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GEFÜHLSHAUSHALT<br />
„WENN ICH ETWAS SAGEN MÖCHTE,<br />
WILL ICH ES VOR ALLEM SAGEN“<br />
LASSEN SICH GEFÜHLE KOMPONIEREN? JA, Meint JOACHIM HEINTZ UND WEN-<br />
DET SICH ZUGLEICH GEGEN EIN „INSTRUMENTELLES VERHÄLTNIS“ ZUR MUSIK<br />
Kreischende Teenager, die<br />
vor überdimensionalen Boxen<br />
ihre Idole ekstatisch bejubeln;<br />
hintergründige Melodien im<br />
Supermarkt, die zum Kaufen<br />
animieren sollen; der spezielle<br />
Song beim ersten Verliebtsein…<br />
In allen drei Beispielen zeigt<br />
sich, dass Musik in der Lage ist,<br />
Verhaltensweisen, Gedanken <strong>und</strong><br />
Erinnerungen auszulösen. Reize,<br />
die durch Musik transportiert<br />
werden, sind imstande, unseren<br />
Körper <strong>und</strong> unsere Psyche in<br />
einer Weise zu beeinflussen, die<br />
wir uns kaum bewusst machen.<br />
„Saitensprung“ hat den an der<br />
Hochschule für Musik, Theater<br />
<strong>und</strong> Medien Hannover lehrenden<br />
Kompositionsprofessor Joachim<br />
Heintz befragt, ob man solche<br />
Wirkungen beim Komponieren<br />
auch gezielt erzeugen kann.<br />
Saitensprung: Musik löst zwangsläufig<br />
Emotionen in uns aus. Aber sind Emotionen<br />
an sich komponierbar?<br />
Heintz: Als ich die Frage „Kann man Emotionen<br />
komponieren?“ zum ersten Mal<br />
hörte, war meine spontane Antwort: „Natürlich!“<br />
Man kann unzählige Beispiele<br />
aus verschiedenen Zeiten <strong>und</strong> Kulturen<br />
dazu anführen. In unserem kulturellen<br />
Zusammenhang spricht beispielsweise<br />
Platon darüber, welche Emotionen durch<br />
welche musikalischen Zusammenhänge<br />
(„Modi“) hervorgerufen werden. Und natürlich<br />
wussten die Musiker, welche Modi<br />
sie spielten <strong>und</strong> wann sie welche einsetzten.<br />
Ähnlich ist es in vielen Musikkulturen<br />
der Welt.<br />
Schon in der Schule lernt man: Dur =<br />
fröhlich, Moll = traurig. Sind denn solche<br />
Kategorien allgemeingültig?<br />
Es gehört eine kulturelle Einübung <strong>und</strong><br />
Bindung dazu, um so <strong>und</strong> so auf Musik<br />
zu reagieren. Wir werden heute wahrscheinlich<br />
bei einer Musik, die zu Platons<br />
Zeiten heftige Emotionen ausgelöst hat,<br />
gar nichts mehr empfinden, weil unser<br />
Hören ganz andere Zusammenhänge<br />
gelernt hat als das damalige Hören. Und<br />
in unserer Gegenwart gibt es nicht eine<br />
Musik, sondern viele Musiken, die jeweils<br />
eine eigene „Welt“ bilden: historische<br />
„klassische“ Musik, verschiedenste Arten<br />
von Popmusik, Jazz, Folk, <strong>und</strong> dann<br />
die Neue Musik, die sich in ganz anderen<br />
Zusammenhängen bewegt als Dur, Moll,<br />
Takt <strong>und</strong> Ähnliches. Ich glaube also, dass<br />
man die Frage, ob Emotionen kompo-<br />
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