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August 2013 – Printausgabe 2 - Flaschenpost - Piratenpartei ...

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Programm<br />

Porto für die<br />

Bürgerrechte<br />

ein Gastartikel geschrieben von Katharina Nocun<br />

Verfassungsbeschwerde<br />

gegen Geheimdienstschnüffelei<br />

Nicht nur US-Geheimdienste nutzen<br />

Hintertüren bei Unternehmen, um an<br />

unsere Nutzerdaten zu kommen. Auch<br />

in Deutschland wurden erst kürzlich<br />

mit der Bestandsdatenauskunft neue<br />

Hintertüren für Polizei, Bundeskriminalamt,<br />

Geheimdienste und Zoll<br />

geschaffen. Ein großes Bündnis aus<br />

SPD, CDU und FDP hat neue Schnittstellen<br />

zum Datenabgriff bei Telefonund<br />

Internetanbietern eingeführt.<br />

Wir PIRATEN klagen vor dem Bundesverfassungsgericht,<br />

weil das neue<br />

Telekommunikationsgesetz in vielen<br />

Punkten gegen das Grundgesetz<br />

verstößt. Die Änderungen zeigen den<br />

maßlosen und unersättlichen Datenhunger<br />

der Behörden, der auch die treibende<br />

Kraft hinter Programmen wie PRISM<br />

und TEMPORA war. Die Polizei darf<br />

Internetnutzer jetzt schon beim bloßen<br />

Verdacht auf eine einfache Ordnungswidrigkeit<br />

identifizieren. Geheimdienste<br />

und Bundeskriminalamt dürfen das<br />

auch anlasslos. Besonders das Bundeskriminalamt<br />

wird dank neuer Ermächtigungen<br />

mehr und mehr zu einer<br />

Internet-Geheimpolizei, die unsere<br />

intimsten Gedanken durchwühlen und<br />

rastern darf. Die Herausgabe der PUK<br />

von Handys und Smartphones und<br />

weiterer Passwörter zu Internetdiensten<br />

ist jetzt über neue Standard-Schnittstellen<br />

bei unseren Anbietern möglich.<br />

Die Telefon- und Internetanbieter<br />

bekommen einen gesetzlichen Maulkorb<br />

verpasst: Ihnen wird verboten,<br />

ihre Nutzer zu informieren, wenn der<br />

Staat Daten abgreift. Das Gesetz<br />

schließt Massenabfragen nicht ausdrücklich<br />

aus und dank der neuen<br />

Anbindungen an die Anbieter wird<br />

Rasterfahndung technisch ohne<br />

weiteres möglich. In Fällen, die lediglich<br />

einen Zugang auf einzelne Informationen<br />

rechtfertigen würden, wird nun ein<br />

vollständiger Zugriff auf alle Daten<br />

eines Nutzers erlaubt.<br />

Der Bürgerrechtler und Piraten-<br />

Abgeordnete Patrick Breyer hatte<br />

bereits das rot-grüne Vorgängergesetz<br />

erfolgreich gekippt. Das neue Gesetz ist<br />

ein einziges Desaster und nach unserer<br />

Einschätzung in mehr als zehn Punkten<br />

verfassungswidrig. Der Schutz der<br />

Grundrechte ist schon zum Preis einer<br />

Briefmarke zu haben. Wer sich der<br />

Verfassungsbeschwerde von Patrick<br />

Breyer und mir gegen das neue<br />

Telekommunikationsgesetz anschließen<br />

will, sollte sich beeilen. Um mit uns<br />

nach Karlsruhe vor das Bundesverfassungsgericht<br />

zu ziehen, braucht man<br />

nur ein Formular online auszufüllen<br />

und auszudrucken. Mehr als 5000 Briefe<br />

mit Vollmachten sind inzwischen bei<br />

uns eingegangen.<br />

Seit der Überwachungsstaatenverbund<br />

rund um das US-Programm Prism durch<br />

Edward Snowden aufgedeckt wurde,<br />

hat unser Postbote besonders schwer zu<br />

tragen. Prism ist nicht aus dem Nichts<br />

erschienen, sondern das Ergebnis genau<br />

dieser Einstellung: Behörden sammeln<br />

so viele Daten wie nur möglich und<br />

zapfen dazu auch Datensammlungen<br />

von Privatunternehmen an. Bürgerrechte<br />

werden nur als hinderlich angesehen.<br />

Der Gesetzgeber schrammt regelmäßig<br />

an der Leitplanke des Grundgesetzes<br />

entlang und winkt routiniert ganz<br />

offensichtlich verfassungswidrige Gesetze<br />

durch. Was früher ein Rücktrittsgrund<br />

war, gehört heute für Innenminister zum<br />

guten Ton. Geheimdienste bekommen so<br />

auch in Deutschland am laufenden Band<br />

Blankoschecks für die Überwachung der<br />

Bevölkerung ausgestellt.<br />

Wer sich das nicht länger bieten lassen<br />

möchte, ist herzlich eingeladen, sich<br />

unserer Verfassungsbeschwerde<br />

anzuschließen. Lasst uns gemeinsam<br />

ein Zeichen gegen den nimmersatten<br />

Datenhunger der Geheimdienste setzen<br />

und unsere Freiheitsrechte zurückerobern.<br />

http://www.stopp-bda.de<br />

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