PDF Downloaden - Institut für Journalistik und ...
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MUSIK UND EROTIK<br />
vorziehen. Außerdem zeigen Ergebnisse<br />
mehrerer Nutzerumfragen von Männer<strong>und</strong><br />
Frauenmagazinen: Das weibliche<br />
Lustempfinden wird tendenziell über<br />
sanfte Töne – Pop, R’n’B, Soul, Klassik –<br />
geweckt, männliche Begierde im Schnitt<br />
eher mit aggressiveren So<strong>und</strong>s, wie Hiphop,<br />
House oder Techno. Erstaunlicherweise<br />
bestätigt dies die traditionellen<br />
Geschlechterrollen noch immer.<br />
Warum besonders die aggressiven<br />
Rhythmen zeitgemäßer Tanzmusik auf<br />
ihre Rezipienten häufig stimulierend<br />
wirken, erklären Reinhard Flender <strong>und</strong><br />
Hermann Rauhe in ihrem Buch „Popmusik“<br />
(Darmstadt, 1989) anhand elementarer<br />
Körperfunktionen: Schuld sind<br />
Atem, Gehirnströme <strong>und</strong> Herzschlag des<br />
Menschen. Sie alle sind einem meist<br />
gleichmäßigen Rhythmus unterworfen,<br />
der durch ein akustisches Gleichmaß<br />
(Ostinato) beeinflusst werden kann. Dabei<br />
senden die musikalischen Schläge<br />
Reizsignale an die Gehirnströme <strong>und</strong> das<br />
zentrale Nervensystem, was die Kontraktionen<br />
der gr<strong>und</strong>legenden Muskulatur<br />
verstärkt <strong>und</strong> so Erregungszustände begünstigt.<br />
Dies erklärt beispielsweise auch<br />
die ursprüngliche Verbindung von Tanz<br />
<strong>und</strong> erotischen Handlungen.<br />
Ein Zusammenhang von Musik <strong>und</strong><br />
Lustempfinden ist also festgestellt. Bleibt<br />
die Frage: Was ist das Geheimnis des perfekten<br />
Sex-So<strong>und</strong>tracks? Es mag enttäuschen,<br />
doch eine Universallösung kann es<br />
hierfür nicht geben. Viel zu entscheidend<br />
ist der Einfluss sexueller Vorlieben <strong>und</strong><br />
des individuellen Musikgeschmacks. Was<br />
den einen vollkommen elektrisiert, kann<br />
dem Nächsten schon albern erscheinen.<br />
Ausschlaggebend dafür ist neben dem<br />
Stimmklang <strong>und</strong> Texten, die zweideutige<br />
Anspielungen oder eindeutige erotische<br />
Botschaften enthalten können, vor allem<br />
die Musik an sich – ein subjektiv empf<strong>und</strong>enes<br />
Zusammenspiel akustischer<br />
Reize. Egal ob tiefe Basslinien, explosive<br />
Bläsersätze, scharfe Hi-Hat-Akzente, motorische,<br />
sanfte oder intensive Rhythmen:<br />
Einige Gemeinsamkeiten gibt es offenbar<br />
doch. Warum sonst findet sich bei Umfragen<br />
zu Songs mit stark sexualisierender<br />
Wirkung so manches Stück Musikgeschichte<br />
immer wieder? Gern genannt<br />
werden Prince, Marvin Gaye, Sade oder<br />
R. Kelly, was zeigt, dass nicht nur plakativ<br />
sexuelle Texte à la Bushido-Rap ihren<br />
Zweck erfüllen, sondern musikalisch ein<br />
gewisser Raum für Fantasie gewünscht<br />
wird.<br />
Der Neurowissenschaftler <strong>und</strong> Psychologe<br />
Daniel Levitin von der McGill<br />
University hat eine eigene Auswahl erotikkompatibler<br />
Künstler vorgestellt. Er<br />
empfiehlt eine ges<strong>und</strong>e Mischung aus<br />
Debussy, Barry White <strong>und</strong> R’n’B-Sänger<br />
Akon. Von Best-Of-CDs fürs Bett <strong>und</strong> massentauglichen<br />
Kuschelrock-Samplern rät<br />
er hingegen ab.<br />
Anne Kleinfeld<br />
© Kzenon, shutterstock.com<br />
34<br />
Oktobertest –<br />
Tänzchen gefällig?<br />
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