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FÜNF SONGS<br />

WOHLIGES<br />

KRIBBELN<br />

Wenn sich Körper <strong>und</strong> Seele<br />

im Einklang befinden, erfährt der<br />

Mensch bekanntlich das größtmögliche<br />

Wohlgefühl.<br />

Aber auch körperliche <strong>und</strong><br />

seelische Schäden prägen unser<br />

Leben – wenn wir sie nicht am<br />

eigenen Leib verspüren, so sind<br />

wir doch ständig von ihnen<br />

umgeben. Kein W<strong>und</strong>er also,<br />

dass viele Künstler das Thema<br />

genutzt haben. In der Rubrik<br />

„Fünf Songs“ stellen wir Lieder<br />

vor, die von außergewöhnlichen<br />

Beziehungen zwischen Musik<br />

<strong>und</strong> Körper geprägt sind.<br />

CAMILLE – GOSPEL WITH NO LORD<br />

(2008)<br />

Die französische Sängerin Camille<br />

musiziert wortwörtlich mit vollem Körpereinsatz.<br />

Sie singt nicht nur, sondern benutzt<br />

ihren Körper auch als Instrument.<br />

Ein Schlagzeug? Braucht Camille nicht.<br />

Sie verwendet ihren M<strong>und</strong> zum Beat-Boxen<br />

<strong>und</strong> ihren Brustkorb als Percussion-<br />

Instrument.<br />

Angefangen hat Camille als Sängerin<br />

für die angesagte französische Akustik-<br />

Coverband „Nouvelle Vague“, seit 2002<br />

erscheinen zudem ihre Soloplatten. Auf<br />

ihrem dritten Album „Music Hole“ hat<br />

sie ihren Stil perfektioniert; bereits der<br />

Albumtitel bezieht sich auf den Einsatz<br />

ihres Körpers als Klangraum. Der Eröffnungstrack<br />

„Gospel with no lord“ demonstriert<br />

exemplarisch Camilles Stil: Es<br />

ist ein reduzierter So<strong>und</strong>, der aus kaum<br />

mehr besteht als aus Stimme <strong>und</strong> Körperpercussions.<br />

Garniert mit ein paar<br />

Klavier-Einwürfen bietet der Song ein<br />

außergewöhnliches Klangerlebnis – das<br />

nicht nur in Camilles Heimat für wahre<br />

Begeisterungsstürme unter Musikkritikern<br />

sorgte.<br />

HERBERT GRÖNEMEYER – MUSIK<br />

NUR, WENN SIE LAUT IST (1982)<br />

Es ist eine intensive Vorstellung: Ein<br />

taubstummes Mädchen tanzt durch sein<br />

Zimmer <strong>und</strong> genießt die laute Musik –<br />

obwohl es sie nicht hören kann. Stattdessen<br />

fühlt es die Vibration der Bässe <strong>und</strong><br />

ergibt sich dem wohligen Kribbeln, das<br />

durch die Schwingungen aus den Lautsprecherboxen<br />

in seinem Körper ausgelöst<br />

wird. Es ist eine völlig andere Art des<br />

Musikkonsums, den Herbert Grönemeyer<br />

in seinem Song „Musik nur, wenn sie laut<br />

ist“ beschreibt. Eine Art des Erlebens von<br />

Musik, die man sich als Hörender nicht<br />

vorstellen kann.<br />

Was für eine Musikalität haben Gehörlose?<br />

Erkennen sie Songs nur an den<br />

Vibrationen der Bässe? Und wonach beurteilen<br />

sie dann, ob ihnen ein Lied gefällt<br />

– schließlich können sie Melodien<br />

<strong>und</strong> Arrangements, die für uns ein Musikstück<br />

hörenswert <strong>und</strong> wiedererkennbar<br />

machen, nicht wahrnehmen? Oder etwa<br />

doch?<br />

All diese Fragen ließ Grönemeyer<br />

in seinem Song unbeantwortet. Dafür<br />

wies er darauf hin, dass solch lauter <strong>und</strong><br />

basslastiger Musikkonsum den Zorn der<br />

Nachbarn auf sich zieht. Gut für die Protagonistin:<br />

Sie muss sich die Beschwerden<br />

nicht anhören…<br />

AEREOGRAMME – FINDING A LIGHT<br />

(2007)<br />

Sie ist das wichtigste Instrument eines<br />

Sängers: die Stimme. Wenn sie versagt,<br />

dann werden nicht selten Konzerte<br />

oder sogar ganze Tourneen abgebrochen.<br />

Im Fall von Craig B, dem Frontmann der<br />

schottischen Band Aereogramme, führte<br />

das Stimmversagen jedoch zu einem<br />

Ausbruch von Kreativität. Mehrere Monate<br />

lang durfte <strong>und</strong> konnte er nicht singen,<br />

<strong>und</strong> glauben wir manchen Quellen, dann<br />

blieb er sogar komplett stumm. Doch<br />

in dieser Zeit begann er neue Songs zu<br />

schreiben, die Anfang 2007 auf dem<br />

Album „My Heart Has A Wish That You<br />

Would Not Go“ erschienen. Und was den<br />

geneigten Hörer dort erwartete, war überraschend:<br />

Die Band verzichtete auf die<br />

von den vorherigen Veröffentlichungen<br />

bekannten Noise-Elemente, während<br />

Craig B sich allein auf seinen weichen<br />

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