Migrantinnen und Migranten in der Altenpflege - BiG Essen
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sern. Allerd<strong>in</strong>gs muss <strong>der</strong> Umgang mit psychischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Demenz als Thema <strong>der</strong> <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Pflege noch ausführlicher bearbeitet werden.<br />
Das Kuratorium Deutsche Altershilfe hat im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Landes<strong>in</strong>itiative Demenz-Service NRW umfangreiche<br />
Informationen <strong>und</strong> Ratgeber für Pflegende <strong>und</strong><br />
Angehörige zusammengestellt. Die Demenz ist im<br />
eigentlichen S<strong>in</strong>ne nicht heilbar, ihr Verlauf kann aber<br />
durch entsprechende Maßnahmen gemil<strong>der</strong>t werden.<br />
Dazu wurden spezielle Methoden entwickelt, die<br />
häufig an <strong>der</strong> Biografiearbeit orientiert s<strong>in</strong>d.<br />
Siehe z.B.:<br />
Böhm, Erw<strong>in</strong> (2004) Psychobiografische Pflegemodell,<br />
Wien<br />
Feill, Naomi (2005): Validation, München<br />
Die <strong>Altenpflege</strong> steht dabei vor <strong>der</strong> Aufgabe, dem<br />
demenzkranken Menschen e<strong>in</strong> möglichst hohes Maß<br />
des „Wohlbef<strong>in</strong>dens“ zu ermöglichen. Dies be<strong>in</strong>haltet<br />
e<strong>in</strong> Verständnis von Demenz, dass die betroffene<br />
Person stärkt, Fähigkeiten för<strong>der</strong>t <strong>und</strong> Raum für<br />
Gestaltung bietet (KDA 2005, S. 14).<br />
Zur Feststellungen des Wohlbef<strong>in</strong>dens kann auf „Profile“<br />
(KDA 2005, S. 25) zurückgegriffen werden, die<br />
es den Pflegenden erleichtern, sich <strong>in</strong> die Situation<br />
des Demenzkranken h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen. Dabei wurden<br />
Indikatoren des Wohlbef<strong>in</strong>dens entwickelt.<br />
Bewohner/<strong>in</strong><br />
– Kommuniziert Wünsche, Bedürfnisse <strong>und</strong> Vorlieben<br />
– Nimmt Kontakt zu an<strong>der</strong>en auf<br />
– Zeigt Herzlichkeit o<strong>der</strong> Zuneigung<br />
– Zeigt Freude o<strong>der</strong> Vergnügen<br />
– Zeigt Wachsamkeit <strong>und</strong> Aktivitätsbereitschaft<br />
– Nutzt verbliebene Fähigkeiten<br />
– F<strong>in</strong>det kreative Ausdrucksmöglichkeiten<br />
– Ist kooperativ o<strong>der</strong> hilfsbereit<br />
– Reagiert angemessen auf Menschen / Situationen<br />
– Drückt <strong>der</strong> Situation entsprechende Emotionen<br />
aus<br />
– Hat entspannte Haltung <strong>und</strong> Körpersprache<br />
– Hat S<strong>in</strong>n für Humor<br />
– Zeigt Handlungsfähigkeit<br />
– Hat Selbstrespekt<br />
Indikatoren für Unwohlse<strong>in</strong> wären danach u.a. depressive<br />
Phasen, Verzweifelung, Wut, Ängste, Unruhe,<br />
Teilnahmslosigkeit, Passivität, Körperliche Anspannung<br />
<strong>und</strong> Schmerzen.<br />
Die Pflegequalität kann mit dem Instrument „Dementia<br />
Care Mapp<strong>in</strong>g“ (DCM) e<strong>in</strong>geschätzt werden. Es<br />
handelt sich dabei um e<strong>in</strong> Evaluations<strong>in</strong>strument,<br />
welches geeignet ist, e<strong>in</strong> Abbild <strong>der</strong> Demenzpflege<br />
<strong>der</strong> stationären E<strong>in</strong>richtungen zu schaffen (KDA<br />
2005, S. 17).<br />
In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d zahlreiche Kontakt- bzw.<br />
Beratungsstellen <strong>und</strong> Selbsthilfegruppen für Angehörige<br />
von Alzheimerkranken entstanden. Die Vernetzung<br />
mit diesen Initiativen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Diensten<br />
ist für die gerontopsychiatrische <strong>Altenpflege</strong> von zentraler<br />
Bedeutung.<br />
<strong>Altenpflege</strong> <strong>in</strong> ambulanten Pflegediensten<br />
Die Arbeit <strong>in</strong> ambulanten Diensten br<strong>in</strong>gt gegenüber<br />
<strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Pflege e<strong>in</strong>ige<br />
Unterschiede. Für Pflegekräfte mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
kann die <strong>in</strong>dividuell im Haushalt des Klienten/<strong>der</strong><br />
Klient<strong>in</strong> erbrachte Pflege e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung bedeuten. Diese sollten daher zum<br />
Thema aufbauen<strong>der</strong> Qualifizierungsmodule gemacht<br />
werden.<br />
Wie viele Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten <strong>Altenpflege</strong> beschäftigt?<br />
Bisher haben wir wenige Informationen über die Situation<br />
von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> als Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> als Klient/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> ambulanten<br />
Pflege. In <strong>der</strong> Bestandsaufnahme des DIE wurden<br />
16 Pflegedienste <strong>in</strong> die Befragungen e<strong>in</strong>bezogen. Sie<br />
versorgten <strong>in</strong>sgesamt ca. 2500 Klient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Klienten.<br />
213 Klient/<strong>in</strong>nen hatten e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
(8 Prozent), <strong>und</strong> damit war ihr Anteil höher<br />
als <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Pflege.<br />
In den 16 ambulanten Diensten waren etwa 1900<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege beschäftigt<br />
(sehr viele Teilzeitkräfte). 209 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter (11 Prozent) hatten e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />
deutlich weniger als im stationären<br />
Bereich.<br />
Die Herkunftsgruppen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> stationären <strong>und</strong> ambulanten<br />
Pflegebereichen weitestgehend gleich.<br />
Lediglich Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter türkischer<br />
Herkunft haben im ambulanten Bereich e<strong>in</strong> etwas<br />
stärkeres Gewicht. Die Fachkraftquote ist mit 54 Prozent<br />
<strong>in</strong> den ambulanten Diensten höher als im stationären<br />
Bereich.