Ausgabe lesen - Rheinkiesel
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Ihr Recht<br />
Mit List und Tücke<br />
Wer sich eben noch über ein Schnäppchen freute, macht im<br />
nächsten Moment mitunter die Erfahrung, daß ihn der vermeintlich<br />
günstige Kauf teuer zu stehen kommt. Ein Kunde,<br />
der sich derartig übers Ohr gehauen fühlt, will meist nur<br />
noch eins: sein Geld zurück.<br />
Der Ruf nach einer Vertrags auf -<br />
lösung tönt besonders häufig nach<br />
dem Kauf von Gebrauchtwagen<br />
so wie von Bestandsimmobilien.<br />
Dies liegt zum einen an den zu -<br />
meist hohen Beträgen, die auf<br />
dem Spiel stehen. Dazu kommt,<br />
daß Autos und Gebäude eine<br />
Vielzahl möglicher Mängel haben<br />
können, die sich regelmäßig erst<br />
nach Übergabe des Kaufgegen -<br />
standes herausstellen.<br />
Üblicherweise kann der Käufer<br />
Ge währleistungsrechte geltend<br />
machen, wenn sich nach dem<br />
Kauf ein Mangel einer Sache herausstellt.<br />
Bei gebrauchten Fahr -<br />
zeugen und Immobilien schließt<br />
der Verkäufer diese Rechte jedoch<br />
regelmäßig im Vertrag aus. Zu -<br />
mindest in einem gewissen Um -<br />
fang ist dieser Haftungsaus schluß<br />
auch wirksam.<br />
Wann liegt arglistige<br />
Täuschung vor?<br />
Das gilt jedoch nicht, wenn der<br />
Verkäufer einen Mangel arglistig<br />
verschweigt. Im Falle einer arglistigen<br />
Täuschung bleibt dem Käufer<br />
zusätzlich sogar die Möglichkeit,<br />
den Vertrag anzufechten. Nach<br />
dem regulären Kaufrecht ist dies<br />
nicht mehr zulässig, sobald die<br />
Sache an den Käufer übergeben<br />
worden ist.<br />
Nur in seltenen Fällen wird ein<br />
Verkäufer selbst aktiv tätig, um<br />
einen Mangel zu verdecken. Häu -<br />
figer tritt ein anderer Fall auf: Der<br />
Mangel liegt zum Zeitpunkt des<br />
Vertragsabschlusses vor und der<br />
Verkäufer kennt ihn, weist den<br />
Käufer aber nicht darauf hin –<br />
Da hilft nur sorgfältiges Lesen! Die Fallstricke für Käufer stehen<br />
häufig im Kleingedruckten<br />
obwohl er dies aufgrund der Be -<br />
deu tung des Mangels hätte tun<br />
müssen. Für den Käufer sind diese<br />
Fälle besonders schwierig zu be -<br />
weisen.<br />
Über welche Mängel muß ein<br />
Ver käufer von sich aus und ungefragt<br />
informieren? Dazu gibt es<br />
natürlich eine Fülle von gerichtlichen<br />
Entscheidungen für den<br />
Kauf von Fahrzeugen und Im mo -<br />
bilien. Verallgemeinernd läßt sich<br />
sagen: Eine Offenbarungs pflicht<br />
be steht dann, wenn der verschwiegene<br />
Mangel dazu geeignet ist, die<br />
Kaufentscheidung mehr als nur<br />
ganz unwesentlich zu beeinflussen.<br />
Dazu muß es sich um einen Man -<br />
gel handeln, der bei einer Besich -<br />
tigung für einen verständigen,<br />
nicht fachmännischen Käufer<br />
nicht ohne Weiteres erkennbar ist.<br />
Ist die Stoßstange sichtbar eingedrückt,<br />
ist es nicht nötig, auf einen<br />
vorangegangenen Unfall des Fahr -<br />
zeugs hinzuweisen, befindet sich<br />
überall Schimmel auf den Wän -<br />
den, hat die Immobilie erkennbar<br />
ein Feuchtigkeitsproblem.<br />
Hat der Verkäufer besondere Sach -<br />
kenntnis, wirkt sich dies zu seinen<br />
Lasten aus. Erkennt er also schon<br />
an geringfügigen, für andere kaum<br />
erkennbaren Anzeichen das Vor -<br />
handensein eines größeren Man -<br />
gels, ist er zu einem Hinweis verpflichtet.<br />
Stellt der Käufer Fragen zu be -<br />
stimmten Eigenschaften des Ge -<br />
gen standes, hat er ein Recht darauf,<br />
von dem Verkäufer eine wahrheitsgemäße<br />
Aussage zu erhalten.<br />
Weiß dieser die Antwort auf die<br />
Frage nicht, etwa weil er selbst den<br />
Gegenstand gebraucht erworben<br />
hat, muß er dies offenlegen. Er<br />
darf nicht auf gut Glück eine sich<br />
im Nachhinein als falsch entpuppende<br />
Aussage treffen.<br />
Hat der Verkäufer seine Aufklä -<br />
rungs pflicht verletzt, muß er im<br />
Streitfall darlegen, warum er dem<br />
Käufer eine Kenntnis des Mangels<br />
unterstellt hat. Erhält der Käufer<br />
ein Sachverständigengutachten<br />
hinsichtlich eines bestimmten<br />
Mangels, darf der Verkäufer davon<br />
ausgehen, daß der Käufer dieses<br />
Gutachten vor dem Verkauf auch<br />
durchliest. Dies gilt aber schon<br />
dann nicht mehr, wenn sich be -<br />
stimmte, negative Eigenschaften<br />
des Objekts wie eine asbesthaltige<br />
Fassadenverkleidung nur aus übergebenen<br />
Finanzierungsunterlagen<br />
erschließen.<br />
Eine wirksame Anfechtung führt<br />
dazu, daß der Vertrag von vorn<br />
he rein unwirksam ist. Wird die<br />
An fechtung nicht erklärt, sondern<br />
nur die Unwirksamkeit eines<br />
Haftungsausschlusses geltend gemacht,<br />
bleibt der Vertrag wirksam<br />
und der Käufer kann sich auf<br />
seine kaufrechtlichen Ansprüche<br />
berufen.<br />
•<br />
Rechtsanwalt Christof Ankele<br />
– auch Fachanwalt für Mietund<br />
Wohnungseigentumsrecht<br />
sunda-rechtsanwaelte-bad-honnef.de<br />
16 Dezember 2013