Ausgabe 1/2013 der tw - tagungswirtschaft, für PDF-Version HIER
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incentives | keynote<br />
aus. Dabei ist auch zu differenzieren, wer incentiviert<br />
wird. Eigene Mitarbeiter? Vertriebspartner? Sind Kunden<br />
beteiligt? Sind die öffentlich diskutierten Incentive-Fehltritte<br />
nach ethischen Maßstäben verwerflich<br />
o<strong>der</strong> auch juristisch – geht es <strong>für</strong>s Unternehmen also<br />
ums Image o<strong>der</strong> droht ein Prozess? Spielt das Strafo<strong>der</strong><br />
das Wettbewerbsrecht eine Rolle? Was ist unlauterer<br />
Wettbewerb, und wie befinden die Gerichte in<br />
Bezug auf Fam Trips o<strong>der</strong> Incentives darüber?<br />
Eigentlich müssten die Kritiker sehr viel genauer<br />
hinsehen. Nur können sie das <strong>für</strong> eine effektheischende<br />
Berichterstattung nicht gebrauchen. Never let the<br />
facts spoil the story,lass Dir von den Fakten nicht die<br />
schöne Geschichtekaputt machen,lautet eine zynisch<br />
klingende Journalistenregel.<br />
Statt auf Differenzierung und genaues Hinsehen zu<br />
pochen, sehen wir uns jetzt <strong>der</strong> Gefahr gegenüber,<br />
dass eine ganze Branche nicht mehr das unterstützen<br />
darf,was das Geschäftsleben menschlich und die Beziehungen<br />
zwischen Kunden und Anbietern o<strong>der</strong><br />
Chefs und Mitarbeitern e<strong>tw</strong>as persönlicher werden<br />
lässt. Interessant ist dabei übrigens, dass ein großer<br />
Teil <strong>der</strong> „Anwen<strong>der</strong>“ den Begriff „Incentive“ gar nicht<br />
verwendet. Kundenveranstaltung, Betriebsausflug,<br />
Weihnachtsfeier und <strong>der</strong> typische Fam Trip <strong>der</strong> Touristik<br />
sind <strong>für</strong> viele Veranstalter und Anbieter die viel<br />
geläufigeren Begriffe. „Fam Trips“ sollen – auch ohne<br />
direkten Bedarf an einer Destination o<strong>der</strong> einer Location<br />
– Ideen vermitteln, wo und wie man Kundenbindung,<br />
Motivation und Stabilisierung persönlicher Beziehungen<br />
auch ganz gut betreiben kann. Man könnte<br />
auch sagen, Fam Trips sind die „Pröbchentube“ <strong>der</strong><br />
Event- und Tourismusindustrie.<br />
Wenn Unternehmen sogar verbieten, dass ihre Mitarbeiter<br />
sich von Geschäftspartnern zum Essen einladen<br />
lassen o<strong>der</strong> die Besichtigung einer Location<br />
streichen wegen dabei gereichtem Fingerfood und Getränken,<br />
ist dies maßlos übertrieben. Ein menschlichfreundliches<br />
Miteinan<strong>der</strong> sollte auch in <strong>der</strong> Eventbranche<br />
weiterhin möglich sein und dazu gehört vielleicht<br />
auch, dass eine Hotelkette einem guten Kunden mal<br />
ein Upgrade in eine Suite spendiert, solange er kein<br />
Amtsträger ist. Und die Frage, ob <strong>der</strong> mit eingeladene<br />
Partner bei einem Fam Trip sein Zimmer selber bezahlt,<br />
ist vielleicht berechtigt, sollte aber die Entscheidung<br />
eines jeden Veranstalters sein.<br />
Geradezu lächerlich mutet es an, dass Unternehmen<br />
nur 110€ pro Mitarbeiter und Jahr in Feiern und<br />
betriebliche Veranstaltungen investieren dürfen, da<br />
ansonsten das Finanzamt mitfeiert. In diesem Betrag<br />
sind wohlgemerkt die Übernachtung, Anreise, Unterhaltung,<br />
Speisen und Getränke enthalten. Es ist zu<br />
hoffen, dass Unternehmen den Wert eines Mitarbeiters,<strong>der</strong><br />
sich wertgeschätzt fühlen soll, zu Recht deutlich<br />
höher ansetzen.<br />
Dass Einladungen in einer komplexer werdenden<br />
Welt mit dem wichtigen Mehrwert <strong>der</strong> Wissensvermittlung<br />
verbunden werden, ist absolut richtig und das<br />
reine Spaß-und-Luxuskonzept sollte überdacht werden.<br />
Auch aus Gründen <strong>der</strong> tatsächlichen Auswirkung<br />
auf künftiges Handeln und vielleicht falsche Erwartungen.<br />
Alle Veran<strong>tw</strong>ortlichen sollten das richtige Maß<br />
kennen und auf kluge Konzepte setzen, die die Kompetenz<br />
und das Image <strong>der</strong> Präsenzveranstaltungen<br />
wie<strong>der</strong> zu dem machen, was sie eigentlich sind: ein<br />
überzeugendes und wirkungsvolles Instrumentarium,<br />
damit Menschen sich vernetzen, persönlich kennenlernen,<br />
den an<strong>der</strong>en in einer neuen (sympathischen)<br />
Rolle erleben und neue Erfahrungen unter Einhaltung<br />
gesellschaftlicher Regeln und Gesetze machen. Mit<br />
Herz & Emotionen.<br />
GABRIELE SCHULZE<br />
<br />
Don’t let them spoil the fun<br />
Some companies would presumably<br />
prefer to ban all events for customers<br />
and reduce every staff party to the level<br />
of a lakeside barbecue.This is a policy<br />
mistake that marketing executives, HR<br />
directors and MICE service suppliers<br />
must join together to combat with<br />
good formats. Such a knee-jerk reaction<br />
misinterprets the compliance issue<br />
and goes way too far. Whilst the line<br />
does appear to have been overstepped<br />
Alle<br />
Veran<strong>tw</strong>ortlichen<br />
sollten das<br />
richtige Maß bei<br />
Incentives und<br />
Einladungen<br />
kennen und auf<br />
kluge Konzepte<br />
setzen.<br />
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||<br />
occasionally with sex orgies, superyachts<br />
and world trips, these can<br />
hardly be said to account for the bulk of<br />
the incentive or premium market. Now<br />
we are faced with the danger of an<br />
entire industry being banned from<br />
supporting and encouraging something<br />
that humanises business life and<br />
lends a slightly more personal touch to<br />
relations be<strong>tw</strong>een clients and suppliers<br />
or bosses and their employees.<br />
1|<strong>2013</strong> 41