Migrantinnen und Migranten in der Altenpflege - BiG Essen
Migrantinnen und Migranten in der Altenpflege - BiG Essen
Migrantinnen und Migranten in der Altenpflege - BiG Essen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
15<br />
die Zahl <strong>der</strong> Pflegebedürftigen [<strong>in</strong> NRW] um ca.<br />
55 Prozent (Frauen: + 45 Prozent, Männer: + 75<br />
Prozent) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Viertelmillion auf über 700 000<br />
Menschen anwachsen, wobei knapp drei Viertel<br />
dieser Entwicklungen bereits 2020 erreicht se<strong>in</strong><br />
werden“. (LDS NRW 2004, S. 12) Damit erhöht<br />
sich <strong>in</strong> den nächsten drei Jahrzehnten <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> Pflegebedürftigen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />
<strong>in</strong> NRW von heute 2,5 Prozent auf mehr als<br />
4 Prozent (ebenda). Dabei erreichen auch Männer<br />
zunehmend Altersgruppen, <strong>in</strong> denen die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für Pflegebedürftigkeit steigt.<br />
Die ehemaligen Arbeitse<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er <strong>und</strong> ihre Familien<br />
werden gleichfalls <strong>in</strong> Deutschland alt. Dieser<br />
Personenkreis wird potentiell zu Klienten des<br />
Ges<strong>und</strong>heits- bzw. Pflegesystems <strong>und</strong> <strong>der</strong> Altenhilfe.<br />
In den kommenden Jahrzehnten wird bei<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> mit<br />
höherer Inanspruchnahme professioneller Dienste<br />
<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em Rückgang <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong><br />
Pflege durch Angehörige gerechnet (vgl. Landtag<br />
NRW 2005). Der Wandel <strong>der</strong> Strukturen <strong>in</strong><br />
Zuwan<strong>der</strong>erfamilien, die oft beengten Wohnverhältnisse<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> verstärkte Pflegebedarf (z.B.<br />
bei Demenz) werden die familiären Unterstützungspotentiale<br />
überfor<strong>der</strong>n <strong>und</strong> trotz bestehen<strong>der</strong><br />
Zugangsbarrieren zu mehr Nachfrage des<br />
Pflegeangebotes durch <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong><br />
führen. Die pflegerische Infrastruktur wird<br />
diesem Bedarf bisher nicht gerecht (vgl. Landtag<br />
NRW 2005, S. 94). Sie muss unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierungsgr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> des<br />
steigenden Bedarfs verbessert werden <strong>und</strong> neue<br />
Versorgungsangebote entwickeln.<br />
Die beschriebenen Verän<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d bedeutsam<br />
für die Quantität <strong>und</strong> Qualität des Pflegepersonals.<br />
Im Jahr 2001 gab die Pflegestatistik für NRW bei ca.<br />
120.000 Pflegeheimplätzen 75.000 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern im Bereich Pflege <strong>und</strong> Betreuung<br />
an (Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2003, S. 10). Sie verteilten<br />
sich auf 1.850 stationäre <strong>Altenpflege</strong>e<strong>in</strong>richtungen,<br />
von denen zwei Drittel <strong>in</strong> Trägerschaft <strong>der</strong><br />
freien Wohlfahrtspflege waren. 70 Prozent <strong>der</strong> Pflegebedürftigen<br />
wurden 2001 <strong>in</strong> NRW zu Hause gepflegt<br />
6 , unterstützt durch r<strong>und</strong> 2000 ambulante Dienste.<br />
In ambulanten (Alten-) Pflegediensten arbeiteten<br />
2001 etwa 90.000 Beschäftigte, davon ca. 40.000 <strong>in</strong><br />
Pflege <strong>und</strong> Betreuung (Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />
2003, S. 6).<br />
6 dabei hat die Zahl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>personenhaushalte zugenommen<br />
(LDS-NRW 2004)<br />
Die demografischen Entwicklungen lassen e<strong>in</strong>e weiter<br />
steigende Nachfrage nach qualifiziertem Personal<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Altenhilfe <strong>und</strong> Pflege erwarten. Aber es<br />
existieren im Bereich <strong>der</strong> Berufswahl <strong>und</strong> des Berufsverbleibs<br />
Defizite, die längerfristig zu e<strong>in</strong>em Mangel<br />
an Fachkräften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege führen können. Die<br />
<strong>Altenpflege</strong> gilt vielfach als wenig attraktives Arbeitsfeld<br />
mit hohen Belastungen <strong>und</strong> schlechten Vergütungen.<br />
So treten bei steigen<strong>der</strong> Arbeitskräftenachfrage<br />
immer wie<strong>der</strong> Personalengpässe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Altenpflege</strong><br />
auf (Pflegenotstand). Außerdem ist zu erwarten,<br />
dass die Zahl <strong>der</strong> für den Arbeitsmarkt zur Verfügung<br />
stehenden Erwerbspersonen statistisch stark<br />
zurückgeht. Steigende Nachfrage nach Pflegekräften<br />
durch mehr Pflegebedürftigkeit <strong>und</strong> demografische<br />
Verr<strong>in</strong>gerung des Erwerbspersonenpotentials<br />
s<strong>in</strong>d gegenläufige Entwicklungen, die <strong>in</strong> den nächsten<br />
zwei Jahrzehnten erhebliche Engpässe beim<br />
Pflegepersonal erwarten lassen. Betrachtet man die<br />
Betriebszugehörigkeit <strong>der</strong> Pflegekräfte mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />
so wird deutlich, dass die Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter bereits langjährig<br />
im Betrieb ist, während die Neue<strong>in</strong>stellungen zurückgehen.<br />
Verweildauer im Betrieb<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
unter 1<br />
seit 1-3<br />
Jahren<br />
4-6<br />
Jahre<br />
7-9<br />
Jahre<br />
10 Jahre<br />
<strong>und</strong> mehr<br />
Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
s<strong>in</strong>d im Durchschnitt bereits ca. 6,5 Jahre<br />
<strong>in</strong> den Betrieben beschäftigt. Die Betriebszugehörigkeit<br />
ist generell <strong>in</strong> den Pflegeberufen <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahren angestiegen. Arbeiteten <strong>in</strong> den<br />
1990er Jahren Pflegekräfte im Durchschnitt noch<br />
ca. 5 Jahre <strong>in</strong> Krankenhäusern <strong>und</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen,<br />
so hatte sich 2004 die Betriebszugehörigkeit<br />
auf durchschnittlich 10 Jahre verlängert (MAGS<br />
2006, S. 65). E<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> dafür ist allerd<strong>in</strong>gs die<br />
gestiegene Arbeitslosigkeit bei Pflegenden, die zwar<br />
nur halb so hoch wie bei <strong>der</strong> sonstigen Erwerbsbevölkerung<br />
<strong>in</strong> NRW ist, dennoch zurzeit die berufliche<br />
Mobilität bremst.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass<br />
Pflegekräfte mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> bereits seit