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Strom 2-13 - EBM

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Strategien für eine nachhaltige Entwicklung<br />

Warum Energieeffizienz<br />

nicht ausreicht<br />

Die Energiewende und die Endlichkeit der Naturressourcen zwingen uns<br />

zum Umdenken. Professor Markus Kunz vom Institut für Nachhaltige<br />

Entwicklung der ZHAW zeigt auf, wie uns die drei Strategien Effizienz,<br />

Konsistenz und Suffizienz dabei helfen können.<br />

Energieeffizienz ist in aller Munde. Aber was<br />

bedeuten Konsistenz und Suffizienz?<br />

Bei der Effizienz geht es darum, mit möglichst<br />

wenig Input möglichst viel Output zu<br />

erzielen. Damit sind technische Geräte, aber<br />

auch grössere Systeme wie Kraftwerke gemeint.<br />

Konsistenz ist uns vielleicht nicht als<br />

Begriff, dafür aber als Prinzip wohlbekannt. Es<br />

geht um geschlossene Kreisläufe, wie wir sie<br />

aus der Natur kennen. Diese kennt keinen<br />

«Ausschuss» und regeneriert sich Jahr für Jahr<br />

in gleich bleibender Qualität. Wir versuchen,<br />

diese Strategie beispielsweise beim Recycling<br />

zu übernehmen. Suffizienz schliesslich stellt<br />

die Frage nach einer «gesunden» Entwicklung<br />

im Sinne einer Obergrenze für das Wachstum.<br />

Foto: Yvonne Schütz<br />

Warum reicht Effizienz nicht aus?<br />

Obwohl wir immer effizientere Geräte einsetzen,<br />

steigt der Energieverbrauch an. Ein<br />

Grund dafür ist der Rebound-Effekt: Der neue<br />

Fernseher ist stromsparend, dafür ist er grösser<br />

als der alte und läuft länger. Das Auto braucht<br />

nur noch fünf Liter auf 100 Kilometer, dafür stehen<br />

gleich zwei in der Garage. LEDs ersetzen die Glühlampen,<br />

aber die Wohnfläche pro Person nimmt zu. Unser<br />

Umgang mit Zeit ist ein Sinnbild dafür: Jedes der<br />

zahlreichen Haushaltgeräte ist darauf ausgelegt, Zeit zu<br />

sparen. Trotzdem haben wir nicht mehr freie Zeit, oder?<br />

Und die Konsistenz?<br />

Konsistenz ist für sich alleine auch wirkungslos,<br />

denn über das Mengenniveau macht diese Strategie<br />

keine Aussage – ähnlich wie übrigens auch die Effizienz.<br />

Es ist zwar schön, wenn wir einen Grossteil des<br />

Aluminiums recyceln können, aber im besten Fall ist<br />

das ein Nullsummenspiel. Und Energie wird dennoch<br />

verbraucht. Dazu kommt, dass in vielen konsistenten<br />

Kreisläufen der «Abbau» schneller vonstattengeht, als<br />

der «Aufbau» gedauert hat. Die über Jahrmillionen<br />

eingelagerten fossilen Brennstoffe etwa verbrauchen<br />

wir mit rasender Geschwindigkeit.<br />

Darum braucht es als Drittes die Suffizienz.<br />

Im Sinne eines Verzichts?<br />

Ich habe vorher gesagt, dass Suffizienz eine Obergrenze<br />

für das Wachstum anstrebt. Aber eigentlich<br />

Professor Markus Kunz<br />

erklärt, warum «nachhaltige<br />

Entwicklung» mehr als<br />

ein Schlagwort sein sollte.<br />

geht es um eine Entkopplung des Wachstums vom Ressourcenverbrauch.<br />

Wachstum ist nicht per se schlecht,<br />

genauso wenig wie Wohlstand oder Lebensqualität.<br />

Jeder ist frei darin, selbst zu definieren, was Lebensqualität<br />

heisst. Das Mittagessen selbst zuzubereiten,<br />

statt auf ressourcenintensive Tiefkühlkost zurückzugreifen,<br />

bedeutet für viele keine Komforteinbusse, im<br />

Gegenteil. Gesünder und billiger ist es obendrein. Zugegeben,<br />

für Menschen, die Zeit mit Geld gleichsetzen,<br />

ist die Suffizienzstrategie wohl mit Verzicht verbunden.<br />

Suffizienz heisst eben auch Entschleunigung.<br />

Entschleunigung als suffizientes Verhalten.<br />

Was kann ich sonst noch tun?<br />

Am einfachsten ist es, Überflüssiges wegzulassen.<br />

Wir nehmen zum Beispiel viel zu viele Kalorien zu uns.<br />

Ein anderer Aspekt ist die Regionalität. Berücksichtigen<br />

Sie lokale Produzenten. Auch reparieren statt neu<br />

kaufen kann Ressourcen sparen. Ich persönlich besitze<br />

kein Auto und betrachte das nicht als Mangel. Der Begriff<br />

Suffizienz sagt es ja eigentlich schon: Es geht um<br />

Genügsamkeit, um ein Nachdenken über den eigenen<br />

Lebensstil, über das eigene Konsumverhalten.<br />

<br />

Interview: Matthias Bill

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