Perspektiven für den Einzelhandel - und Handelskammer Nord ...
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<strong>Perspektiven</strong> für <strong>den</strong> <strong>Einzelhandel</strong><br />
Beitrag des Handelsausschusses der IHK <strong>Nord</strong> Westfalen<br />
zur Diskussion um Strukturwandel <strong>und</strong> Wettbewerb<br />
Oktober 2005<br />
Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong> <strong>Nord</strong> Westfalen Sitz Münster mit Standorten in Bocholt <strong>und</strong> Gelsenkirchen<br />
Region: Kreisfreie Städte Bottrop, Gelsenkirchen, Münster <strong>und</strong> Kreise Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt, Warendorf
Inhalt<br />
1. Vorwort ....................................................................... 1<br />
2. Aktuelle Situation ........................................................ 2<br />
3. Gestaltungsfelder <strong>und</strong> Positionen............................... 7<br />
a) Rahmenbedingungen............................................ 7<br />
b) Standort ................................................................ 8<br />
c) Betriebsentwicklung .............................................. 9<br />
4. Zusammenfassung ................................................... 10<br />
5. Internet-Links zum Thema ........................................ 11<br />
6. Branchensteckbrief <strong>Einzelhandel</strong> <strong>Nord</strong>-Westfalen ... 13<br />
7. Impressum ................................................................ 14
Vorwort<br />
Der <strong>Einzelhandel</strong>, insbesondere der mittelständische, Inhaber geführte <strong>Einzelhandel</strong><br />
steht seit Jahren unter extremem Druck. Das Aufkommen neuer Betriebs- <strong>und</strong> Vertriebstypen<br />
(SB-Warenhäuser, Fachmärkte, Discounter mit sich ausweitendem Sortiment,<br />
Factory-Outlet-Center, Internet usw.), die zunehmende Filialisierung, die<br />
Erschließung neuer Verkaufsflächentypen außerhalb der Innenstädte <strong>und</strong> die Verkaufsflächenexplosion<br />
insbesondere der letzten Jahre sind Beispiele für eine Entwicklung,<br />
die sich immer schneller fortsetzt. Die gesamtwirtschaftliche Stagnation<br />
<strong>und</strong> ein geändertes Verbraucherverhalten mit Konsumzurückhaltung <strong>und</strong> besonderer<br />
Preissensibilität sowie ein sich ständig erhöhender Kostendruck beschleunigen<br />
diesen Prozess.<br />
Die Strategie vieler mittelständischer Einzelhändler, sich nach dem Vorbild großer<br />
Konzerne <strong>und</strong> Filialisten ebenfalls über <strong>den</strong> Preis zu positionieren, ist bei der Mehrheit<br />
gescheitert. Niedrige Umsatzrenditen <strong>und</strong> durch geringe Eigenkapitalquoten<br />
eingeschränkte Innovationsfähigkeit haben zudem die Nachfolgeproblematik verschärft.<br />
Die Folge ist, dass der Marktanteil des Inhaber geführten <strong>Einzelhandel</strong>s von<br />
55 Prozent in 1980 auf 28 Prozent in 2004 geschmolzen ist. Mit Blick auf die besonderen<br />
Leistungen des Mittelstandes – Arbeitsplatz- <strong>und</strong> Ausbildungsintensität,<br />
Standortverbun<strong>den</strong>heit, Individualität, lokales Engagement, Multiplikatorwirkung,<br />
Steuerzahler – ist diese Entwicklung in hohem Maße Besorgnis erregend.<br />
Die Probleme des <strong>Einzelhandel</strong>s sind also gr<strong>und</strong>sätzlicher Art. Selbst bei einer<br />
konjunkturellen Erholung wür<strong>den</strong> diese Schwierigkeiten lediglich kaschiert, nicht<br />
aber gelöst. Die strukturelle Krise des <strong>Einzelhandel</strong>s kann daher nur mit anderen<br />
Strategien überwun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />
Der Handelsausschuss der IHK <strong>Nord</strong> Westfalen will mit der vorliegen<strong>den</strong> Ausarbeitung<br />
eine Diskussion bei <strong>den</strong> Entscheidern in Wirtschaft, Politik <strong>und</strong> Verwaltung anstoßen.<br />
Patentrezepte gibt es in einer komplexen Welt kaum, sehr wohl aber gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Strategien mit individualisierbaren Umsetzungsoptionen. Wir wünschen<br />
uns, dass das Impulspapier "<strong>Perspektiven</strong> für <strong>den</strong> <strong>Einzelhandel</strong>“ einen Anstoß dafür<br />
gibt, die Bedeutung des <strong>Einzelhandel</strong>s besser zu erkennen <strong>und</strong> ihm Zukunftschancen<br />
zu eröffnen.<br />
Münster, Oktober 2005<br />
Hans Dieler<br />
Vorsitzender des<br />
Handelsausschusses<br />
Peter Schnepper<br />
Geschäftsführer<br />
- 1 -
2. Aktuelle Situation<br />
Der nunmehr seit mehr als drei Jahrzehnten andauernde Strukturwandel im <strong>Einzelhandel</strong><br />
hat angesichts der Expansionsbestrebungen einiger Konzerne seinen Höhepunkt<br />
noch nicht erreicht. Unterstützt wird diese These durch das nach wie vor anhaltende<br />
Verkaufsflächenwachstum im <strong>Einzelhandel</strong> (siehe nachfolgende Abbildung).<br />
Entwicklung der Verkaufsfläche im <strong>Einzelhandel</strong><br />
120<br />
100<br />
Verkaufsfläche in Mio. m²<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1950 1960 1970 1980 1990 2001 2002 2003 2004<br />
Jahr<br />
Quelle: EuroHandelsinstitut, Handel aktuell 2005/2006, Köln 2005, Seite 187<br />
Ein wesentlicher Aspekt dieses Strukturwandels sind auch die Verschiebungen innerhalb<br />
der Betriebsformen. Während die traditionellen Fachgeschäfte, die über<br />
Jahrzehnte das Erscheinungsbild der Hauptgeschäfts- <strong>und</strong> Nebenzentren prägten<br />
<strong>und</strong> heute nur noch in Klein- <strong>und</strong> Mittelstädten dominant sind, nach <strong>und</strong> nach an<br />
Bedeutung verloren haben, haben fachmarkt- <strong>und</strong> discountorientierte Betriebsformen<br />
erheblich an Marktanteilen <strong>und</strong> damit auch an visueller Präsenz in <strong>den</strong> Städten<br />
gewonnen. Und das, obwohl Deutschland im europäischen Vergleich über die<br />
höchste einwohnerbezogene Verkaufsflächenausstattung im <strong>Einzelhandel</strong> verfügt<br />
<strong>und</strong> im Lebensmittelbereich das günstigste Preisniveau aufweist.<br />
- 2 -
Entwicklung der Marktanteile von Betriebsformen im<br />
<strong>Einzelhandel</strong><br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
1999 2001 2003 2004<br />
Versandhandel<br />
Filialisierter Non-Food-<br />
<strong>Einzelhandel</strong><br />
Traditionelle Fachgeschäfte<br />
Fachmärkte<br />
Warenhäuser<br />
Lebensmitteldiscounter<br />
Supermärkte<br />
SB-Warenhäuser /<br />
Verbrauchermärkte<br />
Quelle: EuroHandelsinstitut, Handel aktuell, verschie<strong>den</strong>e Jahrgänge, Köln<br />
Im Lebensmittelsektor ist diese Entwicklung besonders augenscheinlich <strong>und</strong> statistisch<br />
belegbar:<br />
• Da sind zum einen die immer größer wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Betriebsformen. Reichte für<br />
einen Lebensmittelvollsortimenter noch zum Ende der 90-er Jahre eine Verkaufsfläche<br />
von unter 1.000 qm, so wer<strong>den</strong> gegenwärtig Mindestverkaufsflächen<br />
von 1.200 qm oder sogar 1.500 qm gefordert <strong>und</strong> in Teilen auch realisiert.<br />
Auch bei <strong>den</strong> Lebensmitteldiscountern hat eine entsprechende Entwicklung<br />
stattgefun<strong>den</strong>: Wiesen die durchschnittlichen Betriebsgrößen des derzeitigen<br />
Marktführers 1991 noch ca. 500 qm auf, so sind es aktuell ca. 750 qm (+ 50%!)<br />
(Quelle: handel aktuell 2005/ 2006). Begründet wer<strong>den</strong> diese (aus betrieblicher<br />
Sicht erforderlichen) Flächenzuwächse einerseits mit der zu erhalten<strong>den</strong> Konkurrenzfähigkeit<br />
(Vollsortimenter) <strong>und</strong> andererseits mit einem erweiterten Warenangebot<br />
<strong>und</strong> einer komfortableren Einkaufssituation (z.B. breitere Gänge) für<br />
die Kun<strong>den</strong> (Discounter).<br />
Entwicklung der Marktanteile der Lebensmitteldiscounter<br />
Jahr 1995 1997 1999 2001 2003 2004<br />
Marktanteil in % 7 7,2 8,6 9,1 11,0 11,5<br />
Quelle: EuroHandelsinstitut, Handel aktuell, verschie<strong>den</strong>e Jahrgänge, Köln<br />
- 3 -
• Da sind zum anderen veränderte Betriebskonzepte <strong>und</strong> Strategien. Konzentrierten<br />
sich bis Mitte der 90-er Jahre die Lebensmittelunternehmen - <strong>und</strong> hier<br />
insbesondere die Lebensmitteldiscounter - auf ihr Kerngeschäft, so wurde mit<br />
der Strategie „Ergänzung des Kernsortiments“ durch preislich attraktive Non-<br />
Food-Artikel in einem sich bereits damals zuspitzen<strong>den</strong> Markt eine neue „Zeitrechnung“<br />
im <strong>Einzelhandel</strong> insgesamt eingeläutet. Zu Beginn eher unkoordiniert<br />
wirkend, zeichnet sich diese Strategie heute durch hohes Maß an Professionalität<br />
<strong>und</strong> exaktes Timing aus. Wachsende Marktanteile in mehrheitlich stagnieren<strong>den</strong><br />
Märkten belegen <strong>den</strong> betriebswirtschaftlichen Erfolg dieser durch die Lebensmitteldiscounter<br />
eingeführten <strong>und</strong> nach wie vor praktizierten Strategie.<br />
Neuste Zahlen zeigen jedoch, dass dem Wachstum Grenzen gesetzt sind. Denn<br />
erstmals nach Einführung dieser Strategie mussten die unterschiedlichen Konzerne<br />
im Jahr 2004 Umsatzrückgänge bei <strong>den</strong> so genannten „Aktionswaren“<br />
hinnehmen.<br />
Unbestritten ist dabei jedoch die Feststellung, dass die Branchen übergreifende<br />
Konkurrenz der Unternehmen <strong>und</strong> Einzelbetriebe erheblich zugenommen hat,<br />
<strong>und</strong> das in erster Linie zulasten des Inhaber geführten Facheinzelhandels, der<br />
sich nach wie vor in erster Linie in <strong>den</strong> zentralen Versorgungsbereichen der<br />
Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>den</strong> befindet.<br />
• In Folge dieser Entwicklung ist es bei einem seit einem Jahrzehnt nahezu gleich<br />
bleiben<strong>den</strong> Nachfragepotenzial zu einem verschärften Konkurrenzwettbewerb<br />
im Lebensmittelsektor gekommen, der in einzelnen Fällen bereits „kannibalöse<br />
Ausmaße“ angenommen hat. Denn nicht die Verdichtung der Angebotssituation<br />
<strong>und</strong> damit eine Verbesserung der wohnungsnahen Gr<strong>und</strong>versorgung ist die<br />
Konsequenz, sondern eine Ausdünnung der Versorgungsnetze ist in der Regel<br />
die Folge, mit entsprechen<strong>den</strong> Konsequenzen für die immobilen <strong>und</strong> älteren Bevölkerungsteile<br />
(siehe nachfolgende Abbildung).<br />
Zahl der Lebensmittelgeschäfte<br />
140.000<br />
120.000<br />
100.000<br />
Anzahl<br />
80.000<br />
60.000<br />
40.000<br />
20.000<br />
0<br />
1970 1980 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Jahr<br />
Quelle: EuroHandelsinstitut, Handel aktuell 2005/2006, Köln 2005, Seite 222<br />
- 4 -
• Doch nicht nur auf der Makroebene haben sich Verschiebungen ergeben, auch<br />
die Mikroebene zeichnet sich durch Veränderungen aus. Denn ein wichtiger<br />
Baustein in der Expansionsstrategie nahezu aller Anbieter beinhaltet neue<br />
Standortanforderungen <strong>und</strong> -muster: Integrierte, in der Regel <strong>den</strong> Nachfrageschwerpunkten<br />
zugeordnete Standorte wer<strong>den</strong> zunehmend in Frage gestellt <strong>und</strong><br />
dezentrale Standorte (in Gewerbegebieten, an Hauptverkehrsachsen) verstärkt<br />
nachgefragt. Die mögliche Folge: nur in Teilen funktionierende, gewachsene<br />
Einkaufsstandorte <strong>und</strong> -zentren wer<strong>den</strong> - im Falle einer Verlagerung - zunehmend<br />
in ihrer Funktionsfähigkeit <strong>und</strong> letztendlich auch Entwicklungsfähigkeit<br />
eingeschränkt, wodurch sowohl die Zentrenstruktur als auch das Netz der wohnungsnahen<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung gefährdet sein kann.<br />
Auch in vielen anderen Branchen außerhalb Lebensmittel haben sich in der Vergangenheit<br />
Entwicklungen eingestellt, die im Falle einer ungezügelten bzw. ungesteuerten<br />
Entwicklung nachhaltig das Erscheinungsbild <strong>und</strong> die Versorgungsstruktur<br />
der Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>den</strong> verändert haben. Insbesondere die „Fachmarkteignung“<br />
vieler Sortimente sowie die scheinbar immer noch stetig wachsen<strong>den</strong> Betriebsgrößen<br />
führen zu neuen Standortmustern <strong>und</strong> -anforderungen:<br />
• Da sind zum einen die klassischen Fachmärkte, wie z. B. Bau- <strong>und</strong> Gartenmärkte<br />
sowie Möbelmärkte. Bei <strong>den</strong> ersteren erreichen die Markteinstiegsgrößen<br />
Werte von über 10.000 qm Verkaufsfläche, bei <strong>den</strong> Möbelmärkten sind es<br />
bereits über 20.000 qm, zum Teil sogar 30.000 qm Verkaufsfläche <strong>und</strong> mehr.<br />
Zwar wird bereits seit langer Zeit akzeptiert, dass diese Fachmarkttypen sich<br />
nicht mehr in die städtebaulichen Zusammenhänge der gewachsenen Zentren<br />
integrieren lassen <strong>und</strong> somit entsprechende Standorte außerhalb dieser Standortbereiche<br />
gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> müssen, <strong>den</strong>noch erzeugen entsprechende Planvorhaben<br />
zum Teil heftige öffentliche <strong>und</strong> politische Diskussionen. Und das nicht<br />
nur in der Ansiedlungsgemeinde, sondern häufig auch in <strong>den</strong> Nachbarkommunen.<br />
Auslöser hierfür ist die Tatsache, dass der Wettbewerb in diesen bei<strong>den</strong><br />
Segmenten immer weniger über das (städtebaulich unkritische) Kernsortiment<br />
Möbel oder auch Baumarkt geführt wird, sondern immer häufiger über die Randsortimente.<br />
Zu beachten ist in diesem Zusammenhang insbesondere das so genannte<br />
„zentrenrelevante Randsortiment“ (wie z. B. Hausrat, Glas/ Porzellan/<br />
Keramik); <strong>den</strong>n hierbei handelt es sich in der Regel um Sortimente <strong>und</strong> Warengruppen,<br />
die man idealerweise (<strong>und</strong> städtebaulich gewünscht) nach wie vor in<br />
<strong>den</strong> Haupt- <strong>und</strong> Nebenzentren der Städte <strong>und</strong> Gemein<strong>den</strong> vorfindet. Gleichzeitig<br />
erreichen die aus Betreibersicht unerlässlichen zentrenrelevanten Randsortimente<br />
mittlerweile Größenordnungen, die das Angebot in <strong>den</strong> Geschäftszentren<br />
nicht selten überschreiten. Die Folgen: aufgr<strong>und</strong> der Standortvorteile der dezentralen<br />
Standorte herrscht keine Wettbewerbsgleichheit mehr.<br />
• Da sind zum anderen die Fachmärkte „neueren Datums“, wie z. B. Babyfachmärkte,<br />
Fahrradfachmärkte oder auch Spielwarenfachmärkte, Schuhfachmärkte<br />
- 5 -
<strong>und</strong> auch Textilfachmärkte. Sie stehen mit ihrem Kernsortiment zwar in unmittelbarer<br />
Konkurrenz zu <strong>den</strong> Inhaber geführten Fachgeschäften, lösen aber nicht<br />
per se negative städtebauliche Auswirkungen aus. Schließlich tragen sie an<br />
städtebaulich sinnvollen Standorten gelegen <strong>und</strong> mit einer verträglichen Größenordnung<br />
zur Bereicherung des <strong>Einzelhandel</strong>sangebotes <strong>und</strong> zur Attraktivität<br />
eines Einkaufsstandortes bei.<br />
• Daneben sind in vielen Städten in der jüngeren Vergangenheit Diskussionen<br />
über die Ansiedlung von Einkaufszentren geführt wor<strong>den</strong>. Ihre Anzahl hat sich<br />
b<strong>und</strong>esweit seit Mitte der 90-er Jahre mehr als verdoppelt – von 179 im Jahr<br />
1995 auf 363 im Jahr 2005.(Quelle: EuroHandelsinstitut, handel aktuell, 2005/<br />
2006, Seite 259). Lag der Anteil der „Grünen-Wiese-Einkaufszentren“, die bis<br />
1995 eröffnet wur<strong>den</strong>, noch bei etwa 25 %, so reduziert sich die Anzahl bei <strong>den</strong><br />
Einkaufszentren der jüngsten Generation (Eröffnung zwischen 2002 <strong>und</strong> 2005)<br />
auf unter 5 %.<br />
• Profitiert von dieser „Umorientierung“ hat in erster Linie der Standort Innenstadt,<br />
wo mehr als 50 % der nach 1998 eröffneten Einkaufszentren ihren Platz gefun<strong>den</strong><br />
haben. Dabei wer<strong>den</strong> solche Ansiedlungsprozesse nahezu auf allen Ebenen<br />
mit mehr oder weniger kritischen <strong>und</strong> polemischen Diskussionen begleitet.<br />
Denn angesichts immer enger wer<strong>den</strong>der oder auch bereits gesättigter Märkte<br />
wird sehr schnell die Frage gestellt, ob es sich bei dem Projekt um eine sinnvolle<br />
Ergänzung des vorhan<strong>den</strong>en <strong>Einzelhandel</strong>s <strong>und</strong> <strong>den</strong> erforderlichen Impuls, <strong>den</strong><br />
das (gewachsene) Zentrum ggf. braucht, handelt oder tritt das Einkaufszentrum<br />
in eine reine Konkurrenz zum Bestand <strong>und</strong> führt in einem nicht mehr hinnehmbaren<br />
Maße zu erheblichen Umsatzumverteilungen, die wiederum in negative<br />
städtebauliche Auswirkungen umschlagen können.<br />
• Diesen angebotsseitigen Entwicklungen <strong>und</strong> Verschiebungen stehen Veränderungen<br />
auf der Nachfrageseite gegenüber, die sich zum Teil wechselseitig bedingen.<br />
Wesentliche Stichpunkte in diesem Zusammenhang sind:<br />
- Ein verändertes Preisbewusstsein bei der Einkaufsentscheidung.<br />
- Ein verändertes Einkaufsverhalten sowohl im Hinblick auf eine Ausdifferenzierung<br />
der Einkaufsstättenpräferenz als auch hinsichtlich der Markt- <strong>und</strong><br />
Betriebstreue.<br />
- Eine höhere Mobilitätsbereitschaft <strong>und</strong> -fähigkeit, sowohl was die Häufigkeit<br />
der Wege als auch ihre Länge angeht.<br />
Der Strukturwandel im <strong>Einzelhandel</strong> – obwohl schon mehrfach für abgeschlossen<br />
erklärt – ist nach wie vor im vollen Gange. Einige Zahlen <strong>und</strong> Daten deuten sogar<br />
auf eine Beschleunigung hin, sodass eine Auseinandersetzung mit <strong>den</strong> möglichen -<br />
positiven wie negativen - Folgewirkungen dieser Entwicklung unumgänglich ist.<br />
(Stefan Kruse, Junker <strong>und</strong> Kruse, Stadtforschung ⋅ Planung, Dortm<strong>und</strong>)<br />
- 6 -
3. Gestaltungsfelder <strong>und</strong> Positionen<br />
a) Rahmenbedingungen<br />
In wichtigen Politikfeldern muss der Reformstau der Vergangenheit durchbrochen<br />
wer<strong>den</strong>. Steuer- <strong>und</strong> Arbeitsrecht sind besonders deutliche Beispiele, wo Fehlentwicklungen<br />
sichtbar <strong>und</strong> Veränderungsbedarf zwangsläufig sind. Einer der Hauptansatzpunkte<br />
der neuen B<strong>und</strong>esregierung muss endlich ein spürbarer Abbau der<br />
Arbeitslosigkeit sein – dass dies erreichbar ist, steht angesichts der Erfahrungen<br />
anderer Länder in Europa außer Frage. Ein Mehr an Beschäftigung stützt nicht nur<br />
die Binnenkonjunktur <strong>und</strong> <strong>den</strong> privaten Verbrauch, die die Achillesferse des Wirtschaftswachstums<br />
des letzten Jahrzehnts gewesen sind, sondern auch die Zuversicht<br />
der Konsumenten in eine materiell gesicherte Zukunft. Beides wären entschei<strong>den</strong>de<br />
Voraussetzungen dafür, dass es in Deutschland insgesamt, aber gerade<br />
auch im Handel wieder bergauf gehen kann.<br />
Unternehmerische Gestaltungskraft kann sich nur dann entfalten, wenn Handlungsspielräume<br />
vorhan<strong>den</strong> sind. Dieses gilt für die Wirtschaft insgesamt <strong>und</strong> insbesondere<br />
für <strong>den</strong> <strong>Einzelhandel</strong>. Viele rechtliche Rahmenbedingungen wirken erdrosselnd,<br />
weil sie bürokratische Prozesse mit unnötigem Zeitaufwand <strong>und</strong> Kosten verursachen.<br />
Der Handelsausschuss der IHK <strong>Nord</strong> Westfalen appelliert daher an die<br />
Politik in der EU, im B<strong>und</strong>, im Land <strong>und</strong> in <strong>den</strong> Kommunen, die Regelungsdichte zu<br />
reduzieren <strong>und</strong> der Eigenverantwortung vor Ort mehr Spielraum <strong>und</strong> Verantwortung<br />
zu überlassen. Einen Korridor für die zu ergreifen<strong>den</strong> Maßnahmen hat die IHK-<br />
Organisation mit ihren „Wirtschaftspolitischen Positionen 2005“ vorgelegt (www.ihknordwestfalen.de/der_wirtschaftsraum/wirtschaftspolitische_positionen.cfm),<br />
die 100<br />
konkret zu ergreifende Maßnahmen auflisten.<br />
Forderungen/ Vorschläge/ Diskussionsthemen, die aus Sicht des mittelständischen<br />
<strong>Einzelhandel</strong>s besondere Priorität haben sollten:<br />
• EU-Richtlinien nicht übererfüllen (Beispiele: Antidiskriminierungsgesetz, Dosenpfand)<br />
• Bei Gesetzen Bürokratiekosten für Bürger <strong>und</strong> Unternehmer explizit ausweisen<br />
• Zeitliche Befristung von Gesetzen, Verordnungen <strong>und</strong> Vorschriften<br />
• Großzügige Ausnahmeregelungen für Kleinbetriebe bis 20 Beschäftigte (zum<br />
Beispiel Berufsgenossenschaft, Meldepflichten, Arbeitsrecht)<br />
• Gewerberechtliche Betriebskontrollen vereinfachen (zum Beispiel Feuerwehr/<br />
Berufsgenossenschaften)<br />
• Arbeitsrecht reformieren (Vereinfachung Kündigungsrecht mit Blick auf Betriebsgröße,<br />
Betriebszugehörigkeiten <strong>und</strong> Sozialauswahl), Abschaffung des Teilzeit<strong>und</strong><br />
Befristungsgesetzes, der gesetzlichen Regelung von betrieblichen Bündnis-<br />
- 7 -
sen für Arbeit, Deregulierung des Schwerbehinderten- <strong>und</strong> Mutterschutzgesetzes<br />
(Übertragung der Benachteiligungsüberprüfung auf die Arbeitsgerichte), Abschaffung<br />
des § 613 a BGB als Verhinderer sinnvoller Nachfolgeregelungen,<br />
Beschränkung der Entgeldfortzahlung im Fall des Beschäftigungsverbots nach §<br />
4 Mutterschutzgesetz auf maximal sechs Wochen<br />
• Herausnahme der Wegeunfälle aus dem Spektrum der Berufsgenossenschaften<br />
• Lohnzusatzkosten eindämmen<br />
• Umstrukturierung der Rentenversicherung (Ersetzen des Umlageverfahrens<br />
durch Kapitaldeckung)<br />
• Gesetzliche Krankenversicherung verändern (Eigenbeteiligung <strong>und</strong> Eigenvorsorge<br />
stärken)<br />
• Leistungsfähigkeit des dualen Ausbildungssystems weiter stärken, keine Ausbildungsplatzabgabe,<br />
bessere Berufsvorbereitung durch die Schulen<br />
• Förderung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in Ganztagskindergärten <strong>und</strong> Ganztagsschulen<br />
• Steuerrecht modernisieren <strong>und</strong> vereinfachen (Abschaffung der Gewerbesteuer<br />
in der bisherigen Form)<br />
• Abschaffung der Erbschaftsteuer für mittelständische Betriebe bei Übernahme<br />
<strong>und</strong> Weiterführung für zehn Jahre (entsprechend Ergebnis „Jobgipfel“)<br />
• Gebühren- <strong>und</strong> Abgabenordnungen der Kommunen wirtschaftsfre<strong>und</strong>licher<br />
gestalten (z. B. für Nutzung öffentlichen Raums)<br />
• Besserer Ausgleich von Unternehmensbelangen mit umweltrechtlicher Regelung<br />
(Beispiele: Elektrogerätegesetz, Unfallschutzgesetz, Batterieverordnung)<br />
b) Standort<br />
Waren früher die Innenstädte <strong>und</strong> Versorgungszentren die einzigen Standorte für<br />
<strong>den</strong> <strong>Einzelhandel</strong>, so gibt es mittlerweile Handelskonzepte, die auch ohne die Frequenz<br />
unterstützende Nachbarschaft anderer Betriebe <strong>und</strong> Einrichtungen einen "eigenen<br />
Standort" – auf der grauen oder grünen Wiese, an Einfallstraßen, an <strong>den</strong><br />
Autobahnen usw. – bil<strong>den</strong> können. Der Handelsausschuss der IHK <strong>Nord</strong> Westfalen<br />
sieht in der Auflösung der Verflechtung von Innenstadt <strong>und</strong> <strong>Einzelhandel</strong> eines der<br />
größten Probleme für die Attraktivität der Städte, ihre I<strong>den</strong>titätsfunktion für die Bürgerschaft<br />
<strong>und</strong> für ihre Versorgungsfunktion für das Umland.<br />
Der Ausschuss verkennt nicht, dass sich moderner, flächenintensiver <strong>Einzelhandel</strong><br />
häufig nur schwer in komplexe integrierte Standortstrukturen einpassen kann. Er<br />
plädiert daher dafür, die kommunale Handelsentwicklung mit <strong>Einzelhandel</strong>skonzepten<br />
zu begleiten, die auf der Basis vereinbarter Ziele Entwicklungskorridore <strong>und</strong><br />
Verträglichkeiten aufzeigen müssen.<br />
- 8 -
Auch angesichts der demografischen Entwicklung in <strong>Nord</strong>-Westfalen, die zu einer<br />
Veränderung der Bevölkerungsstrukturen führen wird, appelliert sie an Landesplanung<br />
<strong>und</strong> Stadtentwicklung, <strong>den</strong> Gr<strong>und</strong>satz "Verdichtung vor Erweiterung" zum<br />
Maßstab der Raumentwicklung zu machen.<br />
Gleichzeitig müssen sich alle Akteure für eine Revitalisierung der Innenstädte <strong>und</strong><br />
Stadtteile einsetzen. Stadtmarketing kann dazu wichtige Impulse liefern. Der Handelsausschuss<br />
appelliert an alle Akteure in <strong>den</strong> Städten <strong>und</strong> Kommunen, insbesondere<br />
an die Wirtschaft <strong>und</strong> an die Immobilieneigentümer, sich aktiv <strong>und</strong> verantwortlich<br />
in diese Prozesse einzubringen. „Trittbrettfahrer“ scha<strong>den</strong> dem Standort <strong>und</strong><br />
damit auch sich selbst.<br />
Forderungen/ Vorschläge/ Diskussionsthemen:<br />
• Priorität für die Attraktivität der Citys <strong>und</strong> Versorgungszentren, insbesondere<br />
auch durch Funktionsmischung von Arbeit, Dienstleistungen, Versorgung, Freizeit,<br />
Kultur, Wohnen <strong>und</strong> Verkehr.<br />
• Bestätigung <strong>und</strong> Stützung des "Systems der zentralen Orte", das Korridore für<br />
zentrale Versorgungen <strong>und</strong> Einzugsgebiete aufzeigt<br />
• Stärkere Verpflichtung zur interkommunalen Abstimmung der Stadtentwicklungs-<br />
<strong>und</strong> Handelsansiedlungsprozesse<br />
• Verpflichtung zur Erarbeitung <strong>und</strong> Umsetzung regionaler <strong>und</strong> kommunaler <strong>Einzelhandel</strong>skonzepte<br />
(keine Einzelfallentscheidungen). Dabei die Standortpotenziale<br />
<strong>und</strong> Größendimensionen für <strong>Einzelhandel</strong> bewerten.<br />
• Landesförderung nur für Kommunen, die citykonforme Handelspolitik betreiben<br />
• Besucher orientierte Erreichbarkeiten der zentralen Geschäftslagen herstellen<br />
bzw. sicherstellen<br />
• Stadtmarketingkonzepte entwickeln <strong>und</strong> auf breiter Basis umsetzen: Leitbild,<br />
Strategien, Einbindung vieler Akteure (insbesondere auch Immobilieneigentümer<br />
<strong>und</strong> Filialisten), Leerstandsmanagement, Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaften,<br />
Städtetourismus usw.<br />
• Überprüfung der Einhaltung von bauordnungsrechtlichen Vorgaben (Flächen,<br />
Sortimente) durch die zuständigen Behör<strong>den</strong><br />
c) Betriebsentwicklung<br />
Der <strong>Einzelhandel</strong> stellt nicht nur Forderungen an Politik <strong>und</strong> Verwaltung nach sinnvollen<br />
Rahmenbedingungen <strong>und</strong> schlüssigen Standortkonzepten, er ist auch selbst<br />
in der Pflicht, die Betriebe weiter zu entwickeln <strong>und</strong> sich dem Wettbewerb aktiv zu<br />
stellen.<br />
- 9 -
Forderungen/ Vorschläge/ Diskussionsthemen:<br />
• Innovation ("Neuartigkeit schlägt Preis!" Mehrwert, Produktnutzen steigern, Produkte<br />
individualisieren, Positionierung als Dienstleister r<strong>und</strong> um das Produkt,<br />
Logistikgemeinschaften bil<strong>den</strong>)<br />
• Der K<strong>und</strong>e im Mittelpunkt des <strong>Einzelhandel</strong>s (Bindungsinstrumente: Mitarbeiter,<br />
zielgruppenorientiertes Marketing, systematische Kun<strong>den</strong>pflege <strong>und</strong> Neukun<strong>den</strong>gewinnung,<br />
Aufbau persönlicher Bindungen, Kun<strong>den</strong>zeitschrift, Beschwerdemanagement)<br />
• Neue Marktsegmente besetzen/ Marktnischen fin<strong>den</strong> (Chancen der Demografie,<br />
Neuausrichtungen des Sortiments, Zielgruppen, Umfeldverbesserungen am<br />
Standort, Erreichbarkeit, Kommunikation, Verkaufsraumgestaltung, Serviceleistungen,<br />
Beratungsqualität)<br />
• Standortgemeinschaften bil<strong>den</strong>, Standorte aufwerten (Zusammenarbeit zwischen<br />
Immobilienbesitzern, Einzelhändlern <strong>und</strong> sonstigen Nutzern forcieren; Bildung<br />
von Standortgemeinschaften für bestimmte Zielgruppen oder bestimmte<br />
Branchen mit Alleinstellungsmerkmalen; Abstimmungen von Branchenmix <strong>und</strong><br />
Qualitätsniveaus; Veranstaltungen/ Aktionen, Logos, Gestaltungen)<br />
• Personal (Profilierung durch Warenk<strong>und</strong>e, Attraktivitätssteigerung der Arbeitsplätze<br />
durch innovative Arbeitszeitmodelle; Ausbildungsleistungen verstärken;<br />
Kooperation mit Schulen; Werbung für Berufe im <strong>Einzelhandel</strong>; Aufzeigen von<br />
Karrierelaufbahnen im <strong>Einzelhandel</strong>)<br />
• Permanente Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Steuerungselemente<br />
(Warenwirtschaft, Controlling, Informationstechnologien, Benchmarking)<br />
• Rating als Chance begreifen (strategische Ausrichtung, Managementqualität,<br />
Unternehmensziele <strong>und</strong> –planungen, Wettbewerbsposition, Nachfolgevorsorge)<br />
• Stärkere Nutzung des Angebots von Verb<strong>und</strong>gruppen (Vorteile bei Einkauf, Informationstechnologie<br />
<strong>und</strong> Logistik)<br />
• Internet (Präsenz im Internet zeigen, Kommunikation ermöglichen, Sonderverkäufe<br />
über Versteigerungsplattformen, eventuell eigener Internetvertrieb)<br />
4. Zusammenfassung<br />
Der <strong>Einzelhandel</strong>, insbesondere der Inhaber geführte <strong>Einzelhandel</strong> steht unter<br />
Druck. Die schlechte Konjunktur darf nicht <strong>den</strong> Blick auf die Erkenntnis verstellen,<br />
dass die Branche unter Strukturproblemen leidet.<br />
Der Handelsausschuss der IHK <strong>Nord</strong> Westfalen will eine Diskussion darüber anregen,<br />
wie auf <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Handlungsebenen Gestaltungs- <strong>und</strong> Zukunftsspielraum<br />
geschaffen wer<strong>den</strong> kann. Er macht dazu Vorschläge <strong>und</strong> stellt Forderungen in<br />
folgen<strong>den</strong> drei Bereichen:<br />
- 10 -
• Rahmenbedingungen – „Freiräume schaffen“<br />
In wichtigen Politikfeldern muss gr<strong>und</strong>sätzliche Erneuerung ansetzen. Steuer<strong>und</strong><br />
Arbeitsrecht sind besonders deutliche Beispiele für Reformbedarf. Hauptzielrichtung<br />
muss sein, <strong>den</strong> Beschäftigungsgrad zu erhöhen.<br />
Die Wirtschaft insgesamt, insbesondere aber auch der <strong>Einzelhandel</strong> braucht<br />
Freiraum, um unternehmerische Gestaltungskraft zur Wirkung kommen zu lassen.<br />
Das gesellschaftliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Wirken darf nicht mehr wie bislang<br />
überreglementiert wer<strong>den</strong>. Die Erarbeitung, Beachtung <strong>und</strong> Kontrolle von Spielregeln<br />
für kleinste Lebensbereiche führen zur Erstarrung, bin<strong>den</strong> Arbeitszeit <strong>und</strong><br />
verursachen unnötige Kosten. Wichtig ist die Vermeidung von Doppelzuständigkeiten,<br />
zum Beispiel bei Statistik <strong>und</strong> Meldepflichten. Neue Gesetze <strong>und</strong> Verordnungen<br />
sollen mit einem Verfallsdatum versehen <strong>und</strong> auf ihre Bürokratiekosten<br />
hin transparent gemacht wor<strong>den</strong> sein.<br />
• Standort – „Verdichtung vor Erweiterung“<br />
Der <strong>Einzelhandel</strong> ist Leitfunktion für unsere Innenstädte <strong>und</strong> Versorgungszentren.<br />
Dort wird I<strong>den</strong>tität für die Bürgerschaft erlebbar. Zugleich sind sie unersetzbarer<br />
Standort für <strong>den</strong> mittelständischen <strong>Einzelhandel</strong>.<br />
Die zentralitätsbil<strong>den</strong>de Funktion der Städte muss erhalten bzw. wieder hergestellt<br />
wer<strong>den</strong>. Dazu sind regionale <strong>und</strong> kommunale Entwicklungskonzepte für<br />
<strong>den</strong> <strong>Einzelhandel</strong> zu erarbeiten <strong>und</strong> umzusetzen. In diesen sind die Bedürfnisse<br />
aller Betriebsformen des <strong>Einzelhandel</strong>s zu berücksichtigen. Dabei gilt der<br />
Gr<strong>und</strong>satz „Verdichtung vor Erweiterung“.<br />
Stadtmarketing ist ein wichtiges Instrument, um <strong>den</strong> konzeptionellen Rahmen<br />
mit Leben <strong>und</strong> Urbanität zu füllen. Die Wirtschaft <strong>und</strong> alle weiteren Akteure sind<br />
aufgerufen, sich solidarisch <strong>und</strong> verantwortungsbewusst in diese Prozesse einzubin<strong>den</strong>.<br />
• Betriebsentwicklung – „Innovation schlägt Preis“<br />
Der einzelne Handelsbetrieb muss <strong>und</strong> kann sich aktiv dem Wettbewerb stellen.<br />
In der Regel ist der reine "Preiswettbewerb" dazu nicht die richtige Strategie.<br />
Kennzeichen <strong>und</strong> Wesensmerkmal des Mittelstandes waren <strong>und</strong> sind stets seine<br />
Innovationsfähigkeit. Die Erfüllung von Kun<strong>den</strong>erwartungen sowie Mitarbeiterqualifikation<br />
sind die wesentlichen Faktoren für <strong>den</strong> Erfolg eines Geschäftes <strong>und</strong><br />
für seine Entwicklung zur „Marke“. Professionelle Betriebsführung - auch in Kooperation<br />
mit starken Partnern - ist dazu unabdingbare Gr<strong>und</strong>lage.<br />
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5. Internet-Links zum Thema<br />
Deutscher Industrie- <strong>und</strong><br />
<strong>Handelskammer</strong>tag (DIHK)<br />
www.dihk.de<br />
EuroHandelsinstitut (EHI), Köln<br />
www.ehi.de<br />
Hauptgemeinschaft des<br />
Deutschen <strong>Einzelhandel</strong>s (HDE)<br />
www.einzelhandel.de<br />
Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong><br />
<strong>Nord</strong> Westfalen<br />
www.ihk-nordwestfalen.de<br />
Institut für Handelsforschung<br />
an der Universität zu Köln (IfH)<br />
www.ifhkoeln.de<br />
Landesamt für Datenverarbeitung<br />
<strong>und</strong> Statistik <strong>Nord</strong>rhein-Westfalen<br />
www.lds.nrw.de<br />
Landesbüro Stadtmarketing NRW<br />
www.stadtmarketing-nrw.de<br />
Ministerium für Bauen <strong>und</strong> Verkehr<br />
des Landes <strong>Nord</strong>rhein-Westfalen<br />
www.mbv.nrw.de<br />
Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand <strong>und</strong><br />
Energie des Landes <strong>Nord</strong>rhein-Westfalen<br />
www.mwme.nrw.de<br />
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Branchensteckbrief <strong>Einzelhandel</strong> <strong>Nord</strong>-Westfalen<br />
1. Unternehmen (IHK-zugehörig, 31.12.2004)<br />
Unternehmensbestand<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
29.455 6,4%<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
25,5%<br />
2. Neugründungen (2004)<br />
Neugründungen<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
Anteil an<br />
NRW<br />
4.840 13,3% 22,3% 13,5%<br />
3. Betriebsaufgaben/ Insolvenzen (2004)<br />
Betriebsaufgaben/<br />
(Insolvenzen)<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
Anteil an<br />
NRW<br />
Betroffene<br />
Beschäftigte<br />
3.766 (236) 10,1% (16,3%) 25,4% (13,7%) 13,4% (14,8%) (838)<br />
4. Beschäftige (sozialversicherungspflichtig, 30.06.2004)<br />
Beschäftigte<br />
5. Umsatz (NRW)<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
Anteil an<br />
insgesamt<br />
Anteil an<br />
NRW<br />
61.486 -2,0% 8,6% 14,2%<br />
102,0<br />
Index<br />
(2000=100)<br />
1,0<br />
Veränderung in Prozent<br />
(real)<br />
100,0<br />
0,0<br />
0,1<br />
-1,1<br />
98,0<br />
-1,0<br />
-3,1<br />
96,0<br />
-2,0<br />
-4,1<br />
100,2<br />
94,0<br />
-3,0<br />
92,0<br />
96,1<br />
95,1<br />
-4,0<br />
92,1<br />
90,0<br />
2001 2002 2003 2004<br />
-5,0<br />
2001 2002 2003 2004<br />
Quellen: LDS NRW, Deutsche B<strong>und</strong>esbank, Hauptverwaltung Düsseldorf,<br />
IHK <strong>Nord</strong> Westfalen, Stand: Juli 2005<br />
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Impressum:<br />
Herausgeber:<br />
Industrie- <strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong> <strong>Nord</strong> Westfalen<br />
Postfach 40 24 | 48022 Münster<br />
Sentmaringer Weg 61 | 48151 Münster<br />
http://www.ihk-nordwestfalen.de<br />
Redaktion:<br />
Geschäftsbereich Handel <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Peter Schnepper<br />
Telefon 0251 707-224 | Telefax 0251 707-378<br />
E-Mail: schnepper@ihk-nordwestfalen.de<br />
Stand: Oktober 2005<br />
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