooperation,<br />

die über die Nutzung der gemeinsamen Ressourcen weit hinausgeht.<br />

Hierzu gehören auch ein gemeinsames wöchentliches Seminar <strong>und</strong><br />

gemeinsame Lehrveranstaltungen. Zwischen dem DRFZ <strong>und</strong> der<br />

Charité besteht ein Studentenaustausch. Als außeruniversitärer Partner<br />

ist das DRFZ an mehreren Sonderforschungsbereichen der Freien<br />

Universität <strong>und</strong> der Humboldt-Universität beteiligt. Zusammen mit<br />

der Charité gibt es drei gemeinsame Berufungen. Die hervorragende<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung des DRFZ kann zukünftig durch eine noch<br />

stärkere Zusammenarbeit mit den Kliniken weiter verbessert werden.<br />

Dabei sollte sich das DRFZ mehr der klinischen Forschung zuwenden<br />

<strong>und</strong> den Zugang zu den Patienten der Kliniken stärker nutzen.<br />

Weitere sehr enge wissenschaftliche Kooperationen bestehen mit<br />

dem Robert-Koch-Institut, dem Max-Planck-Institut für Molekulare<br />

Genetik <strong>und</strong> dem Max-Delbrück-Centrum, die die Zusammenarbeit<br />

mit dem DRFZ sehr schätzen. Neben diesen Kooperationen innerhalb<br />

Berlins fungiert das DRFZ als Zentrum im nationalen Kompetenznetzwerk<br />

Rheuma; die Geschäftsstelle ist beim DRFZ angesiedelt<br />

<strong>und</strong> der wissenschaftliche Direktor des DRFZ ist Sprecher des<br />

Kompetenznetzwerks. Auch mit Industrieunternehmen wie Biotechnologie-Unternehmen<br />

arbeitet das DRFZ zusammen, darunter sind<br />

mehrere eigene Ausgründungen.<br />

Die europäischen <strong>und</strong> internationalen Kooperationspartner loben die<br />

Zusammenarbeit mit dem DRFZ. Im europäischen Rahmen ist das<br />

DRFZ in das European Network of Immunology Institutes eingeb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> arbeitet im Rahmen von Projekten der Europäischen Union<br />

mit europäischen Forschungseinrichtungen zusammen. Entspre-<br />

5<br />

Mit dem Inkrafttreten des Vorschaltgesetzes zum Gesetz über die Umstrukturierung<br />

der Hochschulmedizin im Land Berlin zum 1. Juni 2003 sind der Fachbereich<br />

Humanmedizin der Freien Universität Berlin <strong>und</strong> die Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin zu einer Fakultät der neuen Gliedkörperschaft Charité zusammengeführt<br />

worden. Zu dieser gehört auch der Campus Benjamin Franklin.<br />

110


chend der früheren Empfehlung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es wurden die<br />

Kooperationen mit der Rockefeller University in den USA <strong>und</strong> mit der<br />

Universität Tsubasa in Japan verstärkt.<br />

Die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im<br />

DRFZ ist beispielhaft. Die Studenten, die überwiegend von den drei<br />

Berliner Universitäten stammen, wechseln gerne aufgr<strong>und</strong> der hervorragenden<br />

technischen Ausstattung zum DRFZ. Die sehr enge<br />

Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken ermöglicht es, dass die<br />

wissenschaftliche Ausbildung am DRFZ durch eine klinische Ausbildung<br />

an der Charité vervollständigt wird.<br />

B.VI.<br />

Zusammenfassende Bewertung<br />

Das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum wurde 1988 zur Beseitigung<br />

von Defiziten im Bereich der Rheumatologie gegründet. Es ist<br />

das einzige deutsche Institut mit dem ausdrücklichen <strong>und</strong> ausschließlichen<br />

Auftrag der interdisziplinären Erforschung rheumatischer Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> hat sich in den Jahren seines Bestehens zu einem<br />

sehr erfolgreichen, national <strong>und</strong> international anerkannten Forschungsinstitut<br />

entwickelt. Die Forschungsschwerpunkte seit der<br />

Gründung sind Epidemiologie <strong>und</strong> Immunologie rheumatischer Erkrankungen,<br />

die mit der Berufung des zweiten wissenschaftlichen<br />

Direktors durch Aspekte degenerativer rheumatischer Erkrankungen<br />

erweitert wurden.<br />

Das DRFZ wird sehr gut geleitet. Große Unterstützung erhält der<br />

Direktor durch den Wissenschaftlichen Beirat <strong>und</strong> den Stiftungsrat,<br />

die gemeinsam bemüht sind, die bemerkenswerten Forschungsleistungen<br />

des DRFZ weiter zu steigern. Allen 16 Arbeitsgruppen kann<br />

eine gute bis sehr gute Qualität ihrer wissenschaftlichen Forschungsleistungen<br />

attestiert werden. Die erfolgreiche Arbeit schlägt sich in<br />

hochrangigen Publikationen <strong>und</strong> sehr erfolgreicher Drittmitteleinwerbung<br />

nieder. Die Steigerung der Drittmitteleinwerbungen in den letzten<br />

Jahren ist sehr beachtlich, ebenso die bei den Publikationen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der sehr guten wissenschaftlichen Forschungsleistung sind<br />

weitere Steigerungen durchaus möglich. Das gute Leistungsniveau<br />

äußert sich auch in zahlreichen wichtigen Kooperationen, die die<br />

Attraktivität des DRFZ als Kooperationspartner national <strong>und</strong> international<br />

verdeutlichen. Hinzu kommt die Funktion als Knoten im vom<br />

BMBF geförderten Kompetenznetzwerk Rheuma <strong>und</strong> die Rolle des<br />

wissenschaftlichen Direktors als Sprecher in diesem Netzwerk.<br />

Das Prinzip des DRFZ, Forschungsthemen in wechselnden Gruppenkonstellationen<br />

zu betreiben, erfordert ein hohes Maß an Kommunikation.<br />

Dies führt zu relativ flachen Hierarchien, die von den<br />

111


hoch motivierten Mitarbeitern sehr geschätzt werden. Auch der hohe<br />

Anteil befristeter Anstellungen wird positiv gesehen. Wünschenswert<br />

wären allerdings auch permanente Stellen zum Erhalt des Know-how<br />

<strong>und</strong> zur Verbesserung der Betreuung der Diplomanden <strong>und</strong> Doktoranden,<br />

die sehr von der engen Kooperation des DRFZ mit der Charité<br />

profitieren sowie die Einrichtung einer institutionell finanzierten<br />

Stelle eines Forschungskoordinators zur Koordinierung der Beantragung<br />

von Drittmitteln <strong>und</strong> der Vernetzung untereinander. Um die Internationalität<br />

der Mitarbeiter zu erhöhen, sollte ein Graduiertenkolleg<br />

eingerichtet werden.<br />

Insgesamt hat sich das DRFZ zu einem auf hohem wissenschaftlichem<br />

Niveau arbeitenden Forschungsinstitut entwickelt, das trotz<br />

unzureichender <strong>und</strong> dringend zu erhöhender Gr<strong>und</strong>mittelausstattung<br />

sehr gut in die nationale <strong>und</strong> internationale Forschungslandschaft<br />

eingebettet ist.<br />

112


Anhang 1 bis 5<br />

Anhang 1<br />

Organigramm des<br />

Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin<br />

Stiftungsrat<br />

Wissenschaftlicher<br />

Beirat<br />

Wissenschaftlicher<br />

Direktor<br />

IFV Forschungsverb<strong>und</strong><br />

Kompetenznetz<br />

Rheuma<br />

Berlinflame<br />

Verwaltung<br />

Zentrale<br />

Einrichtungen<br />

Referentin &<br />

Sekretariat<br />

Direktor Med. Klinik<br />

mit Schwerpunkt<br />

Rheumatologie <strong>und</strong><br />

klinische Immunologie<br />

Charité Campus Mitte<br />

Liaisongruppen<br />

Forschungsgruppen<br />

Liaisongruppen<br />

Spondylarthropathien<br />

Molekularbiologie<br />

Zellbiologie<br />

Humorale<br />

Immunologie<br />

Autoimmunologie<br />

Epidemiologie<br />

Signaltransduktion<br />

Tissue<br />

Engineering<br />

Med. Klinik I<br />

Gastroenterologie,<br />

Infektiologie <strong>und</strong><br />

Rheumatologie<br />

Charité Campus<br />

Benjamin Franklin<br />

Technische<br />

Universität<br />

Berlin<br />

Zytometrie<br />

Klinische<br />

Immunologie<br />

B-Zell-<br />

Immunologie<br />

Immungenetik<br />

T-Zell-<br />

Immunologie<br />

Experimentelle<br />

Rheumatologie<br />

Quelle: DRFZ<br />

Knochenzelldifferenzierung<br />

Molekulare<br />

Immunologie<br />

113


Anhang 2<br />

Stellenplan des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin<br />

(ohne Drittmittel)<br />

Stand: 31. März 2003<br />

Stellenbezeichnung<br />

Wertigkeit der Stellen<br />

Zahl der Stellen<br />

(Besoldungs-/<br />

insgesamt (Soll)<br />

Vergütungsgruppe)<br />

SV<br />

1,00<br />

Stellen für<br />

BAT I 2,00<br />

wissenschaftliches Personal<br />

Ia 4,00<br />

Ib 4,00<br />

<strong>II</strong>a 4,00<br />

Zwischensumme 15,00<br />

BAT Ib 1,00<br />

Stellen für<br />

IVa 2,00<br />

nichtwissenschaftliches Personal<br />

IVb 8,00<br />

Vb 5,00<br />

VIb 1,00<br />

V<strong>II</strong> 0,75<br />

MTB 2 2,00<br />

5 1,00<br />

6 3,00<br />

7 1,00<br />

Zwischensumme 24,75<br />

Insgesamt 39,75<br />

Quelle: DRFZ<br />

114


Arbeitsgruppe<br />

Autoimmunologie<br />

B-Zell-Immunologie<br />

Epidemiologie<br />

Humorale Immunologie<br />

Immungenetik<br />

Immunoregulation<br />

Klinische T-Zell-Immunologie<br />

Knochen <strong>und</strong> Knorpel<br />

Molekularbiologie<br />

Molekulare Immunologie<br />

Signaltransduktion<br />

Tissue Engineering<br />

T-Zell-Immunologie<br />

Zellbiologie<br />

Zytometrie<br />

Insgesamt<br />

Quelle: DRFZ<br />

Anhang 3<br />

Verteilung der Stellen für wissenschaftliches Personal<br />

im Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin<br />

auf die einzelnen Arbeitsgruppen (Ist)<br />

Institutionelle Stellen<br />

darunter<br />

unbesetzt<br />

insgesamt<br />

1,5<br />

1,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

0,5<br />

1,0<br />

1,0<br />

2,0<br />

-<br />

-<br />

darunter<br />

befristet<br />

besetzt<br />

1,5<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

0,5<br />

1,0<br />

-<br />

-<br />

1,0<br />

insgesamt<br />

insgesamt<br />

3,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

2,0<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

darunter<br />

befristet<br />

besetzt<br />

3,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

2,0<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

darunter<br />

unbesetzt<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

3,0<br />

4,0<br />

7,0<br />

1,0<br />

5,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

2,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

7,0<br />

5,0<br />

-<br />

-<br />

darunter<br />

befristet<br />

besetzt<br />

-<br />

3,0<br />

4,0<br />

7,0<br />

5,0<br />

1,0<br />

1,0<br />

2,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

7,0<br />

5,0<br />

-<br />

-<br />

-<br />

darunter<br />

unbesetzt<br />

1,0<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Drittmittelfinanzierte<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

Doktorandenstellen<br />

15,0 8,0 - 10,0 10,0 - 41,0 40,0 1,0<br />

insgesamt<br />

1,5<br />

4,0<br />

5,0<br />

5,0<br />

8,0<br />

2,0<br />

7,0<br />

2,0<br />

2,0<br />

3,0<br />

5,0<br />

0,5<br />

4,0<br />

10,0<br />

7,0<br />

Stand: 31. März 2003<br />

Stellen für wissenschaftliches<br />

Personal insgesamt<br />

darunter<br />

befristet<br />

besetzt<br />

1,5<br />

3,0<br />

3,0<br />

5,0<br />

8,0<br />

7,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

3,0<br />

5,0<br />

0,5<br />

4,0<br />

9,0<br />

6,0<br />

-<br />

darunter<br />

unbesetzt<br />

1,0<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

66,0<br />

58,0<br />

1,0<br />

115


Anhang 4<br />

Vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum in den Jahren 2000 bis<br />

2002 eingeworbene Drittmittel nach Drittmittelgebern<br />

Arbeitsgruppe<br />

B-Zell-<br />

Immunologie<br />

Molekularbiologie<br />

Stand: 31. März 2003<br />

Drittmittelgeber<br />

2000 2001 2002<br />

Drittmittel in T€ (ger<strong>und</strong>et)<br />

Summe zusammen mit<br />

DFG 88,5 90,7 28,3 207,5<br />

B<strong>und</strong> 51,8 58,0 80,1 189,9 174,8 AG Zellbiologie<br />

Land/Länder - - - -<br />

EU - - - -<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen 4,5 6,8 21,7 33,0 33,0 AG Zellbiologie<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 144,8 155,5 130,1 430,4<br />

DFG - - - -<br />

Epidemiologie<br />

B<strong>und</strong> 523,6 466,7 440,0 1.430,3<br />

Land/Länder - - - -<br />

EU - - - -<br />

Wirtschaft - 58,2 102,1 160,3<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 523,6 524,9 542,1 1.590,6<br />

Humorale<br />

Immunologie<br />

DFG 65,7 85,9 83,2 234,8 198,8 AG Zellbiologie<br />

B<strong>und</strong> - 4,9 21,1 26,0 26,0 AG Zellbiologie<br />

Land/Länder - - 178,0 178,0 178,8 AG Zellbiologie<br />

EU - 10,7 69,5 80,2 80,2 AG Zellbiologie<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 65,7 101,5 351,8 519,0<br />

DFG 25,9 65,0 89,6 180,5<br />

Immungenetik<br />

B<strong>und</strong> - 26,9 57,9 84,8 84,8 AG Zellbiologie<br />

Land/Länder - - - -<br />

EU - 18,5 40,9 59,4 59,4 AG Zellbiologie<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen 29,6 46,8 - 76,4<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 55,5 157,2 188,4 401,1<br />

DFG - 19,8 59,7 79,5<br />

Klinische<br />

B<strong>und</strong> 33,5 37,6 38,5 109,6<br />

Immunologie Land/Länder - - - -<br />

EU - - - -<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 33,5 57,4 98,2 189,1<br />

DFG 42,8 4,0 - 46,8<br />

B<strong>und</strong> - 20,7 41,7 62,4 62,4 AG Zellbiologie<br />

Land/Länder - - - -<br />

EU - - - -<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 42,8 24,7 41,7 109,2<br />

116


noch Anhang 4<br />

Arbeitsgruppe<br />

Molekulare<br />

Immunologie<br />

Summe 44,6 77,4 54,5 176,5<br />

zusammen mit<br />

DFG - - - -<br />

B<strong>und</strong> - - - -<br />

Land/Länder - 66,5 102,0 168,5 168,5 AG Zellbiologie<br />

EU - - - -<br />

Wirtschaft - - 1,9 1,9<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige - - - -<br />

Drittmittelgeber<br />

2000 2001 2002<br />

Drittmittel in T€ (ger<strong>und</strong>et)<br />

Summe<br />

DFG 8,6 43,8 22,3 74,7<br />

B<strong>und</strong> - - - -<br />

Land/Länder - - - -<br />

EU - - - -<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen 36,0 33,6 32,2 101,8<br />

Sonstige - - - -<br />

Signaltransduktion<br />

Summe - 66,5 103,9 170,4<br />

DFG 26,5 10,8 - 37,3<br />

Tissue<br />

B<strong>und</strong> - - - -<br />

Engineering Land/Länder - - - -<br />

EU - - - -<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 26,5 10,8 - 37,3<br />

DFG - 69,3 86,4 155,7<br />

T-Zell-<br />

B<strong>und</strong> - - - -<br />

Immunologie Land/Länder - - - -<br />

EU - - - -<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe - 69,3 86,4 155,7<br />

DFG 72,9 114,0 153,9 340,8<br />

Zellbiologie<br />

B<strong>und</strong> 342,6 627,9 642,4 1.612,9 120,3 AG Klin. Imm.<br />

Land/Länder 81,8 63,5 100,0 245,3<br />

EU 53,9 - - 53,9 9,1 AG Zyt., Klin. Imm.<br />

Wirtschaft 24,4 56,1 32,0 112,5<br />

Stiftungen 10,3 2,2 - 12,5<br />

Sonstige 2,6 - - 2,6<br />

Summe 588,5 863,7 928,3 2.380,5<br />

DFG - - - -<br />

Zytometrie<br />

B<strong>und</strong> - 60,4 110,4 170,8 170,8 AG Zellbiologie<br />

Land/Länder - - - -<br />

EU 96,0 38,4 - 134,4 134,4 AG Zellbiologie<br />

Wirtschaft - - - -<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige 15,3 - 7,1 22,4 5,9 AG Zellbiologie<br />

Summe 111,3 98,8 117,5 327,6<br />

DFG 330,9 503,3 523,4 1.357,6<br />

Summen<br />

B<strong>und</strong> 951,5 1.303,1 1.432,1 3.686,7<br />

Drittmittelgeber Land/Länder 81,8 130,0 380,0 591,8<br />

EU 149,9 67,6 110,4 327,9<br />

Wirtschaft 24,4 114,3 136,0 274,7<br />

Stiftungen 80,4 89,4 53,9 223,7<br />

Sonstige 17,9 - 7,1 25,0<br />

Insgesamt 1.636,8 2.207,7 2.642,9 6.487,4<br />

Quelle: DRFZ<br />

117


Anhang 5<br />

Vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum<br />

eingereichte Unterlagen<br />

− Antworten auf den Fragebogen des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

− Kurzer Abriss der Geschichte des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums<br />

− Organigramm<br />

− Satzung<br />

− Forschungsprogramm des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums<br />

2003<br />

− Wirtschaftsplan 2003<br />

− Übersichten zur Stellenausstattung <strong>und</strong> Listen der Mitarbeiter/-<br />

innen im wissenschaftlichen Bereich nach Arbeitsgruppen,<br />

Dienstbezeichnungen, Alter <strong>und</strong> Eintrittsjahr, Geschlecht, Ausbildungsabschluss<br />

<strong>und</strong> Eingruppierung<br />

− Liste der eingeworbenen Drittmittel 2000-2002 einschl. Liste der<br />

jeweiligen Drittmittelprojekte<br />

− Publikationsliste einschl. quantitativer Übersicht 2000-2002<br />

− Listen zu im Deutschen Rheuma-Forschungszentrum abgeschlossenen<br />

Promotions- <strong>und</strong> Habilitationsarbeiten, Lehrveranstaltungen<br />

von Mitarbeitern, Veranstaltungen der wissenschaftlichen/ technischen<br />

Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung sowie größeren nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen wissenschaftlichen Einrichtungen, Gastwissenschaftlern,<br />

Auslandsaufenthalten <strong>und</strong> Gremienzugehörigkeit<br />

2000-2002<br />

− Liste der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats des Deutschen<br />

Rheuma-Forschungszentrums; Berichte des Wissenschaftlichen<br />

Beirats vom 5. Oktober 1999, 2. Mai 2000 <strong>und</strong> 7. Mai 2001<br />

− Listen zu Kooperationsverträgen, Forschungspreisen, angemeldeten<br />

<strong>und</strong> erteilten Patenten<br />

118


Stellungnahme zum<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong><br />

Medizinprodukte (BfArM), Bonn<br />

vom Mai <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 120<br />

A. Kenngrößen des Instituts 120<br />

B. Auftrag 121<br />

C. Leistungen des BfArM 122<br />

D. Organisation, Struktur <strong>und</strong> Ausstattung 122<br />

E. Stellungnahme <strong>und</strong> <strong>Empfehlungen</strong> 123<br />

F. Ergänzende <strong>Empfehlungen</strong> 124<br />

Anlage<br />

Bewertungsbericht zum B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel<br />

<strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM), Bonn 126


Vorbemerkung<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziale Sicherung<br />

(BMGS) hat den <strong>Wissenschaftsrat</strong> im Juni 2002 gebeten, nach der<br />

vorangegangenen Evaluation des B<strong>und</strong>esinstituts für ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Verbraucherschutz <strong>und</strong> Veterinärmedizin (BgVV), des Robert-<br />

Koch-Instituts (RKI) <strong>und</strong> des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) 1 das B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM) in Bonn zu begutachten,<br />

das dem Geschäftsbereich des BMGS angehört. Der vorrangigen<br />

Bedeutung der gesetzlichen Aufgaben des Instituts solle<br />

dabei Rechnung getragen werden.<br />

In seinen Sitzungen vom Juli 2002 hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> beschlossen,<br />

das Bewertungsverfahren zum BfArM in der ersten Jahreshälfte<br />

2003 durchzuführen, <strong>und</strong> eine entsprechende Bewertungsgruppe<br />

eingesetzt. In dieser Bewertungsgruppe haben auch Sachverständige<br />

mitgewirkt, die nicht Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

sind. Ihnen ist der <strong>Wissenschaftsrat</strong> zu besonderem Dank verpflichtet.<br />

Die Bewertungsgruppe hat das BfArM am 15./16. Mai 2003 besucht,<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses Besuchs sowie der vom Institut vorgelegten<br />

Informationen den vorliegenden Bewertungsbericht vorbereitet<br />

<strong>und</strong> ihn in einer weiteren Sitzung am 3. Februar <strong>2004</strong> abgestimmt.<br />

Der Evaluationsausschuss des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es hat auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieses Bewertungsberichts am 15. März <strong>2004</strong> die wissenschaftspolitische<br />

Stellungnahme erarbeitet.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat die Stellungnahme am 28. Mai <strong>2004</strong> verabschiedet.<br />

A. Kenngrößen des Instituts<br />

Das B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM) ist<br />

eine selbständige B<strong>und</strong>esoberbehörde im Geschäftsbereich des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziale Sicherung (BMGS).<br />

Das Institut wird von einem Präsidenten geleitet. 2<br />

Der Wirtschaftsplan des BfArM weist für das Jahr 2003 Ausgaben in<br />

Höhe von r<strong>und</strong> 57,4 Mio. Euro (Soll) aus. Für Personalkosten waren<br />

Mittel in Höhe von r<strong>und</strong> 41,8 Mio. Euro vorgesehen.<br />

1<br />

Vgl. <strong>Wissenschaftsrat</strong>: Übergreifende <strong>Empfehlungen</strong> zu B<strong>und</strong>eseinrichtungen mit<br />

Forschungsaufgaben im Geschäftsbereich des B<strong>und</strong>esministeriums für Ges<strong>und</strong>heit, in:<br />

<strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2001, Köln 2002, S. 279-318.<br />

2<br />

Der zum Zeitpunkt der Begutachtung des BfArM amtierende Präsident ist inzwischen<br />

nicht mehr im Amt. Das Institut wird zurzeit kommissarisch vom Vizepräsidenten<br />

geleitet.<br />

120


Das Institut verfügte im Februar 2003 über 933,3 institutionelle Stellen<br />

(darunter 276,5 Beamtenstellen), davon 371 Stellen für wissenschaftliches<br />

Personal (darunter 191,5 Beamtenstellen) <strong>und</strong> 562,3<br />

Stellen (darunter 85 Beamtenstellen) im nichtwissenschaftlichen Bereich.<br />

37,5 institutionelle Stellen für Wissenschaftler waren befristet<br />

besetzt, 14 Stellen für Wissenschaftler waren vakant. Außer den institutionellen<br />

Stellen wurden dem BfArM für die Aufgabe der Nachzulassung<br />

insgesamt 130 bis Ende 2005 befristete Stellen bewilligt. Aus<br />

Drittmitteln wurde außerdem ein Beschäftigungsverhältnis für eine<br />

Wissenschaftlerin finanziert.<br />

Nach Angaben des Instituts beträgt der derzeitige Anteil der Forschung<br />

am gesamten Arbeitsaufkommen des BfArM ca. 5 %. Im<br />

Haushalt 2003 sind in zwei Titeln Mittel für Auftragsforschung <strong>und</strong><br />

institutseigene Forschung in Höhe von insgesamt 2,4 Mio. Euro (rd.<br />

4,2 % der Gesamtausgaben) vorgesehen. Im Erhebungszeitraum hat<br />

das BfArM zwei Drittmittelprojekte eingewoben; für das eine erhielt es<br />

im Zeitraum von 1997 bis 2000 insgesamt r<strong>und</strong> 787 TDM, für das<br />

andere im Zeitraum 2002 bis <strong>2004</strong> r<strong>und</strong> 301 T€.<br />

In den letzten fünf Jahren wurden im BfArM zwei Doktoranden <strong>und</strong><br />

ein Diplomand bis zum jeweiligen Abschluss ihres Studiums betreut.<br />

In diesem Zeitraum habilitierten sich zwei Mitarbeiter des Instituts.<br />

B. Auftrag<br />

Laut Gesetz über die Neuordnung zentraler Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

(GNG) vom Juni 1994, das für alle B<strong>und</strong>esinstitute<br />

im Geschäftsbereich des BMGS gilt, wird das BfArM auf folgenden<br />

Gebieten tätig (Art. 1 § 1 Abs. 3):<br />

− Zulassung von Fertigarzneimitteln zur Anwendung beim Menschen<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der analytischen, pharmakologischtoxikologischen<br />

<strong>und</strong> klinischen Prüfungen;<br />

− Registrierung homöopathischer Arzneimittel zur Anwendung beim<br />

Menschen;<br />

− Risikoerfassung <strong>und</strong> –bewertung sowie Durchführung von Maßnahmen<br />

nach dem Stufenplan bei Arzneimitteln;<br />

− Überwachung des Verkehrs mit Betäubungsmitteln einschließlich<br />

Erlaubniserteilung zum Verkehr mit Betäubungsmitteln;<br />

− Arbeiten zur medizinischen <strong>und</strong> technischen Sicherheit, Eignung<br />

<strong>und</strong> Leistung von Medizinprodukten;<br />

121


− zentrale Risikoerfassung sowie Durchführung von Maßnahmen<br />

zur Risikoabwehr bei Medizinprodukten.<br />

In den Bestimmungen zur Aufgabendurchführung heißt es des Weiteren<br />

(Art. 1 § 4 Abs. 3): „Auf den […] genannten Gebieten betreiben<br />

die B<strong>und</strong>esinstitute zur Erfüllung ihrer Aufgaben wissenschaftliche<br />

Forschung <strong>und</strong> wirken bei der Entwicklung von Standards <strong>und</strong> Normen<br />

mit.“<br />

C. Leistungen des BfArM<br />

Das BfArM widmet sich seinen hoheitlichen Aufgaben auf dem Gebiet<br />

der Zulassung intensiv <strong>und</strong> mit hohem Arbeitsaufwand. Die Bearbeitungszeiten<br />

für die Zulassung neuer Arzneimittel sind jedoch im Vergleich<br />

zu denen der Zulassungsbehörden anderer Länder relativ lang.<br />

In einer vergleichenden Untersuchung mehrerer internationaler Zulassungsbehörden<br />

3 werden die Effizienz des BfArM bei der Antragsbearbeitung,<br />

die wissenschaftliche Expertise <strong>und</strong> die Transparenz<br />

des Verfahrens als verbesserungsbedürftig bezeichnet. Eine geringere<br />

Reputation in diesen Punkten als andere Zulassungsbehörden ist<br />

vermutlich eine Erklärung dafür, warum das Institut nicht in dem Maße<br />

aufgefordert wird, in einem europäischen Zulassungsverfahren als<br />

Rapporteur oder Co-Rapporteur zu fungieren, wie es vom Vertreter<br />

des Landes mit dem größten Arzneimittelmarkt in der EU zu erwarten<br />

wäre.<br />

Obwohl Forschung als Mittel zur Erfüllung seiner Aufgaben gesetzlich<br />

festgelegt ist, hat das BfArM aus verschiedenen Gründen bislang<br />

wenig eigene Forschung betrieben. Gute Forschung führt vor allem<br />

die Abteilung 4: Experimentelle Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie<br />

durch. Ansätze zur Forschung bestehen des Weiteren in den Abteilungen<br />

3: Pharmazeutische Qualität <strong>und</strong> 5: Klinische Pharmakologie<br />

I. Außerdem hat das BfArM einige Forschungsaufträge an externe<br />

Einrichtungen vergeben. Seit kurzem hat das Institut erste Schritte<br />

zum Ausbau der Forschung eingeleitet.<br />

D. Organisation, Struktur <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Die Leitungsstrukturen <strong>und</strong> der bisherige Zuschnitt der Aufgaben des<br />

BfArM gewähren für Forschung wenig Freiraum. Die Mitarbeiter des<br />

3<br />

Boston Consulting Group: Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Standort für<br />

Arzneimittelforschung <strong>und</strong> -entwicklung, München 2001. Diese Studie wurde von der<br />

Arbeitsgruppe des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es nicht im Einzelnen bewertet.<br />

122


Instituts sind jedoch engagiert <strong>und</strong> bereit, sich über ihre reguläre Arbeitszeit<br />

hinaus für Forschung einzusetzen.<br />

Für die Koordination der extern vergebenen Forschungsaufträge ist<br />

ein Forschungsbeauftragter des BfArM zuständig. Die Einrichtung<br />

eines Forschungsrates ist geplant, der ein Forschungskonzept erarbeiten,<br />

Anregungen zur Verbesserung der wissenschaftlichen Kooperation<br />

mit anderen Einrichtungen geben sowie ein Verfahren zur<br />

Selbstevaluation entwerfen <strong>und</strong> durchführen soll.<br />

Der 1998 eingerichtete Wissenschaftliche Beirat des BfArM, dem<br />

13 Wissenschaftler angehören, nimmt Aufgaben der Beratung <strong>und</strong><br />

der Vermittlung wissenschaftlicher Kontakte wahr; er hat seit langem<br />

einen Ausbau der Forschung im BfArM gefordert. Darüber hinaus<br />

wurde im Jahr 1994 ein Gemeinsamer Wissenschaftlicher Beirat der<br />

Einrichtungen im Geschäftsbereich des BMGS gebildet, der das Ministerium<br />

in wissenschaftlichen Fragen berät <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

der Einrichtungen im Geschäftsbereich des BMGS unterstützt;<br />

diesem Gemeinsamen Beirat gehören die Leiter der Einrichtungen<br />

sowie die Vorsitzenden ihrer Wissenschaftlichen Beiräte an.<br />

Das BfArM verfügt über sehr gute räumliche <strong>und</strong> personelle Voraussetzungen<br />

für Forschung. 371 (rd. 40 %) seiner 931 Stellen sind mit<br />

wissenschaftlich ausgebildetem Personal besetzt, das sich jedoch<br />

fast ausschließlich mit hoheitlichen Aufgaben befasst. In dem Neubau,<br />

der für das Institut nach dessen Umzug von Berlin nach Bonn<br />

errichtet wurde, sind gut ausgestattete Labors auf einer Fläche von<br />

insgesamt r<strong>und</strong> 2.600 m² eingerichtet worden, die aufgr<strong>und</strong> der geringen<br />

Forschungstätigkeit nicht genutzt werden.<br />

Das Institut verfügt über eine moderne IT-Ausstattung <strong>und</strong> ein Glasfasernetz,<br />

doch sein DV-Konzept weist erhebliche Lücken auf. So<br />

sind eine mangelnde Vernetzung der Rechner miteinander, ein ungenügender<br />

Zugang zu Datenbanken der einzelnen Abteilungen, die<br />

unzureichende Nutzung der Möglichkeiten einer computergestützten<br />

Datenerfassung <strong>und</strong> -analyse sowie die fehlende Kompatibilität mit<br />

den Datenbanksystemen anderer europäischer Zulassungsbehörden<br />

zu kritisieren.<br />

E. Stellungnahme <strong>und</strong> <strong>Empfehlungen</strong><br />

Das BfArM nimmt für das Ges<strong>und</strong>heitswesen in Deutschland unverzichtbare<br />

Funktionen auf hoheitlichem Gebiet wahr, die nicht von<br />

einer anderen Institution übernommen werden können. Obwohl Forschung<br />

zu den gesetzlich festgelegten Instrumenten für die Aufgabenerfüllung<br />

des BfArM gehört, ist das Institut bisher keine Einrich-<br />

123


tung mit Forschungsprofil, sondern eine Behörde mit definierten hoheitlichen<br />

Zulassungs- <strong>und</strong> Beratungsaufgaben. Zur zuverlässigen<br />

Erfüllung der hoheitlichen Funktionen müssen die Mitarbeiter über<br />

eine hohe, den wissenschaftlichen Fortschritt einbeziehende Expertise<br />

verfügen. Aufgr<strong>und</strong> der Kritik an den Leistungen des BfArM auf<br />

dem Gebiet der hoheitlichen Arbeit stellt sich die Frage, ob dies mit<br />

dem Fehlen eigener Forschung zusammenhängt, die den wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern die Möglichkeit zur Erweiterung ihrer Wissensbasis<br />

<strong>und</strong> damit die Möglichkeit zu souveränen Entscheidungen<br />

geben sowie ihre Motivation stärken würde. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

bejaht diese Frage <strong>und</strong> empfiehlt den Aufbau einer klar umrissenen,<br />

dem Auftrag des BfArM entsprechenden eigenen Forschungsbasis,<br />

die integraler Bestandteil des Institutsprofils werden sollte, <strong>und</strong> gibt<br />

hierzu detaillierte <strong>Empfehlungen</strong> (siehe F. Ergänzende <strong>Empfehlungen</strong>).<br />

Der Zuwendungsgeber wird gebeten, dem <strong>Wissenschaftsrat</strong> in drei<br />

Jahren einen Bericht über die Umsetzung der <strong>Empfehlungen</strong> vorzulegen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> wird dann entscheiden, ob er dem B<strong>und</strong><br />

eine erneute Begutachtung empfiehlt.<br />

F. Ergänzende <strong>Empfehlungen</strong><br />

Das BfArM sollte im Rahmen seines Aufgabengebiets künftig sowohl<br />

gute Sek<strong>und</strong>ärforschung als auch zu Fragen, zu denen dies sinnvoll<br />

erscheint, Primärforschung durchführen <strong>und</strong> sich dabei auf einige<br />

wenige Forschungsgebiete konzentrieren. Es wird empfohlen, dass<br />

sich das BfArM durch den gezielten Aufbau eines eigenen Forschungsprofils,<br />

das auf europäischer Ebene von besonderem Interesse<br />

ist, zu einem international beachteten Kompetenzzentrum entwickelt.<br />

Eine größere wissenschaftliche Kompetenz zur verbesserten<br />

Erfüllung der hoheitlichen Aufgaben ist insbesondere auch auf dem<br />

Gebiet der Epidemiologie notwendig, das im BfArM verstärkt werden<br />

sollte. Ein weiteres Feld, auf dem das BfArM seine Kompetenz verstärken<br />

sollte, ist die klinische Forschung, da im Institut die Fähigkeit<br />

vorhanden sein muss, die Ergebnisse klinischer Studien einzuschätzen<br />

<strong>und</strong> zu erkennen, zu welchen Fragen in Bezug auf Arzneimittel<br />

bislang zu wenig oder keine klinische Forschung durchgeführt wird.<br />

Mittelfristig sollte das Institut in der Lage sein, Themen für kooperative<br />

klinische Studien zu Fragen von öffentlichem Interesse auf seinem<br />

Arbeitsgebiet zu identifizieren <strong>und</strong> in die Scientific Community zu<br />

vermitteln.<br />

Es wird empfohlen, das BfArM umzustrukturieren, ein langfristiges<br />

integrales Forschungsprogramm auszuarbeiten <strong>und</strong> hierfür eine<br />

124


Strukturkommission aus externen Sachverständigen einzurichten. Die<br />

Stellung des Wissenschaftlichen Beirats sollte gestärkt werden.<br />

Die Verantwortung für die Forschung des BfArM sollte einem Mitglied<br />

des Vorstands – z. B. dem Vizepräsidenten - übertragen werden,<br />

das hierfür weitgehende Befugnisse erhalten sollte. Darüber hinaus<br />

hält der <strong>Wissenschaftsrat</strong> die rasche Einsetzung des geplanten intern<br />

besetzten Forschungsrats, die Einrichtung eines Forschungsetats,<br />

der in der Aufbauphase von fünf Jahren mindestens auf 10 % des<br />

Gesamtetats steigen sollte, die Formulierung eines konsistenten Forschungsprogramms<br />

<strong>und</strong> die Einführung eines Qualitätsmanagements<br />

für unabdingbar. Der Forschungsetat sollte nicht nur der hausinternen<br />

Forschung dienen, sondern auch dafür genutzt werden, um wissenschaftliche<br />

Aufträge nach außen zu vergeben, zum Zweck einer besseren<br />

Nutzung externer Kompetenz <strong>und</strong> einer intensiveren Vernetzung<br />

mit den entsprechenden Fachwissenschaftlern.<br />

Weitere dringend notwendige Maßnahmen sind die Entwicklung eines<br />

Verfahrens zur Themendefinition sowie die Einrichtung intern<br />

rekrutierter, zeitlich befristeter Projektgruppen <strong>und</strong> einer kleinen Zahl<br />

von auf fünf Jahre befristeten, international ausgeschriebenen Nachwuchsforschergruppen.<br />

Die Kommunikation zwischen den Abteilungen<br />

sowie zwischen Mitarbeitern <strong>und</strong> Leitungsebene auf wissenschaftlichem<br />

Gebiet muss dringend verbessert werden. Außerdem<br />

muss das BfArM mit den für seine Arbeit relevanten Bereichen des<br />

gesamten Wissenschaftssystems durch verstärkte Kooperationen mit<br />

Universitäten <strong>und</strong> anderen Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> Austausch<br />

auf Fachtagungen besser vernetzt werden. Die inakzeptablen Mängel<br />

bezüglich der IT-Vernetzung im BfArM, der computergestützten Datenerfassung<br />

<strong>und</strong> –analyse sowie der Kompatibilität seiner Software<br />

mit der anderer europäischer Zulassungsbehörden müssen schnellstmöglich<br />

behoben werden.<br />

125


ANLAGE<br />

Bewertungsbericht zum<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong><br />

Medizinprodukte (BfArM), Bonn<br />

vom Mai <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 127<br />

A. Darstellung 127<br />

I. Entwicklung, Ziele, Aufgaben 127<br />

<strong>II</strong>. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 148<br />

<strong>II</strong>I. Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen 154<br />

IV. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre, Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses 155<br />

V. Künftige Entwicklung 157<br />

B. Bewertung 159<br />

I. Bewertung der derzeitigen Situation 159<br />

<strong>II</strong>. <strong>Empfehlungen</strong> 165<br />

<strong>II</strong>I. Zu Kooperationen, Beteiligung an der Lehre,<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 177<br />

IV. Zusammenfassende Bewertung 178<br />

Anhang 1-5 182<br />

126


Vorbemerkung<br />

Der vorliegende Bewertungsbericht zum B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel<br />

<strong>und</strong> Medizinprodukte ist in zwei Teile gegliedert. Der darstellende<br />

Teil ist mit dem Institut abschließend auf die richtige Wiedergabe der<br />

Fakten abgestimmt worden. Der Bewertungsteil gibt die Einschätzung<br />

der wissenschaftlichen Leistungen, Strukturen <strong>und</strong> Organisationsmerkmale<br />

wieder.<br />

A. Darstellung<br />

A.I. Entwicklung, Ziele, Aufgaben<br />

I.1. Entwicklung<br />

Das B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM) in<br />

Bonn ist am 1. Juli 1994 aus Teilen des ehemaligen B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsamts<br />

(BGA) hervorgegangen, das im Jahr 1952 als selbständige<br />

B<strong>und</strong>esoberbehörde in der Zuständigkeit des B<strong>und</strong>esinnenministeriums<br />

in Berlin eingerichtet worden war. Im Juli 1975 war bei einer<br />

Umorganisation innerhalb des BGA das Institut für Arzneimittel gegründet<br />

worden, in dem die für Arznei- <strong>und</strong> Betäubungsmittel zuständigen<br />

Fachgebiete <strong>und</strong> Organisationseinheiten des Amtes zusammengefasst<br />

wurden. Nach dem Fall der Mauer hatte das BGA ca.<br />

430 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter aus ehemaligen DDR-<br />

Institutionen des öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitsdienstes übernommen,<br />

davon ca. 125 Mitarbeiter des ehemaligen Instituts für Arzneimittelwesen<br />

in Berlin-Weißensee. Des Weiteren waren zehn Mitarbeiter<br />

des ehemaligen Zentralen Suchtmittelbüros der DDR von der B<strong>und</strong>esopiumstelle<br />

im BGA übernommen worden, die auch dessen Aufgaben<br />

weiterführte.<br />

Mitte 1994 wurde das BGA aufgelöst. Mit dem Gesetz über die Neuordnung<br />

zentraler Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heitswesens1 entstanden<br />

aus dem früheren B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsamt drei neue B<strong>und</strong>esinstitute<br />

im nachgeordneten Verantwortungsbereich des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Ges<strong>und</strong>heit, denen hoheitliche Aufgaben des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes<br />

zugeordnet wurden: das BfArM, das Robert-Koch-<br />

Institut (RKI) <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esinstitut für ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz<br />

<strong>und</strong> Veterinärmedizin (BgVV). 2 Das ebenfalls zum frühe-<br />

1 Ges<strong>und</strong>heitseinrichtungen-Neuordnungs-Gesetz (GNG) vom 24. Juni 1994.<br />

2<br />

Das BgVV wurde im Jahr 2001 in den Geschäftsbereich des B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verbraucherschutz, Ernährung <strong>und</strong> Landwirtschaft überführt. Im November 2002<br />

wurde es aufgelöst; seine Aufgaben wurden den beiden neu errichteten Institutionen<br />

B<strong>und</strong>esamt für Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit (BVL), Braunschweig,<br />

<strong>und</strong> B<strong>und</strong>esinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin, sowie der B<strong>und</strong>esforschungsanstalt<br />

für die Viruskrankheiten der Tiere (BFAV), Insel Riems, übertragen.<br />

127


en BGA gehörende Institut für Wasser-, Boden- <strong>und</strong> Lufthygiene<br />

wurde in das Umweltb<strong>und</strong>esamt eingegliedert. Alle Aufgaben zum<br />

Thema Tierarzneimittel wurden dem BgVV zugeordnet; die Bearbeitung<br />

von Arzneimitteln, die als Blut oder Blutprodukte einzustufen<br />

sind, wurde neben den dort bereits bestehenden Aufgaben dem PEI<br />

zugeordnet.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Bonn-Berlin-Gesetzes wurde der Sitz des BfArM von<br />

Berlin nach Bonn verlagert, wo für das Institut ein Neubau errichtet<br />

wurde. Der Umzug der r<strong>und</strong> 840 Mitarbeiter geschah in zwei Etappen<br />

(Oktober 1999, März 2001).<br />

Für die Aufgabe der Nachzulassung <strong>und</strong> Nachregistrierung durch das<br />

BfArM, die bis zum 31. Dezember 2005 beendet sein muss, wurden<br />

dem Institut insgesamt 130 bis Ende 2005 befristete Stellen bewilligt,<br />

für die ein weiteres Gebäude in der Nähe des Hauptstandortes angemietet<br />

wurde.<br />

I.2. Aufgaben<br />

Das B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM) ist<br />

eine selbständige B<strong>und</strong>esoberbehörde im Geschäftsbereich des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziale Sicherung (BMGS).<br />

Ziel der Arbeit des BfArM ist es, Ges<strong>und</strong>heitsgefahren durch die kontinuierliche<br />

Verbesserung der Sicherheit von Arzneimitteln <strong>und</strong> die<br />

Risikoüberwachung von Medizinprodukten abzuwehren sowie den<br />

Betäubungsmittel- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stoffverkehr zu überwachen.<br />

Den Hauptarbeitsbereich des Instituts stellt die Zulassung von Fertigarzneimitteln<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage des Arzneimittelgesetzes (AMG) dar<br />

(Prüfung der Wirksamkeit, Unbedenklichkeit <strong>und</strong> der angemessenen<br />

pharmazeutischen Qualität). Seit dem Erlass des Gesetzes über den<br />

Verkehr mit Arzneimitteln im Jahr 1976 müssen alle Arzneimittel vom<br />

BfArM zugelassen oder registriert werden. (vgl. Anhang 4: Übersicht<br />

über das Verfahren der Bearbeitung eines nationalen Zulassungsantrags).<br />

Die vor 1976 auf dem Markt befindlichen Arzneimittel müssen<br />

vom BfArM im Rahmen eines Nachzulassungs- oder Nachregistrierungsverfahrens<br />

überprüft werden; dies betrifft zurzeit noch r<strong>und</strong><br />

8.500 zuzulassende Arzneimittel <strong>und</strong> 4.000 homöopathische (zu registrierende)<br />

Arzneimittel. Im Jahr 2002 wurden beim BfArM 2.364<br />

Anträge auf Zulassung oder Registrierung von Fertigarzneimitteln<br />

gestellt. Im selben Jahr wurden insgesamt 3.056 Anträge bearbeitet<br />

(der Überhang erklärt sich durch den Abbau von Anträgen aus den<br />

Vorjahren). 2.352 Anträge wurden positiv <strong>und</strong> 266 negativ beschieden,<br />

438 Anträge wurden zurückgezogen.<br />

Darüber hinaus gehören zu den wichtigsten Aufgaben des BfArM die<br />

Risikoüberwachung bei Arzneimitteln, die Überwachung des legalen<br />

128


Verkehrs mit Betäubungsmitteln <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stoffen durch die B<strong>und</strong>esopiumstelle<br />

sowie die Entwicklung von Maßnahmen zur Risikoerfassung<br />

<strong>und</strong> -bewertung bei Medizinprodukten.<br />

I.2.a) Aufgaben im Rahmen des Gesetzesvollzugs<br />

Der gesetzliche Auftrag des BfArM wurde im Gesetz über die Neuordnung<br />

zentraler Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heitswesens 3 vom<br />

24. Juni 1994 festgelegt. Zu den in diesem Gesetz genannten Aufgaben<br />

des BfArM zählen:<br />

1. Zulassung von Fertigarzneimitteln zur Anwendung beim Menschen<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der analytischen, pharmakologischtoxikologischen<br />

<strong>und</strong> klinischen Prüfungen, soweit nicht das B<strong>und</strong>esamt<br />

für Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit oder<br />

das Paul-Ehrlich-Institut zuständig ist;<br />

2. Registrierung homöopathischer Arzneimittel zur Anwendung beim<br />

Menschen, soweit nicht das B<strong>und</strong>esamt für Verbraucherschutz<br />

<strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit zuständig ist;<br />

3. Risikoerfassung <strong>und</strong> -bewertung sowie Durchführung von Maßnahmen<br />

nach dem Stufenplan bei Arzneimitteln;<br />

4. Überwachung des Verkehrs mit Betäubungsmitteln einschließlich<br />

Erlaubniserteilung zum Verkehr mit Betäubungsmitteln;<br />

5. Arbeiten zur medizinischen <strong>und</strong> technischen Sicherheit, Eignung<br />

<strong>und</strong> Leistung von Medizinprodukten;<br />

6. zentrale Risikoerfassung sowie Durchführung von Maßnahmen<br />

zur Risikoabwehr bei Medizinprodukten.<br />

Laut § 4 GNG erledigt das BfArM wie die anderen B<strong>und</strong>esinstitute<br />

des BMGS im Rahmen seines jeweiligen Tätigkeitsgebiets die Verwaltungsaufgaben<br />

des B<strong>und</strong>es, die ihm durch Gesetz zugewiesen<br />

werden, <strong>und</strong> unterstützt auf diesen Gebieten die zuständigen B<strong>und</strong>esministerien.<br />

Es erledigt Aufgaben des B<strong>und</strong>es in seinem Zuständigkeitsbereich,<br />

mit deren Durchführung es vom BMGS oder mit dessen<br />

Zustimmung von der sachlich zuständigen obersten B<strong>und</strong>esbehörde<br />

beauftragt ist. Zur Erfüllung seiner Aufgaben betreibt das<br />

BfArM wie die anderen B<strong>und</strong>esinstitute Forschung. Es wirkt bei der<br />

Entwicklung von Standards <strong>und</strong> Normen mit. Des Weiteren gehört es<br />

zu seinen gesetzlich festgelegten Aufgaben, im Rahmen seiner Zuständigkeit<br />

die Öffentlichkeit zu informieren.<br />

Anfang 1995 ging die Verantwortung für die administrative Koordinierung<br />

aller Zulassungsanträge für bestimmte biotechnologisch herge-<br />

3<br />

§§ 1-4 GNG, BGBl. I, S. 1416.<br />

129


stellte <strong>und</strong> andere innovative Arzneimittel von den nationalen Zulassungsbehörden<br />

der Europäischen Union, also auch vom BfArM, auf<br />

die im Jahre 1994 eingerichtete „Europäische Agentur für die Beurteilung<br />

von Arzneimitteln“ (EMEA) in London über. Daraus ergaben sich<br />

für das BfArM neue zentrale Aufgaben:<br />

− Inhaltliche Federführung bei der Bearbeitung derjenigen Zentralen<br />

Europäischen Zulassungsanträge, bei denen das BfArM als Rapporteur/Co-Rapporteur<br />

bestimmt wurde;<br />

− Inhaltliche Federführung bei der Bearbeitung einer großen Zahl<br />

zentraler Pharmakovigilanzvorgänge;<br />

− Inhaltliche Federführung bei der Bearbeitung von Europäischen<br />

Widerspruchsverfahren;<br />

− Durchführung von Inspektionen im Zusammenhang mit Zentralen<br />

Europäischen Zulassungsverfahren.<br />

Mit Inkrafttreten des Medizinproduktegesetzes zur Umsetzung von<br />

EG-Richtlinien (1995) ergaben sich für das BfArM neue zentrale Aufgaben:<br />

− Risikoabwehr im Rahmen eines nationalen <strong>und</strong> EU-weiten Medizinprodukte-Beobachtungs-<br />

<strong>und</strong> Meldesystems;<br />

− Zulassung von Medizinprodukten;<br />

− Registrierung von Ethikkommissionen;<br />

− Beratung <strong>und</strong> Information der B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esländer<br />

in Fragen der Sicherheit von Medizinprodukten, der klinischen<br />

Prüfung, der Klassifizierung sowie der Abgrenzung von<br />

Medizinprodukten gegenüber anderen Produkten;<br />

− Beteiligung an der Erarbeitung von Normen <strong>und</strong> Bearbeitung spezieller<br />

Fachthemen.<br />

Im Geschäftsbereich des BfArM sind die Geschäftsstellen von 13<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Gremien angesiedelt. 4<br />

4<br />

Zulassungskommission für den humanmedizinischen Bereich mit Ausnahme der<br />

besonderen Therapierichtungen, drei Kommissionen für den humanmedizinischen<br />

Bereich für besondere Therapierichtungen (anthroposophische, homöopathische <strong>und</strong><br />

phytotherapeutische Therapierichtung), Kommission nach § 109a AMG, Deutsche<br />

Arzneibuch-Kommission, Deutsche Homöopathische Arzneibuch-Kommission, Sachverständigenausschüsse<br />

für Verschreibungspflicht, für Apothekenpflicht, für Standardzulassungen,<br />

für Betäubungsmittel, Ärzteausschuss Arzneimittelsicherheit, Routinesitzung,<br />

§ 62 AMG i. V. m. Ziffer 5 der allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Stufenplan.<br />

Ferner sind noch ohne gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage das Expertengremium Arzneimittel<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche sowie die Expertengruppe „Off-Label-Use“ am BfArM angesiedelt.<br />

130


I.2.b) Beratungstätigkeit <strong>und</strong> Serviceleistungen<br />

Das BfArM berät die B<strong>und</strong>esregierung in Fragen der Sicherheit von<br />

Arzneimitteln <strong>und</strong> Medizinprodukten, des Betäubungsmittel- <strong>und</strong> des<br />

Gr<strong>und</strong>stoffverkehrs.<br />

Das BMGS <strong>und</strong> andere B<strong>und</strong>esministerien können prinzipiell Serviceleistungen<br />

<strong>und</strong> Unterstützungen in allen Fragen beanspruchen, die<br />

die Fachfunktionen des BfArM betreffen. Insbesondere auf den Tätigkeitsgebieten<br />

Arzneimittelzulassung, Arzneimittelsicherheit, Betäubungsmittelverkehr<br />

<strong>und</strong> Medizinproduktesicherheit erbringt das Institut<br />

Dienstleistungen in Form von <strong>Stellungnahmen</strong> oder Berichten zu<br />

einzelnen Fragen.<br />

Das BfArM beteiligt sich an der Er- <strong>und</strong> Überarbeitung von Rechtsvorschriften<br />

auf nationaler <strong>und</strong> europäischer Ebene (z. B. Arzneimittelgesetz,<br />

Kostenverordnungen, Review der Pharmazeutischen Gesetzgebung<br />

in der EU, sonstige Vorhaben der europäischen Kommission);<br />

zwischen 1995 <strong>und</strong> 2002 wurden insgesamt 44 nationale,<br />

europäische <strong>und</strong> internationale Rechtsvorschriften <strong>und</strong> Abkommen<br />

unter Mitwirkung des BfArM vorbereitet. Zudem war BfArM federführend<br />

bei der Erarbeitung von 53 europäischen <strong>und</strong> internationalen<br />

Guidelines 5 <strong>und</strong> arbeitete an 130 weiteren derartigen Guidelines mit.<br />

Darüber hinaus leistet das BfArM Beiträge zur Beantwortung von<br />

mündlichen/schriftlichen Fragen von Abgeordneten, Kleinen <strong>und</strong><br />

Großen Parlamentarischen Anfragen (seit 1999: 2 Große Anfragen,<br />

13 Kleine Anfragen, 25 schriftliche Fragen) sowie von Anfragen von<br />

Fachverbänden, politischen Institutionen, der Presse <strong>und</strong> der interessierten<br />

Öffentlichkeit.<br />

Das Institut unterstützt das BMGS regelmäßig bei der fachlichen Vorbereitung<br />

<strong>und</strong> Durchführung der Sachverständigen-Sitzungen für<br />

Verschreibungspflicht <strong>und</strong> Apothekenpflicht; Vorsitz <strong>und</strong> Geschäftsführung<br />

obliegen dem BfArM. Die B<strong>und</strong>esopiumstelle führt gemäß<br />

BMG-Erlass vom Juli 1982 die Anhörung der Sachverständigen für<br />

das BMGS durch. Der Vorsitz des Ausschusses <strong>und</strong> die Geschäftsführung<br />

obliegen dem BfArM. Seit 1982 wurden 23 Anhörungen<br />

durchgeführt. Des Weiteren unterstützt das Institut das Ministerium<br />

bei der Beratung <strong>und</strong> Betreuung ausländischer Delegationen im<br />

Rahmen von bi- oder multilateraler Zusammenarbeit. Auch die pharmazeutische<br />

Industrie wird vom BfArM beraten.<br />

5<br />

Es handelt sich um nationale <strong>und</strong> internationale Leitlinien, die zum Teil im Rahmen<br />

des Committee for Proprietary Medicinal Products (CPMP) der EMEA oder der International<br />

Conference on Harmonization (ICH) zwischen den drei großen Weltregionen<br />

Europa, USA <strong>und</strong> Japan aufeinander abgestimmt werden.<br />

131


Zwischen 5 <strong>und</strong> 10 % der Gesamtkapazität des Personals wird für<br />

Beratungstätigkeit eingesetzt; auf diesem Gebiet hat der Beratungsaufwand<br />

sowohl auf nationaler wie auf europäischer Ebene deutlich<br />

zugenommen. Etwa ebenso hoch wie für Beratungstätigkeit ist der<br />

Aufwand für die Erarbeitung von nationalen <strong>und</strong> internationalen Guidelines.<br />

Mitarbeiter des BfArM sind Mitglieder<br />

− in drei beratenden Gremien des B<strong>und</strong>es: BMGS-Gremien: Arbeitskreis<br />

BSE, Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht,<br />

Arzneimittelkommission für Kinder & Jugendliche, BMBF-<br />

Gremium Ersatzmethoden zum Tierversuch,<br />

− in fünf Gremien der Länder: Expertenfachgruppe Bio- <strong>und</strong> Gentechnologie,<br />

Arbeitskreis Blut, Expertengruppe Qualitätssicherung,<br />

Expertenfachgruppe Inspektionen/Pre-Approval Inspektion, Ausschuss<br />

für Arzneimittel-, Apothekenwesen <strong>und</strong> Medizinprodukte<br />

(AATB) der AOLG,<br />

− in der Arbeitsgruppe Arzneimittel in der Umwelt des B<strong>und</strong>-<br />

Länderausschusses Chemikaliensicherheit (BLAC),<br />

− in 26 Gremien der Europäischen Kommission (davon 14 für Humanarzneimittel<br />

<strong>und</strong> 12 für Medizinprodukte),<br />

− in sechs Arbeitsgruppen der Heads of Agencies (HoA, Zusammenschluss<br />

der Arzneimittelzulassungsbehörden der EU),<br />

− in 33 Gremien der EMEA,<br />

− in drei Gremien des Pan European Regulatory Forum (PERF),<br />

− in der Europäischen Arzneibuchkommission,<br />

− in acht Gremien der EDQM - European Pharmacopoeia,<br />

− in fünf Gremien der International Conference on Harmonization<br />

(ICH),<br />

− in zwei Studiengruppen der Global Harmonisation Task Force,<br />

− in einem Programm der OECD,<br />

− im Eular Standing Commitee on International Clinical Studies including<br />

Therapeutic Trials (ESCISIT),<br />

− im Scientific Commitee des European Monitoring Centre for Drugs<br />

and Drug Addiction (EMCDDA),<br />

− in der European Medicines Agencies Co-operation on Legal and<br />

Legislation Issues (EMACOLEX),<br />

132


− in der Commission on Narcotic Drugs (CND) des United Nations<br />

Office on Drugs and Crime (UN-ODCCP),<br />

− in drei Gremien der World Health Organization (WHO),<br />

− in zwei europäischen Normungsgremien.<br />

I.2.c) Forschungsaufgaben <strong>und</strong> wissenschaftliche Schwerpunkte<br />

Unter Ressortforschung versteht das BfArM alle Aktivitäten, die der<br />

unmittelbaren Gewinnung neuer Erkenntnisse auf Teilgebieten der<br />

Medizin <strong>und</strong> Pharmazie sowie der schöpferischen Anwendung neuester<br />

Erkenntnisse in Medizin <strong>und</strong> Pharmazie auf die regulatorische<br />

Praxis der Arzneimittelzulassung dienen. Im weiteren Sinne werden<br />

darunter auch Aktivitäten erfasst, die mittelbar diesem Anliegen dienen,<br />

wie die aufgabenbezogene Fortbildung am Institut.<br />

Ziele der wissenschaftlichen Aktivitäten des BfArM sind<br />

− die Gewinnung neuer Erkenntnisse über Arzneimittelwirkungen<br />

auf ausgewählten Gebieten;<br />

− eigenständige Beiträge zu modernen nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Richtlinien der Arzneimittelzulassung <strong>und</strong> Arzneimittelsicherheit;<br />

− die Förderung wissenschaftlicher Denkweisen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />

Handelns im BfArM als Gr<strong>und</strong>voraussetzung qualifizierter<br />

regulatorischer Entscheidungen bei der Arzneimittelzulassung <strong>und</strong><br />

der Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit.<br />

Der Anteil der Forschungsaktivitäten im BfArM, die ausschließlich von<br />

den Abteilungen 3 <strong>und</strong> 4 durchgeführt werden, beträgt etwa 5 % des<br />

gesamten Arbeitsaufkommens des Instituts.<br />

I.2.d) Arbeitsschwerpunkte der einzelnen Abteilungen <strong>und</strong><br />

sonstigen Bereiche<br />

Das BfArM ist in zwölf Abteilungen untergliedert (siehe Anhang 1:<br />

Organigramm). Die Hauptaufgaben der Abteilungen (bis auf die der<br />

Abteilung Z: Verwaltung) sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden,<br />

wobei gegebenenfalls auf die Forschungstätigkeit besonders<br />

eingegangen wird:<br />

Abteilung E: Europäische Verfahren (6 Fachgebiete, 17,5 Wissenschaftler/innen)<br />

Die 2001 eingerichtete Abteilung bündelt <strong>und</strong> koordiniert die nach<br />

innen <strong>und</strong> außen gerichteten europäischen Aufgaben <strong>und</strong> Verpflichtungen<br />

des Institutes (Durchführung von Verfahren, Vertretung<br />

133


Deutschlands im Committee for Proprietary Medicinal Products<br />

[CPMP] 6 der European Agency for the Evaluation of Medicinal Products<br />

[EMEA]). Dies betrifft vor allem die beiden europäischen Verfahren<br />

für die Zulassung von Arzneimitteln:<br />

1. Beim zentralen Verfahren wird die inhaltliche Beurteilung der Unterlagen<br />

von der EMEA gesteuert <strong>und</strong> von zwei Mitgliedern (Rapporteur/Co-Rapporteur)<br />

des CPMP im Peer-Review-System<br />

durchgeführt. Der vorgelegte Bewertungsvorschlag (Assessment<br />

Report) wird im CPMP diskutiert <strong>und</strong> einheitlich oder mehrheitlich<br />

verabschiedet. Das Ergebnis wird durch eine Entscheidung der<br />

Europäischen Kommission automatisch in allen Mitgliedsstaaten<br />

des Europäischen Wirtschaftraumes verbindlich. Dies gilt für die<br />

Zulassung, Änderung, Verlängerung oder den Widerruf einer Zulassung.<br />

In den Jahren 2000 bis 2002 wurden von EMEA insgesamt<br />

123 Verfahren durchgeführt, davon sieben, bei denen das<br />

BfArM als Rapporteur fungierte, <strong>und</strong> 21, in denen es die Aufgabe<br />

des Co-Rapporteurs erfüllte.<br />

2. Das zweite europäische Verfahren zielt auf die gegenseitige Anerkennung<br />

von Zulassungsentscheidungen der nationalen Behörden<br />

untereinander. Die nationale Behörde, welche als erste eine Zulassung<br />

ausgesprochen hat, übernimmt die Aufgabe eines Referenzmitgliedsstaates<br />

(RMS). Sie übermittelt ihren Beurteilungsbericht<br />

an die Behörden der vom Antragsteller beteiligten Mitgliedsstaaten<br />

(CMS), welche nach festgelegten Regeln die erste Zulassungsentscheidung<br />

anerkennen <strong>und</strong> in eine jeweilige nationale<br />

Zulassung umsetzen. Uneinheitliche Entscheidungen werden im<br />

CPMP in Arbitration- oder Referral-Verfahren (unter Zuhilfenahme<br />

des Rapporteur-Peer-Review-Systems) gemeinsam bearbeitet<br />

<strong>und</strong> der Europäischen Kommission vorgelegt. Entscheidungen<br />

werden in diesen Fällen von den Mitgliedstaaten umgesetzt.<br />

Die Abteilung bearbeitet nach dem Verfahren der gegenseitigen Anerkennung<br />

(MRP) regelmäßig ca. 20 % der nationalen Zulassungsverfahren<br />

des BfArM, sowie alle zentralen europäischen Verfahren -<br />

davon 15 % federführend, wenn das CPMP-Mitglied aus dem BfArM<br />

als Rapporteur bzw. Co-Rapporteur bestellt wird. Vereinzelt können<br />

Verfahren der gegenseitigen Anerkennung <strong>und</strong> der Nachzulassung<br />

miteinander verknüpft werden.<br />

Wegen der Ähnlichkeit der Probleme zwischen der Nachzulassung in<br />

Deutschland <strong>und</strong> der Bearbeitung der derzeitigen Altarzneimittel der<br />

Beitrittskandidaten zur Europäischen Union in Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa<br />

6<br />

Das BfArM ist gemeinsam mit dem Paul-Ehrlich-Institut Repräsentant Deutschlands<br />

in diesem Ausschuss.<br />

134


gibt es inzwischen eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem<br />

BfArM <strong>und</strong> den Behörden dieser Länder.<br />

Abteilung 1: Zulassungsverfahren (6 Fachgebiete, 35,2 Wissenschaftler/innen)<br />

Im Verfahren der Zulassung von Fertigarzneimitteln prüft das BfArM<br />

die Wirksamkeit, Unbedenklichkeit <strong>und</strong> die angemessene pharmazeutische<br />

Qualität des Produkts <strong>und</strong> erteilt bei Vorliegen der gesetzlichen<br />

Zulassungsvoraussetzungen dem jeweiligen pharmazeutischen<br />

Unternehmer die beantragte auf fünf Jahre befristete Zulassung. Dabei<br />

wird in der Abteilung in der Clearingstelle die Vorprüfung aller neu<br />

eingehenden nationalen Zulassungsanträge durchgeführt; die Abteilungen<br />

3 – 6 nehmen anschließend die fachliche Bewertung der<br />

pharmazeutischen, pharmakologisch toxikologischen [präklinischen]<br />

<strong>und</strong> die klinischen Unterlagen vor. Verlängerungen werden von der<br />

Abteilung 1 auf Antrag <strong>und</strong> nach erneuter Prüfung erteilt. Auch Änderungen<br />

von bereits auf dem Markt befindlichen Arzneimitteln müssen<br />

dem BfArM angezeigt werden. Orientiert am aktuellen wissenschaftlichen<br />

Kenntnisstand <strong>und</strong> unter Zugr<strong>und</strong>elegung der arzneimittelrechtlichen<br />

Regelungen beurteilt die Abteilung ihre Zulässigkeit. Daneben<br />

wird in der Abteilung das komplette Zulassungsverfahren für Parallelimport-Arzneimittel<br />

durchgeführt. Ende 2002 lagen der Abteilung<br />

insgesamt 4.211 offene Anträge (3.037 Zulassungsanträge, 648 Parallelimportanträge<br />

7 <strong>und</strong> 536 Registrierungsanträge) vor.<br />

Der Abteilung obliegen auch die Betreuung des Arzneimittel-<br />

Informationssystems (AMIS) sowie die Festlegung der Nomenklatur<br />

aller arzneilich verwendeten Stoffe <strong>und</strong> die Betreuung aller amtlichen<br />

Veröffentlichungen des Instituts bezüglich der Nomenklatur. Die Clearingstelle<br />

der Abteilung nimmt eine Vorprüfung aller neu eingehenden<br />

nationalen Zulassungsanträge vor <strong>und</strong> beantwortet im Rahmen der<br />

Zuständigkeit des BfArM allgemeine Anfragen zu Arzneimitteln, zum<br />

Zulassungsverfahren, zur Zulassungspflicht <strong>und</strong> zur Abgrenzung der<br />

Arzneimittel von Nahrungsergänzungsmitteln, Kosmetika, Medizinprodukten<br />

<strong>und</strong> Bioziden (durchschnittlich 30 Anfragen monatlich).<br />

Abteilung N: Nachzulassungsverfahren (5 Fachgebiete, 6 Wissenschaftler/innen)<br />

Für Arzneimittel, die sich bei Inkrafttreten des AMG im Jahr 1978<br />

bereits auf dem Markt befanden <strong>und</strong> daher noch über keine Zulas-<br />

7<br />

Unter Parallelimporten sind solche in einem EU-/EWR-Mitgliedstaat hergestellten<br />

<strong>und</strong> zugelassenen Arzneimittel zu verstehen, die auch im Geltungsbereich des deutschen<br />

Arzneimittelgesetzes hergestellt <strong>und</strong> zugelassen sind <strong>und</strong> die von einem Unternehmer,<br />

der unabhängig vom Hersteller oder Zulassungsinhaber ist, nach Deutschland<br />

eingeführt werden.<br />

135


sung oder Registrierung verfügten, wurden Übergangsregelungen<br />

geschaffen, die das weitere In-Verkehr-Bringen der Arzneimittel zuließen,<br />

aber deren Überprüfung im Rahmen der so genannten Nachzulassung<br />

bzw. Nachregistrierung vorsahen. Derzeit sind noch Nachzulassungen<br />

bzw. Nachregistrierungen für r<strong>und</strong> 8.500 Fertigarzneimittel<br />

<strong>und</strong> 4.000 homöopathische Arzneimittel notwendig, für deren<br />

abschließende Bearbeitung ein Zeitrahmen bis zum 31. Dezember<br />

2005 vorgesehen ist. Im Nachzulassungsverfahren müssen auch<br />

homöopathische Arzneimittel mit Indikationsanspruch bewertet werden,<br />

während für homöopathische Arzneimittel ohne Indikationsanspruch<br />

nur eine Registrierung notwendig ist.<br />

Abteilung 2: Besondere Therapierichtungen (6 Fachgebiete,<br />

42,5 Stellen für Wissenschaftler/innen)<br />

Die Abteilung ist zuständig für die Bewertung der Arzneimittel der<br />

„Besonderen Therapierichtungen“ (Phytotherapie, Homöopathie,<br />

Anthroposophie) sowie der „traditionellen“ Arzneimittel (Medikamente,<br />

bei denen aus der traditionellen Anwendung eine Wirksamkeitsvermutung<br />

gegeben ist). Das Tätigkeitsfeld der Abteilung umfasst<br />

sowohl fachliche <strong>Stellungnahmen</strong> zur Formalpharmazie, Qualität <strong>und</strong><br />

Medizin als auch die gesamte Projektbegleitung bis hin zu Bescheiden<br />

im Bereich der Zulassung/Nachzulassung bzw. Registrierung/Nachregistrierung.<br />

Ein besonderer Aufgabenschwerpunkt der<br />

Abteilung ist die Erledigung der Nachzulassung.<br />

Des Weiteren werden Anfragen der Landesbehörden, der Industrie<br />

oder der Öffentlichkeit beantwortet. Der Abteilung obliegt die Geschäftsführung<br />

<strong>und</strong> die fachliche Betreuung von vier Kommissionen,<br />

die aufgr<strong>und</strong> des Arzneimittelgesetzes eingerichtet wurden. Zur Vereinheitlichung<br />

der Angaben auf den Gebrauchs- <strong>und</strong> Fachinformationen<br />

werden in der Abteilung Textentwürfe für häufig zugelassene<br />

pflanzliche Arzneimittel verfasst, die nach Abstimmung mit den Fachkreisen<br />

auf den Internetseiten des BfArM veröffentlicht werden.<br />

Die wissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Richtlinien zur Bewertung von<br />

Arzneimitteln der besonderen Therapierichtungen <strong>und</strong> zu traditionellen<br />

Arzneimitteln werden von den Wissenschaftlern der Abteilung<br />

über die Mitarbeit in nationalen <strong>und</strong> internationalen Fachgremien<br />

auch in WHO- <strong>und</strong> EU-Richtlinien eingebracht. Die Abteilung kommentiert<br />

regelmäßig Monographien der WHO, Guidelines <strong>und</strong> ähnliche<br />

Dokumente sowohl im Hinblick auf regulatorische als auch fachlichwissenschaftliche<br />

Inhalte.<br />

Die Abteilung hat derzeit keinen Auftrag zu regelmäßiger experimenteller<br />

Forschung. In den Jahren 2000 bis 2002 wurde eine Virusvalidierungsstudie<br />

durchgeführt, die sich mit dem Problem der Virussi-<br />

136


cherheit homöopathischer Zubereitungen tierischen Ursprungs befasste.<br />

Abteilung 3: Pharmazeutische Qualität (13 Fachgebiete, 90 Stellen<br />

für Wissenschaftler/innen)<br />

Die Abteilung befasst sich mit Fragen der Qualität von Humanarzneimitteln<br />

(mit Ausnahme von Phytopharmaka <strong>und</strong> Arzneimitteln der<br />

besonderen Therapierichtungen). Zu den Aufgaben der Abteilung<br />

gehören die Bereiche<br />

1. Zulassung: Zu den Aufgaben im Bereich „Zulassung" zählen die<br />

formalpharmazeutische <strong>und</strong> wissenschaftliche Beurteilung der Unterlagen<br />

8 zur Qualität von Arzneimitteln mit neuen oder bekannten<br />

chemisch-synthetischen Wirkstoffen in Nachzulassung <strong>und</strong> Zulassung<br />

einschließlich der EU-Verfahren. In dieses Aufgabengebiet<br />

fallen auch Arzneimittel, die unter Verwendung biotechnologischer<br />

Verfahren hergestellt werden, sowie Organtherapeutika <strong>und</strong> Gewebe.<br />

Zum Aufgabengebiet gehören ferner Bewertungsberichte<br />

bei EU-Verfahren (Assessment-Reports), die fachliche Beurteilung<br />

von Änderungsanzeigen <strong>und</strong> Variations sowie die inhaltliche Beurteilung<br />

von Widerspruchs- <strong>und</strong> Klageverfahren. Zu den weiteren<br />

Aufgaben zählen Beratungsgespräche zur Beantwortung von Anfragen<br />

zur pharmazeutischen Qualität vor <strong>und</strong> während des Zulassungsverfahrens<br />

sowie die Beantwortung von Anfragen aus<br />

Fachkreisen, von Politikern, Verbrauchen <strong>und</strong> Institutionen zu allen<br />

Aspekten der pharmazeutischen Qualität. Darüber hinaus ist<br />

die Abteilung an der Erarbeitung <strong>und</strong> Kommentierung von Leitlinien<br />

zur Qualität (CPMP- <strong>und</strong> ICH-Leitlinien) sowie von Mustertexten<br />

für Fach- <strong>und</strong> Gebrauchsinformationen beteiligt.<br />

2. Zulassungsbezogene Inspektionen: Zur Überprüfung von Angaben<br />

<strong>und</strong> Unterlagen, die im Rahmen des Zulassungsverfahrens<br />

eingereicht werden, werden Antragsteller <strong>und</strong> Herstellbetriebe im<br />

Benehmen mit der zuständigen Landesbehörde inspiziert. Die<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung der Inspektionen sowie das Verfassen<br />

des Inspektionsberichtes werden von Mitarbeitern der Abteilung<br />

wahrgenommen, die von den Landesbehörden bei Inspektionen<br />

auch häufig als Sachverständige hinzugezogen werden,<br />

besonders im Bereich biotechnologisch hergestellter Arzneimittel<br />

<strong>und</strong> Radiopharmaka.<br />

8<br />

Die Beurteilung der Unterlagen umfasst die inhaltliche Überprüfung auf Einhaltung<br />

der einschlägigen nationalen Gesetze <strong>und</strong> Verordnungen sowie von EU-Vorschriften<br />

<strong>und</strong> die Überprüfung der Unterlagen auf Einhaltung der aktuellen wissenschaftlichen<br />

Qualitätsstandards.<br />

137


3. Standardzulassung: Die Betreuung der von der Pflicht der Zulassung<br />

befreiten Arzneimittel oder Arzneimittelgruppen bzw. Arzneimittel<br />

in bestimmten Abgabeformen wird ebenfalls von der Abteilung<br />

wahrgenommen (Geschäftsführung des Sachverständigenausschusses<br />

„Standardzulassung"). In dieses Aufgabengebiet<br />

fallen vor allem die federführende Erarbeitung von Monographien<br />

im Bereich der Standardzulassung, einschließlich experimenteller<br />

Untersuchungen zur Festlegung von Spezifikationen, Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Validierung von Prüfverfahren, sowie die Durchführung von<br />

Stabilitätsprüfungen.<br />

4. Nach Angaben des BfArM wird aufgr<strong>und</strong> begrenzter personeller<br />

Ressourcen nur ein Teil der Entwicklungsarbeiten in den eigenen<br />

Labors durchgeführt, der Rest wird in Kooperationen mit Hochschulen<br />

<strong>und</strong> dem Zentrallabor der Deutschen Apotheker bearbeitet.<br />

Die externen Kooperationen werden jedoch in enger Abstimmung<br />

mit der Abteilung durchgeführt, die die Arbeitsergebnisse<br />

anhand der gelieferten Anweisungen intern kontrolliert. In den letzten<br />

fünf Jahren haben externe Kooperationspartner fünf von 31<br />

neu erstellten Monographien <strong>und</strong> acht von 117 überarbeiteten<br />

Monographien bearbeitet.<br />

5. Arzneibuch: 9 Der Abteilung obliegt die Aufgabe, die Monographien<br />

dem jeweils aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnisstand anzupassen.<br />

Dies umfasst sowohl theoretische als auch experimentelle<br />

Arbeiten zum Verfassen <strong>und</strong> zur Revision von Monographien sowie<br />

zur Beschreibung allgemeiner Methoden. Es werden Normen<br />

<strong>und</strong> Standards für das Arzneibuch erarbeitet. Auf diesem Fachgebiet<br />

wird Forschung betrieben; die Abteilung führt hier eigene experimentelle<br />

Arbeiten durch, zum Teil in eigenen Labors, zum Teil<br />

in Kooperation mit Hochschulen.<br />

Die experimentellen Überprüfungen von Monographie-Entwürfen<br />

sowie –Revisionen nehmen ebenfalls einen Großteil der Labortätigkeit<br />

in Anspruch. Diese bestehen in der Überprüfung der gesamten<br />

Monographie oder einzelner Bestimmungen (insbesondere HPLC,<br />

GC, DC). Die Ergebnisse solcher Untersuchungen werden als Kommentare<br />

an das European Directorate for the Quality of Medicines<br />

(EDQM) gesandt <strong>und</strong> fließen in die Beratungen der zuständigen Expertengruppen<br />

ein. Bei Bedarf werden experimentelle Arbeiten zur<br />

Unterstützung von Zulassungsverfahren durchgeführt.<br />

9<br />

Das Arzneibuch stellt nach § 55 AMG eine Sammlung anerkannter pharmazeutischer<br />

Regeln über die Qualität, Prüfung, Lagerung <strong>und</strong> Abgabe von Arzneimitteln <strong>und</strong><br />

den bei ihrer Herstellung verwendeten Stoffen dar. Es besteht aus dem Europäischen<br />

Arzneibuch (Ph.Eur.), dem deutschen Arzneibuch (DAB) <strong>und</strong> dem Homöopathischen<br />

Arzneibuch (HAB).<br />

138


Nach Angaben des BfArM wurden aufgr<strong>und</strong> der begrenzten Kapazität<br />

des Laborpersonals im Zeitraum von 1998 bis 2002 insgesamt 233<br />

Aufträge zur Neuerstellung oder Revision von Arzneibuch-Monografien<br />

extern an pharmazeutische Universitätsinstitute vergeben.<br />

Abteilung 4: Experimentelle Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie<br />

(8 Fachgebiete, 28 Stellen für Wissenschaftler/innen)<br />

Die Abteilung bearbeitet präklinische Fragestellungen zur Wirksamkeit<br />

<strong>und</strong> Sicherheit von Arzneimitteln. In Zulassungsverfahren für<br />

Arzneimittel mit neuen <strong>und</strong>/oder bekannten Stoffen auf nationaler <strong>und</strong><br />

EU-Ebene umfasst das die Bewertung der entsprechenden präklinischen<br />

Studien zu gewünschten <strong>und</strong> zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen.<br />

Die Wirksamkeit eines als Arzneimittel verwendeten oder<br />

vorgesehenen Stoffes wird dabei anhand der Untersuchungen zur<br />

Pharmakodynamik <strong>und</strong> -kinetik dargestellt. Im Hinblick auf unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen <strong>und</strong> das Nebenwirkungspotenzial<br />

am Menschen wird eine Bewertung mittels der Ergebnisse aus den<br />

Untersuchungen zur akuten <strong>und</strong> chronischen Toxizität, Genotoxizität,<br />

Kanzerogenität <strong>und</strong> zu reproduktionstoxikologischen Studien unter<br />

Berücksichtigung der Toxikokinetik einschließlich des Metabolismus<br />

<strong>und</strong> möglichen Interaktionen mit anderen Arzneimitteln durchgeführt.<br />

Diese weitgehend standardisierten Untersuchungen zur Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Unbedenklichkeit eines als Arzneimittel verwendeten Stoffes<br />

werden ergänzt durch Experimente zur lokalen Toleranz, Immuntoxikologie<br />

<strong>und</strong> zu mechanistischen Fragestellungen. Bei der Übertragung<br />

der experimentellen Daten auf den Menschen werden die Bef<strong>und</strong>e<br />

unter spezies- <strong>und</strong> stammtypischen Aspekten <strong>und</strong> im Vergleich<br />

mit anderen Vertretern der gleichen Stoffklasse, vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

der spezifisch eingesetzten Formulierungen, der jeweiligen Applikationsart,<br />

der pharmazeutischen Qualität des zu untersuchenden Produktes<br />

<strong>und</strong> der jeweilig verwendeten Hilfsstoffe bewertet. Die wissenschaftliche<br />

Bewertung wird mit nationalen <strong>und</strong> internationalen Gesetzen<br />

<strong>und</strong> Richtlinien abgeglichen.<br />

Bei Nachzulassungsanträgen werden die präklinischen Unterlagen<br />

bewertet. Bei bereits zugelassenen Arzneimitteln beteiligt sich die<br />

Abteilung an der Bearbeitung von Verlängerungsverfahren <strong>und</strong> Änderungsanzeigen.<br />

In nationalen Stufenplanverfahren <strong>und</strong> in europäischen<br />

Risikobewertungsverfahren sowie in Widerspruchs- <strong>und</strong> Klageverfahren,<br />

bei denen präklinische Fragen zur Wirkung <strong>und</strong> insbesondere<br />

zur Toxizität von Arzneimitteln bestehen, werden entsprechende<br />

Bewertungen erarbeitet.<br />

Die wissenschaftliche Expertise der Abteilung wird auch für zahlreiche<br />

Aktivitäten außerhalb der regulatorischen Arbeit auf nationaler<br />

<strong>und</strong> internationaler Ebene genutzt. In internationalen Gremien wie der<br />

139


Safety Working Party des CPMP oder des ICH (International Conference<br />

on Harmonization)-Prozesses zur Vereinheitlichung von Leitlinien<br />

der präklinischen Prüfung von Arzneimitteln beteiligen sich Mitarbeiter<br />

der Abteilung <strong>und</strong> wirken an der Gestaltung dieser Leitlinien<br />

mit. Wissenschaftliche Anfragen der pharmazeutischen Industrie über<br />

die Konzeption <strong>und</strong> Durchführung präklinischer Prüfungen werden<br />

durch Beratungsgespräche beantwortet, oder es werden entsprechende<br />

Ausarbeitungen schriftlich als Scientific Advice über den<br />

CPMP eingebracht, um die Entwicklung von neuen Arzneimitteln<br />

bereits im Vorfeld der Zulassung zu unterstützen. Des Weiteren beantwortet<br />

die Abteilung Fragen von Patienten, Verbrauchern <strong>und</strong><br />

Medien zu pharmakologisch-toxikologischen Wirkungen von Arzneimitteln,<br />

Anfragen aus Rechtsverfahren im Rahmen der Ermittlung von<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden durch Arzneimittel sowie Anfragen des<br />

BMGS, von Landesbehörden oder von wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />

Experimentelle Forschung ist in der Abteilung in ausgewählten<br />

Schwerpunktbereichen etabliert. Bearbeitet werden ausschließlich<br />

anwendungsbezogene Themen mit unmittelbarer Relevanz für die<br />

präklinische Prüfung von Arzneistoffen. Im Mittelpunkt stehen die<br />

Vermeidung unerwünschter Arzneimittelwirkungen sowie die Erarbeitung<br />

neuer <strong>und</strong> verbesserter Konzepte der Risikobewertung. Die<br />

Nutzbarmachung neuer Untersuchungsansätze zur Erhebung mechanistischer<br />

Daten im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Routineprüfung ist ein wesentliches Ziel der Abteilungsforschung. Die<br />

Forschungsaktivitäten der Abteilung konzentrieren sich in den letzten<br />

drei Jahren auf die Themenschwerpunkte „Genetische Toxikologie“<br />

<strong>und</strong> „Präklinische Untersuchungen kardiovaskulärer Nebenwirkungen“:<br />

Im Themenschwerpunkt I: Genetische Toxikologie befasst sich die<br />

Abteilung seit Jahren mit der Fortentwicklung von Konzepten zur<br />

Integration mechanistischer Daten bei der Risikoevaluierung von<br />

Genotoxizität- <strong>und</strong> Kanzerogenitätsbef<strong>und</strong>en. Diese Aktivitäten umfassen<br />

sowohl die experimentelle Bearbeitung Mechanismusorientierter<br />

Fragestellungen als auch die wissenschaftliche Auswertung<br />

der fachgebietsinternen systematischen Datensammlung aus<br />

Zulassungsunterlagen von mehr als 15 Jahren <strong>und</strong> finden ihren Ausdruck<br />

insbesondere auch in der Erarbeitung von (EU-) Dokumenten<br />

mit <strong>Empfehlungen</strong> von Teststrategien, Dateninterpretationen <strong>und</strong><br />

Risikobewertungskonzepten. Kürzlich hat das Fachgebiet im Auftrag<br />

der Safety WP des CPMP einen konzeptionellen Entwurf zum regulatorischen<br />

Umgang mit genotoxischen Verunreinigungen erarbeitet<br />

(EU Position Paper on the Limits of Genotoxic Impurities), in dem die<br />

Bedeutung der zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Mechanismen genotoxischer<br />

140


Effekte als maßgebliche Gr<strong>und</strong>lage für regulatorische Entscheidungen<br />

thematisiert wird. Folgende Projekte werden zurzeit bearbeitet:<br />

− In-vitro-Tests zur Photogenotoxizität als Ersatz von Photokanzerogenitätsstudien<br />

an Nagern. Dieses vom BMBF mit r<strong>und</strong> 787.000<br />

DM finanzierte Vorhaben besteht aus zwei Teilprojekten:<br />

• dem Projekt „Ersatzmethoden für Tierversuche zur Bestimmung<br />

des photokanzerogenen Potentials chemischer Substanzen<br />

(Etablierung geeigneter In-vitro-Methoden), das von 1997<br />

bis 2000 in Kooperation mit einem Industrieunternehmen<br />

durchgeführt wurde,<br />

• dem Projekt „In-vitro-Tests zur Photogenotoxizität als Ersatz<br />

von Photokanzerogenitätsstudien an Nagern (Ringstudie zur<br />

Validierung ausgewählter Testmethoden“ (2002-<strong>2004</strong>, Fördersumme<br />

des BMBF: rd. 301.200 Euro), für das unter der Koordination<br />

des BfArM eine Ringstudie durchgeführt wird. An dieser<br />

Ringstudie beteiligen sich neben dem Institut sechs weitere<br />

Laboratorien aus dem Bereich der pharmazeutischen <strong>und</strong><br />

kosmetischen Industrie <strong>und</strong> die Universität Mainz.<br />

− Toxikogenomics: Anwendung von Genexpressionstools (DNA-<br />

Microarrays) zur Identifizierung genotoxischer Wirkmechanismen<br />

(BfArM-internes Vorhaben in Kooperation mit einem Industrieunternehmen).<br />

Im Themenschwerpunkt <strong>II</strong>: Präklinische Untersuchungen kardiovaskulärer<br />

Nebenwirkungen werden zwei Projekte durchgeführt:<br />

− Unerwünschte Arzneimittelwirkungen durch Effekte von Arzneimitteln<br />

auf Kaliumkanäle (BfArM-finanziertes internes Vorhaben) in<br />

Kooperation mit Wissenschaftlern des Deutschen Herzzentrums<br />

Berlin <strong>und</strong> des Instituts für Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie der TU<br />

Braunschweig;<br />

− Evaluation des prothrombotischen Potentials selektiver COX-2-<br />

Hemmstoffe (BfArM-finanziertes Vorhaben in Kooperation mit der<br />

Universität Düsseldorf), das in die Teilprojekte „Untersuchungen<br />

zum Einfluss von COX-2-Inhibitoren auf die Thrombozytenaktivierung<br />

unter körperlicher Belastung“ <strong>und</strong> „Evaluation des prothrombotischen<br />

Potenzials selektiver COX-2-Hemmstoffe im tierexperimentellen<br />

Ansatz“ unterteilt ist.<br />

141


Abteilung 5: Klinische Pharmakologie I (13 Fachgebiete, 37 Stellen<br />

für Wissenschaftler/innen)<br />

Aufgabe der Abteilung ist es, Arzneimittel nach klinischmedizinischen<br />

Kriterien 10 fachlich zu bewerten. Die Bewertungsarbeit<br />

bezieht sich auf sämtliche Wirkungen, die bei der Anwendung des<br />

Arzneimittels beim Menschen bedeutsam sind - therapeutisch erwünschte,<br />

unerwünschte (so genannte Nebenwirkungen) <strong>und</strong> Begleitwirkungen<br />

- <strong>und</strong> erfolgt unter den Gesichtspunkten therapeutische<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> medizinische Unbedenklichkeit. Die Arbeitsergebnisse<br />

sind medizinisch-fachliche <strong>Stellungnahmen</strong>, die - ergänzend<br />

zu denen der pharmazeutischen <strong>und</strong> toxikologischen Abteilungen<br />

- zur gr<strong>und</strong>sätzlichen Entscheidung darüber beitragen, ob ein<br />

Arzneimittel zugelassen werden kann oder nicht. Außerdem werden<br />

die <strong>Stellungnahmen</strong> für die weitergehenden Entscheidungen, unter<br />

welchen Bedingungen das Arzneimittel zur Anwendung empfohlen<br />

werden kann <strong>und</strong> welche Informationen ein Arzneimittel begleiten<br />

sollten (Packungsbeilage für Patienten <strong>und</strong> Gebrauchsinformation für<br />

Fachkreise), herangezogen. Diese Bewertung wird in sämtlichen<br />

Verfahren <strong>und</strong> Verfahrensschritten durchgeführt, in denen medizinische<br />

Aspekte bedeutsam sind, <strong>und</strong> sie bezieht sich, in wechselseitiger<br />

Ergänzung mit entsprechenden Aufgaben der Schwesterabteilung<br />

6 (Klinische Pharmakologie <strong>II</strong>), auf eine Reihe von medizinisch<br />

<strong>und</strong> arzneimitteltherapeutisch bedeutsame Therapiegebiete.<br />

Die Abteilung erfüllt des Weiteren auch für eine Reihe anderer Abteilungen<br />

Serviceaufgaben auf dem Gebiet der Biometrie, Biostatistik,<br />

Studienplanung <strong>und</strong> Epidemiologie. Sie hat die langjährige Vertretung<br />

des BfArM auf europäischer Ebene in der Arbeitsgruppe Wirksamkeit<br />

(EWP) <strong>und</strong> der Arbeitsgruppe wissenschaftliche Beratung (SAWG,<br />

früher SciARG), die fachliche Vertretung des BfArM in der so genannten<br />

Kommission A (eingeb<strong>und</strong>en in die nationale Zulassung von Arzneimitteln<br />

mit neuen Wirkstoffen) übernommen.<br />

Die Abteilung umfasst zwei Forschungsbereiche: „Biometrie, Biostatistik,<br />

Versuchsplanung“ <strong>und</strong> „Infektionsimmunologie“ (im Aufbau<br />

befindlich). In dem bestehenden Forschungsbereich Biometrie, Biostatistik,<br />

Versuchsplanung werden zurzeit drei Projekte durchgeführt:<br />

− Konstruktion nichtparametrischer Konfidenzintervalle für den Vergleich<br />

der medianen Überlebenszeit im Zwei-Stichprobenfall bei<br />

10<br />

Klinisch-medizinische Bewertung von Arzneimitteln bedeutet in diesem Zusammenhang<br />

nicht klinische Tätigkeit, sondern die Beurteilung der Wirkungen von Arzneimitteln,<br />

die in einer den Antrag eines pharmazeutischen Unternehmers stützenden<br />

Dokumentation enthalten sind.<br />

142


der Anwesenheit von Zensorierung (in Kooperation mit einem Wissenschaftler<br />

der Universität Heidelberg);<br />

− Methodische Aspekte von klinischen Studien zur therapeutischen<br />

Äquivalenz (Nicht-Unterlegenheit) <strong>und</strong> zur Bioäquivalenz;<br />

− Methodische <strong>und</strong> erkenntnistheoretische Aspekte, die die Akzeptanz<br />

von (i) Meta-Analysen <strong>und</strong> (ii) einer pivotalen Studie bei der<br />

Zulassung von Arzneimitteln betreffen.<br />

Abteilung 6: Klinische Pharmakologie <strong>II</strong> (11 Fachgebiete,<br />

32,5 Stellen für Wissenschaftler/innen)<br />

Die Abteilung ist für die medizinisch-wissenschaftliche Bearbeitung<br />

von nationalen <strong>und</strong> europäischen Zulassungs- sowie Nachzulassungsanträgen<br />

sowie aller damit zusammenhängenden Fragestellungen<br />

zuständig. Zu den Aufgaben der Abteilung gehören u. a. die Beurteilung<br />

der therapeutischen Wirksamkeit <strong>und</strong> medizinischen Unbedenklichkeit<br />

der beantragten Arzneimittel in allen Verfahrensfragen.<br />

Die Aufgabe der Fachgebiete besteht hauptsächlich in der klinischpharmakologischen<br />

<strong>und</strong> klinischen Bewertung von Arzneimittel in<br />

europäischen <strong>und</strong> nationalen Zulassungsverfahren.<br />

In den letzten Jahren hat die Abteilung vier Forschungsprojekte initiiert<br />

<strong>und</strong> betreut. Folgende Projekte laufen zurzeit:<br />

− Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung eines Dokumentationssystems von<br />

Medikamentenmissbrauch zur Evaluierung von betäubungsmittelrechtlichen<br />

<strong>und</strong> zulassungsbehördlichen Maßnahmen (seit 2000),<br />

ausgeführt vom Institut für Rechtsmedizin der Universität München<br />

(jährliche Fördersumme: 62 T€);<br />

− Sind mit Methylphenidat therapierte Menschen einem erhöhten<br />

Missbrauchs- <strong>und</strong> Abhängigkeitsrisiko ausgesetzt? (1996-2005),<br />

ausgeführt von der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik <strong>und</strong> Psychotherapie<br />

des Kindes- <strong>und</strong> Jugendalters der Charité, Humboldt-<br />

Universität zu Berlin (jährliche Fördersumme: 110 T€);<br />

− Welche neurologischen <strong>und</strong> psychiatrischen Komplikationen oder<br />

Langzeitschäden induziert Ecstasy? Welche Hochrisikogruppen<br />

für derartige Schäden durch Ecstasy lassen sich beschreiben?<br />

(1999-2003), ausgeführt vom Zentrum für Psychosoziale Medizin,<br />

Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (jährlich<br />

Fördersumme: 125 T€).<br />

Abteilung 7: Pharmakovigilanz (8 Fachgebiete, 25,5 Stellen für<br />

Wissenschaftler/innen)<br />

Die wichtigste Aufgabe der Abteilung besteht darin, nach der Zulassung<br />

eines Arzneimittels die Erfahrungen bei ihrer Anwendung fort-<br />

143


laufend <strong>und</strong> systematisch zu sammeln <strong>und</strong> auszuwerten, um seltene<br />

oder sehr seltene unerwünschte Wirkungen, Wechselwirkungen oder<br />

andere Gefahren im Zusammenhang mit der Arzneimittelanwendung<br />

zu erfassen, die in der Regel in klinischen Prüfungen nicht erkannt<br />

werden können. Dies bezieht sich auf alle in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland auf dem Markt befindlichen Fertigarzneimittel. Die Hersteller<br />

von Arzneimitteln sind gesetzlich verpflichtet, Meldungen über<br />

unerwünschte Arzneimittelwirkungen an das BfArM zu übermitteln,<br />

<strong>und</strong> auch die Arzneimittelkommissionen der Heilberufe sowie Ärzte<br />

<strong>und</strong> Apotheker benachrichtigen das Institut über derartige Nebenwirkungen;<br />

im Jahr 2001 gingen r<strong>und</strong> 144.000 Berichte über Einzelfälle<br />

beim BfArM ein. Die Abteilung muss laufend über bekannt gewordene,<br />

mit der Anwendung der Arzneimittel verb<strong>und</strong>ene Neben- <strong>und</strong><br />

Wechselwirkungen informieren sowie dafür sorgen, dass Patienten,<br />

Ärzte <strong>und</strong> andere Interessierte auf diese Risiken <strong>und</strong> ggf. auf Möglichkeiten<br />

zu ihrer Minderung hingewiesen werden. Wenn die Bewertung<br />

von Arzneimittelrisiken ergibt, dass der Zulassungsstatus von<br />

Arzneimitteln dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis angepasst<br />

werden muss, koordiniert die Abteilung notwendige Maßnahmen<br />

zur Gefahrenabwehr (Stufenplanverfahren). Über derartige Veränderungen<br />

informiert sie Ärzte, Patienten <strong>und</strong> andere Interessierte.<br />

Das BfArM finanziert derzeit zwei externe Forschungsprojekte auf<br />

dem Gebiet der Methoden zur Erfassung von Arzneimittelrisiken, ein<br />

weiteres ist beantragt:<br />

− Erfassung <strong>und</strong> Bewertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen,<br />

die zu Krankenhauseinweisungen führen (1996-<strong>2004</strong>), ausgeführt<br />

von Wissenschaftlern der Universität München, der Helios-<br />

Klinik Wuppertal, der Institute für Klinische Pharmakologie der U-<br />

niversitäten Rostock, Jena <strong>und</strong> Greifswald, der Medizinischen Klinik<br />

I Weimar, der Division of Pharmacoepidemiology and Pharmaco-economics<br />

der Harvard Medical School in Boston (jährliche<br />

Zuwendungen: 338 T€);<br />

− Krankenhausfall-Kontrollsurveillance seltener schwerer Bluterkrankungen<br />

in Berlin (2000-2005), ausgeführt vom Institut für<br />

Pharmakoepidemiologie, Berlin, unter Zusammenarbeit mit der<br />

Hämatologie <strong>und</strong> Onkologie, Blutbank sowie dem Institut für Klinische<br />

Pharmakologie des Universitätsklinikums Charité der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin (jährliche Zuwendungen: 335 T€);<br />

− Erfassung von schweren Arzneimittel-induzierten Hautreaktionen<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland mit Nutzung externer Datenbanken<br />

zur Häufigkeitsschätzung (Pilotprojekt, Mai 2001-April<br />

2002, Fortsetzung beantragt), ausgeführt von Wissenschaftlern<br />

144


der Universitätshautklinik der Universität Freiburg/Br. (jährliche<br />

Zuwendung: 250 T€ beantragt).<br />

Abteilung 8: B<strong>und</strong>esopiumstelle (5 Fachgebiete, 10 Stellen für<br />

Wissenschaftler/innen)<br />

Der B<strong>und</strong>esopiumstelle obliegt die Überwachung des legalen Betäubungsmittel-<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stoffverkehrs gemäß Betäubungsmittelgesetz<br />

(BtMG) <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stoffüberwachungsgesetz (GÜG) sowie der dazu<br />

erlassenen nationalen Verordnungen wie Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung<br />

(BtMVV), Betäubungsmittel-Binnenhandelsverordnung<br />

(BtMBinHV) <strong>und</strong> Betäubungsmittel-Außenhandelsverordnung<br />

(BtMAHV) einerseits <strong>und</strong> EG-Verordnungen andererseits.<br />

Abteilung 9: Medizinprodukte (5 Fachgruppen, 23 Stellen für Wissenschaftler/innen)<br />

Hauptaufgabe der Fachgruppen Aktive Medizinprodukte, Nichtaktive<br />

Medizinprodukte <strong>und</strong> In-vitro-Diagnostika, die jeweils in mehrere<br />

Fachgebiete unterteilt sind, ist die zentrale Erfassung, Auswertung<br />

<strong>und</strong> Bewertung der bei Anwendung oder Verwendung von Medizinprodukten<br />

auftretenden Risiken <strong>und</strong> die Koordinierung der gemäß<br />

gesetzlicher Bestimmungen zu ergreifenden Maßnahmen. Die Aufgabe<br />

umfasst im Einzelnen<br />

− die Erstellung der Risikobewertung;<br />

− die Durchführung oder Veranlassung wissenschaftlicher Untersuchungen<br />

zur Risikoermittlung;<br />

− die Prüfung von korrektiven Maßnahmen der verantwortlichen<br />

Hersteller auf Angemessenheit;<br />

− die Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Herstellern, den<br />

Betreibern <strong>und</strong> Anwendern, den für das Medizinproduktewesen,<br />

das Eich- <strong>und</strong> Messwesen sowie den Arbeits- oder Strahlenschutz<br />

zuständigen Behörden des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder, den Strafverfolgungsbehörden,<br />

Behörden anderer Staaten, wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften, dem Medizinischen Dienst der Spitzenverbände<br />

der Krankenkassen, Benannten Stellen sowie sonstigen<br />

Einrichtungen, Stellen <strong>und</strong> Personen;<br />

− den Informationsaustausch mit den für Medizinprodukte zuständigen<br />

obersten B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesbehörden sowie weiteren Behörden,<br />

einschließlich Durchführung regelmäßiger Besprechungen;<br />

− den Informationsaustausch mit den zuständigen Behörden der<br />

anderen Vertragsstaaten des Abkommens über den europäischen<br />

145


Wirtschaftsraum <strong>und</strong> der Europäischen Kommission oder den zuständigen<br />

Behörden anderer Staaten;<br />

− die Unterrichtung von obersten B<strong>und</strong>esbehörden, sonstigen Behörden,<br />

Organisationen <strong>und</strong> Stellen;<br />

− die wissenschaftliche Aufarbeitung der durchgeführten Risikobewertungen.<br />

Weitere Aufgaben dieser drei Fachgruppen sind die klinische Bewertung<br />

von Zulassungs-, Nachzulassungs- <strong>und</strong> Verlängerungsanträgen<br />

sowie von Änderungsanzeigen für zahnärztliche Arzneimittel, die<br />

Zulassung von Medizinprodukten, die Beratung von B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />

Landesbehörden, Benannten Stellen, Herstellern <strong>und</strong> sonstigen<br />

Fachkreisen, die Mitarbeit in Gremien der Europäischen Kommission<br />

sowie in nationalen, europäischen <strong>und</strong> internationalen Normungsgremien.<br />

Zu den Aufgaben der Fachgruppe Koordination, Normung <strong>und</strong> Forschung<br />

zählen insbesondere die Koordination der Institutsaufgaben<br />

in den Bereichen Normung <strong>und</strong> Forschung bei Medizinprodukten, die<br />

Vertretung des BfArM in nationalen, europäischen <strong>und</strong> internationalen<br />

Normungs- <strong>und</strong> Forschungsgremien sowie die Koordination <strong>und</strong><br />

Durchführung allgemeiner, Fachgruppen übergreifender Aufgaben<br />

der Abteilung Medizinprodukte.<br />

Aufgaben der Fachgruppe Risikomanagement sind die Konzeption<br />

<strong>und</strong> Koordinierung der Verfahrensabläufe, insbesondere zur Risikobewertung<br />

<strong>und</strong> Vorkommnisbearbeitung, die Ausarbeitung von <strong>Stellungnahmen</strong><br />

zu Abgrenzungsfragen <strong>und</strong> zur Klassifizierung von Medizinprodukten<br />

sowie, in Zusammenarbeit mit den Fachgruppen Aktive<br />

Medizinprodukte, Nichtaktive Medizinprodukte <strong>und</strong> In-vitro-<br />

Diagnostika, das Verfassen von Vigilance Reports an die zuständigen<br />

europäischen <strong>und</strong> außereuropäischen Behörden. Zu den weiteren<br />

Aufgaben zählt die übergreifende Risikobewertung von Medizinprodukten.<br />

Die Abteilung hat in den Jahren 1998 bis 2002 über 9.000 Vorkommnismeldungen<br />

von Anwendern <strong>und</strong> Herstellern aus dem In- <strong>und</strong> Ausland<br />

bearbeitet sowie zahlreiche Risikoverfahren aufgr<strong>und</strong> von Meldungen<br />

aus der Öffentlichkeit, den Medien oder anderen Quellen<br />

durchgeführt. Die Zahl der Risikomeldungen ist seit 1998 jährlich um<br />

10 bis 15 % angestiegen.<br />

Die Abteilung hat in den Jahren 1998 bis 2002 fünf Forschungsprojekte<br />

in Kooperation mit externen wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> anderen Fachkreisen durchgeführt, von denen folgende Projekte<br />

zurzeit noch laufen:<br />

146


− Schadensanalysen <strong>und</strong> Ermittlung von Beanspruchungsgrenzwerten<br />

von Cochlea-Implantaten (2002-ca. 2003), ausgeführt von<br />

Wissenschaftlern der Medizinischen Hochschule Hannover (Fördermittel<br />

2002: 72 T€);<br />

− Erhebung von Daten zur Aufbereitung von Medizinprodukten zum<br />

Einmalgebrauch (2000-2003), ausgeführt von der Abteilung Medizinprodukte<br />

des BfArM in Abstimmung mit den Ges<strong>und</strong>heitsbehörden<br />

der Länder, dem RKI, der Deutschen Krankenhausgesellschaft<br />

<strong>und</strong> dem Wissenschaftlichen Beirat des BfArM.<br />

Bereiche mit querschnittsorientierten Funktionen<br />

Dem Präsidenten <strong>und</strong> seinem Stellvertreter sind mehrere Bereiche<br />

mit querschnittsorientierten Funktionen unmittelbar zugeordnet:<br />

− das Fachgebiet „Klinische Prüfung, GCP-Inspektionen“11 (4 Mitarbeiter)<br />

bearbeitet alle Unterlagen, die vor Beginn einer klinischen<br />

Prüfung <strong>und</strong> während deren Durchführung dem BfArM als<br />

zuständiger B<strong>und</strong>esoberbehörde vorzulegen sind, <strong>und</strong> nimmt die<br />

administrative Bearbeitung aller Anzeigen zu schwerwiegenden<br />

Nebenwirkungen aus klinischen Prüfungen vor. Außerdem gehören<br />

zu den Aufgaben des Fachgebiets die Mitarbeit in der Expertengruppe<br />

der Europäischen Kommission zur Angleichung der<br />

Rechts- <strong>und</strong> Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über die<br />

Anwendung der guten klinischen Praxis bei der Durchführung von<br />

klinischen Prüfungen mit Humanarzneimitteln sowie bei der Erarbeitung<br />

<strong>und</strong> Abstimmung der Richtlinie 2001/20/EC <strong>und</strong> von zehn<br />

diese ergänzenden Verordnungen <strong>und</strong> <strong>Empfehlungen</strong>; die Durchführung<br />

von GCP-Inspektionen zur Verifizierung von Daten im Zusammenhang<br />

mit Zulassungsverfahren, insbesondere in zentralen<br />

Zulassungsverfahren; die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe der EMEA<br />

zu GCP-Inspektionen im zentralen Zulassungsverfahren.<br />

− ein Ombudsmann, der externe Beschwerden <strong>und</strong> Anregungen zu<br />

allen Bereichen des Instituts annimmt, an die betroffenen Stellen<br />

weiterleitet, interne oder externe <strong>Stellungnahmen</strong> dazu einholt,<br />

Schlichtungsgespräche vermittelt <strong>und</strong> moderiert <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

seiner Aktivitäten an den externen Ansprechpartner vermittelt.<br />

− das Referat „Pressestelle/Öffentlichkeitsarbeit“ (Pressesprecher,<br />

Stellvertreterin, zwei Verwaltungsangestellte), das wissenschaftliche<br />

Inhalte durch Pressemeldungen, Pressekonferenzen, Printveröffentlichungen<br />

(Tätigkeitsberichte, Faltblätter etc.) <strong>und</strong> Veröffentlichungen<br />

auf der Website des BfArM an die Öffentlichkeit vermittelt<br />

<strong>und</strong> Besuchergruppen betreut. Außerdem ist die Pressestelle<br />

11<br />

GCP = Good Clinical Practice.<br />

147


an der konzeptionellen <strong>und</strong> inhaltlichen Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />

der jährlich stattfindenden Fortbildungsveranstaltung für den<br />

öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitsdienst (ÖGD) beteiligt, die unter wechselnder<br />

organisatorischer Verantwortung gemeinsam mit dem<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Risikobewertung (BfR), der B<strong>und</strong>esforschungsanstalt<br />

für Viruserkrankungen der Tiere (BFAV), dem Robert-<br />

Koch-Institut (RKI), dem Paul-Ehrlich-Institut - B<strong>und</strong>esamt für Sera<br />

<strong>und</strong> Impfstoffe - (PEI), der B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Aufklärung (BZgA), dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation<br />

<strong>und</strong> Information (DIMDI) sowie dem Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />

(UBA) durchgeführt wird.<br />

− die Referate Projektsteuerung, IT-Entwicklung (10 Mitarbeiter) <strong>und</strong><br />

Informationstechnik (22 Mitarbeiter) sind für die Durchführung von<br />

IT-Projekten <strong>und</strong> die Entwicklung der IT-Strategie (Ref. Projektsteuerung/IT-Entwicklung)<br />

<strong>und</strong> die Planung, den Betrieb <strong>und</strong><br />

die Weiterentwicklung der technischen IT-Unterstützung sowie die<br />

Betreuung einiger zentraler Anwendungen (Ref. Informationstechnik)<br />

zuständig. Im BfArM werden verschiedene Datenbanksysteme<br />

betrieben: das Arzneimittelinformationssystem AMIS, in dem<br />

alle Arzneimittel mit ihren Zulassungsdaten gespeichert sind, ein<br />

Dokumentmanagementsystem für die Bearbeitung elektronisch<br />

eingereichter Texte, die Informationssysteme BUGIS für die Überwachung<br />

des Betäubungsmittel- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stoffverkehrs, UAW für<br />

die Erfassung <strong>und</strong> Auswertung von Berichten zu unerwünschten<br />

Arzneimittelwirkungen, Eudratrack, das vom BfArM im Kooperation<br />

mit DIMDI für die Betreuung dezentraler Verfahren betrieben<br />

wird, ein IT-System für Medizinprodukte <strong>und</strong> weitere Systeme<br />

(z. B. Standortnachweis – REGIS).<br />

A.<strong>II</strong>.<br />

148<br />

Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

<strong>II</strong>.1. Struktur <strong>und</strong> Organisation<br />

<strong>II</strong>.1.a) Koordination, Fach- <strong>und</strong> Dienstaufsicht<br />

Das BMGS übt als oberste B<strong>und</strong>esbehörde die Dienst-, Fach- <strong>und</strong><br />

Rechtsaufsicht über die B<strong>und</strong>esoberbehörden seines Geschäftsbereichs<br />

aus, zu denen das BfArM gehört. Die Dienst- <strong>und</strong> die Fachaufsicht<br />

werden von den Abteilungsleitern verschiedener Referate des<br />

BMGS ausgeübt. 12 Als Instrumente der Aufsicht dienen Erlasse sowie<br />

regelmäßige (monatliche) <strong>und</strong> anlassbezogene Besprechungen. Den<br />

12<br />

Die Dienstaufsicht übt die Abteilung Z des BMGS aus. Für die Ausübung <strong>und</strong><br />

Koordinierung der Fachaufsicht in Bezug auf Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte ist die<br />

Abteilung 1 <strong>und</strong> in Bezug auf das Informationsmanagement das Referat Z 24 des<br />

BMGS zuständig.


fachlichen Rahmen, innerhalb dessen die Fachaufsicht ausgeübt<br />

wird, bilden das Arzneimittelgesetz, das Medizinproduktegesetz <strong>und</strong><br />

die aufgr<strong>und</strong> dieser Gesetzeslage erlassenen Rechts- <strong>und</strong> Verwaltungsvorschriften.<br />

Anfragen anderer B<strong>und</strong>esministerien – meist Abgrenzungsfragen in<br />

Bezug auf Arznei- <strong>und</strong> Lebensmittel oder Fragen im Zusammenhang<br />

mit dem Artenschutz – werden dem BfArM in der Regel über das<br />

BMGS zugeleitet; sie haben einen Anteil von maximal 5 % an der<br />

Gesamtzahl der seitens der B<strong>und</strong>esregierung übermittelten Erlasse.<br />

<strong>II</strong>.1.b) Leitungsorganisation<br />

Das BfArM verfügt als oberste B<strong>und</strong>esbehörde über keine Satzung.<br />

Es wird von einem Präsidenten geleitet, der von einem Vizepräsidenten<br />

vertreten wird. Das Besetzungsverfahren auf der Ebene der Leitung<br />

wird ausschließlich vom Ministerium durchgeführt. Besetzungsverfahren<br />

für die Funktionsebene der Abteilungsleitung <strong>und</strong> der Fachgebietsleitung<br />

führt das BfArM selbst in Abstimmung mit den dienst<strong>und</strong><br />

fachaufsichtsführenden Organisationseinheiten im BMGS durch.<br />

Nach Abschluss des Verfahrens wird das BMGS um Zustimmung zur<br />

Auswahl gebeten; die konkrete Umsetzung der Entscheidung obliegt<br />

dem BfArM.<br />

Neue Themen <strong>und</strong> Schwerpunkte für die Arbeit des BfArM ergeben<br />

sich überwiegend aus Gesetzen <strong>und</strong> Verordnungen sowie aufgr<strong>und</strong><br />

von Vorgaben des BMGS, insbesondere im Rahmen der Fachaufsicht.<br />

Das BfArM kann dem BMGS Vorschläge bezüglich neuer Themen<br />

machen. Die Leitung des BfArM kann auch in Abstimmung mit<br />

dem BMGS im Rahmen des gesetzlichen Auftrags Themen <strong>und</strong><br />

Schwerpunkte für die Arbeit selbst bestimmen, z. B. auf dem Gebiet<br />

der Forschung.<br />

<strong>II</strong>.1.c) Forschungsplanung <strong>und</strong> wissenschaftliche Begleitung<br />

Eine Planung für die Forschung im BfArM gab es bislang nicht. Ein<br />

Forschungsbeauftragter des Instituts ist für die Organisation der nach<br />

außen vergebenen Forschungsprojekte sowie für die Verbindung<br />

zum BMGS zuständig. Die Einrichtung eines Forschungsrates ist<br />

geplant (vgl. Kapitel A.V. Künftige Entwicklung).<br />

Der 1998 eingerichtete Wissenschaftliche Beirat unterstützt die wissenschaftliche<br />

Arbeit des Instituts durch sachverständige Beratung,<br />

die sich auf die Organisation der Forschung, die Forschungsziele <strong>und</strong><br />

alle vom BfArM geplanten, durchgeführten oder finanzierten Forschungsprojekte<br />

bezieht, soweit sie nicht zu den gesetzlich festgelegten<br />

Dienstaufgaben des Instituts gehören. Inhaltlich bezieht sich die<br />

Arbeit des Wissenschaftlichen Beirats darauf, eine begrenzte Fachöf-<br />

149


fentlichkeit herzustellen, den wissenschaftlichen Informationsaustausch<br />

zwischen universitären Einrichtungen <strong>und</strong> dem Institut zu intensivieren<br />

<strong>und</strong> den Mitgliedern im Rahmen ihrer jeweiligen spezifischen<br />

Fachkompetenz <strong>und</strong> ihrer damit verb<strong>und</strong>enen allgemeinen<br />

wissenschaftlichen Kompetenz die Möglichkeit zu eröffnen, Stellung<br />

zu nehmen zur<br />

− wissenschaftlichen Bedeutung der Fragestellung,<br />

− Eignung der eingesetzten Methoden oder Verfahren unter allgemeinen<br />

wissenschaftlichen Gesichtspunkten,<br />

− Durchführbarkeit,<br />

− zu sach- <strong>und</strong> fachgerechter Darstellung der Forschungsergebnisse<br />

<strong>und</strong> ihrer Interpretation beizutragen.<br />

Darüber hinaus soll der Wissenschaftliche Beirat Hinweise <strong>und</strong> Anregungen<br />

auf neue Entwicklungen im Bereich der Forschung mit aktueller<br />

oder zukünftiger Bedeutung für die Erfüllung der Aufgaben des<br />

BfArM einbringen, zur Diskussion stellen <strong>und</strong> in <strong>Empfehlungen</strong> umsetzen.<br />

Die Zahl der Mitglieder ist nicht in der Satzung des Beirats festgelegt;<br />

zurzeit gehören ihm 13 Mitglieder an. Im Beirat sollen laut Geschäftsordnung<br />

die Disziplinen Pharmazie, Medizin, Biometrie <strong>und</strong> technische<br />

Gerätesicherheit vertreten sein, <strong>und</strong> das Lebensalter der Mitglieder<br />

soll zum Zeitpunkt der Berufung das vollendete 68. Lebensjahr<br />

nicht überschreiten. Die Berufungsliste für den Beirat wird vom<br />

BfArM im Einvernehmen mit dem BMGS erstellt. Der Berufungszeitraum<br />

beträgt drei Jahre, eine einmalige Wiederberufung ist möglich.<br />

Der Wissenschaftliche Beirat tagt zweimal pro Jahr. An den Beratungen<br />

in seinen Sitzungen nehmen teil:<br />

− die berufenen Mitglieder,<br />

− der Präsident des BfArM oder von ihm Beauftragte,<br />

− der Geschäftsführer,<br />

− vom BMGS zur Teilnahme entsandte Vertreter der B<strong>und</strong>esregierung,<br />

der obersten Landesbehörden oder anderer Behörden oder<br />

Institutionen,<br />

− Experten, soweit jeweils zu einem bestimmten Beratungspunkt<br />

beigeladen.<br />

− Als Gäste werden Vertreter des PEI, des RKI, des B<strong>und</strong>esinstituts<br />

für Risikobewertung <strong>und</strong> des DIMDI eingeladen.<br />

150


Zur Führung der Geschäfte des Wissenschaftlichen Beirats <strong>und</strong> zur<br />

Unterstützung der Organisation seiner Arbeit wurde im BfArM eine<br />

Geschäftsstelle eingerichtet, die vom Präsidenten geleitet wird.<br />

Zur Beratung des BMGS in Fragen der Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />

sowie zur Unterstützung der Zusammenarbeit der Einrichtungen seines<br />

Geschäftsbereichs (B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung,<br />

DIMDI, PEI, BfArM, RKI) wurde im Jahr 1994 ein Gemeinsamer<br />

Wissenschaftlicher Beirat (GWB) gebildet. Er hat die Aufgabe, das<br />

BMGS insbesondere in folgenden Belangen zu beraten:<br />

− bei der Neubildung, Verlagerung, Zusammenlegung oder Beendigung<br />

von – in der Regel institutsübergreifenden – thematischen<br />

Forschungsschwerpunkten <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Aufklärungsmaßnahmen;<br />

− bei der Aufstellung mittel- <strong>und</strong> langfristiger institutsübergreifender<br />

Forschungsprogrammatik <strong>und</strong> ihrer Abstimmung mit dem Ges<strong>und</strong>heitsforschungsprogramm<br />

der B<strong>und</strong>esregierung;<br />

− bei der Entwicklung von Kriterien für eine Ergebnisbewertung der<br />

wissenschaftlichen Arbeit <strong>und</strong> von ges<strong>und</strong>heitlichen Aufklärungsmaßnahmen;<br />

− bei gr<strong>und</strong>legend unterschiedlichen wissenschaftlichen Bewertungen<br />

durch einzelne Einrichtungen;<br />

− in Bezug auf Maßnahmen zur Förderung des wissenschaftlichen<br />

Informationsflusses zwischen den Einrichtungen;<br />

− bei der Zusammenarbeit <strong>und</strong> dem Informationsaustausch mit anderen<br />

wissenschaftlichen Einrichtungen im In- <strong>und</strong> Ausland.<br />

− Dem GWB gehören die Vorsitzenden der Wissenschaftlichen Beiräte<br />

<strong>und</strong> die Leiter der jeweiligen Einrichtungen an. Die Vorsitzenden<br />

werden mit Schreiben der Ministerin oder des Ministers in den<br />

GWB berufen, ihre Mitgliedschaft ist auf die Dauer ihres Vorsitzes<br />

begrenzt. Die stellvertretenden Vorsitzenden der Wissenschaftlichen<br />

Beiräte der einzelnen Einrichtungen nehmen als ständige<br />

Gäste an den Sitzungen des GWB teil. Die Sitzungen des GWB<br />

sollen möglichst zweimal, mindestens aber einmal jährlich stattfinden.<br />

<strong>II</strong>.2. Ausstattung<br />

<strong>II</strong>.2.a) Mittel<br />

Die Ausgabemittel des BfArM betrugen im Jahr 2003 r<strong>und</strong> 57,4 Mio.<br />

Euro (Soll). Hiervon entfielen rd. 41,8 Mio. Euro auf Personalausgaben,<br />

11,1 Mio. Euro auf sächliche Verwaltungsaufgaben, rd. 3,0 Mio.<br />

151


Euro auf Investitionen <strong>und</strong> 1,5 Mio. Euro auf Zuweisungen <strong>und</strong> Zuschüsse.<br />

Im selben Jahr verzeichnete das Institut Einnahmen (überwiegend<br />

Gebühren <strong>und</strong> sonstige Entgelte) in Höhe von r<strong>und</strong> 39,2<br />

Mio. Euro.<br />

Um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen <strong>und</strong> Forschungsvorhaben<br />

finanzieren zu können, die das BfArM zur Durchführung<br />

seiner gesetzlichen Aufgaben benötigt, stehen dem Institut eigene<br />

Mittel zur Verfügung. Im Haushalt 2003 sind für den Haushaltstitel für<br />

Auftragsforschung <strong>und</strong> institutseigene Forschungsmaßnahmen 0,9<br />

Mio. Euro vorgesehen, für den Titel „Forschungsmaßnahmen im Zusammenhang<br />

mit der Zulassung von Arzneimitteln sowie der Risikobewertung<br />

von Arzneimitteln <strong>und</strong> Medizinprodukte“ (Mittel für Zuwendungen<br />

an Dritte) 1,5 Mio. Euro.<br />

<strong>II</strong>.2.b) Personal<br />

Im Jahr 2003 sind insgesamt 1.078 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

im BfArM tätig. Dem Institut stehen insgesamt 933,3 Stellen (Soll,<br />

Stand: 15. Februar 2003) zur Verfügung, davon 371 Stellen für wissenschaftliches<br />

Personal <strong>und</strong> 562,3 Stellen für nichtwissenschaftliches<br />

Personal (vgl. Anhang 2: Stellenplan).<br />

Ein Teil der Mitarbeiter des BfArM ist verbeamtet; im Jahr 2002 standen<br />

dem Institut insgesamt 276,5 Beamtenstellen (davon 191,5 Stellen<br />

für Wissenschaftler) sowie elf Stellen für Beamte auf Probe zur<br />

Verfügung.<br />

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des BfArM sind Human- oder Veterinärmediziner,<br />

Pharmazeuten, Chemiker <strong>und</strong> Biologen. Medizinisches<br />

Fachpersonal gewinnt das Institut vorrangig aus dem Klinikoder<br />

dem universitären Bereich, nachrangig aus dem Bereich der<br />

niedergelassenen Praxisärzte. Pharmazeuten werden aus Offizinapotheken,<br />

Krankenhausapotheken <strong>und</strong> Universitäten rekrutiert,<br />

Chemiker <strong>und</strong> Biologen primär aus Universitäten.<br />

Die Verteilung der 354,25 institutionellen Stellen für Wissenschaftler<br />

auf die elf Abteilungen des BfArM ist der Übersicht im Anhang (Anhang<br />

3) zu entnehmen. 37,5 Stellen waren am Stichtag (15. Februar<br />

2003) befristet besetzt, 14 Stellen waren vakant. Aus Drittmitteln<br />

wurde ein Beschäftigungsverhältnis für eine Mitarbeiterin finanziert.<br />

Von den 353 Wissenschaftlern des BfArM waren 25 Personen (7 %)<br />

seit über 20 Jahren <strong>und</strong> weitere 93 Personen (26 %) seit über 10<br />

Jahren im Institut tätig; zwischen fünf <strong>und</strong> neun Jahren arbeiteten 44<br />

Wissenschaftler (12,5 %) im BfArM, die meisten Wissenschaftler<br />

(191, 54 %) sind aber seit weniger als fünf Jahren dort tätig. Von den<br />

353 Wissenschaftlern des BfArM waren 200 (56,7 %) weiblich <strong>und</strong><br />

152


153 (43,3 %) männlich. Von den zwölf Positionen für Abteilungsleiter<br />

waren vier mit Frauen besetzt. 19 von 68 Positionen für Fachgebietsleiter<br />

nahmen Frauen ein.<br />

Das Durchschnittsalter der 353 Wissenschaftler betrug 44,4 Jahre.<br />

37 Wissenschaftler (10,5 %) waren über 60 Jahre <strong>und</strong> neun unter<br />

30 Jahre alt.<br />

<strong>II</strong>.2.c) Räumliche <strong>und</strong> Laborausstattung<br />

Das BfArM ist an zwei Standorten untergebracht. Alle Büroräume<br />

wurden im Rahmen des Umzugs neu möbliert. Der Neubau am<br />

Hauptstandort des Instituts wurde mit einer modernen Laboreinrichtung<br />

sowie einem bis zum Arbeitsplatz ausgebauten Glasfasernetz<br />

ausgestattet. Alle Mitarbeiter des Instituts verfügen über einen eigenen<br />

PC.<br />

Insgesamt verfügt das BfArM an beiden Standorten über 851 Büroräume<br />

mit 15.800 m² Fläche sowie über 74 Laborräume (einschließlich<br />

Labor-Nebenräumen <strong>und</strong> Labormanagement) mit 1.752 m² Fläche<br />

<strong>und</strong> 47 Speziallabore mit 870 m² Fläche. Die verfügbare Laborfläche<br />

von ca. 2.600 m² wird von den Abteilungen 3 (Pharmazeutische<br />

Qualität), 4 (Experimentelle Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie),<br />

5 (Klinische Pharmakologie I) <strong>und</strong> 9 (Medizinprodukte) genutzt. Die<br />

Abteilungen 3, 4 <strong>und</strong> 5 verfügen nach Auskunft des Instituts über eine<br />

gute instrumentelle Ausstattung für experimentelle Arbeiten, während<br />

Abteilung 9 zurzeit noch keine derartige Ausstattung besitzt (die Beschaffung<br />

ist geplant). Zu den vorhandenen Geräten gehören u. a.<br />

13 Geräte mit einem Anschaffungswert von über 100.000 DM, darunter<br />

mehrere HPLC-Anlagen mit Zubehör, verschiedene GC-<br />

Anlagen mit Zubehör, ein FT-IR Spektrometer, eine Tablettenpresse<br />

mit Zubehör, ein Laserdiffraktiometer zur Partikelgrößenanalyse, eine<br />

Fluoreszenz-Korrelations-Spektroskopie, ein konfokales Lasermikroskop,<br />

ein Patch-clamp-Tower <strong>und</strong> ein Flowzymeter (einschl. Computer<br />

<strong>und</strong> Drucker).<br />

Die Abteilungen 3 <strong>und</strong> 4 verfügen auch über eine personelle Ausstattung<br />

für den Laborbereich:<br />

− Abteilung 3: Fünf wissenschaftliche <strong>und</strong> zehn technische Mitarbeiter;<br />

− Abteilung 4: ein wissenschaftlicher <strong>und</strong> 4,5 technische Mitarbeiter<br />

sowie ein wissenschaftlicher <strong>und</strong> ein technischer Mitarbeiter, die<br />

aus Drittmitteln finanziert werden; zusätzlich sind vier wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter der Abteilung neben ihren Amtsaufgaben<br />

im regulatorischen Bereich auch experimentell-forschend tätig.<br />

153


In der Bewertung seiner Ausstattung gibt das BfArM an, die benötigten<br />

Haushaltsmittel hätten aufgr<strong>und</strong> von Einsparauflagen des BMF im<br />

Jahr 2002 nicht in voller Höhe zur Verfügung gestanden. Ein Ausblick<br />

auf die kommenden Haushaltsjahre lasse unter Berücksichtigung der<br />

Reduzierung in Höhe von 6,3 Mio. Euro der flexiblen, disponiblen<br />

Ausgaben des Jahres 2002 zu nunmehr nur noch 53,2 Mio. Euro im<br />

Jahr 2003 befürchten, dass das Institut spätestens ab dem Haushaltsjahr<br />

<strong>2004</strong> an die äußerste Grenze seiner finanziellen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

im Sinne einer flexiblen Haushaltsführung bei<br />

sich rasch verändernden Aufgabengestaltungen stoßen werde. Bei<br />

den Personalmitteln bestehe bereits eine Unterdeckung. Die Sachmittel<br />

<strong>und</strong> die Investitionsmittel seien dagegen auskömmlich.<br />

A.<strong>II</strong>I.<br />

Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen<br />

Der wissenschaftlichen Öffentlichkeit werden die Forschungs- <strong>und</strong><br />

Arbeitsergebnisse in Form von Kongressbeiträgen (Poster oder Vortrag)<br />

sowie Vorträgen <strong>und</strong> Kommunikation auf Fachtagungen <strong>und</strong><br />

Symposien oder in Form von publizierten Arbeiten in entsprechenden<br />

Fachzeitschriften vorgestellt. In den Jahren 2000 bis 2002 nahmen<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter des BfArM an insgesamt 190 Fachtagungen<br />

teil (davon an 110 Tagungen auf Kosten des Veranstalters).<br />

Im selben Zeitraum wurden von Mitarbeitern des BfArM insgesamt<br />

zwei Monographien, 48 Aufsätze in referierten <strong>und</strong> sieben Aufsätze in<br />

nichtreferierten Zeitschriften sowie 29 Beiträge zu Sammelwerken<br />

publiziert.<br />

In der Abteilung 7 (Pharmakovigilanz) werden Arzneimittel-Schnellinformationen<br />

(ASI) zur Veröffentlichung erstellt, deren Ziel es ist,<br />

durch rechtzeitige Einbeziehung von Fachkreisen über mögliche Arzneimittelrisiken<br />

zu informieren.<br />

Das BfArM gibt zusammen mit anderen Instituten die Monatszeitschrift<br />

„B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt - Ges<strong>und</strong>heitsforschung - Ges<strong>und</strong>heitsschutz“<br />

heraus <strong>und</strong> ist mit zwei Mitgliedern im Herausgeberbeirat<br />

vertreten.<br />

In den letzten fünf Jahren hat das BfArM zehn größere nationale Veranstaltungen<br />

(darunter seit dem Jahr 2000 jährlich „Das BfArM im<br />

Dialog“) <strong>und</strong> zwei internationale Veranstaltungen (9 th International<br />

Conference of Drug Regulatory Authorities ICDRA, European Medicines<br />

Agencies Co-operation on Legal and Legislative Issues EMACO-<br />

LEX) ausgerichtet.<br />

154


A.IV. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre, Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

IV.1. Kooperationen<br />

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Kooperationen auf<br />

wissenschaftlichem Gebiet; darüber hinaus verfügt das BfArM über<br />

viele andere Kooperationsbeziehungen, auf deren Aufführung hier<br />

verzichtet wird.<br />

Die Abteilung 3 (Pharmazeutische Qualität) verfügt über Kooperationsverträge<br />

mit der Universität des Saarlandes, den Universitäten<br />

Bonn, Kiel, Leipzig, Münster, Regensburg <strong>und</strong> Würzburg sowie mit<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Abteilung 4 (Experimentelle<br />

Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie) hat Kooperationsverträge im Rahmen<br />

des Verb<strong>und</strong>projektes „In-vitro-Tests zur Photogenotoxizitätsprüfung<br />

als Ersatz von Photokanzerogenitätsstudien an Nagern“ (2002-<br />

<strong>2004</strong>) mit dem Institut für Pharmazie der Universität Mainz <strong>und</strong> mit<br />

fünf Industrieunternehmen geschlossen. Die Abteilung 9 (Medizinprodukte)<br />

verfügt über Kooperationsvereinbarungen mit der B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für Materialforschung (BAM), Berlin, dem Deutschen Institut<br />

für Medizinische Dokumentation <strong>und</strong> Information (DIMDI), Köln, dem<br />

Forschungszentrum Jülich GmbH sowie Wissenschaftlern der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover, der Charité - Universitätsmedizin<br />

Berlin, der Klinik für Zahn-, M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Kieferheilk<strong>und</strong>e der Universität<br />

Köln sowie dem Max-Bürger-Zentrum für Sozialmedizin, Geriatrie <strong>und</strong><br />

Altenhilfe GmbH, Berlin. Bei diesen Kooperationen geht es um Materialprüfungen,<br />

Schadens- <strong>und</strong> Verträglichkeitsanalysen, die Entwicklung<br />

eines Datenbank- <strong>und</strong> Benachrichtigungssystems, die Entwicklung<br />

von Richtlinien sowie die Dokumentation <strong>und</strong> Auswertung von<br />

Vorkommnissen.<br />

Als weitere Kooperationspartner des BfArM werden das Institut für<br />

Medizinische Mikrobiologie <strong>und</strong> die Arbeitsgruppe Molekulare Bioenergetik<br />

der Universität Bonn, das Institut für Medizinische Mikrobiologie<br />

der RWTH Aachen, die Institute für Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie<br />

der Universität Düsseldorf <strong>und</strong> der TU Braunschweig, das Deutsche<br />

Herzzentrum Berlin <strong>und</strong> ein Industrieunternehmen genannt.<br />

Mit den anderen Einrichtungen im Geschäftsbereich des BMGS (PEI,<br />

RKI <strong>und</strong> DIMDI) kooperiert das BfArM im Bereich der Ressortforschung<br />

derzeit nicht. Im Bereich der Amtsaufgaben gibt es insbesondere<br />

auf dem Gebiet der Pharmakovigilanz, der klinischen Prüfung<br />

<strong>und</strong> der Pflege der Datenbank Arzneimittel-Informations-System (A-<br />

MIS) Überschneidungen, die eine Kooperation erforderlich machen.<br />

Seit März 2003 betreibt das BfArM in enger Kooperation mit dem<br />

DIMDI das IT-System Eudratrack, das als Vorgangsbearbeitungssys-<br />

155


tem für die Betreuung dezentraler Zulassungsverfahren EU-weit eingesetzt<br />

wird.<br />

Auch mit Gremien anderer B<strong>und</strong>esministerien kooperiert das BfArM.<br />

Die Abteilung 2 (Besondere Therapierichtungen) des BfArM arbeitet<br />

auf den Gebieten Arzneimittel für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, Verschreibungspflicht<br />

<strong>und</strong> Apothekenpflicht/Freiverkäuflichkeit von Arzneimitteln<br />

mit Beratungsgremien des BMGS zusammen, auf dem Gebiet<br />

der Abgrenzungsfragen Arzneimittel/Lebensmittel mit Gremien des<br />

BMVEL <strong>und</strong> auf dem Gebiet des Artenschutzes mit dem BMU <strong>und</strong><br />

dem B<strong>und</strong>esamt für Naturschutz. Die Abteilung 7 (Pharmakovigilanz)<br />

ist im Arbeitskreis Blut des BMGS <strong>und</strong> im Arbeitskreis BSE des<br />

BMGS <strong>und</strong> des BMVEL vertreten. Die Abteilung 9 (Medizinprodukte)<br />

arbeitet im Rahmen des Medizinprodukte-Beobachtungs- <strong>und</strong> Meldesystems<br />

mit dem BMVg <strong>und</strong> dem BMVEL zusammen.<br />

Zehn Wissenschaftler verwandter Einrichtungen aus Bulgarien, Polen,<br />

Slowenien <strong>und</strong> Ungarn verbrachten in den letzten drei Jahren<br />

einen Gastaufenthalt im BfArM. Im selben Zeitraum absolvierten fünf<br />

Wissenschaftler des BfArM einen Gastaufenthalt in der WHO, Genf,<br />

<strong>und</strong> der WHO, Kopenhagen, der Universidad Federal de Santa Catarina<br />

in Florianopolis/Brasilien sowie der EMEA in London.<br />

IV.2. Beteiligung an der Lehre<br />

25 Wissenschaftler des BfArM beteiligten sich in den letzten fünf Jahren<br />

an der Hochschullehre vor allem an der Universität Bonn, aber<br />

auch an den Universitäten Bochum, Düsseldorf, Heidelberg, Witten-<br />

Herdecke <strong>und</strong> Wuppertal, der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin, der RWTH Aachen, der TU Braunschweig,<br />

der TU Dresden, der Medizinischen Hochschule Hannover sowie der<br />

Universität Barcelona, der University of London, School of Pharmacy,<br />

der Université Lyon I <strong>und</strong> der Universidad Federal de Santa Catarina<br />

in Florianopolis/Brasilien. Überwiegend handelte es sich um Lehrtätigkeit<br />

in modularen Studiengängen <strong>und</strong> um Vorlesungen.<br />

IV.3. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Fort<strong>und</strong><br />

Weiterbildung<br />

Das BfArM hat in den letzten fünf Jahren zwei Doktorarbeiten (Medizin,<br />

FU Berlin, Abteilung 4, Finanzierung über einen Werkvertrag mit<br />

dem BfArM) <strong>und</strong> eine Diplomarbeit (Studiengang Biomedizinische<br />

Technik an der FH Lübeck, Abteilung 9) betreut. Im Jahr 2001 habilitierten<br />

sich zwei Mitarbeiter des BfArM (Abteilung 4) an der Technischen<br />

Universität Braunschweig bzw. der Universität Magdeburg im<br />

Fach Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie.<br />

156


Zusatzqualifikationen können in den Abteilungen 2 <strong>und</strong> 3 im BfArM<br />

durch die Weiterbildung zum Fachapotheker für Pharmazeutische<br />

Analytik, Fachapotheker für Öffentliches Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong><br />

Fachapotheker für Arzneimittelinformation erworben werden. Mitarbeiter<br />

der Abteilung 4 des BfArM nehmen an externen Weiterbildungen<br />

zum Erwerb des Fachtoxikologen teil.<br />

Des Weiteren werden innerhalb des BfArM abteilungsübergeordnete<br />

Fortbildungen durchgeführt; so war die Abteilung 3 (Pharmazeutische<br />

Qualität) in den Jahren 2000 bis 2002 federführend für 21 Fortbildungsmaßnahmen,<br />

die Abteilung 4 (Experimentelle Pharmakologie<br />

<strong>und</strong> Toxikologie) war federführend für sechs jeweils eintägige Fortbildungsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> die Abteilung 6 (Klinische Pharmakologie <strong>II</strong>)<br />

für 29 jeweils eintägige Fortbildungsmaßnahmen.<br />

A.V. Künftige Entwicklung<br />

Das BfArM plant, seine forschenden Aktivitäten quantitativ <strong>und</strong> qualitativ<br />

zu verstärken. Erste Konzepte für neue Forschungsprojekte der<br />

Abteilungen 2, 4, 5 <strong>und</strong> 9 liegen bereits vor; einige davon sollen noch<br />

im Jahr 2003 begonnen werden. Der Anteil der Forschung soll nach<br />

dem Jahr 2005 schrittweise auf zunächst 20 % des Gesamtarbeitsaufkommens,<br />

später auf bis zu 30 % gesteigert werden.<br />

Das BfArM plant derzeit die Einführung einer Kosten- <strong>und</strong> Leistungsrechnung<br />

(KLR). Das Projekt zur Einführung der KLR startete im Dezember<br />

2002; auswertbare Zahlen sollen frühestens Ende des Jahres<br />

2005 zur Verfügung stehen.<br />

Im September 2002 hat die Institutsleitung beschlossen, einen internen<br />

Forschungsrat unter Leitung des Vizepräsidenten einzurichten,<br />

dessen Aufgabe die Entwicklung eines Forschungskonzeptes für das<br />

BfArM ist. Hauptziel der Arbeit des Forschungsrats soll die Förderung<br />

wissenschaftlicher Projekte am BfArM auf solchen Themenschwerpunkten<br />

sein, bei denen wesentliche Beiträge auf für die administrativen<br />

Aufgaben des Instituts wichtigen Teilgebieten erbracht werden<br />

können. Laut Entwurf einer Geschäftsordnung des Forschungsrates<br />

soll dieser Entwürfe zur mittel- <strong>und</strong> langfristigen Planung von Forschungskonzepten<br />

<strong>und</strong> zu Forschungsschwerpunkten (samt Finanzierungskonzept<br />

bzw. Vorschlag zur Verteilung vorhandener Ressourcen)<br />

erstellen <strong>und</strong> relevante Forschungsthemen vorschlagen<br />

sowie Anregungen zur Verstärkung der wissenschaftlichen Kooperation<br />

mit anderen Forschungseinrichtungen geben. Ferner soll zu seinen<br />

Aufgaben die Entwicklung von Kriterien <strong>und</strong> die Empfehlung von<br />

Maßnahmen zur kontinuierlichen wissenschaftlichen Evaluation von<br />

wissenschaftlichen Vorhaben des BfArM <strong>und</strong> zur Umsetzung von<br />

157


Regeln guter wissenschaftlicher Praxis in Forschungsprojekten gehören,<br />

die im BfArM oder in seinem Auftrag durchgeführt werden. Er soll<br />

auch selbst laufende Forschungsarbeiten im BfArM evaluieren <strong>und</strong><br />

beim Verfassen von Tätigkeitsberichten mitwirken. Eine enge Zusammenarbeit<br />

mit dem Wissenschaftlichen Beirat ist geplant.<br />

Nach weiteren Angaben des BfArM soll die Entwicklung eines Vergabeverfahrens<br />

für die Forschungsmittel eine der ersten Aufgaben des<br />

Forschungsrates sein. Es soll ein fachabteilungsübergreifender Pool<br />

mit Forschungsmitteln eingerichtet werden. Bestimmte extern zu vergebende<br />

Projekte sollen gr<strong>und</strong>sätzlich ausgeschrieben werden, um<br />

die im Institut anfallenden Amtsaufgaben durch Forschungsprojekte<br />

unterstützen <strong>und</strong> ergänzen zu können. Der Forschungsrat soll sogar<br />

auf der Basis der notwendigen haushaltstechnischen Bereinigung zu<br />

einer nationalen Vergabe von Forschungsmitteln für interne <strong>und</strong> externe<br />

Forschung kommen. Ein angestrebter Schwerpunkt soll die<br />

Pharmakoepidemiologie sein. Alle Forschungsprojekte müssen<br />

dienstaufgabennah sein.<br />

Der Präsident des BfArM benennt die Mitglieder im Einvernehmen mit<br />

dem Vorsitz auf Vorschlag der Abteilungsleitungen. Dem Forschungsrat<br />

sollen angehören:<br />

− die Vizepräsidentin / der Vizepräsident des BfArM (Vorsitz),<br />

− eine Vertreterin / ein Vertreter der klinischen Pharmakologie mit<br />

der Funktion einer Fachgebiets- oder Abteilungsleitung,<br />

− eine Vertreterin / ein Vertreter der Pharmazie mit der Funktion<br />

einer Fachgebiets- oder Abteilungsleitung,<br />

− eine Vertreterin / ein Vertreter der Toxikologie mit der Funktion<br />

einer Fachgebiets- oder Abteilungsleitung,<br />

− eine weitere Vertreterin / ein weiterer Vertreter mit der Funktion<br />

einer Fachgruppen-, Fachgebiets- oder Abteilungsleitung,<br />

− eine Vertreterin / ein Vertreter des Personalrates,<br />

− drei weitere Vertreterinnen / Vertreter aus dem Kreis der wissenschaftlichen<br />

oder technischen Mitarbeiter/innen. Diese sollen verschiedenen<br />

Abteilungen angehören.<br />

158


B. Bewertung<br />

B.I. Bewertung der derzeitigen Situation<br />

I.1. Zu Auftrag <strong>und</strong> Arbeitsweise<br />

Das B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM) ist<br />

die zentrale Einrichtung für die wissenschaftliche Registrierung, Bewertung<br />

<strong>und</strong> Zulassung von Humanarzneimitteln in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. 13 Um seine regulatorischen Aufgaben zu erfüllen,<br />

ist das BfArM wie die anderen B<strong>und</strong>esinstitute im Geschäftsbereich<br />

des BMGS laut § 4 GNG dazu verpflichtet, Forschung durchzuführen,<br />

wobei der Typus von Forschung nicht spezifiziert ist.<br />

Regulatorische Aufgaben<br />

Die Aufgaben auf regulatorischem Gebiet, die das Institut zu erfüllen<br />

hat – wie z. B. die Zulassung neuer Arzneimittel, Risikoerfassung <strong>und</strong><br />

-bewertung in Bezug auf Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte, Entwicklung<br />

von Standards <strong>und</strong> Normen, Registrierung homöopathischer<br />

Arzneimittel <strong>und</strong> Überwachung der Verkehrs mit Betäubungsmitteln -,<br />

sind ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> wettbewerbspolitisch von großer Bedeutung.<br />

Seine Dienste auf dem Gebiet der Beratung der pharmazeutischen<br />

Industrie <strong>und</strong> der Politik sind gefragt. Unerlässlich ist auch die Vertretung<br />

Deutschlands in nationalen <strong>und</strong> internationalen Gremien, die<br />

das BfArM wahrnimmt, wie z. B. auf europäischer Ebene im Committee<br />

for Proprietary Medicinal Products (CPMP) der EMEA (Europäische<br />

Agentur für die Beurteilung von Arzneimitteln).<br />

Das BfArM widmet sich diesen regulatorischen Aufgaben in intensiver<br />

Weise. Viele Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter sind durch die Arbeiten<br />

in diesem Bereich in hohem Maße zeitlich ausgelastet <strong>und</strong> zum Teil<br />

überdurchschnittlich belastet. Gleichwohl sind aber relativ lange Zulassungszeiten<br />

für neue Arzneimittel zu verzeichnen. Ein internationaler<br />

Vergleich der Zulassungsbehörden, den die Boston Consulting<br />

Group im Jahr 2001 durchgeführt hat, hat ergeben, dass das BfArM<br />

in den untersuchten Bereichen weniger effizient in der Antragsbearbeitung<br />

ist als Zulassungsbehörden für Arzneimittel in Schweden,<br />

Großbritannien, den Niederlanden <strong>und</strong> den USA. Auch hinsichtlich<br />

der Erfolgsfaktoren „Wissenschaftliche Expertise“ <strong>und</strong> „Prozesstransparenz“<br />

kann das BfArM in diesem internationalen Vergleich nicht<br />

vollständig mit den anderen Einrichtungen mithalten. 14<br />

13<br />

Lediglich der Teilbereich Blutzubereitungen, Sera, Impfstoffe, Testallergene, Testsera<br />

<strong>und</strong> Testantigene wird am Paul-Ehrlich-Institut bearbeitet, <strong>und</strong> die Prüfung der<br />

Arzneimittel für Tiere obliegt dem B<strong>und</strong>esamt für Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit<br />

(BVL).<br />

14<br />

Boston Consulting Group: Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Standort für<br />

159


Die Arbeiten auf dem Gebiet der Zulassung <strong>und</strong> Nachzulassung von<br />

Arzneimitteln dauern im Vergleich mit den nationalen Zulassungsbehörden<br />

anderer Länder deutlich länger. Dass das Potential zu einer<br />

schnellen Bearbeitung von Zulassungsverfahren im BfArM vorhanden<br />

ist, zeigt sich anhand der Erledigung von Zulassungsverfahren, die<br />

das Institut für die EMEA erfüllt. Die europäische Behörde setzt einen<br />

Zeitrahmen von einem Jahr für die Bearbeitung eines Zulassungsverfahrens<br />

auf europäischer Ebene fest, den das Institut stets eingehalten<br />

hat, während die innerdeutschen Zulassungsverfahren eine deutlich<br />

längere Laufzeit haben.<br />

Die Rolle des BfArM in den europäischen Verfahren ist aus der Perspektive<br />

der forschungsorientierten Institutsbegutachtung schwer zu<br />

bewerten. Doch ist sie gemessen daran, wie oft dem Institut bislang<br />

die Funktion des Rapporteurs oder Co-Rapporteurs im zentralen<br />

Verfahren der EMEA übertragen wurde, deutlich unterdurchschnittlich.<br />

So hat das Institut im zentralen Verfahren der EMEA von 2000<br />

bis 2002 fünfmal als Rapporteur <strong>und</strong> elfmal als Co-Rapporteur fungiert;<br />

gemessen an der Bedeutung Deutschlands als Europas größter<br />

Arzneimittelmarkt ist dies selten. Um die Funktion eines Rapporteurs/Co-Rapporteurs<br />

zu erhalten, muss eine nationale Zulassungsbehörde<br />

eines europäischen Landes von einem Unternehmen ausgewählt<br />

werden, wobei auf eine hohe wissenschaftliche Expertise<br />

geachtet wird. 15 Dass das BfArM nur in geringem Maße aufgefordert<br />

wird, als Rapporteur/Co-Rapporteur zu fungieren, hängt unter anderem<br />

mit seinem Ansehen bei den Unternehmen auf europäischer<br />

Ebene zusammen, das durch eine Verbesserung der Reputation im<br />

Forschungsbereich gesteigert werden kann <strong>und</strong> sollte.<br />

Arzneimittelforschung <strong>und</strong> -entwicklung, München 2001, S. 78. Diese Studie wurde von<br />

der Arbeitsgruppe des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es nicht im Einzelnen bewertet.<br />

15<br />

Ebd., S. 75.<br />

160


Forschung<br />

Der Anteil von Arbeiten, die der Forschung zuzurechnen sind, am<br />

Gesamtarbeitsaufkommen des Instituts ist derzeit trotz des bestehenden<br />

gesetzlichen Auftrags nur gering (nach Angaben des Instituts<br />

ca. 5 %, gemessen an Personal- <strong>und</strong> Finanzmitteleinsatz eher weniger).<br />

Seit seinem Hervorgehen aus dem B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsamt im<br />

Jahr 1994 ist es im BfArM aus einer Reihe von Gründen – unter anderem<br />

Nachzulassungen, sukzessiver Umzug von Berlin nach Bonn<br />

vom Oktober 1999 bis zum März 2001, damit zusammenhängender<br />

Austausch eines Teils seiner Beschäftigten <strong>und</strong> Einarbeitung neuen<br />

Personals - bislang nicht zu einer Ausprägung von eigenen Forschungsstrukturen<br />

gekommen.<br />

Wissenschaftlicher Sachverstand ist im BfArM vorhanden – r<strong>und</strong><br />

40 % (371) der 931 Stellen des BfArM sind wissenschaftlich ausgebildetem<br />

Personal vorbehalten –, wird derzeit aber fast ausschließlich<br />

für regulatorische Aufgaben eingesetzt, da eine korrekte Einschätzung<br />

der von der Industrie eingereichten Unterlagen über Humanarzneimittel<br />

<strong>und</strong> Medizinprodukte, eine zuverlässige Erarbeitung von<br />

Standards <strong>und</strong> Normen sowie eine kompetente Mitarbeit in internationalen<br />

Gremien ohne entsprechende Qualifikation nicht möglich ist.<br />

Der Anteil der bislang zur Verfügung stehenden Forschungsmittel in<br />

Höhe von insgesamt 2,4 Mio. Euro (0,9 Mio. Euro für Auftragsforschung,<br />

1,5 Mio. Euro für Forschungsmaßnahmen im Zusammenhang<br />

mit Arzneimittelzulassung <strong>und</strong> Risikobewertung) beträgt lediglich<br />

4,2 % des Etats.<br />

Die Voraussetzungen für Forschung im BfArM sind gut. So ist die<br />

räumliche, sachliche <strong>und</strong> personelle Ausstattung des BfArM sehr gut.<br />

Es steht Laborfläche von ca. 2.600 m² zur Verfügung, die allerdings<br />

bislang nicht genutzt wird. Eine moderne IT-Ausstattung ist im BfArM<br />

teilweise vorhanden, doch ist die Vernetzung dringend verbesserungsbedürftig.<br />

So sind nicht alle Rechner miteinander vernetzt (z. B.<br />

fehlt eine Vernetzung der Laborrechner an Messgeräten mit den PCs<br />

am Arbeitsplatz), <strong>und</strong> die Datenbanken der einzelnen Abteilungen<br />

sind zum Teil nicht für das ganze Haus im Lesemodus zugänglich.<br />

Die Möglichkeiten der computergestützten Datenerfassung <strong>und</strong> -<br />

analyse werden nicht ausreichend genutzt. Kompatibilität mit den<br />

Datenbank- <strong>und</strong> Analysesystemen anderer europäische Medical A-<br />

gencies besteht offenbar nicht <strong>und</strong> wird bislang auch nicht angestrebt.<br />

Zwischen dem BfArM <strong>und</strong> der Universität Bonn besteht eine gute<br />

Zusammenarbeit, da sich Mitarbeiter des BfArM an der Hochschullehre<br />

beteiligen <strong>und</strong> maßgeblich den weiterführenden interdis-<br />

161


ziplinären Studiengang Drug Regulatory Affairs tragen, der auf großes<br />

Interesse der Studierenden stößt <strong>und</strong> den Absolventen gute Berufsaussichten<br />

verschafft.<br />

I.2. Zu den Abteilungen<br />

Die Abteilungen 1 (Zulassungsverfahren), N (Nachzulassungsverfahren)<br />

<strong>und</strong> 2 (Besondere Therapierichtungen) erfüllen ausschließlich<br />

regulatorische Aufgaben. Die Mitarbeiter in diesen Abteilungen sind<br />

einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt, die ihnen keinen Freiraum<br />

für Forschung mehr lässt. Auch in der Abteilung 8 (B<strong>und</strong>esopiumstelle)<br />

wird keinerlei Forschung betrieben. Die Aufgaben der Abteilung<br />

mit dem veralteten Namen, für die gegebenenfalls eine adäquatere<br />

Bezeichnung gef<strong>und</strong>en werden könnte, sind randständig im Aufgabenspektrum<br />

des BfArM.<br />

Im Folgenden werden die Abteilungen 1, N, 2 <strong>und</strong> 8 nicht, sondern<br />

nur die Abteilungen ausführlicher bewertet, in denen wenigstens ansatzweise<br />

Forschung betrieben wird oder in denen Potential für Forschung<br />

vorhanden ist.<br />

Abteilung E: Europäische Verfahren<br />

Die Abteilung ist im wesentlichen mit der Durchführung von europäischen<br />

Verfahren für Arzneimittelzulassung im Auftrag der EMEA befasst;<br />

sie ist nicht forschend tätig, braucht aber zur Bewältigung ihrer<br />

Aufgaben eine sehr gute wissenschaftliche Expertise.<br />

Abteilung 3: Pharmazeutische Qualität<br />

Die Abteilung hat mit mehreren promovierten <strong>und</strong> habilitierten Mitarbeitern<br />

gute Voraussetzungen für Forschung <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />

Serviceaufgaben. Sie verfügt über relativ viele Stellen für Wissenschaftler,<br />

eine sehr großzügige räumliche Ausstattung mit vielen unbenutzten<br />

Labors sowie über eine gute bis sehr gute apparative Ausstattung.<br />

Die Forschung konzentriert sich auf die Erarbeitung von<br />

Normen <strong>und</strong> Standards für das Arzneibuch. Zur Beurteilung von Arzneistoff-Eigenschaften<br />

mit Hilfe von theoretischen Verfahren fehlt es<br />

aber in der Abteilung sowohl an Expertise als auch an Ausrüstung.<br />

Abteilung 4: Experimentelle Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie<br />

Die Abteilung, die sich primär mit der Bewertung präklinischer Studien<br />

<strong>und</strong> mit toxikologischen Fragen befasst, betreibt im Vergleich zu<br />

den meisten anderen Abteilungen relativ viel experimentelle Forschung.<br />

Es werden mehrere Verb<strong>und</strong>projekte mit externen Partnern<br />

bearbeitet, in denen Mitarbeiter der Abteilung federführend sind. Als<br />

vorbildlich für die Forschung im BfArM ist das Projekt „In-vitro-Tests<br />

zur Photogenotoxizität als Ersatz von Photokanzerogenitätsstudien<br />

162


an Nagern“ zu bezeichnen, das extern begutachtet <strong>und</strong> finanziert<br />

sowie in Kooperation mit Industrieunternehmen <strong>und</strong> einem Universitätsinstitut<br />

durchgeführt wird. Die Forschungsergebnisse werden in<br />

Publikationen <strong>und</strong> Vorträgen veröffentlicht.<br />

Angesichts der ansonsten geringen Forschungstätigkeit der anderen<br />

Abteilungen des BfArM sind die Aktivitäten der Abteilung 4 auf diesem<br />

Gebiet besonders zu würdigen. Mit ihren engagierten <strong>und</strong> kompetenten<br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> ihrer guten Laborausstattung hat die Abteilung<br />

gute Voraussetzungen, ihren Forschungsanteil weiter zu steigern.<br />

Abteilung 5: Klinische Pharmakologie I<br />

In der Abteilung wird biometrische <strong>und</strong> biostatistische Forschung<br />

betrieben. In Zukunft soll auch auf dem Gebiet der Infektionsimmunologie<br />

geforscht werden:<br />

− Auf dem Gebiet der Biometrie <strong>und</strong> Biostatistik ist eine Arbeitsgruppe<br />

mit insgesamt fünf Mitarbeitern tätig, die aufgr<strong>und</strong> des umfangreichen<br />

Datenmaterials ein hohes Potential für angewandte<br />

Forschung besitzt. Die Gruppe hat klare Forschungskonzeptionen,<br />

besitzt internationales Renommee <strong>und</strong> wäre gut dazu geeignet,<br />

den Kern einer interdisziplinären Projektgruppe zu bilden. Neben<br />

den Routine- <strong>und</strong> regulatorischen Arbeiten bleiben jedoch wenige<br />

Freiräume für die Forschung. Die Arbeitsgruppe nimmt bereits für<br />

andere Abteilungen Aufgaben der Biometrie, Biostatistik, Studienplanung<br />

<strong>und</strong> (klinischen) Epidemiologie wahr.<br />

− Mit dem im Aufbau befindlichen Forschungsbereich Infektionsimmunologie<br />

bestehen gute Voraussetzungen, einen Teil der gut<br />

ausgestatteten Laborflächen zu nutzen, die bisher leer stehen.<br />

Zurzeit ist nur ein Wissenschaftler ohne Labormitarbeiter dafür zuständig,<br />

der vorwiegend durch regulatorische Dienstaufgaben in<br />

Anspruch genommen wird.<br />

Abteilung 6: Klinische Pharmakologie <strong>II</strong><br />

Die Abteilung ist mit einem sehr großen Spektrum an Aufgaben hinsichtlich<br />

nationaler <strong>und</strong> internationaler Zulassungsverfahren auf klinischem<br />

Gebiet befasst (u. a. Endokrinologie, Herz-Kreislauf, ZNS,<br />

Psychiatrie, Anästhesiologie, Sucht, Immunologie <strong>und</strong> Onkologie).<br />

Während die Arbeiten im Zulassungsbereich sehr umfangreich sind,<br />

wird nur in geringem Maße Forschung betrieben. Bei den vier Projekten<br />

auf dem Gebiet der Suchtforschung, die im Berichtszeitraum<br />

durchgeführt wurden, handelt es sich nicht um eigene Forschung des<br />

BfArM; vielmehr hat das Institut sinnvollerweise Fördermittel an ex-<br />

163


terne Einrichtungen (an Universitätsinstitute <strong>und</strong> an eine Contract<br />

Research Organization) für Forschungszwecke vergeben.<br />

Abteilung 7: Pharmakovigilanz<br />

Die Abteilung stützt sich bei ihren Erhebungen im Wesentlichen auf<br />

zwei Instrumente: Spontane Meldungen über unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

(UAW) <strong>und</strong> Literaturberichte. Beide Instrumente haben<br />

gravierende Limitierungen bei der Erfassung seltener <strong>und</strong> sehr<br />

seltener Nebenwirkungen. Der Aussagewert des vorhandenen Instrumentariums<br />

könnte noch wesentlich verbessert werden.<br />

Nicht akzeptabel ist, dass die Möglichkeiten der computerunterstützten<br />

Datenerfassung <strong>und</strong> -analyse, die für die Aufgaben der Abteilung<br />

unerlässlich sind, derzeit kaum eingesetzt werden. So ist bislang<br />

keine computergestützte Auswertung der Meldungen über unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen möglich; die Entwicklung einer neuen<br />

Software ist zwar mittelfristig vorgesehen, aber der Zeitpunkt,<br />

wann mit dieser Arbeit begonnen werden soll, steht bisher nicht fest.<br />

Es sind keine DV-Systeme vorhanden, die eine automatisierte<br />

Trendanalyse der erfassten Meldungen ermöglichen. Es wird zwar<br />

vorgesehen, alle eingehenden UAW-Meldungen zu scannen, jedoch<br />

nicht zu Auswertungs-, sondern lediglich zu Dokumentationszwecken.<br />

Eingehende maschinen geschriebene Meldungen werden mit<br />

unnötigem Zeitaufwand nochmals per Hand in die Erfassungsmaske<br />

des BfArM eingegeben, bei handschriftlichen Meldungen ist keine<br />

OCR-gestützte 16 Transformation möglich. Wegen fehlender Kompatibilität<br />

ist auch nicht geplant, bereits vorhandene oder kurz vor der<br />

Fertigstellung stehende Erfassungssysteme anderer europäischer<br />

Behörden zu übernehmen.<br />

Unverständlich ist auch, dass das BfArM über kein Konzept verfügt,<br />

wie der Datenschatz der UAW-Meldungen externen Forschern zugänglich<br />

gemacht werden könnte (wie dies z. B. im Bereich der Amtlichen<br />

Statistik inzwischen der Fall ist). Von einer solchen externen<br />

Auswertung der Daten könnte das BfArM – <strong>und</strong> die Bevölkerung in<br />

Deutschland – profitieren.<br />

Abteilung 9: Medizinprodukte<br />

Die Abteilung hat bislang keine Möglichkeiten, eigene experimentelle<br />

Arbeiten durchzuführen. Zum Personal gehören überwiegend Pharmazeuten,<br />

Biologen <strong>und</strong> Mediziner, weniger aber Biomedizin-<br />

Techniker, Physiker, Optiker <strong>und</strong> Polymerchemiker, die für wissenschaftliche<br />

Arbeit auf diesem Gebiet notwendig wären. Es sind gut<br />

16<br />

OCR = Optical Character Recognition, ein Computersystem zum Erkennen von<br />

Handschriften.<br />

164


ausgestattete Laborräume vorhanden, werden aber nicht genutzt.<br />

Überzeugende Forschungskonzepte fehlen.<br />

B.<strong>II</strong>. <strong>Empfehlungen</strong><br />

<strong>II</strong>.1. Zum Aufbau einer Forschungsbasis<br />

Die unter B.I. gegebene Einschätzung der im BfArM vorgef<strong>und</strong>enen<br />

Situation hat gezeigt, dass hinsichtlich der Etablierung dienstaufgabennaher<br />

Forschung erheblicher Anlass zu Kritik besteht. Obwohl<br />

Forschung zu seinen gesetzlich festgelegten Aufgaben gehört, ist das<br />

BfArM keine Einrichtung mit Forschungsprofil, sondern eine Behörde<br />

mit definierten hoheitlichen Zulassungs- <strong>und</strong> Beratungsaufgaben. Um<br />

diese Aufgaben in der Abwehr von Ges<strong>und</strong>heitsgefahren durch Verbesserung<br />

der Sicherheit von Arzneimittel <strong>und</strong> die Risikoüberwachung<br />

von Medizinprodukten aber bestmöglich erfüllen zu können, ist<br />

es erforderlich, dass die wissenschaftliche Expertise der Mitarbeiter<br />

auf einem hohen Niveau gehalten wird, um Souveränität in der Bearbeitung<br />

anspruchsvoller Fälle <strong>und</strong> Entscheidungskompetenz zu gewährleisten.<br />

Eine qualitativ hoch stehende Erfüllung von hoheitlichen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> eine gute Politikberatung auf aktuellem Forschungsstand<br />

bedürfen nach Auffassung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es einer klar<br />

umrissenen, auf die Dienstaufgaben bezogenen, starken eigenen<br />

Forschungsbasis <strong>und</strong> können nicht nur durch Auswertung vorhandenen<br />

Wissens gewährleistet werden. 17<br />

Aus diesen Gründen muss sich das BfArM in fokussierten Bereichen<br />

eine gute Forschungsbasis schaffen. Mit Blick auf die gesetzliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage für das BfArM, die die Durchführung eigener Forschung<br />

verlangt, besteht für das Institut nicht nur die Möglichkeit, sondern<br />

ausdrücklich die Verpflichtung, einen konsistenten <strong>und</strong> leistungsfähigen<br />

Forschungsbereich aufzubauen, der die Wissensbasis der<br />

Dienstaufgaben verstärkt. Dieser Verpflichtung ist es jedoch bislang<br />

aus verschiedenen Gründen kaum nachgekommen, hat aber die<br />

Notwendigkeit eines Ausbaus derartiger Forschung erkannt. Es sollte<br />

sich in der Sicht des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es zu einem Typus von Einrichtungen<br />

entwickeln, die einen hohen Anteil an hoheitlichen Aufgaben<br />

mit einem aufgabenrelevanten Forschungsbereich von sehr guter<br />

Qualität verbinden. Für diesen Typus von Einrichtungen hat der Wis-<br />

17<br />

Vgl. <strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Rahmenbedingungen<br />

der Forschung in Ressortforschungseinrichtungen am Beispiel der Forschungsanstalten<br />

in der Zuständigkeit des B<strong>und</strong>esministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung<br />

<strong>und</strong> Landwirtschaft (BMVEL), Berlin <strong>2004</strong> (Drs. 5910-04), S. 62; Übergreifende <strong>Empfehlungen</strong><br />

zu B<strong>und</strong>eseinrichtungen mit Forschungsaufgaben im Geschäftsbereich des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Ges<strong>und</strong>heit, in: <strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2001,<br />

Köln 2002, S. 285.<br />

165


senschaftsrat empfohlen, dass sie verbesserte Möglichkeiten erhalten<br />

sollten, um auch in der Forschung in ihrem spezifischen Aufgabenbereich<br />

Spitzenleistungen zu erbringen. 18<br />

Die Forschung des BfArM sollte sich aus den regulatorischen Aufgaben<br />

des Instituts ergeben oder zumindest überwiegend zu diesen in<br />

engstem Bezug stehen. Sie sollte dazu dienen, der regulatorischen<br />

Arbeit des Instituts eine hinreichende wissenschaftliche Basis zu<br />

geben. Das BfArM sollte künftig sowohl gute Sek<strong>und</strong>ärforschung<br />

(d. h. Sammlung, kritische Lektüre, synoptische, zum Teil metaanalytische<br />

Zusammenstellung von Daten aus klinischen Studien<br />

sowie von Evidenzberichten <strong>und</strong> Verfahrensbewertungen) als auch in<br />

Bereichen, in denen dies zur Erfüllung der Dienstaufgaben sinnvoll<br />

erscheint, gr<strong>und</strong>lagenorientierte Primärforschung (d. h. selbst konzipierte<br />

<strong>und</strong> durchgeführte Forschung) betreiben. Es sollte sich auf<br />

einige wenige Forschungsgebiete konzentrieren, damit gemeinsam<br />

mit anderen ähnlichen Einrichtungen ein internationales Alleinstellungsmerkmal<br />

auf herausgehobenen Wissenschaftsfeldern im regulatorischen<br />

Bereich erreicht wird.<br />

Mögliche Forschungsschwerpunkte könnten im Methodenbereich, im<br />

Bereich der klinischen Forschung, der Versorgungsforschung oder<br />

des Health Technology Assessment zu suchen sein; denkbar wären<br />

auch engere Themenbereiche wie Pharmakogenetik, Infektionsimmunologie<br />

oder Toxikogenomics. Insbesondere sollte auch ein Forschungsfeld<br />

gewählt <strong>und</strong> gezielt im Institut aufgebaut werden, das auf<br />

europäischer Ebene von besonderem Interesse ist, damit sich das<br />

BfArM im europäischen Wettbewerb zu einem Kompetenzzentrum für<br />

spezielle Gebiete entwickelt. Ein solches Forschungsgebiet würde<br />

auch Chancen zur verstärkten Zusammenarbeit in der Forschung mit<br />

Universitäten eröffnen.<br />

Des Weiteren sollte sich das Institut verstärkt mit der Frage beschäftigen,<br />

welche kooperativen klinischen Studien zu Fragen im öffentlichem<br />

Interesse auf seinem Arbeitsgebiet wünschenswert <strong>und</strong> notwendig<br />

wären (z. B. zum Thema Off-Label-Substanzen oder zum<br />

Thema Orphan-Drug-Substanzen, das von der Industrie wegen der<br />

geringen potentiellen Patientenzahl wenig beachtet wird), <strong>und</strong> sollte<br />

entsprechende Hinweise an die Scientific Community geben. Zu prüfen<br />

ist auch, ob das Institut Aufträge für klinische Studien ausschreiben<br />

kann. Für Studien, bei denen das BfArM dann als Sponsor fungieren<br />

würde, könnte es Anregungen zum Forschungsdesign geben,<br />

18<br />

Vgl. <strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Rahmenbedingungen<br />

der Forschung in Ressortforschungseinrichtungen am Beispiel der Forschungsanstalten<br />

in der Zuständigkeit des B<strong>und</strong>esministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung<br />

<strong>und</strong> Landwirtschaft (BMVEL), Berlin <strong>2004</strong> (Drs. 5910-04), S. 62 f.<br />

166


die wissenschaftliche Begleitung <strong>und</strong> Supervision übernehmen sowie<br />

eine kooperative Auswertung durchführen.<br />

Mit dem Ziel, die Risikobewertung durch systematische Erhebungen<br />

<strong>und</strong> eine bessere Auswertung zu optimieren, muss zudem die Kompetenz<br />

auf dem Gebiet der Epidemiologie verstärkt werden.<br />

<strong>II</strong>.2. Zur künftigen Strukturierung des Forschungsbereichs<br />

Es ist zu begrüßen, dass das BfArM die Bedeutung eines Ausbaus<br />

einer ihren Dienstaufgaben angepassten Forschung erkannt <strong>und</strong><br />

erste diesbezügliche Schritte durch Einrichtung der Position eines<br />

Forschungsbeauftragten <strong>und</strong> eines Forschungsrates sowie durch die<br />

Erarbeitung von Konzepten für Forschungsprojekte unternommen<br />

hat. Dies wird vom Wissenschaftlichen Beirat des BfArM ausdrücklich<br />

unterstützt.<br />

Darüber hinaus müssen weitere Schritte getan werden, um einen<br />

Forschungsbereich im BfArM zu etablieren. Um im BfArM die notwendige<br />

<strong>und</strong> gesetzlich vorgeschriebene Forschungsbasis für seine<br />

regulatorische Arbeit aufzubauen, empfiehlt der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

eine Umstrukturierung, die der Forschung einen eigenen Platz in der<br />

Arbeit des Instituts einräumt. Dabei ist es unbedingt erforderlich, dass<br />

das Ministerium offen für Vorschläge bezüglich eines neuen Zuschnitts<br />

der Aufgaben des BfArM ist <strong>und</strong> das Institut bei seiner Reorganisation<br />

unterstützt.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> regt an, dass das BMGS eine Strukturkommission<br />

aus externen Sachverständigen – darunter Sachverständige mit<br />

Industrie-Erfahrung, aber ohne aktuelle Industrieanbindung, sowie<br />

Sachverständige aus Forschungsbereichen anderer angesehener<br />

regulatorischer Behörden – einsetzt, die dem Institut bei der Umstrukturierung<br />

<strong>und</strong> dem Aufbau eines Forschungsbereichs hilft. Die Strukturkommission<br />

sollte in Abstimmung mit dem Forschungsrat <strong>und</strong> dem<br />

BMGS den Aufgabenzuschnitt des Instituts einer gründlichen Revision<br />

unterziehen. Es sollte eine Analyse zur Erfassung <strong>und</strong> Priorisierung<br />

der verschiedenen Aufgaben des BfArM durchgeführt werden.<br />

Bestimmte Rahmenbedingungen für die Forschung sind aus Sicht<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es unverzichtbar <strong>und</strong> sollten von der künftigen<br />

Strukturkommission mit erster Priorität beachtet werden:<br />

1. Einführung eines effektiven <strong>und</strong> effizienten Forschungsmanagements,<br />

damit die Forschung im Institut ein eigenes Profil <strong>und</strong> eine<br />

Leitung mit fest definierten Zuständigkeiten erhält. Der neu eingesetzte<br />

Forschungsbeauftragte hat bislang nur wenige Befugnisse<br />

(Zuständigkeit für die Organisation der nach außen vergebenen<br />

Forschungsprojekte sowie für die Verbindung zum BMGS). Für<br />

167


das Forschungsmanagement sollte die Position eines Forschungsdirektors<br />

eingerichtet werden, die vom BMGS in Abstimmung<br />

mit dem Wissenschaftlichen Beirat des Instituts nach einer<br />

öffentlichen internationalen Ausschreibung mit einer Wissenschaftlerin<br />

oder einem Wissenschaftler – gegebenenfalls in gemeinsamer<br />

Berufung mit einer Universität – besetzt werden sollte.<br />

Die Position des Forschungsdirektors muss mit hinreichenden<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Eigenverantwortlichkeit ausgestattet werden.<br />

Entscheidungen über wissenschaftliche Angelegenheiten sollte<br />

der Präsident des BfArM künftig nur noch in Absprache mit dem<br />

Forschungsdirektor treffen können. Zu den Aufgaben des Forschungsdirektors<br />

sollten die Planung, Koordination <strong>und</strong> Verantwortlichkeit<br />

für die Durchführung der gesamten Forschung des<br />

BfArM in Abstimmung mit dem Wissenschaftlichen Beirat <strong>und</strong> mit<br />

den anderen Instituten des BMGS über den Gemeinsamen Wissenschaftlichen<br />

Beirat gehören. Um diese Aufgaben angemessen<br />

zu erfüllen, muss der Forschungsdirektor in Absprache mit dem<br />

Präsidenten über den Einsatz eines Forschungsetats (siehe B.<strong>II</strong>.4)<br />

verfügen können.<br />

2. Rasche Einrichtung des geplanten internen Forschungsrates zur<br />

Unterstützung des Forschungsdirektors. Die Strukturkommission<br />

sollte eine Neufassung der Geschäftsordnung für den Forschungsrat<br />

erarbeiten, in der unter anderem ein geeignetes Verfahren<br />

zur Benennung der Mitglieder des Forschungsrates festgelegt<br />

werden sollte. Den Vorsitz im Forschungsrat muss der Forschungsdirektor<br />

erhalten.<br />

3. Formulierung <strong>und</strong> Abstimmung eines konsistenten mittelfristigen<br />

Forschungsprogramms für das BfArM durch den Forschungsdirektor<br />

<strong>und</strong> den Forschungsrat, in dem die wissenschaftlichen Aufgabenfelder<br />

des BfArM priorisiert <strong>und</strong> die Forschungsziele festgelegt<br />

werden. Dabei sollte auch bestimmt werden, wie viele Stellen<br />

(Vollzeitäquivalente) für die Bewältigung dieser Forschungsaufgaben<br />

erforderlich sein werden. Abteilungsübergreifende, interdisziplinäre<br />

Forschungsvorhaben <strong>und</strong> eine wechselseitige Nutzung von<br />

Ressourcen der Abteilungen sollten ermöglicht werden.<br />

4. Entwicklung eines Verfahrens durch den Forschungsdirektor <strong>und</strong><br />

Forschungsrat, um geeignete Themen für Forschungsvorhaben im<br />

Rahmen des Forschungsprogramms festzulegen. Dabei sollten<br />

die Mitarbeiter weiterhin, wie kürzlich im BfArM eingeführt, die<br />

Möglichkeit erhalten, bottom up eigene Vorschläge für neue Forschungsthemen<br />

einbringen zu können. Auch die Leiter der wissenschaftlich<br />

aktiven Abteilungen sollten dienstaufgabenbezogene<br />

Forschungsanträge für sich <strong>und</strong> ihre Mitarbeiter stellen können.<br />

168


Der Forschungsrat sollte geeignete wissenschaftliche Kriterien suchen,<br />

um die Themenvorschläge der Mitarbeiter überprüfen zu<br />

können <strong>und</strong> sie mit dem Forschungsprogramm abzugleichen.<br />

Drittmittelfinanzierte Projekte sollten in das Forschungsprogramm<br />

des BfArM eingepasst werden.<br />

5. Flexibilisierung der Arbeitsorganisation <strong>und</strong> des Stelleneinsatzes,<br />

um im BfArM personelle Kapazitäten für die Forschung freizusetzen.<br />

Die Untergliederung der Abteilungen in Fachgebiete, die zu<br />

einer sehr kleinteiligen Struktur geführt hat (manche Fachgebiete<br />

sind nur mit einem Mitarbeiter besetzt), sollte im Hinblick auf eine<br />

größere Effizienz <strong>und</strong> Flexibilität deutlich gestrafft werden. Stattdessen<br />

sollten themenorientierte, flexible <strong>und</strong> zeitlich befristete<br />

Forschungsprojektgruppen gebildet werden, die abteilungs- <strong>und</strong><br />

fachgebietsübergreifend arbeiten sollten. Diese Querschnitts-<br />

Projektgruppen sollten mit Hilfe einer Finanzierung des Instituts in<br />

die Lage versetzt werden, Forschung durchzuführen; zu einem<br />

späteren Zeitpunkt sollten sich diese Gruppen durch die Einwerbung<br />

von Drittmitteln mitfinanzieren. Als nachhaltige „Entwicklungskerne“<br />

sollten einige wenige auf fünf Jahre befristete Nachwuchsforschergruppen<br />

eingerichtet werden, deren Leiter von außen<br />

zu berufen sind; diese Gruppen sollten in Arbeitsfeldern tätig<br />

werden, die vorher von der Strukturkommission <strong>und</strong> vom Forschungsrat<br />

im Forschungsprogramm als langfristige wissenschaftliche<br />

Schlüsselgebiete für die Aufgaben des BfArM prioritär festgelegt<br />

wurden. Die Besetzung der Stellen für die Leiter kann – wie in<br />

der Wissenschaft üblich – nur nach internationaler Ausschreibung,<br />

Bewerbervortrag, Bewerberreihung durch eine Auswahlkommission,<br />

der ausgewiesene Experten des Themenfeldes angehören,<br />

<strong>und</strong> externen Gutachten zur Reihung erfolgen.<br />

6. Einführung eines Qualitätsmanagements für den künftigen Forschungsbereich,<br />

das auch den Laborbereich einbeziehen sollte.<br />

Gegebenenfalls ist die Position eines Beauftragten für das Qualitätsmanagement<br />

einzurichten. Es wird dazu geraten, eine regelmäßige<br />

interne Qualitätsüberprüfung einzuführen. In der Geschäftsordnung<br />

des Forschungsrates ist bereits vorgesehen, dass<br />

dieser Kriterien zur kontinuierlichen wissenschaftlichen Evaluation<br />

entwickeln, Maßnahmen hierfür empfehlen sowie selbst laufende<br />

Forschungsarbeiten evaluieren soll.<br />

Über diese interne Evaluation hinaus muss auch eine externe Evaluation<br />

eingeführt werden, die der Wissenschaftliche Beirat durchführen<br />

sollte. Dieser sollte künftig in regelmäßigen Abständen die wissenschaftliche<br />

Arbeit des BfArM begutachten <strong>und</strong> dem BMGS einen<br />

Bericht über die Ergebnisse vorlegen. Das BMGS wird gebeten, die<br />

169


<strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> Ratschläge des Wissenschaftlichen Beirats eingehend<br />

zu prüfen <strong>und</strong> sie soweit wie möglich umzusetzen. Der Wissenschaftliche<br />

Beirat sollte künftig außerdem BMGS <strong>und</strong> Institutsleitung<br />

bei der Besetzung von Leitungspositionen beraten <strong>und</strong> an Vorstellungsgesprächen<br />

mit Bewerbern auf ausgeschriebene Leitungspositionen<br />

teilnehmen.<br />

Die empfohlene Strukturkommission sollte sich mit der Frage der<br />

künftigen Zusammensetzung des Beirats befassen. Mindestens zwei<br />

Mitglieder sollten aus dem Ausland kommen, <strong>und</strong> es sollten Vertreter<br />

der wichtigsten Forschungsrichtungen des BfArM berufen werden.<br />

Gegebenenfalls könnte der Beirat jeweils zur Hälfte mit Experten für<br />

die regulatorischen Aufgaben <strong>und</strong> mit Vertretern der Forschung besetzt<br />

werden; auch mit dieser Frage sollte sich die empfohlene Strukturkommission<br />

befassen. Der Forschungsdirektor sollte als ständiger<br />

Gast an den Sitzungen des Gemeinsamen Wissenschaftlichen Beirats<br />

des BMGS teilnehmen können.<br />

Die empfohlenen Änderungen bezüglich Aufgaben <strong>und</strong> Zusammensetzung<br />

des Beirats sind in die Geschäftsordnung des Wissenschaftlichen<br />

Beirats aufzunehmen.<br />

7. Dringende Verbesserung der wissenschaftlichen Kommunikation<br />

sowohl zwischen den einzelnen Abteilungen des BfArM als auch<br />

zwischen den Mitarbeitern <strong>und</strong> der Leitungsebene. Die Kommunikation<br />

zwischen den Abteilungen sollte durch entsprechende Anreize,<br />

die Einführung flexibler Projektgruppen auf Zeit <strong>und</strong> den<br />

Abbau von Kommunikationshemmnissen verbessert werden. Ziel<br />

muss es sein, eine forschungsoffene <strong>und</strong> zur Forschung motivierende<br />

Atmosphäre im Institut herzustellen. Dazu sollte auch ein<br />

regelmäßiges Kolloquium eingeführt werden, auf dem neben Vorträgen<br />

auswärtiger Experten auch die Mitarbeiter aller Abteilungen<br />

ihre Forschungsvorhaben <strong>und</strong> -ideen vorstellen sowie über die Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Erkenntnisse berichten können, die sie z. B. in<br />

Fachtagungen gewonnen haben. Die pharmazeutisch-analytischen<br />

Gruppen sollten regelmäßig gemeinsame Seminare veranstalten,<br />

um ihren Wissensstand in der Analytik zu erweitern. Zur<br />

Verbesserung der Kommunikation zwischen Mitarbeitern <strong>und</strong> Leitung<br />

wird empfohlen, eine dem Forschungsdirektor unterstellte<br />

Stabsstelle für die Forschungsplanung einzurichten, um Bottomup-Approaches<br />

behandeln zu können.<br />

Darüber hinaus werden der noch einzurichtenden Strukturkommission<br />

folgende Vorschläge <strong>und</strong> Hinweise zur Etablierung einer guten<br />

Forschungsbasis im BfArM gegeben:<br />

170


− Der Erleichterung der Themendefinition sowie der Abstimmung mit<br />

den anderen B<strong>und</strong>esinstituten <strong>und</strong> einschlägigen Wissenschaftsinstitutionen<br />

könnte eine Tagung dienen, die wissenschaftlich engagierten<br />

Mitarbeitern die Möglichkeit zur Präsentation von Projektideen<br />

gibt. Zu dieser Tagung könnten die Mitglieder des Wissenschaftliche<br />

Beirats <strong>und</strong> des Gemeinsamen Wissenschaftlichen<br />

Beirat sowie leitende Wissenschaftler von anderen Institutionen<br />

des Geschäftsbereichs des BMGS (Paul-Ehrlich-Institut, Robert-<br />

Koch-Institut) <strong>und</strong> möglichst auch von Instituten eingeladen werden,<br />

die das BMGS finanziell fördert (Bernhard-Nocht-Institut für<br />

Tropenmedizin, Hamburg, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut<br />

Düsseldorf, Forschungszentrum Borstel, Heinrich-Pette-Institut für<br />

experimentelle Virologie <strong>und</strong> Immunologie, Hamburg). Auch Vertreter<br />

von universitären <strong>und</strong> außeruniversitären Einrichtungen, die<br />

als Kooperationspartner über Expertise in den dienstaufgabenrelevanten<br />

Forschungsfeldern verfügen, sollten dazu eingeladen<br />

werden.<br />

− Um die Bearbeitungszeiten zu verkürzen <strong>und</strong> Freiräume für die<br />

Forschung zu schaffen, müsste eine dem zentralen EMEA-<br />

Verfahren vergleichbare Regelung mit klarer Zuweisung von Verantwortung<br />

<strong>und</strong> Koordination im BfArM eingeführt werden. Insbesondere<br />

sollte für jede Zulassung ein Termin gesetzt werden, an<br />

dem das Verfahren beendet sein soll.<br />

− Die für Forschung vorgesehenen Stellen (oder Stellenäquivalente)<br />

für Wissenschaftler <strong>und</strong> für Laborpersonal könnten in einen Pool<br />

eingebracht werden, damit dem Forschungsdirektor für ein genehmigtes<br />

Projekt hinreichend personelle Kapazität zur Verfügung<br />

steht, das er dem Projekt zuteilen kann. Die jeweiligen Stelleninhaber<br />

könnten gr<strong>und</strong>sätzlich für befristete Zeit ganz oder teilweise<br />

für Forschungsaufgaben freigestellt werden. Solchen Projektgruppen<br />

sollen auch externe Wissenschaftler angehören können.<br />

− Damit alle wissenschaftlichen Mitarbeiter, die dies möchten <strong>und</strong> zu<br />

leisten in der Lage sind, einen Teil ihrer Arbeitszeit für Forschungszwecke<br />

aufwenden können, könnte ein qualifizierendes<br />

Rotationsprinzip eingeführt werden, das solchen Mitarbeitern abwechselnd<br />

die Möglichkeit gibt, sich an der Forschung im Institut<br />

oder in anderen Institutionen zu beteiligen.<br />

− Um die Forschung im BfArM zu stärken, könnten Anreize gesetzt<br />

werden, etwa durch projektbezogene Freistellungen für Forschungsaufgaben,<br />

durch Zuteilung von zusätzlichen Stellen aus<br />

dem Stellenpool für Projektzwecke oder im Wege leistungsbezogener<br />

Mittelvergabe. Auch die Einwerbung von Drittmittelprojekten<br />

müsste angeregt, unterstützt <strong>und</strong> belohnt werden.<br />

171


− Eine weitere Aufgabe für den Forschungsdirektor <strong>und</strong> den Forschungsrat<br />

könnte es sein, ein neues Konzept für eine gezielte<br />

Förderung des wissenschaftlichen Personals zu entwerfen. Das<br />

bisherige interne Fortbildungsprogramm des BfArM ist zwar beachtlich;<br />

dennoch wäre eine größere Öffnung gegenüber externen<br />

Angeboten zur Erweiterung der Fortbildungsmöglichkeiten zu<br />

wünschen. So ist zu prüfen, ob international angebotene Kurse<br />

oder postgraduale Zusatzausbildungen für Mitarbeiter des BfArM<br />

in Frage kämen. Auch eine personelle Rotation im Austausch mit<br />

Universitäten, anderen Medical Agencies <strong>und</strong> der Industrie könnte<br />

erprobt werden.<br />

<strong>II</strong>.3. <strong>Empfehlungen</strong> zu den Abteilungen<br />

Abteilung E: Europäische Verfahren<br />

Die europäische Arzneimittelzulassung ist ein arbeitsaufwändiges<br />

Gebiet, das für das BfArM in Zukunft an Bedeutung weiter zunehmen<br />

wird. Hier bieten sich Aufstiegsmöglichkeiten für die qualifiziertesten<br />

Mitarbeiter, die als Rapporteure oder Co-Rapporteure das BfArM auf<br />

europäischer Ebene repräsentieren. Die Abteilung wird daher personell<br />

ausgebaut werden müssen <strong>und</strong> damit voraussichtlich einen Teil<br />

der personellen Kapazitäten binden, die nach der Beendigung der<br />

Nachzulassungen im Institut frei werden.<br />

Abteilung 3: Pharmazeutische Qualität<br />

Da theoretische Verfahren zur Beurteilung von Arzneistoff-<br />

Eigenschaften unter anderem für die Beurteilung <strong>und</strong> Vorhersage des<br />

zu erwartenden Nebenwirkungsspektrums von neuen Pharmaka von<br />

großem Nutzen wären, empfiehlt der <strong>Wissenschaftsrat</strong>, eine entsprechende<br />

Expertise aufzubauen <strong>und</strong> adäquate Verfahren zu entwickeln.<br />

Die Tatsache, dass habilitierte Wissenschaftler in der Abteilung tätig<br />

sind, wie auch die gute Laborausstattung sollten für Forschungsprojekte<br />

in Zusammenhang mit der Betreuung wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

genutzt werden. Die Wissenschaftler müssen ihr Forschungspotential<br />

stärker einsetzen <strong>und</strong> vermehrt Kooperationen zu<br />

verschiedenen Universitäten aufnehmen. Durch Anbieten der eigenen<br />

Laborausrüstung an Forschergruppen der Universitäten sollte<br />

sich die Abteilung den Zugang zur universitären Expertise <strong>und</strong> Geräteausstattung<br />

suchen.<br />

Abteilung 4: Experimentelle Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie<br />

Der auf dem Gebiet der Forschung leistungsfähigen Abteilung wird<br />

empfohlen, ihren Forschungsanteil weiter auszubauen.<br />

172


Abteilung 5: Klinische Pharmakologie I<br />

Die Arbeitsgruppe, die auf dem Gebiet der Biometrie <strong>und</strong> Biostatistik<br />

tätig ist, sollte zu einem Service- <strong>und</strong> Querschnittsbereich ausgebaut<br />

werden, der Dienstleistungen für die anderen Abteilungen des Hauses<br />

auf den Gebieten der Epidemiologie <strong>und</strong> Statistik erbringt. Um<br />

guten Service leisten zu können, ist auch selbst definierte Forschung<br />

notwendig. Die Arbeitsgruppe sollte daher auch einen expliziten Forschungsauftrag<br />

erhalten.<br />

Der Forschungs-, Service- <strong>und</strong> Querschnittsbereich sollte verselbständigt<br />

<strong>und</strong> über Abteilungsgrenzen hinweg im BfArM tätig werden.<br />

Hierzu ist eine personelle Verstärkung erforderlich. In der Gruppe<br />

fehlen bislang klinische Epidemiologen mit medizinischem Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Mit Blick auf die dringend erforderliche Bewertung der ökonomischen<br />

Folgen von Arzneimittelzulassungen sollte außerdem gezielt<br />

wirtschaftswissenschaftliche Kompetenz herangezogen werden. Die<br />

nicht besetzte Position für einen Pharmakoepidemiologen, die bislang<br />

als Stabsstelle beim Präsidenten angesiedelt ist, sollte dem neu geschaffenen<br />

Servicebereich zugeordnet werden. Die vakante B1-Stelle<br />

für einen Pharmakoepidemiologen sollte in eine W-Stelle umgewandelt<br />

<strong>und</strong> gemeinsam mit einer Universität des Umlands besetzt werden,<br />

damit die Stelle stärker dem wissenschaftlichen Bereich als dem<br />

regulatorischen Bereich angehört. Die Beiträge des Stelleninhabers<br />

zur Forschung sollten im BfArM erbracht werden, die Beiträge zur<br />

Lehre an der Universität.<br />

Der Forschungsschwerpunkt Infektionsimmunologie ist viel versprechend<br />

<strong>und</strong> gut konzipiert, doch wird seine Bedeutung für die Arbeit<br />

der Abteilung Klinische Pharmakologie nicht deutlich herausgestellt;<br />

seine Einbindung in einen größeren Zusammenhang müsste in einem<br />

noch zu entwerfenden Forschungsprogramm begründet werden.<br />

Weitere mögliche <strong>und</strong> im Zusammenhang mit den regulatorischen<br />

Aufgaben sinnvolle Forschungsaufgaben für die Abteilung wären<br />

kooperative klinische Studien zu Fragen im öffentlichem Interesse (z.<br />

B. zum Thema Off-Label-Substanzen oder zum Thema Orphan-Drug-<br />

Substanzen, das von der Industrie wegen der geringen potentiellen<br />

Patientenzahl wenig beachtet wird) oder kritische Untersuchungen<br />

zur Bedeutung <strong>und</strong> möglichen Weiterentwicklung von Guidelines.<br />

Abteilung 6: Klinische Pharmakologie <strong>II</strong><br />

Die für die Zulassungskompetenz sehr wichtigen klinischen Aspekte<br />

müssen durch Forschung gestärkt werden.<br />

Abteilung 7: Pharmakovigilanz<br />

Der Aussagewert des vorhandenen Instrumentariums muss wesentlich<br />

verbessert werden, indem<br />

173


− ausreichende epidemiologische Kompetenz zur Beurteilung der<br />

verfügbaren Erkenntnisquellen im Institut geschaffen wird (vgl. S.<br />

50 f, Empfehlung zur Einrichtung eines Querschnittsbereichs Biometrie,<br />

Biostatistik <strong>und</strong> Epidemiologie);<br />

− die vorhandenen Daten wie bei anderen Zulassungsbehörden<br />

systematisch mit IT-Unterstützung auf so genannte Signale untersucht<br />

werden;<br />

− durch eigene epidemiologische Forschung wichtige Basisrisiken<br />

der deutschen Bevölkerung systematisch erhoben werden, um<br />

f<strong>und</strong>ierte Aussagen zur Kausalität von gemeldeten Ereignisse <strong>und</strong><br />

zum Nutzen-Risiko-Verhältnis von Produkten treffen zu können;<br />

− ein methodologisches Instrumentarium (Methode der Nutzen-Risiko-Abwägung)<br />

zur hinreichend validen Schätzung des so<br />

genannten Underreporting entwickelt wird; dies würde die Möglichkeiten<br />

zur Schätzung der Inzidenz von unerwünschten Arzneimittelwirkungen<br />

wesentlich verbessern <strong>und</strong> damit die Basis zur Erfüllung<br />

des gesetzlichen Auftrags legen. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

empfiehlt, auf diesem Gebiet eine partielle <strong>und</strong> forschungsorientierte<br />

Kooperation mit der Abteilung 9 (Medizinprodukte) einzugehen,<br />

die sich ebenfalls mit ähnlich gelagerten Fragen des Risikomanagements<br />

beschäftigt. Außerdem sollte intensiv mit dem empfohlenen<br />

Querschnittsbereich Biometrie, Biostatistik <strong>und</strong> Epidemiologie<br />

kooperiert werden.<br />

Eine zeitnahe <strong>und</strong> zuverlässige Bewertung einer zunehmenden Anzahl<br />

von national <strong>und</strong> international auftretenden Nebenwirkungsmeldungen<br />

ist mit den derzeit im BfArM eingesetzten Methoden nicht<br />

möglich. Zudem ist der überproportionale Einsatz menschlicher Arbeitskraft<br />

für die Übertragung in das Phamakovigilanz-Informationssystem<br />

nicht effizient. Das BfArM muss hier dringend Abhilfe<br />

schaffen. Angesichts der zunehmenden Europäisierung ist abzusehen,<br />

dass ein Datenaustausch zwischen den verschiedenen europäischen<br />

Medical Agencies unabdingbar wird; daher sollte das BfArM<br />

nicht eine zeit- <strong>und</strong> kostenaufwändige eigene Software entwickeln,<br />

sondern auf bestehende Entwicklungen anderer Einrichtungen zurückgreifen<br />

(zur IT-Ausstattung siehe B.<strong>II</strong>. Zu Organisation <strong>und</strong> Ausstattung).<br />

Voraussetzung hierfür ist die Herstellung von Kompatibilität.<br />

Abteilung 9: Medizinprodukte<br />

Ohne das geltende System der Zulassung <strong>und</strong> des Risikomanagements<br />

im Medizinproduktegesetz bewerten zu wollen, muss in<br />

Deutschland die Kompetenz der Risikobewertung in Bezug auf Medizinprodukte<br />

dringend gestärkt werden. Das BfArM sollte seine dies-<br />

174


ezügliche Kompetenz in der Abteilung 9 ausbauen <strong>und</strong> durch Einführung<br />

von Forschung stärken. Um Forschung auf dem Gebiet der<br />

Medizinprodukte zu initiieren, sollten neben hausinternen Forschungsprojekten<br />

auch gezielt Aufträge an qualifizierte externe Forschungseinrichtungen,<br />

spezialisierte Institute <strong>und</strong> Labors vergeben<br />

werden. Die Abteilung sollte in ihrer Forschung auf dem Gebiet des<br />

Risikomanagements eng mit der Abteilung 7 (Pharmakovigilanz) zusammenarbeiten.<br />

<strong>II</strong>.4. Zur Ausstattung<br />

Finanzielle Ausstattung<br />

In der Phase des Aufbaus der Forschung in den nächsten fünf Jahren<br />

ist eine Steigerung des bisherigen Anteils der Forschungsmittel von<br />

4,2 % (2,4 Mio. Euro, davon 0,9 Mio. Euro für Auftragsforschung <strong>und</strong><br />

1,5 Mio. Euro für Forschungsmaßnahmen im Zusammenhang mit<br />

Arzneimittelzulassung <strong>und</strong> Risikobewertung) auf mindestens 10 %<br />

(5,7 Mio. Euro) des Gesamtetats von r<strong>und</strong> 57,4 Mio. Euro (2003)<br />

notwendig. Die Institutsleitung muss gewährleisten, dass ein entsprechender<br />

Anteil der Haushaltsmittel für die Forschung bereitgestellt<br />

wird. Mittelfristig sollte der Forschungsetat über diese 10 % hinaus<br />

weiter wachsen, bis der Forschungsbereich des BfArM einen optimalen<br />

Anteil an der wissenschaftlichen Arbeit des BfArM insgesamt<br />

erreicht hat; dieser kann erst dann genauer bestimmt werden, wenn<br />

das Forschungskonzept erstellt ist <strong>und</strong> die wichtigsten Schwerpunkte<br />

festliegen.<br />

In diesem Zusammenhang ist es notwendig, dass die geplante Kosten-Leistungs-Rechnung<br />

baldmöglichst eingeführt wird. Diese Kosten-Leistungs-Rechnung<br />

sollte zudem der Institutsleitung einen genaueren<br />

Überblick über die Effizienz der Arbeiten <strong>und</strong> Hinweise auf<br />

mögliche Freiräume geben, die für Forschung genutzt werden könnten.<br />

Der Forschungsetat sollte dazu dienen, sowohl die hausinterne Forschung<br />

als auch die Forschungsaufträge zu finanzieren, die das<br />

BfArM nach außen vergibt. Mittel für Forschungsanträge sollten<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nach einer öffentlichen Ausschreibung <strong>und</strong> einer gutachterlichen<br />

Bewertung der Anträge vergeben werden, wobei sich<br />

Mitarbeiter des Instituts <strong>und</strong> Externe kompetitiv bewerben können<br />

sollten.<br />

Im Haushalt sollte ein Titel für Reisemittel <strong>und</strong> für vom BfArM zu organisierende<br />

kleine Fachkonferenzen zum Zweck wissenschaftlichen<br />

Austauschs vorgesehen werden. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

des BfArM müssen stärker als bisher an nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Fachtagungen u. ä. teilnehmen.<br />

175


Die Drittmitteleinwerbung sollte verstärkt werden. Insbesondere sollte<br />

das BfArM versuchen, Mittel der EU-Förderung zu erhalten.<br />

Räumliche Ausstattung<br />

Das BfArM sollte seine nicht genutzten Laborflächen <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

auch seine bislang ungenutzte Tierversuchsanlage bis zum Aufbau<br />

eigener Forschung Forschergruppen aus nahe gelegenen Universitäten<br />

für befristete Zeit zur Verfügung stellen, vorzugsweise im<br />

Rahmen kooperativer Vorhaben.<br />

Personelle Ausstattung<br />

Da eine Ausweitung der Aufgaben im Rahmen der europäischen<br />

Zusammenarbeit abzusehen ist, wird der Personalbedarf für diesen<br />

Arbeitsbereich <strong>und</strong> gegebenenfalls auch für weitere expandierende<br />

Arbeitsbereiche voraussichtlich noch steigen, so dass die personellen<br />

Freiräume für die Forschung zurückgehen werden. Mit Blick auf die<br />

dringend notwendige Stärkung der Forschung im BfArM gibt der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

dem BMGS zu bedenken, einen Teil der 130 bis zum<br />

31. Dezember 2005 befristeten Stellen für die Bewältigung der Nachzulassungsaufgaben<br />

dem Institut weiterhin zur Verfügung zu stellen.<br />

Ohne eine solche Maßnahme wird es kaum möglich sein, einen Forschungsbereich<br />

im Institut zu etablieren. Um eine leistungsfähige<br />

Forschung im BfArM aufzubauen, sind mindestens 37 Stellen für<br />

wissenschaftliches Personal (10 % der insgesamt 371 Stellen für<br />

wissenschaftliches Personal) sowie eine ausreichende Zahl an Stellen<br />

für Laborkräfte notwendig. Der Anteil der Stellen/Vollzeitäquivalente<br />

für Forschung sollte mittelfristig parallel zum Anwachsen<br />

des Forschungsetats weiter erhöht werden.<br />

Der Anteil der befristetet besetzten Stellen am Gesamtstellenbestand<br />

des BfArM sollte erhöht werden. Stellen für Leitungspositionen im<br />

BfArM, d. h. für den Präsidenten, den Forschungsdirektor <strong>und</strong> die<br />

Abteilungsleiter, sollten künftig europaweit ausgeschrieben werden.<br />

Bei der Auswahl der Bewerber auf Leitungspositionen ist der Wissenschaftliche<br />

Beirat anzuhören. Bei der Ausschreibung von Stellen für<br />

wissenschaftliches Personal sollte künftig im Ausschreibungstext<br />

deutlich gemacht werden, dass das Aufgabenspektrum sowohl regulatorische<br />

als auch Forschungsaufgaben umfasst. Hausberufungen<br />

sollten nur in gut begründeten Ausnahmefällen zugelassen werden.<br />

IT-Ausstattung<br />

Die Defizite in der Vernetzung des BfArM sind unverständlich angesichts<br />

der Tatsache, dass für das Institut in Bonn ein Neubau errichtet<br />

wurde, für den vor Einzug der Mitarbeiter ein konsistentes IT-Konzept<br />

hätte erstellt werden müssen. Mit Blick auf die eminenten Vorteile<br />

176


eines Datenaustauschs auf dem Arbeitsgebiet des BfArM sind eine<br />

mangelnde Vernetzung <strong>und</strong> eine unzureichende Kompatibilität inakzeptabel.<br />

Dem BfArM wird empfohlen, baldmöglichst eine IT-<br />

Arbeitsgruppe einzurichten, die ein Konzept für die Vernetzung entwirft.<br />

Des Weiteren sollten Möglichkeiten eines Datenaustauschs mit<br />

<strong>und</strong> der Übernahme von erfolgreichen Entwicklungen von Erfassungssystemen<br />

u. ä. von anderen europäischen Behörden geschaffen<br />

<strong>und</strong> dazu die DV-Ausstattung auf ein System umgestellt werden,<br />

das mit möglichst vielen anderen Zulassungsagenturen kompatibel<br />

ist. Generell ist eine Absprache mit anderen Medical Agencies <strong>und</strong><br />

der EMEA auf europäischer Ebene anzustreben.<br />

B.<strong>II</strong>I. Zu Kooperationen, Beteiligung an der Lehre, Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

Zur Gewährleistung der guten Zusammenarbeit in Forschung <strong>und</strong><br />

Lehre sollte zwischen dem BfArM sowie Universitäten <strong>und</strong> außeruniversitären<br />

Einrichtungen Kooperationsverträge geschlossen werden.<br />

In solche Verträge sind unter anderem die Modalitäten für gemeinsame<br />

Berufungen <strong>und</strong> die wechselseitige Nutzung von Ressourcen<br />

aufzunehmen. Dies soll dazu dienen, verstärkt Kooperationsbeziehungen<br />

zu nahe gelegenen anderen Hochschulen (z. B. den Universitäten<br />

Köln, Essen, Düsseldorf, Bochum, Dortm<strong>und</strong>) aufzubauen.<br />

Generell sollte das Institut eine Vernetzung mit den für seine Arbeit<br />

relevanten Bereichen des gesamten Wissenschaftssystems anstreben<br />

<strong>und</strong> hierfür Kontakte zu Einrichtungen in ganz Deutschland, in<br />

Europa <strong>und</strong> weltweit aufbauen.<br />

Zudem muss das BfArM auch Doktorandenstellen einrichten <strong>und</strong><br />

seinen habilitierten Mitarbeitern die Möglichkeit zur Betreuung von<br />

Doktoranden geben, um wissenschaftlichem Nachwuchs Gelegenheit<br />

zur Nutzung der Expertise <strong>und</strong> Ausstattung des Instituts zu geben<br />

<strong>und</strong> umgekehrt von dem Einbringen neuer Ideen <strong>und</strong> Kenntnisse der<br />

Nachwuchswissenschaftler in die Institutsarbeit zu profitieren.<br />

Die Zugangsmöglichkeiten für Mitarbeiter des BfArM zu wissenschaftlicher<br />

Literatur <strong>und</strong> Literaturdatenbanken sind dringend zu verbessern.<br />

Bislang ist nur eine eingeschränkte Zahl an Journalen im Online-Verfahren<br />

zugänglich; die Zusammenarbeit mit DIMDI eröffnet<br />

nicht die umfangreichen Möglichkeiten, die durch die Zusammenarbeit<br />

mit Universitätsbibliotheken gegeben wären. Durch die Kooperation<br />

mit Universitäten sollte das BfArM zusätzliche Möglichkeiten der<br />

Literaturversorgung für Forschungszwecke erhalten, z. B. die Möglichkeit,<br />

Lizenzen für E-Journals nutzen zu können, die die Universitätsbibliotheken<br />

erworben hat. Auch würde das BfArM durch die Zusammenarbeit<br />

mit Universitätsbibliotheken Zugang zu dem Doku-<br />

177


mentenlieferdienst internationaler Bibliotheken SUBITO erhalten, der<br />

die Online-Recherche wie auch die Bestellung <strong>und</strong> direkte Lieferung<br />

von Fachliteratur an den Benutzerarbeitsplatz ermöglicht.<br />

Das BfArM sollte in Zukunft verstärkt intensive Kooperationen mit<br />

anderen Einrichtungen <strong>und</strong> Wissenschaftlern aufbauen, die jeweils<br />

auf Teilarbeitsgebieten des Instituts tätig sind. Auch sollten Mittel für<br />

die Einladung von Gastwissenschaftlern bereitgestellt werden, die<br />

Gastvorträge auf Seminaren <strong>und</strong> Fortbildungsveranstaltungen des<br />

Instituts halten. Auf diese Weise soll ein besserer Wissenstransfer<br />

herbeigeführt werden. Generell bedarf die externe Kommunikation im<br />

Bereich der aufgabenbezogenen Forschung der nachhaltigen Intensivierung.<br />

Durch die Bewertungsberichte seiner Kommissionen über die Wirksamkeit<br />

von Arzneimitteln <strong>und</strong> durch die zentrale Erfassung von Nebenwirkungen<br />

verfügt das Institut über ein einzigartiges Datenmaterial<br />

mit Primärdaten <strong>und</strong> Erkenntnissen über Humanarzneimittel in<br />

ihrer Gesamtheit. Es wird dringend empfohlen, dass dieses Material<br />

externen Wissenschaftlern für Zwecke der epidemiologischen Forschung<br />

zu Verfügung gestellt wird. 19<br />

In Forschungsfragen sollte unter Beratung durch den Gemeinsamen<br />

Wissenschaftlichen Beirat eine verstärkte Zusammenarbeit <strong>und</strong> inhaltliche<br />

Abstimmung mit den anderen B<strong>und</strong>esinstituten im Geschäftsbereich<br />

des BMGS angestrebt werden. Eine gemeinsame<br />

Nutzung bestimmter Infrastrukturbereiche der B<strong>und</strong>esinstitute für<br />

Zwecke der Forschung ist zu erwägen.<br />

B.IV. Zusammenfassende Bewertung<br />

Das BfArM nimmt in Deutschland <strong>und</strong> auf europäischer Ebene wichtige<br />

hoheitliche Aufgaben auf dem Gebiet der Bewertung, Zulassung,<br />

Registrierung <strong>und</strong> kritischen Überwachung von Arzneimitteln <strong>und</strong><br />

Medizinprodukten wahr. Es erfüllt diese Aufgaben mit Engagement<br />

<strong>und</strong> hohem Personaleinsatz, kann aber dennoch nicht dieselbe Effizienz<br />

wie andere Arzneimittelzulassungseinrichtungen im Ausland<br />

vorweisen. Forschung wird nur in geringem Maße betrieben, obwohl<br />

diese laut „Gesetz über die Neuordnung zentraler Einrichtungen des<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens“ zu den Aufgaben des BfArM gehört. Ein Forschungsmanagement<br />

ist im BfArM bislang erst geplant, <strong>und</strong> es be-<br />

19<br />

In diesem Zusammenhang ist auf die organisatorischen <strong>und</strong> datenrechtlichen<br />

Ausführungen zu verweisen, die der <strong>Wissenschaftsrat</strong> für die statistische Infrastruktur<br />

in seinen <strong>Empfehlungen</strong> zur Stärkung wirtschaftswissenschaftlicher Forschung an den<br />

Hochschulen, in: <strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2002, Bd. I, Köln 2003, S. 283 ff,<br />

gegeben hat.<br />

178


steht kein konsistentes Forschungsprogramm. Die Leitungsstrukturen<br />

<strong>und</strong> der bisherige Zuschnitt der Aufgaben des BfArM gewähren für<br />

Forschung wenig Freiraum. Dennoch sind viele Mitarbeiter des BfArM<br />

engagiert <strong>und</strong> bereit, sich über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus für<br />

Forschung einzusetzen. Das BfArM hat seine Defizite auf diesem<br />

Gebiet erkannt <strong>und</strong> erste Schritte zum Ausbau des dienstaufgabenbezogenen<br />

Forschungsbereichs eingeleitet. Gute Forschung führt die<br />

Abteilung 4 (Experimentelle Pharmakologie <strong>und</strong> Toxikologie) durch.<br />

Ansätze zur Forschung bestehen in den Abteilungen 3 (Pharmazeutische<br />

Qualität) <strong>und</strong> 5 (Klinische Pharmakologie); diese Ansätze müssen<br />

baldmöglichst ausgebaut werden. Die für die Zulassungskompetenz<br />

sehr wichtigen klinischen Aspekte in Abteilung 6 (Klinische<br />

Pharmakologie <strong>II</strong>) müssen durch Forschung gestärkt werden. Eine<br />

Stärkung der Forschung ist ebenfalls in den Abteilungen 7 (Pharmakovigilanz)<br />

<strong>und</strong> 9 (Medizinprodukte) dringend erforderlich.<br />

Um die hoheitlichen Aufgaben in der Abwehr von Ges<strong>und</strong>heitsgefahren<br />

durch Verbesserung der Sicherheit von Arzneimitteln <strong>und</strong> die<br />

Risikoüberwachung von Medizinprodukten bestmöglich erfüllen zu<br />

können, ist eine wissenschaftliche Expertise der Mitarbeiter des<br />

BfArM auf einem hohen Niveau unabdingbar. Nur so können Souveränität<br />

in der Bearbeitung komplizierter Fälle <strong>und</strong> Entscheidungskompetenz<br />

gewährleistet werden. Eine qualitativ hoch stehende Erfüllung<br />

von hoheitlichen Aufgaben <strong>und</strong> eine gute Politikberatung auf aktuellem<br />

Forschungsstand bedürfen nach Auffassung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

einer eigenen Basis für Forschung in den speziellen Aufgabenbereichen<br />

des BfArM.<br />

Das BfArM sollte künftig sowohl gute Sek<strong>und</strong>ärforschung als auch in<br />

Bereichen, in denen dies sinnvoll erscheint, gr<strong>und</strong>lagenorientierte<br />

Primärforschung durchführen <strong>und</strong> sich dabei auf einige wenige Forschungsgebiete<br />

konzentrieren. Durch den gezielten Aufbau eines<br />

Forschungsfelds, das auf europäischer Ebene von besonderem Interesse<br />

ist, sollte sich das BfArM zu einem international beachteten<br />

Kompetenzzentrum mit Alleinstellungsmerkmalen entwickeln. Zur<br />

Verbesserung der Risikobewertung ist die Kompetenz auf dem Gebiet<br />

der Epidemiologie zu verstärken. Des Weiteren sollte das BfArM<br />

Themen für kooperative klinische Studien zu Fragen im öffentlichen<br />

Interesse auf seinem Arbeitsgebiet identifizieren <strong>und</strong> in die Scientific<br />

Community vermitteln. Für Studien, bei denen das BfArM Sponsor ist,<br />

könnte es Anregungen zum Forschungsdesign vermitteln, die wissenschaftliche<br />

Begleitung <strong>und</strong> Supervision übernehmen sowie eine<br />

kooperative Auswertung vornehmen.<br />

Um die Forschung im BfArM stärker zu etablieren, wird eine Umstrukturierung<br />

empfohlen. Hierfür sollte das BMGS eine Strukturkommissi-<br />

179


on aus externen Sachverständigen einrichten. Des Weiteren wird<br />

dem BMGS wird empfohlen, einen Teil der 130 zusätzlichen Stellen<br />

für die Nachzulassung, die Ende 2005 wegfallen werden, im BfArM<br />

zu belassen <strong>und</strong> für den Aufbau einer Forschungsbasis einzusetzen.<br />

Unabdingbare Maßnahmen für den Aufbau der Forschungsbasis sind<br />

− die schnelle Einführung der Position eines Forschungsdirektors<br />

mit weitgehenden Befugnissen auf Forschungsgebiet (Planung,<br />

Koordination <strong>und</strong> Überwachung der Durchführung von Forschung<br />

im BfArM, Verfügung über den Forschungsetat) in Abstimmung<br />

mit dem Wissenschaftlichen Beirat;<br />

− die baldmöglichste Einsetzung des geplanten intern besetzten<br />

Forschungsrats, der den Forschungsdirektor in allen wissenschaftlichen<br />

Angelegenheiten beraten sollte;<br />

− die Einrichtung eines Forschungsetats, mit dem sowohl die institutsinterne<br />

Forschung als auch nach außen vergebene Forschungsaufträge<br />

finanziert werden sollten, sowie Entwicklung eines<br />

transparenten Verfahrens zur Vergabe der Forschungsmittel<br />

<strong>und</strong> zum Einsatz der Stellen für die Forschung entwickelt werden.<br />

Der Forschungsetat des BfArM muss in der Aufbauphase von fünf<br />

Jahren mindestens auf 10 % des Gesamtetats steigen <strong>und</strong> sollte<br />

anschließend etappenweise bis zum Erreichen des Ausbauziels<br />

erhöht werden, dessen Umfang von der Planung im Rahmen der<br />

neuen Schwerpunktsetzung <strong>und</strong> des Forschungsprogramms abhängt.<br />

− die Formulierung eines konsistenten Forschungsprogramms, in<br />

dem die wissenschaftlichen Hauptarbeitsgebiete des Instituts <strong>und</strong><br />

die mittelfristigen Forschungsziele festgelegt werden. Die Zahl der<br />

für Forschung einzusetzenden Stellen (Vollzeitäquivalente) ist im<br />

Rahmen des Forschungsprogramms festzulegen.<br />

− die Entwicklung eines Verfahrens zur Themendefinition.<br />

− die Einrichtung intern rekrutierter, zeitlich befristeter Projektgruppen<br />

sowie von einer kleinen Zahl von fünf Jahre befristeten, international<br />

ausgeschriebenen Nachwuchsforschergruppen mit einer<br />

Ausrichtung auf BfArM-spezifische Gr<strong>und</strong>lagenforschung, die für<br />

die langfristige Entwicklung als prioritäre Schlüsselfelder des<br />

BfArM von der Strukturkommission <strong>und</strong> dem Forschungsrat definiert<br />

werden sollten.<br />

− Die Einführung eines Qualitätsmanagements. Die Aufgabe der<br />

regelmäßigen Qualitätskontrolle ist dem Wissenschaftlichen Beirat<br />

zu übertragen, der über die Ergebnisse seiner Forschungsevaluation<br />

direkt dem BMGS Bericht erstatten sollte. Bei der Besetzung<br />

180


von Leitungspositionen im BfArM, die künftig europaweit ausgeschrieben<br />

werden sollten, muss der Wissenschaftliche Beirat von<br />

Anfang eines solchen Verfahrens an zu Rate gezogen werden.<br />

− die dringend notwendige Verbesserung der Kommunikation zwischen<br />

den Abteilungen sowie zwischen Mitarbeitern <strong>und</strong> Leitungsebene<br />

auf wissenschaftlichem Gebiet, unter anderem durch<br />

Einführung eines regelmäßigen Kolloquiums <strong>und</strong> Einrichtung einer<br />

Stabsstelle für die Forschungsplanung.<br />

− eine Vernetzung des BfArM mit den für seine Arbeit relevanten<br />

Bereichen des gesamten Wissenschaftssystems durch verstärkte<br />

Kooperationen mit Universitäten <strong>und</strong> anderen Forschungseinrichtungen<br />

<strong>und</strong> Austausch auf Fachtagungen.<br />

− die schnellstmögliche Behebung der inakzeptablen Mängel bezüglich<br />

der IT-Vernetzung im BfArM, der computergestützten Datenerfassung<br />

<strong>und</strong> -analyse sowie der Kompatibilität seiner Software mit<br />

der anderer europäischer Zulassungsbehörden.<br />

181


Anhang 1-5<br />

182


Anhang 2<br />

Stellenplan des B<strong>und</strong>esinstituts für<br />

Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte<br />

(ohne Drittmittel)<br />

Stellenbezeichnung<br />

Wertigkeit der Stellen<br />

(Besoldungs- /<br />

Vergütungsgruppe)<br />

Stand: 15. Februar 2003<br />

Zahl der Stellen<br />

insgesamt (Soll)<br />

B6<br />

1,0<br />

Stellen für wissenschaftliches Personal B3<br />

B2/AT<br />

B1/A15/Ia<br />

A14/Ib<br />

A13/<strong>II</strong>a<br />

[Titel 42709] 1)<br />

1,0<br />

10,0<br />

86,0<br />

135,0<br />

100,5<br />

37,5<br />

Zwischensumme<br />

B1/A15/Ia<br />

371,0<br />

8,0<br />

Stellen für nichtwissenschaftliches Personal A14/Ib<br />

A13h/<strong>II</strong>a<br />

A13g<br />

A12/<strong>II</strong>I<br />

A11/IVa<br />

A10/IVb<br />

A9/Va/Vb<br />

A8/Vc<br />

A7/VIa/VIb<br />

A6/V<strong>II</strong><br />

V<strong>II</strong>-IXb<br />

A5/V<strong>II</strong>I<br />

A4<br />

X<br />

Arbeiter<br />

[Titel 42709] 1)<br />

13,0<br />

14,0<br />

10,0<br />

11,0<br />

21,0<br />

13,0<br />

95,5<br />

151,5<br />

54,0<br />

51,0<br />

30,5<br />

16,0<br />

1,0<br />

1,5<br />

25,2<br />

44,1<br />

Zwischensumme 560,3<br />

I n s g e s a m t 931,3<br />

1) kein Stellenplan mehr hinterlegt<br />

Quelle: BfArM<br />

183


Abteilung<br />

1 / N (Nach-)Zulassungsverfahren<br />

2 Besondere Therapierichtungen<br />

3 Pharmazeutische Qualität<br />

4 Exp. Pharmakologie u. Toxikologie<br />

5 Klinische Pharmakologie I<br />

6 Klinische Pharmakologie <strong>II</strong><br />

7 Pharmakovigilanz<br />

8 B<strong>und</strong>esopiumstelle<br />

9 Medizinprodukte<br />

E Europäische Verfahren<br />

Leitung<br />

Insgesamt<br />

Anhang 3<br />

Verteilung der Stellen für wissenschaftliches Personal<br />

im B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte<br />

auf die einzelnen Arbeitsbereiche (Ist)<br />

institutionelle Stellen<br />

drittmittelfinanzierte Beschäftigungsverhältnisse<br />

(VZÄ)<br />

Doktorandenstellen<br />

insgesamt<br />

darunter<br />

befristet<br />

besetzt<br />

darunter<br />

unbesetzt<br />

insgesamt<br />

darunter<br />

befristet<br />

besetzt<br />

darunter<br />

unbesetzt<br />

insgesamt<br />

darunter<br />

befristet<br />

besetzt<br />

darunter<br />

unbesetzt<br />

41,25 3,00 1,00 - -<br />

- - - -<br />

42,50 7,00 - - -<br />

- - - -<br />

90,00 18,00 - - -<br />

- - - -<br />

28,00 - - 1,00 1,00 - - - -<br />

37,00 3,00 5,00 - - - - - -<br />

32,50 4,50 4,00 - - - - - -<br />

25,50 1,00 3,00 - - - - - -<br />

10,00 - - - - - - - -<br />

23,00 - - - - - - - -<br />

17,50 1,00 1,00 - - - - - -<br />

7,00 - - - - - - - -<br />

354,25 37,50 14,00 1,00 1,00 - - - -<br />

Stand: 15. Februar 2003<br />

Stellen für wissenschaftliches<br />

Personal insgesamt<br />

insgesamt<br />

darunter<br />

befristet<br />

besetzt<br />

darunter<br />

unbesetzt<br />

41,25<br />

3,00<br />

1,00<br />

42,50<br />

7,00<br />

-<br />

90,00<br />

18,00<br />

-<br />

29,00<br />

1,00<br />

-<br />

37,00<br />

3,00<br />

5,00<br />

32,50<br />

4,50<br />

4,00<br />

25,50<br />

1,00<br />

3,00<br />

10,00<br />

-<br />

-<br />

23,00<br />

-<br />

-<br />

17,50<br />

1,00<br />

1,00<br />

7,00<br />

-<br />

-<br />

355,25<br />

38,50<br />

14,00<br />

184


Anhang 4<br />

Übersicht über das Verfahren der Bearbeitung eines nationalen Zulassungsantrags<br />

Pharmazeutischer<br />

Unternehmer<br />

Zulassungsantrag<br />

BfArM<br />

Registratur<br />

Datenerfassung<br />

Wissenschaftliche<br />

Dokumentation<br />

Clearingstelle<br />

Vorprüfung<br />

Vollständigkeitsprüfung<br />

Projektbegleitung<br />

Koordination<br />

Formalpharmazie<br />

Pharmazeutische<br />

Qualität<br />

Experiment.<br />

Pharmakologie<br />

&<br />

Toxikologie<br />

Klin. Pharmakologie<br />

Inhaltliche Prüfung - Erstellung von <strong>Stellungnahmen</strong><br />

Verfahrensabschluss<br />

Quelle: BfArM<br />

185


Anhang 5<br />

Verzeichnis der vom B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel<br />

<strong>und</strong> Medizinprodukte eingereichten Unterlagen<br />

− Antworten auf den Fragebogen des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

− Kurzer Abriss der Geschichte des BfArM<br />

− Organigramm<br />

− Gesetz über die Neuordnung zentraler Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

− Geschäftsordnung des Wissenschaftlichen Beirats einschl. Präambel<br />

− Kurzdarstellung des Instituts <strong>und</strong> der Aufgaben<br />

− Darstellung der Abteilungen <strong>und</strong> querschnittsorientierten Funktionen<br />

− Forschungsbericht <strong>und</strong> Themen 1998-2002<br />

− B<strong>und</strong>eshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2003, Kapitel 15 10<br />

− Stellenplan, Stellenverteilungsplan, Mitarbeiterlisten<br />

− Übersicht über die Aufgaben des BfArM im Rahmen von nationalen,<br />

europäischen <strong>und</strong> internationalen Rechtsvorschriften (legislative<br />

<strong>und</strong> exekutive) <strong>und</strong> Abkommen<br />

− Liste der gesetzlich vorgeschriebenen Gremien, deren Geschäftsstellen<br />

im BfArM angesiedelt sind<br />

− Liste der internationalen Organisationen, in deren Gremien Mitarbeiter/-innen<br />

des BfArM als Mitglieder oder in Vorsitzendenfunktion<br />

tätig sind, einschl. ggf. Liste der spezifischen Aufgaben größeren<br />

Umfangs, die im Rahmen der Mitgliedschaft dem BfArM übertragen<br />

wurden<br />

− Übersicht über die Mitgliedschaft von Wissenschaftler/-innen des<br />

BfArM in beratenden Gremien der B<strong>und</strong>esregierung sowie ggf.<br />

von Landesministerien<br />

− Überblick über einzelne Aufgaben oder Teilaufgaben, die in den<br />

letzten drei Jahren nach außen vergeben wurden, mit Angabe des<br />

Themas, des Auftragnehmers, der Befristung, des Verfahrens der<br />

Auftragsvergabe, des finanziellen Umfangs <strong>und</strong> der Qualitätskontrolle<br />

− Liste der eingeworbenen Drittmittel der letzten sechs Jahre<br />

186


− Publikationen 1999-2001<br />

− Listen zu abgeschlossenen Promotions- <strong>und</strong> Habilitationsarbeiten,<br />

Lehrveranstaltungen von Mitarbeitern des BfArM an Hochschulen,<br />

größerer Veranstaltungen der wissenschaftlich/technischen Aus-,<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung, Gastwissenschaftlern, wissenschaftlichen<br />

Veranstaltungen des BfArM, Auslandsaufenthalten, Gremienzugehörigkeit<br />

− Liste der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats<br />

− Protokolle des Wissenschaftlichen Beirats<br />

− Liste zu Kooperationsverträgen mit Universitäten, Fachhochschulen,<br />

Forschungsinstituten, Firmen etc. mit Kurzangaben zu Inhalt<br />

<strong>und</strong> Umfang<br />

187


188


Stellungnahme zur<br />

Stiftung Weimarer Klassik<br />

<strong>und</strong> Kunstsammlungen<br />

vom Juni <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 190<br />

A. Kenngrößen der SWKK 191<br />

B. Auftrag 191<br />

C. Wissenschaftliche <strong>und</strong> kulturelle Leistungen 192<br />

D. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 194<br />

E. Stellungnahme <strong>und</strong> <strong>Empfehlungen</strong> 194<br />

Anlage<br />

Bewertungsbericht zur Stiftung Weimarer Klassik<br />

<strong>und</strong> Kunstsammlungen (SWKK) 197<br />

189


Vorbemerkung<br />

Der Freistaat Thüringen hat den <strong>Wissenschaftsrat</strong> anlässlich der Fusion<br />

der Stiftung Weimarer Klassik mit den Kunstsammlungen zu<br />

Weimar zum 1. Januar 2003 <strong>und</strong> den damit einhergehenden strukturellen<br />

<strong>und</strong> personellen Veränderungen um eine Begutachtung der<br />

SWKK gebeten. Neben den Direktionen Goethe-Schiller-Archiv, Herzogin<br />

Anna Amalia Bibliothek sowie der neu gebildeten Direktion<br />

Forschung <strong>und</strong> Bildung sollte auch die Direktion Museen (Kunstsammlungen<br />

<strong>und</strong> Goethe-Nationalmuseum) in die Evaluierung einbezogen<br />

werden. Eckpunkte für die Evaluation der SWKK sind nach<br />

Wunsch des Landes:<br />

− Bedeutung <strong>und</strong> Positionierung der Stiftung im nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Vergleich;<br />

− wissenschaftliche Leistungsfähigkeit, Entwicklungsstand <strong>und</strong> Entwicklungspotential<br />

unter Berücksichtigung bisheriger <strong>und</strong> künftiger<br />

Schwerpunktsetzungen der Stiftung;<br />

− Bewertung der Arbeit der Stiftung im Hinblick auf ihren gesetzlichen<br />

Auftrag <strong>und</strong> unter Berücksichtigung des dynamischen Umfeldes<br />

der Stiftung;<br />

− Bewertung der Struktur, Organisation <strong>und</strong> Ausstattung (auch Personal<br />

<strong>und</strong> Qualifikation der Mitarbeiter) der Stiftung im Hinblick auf<br />

ihren gesetzlichen Auftrag, unter Berücksichtigung des dynamischen<br />

Umfeldes der Stiftung;<br />

− Bewertung der Struktur, Organisation <strong>und</strong> Ausstattung (auch Personal<br />

<strong>und</strong> Qualifikation der Mitarbeiter) der Stiftung im Hinblick auf<br />

ihren Beitrag zur Aufgabenerfüllung.<br />

In seinen Sitzungen vom Januar 2003 hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> beschlossen,<br />

das Bewertungsverfahren zur SWKK in der ersten Jahreshälfte<br />

<strong>2004</strong> durchzuführen, <strong>und</strong> eine entsprechende Bewertungsgruppe<br />

eingesetzt. In dieser Bewertungsgruppe haben auch Sachverständige<br />

mitgewirkt, die nicht Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

sind. Ihnen ist der <strong>Wissenschaftsrat</strong> zu besonderem Dank verpflichtet.<br />

Die Bewertungsgruppe hat die SWKK am 29./30. März <strong>2004</strong> besucht<br />

<strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses Besuchs sowie der vom Institut vorgelegten<br />

Informationen den vorliegenden Bewertungsbericht vorbereitet.<br />

Der Evaluationsausschuss des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es hat auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieses Bewertungsberichts am 4. Juni <strong>2004</strong> die wissen-<br />

190


schaftspolitische Stellungnahme erarbeitet. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat<br />

die Stellungnahme am 16. Juli <strong>2004</strong> verabschiedet.<br />

A. Kenngrößen der SWKK<br />

Die Stiftung Weimarer Klassik <strong>und</strong> Kunstsammlungen (SWKK) ist<br />

eine öffentlich rechtliche Stiftung mit Sitz in Weimar, die 1991 als<br />

Nachfolgeeinrichtung der „Nationalen Forschungs- <strong>und</strong> Gedenkstätten“<br />

der DDR eingerichtet wurde. Im Januar 2003 fusionierte die Stiftung<br />

mit den Kunstsammlungen zu Weimar.<br />

Zur SWKK gehören die Klassikerstätten, die als Weltkulturerbe in die<br />

UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden (u. a.<br />

Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv, Goethe Nationalmuseum, Goethe<br />

Wohnhaus, Herzogin Anna Amalia Bibliothek) sowie weitere historische<br />

Häuser, Schlösser <strong>und</strong> Parks.<br />

Organe der Stiftung sind der Stiftungsrat <strong>und</strong> der Präsident; weitere<br />

Gremien sind das Direktorium <strong>und</strong> die Referenten-Arbeitsgruppe.<br />

Der Wirtschaftsplan der Stiftung weist für das Jahr 2003 Ausgaben in<br />

Höhe von 17,2 Mio. Euro aus, davon entfallen 12,2 Mio. Euro auf<br />

Personalausgaben <strong>und</strong> 4,8 Mio. Euro auf sächliche Ausgaben. Hinzu<br />

kommen Projektfördermittel des B<strong>und</strong>es in Höhe von 5,4 Mio. Euro<br />

für den Erweiterungsbau der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Der<br />

Zuschuss des B<strong>und</strong>es betrug im Jahr 2003 5,4 Mio. Euro, der des<br />

Landes 6,8 Mio. Euro <strong>und</strong> der der Stadt Weimar lag bei 2,0 Mio. Euro.<br />

Die gesamte SWKK verfügte im Jahr 2003 über 306,5 gr<strong>und</strong>finanzierte<br />

Stellen (einschließlich Bauten <strong>und</strong> Gärten sowie Verwaltung),<br />

darunter 65 Stellen für wissenschaftliches Personal, davon sieben auf<br />

die Abteilung Bauten <strong>und</strong> Gärten.<br />

Die Drittmitteleinwerbung ist von 703 T€ im Jahr 2000 auf 1.350 T€<br />

im Jahr 2002 angestiegen. Knapp 44 % der Drittmittel im Zeitraum<br />

2000 bis 2002 entfielen auf Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft.<br />

B. Auftrag<br />

Nach § 2 der Satzung ist der Zweck der Stiftung „das Bewahren, das<br />

Erschließen <strong>und</strong> das Erforschen der Stätten <strong>und</strong> Sammlungen der<br />

klassischen deutschen Litera-stur in Weimar <strong>und</strong> Thüringen sowie die<br />

Kunstsammlungen zu Weimar als einzigartiges Zeugnis der deutschen<br />

Kultur in ihrer Einheit zu ergänzen <strong>und</strong> zu vermitteln. Die Stiftung<br />

hat die Aufgabe, die an den Orten ihrer Entstehung erhaltenen<br />

Sammlungen in ihrem historischen, von der Aufklärung bis zur Gegenwart<br />

reichenden Zusammenhang erfahrbar zu machen <strong>und</strong> zu<br />

191


einem in Deutschland <strong>und</strong> der Welt wirksamen Zentrum der Kultur,<br />

der Wissenschaft <strong>und</strong> der Bildung fortzuentwickeln.“<br />

C. Wissenschaftliche <strong>und</strong> kulturelle Leistungen<br />

Die Stiftung Weimarer Klassik <strong>und</strong> Kunstsammlungen ist eine der<br />

wichtigsten Kulturstiftungen Deutschlands. Aufgr<strong>und</strong> der einmaligen<br />

Sammlungen zur klassischen Zeit, die teilweise in die Liste des U-<br />

NESCO-Weltkulturerbes aufgenommen sind, kommt ihr sowohl national<br />

als auch international in kultureller <strong>und</strong> historischer Hinsicht große<br />

Bedeutung zu. Mit der Fusion der Kunstsammlungen am 1. Januar<br />

2003 sind wichtige Bereiche des historischen Erbes einschließlich<br />

der Moderne hinzugekommen, die die Einzigartigkeit Weimars ausmachen.<br />

Hervorgegangen aus den „Nationalen Forschungs- <strong>und</strong> Gedenkstätten“<br />

der DDR ist der Stiftung keine überzeugende inhaltliche Neustrukturierung<br />

gelungen. Der Gr<strong>und</strong> hierfür ist in erster Linie in den<br />

überkommenen Strukturen zu sehen, da die Stiftung nicht wie die<br />

Hochschulen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen nach der Wende evaluiert<br />

wurde. Auch die Fusion mit den Kunstsammlungen, die eine<br />

Neuausrichtung ermöglichen sollte, hat nicht zu der gewünschten<br />

Konsolidierung geführt. Die Intention, mit Querschnittsabteilungen<br />

<strong>und</strong> speziell der Querschnittsdirektion Forschung <strong>und</strong> Bildung eine<br />

Aufweichung der Versäulung zu erreichen, war bisher ebenfalls nicht<br />

erfolgreich. Insgesamt fehlt ein umfassendes Konzept mit eindeutigen<br />

Schwerpunktsetzungen, das sowohl dem Anspruch der Einmaligkeit<br />

der Sammlungen in Weimar als auch der wissenschaftlichen Nutzbarkeit<br />

der Bestände genügt.<br />

Das Bestreben des seit 2001 amtierenden Präsidenten, die Stiftungsarbeit<br />

auf die beiden Säulen Weimarer Klassik <strong>und</strong> Goethezeit<br />

sowie die Moderne an der Wende des 19. zum 20. Jahrh<strong>und</strong>ert zu<br />

fokussieren, leuchtet auf den ersten Blick zwar ein, ist aber als Konzept<br />

für die Neuausrichtung insgesamt nicht überzeugend, weil die<br />

wissenschaftliche Schwerpunktsetzung weitgehend unscharf bleibt.<br />

Die satzungsgemäßen Aufgaben der Stiftung werden in den einzelnen<br />

Bereichen unterschiedlich durchgeführt. Forschung wird in den<br />

sammlungsbezogenen Bereichen (Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv, Herzogin<br />

Anna Amalia Bibliothek, Museen) zu einem großen Teil im Sinne<br />

wissenschaftlicher Servicetätigkeiten betrieben. Für alle drei<br />

sammlungsbezogenen Bereiche kann festgestellt werden, dass umfangreiche<br />

<strong>und</strong> weitgehend gute Erschließungsarbeit geleistet wird,<br />

die für weitere wissenschaftliche Arbeit, wie die Organisation von<br />

Wechselausstellungen, Erstellung von Bibliographien <strong>und</strong> Editionen,<br />

192


eine gute Gr<strong>und</strong>lage bildet. Zu kritisieren ist jedoch die Dauer der<br />

Projekte, die sich teilweise über Jahrzehnte hinzieht.<br />

Im Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv sind wichtige gr<strong>und</strong>legende Arbeiten<br />

entstanden, die für die Editionsarbeit bedeutsam sind. Die Arbeiten<br />

werden allerdings noch mit veralteten Verarbeitungstechniken durchgeführt;<br />

auch hier sind die Zeiträume für die einzelnen Projekte zu<br />

lang. Die Abteilung Editionen des Archivs leistet f<strong>und</strong>ierte Goetheforschung,<br />

die in der wissenschaftlichen Community anerkannt ist. An<br />

dem Editionsauftrag sollte festgehalten werden, aber es ist angeraten,<br />

künftig den Schwerpunkt der Editionsarbeiten auf die Goethe-<br />

Ausgaben zu legen.<br />

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek hat als Forschungsbibliothek<br />

mit der Digitalisierung der Bestände <strong>und</strong> den Forschungsbeiträgen in<br />

Form von Bibliographien bemerkenswerte Leistungen erreicht. Die<br />

mit der Inbetriebnahme des neuen Gebäudes geplante Neuorganisation<br />

der Dienstleistungen <strong>und</strong> weiterer Erschließungsarbeiten ist ü-<br />

berzeugend. Gleichwohl besteht ein größerer Nachholbedarf im Bereich<br />

der EDV.<br />

Zwar hat die Direktion Museen mit ihren unterschiedlichen <strong>und</strong> einmaligen<br />

Sammlungen wertvolle Erschließungsarbeit geleistet, die<br />

eine gute Gr<strong>und</strong>lage für wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Arbeiten <strong>und</strong><br />

Wechselausstellungen bildet. Es fehlen jedoch überzeugende Konzepte<br />

für die Einzelsammlungen. Dies gilt insbesondere für die anspruchsvolle<br />

ständige Ausstellung „Wiederholte Spiegelungen“ im<br />

Goethe Nationalmuseum, die in ihrer Wirkung auf das breite Publikum<br />

sehr begrenzt ist. Darüber hinaus fehlt ein übergreifendes Konzept,<br />

das sich auf die tragenden Elemente der Weimarer Klassik bezieht<br />

<strong>und</strong> in das die einzelnen Sammlungen integriert werden können.<br />

Die Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung, die als Querschnittsbereich<br />

eingerichtet wurde, hat sich entgegen der eigentlichen Intention als<br />

eigenständige Abteilung neben den anderen Bereichen entwickelt;<br />

sie sollte in dieser Form nicht weitergeführt werden. Der neu eingeführte<br />

Begriff „Bildung“ ist konzeptionell nicht konkretisiert <strong>und</strong> so für<br />

die geplante Errichtung der Wieland-Forschungsstelle nicht tragfähig.<br />

Eine stiftungsübergreifende EDV-Vernetzung ist überfällig. Gr<strong>und</strong> für<br />

ein fehlendes EDV-Konzept ist in der unterschiedlichen Zielorientierung<br />

der einzelnen Direktionen zu suchen.<br />

Im Rahmen des SFB 482 (Ereignis Weimar – Jena. Kultur um 1800)<br />

hat sich eine gute Zusammenarbeit der Stiftung mit der Universität<br />

Jena, der Bauhaus-Universität <strong>und</strong> der Franz-Liszt-Musikhochschule<br />

ergeben. Diese Kooperationsbeziehungen sind zu begrüßen. Durch<br />

193


gemeinsame Berufungen könnte noch eine stärkere Verzahnung mit<br />

der Universitätslandschaft erreicht werden.<br />

Die von einzelnen Bereichen der Stiftung veröffentlichten Bibliographien,<br />

Editionen <strong>und</strong> Kataloge zu Ausstelllungen sind wissenschaftlich<br />

gut f<strong>und</strong>iert. Eine Stärkung der wissenschaftlichen Arbeiten durch<br />

verstärkte Einwerbung von Drittmittelprojekten ist angeraten.<br />

D. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

In der Leitung der Stiftung hat der Präsident nach der Satzung das<br />

Letztentscheidungsrecht. Die Wahrnehmung der Entscheidungsbefugnis<br />

durch den Präsidenten wird in der Praxis allerdings durch das<br />

in der Satzung ausdrücklich eingeräumte Mit-spracherecht der Direktoren<br />

eingeschränkt. Dies führt zu Schwierigkeiten bei der inhaltlichen<br />

Neustrukturierung der Stiftung; wichtige Entscheidungen werden<br />

verzögert oder sogar abgeblockt. Geeignete Maßnahmen zur Stärkung<br />

der Leitung sind notwendig. Hierzu ist eine Satzungsänderung<br />

erforderlich.<br />

Der Stiftungsrat nimmt laut Satzung im Zusammenwirken der politischen<br />

Vertreter mit den wissenschaftlichen Sachverständigen auch<br />

die Aufgabe eines Wissenschaftlichen Beirates wahr. Die Funktion<br />

der internen Qualitätskontrolle wurde bislang jedoch nicht überzeugend<br />

erfüllt. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> ist der Auffassung, dass die fachliche<br />

Beratung <strong>und</strong> Qualitätskontrolle, insbesondere in der Phase der<br />

inhaltlichen Neustrukturierung der Stiftung, außerordentlich wichtig ist<br />

<strong>und</strong> deshalb ein Wissenschaftlicher Beirat dringend erforderlich ist.<br />

Ein weiteres Problem der Stiftung besteht in der Verkrustung der<br />

Personalstruktur, die dem Umstand geschuldet ist, dass alle Mitarbeiter<br />

nach der Wende ohne Evaluation in die Nachfolgeeinrichtung der<br />

Nationalen Forschungs- <strong>und</strong> Gedenkstätten auf unbefristete Stellen<br />

übernommen wurden. Dadurch wird eine flexible Reaktion auf Veränderungen<br />

in Arbeitsbereichen der Stiftung unmöglich gemacht. Es ist<br />

daher dringend angeraten, geeignete Maßnahmen zur Flexibilisierung<br />

der Personalstruktur zu ergreifen, z. B. durch personelle Umschichtungen<br />

auf der Basis eines zentralen Stellenpools.<br />

E. Stellungnahme <strong>und</strong> <strong>Empfehlungen</strong><br />

Der Stiftung Weimarer Klassik <strong>und</strong> Kunstsammlungen kommt national<br />

<strong>und</strong> international eine große Bedeutung zu, der aber die Einrichtung<br />

in ihrer derzeitigen Struktur <strong>und</strong> Organisation nicht gerecht wird.<br />

Sie verfügt in ihren einzelnen Bereichen über bedeutende Sammlungen<br />

zur Weimarer Klassik <strong>und</strong> ist neben der Herzog August-<br />

194


Bibliothek in Wolfenbüttel <strong>und</strong> dem Deutschen Literaturarchiv/Schiller-Nationalmuseum<br />

das wichtigste Zentrum für die Rezeption der<br />

Klassik.<br />

Die Formulierung von Kernaufgaben <strong>und</strong> eine Fokussierung sowohl<br />

auf Schwerpunkte als auch auf die wissenschaftliche Nutzbarmachung,<br />

die der Einmaligkeit <strong>und</strong> dem großen Potenzial der Stiftung<br />

Rechnung tragen, sind bislang nicht gelungen. Gr<strong>und</strong> hierfür sind<br />

u. a. Defizite in der Organisationsstruktur. Hieraus ergibt sich die<br />

Forderung nach einer tief greifenden Reform der Stiftung, die nur<br />

gelingen kann, wenn hierfür ein umfassendes stringentes Konzept<br />

erarbeitet <strong>und</strong> Strukturänderungen, insbesondere auf der Leitungsebene,<br />

umgesetzt werden.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfiehlt daher, eine Strukturkommission einzusetzen,<br />

die ein Konzept für die organisatorische <strong>und</strong> inhaltliche<br />

Neustrukturierung der Stiftung entwickelt, das dem <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

so bald wie möglich vorgelegt werden soll. 1 Damit soll ein Neuanfang<br />

gesetzt werden. Dies erscheint unabdingbar, wenn die gewünschte<br />

nationale <strong>und</strong> internationale Sichtbarkeit der Stiftung erreicht werden<br />

soll.<br />

Bei der Erarbeitung des Konzeptes sollte die Strukturkommission<br />

unter anderem folgende Punkte einbeziehen:<br />

− Es müssen die Kernaufgaben für die wissenschaftliche Arbeit<br />

festgelegt werden, die sich aus dem wertvollen Potenzial der<br />

Sammlungen ergeben. In diesem Zusammenhang sollte geprüft<br />

werden, ob alle Bereiche der kürzlich übernommenen Kunstsammlungen<br />

inhaltlich sinnvoll mit den Kernaufgaben der Stiftung<br />

in Zusammenhang stehen. In diesem Zusammenhang sollte die<br />

Möglichkeit eines Anknüpfens an das frühere Nietzsche-Kolleg<br />

geprüft werden.<br />

− Der Leiter der Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung scheidet 2006<br />

aus. Die Direktion sollte aufgelöst werden. Stattdessen könnten<br />

ein Forschungsreferat beim Präsidenten sowie die Position eines<br />

wissenschaftlichen Direktors, etwa durch gemeinsame Berufung<br />

mit der Universität Jena, geschaffen werden. Ziel ist, zu einer<br />

stärkeren Einbindung der Stiftung in die nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Forschungslandschaft beizutragen.<br />

− Es sollte ein Wissenschaftlicher Beirat errichtet werden, der die<br />

fachlichen Bereiche der Stiftung abdeckt, <strong>und</strong> der die Phase der<br />

1<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> schlägt vor, dass die Strukturkommission, die vom Stiftungsrat<br />

eingesetzt werden sollte, vom Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

geleitet wird.<br />

195


Neuausrichtung der Stiftung intensiv beratend begleitet. Der Beiratsvorsitzende<br />

sollte Sitz <strong>und</strong> Stimme im Stiftungsrat haben.<br />

− Der Stiftungsrat sollte künftig die Aufgaben eines Aufsichtsgremiums<br />

wahrnehmen. Es sollte geprüft werden, ob der Stiftungsrat<br />

um Mitglieder aus der Wirtschaft, den kooperierenden Hochschulen<br />

<strong>und</strong> dem öffentlichen Leben ergänzt werden sollte.<br />

− Zur Flexibilisierung der Personalstruktur sollte ein zentraler Stellenpool<br />

eingerichtet werden, in den alle frei werdenden Stellen<br />

einfließen. In der Übergangsphase dürfen alle Personalrekrutierungen<br />

<strong>und</strong> alle Vertragsverlängerungen sowie Investitionen nur<br />

mit Zustimmung der Zuwendungsgeber erfolgen.<br />

− Um die Digitalisierung der Bestände <strong>und</strong> die Vernetzung der einzelnen<br />

Aufgabenbereiche der Stiftung voranzutreiben, muss die<br />

EDV-Abteilung gestärkt werden. Um die Stelle angemessen besetzen<br />

zu können, muss die Leiterstelle entsprechend dotiert sein.<br />

− Die Stiftung sollte die von den Hochschulen der Region angebotenen<br />

Möglichkeiten für gemeinsame Berufungen prüfen. Kooperationen<br />

sollten über Thüringen hinaus <strong>und</strong> auch international gesucht<br />

werden.<br />

− Die Frage der Weiterführung der Regestausgabe der Goethe-<br />

Briefe <strong>und</strong> anderer Langzeitvorhaben des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-<br />

Archivs muss kritisch geprüft werden.<br />

196


ANLAGE<br />

Bewertungsbericht zur<br />

Stiftung Weimarer Klassik<br />

<strong>und</strong> Kunstsammlungen (SWKK)<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 198<br />

A. Darstellung 198<br />

I. Entwicklung, Ziele, Aufgaben 198<br />

<strong>II</strong>. Arbeitsschwerpunkte 202<br />

<strong>II</strong>I. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 209<br />

IV. Veröffentlichungen, Tagungen <strong>und</strong> Ausstellungen 217<br />

V. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre <strong>und</strong> der<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 220<br />

VI. Künftige Entwicklung 223<br />

B. Bewertung 224<br />

I. Zur wissenschaftlichen <strong>und</strong> kulturellen Bedeutung 224<br />

<strong>II</strong>. Zu den Arbeitsschwerpunkten 227<br />

<strong>II</strong>I. Zur Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 233<br />

IV. Zu Veröffentlichungen, Ausstellungen <strong>und</strong><br />

Tagungen 236<br />

V. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre 236<br />

VI. Zusammenfassende Bewertungen 237<br />

Anhang 1-5 239<br />

197


Vorbemerkung<br />

Der vorliegende Bewertungsbericht zur Stiftung Weimarer Klassik<br />

<strong>und</strong> Kunstsammlungen ist in zwei Teile gegliedert. Der darstellende<br />

Teil ist mit der Stiftung abschließend auf die richtige Wiedergabe der<br />

Fakten abgestimmt worden. Der Bewertungsteil gibt die Einschätzung<br />

der wissenschaftlichen Leistungen, Strukturen <strong>und</strong> Organisationsmerkmale<br />

wieder.<br />

A. Darstellung<br />

A.I. Entwicklung, Ziele, Aufgaben<br />

Die Stiftung Weimarer Klassik <strong>und</strong> Kunstsammlungen (SWKK) ist<br />

historisch gewachsen durch Auf- <strong>und</strong> Ausbau der kulturellen Stätten<br />

der deutschen Klassik <strong>und</strong> der nachfolgenden so genannten „silbernen“<br />

Epoche. Der Nukleus dieses historischen Ensembles deutscher<br />

Klassikerstätten besteht aus dem 1885 gegründeten Goethearchiv<br />

mit dem gesamten handschriftlichen Nachlass Goethes (seit 1889<br />

Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv) <strong>und</strong> dem 1886 gegründeten Goethe-<br />

Nationalmuseum. Zu Zeiten der DDR waren diese Einrichtungen<br />

einschließlich der seit 1969 mit der Thüringischen Landesbibliothek<br />

Weimar (gegründet 1691) vereinigten „Zentralbibliothek der deutschen<br />

Klassik“ (1991 umbenannt in Herzogin Anna Amalia Bibliothek)<br />

in den „Nationalen Forschungs- <strong>und</strong> Gedenkstätten der klassischen<br />

deutschen Literatur in Weimar“ zusammengefasst. 1991 wurden sie<br />

in die Stiftung Weimarer Klassik überführt. Bis zu der Fusion mit den<br />

Weimarer Kunstsammlungen im Jahre 2003 umfasste die Stiftung in<br />

der Museumsdirektion das Goethe-Nationalmuseum mit Goethe-<br />

Wohnhaus <strong>und</strong> Ausstellung „Weimarer Klassik“; außerdem das<br />

Nietzsche-Archiv, das Schiller-Wohnhaus mit Museum, das Liszt-<br />

Haus, weitere 16 historische Häuser wie das Kirms-Krackow-Haus in<br />

Weimar sowie die Schlösser in Tiefurt, Großkochberg oder Dornburg<br />

sowie Erinnerungsstätten wie Bauerbach, Stützerbach <strong>und</strong> Gabelbach<br />

im Thüringer Wald. Weitere Direktionen bildeten die Herzogin<br />

Anna Amalia Bibliothek sowie das Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv. Das<br />

früher der Verwaltungsdirektion zugeordnete Bau- <strong>und</strong> Gartendezernat<br />

betreute sieben Parkanlagen in Weimar <strong>und</strong> Umgebung (Ilmpark,<br />

Belvedere, Ettersburg, Tiefurt, Großkochberg, Dornburg <strong>und</strong> Oßmannstedt)<br />

sowie zahlreiche Haus- <strong>und</strong> Küchengärten. Das Klassische<br />

Weimar wurde 1998 in die Welterbeliste der UNESCO ebenso<br />

aufgenommen wie die baulichen Hinterlassenschaften des Weimarer<br />

Bauhauses. Im Jahre 2001 wurde der handschriftliche Nachlass Goe-<br />

198


thes in das UNESCO Register „Memory of the World“ - das Gedächtnis<br />

der Menschheit aufgenommen.<br />

Die Umwandlung der „Nationalen Forschungs- <strong>und</strong> Gedenkstätten“<br />

der DDR in eine öffentlich rechtliche Stiftung im Jahre 1991 wurde<br />

nach Aussage der SWKK auf der Basis der alten Strukturen vorgenommen.<br />

In dem folgenden Zeitraum von gut zehn Jahren wurde<br />

eine Sanierung wichtiger Einrichtungen mit Hilfe des Landes, des<br />

B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Stadt Weimar durchgeführt. Sie war hauptsächlich<br />

darauf gerichtet, die vorhandenen Bestände <strong>und</strong> Einrichtungen aus<br />

der Zeit des klassischen Weimar zu erhalten. Allmählich wurde eine<br />

Neuausrichtung der Stiftung eingeleitet, die ihren Ausdruck auch in<br />

der Fusion der Stiftung mit den Kunstsammlungen zu Weimar fand;<br />

sie führt ihre Arbeiten als „Stiftung Weimarer Klassik <strong>und</strong> Kunstsammlungen“<br />

(SWKK) weiter. „Ziel dieser Zusammenführung ist vor<br />

allem, all das in einer Stiftung zu betreuen <strong>und</strong> fortzuentwickeln, was<br />

kulturgeschichtlich <strong>und</strong> von seiner Bedeutung her tatsächlich zusammengehört.<br />

Mit der Fusion entsteht ein in Deutschland einzigartiges<br />

Ensemble von Sammlungen <strong>und</strong> Denkmälern.“ 2 Neben den<br />

Sammlungen zu Literatur <strong>und</strong> Kultur der deutschen Klassik mit dem<br />

Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek,<br />

dem Goethe Nationalmuseum gehören nun mit dem Schlossmuseum,<br />

dem Neuen Museum, dem Bauhaus-Museum, den Sammlungen<br />

Angewandter Kunst im Museum Schloss Belvedere <strong>und</strong> der Villa<br />

Henry van de Veldes wichtige Bestandteile bildender <strong>und</strong> angewandter<br />

Kunst von der frühen Neuzeit bis in das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert zur Stiftung.<br />

Teilweise wurden die Sammlungen schon um 1700 von Herzog<br />

Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar begründet.<br />

Die einzelnen Sammlungen enthalten u. a. folgende Bestände:<br />

Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv: 121 handschriftliche Nachlässe vor allem<br />

von Dichtern, Schriftstellern <strong>und</strong> deren Kontaktpersonen, von<br />

Philosophen, Philologen <strong>und</strong> Wissenschaftlern, von Musikern <strong>und</strong><br />

bildenden Künstlern des 18. bis 20. Jahrh<strong>und</strong>erts; elf Institutionenbestände,<br />

vor allem von Verlagen <strong>und</strong> literarischen Gesellschaften,<br />

eine Autographensammlung von ca. 3000 Autoren.<br />

Goethe Nationalmuseum: Goethes umfangreiche eigene Sammlungen,<br />

kustodischer Bestand mit Schwerpunkt 1750–1850, Gemälde,<br />

Skulpturen, Druckgraphik, Handzeichnungen, Münzen, Medaillen.<br />

Kunstsammlungen: Malerei <strong>und</strong> Skulpturen des Mittelalters, Malerei<br />

aus der Zeit der Reformation mit der Cranach-Galerie, niederländi-<br />

2<br />

Hellmut Th. Seemann: Auf dem Weg in eine neue Stiftung, in: Stiftung Weimarer<br />

Klassik: Jahresbericht 2001/2002, S. 8.<br />

199


sche Kunst, Kunst des Klassizismus bis zur Weimarer Malerschule<br />

(19./20. Jahrh<strong>und</strong>ert), Möbel, Zeichnungen <strong>und</strong> Kunstgewerbe von<br />

Henry van de Velde, Sammlungen zum Bauhaus, Graphische Sammlung,<br />

Münzkabinett.<br />

Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Insgesamt ca. 1 Mio. Bestandseinheiten<br />

aus dem 9. bis 21. Jahrh<strong>und</strong>ert, darunter 2.000 mittelalterliche<br />

<strong>und</strong> frühneuzeitliche Buchhandschriften, 4.000 Musikalien <strong>und</strong> Musikhandschriften,<br />

420 Inkunabeln, 600 Stammbücher, 10.000 Kartenwerke<br />

<strong>und</strong> Globen, 220.000 Drucke vor 1850. Geschlossen aufgestellte<br />

Bibliotheken u. a. Liszt, Nietzsche, Familie von Arnim, Haar,<br />

Faust-Sammlung, Shakespeare-Bibliothek <strong>und</strong> seit 2003 die Bibliothek<br />

der Kunstsammlungen (ca. 50.000 Bände). Die Sammlungen<br />

aus dem Zeitraum 1750 bis 1850 sind besonders dicht. Daher bildet<br />

die Epoche von der Aufklärung bis zur Spätromantik den Arbeitsschwerpunkt<br />

der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.<br />

Der Zweck der Stiftung laut Gesetz vom 28. Januar 2003 ist „das<br />

Bewahren, das Erschließen <strong>und</strong> das Erforschen der Stätten <strong>und</strong><br />

Sammlungen der klassischen deutschen Literatur in Weimar <strong>und</strong><br />

Thüringen sowie die Kunstsammlungen zu Weimar als einzigartiges<br />

Zeugnis deutscher Kultur in ihrer Einheit zu ergänzen <strong>und</strong> zu vermitteln.<br />

Die Stiftung hat die Aufgabe, die an den Orten ihrer Entstehung<br />

erhaltenen Sammlungen in ihrem historischen, von der Aufklärung bis<br />

zur Gegenwart reichenden Zusammenhang erfahrbar zu machen <strong>und</strong><br />

zu einem in Deutschland <strong>und</strong> der Welt wirksamen Zentrum der Kultur,<br />

der Wissenschaft <strong>und</strong> der Bildung fortzuentwickeln.“<br />

Die Stiftung wird gegenwärtig auf der Basis eines im Dezember 2001<br />

abgeschlossenen Finanzierungsabkommens zwischen B<strong>und</strong>, Land<br />

<strong>und</strong> der Stadt Weimar (gültig bis 31. Dezember 2006) mit jährlichen<br />

Festbeträgen gefördert. Der B<strong>und</strong> zahlt demnach jährlich für den<br />

Betriebshaushalt 5,401 Mio. Euro, das Land 6,846 Mio. Euro, die<br />

Stadt Weimar 2,045 Mio. Euro. Hinzu kommen die jährlichen Mittel<br />

des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> des Landes für Baumaßnahmen der Stiftung (B<strong>und</strong>:<br />

2,136 Mio. Euro; Land: 2,159 Mio. Euro). Darüber hinaus werden<br />

Projektmittel für verschiedene Vorhaben wie z. B. das Nietzsche-<br />

Kolleg oder verschiedene Sonderausstellungen ausgereicht.<br />

Nach Auskunft der SWKK kommt der Aufgabe, die kulturellen Zeugnisse<br />

aus der Zeit des klassischen Weimar zu erschließen, zu bewahren<br />

<strong>und</strong> zu ergänzen, sowie die musealen Stätten <strong>und</strong> ihre Objekte<br />

in Dauer-, Sonder- <strong>und</strong> Wechselausstellungen zu präsentieren<br />

eine zentrale Bedeutung zu. Daneben spielt auch die Forschung eine<br />

wichtige Rolle, die allerdings auf den jeweiligen Sammlungszusammenhang<br />

der verschiedenen Einrichtungen bezogen ist <strong>und</strong> zu einem<br />

großen Teil auch serviceorientiert ist. Nach Darstellung der Stiftung<br />

200


sind museums- <strong>und</strong> archivspezifische Tätigkeiten sowie Bestandserfassung<br />

zu einem erheblichen Anteil als wissenschaftliche Dienstleistungen<br />

zu bewerten <strong>und</strong> die Serviceleistungen der Mitarbeiter nur<br />

schwer davon zu trennen. Nach einer Schätzung der Stiftung beträgt<br />

der Anteil an originärer Forschungsleistung bei den wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern in den Museen 50-60 %, im Archiv 60-90 % (je<br />

nach Aufgabengebiet); in der Anna Amalia Bibliothek 10-15 %. Die<br />

museumsspezifischen Serviceleistungen werden insgesamt auf 20-<br />

25 % geschätzt.<br />

Nach Darstellung der Stiftung war die Einrichtung in den neunziger<br />

Jahren, die von vielfältigen Problemen bei der Aufarbeitung von Defiziten<br />

<strong>und</strong> Unterlassungen in der DDR-Zeit geprägt waren, zunächst<br />

mit der Ausrichtung ihrer Interessen im Forschungsbereich beschäftigt.<br />

Die Stiftung weist darauf hin, dass bisher noch keine verbindliche<br />

von allen Gremien der Stiftung unterstützte Formulierung einer gemeinsamen<br />

Forschungsphilosophie für die Stiftung definiert worden<br />

sei.<br />

Als Leitlinie für die künftige Ausrichtung der Stiftung im Forschungsbereich<br />

wird die Ausweitung der Beschäftigung mit wissenschaftlichen<br />

Themen über die Zeit der Klassik <strong>und</strong> über die Gattung Literatur<br />

hinaus genannt. So sollen die Sammlungen, die von der Aufklärung<br />

bis zur Jetztzeit reichen, in der wissenschaftlichen Betreuung <strong>und</strong><br />

Erforschung angemessen berücksichtigt werden. 3 Neben dem Kernbestand<br />

der klassischen Periode soll die Zeit Friedrich Nietzsches<br />

<strong>und</strong> des Nietzsche Archivs im Kontext der Bewegung des Neuen<br />

Weimar in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden. Dieser<br />

zweite Schwerpunkt der Stiftungsarbeit ist mit der Geschichte der<br />

kulturellen Moderne in Weimar von 1860 (Gründung der späteren<br />

Kunsthochschule) bis zur Vertreibung des Bauhauses 1925 (bzw.<br />

seines Nachfolgers 1930) umschrieben. Neben dem Spannungsfeld<br />

um Nietzsche umfasst dies die Forschungsbereiche „moderne Kunst<br />

in Weimar“ sowie die prägenden Künstler- <strong>und</strong> Vermittlerpersönlichkeiten<br />

Henry van de Velde, Harry Graf Kessler sowie Walter Gropius<br />

<strong>und</strong> die Bauhausmeister Klee, Feininger, Schlemmer, Kandinsky <strong>und</strong><br />

Itten. Nach Ansicht der Stiftung spielen deshalb für die Erschließung<br />

<strong>und</strong> Vermittlung der Sammlungen <strong>und</strong> die Rezeption der Weimarer<br />

Klassik nicht nur die Literatur – wie bisher – eine bedeutende Rolle,<br />

sondern auch die Kunstsammlungen.<br />

Um dem Auftrag, die Sammlungen der Öffentlichkeit angemessen zu<br />

präsentieren <strong>und</strong> zu vermitteln, besser gerecht zu werden, wurde<br />

Bildung als neue Aufgabe in die Arbeitsschwerpunkte aufgenommen<br />

3<br />

Die Stiftung hält auch einen Zeitraum beginnend mit der Reformation für möglich.<br />

201


<strong>und</strong> in der Neufassung des Stiftungsgesetzes verankert. Als disziplinübergreifende<br />

Aufgabe wurde sie in der umgestalteten Direktion 5<br />

(Forschung <strong>und</strong> Bildung) als Abteilung angesiedelt. Nach Darstellung<br />

der Stiftung spielt Bildung eine zentrale Rolle für das Verständnis der<br />

Weimarer Klassik. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der in Deutschland geführten<br />

Bildungsdebatte hält es die Stiftung für notwendig, sich am Verständigungsprozess<br />

über Bildung zu beteiligen. Angesichts des authentischen<br />

kulturgeschichtlichen Sammlungszusammenhangs könne sie<br />

im Rahmen von Kooperationen mit Hochschulen wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs fördern <strong>und</strong> Kultur- <strong>und</strong> Kunstgeschichte, Quellenk<strong>und</strong>e<br />

aber auch Methodenlehre der Philologie <strong>und</strong> Textkritik vermitteln. Die<br />

Stiftung weist darauf hin, dass ein angestrebter wissenschaftlicher<br />

Schwerpunkt Bildung, insbesondere die Einrichtung eines Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsschwerpunkts „Ästhetische Erziehung“,<br />

wegen der fehlenden Ressourcen vorerst nicht realisierbar ist.<br />

A.<strong>II</strong>. Arbeitsschwerpunkte<br />

In den ersten Jahren nach der Wende stand nach Darstellung der<br />

SWKK die Beseitigung von Defiziten im Vordergr<strong>und</strong>:<br />

− Überarbeitung bzw. Neukonzipierung aller Dauerausstellungen<br />

(nicht abgeschlossen),<br />

− Beseitigung eines Sanierungsstaus,<br />

− Entwicklung der wissenschaftlichen Erschließungsarbeit, z. B.<br />

Inventarisierung, in vielen Bereichen,<br />

− Einführung der EDV in allen Bereichen,<br />

− Suche nach einer neuen – wissenschaftlichen – Identität für<br />

neue/alte Einrichtungen.<br />

Gemäß Organisationsplan (vgl. Anhang 1) ist die Stiftung in sechs<br />

Direktionen <strong>und</strong> fünf Querschnittsabteilungen (A bis E) untergliedert.<br />

Neben den sammlungs- bzw. liegenschaftsbezogenen Direktionen 1<br />

bis 4 existieren zwei Querschnittsdirektionen, die Direktion 6 (Verwaltung)<br />

<strong>und</strong> die unter Einbeziehung des Nietzsche Kollegs neu gebildete<br />

Direktion 5 (Forschung <strong>und</strong> Bildung). Nach Angabe der Stiftung<br />

wurde die Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung eingerichtet, um direktions-<br />

<strong>und</strong> stiftungsübergreifende Forschungsprojekte <strong>und</strong> die Bearbeitung<br />

von kulturwissenschaftlichen Vorhaben besser im Stiftungszusammenhang<br />

verankern zu können. Sämtliche großen Ausstellungsvorhaben<br />

der letzten zwei Jahre wurden direktions- <strong>und</strong> abteilungsübergreifend<br />

unter Beteiligung der Querschnittsbereiche A bis E organisiert.<br />

202


Nach Darstellung der SWKK werden bisher folgende aktuelle Forschungsschwerpunkte,<br />

teilweise unter Beteiligung mehrerer Direktionen<br />

bearbeitet:<br />

− Kontexte der Weimarer Klassik: Herzogin Anna Amalia Bibliothek/Goethe-<br />

<strong>und</strong> Schiller-Archiv/Museen;<br />

− Kulturgeschichte des 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts einschließlich der<br />

Rezeption der Weimarer Klassik im Nationalsozialismus <strong>und</strong> der<br />

DDR: Forschung <strong>und</strong> Bildung;<br />

− Schwerpunkt Nietzsche: Forschung <strong>und</strong> Bildung (Nietzsche-<br />

Kolleg)/Herzogin Anna Amalia Bibliothek/Goethe- <strong>und</strong> Schiller-<br />

Archiv/Museen;<br />

− Schwerpunkt Bauhaus: Museen;<br />

− Einzelne sammlungsbezogene Schwerpunkte (mittelalterliche<br />

Handschriften, Cranach- Galerie, Henry van de Velde, Harry Graf<br />

Kessler <strong>und</strong> das Neue Weimar, Gegenwartskunst): Museen, Herzogin<br />

Anna Amalia Bibliothek/Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv.<br />

Zentrale Aufgabe der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Stiftung ist<br />

die Erschließung der Sammlungsbestände (Findbücher, Inventare,<br />

Bestands- <strong>und</strong> Ausstellungskataloge, Bibliographien). Die Erschließung<br />

der Bestände in den drei Sammlungsführenden Direktionen ist<br />

nach Auskunft der SWKK seit 1990 mit neuen technischen Möglichkeiten<br />

weitergeführt <strong>und</strong> intensiv vorangetrieben worden. Bezogen<br />

auf die einzelnen Direktionen stehen folgende Arbeiten <strong>und</strong> Forschungsschwerpunkte<br />

im Vordergr<strong>und</strong>:<br />

(1) Direktion Museen<br />

Neben einer Vielzahl von Ausstellungsprojekten zur Kunst der Goethezeit,<br />

der Klassischen Moderne sowie zu vielen einzelnen Bauhaus-Künstlern<br />

<strong>und</strong> –Schülern sind die folgenden Forschungsvorhaben<br />

von Bedeutung:<br />

− Zum Thema „Im Blickfeld der Goethezeit“ sind bisher vier Bände<br />

<strong>und</strong> ein Sonderband zu den eigenen Beständen erschienen. Die<br />

Bestandskataloge zu den französischen Zeichnungen, zu den<br />

englischen Zeichnungen <strong>und</strong> zu Arbeiten von Georg Melchior<br />

Kraus stehen noch aus.<br />

− DFG-Projekt zur Erstellung eines Werkverzeichnisses aller raumkünstlerischen<br />

<strong>und</strong> kunstgewerblichen Arbeiten von Henry van de<br />

Velde (drei Bände; Abschluss 2005/06). Die Dokumentation umfasst<br />

Möbel <strong>und</strong> Einbauten, Textilien <strong>und</strong> Tapeten, Keramik, Metallarbeiten<br />

<strong>und</strong> Schmuck, Werbegrafik <strong>und</strong> Buchkunst, Zeichnungen<br />

<strong>und</strong> Entwürfe. Dabei werden insbesondere die Auftrags- <strong>und</strong><br />

203


Entstehungsgeschichte der einzelnen Stücke sowie die Zusammenarbeit<br />

Henry van de Veldes mit Kunsthandwerkern, Werkstätten<br />

<strong>und</strong> Firmen berücksichtigt.<br />

− Die Kunst der Weimarer Malerschule. Die Stiftung plant zum 150.<br />

Gründungsjubiläum der Weimarer Kunsthochschule im Jahre<br />

2010 die seit vielen Jahren erarbeiteten Forschungsergebnisse im<br />

Rahmen einer Ausstellung mit umfassendem Katalog vorzulegen.<br />

Nach Angabe der Stiftung sind weite Teile der Bestände des Goethe-<br />

Nationalmuseums in einer Datenbank erfasst. Für einige Sammlungsbestände<br />

der Kunstsammlungen muss dies noch nachgeholt<br />

werden. Insbesondere die r<strong>und</strong> 150.000 Blätter der Graphischen<br />

Sammlung seien erst zu 50 % wissenschaftlich bearbeitet.<br />

(2) Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv<br />

Die Forschungstätigkeit erstreckt sich schwerpunktmäßig auf drei<br />

Bereiche:<br />

Überführung der konventionellen Findhilfsmittel in Datenbanken<br />

einschließlich deren Internetpräsentation<br />

Die Archivalien des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archivs sind nach Angabe<br />

der SWKK nahezu vollständig – zumindest durch vorläufige Findhilfsmittel<br />

– erschlossen, die in den letzten Jahren in stiftungsinterne<br />

Datenbanken (Archivaliendatenbank mit ca. 125.000 Datensätzen;<br />

Briefdatenbank mit ca. 110.000 Datensätzen) überführt wurden. Sie<br />

werden seitdem stiftungsintern für Personen- <strong>und</strong> Sachrecherchen<br />

genutzt. Die Internetpräsentation der Archivaliendatenbank ist für<br />

2005, die Briefdatenbank für Anfang 2007 geplant. Die Datenbanken<br />

sollen sukzessive um Digitalisate ausgewählter Teilbestände ergänzt<br />

werden. Die Stiftung weist darauf hin, dass die gegenwärtige Personalsituation<br />

allerdings die Terminierung gefährdet.<br />

Als Pilotprojekte konnten im Frühjahr 2003 ein Gesamtverzeichnis<br />

des Briefwechsels von Friedrich Nietzsche sowie ein Gesamtverzeichnis<br />

der Personenakten der Deutschen Schillerstiftung von 1859<br />

bis 1974 ins Netz gestellt werden. Nach Aussage der Stiftung werden<br />

sowohl die intern als auch die online abrufbaren Datenbanken stark<br />

in Anspruch genommen.<br />

Archivische <strong>und</strong> editorische Erschließung des Goethe-Nachlasses<br />

Die ca. 20.000 im Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv aufbewahrten Briefe<br />

an Goethe werden seit 1980 in Form einer Regestausgabe erschlossen.<br />

Die Arbeiten wurden zeitweise von der DFG gefördert. Sechs<br />

Bände <strong>und</strong> ein Ergänzungsband liegen bereits vor; der siebte er-<br />

204


scheint im Jahr <strong>2004</strong>. Parallel zur Druckausgabe entstand eine online<br />

abrufbare Datenbank mit Daten aus den Beständen der Regestausgabe;<br />

sie wird durch schwarz/weiß Digitalisate der Briefe sukzessive<br />

ergänzt <strong>und</strong> ist verlinkt mit dem seit 2000 online zugänglichen Repertorium<br />

von Goethes Briefen, das als DFG-Projekt entwickelt worden<br />

war.<br />

Der größte <strong>und</strong> wertvollste Archivbestand ist der Nachlass von Goethe,<br />

der im Jahre 2001 in die UNESCO-Liste „Memory of the world“<br />

aufgenommen wurde. Seine Inventarisierung wurde von 1994 bis<br />

2002 von der DFG gefördert. Das Inventar von Goethes Gedichten<br />

erschien 2000 im Druck. Der Werkbestand ist bis auf Goethes Schriften<br />

zu Kunst <strong>und</strong> Literatur weitgehend inventarisiert. Parallel zur<br />

Druckausgabe entsteht für das Gesamtinventar eine Datenbank,<br />

deren Erschließungsintensität <strong>und</strong> Umfang über die der Gesamtdatenbanken<br />

des Archivs hinausgeht. Ab dem Jahr <strong>2004</strong> werden im<br />

Rahmen eines DFG-Projektes sämtliche weltweit existierenden<br />

Werkhandschriften Goethes erfasst <strong>und</strong> sukzessive mit dem Bestand<br />

des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archivs in einer Datenbank zusammengeführt.<br />

Der Goetheforschung soll zusätzlich zu den bereits vorhandenen<br />

Briefrepertorien ein online abrufbares voll-ständiges Repertorium<br />

der Werkhandschriften zur Verfügung gestellt werden.<br />

Historisch-kritische Editionen als wissenschaftliche Langzeitunternehmen<br />

Nach Aussagen der Stiftung bildet die Bearbeitung historischkritischer<br />

Editionen seit Gründung des Archivs einen wesentlichen<br />

Arbeitsschwerpunkt. Zurzeit werden sechs historisch-kritische Editionen,<br />

darunter drei Editionen zu Goethe, Heine <strong>und</strong> Herder in der institutionellen<br />

Herausgeberschaft der SWKK im Goethe- <strong>und</strong> Schiller-<br />

Archiv erarbeitet:<br />

− Goethes Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Vorgesehen<br />

sind zehn Text- <strong>und</strong> zehn Kommentarbände. Davon sind die Bände<br />

1 <strong>und</strong> 2 (Text <strong>und</strong> Kommentar) erschienen, <strong>Band</strong> 3 erscheint<br />

<strong>2004</strong>. Für dieses Langzeitprojekt stellt die DFG eine halbe BAT <strong>II</strong>a<br />

Stelle zur Verfügung.<br />

− Goethes Briefe <strong>Band</strong> 1 der historisch-kritischen Ausgabe erscheint<br />

2005. Vorgesehen sind 23 Text- <strong>und</strong> 23 Kommentarbände. Die<br />

Bearbeitung von vier Bänden wird durch Langzeitförderung durch<br />

die DFG ermöglicht.<br />

− Heine-Säkularausgabe. Die Ausgabe soll im Jahr 2006 abgeschlossen<br />

werden. 55 Bände liegen vor; der Kommentar zu den<br />

Textbänden 3, 5 <strong>und</strong> 12 steht noch aus.<br />

205


− Johann Gottfried Herder. Briefe. Für die geplante Gesamtausgabe<br />

liegen neun Textbände, ein Registerband <strong>und</strong> ein erster <strong>Band</strong> mit<br />

Stellenkommentaren zu den Textbänden 1 bis 3 vor. Weitere<br />

Kommentarbände sind in Vorbereitung. Der Abschluss der Arbeiten<br />

ist für 2008 vorgesehen.<br />

− Schiller-Nationalausgabe. Die Ausgabe wird von einem Wissenschaftler<br />

der Universität Bonn herausgegeben <strong>und</strong> vom Goethe<strong>und</strong><br />

Schiller-Archiv redigiert. Der Abschluss der bisher 50 Bände<br />

umfassenden Ausgabe ist für das Jahr 2005 vorgesehen. Folgende<br />

drei Bände stehen noch aus: <strong>Band</strong> 19/<strong>II</strong> (Kommentar zu den<br />

historischen Schriften), 41/<strong>II</strong> (Schillers Lebenszeugnisse) <strong>und</strong><br />

<strong>Band</strong> 43 Register, Nachträge.<br />

− Ludwig Achim von Arnim. Werke <strong>und</strong> Briefwechsel. Die historischkritische<br />

Ausgabe in 40 Bänden wird von einem internationalen<br />

Wissenschaftlergremium in Zusammenarbeit mit der SWKK herausgegeben.<br />

Sie wird mit einer Stelle von der SWKK wissenschaftlich,<br />

technisch <strong>und</strong> organisatorisch betreut. In chronologischer<br />

Anordnung werden ediert: Werke <strong>und</strong> Schriften (<strong>Band</strong> 1-29),<br />

Briefe von <strong>und</strong> an Arnim (<strong>Band</strong> 30-40). Hinzu kommen Bände mit<br />

Dokumenten, Chronik <strong>und</strong> Bibliographie.<br />

(3) Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek versteht sich als Forschungsbibliothek<br />

für Literatur- <strong>und</strong> Kulturgeschichte mit besonderem<br />

Schwerpunkt auf deutscher Literatur der Aufklärung bis Spätromantik<br />

<strong>und</strong> will attraktiver Arbeitsort für quellenorientiert arbeitende Wissenschaftler<br />

sein.<br />

In der Bibliothek wurden die Zettelkataloge der Altbestände bis 1850<br />

sowie die Neuzugänge seit 1977 konvertiert. Der Abschluss der gesamten<br />

Katalogkonversion ist für das Jahr 2007 geplant. In den<br />

neunziger Jahren standen Arbeiten zur Bibliotheks- <strong>und</strong> Bestandsgeschichte<br />

im Vordergr<strong>und</strong>. Unter anderem wurde eine Publikation zur<br />

Bibliotheksgeschichte vorgelegt. Ein weiteres Forschungsobjekt ist<br />

der historische Sammlungs- <strong>und</strong> Gebrauchskontext der Bibliothek. Es<br />

wurde mit der Provenienzverzeichnung ausgewählter Bestände begonnen.<br />

Nach Aussagen der Stiftung sind die meisten wissenschaftlichen<br />

Arbeiten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek unter das Forschungsfeld<br />

„Kontexte der Weimarer Klassik“ zu subsumieren, wobei die Bibliothek<br />

die Erarbeitung der Bibliographien als Infrastrukturleistung für<br />

die Forschung wertet. Folgende Themen werden bearbeitet:<br />

206


− Internationale Bibliographie zur deutschen Klassik; sie wird seit<br />

1960 als periodisch erscheinende literaturwissenschaftliche Fachbibliographie<br />

bearbeitet. Jährlich werden die neuesten Veröffentlichungen<br />

der primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärliteratur zur Periode der Aufklärung,<br />

Klassik <strong>und</strong> Romantik nachgewiesen.<br />

− Weimarer Goethe-Bibliographie online (1991-2003 ff.);<br />

− Retrospektive Personalbibliographien u. a. zu Herder, Wieland,<br />

Schiller; umfassende internationale retrospektive Verzeichnisse<br />

wurden angelegt u. a. die in 2000 vorgelegte Goethe-Bibliographie<br />

1950-1990 ;<br />

− Bestandsverzeichnis Almanache der Goethe-Zeit;<br />

− Analytische Bibliographie des Journals des Luxus <strong>und</strong> der Moden.<br />

Nachtragsarbeiten;<br />

− Erschließung der italienischen Bibliothek Carl Ludwig Fernows;<br />

Mit Drittmitteln finanzierte Projekte:<br />

− Analytische Erschließung der Allgemeinen Literaturzeitung im<br />

Rahmen des SFB der Universität Jena,<br />

− Katalogisierung Personal- <strong>und</strong> Gelegenheitsschriften 16.-19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

− Ausbau Kernsammelgebiet Deutsche Literatur 1750–1850 (Erwerbungszuschuss),<br />

− Die europäische „République des Lettres“ in der Zeit der „Weimarer<br />

Klassik“. Es handelt sich um eine Tagung, die von der Herzogin<br />

Anna Amalia Bibliothek zusammen mit dem Collège de France<br />

<strong>und</strong> dem Istituto Italiano per gli Studi Filosofici Neapel durchgeführt<br />

<strong>und</strong> von der Thyssen-Stiftung finanziert wird.<br />

− Die thematisch anderen Forschungsfeldern zuzuordnenden weiteren<br />

Vorhaben (eigene <strong>und</strong> Drittmittelprojekte) sind im Anhang des<br />

Fragebogens aufgelistet.<br />

(4) Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung<br />

1993 wurde das „Weimar-Stipendien-Programm“ aufgelegt, das die<br />

Förderung wissenschaftlicher Vorhaben zur europäischen Kulturgeschichte<br />

von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart unter Nutzung der<br />

Weimarer Bestände <strong>und</strong> Sammlungen zum Ziel hat <strong>und</strong> dem internationalen<br />

wissenschaftlichen Diskurs dient. Zu den hauptsächlichen<br />

Aufgaben der Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung gehören die Bearbeitung<br />

kultur-geschichtlicher Forschungsprojekte sowie Durchführung<br />

wissenschaftlicher Tagungen <strong>und</strong> die Betreuung auswärtiger Wissen-<br />

207


schaftler. Künftig sollen die bestandsorientierten Forschungsvorhaben<br />

in den Direktionen Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv, Herzogin Anna<br />

Amalia Bibliothek <strong>und</strong> Museen stärker durch kulturgeschichtliche<br />

Projekte ergänzt werden, um dem interdisziplinären Charakter der<br />

Stiftung nachzukommen. Die künftige Schwerpunktsetzung soll an<br />

die bisherigen Projekte <strong>und</strong> Forschungsergebnisse anknüpfen:<br />

− Die völkische <strong>und</strong> nationalsozialistische Instrumentalisierung der<br />

kulturellen Traditionen in Weimar seit dem ausgehenden 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

(1995-1998), Weimarer Klassik in der DDR (1997-1998),<br />

− Deutschlands Mitte. Konstruktionsprozesse <strong>und</strong> Sinnstiftungskonzepte<br />

intellektueller Regionaleliten im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert (2001-<br />

2003).<br />

− Friedrich Justin Bertuch – Schriftsteller, Verleger <strong>und</strong> Unternehmer<br />

im nachklassischen Weimar (seit 1998).<br />

Forschungsschwerpunkte der nächsten Jahre sind:<br />

− „Deutschlands Mitte. Die Stilisierung einer Region zum Wertezentrum<br />

der Nation“. Interdisziplinärer Forschungsverb<strong>und</strong> der Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena, der Bauhaus-Universität Weimar,<br />

der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar <strong>und</strong> der SWKK. Im<br />

Jahre 2003 wurden insgesamt sieben Projektanträge bei der DFG<br />

gestellt, davon zwei von der SWKK zu den Themen „Die Stilisierung<br />

einer Region zum Wertezentrum in den Diskursen der mitteldeutschen<br />

Heimatbewegung“ <strong>und</strong> „Nationale Sinnstiftungsmuster<br />

der Mitte in der Literatur von 1885 bis 1960“.<br />

− Künstlerische Moderne in Weimar 1860 bis 1930. Interdisziplinäre<br />

Projekte, mit der Direktion Museen, z. B. zu den Themen Jugendstil<br />

in Weimar, das Bauhaus <strong>und</strong> seine Wurzeln (Kunstgewerbeschule,<br />

Henry van de Velde) sind geplant.<br />

− Geschichte des Nietzsche Archivs. Unter Beteiligung eines Wissenschaftlers<br />

der Universität Mainz soll die Geschichte des Archivs<br />

erforscht werden.<br />

− Weimarer Klassik in der DDR: Nationale Forschungs- <strong>und</strong> Gedenkstätten<br />

der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Fortführung<br />

des ausgelaufenen Projekts). Nach Angaben der SWKK<br />

wird die Projektarbeit unter schwierigen personellen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Bedingungen fortgeführt. Zurzeit entsteht eine Chronik der Nationalen<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Gedenkstätten einschließlich ihrer Vorgeschichte.<br />

Es ist geplant, die Studien auch im Zusammenhang<br />

mit der Geschichte der Goethe-Gesellschaft fortzusetzen. Hierzu<br />

werden Kooperationsgespräche mit dem Forschungsverb<strong>und</strong><br />

SED-Staat an der FU Berlin geführt.<br />

208


− Friedrich Justin Bertuch. Trotz Ausscheiden des Projektleiters im<br />

Jahre <strong>2004</strong> will sich die Stiftung an der dritten Antragsphase des<br />

SFB (bis 2007) beteiligen <strong>und</strong> erreichen, dass die Arbeitsstelle in<br />

der Direktion angesiedelt bleiben soll.<br />

Das Kolleg Friedrich Nietzsche, eine Abteilung der Direktion Forschung<br />

<strong>und</strong> Bildung, das 1999 gegründet wurde <strong>und</strong> zwischen 2001<br />

<strong>und</strong> 2003 aus Projektmitteln der Beauftragten der B<strong>und</strong>esregierung<br />

für Kultur <strong>und</strong> Medien finanziert wurde, führte wissenschaftliche Tagungen<br />

zur Philosophie Nietzsches <strong>und</strong> zu ihrer Aktualität in den<br />

geistigen Debatten der Gegenwart durch. Außerdem wurden Publikationen<br />

<strong>und</strong> Ausstellungen zur Nietzsche-Rezeption <strong>und</strong> zur Kulturgeschichte<br />

Weimars im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert durchgeführt.<br />

Nach Darstellung der SWKK kann die Abteilung Bildung wegen der<br />

strukturellen Unterfinanzierung ihren Aufgaben noch nicht nachkommen.<br />

Es fehlen Personal- <strong>und</strong> Infrastrukturmittel.<br />

Ab 2005 soll im Wielandgut Oßmannstedt eine museale Einrichtung<br />

sowie ein Seminar- <strong>und</strong> Bildungsbetrieb mit dem Wieland-<br />

Forschungszentrum verb<strong>und</strong>en werden. Zu diesem Zwecke wird es<br />

zurzeit mit Hilfe von Mitteln eines privaten Spenders <strong>und</strong> Mitteln aus<br />

dem B<strong>und</strong>esprogramm „neue Länder“ instand gesetzt. Die Forschungsstelle<br />

soll die gesamte Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärliteratur zu Wieland<br />

sammeln <strong>und</strong> eine neue historisch-kritische Edition sämtlicher<br />

Werke <strong>und</strong> Übersetzungen Wielands erarbeiten. Die Koordination der<br />

Aufgaben Forschen, Vermitteln <strong>und</strong> Bilden soll von der Abteilung<br />

Bildung durchgeführt werden. Ferner sollen in Kooperation mit der<br />

Europäischen Jugendbildungs- <strong>und</strong> -begegnungsstätte Weimar weitere<br />

Projekte durchgeführt werden. 4 Geplant ist nach Aussage der<br />

SWKK, die Stiftung zum Zentrum eines Netzwerks für europäische<br />

Bildungsarbeit in Weimar unter besonderer Berücksichtigung des<br />

Ostens zu entwickeln.<br />

A.<strong>II</strong>I. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Organisation<br />

Die SWKK ist eine rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts mit<br />

Sitz in Weimar. Die Stiftung ist die Nachfolgeeinrichtung der unselbständigen<br />

Stiftung Weimarer Klassik. Die Kunstsammlungen zu Weimar<br />

wurden im Wege der Zustiftung Bestandteil der Stiftung. Sie<br />

steht unter der Aufsicht des für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kunst<br />

4<br />

Partner dieser 1997 gegründeten Einrichtung sind u. a. das Thüringer Ministerium<br />

für Soziales, Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, das Landesjugendamt Thüringen, Bertelsmann<br />

Stiftung, Centrum für angewandte Politikforschung an der Universität München.<br />

209


zuständigen Ministeriums. Organe der Stiftung sind der Stiftungsrat<br />

<strong>und</strong> der Präsident. Darüber hinaus stehen der Stiftung ein Direktorium<br />

<strong>und</strong> die Referenten-Arbeitsgruppe zur Seite. Die Entscheidungen<br />

des Stiftungsrates werden von der Referenten-Arbeitsgruppe <strong>und</strong><br />

dem Präsidenten vorbereitet. Für einzelne Bauvorhaben wie aktuell<br />

der Neu- <strong>und</strong> Erweiterungsbau der Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

werden zudem Baukommissionen gebildet.<br />

Der Stiftungsrat besteht aus zwölf stimmberechtigten Mitgliedern <strong>und</strong><br />

setzt sich wie folgt zusammen:<br />

− je ein Vertreter des für Kunst zuständigen Ministeriums <strong>und</strong> des<br />

für Finanzen zuständigen Ministeriums des Freistaats Thüringen,<br />

− zwei Vertreter der B<strong>und</strong>esregierung,<br />

− zwei Vertreter der Stadt Weimar.<br />

− Weitere sechs Mitglieder sind Sachverständige aus Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Kunst. Neben einem Vertreter der Universitäten Thüringens<br />

<strong>und</strong> aus der Goethe-Gesellschaft sollen die übrigen Sachverständigen<br />

aus den Bereichen Museums-, Bibliotheks- <strong>und</strong> Archivwesen<br />

kommen.<br />

Die Amtszeit beträgt vier Jahre; eine einmalige Wiederwahl ist möglich.<br />

Die sachverständigen Mitglieder werden vom Vorsitzenden des<br />

Stiftungsrats im Einvernehmen mit den Zuwendungsgebern berufen<br />

<strong>und</strong> abberufen, wobei auch das Benehmen des Thüringer Landtages<br />

einzuholen ist (Ausschuss für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kunst).<br />

Den Vorsitz übernimmt der Vertreter des für Kunst zuständigen Ministeriums.<br />

Sein Stellvertreter ist der für Kultur zuständige Vertreter der<br />

B<strong>und</strong>esregierung.<br />

Der Stiftungsrat bestimmt die Ziele der Stiftungsarbeit <strong>und</strong> beschließt<br />

über alle gr<strong>und</strong>sätzlichen Angelegenheiten der Stiftung, insbesondere<br />

− den Organisationsplan, die Geschäftsordnung <strong>und</strong> den Entwurf<br />

des Wirtschafts- <strong>und</strong> Stellenplans, einschließlich aller arbeitsrechtlichen<br />

Maßnahmen von Arbeitnehmern ab der Vergütungsgruppe<br />

BAT-O Ib,<br />

− den Erwerb <strong>und</strong> die Veräußerung von Gr<strong>und</strong>stücken, Gebäuden<br />

<strong>und</strong> von Vermögensgegenständen mit erheblicher Bedeutung sowie<br />

über größere Baumaßnahmen,<br />

− den Erwerb von Sammlungsgegenständen <strong>und</strong> die Annahme von<br />

Schenkungen im Wert von über 50.000 Euro sowie die Veräußerung<br />

von Sammlungsgegenständen, soweit sie von erheblicher<br />

Bedeutung sind.<br />

210


Der Stiftungsrat überwacht die Ausführung seiner Beschlüsse durch<br />

den Präsidenten <strong>und</strong> dessen Geschäftsführung. Der Stiftungsrat wird<br />

vom Vorsitzenden der Stiftung nach Bedarf, mindestens zweimal<br />

jährlich zu einer Sitzung einberufen.<br />

Die Stiftung wird nach innen <strong>und</strong> außen durch den Präsidenten im<br />

Sinne des Einzelleiterprinzips vertreten. Er führt die Beschlüsse des<br />

Stiftungsrats aus, bereitet dessen Sitzungen vor. Er legt dem Stiftungsrat<br />

jährlich einen Tätigkeitsbericht vor <strong>und</strong> unterrichtet laufend<br />

über die Schwerpunkte der Arbeitsplanung. Er wird vom Stiftungsrat<br />

gewählt <strong>und</strong> vom Vorsitzenden berufen. Die Amtszeit des Präsidenten<br />

soll acht bis zwölf Jahre betragen. Eine erneute Berufung ist auch<br />

für eine kürzere Amtszeit zulässig.<br />

In seiner Leitungsfunktion hat der Präsident Letztentscheidungsrecht.<br />

Er kann Angelegenheiten von besonderer Bedeutung jederzeit an<br />

sich ziehen oder auch eigene Aufgaben auf das Direktorium übertragen.<br />

Er bestimmt aber nicht allein die Richtlinien der wissenschaftlichen<br />

Arbeit der Stiftung; dies ist Aufgabe des Direktoriums.<br />

Der Präsident ist Dienstvorgesetzter der Beamten, Angestellten <strong>und</strong><br />

Arbeiter. Oberste Dienstbehörde ist der Stiftungsrat.<br />

Das Direktorium wird aus den Direktoren der sechs Direktionen gebildet;<br />

sie beraten den Präsidenten. Der Beauftragte für Koordination<br />

<strong>und</strong> Organisationsentwicklung ist ständiges Mitglied des Direktoriums<br />

<strong>und</strong> den Direktoren in seinen Rechten <strong>und</strong> Pflichten gleichgestellt.<br />

Dem Direktorium kommt in allen wesentlichen Querschnittsaufgaben,<br />

die die Gesamtstiftung betreffen, die Funktion eines Entscheidungs<strong>und</strong><br />

Kollegialorgans zu. Das Direktorium tagt in der Regel einmal<br />

wöchentlich. Die Direktoren berichten über die wissenschaftlichen<br />

Erschließungsprojekte ihrer jeweiligen Sammlungsbestände sowie<br />

über ihre Forschungsvorhaben. Im Direktorium wird auch über direktionsübergreifende<br />

Pläne <strong>und</strong> Projekte beraten <strong>und</strong> beschlossen, z.<br />

B. über Programmentscheidungen oder Ausstellungsprojekte, die auf<br />

die Bestände mehrerer Direktionen angewiesen sind. Dies gilt auch<br />

für alle wissenschaftlichen Projekte <strong>und</strong> Kooperationen über die Stiftung<br />

hinaus. Nach Aussage der Stiftung ist diese neu eingeführte<br />

direktionsübergreifende Organisationsform in der Erprobungsphase.<br />

Der wissenschaftliche Mittelbau halte seine Einbeziehung in die Arbeit<br />

des Direktoriums noch für verbesserungswürdig.<br />

Die Referenten-Arbeitsgruppe ist eine ständige Arbeitsgruppe des<br />

Stiftungsrats. Sie besteht aus je einem Vertreter der Zuwendungsgeber<br />

B<strong>und</strong>, Land <strong>und</strong> Stadt Weimar. Der Präsident, die Verwaltungsdirektorin,<br />

der Koordinator <strong>und</strong> der Justiziar nehmen beratend an den<br />

Sitzungen der Referenten-Arbeitsgruppe teil. Den Vorsitz führt der<br />

211


Vertreter des für Kunst zuständigen Ministeriums. Die Aufgaben der<br />

Referenten-Arbeitsgruppe sind insbesondere<br />

− die gemeinsame Vorbereitung der Beschlüsse des Stiftungsrats,<br />

− die Beratung des Präsidenten im Einzelfall,<br />

− weitere Aufgaben, die vom Stiftungsrat im Einzelfall übertragen<br />

werden.<br />

Eine regelmäßige <strong>und</strong> systematische Bewertung der wissenschaftlichen<br />

Arbeiten findet in den einzelnen Direktionen im Sinne der Fachaufsicht<br />

durch den Direktor statt. Der Stiftungsrat ist in der Regel<br />

nicht mit der Planung, Gestaltung <strong>und</strong> Bewertung der wissenschaftlichen<br />

Arbeiten befasst. In Einzelfällen wurden die Sachverständigen<br />

gebeten, Bewertungen vorzunehmen <strong>und</strong> Vorschläge dem Stiftungsrat<br />

bzw. dem Präsidenten vorzulegen.<br />

Ausstattung<br />

Der Wirtschaftsplan der SWKK weist für das Jahr 2003 Ausgaben<br />

(Soll) in Höhe von 17,2 Mio. Euro aus (<strong>2004</strong>: 16,8 Mio. Euro). Der<br />

Zuschussbedarf beträgt 14,5 Mio. Euro (<strong>2004</strong>: 14,3 Mio. Euro). Hinzu<br />

kommen Projektförderungsmittel von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land für den Erweiterungsbau<br />

der Anna Amalia Bibliothek in Höhe von 4,7 Mio. Euro<br />

(<strong>2004</strong>: 4,3 Mio. Euro). Der Zuschuss des B<strong>und</strong>es zum institutionellen<br />

Haushalt beträgt in 2003 5.401 Mio. Euro, der des Landes 6.846 Mio.<br />

Euro <strong>und</strong> der der Stadt 2.045 Mio. Euro. Die Baumittel des Landes<br />

stehen als Selbstbewirtschaftungsmittel zur Verfügung <strong>und</strong> sind damit<br />

jährlich übertragbar. Die eigenen Einnahmen betragen 2,7 Mio. Euro.<br />

Von den Gesamtausgaben entfallen 12,2 Mio. Euro auf Personalausgaben.<br />

Die sächlichen Verwaltungsausgaben betragen 4,8 Mio. Euro.<br />

Nach einer überschlägigen Schätzung der Stiftung macht der Anteil<br />

der Servicefunktionen der einzelnen Einrichtungen am gesamten<br />

Stellenhaushalt rd. 4 Mio. Euro (rd. 35 %) aus.<br />

Die Stiftung hat im Jahr 2002 1,4 Mio. Euro an Drittmitteln eingeworben.<br />

In 2001 waren es 0,8 Mio. Euro <strong>und</strong> in 2000 0,7 Mio. Euro. Im<br />

Zeitraum 2000 bis 2002 entfielen 44 % der Drittmittel auf Mittel der<br />

DFG, 14,5 % auf Mittel des B<strong>und</strong>es, 13,2 auf Mittel von Stiftungen,<br />

12,2 auf Mittel des Landes <strong>und</strong> 16,1 % auf Sonstige (Universitäten,<br />

DAAD, Johann Heinrich Meyer Fond) (vgl. Anhang 4). Die meisten<br />

Drittmittel im Zeitraum 2000 bis 2002 entfallen mit 61,7 % auf die<br />

Herzogin Anna Amalia Bibliothek. (Vgl. Anhang 4).<br />

Die Stiftung weist darauf hin, dass sich die anteilige Beteiligung des<br />

B<strong>und</strong>es – insbesondere durch die Fusion mit den Kunstsammlungen,<br />

die nur vom Land <strong>und</strong> der Stadt Weimar gefördert werden - verringert<br />

hat. Die institutionelle Förderung des B<strong>und</strong>es liegt seit 1999 konstant<br />

212


ei 5.401 Mio. Euro, die des Landes Thüringen bei 4,84 Mio. Euro,<br />

wobei ab 2002 für die Förderung der Kunstsammlungen 2,0 Mio.<br />

Euro hinzukommen. Der Betrag der Stadt liegt zwischen 1999 <strong>und</strong><br />

2001 jeweils bei 1,6 Mio. Euro, ab 2003 kommt ein Betrag von<br />

0,4 Mio. Euro für die Kunstsammlungen hinzu. Nach Angaben der<br />

Stiftung habe das Festschreiben der derzeitigen Finanzierung lt. Finanzabkommen<br />

mit Wirkung vom 1. Januar 2002 gravierende Haushaltsprobleme<br />

in 2003 zur Folge. Für <strong>2004</strong> hat sich die Stiftung auf<br />

einen rigorosen Sparhaushalt geeinigt, der einschneidende Maßnahmen<br />

vorsieht. Dies macht nach Ansicht der Stiftung deutlich, dass<br />

der Haushalt für 2005 <strong>und</strong> für die Folgejahre ein strukturelles Defizit<br />

von derzeit ca. 3,0 Millionen Euro aufweisen wird. Ohne eine Änderung<br />

der finanziellen Situation, die sich auch auf den Ausstellungs<strong>und</strong><br />

Veranstaltungsbereich sowie die Erwerbungsmittel der einzelnen<br />

Sammlungen auswirkt, sehe sich die Stiftung künftig nicht in der Lage,<br />

ihren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.<br />

Die Stiftung verfügt laut Stellenplan für alle Direktionen (Stand:<br />

1. Oktober 2003) über 65 Stellen für wissenschaftliches Personal <strong>und</strong><br />

240,5 Stellen für nichtwissenschaftliches Personal. Für die vier Bereiche<br />

Museen, Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv, Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek sowie Forschung <strong>und</strong> Bildung einschließlich der Querschnittsbereiche<br />

A bis E <strong>und</strong> des Bereichs des Präsidenten weist der<br />

Stellenplan 56 institutionelle Stellen für wissenschaftliches Personal<br />

aus. Bis auf eine Wissenschaftlerstelle, die nicht besetzt ist, sind alle<br />

unbefristet besetzt. Daneben gibt es sieben drittmittelfinanzierte Beschäftigungsverhältnisse,<br />

von denen vier befristet besetzt sind, sowie<br />

drei Annexstellen für Volontäre (vgl. Anhang 3). Die Zahl der wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter einschließlich Drittmittelpersonal <strong>und</strong> Volontäre<br />

beträgt in den vier Bereichen 52; einschl. Querschnittsbereiche<br />

<strong>und</strong> Bereich des Präsidenten sind es 64, bezogen auf alle Einrichtungen<br />

der Stiftung 73.<br />

Nach einer Aufstellung der Stiftung bewirtschaftete die Vorgängereinrichtung<br />

Stiftung Weimarer Klassik im Jahre 1991 insgesamt 374<br />

Stellen. Ende 2002 waren es 271,5, von denen 19,5 nicht besetzt<br />

waren. Die Zahl der Stellen in den Kunstsammlungen ging im selben<br />

Zeitraum von 66,25 auf 40,5 Stellen zurück, vier waren nicht besetzt.<br />

Nach der Fusion am 1. Januar 2003 verfügte die SWKK über 306,5<br />

Stellen, von denen 15 nicht besetzt waren, davon entfielen 66 Stellen<br />

auf den höheren Dienst. Der Wirtschaftsplan <strong>2004</strong> sieht dem gegenüber<br />

nur noch 300 Stellen vor, wovon am 1.1.<strong>2004</strong> 23 Stellen nicht<br />

besetzt waren. Diese Tendenz wird sich im laufenden Haushaltsjahr<br />

fortsetzen <strong>und</strong> lt. Stiftungsratsbeschluss müssen in den kommenden<br />

Jahren weitere Stellen abgebaut werden. Bereits im Jahr <strong>2004</strong> werden<br />

r<strong>und</strong> 24 Stellen in den Bereichen Aufsicht, Infodienste <strong>und</strong> Kas-<br />

213


senkräfte abgebaut <strong>und</strong> künftig durch Fremdfirmen abgedeckt. Die<br />

meisten Stellen wurden im mittleren <strong>und</strong> einfachen Dienst abgebaut.<br />

Im höheren Dienst wurden fünf Stellen (7 %), im gehobenen Dienst<br />

vier Stellen (6 %) frei.<br />

Das Durchschnittsalter des wissenschaftlichen Personals der hier<br />

näher betrachteten vier genannten Direktionen einschließlich Drittmittelbeschäftigten<br />

lag am 1. Oktober 2003 bei 50,7 Jahren, einschl. der<br />

Querschnittsbereiche <strong>und</strong> Bereich des Präsidenten bei 49,8 Jahren,<br />

bezogen auf alle Bereiche betrug es 49,7 Jahre. So waren 15 wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter aller Bereiche 60 Jahre <strong>und</strong> älter, 23 waren<br />

zwischen 50 <strong>und</strong> 59 Jahre alt. Damit waren 52 % der Wissenschaftler<br />

50 Jahre <strong>und</strong> älter. 26 wissenschaftliche Mitarbeiter waren zwischen<br />

40 <strong>und</strong> 49 Jahre <strong>und</strong> acht zwischen 30 <strong>und</strong> 39 Jahre alt, eine Mitarbeiterin<br />

war jünger als 30 Jahre.<br />

Nach Angaben der Stiftung waren 14 Wissenschaftler der vier Direktionen<br />

20 <strong>und</strong> mehr Jahre (einschl. Querschnittsbereiche <strong>und</strong> Bereich<br />

des Präsidenten: 16) <strong>und</strong> 13 zwischen 15 <strong>und</strong> 20 Jahren (einschl.<br />

Querschnittsbereiche <strong>und</strong> Bereich des Präsidenten: 14) bei der Stiftung<br />

beschäftigt. Damit waren 51,9 % (einschl. Querschnittsbereiche<br />

<strong>und</strong> Bereich des Präsidenten: 46,9 %) mindestens 15 Jahre bei der<br />

Stiftung <strong>und</strong> ihrer Vorgängereinrichtung tätig. Sieben Wissenschaftler<br />

waren zwischen zehn <strong>und</strong> 14 Jahren (einschl. Querschnittsbereiche<br />

<strong>und</strong> Bereich des Präsidenten: 12), sechs zwischen fünf <strong>und</strong> neun<br />

Jahren (einschl. Querschnittsbereiche <strong>und</strong> Bereich des Präsidenten:<br />

6) <strong>und</strong> zwölf Wissenschaftler waren weniger als fünf Jahre (einschl.<br />

Querschnittsbereiche <strong>und</strong> Bereich des Präsidenten: 16) an der Stiftung<br />

tätig.<br />

Die Stiftung weist darauf hin, dass in den letzten Jahren nur wenige<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter neu eingestellt werden konnten, da fast<br />

alle freiwerdenden Stellen nicht wieder besetzt werden durften. Die<br />

Fluktuation sei gering <strong>und</strong> den Bewerbungen hoch qualifizierter<br />

Fachkräfte könne nicht entsprochen werden. Im Einzelnen stellt sich<br />

die Personalsituation wie folgt dar:<br />

In der Direktion Museen wurde die Stelle des Direktors neu besetzt.<br />

Darüber hinaus gab es unter den Wissenschaftlern, die vorwiegend<br />

aus dem Bereich Geisteswissenschaften kommen (Kunstgeschichte<br />

<strong>und</strong> Literaturwissenschaften) wenig Fluktuation. Andere Beschäftigte<br />

sind Naturwissenschaftler, Theologen, Architekten oder Lehrer.<br />

Im Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv kommen die wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

aus den Bereichen Neuere deutsche Literaturwissenschaft,<br />

Geschichte <strong>und</strong> Archivwissenschaft, Klassische Philologie <strong>und</strong> Musikwissenschaft.<br />

Zwei Mitarbeiter haben eine universitäre Ausbildung<br />

214


als Archivar, zwei haben diese Ausbildung postgradual absolviert.<br />

Zwei sind habilitiert <strong>und</strong> neun promoviert. Keiner der Mitarbeiter hat<br />

den Bereich verlassen, um eine Position in einer anderen Einrichtung<br />

anzunehmen. Drei aus Altersgründen freigewordene Stellen konnten<br />

nicht wieder besetzt werden.<br />

Für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek sind nach Auskunft der Stiftung<br />

berufserfahrene Mitarbeiter nur schwer zu finden bzw. dauerhaft<br />

an die Bibliothek zu binden. Die Gründe werden in den Ost-West-<br />

Differenzen im Tarifgefüge sowie in der Tatsache gesehen, dass die<br />

Stiftung nicht über Beamten-, sondern nur über Angestelltenstellen<br />

für Bibliothekare verfügt. Da es in Thüringen keine Referendarausbildung<br />

für Bibliothekare gibt, kommen fast alle Bewerber am Anfang<br />

ihrer Laufbahn aus dem Westen. Bislang haben nach Angaben der<br />

Stiftung zwei wissenschaftliche Bibliothekare die Herzogin Anna<br />

Amalia Bibliothek wieder verlassen, um eine Position an Bibliotheken<br />

in den westlichen Ländern anzunehmen. Einer hat eine höher dotierte<br />

Position in Weimar angenommen.<br />

Im ehemaligen Bereich der Forschungsförderung <strong>und</strong> -organisation<br />

ist keine der seit 1991 durch Altersabgang frei gewordenen Stellen<br />

wieder besetzt worden. Im Zusammenhang mit der Fusion der Weimarer<br />

Kunstsammlungen entstand die Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung,<br />

die übergreifende Aufgaben für die SWKK wahrnehmen soll.<br />

Die Stiftung ist der Auffassung, dass mit den vorhandenen Stellen<br />

(Stelle für den Direktor, Stelle für einen Mitarbeiter für das Nietzsche<br />

Kolleg sowie für einen Mitarbeiter für Abteilung Bildung) die neuen<br />

Aufgaben der Direktion nicht erfüllt werden können.<br />

Die Stiftung beurteilt die personelle Ausstattung insgesamt als unzureichend<br />

<strong>und</strong> weist darauf hin, dass durch zahlreiche Stellenabgänge,<br />

die wegen der problematischen Haushaltslage nicht wieder besetzt<br />

werden können, strukturelle Defizite in bestimmten Bereichen entstehen.<br />

Im Bereich Museen sei auf diese Weise ein Ungleichgewicht von<br />

Wissenschaftlerstellen zu Lasten des Sammlungsbereichs für die<br />

Periode ab 1850 entstanden. Außerdem seien die Restaurierungsabteilung<br />

<strong>und</strong> der Querschnittsbereich E, Museumspädagogik, durch<br />

diese Entwicklung eingeschränkt <strong>und</strong> die restauratorische Betreuung<br />

der einzelnen Sammlungsbestände gefährdet. Das Goethe- <strong>und</strong><br />

Schiller-Archiv ist nach Angaben der Stiftung wegen des Alterskegels<br />

der Mitarbeiter besonders stark von Stellensperren betroffen, sodass<br />

die Arbeitsvorhaben gefährdet sind. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

benötigt nach dem Aus- <strong>und</strong> Neubau im Jahr 2005 bzw. 2007<br />

zusätzliche Stellen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Weitere<br />

Stellen werden für die im Aufbau begriffene Direktion Forschung <strong>und</strong><br />

Bildung benötigt. Nachdem die Finanzierung für das Kolleg Friedrich<br />

215


Nietzsche ausgelaufen ist, verfügt diese Abteilung nur noch über eine<br />

Personalstelle.<br />

Die Stiftung hat im Vorfeld der Fusion im Frühjahr 2002 einen Personalbedarfsplan<br />

erarbeitet, der vom damaligen Ist-Stand der zu fusionierenden<br />

Einrichtungen in Höhe von 306,5 Stellen ausging. Aufgr<strong>und</strong><br />

der seit Jahren aufgeschobenen Notwendigkeit, der Stiftung<br />

eine flexiblere <strong>und</strong> zeitgemäßere Personalstruktur zu geben sowie<br />

die Stiftung in wichtigen Bereichen neu zu positionieren, bedarf der<br />

vorliegende Personalbedarfsplan jedoch der Fortschreibung <strong>und</strong> Ergänzung,<br />

nicht zuletzt in Bezug auf die aktuelle Haushaltslage <strong>und</strong><br />

die sich daraus ergebenden neuen Strukturüberlegungen.<br />

Die Stiftung bewertet die sächliche Ausstattung mit sach- <strong>und</strong> Investitionsmitteln<br />

als unzureichend. Die Haushaltssperre für investive Mittel<br />

hat zur Folge, dass keine Erwerbungen für die Sammlungen mehr<br />

getätigt werden können. In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek kann<br />

nach Auskunft der Stiftung wegen der rückläufigen Erwerbungsmittel<br />

das neu formulierte Erwerbungskonzept einer bestandsorientierten<br />

Erwerbung nicht realisiert werden. Die Bibliothek bemüht sich um<br />

weitere Drittmittel zur Kompensation der fehlenden Haushaltmittel.<br />

Obwohl die Herzogin Anna Amalia Bibliothek über das Land an den<br />

gemeinsamen Bibliotheksverb<strong>und</strong> angeschlossen ist, hat sie aus<br />

Sicht der Stiftung im Vergleich zu den Hochschulbibliotheken <strong>und</strong> zu<br />

gleich großen Bibliotheken des westlichen Auslands einen großen<br />

Nachholbedarf im Bereich der elektronischen Dienstleistungen mit<br />

Defiziten u. a. in der Anwenderbetreuung, der Softwareentwicklung,<br />

insbesondere für die eigenen Bibliographien <strong>und</strong> Bestandsverzeichnisse,<br />

in der elektronischen Bilderzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung für die<br />

Fotothek sowie bei der Entwicklung von Alertingdiensten für Nutzer<br />

mit einem spezifischen Interessenprofil.<br />

Die räumliche Unterbringung der wissenschaftlichen Mitarbeiter der<br />

Direktion Museen, deren Arbeitsplätze sich auf das Goethe Nationalmuseum<br />

<strong>und</strong> das Schlossmuseum verteilen, wird von der Stiftung<br />

als ausreichend beurteilt. Dasselbe gilt für das Goethe- <strong>und</strong> Schiller-<br />

Archiv. Die derzeitigen Raumprobleme in der Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek werden nach Bezug des Neu- <strong>und</strong> Erweiterungsbaus Ende<br />

<strong>2004</strong> behoben sein. Die Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung wird neue<br />

Räumlichkeiten nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaus in der<br />

Herzogin Anna Amalia Bibliothek beziehen.<br />

Als problematisch wird die räumliche Situation im Bereich der Museumsgebäude<br />

angesehen. Die Ausstellung des Bauhaus-Museums sei<br />

beengt untergebracht. Darüber hinaus fehlt es an ausreichendem<br />

Platz für Wechselausstellungen. Sie sind nur möglich, wenn Teile der<br />

216


ständigen Ausstellungen leer geräumt werden. Ebenfalls als unzureichend<br />

bezeichnet wird die Magazinsituation. Die meisten Bestandsgruppen<br />

seien in Provisorien untergebracht, so die graphischen<br />

Sammlungen, die Gemälde-, Möbel- <strong>und</strong> Skulpturensammlungen. Die<br />

Buchbestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek können mit dem<br />

Bezug des Erweiterungsbaus Ende <strong>2004</strong> adäquat untergebracht<br />

werden.<br />

Die Anpassung der Geräteausstattung für die Mitarbeiter an neue<br />

technische Standards ist zufrieden stellend. Die Mitarbeiter verfügen<br />

über PCs, mit E-Mail <strong>und</strong> Internet-Anschluss. Die PCs sind untereinander<br />

vernetzt.<br />

A.IV. Veröffentlichungen, Tagungen <strong>und</strong> Ausstellungen<br />

Die Arbeitsergebnisse der SWKK werden der wissenschaftlichen<br />

Öffentlichkeit in Form von Publikationen, Vorträgen auf Tagungen<br />

<strong>und</strong> durch selbst veranstaltete Tagungen, Stipendienkollegs <strong>und</strong><br />

Ausstellungen vorgestellt. Die Stiftung selbst gibt folgende Schriften<br />

heraus:<br />

− Jahresbericht. Bisher ist der Bericht für 2002 erschienen. Der Bericht<br />

für 2003 ist in Druck<br />

− Jahrbuch. Nach der ersten Folge wurde es in eine wissenschaftliche<br />

Themenreihe umgewandelt. Bisher wurden drei Bände im<br />

Verlag Fink veröffentlicht; die Reihe wird nicht fortgesetzt<br />

− Reihe Stiftung Weimarer Klassik im Hanser-Verlag. Bisher erschienen<br />

Monographien zum Goethehaus, zur Herzogin Anna<br />

Amalia Bibliothek, zum Schillerhaus, zum Nietzsche-Archiv, zum<br />

Römischen Haus sowie zum Kirms-Krackow-Haus<br />

− Inventare des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archivs<br />

− Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform<br />

− Goethe. Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe<br />

− Johann Gottfried Herder. Briefe. Gesamtausgabe<br />

− Heinrich Heine. Säkularausgabe. Werke. Briefwechsel. Lebenszeugnisse<br />

− Schillers Werke. Nationalausgabe (zusammen mit dem DLA Marbach)<br />

− Internationale Bibliographie zur deutschen Klassik (zuletzt <strong>Band</strong><br />

47/2000, erschienen 2003)<br />

217


− Bibliographien <strong>und</strong> Kataloge der Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

(u. a. Personalbibliographien zu Goethe, Schiller, Herder, Heine,<br />

Lessing, Nietzsche)<br />

Im Jahr 2002 haben die Wissenschaftler der SWKK insgesamt 20<br />

Monographien im Eigenverlag bzw. in Kooperation mit renommierten<br />

Verlagen <strong>und</strong> in Fremdverlagen herausgegeben (2001: 23; 2000: 36).<br />

Hierzu werden auch Editionen, Inventare <strong>und</strong> Findbücher gezählt. 5<br />

Ferner erschienen im Jahr 2002 31 Beiträge zu Sammelwerken<br />

(2001: 40; 2000: 37), sieben Zeitschriftenaufsätze (2001: 10; 2000: 7)<br />

<strong>und</strong> sechs Beiträge zu hauseigenen Schriften 6 (2001: 5; 2000: 0). Im<br />

Zeitraum 2000-2002 wurden drei elektronische Publikationen veröffentlicht.<br />

Außerdem wurden 2002 79 Vorträge vor deutschen <strong>und</strong><br />

ausländischen Ortsvereinigungen der Goethe-Gesellschaft <strong>und</strong> auf<br />

weiteren nationalen <strong>und</strong> internationalen Tagungen gehalten (2001:<br />

58; 2000: 47). Auf 9 wissenschaftlichen Fachtagungen waren Mitarbeiter<br />

der SWKK in 2002 mit Referaten vertreten (2001:7; 2000: 5).<br />

Zu auswärtigen Konferenzen auf Einladung des Veranstalters wurden<br />

Mitarbeiter der Stiftung nach deren Angabe im Jahr 2002 zwölf Mal<br />

eingeladen (2001: 14 mal; 2000: 10 mal). Außerdem wurde die Konzeption<br />

<strong>und</strong> Organisation zahlreicher Tagungen von den verschiedenen<br />

Direktionen der Stiftung durchgeführt. Der Bereich Forschung<br />

<strong>und</strong> Bildung führt regelmäßig Stipendiatenkollegs durch. In den Jahren<br />

2000 bis 2002 wurden zwischen elf <strong>und</strong> zwölf Kollegs durchgeführt.<br />

Im Jahr 2000 arbeiteten 31 Stipendiaten am Nietzsche-Kolleg<br />

(in 2001: 24; 2002: 20).<br />

Die Stiftung veranstaltet regelmäßig Wechselausstellungen, die auf<br />

den vorhandenen Sammlungsbeständen basieren <strong>und</strong> denen nach<br />

Auffassung der Stiftung gr<strong>und</strong>legende Forschungsleistungen vorausgegangen<br />

sind. Für <strong>2004</strong> sind weitere Ausstellungen geplant, u. a.<br />

ein Rückblick auf das Wirken der Zarentochter <strong>und</strong> späteren Weimarer<br />

Großherzogin Maria Pawlowna im „Silbernen Zeitalter“. In einer<br />

weiteren Ausstellung werden über 100 noch unpublizierte französische<br />

Zeichnungen „Von Callot bis Greuze“ aus den Weimarer Sammlungen<br />

gezeigt.<br />

Die wichtigsten Ausstellungen der Stiftung Weimarer Klassik waren<br />

im betrachteten Zeitraum:<br />

5<br />

Sie werden nach Angabe der Stiftung, insbesondere vom Goethe- <strong>und</strong> Schiller-<br />

Archiv als moderne wissenschaftliche Publikationen angesehen.<br />

6<br />

Es handelt sich dabei nach Angabe der Stiftung hauptsächlich um Bestands- <strong>und</strong><br />

Ausstellungskataloge.<br />

218


− „Wann ist der Gotthardtunnel fertig?“ Friedrich Nietzsche. Leben<br />

<strong>und</strong> Werk. (Schiller-Museum, 15.4.2000 – 30.4.2001) – Besucher:<br />

15.400<br />

− „Geheime Gesellschaft“. Weimar <strong>und</strong> die deutsche Freimaurerei.<br />

(Schiller-Museum, 21.6. – 31.12.2002) – Besucher: 11.600<br />

− „Wiederholte Spiegelungen“. Ständige Ausstellung im Goethe-<br />

Nationalmuseum Besucher 2002: 15.400 (2001: 20.600;<br />

2000: 23.500)<br />

Im Jahr 2002 hatten die Häuser der ehemaligen SWK r<strong>und</strong> 521.000<br />

Besucher (2001: 552.00; 2000: 646.000), davon entfielen im Jahr<br />

2002 beispielsweise auf das Goethe-Wohnhaus r<strong>und</strong> 172.000, das<br />

Schiller-Haus r<strong>und</strong> 76.000, das Goethe-Gartenhaus r<strong>und</strong> 68.000.<br />

Die Sonderausstellungen der ehemaligen Kunstsammlungen zu<br />

Weimar waren stets in die jeweiligen Häuser integriert <strong>und</strong> wurden<br />

weder extra erfasst noch gesondert abgerechnet. Die Besucherzahlen<br />

betrugen jeweils ger<strong>und</strong>et für das<br />

− Schlossmuseum: 2002: 38.000 (2001: 47.000; 2000: 53.000)<br />

− Bauhaus-Museum: 2002: 52.000 (2001: 63.000; 2000: 62.000)<br />

− Neues Museum: 2002: 10.000 (2001: 14.000; 2000: 15.000)<br />

− Schloss Belvedere: 2002: 23.000 (2001: 24.000; 2000: 31.000)<br />

Die Stiftung verfügt über eine Homepage im World Wide Web, die<br />

ständig aktualisiert wird <strong>und</strong> über Arbeitsergebnisse, Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Ereignisse informiert. In den Jahren 2001 <strong>und</strong> 2002 wurde die<br />

Homepage der SWKK von r<strong>und</strong> 500.000 bis 600.000 Besuchern frequentiert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Breite <strong>und</strong> Vielfalt der verschiedenen Sammlungen <strong>und</strong><br />

Bestände in den Museen, dem Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv <strong>und</strong> der<br />

Herzogin Anna Amalia Bibliothek spricht die Stiftung unterschiedliche<br />

Gruppen von Interessenten an. Nach Umfragen der SWKK sind in<br />

den Museen interessierte Laien anzutreffen, die an den Biographien<br />

<strong>und</strong> den Werken von Schiller <strong>und</strong> Goethe interessiert sind. Zu den<br />

Benutzern des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archivs zählen Studenten, die<br />

ihre Examensarbeiten anfertigen oder Promovenden sowie Habilitanden<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftler, die an Editionen, Werk- <strong>und</strong> Briefverzeichnissen<br />

sowie an universitären Forschungsprojekten zur Kulturgeschichte<br />

des 18. bis 20. Jahrh<strong>und</strong>erts arbeiten. Durch das Internet<br />

hat sich der Benutzerkreis durch Forscher zur Familien- <strong>und</strong> Regionalgeschichte<br />

erweitert. Nach Angaben der Stiftung hat sich der externe<br />

Kreis der wissenschaftlichen Benutzer stark erweitert, nicht<br />

zuletzt aufgr<strong>und</strong> der wachsenden Bereitstellung elektronischer Infor-<br />

219


mationen. Die Hauptzielgruppe der Anna Amalia Bibliothek sind Wissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Stipendiaten der kultur- <strong>und</strong> literaturwissenschaftlichen<br />

Fächer, die für ihre Forschungsarbeit auf die originalen Zeugnisse<br />

der Schriftkultur angewiesen sind. Die Hauptinteressenten an<br />

der Arbeit der Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung sind Wissenschaftler<br />

des In- <strong>und</strong> Auslands sowie Bewerber für ein Stipendium.<br />

A.V. Kooperationen, Beteiligung an der Lehre <strong>und</strong> der<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

Die Stiftung unterhält zahlreiche Kooperationsbeziehungen zu Hochschulen,<br />

Museen, Archiven, Bibliotheken <strong>und</strong> anderen Einrichtungen.<br />

Zu Hochschulen bestehen folgende Kooperationen:<br />

− Die Direktion Museen unterhält Kooperationsvereinbarungen mit<br />

der École Nationale Supérieure des Arts Visuels de la Cambre,<br />

Brüssel. Projekt: Erstellung eines Werkverzeichnisses der raumkünstlerischen<br />

<strong>und</strong> kunstgewerblichen Arbeiten von Henry van de<br />

Velde ( DFG-Forschungsprojekt der SWKK);<br />

− Das Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv kooperiert mit der Universität<br />

Jena. Der Archivdirektor ist Teilprojektleiter des SFB 482 (Ereignis<br />

Weimar-Jena. Kultur um 1800);<br />

− Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek kooperiert mit folgenden<br />

Hochschulen:<br />

220<br />

• Universität Jena über den SFB 482 (Teilprojekt Erschließung<br />

der Allgemeinen Literaturzeitung);<br />

• Universität Kassel ( Lateinische Handschriften);<br />

• Universität Jena: Orientalische <strong>und</strong> Griechische Handschriften;<br />

• Universität Bonn über das gemeinsame DFG-Projekt. „Die Italienbestände<br />

der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zwischen<br />

1775 <strong>und</strong> 1830. Bibliographische Auswertung <strong>und</strong> literaturhistorische<br />

Rekonstruktion;“<br />

• Universität Münster: Erschließung der italienischen Bibliothek<br />

Carl Ludwig Fernows;<br />

− Die Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung kooperiert mit<br />

• der Friedrich-Schiller-Universität Jena <strong>und</strong> der Hochschule für<br />

Musik „Franz Liszt“ Weimar über den SFB 482;<br />

• dem Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Universität Erfurt über<br />

das Forschungsprojekt Weimarer Klassik in der DDR/Geschichte<br />

der NFG.


• der Fakultät für Medien der Bauhaus-Universität;<br />

• dem International Center for the Dialogue among Civilizations,<br />

Teheran;<br />

• den Instituten für Philosophie, Soziologie <strong>und</strong> Politologie an der<br />

Universität Opole.<br />

Ferner werden Kooperationsbeziehungen angegeben<br />

− zur Kant-Forschungsstelle der Universität Mainz,<br />

− zur Universität München (HyperNietzsche) <strong>und</strong><br />

− zum Istituto Italiano per gli Studi Filosofici, Neapel.<br />

Zu außeruniversitären Einrichtungen werden u. a. teilweise in Zusammenhang<br />

mit gemeinsamen Forschungsprojekten stehende Kooperationsbeziehungen<br />

genannt:<br />

Direktion Museen<br />

Bibliothèque Royale Albert I, Brüssel, Karl Ernst Osthaus-Museum,<br />

Hagen, Design Museum Gent, Kunstsammlungen Chemnitz: Zusammenarbeit<br />

im Kontext des DFG-Forschungsprojekts der SWKK:<br />

Erstellung eines Werkverzeichnisses der raumkünstlerischen <strong>und</strong><br />

kunstgewerblichen Arbeiten von Henry van de Velde um.<br />

Mit dem Musée du Louvre, Paris besteht eine Zusammenarbeit bei<br />

der Erstellung des Bestandskatalogs der französischen Zeichnungen<br />

der SWKK für die Ausstellung „Von Callot bis Greuze“.<br />

Goethe- <strong>und</strong> Schiller Archiv<br />

Abstimmungen über Erwerbungen <strong>und</strong> kollegialen Austausch mit<br />

dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach, dem Freien Deutschen<br />

Hochstift in Frankfurt/M, dem Goethe-Museum Düsseldorf.<br />

Datenaustausch besteht mit der Zentraldatei der Autographen an der<br />

Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz im Rahmen des Projekts<br />

„Kalliope“ sowie der Zentralen Datenbank der Nachlässe des B<strong>und</strong>esarchivs<br />

Koblenz.<br />

Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

Mit mehr als 120 deutschen <strong>und</strong> ausländischen Museen, Bibliotheken<br />

<strong>und</strong> Archiven besteht ein intensiver Schriftentausch. Mit der Staatsbibliothek<br />

zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, der Sächsischen Landesbibliothek,<br />

der Staats- <strong>und</strong> Universitätsbibliothek Dresden, der<br />

Niedersächsischen Staats- <strong>und</strong> Universitätsbibliothek Göttingen, der<br />

Universitäts- <strong>und</strong> Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, der Universitäts<strong>und</strong><br />

Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, der Bayerischen Staatsbiblio-<br />

221


thek München der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel besteht ein<br />

Forschungsverb<strong>und</strong> „Das Verzeichnis der Drucke des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts“.<br />

Mit der Nationalbibliothek St. Petersburg gibt es eine vertragliche<br />

Kooperation zur Erschließung historischer Landkarten des Ostseeraums.<br />

Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung, Nietzsche-Kolleg<br />

Nietzsche Gesellschaft e. V. Naumburg. Für die Jahre <strong>2004</strong> bis 2006<br />

sind drei Vorhaben im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms<br />

zur Jugendbildung <strong>und</strong> Kulturvermittlung beantragt; davon<br />

wurde zwischenzeitlich ein Projekt im Rahmen des EU-Programms<br />

„Interreg“ für das Wielandgut in Ossmannstedt bewilligt.<br />

Das Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv ist ferner Kooperationspartner im<br />

EU-Archiv-Projekt LEAF, einem Projekt zum europaweiten Austausch<br />

von Archivdaten, dem Nachfolgeprojekt von MALVINE, beide unter<br />

der Federführung der Staatsbibliothek zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz.<br />

Beteiligung an der Lehre<br />

Sieben wissenschaftliche Mitarbeiter der Stiftung beteiligten sich in<br />

den Jahren 2000 bis 2002 an Lehrveranstaltungen der Bauhaus-<br />

Universität, der Musikhochschule „Franz Liszt“, der Universität Jena,<br />

Fachhochschule Zwickau <strong>und</strong> der Hochschule Hildesheim/Holzminden.<br />

Es handelte sich dabei überwiegend um Seminare<br />

sowie eine Vorlesung.<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

Die Stiftung hat keine Doktorandenstellen zur Verfügung. Sie fördert<br />

den wissenschaftlichen Nachwuchs, durch die Vergabe von Stipendien<br />

sowie die Beschäftigung von studentischen Hilfskräften. Vier<br />

Projektmitarbeiter der Stiftung arbeiten gegenwärtig an Promotionen.<br />

Eine Mitarbeiterin hat ihre Dissertation abgeschlossen. Der Direktion<br />

Museen stehen Stellen für Volontäre zur Verfügung. Drei bis vier<br />

Volontäre mit Zweijahresverträgen assistierten den Kustoden der<br />

Kunstsammlungen bei der Erarbeitung von Ausstellungen. Vier Magisterarbeiten<br />

von Studenten der Universität Jena wurden in den<br />

letzten Jahren unterstützt. Am Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv wurden<br />

Diplomarbeiten sowie Hoch- <strong>und</strong> Fachschulstudenten in der praktischen<br />

Ausbildung betreut. Eine germanistische Dissertation an der<br />

Universität Jena wird von dem Redaktor der Armin-Ausgabe begleitet.<br />

Die Anna Amalia Bibliothek betreut vor allem Bibliotheksreferendare<br />

anderer B<strong>und</strong>esländer sowie Bibliotheksstudenten im Rahmen ihrer<br />

praktischen Ausbildung. Das Stiftungsprogramm der Direktion For-<br />

222


schung <strong>und</strong> Bildung dient vor allem dem internationalen wissenschaftlichen<br />

Diskurs. Bei den Teilnehmern wird in der Regel eine<br />

Promotion vorausgesetzt. Es werden auch Doktoranden für einige<br />

Monate gefördert.<br />

A.VI.<br />

Künftige Entwicklung<br />

Für die künftige Entwicklung hält die SWKK das Festlegen einer Forschungsphilosophie<br />

<strong>und</strong> mittelfristigen Forschungsperspektive für<br />

notwendig. Die Stiftung beabsichtigt, die Planung <strong>und</strong> Kooperation<br />

bei gemeinsamen stiftungsübergreifenden Projekten zu verbessern.<br />

Nach Einschätzung der Stiftung müssen die Sammlungen der Stiftung<br />

gemäß Stiftungsauftrag zu einem Forum der Geisteswissenschaften<br />

entwickelt werden. Die Ansätze im Nietzsche Kolleg müssten<br />

unterstützt werden. Diesem Ziel dient nach Angabe der Stiftung<br />

auch die Etablierung der Querschnittsdirektion Forschung <strong>und</strong> Bildung,<br />

die zu einer interdisziplinären Bearbeitung von Forschungsschwerpunkten<br />

in der Stiftung beitragen soll. Die Stiftung will in diesem<br />

Zusammenhang auch Bildungsfragen aufgreifen.<br />

Über neue museumspädagogische Konzepte <strong>und</strong> eine verbesserte<br />

zielgruppenorientierte Werbung müssen die zahlreichen Häuser der<br />

Stiftung mit ihren besonderen Inhalten <strong>und</strong> herausragenden Sammlungen<br />

für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche sowie für Studenten <strong>und</strong> junge<br />

Erwachsene attraktiver vermittelt werden. Die Zusammenarbeit mit<br />

Schulen <strong>und</strong> den übrigen Bildungseinrichtungen der Region muss<br />

verbessert werden, nicht zuletzt um künftige Publikums- <strong>und</strong> Besucherschichten<br />

stärker an die Museen <strong>und</strong> Bildungseinrichtungen der<br />

SWKK zu binden. Eine offensivere Positionierung sämtlicher Einrichtungen<br />

der Stiftung in der Öffentlichkeit wird mit Dringlichkeit ebenso<br />

angestrebt wie ein verbessertes Marketing der gesamten Stiftung.<br />

Der Erschließung der Bestände wird weiter eine zentrale Bedeutung<br />

zukommen. Nach Aussage der Stiftung hat dabei verstärkt der Einsatz<br />

neuer Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien weiter<br />

Priorität. Die SWKK ist außerdem bestrebt, für die teilweise komplexen<br />

IT-Anwendungen eigene Lösungen <strong>und</strong> spezielle Datenbanken<br />

zu entwickeln, <strong>und</strong> damit vor allem die Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

zu einer erfolgreichen Forschungsbibliothek weiter zu entwickeln.<br />

Die Stiftung will einen Vergleich über die in den verschiedenen<br />

Sammlungsbereichen entwickelten Methoden zu Aufbau, Ordnung<br />

<strong>und</strong> Erschließung der Bestände herbeiführen <strong>und</strong> alle Computer an<br />

einheitliche Standards angleichen. Es sollen weitere Anstrengungen<br />

unternommen werden, um den Anforderungen der Wissenschaftler<br />

aus dem In- <strong>und</strong> Ausland, die auf die Bestände der Stiftung angewiesen<br />

sind, durch gute Benutzungsbedingungen zu genügen. Daneben<br />

223


werden weitere Anstrengungen notwendig sein, um die Sammlungen<br />

weiter zu erschließen. In diesem Zusammenhang stehen die wissenschaftliche<br />

Erschließung <strong>und</strong> Internetpräsentation der Nachlässe des<br />

Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archivs sowie die Erfassung der Bestände der<br />

Kunstsammlungen in einer Datenbank im Vordergr<strong>und</strong>. Dies gilt besonders<br />

für die r<strong>und</strong> 150.000 Blätter der Graphischen Sammlungen,<br />

die erst zu knapp 50 % wissenschaftlich erfasst bzw. bearbeitet wurden.<br />

Nach Ansicht der Stiftung sollte das Angebot an Wechselausstellungen<br />

ausgebaut werden. Es könnte zu einer Stärke der Stiftung werden,<br />

da sie über eine einzigartige Vielfalt der Bestände aus vielen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten verfügt.<br />

B. Bewertung<br />

B.I. Zur wissenschaftlichen <strong>und</strong> kulturellen Bedeutung<br />

Die Stiftung Weimarer Klassik <strong>und</strong> Kunstsammlungen (SWKK) gehört<br />

zu den größten <strong>und</strong> bedeutendsten deutschen Kulturstiftungen <strong>und</strong><br />

stellt mit ihren Sammlungen <strong>und</strong> Denkmälern ein einmaliges Ensemble<br />

der Klassik dar. Zusammen mit der Stiftung „Preußischer<br />

Kulturbesitz“, „Preußische Schlösser <strong>und</strong> Gärten, Berlin-Brandenburg“<br />

<strong>und</strong> der Kulturstiftung der Länder gehört die SWKK zu den großen<br />

Kulturstiftungen, die vom B<strong>und</strong> mitfinanziert werden. Durch die<br />

Fusion der Stiftung mit den Kunstsammlungen zu Weimar im Jahr<br />

2003 können die literarischen Zeugnisse mit denen der bildenden<br />

<strong>und</strong> angewandten Kunst der klassischen Epoche arrondiert werden.<br />

In kultureller <strong>und</strong> historischer Hinsicht ist die Stiftung mit ihren Sammlungen<br />

nicht nur für die deutsche, sondern auch für die europäische<br />

Kulturgeschichte von großer Bedeutung.<br />

Bezeichnend für die wissenschaftliche Arbeit der Stiftung ist die<br />

<strong>Band</strong>breite der Themen, die entsprechend der verschiedenartigen<br />

Bestandsbildenden Einrichtungen der SWKK (Museen, Goethe- <strong>und</strong><br />

Schiller-Archiv, Herzogin Anna Amalia Bibliothek) von literarischen,<br />

philosophischen, historischen Inhalten bis zur bildenden Kunst reichen.<br />

Der Zeitrahmen, der das Mittelalter bis zur Moderne umfasst,<br />

ist ebenfalls breit.<br />

Dementsprechend erstrecken sich die wissenschaftlichen Aufgaben<br />

in den Einrichtungen der Stiftung auf die Erschließung der Bestände,<br />

Erstellung von Bestandsverzeichnissen, auf restauratorische Arbeiten,<br />

auf Editionen, auf Tätigkeiten im Zusammenhang mit Erwerbungen<br />

sowie auf Planung <strong>und</strong> Durchführung von Ausstellungen. Die<br />

224


wissenschaftlichen Arbeiten werden im Wesentlichen im Sinne dieser<br />

sammlungsbezogenen Tätigkeiten <strong>und</strong> seltener als reine Forschungsvorhaben<br />

durchgeführt.<br />

Eine bedeutende Einrichtung der Stiftung ist die Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek mit ihren einmaligen Beständen, deren Schwerpunkt die<br />

Bestände der Zeit 1750 bis 1850 bilden. In ihrer Ausrichtung als Forschungsbibliothek<br />

für Literatur- <strong>und</strong> Kulturgeschichte <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

der weit vorangeschrittenen Digitalisierung der Verzeichnisse der<br />

Buchbestände ist die Bibliothek eine der wichtigsten Forschungsbibliotheken<br />

für Literatur dieser Epoche neben dem Marbacher Literaturarchiv<br />

<strong>und</strong> der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Nach<br />

Bezug des Neubaus <strong>und</strong> Einführung einer erweiterten Nutzungsordnung<br />

wird die Bibliothek weiter an Attraktivität gewinnen. Mit ihren<br />

Erschließungsprojekten <strong>und</strong> Bibliographien leistet sie eigenständige<br />

kulturgeschichtliche Forschungsbeiträge.<br />

Das Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv spielt für die Erforschung der kulturgeschichtlichen<br />

Zeugnisse, insbesondere hinsichtlich der Erschließung<br />

seines wichtigsten Bestandes, dem handschriftlichen Goethe-<br />

Nachlass, der als Memory of the World in das UNESCO-<br />

Weltkulturerbe aufgenommen wurde, eine besondere Rolle. Die<br />

Gr<strong>und</strong>lagenarbeit, die im Archiv in Form von Erschließung, Erstellung<br />

von Archivaliendatenbanken <strong>und</strong> Internetpräsentation für wichtige<br />

Teile der Bestände geleistet wird, ist wesentliche Voraussetzung für<br />

die Forschungsarbeiten der eigenen Abteilung Editionen, die viel<br />

beachtet werden, sowie für Forschungsaktivitäten in aller Welt. Die<br />

historisch-kritischen Editionen der Tagebücher <strong>und</strong> der Briefe Goethes<br />

können sinnvoll nur von Weimar aus auf der Gr<strong>und</strong>lage der hier<br />

liegenden Handschriften bearbeitet werden. Gleichwohl müssen bei<br />

der Editionsarbeit in inhaltlicher <strong>und</strong> zeitlicher Hinsicht Schwerpunkte<br />

gesetzt werden.<br />

Durch die Fusion mit den Kunstsammlungen zu Weimar sind mit den<br />

Sammlungen des Schlossmuseums <strong>und</strong> des Bauhausmuseums<br />

wichtige Bestandteile bildender Kunst als bedeutende kulturelle<br />

Zeugnisse dieser Epoche in die Stiftung gekommen. Sie ergänzen<br />

das Goethe-Nationalmuseum, das mit dem Goethe-Wohnhaus <strong>und</strong><br />

der Ständigen Ausstellung „Wiederholte Spiegelungen“ schwerpunktmäßig<br />

über Goethes Leben <strong>und</strong> Wirken informiert. Im Bereich<br />

Museen wurde durch die Fusion eine Neuorientierung in Angriff genommen,<br />

die aber noch nicht abgeschlossen ist. Es liegen weder<br />

Konzepte für die museale Arbeit an den einzelnen Museumsstandorten<br />

vor noch ein Gesamtkonzept, das die verschiedenen Sammlungen<br />

inhaltlich auf das Profil der SWKK bezieht.<br />

225


Als großes Problem für die Struktur <strong>und</strong> die Arbeit der Stiftung ist die<br />

Versäulung der Einrichtungen infolge eines bislang fehlenden übergreifenden<br />

Konzepts <strong>und</strong> der fehlenden Kommunikation zu sehen.<br />

Ursachen hierfür sind die noch nicht erreichte Konsolidierung der<br />

Stiftung als Rechtsnachfolgerin der alten Einrichtung „Nationale Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur“ der<br />

DDR <strong>und</strong> die noch zu meisternde große Aufgabe der Zusammenführung<br />

der Kunstsammlungen mit der Stiftung. Bisher ist es noch nicht<br />

gelungen, einen einheitlichen Rahmen mit einer gemeinsamen Perspektive<br />

für die Einrichtungen der Stiftung zu definieren. Auch der<br />

Querschnittsbereich Forschung <strong>und</strong> Bildung, nach der Fusion hervorgegangen<br />

aus dem Bereich Forschungsförderung <strong>und</strong> -organisation,<br />

dessen Aufgabe es ursprünglich sein sollte, in einem integrativen<br />

Ansatz kulturgeschichtliche Forschungsvorhaben für die Stiftung insgesamt<br />

zu bearbeiten <strong>und</strong> die Versäulung der Direktionen aufzubrechen,<br />

hat dazu bisher nicht nur nicht beigetragen, sondern eher zu<br />

einer Verfestigung geführt.<br />

Inzwischen haben der Präsident <strong>und</strong> das Direktorium sich mit den<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen, die für künftige Entscheidungen der Stiftungsarbeit<br />

maßgebend sein sollen, auf bestimmte Kernaufgaben verständigt.<br />

Sie bedürfen noch der Zustimmung durch den Stiftungsrat. Danach<br />

wird der Arbeitsauftrag der Stiftung bezogen auf Weimar als historischem<br />

Ort <strong>und</strong> Weimar als kultureller Aufgabe von nationaler Bedeutung,<br />

d. h. im Kern auf Objekte, die durch das UNESCO-Weltkulturerbe<br />

definiert sind. Für die Liegenschaften außerhalb des Kernbereichs<br />

7 plant die Stiftung eine Übernahme <strong>und</strong> Betreuung durch private<br />

Einrichtungen, wie der Goethe-Gesellschaft. Die museale Verantwortung<br />

für diese Baudenkmäler <strong>und</strong> Gedächtnisstätten soll aber<br />

weiterhin in der Verantwortung der Stiftung bleiben. Inhaltlich soll sich<br />

die Stiftungsarbeit einerseits auf die Weimarer Klassik <strong>und</strong> die Goethezeit<br />

beziehen, andererseits auf die Moderne - wie sie in Weimar<br />

an der Wende des 19. zum 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zum Durchbruch gelangt<br />

- mit den Eckpunkten Nietzsches Tod <strong>und</strong> Vertreibung des<br />

Bauhauses. Beide Kernaufgaben werden als komplementär angesehen<br />

<strong>und</strong> machen die Einzigartigkeit Weimars aus.<br />

Mit der Beschränkung auf die beiden Kernbereiche sowie den Bildungsauftrag,<br />

Weimar zu einem Ort vielfältiger Vermittlungsarbeit zu<br />

machen, wird noch kein inhaltlich gefülltes, Institutionen übergreifendes<br />

Konzept vorgelegt, das der Einmaligkeit dieser Kultureinrichtung<br />

Rechnung tragen könnte. Aufgabe der nächsten Zeit muss es sein,<br />

7<br />

Kirms-Krackow-Haus, Liszt-Haus, Dornburger Schlösser, Haus Stützerbach, Schillermuseum<br />

in Bauerbach sowie weitere Bauten <strong>und</strong> Gärten in der Umgebung Weimars.<br />

226


durch inhaltliche Schwerpunktsetzung, Neudefinition der Struktur <strong>und</strong><br />

der Aufgaben ein schlüssiges Konzept zu entwickeln, das eine Profilschärfung<br />

bewirken kann. Gemeinsam mit geeigneten Aufsichtsgremien<br />

muss geprüft werden, ob der Arbeitsauftrag in der Abgrenzung<br />

der Kernaufgaben ein geeigneter Anknüpfungspunkt ist.<br />

B.<strong>II</strong>. Zu den Arbeitsschwerpunkten<br />

Die wissenschaftliche Arbeit der Stiftung in den drei sammlungsbezogenen<br />

Direktionen <strong>und</strong> der Direktion Forschung <strong>und</strong> Bildung ist wie<br />

folgt einzuschätzen.<br />

Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv<br />

Die Arbeiten der beiden Abteilungen des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-<br />

Archivs „Erwerbung, Erschließung, Benutzung“ sowie „Goethenachlass“<br />

sind überwiegend den wissenschaftlichen Serviceleistungen<br />

zuzurechnen. Die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter haben mit dem<br />

Konvertieren von Findbüchern <strong>und</strong> Anlegen von Inventaren (in Druckform<br />

<strong>und</strong> als Datenbank) umfangreiche Erschließungsarbeit geleistet.<br />

Hervorzuheben ist, dass die Internetpräsentation vieler Bestände<br />

vorangetrieben wurde. So liegt z. B. das Repertorium sämtlicher Goethe-Briefe<br />

(mit Angaben zu Handschriften- <strong>und</strong> Drucküberlieferung)<br />

online vor. Die Regestausgabe der an Goethe gerichteten Briefe, die<br />

zu zwei Dritteln fertig gestellt ist, wird als Druckausgabe <strong>und</strong> parallel<br />

dazu online präsentiert. Eine Archivaliendatenbank aller Bestände<br />

des Archivs ist in Arbeit. Sie kann auf längere Sicht die unterschiedlichen<br />

Präsentationsformen von Findbüchern einerseits (über die gesamte<br />

Breite der Archivbestände) <strong>und</strong> Inventaren mit größerer Erschließungstiefe<br />

andererseits (für die Kernbereiche Goethe <strong>und</strong><br />

Schiller) unter einer einheitlichen Oberfläche für Netz-Recherchen<br />

zugänglich machen. Auch die Regestausgabe wurde in einer Zeit<br />

begonnen, in der die modernen Verarbeitungstechniken noch nicht<br />

verfügbar waren. Sie ist inzwischen soweit fortgeschritten <strong>und</strong> für die<br />

historisch-kritischen Editionen auch so wichtig, dass es nicht sinnvoll<br />

erscheint, sie zu stoppen oder ausschließlich als Online-Ausgabe<br />

fortzuführen. Wohl aber sollten die Bemühungen verstärkt werden,<br />

den online verfügbaren Daten zur Erschließung generell auch die<br />

Digitalisate der entsprechenden Briefe an Goethe beizugeben <strong>und</strong><br />

die Arbeit insgesamt zu beschleunigen.<br />

Die Ergänzung der Bestände durch Ankauf von Autographen <strong>und</strong><br />

Sammlungen wird engagiert betrieben. Notwendige Restaurierungsarbeiten<br />

können dagegen, teilweise wegen Mangels an Stellen für<br />

Fachpersonal, nicht im erforderlichen Maße durchgeführt werden.<br />

227


Der Abteilung „Editionen“ wird mit den Arbeitsergebnissen der Abteilungen<br />

„Erwerbung, Erschließung, Benutzung“ sowie „Goethenachlass“<br />

eine Fülle von Informationen <strong>und</strong> eine ausgezeichnete Basis für<br />

ihre ehrgeizigen Forschungsarbeiten bereitgestellt. Der historischen<br />

Entwicklung ist es zuzuschreiben, dass ein Schwerpunkt der Arbeiten<br />

des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archivs auf eigenen wissenschaftlichen<br />

Projekten, vor allem historisch-kritischen Editionen liegt, die üblicherweise<br />

nicht zum Kanon archivarischer Tätigkeiten gehören. Mit den<br />

Editionen wird unbestritten gute Arbeit geleistet. Die entsprechende<br />

Goetheforschung ist in der community international anerkannt.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte an dem Editionsauftrag des Archivs festgehalten<br />

werden. Dass mehrere Editionen in den nächsten Jahren abgeschlossen<br />

werden können (Heine-Säkularausgabe, Herder-Briefe,<br />

Schiller-Nationalausgabe) erleichtert die insgesamt erforderliche<br />

Schwerpunktsetzung mit nahe liegender Konzentration auf den Bereich<br />

der Goethe-Ausgaben. Das Desiderat einer neuen historischkritischen<br />

Goethe-Ausgabe hat auch durch jüngere Studienausgaben<br />

wie die Frankfurter <strong>und</strong> die Münchner Ausgabe nichts von seiner<br />

Dringlichkeit verloren. Für die naturwissenschaftlichen Schriften Goethes<br />

wird eine solche Ausgabe seit langem von der Akademie der<br />

Naturforscher Leopoldina in Halle vorbereitet; für die Tagebücher<br />

wurde sie inzwischen vom Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archiv gut vorangetrieben,<br />

für die Briefe Goethes begonnen, beides durch drittmittelfinanzierte<br />

Stellen gefördert. Auch die besonders aufwändige <strong>und</strong><br />

schwierige historisch-kritische Ausgabe des poetischen Werks könnte<br />

in dem Maße in Angriff genommen werden, in dem das Auslaufen der<br />

anderen Editionen eine entsprechende Umschichtung wissenschaftlicher<br />

Kapazitäten zulässt <strong>und</strong> sich zugleich geeignete Partner aus<br />

den Hochschulen anbieten. Andererseits erfordert das Nebeneinander<br />

mehrerer Großprojekte, die letztlich Teile eines Ganzen sind, die<br />

Erarbeitung eines Gesamtkonzepts <strong>und</strong> eine bessere Abstimmung<br />

der Einzeleditionen untereinander. Die erfolgreich begonnene historisch-kritische<br />

Ausgabe des Werks von Achim von Arnim, die nicht in<br />

gleicher Weise zu den vorgesehenen Schwerpunktbildungen passt,<br />

sollte weitergeführt werden, sofern dies auch künftig überwiegend mit<br />

Partner aus Hochschulen <strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage von Drittmittelfinanzierungen<br />

geleistet werden kann. Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt für alle editorischen<br />

Projekte des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archivs, dass die Zusammenarbeit<br />

mit Hochschulen <strong>und</strong> die Einwerbung von Drittmitteln verstärkt<br />

gesucht werden sollte.<br />

Die Stärkung der Kompetenz im Bereich der Informationstechnologie<br />

bleibt für die effektive Archivarbeit auch weiterhin eine zentrale Aufgabe.<br />

Dabei ist darauf zu achten, dass die eigen entwickelte Software<br />

nur dort eingesetzt wird, wo für benötigte Funktionen keine anerkann-<br />

228


te <strong>und</strong> bewährte Software zur Verfügung steht. Die Abteilungen des<br />

Archivs sollten sich in ihren Programmen abstimmen, <strong>und</strong> die beschrittenen<br />

Wege sollten sich an internationalen Standards orientieren<br />

<strong>und</strong> in ein übergreifendes EDV-Konzept der Stiftung eingefügt<br />

werden.<br />

Mit 16 Wissenschaftlern einschließlich des Direktors ist das Archiv für<br />

die anfallenden wissenschaftlichen Arbeiten gr<strong>und</strong>sätzlich angemessen<br />

ausgestattet. Für die eigentlichen arbeitsintensiven Archivtätigkeiten<br />

fehlen jedoch geeignete Fachkräfte. Zu überlegen ist, inwieweit<br />

die Arbeitsfähigkeit des Archivs durch Umschichtungen aus dem<br />

Potenzial künftig freiwerdender Stellen infolge auslaufender Editionsprojekte<br />

gesichert werden kann. Ein Stellenentwicklungsplan <strong>und</strong> ein<br />

Entwicklungsplan für das Sachprogramm sowie ein Zeitplan für die<br />

Editionen <strong>und</strong> längerfristigen Erschließungsprojekte sind dringend<br />

erforderlich, um die Handlungsfähigkeit des Archivs zu gewährleisten.<br />

Forschung <strong>und</strong> Bildung<br />

Aufgabe dieser im Zuge der Fusion der Stiftung Weimarer Klassik mit<br />

den Kunstsammlungen am 1. Januar 2003 neu gegründeten Direktion,<br />

hervorgegangen aus dem Bereich Forschungsförderung <strong>und</strong> -<br />

organisation, ist es, Impulse für die inhaltliche Neuorientierung der<br />

Stiftung zu geben, gemeinsame stiftungsübergreifende Projekte zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> die Versäulung der Direktionen aufzubrechen. Sie ist<br />

daher als Querschnittsbereich eingerichtet. Das Konzept der Forschungsvorhaben<br />

dieser mit drei Mitarbeitern <strong>und</strong> zwei befristeten<br />

Drittmittelstellen unterbesetzten Abteilung ist nicht schlüssig. Die<br />

Formulierung direktionsübergreifender Aufgaben bleibt diffus. Viele<br />

Projekte knüpfen an frühere sehr erfolgreich bearbeitete Vorhaben<br />

an, lassen aber die Ausrichtung an den neu definierten Kernaufgaben<br />

vermissen. Zu begrüßen ist die Absicht der Direktion, künftig die Koordination,<br />

gemeinsame Bearbeitung <strong>und</strong> Vermittlung von Projekten<br />

in die Öffentlichkeit zu übernehmen. Diese Aufgabe allein rechtfertigt<br />

jedoch nicht die Einrichtung einer Direktion. Hierfür könnte auch eine<br />

Stelle beim Präsidenten angesiedelt werden.<br />

Insgesamt kann die Gruppe dem Anspruch, thematisch <strong>und</strong> methodisch<br />

als Impulsgeber für die Arbeit <strong>und</strong> Struktur der Stiftung zu fungieren,<br />

nicht gerecht werden; sie sollte in der derzeitigen Form nicht<br />

weiter geführt werden. Das Konzept ist unklar; die Direktion <strong>und</strong> deren<br />

Positionierung innerhalb der Organisationsstruktur der Stiftung<br />

muss zusammen mit einem noch einzurichtenden Wissenschaftlichen<br />

Beirat auf der Basis der neu festzulegenden Kernaufgaben überprüft<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls neu bestimmt werden. Die Idee, die Stiftung zum<br />

Zentrum eines Netzwerks europäischer Bildungsarbeit auf der Basis<br />

der noch zu gründenden Wieland-Forschungs- <strong>und</strong> Museumsstätte<br />

229


auf Gut Ossmannstedt zu machen, könnte ein Ansatzpunkt für ein<br />

stiftungsübergreifendes Aufgabengebiet sein. Bei der Erarbeitung des<br />

Gesamtkonzepts für die Neuausrichtung der Stiftung sollte auch erwogen<br />

werden, ob das Nietzsche-Kolleg, das als eigenständige Einrichtung<br />

der Stiftung zum Teil hervorragende Arbeit geleistet hat,<br />

dessen Förderung von den Zuwendungsgebern aber Ende 2003 eingestellt<br />

wurde, ein Anknüpfungspunkt für stiftungsübergreifende Arbeiten<br />

sein könnte. Eine Wiederbelebung des Nietzsche-Kollegs<br />

könnte mit Blick auf die zwischenzeitlich formulierten Gr<strong>und</strong>sätze für<br />

die Stiftungsarbeit als ideales Thema der Moderne <strong>und</strong> als Gegenpol<br />

zum klassischen Erbe der Goethezeit fungieren. In Verbindung mit<br />

dem Stipendienprogramm, das zu einem Kollegsystem „fellows in<br />

residence“ erweitert werden könnte, beständen ebenfalls gute Möglichkeiten,<br />

die wissenschaftliche Kommunikation <strong>und</strong> die Außenwirkung<br />

zu verbessern.<br />

Museen<br />

Nach der Fusion der Stiftung mit den Kunstsammlungen wird es die<br />

Aufgabe der nächsten Jahre sein, die bisher separat nebeneinander<br />

stehenden Sammlungen aufeinander zu beziehen. Nach der langen<br />

Interimszeit in der Führung der Museen der Stiftung ist der neue Direktor<br />

seit Sommer 2003 im Amt. Insgesamt stellen die bisher im<br />

Bereich der musealen Sammlungen geleisteten Erschließungsarbeiten<br />

eine gute Ausgangsbasis dar. Es fehlt aber ein Gesamtkonzept,<br />

in das die einzelnen Sammlungen eingeb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> mit dem<br />

Bezüge zu der neuen Kernaufgabe der Stiftung hergestellt werden<br />

können. Die wissenschaftlichen Arbeiten, die sich in Form von<br />

Hausmonographien manifestieren, sind überwiegend gut. Das gilt<br />

auch für die zahlreichen Wechselausstellungen, die mit viel Engagement<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichem Sachverstand, teilweise auch in Kooperation<br />

der verschiedenen Museen, zusammengestellt werden. Auf<br />

unterschiedliche Weise sind die einzelnen Sammlungen allerdings in<br />

Teilen problematisch.<br />

− Goethe Nationalmuseum<br />

Mit der Dauerausstellung „Wiederholte Spiegelungen“ des Goethe-<br />

Nationalmuseums wurde zum Kulturhauptstadtjahr 1999 eine ambitionierte<br />

<strong>und</strong> seinerzeit erfolgreiche Ausstellung zusammengestellt, die<br />

vor allem Experten <strong>und</strong> kenntnisreiche Bürger anzog. Sie vermittelt<br />

im Wesentlichen Informationen über das Wirken Goethes <strong>und</strong> seiner<br />

Zeitgenossen. Jetzt hat die Ausstellung nur noch geringe Publikumswirksamkeit,<br />

weil sie dem interessierten Besucher ohne spezifische<br />

Vorkenntnisse nicht die Einmaligkeit des Standortes <strong>und</strong> den Geist<br />

der „Weimarer Klassik“ vermitteln kann. Dringend notwendige Konzepte<br />

für eine Neuausrichtung des Goethe-Nationalmuseums hätten<br />

230


schon umgesetzt werden können; sie müssen vordringlich in Angriff<br />

genommen werden. Dabei ist eine andere methodische Herangehensweise<br />

etwa unter Einbeziehung von Multimedia etc. zu prüfen.<br />

Der Sammlungsauftrag zur Ergänzung der Sammlungen Goethes<br />

<strong>und</strong> zur Weiterführung der vorhandenen Bestände wurde gut erfüllt.<br />

− Kunstsammlungen Neues Schloss<br />

Dieses Museum verfügt über wichtige Sammlungen aus verschiedenen<br />

Epochen, deren Bezug zum Thema Weimarer Klassik nicht immer<br />

gegeben ist. Die Unterbringung in den Räumen des Schlosses<br />

ist nicht optimal. Die graphische Sammlung, die sich aus dem Bestand<br />

Goethes <strong>und</strong> der Kunstsammlung zusammensetzt, ist erstmals<br />

vereint, wenn auch noch räumlich getrennt. Die Erschließung der<br />

Bestände der Grafischen Sammlung ist eine anerkennenswerte Leistung<br />

<strong>und</strong> soll in den nächsten Jahren u. a. mit Drittmittelprojekten<br />

vorangetrieben werden. Beachtenswert sind auch die Ausstellungen,<br />

die von dieser Abteilung organisiert wurden.<br />

− Neues Museum<br />

Im Neuen Museum, einem für Museumszwecke im Jahre 1887 errichteten<br />

Bau, ist die Sammlung Maenz für zeitgenössische Kunst untergebracht.<br />

Diese Sammlung zieht - auch bedingt durch die Lage -<br />

deutlich weniger Besucher als die Klassikerstätten an. Ein Konzept,<br />

wie diese Sammlung zum Publikumsmagnet werden kann, möglicherweise<br />

in Ergänzung mit interessanten Wechselausstellungen,<br />

fehlt. Ob <strong>und</strong> inwieweit die Kunst der Gegenwart angesichts der richtigen<br />

<strong>und</strong> notwendigen Konzentration der Stiftung auf die tragenden<br />

Elemente der Weimarer Klassik im Gebäude des Neuen Museums<br />

erfolgreich einem Publikum nahe gebracht werden kann, das gerade<br />

wegen dieses Angebots nach Weimar kommt, wird im Rahmen der<br />

Neuausrichtung der Stiftung intensiv zu prüfen sein. Auch die von der<br />

Direktion Museen vorgetragene Idee, dass Gebäude <strong>und</strong> seine Stellung<br />

innerhalb der Stiftung durch Ausweitung des Wechselausstellungsbetriebs<br />

<strong>und</strong> dessen gleichzeitige Konzentration auf die Klassische<br />

Moderne zu akzentuieren, kann angesichts des fehlenden Gesamtkonzepts<br />

nicht überzeugen. Als problematisch erweist sich dabei<br />

auch die Tatsache, dass die schönen <strong>und</strong> repräsentativen Räume<br />

nicht klimatisiert werden können, so dass zurzeit dort nur bedingt<br />

Objekte ausgestellt werden können.<br />

− Bauhausmuseum<br />

Im Vergleich zur Sammlung im Neuen Museum ist die Bauhaus-<br />

Sammlung sehr beengt untergebracht. Das zentral gelegene Gebäude<br />

- ehemaliges Kulissenhaus gegenüber dem Schillertheater - bietet<br />

keine günstigen Voraussetzungen, um einen Überblick über die Ar-<br />

231


eiten der verschiedenen Bauhauskünstler zu geben, oder gar einen<br />

vertiefenden Eindruck zu vermitteln. Überlegungen der Museumsleitung,<br />

mit Blick auf die Kernaufgaben Bezüge zur Weimarer Republik<br />

darzustellen, sind nicht konkretisiert. Das gilt auch in Bezug auf Möglichkeiten<br />

einer Erweiterung am vorhandenen Standort. Eine Verlagerung<br />

der Bauhaus-Sammlung in das Neue Museum könnte in die<br />

Überprüfung des Konzepts mit einbezogen werden.<br />

Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

Das Konzept der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, die sich als Forschungsbibliothek<br />

für Literatur- <strong>und</strong> Kulturgeschichte versteht, ist<br />

überzeugend <strong>und</strong> zeigt mit der geplanten Neuorganisation der<br />

Dienstleistungen, die mit dem Bezug des Neubaus ermöglicht wird,<br />

einen zukunftsträchtigen Weg auf. Mit der vollständigen Konvertierung<br />

der Zettelkataloge der Bestände von 1500 bis 1850, die im Gemeinsamen<br />

Bibliotheksverb<strong>und</strong>, im OPAC (Open Public Access Catalogue)<br />

<strong>und</strong> im Internet recherchiert werden können, sowie dem<br />

Aufbau der Digitalisierung der Fotothek als Dienstleistung für die<br />

gesamte Stiftung, wurde eine bemerkenswerte Leistung erbracht.<br />

Mit der Auswahl der begonnenen <strong>und</strong> geplanten Erschließungen<br />

sowie der Inangriffnahme von Provenienzverzeichnissen wurden<br />

richtige Entscheidungen als Gr<strong>und</strong>lage für die künftige Arbeit getroffen;<br />

andere wichtige Projekte konnten abgeschlossen werden. Bei<br />

den Erwerbungen zur Ergänzung der Bestände wurden trotz rückläufigem<br />

Erwerbungsetat mit Hilfe von Sondermitteln wichtige Lücken<br />

geschlossen. Durch Absprachen mit der Universitätsbibliothek Frankfurt<br />

als DFG-Sondersammelgebietsbibliothek für die Germanistik, die<br />

einen ähnlichen Sammlungsschwerpunkt aufweist, sollten allerdings<br />

größere Überlappungen im Erwerbungsprofil der Herzogin Anna A-<br />

malia Bibliothek mit den Sammlungen in Frankfurt vermieden werden.<br />

Bezüglich der Altbestandsergänzungen sollte gr<strong>und</strong>sätzlich eine Abstimmung<br />

mit den zuständigen Bibliotheken der Arbeitsgemeinschaft<br />

Deutscher Drucke erfolgen, d. h. mit der Staats- <strong>und</strong> Universitätsbibliothek<br />

Göttingen für das 18. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> der Stadt- <strong>und</strong> Universitätsbibliothek<br />

Frankfurt für den Zeitraum von 1800 bis 1870.<br />

Die wissenschaftliche Arbeit ist von guter Qualität; davon zeugt auch<br />

der beachtliche Umfang der Einwerbung von Drittmitteln. Die Mitarbeiter<br />

leisten engagierte Arbeit bei der Betreuung der Besucher. Der<br />

Serviceaufwand ist zum Teil erheblich <strong>und</strong> erfordert viel Personal.<br />

Nach Bezug des Neubaus wird eine deutlich höhere Zahl von Benutzern<br />

erwartet. Über den Ausbau der Benutzerkapazitäten für die breite<br />

Öffentlichkeit darf aber die eigentliche Zielgruppe, der quellenorientiert<br />

forschende Wissenschaftler, nicht vernachlässigt werden. Die<br />

Nutzung muss am Konzept einer Forschungsbibliothek orientiert sein.<br />

232


Der geschätzte Personalmehrbedarf für die Nutzerberatung durch die<br />

Neuorganisation des Dienstleistungsangebotes in dem Neubau der<br />

Bibliothek kann möglicherweise durch die ebenfalls geplante Umwandlung<br />

von Teilen der Ausleihbibliothek in eine Präsenzbibliothek<br />

<strong>und</strong> der Magazinbibliothek in eine Freihandbibliothek sowie durch die<br />

Aufhebung der Dislozierung der Magazinbereiche kompensiert werden.<br />

Der Direktor ist präsent; mit den engagierten Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern kann er das mit ihnen abgestimmte Konzept erfolgreich<br />

umsetzen. Ingesamt hebt sich die Abteilung positiv von den anderen<br />

ab. Die geänderte Organisationsform von einer Direktion mit fünf<br />

Abteilungen in eine Art Matrixform mit der Trennung in Dezernat<br />

(Fachaufsicht) <strong>und</strong> Abteilung (Dienstaufsicht) hat zwar die Vorteile<br />

einer stärker projektorientierten Arbeit; insgesamt ist sie aber nicht<br />

überzeugend. Sie kann auch leicht zu Doppelungen bei der Personalbesetzung<br />

führen. Konsequenzen dieser Art wären nicht akzeptabel.<br />

Die Digitalisierung der Buchbestände, die elektronische Lieferung von<br />

Dokumenten <strong>und</strong> die Einbindung von online Informationen sind noch<br />

nicht auf dem Stand der Technik. Es besteht ein erheblicher Nachholbedarf<br />

u. a. bei der Entwicklung von Alerting-Diensten, der Bündelung<br />

der eigenen elektronischen Ressourcen unter attraktiver Netz-<br />

Oberfläche <strong>und</strong> der elektronischen Lieferung von Dokumenten. Ferner<br />

sollte die Bibliothek zu einem Dienstleistungszentrum für den<br />

überregionalen Texttransfer entwickelt werden. Der Ausbau der digitalen<br />

Dienste muss noch stärker intensiviert werden. Ziel sollte die<br />

Einrichtung eines virtuellen Portals für die Literatur der deutschen<br />

Klassik sein. Hierzu bedarf es der Unterstützung einer zentralen<br />

EDV-Abteilung.<br />

B.<strong>II</strong>I.<br />

Zur Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Der Stiftungsrat hat als leitendes Organ der Stiftung eine wichtige<br />

Funktion. Er bestimmt die Ziele der Stiftungsarbeit <strong>und</strong> beschließt<br />

über alle gr<strong>und</strong>sätzlichen Angelegenheiten, wie z. B. den Organisationsplan,<br />

die Geschäftsordnung <strong>und</strong> den Entwurf des Stellen- <strong>und</strong><br />

Wirtschaftsplans, über den Erwerb <strong>und</strong> die Veräußerung von<br />

Gr<strong>und</strong>stücken, Gebäuden <strong>und</strong> Vermögensgegenständen mit erheblicher<br />

Bedeutung, den Erwerb von Sammlungsgegenständen sowie<br />

über die Annahme von Schenkungen <strong>und</strong> die Veräußerung von<br />

Sammlungsgegenständen, soweit sie von erheblicher Bedeutung<br />

sind. Obwohl der zwölf Mitglieder zählende Stiftungsrat sich zur Hälfte<br />

aus sachverständigen Mitgliedern aus Wissenschaft <strong>und</strong> Kunst<br />

zusammensetzt, hat sich der Sachverstand in der wissenschaftlichen<br />

233


Begleitung der Stiftungsentscheidungen nicht in ausreichendem Maße<br />

durchgesetzt. Mit Blick auf die wichtigen anstehenden Entscheidungen<br />

zur inhaltlichen Neustrukturierung der Stiftung sollte ein eigenständiger<br />

Wissenschaftlicher Beirat eingerichtet werden, der eine<br />

enge Verbindung zum Stiftungsrat - über Sitz <strong>und</strong> Stimme des Vorsitzenden<br />

in diesem Gremium - hat. Der Wissenschaftliche Beirat sollte<br />

in der Satzung der Stiftung verankert werden; er sollte mit neun bis<br />

zwölf Mitgliedern, darunter mindestens zwei aus dem Ausland, besetzt<br />

sein <strong>und</strong> fachlich das gesamte Spektrum der SWKK abdecken.<br />

Seine Aufgabe sollte vor allem darin bestehen, die inhaltliche Neustrukturierung<br />

mit zu konzipieren <strong>und</strong> zu begleiten sowie die Qualität<br />

der wissenschaftlichen Arbeit der einzelnen Einrichtungen zu bewerten.<br />

Der Präsident vertritt die Stiftung nach innen <strong>und</strong> außen. In Ausübung<br />

seiner Leitungsfunktion steht ihm das Direktorium zur Seite, dem als<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Kollegialorgan in allen wesentlichen Querschnittsaufgaben<br />

eine wesentliche Rolle zukommt. Wenngleich es<br />

von Bedeutung ist, dass Entscheidungen, die die Stiftung betreffen,<br />

von allen Direktoren mitgetragen werden, muss sichergestellt sein,<br />

dass der Präsident von seinem Letztentscheidungsrecht Gebrauch<br />

machen kann. Wichtige Entscheidungen dürfen nicht durch einen<br />

langen Abstimmungs- oder Meinungsbildungsprozess hinausgezögert<br />

oder blockiert werden.<br />

Solange die Konzeption mit den künftigen Kernaufgaben der Stiftung<br />

nicht klar definiert ist, können nur Mutmaßungen angestellt werden,<br />

ob die künftige Aufgabenverteilung mit den vorhandenen Personalressourcen<br />

bewältigt werden kann. Da die Stiftung Anfang der 90er<br />

Jahre ohne Evaluierung die meisten Mitarbeiter in Arbeitsverhältnisse<br />

des öffentlichen Dienstes übernommen hat, verfügt sie über eine<br />

vergleichsweise hohe Zahl an unbefristet angestellten Mitarbeitern,<br />

deren Qualifikation mit den an die Tätigkeiten zu stellenden Ansprüche<br />

nicht immer kompatibel ist. Sinkende Personalmittel <strong>und</strong> eine<br />

Haushaltssperre für freiwerdende Stellen führen zu einer Erstarrung<br />

des Personalhaushalts. Chancen auf mehr Flexibilität sind in Personalumschichtungen<br />

innerhalb einer Abteilung aber auch zwischen<br />

verschiedenen Direktionen zu sehen. Um dies zu ermöglichen, sollte<br />

ein Stellenpool für freiwerdende Stellen beim Präsidenten eingerichtet<br />

werden. Gleichzeitig stärkt dies die Stellung des Präsidenten.<br />

Stellenumverteilungen können jedoch nur effektiv auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

eines Personalkonzepts <strong>und</strong> Zielstellenplans vorgenommen werden.<br />

Die Stiftung sollte bemüht sein, diese Basis so rasch wie möglich zu<br />

schaffen.<br />

234


Eine zusätzliche Erweiterung des Handlungsspielraums für Umstrukturierungen<br />

der Stiftung wird auch die vom B<strong>und</strong> in Aussicht gestellte<br />

Erhöhung der institutionellen Förderung bieten.<br />

Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Stiftung ist<br />

die digitale Erschließung der Bestände aller Teileinrichtungen <strong>und</strong><br />

deren Zugänglichkeit im Internet unter Berücksichtigung eines integrierten<br />

EDV-Konzepts für die gesamte Stiftung. Es ist nicht tragbar,<br />

dass z. B. wichtige Datenbankentwicklungen, wie Personenregister,<br />

die abteilungsweise verfügbar <strong>und</strong> für die gesamte Stiftung von Bedeutung<br />

sind, wegen fehlender zentraler Zugänglichkeit nicht genutzt<br />

werden können. Dabei müssen neue Möglichkeiten <strong>und</strong> Formen der<br />

EDV eingesetzt erden. Eigenentwicklungen von Software, die untereinander<br />

nicht kompatibel sind, sollten vermieden werden. Es ist zu<br />

begrüßen, dass mit der Einrichtung der Querschnittsabteilung Kommunikation<br />

ein Schritt in Richtung zentraler Organisation der EDV<br />

getan wurde. Es sollte dafür Sorge getragen werden, dass die freigewordene<br />

Stelle des Leiters der EDV-Abteilung baldmöglichst wieder<br />

besetzt wird. In diesem Zusammenhang ist die Dotierung dieser<br />

Stelle zu überprüfen. Mit Priorität sollte das vorliegende EDV-Konzept<br />

auf seine Umsetzbarkeit geprüft werden bzw. zu einem konsensfähigen<br />

Gesamtkonzept entwickelt werden.<br />

Die Aufgabenfelder der Querschnittsbereiche A bis E überschneiden<br />

sich in vielen Bereichen. Sie sollten überprüft <strong>und</strong> neu abgegrenzt<br />

werden. Zu überlegen ist, ob sie - vergleichbar der Organisationsstruktur<br />

‚Preußischer Kulturbesitz’ - beim Präsidenten angesiedelt<br />

werden sollten. Insbesondere dem Bereich Museumspädagogik ist es<br />

bislang nicht gelungen, seine Kompetenz einzubringen.<br />

Angesichts der zurückgehenden Besucherzahlen sollte eine Reorganisation<br />

im Verwaltungs- <strong>und</strong> zentralen Dienstleistungsbereich dazu<br />

dienen, die Marketingkompetenz zu stärken <strong>und</strong> mit der Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie der Museumspädagogik, die von Anfang an eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden müsste, stärker als bisher in die Veranstaltungs- <strong>und</strong><br />

Ausstellungskonzeption zu bündeln. Im Bereich des Marketing <strong>und</strong><br />

der Besucherbetreuung sollte die Stiftung enger mit der Stiftung ‚Gedenkstätte<br />

Buchenwald’ kooperieren <strong>und</strong> mit dieser insbesondere in<br />

der Betreuung von Jugendgruppen die internationalen Kontakte ausbauen.<br />

Die Stellung der Verwaltung innerhalb der Organisationsstruktur als<br />

eigenständige Direktion ist ungewöhnlich <strong>und</strong> sollte überdacht werden.<br />

Mit Blick auf eine Stärkung der Leitungskompetenz des Präsidenten<br />

wäre eine Zuordnung der Verwaltung zum Präsidenten sinnvoll.<br />

235


B.IV. Zu Veröffentlichungen, Ausstellungen <strong>und</strong> Tagungen<br />

Die Haus-Veröffentlichungen, vor allem aber die Bibliographien <strong>und</strong><br />

Editionen des Goethe- <strong>und</strong> Schiller-Archivs <strong>und</strong> der Herzogin Anna<br />

Amalia Bibliothek sowie die Ausstellungskataloge, insbesondere aus<br />

dem Bereich der Grafischen Sammlungen, zeugen von wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>ierter Arbeit in diesen Bereichen.<br />

Tagungsaktivitäten sind mit Einstellung des Nietzsche-Kollegs zurückgegangen.<br />

Eine Belebung des wissenschaftlichen Lebens in der<br />

Stiftung durch verstärkte Aktivitäten bei Kolloquien <strong>und</strong> Tagungen<br />

sollte Ergebnis der Neustrukturierung sein <strong>und</strong> bei der Erarbeitung<br />

eines Forschungsprogramms berücksichtigt werden.<br />

B.V.<br />

Kooperationen, Beteiligung an der Lehre<br />

Die Stiftung kooperiert seit langem im Rahmen des SFB 482 ‚Ereignis<br />

Weimar-Jena’ mit der Universität Jena <strong>und</strong> der Musikhochschule<br />

Franz Liszt. Die Stiftung erfreut sich mit ihren Beiträgen bei den<br />

Hochschulen größter Wertschätzung; dies findet seinen Ausdruck<br />

darin, dass die Hochschulen, insbesondere die Universität Jena <strong>und</strong><br />

die Bauhausuniversität intensivere Kooperationsbeziehungen anstreben<br />

<strong>und</strong> gemeinsame Berufungen anbieten. Der Stiftung eröffnet sich<br />

mit diesem Angebot der Zusammenarbeit in Forschung <strong>und</strong> Lehre ein<br />

großes Potenzial an Gestaltungsmöglichkeiten für die Forschung <strong>und</strong><br />

die Rekrutierung wissenschaftlichen Nachwuchses. Der Stiftung ist<br />

dringend zu empfehlen, Formen der gemeinsamen Berufungen zu<br />

prüfen <strong>und</strong> potenzielle Synergien zu nutzen.<br />

Angesichts der nationalen Bedeutung der Archive, der Bibliothek <strong>und</strong><br />

der herausragenden Sammlungen der Stiftung sollte sie ihre Kontakte<br />

<strong>und</strong> Kooperationen auch jenseits der Grenzen des B<strong>und</strong>eslandes<br />

im internationalen Kontext suchen.<br />

Die Förderung vorhandenen Personals durch Umschulungs- <strong>und</strong><br />

Weiterqualifizierungsmaßnahmen ist eine wichtige Aufgabe. Die Stiftung<br />

sollte die vorhandenen Möglichkeiten besser ausschöpfen <strong>und</strong><br />

möglichst rasch einen Personalentwicklungsplan vorlegen.<br />

236


B.VI.<br />

Zusammenfassende Bewertungen<br />

Aufgabe der Stiftung ist es, die Stätten <strong>und</strong> Sammlungen der klassischen<br />

deutschen Literatur in Weimar <strong>und</strong> Thüringen sowie die Kunstsammlungen<br />

zu Weimar zu bewahren, zu erschließen <strong>und</strong> zu erforschen<br />

<strong>und</strong> in ihrem Gesamtzusammenhang zu vermitteln. Mit ihren<br />

bestandsbildenden Einrichtungen, die teilweise in das UNESCO-<br />

Weltkulturerbe aufgenommen wurden, verfügt die Stiftung über die<br />

wesentlichen Bestände der Literatur, der bildenden Kunst <strong>und</strong> der<br />

angewandten Kunst der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Sie<br />

ist neben dem deutschen Literaturarchiv in Marbach das wichtigste<br />

Zentrum für die Rezeption der Klassik.<br />

Die wissenschaftliche Arbeit in den einzelnen Bereichen ist sammlungsbezogen<br />

<strong>und</strong> erstreckt sich auf die Erschließung, Restaurierung,<br />

das Sammeln <strong>und</strong> Ergänzen von Beständen, die Erarbeitung historisch-kritischer<br />

Editionen <strong>und</strong> die Organisation von Ausstellungen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Verschiedenartigkeit der Einrichtungen ist die <strong>Band</strong>breite<br />

der Themen vielfältig.<br />

Als Rechtsnachfolgerin der Nationalen Forschungs- <strong>und</strong> Gedenkstätten<br />

der DDR ist es der Stiftung bisher nicht gelungen, eine Konsolidierung<br />

der Einrichtung zu erreichen. Nach der Fusion mit den<br />

Kunstsammlungen am 1. Januar 2003 muss verstärkt die Chance für<br />

die Entwicklung eines stiftungsübergreifenden Konzeptes mit gemeinsamen<br />

Perspektiven <strong>und</strong> einer Profilschärfung genutzt werden.<br />

In den Einrichtungen wird durchaus unverzichtbare Arbeit für die Erschließung<br />

<strong>und</strong> Erforschung des kulturellen Erbes der Weimarer<br />

Klassik geleistet. Die Fortschritte in der Digitalisierung der Bestände<br />

sind beachtlich. Defizite gibt es gleichwohl in der übergreifenden Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> der Kommunikation. Ein einheitliches integriertes<br />

EDV-Konzept ist bisher noch nicht eingeführt worden. In Zukunft<br />

müssen verstärkt Anstrengungen zur weiteren Digitalisierung der<br />

Bestände unter Berücksichtigung aktueller EDV-Standards unternommen<br />

werden.<br />

Für die Stiftung wird es von Bedeutung sein, ob eine Profilschärfung<br />

<strong>und</strong> Überwindung der Versäulung in Orientierung an den neuen<br />

Kernaufgaben gelingt. Bei unverändertem finanziellem Spielraum ist<br />

es daher umso wichtiger, Möglichkeiten für eine inhaltliche Neustrukturierung<br />

zu erschließen <strong>und</strong> zügig umzusetzen. Hierzu gehören eine<br />

Stärkung der Leitungsbefugnis sowie Umstrukturierungen im Personalbereich.<br />

Besonderes Augenmerk sollte der Direktion Forschung<br />

<strong>und</strong> Bildung geschenkt werden, für deren Aufgabenspektrum <strong>und</strong><br />

Positionierung innerhalb der Stiftungsstruktur ein neues Konzept<br />

237


erarbeitet werden muss. Dies gilt auch für die Abgrenzung der Querschnittsabteilungen<br />

A bis E. Eine mögliche Ansiedlung beim Präsidenten<br />

sollte für diese Abteilungen ebenso wie für die Verwaltung<br />

erwogen werden. Es sollte ein Wissenschaftlicher Beirat eingerichtet<br />

werden, dessen Mitglieder das gesamte fachliche Spektrum der Stiftung<br />

vertreten. Der Beirat muss die Phase der Neustrukturierung<br />

intensiv beratend begleiten <strong>und</strong> auf Dauer Aufgaben in der Qualitätssicherung<br />

wahrnehmen.<br />

Die Stellung des Präsidenten gegenüber dem Direktorium muss gestärkt<br />

werden. In Konfliktfällen muss er seine Leitungskompetenz<br />

ausüben können.<br />

Zum künftigen Personalbedarf kann erst nach Vorliegen eines verbindlichen<br />

Konzeptes für die Stiftungsaufgaben <strong>und</strong> deren Struktur im<br />

Einzelnen Stellung genommen werden. Um bereits jetzt flexibler agieren<br />

zu können, wird die Einrichtung eines Stellenpools beim Präsidenten<br />

empfohlen, in den alle freien Stellen einbezogen werden. Auf<br />

diese Weise wird es möglich sein, erforderliche Umschichtungen<br />

vorzunehmen. Gr<strong>und</strong>lage hierfür sollte ein noch zu erarbeitendes<br />

Personalstellenkonzept sein.<br />

Das Angebot der Hochschulen zur verstärkten Kooperation sollte<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> nach geeigneten Rahmenbedingungen gesucht<br />

werden.<br />

238


Anhang 1-5<br />

Anhang 1<br />

Organigramm der SWKK<br />

Direktorium<br />

Präsident <strong>und</strong><br />

6 Direktoren<br />

Informationstechnik<br />

Kommunikation<br />

Veranstaltungen<br />

Ausstellungen<br />

Museumspädagogik<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

Direktion<br />

Museen<br />

Abteilung<br />

Ältere Kunst<br />

Abteilung Goethe-<br />

Nationalmuseum<br />

Goethezeit<br />

Abteilung Neue<br />

Sammlungen<br />

Abteilung Grafik<br />

Abteilung<br />

Restaurierung<br />

Abteilung<br />

Inventarisierung<br />

1.1<br />

1.2<br />

1.3<br />

1.4<br />

1.5<br />

1.6<br />

Präsident<br />

Persönliche Referentin<br />

Koordination/<br />

Organisationsentwicklung<br />

Stand: 1. Oktober 2003<br />

Quelle: SWKK<br />

1 2 3 4 5<br />

Direktion<br />

Bauten <strong>und</strong><br />

Gärten<br />

Direktion<br />

Goethe- <strong>und</strong><br />

Schiller-Archiv<br />

Direktion<br />

Herzogin Amalia Bibliothek<br />

DirektionForschung<br />

<strong>und</strong> Bildung<br />

Direktion<br />

Verwaltung<br />

Justitiar<br />

Abteilung<br />

Bauten<br />

Abteilung<br />

Gärten <strong>und</strong><br />

Parke<br />

Abteilung<br />

Museale<br />

Einrichtungen<br />

2.1<br />

2.2<br />

2.3<br />

Abteilung Erwerbung,<br />

Erschließung;<br />

Benutzung<br />

Abteilung<br />

Goethebestand<br />

Abteilung<br />

Editionen<br />

3.1<br />

3.2<br />

3.3<br />

Projektleitung<br />

4.1<br />

4.2<br />

Abteilung<br />

Medienbearbeitung<br />

Bibliographie<br />

<strong>und</strong> Sacherschließung<br />

Sonder-<br />

Sammlungen<br />

4.1.1<br />

4.1.2<br />

4.2.1<br />

4.2.2<br />

Abteilung Forschungsförderung/<br />

Forschungsprojekte<br />

Abteilung Bildung<br />

Abteilung Kolleg<br />

Friedrich Nietzsche<br />

5.1<br />

5.2<br />

5.3<br />

Abteilung<br />

Personal<br />

Abteilung<br />

Organisation<br />

<strong>und</strong> Revision<br />

Abteilung<br />

Haushalt<br />

Abteilung<br />

Hauptkasse<br />

4.3<br />

4.3.1<br />

Informationsdienste<br />

Erwerbung<br />

Erschließung<br />

Sondersammlungen<br />

Bestandserhaltung<br />

Benutzung<br />

Informationsdienste<br />

Benutzung<br />

Bestandserhaltung<br />

4.3.<br />

6<br />

6.1<br />

6.2<br />

6.3<br />

6.4<br />

239


Anhang 2<br />

Stellenplan der SWKK<br />

(ohne Drittmittel)<br />

Stellenbezeichnung<br />

Wertigkeit der Stellen<br />

(Besoldungs-/<br />

Vergütungsgruppe)<br />

Stellen ohne<br />

Bauten <strong>und</strong><br />

Gärten, ohne<br />

Verwaltung (Soll)<br />

Stand: 30. Oktober 2003<br />

Stellen Bauten<br />

<strong>und</strong> Gärten,<br />

Verwaltung (Soll)<br />

B3/B4 1,0 0,0<br />

Stellen für<br />

B3 1,0 0,0<br />

wissenschaftliches<br />

Personal<br />

A16 0,0 2,0<br />

A14 1,0 1,0<br />

I 3,0 0,0<br />

Ia 3,0 0,0<br />

Ib 12,0 2,0<br />

<strong>II</strong>a 35,0 4,0<br />

Zwischensumme 56,0 9,0<br />

A 11 0,0 1,0<br />

Stellen für<br />

<strong>II</strong>I 4,0 2,0<br />

nichtwissenschaftliches<br />

Personal<br />

IVa 8,0 3,0<br />

IVb 17,0 7,0<br />

Vb 15,0 3,0<br />

Vc 11,0 3,0<br />

VIb 10,0 11,0<br />

V<strong>II</strong> 16,0 14,0<br />

V<strong>II</strong>I 23,0 14,0<br />

MTArb 2,0 77,5<br />

Zwischensumme 106,0 135,5<br />

I n s g e s a m t 162,0 144,5<br />

Quelle: SWKK<br />

240


241


Anhang 4<br />

Von der SWKK<br />

in den Jahren 2000 bis 2002 eingeworbene<br />

Drittmittel nach Drittmittelgebern<br />

Stand: 1. Oktober 2003<br />

Direktion/Abteilung<br />

Drittmittelgeber<br />

Drittmittel in T€ (ger<strong>und</strong>et)<br />

2000 2001 2002<br />

Summe<br />

DFG - - - -<br />

Präsident B<strong>und</strong> - - - -<br />

Land/Länder - - - -<br />

Stiftungen - - 102 102<br />

Sonstige 13 30 - 43<br />

Summe 13 30 102 145<br />

DFG - - - -<br />

Abteilung B<strong>und</strong> - - - -<br />

Veranstaltungen Land/Länder - - - -<br />

Stiftungen 15 - - 15<br />

Sonstige 9 - - 9<br />

Summe 24 - - 24<br />

DFG 98 87 92 277<br />

Direktion B<strong>und</strong> 2 12 3 17<br />

Goethe- <strong>und</strong> Land/Länder 14 17 14 45<br />

Schiller-Archiv Stiftungen - - - -<br />

Sonstige 30 52 55 137<br />

Summe 144 168 164 476<br />

DFG 376 252 219 847<br />

Direktion B<strong>und</strong> - - 400 400<br />

Herzogin Anna Amalia Land/Länder - - 8 8<br />

Stiftungen 52 95 118 265<br />

Sonstige - 77 182 259<br />

Summe 428 424 927 1.779<br />

DFG - - - -<br />

Direktion Forschung <strong>und</strong> B<strong>und</strong> - - - -<br />

Bildung, Abteilung Land/Länder 57 90 53 200<br />

Forschungsprojekte Stiftungen - - - -<br />

Sonstige 10 6 - 16<br />

Summe 67 96 53 216<br />

DFG 27 63 54 144<br />

Kunstsammlungen B<strong>und</strong> - - - -<br />

zu Weimar Land/Länder - 50 50 100<br />

Stiftungen - - - -<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 27 113 104 244<br />

DFG 501 402 365 1.268<br />

Summen B<strong>und</strong> 2 12 403 417<br />

Drittmittelgeber Land/Länder 71 157 125 353<br />

Stiftungen 67 95 220 382<br />

Sonstige 62 165 237 464<br />

I n s g e s a m t 703 831 1.350 2.884<br />

Quelle: SWKK<br />

242


Anhang 5<br />

Verzeichnis der von der Stiftung Weimarer Klassik<br />

eingereichten Unterlagen<br />

− Antworten auf den Fragebogen des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

− Jahresbericht 2001/2002<br />

− Entwurf Wirtschaftsplan <strong>2004</strong> (Stand: 29.10.2003)<br />

− Satzungsentwurf (Stand: 23.4.2003)<br />

− Geschäftsordnung des Direktoriums der SWKK<br />

− Stellenpläne, Stellenverteilungspläne, Personallisten<br />

− Liste der Drittmittelprojekte<br />

− Liste der Monographien, Aufsätze, Vorträge 2000-2002 einschl.<br />

quantitativer Übersicht<br />

− Forschungs- <strong>und</strong> Ausstellungsprogramm<br />

− Liste der Stipendiaten <strong>und</strong> Stipendiatenkolloquien 2000-2002<br />

− Liste der Mitglieder des Stiftungsrates<br />

− Protokoll der Stiftungsratssitzungen vom 6.12.2002, 21.3.2003,<br />

28.6.2003, 15.7.2003<br />

243


244


Stellungnahme zum<br />

Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris<br />

vom Juli <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 246<br />

A. Kenngrößen des DFK 246<br />

B. Auftrag 247<br />

C. Wissenschaftliche Forschungsleistungen <strong>und</strong><br />

Forschungstransfer 248<br />

D. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 249<br />

E. Stellungnahme <strong>und</strong> Empfehlung 250<br />

Anlage<br />

Bewertungsbericht zum Deutschen Forum für<br />

Kunstgeschichte Paris 251<br />

245


Vorbemerkung<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) hat den<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong> im Juni 2002 gebeten, das Deutsche Forum für<br />

Kunstgeschichte zu evaluieren <strong>und</strong> eine Empfehlung für das Jahr<br />

<strong>2004</strong> vorzubereiten, da die Projektförderung Ende 2005 ausläuft.<br />

Eckpunkte für die Evaluation sind nach Wunsch des B<strong>und</strong>es:<br />

− die Bewertung der bisherigen Projektarbeit,<br />

− die Bewertung eines Konzepts für eine mögliche institutionelle<br />

Förderung vergleichbar den geisteswissenschaftlichen Auslandsinstituten.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat diese Aufgabe seinem Evaluationsausschuss<br />

übertragen. In seiner Sitzung vom 3. Juni 2003 hat der Evaluationsausschuss<br />

beschlossen, die Begutachtung durch eine Unterarbeitsgruppe<br />

des Evaluationsausschusses im Herbst 2003 durchzuführen,<br />

<strong>und</strong> eine entsprechende Arbeitsgruppe eingesetzt. In dieser<br />

Arbeitsgruppe haben auch externe Sachverständige mitgewirkt, die<br />

nicht Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es sind. Ihnen ist der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

zu besonderem Dank verpflichtet.<br />

Die Arbeitsgruppe hat das Deutsche Forum für Kunstgeschichte Paris<br />

am 24./25. November 2003 besucht <strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses<br />

Besuchs sowie der vom Institut vorgelegten Informationen den vorliegenden<br />

Bewertungsbericht vorbereitet.<br />

Der Evaluationsausschuss des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es hat auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieses Bewertungsberichts am 4. Juni <strong>2004</strong> die wissenschaftspolitische<br />

Stellungnahme erarbeitet.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat die Stellungnahme am 16. Juli <strong>2004</strong> verabschiedet.<br />

A. Kenngrößen des DFK<br />

Das Deutsche Forum für Kunstgeschichte (DFK) in Paris wird seit<br />

1997 auf der Basis einer Zuwendung des B<strong>und</strong>esministeriums für<br />

Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft (BMBF) als Projekt gefördert. Das Projekt<br />

ist bis zum 31. Dezember 2005 befristet.<br />

Dem Forum standen im Jahr 2002 Mittel in Höhe von 1,2 Mio. Euro<br />

(Haushaltsansatz) zur Verfügung bei einer Fördersumme des BMBF<br />

in Höhe von 693 T€. Von den Fördermitteln entfallen 170 T€ auf Personalkosten,<br />

1 174 T€ sind für Stipendien vorgesehen.<br />

1<br />

Es handelt sich um Aufwandsentschädigungen für den Direktor, der von der Freien<br />

Universität Berlin finanziert wird, seinen stellvertretenden Direktor in Berlin, für Verwal-<br />

246


Im Jahr 2003 warb das Forum rd. 530 T€ an Drittmitteln ein. Dies<br />

entspricht etwa 40 % seines Budgets. Das Forum verfügt über keinen<br />

Stellenplan. Im Jahr 2003 waren drei wissenschaftliche Referenten<br />

<strong>und</strong> eine persönliche Forschungsassistentin für den Leiter am Forum<br />

beschäftigt. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter haben bis auf eine<br />

Referentin Stipendienverträge. Insgesamt waren im Jahr 2003 30<br />

Stipendiaten an den Projekten beteiligt.<br />

Das Forum hat derzeit keine fest gefügte Organisationsstruktur <strong>und</strong><br />

keine eigene Verwaltung; diese liegt zum großen Teil beim Zentralinstitut<br />

für Kunstgeschichte in München. Der wissenschaftliche Leiter<br />

ist gleichzeitig Lehrstuhlinhaber an der Freien Universität Berlin. Ihm<br />

steht ein international besetzter Wissenschaftlicher Beirat zur Seite.<br />

Bei Vorliegen der Voraussetzungen beabsichtigt das BMBF, die Förderung<br />

des Projekts in Form einer institutionellen Förderung fortsetzen.<br />

B. Auftrag<br />

Ziel des Projekts ist es, die deutsche Frankreichforschung in der<br />

Kunstgeschichte zu konzentrieren <strong>und</strong> zugleich das Interesse der<br />

französischen Geisteswissenschaften an der wissenschaftlichen<br />

Auseinandersetzung mit deutscher Kunst <strong>und</strong> Kunstgeschichte zu<br />

erweitern. Wesentliche Aufgabe des Forums ist dabei die Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses <strong>und</strong> der Transfer von Forschungsleistungen<br />

zwischen Deutschland <strong>und</strong> Frankreich. Um diese<br />

Ziele zu realisieren, gibt es eine Reihe von Aktivitäten:<br />

− Bearbeitung der jährlichen Schwerpunktthemen durch die Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Stipendiaten des Forums, auf die Vorträge, Kolloquien,<br />

Seminare <strong>und</strong> Exkursionen abgestimmt sind;<br />

− Bearbeitung längerfristiger gr<strong>und</strong>legender Forschungsarbeiten<br />

unter Hinzuziehung externer Wissenschaftler;<br />

− Sonstige Aktivitäten zur Intensivierung der Kontakte zwischen<br />

deutschen <strong>und</strong> französischen Kunsthistorikern.<br />

tungsleistungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München auf dem Weg der<br />

Amtshilfe, Mittel für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter <strong>und</strong> für Mitarbeiter im Sekretariat.<br />

247


C. Wissenschaftliche Forschungsleistungen <strong>und</strong><br />

Forschungstransfer<br />

Das Forum hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens zu einem<br />

wichtigen Zentrum für die deutsche Frankreichforschung auf dem<br />

Gebiet der Kunstgeschichte entwickelt. Es besteht ein intensiver wissenschaftlicher<br />

Austausch mit universitären kunsthistorischen Instituten,<br />

mit Museen <strong>und</strong> der Denkmalpflege. Es hat in hervorragender<br />

Weise verstanden, Kontakte zu Kollegen <strong>und</strong> Institutionen im Bereich<br />

der Kunstgeschichte im Gastland zu knüpfen <strong>und</strong> sich in das französische<br />

Wissenschaftsumfeld zu integrieren. Hervorzuheben ist der<br />

Einfluss des Forums auf die Initiierung eines Dialogs zwischen französischen<br />

Kunsthistorikern, die von unterschiedlichen Ausbildungs<strong>und</strong><br />

Forschungstraditionen geprägt sind. Das bemerkenswerte Netzwerk<br />

kollegialer <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>schaftlicher Beziehungen, das zwischenzeitlich<br />

aufgebaut wurde, wirkt sich auch auf die kulturellen Beziehungen<br />

zwischen Frankreich <strong>und</strong> Deutschland positiv aus.<br />

Die Forschungsleistungen genießen hohes Ansehen. Alle Themen<br />

haben dem Ziel entsprechend einen deutsch-französischen Bezug.<br />

Die Bearbeitung von jährlich wechselnden Forschungsthemen gewährleistet<br />

ein rasches Aufgreifen <strong>und</strong> Bearbeiten von Forschungsfragen<br />

sowie eine zügige Veröffentlichung der Ergebnisse, was zusätzlich<br />

zur internationalen Sichtbarkeit des Forums beigetragen hat.<br />

Die längerfristigen Forschungsarbeiten, die mit Hilfe externer Wissenschaftler<br />

bearbeitet werden, ergänzen die Jahresthemen in sinnvoller<br />

Weise. Die Vielfalt der Themen erklärt sich mit der Breite des<br />

Tätigkeitsfeldes, auf dem wissenschaftliche Beziehungen mit den<br />

Kollegen des Gastlandes gepflegt werden. Davon sollte nicht abgewichen<br />

werden. Künftig sollten verstärkt Themen zur neueren <strong>und</strong><br />

modernen Kunst behandelt werden.<br />

Die Anregung zur Bearbeitung spezieller auf Frankreich bezogener<br />

Forschungsthemen, die gemeinsam mit französischen Wissenschaftlern<br />

bearbeitet werden, hat das Ansehen des Forums bei den französischen<br />

Kollegen weiter gestärkt.<br />

Die Forschungsleistungen schlagen sich in einer Fülle von Veröffentlichungen<br />

nieder, die von hoher wissenschaftlicher Qualität sind.<br />

Die Nachwuchsförderung ist vorbildlich. Durch die Vergabe von Stipendien<br />

gelingt es, junge Wissenschaftler <strong>und</strong> fortgeschrittene Studenten<br />

aus Frankreich <strong>und</strong> Deutschland zusammenzubringen. Es ist<br />

zu begrüßen, dass die Tätigkeit im Forum auch praxisorientiert auf<br />

ein breites Berufsfeld, für das eine Promotion in der Kunstgeschichte<br />

notwendig bzw. hilfreich ist, vorbereitet.<br />

248


D. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Der wissenschaftliche Leiter, der gleichzeitig eine Professur an der<br />

Freien Universität Berlin innehat, hat das Forum aufgebaut <strong>und</strong> die<br />

wissenschaftliche Arbeit stark geprägt. Die offene Struktur der Einrichtung<br />

ohne feste Stellen <strong>und</strong> Verwaltung sowie das Fehlen bürokratischer<br />

Elemente haben sich in der Aufbauphase bewährt <strong>und</strong> zu<br />

der hervorragenden Leistungsfähigkeit der Forschung beigetragen.<br />

Dies zeigt sich auch an der hohen Motivation der Mitarbeiter. Teilweise<br />

führte diese Situation aber auch zu einer deutlichen Belastung der<br />

Stipendiaten <strong>und</strong> Mitarbeiter durch Serviceaufgaben.<br />

Im Falle einer Förderung auf institutioneller Basis sollte den gewachsenen<br />

Aufgaben entsprechend für die Leitung des Forums eine Stelle<br />

eingerichtet werden, die auf fünf Jahre mit Verlängerungsoption besetzt<br />

werden sollte. Die längerfristigen Aufgaben erfordern auch die<br />

Einrichtung einer angemessenen Zahl von befristet zu besetzenden<br />

Stellen. Damit sollte auch eine gewisse Entlastung der Stipendiaten<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter von Serviceaufgaben erreicht werden.<br />

Die internationale Besetzung des Beirats, dem schon jetzt eine hohe<br />

Bedeutung beikommt, ist zu begrüßen. Eine Ergänzung um Mitglieder<br />

aus dem öffentlichen Leben könnte dazu beitragen, neue Ideen zu<br />

fördern. Mit Blick auf die Qualitätsbewertung sollte künftig der Wissenschaftliche<br />

Beirat noch stärker bei der Themenfindung <strong>und</strong> der<br />

Bewertung der Forschungsleistungen mitwirken.<br />

Bei einer Institutionalisierung der Förderung wird die Einrichtung einer<br />

schlanken Verwaltung notwendig werden. Dabei sollte die vorhandene<br />

flexible Struktur der Einrichtung weitgehend erhalten bleiben.<br />

Die im Aufbau begriffene Spezialbibliothek hat wesentlich zum interkulturellen<br />

Kommunikationsaustausch beigetragen. Es ist anzuerkennen,<br />

dass die Stipendiaten <strong>und</strong> Mitarbeiter des Forums sie mit viel<br />

Elan neben ihren anderen Tätigkeiten aufbauen <strong>und</strong> den französischen<br />

Kollegen deren Nutzung ermöglichen. Der weitere Aufbau<br />

sowie die kontinuierliche Beschaffung von deutschen Fachzeitschriften<br />

sollten gewährleistet werden.<br />

Die erfolgreiche Drittmitteleinwerbung, die überwiegend von Stiftungen<br />

als Anschubfinanzierung geleistet wird, ist hervorzuheben. Bei<br />

einer institutionellen Weiterförderung sollte sichergestellt sein, dass<br />

die Aufgaben in Forschung <strong>und</strong> Nachwuchsförderung auch nach<br />

Wegfall von privaten Mitteln erfüllt werden können.<br />

249


E. Stellungnahme <strong>und</strong> Empfehlung<br />

Das Deutsche Forum für Kunstgeschichte in Paris ist innerhalb kurzer<br />

Zeit zu einem Knotenpunkt für die deutsche kunstgeschichtliche<br />

Frankreichforschung geworden mit einer starken Ausstrahlung ins<br />

Gastland <strong>und</strong> darüber hinaus. Die Leistungen im Bereich der Forschung<br />

<strong>und</strong> des Forschungstransfers sind beachtlich. Die wissenschaftliche<br />

Nachwuchsförderung ist beispielhaft. Die Brückenfunktion,<br />

die dem Forum zukommt <strong>und</strong> die sich nicht nur auf den wissenschaftlichen<br />

Transfer im Bereich Kunstgeschichte zwischen Deutschland<br />

<strong>und</strong> Frankreich, sondern auch auf den kulturellen Austausch bezieht,<br />

ist von großer Bedeutung.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfiehlt, das Projekt auf der Basis einer institutionellen<br />

Förderung, vergleichbar den geisteswissenschaftlichen<br />

Auslandsinstituten in der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche<br />

Institute im Ausland (DGIA), weiterzuführen. Einzelheiten zur künftigen<br />

Struktur <strong>und</strong> zur Ausstattung sind dem Bewertungsbericht zu<br />

entnehmen.<br />

250


ANLAGE<br />

Bewertungsbericht zum<br />

Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris<br />

vom Juli <strong>2004</strong><br />

Vorbemerkung 252<br />

A. Darstellung 252<br />

I. Entwicklung, Ziele <strong>und</strong> Aufgaben 252<br />

<strong>II</strong>. Arbeitsschwerpunkte 253<br />

<strong>II</strong>I. Veröffentlichungen, Tagungen <strong>und</strong> sonstige<br />

Veranstaltungen 255<br />

IV. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 258<br />

V. Zur künftigen Struktur 261<br />

B. Bewertung 263<br />

I. Zur wissenschaftlichen Bedeutung 263<br />

<strong>II</strong>. Tätigkeitsschwerpunkte 264<br />

<strong>II</strong>I. Zur Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen,<br />

Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen 267<br />

IV. Zu Organisation <strong>und</strong> Ausstattung 269<br />

Anhang 1 - 2 272<br />

251


Vorbemerkung<br />

Der vorliegende Bewertungsbericht zum Deutschen Forum für Kunstgeschichte<br />

Paris ist in zwei Teile gegliedert. Der darstellende Teil ist<br />

mit dem Forum abschließend auf die richtige Wiedergabe der Fakten<br />

abgestimmt worden. Der Bewertungsteil gibt die Einschätzung der<br />

wissenschaftlichen Leistungen, Strukturen <strong>und</strong> Organisationsmerkmale<br />

wieder.<br />

A. Darstellung<br />

A.I. Entwicklung, Ziele <strong>und</strong> Aufgaben<br />

Das Deutsche Forum für Kunstgeschichte (DFK) in Paris wurde 1997<br />

auf der Basis einer Zuwendung des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft (BMBF) als Projekt eingerichtet. Zuwendungsempfänger<br />

ist das Zentralinstitut für Kunstgeschichte (ZI) in München.<br />

Ziel des Projektes ist es, die deutsche Frankreichforschung in der<br />

Kunstgeschichte vor Ort zu konzentrieren <strong>und</strong> zugleich das Interesse<br />

der französischen Geisteswissenschaften an der wissenschaftlichen<br />

Auseinandersetzung mit deutscher Kunst <strong>und</strong> Kunstgeschichte zu<br />

erweitern. Die hauptsächlichen Ziele des Forums sind die Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses <strong>und</strong> der Transfer von Forschungsleistungen<br />

zwischen Deutschland <strong>und</strong> Frankreich unter Einbeziehung<br />

weiterer europäischer <strong>und</strong> außereuropäischer Länder.<br />

Diesem Ziel dienen die Bearbeitung jährlich wechselnder Forschungsthemen,<br />

auf die Vorträge, Kolloquien, Seminare <strong>und</strong> Exkursionen<br />

abgestimmt sind, aber auch die Bearbeitung längerfristiger<br />

gr<strong>und</strong>legender Forschungsarbeiten sowie andere vielfältige Aktivitäten<br />

zur Intensivierung des Kontakts mit französischen Kunsthistorikern<br />

<strong>und</strong> Institutionen. Die Forschungsergebnisse werden in den vom<br />

Forum herausgegebenen Schriftenreihen veröffentlicht.<br />

In seiner Stellungnahme zu den geisteswissenschaftlichen Auslandsinstituten<br />

2 hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> darauf hingewiesen, dass mit<br />

dem Forum die seit langem bestehende Lücke einer langfristigen<br />

institutionellen Präsenz der deutschen kunsthistorischen Forschung<br />

in Paris geschlossen werde. Nach Angaben des DFK hat die Gründung<br />

Anerkennung <strong>und</strong> Unterstützung durch Kunsthistoriker <strong>und</strong><br />

institutionelle Einrichtungen wie universitäre Einrichtungen <strong>und</strong> Museen<br />

in Frankreich erfahren <strong>und</strong> sich zu einem Treffpunkt der Frank-<br />

2<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: Stellungnahme zu den geisteswissenschaftlichen Auslandsinstituten,<br />

Köln 1999, S. 10.<br />

252


eichforscher in Paris entwickelt. Die Laufzeit des ursprünglich bis<br />

Ende 2000 befristeten Projekts endet am 31. Dezember 2005. Das<br />

BMBF beabsichtigt, die Förderung des Forums anschließend in Form<br />

einer institutionellen Finanzierung fortzusetzen, wenn die Ergebnisse<br />

der erbetenen Evaluation dies rechtfertigen.<br />

A.<strong>II</strong>. Arbeitsschwerpunkte<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland<br />

<strong>und</strong> Frankreich sowie Förderung des Interesses an der deutschen<br />

Kunst in Frankreich<br />

Ein wesentlicher Aufgabenschwerpunkt des DFK ist die Durchführung<br />

von gemeinsam bearbeiteten Forschungsschwerpunkten durch deutsche<br />

<strong>und</strong> französische Nachwuchswissenschaftler in den so genannten<br />

Jahresthemen. Sie werden jeweils für ein Jahr auf Vorschlag des<br />

Projektleiters des Forums („Direktor“) mit Zustimmung des Wissenschaftlichen<br />

Beirats festgelegt. Es handelt sich in der Regel um Themen<br />

mit Bezug zu Problemen der französischen Kunstgeschichte<br />

<strong>und</strong>/oder den deutsch-französischen Kunstbeziehungen. Vorträge,<br />

Kolloquien, Seminare <strong>und</strong> Exkursionen sind auf die Jahresthemen<br />

abgestimmt.<br />

Für diese Jahresschwerpunkte werden jährlich zusammen mit dem<br />

Wissenschaftlichen Beirat Stipendiaten, meist Doktoranden <strong>und</strong> Habilitanden,<br />

ausgewählt, die zusammen mit den wissenschaftlichen Referenten<br />

des Forums <strong>und</strong> ausgewählten Wissenschaftlern als Betreuer<br />

das Thema bearbeiten. Die Ausschreibung erfolgt international.<br />

Bislang jedoch bestanden die Arbeitsgruppen überwiegend aus deutschen<br />

<strong>und</strong> französischen Nachwuchswissenschaftlern. Pro Jahr wurden<br />

zwischen fünf <strong>und</strong> neun Stipendiaten eingeladen. In einem Jahrbuch<br />

werden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeiten der<br />

Stipendiaten, wissenschaftlichen Referenten <strong>und</strong> Gastreferenten zu<br />

dem Jahresthema zusammengefasst. Nach Angaben des Forums hat<br />

sich dieses Konzept bewährt. Das Zusammentreffen unterschiedlicher<br />

Ausbildungskulturen durch die enge Kooperation deutscher <strong>und</strong><br />

französischer Stipendiaten hat sich als innovativ <strong>und</strong> fruchtbar erwiesen.<br />

Bislang wurden folgende Forschungsergebnisse zum Teil auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage von Jahresthemen vorgelegt <strong>und</strong> als Veröffentlichungen<br />

herausgegeben:<br />

− Prenez garde à la peinture! Kunstkritik in Frankreich 1900-1945,<br />

Berlin 1999,<br />

− L’art et les normes sociales au XV<strong>II</strong>Ième siècle, Paris 2001,<br />

253


− Die Moderne <strong>und</strong> ihre Sammler, Französische Kunst in deutschem<br />

Privatbesitz vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, Berlin 2001,<br />

− Das Bauhaus <strong>und</strong> Frankreich, 1919-1940, Berlin 2002,<br />

− Von Grünewald bis Menzel. Das Bild der deutschen Kunst in<br />

Frankreich im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

− L’image du roi de François Ier à Louis X<strong>II</strong>I (in Vorbereitung),<br />

− Die französische Hofkultur in Frankreich <strong>und</strong> in Europa im Spätmittelalter<br />

des 14. <strong>und</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>erts (in Vorbereitung),<br />

− La Place des Victoires, Paris 2003.<br />

Daneben hat das DFK längerfristige wissenschaftliche Projekte zur<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung der französischen Kunstgeschichte bzw. der<br />

deutsch-französischen Kunstbeziehungen aufgenommen, an denen<br />

sowohl deutsche wie französische Kunsthistoriker beteiligt sind. Auch<br />

diese Projekte werden als Möglichkeit zur gezielten Nachwuchsförderung<br />

betrachtet <strong>und</strong> als ein Beitrag zum Austausch deutschfranzösischer<br />

Forschungsleistungen gesehen. Die Projektleiter werden<br />

von eigens für die Projekte eingestellten Nachwuchswissenschaftlern,<br />

die häufig über Teilstipendien finanziert werden, unterstützt.<br />

Für die Projekte wurden zusätzlich zu den Fördermitteln des<br />

BMBF Drittmittel eingeworben. Es handelt sich um folgende Projekte:<br />

− Kritische Edition der Conférences de l´Académie Royale de Peinture<br />

et de Sculpture. Dieses deutsch-französische Forschungsprojekt<br />

wird in enger Zusammenarbeit mit Kollegen <strong>und</strong> Institutionen<br />

aus beiden Ländern <strong>und</strong> verschiedenen Disziplinen durchgeführt.<br />

Seitens des DFK sind ein Koordinator <strong>und</strong> drei wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter beteiligt. Es ist geplant, innerhalb von drei Jahren<br />

die bisher zum weitaus größten Teil unbekannten <strong>und</strong> unveröffentlichten<br />

Vorträge, Protokolle oder Mitschriften sowie Schlüsseldokumente<br />

der französischen <strong>und</strong> europäischen Kunsttheorie in einer<br />

kritischen Ausgabe zu edieren <strong>und</strong> zu kommentieren. Nach<br />

Angaben des Instituts wird mit diesem Projekt eine gr<strong>und</strong>legende<br />

editorische Arbeit geleistet sowie ein Beitrag zum interkulturellen<br />

Transfer <strong>und</strong> zur europäischen Wissenschaftsgeschichte dieser<br />

Epoche geliefert.<br />

− Datenbank <strong>und</strong> Publikationen zu den deutsch-französischen<br />

Kunstbeziehungen zwischen 1870 <strong>und</strong> 1940. Dieses bilaterale<br />

Forschungsprojekt zwischen dem Forum <strong>und</strong> dem kunsthistorischen<br />

Institut der FU Berlin verfolgt das Ziel, die kunstkritischen<br />

<strong>und</strong> historischen Schriften zu erfassen, die im genannten Zeitraum<br />

in Frankreich <strong>und</strong> in Deutschland entstanden sind. Es ist beabsichtigt<br />

darzustellen, wie sich im Umgang mit der bildenden Kunst<br />

254


des jeweiligen Nachbarlandes ein Urteil über die Kultur des jeweils<br />

anderen Landes widerspiegelt. Eine zweibändige Quellenanthologie<br />

hierzu ist in Vorbereitung. Verb<strong>und</strong>en damit erfolgt die systematische<br />

Auswertung der zeitgenössischen Quellen <strong>und</strong> deren<br />

Aufnahme in eine elektronische Datenbank, die Mitgliedern <strong>und</strong><br />

Gästen des DFK zur Verfügung gestellt werden soll. Mittelfristig<br />

wird die Datenbank auch im Internet zugänglich sein.<br />

− Französische Kunst im Nachkriegsdeutschland – Deutsche Moderne<br />

in Frankreich nach 1945. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten<br />

stehen die intensiven <strong>und</strong> vielfältigen Beziehungen zwischen<br />

den beiden Nachbarländern von 1945 bis zur documenta <strong>II</strong><br />

(1959). In enger Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Institut<br />

der FU Berlin sowie mit Kollegen <strong>und</strong> Institutionen beider Länder<br />

<strong>und</strong> unterschiedlicher Disziplinen soll auf verschiedenen Ebenen<br />

der deutsch-französische Kunst- <strong>und</strong> Kulturverkehr rekonstruiert<br />

werden. Die in diesem Zusammenhang wichtigen Schriften<br />

werden analysiert <strong>und</strong> in einer Datenbank erfasst.<br />

− Wissenschaftliche Inventarisierung des Palais Beauharnais. Dieses<br />

Projekt umfasst folgende Arbeiten: Erfassung der einschlägigen<br />

Archive, Darstellung der Baugeschichte <strong>und</strong> der Einrichtung<br />

sowie Betreuung der denkmalpflegerischen Maßnahmen im Auftrag<br />

der Deutschen Botschaft Paris. Eine umfassende Dokumentation<br />

wird durch verschiedene Kooperationspartner aus beiden<br />

Ländern aufgebaut.<br />

− Arbeiten zur wissenschaftlichen Konzeption des Katalogs für die<br />

im Jahre 2005 geplante Max Ernst-Retrospektive im Metropolitan<br />

Museum of Art in New York wurden aufgenommen. Die Forschungsarbeiten<br />

sollen um weitere Aspekte zur Max-Ernst-<br />

Forschung ergänzt werden wie z. B. die Vervollständigung des<br />

Werkverzeichnisses.<br />

Auch die längerfristigen Forschungsprojekte werden großenteils von<br />

Vorträgen <strong>und</strong> Kolloquien begleitet.<br />

A.<strong>II</strong>I. Veröffentlichungen, Tagungen <strong>und</strong> sonstige Veranstaltungen<br />

Das DFK stellt seine Arbeitsergebnisse der wissenschaftlichen Öffentlichkeit<br />

durch Publikationen, Vorträge, Kolloquien <strong>und</strong> Seminare<br />

vor. Das Forum gibt zwei Schriftenreihen heraus. In den ‚Passages/Passagen’<br />

werden die Forschungsergebnisse der bearbeiteten<br />

Jahresthemen <strong>und</strong> der längerfristigen Forschungsprojekte veröffentlicht.<br />

Darüber hinaus werden weitere gr<strong>und</strong>legende Werke zur französischen<br />

Kunst bzw. den deutsch-französischen Kunstbeziehungen,<br />

255


die in Zusammenarbeit mit dem DFK entstehen, in dieser Reihe veröffentlicht.<br />

Die Bände erscheinen je nach Thema in deutscher Sprache<br />

in einem deutschen Verlag (Akademie-Verlag Berlin) oder in den<br />

Éditions de la Maison des Sciences des Hommes in französischer<br />

Sprache.<br />

Seit 2001 besteht eine zweite Schriftenreihe „Passerelles“, in der<br />

Forschungsleistungen zum deutsch-französischen Kunsttransfer publiziert<br />

werden. Die Beiträge kommen von internationalen Nachwuchswissenschaftlern<br />

<strong>und</strong> ausgewiesenen Kunsthistorikern <strong>und</strong><br />

haben monographischen Charakter. Für <strong>2004</strong> ist der Beginn einer<br />

Übersetzungsreihe geplant, in der gr<strong>und</strong>legende Werke der deutschen<br />

Kunstgeschichte gemeinsam mit der École nationale supérieure<br />

des beaux-arts (Ensba) herausgegeben werden.<br />

Im akademischen Jahr 2002/2003 wurden von den wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> Stipendiaten des DFK zwölf Monographien,<br />

neun Aufsätze in nicht hauseigenen Zeitschriften <strong>und</strong> 23 Beiträge in<br />

Sammelwerken (ohne Beiträge zu Passages <strong>und</strong> Passerelles) veröffentlicht.<br />

Neben den im Rahmen der Jahresthemen durchgeführten Kolloquien<br />

wurden weitere Kolloquien abgehalten. In den Jahren 2001 bis 2003<br />

waren es insgesamt elf teilweise mehrtägige Kolloquien unter internationaler<br />

Beteiligung.<br />

Um das Interesse an der deutschen Kunst bei jüngeren französischen<br />

Kunsthistorikern zu wecken, führt das DFK zahlreiche Aktivitäten<br />

durch. Hierzu zählen regelmäßig vom DFK durchgeführte Kurse<br />

für französische Magistranden <strong>und</strong> Doktoranden mit anschließenden<br />

mehrtägigen Exkursionen nach Deutschland. Umgekehrt ist das Forum<br />

Anlaufstelle für Exkursionen deutscher Studentengruppen <strong>und</strong><br />

Doktoranden, die über ein deutsch-französisches Thema arbeiten.<br />

Ferner werden in zunehmendem Maße Magistranden <strong>und</strong> Doktoranden<br />

in Frankreich gefördert, die über deutsche Kunst arbeiten.<br />

Weitere Aktivitäten des DFK im Rahmen der Förderung des deutschfranzösischen<br />

Wissenschaftlernachwuchses <strong>und</strong> Forschungsaustauschs<br />

bilden die Organisation gemeinsamer Unternehmungen wie<br />

Treffen von deutschen <strong>und</strong> französischen Kunsthistorikern, Diskussionsr<strong>und</strong>en,<br />

Exkursionen, Studienkurse, Besuche in Museen, Archiven<br />

<strong>und</strong> Bibliotheken in <strong>und</strong> außerhalb von Paris. Eine kürzlich gegründete<br />

internationale Forschungsgruppe zur Erforschung des<br />

Werks des Comte de Caylus, einem Gelehrten <strong>und</strong> Altertumsforscher<br />

des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, kommt einmal im Monat zu einem wissenschaftlichen<br />

Vortrag <strong>und</strong> Diskussionen zusammen.<br />

256


Zusammenarbeit mit französischen Institutionen, Beteiligung an<br />

internationalen Forschungsprojekten<br />

Seit der Gründung des Forums besteht ein enger wissenschaftlicher<br />

Austausch mit französischen universitären kunsthistorischen Instituten,<br />

ebenso mit Museen <strong>und</strong> Einrichtungen der Denkmalpflege. Ein<br />

wichtiger Kooperationspartner ist das 1999 gegründete Institut National<br />

de l’Histoire de l’Art (INHA), in dem alle Aktivitäten der Kunstgeschichtsforschung<br />

gebündelt werden sollen <strong>und</strong> als dessen zentrales<br />

Element eine umfassende Kunstbibliothek aufgebaut wird. Der Direktor<br />

des DFK ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des INHA. Nach<br />

Darstellung des Forums bietet die enge Zusammenarbeit Gelegenheit<br />

zur Durchführung gemeinsamer Forschungsvorhaben <strong>und</strong> erleichtert<br />

den Zugang zu den Wissenschafts- <strong>und</strong> Kulturinstitutionen<br />

des jeweiligen Nachbarlandes, aber auch darüber hinaus.<br />

Der Direktor des Forums ist in zahlreichen weiteren französischen<br />

wissenschaftlichen Beiräten <strong>und</strong> Kommissionen vertreten. Er <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter des Forums haben an verschiedenen deutschfranzösischen<br />

<strong>und</strong> internationalen Ausstellungen mitgewirkt. Zu nennen<br />

sind vor allem die Max-Beckmann-Retrospektive im Centre<br />

Pompidou 2002, die Puvis de Chavannes-Ausstellung in Venedig im<br />

Jahre 2001, Dresde ou le rêve des princes in Dijon 2002, Böcklin-<br />

Ausstellung im Museé d`Orsay 2002, Ausstellungskatalog Allemagne,<br />

années 20, La nouvelle Objectivité im Musée de Grenoble 2002. Für<br />

das Jahr 2006 plant das Musée d`Orsay die erste große Lehmbruck-<br />

Schau in Frankreich. Derzeit ist das DFK an der wissenschaftlichen<br />

Konzeption des Katalogs für die für 2005 geplante Max Ernst-<br />

Retrospektive im Metropolitan Museum of Art in New York beteiligt.<br />

Eine weitere enge Zusammenarbeit besteht über das angelaufene<br />

deutsch-französische Projekt „Herausgabe der Conférences de<br />

l’Académie Royale de Peinture et de Sculpture“ mit dem Centre de<br />

Recherches sur l’Art <strong>und</strong> dem kunsthistorischen Institut der Universität<br />

Paris X-Nanterre. Zwischen der Berliner Nationalgalerie <strong>und</strong> dem<br />

Musée d`Orsay wurde anlässlich der Feierlichkeiten des 40. Jahrestages<br />

der Elysée-Verträge ein regelmäßiger Gemäldeaustausch<br />

initiiert.<br />

Nach Angaben des DFK besteht ferner eine enge Zusammenarbeit<br />

mit zwei Max-Planck-Instituten, der Bibliotheca Hertziana in Rom <strong>und</strong><br />

dem Kunsthistorischen Institut in Florenz.<br />

Auf deutscher Seite findet eine enge Kooperation mit dem Zentralinstitut<br />

für Kunstgeschichte in München <strong>und</strong> dem Kunsthistorischen<br />

Institut der Freien Universität Berlin statt.<br />

257


Seit dem Jahr 2003 ist das DFK Mitglied der 1998 gegründeten internationalen<br />

Vereinigung der kunsthistorischen Institute (RIHA) (International<br />

Association of Research Institutes in the History of Art), in<br />

dem maßgebliche europäische kunsthistorische Institute sowie aus<br />

den USA das Center for Advanced Studies in the Visual Arts der National<br />

Gallery in Washington sowie die Getty-Stiftung in Malibu Mitglied<br />

sind. Aufgabe des Verb<strong>und</strong>es ist es, die Kooperation zwischen<br />

den Mitgliedern zu fördern <strong>und</strong> den Forschungstransfer zwischen<br />

ihnen zu unterstützen.<br />

Stipendiatenförderung, Lehrtätigkeit<br />

Die Stipendiaten haben während Ihrer Tätigkeit am DFK die Möglichkeit,<br />

ihre akademische Laufbahn voranzutreiben, d. h. Dissertationen<br />

zu bearbeiten sowie Aufsätze zu veröffentlichen. Von den über 90<br />

Stipendiaten seit Bestehen des Forums bis zum Jahre 2003 war etwa<br />

ein Drittel promoviert; die Übrigen waren mit einer Doktorarbeit beschäftigt.<br />

Zwei Wissenschaftler waren mit einer Habilitation beschäftigt.<br />

In den akademischen Jahren 2001/2002 <strong>und</strong> 2002/2003 wurden von<br />

Professoren <strong>und</strong> Doktoranden der Universitäten Paris X-Nanterre <strong>und</strong><br />

Paris I-Panthéon-Sorbonne wissenschaftliche Veranstaltungen im<br />

Forum durchgeführt. In beiden Jahren waren zwei Professoren mit je<br />

einer Vorlesungsreihe vertreten. In 2001/2002 wurden zusätzlich<br />

Einzelvorträge von verschiedenen Wissenschaftlern der Pariser Universitäten<br />

gehalten.<br />

In den Jahren 2000 <strong>und</strong> 2001 waren jeweils für einen Monat Gastprofessoren<br />

am Forum eingeladen. Die derzeitige Gastprofessorin wird<br />

ein Jahr lang am Forum Studien betreiben. Das Forum beabsichtigt,<br />

diese Form der Kooperation künftig auszudehnen.<br />

A.IV. Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Organisation<br />

Das Forum wird vom Direktor geleitet <strong>und</strong> von einem international<br />

besetzten Beirat begleitet, der zusammen mit dem Direktor <strong>und</strong> den<br />

wissenschaftlichen Mitarbeitern des DFK die wissenschaftlichen Programme<br />

<strong>und</strong> die Auswahl der Stipendiaten bestimmt. Die fünf Mitglieder<br />

des Beirats, allesamt Kunsthistoriker, wurden auf Vorschlag<br />

des Direktors im Jahre 1997 für die Dauer des Projektes vom BMBF<br />

berufen.<br />

Der Wissenschaftliche Beirat kommt einmal im Jahr zusammen <strong>und</strong><br />

lässt sich über die Entwicklung der Forschungsprojekte Bericht erstatten.<br />

An den Sitzungen nehmen außerdem ein Vertreter des<br />

258


BMBF <strong>und</strong> ein Vertreter der Verwaltungsebene des Zentralinstituts<br />

für Kunstgeschichte, München teil. Eine Satzung hat sich der Beirat<br />

bislang nicht gegeben.<br />

Das Forum hat derzeit keine fest gefügte Organisationsstruktur. Das<br />

Forum gliedert sich in die wissenschaftliche Leitung, den Wissenschaftlichen<br />

Beirat, die Forschungsabteilung, die Bibliothek, die EDV-<br />

Abteilung <strong>und</strong> das Sekretariat. Über eine eigene Verwaltungsabteilung<br />

verfügt das Forum nicht. Die Abwicklung der Mittelbewirtschaftung<br />

wird zurzeit noch durch den Verwaltungsleiter des ZI in München<br />

sichergestellt. Nach Angaben des Forums ermöglicht die offene<br />

Struktur eine große Flexibilität in der Planung <strong>und</strong> der Administration.<br />

Die einzelnen Bereiche sind wie folgt besetzt:<br />

Die wissenschaftliche Leitung obliegt dem Direktor, der gleichzeitig<br />

Lehrstuhlinhaber an der Freien Universität Berlin ist. Ihm stehen vier<br />

wissenschaftliche Referenten <strong>und</strong> eine persönliche Forschungsassistentin<br />

zur Seite, außerdem eine Hilfskraft, die an 2,5 Tagen beschäftigt<br />

ist. Im Rahmen der Forschungsgebiete führen sie eigene Forschungsarbeiten<br />

durch. Daneben sind sie in unterschiedlichem Maße<br />

mit allgemeinen Aufgaben für das Forum betraut. 3<br />

Die Bibliothek wird von zwei Diplom-Bibliothekaren betreut, die auch<br />

die Betreuung der EDV wahrnehmen.<br />

Haushalt <strong>und</strong> Personal<br />

Neben Fördermitteln des BMBF wird das Forum von privaten Stiftungen<br />

<strong>und</strong> Mäzenen unterstützt. Insgesamt standen dem Forum im<br />

Jahr 2003 Mittel in Höhe von 1,2 Mio. Euro (Haushaltsansatz) zur<br />

Verfügung, darunter im Haushaltsplan des BMBF veranschlagte Fördermittel<br />

in Höhe von 693 T€. Von den Fördermitteln entfallen 170 T€<br />

auf Personalkosten. 4 174 T€ sind für Stipendien vorgesehen. Auf<br />

sächliche Verwaltungskosten entfallen 349 T€ (einschließlich Mieten<br />

<strong>und</strong> Renovierungskosten)<br />

Zusätzlich zu den Fördermitteln des BMBF hat das Forum in den<br />

letzten Jahren Mittel von privaten Stiftungen <strong>und</strong> Mäzenen eingewor-<br />

3<br />

Hierzu zählen folgende Aufgaben: Koordination der Stipendien, Zusammenarbeit<br />

mit den Stiftungen <strong>und</strong> dem BMBF, Öffentlichkeitsarbeit, interne Forumskoordination,<br />

Verwaltung der Forschungsprojekte vor Ort <strong>und</strong> Zusammenarbeit mit der Verwaltungsleitung<br />

des ZI in München, Vorbereitung von Publikationen, Entwicklung zukünftiger<br />

Forschungsprojekte <strong>und</strong> wissenschaftliche Betreuung der Bibliothek.<br />

4<br />

Es handelt sich um Aufwandsentschädigungen für den Direktor, der von der Freien<br />

Universität Berlin finanziert wird, seinen stellvertretenden Direktor in Berlin, für Verwaltungsleistungen<br />

des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München auf dem Wege<br />

der Amtshilfe, Mittel für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter <strong>und</strong> für Mitarbeiter im<br />

Sekretariat.<br />

259


en. Im Zeitraum 2000 bis 2002 waren dies insgesamt 1,24 Mio. Euro,<br />

darunter 1,14 Mio. Euro von Stiftungen. Bis zum Jahr 2001 deckten<br />

die Einnahmen aus Drittmitteln von Stiftungen mehr als die Hälfte<br />

des Budgets (Ansätze) ab. 2002 <strong>und</strong> 2003 lag der Anteil nach einer<br />

Erhöhung der Fördermittel des B<strong>und</strong>es (Ansätze) bei etwa 40 %. Im<br />

Jahre 2003 kamen über 530 T€ Drittmittel von Stiftungen, privaten<br />

Mäzenen <strong>und</strong> der Wirtschaft. Mit Mitteln von Stiftungen <strong>und</strong> Mäzenen<br />

werden Stipendiaten, Forschungsprojekte <strong>und</strong> der Aufbau der Bibliothek<br />

finanziert. Nach Angaben des DFK haben sich die Stiftungen<br />

ausdrücklich nur zur Anschubfinanzierung bereit erklärt. Für die Weiterführung<br />

der Forschungs- <strong>und</strong> Stipendienprogramme hält das Forum<br />

daher eine institutionell gesicherte Finanzierung für unabdingbar.<br />

Derzeit verfügt das Forum über keinen Stellenplan. In 2003 waren am<br />

Institut drei wissenschaftliche Referenten <strong>und</strong> ein persönlicher Forschungsassistent<br />

für den Direktor beschäftigt. Die wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter am Forum haben bis auf eine Referentin, die eine Aufwandsentschädigung<br />

erhält, Stipendienverträge. Sie sind in der Regel<br />

auf ein Jahr befristet. Verlängerungen sind möglich. Die bislang<br />

am Forum beschäftigten wissenschaftlichen Referenten waren zwischen<br />

ein <strong>und</strong> drei Jahren am Forum tätig. Zwei wissenschaftliche<br />

Referenten werden anteilig aus BMBF-Fördermitteln für Stipendien<br />

<strong>und</strong> aus Drittmitteln finanziert. 30 Stipendiaten waren zuletzt an den<br />

verschiedenen Projekten beteiligt.<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> Serviceeinrichtungen<br />

Das DFK war bis zum Herbst 2003 auf einer Gesamtfläche von 240<br />

m² auf zwei Etagen an der Pariser Place des Victoires untergebracht.<br />

Ab Juli 2003 ist eine weitere Etage mit einer Größe von 140 m² im<br />

Nachbarhaus angemietet worden. Damit wird es erstmals möglich<br />

sein, die gesamten Bibliotheksbestände aufzustellen. Das DFK verfügt<br />

über einen Vortragsraum für etwa 40 Personen. Den Stipendiaten<br />

stehen Arbeitsräume mit Computern <strong>und</strong> Internetanschlüssen zur<br />

Verfügung. Eine weitere räumliche Erweiterung hält das Forum für<br />

mittelfristig notwendig. Die Lage des DFK in fußläufiger Nähe zum<br />

INHA wird als exzellent bezeichnet.<br />

Das DFK verfügt über eine Bibliothek von gegenwärtig 70.000 Bänden,<br />

die durch Stiftung einer umfangreichen Privatbibliothek, durch<br />

private Schenkungen, durch den Erwerb von vier weiteren privaten<br />

Bibliotheken sowie durch Schriftentausch zustande kam. Mit dem<br />

kontinuierlichen Aufbau der Bibliothek wird versucht, wichtige Neuerscheinungen<br />

zur deutschen Kunst zu erwerben, die der Forschung in<br />

Frankreich zugänglich gemacht werden soll. Das DFK weist jedoch<br />

darauf hin, dass mit den derzeitigen genehmigten Mitteln für die Bib-<br />

260


liothek Neuerwerbungen nur in bescheidenem Umfang durchgeführt<br />

werden können.<br />

Das DFK ist mit einem digitalen Netz ausgestattet, das einen Zugang<br />

zum Internet hat. Nach Darstellung des DFK sind alle technologischen<br />

Voraussetzungen gegeben, um eine Vernetzung der Bibliothek<br />

des DFK mit dem Bibliotheksverb<strong>und</strong> des ZI in München <strong>und</strong> den<br />

Max-Planck-Instituten in Rom <strong>und</strong> Florenz anzustreben.<br />

A.V. Zur künftigen Struktur<br />

Für die künftige Struktur des DFK soll an der bestehenden Konzeption<br />

<strong>und</strong> den Zielen <strong>und</strong> der Arbeitsweise des Forums, die sich nach<br />

Darstellung des Forums als tragfähig für eine künftige Entwicklung<br />

erwiesen haben, angeknüpft werden. Das Forum sieht seine Leistungen<br />

für den Forschungstransfer <strong>und</strong> seine internationale wissenschaftspolitische<br />

Bedeutung anerkannt <strong>und</strong> gewürdigt. Für eine beständige<br />

Weiterführung der Arbeit des DFK, aufbauend auf den<br />

wechselnden Jahresthemen <strong>und</strong> den längerfristigen Forschungsprojekten<br />

sieht das Forum es als notwendig an, dass der Einrichtung<br />

strukturell <strong>und</strong> personell eine solide Form gegeben werden muss.<br />

Das DFK beabsichtigt, seine bürokratischen <strong>und</strong> administrativen<br />

Strukturen möglichst einfach <strong>und</strong> flexibel zu halten. Es wird jedoch<br />

das Erfordernis gesehen, wichtige Schlüsselbereiche des Forums mit<br />

Stellen auszustatten. Dies gilt für die Bereiche Direktion, Forschungsabteilung,<br />

Veröffentlichungen, Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik,<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Bibliothek, Sekretariat, Verwaltung,<br />

Stipendien.<br />

Das Forum stellt sich folgende künftige Struktur vor:<br />

Das Forum soll von einem hauptamtlichen Direktor geleitet werden,<br />

der das Forum durch seine Forschungsleistungen <strong>und</strong> -ansätze im<br />

Bereich der deutschen Frankreichforschung sowie der deutschfranzösischen<br />

Kunstbeziehungen prägt.<br />

Der stellvertretende Direktor vertritt den Direktor in dessen Abwesenheit.<br />

Die Funktion des stellvertretenden Direktors wird alternierend<br />

von den wissenschaftlichen Referenten ausgeübt.<br />

Der Wissenschaftliche Beirat soll im Jahre 2006 auf Vorschlag des<br />

Direktors neu berufen werden <strong>und</strong> wird sich mit einer Satzung konstituieren.<br />

Er wird einmal im Jahr zusammenkommen <strong>und</strong> die wissenschaftlichen<br />

Programme des DFK fachlich begleiten. Gemeinsam mit<br />

der Leitung des Forums wird er über die Auswahl der Stipendiaten<br />

beraten.<br />

261


Für die Ausstattung der Forschungsabteilung, der Publikationen <strong>und</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit mit Stellen ist folgende Zusammensetzung angestrebt:<br />

Sechs wissenschaftliche Referenten sollen für die wissenschaftlichen<br />

Programme, die Koordination <strong>und</strong> Zusammenarbeit mit Stiftungen<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichen Institutionen (1), die Publikationen in deutscher<br />

(2) <strong>und</strong> französischer (3) Sprache, die wissenschaftliche<br />

Betreuung der Datenbanken <strong>und</strong> für das Netzwerk (4), die Bibliothek<br />

(5) sowie die Öffentlichkeitsarbeit (6) des Forums verantwortlich sein.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Publikationen in französischer <strong>und</strong> deutscher Sprache<br />

wird es nötig sein, zwei wissenschaftliche Referenten aus Deutschland<br />

<strong>und</strong> Frankreich mit der redaktionellen Betreuung der Publikationen<br />

zu beauftragen. Wie bisher sollen alle Referenten differenzierte<br />

Forschungsschwerpunkte haben <strong>und</strong> eigene Forschungsprojekte des<br />

Forums leiten. Sie sollen mit ihrer Arbeit wesentlich zur Profilbildung<br />

des DFK beitragen. 50 % ihrer Arbeit sollen sie ihren Forschungen<br />

<strong>und</strong> 50 % den Forumsverpflichtungen widmen. Die Verbindung von<br />

wissenschaftlichen <strong>und</strong> administrativen Tätigkeiten der wissenschaftlichen<br />

Referenten soll dafür sorgen, dass die Strukturen des DFK den<br />

eigentlichen Forschungsaufgaben in optimaler Weise angepasst sind.<br />

Die sechs wissenschaftlichen Referenten sollen eine abgeschlossene<br />

Promotion im Fach Kunstgeschichte haben, zwei von ihnen entweder<br />

über eine Zusatzqualifikation wie Publikationserfahrung oder Redaktionserfahrung<br />

verfügen. Die Stellenbeschreibung sieht folgende<br />

schwerpunktmäßige Einsatzgebiete vor: die Koordination der wissenschaftlichen<br />

Programme <strong>und</strong> der Forschungsprojekte, wissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> redaktionelle Betreuung der Hauspublikationen in französischer<br />

bzw. deutscher Sprache, Erweiterung der Bibliothek <strong>und</strong> Pflege<br />

des Bestandes, Betreuung des Netzwerks <strong>und</strong> der Datenbanken.<br />

Vier studentische Hilfskräfte (Studierende ab Hauptstudium), von<br />

denen eine dem Direktor <strong>und</strong> die übrigen den wissenschaftlichen<br />

Referenten zugeordnet werden sollen, sollen Recherchen in Bibliotheken<br />

<strong>und</strong> Archiven wahrnehmen. Eine weitere soll das Netzwerk<br />

<strong>und</strong> die Bibliothek unterstützen.<br />

Weitere Stellen sollen für eine Sekretärin zur Koordination der Arbeiten<br />

im Geschäftszimmer, einen Verwaltungsleiter zur Abwicklung der<br />

Mittelbewirtschaftung <strong>und</strong> einen Sachbearbeiter/Hausmeister für die<br />

logistische Betreuung der organisatorischen Abläufe <strong>und</strong> der Räumlichkeiten<br />

eingerichtet werden.<br />

Mittel für die Vergabe von zehn Stipendien an Postdocs <strong>und</strong> Predocs<br />

werden für notwendig gehalten.<br />

262


Nach Angaben des DFK wird bei der Wahl der Forschungsthemen<br />

<strong>und</strong> der Auswahl der Stipendiaten großer Wert auf eine enge Abstimmung<br />

mit französischen Fachkollegen gelegt.<br />

B. Bewertung<br />

B.I. Zur wissenschaftlichen Bedeutung<br />

Das DFK hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens zu einer bedeutenden<br />

Einrichtung der Förderung der deutschen Frankreichforschung<br />

auf dem Gebiet der Kunstgeschichte entwickelt. Die Einrichtung<br />

hat es in hervorragender Weise verstanden, sich in das französische<br />

Wissenschaftsumfeld zu integrieren <strong>und</strong> durch vielfältige Aktivitäten<br />

ein umfassendes Netzwerk zu französischen Kunsthistorikern<br />

in verschiedenen Institutionen zu knüpfen <strong>und</strong> deren Vertrauen zu<br />

gewinnen. Die wissenschaftlichen Leistungen des DFK genießen<br />

große Anerkennung. Das Forum ist zu einer Schalt- <strong>und</strong> Scharnierstelle<br />

geworden, die neben den wichtigen französischen Kontakten<br />

auch immer mehr Verbindungen zu kunsthistorischen Einrichtungen<br />

anderer Länder sicherstellt. Das Fehlen einschlägiger Literatur zur<br />

deutschen Kunstgeschichte an französischen Bibliotheken <strong>und</strong><br />

kunsthistorischen Einrichtungen hat das Forum <strong>und</strong> insbesondere die<br />

im Aufbau begriffene Bibliothek zu einer wichtigen Anlaufstelle für<br />

französische Kunsthistoriker gemacht.<br />

Nicht nur für die Etablierung länderübergreifender Beziehungen<br />

kommt dem Forum eine wichtige Vermittlerrolle zu, auch für die Verbesserung<br />

der Kommunikation der von unterschiedlichen Forschungstraditionen<br />

geprägten französischen Institutionen untereinander<br />

hat es inzwischen eine bedeutende Funktion eingenommen. In<br />

der Nachwuchsförderung gelingt es dem Forum in vorbildlicher Weise<br />

durch die flexible Vergabe von Stipendien, die auch Ausländer berücksichtigt,<br />

junge Wissenschaftler <strong>und</strong> fortgeschrittene Studenten<br />

mit unterschiedlichen Ausbildungstraditionen zusammenzubringen.<br />

Damit wird eine starke Ausstrahlung ins Gastland bewirkt. Auf dem<br />

Gebiet der Forschung werden anspruchsvolle Projekte bearbeitet.<br />

Die Forschungsleistungen genießen in Frankreich <strong>und</strong> in anderen<br />

Ländern hohes Ansehen. Neben Themen zur deutschen Frankreichforschung<br />

haben auch zunehmend spezielle auf Frankreich bezogene<br />

Forschungsthemen, die zusammen mit französischen Kollegen<br />

bearbeitet werden, wesentlich zur Reputation des Forums in Frankreich<br />

<strong>und</strong> zu seiner Außenwirkung beigetragen. Die ausgeprägte<br />

Vermittlerrolle des Forums mit persönlichen Kontakten zwischen<br />

deutschen <strong>und</strong> französischen Wissenschaftlern <strong>und</strong> Institutionen trägt<br />

263


auch zur Vertiefung der deutsch-französischen Kulturbeziehungen<br />

bei.<br />

B.<strong>II</strong>. Tätigkeitsschwerpunkte<br />

Forschungsprogramm, Forschungstransfer<br />

Ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt des Forums liegt in der Bearbeitung<br />

der Jahresthemen in Zusammenarbeit von deutschen <strong>und</strong> französischen<br />

Stipendiaten <strong>und</strong> Wissenschaftlern. Entsprechend der<br />

Zielsetzung der Einrichtung, das Interesse der französischen Wissenschaftler<br />

an der deutschen Frankreichforschung zu wecken, enthalten<br />

alle Themen einen binationalen Bezug, deren Schwerpunkte<br />

abwechselnd mehr auf französischen oder deutschen Fragestellungen<br />

liegen <strong>und</strong> alle Epochen vom Frühmittelalter bis zur Neuzeit umfassen.<br />

Positiv hervorzuheben ist, dass bei der zeitlich flexiblen Stipendienvergabe,<br />

die den jeweiligen Arbeitsthemen angepasst ist,<br />

auch zunehmend nicht nur französische Bewerber sondern auch<br />

solche aus anderen europäischen Ländern berücksichtigt werden.<br />

Diese Zusammenarbeit von jungen Wissenschaftlern mit unterschiedlichen<br />

Ausbildungsvoraussetzungen <strong>und</strong> Ausbildungstraditionen ermöglicht<br />

einen Dialog über die Ländergrenzen hinweg <strong>und</strong> den Ausblau<br />

eines Netzwerks von kollegialen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>schaftlichen Beziehungen,<br />

die nicht nur für den wissenschaftlichen Transfer eine bedeutende<br />

Rolle spielen, sondern sich darüber hinaus auch auf die<br />

kulturellen deutsch-französischen Beziehungen positiv auswirken.<br />

Die Erweiterung der Jahresthemen um längerfristige übergreifende<br />

Projekte ergänzt die Forschungsprogramme in sinnvoller Weise <strong>und</strong><br />

ermöglicht einen Erfahrungsaustausch zwischen jüngeren <strong>und</strong> älteren<br />

Wissenschaftlern sowie den Dialog zwischen deutschen <strong>und</strong><br />

französischen Kunsthistorikern. Zu allen Projekten werden umfassende<br />

Quellengr<strong>und</strong>lagen erschlossen <strong>und</strong> die F<strong>und</strong>e in einer Datenbank<br />

dokumentiert, die für die Wissenschaftler des Gastlandes, aber<br />

auch für deutsche Kunsthistoriker, die französische Themen bearbeiten,<br />

von Interesse sind. Mit dem gr<strong>und</strong>legenden Editionsprojekt der<br />

Conférences de l´Académie Royale de Peinture et de Sculpture wurde<br />

ein Projekt etabliert, das für die Außenwirkung des Forums von<br />

besonderer Bedeutung ist. Mit diesem Thema aus der französischen<br />

Kunstgeschichte, das sich mit Dokumenten zur Kunsttheorie befasst,<br />

hat das Forum einen wissenschaftlichen Austausch zwischen den<br />

von unterschiedlichen Schulen geprägten französischen Kunsthistorikern<br />

- der akademisch ausgerichteten sowie der museal geprägten<br />

Kunstgeschichte - erreicht.<br />

264


Das Forum befindet sich in einer Phase, die von der Ausdehnung der<br />

Kontakte <strong>und</strong> dem weiteren Ausbau der Vernetzung mit der französischen<br />

Wissenschaftslandschaft geprägt ist. Im Interesse der vielfältigen<br />

Kontakte <strong>und</strong> Verbindungen zu französischen Kunsthistorikern<br />

<strong>und</strong> angesichts der breiten fachlichen Orientierung der französischen<br />

Ansprechpartner des Forums ist die epochenübergreifende Ausrichtung<br />

<strong>und</strong> die Vielfalt der Themen sinnvoll <strong>und</strong> sollte beibehalten werden.<br />

Es ist zu begrüßen, dass zu den Forschungsprojekten externe<br />

Wissenschaftler hinzugezogen werden, um die Breite der Themen<br />

kompetent abzudecken. Auf die traditionelle methodische Ausrichtung<br />

der deutschen Kunstgeschichtsforschung, wie Ikonographie,<br />

Quellenstudium <strong>und</strong> Betonung des Theorieanteils sollte weiterhin<br />

Wert gelegt werden. Eine Einengung der Forschungsthemen durch<br />

Konzentration auf bestimmte Themengebiete <strong>und</strong> methodische Ausrichtung,<br />

wie sie an den italienischen Auslandsinstituten vorzufinden<br />

ist, sollte vermieden werden. Es wäre aber wünschenswert neuere<br />

<strong>und</strong> moderne Kunst noch stärker zu berücksichtigen.<br />

Im Gegensatz zu den italienischen Auslandsinstituten, die sich eher<br />

als Gr<strong>und</strong>lagenforschungsinstitute verstehen, ist das Forum mit der<br />

besonderen Konstruktion der wissenschaftlichen Arbeit in Jahresthemen<br />

in der Lage, Forschungsthemen rasch aufzugreifen. Positiv<br />

hervorzuheben ist dabei, dass die Formulierung <strong>und</strong> Abgrenzung der<br />

Forschungsthemen so gestaltet ist, dass sie in einem überschaubaren<br />

Zeitraum realisierbar sind. Dies hat zur Sichtbarkeit des Forums<br />

in der Öffentlichkeit beigetragen.<br />

Die Tätigkeit des Forums erstreckt sich auf alle Fachgebiete wie Universitäten,<br />

Museen, Archive, Bibliotheken <strong>und</strong> Denkmalpflegeeinrichtungen.<br />

Auf allen Gebieten werden Verbindungen zu französischen<br />

Kollegen gepflegt <strong>und</strong> ihnen Hilfestellungen bei ihren Forschungsarbeiten<br />

angeboten. Von dem hohen Ansehen, welches das Forum in<br />

Frankreich genießt, zeugen nicht zuletzt die zahlreichen Anfragen<br />

aus diesen Institutionen, die mit den knappen personellen Ressourcen<br />

vom Forum kaum noch bewältigt werden können. Die Brückenfunktion,<br />

die das Forum einnimmt, beschränkt sich nicht nur auf den<br />

wissenschaftlichen Transfer im Bereich Kunstgeschichte, sondern<br />

erstreckt sich zunehmend auf den kulturellen Länderaustausch. Hiervon<br />

zeugen die umfangreichen Hilfestellungen bei Ausleihungen für<br />

Ausstellungen, im Bibliotheksverkehr etc.<br />

Zu den weiteren Schwerpunkten der Forschungsarbeit zählen neben<br />

den Forschungsvorhaben der Aufbau <strong>und</strong> die Betreuung der Bibliothek,<br />

die über umfangreiche Literaturbestände zur allgemeinen<br />

Kunstgeschichte des 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> zur klassischen<br />

Moderne verfügt. Entsprechend dem Forschungsprofil werden ge-<br />

265


sammelt: deutsche Kunst- <strong>und</strong> Kulturgeschichte, Spezialliteratur zu<br />

den jeweiligen Jahresthemen, deutsche Zeitschriften vor 1945,<br />

Gr<strong>und</strong>lagenliteratur <strong>und</strong> Nachschlagewerke. Damit wird ein wichtiges<br />

Arbeitsinstrumentarium auch für französische Wissenschaftler bereitgestellt.<br />

Die Erarbeitung eines Katalogsystems <strong>und</strong> die Organisation<br />

der Benutzung werden mit großem Engagement von den Stipendiaten<br />

teilweise neben ihren Forschungsarbeiten erledigt.<br />

Die positive Außenwirkung im Gastland zeigt sich auch an dem<br />

wachsenden Interesse französischer Doktoranden <strong>und</strong> Magistranden<br />

an der Bearbeitung von Themen auf dem Gebiet deutscher Kunstgeschichte.<br />

Mehrere thèses zur deutschen Kunstgeschichte werden<br />

inzwischen vom Forum betreut. Leider hat jedoch die Zusammenarbeit<br />

mit französischen Wissenschaftlern noch nicht zu einer gemeinsam<br />

betreuten deutsch-französischen Doktorarbeit geführt.<br />

Wissenschaftlicher Nachwuchs<br />

Entsprechend der Zielsetzung des Forums besteht eine wichtige Aufgabe<br />

darin, wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Mit der Gruppierung<br />

von Stipendiaten um die Arbeitsthemen wurden Arbeits- <strong>und</strong><br />

Forschungsmöglichkeiten für junge Wissenschaftler <strong>und</strong> fortgeschrittene<br />

Studenten geschaffen, die noch nicht in eine akademische Laufbahn<br />

eingeb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> die gemeinsam an einem Forschungsthema<br />

arbeiten. Mit dieser Idee wurde eine ungewöhnlich positive<br />

Zusammenarbeit initiiert, mit der ein interkultureller Kommunikationsprozess<br />

<strong>und</strong> fruchtbarer Dialog zwischen Menschen verschiedener<br />

Ausbildungstraditionen gefördert wird. Das Ganze kann als eine Art<br />

internationales Graduiertenkolleg angesehen werden, das Modellcharakter<br />

für andere Auslandsinstitute haben könnte.<br />

Hervorzuheben ist, dass den Stipendiaten neben der Bearbeitung<br />

ihrer Magister- oder Doktorarbeit auch eine praxisorientierte Ausbildung<br />

ermöglicht wird, die breitere Berufsperspektiven z. B. in der<br />

Museumsarbeit oder in Verlagen bietet. Dazu trägt die erwartete Ü-<br />

bernahme von Verwaltungs- <strong>und</strong> Serviceaufgaben bei. Angesichts<br />

der geringer werdenden Möglichkeiten, Stellen an einer Universität zu<br />

erhalten, sollten die wissenschaftlichen Mitarbeiter ermuntert werden,<br />

diesen praxisorientierten Zugang zu Berufsfeldern in der Kunstgeschichte<br />

zu nutzen. Nicht zu unterschätzen ist auch die hohe Identifikation<br />

mit dem Forum, die durch die Einbindung der Stipendiaten in<br />

Serviceaufgaben erzielt wird. Davon zeugen die Dynamik <strong>und</strong> der<br />

Enthusiasmus der Mitarbeiter. Die Betreuung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses ist sehr gut. Ergänzend zu den Forschungsthemen<br />

werden Kolloquien, Exkursionen sowie gemeinsame Besuche von<br />

Museen <strong>und</strong> Archiven durchgeführt. Bei den die Jahresthemen begleitenden<br />

Kolloquien hat jeder Stipendiat die Möglichkeit, sein The-<br />

266


ma vorzustellen. Insgesamt bietet das Forum dem wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs eine gute Chance, früh selbständig zu werden <strong>und</strong> bereits<br />

in jungen Jahren Expertise zu erwerben.<br />

Die besondere Struktur des Forums zur Produktion von Wissenschaft<br />

zusammen mit französischen Wissenschaftlern <strong>und</strong> unter Einbeziehung<br />

der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses hebt sich<br />

von den Strukturen der anderen Auslandsinstitute ab <strong>und</strong> hat sich<br />

bewährt. Daran sollte festgehalten werden.<br />

B.<strong>II</strong>I. Zur Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen,<br />

Veröffentlichungen <strong>und</strong> Tagungen<br />

In der kurzen Zeit seines Bestehens ist es dem Forum gelungen, eine<br />

gute Zusammenarbeit mit vielen Kooperationspartnern aus der französischen<br />

Wissenschaftslandschaft herzustellen. Das gilt besonders<br />

für das Institut für Kunstgeschichte der Universität Nanterre, mit dem<br />

zusammen das Projekt Conférences de l`Académie Royale de Peinture<br />

et de Sculpture bearbeitet wird, sowie für das in Gründung befindliche<br />

INHA, das verschiedene kunsthistorische Einrichtungen<br />

sowie als zentrales Element eine aus vier bestehenden Fachbibliotheken<br />

(der Sorbonne, des Louvre, der École nationale des Chartes<br />

<strong>und</strong> der École nationale supérieure des beaux-arts) gebildete Zentralbibliothek<br />

zu einer der größten Forschungsbibliotheken der Welt<br />

mit etwa einer Million kunsthistorischen Bänden unter einem Dach<br />

vereinen wird. Für die Organisationsstruktur des INHA hatte in bestimmten<br />

Bereichen das Forum eine gewisse Vorbildfunktion. So<br />

wurden in Anlehnung an die flexible Personalstruktur, die durch die<br />

befristete Stipendienvergabe ermöglicht wird, Elemente dieser Struktur<br />

übernommen. Es wird auch angestrebt, die nationale Zusammensetzung<br />

der künftigen Stipendiaten des INHA auf die des Forums<br />

abzustimmen, um so Ergänzungen zu ermöglichen <strong>und</strong> den Weg für<br />

einen umfassenden internationalen Wissenschaftleraustausch zu<br />

ebnen.<br />

Viele Verbindungen des Forums beziehen sich auf individuelle Kontakte<br />

über die Nutzung der Bibliothek des Forums durch französische<br />

Kunsthistoriker. Mit den Beständen der Bibliothek wird in Paris eine<br />

Lücke auf dem Gebiet der Kunstgeschichte insbesondere zur deutschen<br />

Kunst gefüllt. Es ist besonders hervorzuheben, dass trotz des<br />

hohen Arbeitsaufwandes beim Aufbau der Bibliothek für eine problemlose<br />

Zugänglichkeit <strong>und</strong> Betreuung der Nutzer durch die Stipendiaten<br />

gesorgt wird.<br />

Des Weiteren besteht eine internationale projektbezogene Zusammenarbeit<br />

mit französischen Institutionen im musealen Bereich durch<br />

267


Hilfestellung bei Ausstellungsvorbereitungen <strong>und</strong> der Erarbeitung von<br />

Katalogbeiträgen sowie in der Denkmalpflege mit dem umfangreichen<br />

Restaurierungsprojekt des Palais Beauharnais. Der Ausbau der Kooperationen<br />

mit amerikanischen <strong>und</strong> italienischen kunsthistorischen<br />

Einrichtungen sollte fortgeführt werden.<br />

Die zahlreichen Kolloquien, deren Themen auf die Jahresthemen<br />

bezogen sind, aber auch die Tagungen zu anderen Schwerpunktthemen<br />

finden in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit eine gute Resonanz.<br />

Besonders beachtet werden die Exkursionen, Studienkurse<br />

<strong>und</strong> Museumsbesuche, die für die deutsch-französischen Stipendiaten<br />

veranstaltet werden <strong>und</strong> die weitere Möglichkeiten für Kontakte<br />

zwischen deutschen <strong>und</strong> französischen Kunsthistorikern bieten. Erfreulich<br />

ist, dass die Bemühungen des Forums, speziell für französische<br />

Doktoranden <strong>und</strong> Magistranden zugeschnittene Kurse mit Exkursionen<br />

nach Deutschland auf zunehmendes Interesse stoßen.<br />

Eine wichtige Ergänzung der projektbezogenen Kooperation des<br />

Forums ist das Bestreben, künftig mehr Gastwissenschaftler in die<br />

Forschungsarbeit am Forum einzubeziehen <strong>und</strong> ihnen Gelegenheit<br />

zum Austausch mit Mitarbeitern <strong>und</strong> Stipendiaten zu bieten. So waren<br />

die Erfahrungen mit Gastwissenschaftlern am DFK positiv. Insbesondere<br />

der längere Aufenthalt einer amerikanischen Gastwissenschaftlerin<br />

am DFK hat wesentlich zum wissenschaftlichen Austausch<br />

beigetragen.<br />

Wichtig für die Außenwirkung des DFK ist auch die durchgängig positive<br />

Berichterstattung in der Presse <strong>und</strong> die informative Präsentation<br />

im Internet.<br />

Das Forum hat in der kurzen Zeit seines Bestehens eine Fülle von<br />

Publikationen herausgegeben. An erster Stelle sind die Ergebnisse<br />

der Jahresthemen zu nennen. Diese Beiträge der Stipendiaten <strong>und</strong><br />

Projektmitarbeiter werden in Sammelbänden, den Passages veröffentlicht<br />

<strong>und</strong> richten sich an die wissenschaftliche Öffentlichkeit. Dies<br />

gilt auch für gr<strong>und</strong>legende Werke zur französischen Kunst bzw. den<br />

deutsch-französischen Kunstbeziehungen. Die Publikationen sind<br />

von hoher wissenschaftlicher Qualität, wobei zu beachten ist, dass<br />

den Monographien für die Qualitätsbewertung in den Geisteswissenschaften<br />

eine hohe Bedeutung zukommt. Die Beiträge in der Reihe<br />

Passerelles dagegen richten sich an die breitere interessierte Öffentlichkeit.<br />

Sie spielen dadurch eine nicht zu unterschätzende Rolle für<br />

die Außenwirkung des Forums. Alle Publikationen erscheinen in<br />

namhaften deutschen bzw. französischen Wissenschaftsverlagen.<br />

Eine Reihe von Veröffentlichungen geht auf Beiträge in Ausstellungskatalogen<br />

zurück.<br />

268


B.IV. Zu Organisation <strong>und</strong> Ausstattung<br />

Das Forum hat keine eigene Rechtspersönlichkeit <strong>und</strong> wird zurzeit<br />

vom BMBF als Projekt finanziert. Die offene, nicht auf bestimmte<br />

Tätigkeitsbereiche zugeschnittene Organisation ohne feste Stellen<br />

<strong>und</strong> eigene Verwaltungsabteilung hat sich in der Aufbauphase bewährt.<br />

Mit der Vergabe befristeter Stipendien ist eine große thematische<br />

<strong>und</strong> personelle Flexibilität verb<strong>und</strong>en, die die Integration des<br />

Forums in die wissenschaftlichen Netzwerkbeziehungen des Gastlandes<br />

erleichtert. Um die erreichten Aufbauleistungen zu konsolidieren<br />

<strong>und</strong> dem Forum einen rechtlichen Rahmen zu geben, sollte das<br />

Forum vergleichbar den geisteswissenschaftlichen Auslandsinstituten<br />

institutionalisiert <strong>und</strong> die neue Organisationsstruktur auf die Tätigkeiten<br />

<strong>und</strong> das Forschungsprofil zugeschnitten werden. Dabei sollte die<br />

Organisationsstruktur für die künftige Entwicklung Kontinuität gewährleisten<br />

bei gleichzeitiger Wahrung größtmöglicher Flexibilität. Entscheidend<br />

ist, dass Charakter <strong>und</strong> Größe der Einrichtung weitgehend<br />

erhalten bleiben. Die künftige Organisationsstruktur sollte deshalb<br />

sinnvoll auf den Strukturelementen des Forums aufbauen, die sich<br />

bisher als positiv <strong>und</strong> effektiv erwiesen haben.<br />

Der derzeitige Leiter hat das DFK aufgebaut <strong>und</strong> prägt die wissenschaftliche<br />

Arbeit in hohem Maße. Er hat gleichzeitig eine Professur<br />

an der FU Berlin inne <strong>und</strong> leistet damit einen wichtigen Beitrag für die<br />

Etablierung übergreifender Strukturen zwischen Frankreich <strong>und</strong><br />

Deutschland. Die gewachsenen Aufgaben im Forum erfordern jedoch<br />

inzwischen eine höhere Anwesenheit in Frankreich. Für die Leitung<br />

des Forums sollte daher eine Dauerstelle eingerichtet werden, die auf<br />

fünf Jahre befristet ist, mit der Möglichkeit der Verlängerung. Eine<br />

Zeitspanne von fünf Jahren erscheint für die Amtszeit eines Leiters<br />

zu gering, um wichtige Kontakte aufzubauen <strong>und</strong> ein Forschungsprofil<br />

zu realisieren.<br />

Dem Beirat kommt bei der Stipendiatenauswahl <strong>und</strong> der Mitwirkung<br />

an der Themenfindung bislang bereits eine wichtige Rolle zu. Es ist<br />

zu begrüßen, dass der Wissenschaftliche Beirat international zusammengesetzt<br />

ist <strong>und</strong> dass an seiner Spitze ein Wissenschaftler<br />

aus dem Gastland steht. Für die bei einer Neuorganisation des Forums<br />

anstehende Neuberufung der Mitglieder des Wissenschaftlichen<br />

Beirats sollte an dieser internationalen Zusammensetzung festgehalten<br />

werden. Darüber hinaus sollte angestrebt werden, dieses Gremium<br />

auch mit Mitgliedern aus dem öffentlichen Leben zu besetzen.<br />

Dies kann dazu beitragen, neue Ideen zu fördern. Darüber hinaus<br />

sollte dafür Sorge getragen werden, dass der Wissenschaftliche Beirat<br />

künftig stärker aktiv in die Bewertung der Forschungsleistungen<br />

269


eingeb<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> den weiteren Aufbau der Einrichtung beratend<br />

begleitet.<br />

Die Personalstruktur am Forum ist durch die befristete Stipendienvergabe<br />

sehr flexibel. Dies hat die Eigendynamik der Einrichtung <strong>und</strong><br />

die Motivation der Mitarbeiter in hohem Maße gefördert. Dennoch<br />

fallen im Tätigkeitsspektrum des Forums auch Aufgaben von längerfristiger<br />

Dauer an, die die Einrichtung einer angemessenen Zahl von<br />

befristet zu besetzenden Stellen erfordern. Alle Funktionen im Aufgabenspektrum<br />

des Forums werden durch die Stipendiaten bereits ausgefüllt.<br />

Eine Ausweitung des Tätigkeitsspektrums sollte mit der Einrichtung<br />

von Stellen nicht verb<strong>und</strong>en sein, jedoch sollte eine gewisse<br />

Entlastung der Mitarbeiter von Serviceaufgaben erreicht werden. Für<br />

jeden Aufgabenbereich sollte eine Stelle für einen wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter eingerichtet werden, die analog zu den anderen Auslandsinstituten<br />

auf fünf Jahre befristet besetzt werden sollte. Im Interesse<br />

einer breiten Qualifizierung der Stipendiaten <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter sollte auch weiter daran festgehalten werden, dass die<br />

Mitarbeiter zusätzlich zu ihren Forschungsaufgaben in begrenztem<br />

Maße auch Verwaltungsaufgaben übernehmen. Diese Tätigkeit sollte<br />

sich allerdings auf nicht mehr als 50 % der Arbeitszeit erstrecken,<br />

während die andere Hälfte eigenen Forschungsarbeiten gewidmet<br />

werden sollte.<br />

Im Falle einer Weiterführung auf institutioneller Basis ist es nicht<br />

mehr möglich, die Verwaltung des Forums durch das ZI in München<br />

vornehmen zu lassen. Es wäre vorteilhaft, wenn das Forum eine eigene<br />

schlanke Verwaltungsstruktur erhielte. Empfohlen wird die Einrichtung<br />

einer Stelle für einen Verwaltungsleiter. Der Position eines<br />

Verwaltungsleiters kommt in einer derartigen Einrichtung eine wichtige<br />

Rolle zu, weil sie in die Planungen <strong>und</strong> Vorbereitung von Entscheidungen<br />

zu Drittmitteleinwerbungen <strong>und</strong> zu der Personalplanung<br />

eingeb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> eine hohe Identifikation mit der Einrichtung voraussetzt.<br />

Förderlich hierfür ist, wenn die Verwaltung in die Einrichtung<br />

integriert ist <strong>und</strong> die Entscheidungskompetenz im Forum bleibt.<br />

Darüber hinaus sollte die Verwaltung auch zu einer gewissen Entlastung<br />

der wissenschaftlichen Mitarbeiter führen. Mit der Etablierung<br />

einer Verwaltung in die Organisationsstruktur des Forums müssen<br />

aber bürokratische Elemente so gering wie möglich bleiben.<br />

Die Bibliothek, die mit derzeit 70.000 Bänden schon jetzt eine wichtige<br />

Anlaufstelle für französische Kunsthistoriker <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

aus anderen Ländern bildet <strong>und</strong> deren Aufbau konsequent <strong>und</strong> mit<br />

viel Energie verfolgt wird, ist ein Herzstück des Forums. Für den weiteren<br />

Aufbau zu einer Spezialbibliothek <strong>und</strong> für die kontinuierliche<br />

Beschaffung spezieller deutscher Zeitschriften werden deutlich mehr<br />

270


Mittel erforderlich sein als bislang veranschlagt. Ein Betrag von<br />

50.000 Euro erscheint angemessen. Darüber hinaus sollten die Möglichkeiten<br />

der vorhandenen technologischen Kommunikationsstruktur<br />

für eine stärkere Zusammenarbeit im Bibliotheksverb<strong>und</strong> mit dem ZI<br />

in München <strong>und</strong> den beiden Auslandsinstituten in Rom <strong>und</strong> Florenz<br />

genutzt werden. Für die wissenschaftliche Koordinierung der Arbeiten<br />

der Bibliothek ist die Stelle eines wissenschaftlichen Bibliothekars<br />

notwendig. Die Trennung der Betreuungsaufgaben im Bereich der<br />

Datenverarbeitung zwischen der Bibliothek <strong>und</strong> dem Bereich der<br />

Datenbanken, ergibt sich aus unterschiedlichen Anforderungen beider<br />

Bereiche <strong>und</strong> erscheint daher sinnvoll.<br />

Das Forum war bislang bei der Drittmitteleinwerbung sehr erfolgreich.<br />

Da die privaten Stiftungen ihre Stipendienmittel überwiegend als Anschubfinanzierung<br />

leisten, muss sichergestellt sein, dass dem Forum<br />

für seine Forschungsaufgaben <strong>und</strong> Nachwuchsförderung künftig Mittel<br />

in berechenbarer Höhe zur Verfügung stehen. Eine Aufstockung<br />

der Stipendiatengelder erscheint deshalb notwendig, um wegfallende<br />

Mittel privater Stiftungen zu ersetzen. Französische Stipendiaten<br />

werden zurzeit über Stipendien des Forums gefördert. Obwohl in<br />

Frankreich Mäzenatentum <strong>und</strong> Stipendienförderung weitgehend unüblich<br />

ist, sollten Wege gef<strong>und</strong>en werden, dass vermehrt Stipendiaten<br />

anderer Träger am Forum tätig werden können.<br />

Die bisherige Struktur des Forums war für die Einwerbung von Drittmitteln<br />

der DFG nicht geeignet. Es ist der Leitung durch die guten<br />

Kontakte <strong>und</strong> die attraktiven Forschungsthemen gelungen, schnell<br />

Drittmittel von privaten Stiftungen einzuwerben, deren Qualitätsstandards<br />

nicht hinter denen der DFG zurückliegen. Künftig sollte sich<br />

das Forum um die Einwerbung von Drittmitteln bei der DFG bemühen.<br />

Erste Aktivitäten in dieser Richtung wurden mit der Beteiligung<br />

an einem DFG-Antrag zur Etablierung eines kunsthistorischen Internet-Portals<br />

unternommen gemeinsam u. a. mit der Universität München,<br />

dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München <strong>und</strong> der<br />

Universitätsbibliothek Heidelberg.<br />

Die Unterbringung des Forums in repräsentativer Lage auf zwei Etagen<br />

in einem Stadthaus am Place des Victoires bietet nicht viele<br />

Platzreserven. Die jetzt angemietete Fläche von 140 m² im Nachbarhaus<br />

ermöglicht es, nach entsprechender Ausstattung mit Regalen,<br />

große Teile des Bibliotheksbestandes, der zurzeit noch außerhalb<br />

gelagert wird, aufzustellen <strong>und</strong> damit den Wissenschaftlern zugänglich<br />

zu machen. Mittelfristig ist zu prüfen, ob das Forum zusätzliche<br />

Erweiterungsflächen für Stipendiaten, Tagungen <strong>und</strong> Seminarveranstaltungen<br />

brauchen wird.<br />

271


Anhang 1 - 2<br />

Anhang 1a<br />

Organigramm des<br />

Deutschen Forums für Kunstgeschichte Paris<br />

IST-Zustand September 2003<br />

Wissenschaftl.<br />

Beirat<br />

Direktor<br />

Persönl. Forschungsass.<br />

BMBF<br />

Wiss. Hilfskraft<br />

Verwaltung<br />

(ZI München)<br />

Sekretariat<br />

Wiss.<br />

Ref.<br />

Wiss.<br />

Ref.<br />

Wiss.<br />

Ref.<br />

Wiss.<br />

Ref.<br />

Bibliothek<br />

EDV/Netzwerk<br />

Kooperation<br />

Drittmittel<br />

Wissenschaftliche Forschungs<strong>und</strong><br />

Publikationsprojekte<br />

Paris X<br />

Nanterre<br />

DFG<br />

Henkel<br />

Bosch<br />

Oppenheim<br />

VW<br />

Krupp<br />

ZEIT<br />

Getty<br />

Privat<br />

Scholars<br />

in residence<br />

Stipendien/<br />

Jahresprogr.<br />

Max Ernst<br />

Dt.-Frz.<br />

Kunstvermittlung<br />

Frz. Kunstliteratur<br />

im 19.<br />

Jh.<br />

Dt.-Frz.<br />

Moderne nach<br />

1945<br />

Edition der<br />

Conf. Acad.<br />

Royale<br />

Palais<br />

Beauh. Dt.<br />

Botschaft<br />

Dt. Botschaft<br />

Paris<br />

INHA<br />

FU Berlin<br />

ENSBa<br />

Quelle: DFK<br />

272


Anhang 1b<br />

Organigramm des<br />

Deutschen Forums für Kunstgeschichte Paris<br />

SOLL-Zustand 2006<br />

Wissenschaftl.<br />

Beirat<br />

B<strong>und</strong>esstiftung<br />

Direktor<br />

Sekretärin<br />

Wiss.<br />

Hilfskraft 1<br />

Wiss. Ref. Wiss. Ref. Wiss. Ref. Wiss. Ref. Wiss. Ref. Wiss. Ref.<br />

Koord.<br />

Wiss.<br />

Programm<br />

Public.<br />

francaise<br />

Deutschsprachige<br />

Publikat.<br />

Netzwerk u.<br />

Datenbanken<br />

Wiss. Ltg.<br />

Bibliothek<br />

Wiss. Ass.<br />

des<br />

Direktors<br />

Koord.<br />

Zus.arb.<br />

Stiftg.<br />

Rapport<br />

Inst.<br />

Scientif. Fr.<br />

Koord.<br />

Jahresprogramm<br />

Multimedia<br />

Projektbetreuung<br />

Infotechn.<br />

Zus.arbeit<br />

mit wiss.<br />

Bibliotheken<br />

F/D<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Drittmittel/<br />

Budgetierung<br />

Betreuung<br />

Stipendiaten<br />

Portal Kunstgeschichte<br />

Eigene Forschungsprojekte<br />

Eigene Forschungsprojekte<br />

Eigene Forschungsprojekte<br />

Eigene Forschungsprojekte<br />

Eigene Forschungsprojekte<br />

Eigene Forschungsprojekte<br />

Dipl. Bibl. 1<br />

Verw.Ltr.<br />

Dipl. Bibl. 2<br />

10 Stipendien<br />

Fernbetr.<br />

Netzwerkadmin.<br />

Sachbearbeiter/Hausmeister<br />

Wiss.<br />

Hilfskraft 2<br />

Wiss.<br />

Hilfskraft 3<br />

HiWi<br />

Photothek<br />

4<br />

Praktikant/in<br />

1<br />

Praktikant/in<br />

2<br />

Postdocs<br />

Predocs<br />

Quelle: DFK, Okt. 2003<br />

273


Anhang 2<br />

Vom Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris<br />

eingereichte Unterlagen:<br />

− Beschreibung des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris<br />

− Organigramm des DFK<br />

− Haushaltsplan 2003<br />

− Drittmittelprojekte seit 1997<br />

− Ansätze <strong>und</strong> Ausgaben seit 1997<br />

− Übersicht der vom DFK in den Jahren 2000 bis 2003 eingeworbenen<br />

Drittmittel nach Drittmittelgebern<br />

− Liste der Stipendiaten nach finanzierender Institution<br />

− Protokolle der letzten drei Beiratssitzungen (2001-2003)<br />

− Jahresberichte 1997-2003<br />

− Pressedossier<br />

− Übersicht über die durch das DFK geförderten Stipendiaten <strong>und</strong><br />

Gastwissenschaftler 1997-2003<br />

274


Beschluss des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

vom Juli 1004<br />

Umsetzung der <strong>Empfehlungen</strong> aus Evaluationen:<br />

Wissenschaftszentrum Nordrhein- Westfalen<br />

<strong>und</strong> Akademie für Technikfolgenabschätzung,<br />

Baden-Württemberg<br />

Zum Wissenschaftszentrum NRW:<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> nimmt zur Kenntnis, dass seine <strong>Empfehlungen</strong><br />

vom Mai 2002 zum Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen unzureichend<br />

umgesetzt wurden. Dies gilt insbesondere für die <strong>Empfehlungen</strong><br />

zur Beendigung der Förderung der Dachorganisation in Düsseldorf<br />

<strong>und</strong> des Wuppertal-Instituts (WI) in der seinerzeit bestehenden<br />

Form. Für den Fall, dass das Land das WI weiterfördern wolle,<br />

hatte der <strong>Wissenschaftsrat</strong> eine gr<strong>und</strong>legende Neukonzipierung unter<br />

einem neuen Präsidenten, mit einer intensiven Qualitätskontrolle <strong>und</strong><br />

einer engen Zusammenarbeit mit Universitäten <strong>und</strong> außeruniversitären<br />

Kooperationspartnern empfohlen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> ist der Überzeugung, dass die weitgehende<br />

Umsetzung seiner <strong>Empfehlungen</strong> vom Mai 2002 eine positive Wirkung<br />

auf die Wissenschaftslandschaft in Nordrhein-Westfalen haben<br />

würde <strong>und</strong> bekräftigt daher mit Nachdruck seine <strong>Empfehlungen</strong>. Er<br />

wird den Dialog mit dem Land fortsetzen <strong>und</strong> hält eine erneute Evaluation,<br />

etwa nach drei Jahren, für erforderlich.<br />

Zur TA-Akademie:<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> nimmt zur Kenntnis, dass das Land Baden-<br />

Württemberg die Empfehlung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es zur Neustrukturierung<br />

der Technikfolgenforschungseinrichtungen im Land Baden-<br />

Württemberg unter Einbeziehung der TA-Akademie nicht gefolgt ist<br />

<strong>und</strong> die Einrichtung aus finanzpolitischen Gründen geschlossen hat.<br />

Zum weiteren Vorgehen:<br />

Er bittet seinen Evaluationsausschuss, generelle Vorschläge zur<br />

Überprüfung der Umsetzung von <strong>Empfehlungen</strong> zu evaluierten Einrichtungen<br />

zu erarbeiten.<br />

Köln, 16. Juli <strong>2004</strong><br />

275


276


Stellungnahme zur Akkreditierung der<br />

Evangelischen Fachhochschule Freiburg –<br />

Hochschule für Soziale Arbeit, Diakonie<br />

<strong>und</strong> Religionspädagogik<br />

vom Januar <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 278<br />

Zusammenfassung 279<br />

A. Ausgangslage 281<br />

A.I. Konzept 281<br />

A.<strong>II</strong>. Struktur 284<br />

A.<strong>II</strong>I. Leistungsbereiche 288<br />

A.IV. Ausstattung 304<br />

A.V. Trägerschaft <strong>und</strong> Finanzierung 307<br />

A.VI. Qualitätssicherung 309<br />

A.V<strong>II</strong>. Kooperationen 311<br />

B. Stellungnahme 311<br />

B.I. Zu Konzeption <strong>und</strong> Struktur 311<br />

B.<strong>II</strong>. Zu Ausstattung <strong>und</strong> Finanzierung 313<br />

B.<strong>II</strong>I. Zu den Leistungsbereichen 315<br />

B.IV. Zur Qualitätssicherung 319<br />

B.V. Zur Kooperation 319<br />

B.VI. Akkreditierungsentscheidung 320<br />

277


Vorbemerkung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat auf der Basis seiner <strong>Empfehlungen</strong> zur<br />

institutionellen Akkreditierung privater Hochschulen 1 einen Akkreditierungsausschuss<br />

eingesetzt, der sich im Januar 2001 konstituierte.<br />

Aufgabe dieses Ausschusses ist die institutionelle Akkreditierung<br />

nicht-staatlicher Hochschulen. Dabei handelt es sich um ein Verfahren<br />

zur Qualitätssicherung, das die Frage klären soll, ob eine Hochschuleinrichtung<br />

in der Lage ist, Bildungsangebote zur Verfügung zu<br />

stellen, die nach der staatlichen Gesetzgebung dem Hochschulbereich<br />

zuzuordnen sind. Im Rahmen der institutionellen Akkreditierung<br />

ist also die Erfüllung von Qualitätsstandards zu überprüfen <strong>und</strong> festzustellen.<br />

Diese Standards orientieren sich an den im Hochschulrahmengesetz<br />

<strong>und</strong> in den Landeshochschulgesetzen formulierten Anforderungen<br />

<strong>und</strong> sollten zugleich auf das besondere Profil der Hochschule<br />

bezogen sein.<br />

Die Prüfung der Leistungsbereiche für eine Akkreditierung orientiert<br />

sich an der Kohärenz der gesetzten Ziele <strong>und</strong> der für ihre Erreichung<br />

vorgesehenen Prozesse <strong>und</strong> Ressourcen. Dabei ist zwischen zwei<br />

Formen der institutionellen Akkreditierung nicht-staatlicher Hochschulen<br />

zu unterscheiden:<br />

− Die eine Form der Akkreditierung bezieht sich auf neu gegründete<br />

Hochschulen, die erstmalig ein Akkreditierungsverfahren durchführen<br />

lassen wollen. In diesem Falle erfolgt eine umfassende<br />

Prüfung der für den Hochschulbetrieb vorgelegten Konzepte <strong>und</strong><br />

dafür vorgesehenen Ressourcen.<br />

− Die andere Form der Akkreditierung bezieht sich auf Hochschulen,<br />

die bereits - beispielsweise auch auf der Gr<strong>und</strong>lage einer Vorläufigen<br />

Akkreditierung - tätig sind. Im Gegensatz zu der erstgenannten<br />

Form, die sich auf die Hochschulkonzeption <strong>und</strong> die Vorleistungen<br />

zu deren Umsetzung bezieht, werden hier die Qualitätsstandards<br />

in erster Linie mit Bezug auf die erbrachten Leistungen<br />

in der Forschung <strong>und</strong> in der Lehre sowie in der Weiterbildung geprüft.<br />

Von Bedeutung sind darüber hinaus Konzeption <strong>und</strong> Struktur,<br />

die eingesetzten <strong>und</strong> zukünftig vorgesehenen Ressourcen,<br />

Kooperationen sowie Qualitätssicherungsmaßnahmen der Hochschule.<br />

In beiden Fällen erfolgt die Akkreditierung befristet <strong>und</strong> kann auf Antrag<br />

verlängert werden. Die Dauer der zeitlichen Befristung ist von<br />

verschiedenen Voraussetzungen, nicht zuletzt von der Qualität der<br />

1<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Akkreditierung privater Hochschulen, in:<br />

<strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2000, Köln 2001, Bd. I, S. 201-228.<br />

278


Hochschule abhängig. So erfolgt bei neu gegründeten Einrichtungen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich eine Vorläufige Akkreditierung mit einer Befristung auf<br />

fünf Jahre. Für bestehende Einrichtungen ist dagegen eine Akkreditierung<br />

bis zu zehn Jahren möglich.<br />

Die institutionelle Akkreditierung ist vom Rechtsakt der staatlichen<br />

Anerkennung durch das Sitzland zu unterscheiden, mit der insbesondere<br />

die Befugnisse zur Abnahme von Hochschulprüfungen <strong>und</strong> die<br />

Vergabe von Hochschulgraden verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Die Evangelische Fachhochschule Freiburg - Hochschule für Soziale<br />

Arbeit, Diakonie <strong>und</strong> Religionspädagogik wurde im Jahr 1971 gegründet<br />

<strong>und</strong> staatlich anerkannt. Anlässlich der von der Hochschule<br />

am 31. März 2003 beantragten Erweiterung der staatlichen Anerkennung<br />

um die Master-Studiengänge Sozialmanagement <strong>und</strong> Supervision<br />

hat das Land Baden-Württemberg im April 2003 beim <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

den Antrag auf Akkreditierung der Evangelischen Fachhochschule<br />

Freiburg gestellt.<br />

Der Akkreditierungsausschuss des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es besuchte die<br />

Evangelische Fachhochschule Freiburg am 1. Oktober 2003 <strong>und</strong><br />

erörterte die fachliche Konzeption mit Vertretern des Landes <strong>und</strong> der<br />

Hochschule. Die vorliegende Stellungnahme ist in zwei Teile gegliedert.<br />

Teil A fasst als Ausgangslage die relevanten Fakten <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

zusammen <strong>und</strong> enthält keine Bewertungen. Teil B gibt in<br />

Form einer Stellungnahme die Bewertung der wissenschaftlichen<br />

Leistungen, Strukturen <strong>und</strong> Organisationsmerkmale wieder <strong>und</strong> legt<br />

die Entscheidung über die Akkreditierung der antragstellenden Hochschule<br />

dar.<br />

In dem Akkreditierungsverfahren wirkten auch Sachverständige mit,<br />

die nicht Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es sind. Ihnen ist er zu besonderem<br />

Dank verpflichtet.<br />

Am 5. Dezember 2003 hat der Akkreditierungsausschuss die Stellungnahme<br />

gebilligt. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat die Stellungnahme am<br />

30. Januar <strong>2004</strong> verabschiedet.<br />

Zusammenfassung<br />

Das Land Baden-Württemberg hat im April 2003 den Antrag auf Akkreditierung<br />

der Evangelischen Fachhochschule Freiburg - Hochschule<br />

für Soziale Arbeit, Diakonie <strong>und</strong> Religionspädagogik durch den<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong> gestellt. Bei der vom <strong>Wissenschaftsrat</strong> durchgeführten<br />

institutionellen Akkreditierung steht die Frage im Vordergr<strong>und</strong>, ob<br />

eine Hochschule gr<strong>und</strong>sätzlich in der Lage ist, Bildungsangebote zur<br />

279


Verfügung zu stellen, die nach der staatlichen Gesetzgebung dem<br />

Hochschulbereich zuzuordnen sind. Die institutionelle Akkreditierung<br />

dient damit vor allem der Überprüfung erforderlicher Qualitätsstandards.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat im Rahmen des Akkreditierungsverfahrens,<br />

das die Selbstprüfung der Hochschule sowie die Begutachtung<br />

durch eine unabhängige Expertenkommission umfasst, die bislang<br />

erbrachten Leistungen der Evangelischen Fachhochschule Freiburg<br />

insbesondere in Lehre <strong>und</strong> Forschung, die dafür eingesetzten<br />

<strong>und</strong> vorgesehenen Ressourcen sowie die vorgelegten Konzepte <strong>und</strong><br />

vorgesehenen Ressourcen für die geplante Erweiterung des Studienangebotes<br />

geprüft.<br />

Die Evangelische Fachhochschule Freiburg wurde im Jahr 1971 gegründet<br />

<strong>und</strong> staatlich anerkannt. In den mehr als 30 Jahren ihres<br />

Bestehens hat sich die EFH Freiburg in besonderer Weise um die<br />

Forschung im Sozialwesen verdient gemacht. Zum WS 2002/03 studierten<br />

an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg knapp 600<br />

Studierende.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> gelangt zu einem positiven Akkreditierungsvotum:<br />

Die Prüfung der erbrachten Leistungen in Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

sowie der eingesetzten <strong>und</strong> vorgesehenen Ressourcen im Rahmen<br />

der institutionellen Akkreditierung hat ergeben, dass die Evangelische<br />

Fachhochschule Freiburg - Hochschule für Soziale Arbeit, Diakonie<br />

<strong>und</strong> Religionspädagogik die erforderlichen qualitativen Mindeststandards<br />

für den Betrieb einer Fachhochschule erfüllt. Aufgr<strong>und</strong> der ü-<br />

berzeugenden Leistungen in Lehre <strong>und</strong> Forschung sowie in der<br />

Hochschulentwicklung <strong>und</strong> der Qualitätssicherung erfolgt die Akkreditierung<br />

befristet auf zehn Jahre.<br />

Gegenwärtig werden an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg<br />

zwei gr<strong>und</strong>ständige Diplom-Studiengänge <strong>und</strong> ein Master-Studiengang<br />

in den Fachbereichen Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Religionspädagogik/Gemeindediakonie<br />

sowie Management, Organisation <strong>und</strong><br />

Bildung angeboten. Zukünftig beabsichtigt die Evangelische Fachhochschule<br />

Freiburg ihr Studienangebot um einen Aufbau-Studiengang<br />

sowie um einen Studiengang Pädagogik der frühen Kindheit zu<br />

erweitern. Die Studiengänge sind, soweit diese im Rahmen der institutionellen<br />

Akkreditierung zu beurteilen sind, tragfähig. Der geplante<br />

Studiengang Supervision weist jedoch einen Mangel in der Personalausstattung<br />

auf, die im Zuge seines Aufbaus zu beheben sind.<br />

Positiv hervorzuheben sind der hohe Einsatz der Professoren sowie<br />

die bisher noch angemessene räumliche Ausstattung der Evangelischen<br />

Fachhochschule Freiburg. Die personelle Ausstattung ist für<br />

das gegenwärtige Studienangebot hinreichend.<br />

280


Der Leistungsbereich Forschung spielt in der Evangelischen Fachhochschule<br />

Freiburg seit langem schon eine herausragende Rolle<br />

<strong>und</strong> schlägt sich in umfangreichen Forschungsvorhaben <strong>und</strong> entsprechenden<br />

Publikationen sowie in - für den Bereich der Sozialen Arbeit<br />

- bemerkenswert hohen <strong>und</strong> kontinuierlichen Drittmitteleinnahmen<br />

nieder.<br />

A. Ausgangslage<br />

A.I. Konzept<br />

Leitbild <strong>und</strong> Profil<br />

Die Evangelische Fachhochschule Freiburg (EFH Freiburg) wurde im<br />

Jahr 1971 als Fachhochschule für Sozialwesen, Religionspädagogik<br />

<strong>und</strong> Gemeindediakonie gegründet <strong>und</strong> staatlich anerkannt. Die EFH<br />

Freiburg ist eine rechtlich unselbständige Einrichtung in Trägerschaft<br />

der Evangelischen Landeskirche in Baden <strong>und</strong> als solche eine nichtstaatliche<br />

Hochschule. Im Kirchlichen Gesetz über die Errichtung<br />

einer Fachhochschule der Evangelischen Landeskirche in Baden<br />

vom 14. April 1972 (Errichtungsgesetz) wurden als ihre Aufgaben in<br />

§ 2 festgelegt:<br />

(1) Die Fachhochschule vermittelt durch praxisbezogene Lehre eine<br />

auf wissenschaftlicher Gr<strong>und</strong>lage beruhende Bildung, die zu selbständiger<br />

Tätigkeit im Beruf befähigt. Sie betreibt auch Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Im Rahmen ihres Bildungsauftrags nimmt die Fachhochschule<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaufgaben wahr.<br />

(2) Aufgabe der Fachhochschule ist es, im Rahmen des kirchlichen<br />

Auftrages <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>ordnung der Evangelischen Landeskirche in<br />

Baden für soziale, religionspädagogische <strong>und</strong> sozialpädagogische<br />

Berufe auszubilden.<br />

Im Laufe der Entwicklung wurden Leitbild <strong>und</strong> Profil der EFH Freiburg<br />

überarbeitet <strong>und</strong> präzisiert. 2 Vor allem in jüngster Zeit wurde ein<br />

Hochschulentwicklungsprozess initiiert, der zum Ende des Wintersemesters<br />

2003/04 abgeschlossen sein soll. Das dabei entworfene<br />

Leitbild bildet die Besonderheiten der Evangelischen Fachhochschule,<br />

die sich aus ihrem kirchlichen Auftrag 3 ergeben, ab <strong>und</strong> verbindet<br />

2<br />

Im Jahr 1999 wurde auch die Bezeichnung der Hochschule geändert in ‚Evangelische<br />

Fachhochschule Freiburg - Hochschule für Soziale Arbeit, Diakonie <strong>und</strong> Religionspädagogik’,<br />

um den Bezug zur Diakonie als Evangelischen Wohlfahrtsverband<br />

deutlicher zum Ausdruck zu bringen.<br />

- 3 Die Ziele der Hochschule in diesem Kontext werden mit den Stichworten<br />

281


sie mit wissenschaftlichen Standards. Die Ziele <strong>und</strong> Selbstverpflichtungen<br />

innerhalb des Leitbildes beziehen auf:<br />

− die Aufgaben in Lehre <strong>und</strong> Forschung, insbesondere anwendungsorientierte<br />

Ausbildung, praxisrelevante Forschung <strong>und</strong> praxisnahe<br />

Weiterbildung,<br />

− die Persönlichkeitsbildung der Studierenden,<br />

− die Aktualität des Wissens <strong>und</strong> die Qualität der Lehre,<br />

− das umfassende Qualitätsmanagement <strong>und</strong> die ständige Qualitätsentwicklung<br />

der Hochschule zu deren Weiterentwicklung <strong>und</strong><br />

Verbesserung,<br />

− die Transparenz von Entscheidungen <strong>und</strong> Maßnahmen sowie auf<br />

klare Organisations- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen,<br />

− die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit <strong>und</strong> Interdisziplinarität.<br />

Übersicht über die Leistungsbereiche<br />

Die Fachhochschule Freiburg verfügt über die Leistungsbereiche<br />

Lehre, Forschung sowie Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung. Sie gliedert sich in<br />

drei Fachbereiche, in denen folgende Studiengänge eingerichtet sind:<br />

Fachbereich 1: Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

− Diplom-Studiengang Sozialarbeit/Sozialpädagogik (eingerichtet,<br />

gr<strong>und</strong>ständig, 458 Studierende im WS 2002/03),<br />

Fachbereich 2: Religionspädagogik/Gemeindediakonie<br />

− Diplom-Studiengang Religionspädagogik/Gemeindediakonie (eingerichtet,<br />

gr<strong>und</strong>-ständig, 75 Studierende im WS 2002/03)<br />

Fachbereich 3: Management, Organisation <strong>und</strong> Bildung:<br />

− Masterstudiengang Sozialmanagement (eingerichtet erstmals WS<br />

2001/02; berufsbegleitend, 40 Studierende im WS 2002/03)<br />

− Aufbaustudiengang Supervision (eingerichtet, berufsbegleitend;<br />

21 Studierende im WS 2002/03; Umwandlung in Masterstudiengang<br />

geplant)<br />

− Bachelor of Early Childhood Education (in Vorbereitung)<br />

Die EFH Freiburg erhält als einzige baden-württembergische nichtstaatliche<br />

Fachhochschule im Sozialen Bereich eine direkte For-<br />

- Verantwortungsbewusste Zeitgenossenschaft<br />

- Reformatorisches Verständnis des Menschen<br />

überschrieben.<br />

282


schungsförderung durch das Wissenschaftsministerium. Die zusätzlich<br />

drittmittelfinanzierten Forschungsaktivitäten sind zum größten<br />

Teil an der Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung der<br />

EFH Freiburg angesiedelt. Sie ist nach Angaben der Hochschule die<br />

größte Forschungseinrichtung an Fachhochschulen für Soziale Arbeit.<br />

Die EFH Freiburg bemüht sich nachdrücklich um eine enge Verknüpfung<br />

zwischen Forschung <strong>und</strong> Lehre.<br />

Für Zwecke im Leistungsbereich Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung werden vom<br />

Institut für Weiterbildung an der EFH Freiburg e. V. <strong>und</strong> vom Geros-<br />

Steinbeis-Transferzentrum Dienstleistungen für die Praxis erbracht.<br />

Besonderheiten<br />

Die EFH Freiburg ist eine Fachhochschule eines kirchlichen Trägers,<br />

was sich in der Ausrichtung der Angebote im sozialen, religions- <strong>und</strong><br />

sozialpädagogischen Bereich niederschlägt. Sie betont, als nichtstaatliche<br />

Fachhochschule in der Lage zu sein, innerhalb des Rahmens<br />

vorgegebener Richtlinien <strong>und</strong> Gesetze eigenständige Regelungen<br />

des Studienbetriebs festzulegen. Ihr Status sei allerdings auch<br />

mit einem eingeschränkten Zugang zu staatlicher Forschungsförderung<br />

verb<strong>und</strong>en. 4<br />

Darüber hinaus zeichnet sich die Evangelische Fachhochschule Freiburg<br />

aus ihrer Sicht durch folgende Besonderheiten aus:<br />

− Überschaubarkeit <strong>und</strong> gutes Betreuungsverhältnis im Studium: Ein<br />

persönlicher Bezug von Dozierenden <strong>und</strong> Studierenden <strong>und</strong> eine<br />

entsprechende Begleitung im Studium werden als gezielter Beitrag<br />

zur persönlichen <strong>und</strong> professionellen Identitätsbildung der<br />

Studierenden verstanden.<br />

− Hohe Qualität der Lehre <strong>und</strong> verankerte Qualitätssicherung in der<br />

Ausbildung: Die EFH Freiburg schenkt der Qualität der Ausbildung<br />

in besonderem Maße Aufmerksamkeit: In regelmäßigen Abständen<br />

werden Lehrevaluationen <strong>und</strong> Befragungen der Absolventen<br />

durchgeführt sowie der kollegiale Austausch zur Verbesserung der<br />

Lehre genutzt. Die EFH Freiburg sieht sich in der Gestaltung der<br />

4<br />

Die EFH Freiburg nennt in diesem Zusammenhang den Ausschluss aus bzw. die<br />

fehlende Zugangsmöglichkeit zu mehreren Förderprogrammen der Landes: Schwerpunktprogramm<br />

Fachhochschulen des Landes (ca. 5 Mio. Euro); Sonderfonds zur<br />

Entwicklung von Hochschulen in Baden-Württemberg (Zukunftsfonds); Leistungsbezogene<br />

Mittelzuweisungen für Forschung (2003: 1,2 Mio. Euro, diese Zuweisungen seien<br />

proportional an die Drittelmitteleinwerbung geknüpft, weshalb die EFH Freiburg einen<br />

erheblichen Beitrag erhalten würde); Förderung innovativer Projekte (in 2003: 1 Mio.<br />

Euro); Mathilde-Planck-Programm zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft<br />

(Promotionsprogramm, Praxisprogramme, Lehrauftragsprogramme an Fachhochschulen,<br />

Wiedereinstiegs- <strong>und</strong> Kontaktstipendien).<br />

283


Studienbedingungen <strong>und</strong> der Qualitätssicherung durch den Umstand<br />

bestätigt, dass sie in zahlreichen Ranking-Verfahren herausragende<br />

Beurteilungen erzielte.<br />

− Strukturell verankerte <strong>und</strong> geförderte Interdisziplinarität: Die EFH<br />

Freiburg strebt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ihrer Dozierenden<br />

an (Soziale Arbeit, Soziologie, Recht, Pädagogik, Psychologie,<br />

Theologie <strong>und</strong> Medizin).<br />

− Masterstudiengänge Sozialmanagement <strong>und</strong> Supervision (in Planung):<br />

Die EFH Freiburg hat als erste Fachhochschule im sozialen<br />

Bereich einen Masterstudiengang Sozialmanagement angeboten.<br />

Sie beabsichtigt damit eine Profilierung als Bildungspartnerin im<br />

Non-Profit-Bereich. Mit diesem Studiengang <strong>und</strong> mit dem Weiterbildungsstudiengang<br />

Supervision (demnächst als Masterstudiengang)<br />

wurde ein Schritt zu international vergleichbaren <strong>und</strong> anerkannten<br />

Studienabschlüssen vollzogen.<br />

− Gender-Sensitivität <strong>und</strong> Förderung der Familienverträglichkeit: Die<br />

Fachhochschule ist gemäß Verfassung der Gleichstellung von<br />

Frauen <strong>und</strong> Männern als Leitprinzip verpflichtet. Sie wirkt daraufhin,<br />

die Vereinbarkeit von Studium, Lehre, Forschung <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

mit familiären Aufgaben sicherzustellen. Die Gleichstellungsbeauftragte<br />

hat eine stärkere Stellung als an anderen Fachhochschulen<br />

(stimmberechtigt bei Berufungsfragen). In der Forschung<br />

ist auch die Gender-Forschung in besonderem Maß entwickelt.<br />

− Besondere Angebote: Freiburger Quereinstiegsmodell „8+2“ sowie<br />

Zusatzqualifikationen: Die EFH Freiburg ermöglicht es, nach dem<br />

gr<strong>und</strong>ständigen Diplom in einem Studiengang in zwei Semestern<br />

ein zweites Diplom zu erwerben (Freiburger Modell „8+2“), <strong>und</strong> sie<br />

bietet außerdem mehrere Zusatzqualifikationen an.<br />

A.<strong>II</strong>. Struktur<br />

Leitungs- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen<br />

Aus der Zuordnung der EFH Freiburg zur Evangelischen Landeskirche<br />

in Baden, die sie als Abteilung des Evangelischen Oberkirchenrats<br />

führt, ergeben sich besondere Leitungs- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen.<br />

5 Sie werden gr<strong>und</strong>sätzlich durch das Kirchliche Gesetz<br />

über die Fachhochschule der Evangelischen Landeskirche in Baden<br />

(EFH-G) vom 1. November 2003 geregelt (insbes. § 3 (2) <strong>und</strong> (3)):<br />

5<br />

Das staatliche Aufsichtsrecht nach dem Gesetz über die Fachhochschulen im<br />

Lande Baden Württemberg bleibt davon unberührt.<br />

284


− Die Evangelische Fachhochschule steht unter der Aufsicht des<br />

Evangelischen Oberkirchenrats. Dem Evangelischen Oberkirchenrat<br />

obliegen insbesondere<br />

(1) die Vertretung der Evangelischen Fachhochschule gegenüber<br />

staatlichen <strong>und</strong> sonstigen Stellen, insbesondere im<br />

rechtlichen Verkehr, soweit sie nicht dem Rektor übertragen<br />

ist,<br />

(2) die Aufstellung des Haushalts- <strong>und</strong> Stellenplanes zur Beschlussfassung<br />

durch die Landessynode,<br />

(3) die Aufsicht über das Haushalts- Rechnungswesen,<br />

(4) die Genehmigung von Hochschuleinrichtungen im Sinne des<br />

Gesetzes über die Fachhochschulen im Landes Baden Württemberg<br />

(Fachhochschulgesetz),<br />

(5) die Dienstaufsicht über den Rektor <strong>und</strong> die Mitglieder des<br />

Lehrkörpers.<br />

− Der Landeskirchenrat erlässt im Benehmen mit dem Senat die<br />

Verfassung der Fachhochschule, die Studien- <strong>und</strong> Prüfungsordnungen<br />

<strong>und</strong> entscheidet über eine Veränderung der Ausbildungszweige<br />

der Fachhochschule <strong>und</strong> ihrer Ausbildungsprogramme.<br />

− Der Evangelische Oberkirchenrat kann Befugnisse einem Kuratorium<br />

übertragen. Diesem Kuratorium gehören zwei Vertreter des<br />

Evangelischen Oberkirchenrats sowie mindestens zwei von der<br />

Synode auf die Dauer von 6 Jahren aus ihrer Mitte zu berufende<br />

Mitglieder an. Der Rektor <strong>und</strong> der Verwaltungsdirektor nehmen an<br />

den Sitzungen des Kuratoriums mit beratender Stimme teil.<br />

Die Leitungs- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen der Hochschule sind in<br />

der Verfassung geregelt. Organe der Fachhochschule sind der große<br />

Senat, der Senat <strong>und</strong> der Rektor.<br />

Die Leitung der Studiengänge obliegt den Studiengangsleitern bzw.<br />

den Dekanen der Fachbereiche. Die Leistungsbereiche Forschung<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung/Dienstleistungen werden vor allem getragen von<br />

Einrichtungen, die weitgehend selbstständig organisiert (Kontaktstelle,<br />

IfW, GeroS) <strong>und</strong> mit den Studiengängen <strong>und</strong> Fachbereichen vernetzt<br />

sind. Die Belange aller drei Bereiche Lehre, Forschung <strong>und</strong><br />

Weiterbildung werden im Senat verknüpft.<br />

285


Die Leitungs- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen lassen sich in folgender<br />

Weise darstellen:<br />

Evangelischer Oberkirchenrat<br />

Kuratorium<br />

Prorektor/in<br />

Rektor/in<br />

Senat<br />

Anbindung über den Senatsausschuss für Forschung <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Fachbereich<br />

Sozaialarbeit/<br />

Sozialpädagogik<br />

Fachbereichsvorstand<br />

Fachbereich<br />

Relgionspädagogik<br />

Fachbereichsvorstand<br />

Fachbereich<br />

Management, Organisation,<br />

Bildung<br />

Fachbereichsvorstand<br />

Forschung<br />

Kontaktstelle für<br />

praxisorientierte Forschung<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Institut für<br />

Weiterbildung<br />

Fachbereichsrat<br />

Fachbereichsrat<br />

Fachbereichsrat<br />

Dozierende<br />

Dozierende<br />

Dozierende<br />

Interne Entscheidungs- <strong>und</strong> Verwaltungsabläufe<br />

Die Zuständigkeit der gewählten Gremien <strong>und</strong> der Entscheidungsträger<br />

regeln die Verfassung bzw. Satzungen <strong>und</strong> Ordnungen für die<br />

einzelnen Bereiche <strong>und</strong> Einrichtungen der Hochschule. Entscheidungsträger<br />

sind je nach Zuständigkeitsbereich gegenüber dem<br />

Fachbereichsvorstand bzw. dem Dekan, dem Fachbereichsrat <strong>und</strong><br />

gegenüber dem Rektor <strong>und</strong> dem Senat zur Auskunft verpflichtet.<br />

Gegen Entscheidungen von Gremien <strong>und</strong> Entscheidungsträgern kann<br />

bei dem Dekan <strong>und</strong>/oder bei dem Rektor Einspruch erhoben werden.<br />

Der Dekan ist verpflichtet, für Abhilfe bei Beschwerden im Studien<strong>und</strong><br />

Prüfungsbetrieb zu sorgen (§ 22 (2)). Der Rektor ist für alle in der<br />

Verfassung nicht ausdrücklich geregelten Belange zuständig <strong>und</strong><br />

muss Beschlüsse des Senats bzw. der Ausschüsse beanstanden, die<br />

er für rechtswidrig hält. Er entscheidet in Konfliktfällen im Rahmen<br />

der Dienstaufsicht.<br />

Die Fachhochschule nimmt durch ihre Organe <strong>und</strong> durch den Verwaltungsdirektor<br />

die Selbstverwaltung im Rahmen des Errichtungsgesetzes<br />

<strong>und</strong> der Hochschulverfassung wahr. Verwaltungsabläufe werden<br />

durch Ordnungen <strong>und</strong> Satzungen geregelt. Die Mitarbeiter der Verwaltung<br />

handeln entsprechend einer Dienstanweisung, die vom E-<br />

vangelischen Oberkirchenrat auf Vorschlag des Verwaltungsdirektors<br />

<strong>und</strong> des Rektors erlassen wird.<br />

286


Mitwirkungsmöglichkeiten der Hochschulangehörigen<br />

Die Hochschulangehörigen sind verpflichtet, persönlich oder durch<br />

gewählte Vertreter in den Organen der Fachhochschule mitzuwirken<br />

(§ 5 (2) Errichtungsgesetz). Ihre Funktionen an der Fachhochschule<br />

<strong>und</strong> die Zusammensetzung der Kollegialorgane, der Ausschüsse <strong>und</strong><br />

Gremien entscheiden über Art <strong>und</strong> Umfang der Mitwirkung (§ 5 (3)<br />

Errichtungsgesetz).<br />

Die Angehörigen der Verwaltung handeln selbstständig im Rahmen<br />

der Hochschulselbstverwaltung, ihres Zuständigkeitsbereichs <strong>und</strong> der<br />

dort geltenden Ordnungen <strong>und</strong> Satzungen gemäß der Dienstanweisung<br />

bzw. auf direkte Anweisung. Weisungs-berechtigt sind der Verwaltungsdirektor<br />

<strong>und</strong> der Rektor. Die Verwaltungsabläufe werden in<br />

regelmäßigen Dienstbesprechungen der Verwaltungsmitarbeiter erörtert<br />

<strong>und</strong> abgestimmt. In Zweifels- oder Konfliktfällen suchen die Mitarbeiter<br />

kollegiale Beratung. Eine hochschulinterne Schiedsstelle in<br />

Konfliktfällen besteht nicht. Zuständig für alle Belange der Mitarbeiter<br />

ist die Mitarbeitervertretung (MAV) in der Evangelischen Fachhochschule.<br />

Interne Mittelverteilung <strong>und</strong> Anreizsteuerung<br />

Die Finanzmittel fließen aus der kirchlichen <strong>und</strong> staatlichen Zuweisung,<br />

sowie Studien- <strong>und</strong> Verwaltungsgebühren. Die interne Mittelverteilung<br />

wird über den Buchungs- <strong>und</strong> Stellenplan des Evangelischen<br />

Oberkirchenrats geregelt. Die Mittel werden nach dem kameralistischen<br />

Prinzip bestimmten Haushaltsstellen zugewiesen, die teilweise<br />

wechselseitig deckungsfähig sind. Personalmittel werden über<br />

den Stellenplan des Evangelischen Oberkirchenrats zugewiesen <strong>und</strong><br />

durch die zentrale Gehaltsabrechnungsstelle der Evangelischen Landeskirche<br />

in Baden verwaltet.<br />

Die Finanzmittel werden nach Bedarf aufgr<strong>und</strong> eines von der Verwaltungsleitung<br />

<strong>und</strong> dem Rektor erstellten, vom Senat <strong>und</strong> dem Kuratorium<br />

befürworteten <strong>und</strong> vom Evangelischen Oberkirchenrat beschlossenen<br />

Haushaltsplans intern zugewiesen. Dabei werden Prioritäten<br />

im Rahmen der Hochschulplanung berücksichtigt. Mit der Einrichtung<br />

einer Haushaltsstelle für die gebührenbezogenen Studiengänge ab<br />

<strong>2004</strong> <strong>und</strong> der Zusicherung der vollen Übertragbarkeit der erwirtschafteten<br />

Mittel innerhalb des beibehaltenen kameralistischen Systems<br />

wurde nach Darstellung der EFH Freiburg mit der Schaffung eines<br />

Anreizsystems begonnen.<br />

Es ist geplant, den Haushalt der Hochschule als Gesamtbudget auszuweisen,<br />

in dem Personal- <strong>und</strong> Sachkosten deckungsfähig sind <strong>und</strong><br />

das eine selbständige Verausgabung der Mittel nach Maßgabe der<br />

Prioritäten der Hochschulentwicklung vorsieht. Eine Entscheidung<br />

287


darüber ist beim Evangelischen Oberkirchenrat in Vorbereitung <strong>und</strong><br />

wird für den Doppelhaushalt <strong>2004</strong>/2005 erwartet.<br />

Der Haushalt der Einrichtungen für Forschung <strong>und</strong> Weiterbildung/Dienstleistungen<br />

ist unabhängig vom Haushalt der Hochschule.<br />

Als eingetragene gemeinnützige Vereine finanzieren sich die Kontaktstelle<br />

für praxisorientierte Forschung e. V. <strong>und</strong> das Institut für<br />

Weiterbildung e. V. über die Einwerbung von Drittmitteln bzw. die<br />

Einnahme von Teilnahmebeiträgen <strong>und</strong> verwalten ihre Mittel selbst.<br />

Ihnen wird von der Hochschule jährlich ein Festbetrag zugewiesen.<br />

Das Steinbeis-Transferzentrum ist angeschlossen an die zentrale<br />

Mittelverwaltung der Steinbeis GmbH & Co für Technologietransfer<br />

Stuttgart.<br />

A.<strong>II</strong>I.<br />

Leistungsbereiche<br />

<strong>II</strong>I.1. Studium <strong>und</strong> Lehre<br />

Studienangebot <strong>und</strong> Curricula<br />

Zum Leistungsbereich Studium <strong>und</strong> Lehre der Evangelischen Fachhochschule<br />

Freiburg gehören:<br />

Gr<strong>und</strong>ständige Diplomstudiengänge:<br />

− Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

− Religionspädagogik/Gemeindediakonie<br />

− ‚Quereinstieg 8+2’<br />

Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge:<br />

− Masterstudiengang Sozialmanagement<br />

− Geplant: Masterstudiengang Supervision<br />

− Geplant: Bachelor of Early Childhood Education<br />

Das Gr<strong>und</strong>studium der Diplomstudiengänge Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

<strong>und</strong> Religionspädagogik/Gemeindediakonie ist in den ersten<br />

beiden Semestern generalistisch angelegt. Es umfasst Einführungen<br />

in die Fachwissenschaft der sozialen Arbeit <strong>und</strong> in gr<strong>und</strong>legende<br />

Bezugswissenschaften (Pädagogik, Psychologie, Recht, Soziologie,<br />

Politologie). Im Rahmen einer 2-semestrigen Theorie-Praxis-<br />

Werkstatt wird der Kontakt mit Berufsfeldern, Zielgruppen <strong>und</strong> Anforderungsprofilen<br />

hergestellt. Methodische Gr<strong>und</strong>kenntnisse werden in<br />

speziellen Veranstaltungen erarbeitet.<br />

288


Das Hauptstudium im Studiengang Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

sieht neben einer Fortsetzung der generalistischen Ausbildung den<br />

Erwerb spezieller Kompetenzen vor:<br />

− Wissensvertiefung in Schwerpunkten,<br />

− Spezialisierung durch Wahlpflichtveranstaltungen, die bestimmten<br />

Kompetenzsträngen zugeordnet sind,<br />

− Profilierung in einen pädagogischen oder sozialgestaltenden<br />

Zweig,<br />

− Veranstaltungen, die auf Zusatzzertifikate angerechnet werden<br />

können.<br />

Im Hauptstudium des Studiengangs Religionspädagogik/Gemeindediakonie<br />

wird die generalistische Ausbildung in der Fachwissenschaft<br />

Theologie, Religions- <strong>und</strong> Gemeindepädagogik fortgesetzt <strong>und</strong> der<br />

Erwerb spezifischer Kompetenzen in den Bereichen Schulpädagogik,<br />

Bildungsarbeit mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, Erwachsenenbildung,<br />

Diakonie <strong>und</strong> Seelsorge angestrebt. Es besteht die Möglichkeit zur<br />

Bildung von individuellen Studienschwerpunkten im religionspädagogischen<br />

oder diakonisch-seelsorgerlichen Bereich. Dabei wird auf die<br />

schulpädagogische <strong>und</strong> seelsorgerliche Ausbildung besonders Wert<br />

gelegt. Die interdisziplinäre Ausrichtung setzt sich im Hauptstudium<br />

fort durch vertiefende Lehrveranstaltungen zu den human- <strong>und</strong> gesellschaftswissenschaftlichen,<br />

rechtlichen <strong>und</strong> sozialpolitischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen sowie im Bereich von Ästhetik, Kultur <strong>und</strong> Kommunikation.<br />

Durch ein strukturiertes Angebot der Theorie-Praxis-Werkstatt,<br />

der Praxissemester <strong>und</strong> der Fallseminare im 2., 5. <strong>und</strong> 7. Semester<br />

wird der Theorie-Praxis-Bezug in aufeinander aufbauenden Veranstaltungen<br />

bearbeitet.<br />

Die Wahlpflichtangebote bieten die Möglichkeit, das Studium auf<br />

‚Kompetenzstränge’ hin auszurichten, d. h. sich thematisch auf den<br />

Erwerb von speziellen Kompetenzen hin zu konzentrieren. Für die<br />

Kompetenzstränge werden Leitbilder entwickelt <strong>und</strong> Lehrveranstaltungen<br />

untereinander <strong>und</strong> auf das Leitbild abgestimmt. Im Vorlesungsverzeichnis<br />

werden Veranstaltungen gekennzeichnet, welchen<br />

Kompetenzsträngen sie zuzurechnen sind. 6 Die Möglichkeit, im Studium<br />

systematisch durch die Wahl von Wahlpflichtbereichen, der<br />

Praxisstelle im Praktikum <strong>und</strong> des Diplomarbeitsthemas einen Kompetenzstrang<br />

zu verfolgen, wird den Studierenden in der Studienbera-<br />

6<br />

Aktuell werden folgende Kompetenzstränge entwickelt: Lernen <strong>und</strong> Erziehung;<br />

Gestaltung des Sozialen, soziale Lagen - lokale Ressourcen; Klinische Sozialarbeit<br />

<strong>und</strong> Rehabilitation; Konflikte <strong>und</strong> Konfliktregelung; Interkulturelle <strong>und</strong> interreligiöse<br />

Arbeit; Gender.<br />

289


tung vermittelt. Es gibt keinen Zwang zu einer Vertiefung eines Kompetenzstranges;<br />

die curriculare Struktur soll allerdings Akzente für<br />

das Gesamtangebot der EFH Freiburg setzen, die Weiterentwicklung<br />

im kollegialen Austausch fördern <strong>und</strong> die Orientierung der Studierenden<br />

erleichtern. Die Struktur der Kompetenzstränge bildet die besonderen<br />

Qualifikationen der hauptamtlich Lehrenden an der EFH Freiburg<br />

ab. Die Entwicklung der Kompetenzstränge ist eine vordringliche<br />

Aufgabe der Hochschulentwicklung. Damit trägt die Hochschule der<br />

Empfehlung der Evaluationsagentur Baden-Württemberg Rechnung,<br />

das Studiensystem zu flexibilisieren <strong>und</strong> die Wahlmöglichkeiten im<br />

Hauptstudium auszuweiten.<br />

Neben der Vertiefung von Kompetenzsträngen ist auch ein generalistisches<br />

Hauptstudium möglich. Die Charakteristika der Sozialarbeit<br />

bzw. Sozialpädagogik werden im Hauptstudium vertreten durch die<br />

Wahl von Veranstaltungen in Politik, Recht <strong>und</strong> Ökonomie bzw. aus<br />

den Bereichen Ästhetik, Kultur <strong>und</strong> Kommunikation.<br />

Studierende der Studiengänge Sozialarbeit/Sozialpädagogik <strong>und</strong><br />

Religionspädagogik, die ihr Studium nach der Studien- <strong>und</strong> Prüfungsordnung<br />

2000 bzw. 2002 begonnen haben, können nach Diplomabschluss<br />

in ihrem Studiengang unter wechselseitiger Anerkennung<br />

von bereits erbrachten Prüfungsleistungen <strong>und</strong> Studienzeiten in<br />

dem jeweils anderen Studiengang in zwei weiteren Semestern (daher<br />

‚8+2’) das Diplom erwerben. Um dies zu ermöglichen, wurden die<br />

Curricula der Studiengänge aufeinander abgestimmt.<br />

Der berufsbegleitend angelegte Masterstudiengang Sozialmanagement<br />

ist modularisiert: Sechs bis neun in sich geschlossene Lehrveranstaltungen,<br />

die jeweils für sich kompakte Wissensgebiete <strong>und</strong><br />

Techniken vermitteln, werden inhaltlich <strong>und</strong> zeitlich zusammengefasst.<br />

Sie werden jeweils qualitativ <strong>und</strong> quantitativ beschrieben, mit<br />

Credit-Points ausgezeichnet <strong>und</strong> über Prüfungen bewertet.<br />

Das viersemestrige Studium des Masterstudiengangs Supervision ist<br />

berufsbegleitend angelegt, weil die Berufsausübung der Studierenden<br />

einen wichtigen Gegenstand im Lernprozess darstellt. Zudem<br />

soll der Gruppenprozess während der fünftägigen Seminare <strong>und</strong> der<br />

anderen mehrtägigen Blockveranstaltungen als integraler Bestandteil<br />

des Lernens dienen. Insbesondere beim Erlernen spezieller Methoden<br />

wie Präsentation <strong>und</strong> Moderation, systemischer, psychodramatischer<br />

oder gruppen-dynamischer Verfahren bietet die prozess- <strong>und</strong><br />

handlungsorientierte Gestaltung des Lernprozesses <strong>und</strong> das Erproben<br />

des Erlernten in der eigenen beruflichen Praxis einen unverzichtbaren<br />

Rahmen für diesen Masterstudiengang. 7<br />

7<br />

290<br />

Die Akkreditierung dieses Studiengangs wurde im März 2002 beantragt. Ein Be-


Die EFH Freiburg bereitet derzeit die Einrichtung <strong>und</strong> Akkreditierung<br />

eines Bachelor-Studiengangs „Pädagogik der frühen Kindheit“ vor,<br />

der den Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK) <strong>und</strong> Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) für die Praxisqualifizierung in der wissenschaftlich<br />

begründeten akademischen Ausbildung für Pädagogen<br />

im Bereich der Frühpädagogik mit einem berufsqualifizierenden<br />

Hochschulabschluss entspricht. 8 Mit einem solchen Studienangebot<br />

will die Fachhochschule die Ausbildung von Erzieherinnen <strong>und</strong> Erziehern<br />

verbessern <strong>und</strong> aufwerten sowie die Forschung im Bereich<br />

Frühpädagogik durch ihre Ansiedlung an Fachhochschulen stärken.<br />

Dabei soll die Schnittstelle zwischen Vorschulerziehung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />

besonders berücksichtigt werden. Durch das Studium soll ein<br />

traditioneller Frauenberuf aufgewertet werden.<br />

Die EFH Freiburg ermöglicht es Studierenden darüber hinaus, Zusatzqualifikationen<br />

<strong>und</strong> Zertifikate zu erwerben. 9<br />

Allgemeine Ziele <strong>und</strong> bereits getroffene Maßnahmen<br />

Im Rahmen ihres allgemeinen Hochschulentwicklungsprozesses hat<br />

die EFH Freiburg für den Leistungsbereich Studium <strong>und</strong> Lehre Ziele<br />

festgelegt sowie den Ist-Zustand <strong>und</strong> den Stand der Zielerreichung<br />

beschrieben. Als vorrangige Zielen sind zu nennen:<br />

− Hohe Qualität der Lehre, messbar an der wissenschaftlichfachlichen<br />

Reputation der Dozierenden <strong>und</strong> an den Ergebnissen<br />

der regelmäßigen Evaluation der Lehre,<br />

− Berufsbefähigung, messbar an dem erfolgreichen Übergang der<br />

Absolventen in den Beruf,<br />

− Strukturiertheit <strong>und</strong> Transparenz des Studiums, messbar an einer<br />

geringen Zahl von Studienabbrechern,<br />

− Prozessoptimierung in den Gr<strong>und</strong>lagen der Studienplanung <strong>und</strong> in<br />

den dazugehörenden Verwaltungsabläufen,<br />

schluss der Akkreditierungseinrichtung wird für April <strong>2004</strong> erwartet.<br />

8<br />

Ein entsprechendes Konzept wurde im November 2003 vorgelegt.<br />

9<br />

Zertifikat ‚SPOSA’ - Sportbezogene, lebensweltorientierte Soziale Arbeit mit sozial<br />

benachteiligten jungen Menschen (2002 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung<br />

<strong>und</strong> Kunst Baden-Württemberg mit dem Landeslehrpreis ausgezeichnet); HPP Humanistische<br />

Psychologie <strong>und</strong> Pädagogik in Kooperation mit der PH Freiburg <strong>und</strong> der<br />

Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Freiburg; Erlebnis- <strong>und</strong><br />

Umweltpädagogik - Studienbegleitende Zusatzqualifikation; RECOS-Zusatzqualifikation<br />

(Regio-Akademie für Soziale Arbeit / Regio-Pôle de formation sur le travail social):<br />

zusätzliche Qualifikation für berufliche Tätigkeiten in grenzüberschreitenden sozialen<br />

Arbeitsfeldern.<br />

291


− Internationalisierung, messbar anhand der internationalen Kompatibilität<br />

von Curricula <strong>und</strong> Studienabschlüssen, der Quantität <strong>und</strong><br />

Qualität von internationalen Hochschulkooperationen <strong>und</strong> Austauschprogrammen<br />

sowie der internationalen Ausrichtung von<br />

Studiengängen (die Einführung einer Modularisierung <strong>und</strong> des<br />

Credit-Point-Systems ist für Winter 2003/<strong>2004</strong> geplant),<br />

− Erreichen der Ausbildungsziele im Rahmen der Regelstudienzeit,<br />

− Weiterentwicklung des Lehrangebotes um weitere Studiengänge<br />

im Bachelor- <strong>und</strong> Masterbereich entsprechend dem Praxisbedarf.<br />

In ihrem Selbstbericht bricht die EFH Freiburg diese allgemeinen<br />

Ziele auf die einzelnen Studiengänge herunter <strong>und</strong> weist detailliert<br />

den erreichten Stand aus. Hervorzuheben sind weiterhin:<br />

− Die bis zum WS 2005/06 geplante Umstellung der Diplomstudiengänge<br />

auf das Bachelor/Master-System,<br />

− die für WS 2003/04 vorgesehene Einführung von Modularisierung,<br />

Credit-Point-System <strong>und</strong> internationaler Vergleichbarkeit,<br />

− die Qualifizierung von Absolventen des Studiengangs Religionspädagogik/Gemeindediakonie<br />

für den höheren Schuldienst.<br />

Studienplatzwechsel <strong>und</strong> internationale Anschlussfähigkeit der<br />

Abschlüsse<br />

Ein Wechsel an andere, auch an staatliche Fachhochschulen für<br />

Soziale Arbeit in Deutschland ist nach Angaben der EFH Freiburg<br />

ohne Probleme möglich, wobei das für den Übergang günstigste Semester<br />

über einen Vergleich des Vordiploms <strong>und</strong> der Praxissemester<br />

in der Ausgangs- <strong>und</strong> der Ziel-Hochschule jeweils festzulegen ist.<br />

Studierende aus anderen Fachhochschulen Sozialer Arbeit können<br />

an die EFH Freiburg wechseln, sofern Studienplätze frei sind. Ein<br />

Vordiplom wird anerkannt; ansonsten wird die Anerkennung der Leistungen<br />

im Einzelfall geprüft.<br />

Mit der gegenwärtigen Studienstruktur sind die wesentlichen Voraussetzungen<br />

für eine Modularisierung <strong>und</strong> für die Vergabe von Credit-<br />

Points für Studieneinheiten bereits geschaffen. An der Weiterentwicklung<br />

wird gearbeitet. Der Diplomabschluss in Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

<strong>und</strong> in Religionspädagogik/Gemeindediakonie wird auf Antrag<br />

von ausländischen Hochschulen anerkannt <strong>und</strong> ermöglicht in der<br />

Regel die Aufnahme von Masterstudiengängen an Hochschulen im<br />

Ausland. Die EFH Freiburg erwartet, dass die geplante Einführung<br />

des BA/MA-Systems <strong>und</strong> des ECTS-Credit-Point-Systems dies weiter<br />

vereinfachen wird. Die Masterstudiengänge Sozialmanagement <strong>und</strong><br />

Supervision orientieren sich an internationalen Standards (ECTS-<br />

292


Credit-Point-System, Workload-Prinzip, Modularisierung). Die Abschlüsse<br />

sind international anschlussfähig.<br />

Besonderheiten des Leistungsangebots im Vergleich zum Angebot<br />

staatlicher Hochschulen<br />

Aus Sicht der Evangelischen Fachhochschule Freiburg zeichnet sich<br />

das Leistungsangebot in den gr<strong>und</strong>ständigen Studiengängen insbesondere<br />

durch folgende Besonderheiten aus (zusätzlich zu den in<br />

Abschnitt A.I. bereits genannten):<br />

− das Studium Religionspädagogik/Gemeindediakonie sei per se<br />

eine Besonderheit gegenüber staatlichen Hochschulen,<br />

− klare Strukturierung <strong>und</strong> Profilierung der Lehre,<br />

− besondere Profilierung der Lehre im Bereich Ästhetik, Kultur <strong>und</strong><br />

Kommunikation <strong>und</strong> Politik, Recht <strong>und</strong> Ökonomie (Studiengang<br />

Sozialarbeit/Sozialpädagogik),<br />

− Verknüpfung von Forschung <strong>und</strong> Lehre.<br />

Die EFH Freiburg gibt an, im Unterschied zu staatlichen Fachhochschulen<br />

nicht den Weg zu verfolgen, sich in dem Masterstudiengang<br />

Sozialmanagement ausschließlich an der Betriebswirtschaftslehre zu<br />

orientieren. Eine bedarfsgerechte <strong>und</strong> bedürfnis-orientierte Leistungserbringung<br />

durch Soziale Arbeit im Rahmen einer Non-Profit-<br />

Organisation erfordere häufig andere Handlungskonzepte als beispielsweise<br />

eine gewinnorientierte Güterproduktion <strong>und</strong> -vermarktung<br />

im Rahmen eines Profit-Unternehmens. Es entstehe ein eigenständiges,<br />

neues Profil, das auf neue spezifische Kompetenzen im Kontext<br />

der Sozialwirtschaft ziele. Der Masterstudiengang soll die Absolventen<br />

zur Übernahme von leitenden Funktionen im Management-<br />

Bereich der Sozialwirtschaft qualifizieren.<br />

Zugangsvoraussetzungen<br />

Die Zulassung erfolgt auf der Gr<strong>und</strong>lage eines differenzierten Auswahlverfahrens<br />

nach Punkten. Dieses Auswahlverfahren sieht eine<br />

Bepunktung der Durchschnittsnote der allgemeinen oder fachgeb<strong>und</strong>enen<br />

Hochschulreife, der erfolgreich beendeten letzten Klasse einer<br />

Fachoberschule bzw. einer vom Kultusministerium Baden-Württemberg<br />

als gleichwertig anerkannten Vorbildung vor. Darüber hinaus<br />

werden einschlägige Tätigkeiten im sozialen/kirchlichen/gesellschaftspolitischen<br />

Bereich sowie B<strong>und</strong>eswehr oder Zivildienst mit<br />

Punkten bewertet. Ebenso berücksichtigt <strong>und</strong> mit Punkten belegt<br />

werden Kindererziehungszeiten, Pflege von Angehörigen <strong>und</strong> eigene<br />

schwere Krankheiten oder Behinderungen. Eine Honorierung der<br />

Wartezeit bei erfolgloser Erstbewerbung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung der<br />

Bewerbung für das nächste Bewerbungsverfahren wird ab WS<br />

293


2003/04 in den Auswahlkriterien vorgesehen. Im Zuge der internationalen<br />

<strong>und</strong> interkulturellen Öffnung der Fachhochschule wird Bewerbern<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> ein Bonus gewährt. 10 % der Studienplätze<br />

werden für Abiturienten reserviert, die einen Abiturdurchschnitt<br />

von mindestens 2,0 haben, jünger als 25 Jahre sowie ohne<br />

Berufsausbildung sind <strong>und</strong> trotz ehrenamtlicher Tätigkeiten die Zulassungspunktzahl<br />

nicht erreichen. Für ausländische Studienplatzbewerber,<br />

die ihre Qualifikation zum Hochschulstudium im Ausland<br />

erbracht haben, werden 5 Studienplätze bereit gehalten, wenn der<br />

Bewerber mindestens 12 Punkte erreicht (deutsche Bewerber benötigen<br />

ca.16 Punkte).<br />

Zu den Voraussetzungen für die Zulassung in den Masterstudiengängen<br />

zählen:<br />

− überdurchschnittlich erfolgreich abgeschlossenes Studium der<br />

Sozialen Arbeit oder ein anderes Hochschulstudium (Bachelor/Bakkalaureus,<br />

Diplom, Master) mit einem berufsqualifizierenden<br />

Abschluss,<br />

− mindestens dreijährige Berufserfahrung nach einem Hochschulabschluss,<br />

− Verantwortungs- <strong>und</strong> Leitungserfahrung in der Sozialen Arbeit<br />

bzw. ein begründetes Interesse an einer Tätigkeit auf dieser<br />

Handlungsebene (Studiengang Sozialmanagement).<br />

Zahl der Studierenden <strong>und</strong> Absolventen<br />

Die EFH Freiburg gibt folgenden Überblick über die Zahl der Studierenden<br />

bzw. Zahl der Studienplätze, Studienanfänger, Absolventen<br />

<strong>und</strong> Studienabbrecher:<br />

Zahl der Studierenden 10 WS 01/02 SS 02 WS 02/03 SS 03<br />

Fachbereich SA 220 186 161 136<br />

Fachbereich SP 256 220 191 170<br />

Fachbereich SA/SP 106 65<br />

Fachbereich RP 68 61 75 98<br />

Masterstdg. Sozialmanagmt. 21 19 40 41<br />

Kontaktstdg. Supervision 21 21 21 21<br />

Summe 586 507 594 531<br />

10<br />

Die Studierendenzahlen sind im SS durch den Abgang von Diplomanden niedriger<br />

als im WS.<br />

294


Bewerberzahlen <strong>und</strong> Ablehnungsquoten 1998/99 bis 2002/03<br />

Semester Bewerberzahl zugelassen abgelehnt<br />

1998/99 1.338 115 1.223<br />

1999/00 1.213 116 1.097<br />

2000/01 1.155 114 1.041<br />

2001/02 932 133 799<br />

2002/03 1.273 127 1.146<br />

2003/04 1.572 141 1.431<br />

Gesamtzahl der Studienplätze aufgeschlüsselt nach Studiengängen<br />

11<br />

Studiengang<br />

Studienplätze<br />

pro Studienjahr<br />

Studienplätze<br />

insgesamt<br />

Zahl der vom<br />

Land geförderten<br />

Studienplätze<br />

Diplomstudiengang SA/SP 90 360 410<br />

Diplomstudiengang RP 25 100 100<br />

Masterstdg. Sozialmanagement 25 50 keine Förderung<br />

Masterstdg. Supervision 22 44 keine Förderung<br />

Studienanfänger<br />

98/99 99/00 00/01 01/02 02/03<br />

SA 48 51 45 46<br />

SP 48 51 45 63 113<br />

RP 19 13 25 18 25<br />

11<br />

Die Zahl der Studienplätze wird personalbezogen ermittelt. Die errechnete Gesamtzahl<br />

der Studienplätze bezieht sich auf eine Regelstudienzeit von 4 Studienjahren.<br />

Die vom Land Baden-Württemberg im Studienjahr 2003/<strong>2004</strong> geförderte Höchstzahl<br />

der Studierenden beträgt 510. Diese Zahl differiert von der Gesamtzahl der Studienplätze,<br />

da sie ein Kontingent von Studierenden berücksichtigt, die das Studium erst<br />

später abschließen.<br />

295


Absolventen<br />

98/99 99/00 00/01 01/02 02/03<br />

SA 53 49 34 49<br />

SP 52 44 49 40 93<br />

RP 17 18 12 17 12<br />

Studienabbrecher bzw. Exmatrikulationen pro Kalenderjahr<br />

98/99 99/00 00/01 01/02 02/03<br />

SA 6 9 3 4<br />

SASP - - 6 10<br />

SP 4 10 3 4<br />

RP 6 6 3 4<br />

Summe 25 16 25 15 22<br />

Stipendienvergabe<br />

Die EFH Freiburg selbst vergibt keine Stipendien, setzt sich aber<br />

dafür ein, dass qualifizierte Studierende Stipendien erhalten. Es wird<br />

einmal jährlich eine Informationsveranstaltung über Stipendien<br />

durchgeführt. Ansonsten werden die Studierenden kontinuierlich auf<br />

Förderungsmöglichkeiten durch Einrichtungen hingewiesen, bei denen<br />

eine Selbstbewerbung notwendig ist. Die EFH Freiburg selbst<br />

führt ein strukturiertes Auswahlverfahren für die Förderung durch die<br />

Studienstiftung des Deutschen Volkes <strong>und</strong> das Cusanuswerk durch.<br />

Derzeit werden fünf Studierende von der Studienstiftung des Deutschen<br />

Volkes gefördert.<br />

<strong>II</strong>I.2. Forschung <strong>und</strong> Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

An der EFH Freiburg haben sich zu folgenden Themen Forschungsschwerpunkte<br />

herausgebildet:<br />

− Ausbildung, Profession <strong>und</strong> Wissenschaft sozialer Arbeit,<br />

− Stadtteilarbeit/Sozialplanung,<br />

− Sozialarbeit mit Arbeitslosen/Krise der Arbeitsgesellschaft,<br />

− Soziale Gerontologie/Pflege,<br />

− Selbsthilfe, Bürgerrechtliches Engagement <strong>und</strong> Agenda 21,<br />

− Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe,<br />

296


− Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung,<br />

− Multikulturalität <strong>und</strong> Migrantenarbeit.<br />

Die projektbezogenen Zuwendungen zur Forschung an der EFH<br />

Freiburg - nach Fachbereichen - finden sich in Tabelle 1 im Anhang.<br />

Einrichtungen<br />

Leistungen im Bereich Forschung <strong>und</strong> Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses werden vor allem in folgenden Einrichtungen<br />

erbracht:<br />

(1) Kontaktstelle für Praxisorientierte Forschung e. V.<br />

(2) Kompetenzzentrum ‚Gender- <strong>und</strong> Bildungsfragen in der Informationsgesellschaft’<br />

(3) Steinbeis-Transferzentrum für die Verankerung weiterer Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsaktivitäten<br />

Zu (1) Die Kontaktstelle für Praxisorientierte Forschung wurde 1984<br />

durch eine Initiative von Professoren des Fachbereichs Sozialarbeit<br />

als gemeinnütziger Verein gegründet. Seine Aufgabe laut Satzung ist<br />

es, ‚praxisorientierte Forschung im Bereich der sozialen Arbeit <strong>und</strong><br />

Diakonie zu fördern’ (§2. Abs. 1). 12 Die Kontaktstelle bietet einen<br />

organisatorischen Rahmen, in dem alle hauptamtlich Lehrenden der<br />

EFH Freiburg Forschungsprojekte aus dem Bereich soziale Arbeit<br />

<strong>und</strong> Diakonie abwickeln können. Über die Kontaktstelle können Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> studentische Hilfskräfte eingestellt <strong>und</strong> auch Forschungsaufträge<br />

im Rahmen von Diplomarbeiten abgewickelt werden.<br />

Zu den Aufgaben des Vereins zählen<br />

− Übernahme, Vermittlung <strong>und</strong> Betreuung von Forschungsaufträgen,<br />

− Förderung der Entwicklung, wissenschaftliche Betreuung <strong>und</strong><br />

Evaluation innovativer Praxismodelle,<br />

− Aufbereitung von Materialien aus der sozialen Praxis für die Lehre,<br />

− Veröffentlichung von Forschungsergebnissen.<br />

Die Beziehung des Vereins zur Fachhochschule ist durch einen Kooperationsvertrag<br />

geregelt, welcher der Kontaktstelle den Status eines<br />

Forschungsinstituts der EFH Freiburg zuweist. Die EFH Freiburg<br />

12<br />

‚Der Verein ist Mitglied des Diakonischen Werkes der Evangelischen Landeskirche<br />

in Baden <strong>und</strong> bekennt sich zu der diakonischen Ausrichtung seiner Arbeit’ (§2 Abs. 4).<br />

Diese Mitgliedschaft bietet für den Verein zugleich auch praktische Unterstützung bei<br />

der Abwicklung von Gehaltszahlungen <strong>und</strong> der ordnungsgemäßen Finanzabwicklung<br />

durch regelmäßige Buchprüfung durch eine entsprechende Treuhandgesellschaft.<br />

297


stellt der Kontaktstelle Räume zur Verfügung. Seit 1996 gewährt sie<br />

darüber hinaus einen begrenzten Zuschuss in Höhe von 6.000 Euro<br />

zur Führung eines Sekretariats. Der Vorsitzende der Kontaktstelle ist<br />

zugleich als Forschungsbeauftragter der Fachhochschule berufen.<br />

Art <strong>und</strong> Umfang der Forschungsprojekte sind unterschiedlich: Das<br />

Spektrum reicht nach Darstellung der Hochschule von Evaluationsuntersuchungen<br />

der sozialarbeiterischen Praxis in der Region über umfangreiche<br />

Sozialberichterstattungen <strong>und</strong> sozialplanerische Untersuchungen<br />

bis zur Gr<strong>und</strong>lagenforschung. Einen besonderen Schwerpunkt<br />

bildet die Praxisforschung in der Form der kontrollierten Entwicklung<br />

von neuen Verfahren sozialer Arbeit.<br />

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat sich die Forschung im Rahmen<br />

der Kontaktstelle erheblich ausgeweitet. Neben kleineren regionalen<br />

Projekten wurden zunehmend auch sehr umfangreiche Forschungsprojekte<br />

in Angriff genommen:<br />

− die wissenschaftliche Begleitung des Baden-Württembergischen<br />

Projektes ‚Förderung bürgerschaftliches Engagement’,<br />

− eine binationale Untersuchung ‚Fürs Alter sorgen’, bei der das<br />

Älter-Werden exemplarisch in einer österreichischen, einer westdeutschen<br />

<strong>und</strong> einer ostdeutschen Kleinstadt untersucht wird,<br />

− eine auf sieben Jahre angelegte soziale Begleitung eines Neubaustadtteiles<br />

mit der Entwicklung eines Verfahrens zum Aufbau<br />

von Alltagskultur,<br />

− b<strong>und</strong>esweite Untersuchungen über die soziale Situation von Frauen<br />

mit Behinderungen, zur Ges<strong>und</strong>heit von Frauen <strong>und</strong> zur Familienplanung.<br />

Daneben werden immer wieder kleinere (Evaluations-)Projekte mit<br />

Absolventen, Diplomanden <strong>und</strong> Studierenden durchgeführt. Im Studienjahr<br />

2001/02 wurden im Rahmen der Kontaktstelle 24 Projekte<br />

bearbeitet; darunter drei Großprojekte mit einer jährlichen Fördersumme<br />

von mehr als 100.000 Euro.<br />

Zeitweise beschäftigte die Kontaktstelle 25 Mitarbeiter im Rahmen<br />

unterschiedlicher Zeitverträge. Ihr jährlicher Umsatz erreichte bis zu 1<br />

Mio. Euro. Inzwischen hat sich die Anzahl der hauptamtlichen Mitarbeiter<br />

bei 12-15 Personen, meist Absolventen, eingependelt, der<br />

jährliche Umsatz schwankt zwischen 500.000 <strong>und</strong> 700.000 Euro.<br />

Mit Ausnahme des Zuschusses des Trägers der EFH Freiburg zu den<br />

Gr<strong>und</strong>kosten des zentralen Sekretariats wird die Forschungsarbeit<br />

ausschließlich durch projektbezogene Zuwendungen finanziert, die in<br />

298


der Zeit zwischen 1998 <strong>und</strong> 2002 vor allem von folgenden Drittmittelgebern<br />

stammten:<br />

Zuwendungen 13 1998-2002<br />

Euro<br />

B<strong>und</strong> 1.123.179,42 32,98%<br />

Land 764.248,89 22,44%<br />

Kommunen 973.214,83 28,58%<br />

Verbände / Stiftungen 136.444,60 4,01%<br />

ABM /Hilfe zur Arbeit 297.330,44 8,73%<br />

Sonstiges 111.056,69 3,26%<br />

Gesamt: 3.405.474,88 100%<br />

Da die Arbeit der Kontaktstelle von unterschiedlich finanzierten größeren<br />

Projekten geprägt ist, ergeben sich in den Finanzierungsquellen<br />

erhebliche Schwankungen. So sinkt der Anteil der B<strong>und</strong>esmittel<br />

von 59 % im Jahre 1998 auf 10 % im Jahre 2001; die Zuwendungen<br />

von Kommunen steigen von 13 % im Jahre 1998 auf 58 % im Jahre<br />

2002. Die Mittel der Arbeitsverwaltung <strong>und</strong> der Hilfe zur Arbeit nach<br />

§ 19 BSHG wurden im Rahmen eines kommunalen Großprojektes<br />

eingeworben <strong>und</strong> werden künftig kaum noch eine Rolle spielen. Da<br />

ein großes von der Stadt Freiburg finanziertes Projekt inzwischen<br />

ausgelaufen ist, werden die kommunalen Mittel wieder deutlich zurückgehen.<br />

Durch die Übernahme von zwei großen Projekten im<br />

Rahmen der Ressortforschung werden die B<strong>und</strong>esmittel allerdings<br />

wieder deutlich zunehmen. Die Kombination unterschiedlichster Finanzquellen<br />

dokumentiert nach Auffassung der EFH Freiburg die<br />

Vielfältigkeit der Forschung im Bereich Sozialer Arbeit, sie gewährleistet<br />

zugleich eine gewisse Stabilität, da die Kontaktstelle nicht von<br />

einigen wenigen Mittelgebern abhängig ist.<br />

Für die Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung wurde das „Sozialwissenschaftliche<br />

Frauenforschungsinstitut“ als spezialisierter Zweig der<br />

Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung (SoFFI K.) gegründet.<br />

Ziel ist es, zu einer Verbesserung der Situation von Frauen in schwierigen<br />

Lebenslagen <strong>und</strong> zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beizutragen.<br />

13<br />

Die Mittel werden im vorliegenden Fall nach ihrer Herkunft dargestellt. Es handelt<br />

sich ganz überwiegend nicht um zusätzliche Mittel zu den in der Anlage dargestellten<br />

Einwerbung von Drittmitteln nach Fachbereichen.<br />

299


Zu (2) In dem hochschulartenübergreifenden Kompetenzzentrum<br />

„Gender- <strong>und</strong> Bildungsfragen in der Informationsgesellschaft“, das<br />

am 1. März 2003 seine Arbeit aufgenommen hat, werden zwischen<br />

den Pädagogischen Hochschulen Freiburg, Karlsruhe, Heidelberg<br />

<strong>und</strong> der EFH Freiburg Forschungsprojekte durchgeführt, in denen es<br />

um Geschlechterfragen, Bildungskonzepte <strong>und</strong> die Nutzung neuer<br />

Medien geht. Das Kompetenzzentrum arbeitet interdisziplinär <strong>und</strong> in<br />

der Verbindung von Bildungspraxis <strong>und</strong> Theorie. Die EFH Freiburg ist<br />

eigenständiges Mitglied in dem Verb<strong>und</strong>, der vom Land Baden-<br />

Württemberg im Rahmen des Programms ‚Institutionalisierung der<br />

Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung an den Hochschulen Baden-<br />

Württembergs’ finanziert wird. Die EFH Freiburg erhält die Förderung<br />

direkt (für drei Jahre 102.000 Euro); 14 bei einer positiven Evaluation<br />

ist eine Verlängerung um drei Jahre in Aussicht gestellt. Eine halbe<br />

Qualifikationsstelle wird für einen Doktoranden eingesetzt.<br />

Zu (3) Während sich die Forschung der Kontaktstelle auch zur<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung hin öffnet, erschien es der EFH Freiburg zunehmend<br />

geboten, zwischen Forschung <strong>und</strong> Wissenstransfer als<br />

Dienstleistung für die Praxis zu unterscheiden. Deswegen wurde im<br />

Jahre 2002 das Steinbeis-Transferzentrum für Gerontologie, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Soziales (GeroS) gegründet. In diesem Rahmen werden<br />

seither Auftragsforschungen im Bereich der Pflege <strong>und</strong> der sozialen<br />

Gerontologie geführt.<br />

Integration von Forschung in das gr<strong>und</strong>ständige Studium<br />

Nach Darstellung der EFH Freiburg werden die Forschungstätigkeiten<br />

in vielfältiger Weise für das gr<strong>und</strong>ständige Studium genutzt:<br />

− Schwerpunktseminare <strong>und</strong> andere Lehrveranstaltungen werden in<br />

Forschungsprojekte integriert, indem die Lehrveranstaltungen<br />

Teilaufgaben übernehmen <strong>und</strong> die Studierenden an dem Gesamtforschungsprojekt<br />

teilhaben;<br />

− Mitarbeiter der Forschungsprojekte übernehmen Lehraufträge;<br />

− in zunehmendem Maße arbeiten Studierende als wissenschaftliche<br />

Hilfskräfte bei Forschungsprojekten mit;<br />

− anstelle der Teilnahme an einem regulären Schwerpunktseminar<br />

können Studierende für die Dauer eines Jahres in einem Forschungsprojekt<br />

mitarbeiten <strong>und</strong> durch entsprechende Leistungen<br />

den Leistungsnachweis erbringen.<br />

14<br />

Im Gegenzug für die Förderung verpflichtet sich die EFH Freiburg, die Gr<strong>und</strong>ausstattung<br />

für die Stelle bereitzustellen, die Frauen- <strong>und</strong> Geschlechterforschung in der<br />

Struktur- <strong>und</strong> Entwicklungsplanung <strong>und</strong> in der Lehre zu verankern <strong>und</strong> die weitere<br />

Drittmitteleinwerbung für das Zentrum zu unterstützen.<br />

300


Mit der Einführung von „Kompetenzsträngen“ in das gr<strong>und</strong>ständige<br />

Studium soll diese Einbeziehung von Forschung in das Studium systematisiert<br />

<strong>und</strong> institutionalisiert werden.<br />

Konzepte zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

In der Kontaktstelle haben nahezu 100 Absolventen durch eine zeitlich<br />

befristete Tätigkeit im Rahmen eines Forschungsprojektes zusätzliche<br />

Qualifikationen in der empirischen Sozialforschung, Evaluation<br />

<strong>und</strong> Dokumentation sozialer Arbeit erworben. Im Zuge dieser<br />

Beschäftigungsverhältnisse wird zunehmend auch die Möglichkeit der<br />

Promotion angeboten. In Kooperation mit Universitäten werden Absolventen<br />

bezogen auf Promotionsmöglichkeiten beraten. Derzeit<br />

befinden sich sechs Absolventen in einem Promotionseignungsverfahren,<br />

davon schließen zwei demnächst ihre Promotion ab.<br />

Mit dem Kompetenzzentrum für Gender- <strong>und</strong> Bildungsfragen in der<br />

Informationsgesellschaft wurde eine Qualifizierungsstelle für den<br />

wissenschaftlichen Nachwuchs der EFH Freiburg geschaffen. Durch<br />

Einwerben von Drittmitteln soll diese Stelle an der EFH Freiburg über<br />

die Förderphase hinaus verankert werden.<br />

Ziele, Ist-Zustand <strong>und</strong> Zielerreichung<br />

Die EFH Freiburg legt für den Leistungsbereich Forschung ihre Ziele<br />

sowie den aus ihrer Sicht bestehenden Stand der Zielerreichung dar;<br />

sie stellt hierzu fest:<br />

− Ausbau <strong>und</strong> Verankerung eines umfangreichen Forschungsbereiches:<br />

Mit der Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung verfügt<br />

die EFH Freiburg bereits über das b<strong>und</strong>esweit größte Drittmittel-<br />

Institut an einer Fachhochschule im Sozialen Bereich. Die Forschung<br />

wurde zudem durch die Beteiligung an dem „Kompetenzzentrum<br />

für Geschlechter- <strong>und</strong> Bildungsfragen in der Wissensgesellschaft“<br />

verankert. Projekte der Theologie <strong>und</strong> Religionspädagogik,<br />

für die keine finanziellen Mittel <strong>und</strong> keine Mitarbeiter zur<br />

Verfügung stehen, werden direkt in die EFH Freiburg integriert.<br />

− Einbeziehung der hauptamtlich Lehrenden in die Forschung: Insgesamt<br />

ist jeder vierte hauptamtlich Lehrende intensiv in der Forschung<br />

tätig. Ein weiteres Viertel der Hauptamtlichen arbeitet gelegentlich<br />

bei Projekten mit oder übernimmt eigene kleinere Projekte.<br />

− Drittmittel- <strong>und</strong> Fördergelderakquisition: In den letzten Jahren<br />

bewegte sich der jährliche Umsatz der Kontaktstelle im Bereich<br />

zwischen 500.000 <strong>und</strong> 700.000 Euro als ausschließlich projektbezogene<br />

Zuschüsse. Die Förderung im Rahmen des Kompetenz-<br />

301


zentrums Gender- <strong>und</strong> Bildungsfragen beläuft sich auf ca. 33.000<br />

Euro pro Jahr.<br />

− Ausbau des wissenschaftlichen Mittelbaus im Zusammenhang mit<br />

Forschung: Im Rahmen der Kontaktstelle waren im Jahre 2002<br />

insgesamt 15 tariflich bezahlte Mitarbeiter beschäftigt, darunter<br />

zehn Diplom-Sozialarbeiter/Diplom- Sozialpädagogen sowie einige<br />

Universitätsabsolventen. Etwa die gleiche Zahl von Mitarbeitern<br />

war im Rahmen von Werkverträgen oder kurzfristigen Beschäftigungen<br />

für die Kontaktstelle tätig. Insbesondere die Zahl<br />

der studentischen Mitarbeiter hat in den letzten Jahren deutlich<br />

zugenommen <strong>und</strong> liegt gegenwärtig bei zehn Hilfskräften.<br />

− Publikationen der Hochschulangehörigen: In den letzten drei Jahren<br />

weisen 10 - 12 Professoren pro Jahr 140 - 150 Veröffentlichungen<br />

aus, darunter jedes Jahr 8 - 12 Buchpublikationen als<br />

Autoren oder als Herausgeber sowie Beiträge in Zeitschriften <strong>und</strong><br />

Büchern <strong>und</strong> Forschungsberichte, Tagungsdokumentationen <strong>und</strong><br />

sonstige Manuskripte. Die ‚Forschungs- <strong>und</strong> Projektberichte’ der<br />

Kontaktstelle für ‚praxisorientierte Forschung e.V.’ erscheinen im<br />

Eigenverlag der Kontaktstelle (bisher 18 Bände). In einem Verlag<br />

erscheint eine ‚Schriftenreihe der Evangelischen Fachhochschule<br />

Freiburg’, in der bislang 23 Bände aus den Themenbereichen<br />

Theologie/Religionspädagogik <strong>und</strong> Soziale Arbeit veröffentlicht<br />

wurden.<br />

Weitere Planung<br />

Für den Leistungsbereich Forschung plant die EFH Freiburg,<br />

− die Gr<strong>und</strong>finanzierung der Forschung durch Erlangen der Gleichstellung<br />

mit den staatlichen Hochschulen von Seiten des Landes<br />

Baden-Württemberg sowie die Infrastruktur der Verwaltung der<br />

Kontaktstelle auch bei Schwankungen der eingeworbenen Drittmittel<br />

zu sichern,<br />

− die Vernetzung von Forschung, Lehre <strong>und</strong> Weiterbildung weiter zu<br />

fördern,<br />

− die Anzahl der forschenden Professoren der EFH Freiburg zu<br />

erhöhen,<br />

− die Kooperation im Rahmen des Kompetenzzentrums auszubauen,<br />

− den Austausch von Forschungsergebnissen durch Symposien,<br />

Fachtagungen <strong>und</strong> Publikationen zu fördern,<br />

− die Bibliothek kontinuierlich auszubauen.<br />

302


<strong>II</strong>I.1. Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Die Hochschule hat den Leistungsbereich Weiterbildung zu großen<br />

Teilen an das Institut für Weiterbildung an der Evangelischen Fachhochschule<br />

e. V. delegiert, das sich 1992 in der Rechtsform eines<br />

eingetragenen Vereins konstituierte. 15 Die Organisation der Weiterbildung<br />

über ein An-Institut stellt die notwendige Flexibilität im wirtschaftlichen<br />

Handeln sicher, welche im Rahmen des kameralistischen<br />

Haushaltssystems des Trägers nicht möglich ist. Der Vorstand<br />

des Instituts besteht ausschließlich aus hauptamtlich Dozierenden<br />

der Fachhochschule. Der Verein wird kooperativ von zwei Professoren<br />

geleitet; eine der beiden Vorsitzenden ist als Weiterbildungsbeauftragte<br />

der Fachhochschule berufen.<br />

Die Fachhochschule unterstützt das Institut jährlich mit 6.000 Euro<br />

Personalkostenzuschuss; darüber hinaus finanziert sich das Institut<br />

über die Beiträge der Teilnehmer an den Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsangeboten<br />

<strong>und</strong> über die Mitfinanzierung durch kooperierende Stellen.<br />

Die Anbindung des Instituts für Weiterbildung an die Fachhochschule<br />

ist durch Mitgliedschaft des Vorsitzenden im Senatsausschuss Forschung<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung <strong>und</strong> durch eine maßgebliche Beteiligung<br />

von Dozierenden an der Planung <strong>und</strong> Durchführung der Angebote<br />

festgelegt.<br />

Die EFH Freiburg unterscheidet folgende Weiterbildungsmaßnahmen:<br />

− Weiterbildungen zur Fortentwicklung der Professionalität <strong>und</strong> Qualitätssicherung:<br />

Qualitätsmanagement in sozialen Einrichtungen<br />

sowie neue Ansätze in pädagogischen Arbeitsfeldern,<br />

− Weiterbildungen, die auf aktuelle Gesetzesänderungen in bestimmten<br />

Berufsfeldern reagieren: Weiterbildung Berufsbetreuer,<br />

Palliative Care sowie Kooperative Leitung <strong>und</strong> Management von<br />

Netzwerkarbeit in Kirche <strong>und</strong> Diakonie,<br />

− Weiterbildungen, die innovativ in die Gestaltung des Sozialen<br />

eingreifen: Casemanagement.<br />

Rückbezüge von Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung auf gr<strong>und</strong>ständige Lehre<br />

<strong>und</strong> Forschung seien gegeben, da jede Weiterbildung von an der<br />

Fachhochschule in gr<strong>und</strong>ständiger Lehre <strong>und</strong> Forschung tätigen Pro-<br />

15<br />

Der Verein ist Mitglied im Diakonischen Werk Baden, über dessen Buchprüfungsgesellschaft<br />

die ordnungsgemäße Finanzabwicklung des Instituts regelmäßig festgestellt<br />

wird. Seine Aufgaben waren zuvor von einer Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsabteilung<br />

der EFH Freiburg wahrgenommen worden waren.<br />

303


fessoren entwickelt <strong>und</strong> entweder selbst durchgeführt oder - bei<br />

Rückgriff auf Fachleute von außen - von ihnen begleitet werden.<br />

A.IV.<br />

Ausstattung<br />

IV.1. Personelle Ausstattung<br />

Die Professoren der Evangelischen Fachhochschule Freiburg werden<br />

nach den Vorschriften des Gesetzes über die Fachhochschulen im<br />

Land Baden-Württemberg berufen. Als kirchliche Hochschule richtet<br />

die EFH Freiburg spezifische Erwartungen an Bewerber. 16 Das Berufungsverfahren<br />

wird durch die Richtlinien der EFH Freiburg geregelt.<br />

Der Berufungsvorschlag wird dem Träger auf Gr<strong>und</strong> von Beschlüssen<br />

des Senats <strong>und</strong> des Kuratoriums zur Entscheidung vorgelegt. Die<br />

Berufung zum Professor an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg<br />

erfolgt durch den Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe als<br />

Träger der Fachhochschule mit Genehmigung durch das Land. Die<br />

Professoren werden in einem Angestelltenverhältnis eingestellt <strong>und</strong><br />

analog C2/C3 vergütet. Bei der Einstellung von Lehrkräften wird eine<br />

6-monatige Probezeit vereinbart; darüber hinaus ist im Regelfall keine<br />

Befristung vorgesehen. Das Lehrdeputat der Professuren orientiert<br />

sich mit 18 Semesterwochenst<strong>und</strong>en an der Landeslehrverordnung<br />

des Landes Baden-Württemberg. Der Stellenplan der Evangelischen<br />

Fachhochschule Freiburg umfasst insgesamt folgende Planstellen<br />

(Stand 31.03.2003):<br />

− 21 Stellen für Professuren,<br />

− 13,2 Stellen für nichtwissenschaftliche Mitarbeiter,<br />

Die Ermäßigungen der Lehrverpflichtungen für das Dekansamt <strong>und</strong><br />

die Studiengangsleitung orientieren sich an der jeweils gültigen Lehrverpflichtungsordnung.<br />

Das sich aus der Gesamtzahl der 21 hauptamtlich<br />

Lehrenden à 18 SWS ergebende Zeitkontingent von 378<br />

SWS vermindert sich durch Ermäßigungen für Leitungs- <strong>und</strong> sonstige<br />

Aufgaben auf 305 SWS. Auf Basis der für die gr<strong>und</strong>ständigen Studiengänge<br />

geltenden Studien- <strong>und</strong> Prüfungsordnungen wurde unter<br />

Berücksichtigung der üblichen Seminargrößen sowie der Anzahl der<br />

jeweils erforderlichen Zahl der Übungsgruppen ermittelt, dass<br />

16<br />

Träger <strong>und</strong> Hochschule erwarten angesichts der in der Präambel der Verfassung<br />

festgelegten Aufgabenstellung der Hochschule, ‚dass soziale Probleme <strong>und</strong> die Gestaltung<br />

des Sozialen theologisch durchdacht, kirchliche <strong>und</strong> religiöse Praxis auf ihre<br />

soziale Bedeutung hin untersucht werden'. Der Bewerber soll einen spezifischen Beitrag<br />

zur Umsetzung dieser Zielvorstellung leisten. Einstellungsvoraussetzung ist auch<br />

die Mitgliedschaft in der Evangelischen Kirche oder in einer Kirche der Arbeitsgemeinschaft<br />

Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).<br />

304


− im Wintersemester jeweils mindestens 386 Semesterwochenst<strong>und</strong>en<br />

− im Sommersemester jeweils mindestens 355 Semesterwochenst<strong>und</strong>en<br />

Lehre angeboten werden müssen, um das Curriculum abzudecken.<br />

Hiervon werden bei Besetzung aller Professuren ca. 100 SWS über<br />

Lehrbeauftragte abgedeckt. Für diese Zwecke stehen im Haushaltsjahr<br />

2003 111.000 Euro zur Verfügung. Weitere Mittel in Höhe von<br />

ca. 25.000 Euro sollen hier für die Tätigkeit der hauptamtlich Lehrenden<br />

in Master- <strong>und</strong> Kontaktstudiengängen zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

Gegenwärtig sind alle 21 Professuren besetzt. Von den Stellen für<br />

nichtwissenschaftliche Mitarbeiter sind derzeit 13,0 besetzt. Darüber<br />

hinaus sind an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg gegenwärtig<br />

49 Lehrbeauftragte tätig (mit Deputat von 1 bis 4 SWS). Der<br />

Anteil der Lehrbeauftragten an der Lehre, gemessen in Semesterwochenst<strong>und</strong>en,<br />

beträgt dabei in den Fachbereichen<br />

• Sozialarbeit/Sozialpädagogik 27,4 %,<br />

(32 Lehrbeauftragte)<br />

• Religionspädadogik/Gemeindediakonie 30,0 %, (7)<br />

• Management, Organisation <strong>und</strong> Bildung<br />

- Masterstudiengang Sozialmanagement 33,3% 17 (10)<br />

- Aufbaustudiengang Supervision geplant 36,0% 18<br />

(derzeit 0)<br />

Legt man die Studierendenzahlen des WS 2002/03 zugr<strong>und</strong>e, so<br />

ergeben sich für die einzelnen Fachbereiche folgende Betreuungsrelationen<br />

von Professuren zu Studierenden: 19<br />

• Sozialarbeit/Sozialpädagogik 1 : 35<br />

• Religionspädadogik/Gemeindediakonie 1 : 19<br />

• Management, Organisation <strong>und</strong> Bildung<br />

- Masterstudiengang Sozialmanagement 1 : 12,5<br />

- Aufbaustudiengang Supervision 1 : 10,9<br />

17<br />

Die Kostendeckung erfolgt über zweckgeb<strong>und</strong>ene Einnahmen aus den Studiengebühren.<br />

18<br />

Lehrbeauftragte bzw. im Team-Teaching mit einem hauptamtlichen Dozierenden. Die<br />

Kostendeckung erfolgt über zweckgeb<strong>und</strong>ene Einnahmen aus den Studiengebühren.<br />

19<br />

Da die meisten hauptamtlich Dozierenden in allen drei Fachbereichen tätig sind,<br />

wird das Betreuungsverhältnis auf Basis der Lehrangebote (in SWS) berechnet, wobei<br />

in gemeinsam bestückten Wahlpflichtbereichen die Lehrangebote nach Studierendenzahl<br />

zugeordnet werden.<br />

305


IV.2. Infrastruktur <strong>und</strong> sächliche Ausstattung<br />

Die Evangelische Fachhochschule Freiburg verfügt in ihrem Gebäude<br />

über 3.672 m2 Hauptnutzungsfläche. Es besteht nach ihren Angaben<br />

jedoch ein Bedarf an weiteren Flächen für Forschung, Lehre <strong>und</strong><br />

Weiterbildung. Zu diesem Zweck hält die Evangelischen Landeskirche<br />

in Baden als Träger bereits Gr<strong>und</strong>stücke neben dem jetzigen<br />

Gebäude vor. Bei der Ermittlung des Flächenbedarfs wurden vor<br />

allem auch die Bedürfnisse der Forschung sowie der Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

berücksichtigt. Weiter sorgt die Implementierung neuer<br />

Studiengänge für wachsenden Raumbedarf. Als zusätzlicher Bedarf<br />

wurden bei einer Erhebung im Jahr 2000 715 m² HNF ermittelt. Hierin<br />

sind auch eine Aula <strong>und</strong> eine Cafeteria berücksichtigt worden.<br />

Bibliotheks- <strong>und</strong> Medienausstattung<br />

Die EFH Freiburg verfügt über eine öffentlich zugängliche wissenschaftliche<br />

Bibliothek mit einem Bestand von ca. 42.000 Bänden <strong>und</strong><br />

190 laufenden Fachzeitschriften. Darüber hinaus werden auch Materialien<br />

wie Videos, Dias, Musikkassetten <strong>und</strong> CD-ROMs angeboten.<br />

Die Bibliothek versteht sich als Teil des Freiburger Bibliothekssystems<br />

<strong>und</strong> ist neben den Studierenden <strong>und</strong> Dozierenden der EFH<br />

Freiburg für alle Benutzer der Region zugänglich. Schwerpunkte der<br />

Sammlung sind Soziale Arbeit, Sozialpolitik, Sozialrecht, evangelische<br />

Religionspädagogik <strong>und</strong> Diakonie. Seit 1993 kooperiert die Bibliothek<br />

bei der Katalogisierung mit dem Südwestdeutschen Bibliotheksverb<strong>und</strong>,<br />

in dem ihr Bestand seit 1998 komplett verzeichnet ist.<br />

Der gesamte Buchbestand ist systematisch <strong>und</strong> frei zugänglich aufgestellt<br />

<strong>und</strong> bis auf wenige Ausnahmen ausleihbar (Nachschlagewerke,<br />

Lexika, Zeitschriften <strong>und</strong> Handapparate). Fernleihbestellungen<br />

sind nur innerhalb des innerkirchlichen Leihverkehrs möglich. Die<br />

Bibliothek verfügt über 44 Arbeitsplätze <strong>und</strong> 7 PC-Plätze. Für die<br />

Literaturrecherche im Web-OPAC stehen den Benutzern 5 PCs zur<br />

Verfügung. Neben dem Online-Katalog, der nur Monographien <strong>und</strong><br />

Zeitschriften verzeichnet, haben die Benutzer kostenlosen Zugang zu<br />

den beiden wichtigen Fachdatenbanken ‚SoLit’ für sozialwissenschaftliche<br />

Literatur <strong>und</strong> ‚RKE’ für den Bereich Religionspädagogik,<br />

kirchliche Bildungsarbeit <strong>und</strong> Erziehungswissenschaft.<br />

In den Jahren 2002/2003 stehen der Bibliothek pro Haushaltsjahr<br />

20.900 Euro für die Beschaffung von Büchern <strong>und</strong> Zeitschriften sowie<br />

zusätzlich 2.500 Euro für den Auf- <strong>und</strong> Ausbau der Fachliteratur für<br />

den Masterstudiengang ‚Sozialmanagement’ zur Verfügung.<br />

Die Bibliothek ist Mitglied im Verband kirchlich-wissenschaftlicher<br />

Bibliotheken. Mit den Bibliotheken anderer Evangelischer Fachhochschulen<br />

im Südwesten findet ein regelmäßiger Austausch statt.<br />

306


A.V. Trägerschaft <strong>und</strong> Finanzierung<br />

Die EFH Freiburg ist eine rechtlich unselbstständige Einrichtung der<br />

Evangelischen Landeskirche in Baden. Die Evangelische Landeskirche<br />

in Baden ist alleinige Trägerin. Die rechtliche Aufsicht liegt beim<br />

Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe. Der Haushalt der Hochschule<br />

ist Teil des Haushalts des Evangelischen Oberkirchenrats <strong>und</strong><br />

wird von der Landessynode beschlossen. Die EFH Freiburg ist als<br />

Teil der Evangelischen Landeskirche in Baden eine Körperschaft des<br />

öffentlichen Rechts.<br />

Finanzierung der Evangelischen Fachhochschule Freiburg<br />

Die EFH Freiburg erzielt kontinuierlich Einnahmen aus Zuschüssen<br />

des Landes sowie der Landeskirche; diese Zuschüsse machen in den<br />

Jahren 1996 bis 2202 durchschnittlich r<strong>und</strong> 96 % der Einnahmen<br />

bzw. des Finanzbedarfs aus. 20 Der Anteil der Studiengebühren (Gebühren<br />

Vollstudenten <strong>und</strong> Gasthörer) an den Einnahmen lag im Jahr<br />

2002 bei 6,2 % (2001 4,4 %, 2000 1,8 %).<br />

Das Land Baden-Württemberg zahlt für ein (gedeckeltes) Kontingent<br />

von maximal 510 Studenten einen Zuschuss von 3.130 Euro pro Studienplatz<br />

<strong>und</strong> Jahr, mit einer 2 %igen jährlichen Anpassung. Die Bezuschussung<br />

durch das Land ist in § 101a des Fachhochschulgesetzes<br />

geregelt <strong>und</strong> wird dementsprechend nur für diejenigen Studiengänge<br />

gewährt, die bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes zur Änderung<br />

der Hochschulgesetze vom 5. Oktober 1987 staatlich anerkannt<br />

waren. Der Zuschuss des Landes lag in den Jahren 2000 bis 2002<br />

stets deutlich über dem Zuschuss der Landeskirche (s. nachfolgende<br />

Übersicht).<br />

Da der Haushalt der EFH ein Teil des landeskirchlichen Haushalts ist,<br />

wird der landeskirchliche Zuschuss nicht gesondert als solcher aufgeführt,<br />

sondern unter einer Haushaltsstelle als Bedarf verbucht. Dieser<br />

Bedarf errechnet sich aus der Differenz zwischen den geplanten bzw.<br />

tatsächlichen Ausgaben mit der Summe aus dem Zuschuss des Landes<br />

<strong>und</strong> den weiteren Einnahmen der Fachhochschule.<br />

Für die Jahre 2000 bis 2002 ergibt sich zusammengefasst folgendes<br />

Bild:<br />

20<br />

In den Jahren 1996 bis 2002 lag der durchschnittliche Anteil der jährlichen Zuschüsse<br />

des Landes bei 55,4 %, der Landeskirche bei 40,3 % der Einnahmen.<br />

307


Einnahmen<br />

Euro<br />

Jahr<br />

Ausgaben<br />

Euro<br />

Zuschüsse<br />

Land<br />

Zuschüsse<br />

Landeskirche<br />

Studiengebühren<br />

Weitere<br />

Einnahmen<br />

2000 2.739.349 1.539.962 1.097.200 50.189 51.998<br />

2001 2.409.443 1.531.651 720.135 106.150 51.507<br />

2002 2.705.863 1.541.453 926.879 167.167 70.166<br />

Die Tabellen 2 <strong>und</strong> 3 im Anhang stellen die Entwicklung der Finanzierung<br />

für die Jahre 1998 bis 2002 sowie die Finanzplanung bis zum<br />

Jahr 2005 detailliert dar.<br />

Für den Masterstudiengang Sozialmanagement (4 Semester) <strong>und</strong><br />

den Aufbaustudiengang Supervision (8 Semester) werden Studiengebühren<br />

erhoben (vgl. folgende Übersicht).<br />

Gebühren<br />

Höhe<br />

Masterstudiengang Sozialmanagement<br />

1. Studiengebühr 6.100 €<br />

Gr<strong>und</strong>mitgliedschaft im<br />

Studentenwerk (einschließlich<br />

Solidarbeitrag Semester-<br />

2.<br />

29 €<br />

ticket)<br />

Aufbaustudiengang Supervision<br />

1. Studiengebühr 5.728 €<br />

Geplante Studiengebühr<br />

2. Masterstudiengang Supervision<br />

6.100 €<br />

Zahlungsweise<br />

1.525 Euro<br />

je Semester<br />

pro Semester<br />

358 Euro je<br />

Quartal<br />

1.525 Euro<br />

je Semester<br />

Fälligkeit<br />

Bei Semesterbeginn<br />

derzeit 42 Personen<br />

a) bei der Erstimmatrikulation<br />

b) bei der Rückmeldung<br />

alle Studierende: ca. 510<br />

Personen<br />

Zu Beginn des Quartals;<br />

ca. 20 Personen<br />

Zu Beginn des Quartals;<br />

22 Personen<br />

Der Leistungsbereich Forschung ist überwiegend in der Kontaktstelle<br />

für praxisorientierte Forschung angesiedelt, da die Fachhochschule<br />

rechtlich unselbständig ist <strong>und</strong> keine kurzfristigen Anstellungsverhältnisse<br />

begründen kann. Die Kontaktstelle ist als gemeinnütziger Verein<br />

rechtlich selbständig. Der Leistungsbereich Forschung der Fachhochschule<br />

wird über die Kontaktstelle nahezu vollständig aus projektbezogenen<br />

Drittmitteln finanziert. Die Höhe der projektbezogenen<br />

308


Einnahmen betrug im Jahr 2022 692.650 Euro (2001 504.194 Euro,<br />

2000 524.466 Euro, vgl. Anhang).<br />

Die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung an der Fachhochschule ist derzeit über<br />

das Institut für Weiterbildung an der Evangelischen Fachhochschule<br />

Freiburg e.V. (IfW) organisiert. Hierfür erhält das Institut einen Zuschuss<br />

von 6.000 Euro durch die Fachhochschule. Vom IfW wird<br />

erwartet, dass alle weitere Kosten von diesem selbst getragen werden.<br />

Der Leistungsbereich Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung finanziert sich<br />

vollständig aus Drittmitteln (Kursgebühren). Das Institut arbeitet kostendeckend.<br />

Neben den anteiligen Miet- <strong>und</strong> Verbrauchskosten erwartet die EFH<br />

Freiburg, dass sich das Institut für Weiterbildung <strong>und</strong> die Kontaktstelle<br />

bei der beabsichtigten Ausweitung des Raumprogramms mit einem<br />

angemessenen Anteil – der derzeit noch nicht näher beziffert werden<br />

kann – an den hierfür anfallenden Investitionskosten beteiligen.<br />

Investitionen<br />

Die Hochschule gibt an, dass für Sanierungsmaßnahmen r<strong>und</strong><br />

600.000 Euro aufgewendet werden sollen. Sie plant außerdem einen<br />

Erweiterungsbau für Büros, Seminarräume, Aula sowie für das Institut<br />

für Weiterbildung, der bis zum Jahre 2012 fertig gestellt werden<br />

soll; die Kosten werden auf 2,0 Mio. Euro veranschlagt.<br />

Vorsorge für den Fall des Scheiterns<br />

Die Evangelische Fachhochschule betont, dass sie seit über 30 Jahren<br />

erfolgreich arbeite. Es lägen keine Anzeichen für eine Gefährdung<br />

der Einrichtung vor. Der Träger der Evangelischen Fachhochschule<br />

Freiburg , die Evangelische Landeskirche in Baden, wird bei<br />

einer eventuellen Einstellung des Studienbetriebes gewährleisten,<br />

dass den bei der EFH Freiburg immatrikulierten Studierenden ermöglicht<br />

wird, ihr Studium ordnungsgemäß zu beenden.<br />

In den Master- <strong>und</strong> Kontaktstudiengängen wird mit den Studierenden<br />

ein privatrechtlicher Ausbildungsvertrag geschlossen, durch den sich<br />

die Fachhochschule verpflichtet, die für das Studium erforderlichen<br />

Lehrveranstaltungen so lange vorzuhalten, dass der Studierende bei<br />

üblicher Studiendauer das Studium an der EFH Freiburg abschließen<br />

kann.<br />

A.VI.<br />

Qualitätssicherung<br />

Die Maßnahmen der Hochschule zur Qualitätssicherung sind eng mit<br />

dem Hochschulentwicklungsprozess verb<strong>und</strong>en. Die EFH Freiburg<br />

hat diesen Prozess für den Zeitraum Winter 2002/03 bis Winter<br />

309


2003/04 initiiert; er wird von einer externen Beratungsagentur begleitet.<br />

In der ersten Phase wurde an einem Hochschulentwicklungsplan<br />

gearbeitet, in der nächsten Phase werden die Verwaltungsabläufe<br />

überprüft. Hochschulentwicklung ist so zu einer Aufgabe der Hochschulleitung<br />

geworden. Der Senat hat einen Evaluationsausschuss<br />

eingesetzt, der seit 2000 turnusmäßig empirische Evaluationen<br />

durchführt. In dem Ausschuss arbeiten Studierende <strong>und</strong> eine Vertreterin<br />

der Verwaltung mit. Im Einzelnen wurden Maßnahmen ergriffen,<br />

die die Definition von Qualitätsaspekten, die Rückmeldung über die<br />

erreichte Qualität <strong>und</strong> die Planung weiterer Verbesserungen umfassen:<br />

Qualitätskontrolle bezogen auf die Institution<br />

− Regelmäßige(s) Rechnungsprüfung <strong>und</strong> Controlling<br />

− Regelmäßiger Austausch der Lehrenden zu Fragen der Qualität<br />

der Institution. Für den personellen Bereich obliegt die Qualitätssicherung<br />

einem Ausschuss zur Personalplanung (‚Stellenprofilausschuss’).<br />

Qualitätssicherung im Leistungsbereich Lehre/Studium:<br />

− Evaluationen durch Befragungen von Studierenden, Absolventen<br />

<strong>und</strong> Studienabbrecher<br />

− beabsichtigte Akkreditierung der BA/MA-Studiengänge<br />

− In den Dekanaten werden turnusmäßig die Eckdaten <strong>und</strong> Messzahlen<br />

gesammelt <strong>und</strong> in der Zeitreihe verfolgt, die Auskunft über<br />

Zielerreichung in einzelnen Aspekten geben (Studiendauer, Abbrecherquoten,<br />

proportionales Lehrauftragsvolumen etc.). Diese<br />

Daten werden an das Kollegium <strong>und</strong> an die Leitungsebene rückgekoppelt<br />

<strong>und</strong> entsprechende Weiterentwicklungsnotwendigkeiten<br />

<strong>und</strong> –Möglichkeiten beschlossen.<br />

− Prozessoptimierung der Verwaltungsabläufe <strong>und</strong> Maßnahmen zur<br />

Verbesserung der Kommunikation zwischen Lehrenden <strong>und</strong> Studierenden<br />

− Die Qualität der Praxisanleitung in den Praxissemestern wird<br />

durch regelmäßige Praxisahnleitertreffen gesichert.<br />

− Im März 2002 wurden Leitlinien ‚Regelung zur Sicherung guter<br />

wissenschaftlicher Praxis <strong>und</strong> zum Umgang mit wissenschaftlichem<br />

Fehlverhalten an der EFH Freiburg’ verabschiedet.<br />

310


A.V<strong>II</strong>. Kooperationen<br />

Die Evangelische Fachhochschule Freiburg verfügt über vielfältige<br />

Kooperationsbeziehungen mit anderen Hochschulen auf regionaler<br />

<strong>und</strong> nationaler Ebene<br />

− in der Forschung (Kompetenzzentrum für Geschlechterforschung;<br />

Zusammenarbeit mit promotionsberechtigten Hochschulen ),<br />

− in der Lehre (Pflegewissenschaften, Sport <strong>und</strong> Soziale Arbeit,<br />

Virtuelle Hochschule Oberrhein) sowie<br />

− in der Weiterbildung.<br />

Internationale Kooperationen mit auswärtigen Hochschulen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen<br />

basieren auf Kooperationsverträgen über Studierenden-<br />

oder Dozierendenaustausch; europäische Kooperationen<br />

werden auch mit dem SOKRATES/ERASMUS-Programm gefördert.<br />

Angeboten werden gemeinsame Lehrprogramme, Kurse <strong>und</strong> internationale<br />

Zusatzqualifikationen.<br />

B. Stellungnahme<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> unterscheidet bei der institutionellen Akkreditierung<br />

privater/nichtstaatlicher Hochschulen zwischen neu gegründeten<br />

Hochschulen in Planung <strong>und</strong> solchen, die ihren Betrieb bereits aufgenommen<br />

haben. Bei letzteren, die wie die Evangelische Fachhochschule<br />

Freiburg (EFH) - Hochschule für Soziale Arbeit, Diakonie <strong>und</strong><br />

Religionspädagogik bereits tätig sind, bezieht sich die Akkreditierung<br />

auf die Prüfung der von erforderlichen Qualitätsmindeststandards im<br />

Hinblick auf die bislang erbrachten Leistungen insbesondere in Lehre<br />

<strong>und</strong> Forschung. Von Bedeutung sind darüber hinaus Konzeption <strong>und</strong><br />

Struktur, Ausstattung <strong>und</strong> Finanzierung, Kooperationen sowie Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

der Hochschule. Hinsichtlich der von der<br />

Evangelischen Fachhochschule Freiburg geplanten Erweiterung des<br />

Studienangebotes kann sich die Akkreditierung jedoch nur auf die<br />

Prüfung der vorgelegten Konzepte <strong>und</strong> der dafür vorgesehenen Ressourcen<br />

beziehen (zur Akkreditierungsentscheidung siehe Abschnitt<br />

B.VI.).<br />

B.I. Zu Konzeption <strong>und</strong> Struktur<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> würdigt die Evangelische Fachhochschule<br />

Freiburg als fachlich profilierte Hochschule in den Studienrichtungen<br />

Sozialarbeit/Sozialpädagogik <strong>und</strong> Religionspädagogik/Gemeinde-<br />

311


diakonie. Ein neuer Fachbereich Management, Organisation <strong>und</strong><br />

Bildung wurde erfolgreich etabliert <strong>und</strong> wird nunmehr weiter aufgebaut.<br />

Die EFH bietet attraktive Studiengänge an <strong>und</strong> bereitet die Erweiterung<br />

des Studienangebotes sorgfältig vor. Sie verfügt im Vergleich<br />

mit vielen anderen Fachhochschulen über bemerkenswerte<br />

kontinuierliche Leistungen in der Forschung, die sich auch in sehr<br />

beachtlichen Drittmitteleinwerbungen niederschlagen. Sie ist im Leistungsbereich<br />

Weiterbildung tätig <strong>und</strong> beabsichtigt, diesen auszuweiten.<br />

Die Evangelische Fachhochschule Freiburg hat einen umfassenden<br />

<strong>und</strong> anspruchsvollen Hochschulentwicklungs- <strong>und</strong> Leitbildprozess<br />

eingeleitet, der demnächst abgeschlossen sein soll. Sie misst<br />

der Umsetzung der ihr vom Träger gesetzten Ziele <strong>und</strong> des von ihr<br />

entwickelten Leitbildes hohe Bedeutung zu <strong>und</strong> hat dazu ein anspruchsvolles<br />

System der Überprüfung <strong>und</strong> Dokumentation der Zielerreichung<br />

entwickelt. Dieses wird von sinnvollen Maßnahmen zur<br />

Qualitätssicherungen unterstützt. Die EFH Freiburg hat sich bisher<br />

schon externen Evaluationsverfahren unterzogen <strong>und</strong> ist bereit <strong>und</strong> in<br />

der Lage, <strong>Empfehlungen</strong> zu Optimierungen aufzugreifen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Die Freiheit von Forschung <strong>und</strong> Lehre ist gesichert. Die Leitungs- <strong>und</strong><br />

Entscheidungsstrukturen der EFH, die auch in der Neufassung des<br />

Fachhochschulgesetzes eine starke Position des Trägers vorsehen,<br />

widerstreben tendenziell dem Gedanken einer Hochschulautonomie.<br />

Angesichts der praktizierten Form des Zusammenwirkens zwischen<br />

der Landeskirche als Träger auf der einen <strong>und</strong> der Hochschule bzw.<br />

der Hochschulleitung auf der anderen Seite sieht der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

jedoch keine Beeinträchtigungen in den Handlungsspielräumen<br />

der Hochschule. Positiv hervorzuheben ist das ausdrückliche Bekenntnis<br />

der Landeskirche zu ihrem Bildungsauftrag, den sie in vorbildlicher<br />

Weise mit der Evangelischen Fachhochschule wahrnimmt.<br />

Dies drückt sich auch darin aus, dass Mitglieder der Synode im Kuratorium<br />

der Hochschule aktiv vertreten sind. Die Wahrnehmung des<br />

Bildungsauftrages wird allerdings durch die sich verschlechternden<br />

finanziellen Rahmenbedingungen auf eine Probe gestellt.<br />

Die Größe der Hochschule, bezogen auf die Zahl der Studierenden<br />

(im vorliegenden Fall 530) <strong>und</strong> gemessen an den bekannten Maßstäben<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es für Fachhochschulen 21 , ist relativ gering.<br />

Bei kleineren Hochschulen können sich sichtbare Synergieeffekte<br />

<strong>und</strong> effiziente Arbeitsteilung nicht in demselben Maß einstellen wie in<br />

größeren Einheiten. Zudem kann die Existenz kleinerer Einheiten bei<br />

einem starken Rückgang der Nachfrage nach Studiengängen in einer<br />

21<br />

Vgl. hierzu <strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Fachhochschulen,<br />

Köln 2002, S. 89 f.<br />

312


Fächergruppe gefährdet sein. Dieselbe Gefahr besteht, wenn regionale<br />

Wirtschaftszweige oder traditionelle Arbeitgeber wegfallen, die<br />

für das Studienangebot einer Einrichtung maßgeblich waren. Generell<br />

ist mangels kritischer Masse ihre Fähigkeit beeinträchtigt, flexibel<br />

genug auf Veränderungen des Arbeitsmarktes reagieren. Vor diesem<br />

Hintergr<strong>und</strong> hält der <strong>Wissenschaftsrat</strong> das Ziel der Hochschule, in<br />

Abstimmung mit der Kirchenleitung als Träger das Studienangebot zu<br />

diversifizieren <strong>und</strong> auszubauen, für sinnvoll, da die EFH Freiburg so<br />

ihre bereits unter Beweis gestellte Leistungsfähigkeit in Lehre <strong>und</strong><br />

Forschung weiter stärken <strong>und</strong> ihre Flexibilität erhöhen kann. Gleichwohl<br />

ist zu berücksichtigen, dass das Fächerspektrum kirchlicher<br />

Fachhochschulen traditionell von Sozialpädagogik, Sozialarbeit sowie<br />

Religionspädagogik <strong>und</strong> verwandten Studienrichtungen geprägt ist<br />

<strong>und</strong> ihre Absolventen zu einem erheblichen Teil in Einrichtungen in<br />

kirchlicher Trägerschaft tätig sind. Beides führt dazu, dass diese<br />

Fachhochschulen - bei nachfrageorientierten Ausbildungskapazitäten<br />

- in der Regel kleiner sind als andere Hochschulen.<br />

B.<strong>II</strong>. Zu Ausstattung <strong>und</strong> Finanzierung<br />

Zu Infrastruktur <strong>und</strong> sächlicher Ausstattung<br />

Der Evangelischen Fachhochschule Freiburg stehen adäquat ausgestattete<br />

Vorlesungs-, Seminar- <strong>und</strong> Mitarbeiterräume zur Verfügung.<br />

22 Das Hauptgebäude wurde jedoch bereits Ende der 70er Jahre<br />

erstellt, weshalb neben dem laufenden Bauunterhalt <strong>und</strong> bereits<br />

erfolgten kleineren Baumaßnahmen weitere Sanierungsarbeiten erforderlich<br />

sind. Hervorzuheben ist, dass die Landeskirche bereits<br />

bisher schon mit Investitionsmitteln zum Erhalt <strong>und</strong> zur Modernisierung<br />

des Gebäudes beigetragen hat. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hält eine<br />

weitere Modernisierung der Ausstattung für erforderlich <strong>und</strong> empfiehlt<br />

Träger <strong>und</strong> Land, die Hochschule hierbei zu unterstützen.<br />

Die bibliothekarische Versorgung an der Evangelischen Fachhochschule<br />

Freiburg ist angemessen. Der relativ geringe eigene Bestand<br />

der Bibliothek der EFH Freiburg wird durch verschiedene Maßnahmen<br />

wie die Eingliederung in das Freiburger Bibliothekssystem, die<br />

langjährige Kooperation mit dem Südwestdeutschen Bibliotheksverb<strong>und</strong><br />

sowie die Mitgliedschaft im Verband kirchlich-wissenschaftlicher<br />

22<br />

Das Gebäude wurde nach dem Hochschulbauförderungsgesetz (HBFG) finanziert.<br />

Vgl. <strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zum achten Rahmenplan für den Hochschulbau<br />

1979-1982. Köln 1978. Bd. 2. S. BW 127: Vorhaben Zuschuss des Landes für einen<br />

Neubau für die Fachhochschule für Sozialwesen, Religionspädagogik <strong>und</strong> Gemeindediakonie<br />

der Evangelischen Kirche, Freiburg (420 Studienplätze, 2.923 m 2<br />

HNF,<br />

1,967 Mio. DM). Nach Darstellung in den <strong>Empfehlungen</strong> zum achten Rahmenplan war<br />

die Finanzierung damals abgeschlossen (vgl. S. BW 95).<br />

313


Bibliotheken kompensiert. Eine Ausstattung mit elektronischen Medien<br />

ist zwar vorhanden, sie sollte jedoch weiter verbessert werden.<br />

Zur personellen Ausstattung<br />

Setzt man die durch Professoren <strong>und</strong> Lehrkräfte für besondere Aufgaben<br />

geleisteten Semesterwochenst<strong>und</strong>en zu denen der Lehrbeauftragten<br />

ins Verhältnis, so variiert der Anteil der hauptamtlich Lehrenden<br />

in den verschiedenen Fachbereichen zwischen 64 % <strong>und</strong> 73 %.<br />

Gemessen an den <strong>Empfehlungen</strong> des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es, der sich<br />

wiederholt dafür ausgesprochen hat, mindestens 80 % des Lehrangebots<br />

durch Professuren <strong>und</strong> übriges hauptamtliches Lehrpersonal<br />

sicherzustellen, ist der Anteil der hauptamtlich Lehrenden an der<br />

Evangelischen Fachhochschule Freiburg noch annehmbar, zumal in<br />

den beiden langjährig bestehenden Fachrichtungen der Anteil der<br />

hauptberuflich Tätigen bei 72,6 % (SA/SP) bzw. 70 % (RP) liegt. 23<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> erwartet, dass diese Relation auch bei den<br />

übrigen Studiengängen verbessert wird.<br />

Die Betreuungsrelationen von Professoren zu Studierenden sind in<br />

den kleineren Fachbereichen vergleichsweise günstig (jeweils ohne<br />

die Einrechnung von Lehrbeauftragten). Insgesamt ist die gegenwärtige<br />

personelle Ausstattung für die Lehre hinreichend. Die geplante<br />

Erweiterung des Studienangebotes erfordert allerdings eine Verbesserung<br />

der personellen Ausstattung, dies betrifft insbesondere, wie<br />

von der Hochschule geplant, die Schaffung <strong>und</strong> Besetzung einer<br />

Professur für Supervision, die mit einem ausgewiesenen Fachvertreter<br />

zu besetzen ist.<br />

Finanzierung<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für die Akkreditierung nicht-staatlicher<br />

Hochschulen ist ein tragfähiges Finanzierungskonzept. Insbesondere<br />

ist nachzuweisen, dass die zu akkreditierende Hochschule<br />

über finanzielle Voraussetzungen zum Betrieb ihrer Einrichtung verfügt,<br />

die den Studierenden einen ordnungsgemäßen Abschluss des<br />

Studiums ermöglichen.<br />

Zur Beurteilung ihres Finanzierungskonzeptes hat die Evangelische<br />

Fachhochschule Freiburg eine Übersicht über ihre Einnahmen <strong>und</strong><br />

Ausgaben der Jahre 1996 bis 2001, eine Aufstellung der prognostizierten<br />

Einnahmen aus Studiengebühren sowie eine Übersicht über<br />

die projektbezogenen Zuwendungen zur Forschung 1998 bis 2003<br />

vorgelegt. Die Zuschüsse des Landes <strong>und</strong> der Landeskirche (letztere<br />

in Form einer Fehlbedarfsfinanzierung) stellen bisher eine solide Fi-<br />

23<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Fachhochschulen, Köln<br />

2002, S. 151.<br />

314


nanzierungsgr<strong>und</strong>lage dar; sie soll künftig durch Studiengebühren für<br />

neue Studiengänge ergänzt werden. Allerdings bedeutet die Kürzung<br />

des Landeszuschusses für die nicht-staatlichen Hochschulen um<br />

10 % für das Jahr <strong>2004</strong> auch für die EFH Freiburg einen schmerzhaften<br />

Einschnitt. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hegt im Hinblick auf die von der<br />

Hochschule geplanten Maßnahmen Zweifel, ob die Einführung von<br />

Studiengebühren auch in den gr<strong>und</strong>ständigen Studiengängen zumindest<br />

langfristig ausreichend sein wird. Wahrscheinlich wird ein höheres<br />

Engagement des Trägers auf längere Sicht unvermeidbar sein.<br />

Insgesamt besteht Anlass zur Zuversicht, dass sich die finanziellen<br />

Schwierigkeiten bewältigen lassen. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> begrüßt,<br />

dass der Träger eine schriftliche Zusage gegenüber dem Land Baden-Württemberg<br />

abgegeben hat, den Studierenden der EFH Freiburg<br />

auch im Falle einer eventuellen Einstellung des Studienbetriebes<br />

einen ordnungsgemäßen Abschluss ihres Studiums zu gewährleisten.<br />

B.<strong>II</strong>I. Zu den Leistungsbereichen<br />

<strong>II</strong>I.1. Zu Studium <strong>und</strong> Lehre<br />

Die EFH Freiburg hat ein neues Modell, das sog. 8 plus 2-Modell<br />

entwickelt, das den Absolventen des Fachbereichs Religionspädagogik<br />

ermöglicht, nach zwei weiteren Semestern das Diplom in Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

zu erwerben. Dieses Modell gilt auch für diplomierte<br />

Soziarbeiter/-pädagogen, sie können also entsprechend das<br />

Diplom in Religionspädagogik erwerben. Die hierfür erforderliche<br />

curriculare Arbeit ist von beiden Fachbereichen angemessen ausgestaltet<br />

worden. Diese Lösung entspricht dem Anliegen vieler Einrichtungen<br />

in Kirche <strong>und</strong> Diakonie. Der gemeindepädagogisch-kirchlichen<br />

Arbeit werden neue Qualifikationen eröffnet <strong>und</strong> neue Arbeitsfelder<br />

erschlossen. Für die Absolventen ergibt sich mit dieser Doppelqualifikation<br />

ein breiteres Anstellungsspektrum. Die Fachbereiche<br />

haben damit auf sowohl auf wissenschaftliche als auch auf berufspolitische<br />

<strong>und</strong> kirchliche Interessen kompetent reagiert.<br />

Im Folgenden nimmt der <strong>Wissenschaftsrat</strong> zu den bestehenden Studienangeboten<br />

<strong>und</strong> geplanten Erweiterungen der einzelnen Fachbereiche<br />

Stellung, soweit sie im Rahmen der institutionellen Akkreditierung<br />

zu beurteilen sind. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass eine<br />

Stellungnahme zu den Studienangeboten im Rahmen der institutionellen<br />

Akkreditierung nicht die Akkreditierung der Studiengänge<br />

durch ausgewiesene Akkreditierungsagenturen ersetzen kann; dies<br />

gilt auch für geplante Studiengänge wie „Pädagogik der frühen Kindheit“.<br />

315


Zum Fachbereich Sozialarbeit / Sozialpädagogik<br />

Im Fachbereich Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen wird derzeit Sozialarbeit<br />

/ Sozialpädagogik als gr<strong>und</strong>ständiger Diplom-Studiengang angeboten.<br />

Die vorgelegten Studiengangskonzeptionen sind gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

tragfähig. Eine Anpassung des Studiengangs an die BA/MA-Struktur<br />

ist geplant <strong>und</strong> wird vom <strong>Wissenschaftsrat</strong> befürwortet. Die angestrebte<br />

Umstellung des Diplom-Studienganges auf Bachelor-/Master-<br />

Abschlüsse sollte allerdings offensiver als bislang verfolgt werden,<br />

zumal mit dem Bachelor-Studiengang ‚Pädagogik der frühen Kindheit’<br />

<strong>und</strong> den beiden Master-Studiengängen „Sozialmanagement“ <strong>und</strong><br />

‚Supervision’ die neue Studiengangsstruktur bereits an der Hochschule<br />

eingeführt werden soll.<br />

Der Zusammenschluss der beiden Fachbereiche Sozialarbeit <strong>und</strong><br />

Sozialpädagogik wurde erfolgreich vollzogen. Der neu gebildete<br />

Fachbereich ist nun in der Lage, einen Studiengang anzubieten, der<br />

mit der aktuellen Rahmenprüfungsordnung <strong>und</strong> dem gegenwärtigen<br />

fachwissenschaftlichen Diskussionstand vereinbar ist. Zu begrüßen<br />

ist, dass die <strong>Empfehlungen</strong> aus einem bereits abgeschlossenen Evaluationsverfahren<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> mit der Einführung der Kompetenzstränge<br />

Vertiefungsrichtungen eröffnet wurden. Diese sind auch<br />

für eine Modularisierung geeignet.<br />

Bei der Modularisierung des Studienganges sollte eine stärkere Vernetzung<br />

mit dem geplanten Bachelor-Studiengang ‚Pädagogik der<br />

frühen Kindheit’ <strong>und</strong> den beiden Master-Studiengängen ‚Sozialmanagement’<br />

<strong>und</strong> ‚Supervision’ angestrebt werden.<br />

Zum Fachbereich Religionspädagogik / Gemeindediakonie<br />

Der Fachbereich Religionspädagogik/Gemeindediakonie ist zwar<br />

deutlich kleiner als der Fachbereich Sozialarbeit/Sozialpädagogik, er<br />

trägt mit seinen spezifisch evangelisch-theologischen Elementen zum<br />

Profil der EFH Freiburg jedoch ebenfalls wesentlich bei <strong>und</strong> sollte in<br />

der bestehenden Form erhalten bleiben. Die Ausrichtung der Hochschule<br />

wird dadurch durch einen eigenen Fachbereich gestützt, welcher<br />

auch an der Entwicklung des Leitbildes der EFH Freiburg maßgeblich<br />

beteiligt ist.<br />

Die Mitglieder dieses Fachbereichs sind bereits an Forschungsvorhaben<br />

beteiligt, die Forschungsaktivitäten sollten jedoch weiter verstärkt<br />

werden. Ebenso wird zu einer intensiveren Zusammenarbeit<br />

auf internationaler Ebene geraten. Der Fachbereich ist sowohl in die<br />

Leitung als auch in die Lehre der EFH Freiburg angemessen integriert.<br />

Die interdisziplinäre Kompetenz der Lehrenden wird in das<br />

Lehrangebot vielfältig eingebracht, so zum Beispiel in der Zusammenarbeit<br />

der Lehrgebiete Seelsorge <strong>und</strong> Psychologie. Der Fachbe-<br />

316


eich wirkt durch einige seiner Mitglieder auch in universitären theologischen<br />

Gremien mit, was für das wissenschaftliche Niveau, aber<br />

auch für die Ausgestaltung konsekutiver Studiengänge zukunftsträchtig<br />

erscheint.<br />

Die Studierendenzahl ist mit der anderer evangelischer Fachhochschulen<br />

zu vergleichen. Der Kontakt der Lehrenden zu den Studierenden<br />

ist aufgr<strong>und</strong> der Betreuungszahlen besonders intensiv. Erfreulich<br />

ist, dass die Landeskirche Baden neben einer Informationsveranstaltung<br />

für das Theologiestudium auch eine solche für das<br />

Studium der Religionspädagogik an Fachhochschulen eingerichtet<br />

hat.<br />

Zum Fachbereich Management, Organisation <strong>und</strong> Bildung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> bewertet den geplanten Masterstudiengang<br />

Supervision gr<strong>und</strong>sätzlich positiv. Er entspricht der Notwendigkeit, die<br />

Qualität von Beratungen in der Arbeitswelt zu sichern. Die Akademisierung<br />

der Beratungsform Supervision soll dem Ziel dienen, Personalentwicklungsprozesse<br />

in Organisationen <strong>und</strong> Unternehmen fachlich<br />

zu f<strong>und</strong>ieren. Dementsprechend wird auch eine Öffnung des Studienganges<br />

für Teilnehmer aus der Wirtschaft (Betriebswirte im Personalbereich)<br />

erwartet.<br />

Die Eingangsvoraussetzungen der Studierenden sollten nicht nur<br />

formal, sondern auch inhaltlich definiert werden <strong>und</strong> durch eine Einstufungsprüfung<br />

geklärt werden.<br />

Für den Masterstudiengang Supervision ist eine weitere Professur<br />

notwendig. Bei der Besetzung dieser Stelle durch einen ausgewiesenen<br />

Fachvertreter sollte darauf geachtet werden, dass er auch über<br />

entsprechende Kompetenzen in der Anwendung von qualitativen <strong>und</strong><br />

quantitativen Forschungsmethoden gemessen an den Anforderungen<br />

des Studiengangs verfügt. Erwünscht sind ebenfalls Kompetenzen im<br />

Bereich der Diagnostik <strong>und</strong> differentiellen Intervention.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> unterstützt die Initiative der EFH Freiburg zur<br />

Einrichtung des Studiengangs ‚Pädagogik der frühen Kindheit’. Dieses<br />

Vorhaben folgt Anregungen aus dem Ausland <strong>und</strong> wird von einigen<br />

anderen Fachhochschulen ebenfalls in Angriff genommen. Diese<br />

Initiative dient der fachlichen Verbreiterung der EFH Freiburg <strong>und</strong><br />

entspricht der Empfehlung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es, das Fächerspektrum<br />

von Fachhochschulen zu erweitern.<br />

<strong>II</strong>I.2. Zur Forschung<br />

Bereits im Jahr 1991 hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> anwendungsorientierte<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung an Fachhochschulen eng an deren spezifischen<br />

Bildungsauftrag geknüpft <strong>und</strong> die Aktualisierung der Fach-<br />

317


kompetenz der Professoren als notwendige Ergänzung der Lehre<br />

angesehen. 24 In seinen aktuellen <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der<br />

Fachhochschulen empfiehlt er, die Intensität der anwendungsorientierten<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung an Fachhochschulen nachhaltig<br />

zu verstärken. In denselben <strong>Empfehlungen</strong> gelangte er noch im Jahr<br />

2002 zu dem Bef<strong>und</strong>, dass die Forschungsintensität in Fächern wie<br />

dem Sozialwesen allerdings noch vergleichsweise gering sei. 25 Vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> sind die seit langem außerordentlich erfolgreichen<br />

Forschungsaktivitäten insbesondere der Vertreter der Sozialen<br />

Arbeit <strong>und</strong> Sozialpädagogik der Evangelischen Fachhochschule Freiburg<br />

zu würdigen, denen es gelungen ist, trotz einer relativ geringen<br />

Gr<strong>und</strong>finanzierung der Hochschule, kontinuierlich drittmittelfinanzierte<br />

Forschungsprojekte durchzuführen. Dabei sind das Spektrum der<br />

Forschungsgebiete <strong>und</strong> der verfolgten Fragestellungen vielfältig <strong>und</strong><br />

die Quellen der Forschungsförderung sehr unterschiedlich. Dies<br />

spricht sowohl für die erworbene Unabhängigkeit als auch die von<br />

vielen Seiten anerkannte Qualität der Forschungsarbeit. Gleichwohl<br />

ist nicht zu verkennen, dass der fachliche Schwerpunkt der eindrucksvollen<br />

Arbeiten thematisch eindeutig auf dem Bereich der Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

liegt. Dies liegt auch zum Teil an der günstigen<br />

Situation öffentlicher Förderung bestimmter Handlungsfelder<br />

<strong>und</strong> den aufgegriffenen Forschungsnotwendigkeiten. Der deutlich<br />

kleinere Fachbereich Religionspädagogik ist hingegen in der Forschung<br />

weniger profiliert. Insgesamt wird es daher darauf ankommen,<br />

die Forschungsaktivitäten, die bisher nur von einem Teil der<br />

Professoren höchst aktiv getragen werden, noch breiter in der Hochschule<br />

zu verankern.<br />

Eine wichtige Funktion hinsichtlich Organisation <strong>und</strong> Abwicklung der<br />

Forschung nimmt die Kontaktstelle für Praxisorientierte Forschung<br />

e. V. ein. Hierfür bietet sie eine hohe Flexibilität in der Stellenbewirtschaftung<br />

<strong>und</strong> finanziellen Abwicklung der Forschungsprojekte.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfiehlt, die Kontaktstelle noch stärker<br />

in die Fachhochschule zu integrieren.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> würdigt die Bemühungen der EFH zur Förderung<br />

<strong>und</strong> Eröffnung von Promotionsmöglichkeiten für geeignete Absolventen<br />

der Hochschule. Der von der EFH gewählte Weg, hierzu<br />

das Instrument der kooperativen Promotion in Verbindung mit Be-<br />

24<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Fachhochschulen in den<br />

90er Jahren, Köln 1991.<br />

25<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Fachhochschulen, Köln<br />

2002, S. 158 <strong>und</strong> 129.<br />

318


schäftigungsverhältnissen an den Fachhochschulen einzusetzen,<br />

entspricht einer aktuellen Forderung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es. 26<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> bittet das Land Baden-Württemberg, das die<br />

EFH Freiburg bereits in einzelnen Fördermaßnahmen einbezogen<br />

hat, zu prüfen, inwieweit es angesichts der besonderen Leistungen<br />

der Evangelischen Fachhochschule Freiburg in der Forschung diese<br />

in seine Förderprogramme noch stärker einbeziehen kann.<br />

B.IV. Zur Qualitätssicherung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hält es für notwendig, Maßnahmen zur Förderung<br />

<strong>und</strong> Sicherung der Qualität der Lehre, Forschung <strong>und</strong> Verwaltung<br />

sowie zur Erhöhung der Transparenz in Studium <strong>und</strong> Lehre einzusetzen.<br />

Er würdigt daher die umfangreichen Maßnahmen zur Qualitätssicherung,<br />

die die Evangelische Fachhochschule Freiburg zunehmend<br />

- nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> von <strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> Impulsen<br />

abgeschlossener externer Evaluationsverfahren - entwickelt hat: neben<br />

den auf die Institution bzw. Organisation bezogene Qualitätskontrolle<br />

ist insbesondere die Qualitätssicherung im Leistungsbereich<br />

Lehre/Studium hervorzuheben, welche außerdem eng mit dem Hochschulentwicklungsprozess<br />

verknüpft sind. Auch innerhalb des Verfahrens<br />

der institutionellen Akkreditierung hat die EFH nicht nur ihre<br />

Ziele <strong>und</strong> Aufgaben sowie die Wege zu deren Realisierung dargelegt,<br />

sondern eingehend <strong>und</strong> differenziert Rechenschaft über die erreichte<br />

Umsetzung abgelegt.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hält eine Akkreditierung der Studiengänge<br />

durch ausgewiesene Akkreditierungsagenturen für erforderlich. Er<br />

begrüßt es daher, dass die EFH den Studiengang Sozialmanagement<br />

hat akkrediterien lassen <strong>und</strong> den Antrag auf Akkreditierung des Studiengangs<br />

Supervision gestellt hat, <strong>und</strong> er geht davon aus, dass die<br />

Studiengänge Sozialarbeit/Sozialpädagogik <strong>und</strong> Religionspädagogik /<br />

Gemeindediakonie nach ihrer geplanten Umwandlung von Diplom-<br />

Studiengängen in das Bachelor/Master-System ebenfalls zeitnah<br />

akkreditiert werden. Dies gilt auch für alle weiteren geplanten Studiengänge.<br />

B.V. Zur Kooperation<br />

Die Evangelische Fachhochschule Freiburg hat mehrere Kooperationen<br />

mit Hochschulen auf nationaler Ebene, darunter auch Pädagogische<br />

Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten, in Forschung, Lehre <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

aufgebaut. Hervorzuheben ist das vom Land Baden-<br />

26<br />

Ebd. S. 158<br />

319


Württemberg geförderte, sowohl forschungs- als auch anwendungsbezogene<br />

Kompetenzzentrum für Geschlechterforschung <strong>und</strong> Bildungsfragen<br />

in der Informationsgesellschaft. Zu begrüßen ist die<br />

Kooperation mit Universitäten, die Absolventen die Möglichkeit zur<br />

Promotion bieten. Insgesamt ist die Zusammenarbeit mit Hochschulen<br />

<strong>und</strong> sonstigen (wissenschaftlichen) Einrichtungen im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

als angemessen zu beurteilen, hierzu zählen auch die Beteiligung<br />

an europäischen Austauschprogrammen <strong>und</strong> die internationalen<br />

bilateralen Kooperationsverträge über Studierenden- <strong>und</strong> Dozentenaustausch.<br />

Im Fachbereich Religionspädagogik sollte die grenzüberschreitende<br />

Kooperation allerdings weiter ausgebaut werden.<br />

B.VI. Akkreditierungsentscheidung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> weist darauf hin, dass es sich bei der institutionellen<br />

Akkreditierung um die Überprüfung <strong>und</strong> Feststellung qualitativ<br />

erforderlicher Standards handelt. Die Leistungen <strong>und</strong> Merkmale einer<br />

Hochschule können dabei nur im Gesamtzusammenhang betrachtet<br />

<strong>und</strong> gewürdigt werden; die institutionelle Akkreditierung stellt stets<br />

eine Einzelfallbetrachtung dar.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat im Rahmen des Akkreditierungsverfahrens<br />

die bislang erbrachten Leistungen der Evangelische Fachhochschule<br />

Freiburg (EFH) - Hochschule für Soziale Arbeit, Diakonie <strong>und</strong> Religionspädagogik<br />

in Lehre, Forschung <strong>und</strong> Weiterbildung, die dafür eingesetzten<br />

<strong>und</strong> vorgesehenen Ressourcen sowie die vorgelegten<br />

Konzepte <strong>und</strong> vorgesehenen Ressourcen für die geplante Erweiterung<br />

des Studienangebotes geprüft. Diese Prüfung hat ergeben, dass<br />

die Evangelische Fachhochschule Freiburg die erforderlichen Standards<br />

für den Betrieb einer Fachhochschule erfüllt. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

gelangt somit zu einem positiven Akkreditierungsvotum.<br />

Die Akkreditierung erfolgt mit folgenden Auflagen:<br />

Sächliche Ausstattung<br />

− Verbesserung der Bibliotheksausstattung mit elektronischen Medien<br />

Personelle Ausstattung<br />

− für den Studiengang Supervision muss (mindestens), wie von der<br />

Hochschule vorgesehen, eine weitere Professur geschaffen werden<br />

Aufgr<strong>und</strong> der ganz überwiegend positiven Leistungen <strong>und</strong> angesichts<br />

der geringen Auflagen <strong>und</strong> Vorbehalte wird die Akkreditierung der<br />

Evangelischen Fachhochschule Freiburg für zehn Jahre ausgesprochen.<br />

320


Tabelle 1: Projektbezogene Zuwendungen zur Forschung an<br />

der EFH Freiburg (Angaben in Euro) 1<br />

Fachbereich/Organisationseinheit<br />

B<strong>und</strong><br />

Land<br />

Stadt<br />

Landkreis<br />

Wohlfahrtsverbände<br />

Stiftungen<br />

ABM /<br />

Hilfen<br />

zur<br />

Arbeit<br />

Landes-<br />

kirchen-<br />

kasse/<br />

Träger<br />

Eigeneinnahmen<br />

Sonstige<br />

Insgesamt<br />

1998 951.288<br />

Fachbereich 562.441 177.9 13.54 115.0 0 19.17 46.52 6.524 8.025 0 949.288<br />

Fachbereich RP 2.000 2.000<br />

1999 734.875<br />

Fachbereich 254.754 238.7 0 126.2 0 1.278 73.15 6.448 34.178 0 734.875<br />

Fachbereich RP 0<br />

2000 530.466<br />

Fachbereich 149.745 89.88 0 199.2 264 665 73.29 5.981 5.373 0 524.466<br />

Fachbereich RP 6.000 6.000<br />

2001 509.194<br />

Fachbereich 52.663 107.0 1.378 224.5 1.495 72.91 37.11 0 7.079 0 504.194<br />

Fachbereich RP 5.000 5.000<br />

2002 696.650<br />

Fachbereich 103.577 150.6 2.200 290.9 4.664 35.98 67.24 13.294 13.668 10.486 692.650<br />

Fachbereich RP 4.000 4.000<br />

2003 478.632<br />

Fachbereich - 67.12 - 177.4 11.940 37.37 - 4.602 8.884 - 307.355<br />

Fachbereich RP 0<br />

Fachbereich 59.382 69.47 - - - 39.82 - - - 2.600 171.277<br />

1<br />

Die Finanzierung der Forschung im Fachbereich SA/SP <strong>und</strong> im 2003 neu gegründeten<br />

Fachbereich Management, Organisation <strong>und</strong> Bildung (MOB) wurde im wesentlichen<br />

über die Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung abgewickelt. Die Forschungsmittel<br />

im Fachbereich RP werden getrennt über die Hochschule abgerechnet,<br />

ebenso die Zuwendungen für das Forschungsprojekt im Rahmen des Kompetenzzentrums<br />

für Genderfragen in der Mediengesellschaft.<br />

321


Tabelle 2: Evangelische Fachhochschule Freiburg – Finanzierung<br />

1998 bis 2002 – (Angaben in Euro)<br />

322


Tabelle 3: Evangelische Fachhochschule Freiburg – Finanzplanung<br />

2003 bis 2005 – (Angaben in Euro) 1<br />

R<strong>und</strong>ungsdifferenzen<br />

Quelle: <strong>Wissenschaftsrat</strong> nach Angaben der Hochschule<br />

1<br />

Vor Bekanntgabe der Absenkung der Landesmittel um 10 % ab <strong>2004</strong>. - Ab dem<br />

Haushaltsjahr <strong>2004</strong>/2005 werden gesonderte Teilhaushalte für die gebührenpflichtigen<br />

Masterstudiengänge eingerichtet. Sie haben in der Tabelle noch keine Berücksichtigung<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

323


324


Stellungnahme zur Akkreditierung der<br />

Fachhochschule für Oekonomie & Management<br />

(FOM) – Fachhochschule für Berufstätige in Essen<br />

vom Mai <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 326<br />

A. Ausgangslage 328<br />

I. Konzept 328<br />

<strong>II</strong>. Leitungs- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen 332<br />

<strong>II</strong>I. Leistungsbereiche 336<br />

IV. Ausstattung 346<br />

V. Trägerschaft <strong>und</strong> Finanzierung 350<br />

VI. Qualitätssicherung 352<br />

V<strong>II</strong>. Kooperationen 354<br />

B. Stellungnahme 355<br />

I. Zu Konzeption <strong>und</strong> Struktur 355<br />

<strong>II</strong>. Zur Ausstattung <strong>und</strong> Finanzierung 357<br />

<strong>II</strong>I. Zu den Leistungsbereichen 360<br />

IV. Zur Qualitätssicherung 364<br />

V. Zur Kooperation 364<br />

VI. Akkreditierungsentscheidung 365<br />

C. Zusammenfassung 366<br />

Anhang 369<br />

325


Vorbemerkung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat auf der Basis seiner <strong>Empfehlungen</strong> zur<br />

institutionellen Akkreditierung privater Hochschulen 1 einen Akkreditierungsausschuss<br />

eingesetzt, der sich im Januar 2001 konstituierte.<br />

Aufgabe dieses Ausschusses ist die institutionelle Akkreditierung<br />

privater Hochschulen. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur<br />

Qualitätssicherung, das die Frage klären soll, ob eine Hochschuleinrichtung<br />

in der Lage ist, Bildungsangebote zur Verfügung zu stellen,<br />

die nach der staatlichen Gesetzgebung dem Hochschulbereich zuzuordnen<br />

sind. Im Rahmen der institutionellen Akkreditierung ist also<br />

die Erfüllung von Qualitätsstandards zu überprüfen <strong>und</strong> festzustellen.<br />

Diese Standards orientieren sich an den im Hochschulrahmengesetz<br />

<strong>und</strong> in den Landeshochschulgesetzen formulierten Anforderungen<br />

<strong>und</strong> sollten zugleich auf das besondere Profil der Hochschule bezogen<br />

sein.<br />

Die Prüfung der Leistungsbereiche für eine Akkreditierung orientiert<br />

sich an der Kohärenz der gesetzten Ziele <strong>und</strong> der für ihre Erreichung<br />

vorgesehenen Prozesse <strong>und</strong> Ressourcen. Dabei ist zwischen zwei<br />

Formen der institutionellen Akkreditierung privater Hochschulen zu<br />

unterscheiden:<br />

− Die eine Form der Akkreditierung bezieht sich auf neu gegründete<br />

Hochschulen, die erstmalig ein Akkreditierungsverfahren durchführen<br />

lassen wollen. In diesem Falle erfolgt eine umfassende<br />

Prüfung der für den Hochschulbetrieb vorgelegten Konzepte <strong>und</strong><br />

dafür vorgesehenen Ressourcen.<br />

− Die andere Form der Akkreditierung bezieht sich auf Hochschulen,<br />

die bereits tätig sind, beispielsweise auch auf der Gr<strong>und</strong>lage einer<br />

vorläufigen Akkreditierung. Im Gegensatz zu der erstgenannten<br />

Form, die sich auf die Hochschulkonzeption <strong>und</strong> die Vorleistungen<br />

zu deren Umsetzung bezieht, werden hier die Qualitätsmindeststandards<br />

in erster Linie mit Bezug auf die erbrachten Leistungen<br />

in der Forschung <strong>und</strong> in der Lehre sowie in der Weiterbildung geprüft.<br />

Von Bedeutung sind darüber hinaus Konzeption <strong>und</strong> Struktur,<br />

die eingesetzten <strong>und</strong> zukünftig vorgesehenen Ressourcen,<br />

Kooperationen sowie Qualitätssicherungsmaßnahmen der Hochschule.<br />

In beiden Fällen erfolgt die Akkreditierung befristet <strong>und</strong> kann auf Antrag<br />

verlängert werden. Die Dauer der zeitlichen Befristung ist von<br />

verschiedenen Voraussetzungen, nicht zuletzt von der Qualität der<br />

1<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Akkreditierung privater Hochschulen, in:<br />

<strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2000, Köln 2001, Bd. I, S. 201-228.<br />

326


Hochschule abhängig. So erfolgt bei neu gegründeten Einrichtungen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich eine Vorläufige Akkreditierung mit einer Befristung auf<br />

fünf Jahre. Für bestehende Einrichtungen ist dagegen eine Akkreditierung<br />

bis zu zehn Jahren möglich.<br />

Die institutionelle Akkreditierung ist vom Rechtsakt der staatlichen<br />

Anerkennung durch das Sitzland zu unterscheiden, mit der insbesondere<br />

die Befugnisse zur Abnahme von Hochschulprüfungen <strong>und</strong> die<br />

Vergabe von Hochschulgraden verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Die Fachhochschule für Oekonomie & Management (FOM), Essen,<br />

nahm ihren Studienbetrieb nach Erhalt der 1993 durch das Land zunächst<br />

befristet erteilten staatlichen Anerkennung im Jahr 1994 auf.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage eines 1999 vom Land in Auftrag gegebenen Evaluationsgutachtens<br />

zur Qualität der Ausbildung an der FOM wurde<br />

eine wiederum befristete Verlängerung der staatlichen Anerkennung<br />

vom Land durch Bescheid vom 28.08.2000 mit Auflagen erteilt. Das<br />

Land sieht vor, die Ergebnisse des Akkreditierungsverfahrens zur<br />

Gr<strong>und</strong>lage seiner anstehenden Entscheidung über eine weitere Verlängerung<br />

der staatlichen Anerkennung der FOM zu machen.<br />

Der Akkreditierungsausschuss des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es besuchte den<br />

Hauptstandort Essen der Fachhochschule für Oekonomie & Management<br />

am 2. Oktober 2003 <strong>und</strong> erörterte hierbei die fachliche Konzeption<br />

der FOM mit Vertretern des Trägers, der Hochschule <strong>und</strong> des<br />

Landes. In weiteren Sitzungen des Ausschusses am 5. Dezember<br />

2003 <strong>und</strong> am 4. Februar <strong>2004</strong> wurde die vorliegende Stellungnahme<br />

erarbeitet. Diese ist in zwei Teile gegliedert: Teil A fasst als Ausgangslage<br />

die relevanten Daten <strong>und</strong> Entwicklungsperspektiven der<br />

Hochschule zusammen <strong>und</strong> enthält keine Bewertungen. Teil B gibt in<br />

Form einer Stellungnahme die Bewertung der wissenschaftlichen<br />

Leistungen, Strukturen <strong>und</strong> Organisationsmerkmale wieder <strong>und</strong> legt<br />

die Entscheidung über die Akkreditierung der antragstellenden Hochschule<br />

dar.<br />

In dem Akkreditierungsverfahren wirkten auch Sachverständige mit,<br />

die nicht Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es sind. Ihnen ist er zu besonderem<br />

Dank verpflichtet.<br />

Am 30. April <strong>2004</strong> hat der Akkreditierungsausschuss die Stellungnahme<br />

gebilligt. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat die Stellungnahme am<br />

26. Mai <strong>2004</strong> verabschiedet.<br />

327


A. Ausgangslage<br />

A.I. Konzept<br />

Leitbild <strong>und</strong> Profil<br />

Die Fachhochschule für Oekonomie & Management (FOM), Fachhochschule<br />

für Berufstätige, wurde 1990 in Essen als erste deutsche<br />

Fachhochschule in der Trägerschaft regionaler Wirtschaftsverbände<br />

gegründet <strong>und</strong> vom Land Nordrhein-Westfalen 1993 befristet staatlich<br />

anerkannt. Der Gründung der FOM lag die Absicht, zunächst beschränkt<br />

auf die Region Rhein-Ruhr, zugr<strong>und</strong>e, anspruchsvolle <strong>und</strong><br />

praxisnahe Möglichkeiten zur berufsbegleitenden Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

auf Hochschulniveau anzubieten, insbesondere auf dem Gebiet<br />

der Betriebswirtschaftslehre. Die FOM versteht sich als Hochschule<br />

ausschließlich für Berufstätige <strong>und</strong> insofern als Ergänzung des vorhandenen<br />

Angebotsspektrums anderer Fachhochschulen. Die in die<br />

Trägerschaft eingeb<strong>und</strong>enen oder in Lehre <strong>und</strong> Forschung mit der<br />

FOM kooperierenden Wirtschaftsunternehmen versprechen sich darüber<br />

hinaus positive Effekte auf die Rekrutierung von Nachwuchskräften,<br />

da auch Auszubildende bzw. Berufsanfänger im kaufmännischen<br />

Bereich über duale - d.h. mit der betrieblichen Ausbildung in<br />

kaufmännischen Berufen oder mit Trainee-Programmen verzahnte -<br />

Studienangebote als Zielgruppe der FOM angesprochen werden<br />

können. Die Aufnahme in ein Studienprogramm der FOM setzt den<br />

Nachweis einer Hochschulzugangsberechtigung, bei postgradualen<br />

Studienangeboten den Nachweis eines erfolgreich abgeschlossenen<br />

<strong>und</strong> fachlich einschlägigen Erststudiums voraus.<br />

Die Studiengänge der FOM können dementsprechend nicht nur als<br />

Präsenzstudium mit Abend- <strong>und</strong> Wochenendveranstaltungen, sondern<br />

auch als betreutes Selbst- <strong>und</strong> Fernstudium mit individuellen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten im Hinblick auf die zeitliche Belastung der<br />

berufstätigen Studierenden belegt werden (vgl. ausführlicher Abschnitt<br />

A.<strong>II</strong>I.1). Die wohnort- bzw. arbeitsplatznahe Betreuung der<br />

Studierenden übernehmen die regionalen Studienzentren; mit dem<br />

‚Virtuellen Campus’ betreibt die FOM darüber hinaus eine internetbasierte<br />

Plattform für das Selbst- <strong>und</strong> Fernstudium, um den Kontakt<br />

zwischen Studierenden <strong>und</strong> wissenschaftlichem Personal sowie den<br />

Zugriff auf Lernmaterialien <strong>und</strong> Kommunikationsforen der Hochschule<br />

orts- <strong>und</strong> zeitunabhängig zu ermöglichen.<br />

Die FOM betrachtet es als ein besonderes Qualitätsmerkmal, mit<br />

ihren flexiblen Studienangeboten neue, im traditionellen Hochschulbereich<br />

bisher vernachlässigte Zielgruppen, d. h. Berufstätige mit<br />

dem Wunsch, eine Hochschulausbildung nachzuholen, Studienanfänger<br />

mit Interesse an dualen Studienprogrammen oder auch Klein-<br />

328


<strong>und</strong> Mittelunternehmen (KMU), deren Möglichkeiten zur Freistellung<br />

ihrer Beschäftigten für Bildungsmaßnahmen stark eingeschränkt sind,<br />

anzusprechen <strong>und</strong> hierdurch für mehr Chancengleichheit beim Zugang<br />

zu Hochschulprogrammen zu sorgen.<br />

Kennzeichnend für das von der FOM gewählte Profil ist die Schwerpunktsetzung<br />

in den Bereichen Betriebswirtschaft <strong>und</strong> Management,<br />

ergänzt um wirtschaftswissenschaftliche Angebote in Kombination mit<br />

rechts- oder ingenieurwissenschaftlichen oder informationstechnischen<br />

Bezügen. Den dynamischen Veränderungen an die Qualifikationen<br />

<strong>und</strong> Tätigkeiten im Berufsfeld sowie den spezifischen Anforderungen<br />

berufstätiger Studierender will die FOM im Hinblick auf Lehrinhalte,<br />

Vermittlung methodischer <strong>und</strong> sozialer Kompetenzen sowie<br />

hinsichtlich der Studienorganisation in besonderem Maße Rechnung<br />

tragen. Der Internationalisierung von Studium <strong>und</strong> Arbeitswelt sowie<br />

der gegenseitigen Befruchtung berufspraktischer <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />

Lernprozesse will die FOM besondere Aufmerksamkeit widmen.<br />

Übersicht über die Leistungsbereiche<br />

Das Leistungsspektrum der FOM umfasst die Bereiche Lehre, anwendungsorientierte<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung sowie - vermittels<br />

des der Hochschule angeschlossenen Instituts für Oekonomie & Management<br />

(IOM) <strong>und</strong> dessen Anbindung an Schwesterorganisationen<br />

innerhalb des Verb<strong>und</strong>es BildungsCentrum der Wirtschaft (BCW, vgl.<br />

zur Trägerschaft Abschnitt A.V.) - die wissenschaftliche Weiterbildung.<br />

In der Lehre verfolgt die FOM den Anspruch, durch enge inhaltliche,<br />

methodische <strong>und</strong> personelle Verzahnung zwischen betrieblicher Ausbildung<br />

bzw. Berufspraxis <strong>und</strong> Wissenschaft für eine den Abläufen<br />

<strong>und</strong> Anforderungen der Unternehmen optimal angepasste Qualifizierung<br />

zu sorgen. Im Mittelpunkt der Lehre steht daher die Vermittlung<br />

berufsfeld- oder branchentypischer Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten zur<br />

Heranbildung des Führungskräftenachwuchses. Die mit der Berufstätigkeit<br />

aller an der FOM Studierenden einhergehenden Sonderbedingungen<br />

begegnet die Hochschule mit unterschiedlichen Studienmodellen,<br />

so dass die zeitliche Belastung durch das Studium insgesamt,<br />

insbesondere jedoch die Anwesenheitspflicht bei Präsenzveranstaltungen<br />

individuell <strong>und</strong> variabel eingeteilt werden kann. Nicht zuletzt<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird der Nutzung <strong>und</strong> dem Kompetenzerwerb der<br />

Studierenden im Bereich der neuen Medien große Bedeutung beigemessen.<br />

Die Aktivitäten der FOM auf dem Gebiet der angewandten Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung befassen sich vor allem mit der Analyse, Initiierung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung von strukturellen oder technischen Veränderungs-<br />

329


prozessen in mittelständischen Unternehmen. Die Hochschule will in<br />

diesem Segment, vorzugsweise auf der Gr<strong>und</strong>lage langfristiger Partnerschaften,<br />

zu einem nachhaltigen Kompetenzaufbau in den Betrieben<br />

beitragen. Durch ihre Trägerstiftung <strong>und</strong> ihre dualen Studienangebote<br />

verfügt die FOM über einen institutionell etablierten Zugang<br />

zu einer Vielzahl von Unternehmen; von der Hochschule wird dieses<br />

als gute Ausgangssituation für die Realisierung anwendungsnaher<br />

Forschungsvorhaben oder wissenschaftlicher Dienstleistungen gesehen.<br />

Seminare <strong>und</strong> andere kurzzeitige Maßnahmen zur wissenschaftlichen<br />

Weiterbildung werden über das Institut für Oekonomie & Management<br />

(IOM) konzipiert <strong>und</strong> angeboten, häufig im Auftrag von oder in<br />

enger Kooperation mit Einzelunternehmen. Das der FOM angeschlossene<br />

IOM nimmt nach Ansicht der Hochschule insbesondere<br />

im Weiterbildungsbereich eine wichtige Schnittstellenfunktion gegenüber<br />

anderen Bildungseinrichtungen innerhalb des Verb<strong>und</strong>es BildungsCentrum<br />

der Wirtschaft dar (vgl. hierzu Abschnitt A.<strong>II</strong>I.3). Das<br />

Lehrpersonal der Fachhochschule für Oekonomie & Management soll<br />

bei der Entwicklung <strong>und</strong> Vermarktung von Weiterbildungsangeboten<br />

über das IOM nach Möglichkeit auch im Rahmen von Forschungsprojekten<br />

der Hochschule gewonnene Ergebnisse <strong>und</strong> Kontakte nutzen.<br />

Besonderheiten<br />

Die von der FOM berufsbegleitend angebotenen Studiengänge basieren<br />

auf einem zeitlich flexibilisierten Ablaufmodell: Während das berufsbegleitende<br />

Präsenzstudium (Säule I) als Vollzeitstudium in Form<br />

von Blockveranstaltungen am Abend <strong>und</strong> am Wochenende abgehalten<br />

wird, eröffnet das Fernstudium nach dem so genannten ‚Drei-<br />

Säulen-Modell’ individuelle Möglichkeiten zur Anpassung der mit dem<br />

Studium einhergehenden Zeitbelastung durch den Einsatz von Materialien<br />

zum Selbst- (Säule <strong>II</strong>) <strong>und</strong> zum mediengestützten Fernstudium<br />

(Säule <strong>II</strong>I). Bei Belegung eines Fernstudiengangs nach dem ‚Drei-<br />

Säulen-Modell’ beläuft sich der Zeitumfang im betreuten Selbststudium<br />

mit von der FOM bereitgestellten Lern- <strong>und</strong> Übungsmaterialien<br />

auf wöchentlich 8 Lehrveranstaltungsst<strong>und</strong>en, wodurch die obligatorischen<br />

Präsenzveranstaltungen auf ebenfalls wöchentlich 8 Lehrveranstaltungsst<strong>und</strong>en,<br />

hier durchgängig Blockveranstaltungen an<br />

Samstagen, reduziert werden. Zur Kompensation der vergleichsweise<br />

geringeren wöchentlichen Zeitbelastung in den berufsbegleitenden<br />

Studiengängen der FOM werden die vorlesungsfreien Zeiten auf studienjährlich<br />

10 Wochen beschränkt, wodurch ferner eine gleichmäßigere<br />

Verteilung des Lernpensums erreicht werden soll.<br />

Ferner bietet die FOM die gr<strong>und</strong>ständigen Studiengänge Wirtschaft,<br />

Wirtschaftsinformatik <strong>und</strong> Wirtschaftsrecht auch als so genanntes<br />

330


‚Trainee-Studium’ an (aktuell nur an den Standorten Düsseldorf <strong>und</strong><br />

Essen). Das Trainee-Studium der FOM richtet sich an Schulabgänger<br />

mit allgemeiner Hochschulreife (Abitur), die alternativ zur herkömmlichen<br />

Berufsausbildung unterschiedliche Funktionsbereiche ihrer Betriebe<br />

im Praxiseinsatz kennen lernen <strong>und</strong> begleitend hierzu ein<br />

Hochschulstudium absolvieren möchten. Die Studierenden im Trainee-Studium<br />

werden von ihren Unternehmen wöchentlich zwei Tage<br />

für den Besuch von Lehrveranstaltungen an der FOM freigestellt.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer auch überregional stark expandierenden<br />

Nachfrage hat die FOM sukzessive weitere Teilstandorte in der Region<br />

Rhein-Ruhr eingerichtet, die durch hauptberufliches Lehrpersonal<br />

vom Standort Essen aus mitbetreut werden, sowie eine Reihe von<br />

Fernstudienzentren im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet. In diesem Zusammenhang<br />

hat die FOM auch Verträge mit staatlichen Hochschulen<br />

über die entgeltliche Bereitstellung von Studieninfrastrukturen <strong>und</strong><br />

studienbezogenen Dienstleistungen abgeschlossen. Dies ermöglicht<br />

es Unternehmen mit dezentralen Zweigniederlassungen sowie Berufstätigen<br />

außerhalb des Einzugsgebietes des Essener Hauptstandortes<br />

der Hochschule, die Studienangebote der FOM auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

des internetbasierten Selbst- <strong>und</strong> Fernstudiums sowie begleitender<br />

Präsenztutorien im Studienzentrum wahrzunehmen. Die Fernstudienzentren<br />

verfügen über kein hauptberufliches Personal, sondern<br />

werden von Lehrbeauftragten (regionalen Studienleiter <strong>und</strong> Dozenten)<br />

nach inhaltlichen, didaktischen <strong>und</strong> qualitativen Vorgaben<br />

des Hauptstandortes der FOM in Essen geführt. Die folgende Abbildung<br />

gibt einen Überblick über sämtliche Standorte <strong>und</strong> Fernstudienzentren<br />

der FOM: 2<br />

FOM-Standorte (Eröffnungsjahr),<br />

nach Studienmodellen<br />

Teilstandorte 1) Fernstudienzentren 2)<br />

Essen (1993) Berlin (2001)<br />

Leverkusen (1996) Frankfurt/M. (2001)<br />

Duisburg (1997) Siegen (2001)<br />

Neuss (1999) Hamburg (2002)<br />

Gütersloh (2001) München (2002)<br />

Düsseldorf (2002)<br />

1) Berufsbegleitendes Präsenz-/Traineestudium.<br />

2) Sog. Drei-Säulen-Modell mit 50% Fernstudienanteil.<br />

2<br />

Weitere geplante Studienzentren: Marl/Recklinghausen, diverse Studienzentren in<br />

Ostdeutschland, aber auch Taiyuan/China.<br />

331


Im Hinblick auf die Internationalisierung der Studiengänge <strong>und</strong> Studienabschlüsse<br />

pflegt die FOM seit ihrer Eröffnung Kooperationsbeziehungen<br />

zu ausländischen Hochschulen (vgl. Abschnitt A.V<strong>II</strong> zu<br />

Kooperationsbeziehungen). Ferner bereitet die FOM ihre Studierenden<br />

seit 1998 im Rahmen einer Kooperationsbeziehung zur Hogeschool<br />

Zeeland auf die Prüfungen zum Erwerb eines Doppelabschlusses<br />

vor (Diplom FH, Bachelor).<br />

Seit 2001 bietet das IOM den Studiengang International Financial<br />

Management (MBA) der Hogeschool Zeeland auf der Gr<strong>und</strong>lage des<br />

in den §§ 96 <strong>und</strong> 118 Hochschulgesetz Nordrhein-Westfalen geregelten<br />

Franchise-Modells als Tutorien-Studiengang in Essen <strong>und</strong> Frankfurt/M.<br />

an; die Verleihung des Hochschulgrades findet nach erfolgreich<br />

bestandener Abschlussprüfung an der Hogeschool Zeeland<br />

nach niederländischem Hochschulrecht statt.<br />

A.<strong>II</strong>. Leitungs- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen<br />

Bedingt durch die zentrale Stellung der betriebs- <strong>und</strong> wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fächer für das gesamte Lehr- <strong>und</strong> Forschungsangebot<br />

der FOM, hat die Hochschule in den Gründungsjahren <strong>und</strong> der<br />

Konsolidierungsphase auf eine Binnengliederung in Fachbereiche<br />

sowie die Etablierung fachbereichs- <strong>und</strong> studiengangbezogener Ämter<br />

oder Funktionen bis zum Jahre 2001 verzichtet. Als Gremium der<br />

hochschulinternen Mitwirkung <strong>und</strong> Beratung ist ein Fachhochschulrat 3<br />

ein-gerichtet worden, dem die anfangs berufenen Professoren der<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Kernfächer sämtlich angehörten.<br />

Erst mit der Erweiterung des Fächerspektrums <strong>und</strong> dem weiteren<br />

Ausbau erachtete die FOM es als notwendig, Fachbereiche zu definieren<br />

<strong>und</strong> Fachbereichsleiter (Dekane) 4 zu ernennen, die allerdings<br />

vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichen <strong>und</strong> lediglich unter<br />

fachlichen <strong>und</strong> ablauforganisatorischen Gesichtspunkten Verantwortung<br />

tragen. Die Entscheidungskompetenzen liegen an der FOM<br />

weiterhin bei der Hochschulleitung (Prorektor, zentraler Studienleiter)<br />

<strong>und</strong> bei fachbereichsübergreifenden Gremien wie Prüfungskommission,<br />

Berufungskommission <strong>und</strong> Weiterbildungskommission; hierdurch<br />

3<br />

Aus pragmatischen Gründen wird hier den Begrifflichkeiten der FOM gefolgt. Das<br />

von der FOM als Fachhochschulrat bezeichnete Gremium entspricht im Hinblick auf<br />

Zusammensetzung <strong>und</strong> Funktionen dem Hochschulsenat im staatlichen Hochschulbereich.<br />

Vgl. zu abweichenden Funktions- <strong>und</strong> Gremienbezeichnungen der FOM ferner<br />

auch die Fußnoten 4, 5 <strong>und</strong> 6.<br />

4<br />

Unter Verwendung der im staatlichen Hochschulbereich üblichen Terminologie<br />

erscheint die Bezeichnung der Organisationseinheiten als Fachgebiete zutreffender;<br />

entsprechend wären die Fachbereichsleiter (Dekane) als Fachgebietsleiter <strong>und</strong> der<br />

zentrale Studienleiter als Prorektor für Lehre zu bezeichnen.<br />

332


will die FOM gewährleisten, dass zentral definierte Qualitäts- <strong>und</strong><br />

Verfahrensstandards über alle Studiengänge <strong>und</strong> Standorte hinweg<br />

einheitlich umgesetzt <strong>und</strong> kontrolliert werden können.<br />

Die Gliederung der FOM in die organisatorischen Gr<strong>und</strong>einheiten der<br />

Fachbereiche 5 , die jeweils von Dekanen geleitet werden, stellt sich<br />

heute wie folgt dar:<br />

− Wirtschaft<br />

− Internationale Studiengänge<br />

− Volkswirtschaft<br />

− Wirtschaftsrecht<br />

− Wirtschaftsinformatik<br />

Organe der Hochschule sind der Rektor, der Senat 6 <strong>und</strong> der Fachhochschulrat.<br />

Die Hochschulleitung, bestehend aus Rektor, Prorektor,<br />

zentralem Studienleiter 7 <strong>und</strong> Kanzler, vertritt die Hochschule nach<br />

innen <strong>und</strong> außen <strong>und</strong> hat Entscheidungsbefugnis in allen Angelegenheiten.<br />

Der Rektor wird auf Vorschlag des Trägers aus dem Kreis der hauptberuflichen<br />

Professoren der FOM vom Fachhochschulrat gewählt. Er<br />

ist Sprecher der Hochschulleitung <strong>und</strong> vertritt diese nach außen; in<br />

Rechts- <strong>und</strong> Verwaltungsangelegenheiten wird der Rektor durch den<br />

Kanzler vertreten. Der ebenfalls auf Vorschlag des Trägers vom<br />

Fachhochschulrat gewählte Prorektor (ebenfalls hauptberuflicher<br />

Professor der FOM) vertritt den Rektor in Angelegenheiten der Gestaltung<br />

des Studienbetriebs.<br />

Der zentrale Studienleiter wird vom Rektor im Einvernehmen mit dem<br />

Träger aus dem Kreis der Professorenschaft der FOM ernannt <strong>und</strong><br />

stellt das Bindeglied zwischen Leitungsorganen einerseits sowie den<br />

Fachbereichen, Teilstandorten <strong>und</strong> Fernstudienzentren andererseits<br />

dar. Er ist für die Planung <strong>und</strong> Entwicklung, Koordination <strong>und</strong> Quali-<br />

5<br />

Unter Verwendung der im staatlichen Hochschulbereich üblichen Terminologie<br />

erscheint die Bezeichnung der Organisationseinheiten als Fachgebiete zutreffender;<br />

entsprechend wären die Fachbereichsleiter (Dekane) als Fachgebietsleiter <strong>und</strong> der<br />

zentrale Studienleiter als Prorektor für Lehre zu bezeichnen.<br />

6<br />

Der Senat der FOM ist im Hinblick auf seine Funktion als hochrangiges Beratungs<strong>und</strong><br />

Repräsentationsgremium mit dem Beirat an staatlichen Hochschulen zu vergleichen;<br />

die Mitglieder des Senats der FOM rekrutieren sich jedoch überwiegend aus der<br />

Hochschulleitung <strong>und</strong> der Trägereinrichtung.<br />

7<br />

Die Funktion <strong>und</strong> Kompetenzen des zentralen Studienleiters der FOM entsprechen<br />

in den üblichen Organisationsstrukturen von Hochschulen denen eines Prorektors für<br />

Lehre. Die Aufgaben des Prorektors der FOM beschränken sich auf die Überwachung<br />

formaler Vorgaben im Hinblick auf Studien- <strong>und</strong> Prüfungsordnungen.<br />

333


tätssicherung aller Lehrangebote verantwortlich <strong>und</strong> stimmt sich<br />

diesbezüglich mit den jeweiligen Dekanen der Fachbereiche, den<br />

Studienleitern der Fernstudienzentren sowie der zentralen Verwaltung<br />

der FOM ab. Der zentrale Studienleiter unterhält ferner Kontakte<br />

zu anderen Hochschulen <strong>und</strong> vertritt die Fachbereiche <strong>und</strong> Studiengänge<br />

nach außen.<br />

Der Senat, bestehend aus dem Gründungsrektor, Rektor, Prorektor,<br />

Kanzler, dem Vorsitzenden des Fre<strong>und</strong>eskreises der FOM, dem Studienleiter<br />

<strong>und</strong> Vertretern der nicht-wissenschaftlichen Mitarbeiter,<br />

wirkt bei allen Angelegenheiten von gr<strong>und</strong>sätzlicher Bedeutung beratend<br />

an der Entscheidungsfindung der Hochschulleitung mit <strong>und</strong> repräsentiert<br />

die Hochschule nach außen; so knüpft <strong>und</strong> unterhält der<br />

Senat für die FOM Verbindungen zu Wirtschaft, Politik <strong>und</strong> anderen<br />

Hochschulen.<br />

Der Fachhochschulrat, bestehend aus Rektor, Prorektor, zentralem<br />

Studienleiter, Kanzler (alle: geborene Mitglieder) sowie drei Vertretern<br />

der hauptberuflich Lehrenden, vier Vertretern der Lehrbeauftragten<br />

<strong>und</strong> zwei Vertretern der Studentenschaft (alle: aus Dozentenvollversammlung<br />

oder Studierendenvertretung gewählte Mitglieder),<br />

berät <strong>und</strong> unterstützt die Hochschulleitung in Fragen der Hochschulentwicklung.<br />

Er wählt aus seiner Mitte die Mitglieder der Berufungskommission,<br />

der Weiterbildungskommission <strong>und</strong> des Prüfungsausschusses.<br />

Die Fachbereichsleiter (Dekane) werden vom Rektorat der FOM im<br />

Einvernehmen mit dem Träger aus dem Kreis der hauptberuflich Lehrenden<br />

der FOM ernannt. Sie vertreten die fachlichen Belange ihres<br />

Fachgebiets innerhalb der Hochschule standort- sowie studiengangübergreifend<br />

<strong>und</strong> sind, unbeschadet der Gesamtverantwortung des<br />

zentralen Studienleiters, für die Organisation <strong>und</strong> Durchführung des<br />

Lehr- <strong>und</strong> Forschungsbetriebs sowie die Durchführung der Evaluation<br />

in ihrem jeweiligen Fachbereich verantwortlich. Sie setzen Vorgaben<br />

<strong>und</strong> Weisungen des Rektorats bzw. die im Rahmen von Fachbereichsversammlungen<br />

gefassten Beschlüsse um.<br />

Einen vollständigen Überblick über die Hochschulstrukturen enthält<br />

die Abbildung 1 im Anhang.<br />

Interne Entscheidungs- <strong>und</strong> Verwaltungsabläufe<br />

Die Entscheidungsfindung in akademischen Angelegenheiten obliegt<br />

den Organen Fachbereichsleitung, Fachhochschulrat, Senat <strong>und</strong><br />

Hochschulleitung; die bei der Hochschulleitung gebündelten Entscheidungs-<br />

<strong>und</strong> Ernennungskompetenzen setzen sich nach unten,<br />

d.h. in Richtung Fachbereiche, als zentrale Vorgaben im Bereich der<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Qualitätsstandards fort. So werden z.B. die von den<br />

334


Fachbereichsleitungen im Zusammenwirken mit den Lehrenden der<br />

Studiengänge entworfenen Studien- <strong>und</strong> Prüfungsordnungen auf<br />

Rektoratsebene vom zentralen Studienleiter überprüft <strong>und</strong> verabschiedet.<br />

Daneben findet auch eine Beauftragung von einzelnen<br />

Hochschullehrern der FOM mit internen Management- oder Innovationsaufgaben<br />

durch die Hochschulleitung, insbesondere seitens der<br />

Hochschulverwaltung, statt. In wirtschaftlicher <strong>und</strong> rechtlicher Hinsicht<br />

liegen die Befugnisse der Geschäftsführung bei der gemeinnützigen<br />

Trägergesellschaft FOM gGmbH. Die hochschulinterne Mittelverteilung<br />

<strong>und</strong> -verwendung wird durch den Kanzler der FOM koordiniert<br />

<strong>und</strong> verantwortet.<br />

Die Besetzung von Professuren erfolgt an der FOM durch Vorschlag<br />

der Berufungskommission an die Trägergesellschaft; die Vertragsgestaltung<br />

<strong>und</strong> disziplinarische Personalverantwortung obliegen der<br />

Geschäftsführung der FOM gGmbH. Die Einstellung von Lehrpersonal<br />

ist von der FOM beim Land anzuzeigen; das Land prüft hierbei<br />

insbesondere die formalen Voraussetzungen zur Verleihung des Professorentitels<br />

an Lehrende der FOM sowie ggf. erforderliche Nebentätigkeitsgenehmigungen<br />

für Lehraufträge an Dozenten staatlicher<br />

Hochschulen.<br />

Mitwirkungsmöglichkeiten der Hochschulangehörigen<br />

Die Angehörigen der FOM entsenden, gegliedert nach Statusgruppen,<br />

ihre gewählten Vertreter in den Fachhochschulrat <strong>und</strong> von hier<br />

aus in die Berufungs-, Prüfungs- <strong>und</strong> Weiterbildungskommissionen.<br />

Darüber hinaus wird mindestens einmal jährlich eine Vollversammlung<br />

aller Dozenten der FOM abgehalten, die der Verständigung <strong>und</strong><br />

Koordination der einzelnen Studiengänge untereinander sowie der<br />

Sammlung innovativer Ideen <strong>und</strong> Entwicklungsimpulse dient. Anregungen<br />

<strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge können die Lehrenden der<br />

FOM auch auf Fachbereichsebene oder mit dem zuständigen Leiter<br />

besprechen. Auf Seiten der Studierenden hat sich eine Studentenvertretung<br />

durch allgemeine Wahl konstituiert.<br />

Interne Mittelverteilung <strong>und</strong> Anreizsteuerung<br />

Die hochschulinterne Zuweisung vom Träger bereitgestellter Mittel<br />

erfolgt entsprechend einer vorgeschalteten Bedarfsermittlung; Budgetierungsverfahren<br />

oder Anreizinstrumente werden hierbei nicht angewendet.<br />

Das im Hinblick auf die Höhe der Bezüge an die staatliche Professorenbesoldung<br />

angelehnte Vergütungssystem der FOM für Hochschullehrer<br />

sieht neben einem in Abhängigkeit vom geleisteten Deputat<br />

fixen Bestandteil auch variable, leistungsbezogene Vergütungskomponenten<br />

vor, z.B. für die Übernahme von Verwaltungsfunktionen<br />

335


oder Sonderaufgaben sowie für die Abnahme von Prüfungen, Korrektur<br />

von Seminar- <strong>und</strong> Diplomarbeiten oder für die Betreuung von Diplomanden.<br />

A.<strong>II</strong>I. Leistungsbereiche<br />

<strong>II</strong>I.1. Studium <strong>und</strong> Lehre<br />

Studienangebot <strong>und</strong> Curricula im Präsenzstudium<br />

Seit dem Vorliegen der 1993 vorläufig <strong>und</strong> zunächst auf fünf Jahre<br />

befristet erteilten staatlichen Anerkennung <strong>und</strong> der Aufnahme des<br />

Lehrbetriebs in den Studiengängen Wirtschaft <strong>und</strong> Wirtschaftsinformatik<br />

zum Wintersemester 1994/95 hat die FOM ihr Studienangebot<br />

durch Ausdifferenzierung sukzessive erweitert. Angesichts der Konzentration<br />

des Studienangebots auf die Bereiche Betriebswirtschaft<br />

<strong>und</strong> Management sowie deren Kombination mit anderen Fachdisziplinen<br />

setzt die FOM betriebswirtschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> Methodenkurse<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage modularisierter Curricula studiengangübergreifend<br />

ein. In der Regel werden hierzu an den einzelnen<br />

Standorten der Hochschule inhaltlich gleiche Lehrveranstaltungen<br />

aus unterschiedlichen Studiengängen zusammengelegt.<br />

Das Angebotsspektrum der FOM umfasst im Präsenzstudium heute<br />

fünf gr<strong>und</strong>ständige Studiengänge - Abschluss: Bachelor (honours)<br />

bzw. Diplom (FH) - sowie fünf Weiterbildungsstudiengänge - Abschluss:<br />

Diplom (FH) bzw. Master of Business Administration. Im<br />

Einzelnen können die folgenden Studienprogramme im Präsenzstudium<br />

belegt werden:<br />

Gr<strong>und</strong>ständige Studienangebote<br />

− Wirtschaft (Dipl. Kaufmann/-frau FH)<br />

− Wirtschaftsinformatik (Dipl. Informatiker/-in FH)<br />

− Wirtschaftsrecht (Dipl. Wirtschaftsjurist/-in FH)<br />

− International Management (Bachelor honours)<br />

− IT Engineering (Bachelor honours)<br />

Weiterführende Studiengänge/Zusatzstudiengänge<br />

− Wirtschaftsinformatik (Dipl. Informatiker/-in FH)<br />

− Wirtschaftsrecht (Dipl. Wirtschaftsjurist/-in FH)<br />

− Wirtschaftsingenieurwesen (Dipl. Wirtschaftsingenieur/-in FH)<br />

− Business Administration (MBA)<br />

336


− MBA in International Financial Management (MBA), in Kooperation<br />

mit der Hogeschool Zeeland (siehe Abschnitt A.I, Besonderheiten)<br />

Des Weiteren ist die Einführung von zwei Bachelor-Studiengängen<br />

‚Ges<strong>und</strong>heitsmanagement’ <strong>und</strong> ‚Automotive Engineering’ geplant 8 .<br />

Tabelle 1 im Anhang stellt das gegenwärtige sowie geplante Studienangebot<br />

der FOM nach Abschlüssen, Regelstudienzeit, Studienform<br />

<strong>und</strong> anbietenden Teilstandorten bzw. Studienzentren im Überblick<br />

dar.<br />

Als Hochschule für Berufstätige hat die FOM ein Studienmodell entwickelt,<br />

welches den Studierenden den berufsbegleitenden Besuch<br />

von Lehrveranstaltungen ermöglicht, indem diese als Blockveranstaltungen,<br />

üblicherweise im Umfang von je 4 Lehrveranstaltungsst<strong>und</strong>en,<br />

an Abenden <strong>und</strong> am Wochenende (Samstags) abgehalten werden.<br />

Da den berufstätigen Studierenden für ein Studium in Regelstudienzeit<br />

der Besuch von Lehrveranstaltungen im Umfang von durchschnittlich<br />

16 Wochenst<strong>und</strong>en abverlangt wird, kompensiert die FOM<br />

diese vergleichsweise geringe Belastung durch verkürzte Semesterferien<br />

(lediglich zehn Wochen jährlich). Ferner wird angesichts der<br />

Berufstätigkeit der Studierenden auf die Ableistung von studienintegrierten<br />

Praxisphasen (Praxissemester) verzichtet.<br />

Darüber hinaus bietet die FOM über das IOM Lehrveranstaltungen<br />

(Tutorien) im Rahmen des von der Hogeschool Zeeland (Vlissingen,<br />

NL) entwickelten <strong>und</strong> verantworteten Studiengangs Master of Business<br />

Administration an; die Abschlussprüfungen sowie die Verleihung<br />

des akademischen Grades finden an der niederländischen Partnerhochschule<br />

statt. Diese Zusammenarbeit basiert auf einem Franchisingabkommen<br />

zwischen den beteiligten Hochschulen, welches in<br />

§ 118 Hochschulgesetz NRW geregelt wird, <strong>und</strong> der Feststellung des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen, dass der vom Franchisenehmer (FOM)<br />

angebotene Studiengang im Vergleich zum Angebot der niederländischen<br />

Hochschule (Hogeschool Zeeland) als gleichwertig einzustufen<br />

ist.<br />

Studienangebote nach dem „Drei-Säulen-Modell“<br />

Nach dem ‚Drei-Säulen-Modell’ werden an der FOM folgende Studiengänge<br />

angeboten (vgl. Überblickdarstellung im Anhang - Tabelle<br />

1):<br />

8<br />

Das Land macht die Erteilung seiner Genehmigung zur Einführung dieser neuen<br />

Studiengänge vom Ausgang des Akkreditierungsverfahrens der FOM abhängig.<br />

337


Gr<strong>und</strong>ständige Studienangebote<br />

− Wirtschaft (Dipl. Kaufmann/-frau FH)<br />

− Wirtschaftsinformatik (Dipl. Informatiker/-in FH)<br />

Weiterführende Studiengänge/Zusatzstudiengänge<br />

− Business Administration (MBA)<br />

Die Lehrveranstaltungen im Studium nach dem „Drei-Säulen-Modell“<br />

werden am Wochenende <strong>und</strong> wohnortnah in den regionalen Studienzentren<br />

der FOM von externen Lehrbeauftragten abgehalten. Die<br />

Lernmaterialien für das Selbststudium werden von den Professoren<br />

der FOM entwickelt <strong>und</strong> können studiengang- sowie standortübergreifend<br />

in den entsprechenden Fächern eingesetzt werden.<br />

Im Hinblick auf den von der FOM gegenüber dem Land zu erbringenden<br />

Nachweis einer überwiegend von hauptberuflichen Lehrkräften<br />

erbrachten Lehrleistung 9 werden die zur Entwicklung <strong>und</strong> Erstellung<br />

der Fernstudienmaterialien aufgewendeten Zeitanteile der Professoren<br />

der FOM analog der Vorgehensweise bei Fernstudienangeboten<br />

der Fernuniversität Hagen durch Gewichtungsfaktoren auf 70% der<br />

im Rahmen der ‚Drei-Säulen’-Studiengänge insgesamt erbrachten<br />

Lehrleistung veranschlagt.<br />

Einen Überblick über die von unterschiedlichen Lehrkräften der FOM<br />

im Zuge der Fernstudienangebote im einzelnen wahrgenommenen<br />

Lehraufgaben <strong>und</strong> deren Gewichtung enthält die folgende Tabelle:<br />

Elemente<br />

Inhalte<br />

Gewichtung<br />

zur Ermittlung<br />

der<br />

Quote<br />

Erfüllung der<br />

Teilaufgaben<br />

an der FOM:<br />

Säule 1:<br />

Präsenzveranstaltungen<br />

Vermittlung <strong>und</strong> Vertiefung<br />

des Stoffes (in Ergänzung<br />

zu den anderen<br />

beiden Elementen), Klausuren,<br />

Vermittlung von<br />

praxisbezogener Handlungskompetenz<br />

<strong>und</strong> von<br />

Schlüsselkompetenzen in<br />

Form von Präsenztutorien.<br />

Säule 2:<br />

Fernlehre<br />

Entwicklung <strong>und</strong><br />

Versand von<br />

Lernkonzepten/-<br />

materialien zum<br />

strukturierten<br />

Eigenstudium<br />

(schriftliche Materialien,<br />

CD ROM<br />

Repetitorien).<br />

Säule 3:<br />

Multimediale<br />

Lehre<br />

Online-Tutorien<br />

<strong>und</strong> Chat-Rooms.<br />

Die beantworteten<br />

Fragen stehen<br />

allen Studierenden<br />

zur Verfügung<br />

CD-ROM-<br />

Repetitorien<br />

20 % 70 % 10 %<br />

100 % nebenberuflich<br />

Lehrende<br />

100 % hauptberuflich<br />

Lehrende<br />

50 % hauptberuflich<br />

Lehrende, 50<br />

% nebenberuflich<br />

Lehrende<br />

9<br />

338<br />

Gemäß § 113 Abs. 6 Hochschulgesetz Nordrhein-Westfalen.


Das von der FOM für ihre Fernstudiengänge entwickelte ‚Drei-<br />

Säulen-Modell’ wurde von der FIBAA im Zuge der Akkreditierung der<br />

Diplom-Studiengänge Wirtschaft <strong>und</strong> Wirtschaftsinformatik der Hochschule<br />

am Beispiel des regionalen Studienzentrums in München begutachtet<br />

(vgl. Abschnitt A. VI. Qualitätssicherung).<br />

Studienplatzwechsel <strong>und</strong> internationale Anschlussfähigkeit der<br />

Abschlüsse<br />

Durch die seitens des Landes Nordrhein-Westfalen mit der Genehmigung<br />

festgestellte Gleichwertigkeit der FOM-Studiengänge zu denen<br />

an staatlichen Fachhochschulen ist bei einem Studienplatzwechsel<br />

von der FOM zu einer anderen Hochschule, unbeschadet der konkreten<br />

Bestimmungen der aufnehmenden Hochschule, gewährleistet,<br />

dass eine Anerkennung der an der FOM erbrachten Teilleistungen<br />

sowie Anrechnung von Studienzeiten erfolgt. Die nach dem konsekutiven<br />

Abschlussmodell aufgebauten Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge<br />

der FOM basieren auf einem dem ECTS entsprechenden Kreditpunktesystem,<br />

so dass bei einem Wechsel an eine andere Hochschule<br />

– auch an Auslandshochschulen – eine vereinfachte Anrechnung<br />

bereits erbrachter Studienleistungen erfolgen kann. Die Aufnahme<br />

von Absolventen der FOM in weiterführende Studienprogramme<br />

an Auslandshochschulen ist zumindest im Hinblick auf die<br />

mit der FOM kooperierenden Einrichtungen sichergestellt. 10<br />

Umgekehrt werden bei einem Studienplatzwechsel an die FOM gemäß<br />

deren Prüfungsordnungen vergleichbare oder gleichwertige<br />

Studienzeiten <strong>und</strong> Teilleistungen anderer Hochschulen anerkannt.<br />

Besonderheiten des Leistungsangebots im Vergleich zum Angebot<br />

staatlicher Hochschulen<br />

Aus Sicht der FOM hebt sich das eigene Studienangebot von dem<br />

anderer Hochschulen insbesondere durch folgende Qualitätsmerkmale<br />

ab:<br />

− zeitliche Flexibilität <strong>und</strong> Rücksichtnahme auf berufliche oder private<br />

Verpflichtungen,<br />

− starke Praxisorientierung durch inhaltlich-thematische Verschränkung<br />

des Lernens an der Hochschule <strong>und</strong> Problemstellungen des<br />

betrieblichen/beruflichen Lebens (z.B. Business Cases, Projektstudium<br />

usw.),<br />

10<br />

Mit folgenden Auslandshochschulen bestehen Vereinbarungen betreffend die<br />

Aufnahme von Absolventen der FOM: Hogeschool Zeeland (Verleihung Abschluss<br />

Bachelor of Commercial Economics), University of Bradford (Master of International<br />

Business Studies).<br />

339


− hoher curricularer Anteil von Kursen zur Vermittlung von Sprach-,<br />

Sozial- <strong>und</strong> Führungskompetenzen,<br />

− gute finanzielle Absicherung <strong>und</strong> Beschäftigungssicherheit der in<br />

Ausbildungs- oder Trainee-Programmen beschäftigten Studierenden.<br />

Zugangsvoraussetzungen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die Aufnahme von Studiengängen der FOM sowohl<br />

zum Wintersemester als auch zum Sommersemester möglich. Abhängig<br />

vom Studienstandort/-gang kann die Aufnahme im Einzelfall<br />

aber auch nur zum Wintersemester erfolgen (z.B. Studiengänge Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsinformatik am Studienzentrum Siegen).<br />

Die Aufnahme in einen Studiengang der FOM kann unter folgenden<br />

Voraussetzungen erfolgen:<br />

− Nachweis der Hochschulzugangsberechtigung (Fachhochschulreife,<br />

fachgeb<strong>und</strong>ene Hochschulreife oder allgemeine Hochschulreife)<br />

bzw.<br />

− Nachweis eines erfolgreich absolvierten, fachlich einschlägigen<br />

Erststudiums (Diplom, Bachelor) bei Aufnahme in einen Weiterbildungsstudiengang<br />

<strong>und</strong><br />

− Bescheinigung des Arbeitgebers über eine berufliche Ausbildung/Berufstätigkeit<br />

im kaufmännischen Bereich von mindestens<br />

sechsmonatiger Dauer (bei Anmeldung zur Diplomprüfung vorzulegen).<br />

Zahl der Studierenden <strong>und</strong> Absolventen<br />

Zum Wintersemester 2002/03 waren an der FOM 3.634 Studierende<br />

immatrikuliert, davon allein r<strong>und</strong> 2.400 im Studiengang Wirtschaft.<br />

Während die übergroße Mehrheit der Studierenden der FOM nach<br />

wie vor das Studienmodell des berufsbegleitenden Präsenzstudiums<br />

bevorzugt, verzeichnet das Drei-Säulen-Studium mit integrierten<br />

Fernstudienanteilen die höchsten Wachstumsraten. Demgegenüber<br />

wird das Trainee-Studium gegenwärtig von einer vergleichsweise<br />

noch geringen Zahl der Studierenden belegt.<br />

Der Anteil der weiblichen Studierenden an der FOM schwankt - je<br />

nach Studiengang - zwischen r<strong>und</strong> 5 % (IT Engineering) <strong>und</strong> 51 %<br />

(International Management); hochschulweit liegt er aktuell bei 36 %<br />

<strong>und</strong> damit um fünf Prozentpunkte höher als noch 1998. Das Durchschnittsalter<br />

der Studierenden bei Studienbeginn liegt an der FOM<br />

bei r<strong>und</strong> 26 Jahren, was auf den hohen Anteil von Studienanfängern<br />

mit abgeschlossener Berufsausbildung (20 % der Studierenden in<br />

340


2002/03) bzw. Studierende in Weiterbildungsstudiengängen zurückzuführen<br />

ist.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der geplanten Ausweitung ihrer Studienangebote<br />

strebt die FOM einen Aufwuchs der Studierendenzahlen auf r<strong>und</strong><br />

4.300 bis zum Jahre 2007 an. Die in den einzelnen Studiengängen<br />

bzw. an den unterschiedlichen Standorten projektierten Zielzahlen<br />

gehen aus den im Anhang beigefügten Tabellen 3 <strong>und</strong> 4 hervor. Die<br />

Zunahme der Studierendenzahlen um 19 % bis 2007 soll zum Teil<br />

durch den Ausbau bestehender Studiengänge (Wirtschaftsrecht,<br />

Wirtschaftsinformatik <strong>und</strong> Master of Business Administration), zum<br />

Teil jedoch auch durch Einrichtung weiterer Fernstudienzentren <strong>und</strong><br />

neuer Studienangebote (Ges<strong>und</strong>heitsmanagement, Automotive Engineering)<br />

erreicht werden.<br />

Die Zahl der Absolventen <strong>und</strong> Studienabbrecher hat sich an der FOM<br />

seit 1999 wie folgt entwickelt:<br />

Studienjahr Absolventen Abbrecher<br />

1999/2000 74 50<br />

2000/01 170 97<br />

2001/02 216 83<br />

2002/03 274 49<br />

Stipendienvergabe<br />

Im Hinblick auf die Förderung besonders leistungsfähiger Studierender<br />

sind Fördermaßnahmen vorgesehen. So unterstützt die von-<br />

Bennigsen-Förder-Stiftung jährlich vier Studierende der FOM nach<br />

den Kriterien sozialer Bedürftigkeit <strong>und</strong> überdurchschnittlicher Studienleistungen.<br />

Darüber hinaus vergibt die Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

zu Essen einen Geldpreis in Höhe von jeweils 1.250 € an die<br />

vier jahrgangsbesten Absolventen der FOM. Auswahlkriterium ist<br />

hierbei die Gesamtnote <strong>und</strong> der in der Diplomarbeit gezeigte Anwendungsbezug<br />

der wissenschaftlichen Leistung.<br />

Da die Studierenden der FOM im Rahmen ihrer beruflichen Ausbildungs-<br />

bzw. Beschäftigungsverhältnisse Einkünfte aus Erwerbstätigkeit<br />

erzielen <strong>und</strong> die Zahlung der Studiengebühren in vielen Fällen<br />

ganz oder teilweise vom Arbeitgeber übernommen wird, kommt der<br />

Vergabe von Stipendien nach Ansicht der FOM eine eher untergeordnete<br />

Bedeutung zu. In soziale Notlage geratenen Studierenden<br />

kann die FOM - z.B. bei Verlust des Arbeitsplatzes - eine Anpassung<br />

der Zahlungsmodalitäten anbieten.<br />

341


<strong>II</strong>I.2. Forschung <strong>und</strong> Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

Die FOM misst Aktivitäten der angewandten Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

(FuE) hohe Bedeutung im Hinblick auf die Generierung von Innovations-<br />

<strong>und</strong> Wachstumsimpulsen für die (regionale) Wirtschaft<br />

sowie die wissenschaftliche Qualität <strong>und</strong> Aktualität ihrer Studienangebote<br />

bei. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> enger institutioneller <strong>und</strong> persönlicher<br />

Kontakte zu Wirtschaftsunternehmen definiert die FOM die Bereiche<br />

‚Kompetenzentwicklung <strong>und</strong> Innovation in kleinen <strong>und</strong> mittelständischen<br />

Unternehmen’ sowie ‚Internationalisierung’ als Schwerpunkte<br />

ihrer Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbemühungen. Auf Projektebene<br />

variieren die Aktivitäten zwischen Beratungs- <strong>und</strong> Gutachterleistungen,<br />

Entwicklung von Schulungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsangeboten<br />

sowie Initiierung <strong>und</strong> Betreuung von Arbeits- <strong>und</strong> Gesprächskreisen<br />

unter Einbeziehung von Unternehmensvertretern. Die interdisziplinäre<br />

<strong>und</strong> auf praktische Lösungsmöglichkeiten ausgerichtete<br />

Bearbeitung von FuE-Projekten sowie die Einbindung von Studierenden,<br />

z.B. im Rahmen ihrer Diplomarbeiten, konstituieren nach Ansicht<br />

der FOM besondere Qualitätsmerkmale.<br />

Das 1995 gegründete Institut für Oekonomie & Management (IOM)<br />

nimmt als An-Institut der FOM auch Koordinierungsaufgaben in den<br />

Bereichen Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, Wissenstransfer <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

wahr <strong>und</strong> erfüllt hierbei eine Schnittstellenfunktionen gegenüber<br />

öffentlichen <strong>und</strong> privaten Auftraggebern. Das IOM nutzt personelle<br />

<strong>und</strong> sächliche Ressourcen der Bildungseinrichtungen innerhalb<br />

des Gesamtverb<strong>und</strong>es des BCW <strong>und</strong> führt diese für projektbezogene<br />

Aktivitäten, unter anderem auch Forschungs- <strong>und</strong> Drittmittelprojekte<br />

der FOM, zusammen. Neben der Akquise von Forschungsaufträgen<br />

<strong>und</strong> Fördermitteln spielt das IOM eine wichtige Rolle bei der Bündelung,<br />

Außendarstellung <strong>und</strong> kommerziellen Verwertung von Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Ressourcen der FOM. Als An-Institut der FOM verfügt die<br />

IOM gGmbH über eine eigene Geschäftsführung <strong>und</strong> über einen assoziierten<br />

Mitarbeiterstamm von 31 Personen (Wissenschaftler der<br />

FOM).<br />

Nach Auskunft der Hochschule lag das forschungsbezogene Drittmittelvolumen<br />

des IOM in den letzten drei Jahren durchschnittlich bei<br />

r<strong>und</strong> 300T€ jährlich.<br />

Der Forschungsbericht 2002 der FOM weist für den Zeitraum 1999<br />

bis 2002 insgesamt r<strong>und</strong> 60 Projekte aus, darunter elf mit Bezug zu<br />

Diplomarbeiten von Studierenden der FOM. Neben einigen Projekten<br />

mit mehrjähriger Laufzeit, handelt es sich dabei häufig um Vorhaben<br />

im Auftrag von bzw. in Kooperation mit einzelnen Unternehmen mit<br />

einer Bearbeitungsdauer zwischen drei <strong>und</strong> sechs Monaten. Zu allen<br />

342


im Bericht der FOM aufgeführten Forschungsprojekten liegen Publikationen<br />

vor bzw. ist die Veröffentlichung von Ergebnissen geplant.<br />

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der FOM werden einzelnen<br />

Standorten - <strong>und</strong> nicht Professoren - zugeordnet <strong>und</strong> übernehmen<br />

nach Darstellung der Hochschule Koordinationsaufgaben im Rahmen<br />

von Forschungsprojekten. Die Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses gestaltet sich nach Ansicht der FOM aufgr<strong>und</strong> der an<br />

Fachhochschulen nicht gegebenen Promotionsmöglichkeit <strong>und</strong> des<br />

Fehlens eines akademischen Mittelbaus als problematisch. In einzelnen<br />

Fällen ist es Absolventen der FOM jedoch gelungen, in Promotionsprogramme<br />

an Universitäten im In- <strong>und</strong> Ausland aufgenommen zu<br />

werden.<br />

Forschungsaktivitäten <strong>und</strong> -projekte im Fach Wirtschaft<br />

Schwerpunkte der Aktivitäten liegen in den Bereichen Strukturwandel,<br />

Innovation <strong>und</strong> Kompetenzentwicklung kleiner <strong>und</strong> mittelständischer<br />

Unternehmen, da diese in der Regel über keine eigenen Abteilungen<br />

für Forschung oder Personal-/ Organisationsentwicklung verfügen,<br />

andererseits jedoch durch entsprechende Innovationen in<br />

besonderem Maße zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen <strong>und</strong><br />

Beschäftigungseffekte generieren können.<br />

− Projekt Kompetenz-Entwicklungs-Center (KEC)<br />

Das Projekt KEC wurde von einem Projektteam des Fachbereichs<br />

Wirtschaft der FOM im Zeitraum Juni 1998 bis Dezember 1999<br />

bearbeitet. Ausgangspunkt des Vorhabens bildete die Fragestellung,<br />

wie kleine <strong>und</strong> mittelständische Unternehmen vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

markt- <strong>und</strong> technikbedingter Veränderungen ihren zukünftigen<br />

Qualifikations- <strong>und</strong> Kompetenzbedarf definieren <strong>und</strong> realisieren<br />

können. Ziel des Projekts war der Aufbau einer Anlaufstelle<br />

KEC, die interessierten Unternehmen mit wissenschaftlicher<br />

Unterstützung eine gezielte Entwicklung vorhandener Potentiale<br />

<strong>und</strong> die aktive Nutzung von Marktchancen ermöglichen soll. Das<br />

Projekt wurde vom Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen in<br />

Auftrag gegeben <strong>und</strong> zusätzlich mit EU-Mitteln gefördert; ferner<br />

wurden Eigenmittel von ca. 20 % des Gesamtfinanzierungsvolumens<br />

durch die am Projekt beteiligten Firmen eingebracht. Neben<br />

einer Reihe aus dem Projekt resultierender Publikationen 11 <strong>und</strong><br />

Fachtagungen flossen Ergebnisse in Großveranstaltungen wie<br />

das IT-Forum NRW (April 1999) oder in die Beratung von Unternehmen,<br />

Kammern <strong>und</strong> Verbänden ein.<br />

11<br />

Thielemann, Frank (Hrsg.), Kompetenzentwicklung im Mittelstand - Das Beispiel<br />

Kompetenz-Entwicklungs-Center, Essen, 2000.<br />

343


− Projekt Virtuelles Centrum für Mittelstandsentwicklung (VCM)<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage einer durch das IOM eingeworbenen Förderung<br />

aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds konnte das auf 24<br />

Monate angelegte Projekt VCM Anfang des Jahres 2001 gestartet<br />

werden. Ziele des Vorhabens sind die Optimierung von Geschäftsprozessen,<br />

das Erstellen von Business-Plänen, die Unterstützung<br />

bei der Kapitalbeschaffung sowie Implementierungskonzepte<br />

für die Hard- <strong>und</strong> Softwareversorgung in kleineren <strong>und</strong> mittleren<br />

Unternehmen. Innerhalb der IHK-Region Essen, Mülheim<br />

<strong>und</strong> Oberhausen konnten 12 Unternehmen aus stark wachsenden<br />

Dienstleistungsbranchen zur Beteiligung an dem Projekt gewonnen<br />

werden. Den Unternehmen wird über das VCM der Zugang zu<br />

spezifischen <strong>und</strong> bedarfsgerechten Beratungsdienstleistungen der<br />

FOM-Wissenschaftler sowie Qualifizierungsmaßnahmen angeboten.<br />

Vorläufige Ergebnisse des Projekts betrafen Defizite der Unternehmen<br />

in den Bereichen interne <strong>und</strong> externe (markt-<br />

/k<strong>und</strong>enbezogenen) Kommunikation, ressourceneffiziente Marktbearbeitung<br />

(klare Fokussierung auf Zielbranchen/K<strong>und</strong>engruppen)<br />

sowie die Kooperation mit Partnerunternehmen. Darüber<br />

hinaus wurden Tools zur Unterstützung des Projekt- <strong>und</strong> des strategischen<br />

Controllings entwickelt, die in den Betrieben zum Einsatz<br />

gelangen.<br />

Forschungsaktivitäten <strong>und</strong> -projekte im Fach Wirtschaftsinformatik<br />

Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt im Bereich der Neugestaltung<br />

von Geschäftsprozessen bei Einführung von IuK-Technologien.<br />

− Projekt E-Commerce - Entwicklung einer Online-Buchhandlung<br />

Ziel des im Wintersemester 1998/99 durchgeführten Projekts war<br />

die technische Entwicklung eines Prototypen für eine Online-<br />

Buchhandlung sowie die Erarbeitung des dazugehörigen Finanzierungskonzepts.<br />

In diesem Zusammenhang wurde ein Geschäftsmodell<br />

entwickelt, verfügbare Software-Techniken sowie vorhandene<br />

Anbieter am Markt analysiert sowie die logistischen, organisatorischen<br />

<strong>und</strong> rechtlichen Aspekte der Implementierung eines<br />

Prototypen geklärt. Die Ergebnisse liegen als interne Hochschulpublikation<br />

vor <strong>und</strong> werden im Internet bereitgestellt.<br />

− Projekt Das Konzept der Virtuellen Hochschule - Konzeption <strong>und</strong><br />

Anwendungsmöglichkeiten für die FOM<br />

Im Rahmen des seit Sommersemester 1998 laufenden Projekts<br />

wurden Nutzungsmöglichkeiten des Konzepts Virtuelle Hochschule<br />

an der FOM auf der Gr<strong>und</strong>lage einer Analyse von Anbietern in<br />

Deutschland <strong>und</strong> den USA untersucht. Darüber hinaus wurden<br />

technische Prototypen für Online-Vorlesungen, Chatrooms,<br />

344


Betreuungs- <strong>und</strong> Prüfungssituationen entwickelt, die im Rahmen<br />

des Virtuellen Campus der FOM erprobt wurden. Die Ergebnisse<br />

des Projekts liegen als hochschulinterne Publikation vor <strong>und</strong> werden<br />

im Internet bereitgestellt.<br />

Forschungsaktivitäten <strong>und</strong> -projekte im Fach Wirtschaftsrecht<br />

Schwerpunkte der Aktivitäten liegen in den Bereichen internationale<br />

Rechnungslegung <strong>und</strong> Bilanzrecht, Steuer- <strong>und</strong> Bankenrecht.<br />

− Projekt Harmonisierung von internem <strong>und</strong> externem Rechnungswesen<br />

Das im Sommersemester 2002 durchgeführte Projekt diente der<br />

Untersuchung von Auswirkungen der Internationalisierung des<br />

Rechnungswesens gemäß IAS <strong>und</strong> US-GAAP auf betriebliche<br />

Prozesse zur Vereinheitlichung der internen <strong>und</strong> externen Rechnungswesenorganisation.<br />

Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift<br />

„Das Wirtschaftsstudium“ publiziert.<br />

− Projekt Kapitalmarktorientierte Rechnungslegung <strong>und</strong> langfristige<br />

Fertigungsaufträge<br />

Das im Sommersemester 2001 durchgeführte Vorhaben beschäftigte<br />

sich mit der Fragestellung, ob die internationalen Vorschriften<br />

zur Gewinnrealisierung bei langfristiger Fertigung tatsächlich aussagekräftiger<br />

sind als die entsprechenden Vorschriften nach deutschem<br />

Bilanzrecht. Dabei wurde zwischen den beiden Funktionen<br />

‚Information für Kapitalanlageentscheidungen’ sowie ‚Rechenschaftslegung<br />

der Unternehmensleitung’ differenziert <strong>und</strong> bewertet.<br />

Die Ergebnisse sind zur Publikation bei der Fachzeitschrift<br />

‚Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung’ eingereicht (Begutachtung<br />

läuft).<br />

− Projekt Steuern in der Insolvenz<br />

Das seit 1999 laufende Vorhaben widmet sich der Klärung von<br />

Zweifelsfragen an der Schnittstelle zwischen Insolvenz- <strong>und</strong> Steuerrecht,<br />

z.B. Stellung <strong>und</strong> Haftung des Insolvenzverwalters, Buchführungs-<br />

<strong>und</strong> Einkommenssteuerpflichten in der Insolvenz <strong>und</strong><br />

bietet Entscheidungshilfen in Grenzfällen. Die Ergebnisse <strong>und</strong><br />

Kommentare liegen als Arbeitsmaterialien des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

Bilanzbuchhalter <strong>und</strong> Controller (BVBC) <strong>und</strong> des Deutschen Anwalts<br />

Instituts (DAI) vor, die Veröffentlichung eines Handbuchs ist<br />

in Planung.<br />

<strong>II</strong>I.3. Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Weiterbildungsangebote werden unter Beteiligung von Dozenten der<br />

FOM fast ausschließlich vom Institut für Oekonomie & Management<br />

an der FOM konzipiert <strong>und</strong> vermarktet; auf dieser Ebene findet eine<br />

345


enge inhaltliche Kooperation mit anderen Bildungseinrichtungen des<br />

BildungsCentrum der Wirtschaft statt. Das IOM bietet gebührenpflichtige<br />

Weiterbildungskurse z.B. in den Gr<strong>und</strong>lagenbereichen Fremdsprachen,<br />

Mathematik (Brückenkurse, Fernlehrgänge), Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Rhetorik, Projektmanagement sowie unternehmensspezifische<br />

Tagesseminare an.<br />

Ferner bietet die FOM, exklusiv für Mitglieder des Fre<strong>und</strong>eskreises<br />

der Hochschule (ca. 150 Mitglieder aus regionalen Wirtschaftsunternehmen),<br />

Informations- <strong>und</strong> Vortragsveranstaltungen zu aktuellen<br />

betriebswirtschaftlichen Themen in der Form von Tages- oder Halbtagesveranstaltungen<br />

an. Im Rahmen des ‚Betriebswirtschaftlichen<br />

Forums’ der Hochschule besteht auch ein öffentliches Veranstaltungsprogramm.<br />

A.IV.<br />

346<br />

Ausstattung<br />

IV.1. Personelle Ausstattung<br />

Die Berufung auf Professuren der FOM erfolgt auf der Gr<strong>und</strong>lage des<br />

Hochschulgesetzes Nordrhein-Westfalens. Das hochschulinterne<br />

Auswahlverfahren sieht vor, dass der Vorschlag der Berufungskommission<br />

über die Hochschulleitung dem Träger zur Zustimmung vorgelegt<br />

wird. Das Dienstverhältnis wird sodann - im Benehmen mit<br />

dem Rektorat der FOM - zwischen Träger <strong>und</strong> Hochschullehrer in<br />

Form eines zunächst auf zwölf Monate befristeten Beschäftigungsverhältnisses<br />

auf Probe abgeschlossen, welches zur fristgemäßen<br />

Beendigung keiner gesonderten Kündigung bedarf. Nach erfolgreichem<br />

Bestehen der Probezeit wird ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis<br />

mit einer beiderseitigen Kündigungsfrist von drei Monaten<br />

zum Semesterende angeboten. Das Land wird seitens der FOM über<br />

die Neuberufung von Professoren in Kenntnis gesetzt <strong>und</strong> erteilt den<br />

neu berufenen Hochschulehren der FOM die Erlaubnis zur Führung<br />

des Professorentitels, sofern die gesetzlichen Berufungsvoraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Anforderungen an die hauptberufliche Ausübung des<br />

Lehrberufs auf erfüllt werden. 12<br />

Die Lehrverpflichtung der Professoren der FOM beläuft sich, analog<br />

zu staatlichen Fachhochschulprofessoren, gr<strong>und</strong>sätzlich auf 18 Semesterwochenst<strong>und</strong>en<br />

(SWS), was an der FOM bei 42 Wochen<br />

Lehrbetrieb 756 Lehrveranstaltungsst<strong>und</strong>en (LVS) entspricht. Einzelvertragliche<br />

Abweichungen von diesem Regelwert sind in gewissen<br />

12<br />

Das Land geht von einer hauptberuflichen Ausübung des Professorenberufes bei<br />

Wahrnehmung von Lehraufgaben im Umfang von mindestens 50 % des Regeldeputats<br />

aus; bei Fachhochschulprofessoren entspricht dieser Grenzwert 9 oder mehr Semesterwochenst<strong>und</strong>en<br />

Lehre.


Grenzen möglich. Lehrbeauftragte werden an der FOM, je nach Bedarf,<br />

mit einer individuell zu vereinbarenden Lehrverpflichtung zwischen<br />

2 <strong>und</strong> 18 Semesterwochenst<strong>und</strong>en beschäftigt.<br />

Da die einzelnen Professoren der FOM ihre Lehrveranstaltungen<br />

zumeist in identischer Form in unterschiedlichen Studiengängen <strong>und</strong><br />

ggf. auch an mehreren Teilstandorten abhalten, kalkuliert die FOM<br />

den Vor- <strong>und</strong> Nachbereitungsaufwand mit lediglich einem Drittel des<br />

zu erbringenden Deputats. Die Gewährung von Deputatsreduktionen<br />

für die Professoren der FOM, etwa zur Ermöglichung zeitaufwändiger<br />

Forschungsprojekte oder bei besonderen Belastungen durch Wahrnehmung<br />

von Ämtern oder Funktionen usw., ist nach Darstellung der<br />

Hochschulleitung auf individuelle Absprache möglich. Die Professoren<br />

der FOM verzichten jedoch häufig auf die Inanspruchnahme von<br />

Deputatsreduktionen zugunsten einer leistungs- bzw. aufwandsbezogenen<br />

Gewährung von Vergütungszulagen; vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

in der Regel auf die Nachmittags- oder Abendst<strong>und</strong>en terminierten<br />

Lehrveranstaltungen werden die zeitlichen Dispositionsmöglichkeiten<br />

der Professoren von Seiten der Hochschulleitung als unproblematisch<br />

bezeichnet.<br />

Die hauptberuflichen Lehrkräfte sind neben der Durchführung von<br />

Lehrveranstaltungen auch für die Entwicklung von Lernmaterialien für<br />

das Selbst- <strong>und</strong> Fernstudium in ihrem Fach verantwortlich. Im Gegenzug<br />

findet eine Entlastung der haupt-beruflichen Lehrkräfte der<br />

FOM insoweit statt, als die Durchführung von Präsenzveranstaltungen<br />

in den Fernstudienzentren ausschließlich von externen Lehrbeauftragten<br />

wahrgenommen wird <strong>und</strong> die Studienberatung an allen<br />

Standorten in großem Umfang vom nicht-wissenschaftlichen Personal<br />

der FOM übernommen werden.<br />

Der Stellenplan der FOM umfasst folgende Personalstellen (alle Angaben<br />

in Vollzeitäquivalenten, Stand: 01.09.2003):<br />

− 22 Professoren<br />

− 10,5 wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

− 20,75 sonstige Mitarbeiter (Zentrale Verwaltung)<br />

Einen Überblick über die in den unterschiedlichen Personalkategorien<br />

an der FOM derzeit besetzten Stellen sowie die zukünftigen Stellenplanungen<br />

im Personalbereich enthält Tabelle 5 im Anhang.<br />

Neben dem hauptberuflichen Lehrpersonal beschäftigt die FOM gegenwärtig<br />

insgesamt r<strong>und</strong> 150 Lehrbeauftragte; bei hochschulweiter<br />

Gesamtbetrachtung beläuft sich das auf einzelne Lehrbeauftragte<br />

entfallende Deputat auf durchschnittlich r<strong>und</strong> 14 Lehrveranstaltungsst<strong>und</strong>en<br />

wöchentlich. Der systematische Einsatz von Lehrbeauftrag-<br />

347


ten sorgt nach Einschätzung der FOM dafür, die Anwendungsbezüge<br />

<strong>und</strong> die Aktualität der Lehre zu stärken. Bei den an der FOM eingesetzten<br />

Lehrbeauftragten handelt es sich überwiegend um Akademiker<br />

mit einschlägiger Berufspraxis; z. T. gewinnt die Hochschule auch<br />

Professoren anderer Hochschulen für nebenberufliche Lehraufträge<br />

oder für die Funktion des regionalen Studienleiters, woraus sich für<br />

die FOM auch Rückschlüsse auf die qualitative Vergleichbarkeit eigener<br />

<strong>und</strong> fremder Lehrangebote ergeben.<br />

Der Umfang der von Lehrbeauftragten in den einzelnen Studiengängen<br />

erbrachten Lehrleistungen beläuft sich auf folgende Anteile<br />

(Bündelung Studiengänge zu Fächern/Gruppen): 13<br />

Wirtschaft 42 %<br />

Wirtschaftsinformatik 40 %<br />

Wirtschaftsingenieurwesen 47 %<br />

Wirtschaftsrecht 40 %<br />

Internationale Studiengänge 43 %<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Studierendenzahlen der FOM (Stand: Wintersemester<br />

2002/03) ergeben sich für die einzelnen Fachbereiche die<br />

folgende Betreuungsrelationen von Professuren <strong>und</strong> Studierenden:<br />

Internationale Studiengänge n. a. 14<br />

Volkswirtschaft n. a. 14<br />

Wirtschaft 1 : 151,5<br />

Wirtschaftsinformatik 1 : 208<br />

Wirtschaftsrecht 1 : 80<br />

13<br />

Das Land geht von einer hauptberuflichen Ausübung des Professorenberufes bei<br />

Wahrnehmung von Lehraufgaben im Umfang von mindestens 50 % des Regeldeputats<br />

aus; bei Fachhochschulprofessoren entspricht dieser Grenzwert 9 oder mehr Semesterwochenst<strong>und</strong>en<br />

Lehre.<br />

Die Berechnungen beziehen sich lediglich auf die Präsenz- <strong>und</strong> Trainee-Studiengänge<br />

am Hauptstandort <strong>und</strong> den Teilstandorten gemäß Anhang-Tabelle 1; die Fernstudiengänge<br />

in den Studienzentren der FOM wurden - da Lehrveranstaltungen hier gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nur von externen Lehrbeauftragten erbracht werden - nicht berücksichtigt. Die<br />

FOM hat für ihre Fernstudienzentren zum Nachweis des hochschulgesetzlichen Erfordernis<br />

einer überwiegend durch hauptberufliche Lehrkräfte erbrachten Lehre mit dem<br />

Land ein Berechnungsverfahren vereinbart, nach dem die für das Fernstudium geleisteten<br />

Arbeitsaufwände in Anlehnung an die Strukturen der FernUniversität Hagen wie<br />

folgt gewichtet werden: Entwicklung Fernlehrmaterialien mit Faktor 0,7; Online-<br />

Betreuung/Online-Tutorien mit Faktor 0,1; Präsenztutorien mit Faktor 0,2.<br />

14<br />

Die Fachbereiche Internationale Studiengänge <strong>und</strong> Volkswirtschaft der FOM verfügen<br />

über keine eigenen Professorenstellen (vgl. Tabelle 6 im Anhang).<br />

348


IV.2. Infrastruktur <strong>und</strong> sächliche Ausstattung<br />

An ihrem Hauptsitz in Essen verfügt die FOM über drei Teilstandorte,<br />

an denen die beiden Schulungs- <strong>und</strong> Hörsaalzentren mit insgesamt<br />

34 Seminarräumen sowie die Hochschulleitung <strong>und</strong> die Zentrale<br />

Verwaltung untergebracht sind. Die Gebäude am Hochschulstandort<br />

Essen verfügen über eine Fläche von insgesamt 7.992 m² <strong>und</strong> befinden<br />

sich im Eigentum des BCW; die Räumlichkeiten werden von der<br />

FOM inklusive der haus- <strong>und</strong> anlagentechnischen Dienstleistungen<br />

angemietet.<br />

Darüber hinaus hat die FOM Teilstandorte <strong>und</strong> Fernstudienzentren in<br />

zehn weiteren deutschen Städten eingerichtet, für die Büro- <strong>und</strong><br />

Schulungsräume angemietet werden. Zumeist handelt es sich hierbei<br />

um Vereinbarungen zur Mitnutzung von Schulungsräumen <strong>und</strong> Computerlaboren<br />

in Verwaltungs- bzw. Hochschulgebäuden Dritter.<br />

Bibliotheks- <strong>und</strong> Medienausstattung<br />

Die FOM verfügt am Standort Essen über eine Zentralbibliothek mit<br />

r<strong>und</strong> 3.500 Exemplaren Monographienbestand sowie 86 fortlaufend<br />

bezogenen Periodikatiteln. Die Bibliothek ist werktags von 13:00 bis<br />

20:00 Uhr <strong>und</strong> samstags zwischen 9:00 <strong>und</strong> 13:00 Uhr geöffnet. Die<br />

Bestände werden als Präsenzexemplare zur Nutzung an den insgesamt<br />

zehn Lesesaal- <strong>und</strong> fünf rechnergestützten Bibliotheksarbeitsplätzen<br />

geführt, d.h. eine Ausleihe ist nicht möglich.<br />

Das elektronische Nachweis- <strong>und</strong> Katalogsystem der Hochschulbibliothek<br />

der FOM ermöglicht direkte Literaturrecherchen in Katalogen<br />

kommerzieller Datenbanken <strong>und</strong> Fachinformationszentren. Der Anschluss<br />

an überregionale Bibliotheksverbünde wird zur Zeit geplant.<br />

Dem seit 2003 geplanten Aufbau einer bibliotheks- <strong>und</strong> katalogübergreifenden<br />

Literaturrecherche in Internet-Datenbanken mit integrierter<br />

Fernleihfunktion kommt nach Ansicht der FOM besonders große Bedeutung<br />

zu.<br />

Ferner besteht, z. T. im Rahmen der oben bereits erwähnten Mitnutzungsvereinbarungen,<br />

für Studierende an den Studienzentren der<br />

FOM die Möglichkeit, die Bibliotheken anderer Hochschulen vor Ort<br />

mitzubenutzen 15 . Die (Selbst-)Versorgung der Studierenden mit Literatur<br />

erfolgt nach Erfahrungen der FOM ohnehin wohn-ort- bzw. arbeitsplatznah<br />

in den unterschiedlichen wissenschaftlichen Bibliotheken.<br />

15<br />

Folgende Studienzentren der FOM verfügen über Möglichkeiten zur Mitnutzung<br />

von wissenschaftlichen Bibliotheken Dritter: Berlin (TU Berlin), Frankfurt (Universität<br />

Frankfurt), Hamburg (Universität der B<strong>und</strong>eswehr), München (FH München), Gütersloh<br />

(Bertelsmann AG).<br />

349


Jeweils zu Semesterbeginn händigt die FOM ihren Studierenden<br />

ferner eine CD-ROM mit Veranstaltungsskripten, Übungen <strong>und</strong> Veröffentlichungen<br />

der Lehrenden aus („Semesterbibliothek“).<br />

Labor <strong>und</strong> Geräteausstattung<br />

Bedingt durch das auf wirtschaftswissenschaftliche Fächer zugeschnittene<br />

Angebotsprofil der FOM ist die Vorhaltung weiterer Labor<strong>und</strong><br />

Werkstatträume nach Ansicht der Hochschule nicht erforderlich.<br />

Lediglich der Fachbereich Wirtschaftsinformatik der FOM verfügt über<br />

einige DV-Labore. Bei Bedarf werden jedoch auch hier, insbesondere<br />

an den Standorten der regionalen Studienzentren, entsprechende<br />

Labore benachbarter Hochschulen angemietet.<br />

Die FOM legt auf die Ausstattung mit moderner Rechner- <strong>und</strong> Medientechnik<br />

großen Wert; hochschulweit stehen insgesamt 397 in PC-<br />

Pools installierte Arbeitsplatzrechner sowie mit elektronischer Präsentationstechnik<br />

ausgestattete Unterrichtsräume zur Verfügung. 16<br />

A.V. Trägerschaft <strong>und</strong> Finanzierung<br />

Einbindung der Fachhochschule für Oekonomie & Management<br />

in die BCW<br />

Träger der Fachhochschule für Oekonomie & Management ist die<br />

gemeinnützige FOM gGmbH, deren Gesellschafteranteile vollständig<br />

von der Stiftung Bildungs-Centrum der Wirtschaft gehalten werden.<br />

Das BildungsCentrum der Wirtschaft (BCW) wurde 1957 von Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Verbänden der regionalen Wirtschaft im Zusammenwirken<br />

mit der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer zu Essen für die Weiterbildung<br />

von Fach- <strong>und</strong> Führungskräften gegründet <strong>und</strong> betreibt heute<br />

mehrere Bildungseinrichtungen in der Region Rhein-Ruhr 17 . Die dem<br />

BCW angeschlossenen Bildungseinrichtungen beschäftigen insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 800 Dozenten sowie 150 Verwaltungsmitarbeiter <strong>und</strong> bieten<br />

ein Bildungsprogramm mit mehr als 500 Veranstaltungen jährlich<br />

an.<br />

Die FOM gGmbH ist eine rechtlich <strong>und</strong> finanziell selbständige Trägergesellschaft<br />

innerhalb der Beteiligungsstruktur der BCW-Stiftung;<br />

16<br />

Die Aufteilung nach Standorten ergibt folgende Werte (in Klammern: Anzahl Arbeitsplatzrechner):<br />

Essen (260), Duisburg (112), Neuss (25), Siegen (-), Berlin (-),<br />

Leverkusen (-), Hamburg (-), Gütersloh (-), Düsseldorf (-).<br />

17<br />

Das BildungsCentrum der Wirtschaft (BCW) in Essen ist auch Träger der Akademie<br />

für Informations- <strong>und</strong> Telekommunikationstechniken (AIT) GmbH in Essen, der<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong> Wirtschaftsakademie (VWA) in Essen, der Management-Akademie<br />

(MA) in Essen, des Bildungszentrums der Wirtschaft am Niederrhein (BZN) in Duisburg<br />

sowie der Ruhr International School Essen (RISE).<br />

350


im hochschulrechtlichen Sinne verantwortliche Organe sind der Rektor<br />

<strong>und</strong> der Fachhochschulrat der FOM.<br />

Investitionen<br />

Der zwischen Hochschule <strong>und</strong> Trägerstiftung jährlich vorab vereinbarte<br />

Finanzrahmen des Hochschulhaushaltes bildet die laufenden<br />

Aufwendungen ab; Investitionen in Sachgüter oder Immobilien werden<br />

jedoch außerhalb des Hochschulhaushaltes aus dem Vermögen<br />

bzw. aus Spenden <strong>und</strong> Zuschüssen der Trägerstiftung BCW finanziert.<br />

Der Umfang der seitens des BCW auf diese Weise zugunsten der<br />

FOM getätigten Investitionen 18 beläuft sich seit Einrichtung der Hochschule<br />

auf insgesamt r<strong>und</strong> 17,1 Mio. Euro, wovon 13,2 Mio. Euro auf<br />

Gebäude, 3,7 Mio. Euro auf technische Anlagen, Büro- <strong>und</strong> Geschäftsausstattung<br />

sowie 170 TE auf immaterielle Vermögenswerte<br />

entfallen.<br />

Die FOM befindet sich nach eigenen Aussagen in der Konsolidierungsphase.<br />

Während der Ausbau von Gebäuden <strong>und</strong> Infrastrukturen<br />

am Standort Essen auf eine Kapazität von r<strong>und</strong> 2.700 Studienplätzen<br />

bereits in den Jahren 1994-99 erreicht werden konnte, sollen Wachstumspotentiale<br />

zukünftig primär durch Ausweitung der Studienangebote<br />

an den Teilstandorten <strong>und</strong> Fernstudienzentren sowie durch Eröffnung<br />

weiterer Dependancen im In- (Ostdeutschland) <strong>und</strong> Ausland<br />

(China) erschlossen werden. Dies geschieht durch Kooperationsabkommen<br />

mit anderen Bildungseinrichtungen <strong>und</strong> Hochschulen bzw.<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der temporären Anmietung <strong>und</strong> Mitnutzung vor Ort<br />

bereits verfügbarer Ressourcen, wodurch der Investitionsbedarf sich<br />

auf die Ergänzung <strong>und</strong> Modernisierung der Büro- <strong>und</strong> EDV-<br />

Ausstattung beschränkt.<br />

Finanzierung<br />

Die FOM finanziert sich nahezu vollständig durch Einnahmen aus<br />

Studiengebühren; in geringerem Umfang werden darüber hinaus<br />

Einnahmen aus Weiterbildungsmaßnahmen erzielt. Die vom IOM<br />

bewirtschafteten Einnahmen aus Drittmitteln beliefen sich zuletzt im<br />

Durchschnitt auf jährlich r<strong>und</strong> 300.000 Euro. Gegenwärtig werden<br />

Studiengebühren in Höhe von monatlich 250 Euro (Studierende in<br />

Diplom-Studiengängen) bzw. 300 Euro (Bachelor-Studiengänge)<br />

18<br />

Die der FOM zur Verfügung gestellten Gebäude <strong>und</strong> Infrastrukturen werden zeitanteilig<br />

auch von anderen Bildungseinrichtungen innerhalb des Verb<strong>und</strong>es BCW bzw.<br />

von anderen Unternehmen mitgenutzt; die BCW belastet alle Nutzer der in ihrem Eigentum<br />

befindlichen Gebäude <strong>und</strong> Infrastrukturen verursachungsrecht mit Mietzahlungen.<br />

351


erhoben; Studierende im Studiengang Master of Business Administration<br />

zahlen Studiengebühren in Höhe von insgesamt 10.290 Euro.<br />

Die Hochschule konnte ihren Studierenden gegenüber das (rechtsunverbindliche)<br />

Versprechen, dass die bei Studienaufnahme geltenden<br />

Gebührensätze bis zum Studienabschluss innerhalb der Regelstudienzeit<br />

konstant gehalten werden, stets einhalten.<br />

Einen Überblick über den Haushalt in 2002 sowie die bis 2007 projektierte<br />

Finanzplanung der FOM enthält Tabelle 6 im Anhang. Demnach<br />

rechnet die FOM mit einem Anstieg der Studierendenzahlen auf über<br />

4.300 im Jahr 2007 <strong>und</strong> dementsprechend mit einer Zunahme der<br />

Gebühreneinnahmen um r<strong>und</strong> 2,5 Mio. Euro auf dann 13,2 Mio. Euro<br />

jährlich. Auf der Ausgabenseite wird von einem bis 2007 um insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 1,6 Mio. Euro erhöhten Aufwand für Lehrpersonal, Administration<br />

<strong>und</strong> Raumkosten ausgegangen, so dass mit einem sukzessiven<br />

Anstieg der erwirtschafteten Überschüsse auf r<strong>und</strong> 0,5 Mio.<br />

Euro im Jahre 2007 gerechnet wird.<br />

Weitere Einnahmen erzielt das Institut für Oekonomie & Management<br />

(IOM) durch gebührenpflichtige Weiterbildungsseminare; diese Erlöse<br />

gehen jedoch nicht in die Einnahmenrechnung der FOM ein.<br />

Vorsorge für den Fall des Scheiterns<br />

Das Hochschulgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen sieht vor,<br />

dass der Bestand der Hochschule, insbesondere der Studienbetrieb<br />

<strong>und</strong> die Stellung des wissenschaftlichen Personals, dauerhaft zu<br />

sichern sind. 19 Als Träger der Hochschule hat das BildungsCentrum<br />

der Wirtschaft BCW hierzu im Rahmen des staatlichen Anerkennungsverfahrens<br />

eine Bankbürgschaft in Höhe von aktuell 3,5 Mio. €<br />

hinterlegt, die im Falle des Scheiterns zur finanziellen Abwicklung des<br />

Hochschulbetriebs über eine Laufzeit von 7 Semestern verwendet<br />

werden kann. Darüber hinaus ist die FOM gehalten, dem Land in<br />

regelmäßigen Abständen Unterlagen zur Hochschulfinanzplanung<br />

<strong>und</strong> Prüfberichte unabhängiger Wirtschaftsprüfer vorzulegen.<br />

A.VI.<br />

352<br />

Qualitätssicherung<br />

Im Auftrage des Landes wurde die Qualität der Ausbildung an der<br />

FOM im Jahre 1999 gutachterlich durch drei Professoren des Fachbereichs<br />

Wirtschaft einer nordrhein-westfälischen Fachhochschule<br />

geprüft 20 . Einer Empfehlung dieses Evaluationsgutachtens folgend,<br />

19<br />

20<br />

§ 113 Nr. 9 HG NRW<br />

Eckart/Gogoll/Kiy, Unveröffentlichtes Evaluationsgutachten über die Fachhochschule<br />

für Oekonomie <strong>und</strong> Management im Auftrage des Ministeriums für Schule,<br />

Weiterbildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Köln<br />

2000.


hat die FOM zum Wintersemester 2000/01 die Funktion eines für die<br />

Gestaltung, Weiterentwicklung <strong>und</strong> Qualitätssicherung in allen Studiengängen<br />

verantwortlichen zentralen Studienleiters eingerichtet.<br />

Als zentrale Studienleiter werden ausschließlich hauptberufliche Professoren<br />

der FOM eingesetzt. Eine vom Fachhochschulrat eingesetzte<br />

Kommission für Weiterbildung erarbeitet entsprechende Anforderungsprofile<br />

<strong>und</strong> Standards; individuelle Weiterbildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen<br />

werden hochschulweit dokumentiert <strong>und</strong> von<br />

der FOM gefördert. Weitere Maßnahmen, die von der FOM in Reaktion<br />

auf gutachterlich festgestellte Defizite ergriffen wurden, betreffen<br />

die fachliche Weiterbildung <strong>und</strong> didaktische Qualifizierung des Lehrpersonals<br />

der FOM, die Einrichtung von Diplomandenkolloquien sowie<br />

einführender Lehrveranstaltungen zu Methoden <strong>und</strong> Techniken<br />

des wissenschaftlichen Arbeitens.<br />

Ferner wurde an der FOM auf Vorschlag der Weiterbildungskommission<br />

im Sommersemester 2001 eine vertragliche Vereinbarung zum<br />

‚Dozenten-Coaching’ mit dem Weiterbildungszentrum der Ruhruniversität<br />

Bochum geschlossen, um die hauptberuflichen Professoren<br />

sowie einzelne Lehrbeauftragte mit hohen Deputatsleistungen bei der<br />

individuellen Entwicklung von Lehrkompetenzen zu unterstützen. Das<br />

Weiterbildungszentrum der Ruhruniversität ist außerdem für die<br />

Durchführung von jährlich zwei Didaktik-Workshops an der FOM verantwortlich.<br />

Unabhängig hiervon werden an der FOM regelmäßig interne Kontrollen<br />

zur Sicherung <strong>und</strong> Verbesserung der Studienqualität durchgeführt.<br />

So wird jeweils nach Semesterende eine Befragung der Studierenden<br />

über die Zufriedenheit mit den von ihnen besuchten Lehrveranstaltungen,<br />

den Dozenten sowie den Serviceleistungen der Hochschulverwaltung<br />

durchgeführt. Die Ergebnisse der Befragung gehen<br />

sowohl den Dozenten wie auch den Studierenden zu; bei Bedarf führt<br />

die Hochschulleitung mit einzelnen Dozenten Gespräche über die<br />

Befragungsergebnisse.<br />

Im Zuge der Gründung einer Alumni-Vereinigung hat die FOM erstmals<br />

im Herbst 2003 eine Befragung ehemaliger Studierender durchgeführt;<br />

die Auswertung des Fragebogenrücklaufs ergab, dass 90 %<br />

der Absolventen der FOM nach Abschluss ihres Studiums eine berufliche<br />

Weiterentwicklung <strong>und</strong> 76 % eine Verbesserung ihrer Gehaltssituation<br />

verzeichnen konnten; ungefähr 20 % der Befragten haben<br />

nach Studienabschluss einen beruflich motivierten Wohnortwechsel<br />

vollzogen.<br />

Seit kurzem ist die FOM auch Mitglied der Wirtschaftsjuristischen<br />

Hochschulvereinigung (WHV). Bei der Aufnahme in die Vereinigung<br />

wurde der FOM attestiert, dass ihr Studiengang Wirtschaftsrecht den<br />

353


Mindestanforderungen an Umfang <strong>und</strong> fachliche Zusammensetzung<br />

des Curriculums im Hinblick auf die rechts- <strong>und</strong> wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fächer <strong>und</strong> die erforderlichen Schlüsselqualifikationen<br />

entspricht.<br />

Die FOM strebt die Akkreditierung all ihrer Studienangebote (Diplom-,<br />

Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge) bis zum Ende des Jahres 2005<br />

an. Für den Studiengang Master of Business Administration liegt<br />

bereits eine Akkreditierung durch die Fo<strong>und</strong>ation for International<br />

Business Administration Accreditation (FIBAA) vor. Die FOM hat ferner<br />

- nach eigenen Angaben als erste deutsche Fachhochschule -<br />

auch ihre Diplomstudiengänge Wirtschaft <strong>und</strong> Wirtschaftsinformatik<br />

einem Akkreditierungsverfahren unterzogen; die Akkreditierung dieser<br />

beiden Diplom-Studiengänge wurde im Herbst 2003 durch die<br />

FIBAA ausgesprochen <strong>und</strong> bis 2007 befristet.<br />

Im Hinblick auf die im Rahmen des sog. „Drei-Säulen-Modells“ eingesetzten<br />

elektronischen Selbst- <strong>und</strong> Fernstudienmaterialien nimmt die<br />

FOM, neben anderen Hochschulen in Nordhrein-Westfalen, an einer<br />

von der Universität Köln geleiteten Studie zur Lernwirksamkeit von E-<br />

Learning-Konzepten teil.<br />

A.V<strong>II</strong>. Kooperationen<br />

Neben der Kooperation mit anderen dem Verb<strong>und</strong> des Bildungs-<br />

Centrum der Wirtschaft (BCW) angeschlossenen Einrichtungen der<br />

beruflichen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung unterhält die FOM Kooperationsbeziehungen<br />

zu folgenden Hochschulen, Unternehmen <strong>und</strong> Fachgesellschaften:<br />

Hochschulen<br />

− Hogeschool Zeeland, Vlissingen, Niederlande<br />

− Rostov International Institute of Economics, Russland (An-Institut<br />

der Universität Rostov)<br />

− Hochschule für Bankwesen der Ukrainischen Nationalbank zu<br />

Lemberg, Ukraine<br />

− Shanxi University of Finance and Economics, VR China<br />

− Pfeiffer University, Charlotte (NC), USA<br />

− Technische Universität Sofia, Bulgarien<br />

− University of Bradford Management Centre, Großbritannien<br />

Unternehmen:<br />

− Bayer AG, Leverkusen<br />

− Bertelsmann AG, Gütersloh<br />

354


Die FOM nutzt ihre Kooperationsbeziehungen zu Auslandshochschulen<br />

in der Regel zu Vereinbarungen über den Austausch von Wissenschaftlern<br />

oder Studierenden; im Einzelfall werden jedoch auch Abkommen<br />

über die gegenseitige Beteiligung an oder kooperative Entwicklung<br />

von Lehrangeboten abgeschlossen. 21<br />

B. Stellungnahme<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> unterscheidet bei der institutionellen Akkreditierung<br />

privater Hochschulen zwischen neu gegründeten Hochschulen<br />

in Planung <strong>und</strong> solchen, die ihren Betrieb bereits aufgenommen haben.<br />

Bei letzteren, die wie die FOM bereits tätig sind, bezieht sich die<br />

Akkreditierung auf die Prüfung der notwendigen Qualitätsstandards<br />

im Hinblick auf die bislang erbrachten Leistungen insbesondere in<br />

Lehre <strong>und</strong> Forschung. Von Bedeutung sind darüber hinaus Konzeption<br />

<strong>und</strong> Struktur, Ausstattung <strong>und</strong> Finanzierung, Kooperationen sowie<br />

Qualitätssicherungsmaßnahmen der Hochschule.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> weist darauf hin, dass die Erfüllung einzelner<br />

Kriterien keine positive Akkreditierungsentscheidung zur Folge haben<br />

muss. Die Leistungen <strong>und</strong> Merkmale einer Hochschule können nur im<br />

Gesamtzusammenhang betrachtet <strong>und</strong> gewürdigt werden; die institutionelle<br />

Akkreditierung einer Hochschule stellt stets eine Einzelfallbetrachtung<br />

dar (zur Akkreditierungsentscheidung siehe Abschnitt<br />

B.VI.).<br />

B.I. Zu Konzeption <strong>und</strong> Struktur<br />

Die von der FOM in den letzten Jahren verzeichneten Wachstumsraten<br />

- die Studierendenzahlen im Sommersemester 2003 liegen um<br />

180 % über dem Vergleichswert von 1999 - unterstreichen, dass die<br />

Angebote der Hochschule auf großen Bedarf <strong>und</strong> Zuspruch bei studier-<br />

<strong>und</strong> weiterbildungsinteressierten Berufstätigen wie auch deren<br />

Arbeitgebern treffen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> würdigt die Fokussierung der Studienangebote<br />

der Fachhochschule für Oekonomie & Management (FOM) auf die<br />

Zielgruppe berufstätiger oder in einem Ausbildungsverhältnis befindlicher<br />

Studierender als konsequente Ausrichtung auf ein von staatlichen<br />

Hochschulen bisher nur unzureichend berücksichtigtes, voraus-<br />

21<br />

Vgl. Abschnitt A.I. Besonderheiten zum Franchise-Abkommen der FOM mit der<br />

niederländischen Hogeschool Zeeland. Der Export eines vollständigen Studiengangkonzepts<br />

der FOM an die Shanxi University of Finance and Economics wurde mit der<br />

Staatsregierung der VR China vereinbart.<br />

355


sichtlich jedoch quantitativ weiterhin stark zunehmendes Nachfragesegment<br />

im Bereich der wissenschaftlichen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Da die Fachhochschule für Oekonomie & Management für die meisten<br />

ihrer Studiengänge mehrere Studienmodelle anbietet - berufsbegleitendes<br />

Präsenzstudium, Trainee-Studium <strong>und</strong> Drei-Säulen-<br />

Studium mit Fernstudienanteilen -, die sich im Hinblick auf Umfang<br />

<strong>und</strong> zeitliche Struktur der obligatorischen Präsenzphasen unterscheiden,<br />

kann den Studierenden wie auch den sie beschäftigenden Arbeitgebern<br />

zusätzliche Flexibilität zur besseren Vereinbarkeit von beruflichen<br />

bzw. betrieblichen Belangen <strong>und</strong> einem Hochschulstudium<br />

angeboten werden. Studienangebote nach dem Drei-Säulen-Modell<br />

der FOM werden derzeit von r<strong>und</strong> 600 Studierenden, das entspricht<br />

einem Anteil von r<strong>und</strong> 14 % aller Studierenden der FOM, belegt; der<br />

Tendenz nach nimmt der Anteil der Fernstudierenden der FOM überproportional<br />

stark zu (vgl. Tabelle 3 im Anhang).<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfahl bereits 1998, dass die Hochschulen<br />

dem veränderten Studierverhalten, welches durch zunehmende Erwerbstätigkeit<br />

<strong>und</strong> familiäre Verpflichtungen vieler Studierender gekennzeichnet<br />

ist, durch Einrichtung entsprechender Teilzeitstudienangebote<br />

Rechnung tragen sollten 22 .<br />

Weitere Ansätze zur räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Flexibilisierung der<br />

Studienorganisation sollen an der Fachhochschule für Oekonomie &<br />

Management (FOM) durch den Aufbau einer Internetplattform zur<br />

Bereitstellung von Lehr- <strong>und</strong> Übungsinhalten sowie zur Kommunikation<br />

der Studierenden mit Lehrkräften oder in Lerngruppen, dem so<br />

genannten ‚Virtuellen Campus’, vorangetrieben werden.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> befürwortet die innovative Nutzung der elektronischen<br />

Medien in Kombination mit traditionellen Lehrkonzepten,<br />

insbesondere im Kontext berufsbegleitender Studiengänge, <strong>und</strong> sieht<br />

gute Möglichkeiten zur Ausweitung dieser Fernstudienanteile vor<br />

allem in den Weiterbildungsstudiengängen der FOM, da hier im Vergleich<br />

zu den gr<strong>und</strong>ständigen Studienangeboten entsprechend vorgebildete<br />

<strong>und</strong> zur selbstgesteuerten Organisation des Wissenserwerbs<br />

fähige Studierende vorausgesetzt werden können. 23 Aus der<br />

Zuordnung des hauptberuflichen Personals <strong>und</strong> des überwiegenden<br />

Teils der Sachmittelausstattung zum Hauptstandort der FOM in Essen<br />

ergibt sich allerdings die Frage, ob die von der FOM mit identi-<br />

22<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong> (1998), <strong>Empfehlungen</strong> zur Differenzierung des Studiums durch<br />

Teilzeitstudienmöglichkeiten (Drs. 3535/98).<br />

23<br />

Vgl. hierzu <strong>Wissenschaftsrat</strong> (1998), <strong>Empfehlungen</strong> zur Hochschulentwicklung<br />

durch Multimedia in Studium <strong>und</strong> Lehre (Drs. 3536/98).<br />

356


schen Inhalten angebotenen Präsenz- <strong>und</strong> Fernstudiengänge als<br />

qualitativ gleichwertig zu betrachten sind (vgl. hierzu B.<strong>II</strong>I.1).<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfiehlt der FOM daher, zunächst den erreichten<br />

Ausbaustand im Zuge der weiteren Entwicklungsplanungen<br />

materiell <strong>und</strong> qualitativ flächendeckend zu konsolidieren <strong>und</strong> die<br />

durch Einrichtung weiterer regionaler Studienzentren geplante Expansion<br />

vorerst hintanzustellen.<br />

Die interne Gliederung der Hochschule weist einige Besonderheiten<br />

auf. So ist die Einrichtung von Fachbereichen, die über keine personellen<br />

Ressourcen verfügen (FB Internationale Studiengänge, Volkswirtschaft)<br />

bzw. keine eigenen Studiengänge anbieten (FB Volkswirtschaft),<br />

weder inhaltlich noch organisatorisch nachvollziehbar <strong>und</strong><br />

sollte unter praktischen (Eindeutigkeit im Hinblick auf Ausstattung<br />

<strong>und</strong> Leistungserbringung einzelner Fachbereiche) sowie unter rechtlichen<br />

Gesichtspunkten (z.B. korporationsrechtliche Zugehörigkeit der<br />

Mitglieder; Gremienbesetzung) nochmals überdacht werden.<br />

Als wenig transparent erachtet der <strong>Wissenschaftsrat</strong> die von der FOM<br />

verwendete Terminologie für Gliederungen, Ämter <strong>und</strong> Gremien der<br />

Hochschule. In den Fällen, in denen die Organe, Gliederungen <strong>und</strong><br />

Funktionen innerhalb der FOM beträchtliche Unterschiede zum staatlichen<br />

Hochschulbereich aufweisen, sollte dieses auch begrifflich zum<br />

Ausdruck gebracht werden.<br />

Die Vertreter der Trägereinrichtung BildungsCentrum der Wirtschaft<br />

(BCW) konnten glaubwürdig vermitteln, dass die Fachhochschule für<br />

Oekonomie & Management alle internen Angelegenheiten im Rahmen<br />

der satzungs- <strong>und</strong> gesellschaftsrechtlich definierten Rechte autonom<br />

wahrnimmt <strong>und</strong> der Träger insbesondere keinen inhaltlichen<br />

Einfluss auf das fachliche Profil oder bei Personalentscheidungen<br />

ausübt.<br />

B.<strong>II</strong>. Zur Ausstattung <strong>und</strong> Finanzierung<br />

Zu Infrastruktur <strong>und</strong> sächlicher Ausstattung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> konnte sich davon überzeugen, dass die FOM<br />

an ihrem Hauptstandort in Essen über moderne <strong>und</strong> gut ausgestattete<br />

Räumlichkeiten von hoher Qualität verfügt. Die von der Hochschule<br />

mit der Trägerstiftung als Eigentümerin der Gebäude vereinbarte<br />

Anmietung von Flächen, Geräten <strong>und</strong> haustechnischen Dienstleistungen<br />

durch Fremdpersonal ist als Alternative zu hochschuleigenen<br />

Infrastrukturen geeignet, insofern hier durch zeitlich versetzte Nutzung<br />

der Immobilien durch die FOM <strong>und</strong> andere Bildungseinrichtungen<br />

ein hoher Auslastungsgrad von Flächen <strong>und</strong> Gerätschaften er-<br />

357


eicht <strong>und</strong> der Hochschule nur eine anteilige Kostenumlage als Mietzahlung<br />

angelastet wird. Durch Anmietung von Flächen für den<br />

Hochschulbetrieb an den Standorten der regionalen Studienzentren<br />

sichert sich die FOM darüber hinaus Dispositionsräume, auf zukünftige<br />

Anforderungen oder veränderliche Studierendenzahlen schnell<br />

<strong>und</strong> flexibel reagieren zu können.<br />

Im Hinblick auf die Vorhaltung von technischen Infrastrukturen für<br />

Lehre <strong>und</strong> Forschung hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> den Eindruck gewonnen,<br />

dass die Ausstattung mit Arbeitsplatzrechnern <strong>und</strong> Medientechnik<br />

am Standort Essen als flächendeckend gut <strong>und</strong> modern bezeichnet<br />

werden kann. Dieses gilt sowohl für die - allerdings nur in geringer<br />

Zahl vorhandenen - Büroräume für das wissenschaftliche Personal,<br />

als auch für Unterrichtsräume <strong>und</strong> Bibliotheksarbeitsplätze. Da<br />

die berufstätigen Studierenden der FOM die Hochschule fast ausschließlich<br />

zu den Lehrveranstaltungen aufsuchen, nutzen sie zu<br />

Lern- <strong>und</strong> Recherchezwecken überwiegend ihre privaten Rechner<br />

oder greifen auf betriebliche Arbeitsplatzrechner zurück. Die Ausstattung<br />

mit speziellen Forschungs- <strong>und</strong> Übungslaboren für das Fach<br />

Wirtschaftsinformatik wird vom <strong>Wissenschaftsrat</strong> jedoch als verbesserungsbedürftig<br />

eingeschätzt; der bisher praktizierte Rückgriff auf<br />

Labore Dritter ist für eine längerfristige Bearbeitung von Übungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsaufgaben, wie sie in der Wirtschaftsinformatik für die<br />

Ausbildung fortgeschrittener Studierender <strong>und</strong> für Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsaktivitäten typisch ist, nicht geeignet.<br />

Die wissenschaftliche Literaturversorgung am Hauptstandort der<br />

FOM in Essen wurde in den letzten Jahren angemessen verbessert;<br />

die Hochschulbibliothek der FOM verfügt nun - zumindest im Fachgebiet<br />

Betriebswirtschaft <strong>und</strong> Management - über einen Literaturbestand<br />

von ausreichender Aktualität <strong>und</strong> fachlicher Breite. Der von der<br />

FOM geplanten Integration ihrer Hochschulbibliothek in Verb<strong>und</strong>systeme<br />

zur Literaturversorgung - sei es durch Bereitstellung elektronischer<br />

Volltexte über Datennetze, sei es durch Anschluss an fremde<br />

Katalog- <strong>und</strong> Nachweissysteme mit der Möglichkeit zur Fernleihe -<br />

misst der <strong>Wissenschaftsrat</strong> für die Gewährleistung einer fächer- <strong>und</strong><br />

standortübergreifenden Literaturversorgung der FOM zentrale Bedeutung<br />

bei. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> erwartet, dass die hierzu erforderlichen<br />

Maßnahmen in einem überschaubaren Zeitrahmen von der<br />

Hochschule realisiert werden.<br />

Zur personellen Ausstattung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> nimmt die Bemühungen der Hochschule zur<br />

Kenntnis, die Personalausstattung insbesondere im Bereich des<br />

hauptberuflichen Personals schrittweise an die durch dynamisches<br />

Wachstum mittlerweile erreichte Zahl der Studierenden anzupassen.<br />

358


Ungeachtet des positiven Eindrucks vom Engagement der Professoren<br />

ist festzuhalten, dass die Betreuungsrelation an der FOM bei<br />

hochschulweiter Gesamtbetrachtung mit 165 Studierenden je Professur,<br />

bei ausschließlicher Betrachtung der Präsenzstandorte immerhin<br />

noch mit 133 Studierenden je Professur sehr niedrig ausfällt. Insofern<br />

begrüßt der <strong>Wissenschaftsrat</strong> die von der Hochschule vorgelegte<br />

Planung, die im Personalbereich bis 2007 einen Aufwuchs um neun<br />

auf dann insgesamt 31 Professuren vorsieht.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hält die konsequente Umsetzung dieser Planungen<br />

<strong>und</strong> eine zügige Besetzung weiterer Professuren auch für<br />

geboten, um die in einigen Fällen deutlich überhöhte Lehrleistung<br />

einzelner Professoren auf ein erträgliches Niveau reduzieren <strong>und</strong> das<br />

verfügbare Qualifikationsspektrum gezielt um bisher nicht vertretene<br />

Fachgebiete ergänzen zu können. Kurzfristig sollten im Bereich der<br />

Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> Methodenausbildung mindestens je zwei weitere<br />

Professuren für die Fachgebiete Wirtschaftsinformatik <strong>und</strong> Wirtschaftsrecht<br />

eingerichtet werden.<br />

Darüber hinaus hält der <strong>Wissenschaftsrat</strong> es für erforderlich, dass die<br />

Fachhochschule für Oekonomie & Management bei künftigen Berufungsverfahren<br />

im Sinne der durch das Landeshochschulgesetz definierten<br />

Qualifikationsanforderungen noch gezielter auf eine fachlich<br />

einschlägige Berufspraxis sowie relevante Erfahrungen der Bewerber<br />

im Bereich der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung achtet.<br />

Zur Finanzierung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> ist auf der Gr<strong>und</strong>lage der von der Hochschule<br />

eingereichten Antragsunterlagen sowie der von Vertretern des Trägers<br />

erhaltenen Auskünfte zu der Auffassung gelangt, dass die Finanzierung<br />

des Hochschulbetriebs auf einer soliden Gr<strong>und</strong>lage beruht.<br />

Hierzu trägt zum einen der Umstand bei, dass die Einnahmen<br />

aus Studiengebühren die laufenden Betriebsausgaben zumindest<br />

decken; des weiteren steht mit dem BildungsCentrum der Wirtschaft<br />

eine Stiftung von regionalen Wirtschaftsunternehmen <strong>und</strong> -verbänden<br />

hinter der Trägergesellschaft der Hochschule (FOM gGmbH), welche<br />

die für den Aufbau der FOM erforderlichen Investitionsmittel wie auch<br />

die von Landesseite als Finanzsicherung des Hochschulbetriebs geforderte<br />

Bankbürgschaft bereit gestellt hat. Für den <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

besteht daher kein Anlass, die Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Seriosität der zukünftigen<br />

Hochschulfinanzierung zu bezweifeln.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfiehlt jedoch, eventuell erwirtschaftete Ü-<br />

berschüsse in den qualitativen Ausbau des Hochschulbetriebs zu<br />

reinvestieren, um die Infrastrukturen <strong>und</strong> personelle Ausstattung<br />

standortübergreifend weiter zu verbessern.<br />

359


B.<strong>II</strong>I. Zu den Leistungsbereichen<br />

<strong>II</strong>I.1. Zu Studium <strong>und</strong> Lehre<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> ist zu der Auffassung gelangt, dass die von der<br />

FOM bisher erbrachten Leistungen in der Lehre im Wesentlichen als<br />

einer Fachhochschule adäquat bezeichnet werden können.<br />

Die von der FOM angebotenen Studiengänge erfreuen sich großer<br />

<strong>und</strong> beständig zunehmender Nachfrage auf Seiten studier- oder weiterbildungswilliger<br />

Berufstätiger. Die zum Teil langjährigen Kooperationsbeziehungen<br />

der Hochschule zu ausbildenden oder beschäftigenden<br />

Unternehmen belegen, dass die von der FOM erbrachten<br />

Ausbildungsleistungen <strong>und</strong> dementsprechend die Qualifikation der<br />

Absolventen auf dem Arbeitsmarkt im Allgemeinen positiv bewertet<br />

werden. Die Studienangebote der FOM sollten allerdings nicht als<br />

duale Studiengänge bezeichnet werden, da sie auf eine enge inhaltliche<br />

<strong>und</strong> ablauforganisatorische Verzahnung zwischen betrieblicher<br />

<strong>und</strong> Hochschulausbildung verzichten.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> begrüßt die von der Hochschulleitung ergriffenen<br />

oder in Aussicht gestellten Schritte zur auch inhaltlichdidaktischen<br />

Umstellung der Studiengänge auf die Bachelor-/Master-<br />

Strukturen <strong>und</strong> in diesem Zusammenhang zur sukzessiven Akkreditierung<br />

aller angebotenen Studiengänge durch externe Agenturen. Er<br />

erwartet, dass die Hochschule auf Parallelangebote von inhaltlich<br />

gleichen Studiengängen mit sowohl Bachelor- als auch Diplomabschluss<br />

verzichtet.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfiehlt der Hochschule darüber hinaus, sich<br />

bei der curricularen Neu- oder Umgestaltung von Studiengängen<br />

stärker als bislang an bewährten fachlichen Standards zu orientieren<br />

<strong>und</strong>, insbesondere in den sog. Bindestrich-Ökonomien (Wirtschaftsinformatik,<br />

Wirtschaftsrecht), für eine bessere Verzahnung der einzelnen<br />

Fächer in der Lehre zu sorgen. Im Zuge der kontinuierlichen<br />

Überarbeitung <strong>und</strong> Reform der Studiengänge sollte sich die FOM das<br />

Ziel setzen, den curricularen Umfang der technischen <strong>und</strong> juristischen<br />

Fächer im Verhältnis zu den betriebswirtschaftlichen Anteilen<br />

zu erhöhen. Dieses sollte einhergehen mit Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der in den technischen <strong>und</strong> juristischen Fächern erforderlichen<br />

größeren Spezialisierung <strong>und</strong> Breite des angebotenen Spektrums.<br />

Während die von der FOM entwickelten unterschiedlichen Zeitmodelle<br />

zur flexibleren Vereinbarkeit von Studium <strong>und</strong> Beruf uneingeschränkt<br />

positiv beurteilt werden, sollte die Anrechnung von Studienoder<br />

sonstigen Vorleistungen (Praktika, Berufstätigkeit) auf die ohnehin<br />

auf ein Minimum an Pflichtst<strong>und</strong>en reduzierten Studiengängen<br />

360


von der FOM restriktiver gehandhabt werden. Die Hochschule sollte<br />

diesbezüglich einfache <strong>und</strong> transparente, aber konsequent an Kriterien<br />

der Ausbildungsqualität orientierte Verfahren <strong>und</strong> Standards<br />

entwickeln, um insbesondere bei ihren Weiterbildungsstudiengängen<br />

nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, den Erwerb eines (zweiten)<br />

Hochschulgrades durch Anrechnung vorgängiger Qualifikationen<br />

mit möglichst geringem Zeit- <strong>und</strong> Arbeitsaufwand vereinfachen zu<br />

wollen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> weist in diesem Zusammenhang darauf hin,<br />

dass die gewählten Studiengangs- <strong>und</strong> Abschlussbezeichnungen in<br />

den Studiengängen der Wirtschaftsinformatik (Dipl. Informatiker/in<br />

FH) als problematisch anzusehen sind. Das Curriculum des Studiengangs<br />

Wirtschaftsinformatik basiert zu lediglich 50 % auf spezifischen<br />

Fachinhalten der Wirtschaftsinformatik, so dass die Verleihung des<br />

Grades eines Diplom-Informatikers nicht gerechtfertigt ist. Erschwerend<br />

tritt hinzu, dass die FOM diese - nach Auffassung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

irreführende - Abschlussbezeichnung auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

eines lediglich viersemestrigen Weiterbildungsstudiengangs mit eher<br />

vagen fachlich Zulassungsvoraussetzungen auch an bisher nicht<br />

einschlägig Vorqualifizierte wie z.B. Absolventen eines betriebswirtschaftlichen<br />

Hochschulstudiengangs verleihen kann.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> fordert Land <strong>und</strong> Hochschule daher dazu auf,<br />

die Studiengangsbezeichnungen <strong>und</strong> verliehenen Abschlussgerade<br />

in Übereinstimmung mit den inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der<br />

Curricula zu verändern. Er weist ferner darauf hin, dass die Verleihung<br />

eines Abschlussgrades vom Typ ‚Bachelor’ mit der Zusatzbezeichnung<br />

‚honours’ (an der FOM: Bachelor honours in IT Engineering<br />

<strong>und</strong> in International Management) nach deutschem Hochschulrecht<br />

sowie entsprechenden Vereinbarungen der Kultusministerkonferenz<br />

KMK nicht vorgesehen ist.<br />

Zu den Fernstudienangeboten nach dem „Drei-Säulen-Modell“<br />

Wenngleich das Verfahren der institutionellen Akkreditierung keine<br />

detaillierte Begutachtung einzelner Studiengänge vorsieht <strong>und</strong> somit<br />

auch keine vollständige Überprüfung der von der FOM für ihre Fernstudienangebote<br />

nach dem ‚Drei-Säulen-Modell’ entwickelten Studienmaterialien<br />

vorgenommen wurde, erachtet der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

es im Sinne einer umfassenden <strong>und</strong> standortübergreifenden Würdigung<br />

der Ausbildungsqualität als erforderlich, zum Fernstudienkonzept<br />

der Hochschule gesondert Stellung zu nehmen. Er nimmt insofern<br />

Bezug auf die von der Hochschule vorgelegten Bescheide der<br />

FIBAA Akkreditierung der Diplom-Fernstudiengänge Wirtschaft <strong>und</strong><br />

361


Wirtschaftsinformatik der FOM 24 , ohne allerdings die der Akkreditierungsentscheidung<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Daten, Informationen <strong>und</strong><br />

Materialien im Einzelnen selbst geprüft zu haben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des eigenen Eindrucks, den der <strong>Wissenschaftsrat</strong> von der<br />

FOM gewonnen hat, unterstützt er nachdrücklich die Empfehlung der<br />

FIBAA-Gutachter, dass die von der FOM in ihren Studiengängen<br />

nach dem ‚Drei-Säulen-Modell’ bereit gestellten Lernmaterialien höheren<br />

Qualitätsanforderungen genügen müssen als die veranstaltungsbegleitend<br />

eingesetzten Skripte, Foliensätze <strong>und</strong> Literaturlisten.<br />

Nach Auffassung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es bedarf es bei hybriden -<br />

d.h. anteilig aus Präsenz- <strong>und</strong> Fernlehre zusammengesetzten - Studienangeboten<br />

wie denen der FOM besonders strukturierter Studienmaterialien,<br />

um den Lernerfolg des Selbststudiums sicher zu<br />

stellen. Die gegenwärtige Konzeption des Fernlehrmaterials der FOM<br />

hält der <strong>Wissenschaftsrat</strong> für kaum geeignet, um eine wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>ierte Ausbildung der Studierenden gewährleisten zu können.<br />

Er erwartet daher, dass die FOM schnellstmöglich nach didaktischen<br />

Gesichtspunkten aufbereitete Fernlehrmaterialien für ihre Studienangebote<br />

nach dem Drei-Säulen-Modell entwickelt <strong>und</strong> diese auch zur<br />

verbesserten Strukturierung der Selbstlern- <strong>und</strong> Online-Studienphasen<br />

einsetzt. Nur unter dieser Voraussetzung hält der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

es für gerechtfertigt, den Arbeitsaufwand der Professoren der<br />

FOM für die Entwicklung <strong>und</strong> Bereitstellung von Studienmaterialien<br />

mit einem hohen Gewichtungsfaktor in die Berechnung des Anteils<br />

hauptberuflicher Lehre an den regionalen Studienzentren der Hochschule<br />

einzubeziehen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> fordert die Hochschule dazu auf, die Weiterentwicklung<br />

der eingesetzten Fernstudienmaterialien professionell<br />

begleiten <strong>und</strong> nach Fertigstellung durch eine ausgewiesene, unabhängige<br />

dritte Instanz bewerten zu lassen. Unter Berücksichtigung,<br />

dass die Entwicklung geeigneter Fernlehrmaterialien zeitintensiv ist,<br />

hält der <strong>Wissenschaftsrat</strong>, entsprechend der Befristung der Akkreditierung<br />

durch die FIBAA, einen Bearbeitungszeitraum bis Ende 2007<br />

für diese Aufgabe angemessen <strong>und</strong> leistbar. Die Ergebnisse der Prüfung<br />

der Fernlehrmaterialien sind dem <strong>Wissenschaftsrat</strong> vorzulegen.<br />

Bis zur positiven Prüfung der überarbeiteten Fernstudienmaterialien<br />

hält er die Einrichtung weiterer Studienzentren für nicht vertretbar.<br />

Ergänzend empfiehlt der <strong>Wissenschaftsrat</strong> der Hochschule, ihre bisherige<br />

Haltung bezüglich der Einstellung von hauptberuflichen Professoren<br />

auch an den regionalen Studienzentren zu überdenken.<br />

24<br />

Berichte der Gutachterteams zur Erst-Akkreditierung der Diplom-Fernstudiengänge<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Wirtschaftsinformatik der FOM vom November 2003, Fo<strong>und</strong>ation for<br />

International Business Administration Accreditation (FIBAA), Bonn.<br />

362


Ungeachtet der rechtlichen Einschränkungen bei der Verleihung des<br />

Professorentitels an Teilzeit-Lehrkräfte beurteilt der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

den Umstand, dass die FOM für Studierende in ihren Studiengängen<br />

nach dem Drei-Säulen-Modell keinen oder nur sporadischen Betreuungskontakt<br />

zu Professoren vorsieht, als ungenügend <strong>und</strong> dringend<br />

verbesserungsbedürftig.<br />

Als problematisch erachtet der <strong>Wissenschaftsrat</strong> ferner die an der<br />

FOM verbreitete Praxis, die Betreuung von Diplomanden teilweise in<br />

die Betriebe der Studierenden oder bei Fernstudiengängen an externe<br />

Lehrbeauftragte zu delegieren, da die Verantwortlichkeit hierfür<br />

eindeutig beim Hochschulpersonal liegt.<br />

<strong>II</strong>I.2. Zu Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

Die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten der FOM konzentrieren<br />

sich zumeist auf wissenschaftliche Transfer- <strong>und</strong> Beratungsleistungen,<br />

insbesondere im Bereich kleiner <strong>und</strong> mittelständischer Unternehmen<br />

(KMU). Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> bewertet diese Ausrichtung im<br />

Kontext der spezifischen Strukturen der Hochschule als konsequent –<br />

in der Trägerstiftung sowie unter den Kooperationspartnern <strong>und</strong> Arbeitgebern<br />

der Studierenden finden sich zahlreiche Unternehmen<br />

dieser Kategorie -, sieht im Bereich der angewandten Forschung <strong>und</strong><br />

Entwicklung der FOM jedoch noch Defizite.<br />

Insofern empfiehlt der <strong>Wissenschaftsrat</strong> - ergänzend zu den im Abschnitt<br />

zur personellen Ausstattung aufgeführten Hinweisen - der<br />

Hochschule <strong>und</strong> dem Träger, die Rahmenbedingungen für Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten in Bezug auf Infrastrukturen<br />

<strong>und</strong> Geräteausstattung, Zeitbudgets der Professoren <strong>und</strong> ggf. Unterstützung<br />

oder Entlastung durch wissenschaftliche Mitarbeiter zu<br />

verbessern. Erwogen werden sollten auch hochschulinterne Förder<strong>und</strong><br />

Anreizprogramme, um die Forschungsaktivitäten gezielt zu beeinflussen.<br />

Geeignete Maßnahmen könnten in diesem Kontext z.B.<br />

ein gesondertes Budget sein, dessen Mittel über interne Bewerbungs-<br />

<strong>und</strong> Bewertungsverfahren vergeben werden, oder der Aufbau<br />

von zentral bewirtschafteten Ressourcenpools, über die erforderliche<br />

Infrastrukturen, Geräte <strong>und</strong> Mitarbeiter prioritär in profilbildende oder<br />

strategisch wichtige Forschungsprojekte vergeben werden.<br />

Im Zusammenhang mit der an der FOM in mehreren Fällen <strong>und</strong> wiederholt<br />

festgestellten Übererfüllung des Lehrdeputats könnten Obergrenzen<br />

der Lehrbelastung bzw. Deputatsreduktionen für forschungsaktive<br />

Professoren <strong>und</strong> - sofern dieses nicht bereits heute bei<br />

Abwicklung von Projekten über das hochschuleigene An-Institut IOM<br />

der Fall ist - eine Honorierung von Forschungsleistungen erwogen<br />

werden. Auch die Häufigkeit <strong>und</strong> Güte der Publikationen könnte -<br />

363


gerade in ‚buchwissenschaftlichen’ Fächern wie dem Wirtschaftsrecht<br />

- ein geeigneter Maßstab für die interne Beurteilung der wissenschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Außenwirkung von Professoren<br />

sein.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hält es daher für geboten, die materiellen, infrastrukturellen<br />

<strong>und</strong> zeitlichen Rahmenbedingungen für Forschungs<strong>und</strong><br />

Entwicklungsaktivitäten an der FOM weiter zu verbessern.<br />

B.IV.<br />

364<br />

Zur Qualitätssicherung<br />

Im Hinblick auf die Anwendung von Qualitätssicherungsinstrumenten<br />

begrüßt der <strong>Wissenschaftsrat</strong>, dass die FOM - neben der externen<br />

Begutachtung <strong>und</strong> Akkreditierung ihrer Studiengänge - regelmäßig<br />

interne Befragungen sowie Erhebungen zum Lehrbetrieb durchführt<br />

<strong>und</strong> didaktische Beratungsangebote für ihre Lehrkräfte vorsieht. Vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der kontinuierlichen <strong>und</strong> engen Zusammenarbeit<br />

zwischen Hochschule <strong>und</strong> den ausbildenden Betrieben sowie der<br />

Gebührenpflichtigkeit des Studiums ist ferner davon auszugehen,<br />

dass die Unternehmen <strong>und</strong> die von ihnen beschäftigten Studierenden<br />

als wichtiges Regulativ für Qualitätssicherungsmaßnahmen wirken.<br />

Im Hinblick auf die von der FOM angestrebte langfristige Umstellung<br />

der Diplomstudiengänge auf konsekutive Studienabschlüsse begrüßt<br />

der <strong>Wissenschaftsrat</strong> die erklärte Absicht der Hochschule, dieses<br />

zum Anlass für gr<strong>und</strong>legende curriculare Reformen <strong>und</strong> eine qualitätsorientierte<br />

Überarbeitung von Studieninhalten <strong>und</strong> -abläufen zu<br />

nutzen, auch im Hinblick auf eine verbesserte Akzeptanz des Bachelor-Abschlusses<br />

auf dem Arbeitsmarkt.<br />

B.V.<br />

Zur Kooperation<br />

Die Zusammenarbeit der FOM mit regionalen oder internationalen<br />

Wirtschaftsunternehmen ist dank der auf allen Ebenen – Trägerstiftung,<br />

Hochschulleitung, Professoren <strong>und</strong> Lehrbeauftragte – kontinuierlichen<br />

<strong>und</strong> intensiv gepflegten Kontakte als außergewöhnlich gut<br />

zu bezeichnen. Ferner verfügt die FOM als eine noch relativ junge<br />

Fachhochschule über eine beträchtliche Anzahl von Kooperationsbeziehungen<br />

zu Hochschulen im Ausland. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit<br />

stehen Vereinbarungen über den Austausch von Wissenschaftlern<br />

<strong>und</strong> Studierenden, zum Teil auch über die Aufnahme von<br />

Absolventen der FOM in weiterführende Master-Programme der<br />

Partnerhochschulen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> empfiehlt der Fachhochschule für Oekonomie<br />

& Management, die bisher auf kleinere Kontingente beschränkten


Austauschprogramme zu verstetigen <strong>und</strong> auszuweiten sowie Auslandsaufenthalte<br />

zu einem optionalen Bestandteil möglichst vieler der<br />

von der FOM angebotenen Studiengänge zu machen.<br />

B.VI.<br />

Akkreditierungsentscheidung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat im Rahmen des Akkreditierungsverfahrens<br />

die bislang erbrachten Leistungen der Fachhochschule für Oekonomie<br />

& Management in Lehre, angewandter Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

sowie Weiterbildung, die dafür eingesetzten <strong>und</strong> vorgesehenen<br />

Ressourcen sowie die vorgelegten Konzepte <strong>und</strong> vorgesehenen<br />

Ressourcen für die geplante Aufwuchs- <strong>und</strong> Erweiterungsplanung<br />

geprüft. Diese Prüfung hat ergeben, dass die Fachhochschule für<br />

Oekonomie & Management FOM die notwendigen Standards für den<br />

Betrieb einer Fachhochschule erfüllt. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> gelangt<br />

somit insgesamt zu einem positiven Akkreditierungsvotum.<br />

Die Akkreditierung erfolgt mit folgenden Auflagen:<br />

Personelle Ausstattung<br />

− Einrichtung <strong>und</strong> Besetzung weiterer Professuren zumindest entsprechend<br />

der personellen Aufwuchsplanung; dies gilt insbesondere<br />

für die Fächer Wirtschaftsinformatik <strong>und</strong> Wirtschaftsrecht, in<br />

denen jeweils mindestens zwei Professuren für zusätzliche Gr<strong>und</strong>lagenfächer<br />

einzurichten sind. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> geht davon<br />

aus, dass bei wachsenden Studierendenzahlen entsprechend eine<br />

weitere Aufstockung der Professuren erfolgt.<br />

Sächliche Ausstattung<br />

− Verbesserung der hochschuleigenen Laborausstattung im Bereich<br />

Wirtschaftsinformatik<br />

− Gewährleistung einer ausreichenden, fächer- <strong>und</strong> standortübergreifenden<br />

Literaturversorgung durch Integration der Hochschulbibliothek<br />

in Verb<strong>und</strong>systeme<br />

Studiengänge<br />

− Entwicklung eigenständiger <strong>und</strong> nach fernstudiendidaktischen<br />

Gesichtspunkten gestalteter Fernlehrmaterialien in sämtlichen<br />

Studiengängen nach dem Drei-Säulen-Modell. Diese müssen spätestens<br />

bis zum Ablauf der Akkreditierung der Fernstudiengänge<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Wirtschaftsinformatik im Jahr 2007 durch eine ausgewiesene<br />

Institution begutachtet werden. Entsprechend sind die<br />

Ergebnisse der Prüfung der Fernlehrmaterialien sämtlicher Studiengänge<br />

im ‚Drei-Säulen-Modell’ dem <strong>Wissenschaftsrat</strong> spätestens<br />

im Dezember 2007 vorzulegen.<br />

365


− Änderung der Abschlussbezeichnungen in den Studiengängen der<br />

Wirtschaftsinformatik in Zusammenarbeit mit dem Land Nordrhein-<br />

Westfalen.<br />

− Präzisierung der Zulassungsvoraussetzungen in den Weiterbildungsstudiengängen<br />

Wirtschaftsinformatik <strong>und</strong> Wirtschaftsingenieurwesen<br />

im Hinblick auf die fachliche Einschlägigkeit des Erststudiums<br />

<strong>und</strong> ggf. beruflicher Qualifikationen <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />

Im Hinblick auf die genannten Auflagen <strong>und</strong> Vorbehalte wird die Akkreditierung<br />

der Fachhochschule für Oekonomie & Management auf<br />

fünf Jahre begrenzt. Sollten bis Dezember 2007 keine geeigneten<br />

Fernlehrmaterialien vorliegen, die durch eine ausgewiesene Institution<br />

positiv begutachtet wurden, behält sich der <strong>Wissenschaftsrat</strong> entsprechend<br />

seiner <strong>Empfehlungen</strong> zur Akkreditierung privater Hochschulen<br />

vor, der FOM die Akkreditierung auf Initiative des Sitzlandes<br />

zu entziehen. 25 Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> macht die erneute Akkreditierung<br />

von der Erfüllung der genannten Auflagen abhängig.<br />

C. Zusammenfassung<br />

Das Land Nordrhein-Westfalen hat im Januar 2003 beim <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

den Antrag auf institutionelle Akkreditierung der privaten<br />

Fachhochschule für Oekonomie & Management (FOM) in Essen gestellt.<br />

Die Fachhochschule für Oekonomie & Management wurde 1990 in<br />

der Trägerschaft der Stiftung BildungsCentrum der Wirtschaft (Essen)<br />

gegründet <strong>und</strong> vom Land Nordrhein-Westfalen 1993 befristet staatlich<br />

anerkannt. Das Leistungsspektrum der FOM umfasst die Bereiche<br />

Studium <strong>und</strong> Lehre, angewandte Forschung <strong>und</strong> Entwicklung sowie<br />

Weiterbildung. Seit Aufnahme des Lehrbetriebs hat die Hochschule<br />

ihr Studienangebot durch modulare Ergänzungen des ursprünglichen<br />

Kernbereichs der Wirtschaftswissenschaften auf aktuell insgesamt 10<br />

Studiengänge in den Fächern Management, Wirtschaftsinformatik,<br />

Wirtschaftsingenieurwesen <strong>und</strong> Wirtschaftsrecht erweitert. Als Hochschule<br />

für Berufstätige bietet die FOM ihre Programme in unterschiedlichen<br />

Zeitmodellen - berufsbegleitendes Studium, Trainee-<br />

Studium, Drei-Säulen-Studium mit Fern-/Selbststudienanteilen - b<strong>und</strong>esweit<br />

an insgesamt 11 verschiedenen Teilstandorten an. Die FOM<br />

verfügt mit dem Virtuellen Campus über eine Internet-Plattform, die<br />

es den hauptberuflich Lehrenden ermöglicht, die Studierenden in den<br />

dezentralen Fernstudienzentren bei Bedarf zu betreuen. Neben ihren<br />

25<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Akkreditierung privater Hochschulen, in:<br />

<strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2000, Köln 2001, Bd. I, S. 201-288.<br />

366


postgradualen Zusatzstudiengängen bietet die FOM Weiterbildungsseminare<br />

<strong>und</strong> -kurse über das hochschuleigene Institut für Oekonomie<br />

& Management (IOM) an. Die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten<br />

konzentrieren sich auf strategische, technische <strong>und</strong> juristische<br />

Fragestellungen des internationalen Wettbewerbs, insbesondere<br />

aus Sicht der regionalen kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmungen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat im Rahmen des Akkreditierungsverfahrens<br />

die von der Fachhochschule für Oekonomie & Management in Lehre,<br />

Forschung <strong>und</strong> Weiterbildung bisher erbrachten Leistungen, die vorhandenen<br />

<strong>und</strong> zukünftig vorgesehenen Ressourcen sowie die vorgelegten<br />

Konzepte für die weitere Hochschulentwicklung geprüft. Maßstab<br />

der Prüfung ist die Feststellung, ob die Hochschule über die zum<br />

Betrieb einer Fachhochschule erforderlichen Mittel verfügt <strong>und</strong> die<br />

erforderlichen Standards einhalten kann.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> ist zu der Auffassung gelangt, dass die Fachhochschule<br />

für Oekonomie & Management (FOM) die Kriterien für<br />

den Betrieb einer Fachhochschule erfüllt. Positiv zu erwähnen sind<br />

die professionellen Leitungs- <strong>und</strong> Managementstrukturen der Hochschule<br />

sowie das überdurchschnittliche Engagement der Professoren<br />

in der Lehre <strong>und</strong> der Betreuung der Studierenden. Die dynamische<br />

Entwicklung der Hochschule <strong>und</strong> stark zunehmende Studierendenzahlen<br />

unterstreichen, dass die FOM mit ihren flexiblen berufsbegleitenden<br />

Studiengängen ein vom staatlichen Hochschulsystem bisher<br />

noch vernachlässigtes Marktsegment erschlossen hat <strong>und</strong> ihre Angebote<br />

bei Studieninteressierten wie auch bei Arbeitgebern auf großes<br />

Interesse stoßen.<br />

Die im Bereich Studium <strong>und</strong> Lehre nachgewiesenen Leistungen werden<br />

insgesamt als zufrieden stellend bewertet. Hervorzuheben ist die<br />

Absicht der Hochschule, ihre Studienangebote sukzessive auf die<br />

konsekutiven Abschlüsse umzustellen <strong>und</strong> in diesem Kontext auch<br />

für eine inhaltlich-konzeptionelle Revision der Curricula sorgen zu<br />

wollen. Die von der FOM geplante Besetzung weiterer Professuren<br />

vor allem in den personell sehr knapp bemessenen Fächern Wirtschaftsinformatik<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsrecht ist unbedingt notwendig. Wenn<br />

die Qualität der Lehre mit dem Wachstum der Studierendenzahlen<br />

Schritt halten soll, ist eine weitere Aufstockung der Zahl der Professuren<br />

erforderlich. Eine Aufstockung des hauptberuflichen Lehrpersonals<br />

der Hochschule ist ferner auch notwendig, um die fachliche Ausdifferenzierung<br />

der angebotenen Fächer in der erforderlichen Breite<br />

durch eigene Professuren vertreten <strong>und</strong> bestehende Überschreitungen<br />

des Regeldeputats bei einzelnen Lehrenden reduzieren zu können.<br />

367


Im Bereich der angewandten Forschung <strong>und</strong> Entwicklung werden<br />

noch Defizite deutlich. Die Ausstattung mit hochschuleigenen Laboren<br />

für die Wirtschaftsinformatik ist verbesserungsbedürftig; auch die<br />

standortübergreifende Literaturversorgung sollte durch rasche Integration<br />

der Hochschulbibliothek in Verb<strong>und</strong>systeme sichergestellt werden.<br />

Der Hochschule ist ferner anzuraten, die Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> Infrastrukturen für Forschungsaktivitäten attraktiver zu gestalten.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> gelangt somit, unbeschadet der im Einzelnen<br />

festgestellten Mängel, zu einem insgesamt positiven Akkreditierungsvotum.<br />

Die erstmalige Akkreditierung der FOM wird befristet auf fünf<br />

Jahre ausgesprochen <strong>und</strong> mit Auflagen versehen.<br />

368


Anhang<br />

Abbildung 1: Strukturen der FOM im Überblick<br />

Tabelle 1: Studienangebot der FOM<br />

Tabelle 2: Entwicklung der Studierendenzahlen 1998/99 bis 2003<br />

Tabelle 3: Studierendenzahlen der FOM im Wintersemester<br />

2002/03, nach Studiengängen <strong>und</strong> Studienmodell<br />

Tabelle 4: Zielzahlen Studierende bis 2007, nach Studiengängen<br />

Tabelle 5: Zielzahlen Studierende bis 2007, nach Standorten<br />

Tabelle 6: Personelle Ausstattung der FOM<br />

Tabelle 7: Finanzplanung der FOM 2002 bis 2007<br />

369


Abbildung 1: Strukturen <strong>und</strong> Gremien der FOM im Überblick<br />

1.1 Trägerstrukturen<br />

1.2 Leitungs- <strong>und</strong> Gremienstrukturen<br />

370


Abbildung 1 (Fortsetzung)<br />

1.3 Führungsstrukturen Teilstandorte <strong>und</strong> Fernstudienzentren<br />

371


Tabelle 1: Studienangebot der FOM<br />

Stand: 30. September 2003<br />

Staatlich anerkannte Studiengänge <strong>und</strong> Studienabschlüsse<br />

Fachbereiche/Studiengänge Abschluss RSZ 1) Studienform Standorte 4)<br />

FB Internationale Studiengänge<br />

International Management Bachelor (honours) 7 Sem. Präsenz E, GT, NE<br />

IT Engineering Bachelor (honours) 7 Sem. Präsenz E, NE<br />

Business Administration Master (MBA) 2) 4 Sem. Präsenz E<br />

in Intern. Financial Management 4. Sem. Fernstudium 5) B, F<br />

in Intern. Management,<br />

in Marketing & Sales,<br />

in Project & Contract Management,<br />

in Change Management<br />

Automotive Engineering (geplant)<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement (geplant)<br />

FB Volkswirtschaft<br />

Bachelor<br />

Bachelor<br />

Keine eigenen Studiengänge<br />

FB Wirtschaft<br />

Wirtschaft Dipl.-Kaufmann (FH) 7 Sem. Präsenz DU, E, LEV, NE<br />

Trainee D, E<br />

Fernstudium 5) B, F, HH, M, SI<br />

Wirtschaftsingenieurwesen 3) Dipl. Wirtschaftsingenieur (FH) 4 Sem. 3) Präsenz E, NE<br />

FB Wirtschaftsinformatik<br />

Wirtschafts inform atik Dipl. Inform atiker (FH) 7 Sem . Präsenz DU, E, NE<br />

Trainee D, E<br />

Fernstudium 5) B, F, HH, M, SI<br />

Wirtschaftsinformatik 3) Dipl. Informatiker (FH) 3 Sem. 3) Präsenz E<br />

FB Wirtschaftsrecht<br />

Wirtschaftsrecht Dipl. Wirtschaftsjurist (FH) 7 Sem. Präsenz E, NE,<br />

Trainee D, E<br />

Wirtschaftsrecht 3) Dipl. Wirtschaftsjurist (FH) 4 Sem. 3) Präsenz E<br />

1) Regelstudienzeit<br />

2) Franchise-Modell unter Federführung der Hogeschool Zeeland (Vlissingen, NL)<br />

3) Aufbau-/Weiterbildungsstudiengang<br />

4) Standortschlüssel: Berlin (B), Düsseldorf (D), Duisburg (DU), Essen (E), Frankfurt/M. (F), Gütersloh (GT), Hamburg (HH),<br />

Leverkusen (LEV), München (M), Neuss (NE), Siegen (SI)<br />

5) Studium nach dem sog. Drei-Säulen-Modell der FOM<br />

372


Tabelle 2: Entwicklung der Studierendenzahlen 1998/99 bis 2003<br />

Entwicklung der Studierendenzahlen 1998-2003, nach Studiengängen<br />

Studiengänge<br />

Studierendenzahl zum Wintersemester…<br />

1998/99 1999/2000 2000/01 2001/02 2002/03 2003 1)<br />

a) gr<strong>und</strong>ständige Studiengänge<br />

Wirtschaft 830 1.011 1.293 1.825 2.424 2.552<br />

Wirtschaftsinformatik 88 148 322 455 604 648<br />

Wirtschaftsrecht 48 95 115 174 212 203<br />

International Management (Bachelor) - - - 100 189 179<br />

IT Engineering (Bachelor) - - - - 20 19<br />

b) Weiterbildungsstudiengänge<br />

Wirtschaftsingenieurwesen 40 51 69 74 62 51<br />

Wirtschaftsinformatik - - - 18 21 8<br />

Wirtschaftsrecht 1 40 65 50 27 22<br />

Business Administration (MBA) - - - 17 75 98<br />

c) Gesamt 1.007 1.345 1.864 2.713 3.634 3.780<br />

1) Sommersemester 2003<br />

Tabelle 3: Studierendenzahlen der FOM im Wintersemester<br />

2002/03, nach Studiengängen <strong>und</strong> Studienmodell<br />

Studiengänge<br />

Studierendenzahlen der FOM WS 2002/03, nach Studiengängen <strong>und</strong> Studienform<br />

Studierende<br />

gesamt<br />

davon<br />

berufsbegl.<br />

Präsenzstudium<br />

davon<br />

Trainee-Modell<br />

davon<br />

Drei-Säulen-<br />

Modell<br />

Wirtschaft 2.424 1.966 24 434<br />

Wirtschaftsrecht 1) 212 212<br />

Wirtschaftsrecht 2) 27 27<br />

Wirtschaftsinformatik 1) 602 511 91<br />

Wirtschaftsinformatik 2) 23 21 2<br />

Wirtschaftsingenieurwesen 2) 62 62<br />

Intern. Management (Bachelor) 189 189<br />

IT Engineering (Bachelor) 20 20<br />

Business Administration (MBA) 2) 75 75<br />

3.634<br />

Gesamtzahlen 3.634 3.008 26 600<br />

1) Gr<strong>und</strong>ständiger Studiengang<br />

2) Weiterbildungsstudiengang<br />

373


Tabelle 4: Zielzahlen Studierende bis 2007, nach Studiengängen<br />

Projektion Studierendenzahlen bis 2007,<br />

nach Studiengängen<br />

Studiengänge<br />

WS<br />

2002/03<br />

Soll<br />

2007<br />

Zunahme<br />

in (%)<br />

Wirtschaft 2.424 2.535 4,6%<br />

Wirtschaftsrecht 1, 2) 239 329 37,7%<br />

Wirtschaftsinformatik 1,2) 625 824 31,8%<br />

Wirtschaftsingenieurwesen 2) 62 60 -3,2%<br />

Intern. Management (Bachelor) 189 210 11,1%<br />

IT Engineering (Bachelor) 20 25 25,0%<br />

Business Administration (MBA) 2) 75 170 334,5%<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement (Bachelor) 3) 0 90 -<br />

Automotive Engineering (Bachelor) 3) 0 90 -<br />

Gesamtzahlen 3.634 4.333 19,2%<br />

davon gr<strong>und</strong>ständiges Studium 3.449 4.031 16,9%<br />

davon Weiterbildungsstudium 185 302 63,2%<br />

1) Gr<strong>und</strong>ständiger Studiengang<br />

2) Weiterbildungsstudiengang<br />

3) Geplanter Studiengang<br />

Tabelle 5: Zielzahlen Studierende bis 2007, nach Standorten<br />

Projektion Studierendenzahlen bis 2007,<br />

nach Teilstandorten/Studienzentren<br />

WS Soll Zunahme<br />

Studienzentren<br />

2002/03 2007 in (%)<br />

Essen 2.006 2.047 2,0%<br />

Leverkusen 197 170 -13,7%<br />

Duisburg 227 200 -11,9%<br />

Düsseldorf/Neuss 682 826 21,1%<br />

Berlin 107 185 72,9%<br />

Frankfurt/M. 204 240 17,6%<br />

Siegen 27 115 325,9%<br />

Gütersloh 22 50 127,3%<br />

München 80 170 112,5%<br />

Hamburg 82 170 107,3%<br />

Marl/Recklinghausen 0 160 n.a.<br />

Gesamtzahlen 3.634 4.333 19,2%<br />

374


Tabelle 6: Personalausstattung der FOM<br />

Stand: 30. September 2003<br />

Personalausstattung 2003 1) <strong>und</strong> Aufwuchsplanung bis 2007, in Vollzeitäquivalenten (VZÄ)<br />

Fachbereich/Bereich<br />

Wissenschaftliche<br />

Professoren<br />

Mitarbeiter 2) Sonstige Mitarbeiter<br />

2003 Plan 2007 2003 Plan 2007 2003 Plan 2007<br />

Betriebswirtschaft 16 21<br />

Internationale Studiengänge<br />

Volkswirtschaft<br />

Wirtschaftsinformatik 3 5<br />

Wirtschaftsrecht 3 5<br />

Zentrale Verwaltung - - 20,75 20,75<br />

Summe 22 31 10,5 11,5 20,75 20,75<br />

1) Stichtag: 30.09.2003<br />

2) Zuordnung Wiss. Mitarbeiter zu Standorten, nicht Fachbereichen/Studiengängen<br />

Tabelle 7: Finanzplanung der FOM 2002 bis 2007<br />

Stand: 30. September 2003, Beträge in Tausend Euro<br />

Betriebsergebnis 2002 <strong>und</strong> Finanzplanung bis 2007, in Tausend EUR (TEUR)<br />

2002 2003 <strong>2004</strong> 2005 2006 2007<br />

ERTRÄGE<br />

Studiengebühren 8.397,0 10.807,3 11.468,0 11.960,5 12.656,0 13.223,0<br />

Einnahmen Seminarbetrieb 127,0 127,0 127,0 127,0 127,0 127,0<br />

Drittmittel 409,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0<br />

Zuschüsse der Öffentl. Hand 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0<br />

Sonstige betriebl. Erträge 316,0 105,0 105,0 105,0 105,0 105,0<br />

Spenden 20,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0<br />

Summe betriebl. Erträge 1) 7.415,2 8.831,4 9.360,0 9.754,0 10.310,4 10.764,0<br />

AUFWENDUNGEN<br />

Personalaufwendungen 3.920,0 4.934,5 5.496,3 5.671,0 5.962,0 6.146,7<br />

Sachaufwendungen 4.617,0 3.613,0 3.738,1 3.872,0 3.920,4 4.034,6<br />

Summe betriebl. Aufwendungen 8.537,0 8.547,5 9.234,4 9.543,0 9.882,4 10.181,3<br />

UMLAGEN<br />

Umlagen 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0<br />

Betriebsergebnis -1.121,8 283,9 125,6 211,0 428,0 582,7<br />

1) Die ausgewiesene Ertragssumme wurde auf Wunsch der FOM um die erwarteten Umsatzschmälerungen<br />

(15% von Ertrag) <strong>und</strong> eine Wertberichtigungspauschale (5%) gemindert.<br />

375


376


Stellungnahme<br />

zur Akkreditierung der<br />

International School of Management<br />

Dortm<strong>und</strong> (ISM)<br />

vom Juli <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 378<br />

A. Kenngrößen der ISM 378<br />

B. Akkreditierungsentscheidung 380<br />

Anlage<br />

Bewertungsbericht zur Akkreditierung der International<br />

School of Management Dortm<strong>und</strong> (ISM) 382<br />

377


Vorbemerkung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat auf der Basis seiner <strong>Empfehlungen</strong> zur<br />

institutionellen Akkreditierung privater Hochschulen 1 einen Akkreditierungsausschuss<br />

eingesetzt, dessen Aufgabe die Vorbereitung von<br />

<strong>Stellungnahmen</strong> zur institutionellen Akkreditierung nichtstaatlicher<br />

Hochschulen ist. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Qualitätssicherung,<br />

das die Frage klären soll, ob eine nicht-staatliche<br />

Hochschuleinrichtung in der Lage ist, Bildungsangebote zur Verfügung<br />

zu stellen, die nach der staatlichen Gesetzgebung dem Hochschulbereich<br />

zuzuordnen sind. Im Rahmen der institutionellen Akkreditierung<br />

ist also die Erfüllung von Qualitätsstandards zu überprüfen<br />

<strong>und</strong> festzustellen. 2 Die Akkreditierung erfolgt befristet <strong>und</strong> kann auf<br />

Antrag verlängert werden.<br />

Das Land Nordrhein-Westfalen hat mit Schreiben vom 1. Juli 2003 an<br />

den <strong>Wissenschaftsrat</strong> den Antrag auf Akkreditierung der International<br />

School of Management Dortm<strong>und</strong> (ISM) gestellt. Eine Arbeitsgruppe<br />

des Akkreditierungsausschusses des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es hat die<br />

International School of Management Dortm<strong>und</strong> am 24./25. März <strong>2004</strong><br />

besucht <strong>und</strong> anschließend den vorliegenden Bewertungsbericht vorbereitet.<br />

In dem Akkreditierungsverfahren wirkten auch Sachverständige<br />

mit, die nicht Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es sind. Ihnen ist er<br />

zu besonderem Dank verpflichtet.<br />

Am 21. Juni <strong>2004</strong> hat der Akkreditierungsausschuss auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Bewertungsberichtes die Stellungnahme zur Akkreditierung der<br />

International School of Management Dortm<strong>und</strong> erarbeitet.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat die Stellungnahme am 16. Juli <strong>2004</strong> verabschiedet.<br />

A. Kenngrößen der ISM<br />

Die International School of Management (ISM) wurde 1990 unter dem<br />

damaligen Namen ‚Institut für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Betriebswirtschaft’<br />

(‚IDB-Wirtschaftsakademie’) gegründet. 1992 erhielt die ISM<br />

ihren heutigen Namen. Der jetzige Träger, die Qualitätsgemeinschaft<br />

Euro-Schulen-Organisation, übernahm 1998 die Gesellschaftsanteile<br />

der Gründungsgesellschaft.<br />

1<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Akkreditierung privater Hochschulen, in:<br />

<strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2000, Köln 2001, Bd. I, S. 201-228.<br />

2<br />

Siehe hierzu: <strong>Wissenschaftsrat</strong>: Leitfaden zur institutionellen Akkreditierung (Drs.<br />

6189/04, Berlin).<br />

378


Die staatliche Anerkennung als private Fachhochschule durch das<br />

Land Nordrhein-Westfalen erfolgte im Jahr 1994 für vorerst fünf Jahre.<br />

Sie wurde zwischenzeitlich für weitere drei Jahre bis zum Jahr<br />

2003 verlängert <strong>und</strong> erstreckt sich auf die drei Diplom-Studiengänge<br />

sowie seit November 2003 auch auf das neu geschaffene MBA-<br />

Programm. Eine erneute Verlängerung wurde seitens des Landes bis<br />

zum Abschluss des Akkreditierungsverfahrens durch den <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

ausgesprochen. Das Land beabsichtigt, die Ergebnisse<br />

des Akkreditierungsverfahrens zur Gr<strong>und</strong>lage seiner anstehenden<br />

Entscheidung über eine weitere Verlängerung der staatlichen Anerkennung<br />

der ISM zu machen.<br />

Das Studienangebot der ISM umfasst zur Zeit drei Diplomstudiengänge<br />

im Bereich der Betriebswirtschaft (Internationale Betriebswirtschaft,<br />

Tourismus- <strong>und</strong> Hotelmanagement, Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement)<br />

sowie seit dem Sommersemester <strong>2004</strong> das MBA-<br />

Programm ‚General Management’.<br />

Pro Jahr vergibt die ISM insgesamt ca. 180 Studienplätze. Von den<br />

671 Studierenden des Wintersemesters 2003/04 waren 447 Studierende<br />

im Studiengang ‚Internationale Betriebswirtschaft’, 198 Studierende<br />

im Studiengang ‚Tourismus- <strong>und</strong> Hotelmanagement’ <strong>und</strong> 26<br />

Studierende im Studiengang ‚Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement’ immatrikuliert.<br />

Für das MBA-Programm verzeichnete die ISM 20 Einschreibungen.<br />

Die Gesamtzahl der bisherigen Absolventen der ISM<br />

beträgt 719 (Stand 31.01.<strong>2004</strong>).<br />

Die ISM hat nach eigenen Angaben während der Aufbauphase der<br />

Hochschule die Priorität auf die Sicherung <strong>und</strong> Erweiterung ihres<br />

Lehrangebotes gesetzt. Erst mit dem Aufbau eines Lehrkörpers an<br />

hauptberuflichen Hochschullehrern seit dem WS 2000/01 sei auch<br />

eine Gr<strong>und</strong>lage für die Bearbeitung von Forschungsaufgaben geschaffen<br />

worden. An der ISM werden derzeit einzelne Forschungsprojekte<br />

in den Wirtschaftswissenschaften <strong>und</strong> diese ergänzenden<br />

Wissenschaftsbereichen bearbeitet, Drittmitteleinnahmen erfolgten<br />

nach Angaben der ISM bislang im Jahr 2001 in Höhe von 2.500 Euro.<br />

Die ISM verfügte im WS 2003/04 über insgesamt 18 Stellen für<br />

hauptberufliche professorale Lehrkräfte, die sich auf 10 Vollzeit<br />

(Lehrdeputat 18 Semesterwochenst<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> 8 Teilzeitstellen<br />

(Lehrdeputat 10 bzw. 12 SWS) verteilen. Die Lehre wird zudem von<br />

rd. 40 Lehrbeauftragten mitgetragen. Neben den professoralen Lehrkräften<br />

sind zusätzlich 10 hauptberufliche Mitarbeiter der ISM mit<br />

Lehraufgaben betraut. In den Lehre <strong>und</strong> Forschung an der ISM unterstützenden<br />

Bereichen ‚Administration’ <strong>und</strong> ‚Services’ sind zusammen<br />

14 Vollzeitmitarbeiterstellen besetzt.<br />

379


Das jährliche Haushaltsvolumen der ISM beträgt zwischen 2,2 <strong>und</strong><br />

2,5 Mio. Euro. Die Finanzierung der Hochschule erfolgt zur Zeit nahezu<br />

ausschließlich durch die Erhebung von Studiengebühren. Zur<br />

Absicherung des Studienbetriebes im Falle eines Scheiterns des<br />

Unternehmens hat die ISM im Jahr 2002 eine Bankbürgschaft in Höhe<br />

von 870 TE hinterlegt.<br />

B. Akkreditierungsentscheidung<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat im Rahmen des Akkreditierungsverfahrens<br />

die bislang erbrachten Leistungen der International School of Management<br />

(ISM) in Lehre, Forschung <strong>und</strong> Weiterbildung, die dafür eingesetzten<br />

<strong>und</strong> vorgesehenen Ressourcen sowie die vorgelegten<br />

Konzepte <strong>und</strong> vorgesehenen Ressourcen für die geplante Erweiterung<br />

des Studienangebotes geprüft. Diese Prüfung hat ergeben, dass<br />

die ISM die erforderlichen Standards für den Betrieb einer Fachhochschule<br />

erfüllt. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> gelangt somit zu einem positiven<br />

Akkreditierungsvotum.<br />

Die Akkreditierung erfolgt mit der Auflage für die Hochschule, spätestens<br />

bis zum Jahr 2007 ausnahmslos gestufte Studienstrukturen <strong>und</strong><br />

-abschlüsse einzuführen.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> macht sich die in dem Bewertungsbericht genannten<br />

<strong>Empfehlungen</strong> im vollem Umfang zu Eigen. Folgende <strong>Empfehlungen</strong><br />

sieht er dabei für die weitere Entwicklung der International<br />

School of Management (ISM) als zentral an:<br />

− Die ISM hat auf die Internationalisierung ihres Lehrangebotes<br />

besonderen Wert gelegt, schöpft jedoch im Bereich der Internationalisierungsstrategie<br />

ihre inhaltlichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

nicht genügend aus. Der ISM wird empfohlen, mit der Modularisierung<br />

der Curricula (siehe die vom <strong>Wissenschaftsrat</strong> ausgesprochene<br />

Auflage) auch eine stärkere Internationalisierung der Lehrinhalte<br />

umzusetzen. Dabei müssen die bisherigen studienbezogenen<br />

Auslandsaufenthalte als Auslandssemester in die Studienabläufe<br />

integriert <strong>und</strong> die im Ausland erbrachten Studien- <strong>und</strong> Prüfungsleistungen<br />

anerkannt werden.<br />

− Das jetzige Erscheinungsbild der ISM ist Ergebnis eines zielstrebigen<br />

Neustrukturierungsprozesses seit dem Jahr 1999. Gleichwohl<br />

verfügt die ISM in zentralen Feldern der Hochschulentwicklung<br />

über noch nicht genügend klare Vorstellungen. Zur Steigerung<br />

ihrer Handlungs- <strong>und</strong> Strategiefähigkeit wird der ISM die Erstellung<br />

<strong>und</strong> Umsetzung eines Hochschulentwicklungsplanes<br />

empfohlen.<br />

380


− Die ISM ist gemessen an ihrem Lehrangebot personell angemessen<br />

ausgestattet. Bei einer Intensivierung der Forschungsaktivitäten<br />

<strong>und</strong> einem verstärkten Engagement in der wissenschaftlichen<br />

Weiterbildung ist jedoch die Einstellung weiterer hauptamtlicher<br />

Professoren erforderlich.<br />

− Die ISM wird ermutigt <strong>und</strong> in ihrer Absicht unterstützt, der Forschung<br />

zukünftig einen höheren Stellenwert zukommen zu lassen<br />

<strong>und</strong> Forschungsaktivitäten weiter auszubauen. Der ISM wird empfohlen,<br />

die Entwicklung eines Forschungskonzeptes <strong>und</strong> die Bildung<br />

von Forschungsschwerpunkten - auch mit Blick auf die geplante<br />

Einführung von Master-Studiengängen - vorrangig anzugehen.<br />

Hierzu wird auch die Bereitstellung eines Forschungsetats erforderlich<br />

sein.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der erfolgreichen Aufbau- <strong>und</strong> Erweiterungsleistungen nach<br />

dem Trägerwechsel im Jahr 1999, die auch in Zukunft eine zielstrebige<br />

Weiterentwicklung der Hochschule erwarten lässt, wird die Akkreditierung<br />

der International School of Management Dortm<strong>und</strong> für 10<br />

Jahre ausgesprochen. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> macht die erneute Akkreditierung<br />

von der Erfüllung der genannten Auflage abhängig.<br />

381


ANLAGE<br />

Bewertungsbericht<br />

zur Akkreditierung der International School of<br />

Management Dortm<strong>und</strong> (ISM)<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 383<br />

A. Ausgangslage 383<br />

I. Konzept 383<br />

<strong>II</strong>. Strukturen 385<br />

<strong>II</strong>I. Leistungsbereiche 387<br />

IV. Ausstattung 394<br />

V. Trägerschaft <strong>und</strong> Finanzierung 396<br />

VI. Qualitätssicherung 397<br />

V<strong>II</strong>. Kooperationen 398<br />

B. Bewertung 399<br />

I. Zu Konzeption <strong>und</strong> Struktur 399<br />

<strong>II</strong>. Zu Ausstattung <strong>und</strong> Finanzierung 404<br />

<strong>II</strong>I. Zu den Leistungsbereichen 407<br />

IV. Zur Qualitätssicherung 410<br />

V. Zur Kooperation 411<br />

Anhang 411<br />

382


Vorbemerkung<br />

Der vorliegende Bewertungsbericht zur Akkreditierung der International<br />

School of Management (ISM) ist in zwei Teile gegliedert: Teil A<br />

fasst als Ausgangslage die relevanten Fakten <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

zusammen <strong>und</strong> enthält keine Bewertungen. Der Bewertungsteil B gibt<br />

die Einschätzung der wissenschaftlichen Leistungen, Strukturen <strong>und</strong><br />

Organisationsmerkmale wieder.<br />

A. Ausgangslage<br />

A.I. Konzept<br />

Leitbild <strong>und</strong> Profil<br />

Die International School of Management Dortm<strong>und</strong> (ISM) wurde 1990<br />

unter dem damaligen Namen „Institut für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Betriebswirtschaft<br />

(‚IDB-Wirtschaftsakademie’) in Dortm<strong>und</strong> von dem<br />

Gesellschafterehepaar Evard gegründet <strong>und</strong> nahm im gleichen Jahr<br />

ihren Studienbetrieb mit dem Studiengang Internationale Betriebswirtschaftslehre<br />

auf. 1992 erhielt die ISM ihren heutigen Namen, ein<br />

Jahr später wurde das Studienangebot um den Studiengang Tourismus-<br />

<strong>und</strong> Hotelmanagement erweitert. Die staatliche Anerkennung<br />

als private Fachhochschule folgte 1994; der jetzige Träger, die Qualitätsgemeinschaft<br />

Euro-Schulen-Organisation, übernahm 1998 die<br />

Gesellschaftsanteile der Gründungsgesellschaft. Als ihren dritten<br />

Studiengang nahm die ISM im Jahr 2001 den Studienbetrieb im Studiengang<br />

Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement auf. Die bislang letzte<br />

Erweiterung des Studienangebotes erfolgte 2003 durch ein MBA-<br />

Programm.<br />

Das Studienangebot der ISM stellt sich als eine international- <strong>und</strong><br />

praxisorientierte betriebswirtschaftliche Ausbildung dar. Integrierte<br />

Auslandsstudien, eine fachbezogene Entwicklung der fremdsprachlichen<br />

Kompetenz in mindestens zwei Wirtschaftssprachen, obligatorische<br />

Praxisphasen im In- <strong>und</strong> Ausland sowie die individuelle Förderung<br />

der notwendigen Persönlichkeitseigenschaften in kleinen Lerngruppen<br />

werden als wesentliche Bestandteile des Ausbildungskonzeptes<br />

an der ISM angesehen.<br />

Die ISM verfolgt das Ziel, ihre Studierenden unter Berücksichtigung<br />

individueller Neigungen <strong>und</strong> Fähigkeiten sowie der Förderung interkultureller<br />

<strong>und</strong> sozialer Kompetenzen durch Einbeziehung interdisziplinärer<br />

Ansätze auszubilden <strong>und</strong> diesen eine zügige <strong>und</strong> effiziente<br />

Studiengestaltung zu ermöglichen.<br />

383


Die ISM betont dabei den hohen Stellenwert von Kooperation <strong>und</strong><br />

gegenseitigem Wissenstransfer zwischen Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft;<br />

die Ausbildung der Studierenden soll auch die für die unternehmerischen<br />

Anforderungen relevanten ökonomischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen mit einbeziehen.<br />

Übersicht über die Leistungsbereiche<br />

Die ISM setzt ihren Angaben zufolge den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten<br />

auf die Sicherung <strong>und</strong> den Ausbau ihres Lehrangebotes. Das<br />

Studienangebot der ISM umfasst zur Zeit drei Diplomstudiengänge im<br />

Bereich der Betriebswirtschaft (Internationale Betriebswirtschaft, Tourismus-<br />

<strong>und</strong> Hotelmanagement, Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement),<br />

die mit dem akademischen Grad ‚Diplom-Kauffrau/-mann (FH)’ unter<br />

Angabe des Studiengangs abschließen. Ab dem Sommersemester<br />

<strong>2004</strong> wurde das Studienangebot der ISM um das MBA-Programm<br />

‚General Management’ ergänzt.<br />

Es ist erklärtes Ziel der ISM, ein detailliertes Programm für eine angewandte<br />

Forschung zu erarbeiten, das sowohl die individuellen Forschungstätigkeiten<br />

der einzelnen hauptberuflichen Lehrkräfte, die<br />

Möglichkeiten des ISM-Studienablaufes als auch die Bedürfnisse der<br />

regionalen Unternehmen berücksichtigen soll. Für den Leistungsbereich<br />

Weiterbildung ist in den nächsten Jahren der Aufbau eines eigenen<br />

Geschäftsbereiches vorgesehen. Dazu sollen neben dem Angebot<br />

von unternehmensspezifischen Management-Seminaren insbesondere<br />

die Einführung von post-gradualen Studienprogrammen<br />

für Berufstätige zählen.<br />

Besonderheiten<br />

Die ISM legt einen besonderen Stellenwert auf die Internationalisierung<br />

ihres Lehrangebotes. In allen Diplom-Studiengängen sind jeweils<br />

zwei obligatorische Auslandssemester an Partnerhochschulen<br />

integriert; im Gr<strong>und</strong>studium verbringen die Studierenden ein Semester<br />

im europäischen, im Hauptstudium ein Semester im außereuropäischen<br />

Ausland. Die ISM hat hierzu ein Netzwerk von mehr als 80<br />

ausländischen Partnerhochschulen aufgebaut. Die Internationalisierung<br />

der ISM kommt zudem durch obligatorischen Fremdsprachenangebote,<br />

durch fremdsprachige Lehrveranstaltungen im Hauptstudium<br />

sowie durch ihre hochschulinternen Serviceeinrichtungen wie das<br />

ISM-Career Center <strong>und</strong> das International Office zur Vorbereitung der<br />

Studierenden auf ihre Auslandsstudien <strong>und</strong> Auslandspraktika zum<br />

Ausdruck.<br />

Ferner wurden mit mehreren ausländischen Partnerhochschulen<br />

Kooperationen vereinbart, die einen vorzeitigen Zugang von leistungsstarken<br />

ISM-Studierenden zu post-gradualen Studien-<br />

384


Programmen vorsehen. Dabei wird das zweite Auslandssemester<br />

bereits in einem postgradualen Studienprogramm der entsprechenden<br />

Partnerhochschule absolviert <strong>und</strong> bei einer Fortsetzung des<br />

postgradualen Studiums angerechnet (sog. „Doppelabschluss-<br />

Option“). Hierdurch besteht die Option, das ISM-Diplom mit einem<br />

ausländischen akademischen Grad (Postgraduate Degree), wie z. B.<br />

dem ‚Master of Business Administration’ (MBA) oder dem ‚Master of<br />

International Management’ (MIM) zu verbinden.<br />

Studienbegleitend absolvieren die Studierenden im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

auf den jeweiligen Studiengang bezogene Praktika mit einer Gesamtdauer<br />

von bis zu 40 Wochen.<br />

A.<strong>II</strong>. Strukturen<br />

Leitungs- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen<br />

Die administrative Leitung der Hochschule liegt in der Zuständigkeit<br />

des Präsidiums. Es ist für die Organisation <strong>und</strong> Durchführung des<br />

Lehrbetriebs <strong>und</strong> die Verwaltung der Hochschule verantwortlich; es<br />

vertritt die ISM nach außen, soweit der Zuständigkeitsbereich der<br />

Geschäftsführung der Trägergesellschaft nicht berührt wird. Das Präsidium<br />

besteht aus dem Präsidenten, dem Kanzler <strong>und</strong> dem Dekan<br />

des Fachbereiches Wirtschaft.<br />

Unterstützt wird die Arbeit des Präsidiums durch die beratende Tätigkeit<br />

des Senats sowie des Kuratoriums. Der Senat wird in Angelegenheiten<br />

der Lehre, des Studiums <strong>und</strong> der Forschung beratend tätig,<br />

welche die gesamte ISM oder zentrale Einrichtungen betreffen<br />

oder von gr<strong>und</strong>sätzlicher Bedeutung sind. Dem Senat gehören Vertreter<br />

aller Gruppen der Hochschulmitglieder an. Das Kuratorium<br />

versteht sich als beratendes Gremium besonders zum weiteren Ausbau<br />

der ISM <strong>und</strong> ist mit derzeit 14 Vertretern aus Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

besetzt.<br />

Auf Seiten der Studierenden hat sich eine Studierendenvertretung<br />

nach allgemeiner Wahl konstituiert.<br />

Die organisatorische Gr<strong>und</strong>einheit der ISM bildet der Fachbereich. 1<br />

Dieser berät über die fachliche <strong>und</strong> pädagogische Eignung von Stel-<br />

1<br />

Obwohl die ISM mit den Studiengängen ‚Internationale Betriebswirtschaft’, ‚Tourismus-<br />

<strong>und</strong> Hotelmanagement’ sowie ‚Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement’ momentan<br />

nur den Fachbereich Wirtschaft besitzt, soll einer zukünftigen Entwicklung der Hochschule<br />

auch in anderen Fachdisziplinen mit der möglichen Einrichtung weiterer Fachbereiche<br />

Rechnung getragen werden, wobei bis zur Einrichtung mehrerer Fachbereiche<br />

die Aufgaben des Fachbereichsrates teilweise durch den Senat wahrgenommen<br />

werden.<br />

385


lenbewerbern, die Verwendung von Investitionsmitteln <strong>und</strong> die Neu<strong>und</strong><br />

Wiederbesetzung von akademischen Personalstellen. Der Fachbereich<br />

wird von einem Dekan geleitet, welcher vom Präsidium ernannt<br />

wird. Dem Fachbereichsrat gehören Vertreter aller Gruppen<br />

der Hochschulmitglieder an.<br />

Die Hochschulverwaltung gliedert sich in die Bereiche Administration<br />

(Kaufmännischer Bereich, Studienorganisation, Prüfungswesen,<br />

Öffentlichkeitsarbeit, IT-Administration) <strong>und</strong> Services (International<br />

Office, Career Center, Bibliothek, Mensa).<br />

Einen vollständigen Überblick über die Hochschulstrukturen enthält<br />

Anhang 1.<br />

Mitwirkungsmöglichkeiten der Hochschulangehörigen<br />

Die Gr<strong>und</strong>ordnung der ISM sieht die Mitbestimmung aller Gruppen<br />

der Hochschulmitglieder in den entsprechenden Gremien vor, die<br />

Inhalt, Organisation oder Ressourcen von Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

betreffen (wie Senat, Fachbereichsrat oder Prüfungsausschuss).<br />

Weiterhin hat die Mitgliedsgruppen der Studierenden über die Institution<br />

der Studierendenvertretung sowie anlässlich eines monatlichen<br />

Jour fixe mit der Hochschulleitung zusätzlich die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge<br />

zu unterbreiten, Beschwerden zu äußern oder<br />

Anfragen direkt an das Präsidium zu richten. Ein von der Hochschulleitung<br />

ernannter Vertrauensdozent ist für die Studierenden ferner<br />

Ansprechpartner für persönliche Studienangelegenheiten.<br />

Interne Mittelverteilung <strong>und</strong> Anreizsteuerung<br />

In einem sog. Zielvereinbarungsgespräch werden in Absprache zwischen<br />

der Geschäftsführung der Trägergesellschaft <strong>und</strong> den Mitgliedern<br />

des Präsidiums eine Kosten- <strong>und</strong> Umsatzplanung für das anstehende<br />

Geschäftsjahr erarbeitet sowie Entscheidungen über notwendige<br />

Investitionen <strong>und</strong> den entsprechenden Personal- <strong>und</strong> Liquiditätsbedarf<br />

abgestimmt. Die bestätigte Jahresplanung bildet die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die eigenverantwortliche Tätigkeit des Präsidiums während<br />

des laufenden Geschäftsjahres.<br />

Eine interne finanzielle Anreizsteuerung ist für die verstärkte Einwerbung<br />

von Drittmitteln für Auftrags- <strong>und</strong> Projektarbeiten ebenso beabsichtigt<br />

wie im Rahmen des aufzubauenden Leistungsbereichs Weiterbildung,<br />

um die hauptberuflichen Lehrkräfte außerhalb der vertraglich<br />

vereinbarten Lehrverpflichtung zur Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung<br />

entsprechender Angebote anzuhalten.<br />

Das Berufungsverfahren wird durch die Richtlinien der ISM geregelt<br />

<strong>und</strong> gestalten sich wie folgt: Bedarfsermittlung <strong>und</strong> Vorschlag des<br />

Stellenumfangs bzw. des Lehrbereichs durch das Dekanat/den Fach-<br />

386


ereich <strong>und</strong> Empfehlung an das Präsidium, Genehmigung durch das<br />

Präsidium, Ausschreibung/Veröffentlichung der Personalstelle, Sichtung<br />

<strong>und</strong> Prüfung der Unterlagen, Bewerbergespräche mit den Mitgliedern<br />

des Präsidiums <strong>und</strong> des Dekanats, Ableistung von Probevorlesungen<br />

für geeignete Bewerber, Festlegung der Berufungsliste, Ruf<br />

- bei Annahme Mitteilung an das Ministerium für Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> Antrag auf Genehmigung<br />

zur Erteilung des Rechts auf Führung des Titels ‚Professor’<br />

für die Dauer der Tätigkeit an der ISM, Ernennung.<br />

A.<strong>II</strong>I.<br />

Leistungsbereiche<br />

<strong>II</strong>I.1. Studium <strong>und</strong> Lehre<br />

Studienangebot <strong>und</strong> Curricula<br />

Der Studienbetrieb wurde im Oktober 1990 an der damaligen ‚IDB-<br />

Wirtschaftsakademie’ im Studiengang ‚Internationale Betriebswirtschaft’<br />

aufgenommen. Mit der staatlichen Anerkennung der ISM als<br />

Fachhochschule im Jahr 1994 wurde das Studienangebot um den<br />

Studiengang ‚Tourismus- <strong>und</strong> Hotelmanagement’ erweitert. Zum Wintersemester<br />

2001/02 erfolgte die staatliche Anerkennung des Studienganges<br />

‚Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement’. Das Studienangebot<br />

wurde zum Sommersemester <strong>2004</strong> durch ein MBA-Programm (General<br />

Management) erweitert.<br />

Alle Diplom-Studiengänge besitzen die gleiche Ablaufstruktur, die<br />

sich in ein einheitliches dreisemestriges Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> ein ausdifferenziertes<br />

fünfsemestriges Hauptstudium mit Pflicht-, Wahlpflicht- <strong>und</strong><br />

nicht prüfungsrelevante Wahlfächer gliedert. Im Hauptstudium sind<br />

zwei Auslandssemester obligatorisch; die Studierenden belegen im<br />

vierten Semester Lehrveranstaltungen <strong>und</strong> legen Prüfungsleistungen<br />

an einer europäischen Partnerhochschule <strong>und</strong> im siebten Semester<br />

an einer Partnerhochschule der ISM im außereuropäischen Ausland<br />

ab. Studienbegleitend absolvieren die Studierenden im In- <strong>und</strong> Ausland<br />

auf den jeweiligen Studiengang bezogene Praktika <strong>und</strong> Praxisphasen<br />

mit einer Gesamtdauer von bis zu 40 Wochen.<br />

Die ISM plant mittelfristig die Einführung von gestuften Studiengängen.<br />

Diese ist für die Bachelor-Studiengänge zum WS <strong>2004</strong>/05, für<br />

die Masterstudiengänge ab dem SS 2007 vorgesehen. Spätestens zu<br />

diesem Zeitpunkt sollen die bisherigen Diplom-Studiengänge an der<br />

ISM nicht mehr angeboten werden. Einen vollständigen Überblick<br />

über Aufbau <strong>und</strong> Inhalte der Diplom-Studiengänge enthält Anhang 2.<br />

Seit dem Sommersemester 2002 besteht für besonders befähigte<br />

Studierende zusätzlich die Option, dem ISM-Abschluss als Diplom-<br />

387


Kaufmann/frau (FH) mit einem weiteren Semester an einer ausländischen<br />

Partnerhochschule einen postgradualen Abschluss (Master<br />

Degree) hinzuzufügen (sog. ‚Doppelabschluss-Option’). 2 Die <strong>Band</strong>breite<br />

der möglichen Spezialisierungen reicht dabei vom generalisierenden<br />

‚Master of Business Administration’ (MBA) an einer Business<br />

School über spezialisierende Master-Abschlüsse in Bereichen wie<br />

z.B. internationalem Hotel-, Tourismus-, Heritage- oder Service Management<br />

oder im Finanzmanagement <strong>und</strong> Controlling bis zum „Master<br />

en Management et Commerce International“. 3 Im Zeitraum vom<br />

September 2002 bis Februar <strong>2004</strong> konnten insgesamt 18 Studierende<br />

der ISM einen Doppelabschluss erwerben. Bezogen auf die Anzahl<br />

der Absolventen in diesem Zeitraum entspricht dies einem Anteil<br />

von ca. 10 %. Die ISM weist darauf hin, dass das Doppel-Abschluss-<br />

Diplom in seiner jetzigen Form nicht für die geplanten konsekutiven<br />

Studiengänge geeignet ist. Angestrebt wird eine Master-Programm-<br />

Partnerschaft mit ausgewählten Business Schools <strong>und</strong> Universitäten,<br />

um einen jeweils bilateralen mastergrad vergeben zu können.<br />

Seit dem Sommersemester <strong>2004</strong> bietet die ISM zudem einen Studiengang<br />

mit dem Abschluss ‚Master of Business Administration’<br />

(MBA - General Management) an, in dem Graduierte nicht-betriebswirtschaftlicher<br />

Studiengänge, aufbauend auf ihrem akademischen<br />

<strong>und</strong> beruflichen Vorwissen, managementtheoretische <strong>und</strong> -praktische<br />

Kompetenzen mit Ausrichtung auf internationale, interdisziplinäre <strong>und</strong><br />

informationstechnologische Schwerpunkte vermittelt werden. Das Ziel<br />

des postgradualen Studiums liegt darin, Führungskräfte für alle wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> administrativen Aufgabenbereiche auszubilden.<br />

Dementsprechend ist das Studium vor allem auf eine vernetzte, interdisziplinäre<br />

Sichtweise auf ein Unternehmen sowie auf die Förderung<br />

der eigenen Persönlichkeitsentwicklung angelegt. Der Studiengang<br />

ist berufsbegleitend als Teilzeitstudium auf eine Dauer von 18<br />

Monate ausgelegt, verschiedene Unterrichtsmodule werden an einer<br />

Partneruniversität in Südafrika gelehrt.<br />

2<br />

Die Bewerbung für ein Postgraduate-Studium setzt eine Empfehlung durch die ISM<br />

basierend auf Kriterien wie Sprachkenntnisse, Studienleistungen, Referenzen durch<br />

Hochschullehrer sowie demonstrierte interkulturelle <strong>und</strong> soziale Kompetenz in bisherigen<br />

Auslandsstudien <strong>und</strong> Praktika voraus.<br />

3<br />

Möglich wird diese Verkürzung bis zum Erwerb des postgradualen Abschlusses<br />

dadurch, dass das obligatorische zweite Auslandssemester in das achte <strong>und</strong> abschließende<br />

Semester des vierjährigen Diplomstudienganges verlegt werden kann <strong>und</strong> damit<br />

bereits das erste Semester eines zweisemestrigen Postgraduate-Studiums beinhaltet.<br />

Die Studierenden erfüllen nach diesem Semester die Voraussetzung für die ISM-<br />

Graduierung <strong>und</strong> werden mit dem FH-Diplom für das Weiterstudium im Postgraduate-<br />

Studium an der entsprechenden Partnerhochschule zugelassen.<br />

388


Einen vollständigen Überblick über Aufbau <strong>und</strong> Inhalt des MBA-<br />

Studienganges enthält Anhang 3.<br />

Besonderheit des Leistungsangebotes gegenüber dem Angebot<br />

anderer Hochschulen<br />

Aus Sicht der ISM hebt sich das eigene Studienangebot von dem<br />

anderer Hochschulen insbesondere durch folgende Qualitätsmerkmale<br />

ab:<br />

− kompaktes <strong>und</strong> intensives Studienangebot mit planungssicherer<br />

Studiendauer,<br />

− günstige Betreuungsverhältnisse als Voraussetzung für ein effizientes<br />

Studium,<br />

− teamorientierte Lehr- <strong>und</strong> Lernformen, überwiegend nach dem<br />

Kleingruppenprinzip,<br />

− individuelle Förderung persönlicher Stärken <strong>und</strong> Interessen,<br />

− konsequente Praxisorientierung der Studieninhalte,<br />

− optimal integrierte Auslandsstudiensemester mit einem vielfältigen<br />

Angebot für eine individuelle Spezialisierung,<br />

− Optionen zum Doppelabschluss,<br />

− aussichtsreiche Berufsperspektiven aufgr<strong>und</strong> erworbener interkultureller<br />

Kompetenz <strong>und</strong> enger Kooperation mit Unternehmen.<br />

Zugangsvoraussetzungen<br />

Neben dem Nachweis der Hochschulzugangsberechtigung (Allgemeine<br />

bzw. Fachhochschulreife) erfordert die Aufnahme in einen<br />

Studiengang der ISM den erfolgreichen Abschluss des Auswahlverfahrens.<br />

Bestandteile des Auswahlverfahrens sind eine eintägige<br />

schriftliche Prüfung (logisch-analytisches Denken, mathematische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen, Bearbeitung eines aktuellen wirtschaftlichen Themas im<br />

Rahmen eines Aufsatzes, Englisch sowie Französisch oder Spanisch)<br />

sowie ein ebenfalls eintägiges Assessment Center (Einzelpräsentationen,<br />

Gruppendiskussionen, soziale Übungen <strong>und</strong> Einzelinterviews).<br />

Zusätzlich werden vereinzelt Studierende, die bereits Studienleistungen<br />

an anderen Hochschulen erbracht haben <strong>und</strong> ihr Studium<br />

an der ISM fortsetzen wollen, in die jeweiligen Fachsemester, die<br />

ihren nachgewiesenen Studienleistungen entsprechen, aufgenommen.<br />

Zahl der Studierenden <strong>und</strong> Absolventen<br />

Pro Jahr vergibt die ISM insgesamt ca. 180 Studienplätze mit der<br />

Möglichkeit des Studienbeginns sowohl zum Winter- als auch zum<br />

Sommersemester. Von den 671 Studierenden des Wintersemesters<br />

2003/04 waren 447 Studierende im Studiengang ‚Internationale Betriebswirtschaft’,<br />

198 Studierende im Studiengang ‚Tourismus- <strong>und</strong><br />

Hotelmanagement’ <strong>und</strong> 26 Studierende im Studiengang ‚Finanz- <strong>und</strong><br />

389


Anlagemanagement’ (Angebot besteht erst seit dem WS 2001/02)<br />

immatrikuliert. Ein Studienbeginn im MBA-Programm ist je nach Bedarf<br />

ein- bis zweimal jährlich mit ca. 15 Studierenden vorgesehen.<br />

Die Gesamtzahl der bisherigen Absolventen der ISM beträgt 719<br />

(Stand 31.01.<strong>2004</strong>). 92 % der Studierenden der ISM besitzen die<br />

deutsche, 8 % eine nicht-deutsche Staatsbürgerschaft. 55 % aller<br />

Studierenden mit deutscher Staatsbürgerschaft stammen aus Nordrhein-Westfalen.<br />

Die Anzahl an Studierenden im Studiengang Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement<br />

entspricht bisher nicht den Erwartungen der Hochschule.<br />

Zukünftig soll eine gezieltere Ansprache der möglichen Studieninteressenten<br />

für diesen Studiengang direkt in den Ausbildungsunternehmen<br />

erfolgen. Die ISM erwägt eine Einstellung des Studienganges,<br />

sollte es zum kommenden Wintersemester nicht gelingen, ein<br />

stärkeres Interesse an dem Studiengang Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement<br />

zu wecken (mindestens 10 Neuimmatrikulationen). Eine Fortführung<br />

des Studiengangs im Rahmen eines neuen Bachelor-<br />

Studienganges ist zurzeit nicht vorgesehen.<br />

Die Abbrecherquote lag in den Jahren 1998 bis 2001 zwischen keinem<br />

Studienabbrecher <strong>und</strong> bis zu 7 % der immatrikulierten Studierenden.<br />

Nach Aussage der ISM handelt es sich im Wesentlichen um<br />

Studierende, die aufgr<strong>und</strong> von Leistungsdefiziten ihr Studium noch<br />

vor einer endgültig nicht bestandenen Fachprüfung abbrachen oder<br />

nach einer endgültig nicht bestandenen Fachprüfung exmatrikuliert<br />

wurden. Diese Anzahl stieg der ISM zufolge nach Umsetzung des<br />

Konzeptes der blockweisen Prüfung von Studieninhalten (Blockklausur)<br />

im Jahr 2001 signifikant auf Werte zwischen 13 % <strong>und</strong> 25 % an.<br />

Die ISM erwartet durch Einführung des Credit Point Systems (CPS)<br />

im Rahmen der geplanten Einführung konsekutiver Studiengänge<br />

einen Rückgang der Abbrecherquoten. 4<br />

4<br />

Die Prüfungsordnung der ISM aus dem Jahr 1997 sah die Organisation von Fachprüfungen<br />

im Rahmen von ‚Blockklausuren’ vor, d.h. die Zusammenfassung von Einzelprüfungen<br />

zu einer Gesamtprüfung. Bei Nichtbestehen auch nur einer Prüfung<br />

musste vom Prüfling die Gesamtprüfung vollständig wiederholt werden. Nach Wechsel<br />

der Trägerschaft der Hochschule im Jahr 1999 musste festgestellt werden, dass die<br />

Durchführung von Fachprüfungen nach wie vor auf der Basis von Einzelprüfungen <strong>und</strong><br />

somit im Widerspruch zur genehmigten Prüfungsordnung erfolgte. Ab dem WS<br />

2000/01 wurden alle Fachprüfungen auf der Basis der geltenden Prüfungsordnung<br />

durchgeführt - allerdings mit dem Ergebnis, dass die Anzahl an Fehlversuchen <strong>und</strong><br />

somit an Exmatrikulationen signifikant von ca. 5 - 10 % auf ca. 15 - 20 % anstieg. Im<br />

Rahmen der Konzeption der geplanten Bachelor-Studiengänge soll auch eine Neugestaltung<br />

des Prüfungswesens erfolgen. In diesem Rahmen erwartet die ISM eine zukünftige<br />

Exmatrikulationsquote von durchschnittlich ca. 15 - 18 % <strong>und</strong> betrachtet dies<br />

als akzeptablen Wert.<br />

390


Die ISM ist bestrebt, den Anteil von ausländischen Studierenden<br />

anzuheben. Dies soll einerseits durch eine stärkere Integration in<br />

Hochschulnetzwerke, die über das ERASMUS-Programm der Europäischen<br />

Union verb<strong>und</strong>en sind, erreicht werden. So bestehen E-<br />

RASMUS-Kooperationen mit insgesamt neun Hochschulen in Frankreich,<br />

Italien <strong>und</strong> Spanien, nach einem ersten Studierenden im WS<br />

02/03 <strong>und</strong> drei Studierenden im SS 2003 konnten im WS 2003/04 10<br />

Gast-Studierende an der ISM begrüßt werden.<br />

Andererseits ist beabsichtigt, die Attraktivität des ISM-Studienprogramms<br />

für ausländische Studierende zu erhöhen (fremdsprachige<br />

Lehrveranstaltungen, 5 unterstützende Deutsch-Sprachkurse, Betreuung<br />

der Gaststudierenden durch Studierende der ISM, Einführung<br />

von Master-Studiengängen).<br />

Stipendienvergabe<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich verfolgt die ISM das Ziel, geeigneten Bewerbern unabhängig<br />

von der individuellen finanziellen Situation ein Studium an der<br />

ISM zu ermöglichen. Zur Zeit werden ca. 7 % der Studierenden von<br />

der ISM während des Studiums durch einen vollständigen Gebührenerlass,<br />

durch Gebührenreduzierungen sowie durch die Gewährung<br />

von zinslosen Darlehen gefördert. Im Zeitraum von September 2002<br />

bis August 2003 wurde eine finanzielle Unterstützung von ISM-<br />

Studierenden im Gesamtumfang von 187 TE geleistet.<br />

Die ISM weist zudem auf die Finanzierung nach dem B<strong>und</strong>esausbildungsfördergesetz<br />

(BAföG) hin. Für nicht im Sinne des B<strong>und</strong>esausbildungsfördergesetzes<br />

bedürftige Studierende besteht seit Beginn<br />

des WS 2002/03 eine Kooperation mit der Volksbank Dortm<strong>und</strong> zur<br />

kreditbasierten Studienfinanzierung.<br />

Ab dem Sommersemester <strong>2004</strong> kann erstmals ein Firmenstipendium<br />

für besonders leistungsstarke Studierende vergeben werden. Ein<br />

zusätzliches Stipendium soll ab dem WS <strong>2004</strong>/05 durch den Alumni-<br />

Verein zur Verfügung gestellt werden. Es ist beabsichtigt, die verschiedenen<br />

Aktivitäten zur finanziellen Förderung von Studierenden<br />

mit der Gründung <strong>und</strong> dem Aufbau eines „Endowment F<strong>und</strong>s“ (Stiftung)<br />

zu bündeln.<br />

<strong>II</strong>I.2. Forschung<br />

Die ISM hat nach eigenen Angaben während der Aufbauphase der<br />

Hochschule die Priorität auf die Sicherung <strong>und</strong> Erweiterung ihres<br />

Lehrangebotes gesetzt. Erst mit dem Aufbau eines Lehrkörpers an<br />

5<br />

Derzeit werden ca. 10 % der Lehrveranstaltungen des Hauptstudiums in englischer<br />

Sprache, größtenteils durch Gastdozenten aus den Partnerhochschulen abgehalten.<br />

391


hauptberuflichen Hochschullehrern seit dem WS 2000/01 6 sei auch<br />

eine Gr<strong>und</strong>lage für die Bearbeitung von Forschungsaufgaben geschaffen<br />

worden.<br />

Die Forschungsaktivitäten der ISM verstehen sich als sowohl praxisals<br />

auch lösungsorientiert; sie erhalten ihre Anstöße aus einer Vielzahl<br />

von Kontakten <strong>und</strong> Schnittstellen zur betrieblichen Praxis, die<br />

sowohl den privaten als auch den öffentlichen Bereich umfassen. Ein<br />

Teil der in der ISM verfolgten Fragestellungen weist einen starken<br />

regionalen Bezug auf. Die Forschung ist darüber hinaus eng mit der<br />

Lehrausrichtung des jeweiligen Studiengangs verb<strong>und</strong>en. Die ISM<br />

weist am Beispiel Health Care Management auf seit dem Jahr 2003<br />

bestehende verschiedene gemeinsame Forschungsziele durch sich<br />

thematisch berührende Forschungsinteressen einzelner Dozenten<br />

hin.<br />

Die Forschung innerhalb des Bereiches „Internationale Betriebswirtschaft“<br />

wurde nach Aussage der ISM in der Vergangenheit stark von<br />

den individuellen Forschungszielen der eingeb<strong>und</strong>enen Professoren<br />

geprägt. Verfolgt wurden Themenstellungen, die den Bereich der<br />

‚Markt- <strong>und</strong> Marketingforschung’ für den Konsum- <strong>und</strong> Industriegüterbereich<br />

sowie Dienstleistungen betreffen. Themenbereiche wie ‚Personalmanagement’,<br />

‚Immobilienmanagement’ sowie ‚Internationales<br />

Recht <strong>und</strong> Steuern’ seien weitere Forschungsschwerpunkte, speziell<br />

im Bereich ‚Recht’ werde versucht, stärker verknüpfende interdisziplinäre<br />

Forschung beispielsweise zum Marketing oder zu Internationalisierungsstrategien<br />

von Kanzleien zu betreiben. Erste Ansätze für die<br />

Bearbeitung eines interdisziplinären Forschungsschwerpunktes sieht<br />

die ISM im Bereich des ‚Health Care Managements’, der im Studiengang<br />

‚Internationale Betriebswirtschaft’ angesiedelt ist.<br />

Im Bereich ‚Tourismusmanagement’ weist die ISM auf erste Ergebnisse<br />

zur Entwicklung eines eigenen Forschungsprofils hin. Die ISM<br />

beteiligte sich an dem internationalen Forschungsprojekt CTRP (Cultural<br />

Tourism Research Programm) der Organisation Atlas (European<br />

Association for Tourism and Leisure Education), in dessen Verlauf<br />

Veränderungen in den entsprechenden Touristenströmen der zu untersuchenden<br />

Destinationen empirisch ermittelt <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />

ausgewertet wurden.<br />

Forschungsthemen im Bereich ‚Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement’<br />

sind in Anlehnung an die Lehrinhalte Bedingungen, Organisation <strong>und</strong><br />

Abläufe des Finanzmanagements. Im Einzelnen nennt die ISM die<br />

folgende Themen: Asset Management sowie neue Entwicklungen im<br />

Bereich der alternativen Investments, Risikomanagement in internati-<br />

6<br />

392<br />

Vgl. Fußnote 8.


onalen Unternehmen unter Einsatz derivativer Instrumente, Basel <strong>II</strong><br />

<strong>und</strong> seine Auswirkungen auf den deutschen Mittelstand, Integration<br />

multimedialer Vertriebskanäle (Multi-Kanal-Vertriebssteuerung), Kosten-/Nutzenanalysen<br />

von Online-Banking-Systemplattformen.<br />

An finanziellen Ressourcen zur Wahrnehmung von Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsaufgaben stellt die ISM ihren Hochschullehrern die für<br />

die Teilnahme an wissenschaftlichen Tagungen <strong>und</strong> Kongressen<br />

erforderlichen Mittel zur Verfügung. Drittmitteleinnahmen erfolgten<br />

nach Angaben der ISM bislang im Jahr 2001 in Höhe von 2.500 Euro.<br />

Als Anreiz für die Bearbeitung von Forschungsprojekten ist vorgesehen,<br />

eingeworbene Drittmittel zukünftig durch eine bestimmte Summe<br />

aus dem Haushalt der ISM zu unterstützen (z.B. 10 - 15 % des Drittmittelbudgets).<br />

Eine Institutionalisierung ihrer Forschungsaktivitäten verfolgt die ISM<br />

erstmals mit der Gründung des Instituts für Innovationsforschung <strong>und</strong><br />

Beteiligungsmanagement (<strong>II</strong>BM) im Jahr <strong>2004</strong> als An-Institut zur ISM.<br />

Ziel des <strong>II</strong>BM ist die Weiterbildung <strong>und</strong> Forschung in den Bereichen<br />

Innovations- <strong>und</strong> Beteiligungsmanagement aus betriebswirtschaftlicher,<br />

technischer <strong>und</strong> rechtlicher Sicht. Zudem ist als fakultative Ergänzung<br />

der Studieninhalte die Ausrichtung von Workshops in Zusammenarbeit<br />

mit der ISM vorgesehen.<br />

Die ISM legt besonderen Wert auf die Integration von anwendungsbezogenen<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaufgaben in die Ausbildung<br />

der Studierenden. Hierzu sollen Gruppenprojekte im Gr<strong>und</strong><strong>und</strong><br />

Hauptstudium sowie die Bearbeitung der Diplomarbeit wesentlich<br />

beitragen.<br />

Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wurden seit<br />

März 2001 insgesamt drei Personalstellen für Mitarbeiter geschaffen,<br />

die im Rahmen der Bereiche Administration <strong>und</strong> Services Teilaufgaben<br />

übernehmen <strong>und</strong> gleichzeitig eigene Promotionsvorhaben an<br />

Universitäten verfolgen, wobei Betreuungsleistungen auch durch<br />

Hochschullehrer der ISM erfolgen. Ferner wurde in Kooperation mit<br />

einer englischen Universität an der ISM ein Betreuungsprogramm<br />

konzipiert, welches für ISM-Absolventen, die an einem externen PhD-<br />

Programm dieser Universität teilnehmen, eine zusätzlich Betreuung<br />

durch einen Hochschullehrer der ISM anbietet (derzeit vier PhD-<br />

Kandidaten).<br />

<strong>II</strong>I.3. Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Im Leistungsbereich Fortbildung beabsichtigt die ISM zum WS<br />

<strong>2004</strong>/05 den Aufbau eines eigenständigen Geschäftsfeldes im Bereich<br />

Management-Training (‚ISM-Executive Development Pro-<br />

393


grams’). Bestandteile werden Seminar-Angebote für Unternehmen<br />

der Region zu aktuellen betriebswirtschaftlichen Themen sein.<br />

Im Leistungsbereich Weiterbildung wird seit dem SS <strong>2004</strong> das berufsbegleitende<br />

postgraduale Studienprogramm ‚Master of Business<br />

Administration’ (General Management) für Absolventen nichtbetriebswirtschaftlicher<br />

Studiengänge angeboten. Mittelfristig soll das<br />

MBA-Programm auf die Anforderungen spezieller Branchen (z.B.<br />

Immobilienmanagement) ausgeweitet werden. Ein weiterer Ausbau<br />

des postgradualen Bereiches auf 12-monatige Kontaktstudien-<br />

Programme (z.B. im Bereich ‚Health Care’, ‚Event- <strong>und</strong> Sportmanagement’<br />

sowie ‚City-Management’) ist für das Jahr 2005 beabsichtigt.<br />

Im Rahmen des aufzubauenden Leistungsbereichs sind Anreize für<br />

die hauptberuflichen Lehrkräfte vorgesehen, außerhalb der vertraglich<br />

vereinbarten Lehrverpflichtung Angebote zur Weiterbildung zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> durchzuführen.<br />

A.IV.<br />

Ausstattung<br />

IV.1. Personelle Ausstattung 7<br />

Die ISM verfügte im WS 2003/04 über insgesamt 18 Stellen für<br />

hauptberufliche professorale Lehrkräfte, die sich auf 10 Vollzeit<br />

(Lehrdeputat 18 Semesterwochenst<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> 8 Teilzeitstellen<br />

(Lehrdeputat 10 bzw. 12 SWS) verteilen. Die Dienstverträge der Professoren<br />

<strong>und</strong> Lehrkräfte für besondere Aufgaben wurden unbefristet<br />

geschlossen. Beginnend mit der Neubesetzung der Professur ‚Wirtschaftsinformatik/Controlling’<br />

wird die Beschäftigung von Hochschullehrern<br />

zukünftig auf vier Jahre befristet. Bei einer Folgebeschäftigung<br />

ist eine unbefristete Beschäftigung vorgesehen.<br />

Die Lehre wird zudem von rd. 40 Lehrbeauftragten (Professoren <strong>und</strong><br />

Dozenten anderer Hochschulen (teilweise ausländische Partnerhochschulen)<br />

sowie Dozenten aus Unternehmen der Region) mitgetragen.<br />

Deren Lehranteil beträgt derzeit ca. 46 % aller Lehrveranstaltungen,<br />

dementsprechend werden ca. 54 % aller Lehrveranstaltungen durch<br />

die hauptberuflichen Lehrkräfte der ISM (Professoren <strong>und</strong> Mitarbeiter)<br />

abgedeckt.<br />

7<br />

Bis 1999 verfügte die Hochschule über einen Lehrkörper, der neben Lehrbeauftragten<br />

im Wesentlichen aus Teilzeitkräften bestand, die akademische Leitung wurde<br />

durch einen Hochschullehrer der Universität Dortm<strong>und</strong> im Honorarverhältnis ausgeübt.<br />

Zur Gewährleistung der Kontinuität der Lehre sowie zur Sicherung der Studierendenbetreuung<br />

wurde die ISM durch das Land zu einem Umbau des Lehrkörpers mit einer<br />

Umverteilung von teilzeit- zu vollzeitbeschäftigten Lehrkräften verpflichtet.<br />

394


Neben den professoralen Lehrkräften sind zusätzlich 10 hauptberufliche<br />

Mitarbeiter der ISM mit Lehraufgaben betraut. Davon sind drei<br />

Sprachtrainer, die übrigen Mitarbeiter der Bereiche Administration<br />

<strong>und</strong> Services. Deren Lehrbereiche sind Wirtschaftsmathematik,<br />

Buchhaltung, Marktforschung, Einführung in das wissenschaftliche<br />

Arbeiten, Tourismusgeographie, Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> Einführung in<br />

Standardsoftware.<br />

In den Lehre <strong>und</strong> Forschung an der ISM unterstützenden Bereichen<br />

Administration“ <strong>und</strong> „Services sind zusammen 14 Vollzeitmitarbeiterstellen<br />

besetzt. Hierzu zählen auch die drei wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

mit Promotionsvorhaben, deren Dienstverträge auf drei Jahre<br />

(mit Verlängerungsoption von einem weiteren Jahr) befristet sind.<br />

Zusätzlich beschäftigt die ISM 4 Vollzeit- <strong>und</strong> 5 Teilzeitkräfte in den<br />

Bereichen Mensa <strong>und</strong> Hausverwaltung.<br />

IV.2. Infrastruktur <strong>und</strong> sächliche Ausstattung<br />

Die ISM verfügt seit April 2001 über ein Hochschulgebäude mit einer<br />

Gesamtfläche von ca. 3.700 qm <strong>und</strong> einer Hauptnutzfläche (HNF)<br />

von ca. 2.650 qm. Das Gebäude wurde von einem Investor errichtet<br />

<strong>und</strong> im Rahmen eines langfristigen Nutzungsvertrages an die ISM<br />

gGmbH vermietet.<br />

Bibliotheks- <strong>und</strong> Medienausstattung<br />

Die Bibliothek der ISM wird als Präsenzbibliothek mit Wochenendausleihe<br />

geführt <strong>und</strong> umfasst zur Zeit einen Medienbestand von ca.<br />

11.200 Einheiten. Ca. 70 wissenschaftliche Zeitschriften, Periodika,<br />

Magazine <strong>und</strong> Wirtschaftszeitungen - auch in englischer, französischer<br />

<strong>und</strong> spanischer Sprache - werden abonniert. Ein internetbasierter<br />

Zugriff auf den Katalog der ISM-Bibliothek (iOPAC) ist möglich.<br />

Für die Aktualisierung <strong>und</strong> Ergänzung des Medienbestandes stehen<br />

pro Jahr ca. 25 TE zur Verfügung. Kooperationsbeziehungen zu Bibliotheken<br />

staatlicher Hochschulen bestehen nicht.<br />

Labor <strong>und</strong> Geräteausstattung<br />

Auf die Ausstattung mit moderner Rechner- <strong>und</strong> Medientechnik wird<br />

seitens der ISM großes Gewicht gelegt; Intranet (‚ismnet’) als interne<br />

Kommunikationsplattform, vernetzte Workstations, Wireless-LAN in<br />

der Hochschule <strong>und</strong> der nahen Umgebung, audio-visuelle Präsentationstechnik<br />

in den Hörsälen <strong>und</strong> weitere technische Ausstattungen<br />

stehen für Studierende, Dozenten <strong>und</strong> Verwaltung zur Verfügung.<br />

Die Studierenden des MBA-Studiengangs werden zudem in ihrem<br />

Studienbetrieb durch ein Remote Electronic Learning and Collaboration<br />

System (RELACS) unterstützt, welches den Zugriff auf Knowledge-Stores<br />

einschließlich elektronischer Bibliotheksquellen <strong>und</strong> auf<br />

395


interaktive Team- <strong>und</strong> Klassenräume ermöglichen <strong>und</strong> zur Unterstützung<br />

der Kommunikation sowie für spezielle Betreuungs- <strong>und</strong> Lehrformen<br />

innerhalb des MBA-Programmes dienen soll. Die mit RE-<br />

LACS gemachten Erfahrungen sollen auf das gr<strong>und</strong>ständige Studium<br />

übertragen werden.<br />

A.V. Trägerschaft <strong>und</strong> Finanzierung<br />

Trägergesellschaft der Hochschule ist die International School of<br />

Management gemeinnützige GmbH’ Alleiniger Gesellschafter der<br />

GmbH ist die ‚Euro-Schulen Gemeinnützige Gesellschaft für berufliche<br />

Bildung <strong>und</strong> Beschäftigung mbH’, die Mitglied der Qualitätsgemeinschaft<br />

Euro-Schulen-Organisation ist. 8 Mit dieser Mitgliedschaft<br />

verfügt die ISM über die Möglichkeit, organisationsinterne Strukturen<br />

<strong>und</strong> Ressourcen der Gesamtgruppe wie die Leistungen der zentralen<br />

Abteilungen Rechnungswesen, Recht, Marketing <strong>und</strong> Immobilienmanagement<br />

mit in Anspruch zu nehmen.<br />

Investitionen<br />

In Verbindung mit dem Bezug des neuen Hochschulgebäudes wurden<br />

im Zeitraum März bis Mai 2001 Investitionen in Höhe von insgesamt<br />

400 TE getätigt. Hierzu zählten insbesondere die Bereiche Mensaküche,<br />

Cafeteria, Büro- <strong>und</strong> Hörsaalausstattung sowie die Aktualisierung<br />

der IT-Infrastruktur.<br />

Die Investitionsmittel in den Jahren 2003 bis 2006 betrafen bzw.<br />

betreffen vor allem die Neuausstattung der Hörsäle mit Unterrichtsmöbeln<br />

<strong>und</strong> Medientechnik sowie die Ergänzung bzw. Aktualisierung<br />

der IT-Infrastruktur <strong>und</strong> betragen jährlich rd. 60 T€.<br />

Finanzierung der ISM<br />

Die Finanzierung der Hochschule erfolgt zur Zeit nahezu ausschließlich<br />

durch die Erhebung von Studiengebühren. Für die Studierenden<br />

in den Diplom-Studiengängen werden gegenwärtig Studiengebühren<br />

in Höhe von 3.500 Euro je Semester erhoben; Studierende im Studiengang<br />

Master of Business Administration zahlen Studiengebühren<br />

in Höhe von 4.835 Euro je Semester. Einmalig von den Studierenden<br />

zu zahlen sind Gebühren für das Auswahlverfahren (70 Euro), die<br />

Immatrikulation (340 Euro) sowie die Anmeldung zur Diplomprüfung<br />

8<br />

Die Euro-Schulen Gemeinnützige Gesellschaft für berufliche Bildung <strong>und</strong> Beschäftigung<br />

mbH ist auch alleinige Gesellschafterin der Trägergesellschaft der ‚Munich<br />

Business School’, ehemals ‚Europäische Betriebswirtschaftsakademie München (eba)’,<br />

einer seit 1999 staatlich anerkannten Fachhochschule. Die ISM weist auf die durch die<br />

gesellschaftliche Verbindung gegebenen Synergien <strong>und</strong> Kooperationsmöglichkeiten<br />

hin.<br />

396


(800 Euro). 9 Die Einnahmen aus Studiengebühren entsprechen rd.<br />

92 % der prognostizierten Einnahmen je Semester bei allen Haushalten<br />

bis zum SS 2007. Weitere Einnahmen erwartet die Hochschule<br />

durch Sponsorengelder <strong>und</strong> Drittmittel für die Durchführung von Forschungsprojekten<br />

(WS 2003/04: < 1%, SS 2007: 1% ). Hinzu kommen<br />

die Einnahmen aus dem Betrieb der Mensa sowie Zinserträge<br />

für überschüssige Liquidität (gleich bleibend bei 5 %). Die ISM erwartet<br />

für die Haushalte bis zum SS 2007 eine Überschusserzielung<br />

zwischen 40 TE bis 140 TE. Einen Überblick über den Haushalt der<br />

ISM für die Studienjahre 2003 bis 2007 sowie rückblickend für die<br />

Jahre 1999 bis 2003 enthält Anhang 4.<br />

Vorsorge für den Fall des Scheiterns<br />

Das Land Nordrhein-Westfalen setzt für die staatliche Anerkennung<br />

privater Hochschulen eine ausreichende finanzielle Absicherung für<br />

den Fall des Scheiterns der Hochschule voraus. Die ISM hat zu diesem<br />

Zweck im Jahr 2002 eine durch das Land festgesetzte Bankbürgschaft<br />

in Höhe von 870.000 Euro hinterlegt.<br />

A.VI.<br />

Qualitätssicherung<br />

Zur Qualitätssicherung weist die ISM auf folgende Aspekte hin:<br />

− Als Instrument der internen Qualitätssicherung in der Lehre wird<br />

an der ISM eine anonyme Befragung der Studierenden zum Ende<br />

einer jeden Lehrveranstaltung eingesetzt. Die Mitwirkung an einer<br />

studentischen Veranstaltungskritik ist im Dozentenvertrag verbindlich<br />

festgelegt.<br />

− Zur Einbindung der Lehrbeauftragten in den Lehrbetrieb hat die<br />

ISM ein entsprechendes Regelwerk erarbeitet, welches als verbindlicher<br />

Bestandteil des Honorarvertrages geführt wird.<br />

− Eine externe Bewertung der Qualität erfolgte im Rahmen der jeweils<br />

auf einen befristeten Zeitraum bezogenen staatlichen Aner-<br />

9<br />

Die Gebühren, die für das Studiensemester an europäischen Partnerhochschulen<br />

anfallen (1. Auslandssemester), werden aus den Einnahmen der ISM beglichen bzw.<br />

mit dem Austausch von Studierenden der Partnerhochschulen, die an der ISM studieren,<br />

verrechnet. Für den Studienaufenthalt in Übersee (2. Auslandssemester) haben<br />

die Studierenden die Wahl zwischen Hochschulen, deren Studiengebühren im Bereich<br />

der von der ISM erhobenen Studiengebühren liegen <strong>und</strong> somit durch die Studiengebühr<br />

von z. Zt. 3.500 Euro beglichen werden <strong>und</strong> einer Anzahl von Partnerhochschulen<br />

(ca. 40 %), deren Studiengebühren über denen der ISM liegen. In diesem Fall erhebt<br />

die ISM eine Pauschale in Höhe von 500 Euro <strong>und</strong> die Studierenden begleichen die<br />

Gebühren der jeweiligen Partnerhochschule direkt. Die Anzahl dieser Studierenden<br />

beträgt z. Zt. ca. 30 (Sommersemester) bzw. 45 (Wintersemester).<br />

397


kennung, letztmals im Jahr 1999 durch eine vom Land eingesetzte<br />

Gutachterkommission.<br />

− Der zum Sommersemester <strong>2004</strong> erstmals angebotenen Studiengang<br />

‚Master of Business Administration (MBA)’ wurde durch die<br />

FIBAA positiv akkreditiert. Die Akkreditierung weiterer Studiengänge<br />

ist in Vorbereitung.<br />

− Ferner weist die ISM auf größtenteils gute Bewertungen durch<br />

verschiedene Rankings hin (‚Private internationale Hochschulen in<br />

Deutschland’ durch den Stifterverband für die deutsche Wissenschaft,<br />

2001; ‚Diplomarbeiten-Ranking’ der Zeitschrift Stern, 2002;<br />

Hochschulranking der Zeitschrift ‚Stern’ <strong>und</strong> des Centrum für<br />

Hochschulentwicklung CHE, 2002, Befragung von Absolventen<br />

privater Hochschulen der ‚Frankfurter Allgemeine Zeitung’, Februar<br />

<strong>2004</strong>; Befragung von Personalentscheidern zu Absolventen<br />

deutscher Hochschulen der Zeitschrift ‚Junge Karriere’, April<br />

<strong>2004</strong>).<br />

A.V<strong>II</strong>. Kooperationen<br />

Zur Absicherung der im Studienablauf integrierten Auslandssemester<br />

unterhält die ISM zur Zeit weltweit ca. 80 Hochschulkooperationen in<br />

den folgenden Ländern: Argentinien, Australien, China, Finnland,<br />

Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Malta,<br />

Mexiko, Neuseeland, Peru, Portugal, Schweiz, Spanien, Südafrika,<br />

Thailand, Türkei, Ungarn <strong>und</strong> den USA. Auf vertraglicher Ebene kooperiert<br />

die ISM mit den einzelnen Partnerinstitutionen über individuelle<br />

vertragliche Regelungen oder über standardisierte vertragliche<br />

Regelungen im Rahmen der ERASMUS/SOKRATES - Austauschprogramme.<br />

Darüber hinaus existieren Vereinbarungen zum Austausch von Dozenten,<br />

die jeweils im Rahmen von mehrtägigen Blockveranstaltungen<br />

als Gastdozent Lehrinhalte an der ISM (fremdsprachig) bzw. an<br />

der entsprechenden Partnerhochschule abdecken. Die Vereinbarungen<br />

bestehen mit 13 Hochschulen in Frankreich, Großbritannien,<br />

Italien, Portugal <strong>und</strong> Spanien.<br />

Weiterhin existieren Kooperationen mit ausländischen Partnerhochschulen<br />

zur Betreuung der externen Promotionsvorhaben von wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern der ISM bzw. Absolventen der ISM (siehe<br />

A.3.2. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses).<br />

Auf Kooperation mit regionalen, nationalen <strong>und</strong> internationalen Wirtschaftsunternehmen<br />

wird seitens der ISM großes Gewicht gelegt. Sie<br />

reichen von Vereinbarungen, welche die Bereitstellung <strong>und</strong> Betreu-<br />

398


ung von Praktika sowie Projektarbeits- <strong>und</strong> Diplomarbeitsthemen<br />

betreffen, über regelmäßige Unternehmenspräsentationen bis hin<br />

gemeinsamen Seminaren vorwiegend für Studierende im Hauptstudium,<br />

um sowohl den Unternehmen als auch den Studierenden die<br />

frühzeitige Kontaktaufnahme zu ermöglichen.<br />

Die ISM ist ferner Mitglied in sechs Forschungskooperationen <strong>und</strong> -<br />

netzwerken.<br />

B. Bewertung<br />

B.I. Zu Konzeption <strong>und</strong> Struktur<br />

Die International School of Management (ISM) ist mit ihrem betriebswirtschaftlichen<br />

Ausbildungsschwerpunkt eine fachlich profilierte<br />

Hochschule. Sie wird ihrem Anspruch nach einer gleichermaßen international-<br />

wie praxisorientierten Ausbildung ihrer Studierenden gerecht.<br />

Die ISM hat sich als eine vergleichsweise junge Einrichtung auf<br />

dem deutschen Markt privater Bildungsanbieter etablieren können.<br />

Die erfolgten Neustrukturierungen nach dem Trägerwechsel im Jahr<br />

1999 kommen einer Neugründung einer Hochschule nahe; die seitdem<br />

geleisteten Aufbau- <strong>und</strong> Erweiterungsbemühungen sind anerkennenswert.<br />

Die ISM bietet kompakte <strong>und</strong> für die Studierenden attraktive gr<strong>und</strong>ständige<br />

Studiengänge an. Wesentliches Charakteristikum des Studienangebotes<br />

ist das hohe Maß an Internationalität, welches durch<br />

studien- <strong>und</strong> praxisbezogene Auslandsaufenthalte realisiert wird <strong>und</strong><br />

in dieser Form in Deutschland nur an wenigen Hochschulen verfolgt<br />

wird. Hervorzuheben ist weiterhin die ausgeprägte Praxisorientierung<br />

der Lehre sowie das gute Betreuungskonzept für die Studierenden.<br />

Die ISM ist im Leistungsbereich Weiterbildung tätig <strong>und</strong> hat in jüngster<br />

Zeit ihr Studienangebot um ein MBA-Programm folgerichtig erweitert.<br />

Im Vergleich mit den anzuerkennenden Leistungen in der Lehre<br />

sind die derzeitigen Forschungsaktivitäten - auch in Relation zu vielen<br />

anderen staatlichen wie privaten Fachhochschulen - nur schwach<br />

ausgeprägt, die ISM hegt auch für die Zukunft keine ausgedehnten<br />

Forschungsambitionen. Die ISM kooperiert mit einer beachtlichen<br />

Anzahl ausländischer Hochschulen. Die Hochschule hat ein internes<br />

Verfahren zur Sicherung der Qualität der Lehre aufgebaut <strong>und</strong> ist<br />

bereit <strong>und</strong> in der Lage, <strong>Empfehlungen</strong> zu Optimierungen aufzugreifen<br />

<strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Das Studium an der ISM ist durch eine große stoffliche Fülle bei einem<br />

zeitlich eng angelegten Studienverlauf bestimmt. Dies erlaubt<br />

399


den Studierenden einerseits ein zügiges <strong>und</strong> effizientes Studium,<br />

geht jedoch stark zu Lasten einer akademischen Auseinandersetzung<br />

mit den vermittelten Lehrinhalten.<br />

Ein akademisches Studium muss gleichermaßen der Ausbildung <strong>und</strong><br />

der Bildung der Studierenden dienen. Ist es im fachlichen Bereich<br />

vorwiegend auf die Vermittlung von methodischen <strong>und</strong> konzeptuellen<br />

Fähigkeiten ausgerichtet, muss es ebenso die Studierenden auch zur<br />

Reflexion über das Fach <strong>und</strong> seine Bezüge zu relevanten anderen<br />

Disziplinen befähigen, um exemplarisch mehrere Sichtweisen auf<br />

eine Fragestellung sowie die vielfach interdisziplinären Lösungsansätze<br />

zu verdeutlichen. Dies setzt eine angemessene Berücksichtigung<br />

von Zeiten zum Selbststudium, zur persönlichen Auseinandersetzung<br />

mit Lehrinhalten sowie Lehrzielen <strong>und</strong> zur Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung<br />

von Lehrveranstaltungen voraus. Zudem bleibt ein Fachstudium<br />

ohne eine Befassung <strong>und</strong> Auseinandersetzung mit einer anderen<br />

Wissenschaftskultur unvollständig <strong>und</strong> wird den Anforderungen der<br />

beruflichen, wissenschaftlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Praxis nicht<br />

mehr gerecht. Für den Erwerb ihrer Handlungskompetenz sollten sich<br />

die Studierenden der ISM neben dem vertieften Studium ihres Faches<br />

auch mit anderen Disziplinen beschäftigen <strong>und</strong> sich zumindest<br />

eine Orientierungskompetenz erwerben, die sie in die Lage versetzt,<br />

ihr bereits erworbenes Wissensspektrum zu reflektieren <strong>und</strong> sich<br />

später in einer solchen Disziplin weiter zu qualifizieren. Im Zuge der<br />

Einführung neuer Studienabschlüsse an der ISM (siehe hierzu Abschnitt<br />

B.<strong>II</strong>I.1: Zu Studium <strong>und</strong> Lehre) müssen auch geeignete Studienbedingungen<br />

geschaffen werden, die eine akademische Auseinandersetzung<br />

in Studium <strong>und</strong> Lehre nicht zuletzt zeitlich ermöglichen<br />

<strong>und</strong> ein fächerübergreifendes Studium fördern.<br />

Die Größe der Hochschule, bezogen auf die Zahl der Studierenden<br />

(im vorliegenden Fall rd. 670) <strong>und</strong> gemessen an den bekannten<br />

Maßstäben des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es für Fachhochschulen, 10 ist relativ<br />

gering. Bei kleineren Hochschulen können sich sichtbare Synergieeffekte<br />

<strong>und</strong> effiziente Arbeitsteilung nicht in demselben Maß einstellen<br />

wie in größeren Einheiten. Zudem kann die Existenz kleinerer Einheiten<br />

bei einem starken Rückgang der Nachfrage nach Studiengängen<br />

- wie dies derzeit im Studiengang Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement zu<br />

beobachten ist - in einer Fächergruppe gefährdet sein. Dieselbe Gefahr<br />

besteht, wenn Wirtschaftszweige oder Arbeitgeber wegfallen, die<br />

für das Studienangebot einer Einrichtung maßgeblich waren. Generell<br />

ist mangels kritischer Masse ihre Fähigkeit beeinträchtigt, flexibel<br />

genug auf Veränderungen des Arbeitsmarktes zu reagieren. Vor die-<br />

10<br />

Vgl. hierzu <strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Fachhochschulen,<br />

Köln 2002, S. 89 f.<br />

400


sem Hintergr<strong>und</strong> ist das Vorgehen der Hochschule, ihr bisheriges<br />

gr<strong>und</strong>ständiges Studienangebot mit der Einführung eines postgradualen<br />

berufsbegleitenden MBA-Studiengangs weiter zu diversifizieren<br />

<strong>und</strong> sich gr<strong>und</strong>sätzlich im Leistungsbereich Weiterbildung vermehrt<br />

zu engagieren, begrüßenswert. Die Hochschule wird ermuntert, angesichts<br />

der in den zurückliegenden Jahren geleisteten Aufbau- <strong>und</strong><br />

Erweiterungsbemühungen den Ausbau der ISM weiter fortzusetzen.<br />

Dieser könnte im Rahmen der derzeitigen zweckmäßigen Konzentration<br />

auf den Bereich der Betriebswirtschaft erfolgen, aber auch zu<br />

Überlegungen zur Erweiterung des Fächerspektrums genutzt werden.<br />

Die ISM beansprucht bei der Konzeption ihrer Studienangebote eine<br />

besonders international ausgerichtete Ausbildung ihrer Studierenden.<br />

Auch wenn Verlauf <strong>und</strong> Inhalte der von der ISM angebotenen Studiengänge<br />

gegenwärtig durch die vorgesehenen Auslandsstudien,<br />

die Förderung fremdsprachlicher Kompetenz <strong>und</strong> die Ableistung von<br />

Praxisphasen auch in ausländischen Unternehmen ein hohes Maß an<br />

Internationalität aufweisen, ist bei den verschiedenen Internationalisierungsbemühungen<br />

eine umfassende Internationalisierungsstrategie<br />

gleichwohl noch nicht sichtbar. 11<br />

Die inhaltliche Dimension der Internationalisierung wird an der ISM<br />

am weitreichendsten in der Vermittlung von fremdsprachlicher Kompetenz<br />

in verschiedenen Wirtschaftssprachen deutlich, findet sich in<br />

gleichem Maße aber nicht in der Internationalisierung der Studieninhalte<br />

<strong>und</strong> am wenigsten im Angebot von fremdsprachigen Lehrveranstaltungen<br />

wieder. Das Curriculum der Studiengänge Tourismus- <strong>und</strong><br />

Hotelmanagement sowie Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement unterscheidet<br />

sich nicht gr<strong>und</strong>sätzlich von dem Lehrangebot vergleichbarer<br />

Hochschulen, die eine internationale Ausrichtung von Studium<br />

<strong>und</strong> Lehre nicht zu ihren wesentlichen Profilmerkmalen zählen. Auch<br />

fehlt weitgehend die Bearbeitung internationaler Fallbeispiele als<br />

Bestandteil einer Internationalisierung der Lehre; internationale Fragestellungen<br />

sind überdies nur zum Teil Gegenstand von Diplomarbeiten.<br />

Lehrveranstaltungen in englischer Sprache machen derzeit<br />

weniger als 15% des gesamten Lehrangebotes der ISM aus. Lehrveranstaltungen<br />

in einer weiteren Fremdsprachen zählen nicht zum<br />

Lehrangebot der ISM.<br />

11<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat sich verschiedentlich zur zentralen Bedeutung von Internationalität<br />

für die Weiterentwicklung der Hochschulen geäußert <strong>und</strong> diese als Wesensmerkmal<br />

von Wissenschaft überhaupt angesehen (Vgl. <strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong><br />

zur Internationalisierung der Wissenschaftsbeziehungen, Köln 1992. Zuletzt:<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: Thesen zur künftigen Entwicklung des Wissenschaftssystems in<br />

Deutschland, Köln 2000.)<br />

401


Strukturell stechen im Studienverlauf unter dem Aspekt der Internationalisierung<br />

die zwei Auslandsaufenthalte an Partnerhochschulen<br />

besonders hervor. Es ist zu begrüßen, dass Studierende Phasen<br />

ihres Studiums im europäischen <strong>und</strong> außereuropäischen Ausland<br />

verbringen können. Diese fördern in vielen Fällen die Wahrnehmung<br />

anderer Perspektiven auf einen bestimmten Sachverhalt <strong>und</strong> tragen<br />

somit zur Entwicklung differenzierterer Sichtweisen <strong>und</strong> Problemlösungen<br />

bei. Die ISM hat zu diesem Zweck ein beachtliches Netzwerk<br />

von Partnerhochschulen aufgebaut <strong>und</strong> bietet ihren Studierenden<br />

eine vorbildliche administrative Unterstützung bei der Gestaltung ihrer<br />

Auslandsaufenthalte an. Da die zwei Auslandssemester im Studienverlauf<br />

zwar obligatorisch, die im Ausland belegten Lehrveranstaltungen<br />

jedoch nicht Bestandteil des Lehrumfanges <strong>und</strong> des Prüfungsvolumens<br />

zur Erlangung eines akademischen Abschlusses an der ISM<br />

sind, bleibt deren eigentlicher Nutzen auf die Befriedigung individueller<br />

Neigungen der Studierenden beschränkt <strong>und</strong> verfehlt mithin die<br />

Intention eines kohärenten fachlichen Bestandteils des Gesamtstudiums.<br />

Der ISM ist es bislang nicht gelungen, ihr Studienangebot auch für<br />

ausländische Studierende als attraktiv zu vermitteln. Der Anteil von<br />

ausländischen Studierenden <strong>und</strong> Studienanfängern konnte zwar in<br />

der Vergangenheit gesteigert werden, befindet sich aber mit rd. 8 %<br />

der Studierenden (WS 2003/04) immer noch auf einem sehr niedrigen<br />

Niveau. Gründe dafür sind bestehende sprachliche Barrieren <strong>und</strong><br />

der noch geringe Anteil an englischsprachigen Vorlesungen, aber<br />

auch der international nicht durchgehend bekannte Hochschultyp<br />

einer deutschen Fachhochschule. Ferner bleibt der Anteil ausländischer<br />

Professoren <strong>und</strong> Lehrbeauftragter deutlich hinter den Erwartungen<br />

an eine international ausgerichtete Hochschule ebenso zurück<br />

wie die Mobilität der hauptamtlich an der ISM beschäftigten Professoren<br />

(sog. ‚Teaching Staff Mobility’).<br />

In der Internationalisierung der ISM liegen weitere größere strukturelle<br />

<strong>und</strong> inhaltliche Entwicklungsmöglichkeiten, die von der Hochschule<br />

bislang noch nicht ausreichend aufgegriffen wurden. Gestufte Studiengänge<br />

mit den Abschlüssen Bakkalaureus/ Bachelor <strong>und</strong> Magister/Master<br />

stellen hierzu eine wesentliche Voraussetzung dar, insofern<br />

ist deren beabsichtigte Einführung an der ISM ausdrücklich zu<br />

begrüßen. Ohne Zweifel darf erwartet werden, dass die ISM aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer bisherigen Erfahrung in der Lage ist, die Einführung neuer Studienabschlüsse<br />

in dem von der Hochschule selbst genannten Zeitrahmen<br />

bis spätestens zum WS <strong>2004</strong>/05 (Bachelor-Studiengänge)<br />

<strong>und</strong> SS 2007 (Masterstudiengänge) zu bewerkstelligen. Gemeinsam<br />

mit der an anderer Stelle dieses Bewertungsberichtes empfohlenen<br />

stärkeren internationalen Ausrichtung der Lehre sollte es gelingen,<br />

402


den eingeschlagenen Weg der Internationalisierung weiter systematisch<br />

auszubauen.<br />

Bei der Einführung neuer Studienabschlüsse steht die ISM vor der<br />

Herausforderung, ihre äußerst kompakt angelegten <strong>und</strong> durch eine<br />

große stoffliche Fülle gekennzeichneten Diplomstudiengänge einschließlich<br />

der verschiedenen Auslandsaufenthalte in ein System<br />

konsekutiver Studiengänge durch eine curriculare Reform sinnvoll zu<br />

transformieren. Dabei muss es selbstverständlich sein, dass es sich<br />

bei den studienbezogenen Auslandsaufenthalten um in die Studienabläufe<br />

integrierte Auslandssemester handelt <strong>und</strong> die von den Studierenden<br />

international erbrachten Studien- <strong>und</strong> Prüfungsleistungen<br />

durch die Anwendung des ECTS-Systems (European Credit Transfer<br />

System) <strong>und</strong> durch einen Studienvertrag (sog. „learning agreement“)<br />

anerkannt werden.<br />

Ferner wird es für die Effektivität des Studienaufenthalts im Ausland<br />

<strong>und</strong> die Anerkennung der erbrachten Prüfungsleistungen entscheidend<br />

sein, die bisherige administrative Unterstützung bei der Gestaltung<br />

der Auslandsaufenthalte stärker mit einer fachspezifischen akademischen<br />

Beratung der individuellen Studienplangestaltung zu verknüpfen.<br />

Des Weiteren sollte die ISM vor allem zur Förderung des Studierendenaustausches<br />

als auch zur Unterstützung des Lehrkräfteaustausches<br />

stärkeren Gebrauch von kompetitiven DAAD-Programmen<br />

machen sowie sich gezielt an entsprechenden Gemeinschaftsprogrammen<br />

der Europäischen Union beteiligen.<br />

Das jetzige Erscheinungsbild der ISM ist Ergebnis eines zielstrebigen<br />

Neustrukturierungsprozesses durch die Trägergesellschaft nach Ü-<br />

bernahme der ISM im Jahr 1999, welcher einer Neugründung einer<br />

Hochschule nahe kommt <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> seiner Dynamik wie auch<br />

seiner Ergebnisse besondere Beachtung verdient. In diese Phase<br />

fallen auch die wesentlichen das Profil der ISM bestimmenden hochschulrechtlichen,<br />

curricularen <strong>und</strong> organisatorischen Richtungsentscheidungen.<br />

Von Bedeutung dürfte dabei die Einbindung von Personen<br />

mit Erfahrung in der Gründung <strong>und</strong> Beratung von staatlichen<br />

<strong>und</strong> privaten Hochschulen gewesen sein, die als treibende Kräfte das<br />

Konzept einer privaten Fachhochschule gegenüber Politik <strong>und</strong> Öffentlichkeit<br />

vertreten <strong>und</strong> mit zu einer vergleichsweise raschen Etablierung<br />

der ISM beigetragen haben.<br />

Die Gründungs- <strong>und</strong> Aufbauphase der Hochschule muss auch mit<br />

Hinweis auf das ursprüngliche Gründungsdatum der ISM im Jahr<br />

1990 als weitgehend abgeschlossen angesehen werden. Die gewählte<br />

Konzentration von Entscheidungsbefugnissen auf einen engen<br />

403


Personenkreis kann in dieser Phase <strong>und</strong> aus Sicht einer privaten<br />

Trägergesellschaft zweckmäßig sein. Die weitere Entwicklung der<br />

ISM bedarf jedoch der strategischen Unterstützung durch die gesamte<br />

Hochschule <strong>und</strong> eine stärkeren Repräsentation von Interessen<br />

aller Hochschulangehörigen. Dies bedeutet, dass die Weiterentwicklung<br />

der Hochschule durch wechselseitige Impulse zwischen Hochschulleitung<br />

<strong>und</strong> den übrigen Hochschulangehörigen erfolgen muss.<br />

Hierin liegt auch eine wichtige strukturelle Bedingung zur Stärkung<br />

der Strategiefähigkeit der ISM. Auch nach mehreren Jahren der Aufbauarbeit<br />

verfügt die ISM in zentralen Feldern der Hochschulentwicklung<br />

über noch nicht genügend klare Vorstellungen. Beispielhaft seien<br />

die Entwicklung eines Forschungskonzeptes <strong>und</strong> die Einwerbung<br />

entsprechender Drittmittel, die Verfahren <strong>und</strong> Auswahlprozesse für<br />

die Berufung der hauptamtlichen Professoren oder die Kooperation<br />

mit ausländischen Hochschulen genannt. Es ist eine der vordringlichsten<br />

Aufgaben der ISM, in einem hochschulweiten Dialog adäquate<br />

Strategien zur weiteren Erfüllung der Aufgaben <strong>und</strong> Ziele der<br />

Hochschule zu erarbeiten <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

B.<strong>II</strong>. Zu Ausstattung <strong>und</strong> Finanzierung<br />

Zu Infrastruktur <strong>und</strong> sächlicher Ausstattung<br />

Die ISM ist seit dem Jahr 2001 in einem modernen Hochschulgebäude<br />

untergebracht. Mit dem angemieteten Neubau verfügt die Hochschule<br />

über eine ansprechende <strong>und</strong> räumlich adäquate Immobilie; es<br />

stehen gut ausgestattete Vorlesungs-, Seminar- <strong>und</strong> Mitarbeiterräume<br />

sowie eine zentral integrierte Mensa einschließlich einer Cafeteria<br />

zur Verfügung. Die ISM hat für den Fall einer räumlichen Expansion<br />

durch die gewählte Modulbauweise ihres Hochschulgebäudes sowie<br />

durch Bau- <strong>und</strong> Nutzungsreserven auf dem Gr<strong>und</strong>stück frühzeitig<br />

Vorkehrungen getroffen.<br />

Die Ausstattung der Präsenzbibliothek der ISM ist sowohl in qualitativer<br />

als auch quantitativer Hinsicht in erster Linie auf die studentische<br />

Lehre ausgerichtet <strong>und</strong> für diese Zielstellung angemessen. Zur Erweiterung<br />

des Angebotes an weiterführender Literatur muss den Studierenden<br />

ein formaler Zugang zu öffentlichen wissenschaftlichen Bibliotheken<br />

wie beispielsweise zu der nahe gelegenen Bibliothek der Universität<br />

Dortm<strong>und</strong> oder durch Einbindung der ISM in ein Verb<strong>und</strong>system<br />

mit anderen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen ermöglicht werden.<br />

Zur personellen Ausstattung<br />

Bestand <strong>und</strong> Struktur des wissenschaftlichen Personals sind für die<br />

Lehre angemessen. Dies ermöglicht der ISM ein attraktives Lehran-<br />

404


gebot <strong>und</strong> bietet den Studierenden eine gute Betreuungsrelation von<br />

Professoren zu Studierenden. Der Aufbau des hauptamtlichen Lehrkörpers<br />

erfolgte dabei im wesentlichen nach dem Trägerwechsel im<br />

Jahr 1999. Mit Blick auf diesen vergleichsweise kurzen Zeitraum verdienen<br />

die Leistungen der ISM besondere Anerkennung, in dem<br />

Spannungsverhältnis zwischen dem Erfordernis einer angemessen<br />

arbeitsfähigen Ausstattung einerseits <strong>und</strong> den finanziellen Restriktionen<br />

einer privaten Hochschule in ihrer Gründungs- <strong>und</strong> Aufbauphase<br />

andererseits fachlich qualifiziertes <strong>und</strong> motiviertes Lehrpersonal gewonnen<br />

zu haben. Bei einer Intensivierung der Forschungsaktivitäten<br />

<strong>und</strong> einem verstärkten Engagement in der wissenschaftlichen Weiterbildung<br />

sind die gegenwärtigen personellen Ressourcen jedoch als<br />

knapp anzusehen.<br />

Der Ablauf von Berufungsverfahren entspricht dem vielfach an privaten<br />

Hochschulen vorzufindenden Vorgehen. Hierin ist ein gangbarer<br />

Weg zu sehen, die ISM sollte jedoch bedenken, dass Akzeptanz <strong>und</strong><br />

Renommee einer Hochschule ganz wesentlich von der Qualität ihres<br />

wissenschaftlichen Personals <strong>und</strong> von den Verfahren zur Auswahl<br />

dieser Personen bestimmt werden. Es wäre daher begrüßen, wenn<br />

die ISM ihr Berufungsverfahren nach außen transparenter gestalten<br />

würde. In erster Linie könnte hierzu eine gezielte fachliche Ergänzung<br />

der bislang hochschulintern besetzten Berufungskommissionen um<br />

auswärtige Gutachter beitragen, ferner hochschulöffentliche Berufungsvorträge<br />

sowie eine Beteiligung von Vertretern aller Hochschulangehörigen.<br />

Der staatliche Anerkennungsbescheid der ISM eröffnet dieser die<br />

Möglichkeit, Lehrbeauftragte für die Lehre einzusetzen. Die ISM<br />

macht hiervon in einem sinnvollen Maße zur Verbreiterung der personellen<br />

<strong>und</strong> fachlichen Basis des Lehrkörpers Gebrauch, wird doch<br />

der überwiegende Teil des Lehrangebotes an der Hochschule durch<br />

die hauptberuflich beschäftigten Professoren abgedeckt. Anzuerkennen<br />

ist, dass die Personalpolitik der Hochschule in den vergangenen<br />

Jahren zu einer schrittweisen Erhöhung der Anzahl der hauptberuflichen<br />

Professoren geführt hat <strong>und</strong> auf diese Weise der Lehranteil<br />

externer Lehrbeauftragter kontinuierlich auf ein heute vertretbares<br />

Niveau reduziert werden konnte. Die beabsichtigte weitere personelle<br />

Aufstockung des hauptamtlichen Lehrpersonals wird diese Tendenz<br />

weiter positiv verstärken <strong>und</strong> gleichzeitig der gesamten Hochschule<br />

mehr Potential <strong>und</strong> neue Freiräume für Forschungsaktivitäten eröffnen.<br />

Bislang ist keine hauptamtliche Professorin an die ISM berufen worden<br />

ist. Die Einstellung von Frauen als Professorinnen bereichern<br />

das wissenschaftliche Potenzial einer Hochschule ebenso wie das<br />

405


soziale Umfeld. Als sichtbare Vorbilder können Wissenschaftlerinnen<br />

außerdem Frauen zur Studienentscheidung für das entsprechende<br />

Fach motivieren. Die ISM sollte bei der Gewinnung qualifizierten<br />

Lehrpersonals verstärkt Wissenschaftlerinnen als potentielle Kandidatinnen<br />

für eine Besetzung einer Professur berücksichtigen <strong>und</strong> für<br />

die Übernahme von Lehraufträgen gewinnen.<br />

Zur Finanzierung<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für die Akkreditierung privater<br />

Hochschulen ist ein tragfähiges Finanzierungskonzept. Insbesondere<br />

ist nachzuweisen, dass die zu akkreditierende Hochschule über finanzielle<br />

Voraussetzungen zum Betrieb ihrer Einrichtung verfügt, die<br />

den Studierenden einen ordnungsgemäßen Abschluss des Studiums<br />

ermöglichen.<br />

Zur Beurteilung ihres Finanzierungskonzeptes hat die ISM eine Übersicht<br />

über ihre Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben der Jahre 1999 bis 2003<br />

sowie eine Übersicht der prognostizierten Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben<br />

bis zum Jahr 2007 vorgelegt. Die Finanzierung der Hochschule erfolgt<br />

zur Zeit nahezu ausschließlich durch Studiengebühren sowie<br />

einen noch sehr geringfügigen Anteil an Sponsorengeldern <strong>und</strong><br />

Drittmitteln. Das klare Finanzierungsmodell hat in der Vergangenheit<br />

im wesentlichen zu ausgeglichenen Bilanzen geführt, die dauerhafte<br />

wirtschaftliche Tragfähigkeit muss sich nach dem Trägerwechsel<br />

jedoch erst noch erweisen.<br />

Es bleiben jedoch Zweifel, ob die alleinige Finanzierung der Hochschule<br />

durch Studiengebühren zumindest langfristig ausreichend sein<br />

wird. Neue internationale Studienprogramme dürften nicht ohne zusätzliche<br />

Ressourcen realisierbar sein. Gleiches dürfte für die Schaffung<br />

von finanziellen Voraussetzungen zur Intensivierung der Forschungsaktivitäten<br />

an der ISM gelten. Zur Erschließung weiterer Einnahmen<br />

könnte der von der Hochschule vorbereitete Aufbau eines<br />

Kapitalstocks durch eine Stiftung dienen. Ferner sollte die Trägergesellschaft<br />

ihr bislang fehlendes finanzielles Engagement gegenüber<br />

der ISM überdenken.<br />

Die Verpflichtung der ISM gegenüber dem Land Nordrhein-<br />

Westfalen, ihren Studierenden auch im Falle einer eventuellen Einstellung<br />

des Studienbetriebes einen ordnungsgemäßen Abschluss<br />

ihres Studiums zu gewährleisten, ist zu begrüßen. Dies gilt ebenso<br />

für die Bereitschaft der Hochschule, die Höhe der derzeitigen Bürgschaft<br />

gegenüber dem Land Nordrhein-Westfalen durch eine unabhängige<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aufgr<strong>und</strong> der Weiterentwicklung<br />

der ISM neu bemessen zu lassen <strong>und</strong> gegebenenfalls eine Anpassung<br />

der Bürgschaftshöhe vorzunehmen.<br />

406


B.<strong>II</strong>I.<br />

Zu den Leistungsbereichen<br />

<strong>II</strong>I.1. Zu Studium <strong>und</strong> Lehre<br />

Die International School of Management hat seit ihrer Gründung Anfang<br />

der 90er Jahre ihr Fächerspektrum stetig erweitert <strong>und</strong> ein attraktives<br />

Studienangebot geschaffen. Insbesondere die straffe Studienorganisation<br />

sowie die gute Betreuung der Studierenden tragen<br />

zur Attraktivität des Studiums an der ISM bei. Hinzu kommen die<br />

ausgeprägte Praxisorientierung der Studiengänge sowie gute Berufsaussichten<br />

in den angebotenen Fächern.<br />

Der ISM ist es nicht zuletzt durch ihr Auswahlverfahren gelungen,<br />

motivierte Studierende für ein Studium zu gewinnen, deren Fähigkeits-<br />

<strong>und</strong> Interessenprofil in hohem Maß im Einklang zu dem Anforderungs-<br />

<strong>und</strong> inhaltlichen Profil der angebotenen Studiengänge steht.<br />

In dem erfolgreichen Auswahlprozess dürfte auch ein Gr<strong>und</strong> mit für<br />

die hohe Identifikation der Studierenden mit ihrer Hochschule sowie<br />

der engen Bindung zwischen Lehrenden <strong>und</strong> Studierenden zu sehen<br />

sein.<br />

Die geplante Einführung gestufter Studienabschlüsse ist gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

begrüßenswert (siehe auch Abschnitt B.I: Zu Konzeption <strong>und</strong><br />

Struktur). Aus systematischen Gründen erscheint es nicht zielführend,<br />

Diplom- <strong>und</strong> gestufte Studiengänge über eine Übergangszeit<br />

hinaus parallel anzubieten. Es wird der ISM daher empfohlen, ihr<br />

Studienangebot zeitnah auf Bachelor- <strong>und</strong> Master-Studiengänge<br />

umzustellen. Im Sinne der Qualitätssicherung sollte dabei die Einführung<br />

gestufter Studiengänge in Verbindung mit einer raschen Studiengangsakkreditierung<br />

erfolgen. Nachhaltig unterstützenswert ist<br />

dabei die Ambition der ISM, auch Master-Studiengänge anbieten zu<br />

wollen. Ebenso deutlich muss aber darauf hingewiesen werden, dass<br />

die Tragfähigkeit eines Master-Studienganges in ganz erheblicher<br />

Weise von der Qualität des Forschungsumfeldes einer Hochschule<br />

abhängig ist. Für Fachhochschulen bedeutet dies in erster Linie das<br />

Vorhandensein von leistungsstarken Schwerpunkten in der anwendungsorientierten<br />

Forschung, auf welche die Master-Studiengänge<br />

ausgerichtet werden können. Über ein derart forschungsorientiertes<br />

Umfeld verfügt die ISM bislang allerdings noch nicht.<br />

Im Folgenden wird zu den bestehenden Studienangeboten Stellung<br />

genommen, soweit sie im Rahmen der institutionellen Akkreditierung<br />

zu beurteilen sind. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine<br />

Stellungnahme zu den Studienangeboten im Rahmen der institutionellen<br />

Akkreditierung nicht die Akkreditierung der Studiengänge<br />

durch ausgewiesene Akkreditierungsagenturen ersetzen kann.<br />

407


Zum Studiengang Internationale Betriebswirtschaftslehre<br />

Der Studiengang erfüllt die allgemeinen Anforderungen einer betriebswirtschaftlichen<br />

Ausbildung. Im Studienablauf finden sich Elemente<br />

des Erwerbs, der Erweiterung, der Vertiefung <strong>und</strong> des Transfers<br />

von Wissen, die in einem angemessenen Verhältnis zueinander<br />

stehen. Zentrale Gr<strong>und</strong>qualifikationen werden ebenso vermittelt wie<br />

die unterstützenden Qualifikationen aus Mathematik, Statistik <strong>und</strong><br />

Informationstechnologie. Ebenfalls Bestandteile sich die für moderne<br />

Managementausbildung essentiellen Veranstaltungen zu Soft Skills<br />

<strong>und</strong> Kommunikation. Das Lehrangebot im Bereich Marketing, Controlling,<br />

Logistik <strong>und</strong> Rechnungswesen sowie Wirtschaftsprüfung entspricht<br />

dem vielfach an Hochschulen mit einem betriebswirtschaftlichen<br />

Schwerpunkt vorzufindenden Angebot. Die in einigen Lehrveranstaltungen<br />

fehlende Integration internationaler Themen genügt<br />

nicht dem Anspruch der ISM nach einer durchgehend international<br />

orientierten Ausbildung ihrer Studierenden.<br />

Zum Studiengang Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement<br />

Der Studiengang stellt einen sinnvollen Bestandteil des wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Studienangebots dar. Ob die von der ISM angestrebten<br />

Immatrikulationszahlen für den Studiengang angesichts einer<br />

derzeit zu beobachtenden Nachfrageschwäche für Studiengänge<br />

aus dem Bereich Finanzwirtschaft erreicht werden, muss offen bleiben.<br />

Zum Studiengang Tourismus- <strong>und</strong> Hotelmanagement<br />

Der Studiengang ist durch eine starke betriebswirtschaftliche Ausrichtung<br />

besonders des Gr<strong>und</strong>studiums gekennzeichnet. Eine Ausweitung<br />

traditioneller betriebswirtschaftlicher Kernfächern wie betriebswirtschaftliche<br />

Steuerlehre, Bilanzierung <strong>und</strong> Marketing sowie des<br />

Faches Volkswirtschaftslehre im Hauptstudium wäre jedoch wünschenswert<br />

<strong>und</strong> sollte bei der Wiederbesetzung der derzeit vakanten<br />

Professur ‚Event- <strong>und</strong> Kongressmanagement, Sportmanagement<br />

bzw. Kultur- <strong>und</strong> Freizeitmanagement’ zum Ausdruck kommen.<br />

Im Vergleich zum Studiengang Internationale Betriebswirtschaft ist<br />

der Studiengang Tourismus- <strong>und</strong> Hotelmanagement stärker interdisziplinär<br />

angelegt. Auf eine allzu enge Orientierung an einem speziellen<br />

Leistungsbereich aus dem Tourismus- oder Hotelmanagement<br />

wird verzichtet, so dass die erworbenen Qualifikationen den Absolventen<br />

ein breiteres Berufsfeld eröffnen.<br />

Zum MBA-Studiengang General Management<br />

Der Erwerb von Zusatzqualifikationen im Sinne eines lebenslangen<br />

Lernens ist angesichts von Flexibilität <strong>und</strong> Dynamik im Berufsleben<br />

408


von hoher Bedeutung. Die ISM hat auf diesen Bedarf hin folgerichtig<br />

ihr Studienangebot um ein MBA-Programm erweitert, welches Führungskräften<br />

mit technischem, naturwissenschaftlichem oder juristischem<br />

Hintergr<strong>und</strong> ökonomische, führungsspezifische <strong>und</strong> interkulturelle<br />

Zusatzqualifikationen berufsbegleitend vermitteln will. Die angestrebten<br />

Lernziele <strong>und</strong> die eingesetzten Lernmethoden sowie die<br />

personelle Ausstattung entsprechen den generalistischen Anforderungen<br />

an ein MBA-Programm. Wie an anderer Stelle des Bewertungsberichtes<br />

ausgeführt <strong>und</strong> der ISM empfohlen, ist auch für den<br />

MBA-Studiengang eine stärkere Internationalisierung der Lehre, die<br />

Gewinnung ausländischer Studierender, die Einbeziehung ausländischen<br />

Lehrpersonals sowie eine Qualitätssicherung mit <strong>und</strong> an der<br />

Partnerhochschule erforderlich.<br />

<strong>II</strong>I.2. Zur Forschung<br />

Bereits im Jahr 1991 hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> anwendungsorientierte<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung an Fachhochschulen eng an deren spezifischen<br />

Bildungsauftrag geknüpft <strong>und</strong> die Aktualisierung der Fachkompetenz<br />

der Professoren als notwendige Ergänzung der Lehre<br />

angesehen. 12 Die Forschungstätigkeit an Fachhochschulen soll sich<br />

demnach an Aufgaben aus der Berufspraxis orientieren <strong>und</strong> an dem<br />

Bedarf von Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsleistungen in der Berufspraxis<br />

richten.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sind die Bemühungen einzelner Professoren<br />

der ISM anzuerkennen, im Rahmen ihrer gegenwärtigen Möglichkeiten<br />

Forschung in den Wirtschaftswissenschaften <strong>und</strong> diese ergänzende<br />

Wissenschaftsbereiche zu betreiben. Die Forschung folgt dabei<br />

dem Prinzip der unabhängigen Einzelforschung durch die Inhaber<br />

der hauptamtlichen Professuren <strong>und</strong> ist durch deren individuelle Forschungsziele<br />

geprägt. Die ISM als Hochschule partizipiert an <strong>und</strong><br />

profitiert von diesen Forschungsprojekten in nur sehr geringem Maße.<br />

Auch nehmen sich die dabei eingesetzten personellen <strong>und</strong> finanziellen<br />

Ressourcen nach den vorgelegten Unterlagen bescheiden<br />

aus.<br />

Die ISM wird ermutigt <strong>und</strong> in ihrer Absicht unterstützt, der Forschung<br />

zukünftig einen höheren Stellenwert zukommen zu lassen <strong>und</strong> Forschungsaktivitäten<br />

weiter ausbauen zu wollen. In diesem Zusammenhang<br />

muss auch auf die Dienstverträge der hauptamtlichen Professoren<br />

hingewiesen werden, in denen bereits ausdrücklich die Berechtigung<br />

<strong>und</strong> Verpflichtung zur Wahrnehmung von Forschungsaufgaben<br />

formuliert sind. Um jedoch Forschung in nennenswertem Um-<br />

12<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Fachhochschulen in den<br />

90er Jahren, Köln 1991.<br />

409


fang betreiben zu können, werden erhebliche Anstrengungen institutioneller<br />

Art notwendig sein. So muss die Hochschulleitung geeignete<br />

Rahmenbedingungen schaffen, um Forschung <strong>und</strong> Entwicklung an<br />

der Hochschule nachhaltig zu stärken. Hierzu zählen eine angemessene<br />

Entlastung der Professoren in Lehre <strong>und</strong> Verwaltung bei verstärkten<br />

Forschungsaktivitäten sowie die Bereitstellung einer Gr<strong>und</strong>ausstattung,<br />

um Drittmittel einwerben zu können. Wesentliche Voraussetzung<br />

zu einer Profilierung auch in der Forschung ist die konsequente<br />

Bildung von durch mehrere Professoren getragene Forschungsschwerpunkte,<br />

die eng mit den angestrebten Lehrzielen -<br />

namentlich besonders das der Internationalisierung - verzahnt sein<br />

müssen. Die ISM sollte angesichts der guten Erfahrungen in der Lehre<br />

<strong>und</strong> der Vielzahl ihrer Kooperationen zu ausländischen Hochschulen<br />

auch eine internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der<br />

Forschung anstreben. Zur Entwicklung eines Forschungskonzeptes<br />

dürfte die an anderer Stelle dieses Bewertungsberichtes empfohlene<br />

Strategieentwicklung förderlich sein.<br />

Die ISM hat zur Eröffnung von Promotionsmöglichkeiten den Weg<br />

einer kooperativen Promotion in Verbindung mit einem Beschäftigungsverhältnis<br />

an der Hochschule gewählt. Dies entspricht einer<br />

aktuellen Forderung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es. 13<br />

B.IV.<br />

Zur Qualitätssicherung<br />

Maßnahmen zur Förderung <strong>und</strong> Sicherung der Qualität der Lehre,<br />

Forschung <strong>und</strong> Verwaltung sowie zur Erhöhung der Transparenz in<br />

Studium <strong>und</strong> Lehre sind unverzichtbare Bestandteile einer jeden<br />

Hochschulentwicklung. Die ISM kommt dieser Forderung durch regelmäßige<br />

interne Evaluationen der einzelnen Lehrveranstaltungen,<br />

durch verschiedenen Befragungen der Studierenden <strong>und</strong> mittels der<br />

Befragung der Absolventen als Teile ihres Qualitätsmanagements<br />

nach. Die internen Instrumente zur Qualitätssicherung müssen jedoch<br />

um externe Evaluationsverfahren jenseits der im Verfahren der<br />

staatlichen Anerkennung zur Anwendung Kommenden ergänzt werden.<br />

Diese sollte sich auch auf die Leistungsbewertung der hauptamtlich<br />

beschäftigten Professoren spätestens nach Ablauf deren<br />

befristeter Beschäftigungsverhältnisse erstrecken <strong>und</strong> neben der<br />

Evaluation der Lehre in Zukunft auch die Forschungsaktivitäten der<br />

ISM umfassen.<br />

Unabdingbar ist eine Akkreditierung der Studiengänge durch ausgewiesene<br />

Akkreditierungsagenturen. Es ist daher zu begrüßen, dass<br />

13<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Entwicklung der Fachhochschulen, Köln<br />

2002, S. 158.<br />

410


die ISM das neu geschaffene MBA-Programm „General Management“<br />

hat akkreditieren lassen <strong>und</strong> für die von ihr geplanten gr<strong>und</strong>ständigen<br />

Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge eine Akkreditierung<br />

vorgesehen hat.<br />

B.V. Zur Kooperation<br />

Die ISM verfügt über eine bemerkenswerte Vielzahl von Kooperationen<br />

zu ausländischen Hochschulen. Bei der Einführung neuer Studienabschlüsse<br />

bedarf es einer Neubewertung der bisherigen Kooperation<br />

mit ausländischen Hochschulen auf ihre Eignung <strong>und</strong> Bereitschaft,<br />

als akademisch qualifizierte Partnerhochschule zu fungieren.<br />

Die Auswahl der Partnerhochschulen muss sich stärker als in der<br />

Vergangenheit am Curriculum der Studiengänge orientieren. Mittelfristig<br />

sollte aus Gründen der Reziprozität das derzeit einseitige Entsenden<br />

von Studierenden der ISM an ausländische Hochschulen in<br />

einen gegenseitigen Studierendenaustausch münden.<br />

Die ISM ist angemessen in die regionalen Wirtschaftsstrukturen eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Die Kooperationen basieren dabei vor allem auf persönlichen<br />

Kontakten der Professoren <strong>und</strong> Lehrbeauftragten. Nur gering<br />

ausgeprägt ist die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />

Im Zuge der Stärkung angewandter Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

sind jedoch zukünftig intensivere Kooperationen mit anderen<br />

Hochschulen <strong>und</strong> außerhochschulischen Forschungseinrichtungen<br />

anzustreben.<br />

Anhang<br />

Anhang 1: Organigramm der ISM<br />

Anhang 2: Studienablauf der ISM-Diplomstudiengänge, Struktur<br />

des Gr<strong>und</strong>studiums, Struktur des Hauptstudiums<br />

Anhang 3: Programmstruktur des MBA-Studiengangs<br />

Anhang 4: Haushalt der ISM 1999 bis 2003 sowie 2003 bis 2007<br />

411


Anhang 1<br />

Organigramm der<br />

International School of Management Dortm<strong>und</strong> (ISM)<br />

Administration<br />

Kaufmännischer Bereich<br />

Studienorganisation, Prüfungswesen<br />

Öffentlichkeitsarbeit, IT-Administration<br />

Präsidium<br />

Präsident (Vorsitzender)<br />

Vizepräsident<br />

Kanzler<br />

Kuratorium<br />

Persönlichkeiten<br />

aus Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft<br />

Services<br />

International Office<br />

Career Center<br />

Bibliothek, Mensa<br />

Senat<br />

Präsidium<br />

Vertreter aller Mitgliedsgruppen<br />

der Hochschule<br />

Studentenvertretung<br />

Vertretung der gesamten<br />

Studierendenschaft<br />

Fachbereich Wirtschaft<br />

Dekanat<br />

Fachbereichsrat<br />

(Vertreter aller Mitgliedsgruppen)<br />

Studiengang<br />

Internationale Betriebswirtschaft<br />

Prodekan<br />

Studiengang<br />

Tourismus- <strong>und</strong> Hotelmanagement<br />

Prodekan<br />

Studiengang<br />

Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement<br />

Prodekan<br />

Quelle: ISM<br />

412


Anhang 2<br />

International School of Management Dortm<strong>und</strong> (ISM)<br />

Studienablauf der Diplomstudiengänge<br />

Zulassungsverfahren<br />

1. Semester<br />

U-Planspiel<br />

2. Semester<br />

Inlandspraktikum (8 Wochen)<br />

M-Projekt<br />

Vordiplom<br />

3. Semester<br />

4. Semester / Europa<br />

Auslandspraktikum (8 Wochen)<br />

Workshop<br />

5. Semester<br />

Projektpraktikum (12 Wochen)<br />

6. Semester<br />

7. Semester / Übersee<br />

Diplomarbeit (12 Wochen)<br />

Dipl.-Kaufmann (FH)<br />

8. Semester<br />

(MBA, MSc, MA)<br />

( 9. Semester )<br />

Quelle: ISM<br />

413


Struktur Gr<strong>und</strong>studium (Semester 1 bis 3)<br />

Semester 1 Semester 2<br />

Semester 3<br />

Praktikum Inland (8 Wochen)<br />

Assistenz (individuelles Miniprojekt zwischen dem 2. <strong>und</strong> 6. Semester)<br />

Wahlveranstaltungen<br />

Betriebswirtschaft 1 Betriebswirtschaft 2 Betriebswirtschaft 3<br />

Kosten- <strong>und</strong> Leistungsrechnung<br />

Bilanzen<br />

Produktion <strong>und</strong> Marketing Finanzierung für Internationale Betriebswirtschaft<br />

Personal <strong>und</strong> Organisation Investition Strategic <strong>und</strong> Operative Marketing<br />

Finanzbuchhaltung Beschaffung <strong>und</strong> Einkauf International Management<br />

Quantitative Methoden 1 Quantitative Methoden 2 Operations Management<br />

Wirtschaftsmathematik Wirtschaftsinformatik <strong>und</strong> Kommunika- Decision <strong>und</strong> Modelling Tools<br />

Statistik 1 tionstechnologie Einführung ERP-Systeme<br />

Statistik 2<br />

Standard-Software-Anwendungen<br />

für Tourismus- <strong>und</strong> Hotelmanagement<br />

Einführung Email <strong>und</strong> Internet (Einführungswoche)<br />

Tourismusmanagement <strong>und</strong> Marketing<br />

Decision Support (MS Excel)<br />

Soziologie, Politik, Anthropologie<br />

Präsentationssoftware (MS Powerpoint, Photoshop)<br />

Tourismusgeographie<br />

Database Systems (MS Access)<br />

Decision <strong>und</strong> Modelling Tools<br />

Computer Reservation <strong>und</strong> Travel Management<br />

Systems<br />

für Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement<br />

Marketing of Financial Services<br />

Finanzmärkte <strong>und</strong> -intermediäre<br />

Financial Modelling<br />

Investor Relations<br />

Software im Finanzmanagement<br />

Volkswirtschaft 1 Volkswirtschaft 2 Volkswirtschaft 3<br />

Mikroökonomie Makroökonomie Empirische Wirtschaftsforschung<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Recht <strong>und</strong> Steuern 1 Recht <strong>und</strong> Steuern 2 Recht <strong>und</strong> Steuern 3<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Privatrecht 1 Wirtschafts- <strong>und</strong> Privatrecht 2 Arbeitsrecht<br />

Steuern 1 Steuern 2<br />

Soft Skills <strong>und</strong> Communication 1 Soft Skills <strong>und</strong> Communication 2 Soft Skills <strong>und</strong> Communication 3<br />

Wissenschaftliche Arbeitsmethodik Unternehmens-Planspiel Marktforschungsprojekt<br />

Präsentation <strong>und</strong> Moderation Effektive Teamarbeit Rhetorik<br />

Wirtschaftssprachen 1 Wirtschaftssprachen 2 Wirtschaftssprachen 3<br />

Wirtschafts-Englisch Wirtschafts-Englisch Wirtschafts-Englisch<br />

Wirtschafts-Spanisch/Französisch Wirtschafts-Spanisch/Französisch Wirtschafts-Spanisch/Französisch<br />

Quelle: ISM<br />

414


Struktur Hauptstudium (Semester 5 <strong>und</strong> 6)<br />

Internationale Betriebswirtschaft<br />

Tourismus- <strong>und</strong> Hotelmanagement<br />

Finanz- <strong>und</strong> Anlagemanagement<br />

Workshops mit Seminar/Präsentation/Teamprojekt/Abschlußbericht<br />

Projektpraktikum (Praxisphase) zwischen Semester 5 <strong>und</strong> 6 im Umfang von mindestens 12 Wochen<br />

Assistenz (individuelles Miniprojekt zwischen dem 2. <strong>und</strong> 6. Semester)<br />

Wirtschaftssprache 2 ( Studiensprache im 1. Auslandssemester)<br />

Wahlveranstaltungen<br />

3 Wahlpflichtblöcke zu wählen aus studienspezifischer Spalte; alternativ max. 1 Fach aus letzter Zeile<br />

Marketing <strong>und</strong> CRM Kultur- <strong>und</strong> Freizeitmanagement Finanzmanagement<br />

Sektorales Marketing Kultur- <strong>und</strong> Eventmanagement Gr<strong>und</strong>lagen des priv. Finanzmanagements<br />

Marktforschung <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enverhalten Non-Profit-Organisations <strong>und</strong> Sponsoring EDV-gestützte Informationssysteme<br />

Kommunikationsmanagement Freizeitwelten; Stadt- u. Regionalplanung Private Banking, Erbschafts- <strong>und</strong><br />

Customer Relationship Management Conference <strong>und</strong> Congress-Management Vorsorgeplanung<br />

Marketing - International Perspectives Event Management - International Marktdimensionen Financial Management<br />

Perspectives<br />

Liability Management<br />

Controlling <strong>und</strong> Decision Support Tourismusmärkte <strong>und</strong> -strategien Asset Management<br />

Operatives Controlling Tourismusmärkte Kapitalmarkt- <strong>und</strong> moderne Portfoliotheorie<br />

Strategisches Controlling Internat. Spezialisierungsstrategien Immobilienmanagement<br />

Business Intelligence Pricing Management Risk Management intern. Unternehmen<br />

Controlling in Dienstleistung u. Consulting Electronic Distribution im Tourismus Kapitalanlagen – intern. Perspektiven<br />

Controlling of multinational Enterprises Tourism – Policy <strong>und</strong> Planning VCM <strong>und</strong> M&A: Practical Investment<br />

Banking<br />

Logistik <strong>und</strong> Operations Management Kulturgeographie <strong>und</strong> Planung Financial Engineering (ab WS 2003/04)<br />

Materialmanagement Urbanität: Kulturmetropolen u. Städtenetze Einsatz derivativer Finanzinstrumente<br />

Logistiksysteme Entwicklung Kulturtourismus in Europa Optionspreistheorie<br />

Logistikmanagement Freizeitgesellschaft <strong>und</strong> –wirtschaft Finanzanlagevarianten<br />

Internationale Verkehrslogistik Visionen der Postmoderne Beteiligungs-Management<br />

Operations Management Methods Culture <strong>und</strong> Heritage; cultural <strong>und</strong> regional Performance-Messung<br />

Identity<br />

Rechnungslegung u. Wirtschaftsprüfg. Hotel- <strong>und</strong> Servicemanagement Financial Services (ab WS 2003/04)<br />

Wirtschaftsprüfung Themenhotellerie <strong>und</strong> Servicelandschaften Insurance Management<br />

Konzernrechnungswesen Gr<strong>und</strong>lagen u. Trends der Markenhotellerie Financial Business Intelligence<br />

Bilanzsteuerrecht Steuern im Servicesektor Customer Relationship Management<br />

Accounting <strong>und</strong> Auditing Systems K<strong>und</strong>enakquisition <strong>und</strong> -bindung Airlines Costumer-focused Banking <strong>und</strong> Controlling<br />

International Accounting Service Management – International Electronic Banking<br />

Perspectives<br />

Unternehmensführung u. Projektmgmt.<br />

Managementtheorie <strong>und</strong> Führungspraxis<br />

Projektmanagement<br />

K<strong>und</strong>enorientierte Unternehmensführung<br />

Software-Projektmanagement<br />

Strategic market-driven Management –<br />

International Perspectives<br />

alternativ: Assetmanagement oder alternativ: Assetmanagement oder alternativ: Marketing <strong>und</strong> CRM oder<br />

Kultur- <strong>und</strong> Freizeitmanagement Marketing <strong>und</strong> CRM oder Unternehmens- Kultur- <strong>und</strong> Freizeitmanagement oder<br />

führung <strong>und</strong> Projektmanagement<br />

Unternehmensführung <strong>und</strong> Projektmgmt.<br />

415


416


417


418


419


Anhang 4b<br />

International School of Management Dortm<strong>und</strong> (ISM)<br />

Haushalt 1999 bis 2003<br />

Angaben in Euro<br />

Position<br />

Einnahmen<br />

Studiengebühren<br />

1999<br />

3.109.338<br />

2000<br />

3.275.614<br />

2001<br />

3.482.966<br />

2002<br />

4.246.964<br />

2003<br />

4.298.779<br />

PC Vermietung 35.586 0 0 0 0<br />

Buchverk./Mensaumsatz 207.074 189.294 145.256 201.116 184.537<br />

Neutraler Ertrag 45.208 70.501 98.266 70.802 58.526<br />

Spenden/Sponsoring/Drittmittel 4.806 1.659 7.852 37.219 22.218<br />

Zwischensumme 3.402.012 3.537.068 3.734.340 4.556.101 4.564.060<br />

Ausgaben<br />

Gesamtkosten 3.280.738 3.134.225 3.702.067 4.026.159 4.073.934<br />

Neutraler Aufwand 127.373 86.554 161.816 176.963 noch unbekannt *)<br />

Steuern 0 0 0 331.789 0<br />

Zwischensumme 3.408.111 3.220.779 3.863.883 4.534.911 > 4.073.934<br />

Jahresüberschuss -6.099 316.289 -129.543 21.190 < 490.126<br />

*) Für das Geschäftsjahr 2003 liegen einige Daten (neutraler Aufwand) noch nicht vor, weshalb endgültige Aussagen zu Gesamtkosten <strong>und</strong><br />

*) Jahresüberschuss noch nicht bzw. erst mit Vorliegen des bestätigten Jahresabschlusses möglich sind.<br />

Quelle: ISM<br />

420


Leitfaden der institutionellen Akkreditierung<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

A. Gegenstand der institutionellen Akkreditierung 422<br />

I. Aufgabenstellung des Akkreditierungsausschusses 422<br />

<strong>II</strong>. Verhältnis zur staatlichen Anerkennung 422<br />

<strong>II</strong>I. Verhältnis zur Akkreditierung von Studiengängen 423<br />

B. Gr<strong>und</strong>sätze der institutionellen Akkreditierung 423<br />

I. Antragstellung 423<br />

<strong>II</strong>. Verfahrensablauf 424<br />

<strong>II</strong>I. Verfahrensgr<strong>und</strong>sätze 426<br />

IV. Ziele der Akkreditierung 427<br />

V. Formen der Akkreditierung 428<br />

VI. Prüfbereiche der Akkreditierung 428<br />

V<strong>II</strong>. Kosten der Akkreditierung 430<br />

C. Anlagen 431<br />

Der vorliegende Leitfaden zur institutionellen Akkreditierung nichtstaatlicher<br />

Hochschulen gibt den aktuellen Stand der Überlegungen im Akkreditierungsausschuss<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es wieder. Er wird im Verlauf der Akkreditierungstätigkeit<br />

des Ausschusses ständig zu überprüfen <strong>und</strong> an aktuelle Entwicklungen<br />

anzupassen sein.<br />

421


A. Gegenstand der institutionellen Akkreditierung<br />

A.I. Aufgabenstellung des Akkreditierungsausschusses<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> hat auf der Basis seiner <strong>Empfehlungen</strong> zur<br />

Akkreditierung privater Hochschulen 1 einen Akkreditierungsausschuss<br />

eingesetzt, der sich im Januar 2001 konstituierte. Aufgabe<br />

des Akkreditierungsausschusses ist die institutionelle Akkreditierung<br />

von Hochschulen in nichtstaatlicher Trägerschaft. Hierzu zählen - unabhängig<br />

von der Finanzierung - sowohl private als auch kirchliche<br />

Hochschulen. Die Begutachtung von Bildungseinrichtungen, die nicht<br />

unter das allgemeine Hoch-schulrecht fallen, gehört nicht zum Aufgabenbereich<br />

des Akkreditierungsausschusses.<br />

Neben der Durchführung konkreter Akkreditierungsverfahren befasst<br />

sich der Akkreditierungsausschuss auch mit übergreifenden Fragen<br />

der institutionellen Akkreditierung. Hierzu gehören insbesondere die<br />

aufgabenbezogene Differenzierung des staatlichen Hochschulsystems<br />

<strong>und</strong> ihre Bedeutung für die Akkreditierung nichtstaatlicher<br />

Hochschulen sowie das Verhältnis zwischen institutioneller <strong>und</strong> Studiengangs-Akkreditierung.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> sieht es als seine<br />

Aufgabe an, innovative Hochschulangebote zu unterstützen <strong>und</strong> den<br />

Ländern gegebenenfalls Anregungen zur Weiterentwicklung der<br />

staatlichen Anerkennungspraxis zu geben.<br />

A.<strong>II</strong>. Verhältnis zur staatlichen Anerkennung<br />

Die institutionelle Akkreditierung durch den <strong>Wissenschaftsrat</strong> stellt ein<br />

Angebot an die Länder dar, die wissenschaftliche Qualität nichtstaatlicher<br />

Hochschulen begutachten zu lassen. Die institutionelle Akkreditierung<br />

bezieht sich vor allem auf die Prüfung wissenschaftlicher<br />

Qualitätsmaßstäbe in Lehre <strong>und</strong> Forschung; die Prüfung aller landesrechtlichen<br />

Anforderungen bleibt der staatlichen Anerkennung vorbehalten.<br />

Diese bildet auch die rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für den Betrieb der<br />

Hochschule, die Abnahme von Hochschulprüfungen <strong>und</strong> die Verleihung<br />

von Hochschulgraden. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> erwartet, dass die<br />

Prüfung der wissenschaftlichen Qualität im Rahmen der institutionellen<br />

Akkreditierung gr<strong>und</strong>sätzlich der endgültigen staatlichen Anerkennung<br />

einer Hochschule vorausgeht. Dies bedeutet für neu zu<br />

gründende Hochschulen, dass vor der staatlichen Anerkennung <strong>und</strong><br />

Aufnahme des Studienbetriebs eine Akkreditierung auf der Basis von<br />

Konzepten erfolgt oder die staatliche Anerkennung mit der Auflage<br />

1<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Akkreditierung privater Hochschulen, in:<br />

<strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2000, Köln 2001, Bd. I, S. 201-228.<br />

422


der institutionellen Akkreditierung befristet erteilt <strong>und</strong> die Akkreditierung<br />

zu einem späteren Zeitpunkt bei laufendem Studienbetrieb<br />

durchgeführt wird.<br />

A.<strong>II</strong>I.<br />

Verhältnis zur Akkreditierung von Studiengängen<br />

Mit der institutionellen Akkreditierung durch den <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

<strong>und</strong> der Akkreditierung von Studiengängen durch Agenturen, die<br />

hierfür vom Akkreditierungsrat zertifiziert sein müssen 2 , bestehen für<br />

nichtstaatliche Hochschulen zwei getrennte Systeme der Qualitätssicherung.<br />

In der Folge sind diese Hochschulen zunehmend gezwungen,<br />

sich innerhalb weniger Jahre unterschiedlichen Akkreditierungsverfahren<br />

zu unterziehen. Dies bedeutet nicht nur einen hohen finanziellen<br />

Aufwand, sondern auch eine hohe Arbeitsbelastung der Hochschulangehörigen.<br />

Es sollte daher eine Doppelbelastung der Hochschulen<br />

durch mehrere Akkreditierungsverfahren gleichzeitig oder<br />

kurz hintereinander möglichst vermieden werden. Bereits vorliegende<br />

Studiengangsakkreditierungen durch den Akkreditierungsrat werden<br />

dementsprechend im Rahmen der institutionellen Akkreditierung anerkannt<br />

<strong>und</strong> in dem Bericht der Arbeitsgruppe entsprechend ausgewiesen.<br />

Soweit noch keine Akkreditierung der Studiengänge erfolgt<br />

ist, wird im Rahmen der institutionellen Akkreditierung eine Plausibilitätsprüfung<br />

der wissenschaftlichen Qualität der Studiengänge vorgenommen.<br />

B. Gr<strong>und</strong>sätze der institutionellen Akkreditierung<br />

B.I. Antragstellung<br />

Anträge auf institutionelle Akkreditierung sind durch die Länder an<br />

den <strong>Wissenschaftsrat</strong> zu stellen. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> befasst sich<br />

ausschließlich mit der institutionellen Akkreditierung von Hochschulen<br />

in nichtstaatlicher Trägerschaft, die in Deutschland einen Rechtsstatus<br />

besitzen, der die Tätigung von Rechtsgeschäften ermöglicht; der<br />

Gerichtsstand muss in jedem Fall in Deutschland liegen. Vor der Antragstellung<br />

prüft die Hochschule anhand eines Fragenkataloges 3 ,<br />

inwieweit sie in ihren Leistungsbereichen bestimmte Voraussetzungen<br />

erfüllt. Das Ergebnis der Selbstprüfung soll mit einem Ziel- <strong>und</strong><br />

2<br />

Ländergemeinsame Strukturvorgaben gemäß § 9 Abs. 2 HRG für die Akkreditierung<br />

von Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengängen (Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />

vom 10.10.2003)<br />

3<br />

Die aktuell gültige Fassung des Fragenkatalogs wird im Netz als Volltext<br />

(www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht; sie kann aber auch bei der Geschäftsstelle<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es per E-Mail (post@wissenschaftsrat) angefordert werden.<br />

423


Entwicklungsplan in einem Bericht der Hochschule zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> beim zuständigen Ministerium eingereicht werden. Dieses stellt<br />

den Akkreditierungsantrag <strong>und</strong> leitet den Bericht nach Autorisierung<br />

in vierfacher Ausfertigung an den <strong>Wissenschaftsrat</strong> weiter. Der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

geht davon aus, dass eine Akkreditierung nicht beantragt<br />

wird, wenn das Land gegenüber der Hochschule begründete<br />

Vorbehalte hat, die beispielsweise dazu führen würden, dass auch<br />

bei positiver Akkreditierungsentscheidung keine staatliche Anerkennung<br />

ausgesprochen würde.<br />

Die Akkreditierungsanträge sind zum 1. Mai, 1. September oder<br />

1. November eines Jahres beim <strong>Wissenschaftsrat</strong> einzureichen. Die<br />

Antragsfristen sind auf die Sitzungstermine des Akkreditierungsausschusses<br />

<strong>und</strong> des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es abgestimmt <strong>und</strong> sollen eine<br />

zeitnahe Durchführung der Verfahren ermöglichen. Der Akkreditierungsausschuss<br />

tritt jeweils im Juni, Oktober <strong>und</strong> Dezember eines<br />

Jahres zu Beratungen zusammen.<br />

Die Geschäftsstelle des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es bietet im Vorfeld der<br />

Antragstellung Informationsgespräche zur Erstellung des Selbstberichtes<br />

<strong>und</strong> zum Ablauf des Akkreditierungsverfahrens an. Darüber<br />

hinaus besteht für Initiatoren von Hochschulneugründungen die Möglichkeit<br />

zu einem informellen Beratungsgespräch mit Vertretern des<br />

Akkreditierungsausschusses unter Beteiligung externer Fachexperten.<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieses Beratungsgespräches ist eine Kurzbeschreibung<br />

der Hochschule (Basisdaten) sowie die Beantwortung einer<br />

Kurzversion des Fragenkataloges zur Erstellung des Selbstberichtes.<br />

B.<strong>II</strong>. Verfahrensablauf<br />

Das Akkreditierungsverfahren gliedert sich in folgende Schritte:<br />

− Das Sitzland der Hochschule eröffnet das Verfahren durch Übersendung<br />

der Antragsunterlagen an den <strong>Wissenschaftsrat</strong>.<br />

− Die Antragsunterlagen werden von der Geschäftsstelle des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

auf Vollständigkeit <strong>und</strong> Schlüssigkeit geprüft.<br />

− Das Ergebnis der formalen Vorprüfung wird in einem Vermerk<br />

festgehalten <strong>und</strong> zusammen mit den Antragsunterlagen einem<br />

möglichst fachnahen Mitglied des Akkreditierungsausschusses zur<br />

weiteren Prüfung übergeben.<br />

− Alle Anträge werden nach der Vorprüfung durch die Geschäftsstelle<br />

<strong>und</strong> ein Ausschussmitglied im Akkreditierungsausschuss beraten.<br />

Die Mitglieder des Akkreditierungsausschusses erhalten hierzu<br />

die Basisdaten der zu akkreditierenden Hochschule. Das Ausschussmitglied,<br />

das an der Vorprüfung beteiligt war, übernimmt in<br />

424


den Beratungen des Akkreditierungsausschusses die Funktion eines<br />

Berichterstatters.<br />

− Im Rahmen der Beratungen des Akkreditierungsausschusses über<br />

die Akkreditierungsanträge werden die jeweiligen Landesvertreter<br />

angehört. Der Akkreditierungsausschuss entscheidet über die Beratungsfähigkeit<br />

des Antrages <strong>und</strong> das weitere Vorgehen.<br />

− Bei Anträgen, in denen sich konzeptionelle, strukturelle, finanzielle<br />

oder hoch-schulpolitische Probleme abzeichnen, erfolgt zunächst<br />

ein Vorgespräch mit den führenden Vertretern der Hochschule.<br />

Hieran sind mindestens zwei Mitglieder des Akkreditierungsausschusses<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls weitere Sachverständige zu beteiligen.<br />

Der Akkreditierungsausschuss berät anschließend darüber,<br />

ob das Verfahren fortgeführt <strong>und</strong> eine Arbeitsgruppe eingesetzt<br />

wird. Sollte der Akkreditierungsausschuss eine Fortführung des<br />

Verfahrens für nicht vertretbar erachten, berichtet er hierüber dem<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong>. Dieser entscheidet, ob der Antrag abgelehnt<br />

oder das Verfahren fortgeführt wird.<br />

− Ist die Beratungsfähigkeit der Antragsunterlagen gegeben, setzt<br />

der Akkreditierungsausschuss eine Arbeitsgruppe ein, deren Mitglieder<br />

auf die Leistungsbereiche <strong>und</strong> das Profil der Hochschule<br />

ausgerichtet sind. Die Hochschule wird gebeten, die Antragsunterlagen<br />

gegebenenfalls zu ergänzen <strong>und</strong> in entsprechender Anzahl 4<br />

bei der Geschäftsstelle einzureichen.<br />

− Die eingesetzte Arbeitsgruppe prüft den Bericht der zu akkreditierenden<br />

Hochschule durch eine Begehung vor Ort. Dieser Ortsbesuch<br />

beinhaltet Anhörungen <strong>und</strong> Befragungen des Trägers <strong>und</strong><br />

der Leitung, der Mitglieder der Hochschule sowie der Vertreter des<br />

Landes. Je nach Größe <strong>und</strong> fachlicher Breite der zu akkreditierenden<br />

Hochschule nimmt er ein bis zwei Tage in Anspruch.<br />

− Die Arbeitsgruppe leitet ihr fachliches Votum in Form eines Bewertungsberichtes<br />

an den Akkreditierungsausschuss weiter, der eine<br />

Stellungnahme für die Akkreditierungsentscheidung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

vorbereitet. Der Bewertungsbericht der Arbeitsgruppe<br />

kann dabei durch den Akkreditierungsausschuss <strong>und</strong> den <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

nicht mehr verändert werden (vgl. B.<strong>II</strong>I. Verfahrensgr<strong>und</strong>sätze:<br />

Trennung von fachlicher Begutachtung <strong>und</strong> Empfehlung).<br />

4<br />

Je nach Größe der Arbeitsgruppe ist die Vorlage von 10 bis 20 Exemplaren erforderlich.<br />

425


− Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> berät die Stellungnahme in der Wissenschaftlichen<br />

sowie Verwaltungskommission <strong>und</strong> entscheidet in der<br />

Vollversammlung über die Akkreditierung der Hochschule.<br />

− Die Stellungnahme des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es zur Akkreditierung der<br />

Hochschule sowie der Bewertungsbericht der Arbeitsgruppe werden,<br />

unabhängig vom Ergebnis der Akkreditierungsentscheidung,<br />

nach der Verabschiedung im <strong>Wissenschaftsrat</strong> veröffentlicht.<br />

Sollte das Akkreditierungsverfahren durch Rücknahme des Antrages<br />

durch das Land abgebrochen werden, erfolgt keine Veröffentlichung<br />

des Bewertungsberichtes der Arbeitsgruppe. Gleichwohl informiert<br />

der <strong>Wissenschaftsrat</strong> das Land über den Stand der Beratungen. Ungeachtet<br />

des Zeitpunktes eines möglichen Verfahrensabbruches, d.h.<br />

nach Eröffnung des Verfahrens bis zur Verabschiedung der Stellungnahme<br />

in der Vollversammlung, gibt der <strong>Wissenschaftsrat</strong> zudem in<br />

einer standardisierten Pressenotiz die Rücknahme des Antrags bekannt.<br />

B.<strong>II</strong>I.<br />

426<br />

Verfahrensgr<strong>und</strong>sätze<br />

Die Erfahrungen des Akkreditierungsausschusses haben gezeigt,<br />

dass folgenden Verfahrensgr<strong>und</strong>sätzen besondere Bedeutung beizumessen<br />

ist:<br />

Transparenz: Kriterien <strong>und</strong> Verfahrensweisen einschließlich der Namen<br />

der Gutachter müssen zu Beginn des Akkreditierungsverfahrens<br />

allen Beteiligten bekannt sein. Der zu akkreditierenden Hochschule<br />

wird bei Bedarf ein Informationsgespräch angeboten.<br />

Partizipation: Allen am Verfahren Beteiligten muss soweit wie möglich<br />

die Chance zur Teilnahme eingeräumt werden. Hierzu zählen insbesondere<br />

die Vertreter des Landes als Antragsteller. Sie sind an den<br />

Sitzungen der Arbeitsgruppe mit Gaststatus vertreten, der allerdings<br />

eine Teilnahme an internen Beratungen der Arbeitsgruppe <strong>und</strong> des<br />

Akkreditierungsausschusses ausschließt.<br />

Akzeptanz: Die institutionelle Akkreditierung gewährleistet für alle<br />

Beteiligten ein angemessenes <strong>und</strong> faires Verfahren. Hierzu zählt,<br />

dass insbesondere auf mögliche Befangenheit der Mitglieder der<br />

Arbeitsgruppe zu achten ist; die zu akkreditierende Hochschule muss<br />

die Gelegenheit haben, eine mögliche Befangenheit eines Gutachters<br />

geltend zu machen. Dazu gehört weiterhin, dass die Darstellung der<br />

Fakten (Ausgangslage des Bewertungsberichts) von der zu akkreditierenden<br />

Hochschule geprüft <strong>und</strong> akzeptiert <strong>und</strong> im weiteren Verfahren<br />

nicht mehr verändert wird. Dem Sitzland wird der Bewertungsbericht<br />

der Arbeitsgruppe mit der Bitte um Stellungnahme <strong>und</strong> Gele-


genheit zur Anhörung vorgelegt, bevor der Akkreditierungsausschuss<br />

die Empfehlung für die Akkreditierungsentscheidung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

ausspricht.<br />

Trennung von fachlicher Begutachtung <strong>und</strong> Empfehlung (Zweistufigkeit<br />

des Verfahrens): Die Ergebnisse des Bewertungsberichtes können<br />

nach Verabschiedung durch die Arbeitsgruppe nicht mehr verändert<br />

werden. Der Bewertungsbericht enthält keine Empfehlung für die<br />

Akkreditierungsentscheidung. Diese wird vom Akkreditierungsausschuss<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der Stellungnahme der Arbeitsgruppe <strong>und</strong><br />

ggf. unter Berücksichtigung übergreifender <strong>und</strong> vergleichender Gesichtspunkte<br />

erarbeitet.<br />

Vertraulichkeit: Die Mitglieder der Arbeitsgruppe <strong>und</strong> des Akkreditierungsausschusses<br />

verpflichten sich, die eingereichten Antragsunterlagen<br />

sowie die Inhalte der Beratungen vertraulich zu behandeln. Die<br />

Akkreditierungsentscheidung des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es sowie der Bewertungsbericht<br />

der Arbeitsgruppe werden veröffentlicht. Der zu akkreditierenden<br />

Hochschule wird dabei ein Mitspracherecht hinsichtlich<br />

der Detailliertheit der Angaben zur Finanzierung eingeräumt.<br />

Belastung der zu akkreditierenden Hochschule: Die zeitlichen, personellen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Belastungen, die den Hochschulen durch die<br />

institutionelle Akkreditierung entstehen, sind hoch. Um diese Belastungen<br />

möglichst gering zu halten, sollte das Verfahren zeitnah begonnen<br />

<strong>und</strong> in angemessen kurzer Frist zu einer Akkreditierungsentscheidung<br />

geführt werden. Dies setzt jedoch eine sorgfältige Vorbereitung<br />

der Antragsunterlagen durch die Hochschule voraus.<br />

B.IV. Ziele der Akkreditierung<br />

Bei der institutionellen Akkreditierung handelt es sich um ein Verfahren<br />

zur Qualitätssicherung, das klären soll, ob eine Hochschuleinrichtung<br />

in der Lage ist, Leistungen in Lehre <strong>und</strong> Forschung zu erbringen,<br />

die anerkannten wissenschaftlichen Maßstäben entsprechen.<br />

Vornehmliches Ziel der institutionellen Akkreditierung ist damit sowohl<br />

die Sicherung der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit einer<br />

Hochschuleinrichtung einschließlich ihres eigenen Systems der Qualitätskontrolle<br />

als auch der Schutz der Studierenden sowie der privaten<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Arbeitgeber als Abnehmer der Absolventen. Damit<br />

liefert die Akkreditierung einen wichtigen Beitrag zur Qualitätskultur<br />

<strong>und</strong> Qualitätssteigerung, die im Zuge der Sicherung der Zukunftsfähigkeit<br />

der Hochschulen eine Schlüsselrolle einnehmen.<br />

Die institutionelle Akkreditierung dient der Herstellung von Transparenz<br />

<strong>und</strong> Vergleichbarkeit der Bildungsangebote. Sie trägt damit zu<br />

einer fairen Gestaltung des Wettbewerbs zwischen den privaten so-<br />

427


wie zwischen privaten <strong>und</strong> staatlichen Hochschulen bei. Durch die<br />

Verleihung eines Gütesiegels auch für neuartige Hochschulangebote<br />

<strong>und</strong> -strukturen, die im staatlichen Hochschulsystem nicht realisierbar<br />

sind, fördert die institutionelle Akkreditierung zudem hochschulpolitische<br />

Innovationen.<br />

B.V.<br />

Formen der Akkreditierung<br />

Zu unterscheiden sind zwei Formen der institutionellen Akkreditierung<br />

nichtstaatlicher Hochschulen:<br />

− Die eine Form der Akkreditierung bezieht sich auf zu gründende<br />

<strong>und</strong> neu gegründete Hochschulen, die erstmalig ein Akkreditierungsverfahren<br />

durchführen lassen wollen. In diesem Falle erfolgt<br />

eine umfassende Prüfung der für den Hochschulbetrieb vorgelegten<br />

Konzeptionen <strong>und</strong> der für ihre Umsetzung vorgesehenen Ressourcen.<br />

− Die andere Form der Akkreditierung bezieht sich auf Hochschulen,<br />

die bereits tätig sind. Im Gegensatz zu der erstgenannten Form<br />

stehen hier die erbrachten Leistungen in Lehre <strong>und</strong> Forschung im<br />

Vordergr<strong>und</strong>.<br />

In beiden Fällen erfolgt die Akkreditierung befristet <strong>und</strong> kann auf Antrag<br />

verlängert werden. Die Dauer der zeitlichen Befristung ist von<br />

verschiedenen Voraussetzungen, nicht zuletzt von der Qualität der<br />

Hochschule abhängig. So erfolgt bei zu gründenden oder neu gegründeten<br />

Einrichtungen gr<strong>und</strong>sätzlich eine Vorläufige Akkreditierung<br />

mit einer Befristung auf fünf Jahre. Für bestehende Einrichtungen ist<br />

dagegen eine Akkreditierung bis zu zehn Jahren möglich.<br />

B.VI. Prüfbereiche der Akkreditierung<br />

Für die institutionelle Akkreditierung nichtstaatlicher Hochschulen legt<br />

der <strong>Wissenschaftsrat</strong> folgende Prüfbereiche zugr<strong>und</strong>e:<br />

1. Leitbild <strong>und</strong> Profil<br />

2. Strategie<br />

3. Leitungsstruktur, Organisation <strong>und</strong> Verwaltung<br />

4. Leistungsbereich Lehre <strong>und</strong> Studium sowie Serviceleistungen für<br />

Studierende<br />

5. Leistungsbereich Forschung<br />

6. Personelle <strong>und</strong> sächliche Ausstattung<br />

7. Finanzierung<br />

428


8. Qualitätskontrolle <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung<br />

Für die einzelnen Prüfbereiche hat der <strong>Wissenschaftsrat</strong> Kriterien<br />

formuliert, die in Anlage C.<strong>II</strong>. aufgeführt sind. 5 Die in den Kriterien<br />

formulierten Anforderungen an die Leistungen <strong>und</strong> Merkmale der<br />

Hochschule sind jeweils im Gesamtzusammenhang zu würdigen.<br />

Nicht alle Kriterien sind für jede Hochschule von (gleicher) Bedeutung.<br />

Ausschlaggebend für die Auswahl <strong>und</strong> Gewichtung der Kriterien<br />

sind das Leitbild der Hochschule <strong>und</strong> die darin formulierten Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Ziele sowie deren Umsetzung. So sind für eine Hochschule mit<br />

internationaler Ausrichtung <strong>und</strong> ausgeprägter Forschungsorientierung<br />

in Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften andere Kriterien heranzuziehen<br />

<strong>und</strong> zu gewichten als für eine Hochschule, die im kirchlichen<br />

Auftrag für soziale <strong>und</strong> pädagogische Berufe ausbildet. Zu prüfen ist<br />

zum einen, ob das Leitbild kohärent abgeleitet ist <strong>und</strong> anerkannten<br />

wissenschaftlichen Maßstäben entspricht. Zum anderen muss die<br />

Hochschule nachweisen, dass sie über die notwendigen Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Strategien verfügt, um die selbst gesetzten Ziele auch erreichen<br />

zu können. Die institutionelle Akkreditierung stellt stets eine Einzelfallbetrachtung<br />

dar, die – wie bei jedem Peer-Review - wesentlich auf<br />

den Erfahrungen <strong>und</strong> dem Fachwissen der Peers beruht.<br />

Um Chancen für Innovationen zu eröffnen, verzichtet der <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

in seinen Kriterien auf eine Festlegung auf bestimmte<br />

Hochschultypen. Er trägt damit der Tatsache Rechnung, dass die<br />

aufgabenbezogene Differenzierung des Hochschulsystems den Leistungsprofilen<br />

nichtstaatlicher Hochschulen oftmals nicht gerecht wird.<br />

Mit der Fokussierung auf das Leitbild <strong>und</strong> die selbst gesetzten Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Ziele soll daher die Möglichkeit geschaffen werden, auch<br />

Einrichtungen als Hochschulen zu akkreditieren, die nicht in das<br />

Schema „Universitäten auf der einen <strong>und</strong> Fachhochschulen auf der<br />

anderen Seite“ einzuordnen sind. Voraussetzung hierfür ist jedoch,<br />

dass die Hochschule die Anforderungen des jeweiligen Landeshochschulrechts<br />

erfüllt.<br />

Der <strong>Wissenschaftsrat</strong> orientiert sich bei der institutionellen Akkreditierung<br />

von Hochschulen als Universitäten oder als Hochschulen mit<br />

universitärem Anspruch an der gegenwärtigen Rechtslage, wonach<br />

insbesondere die Pflege <strong>und</strong> Entwicklung der Wissenschaften durch<br />

Forschung, Lehre, Studium <strong>und</strong> Weiterbildung sowie die Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses zu den Aufgaben der Universitäten<br />

zählen. Er schließt jedoch nicht aus, dass aufgr<strong>und</strong> der diver-<br />

5<br />

Die aktuell gültigen Kriterien der institutionellen Akkreditierung werden im Netz als<br />

Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht; sie können aber auch bei der Geschäftsstelle<br />

des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es per E-Mail (post@wissenschaftsrat) angefordert<br />

werden.<br />

429


gierenden Ansprüche <strong>und</strong> Erwartungen, die an die Universitäten gestellt<br />

werden, wie auch aufgr<strong>und</strong> interner Differenzierungen im Hochschulsystem,<br />

sich neue Hochschulformen herausbilden, die Teile der<br />

Aufgaben der Universitäten übernehmen. Mit der Orientierung an<br />

dem Leitbild der Hochschulen ist die institutionelle Akkreditierung für<br />

künftige Entwicklungen im Hochschulsystem offen.<br />

Zusätzlich zu den Kriterien der genannten acht Prüfbereiche kann auf<br />

Bitten des Landes die Prüfung weiterer qualitativer Anforderungen,<br />

die sich aus den jeweiligen Landeshochschulgesetzen ergeben, in<br />

die institutionelle Akkreditierung einbezogen werden. Die Länder sind<br />

gehalten, bei Bedarf die entscheidenden Aspekte präzise zu benennen<br />

<strong>und</strong> den Akkreditierungsantrag mit einem entsprechenden Prüfauftrag<br />

zu verbinden.<br />

B.V<strong>II</strong>. Kosten der Akkreditierung<br />

Die Kosten des Akkreditierungsverfahrens sind von der zu akkreditierenden<br />

Hochschule zu tragen. 6 Die Kostenrechnung muss dabei so<br />

gestaltet werden, dass weder der Geschäftsstelle des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

noch der staatlichen Seite zusätzliche Finanzlasten entstehen. 7<br />

Das Verfahren ist mit der Antragstellung eröffnet. Dementsprechend<br />

werden auch die Kosten, die dem <strong>Wissenschaftsrat</strong> im Zusammenhang<br />

mit der Vorprüfung entstehen, in Rechnung gestellt.<br />

Nach den Erfahrungswerten des Akkreditierungsausschusses sind je<br />

nach Größe der Hochschule <strong>und</strong> Aufwand der Beratungen Kosten in<br />

Höhe von 18.000 bis 28.000 Euro zu veranschlagen.<br />

6<br />

Vgl. <strong>Wissenschaftsrat</strong>: <strong>Empfehlungen</strong> zur Akkreditierung privater Hochschulen, in:<br />

<strong>Empfehlungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Stellungnahmen</strong> 2000, Köln 2001, Bd. I, S. 224.<br />

7<br />

Voraussetzung für die Reisekostenerstattung der beteiligten B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesvertreter<br />

ist, dass die Erstattung gemäß dem Nordrhein-Westfälischen Reisekostengesetz<br />

<strong>und</strong> erst nach Zahlung der Akkreditierungskosten durch die Hochschule erfolgt.<br />

430


C. Anlagen<br />

C.I.<br />

C.<strong>II</strong>.<br />

Darstellung des Akkreditierungsverfahrens des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

Kriterien der institutionellen Akkreditierung nichtstaatlicher<br />

Hochschulen<br />

C.<strong>II</strong>I. Fragenkatalog zur Erstellung eines Selbstberichtes im<br />

Rahmen des Akkreditierungsverfahrens des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

C.IV. Basisdaten der Hochschule<br />

431


C.I. Darstellung des Akkreditierungsverfahrens<br />

<strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

• beruft Mitglieder des<br />

Akkreditierungsausschusses<br />

• überwacht Arbeit des<br />

Akkreditierungsausschusses<br />

• entscheidet über Akkreditierung<br />

• legt Akkreditierungsempfehlungen zur<br />

Beschlussfassung vor<br />

• berichtet über die laufenden Tätigkeiten<br />

B. Akkreditierungsausschuss<br />

(Mitglieder des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es sowie weitere externe Sachverständige)<br />

• wird nach Antrag auf Akkreditierung durch das Sitzland tätig<br />

• prüft Anträge auf Beratungsfähigkeit<br />

• stellt Arbeitsgruppen zusammen<br />

• bereitet Empfehlung für Akkreditierungsentscheidung vor<br />

A.I. Arbeitsgruppe<br />

• führt gutachterliche<br />

Tätigkeit<br />

durch (Ortsbesuch)<br />

• erarbeitet fachliches<br />

Votum <strong>und</strong><br />

erstellt Abschlussbericht<br />

A.<strong>II</strong>. Arbeitsgruppe<br />

• …<br />

• …<br />

A.<strong>II</strong>I. Arbeitsgruppe<br />

• …<br />

• …<br />

A.IV. Arbeitsgruppe<br />

• …<br />

• …<br />

432


C.<strong>II</strong>. Kriterien der institutionellen Akkreditierung nichtstaatlicher<br />

Hochschulen<br />

Kriterien der institutionellen Akkreditierung<br />

nichtstaatlicher Hochschulen<br />

vom 16. Juli <strong>2004</strong><br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Vorbemerkung 434<br />

I. Prüfbereich Leitbild <strong>und</strong> Profil 434<br />

<strong>II</strong>. Prüfbereich Strategie 434<br />

<strong>II</strong>I. Prüfbereich Leitungsstruktur, Organisation <strong>und</strong><br />

Verwaltung 435<br />

IV. Prüfbereich Studium <strong>und</strong> Lehre sowie Service für<br />

Studierende 435<br />

V. Prüfbereich Forschung 436<br />

VI. Prüfbereich Ausstattung 437<br />

V<strong>II</strong>. Prüfbereich Finanzierung 438<br />

V<strong>II</strong>I. Prüfbereich Qualitätssicherung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung 438<br />

433


Vorbemerkung<br />

Eine institutionelle Akkreditierung durch den <strong>Wissenschaftsrat</strong> basiert<br />

auf einer Überprüfung der im Folgenden festgelegten Kriterien. Die in<br />

den Kriterien formulierten Anforderungen an die Leistungen <strong>und</strong><br />

Merkmale der Hochschule sind jeweils im Gesamtzusammenhang zu<br />

würdigen. Nicht alle Kriterien sind für jede Hochschule von (gleicher)<br />

Bedeutung. Ausschlaggebend für die Auswahl <strong>und</strong> Gewichtung der<br />

Kriterien sind das Leitbild der Hochschule <strong>und</strong> die darin formulierten<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Ziele sowie deren Umsetzung.<br />

Die institutionelle Akkreditierung setzt voraus, dass die Anforderungen<br />

des Hochschulrahmengesetzes 8 <strong>und</strong> der entsprechenden Landeshochschulgesetze<br />

für die Anerkennung nichtstaatlicher Hochschulen<br />

erfüllt sind. Bei neu gegründeten Hochschulen, die noch<br />

nicht staatlich anerkannt sind, erfolgt eine Plausibilitätsprüfung der<br />

gesetzlichen Vorgaben. Dazu zählen Vorgaben für die Zahl <strong>und</strong> Zielsetzung<br />

der Studiengänge sowie die Zugangsvoraussetzungen <strong>und</strong><br />

die Einstellungsvoraussetzungen der hauptberuflich Lehrenden.<br />

I. Prüfbereich Leitbild <strong>und</strong> Profil<br />

1. Die Hochschule verfügt über ein Leitbild oder eine vergleichbare<br />

Darstellung, in der Aufgaben <strong>und</strong> Ziele sowie Selbstverständnis<br />

der Einrichtung klar formuliert sind. Insbesondere sollte das Leitbild<br />

Aussagen zu der Schwerpunktsetzung des Leistungsangebotes<br />

<strong>und</strong> den Adressaten der Hochschule treffen sowie die Vision<br />

<strong>und</strong> die angestrebte Positionierung im Hochschulsystem<br />

verdeutlichen.<br />

2. Das Leitbild der Hochschule entspricht wissenschaftlichen Maßstäben.<br />

Es ist von der Hochschule verabschiedet worden, öffentlich<br />

zugänglich <strong>und</strong> wird von den Hochschulangehörigen umgesetzt.<br />

<strong>II</strong>.<br />

Prüfbereich Strategie<br />

1. Die Hochschule verfügt über eine realistische <strong>und</strong> angemessene<br />

Strategie zur Erreichung der durch das Leitbild vorgegebenen<br />

Ziele.<br />

2. Die Hochschule setzt systematisch wirksame Evaluationsverfahren<br />

für die vorgesehenen Leistungsbereiche zur Überprüfung der<br />

Zielerreichung ein (vgl. Prüfbereich Qualitätssicherung).<br />

8<br />

Insbesondere § 70 HRG Abs. (1)<br />

434


3. Die Hochschule weist der strategischen Planung <strong>und</strong> Evaluation<br />

ausreichende Ressourcen, Kompetenzen <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten<br />

zu.<br />

<strong>II</strong>I. Prüfbereich Leitungsstruktur, Organisation <strong>und</strong> Verwaltung<br />

1. Die Entscheidungskompetenzen, -verantwortlichkeiten <strong>und</strong> -prozesse<br />

sind eindeutig geregelt <strong>und</strong> in der Gr<strong>und</strong>ordnung, Satzung<br />

oder Ähnlichem verankert.<br />

2. Organisationsform <strong>und</strong> Leitungsstruktur sind den Aufgaben <strong>und</strong><br />

Zielen der Hochschule angemessen <strong>und</strong> gewährleisten die Freiheit<br />

von Lehre <strong>und</strong> Forschung.<br />

IV. Prüfbereich Studium <strong>und</strong> Lehre sowie Service für Studierende<br />

Die Begutachtung des Studienangebotes im Rahmen der institutionellen<br />

Akkreditierung ist nicht mit einer Studiengangsakkreditierung<br />

gleichzusetzen. Die einzelnen Studiengänge werden lediglich einer<br />

Plausibilitätsprüfung unterzogen, deren Ergebnis in die Gesamtbegutachtung<br />

der Hochschule einfließt. Sie richtet sich nach folgenden<br />

Kriterien:<br />

1. Die Studienziele <strong>und</strong> Lehrinhalte der angebotenen Studienprogramme<br />

sind mit dem Leitbild <strong>und</strong> der strategischen Planung der<br />

Hochschule konsistent.<br />

2. Die Lehrinhalte der angebotenen Studienprogramme decken die<br />

wichtigsten Aspekte des jeweiligen Fachgebietes ab <strong>und</strong> entsprechen<br />

dem aktuellen Stand der Wissenschaft.<br />

3. Die Zulassungsbedingungen <strong>und</strong> Aufnahmeverfahren sind eindeutig<br />

geregelt <strong>und</strong> den Studienbewerbern zugänglich.<br />

4. Die Hochschule verfügt über ein überzeugendes Konzept für<br />

Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge.<br />

5. Die Betreuungsverhältnisse von Lehrenden/Professoren zu Studierenden<br />

sind den Ausbildungszielen der Hochschule angemessen.<br />

6. Die Hochschule bietet den Studierenden professionelle Serviceleistungen<br />

hinsichtlich Zulassung, internationalen Angelegenheiten,<br />

Studien- <strong>und</strong> Berufsberatung sowie sozialen Angelegenheiten.<br />

435


7. Fernstudienangebote, E-Learning-Angebote sowie Abend- <strong>und</strong><br />

Wochenendkurse besitzen den gleichen akademischen Standard<br />

wie Präsenzstudienangebote. Die Studierenden haben unmittelbaren<br />

Zugang zu den studiumsrelevanten Ressourcen.<br />

Gewährleistet ist insbesondere geeignete Unterstützung in der<br />

Informations- <strong>und</strong> Literaturversorgung durch Online-Recherchemöglichkeiten.<br />

V. Prüfbereich Forschung<br />

1. Die Forschungsleistungen entsprechen quantitativ <strong>und</strong> qualitativ<br />

den national <strong>und</strong> international anerkannten Standards in den jeweiligen<br />

wissenschaftlichen Disziplinen sowie der strategischen<br />

Planung <strong>und</strong> dem Leitbild der Hochschule. Von besonderer Bedeutung<br />

sind folgende Indikatoren der wissenschaftlichen Produktivität<br />

<strong>und</strong> Wirksamkeit der Hochschule: Forschungsergebnisse,<br />

Publikationen, Zitationen, Promotionen, eingeworbene<br />

Drittmittel, Forschungskooperationen <strong>und</strong> Forschungsaufenthalte,<br />

Patente, Patentanmeldungen <strong>und</strong> Messebeteiligungen, Vorträge<br />

auf wissenschaftlichen Fachtagungen, Ausrichtung wissenschaftlicher<br />

Konferenzen, Tätigkeiten als Sachverständige<br />

oder Fachgutachter, von außen erteilte Rufe, Forschungspreise,<br />

wissenschaftliche Ehrungen <strong>und</strong> Anerkennungen, Forschungsstipendien.<br />

2. Die organisatorischen <strong>und</strong> strukturellen Rahmenbedingungen<br />

lassen adäquate Forschungsleistungen zu:<br />

− die Lehrverpflichtungen müssen so gestaltet sein, dass Freiräume<br />

für die Forschung bestehen,<br />

− die Hochschule muss Drittmittel einwerben <strong>und</strong> Kooperationen<br />

mit anderen Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsunternehmen eingehen<br />

können.<br />

3. Hochschulen, zu deren Zielen <strong>und</strong> Aufgaben die Ausbildung des<br />

wissenschaftlichen Nachwuchses gehört, müssen über geeignete<br />

Instrumente zur Förderung von Doktoranden <strong>und</strong> Post-<br />

Doktoranden verfügen.<br />

436


VI. Prüfbereich Ausstattung<br />

Sächliche Ausstattung<br />

1. Die Hochschule verfügt über eine adäquate räumliche <strong>und</strong> sächliche<br />

Ausstattung, um ihre Ziele gemäß dem Leitbild <strong>und</strong> der<br />

strategischen Planung erreichen zu können.<br />

2. Die Ausstattung mit Geräten (z.B. Labore) <strong>und</strong> Medien (Computer,<br />

Rechnerkapazitäten <strong>und</strong> Netzzugänge) entspricht dem<br />

Stand der Technik.<br />

3. Die Hochschule verfügt über quantitativ <strong>und</strong> qualitativ angemessene<br />

Ressourcen zur Informations- <strong>und</strong> Literaturversorgung:<br />

− Insbesondere Hochschulen, zu deren Aufgaben <strong>und</strong> Ziele forschungsorientierte<br />

Studienprogramme oder die Ausbildung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses zählen, müssen über<br />

Bibliotheken mit relevanter Forschungsliteratur <strong>und</strong> aktuellen<br />

Fachzeitschriften zum Stand der Forschung verfügen.<br />

− Die Hochschule ist Mitglied in Verb<strong>und</strong>systemen oder in anderen<br />

geeigneten Kooperationen <strong>und</strong> Netzwerken, um ihre<br />

Informations- <strong>und</strong> Literaturversorgung zu unterstützen <strong>und</strong> zu<br />

ergänzen.<br />

4. Ist die Hochschule auf externe Ressourcen angewiesen (z.B.<br />

Seminar- <strong>und</strong> Vorlesungsräume, Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik,<br />

Bibliothek), muss der Zugang zu diesen Ressourcen<br />

rechtlich abgesichert gewährleistet sein.<br />

Personelle Ausstattung<br />

5. Die Hochschule verfügt über eine adäquate personelle Ausstattung.<br />

Insbesondere Qualifikation, Zahl <strong>und</strong> Leistung des wissenschaftlichen<br />

Personals müssen dem Leitbild <strong>und</strong> der strategischen<br />

Planung der Hochschule entsprechen.<br />

6. Die Lehre muss überwiegend von hauptberuflich an der Institution<br />

Lehrenden getragen werden.<br />

7. Berufung <strong>und</strong> Auswahl des wissenschaftlichen Personals folgen<br />

einem geregelten Verfahren. Die Hochschule legt die Einstellungskriterien<br />

für das wissenschaftliche Personal offen.<br />

8. Stellenausstattung <strong>und</strong> Aufgabenverteilung in der Hochschule<br />

sind transparent <strong>und</strong> nachvollziehbar. Lehrbeauftragte sind angemessen<br />

in die Lehrorganisation <strong>und</strong> die Evaluationsprozesse<br />

der Hochschule eingeb<strong>und</strong>en.<br />

437


V<strong>II</strong>.<br />

Prüfbereich Finanzierung<br />

1. Die Hochschule verfügt über ein tragfähiges Finanzierungskonzept,<br />

das die Umsetzung ihrer Ziele gewährleistet. Nachzuweisen<br />

ist insbesondere, dass die Hochschule über finanzielle<br />

Voraussetzungen zum Betrieb ihrer Einrichtung verfügt,<br />

die den Studierenden einen ordnungsgemäßen Abschluss des<br />

Studiums ermöglichen. Hierzu ist entweder eine Bürgschaft<br />

beim Land nachzuweisen oder eine entsprechende schriftliche<br />

Garantieerklärung des Trägers der Hochschule gegenüber<br />

dem Land vorzulegen.<br />

2. Unabhängig von der Frage der Sicherung des Studienbetriebs<br />

<strong>und</strong> der ordnungsgemäßen Studienabschlüsse muss das Finanzierungskonzept<br />

dem Hochschultyp angemessene Forschungsaktivitäten<br />

erlauben.<br />

3. Die für die Durchführung der Studienprogramme erforderliche<br />

Personalausstattung ist für den Zeitraum der Akkreditierung<br />

gewährleistet.<br />

V<strong>II</strong>I. Prüfbereich Qualitätssicherung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung<br />

1. Die Hochschule verfügt über geeignete Verfahren der internen<br />

<strong>und</strong> externen Qualitätssicherung. Hierzu zählen insbesondere<br />

Evaluationsverfahren<br />

− für die Leistungsbereiche Lehre <strong>und</strong> Studium <strong>und</strong> Forschung,<br />

− zur kontinuierlichen Überprüfung <strong>und</strong> Verbesserung interner<br />

Ablaufprozesse sowie zur Überprüfung der Zielerreichung.<br />

2. Die Hochschule verfügt über geeignete Steuerungsverfahren<br />

zur Umsetzung der Evaluationsergebnisse <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung.<br />

3. Die Hochschule verfügt über ein internes Prüfsystem, das die<br />

Gleichwertigkeit der Abschlüsse mit staatlichen Hochschulen<br />

sicherstellt.<br />

438


C.<strong>II</strong>I. Fragenkatalog zur Erstellung eines Selbstberichtes<br />

im Rahmen des Akkreditierungsverfahrens des <strong>Wissenschaftsrat</strong>es<br />

vom 16. Juli <strong>2004</strong><br />

Erläuterung zum Fragenkatalog<br />

Im Rahmen des Verfahrens zur Akkreditierung nichtstaatlicher Hochschulen<br />

durch den <strong>Wissenschaftsrat</strong> soll im ersten Schritt die betreffende<br />

Hochschule selbst prüfen, inwieweit sie in ihren Leistungsbereichen<br />

bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Hierzu dient der vorliegende<br />

Fragenkatalog des Ausschusses. Das Ergebnis der Selbstprüfung<br />

soll in einem umfassenden <strong>und</strong> konsistenten Selbstbericht dargestellt<br />

werden. Der Selbstbericht soll dabei 150 Seiten nicht überschreiten.<br />

Anlagen sollen nur als Ergänzungen zu dargestellten<br />

Sachverhalten beigefügt werden <strong>und</strong> ersetzen eine Darstellung im<br />

Bericht nicht.<br />

1. Fragen zum Leitbild <strong>und</strong> Profil:<br />

Ein Ziel- <strong>und</strong> Entwicklungsplan sollte einleitend die Konzeption der<br />

Hochschule vorstellen. Dazu gehören Leitbild <strong>und</strong> Profil (im Verhältnis<br />

zu entsprechenden anderen Hochschulen) sowie die vorgesehenen<br />

Leistungsbereiche. Bei neuen <strong>und</strong> neu zu gründenden Hochschulen<br />

sollte der Zeitrahmen mit den einzelnen Aufbauschritten der<br />

angestrebten Leistungsbereiche dargestellt werden. Bestehende<br />

Hochschulen sollten ebenfalls ihre Entwicklungsplanungen darstellen.<br />

1.1 Worin bestehen Leitbild <strong>und</strong> Profil der Hochschule?<br />

1.2 Über welche Strategien zur Erreichung der durch das Leitbild<br />

vorgegebenen Ziele verfügt die Hochschule?<br />

1.3 In welcher Form werden Evaluationsverfahren zur Überprüfung<br />

der Zielerreichung in den Leistungsbereichen eingesetzt?<br />

1.4 Welche Leistungsbereiche (Studiengänge, Forschung) werden<br />

bislang angeboten, welche sind zukünftig vorgesehen?<br />

1.5 Welche Zielgruppen sollen mit dem Leistungsangebot der<br />

Hochschule angesprochen werden?<br />

1.6 Welche Eigenarten weist die Hochschule gegenüber anderen<br />

deutschen oder ausländischen auf? In welchen Bereichen ist<br />

ihr Angebot vergleichbar mit dem anderer Hochschulen?<br />

439


1.7 In welchen Schritten sollen die Leistungsbereiche aufgebaut<br />

werden (Darstellung mindestens über einen Zyklus der Studiengänge)?<br />

Wie stellt sich die bisherige Entwicklung der<br />

Hochschule <strong>und</strong> in einzelnen Fachbereiche dar?<br />

2. Fragen zur Leitungsstruktur, Organisation <strong>und</strong> Verwaltung:<br />

Ein weiteres Kapitel sollte die Gliederung der Einrichtung bezüglich<br />

ihrer fachlichen/disziplinären Struktur <strong>und</strong> bezüglich ihrer Leitungs<strong>und</strong><br />

Entscheidungsstrukturen behandeln. Hierbei gilt es, ein Bild von<br />

der Arbeitsorganisation der Fächer <strong>und</strong> ihrer Vernetzung zu gewinnen.<br />

Zudem sind die Gestaltungsmöglichkeiten der Wissenschaftler<br />

mit Blick auf die Gewährleistung verschiedener wissenschaftlicher<br />

Theorien, Methoden <strong>und</strong> Lehrmeinungen von Interesse.<br />

2.1 In welcher Trägerschaft liegt die Hochschule?<br />

2.2 Hat ein weiteres Unternehmen Anteile an der Trägergesellschaft?<br />

2.3 Welche rechtlichen/finanziellen Abhängigkeiten ergeben sich<br />

hieraus?<br />

2.4 Welchen Rechtsstatus hat die Hochschule? Ermöglicht er die<br />

selbständige Tätigung von Rechtsgeschäften?<br />

2.5 Liegt der Gerichtsstand in Deutschland?<br />

2.6 Wie gestaltet sich die fachliche/disziplinäre Struktur der Hochschule?<br />

2.7 Wie sind die Leistungsbereiche (Lehre <strong>und</strong> Forschung) miteinander<br />

verknüpft?<br />

2.8 Welche Mitwirkungsmöglichkeiten haben die Hochschulangehörigen<br />

an der Gestaltung von Forschung <strong>und</strong> Lehre?<br />

2.9 Wie sind die Leitungs- <strong>und</strong> Entscheidungsstrukturen der Hochschule<br />

gestaltet?<br />

2.10 Welche Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen besitzen die Leitungsorgane<br />

<strong>und</strong> Gremien?<br />

2.11 Wie gestalten sich die internen Entscheidungs- <strong>und</strong> Verwaltungsabläufe?<br />

2.12 Welche Mitwirkungsmöglichkeiten haben die Hochschulangehörigen<br />

an internen Entscheidungs- <strong>und</strong> Verwaltungsabläufen?<br />

440


2.13 Wie wird die interne Mittelverteilung gestaltet? Gibt es eine<br />

leistungsbezogene Mittelvergabe? Welche anderen Formen<br />

der Anreizsteuerung bestehen?<br />

3. Fragen zu den Leistungsbereichen:<br />

Um die Plausibilität des inhaltlichen Konzepts, seine Breite <strong>und</strong> Tiefe<br />

sowie das wissenschaftliche Niveau einschätzen zu können, sollte<br />

eine ausführliche Beschreibung der (geplanten) Leistungsbereiche<br />

gegeben werden. Informationen zu Studienplänen, Forschungsbereichen,<br />

der Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs sowie zu<br />

Serviceleistungen für Studierende gehören dazu.<br />

3.1. Studium <strong>und</strong> Lehre<br />

3.1.1 Wie gestalten sich die Curricula (allgemeine Ziele <strong>und</strong> konzeptionelle<br />

Schwerpunkte, Modularisierung, Vergabe von<br />

Credit Points)?<br />

3.1.2 Wer ist zuständig für die Aktualisierung der Curricula?<br />

3.1.3 Welche Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen soll das Studium vermitteln?<br />

3.1.4 Welchen Stellenwert hat der Praxisbezug für die angebotenen<br />

Studiengänge?<br />

3.1.5 Wie sind die Übergänge zu staatlichen Hochschulen gesichert<br />

(Studienplatzwechsel, ECTS etc.)?<br />

3.1.6 Sind die Abschlüsse international anschlussfähig?<br />

3.1.7 Welche Elemente der Internationalität weisen die Studiengänge<br />

auf?<br />

3.1.8 Ist eine Umstellung auf BA-/MA-Studiengänge geplant?<br />

Wenn ja, bis wann?<br />

3.1.9 Worin besteht gegenüber dem Angebot staatlicher Hochschulen<br />

die Besonderheit des neuen Angebotes?<br />

3.1.10 Welche Leistungen erhält der Nutzer für seine Studiengebühren?<br />

3.1.11 Welche Zugangsvoraussetzungen gelten für die Studierenden?<br />

3.1.12 Welche Kriterien gibt es für die Studierendenauswahl <strong>und</strong> wie<br />

gestaltet sich das Auswahlverfahren?<br />

3.1.13 Gibt es eine Rekrutierungsstrategie?<br />

441


3.1.14 Wie wird die Studienplatzzielzahl bestimmt (personalbezogen<br />

oder flächenbezogen)?<br />

3.1.15 Welche Studienplatzzielzahl ist für die einzelnen Studiengänge<br />

vorgesehen (Ist-Zustand <strong>und</strong> Ausbauziel)?<br />

3.1.16 Wie stellt sich die Betreuungsrelation (Professuren zu Studierenden)<br />

in den einzelnen Studiengängen gemessen in Vollzeitäquivalenten<br />

dar?<br />

3.1.17 Aus welchen Ländern stammen Bewerber <strong>und</strong> Studierende?<br />

3.1.18 Welche Möglichkeiten der Stipendienvergabe bestehen in<br />

welchem Umfang?<br />

3.1.19 Geben Sie die Zahl der Studienabbrecher in den letzten drei<br />

Jahren an (differenziert nach Studiengängen oder Fachbereichen).<br />

3.1.20 Für neue <strong>und</strong> neu zu gründende Hochschulen: Wurden<br />

Marktanalysen zu den angebotenen/geplanten Studiengängen<br />

vorgenommen?<br />

3.1.21 Welche Serviceleistungen werden für Studierende angeboten?<br />

3.1.22 Welche Strategie zur Rekrutierung von Studierenden wird<br />

verfolgt?<br />

3.1.23 In welchem Umfang <strong>und</strong> in welchen Bereichen sind Weiterbildungsangebote<br />

vorgesehen?<br />

3.1.24 Welche Rückbezüge auf gr<strong>und</strong>ständige Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

haben die Weiterbildungsangebote?<br />

3.2 Forschung <strong>und</strong> Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

3.2.1 Welche Forschungsschwerpunkte bestehen gegenwärtig an<br />

der Hochschule? Welche Forschungsschwerpunkte sollen in<br />

welchem Umfang aufgebaut werden?<br />

3.2.2 Wie <strong>und</strong> in welchem Umfang wird Forschung in das gr<strong>und</strong>ständige<br />

Studium integriert?<br />

3.2.3 Welche Konzepte <strong>und</strong> Instrumente zur Qualifizierung des<br />

wissenschaftlichen Nachwuchses gibt es?<br />

3.2.4 Bestehen Kooperationsbeziehungen zu außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen?<br />

442


3.2.5 Welche hochschulinternen Maßnahmen <strong>und</strong> Anreizsysteme<br />

gibt es zur Förderung der Forschung (leistungsabhängige<br />

Mittelvergabe, Deputatsermäßigung etc.)?<br />

4. Fragen zur Ausstattung:<br />

Die Beschreibung der Ausstattung soll verdeutlichen, dass die Leistungsbereiche<br />

in angemessener Form realisierbar sind (im Sinne<br />

einer Kohärenz von gesetzten Zielen <strong>und</strong> bereitgestellten Ressourcen/vorgesehenen<br />

Prozessen). In einem Personalkonzept sollte die<br />

(geplante) qualitative <strong>und</strong> quantitative personelle Ausstattung der<br />

Hochschule detailliert beschrieben werden.<br />

4.1 Sächliche Ausstattung<br />

4.1.1 Über welche räumliche Ausstattung verfügt die Hochschule?<br />

4.1.2 Über welche Bibliotheks- <strong>und</strong> Medienausstattung verfügt die<br />

Hochschule?<br />

Welche Bibliotheks- <strong>und</strong> Medienausstattung ist geplant?<br />

- Art (Freihand/Magazin)<br />

- Öffnungszeiten (während des Semesters, in der vorlesungsfreien<br />

Zeit)<br />

- Buchbestand<br />

- Zahl der abonnierten Fachzeitschriften<br />

- Entwicklung des Anschaffungsbudgets<br />

- Personal<br />

- Lese- <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />

- technische Ausstattung (Ausleih-, Katalogsystem; Nutzungsmöglichkeiten<br />

elektronischer Dienste, Anbindung an<br />

Katalog- <strong>und</strong> Informationssysteme)<br />

- Welche Nutzungsmöglichkeiten bestehen für Studierende<br />

in Präsenz- <strong>und</strong> Fernstudiengängen?<br />

4.1.3 Welche Labor- <strong>und</strong> Geräteausstattung ist vorgesehen?<br />

- Art <strong>und</strong> Anzahl der Laborarbeitsplätze<br />

- Aufstellung der Rechnerausstattung (getrennt nach<br />

Hard- <strong>und</strong> Software)<br />

- zusätzliche Geräteausstattung<br />

4.1.4 Bitte spezifizieren Sie die Rechner, Geräte, Labore <strong>und</strong> sonstige<br />

Einrichtungen, die zu Forschungszwecken genutzt werden.<br />

443


4.2 Personelle Ausstattung<br />

4.2.1 Übersicht zur Zusammensetzung des Lehrkörpers:<br />

- Wie viele Stellen wissenschaftliches Personal sind in<br />

welchem Status (akademischen Grad) eingerichtet bzw.<br />

vorgesehen?<br />

- In welche Bereiche sind sie strukturell (Fächer/Studiengänge/Forschung/Weiterbildung)<br />

eingeb<strong>und</strong>en?<br />

- Welche Denomination/Stellenbezeichnung haben sie?<br />

4.2.2 Welche Zeitkontingente/Deputate (Professuren) sind für welche<br />

Aufgaben vorgesehen?<br />

4.2.3 Welche Einstellungsvoraussetzungen bestehen für die Professoren?<br />

4.2.4 Welche Laufzeiten beinhalten die Verträge der Professoren?<br />

4.2.5 Wie sind die Berufungsverfahren gestaltet? Wer entscheidet<br />

über Denomination <strong>und</strong> Besetzung der Lehrstühle?<br />

4.2.6 Welche konzeptionellen Schwerpunkte werden in den Berufungen<br />

hinsichtlich des Profils der Hochschule gesetzt (z. B.<br />

Anwendungsorientierung / Forschungsorientierung)?<br />

4.2.7 Erhalten die Professoren Forschungs-/Praxisfreisemester?<br />

Wenn ja, in welchem Umfang?<br />

4.2.8 In welchem Umfang werden Lehraufträge vergeben?<br />

4.2.9 Wie viele Stellen nichtwissenschaftliches Personal sind vorgesehen<br />

bzw. besetzt?<br />

5. Fragen zur Finanzierung:<br />

Von Interesse ist die Plausibilität des wirtschaftlichen Konzeptes. Hier<br />

wird um eine detaillierte Darstellung in Jahresschritten mindestens für<br />

die Dauer eines Studienzyklusses gebeten (laufende Kosten, Investitionen,<br />

Einnahmen). Zudem gilt es zu prüfen, ob der Bestand der<br />

Einrichtung gewährleistet ist <strong>und</strong> ob ggf. ein wirtschaftliches Risiko<br />

durch die Beteiligung Dritter besteht.<br />

5.1 Welche Investitionen sind geplant? (Volumina, Bereiche in Aufwuchs<br />

<strong>und</strong> Zielplanung mit Erläuterungen der Kalkulationsgr<strong>und</strong>lagen)<br />

5.2 Welche laufenden Kosten sind geplant? (Volumina, Bereiche in<br />

Aufwuchs <strong>und</strong> Zielplanung mit Erläuterungen der Kalkulationsgr<strong>und</strong>lagen)<br />

5.3 Aus welchen Bereichen sind Einnahmen in welcher Höhe geplant?<br />

444


5.4 In welcher Höhe werden Studiengebühren für wie viele Studierende<br />

erhoben?<br />

5.5 In welcher Höhe geht eine Drittmitteleinwerbung (Forschung) in<br />

die Kalkulation ein?<br />

5.6 Welche Investitionen <strong>und</strong> laufenden Kosten sind in Abhängigkeit<br />

vom Erfüllungsgrad der Planungen zu welchem Zeitpunkt<br />

beeinflussbar?<br />

5.7 Welche Vorsorge wird für den Fall eines Scheiterns des Unternehmens<br />

für die Studierenden getroffen?<br />

6. Fragen zur Qualitätssicherung <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung:<br />

An dieser Stelle sollen Qualitätssicherungsverfahren, bezogen auf die<br />

angestrebten Leistungsbereiche, dargestellt werden.<br />

6.1 Welche internen <strong>und</strong> externen Verfahren der Qualitätssicherung<br />

werden eingesetzt bzw. sind vorgesehen? Wie gestalten<br />

sie sich?<br />

6.2 Wie werden die Absolventen in die Qualitätsentwicklung der<br />

Hochschule eingeb<strong>und</strong>en?<br />

6.3 Über welche Steuerungsverfahren zur Umsetzung von Evaluationsverfahren<br />

<strong>und</strong> zur Qualitätsentwicklung verfügt die Hochschule?<br />

6.4 Welche Konsequenzen wurden aus bisherigen Maßnahmen<br />

der Qualitätssicherung wie Evaluationen, Studiengangsakkreditierungen,<br />

Absolventenbefragungen etc. gezogen?<br />

7. Fragen zur Kooperation:<br />

7.1 Welche Kooperationen mit<br />

- Hochschulen,<br />

- außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />

- Verbänden,<br />

- Kammern sowie<br />

- sonstigen Institutionen außerhalb der Hochschulen,<br />

- ausländischen Institutionen<br />

gibt es/sind vorgesehen?<br />

7.2 Welche Inhalte (Dozentenaustausch, gemeinsame Nutzung<br />

von Infrastruktur, Forschung etc.) <strong>und</strong> Verbindlichkeit (vertragliche<br />

Regelung, seit wann) haben die einzelnen Kooperationsabkommen?<br />

445


7.3 Sollen Kapazitäten bestehender Hochschulen (Bibliotheken,<br />

Labors, Personal) genutzt werden?<br />

7.4 In welchen Bereichen ist eine Integration in nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Forschungsverbünde vorgesehen?<br />

7.5 In welchen Bereichen ist ein Studentenaustausch – national<br />

<strong>und</strong> international - in welchem Umfang vorgesehen?<br />

7.6 Falls Promotionsrecht nicht vorhanden ist, ist eine Zusammenarbeit<br />

mit pro-motionsberechtigten Hochschulen geplant?<br />

7.7 Welche Formen der Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen<br />

gibt es?<br />

7.8 Welchen Einfluss haben Wirtschaftsunternehmen auf<br />

- strategische Entscheidungen der Hochschule,<br />

- die Gestaltung von Lehre <strong>und</strong> Forschung?<br />

7.9 Wie hoch ist die Nachfrage von Wirtschaftsunternehmen nach<br />

den Absolventen der Hochschule?<br />

446


Anlagen<br />

Dem Selbstbericht sind folgende Anlagen beizufügen:<br />

- Basisdaten der Hochschule<br />

- Bescheide der staatlichen Anerkennung<br />

- Gesellschafterverträge<br />

- Gr<strong>und</strong>ordnung der Hochschule<br />

- Satzungen angeschlossener Institute<br />

- Studien- <strong>und</strong> Prüfungsordnungen<br />

- Studienpläne<br />

- Liste der Abschlussarbeiten der letzten drei Jahre<br />

(Themen, Noten, Gutachter)<br />

- Kommentierte Vorlesungsverzeichnisse der letzten drei Jahre<br />

- Informationsbroschüren der Hochschule für Studierende<br />

- Liste der Dissertationen <strong>und</strong> Habilitationen aus den letzten drei<br />

Jahren<br />

- Aktueller Forschungsbericht bzw. Darstellung aktueller Forschungsaktivitäten<br />

- Wissenschaftliche Lebensläufe <strong>und</strong> Publikationslisten der hauptamtlich<br />

Lehrenden<br />

- Übersicht der hauptamtlich Lehrenden (siehe beiliegende Formatvorlage)<br />

- Übersicht der Lehrbeauftragten (siehe beiliegende Formatvorlage)<br />

- Haushaltspläne / Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnungen / Bilanzen der<br />

letzten drei Semester<br />

- Fragebögen zur Qualitätssicherung (Lehrevaluationen, Absolventenbefragungen<br />

etc.)<br />

- Bewertungsberichte vorangegangener Evaluationen <strong>und</strong> Studiengansakkreditierungen<br />

447


C.IV. Basisdaten der Hochschule – vom 16. Juli <strong>2004</strong><br />

Basisdaten der Hochschule<br />

Institutionelle Akkreditierung durch den <strong>Wissenschaftsrat</strong><br />

Name der Hochschule<br />

Jahr der Gründung<br />

Staatliche Anerkennung<br />

(Jahr der Anerkennung; Befristung)<br />

Träger<br />

Profil<br />

Kurzbeschreibung (max. 1 Seite)<br />

Struktur der Hochschule<br />

Fachbereiche, Abteilungen, Institute, zentrale <strong>und</strong> sonstige Einheiten<br />

(möglichst als Organigramm)<br />

Studienangebot<br />

Siehe Übersicht 1<br />

Zahl der Bewerber, Studienanfänger (1. Fachsemester), Absolventen<br />

nach Studiengängen<br />

Siehe Übersicht 2<br />

Gesamtzahl der Studierenden nach Studiengängen, Anteil weiblicher<br />

<strong>und</strong> ausländischer Studierender<br />

Siehe Übersicht 3<br />

Projektion der Studierendenzahlen (Aufwuchsplanung)<br />

Siehe Übersicht 4<br />

448


Anzahl der Promotionen<br />

Siehe Übersicht 5<br />

Anzahl der Habilitationen<br />

Siehe Übersicht 6<br />

Personalausstattung<br />

Siehe Übersicht 7a (neue <strong>und</strong> neu zu gründende Hochschulen) bzw.<br />

7b (bestehende Hochschulen)<br />

Drittmittel 1999 - 2003<br />

Siehe Übersicht 8<br />

Finanzierung 1999 - 2003<br />

Siehe Übersicht 9<br />

Finanzplanung <strong>2004</strong> - 2007<br />

Siehe Übersicht 10<br />

Professuren <strong>und</strong> Lehrdeputate<br />

Siehe Übersicht 11<br />

Dozenturen <strong>und</strong> Lehrdeputate<br />

Siehe Übersicht 12<br />

449


Übersicht 1<br />

[ Bezeichnung der Hochschule ]<br />

Studienangebote<br />

(einschl. geplanter Studiengänge)<br />

Studiengänge<br />

(Schwerpunkte)<br />

Abschlüsse<br />

RSZ 1)<br />

in Sem.<br />

1 2 3<br />

Kooperationen<br />

Studienformen 2) Standorte 3) mit anderen<br />

Hochschulen<br />

4 5<br />

6<br />

Mustereintrag:<br />

7<br />

Wirtschaftsinformatik Dipl.-Informatiker/-in (FH) Präsenz Essen U Köln<br />

Trainee Leverkusen FH Münster<br />

Fernstudium<br />

Duisburg<br />

1) Regelstudienzeit in Semestern<br />

2) Präsenzstudium, Fernstudium, Aufbau-/Weiterbildungsstudiengang, Kontaktstudium<br />

3) nur bei Hochschulen mit mehreren Standorten<br />

Quelle: <strong>Wissenschaftsrat</strong> nach Angaben der Hochschule<br />

450


451


452


Übersicht 4<br />

[ Bezeichnung der Hochschule ]<br />

Projektion der Studierendenzahlen 2003-2007<br />

(Aufwuchsplanung)<br />

Studiengänge<br />

(Schwerpunkte)<br />

Mustereintrag:<br />

Wirtschaftsinformatik<br />

Ist<br />

Soll<br />

2003 <strong>2004</strong> 2005 2006<br />

2007<br />

1 2 3 4<br />

36 56<br />

76 80<br />

5 6<br />

80<br />

Insgesamt<br />

36<br />

56 76 80<br />

80<br />

Quelle: <strong>Wissenschaftsrat</strong> nach Angaben der Hochschule<br />

453


Übersicht 5<br />

[ Bezeichnung der Hochschule ]<br />

Anzahl der Promotionen nach Fachbereichen / Instituten<br />

Fachbereiche / Institute<br />

1999 2000 2001 2002<br />

2003<br />

Mustereintrag:<br />

Wirtschaftsinformatik<br />

1 2 3 4<br />

5 6<br />

- - 1 1 3<br />

Insgesamt<br />

-<br />

- 1 1<br />

3<br />

Quelle: <strong>Wissenschaftsrat</strong> nach Angaben der Hochschule<br />

454


Übersicht 6<br />

[ Bezeichnung der Hochschule ]<br />

Anzahl der Habilitationen nach Fachbereichen / Instituten<br />

Fachbereich / Institut<br />

1999 2000 2001 2002<br />

2003<br />

Mustereintrag:<br />

Wirtschaftsinformatik<br />

1 2 3 4<br />

5 6<br />

- -<br />

- 1<br />

1<br />

Insgesamt<br />

-<br />

- - 1<br />

1<br />

Quelle: <strong>Wissenschaftsrat</strong> nach Angaben der Hochschule<br />

455


Übersicht 7a<br />

[ Bezeichnung der Hochschule ]<br />

Personalausstattung in Vollzeitäquivalenten (VZÄ)<br />

Fachbereiche /<br />

Organisationseinheiten<br />

1<br />

Professoren<br />

Ist Soll<br />

2003 2007<br />

2 3<br />

Lehrbeauftragte/ Wissenschaftliche<br />

Dozenten Mitarbeiter<br />

Ist Soll Ist Soll<br />

2003 2007 2003 2007<br />

Sonstige<br />

Mitarbeiter<br />

Ist Soll<br />

2003 2007<br />

Insgesamt<br />

Ist Soll<br />

2003 2007<br />

6 7 8 9<br />

4 5 10 11<br />

Mustereintrag:<br />

Wirtschaftsinformatik 3,0 4,0 5,5 6,0 6,5 10,0 4,0 4,5 19,0 24,5<br />

- -<br />

- -<br />

- -<br />

- -<br />

- -<br />

Insgesamt<br />

3,0 4,0 5,5 6,0 6,5 10,0 4,0 4,5 19,0 24,5<br />

Quelle: <strong>Wissenschaftsrat</strong> nach Angaben der Hochschule<br />

456


457


458


Übersicht 9<br />

[ Bezeichnung der Hochschule ]<br />

Finanzierung 1999-2003<br />

Positionen<br />

Angaben in T€ (ger<strong>und</strong>et)<br />

Studienjahr<br />

1999/2000 2000/2001 2001/2002 2002/2003 2003/<strong>2004</strong><br />

2<br />

3 4<br />

5 6<br />

1<br />

Einnahmen<br />

Muster:<br />

Studiengebühren<br />

112<br />

Einnahmen aus Seminarbetrieb<br />

25<br />

Einnahmen aus Sponsoring <strong>und</strong> Spenden<br />

1.225<br />

Stiftungsprofessuren<br />

771<br />

Einnahmen aus Stiftungserlösen<br />

38<br />

Einnahmen aus öffentlichen Mitteln:<br />

- Land<br />

1.022<br />

- Kommune<br />

100<br />

Drittmittel<br />

350<br />

Sonstige Einnahmen: *)<br />

- ...<br />

50<br />

- ...<br />

75<br />

- ...<br />

10<br />

- ...<br />

12<br />

Gesamteinnahmen<br />

3.790<br />

0 0 0<br />

0<br />

Ausgaben<br />

Personalausgaben<br />

Professuren 1.000<br />

wiss. Personal 900<br />

sonst. Personal 1.003<br />

Lehraufträge<br />

197<br />

Investitionen<br />

130<br />

Sachausgaben: *)<br />

- ...<br />

150<br />

- ...<br />

30<br />

- ...<br />

50<br />

- ...<br />

200<br />

Sonstige betriebliche Ausgaben<br />

59<br />

Gesamtausgaben<br />

3.719<br />

0 0 0<br />

0<br />

Überschuss / Defizit<br />

71<br />

0 0 0<br />

0<br />

*) Bitte differenzierte Angaben eintragen.<br />

Quelle: <strong>Wissenschaftsrat</strong> nach Angaben der Hochschule<br />

459


Übersicht 10<br />

[ Bezeichnung der Hochschule ]<br />

Finanzplanung <strong>2004</strong>-2007<br />

Positionen<br />

1<br />

Angaben in T€ (ger<strong>und</strong>et)<br />

Studienjahr<br />

<strong>2004</strong>/2005 2005/2006 2006/2007<br />

2 3 4<br />

2007/2008<br />

5<br />

Einnahmen<br />

Studiengebühren<br />

Einnahmen aus Seminarbetrieb<br />

Einnahmen aus Sponsoring <strong>und</strong> Spenden<br />

Stiftungsprofessuren<br />

Einnahmen aus Stiftungserlösen<br />

Einnahmen aus öffentlichen Mitteln:<br />

- Land<br />

- Kommune<br />

Drittmittel<br />

Sonstige Einnahmen: *)<br />

- ...<br />

- ...<br />

- ...<br />

- ...<br />

Gesamteinnahmen<br />

Muster:<br />

504<br />

300<br />

2.100<br />

850<br />

50<br />

950<br />

80<br />

450<br />

50<br />

30<br />

20<br />

20<br />

5.404<br />

0 0 0<br />

Ausgaben<br />

Personalausgaben<br />

Professuren 1.400<br />

wiss. Personal 1.200<br />

sonst. Personal 900<br />

Lehraufträge<br />

200<br />

Investitionen<br />

400<br />

Sachausgaben: *)<br />

- ...<br />

200<br />

- ...<br />

300<br />

- ...<br />

200<br />

- ...<br />

400<br />

Sonstige betriebliche Ausgaben<br />

100<br />

Gesamtausgaben<br />

Überschuss / Defizit<br />

5.300<br />

104<br />

0 0 0<br />

0 0 0<br />

*) Bitte differenzierte Angaben eintragen.<br />

Quelle: <strong>Wissenschaftsrat</strong> nach Angaben der Hochschule<br />

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