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6 HERAUSFORDERUNG / SEGELN<br />
180 Seemeilen Herausforderung<br />
Da ist sie wieder – die Herausforderung des Jahres. Es<br />
ist Sommer. Das Schiff hat schon einige Törns hinter<br />
sich. Er spürt das Kribbeln, <strong>als</strong> die Tage näher rücken.<br />
Wie wird die Gruppe dieses Mal sein? Er vermutet,<br />
dass er das erste Mal Glück gehabt hatte. Sechs<br />
Mädchen aus <strong>Berlin</strong>, eine tolle Truppe, alle hatten mit<br />
angepackt, gute Stimmung. Er hat darum gebeten,<br />
wieder eine reine Mädchencrew zu bekommen. Das<br />
war so unkompliziert. Sie sind zwischen dreizehn und<br />
fünfzehn. Das Spinnenalter, wie sein Freund sagt. Die<br />
Arme und Beine werden länger und länger, der Rest<br />
kommt kaum mit. Jetzt ist es so weit. Da kommen sie.<br />
Sehen ja ganz nett aus, er ist ein bisschen erleichtert.<br />
Aber was ist das? Ein<br />
Koffer? Wie soll er den<br />
unter Deck unterbringen?<br />
„Nee, Mädel,<br />
<strong>als</strong>o das geht nicht.<br />
Die Klamotten musst<br />
Du irgendwo anders<br />
unterbringen. Hast<br />
Du denn die Packliste<br />
nicht gelesen?“<br />
Also dann! Erst mal<br />
die Einführung ins<br />
Bordleben. Die<br />
Aufgaben der Crew<br />
sind vielfältig und müssen in den nächsten Tagen von<br />
den sechs bewältigt werden. Letztes Jahr hatten die<br />
Mädchen sich selbst organisiert und das hatte hervorragend<br />
geklappt. Er ist gespannt auf das diesjährige<br />
Team. Erst einmal staunen sie, was es alles zu tun gibt.<br />
Auf alles muss man achten: sind Pantry (Küche) und<br />
Backschaft aufgeräumt, die Fenster verschlossen? Ist<br />
der Boden frei, das Geschirr an seinem Platz, alles fest<br />
verstaut? Vorher kann es nicht losgehen. Das dauert<br />
seine Zeit, leichtes Genörgel – aufräumen, das kennt<br />
ja jeder von zu Hause. Nicht sehr spannend. Endlich ist<br />
alles erledigt.<br />
hinauf. Eine Gruppe ist am Rudergänger und navigiert.<br />
Eine bedient Großsegel und Besan, die dritte Klüver<br />
und Fock.<br />
Oh, was macht die denn da? Läuft in Flipflops übers<br />
Deck. Halt! Stopp! Ist das denn die Möglichkeit, er<br />
weiß nicht was er sagen soll. „Mensch, das ist gefährlich.<br />
Du rutscht aus, kommst ins Schlingern und zack,<br />
bist Du über Bord. Feste Schuhe, aber sofort!“ Das<br />
Mädchen schluckt und will protestieren. Sie ist es nicht<br />
gewohnt, so angesprochen zu werden. Er setzt nach:<br />
„Keine Diskussion!“ Er ist der Skipper, er hat die Verantwortung.<br />
Da versteht er keinen Spaß.<br />
So, nun kommt das erste<br />
Anlegemanöver, ist noch<br />
reichlich holprig, aber das<br />
ist normal. Dann geht’s<br />
in die Küche. Alle werden<br />
einen Riesenhunger haben,<br />
denkt er. Und wieder<br />
liegt er f<strong>als</strong>ch. Zwei essen<br />
wie die Vögelchen. Woher<br />
wollen die die Energie für<br />
den nächsten Tag nehmen?<br />
Auch das werden<br />
sie erst am eigenen Leib<br />
feststellen.<br />
Am nächsten Morgen zum Frühstück erscheinen<br />
sie ungewaschen und ungekämmt. „Marsch zurück<br />
ins Bad. Wenn Ihr gewaschen seid, könnt Ihr wieder<br />
kommen.“ Er erntet genervte Blicke, aber sie trollen<br />
sich und 5 Minuten später sitzen sie hungrig am<br />
Frühstückstisch. Alle sind gespannt auf den richtigen<br />
ersten Segeltag. Vorher heißt es aber wieder: Koje<br />
aufräumen. Er stolpert über auf dem Boden liegende<br />
Kopfhörer, Pullis, iPods – hier gibt’s noch einiges zu tun<br />
für die Mädels.<br />
Seine Frage „Und was wollt Ihr denn nun hier lernen?“<br />
wird mit Achselzucken beantwortet. So genau haben<br />
sie anscheinend vorher nicht darüber nachgedacht. Sie<br />
wollen zusammen eine gute Zeit haben, so viel hat er<br />
verstanden. Das Segeln lernen ist wohl eher Nebensache.<br />
Na gut, das ist hier aber kein Spiel, ein Schiff<br />
wie dieses zu segeln ist Arbeit. Das werden sie schon<br />
noch feststellen. Er erklärt <strong>als</strong>o, wie alles funktioniert<br />
und hofft, dass etwas hängen bleibt. Dann starten sie<br />
zu einer kleinen Proberunde, nur ein Stück den Strom<br />
Heute geht’s nach Hesnaes, 40 Seemeilen. Das Wetter<br />
ist gut, die Stimmung auch. Wieder und wieder erklärt<br />
er die Gerätschaften und worauf zu achten ist. Allmählich<br />
stellt sich Routine ein, es läuft immer glatter und<br />
fängt an Spaß zu machen. Zeit fürs Mittagessen, zwei<br />
der Mädchen haben was gekocht – und das schmeckt<br />
ihm richtig gut. Sie freuen sich.<br />
Ups – schon ist die Zeit vorbei – 2 Wochen sind sie<br />
durch die Ostsee gesegelt. 180 Seemeilen haben sie