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82 wirtschaft REGJO HANNOVER regjo HANNOVER wirtschaft 83<br />
Bild: Gundlach<br />
V.l.n.r.: Jörg Bode (ehem. Nds.<br />
Minister), Sandra Schirmer (BJU),<br />
Lorenz Hansen und Kay Uplegger<br />
(Die Familienunternehmer –<br />
ASU) bei der Auszeichnung zum<br />
„Unternehmer des Jahres“.<br />
Oliver Redschlag, CEO der Redschlag Holding GmbH: „Kurze Entscheidungswege und selbst alle Entscheidungen treffen zu können,<br />
ist zweifelsfrei ein Vorteil von Familienunternehmen. Die Konsequenzen muss man als Eigentümer natürlich immer auch selbst tragen.“<br />
mein Ur-Großvater zwei Töchter hatte, ist der Familienname Gundlach<br />
durch Heirat ‚leider‘ für das Unternehmen verloren gegangen.<br />
Als Familienunternehmer fühlen wir uns besonders unseren Mitarbeitern,<br />
aber auch zukünftigen Gesellschaftergenerationen verpflichtet.<br />
Daher treffen wir Entscheidungen mit einem langfristigen<br />
Blick. Familienunternehmen bieten den Vorteil, die eigenen<br />
Werte einfacher umsetzen zu können, als dies beispielsweise in<br />
einer Aktiengesellschaft der Fall wäre.“<br />
Neben dem langfristigen und werteorientierten Handeln sowie<br />
dem verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Mitarbeitern<br />
sind Familienunternehmen oft sehr stark in der Region verwurzelt.<br />
Peter-Friedrich Fey von Fey Druckluft aus Laatzen, einem der<br />
führenden Druckluft-Fachhändler der Region: „Wachstum heißt<br />
bei uns Familienunternehmen ganz konkret: mehr Arbeitsplätze<br />
für die Region. Kurzfristige Produktionsverlagerungen an andere<br />
weltweite Standorte mit dem Verlust von vielen Arbeitsplätzen war<br />
in der Region und in den Schlagzeilen fast immer das Thema der<br />
Konzerne, nicht der Familienunternehmer.“ Familienunternehmen<br />
denken nicht in Quartalen oder in Wahlperioden, sondern in<br />
Generationen. Ziel ist es in der Regel, das Unternehmen wirtschaftlich<br />
gut aufgestellt an die kommende Generation weiterzugeben.<br />
Doch oftmals haben die Kinder andere Pläne, als in die Fußstapfen<br />
ihrer Eltern zu treten. Urs Raschle von Kuntze & Burgheim:<br />
„Für die Fortführung des Familienunternehmens braucht es geeignete<br />
und willige Nachfolger und so viel Familienfrieden, dass ein<br />
Wechsel von allen Beteiligten mitgetragen wird. Dies ist eine große<br />
Herausforderung, an der je Generation etwa 40 Prozent der Unternehmen<br />
scheitern.“ Wie Nachfolge gelingen kann, zeigt das Beispiel<br />
von Fey Druckluft. Peter-Friedrich Fey, der das 1925 gegründete<br />
Unternehmen vor 22 Jahren von seinem Vater übernommen<br />
hat: „Mein Vater hat mir unmittelbar nach meinem Eintritt die<br />
Zügel überlassen und stand mir aber noch viele Jahre als Berater<br />
unterstützend zur Verfügung. Eine frühzeitig mit allen Beteiligten<br />
getroffene Nachfolgeregelung hat es ermöglicht, den Betrieb auch<br />
nach dem leider recht frühen Tod meiner Eltern uneingeschränkt<br />
weiterführen zu können.“<br />
Doch nicht nur die Nachfolge bereitet vielen Familienunternehmen<br />
Kopfzerbrechen. Insbesondere die geplante Vermögensbesteuerung<br />
für Unternehmen sorgt aktuell für großen Unmut. Oliver Redschlag,<br />
CEO der Redschlag Holding GmbH: „Das ist das Ungünstigste,<br />
was die Politik tun kann. Die SPD plant diese für Unternehmen<br />
bereits ab einem Betriebsvermögen von 200.000 Euro,<br />
wodurch die Gesamt-Ertragssteuerbelastung dabei 80 Prozent und<br />
mehr betragen kann. Dies würde nicht nur Familienunternehmen<br />
sehr schaden, sondern auch viele die Existenz kosten sowie<br />
Arbeitsplätze vernichten.“ Die Redschlag Holding ist ein noch recht<br />
junges Unternehmen (1994 gegründet) und bietet mit Marken-,<br />
Geschmacks-, Gebrauchsmustern und Patenten, Erotik-Markenartikeln<br />
sowie Hocheffizienz-Leuchtmitteln ein recht heterogenes<br />
Angebot. Unter dem Dach der Redschlag Holding GmbH sind<br />
die drei Unternehmen Joydivision GmbH, redmed GmbH und avanum<br />
GmbH angesiedelt.<br />
Familienunternehmen tragen wesentlich zur Wirtschaftskraft<br />
bei, haben aber mit vielen Problemen zu kämpfen.<br />
Auch die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften stellt Familienunternehmen<br />
vor große Probleme. Lorenz Hansen, Geschäftsführer<br />
Gundlach: „Hier stehen wir in Konkurrenz zu großen, zum<br />
Teil international tätigen Konzernen. Wir brauchen, gute, flexible<br />
Leute, die nicht nur eine besondere Fachkenntnis haben, sondern<br />
auch über den Tellerrand hinausblicken können. Wir haben hohe<br />
Ansprüche, die nicht leicht zu decken sind. Hier sind Investitionen<br />
erforderlich, auch vonseiten des Staates. Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie, Ausbildung, Deutschland als attraktiver und unkomplizierter<br />
Arbeitsstandort sind da die Stichworte. Viele Unternehmen<br />
leisten selbst eine Menge. So haben wir beispielsweise kürzlich<br />
eine Kita eröffnet, was aber sehr viel aufwendiger war, als<br />
man sich das wünschen würde.“ Das Beispiel Kita von Gundlach<br />
zeigt: Der Wille, etwas zu bewegen, ist da. Doch oftmals werden<br />
unnötige Steine in den Weg gelegt. Die Abschaffung der zahlreichen<br />
bürokratischen Hürden, die vor allem Zeit und Geld kosten,<br />
sowie längere Zügel vonseiten der Politik stehen bei vielen Familienunternehmen<br />
daher ganz oben auf der Wunschliste. Wie Lorenz<br />
Hansen denken viele Unternehmen: „Vieles ist einfach zu kompliziert,<br />
zu langwierig und zu unflexibel.“<br />
Trotz der zahlreichen Herausforderungen sind die Familienunternehmen<br />
wirtschaftlich gut aufgestellt und blicken optimistisch<br />
nach vorn. Für 20<strong>13</strong> erwartet die Mehrheit ein wachsendes<br />
Geschäft, die Arbeitsplätze bleiben konstant oder sollen sogar<br />
steigen. Die gute wirtschaftliche Lage kann aber nicht über den<br />
Unmut hinwegtäuschen, den viele Familienunternehmen hegen.<br />
Oliver Redschlag bringt es auf den Punkt: „Familienunternehmen<br />
fühlen sich oft von der Politik wie auch den Medien nicht richtig<br />
verstanden, da meist Konzerne im Fokus der Öffentlichkeit stehen.<br />
Familienunternehmer haben häufig den Eindruck, dass bei<br />
politischen Entscheidungen mehr an die ‚Großen‘ gedacht und<br />
der Mittelstand vergessen wird, obwohl er deutlich mehr Arbeitsplätze<br />
schafft und auch wesentlich mehr Steuern bezahlt.“ Auch<br />
Jan Kuntze von Kuntze & Burgheim findet deutliche Worte: „Die<br />
Schwächung von jederart Unternehmertum durch zu enge rechtliche<br />
Rahmenbedingungen, vor allem überzogene Steuerforderungen<br />
und durch ein ständig wechselndes Steuerrecht mangelnde<br />
Planungssicherheit sehe ich als wichtigstes Handlungsfeld. Langfristig<br />
wird man sich auf fast jeden rechtlichen Rahmen einstellen<br />
können. Zu viele, zu schnelle und ideologische getriebene Wechsel<br />
bringen vielleicht Wählerstimmen, aber wohl keine Arbeitsplätze.<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass die vielen erfolgreichen Unternehmen<br />
in Deutschland – und davon sind 95 Prozent Familienunternehmen<br />
– Kapital besser verwalten und mehren als der Staat.<br />
Wir sollten das Geld da lassen, wo es mit Bedacht und Verantwortung<br />
verwaltet wird. Von daher sehen wir alle Maßnahmen, welche<br />
zu einer noch höheren Staatsquote führen, kritisch und freuen<br />
uns über jeden Wegfall staatlicher Einmischung. Anlass zur Freude<br />
gibt es aber leider wenig.“<br />
Weniger Politik, mehr Eigenständigkeit – damit die Familienunternehmen<br />
auch in Zukunft der Motor der deutschen Wirtschaft<br />
bleiben, fordert Uplegger: „Wir müssen zusehen, dass wir<br />
gerechte Wirtschaftsbedingungen für diese und die nächsten<br />
Generationen schaffen. Wir fordern daher, den Haushalt zu konsolidieren,<br />
die Schuldenbremse einzuhalten, ein funktionierendes<br />
und zukunftsträchtiges Sozialversicherungssystem zu etablieren.<br />
Wir fordern Chancengerechtigkeit durch eine gute Bildungspolitik<br />
und eine Umsetzung der Energiewende im Sinne einer freien<br />
Marktwirtschaft und nicht nach dem derzeitigen planwirtschaftlichen<br />
Modell.“