Unsere ferien sind die besten! - Burgenland Mitte
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KUltUR & BilDUng<br />
Benefiz: eine familie – zwei Schicksale<br />
Die Familie Hotwagner aus Lackendorf hat schwer mit ihrem<br />
Schicksal zu ringen. Dem Vater, Josef Hotwagner, wurde letztes<br />
Jahr ein Kopftumor entfernt, seither <strong>sind</strong> sein Sprachgefühl, das<br />
Gedächtnis und das Sehorgan gestört. Einfachste Tätigkeiten kann<br />
der 53-jährige Hobbymusikant, der bis dahin voll im Berufsleben<br />
stand, plötzlich nicht mehr ausüben. seine 14-jährige tochter claudia<br />
hat eine angeborene lebensbedrohliche Stoffwechselerkrankung.<br />
Am 8. September findet in Deutschkreutz eine Benefizveranstaltung<br />
zugunsten der Familie statt. Wie <strong>die</strong>se ihren Alltag trotz aller<br />
Widrigkeiten meistert, hat sie <strong>Burgenland</strong> <strong>Mitte</strong> erzählt.<br />
Über 40 Jahre lang war<br />
Josef Hotwagner passionierter<br />
Hobbymusikant, hat auf vielen<br />
Festen für Stimmung gesorgt,<br />
hat seinen Beruf (Kfz-Mechaniker<br />
für Lkw‘s) mit vollem Elan<br />
ausgeübt und ist mit beiden<br />
Beinen im Leben gestanden.<br />
Heute ist Hotwagner ein 53-jähriger<br />
Mann, der auf einem Auge<br />
blind ist, weder Lesen noch<br />
Schreiben kann, <strong>die</strong> Farben<br />
nicht kennt, nicht Autofahren<br />
kann und nicht weiß, wie man<br />
sich ein Butterbrot schmiert.<br />
Ein 6 cm langer Tumor im Kopf<br />
wurde ihm im April 2012 entfernt<br />
und seither <strong>sind</strong> viele geistigen<br />
Funktionen eingeschränkt. Er<br />
kann zwar sprechen und teilweise<br />
ergibt das Gesprochene<br />
auch Sinn, aber oft ist er verwirrt<br />
und weiß nicht, wie er <strong>die</strong> Dinge<br />
sagen soll, <strong>die</strong> er sagen möchte<br />
– und das alles ist ihm voll<br />
bewusst. „Das kann man sich<br />
nicht vorstellen. Ich kann nicht<br />
mal Schreiben und Lesen und<br />
beim Reden und Denken tu ich<br />
mir auch so schwer. Ich vergesse<br />
so viel gleich wieder“, sagt<br />
Hotwagner sinngemäß.<br />
Vor allem seine Frau Maria sei<br />
für ihn <strong>die</strong> größte Stütze. Sie übt<br />
mit ihm, redet mit ihm, versucht<br />
geduldig zu sein. Die Übungsmappe<br />
des 53-Jährigen sieht<br />
aus wie <strong>die</strong> eines Volksschulkindes:<br />
Buchstaben schreiben,<br />
Bilder erkennen, Linien zeichnen.<br />
Zwei Mal täglich übt er<br />
mit einem Programm auf dem<br />
Computer – Reaktionstraining,<br />
Gedächtnistraining. Die Lizenz<br />
für das Programm muss alle<br />
sechs Monate erneuert werden<br />
und ist sehr kostspielig.<br />
Musik als Seelenheil<br />
Abseits all der Probleme fühlt<br />
sich Hotwagner am wohlsten in<br />
seinem Musikproberaum. Dort<br />
übt er sehr viel und kann auch<br />
verschiedenste Instrumente<br />
spielen. Aber wenn man ihm<br />
sagt, er soll <strong>die</strong> Gitarre nehmen<br />
und etwas vorspielen, weiß er<br />
nicht, was zu tun ist. Er kann<br />
<strong>die</strong> Instrumente jedoch alle bespielen,<br />
wenn er möchte – ohne<br />
Noten, nach Gefühl.<br />
Besuch bekommt der Hobbymusiker<br />
nur einmal in der<br />
Woche von seinen Musikerkollegen,<br />
sie holen ihn ab und nehmen<br />
ihn zur Probe mit. Freunde<br />
oder Bekannte kommen schon<br />
lange nicht mehr.<br />
„Mich fragen sie immer, wie<br />
es ihm geht, dann sage ich,<br />
kommt einfach vorbei und fragt<br />
ihn selbst. Aber es kommt niemand,<br />
weil <strong>die</strong> Leute nicht wissen,<br />
wie sie damit umgehen sollen“,<br />
schildert seine Frau Maria.<br />
16 Tabletten täglich<br />
Maria ist nicht nur an der Seite<br />
ihres Mannes in <strong>die</strong>ser schweren<br />
Zeit, sondern auch schon ihr<br />
Leben lang für Tochter Claudia<br />
da. Die 14-Jährige leidet an der<br />
angeborenen Stoffwechselerkrankung<br />
„Cystische Fibrose“.<br />
Die Krankheit bewirkt, dass<br />
alle Organe im Körper langfristig<br />
zugrunde gehen. Eine Heilung<br />
ist nicht möglich, lediglich <strong>die</strong><br />
Symptome und das Fortschreiten<br />
können vermindert werden.<br />
Zusätzlich dazu arbeitet <strong>die</strong><br />
Bauchspeicheldrüse von Claudia<br />
nur zu 50 Prozent, darum<br />
muss sie Medikamente – 16 Tabletten<br />
am Tag – nehmen, damit<br />
Josef Hotwagner, Tochter Claudia und Maria Hotwagner versuchen<br />
ihr Schicksal mit Würde und Kraft zu meistern<br />
ihr Körper das Essen verwerten<br />
kann.<br />
„Ich gehe ganz normal mit<br />
meiner Krankheit um, mache<br />
das, was auch meine Freundinnen<br />
machen. Die meisten<br />
merken mir gar nichts an, nur<br />
manchmal wenn ich viel husten<br />
muss, fragen <strong>die</strong> Leute nach.<br />
Ein paar Tabletten habe ich auch<br />
schon bei einigen Freundinnen,<br />
falls ich sie mal zuhause vergessen<br />
sollte“, erklärt <strong>die</strong> junge<br />
Frau.<br />
Benefizveranstaltung<br />
In Deutschkreutz wird am 8.<br />
September ab 10 Uhr im Industriegebiet<br />
eine Benefizveranstaltung<br />
mit verschiedenen<br />
Musikgruppen stattfinden.<br />
Hotwagner freut sich schon<br />
auf das Fest, obwohl er nicht<br />
genau weiß, was ihn dort erwartet,<br />
genauso wie er es von<br />
seinem zukünftigen Leben<br />
nicht weiß.<br />
Nicole Fennes<br />
www.noe-landesausstellung.at<br />
Jetzt Fan werden<br />
Josef „Pepi“ Hotwagner an seinem Lieblingsort – im Proberaum<br />
22 <strong>Burgenland</strong> <strong>Mitte</strong> | August 2013