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Brigitte Liebig - Rainer Hampp Verlag

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<strong>Brigitte</strong> <strong>Liebig</strong>: Katalysator des Wandels oder verschärfte Konkurrenz? (ZfP 1/2001) 33<br />

Df: wenn ich aber das Gefühl habe ich müsste jetzt ein bisschen negativ denken dann<br />

müsste ich sagen ja haben sie denn niemanden gefunden als jemanden der wieder<br />

nach einem halben Jahr aussteigt also das ist jetzt rein provokativ<br />

Cm: jaha<br />

Df: und dafür haben zwei Männer keinen Platz gehabt (.) und nachher wenn sie zurückkommen<br />

arbeiten sie 30% in einer Funktion Entschuldigung im Stab (.) weil<br />

an der Front kannst du dir das gar nicht leisten<br />

Ef: mhm<br />

Zwar gehört die Förderung von Frauen („Quoten“) zur Rhetorik eines modernen<br />

Unternehmens, tatsächlich jedoch erscheinen sie auch aus weiblicher Sicht nun „müßig“.<br />

Zum einen nämlich werden Frauen als langfristige Arbeitskräfte als ungeeignet betrachtet,<br />

da ihre berufliche Orientierung – wie zuvor verhandelt – primär auf einer intrinsischen<br />

Berufsmotivation oder freiem „Willen“, i.S. eines außerökonomischen Interesses<br />

beruht. Demzufolge tolerieren Frauen voraussichtlich auch die schlechten Bedingungen<br />

am Arbeitsplatz nicht, „sagen (...) nein, das will ich nicht“. Zum anderen wird<br />

durch die Beschäftigung von Mitarbeiterinnen jenen der „Platz“ weggenommen, die berechenbar<br />

langfristige Arbeitskräfte sind, da ihrer Berufstätigkeit die Notwendigkeit der<br />

Existenzsicherung einer Familie zugrunde liegt. Gilt die ‘Freiheit zum Ausstieg’ somit<br />

einerseits als ein Privileg der Frau, das ihr erlaubt, sich zunehmend verschlechternden<br />

Arbeitsbedingungen zu entziehen, so spricht sie andererseits – besonders in einer Zeit<br />

der verschärften Konkurrenz um Stellen – gegen eine systematische Frauenförderung:<br />

In beiden Fällen muss dieses Denkmuster jeder Initiative zur betrieblichen Gleichstellung<br />

der Geschlechter entgegenwirken.<br />

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />

Der Beitrag zielte darauf, kollektive Orientierungen zur Geschlechtergleichstellung<br />

in wirtschaftlichen Unternehmen „in Funktionalitätsbezug“ (Mannheim 1980) zu Erfahrungszusammenhängen<br />

zu rekonstruieren, wie sie betriebliche Transformationen darstellen.<br />

Die hier skizzierte Analyse legt zunächst nahe, dass der aktuelle Umbau in den<br />

Betrieben weitaus seltener deren Offenheit für Gleichstellungsmaßnahmen fördert, als<br />

dass er von kulturellen Formen der Ausgrenzung qualifizierter Frauen begleitet ist. Dabei<br />

bestätigt sich nicht nur der im Gesamtkontext der Studie dargelegte, prinzipiell voraussetzungsvolle<br />

Charakter positiver Haltungen zur Gleichstellungsförderung im männlich<br />

dominierten Bereich des mittleren Managements (vgl. <strong>Liebig</strong> 2000, 2001). Mit<br />

Blick auf die Ausgangsthesen der vorliegenden Untersuchung erweisen sich diese Haltungen<br />

eng mit der Verarbeitung betrieblicher Transformationen verschränkt.<br />

Bereitschaft zur Integration qualifizierter Mitarbeiterinnen, das zeichnet sich in den<br />

Resultaten ab, kann sich im Zuge von Reorganisationen nur entwickeln, wenn die mit<br />

dem Wandel verknüpften Anforderungen nicht das Bewältigungsvermögen der Betroffenen<br />

übersteigen. Wie das erste Fallbeispiel des staatlichen Unternehmens zeigt, können<br />

unter diesen Voraussetzungen Frauen dann u.U. sogar als wichtige Kräfte der Erneuerung<br />

in Erscheinung treten, kann ihre Rekrutierung und Förderung als Instrument<br />

des Aufbruchs wahrgenommen werden. Diese „windows of opportunities“ (Kanter<br />

1993) verschließen sich jedoch, wenn im Zuge realen Wandels wachsende Anforderun-

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