Amtsblatt Nr. 10 vom 24.05.2013 - Verwaltungsgemeinschaft "An der ...
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<strong>An</strong> <strong>der</strong> Schmücke - 6 - <strong>Nr</strong>. <strong>10</strong>/2013<br />
Die Entstehung des Sperlingsberges<br />
Das Wohnhaus von Sperlingsberg 3 wurde von einem <strong>der</strong> Vorfahren<br />
von Johann Friedrich Ulrich Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
erbaut.<br />
In seinen Aufzeichnungen nennt Fritz Erbsmehl einen Johann<br />
Friedrich Ulrich, „<strong>der</strong> das Handwerk eines Schlossers und Büchsenmachers<br />
betrieb.“ Ein Nachfahre von ihm, Karl Ulrich, wohnte<br />
bis 1890 auf dem Sperlingsberg 3. Danach erwarb er das Grundstück<br />
Hinzeplatz/Ecke Marktstraße und betrieb Landwirtschaft.<br />
Das Haus ging in Besitz von Louis Kette, <strong>der</strong> im „Adreßbuch für<br />
Frankenhausen (Kyff.) und die umliegenden Ortschaften 19<strong>10</strong>“<br />
als Handelsmann angegeben. 18 Jahre später wohnte Familie<br />
Kette laut „Adreßbuch für Son<strong>der</strong>hausen“ noch auf dem Sperlingsberg<br />
3 und Louis Kette wird als Fellhändler angegeben.<br />
Um 1925 wurde das Wohnhaus umgebaut.<br />
Nach dem Tod von Louis Kette um 1930 wurde das Haus durch<br />
die Nachkommen bis etwa 1950 vermietet. Ludwig Ferdinand<br />
Kette betrieb in Sachsenburg eine Bäckerei. 1954 zog er mit<br />
seiner Tochter Helga und dem Schwiegersohn Fritz Koch nach<br />
Oldisleben auf den Sperlingsberg 3. 4 Tage nach seinem Einzug<br />
starb Ludwig Ferdinand Kette. <strong>An</strong>fang <strong>der</strong> 1950ziger Jahre wurde<br />
ein Stallgebäude angebaut. Der Sohn und die Schwiegertochter<br />
von Fritz und Helga Koch übernahmen das Haus nach <strong>der</strong>en<br />
Tode. Im Laufe <strong>der</strong> Jahre erfolgten weitere Umbauarbeiten.<br />
Das Baujahr Sperlingsberg 4 ließ sich nicht leugnen, denn über<br />
<strong>der</strong> Haustür stand auf einem Sandstein 1789.<br />
Bauherr war wahrscheinlich<br />
Friedrich Christoph Börner. Einer<br />
seiner Söhne, Karl Christoph<br />
Börner (geb. 16. September<br />
1833), richtete nach<br />
alten Aufzeichnungen u.a. von<br />
Fritz Erbsmehl 1863 hier eine<br />
Schmiedewerkstatt ein. Die<br />
Schmiede grenzte an den Hof<br />
von Sperlingsberg 3. Eine <strong>der</strong><br />
ersten Arbeiten von Karl Börner<br />
war das Brückengelän<strong>der</strong> an<br />
<strong>der</strong> 1884 gebauten Unstrutsbrücke.<br />
Sein Sohn Friedrich Börner<br />
übernahm um 1897 die Schmiedewerkstatt.<br />
Dann geschah etwas<br />
Furchtbares…! 1899 wurde<br />
in Oldisleben <strong>der</strong> Bauer Friedrich<br />
Müller und seine 2 Kin<strong>der</strong><br />
grausam ermordet, die Frau<br />
überlebte schwerverletzt. Lange<br />
Zeit konnte <strong>der</strong> Mör<strong>der</strong> nicht gefasst werden. Nach mehrmaligem<br />
Befragen <strong>der</strong> Frau Müller sprach sie nicht zusammenhängende<br />
Worte „Schmied“ und „<strong>der</strong> mit dem Hammer“. Der Verdacht fiel<br />
auf Friedrich Börner. Bei <strong>der</strong> folgenden Hausdurchsuchung fand<br />
man blutbefleckte Kleidungstücke. Börner wurde verhaftet und<br />
kam nach Allstedt in das Amtsgerichtsgefängnis. Ende März<br />
1899 wurde er wie<strong>der</strong> freigelassen, „da seine Unschuld aufs Bestimmentste<br />
nachgewiesen worden ist, scheint das Verbrechen<br />
vorläufig unaufgeklärt zu bleiben“ berichten alte Aufzeichnungen.<br />
Der Mör<strong>der</strong> wurde später gefasst (<strong>Amtsblatt</strong> 1 und 2/99).<br />
Im Oktober 1899 ließ die Gemeinde eine Geldsammlung für den<br />
unschuldig inhaftierten Schmiedemeister Börner durchführen.<br />
Aus Gründen <strong>der</strong> Brandgefahr gab Börner seine Werkstatt auf<br />
dem Sperlingsberg auf und ließ in den Jahren 1906/07 eine neue<br />
Schmiede im Bretlebenerweg bauen.<br />
Nach Aufgabe <strong>der</strong> Schmiede Sperlingsberg 4 und dem Neubau<br />
im Bretlebenerweg werden noch Nachkommen im „Adreßbuch<br />
für Frankenhausen (Kyffh.) und die umliegenden Ortschaften<br />
19<strong>10</strong>“ und im „Adreßbuch für den Kreis Son<strong>der</strong>shausen 1928“<br />
genannt.<br />
Als Letzte <strong>der</strong> Familie Börner wohnte hier die Handarbeitslehrerin<br />
Marie Börner. Sie heiratete einen Herrn Plätzer.<br />
Nach dem Krieg wohnten hier zeitweise Menschen die aus ihrer<br />
Heimat vertrieben wurden, darunter auch Familie Srock. Sie<br />
pflegten Frau Plätzer, <strong>der</strong>en Mann in den 1950ziger Jahren verstorben<br />
war. Da keine Nachkommen vorhanden waren, ging das<br />
Haus in Besitz von Fam. Srock, später an den Enkel von Frau<br />
Frieda Srock.<br />
Am Wohnhaus wurden keine baulichen Verän<strong>der</strong>ungen vorgenommen,<br />
so war das Haus bei seinem Abriss noch im ursprünglichen<br />
Zustand des Baujahres. Bedingt war das auch dadurch,<br />
dass Wohnhaus unter Denkmalschutz stand. Die Auflagen waren<br />
hoch und hätten nur schwer eingehalten werden können. So<br />
nagte <strong>der</strong> Zahn <strong>der</strong> Zeit an dem alten Gemäuer. Bis zu ihrem Tod<br />
(2003) lebte Frau Frieda Srock im Haus.<br />
Die „Thüringer Allgemeine“ berichtete am 26. November 2004<br />
über die Versteigerung <strong>der</strong> Sächsischen Grundstücksauktion<br />
AG in Erfurt: „Das Wohnhaus am Sperlingsberg 4 in Oldisleben<br />
wechselte für 3000 Euro seinen Besitzer…“ Der neue Hauseigentümer<br />
war aus Heidelberg und wollte das Haus eigentlich sanieren,<br />
aber bis 20<strong>10</strong> passierte nichts.<br />
Da inzwischen das Wohnhaus und die ehemalige Schmiede baufällig<br />
waren, kaufte Thomas Koch (Sperlingsberg 3) das Haus<br />
und stellte den <strong>An</strong>trag auf Abriss. Dem wurde stattgegeben und<br />
die einstige Schmiede mit dem Wohnhaus <strong>An</strong>fang 2011 abgerissen.<br />
2012 baute Fam. Koch auf das Grundstück eine Garage.<br />
Fortsetzung folgt Viktor Kurzeja H. Amme