August 2013 – Printausgabe 2 - Flaschenpost - Piratenpartei ...
August 2013 – Printausgabe 2 - Flaschenpost - Piratenpartei ...
August 2013 – Printausgabe 2 - Flaschenpost - Piratenpartei ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Debatten<br />
Durch die Beteiligung jedes einzelnen<br />
erhoffen sich die Piraten, das Verkrusten<br />
bzw. den Missbrauch von Strukturen<br />
verhinden zu können. Wenn<br />
beispielsweise alle Stimmberechtigten<br />
einen neuen Vorstand wählen, müssen<br />
jeweils 50% dieser Mitglieder von<br />
dessen Qualifikation überzeugt sein.<br />
Eine Wahl „weil der das schon immer<br />
gemacht hat“ oder „weil das beim<br />
Treffen mit dem Aufsichtsrat von XY<br />
gefordert wurde“ kommt dabei nicht in<br />
Frage. Auch kann eine Abstimmung in<br />
der Partei nicht „gekauft“ werden:<br />
Wer wollte, könnte vielleicht ein paar<br />
(hundert) Delegierte bestechen - aber<br />
nicht 30.000 potentielle Teilnehmer<br />
eines Parteitages.<br />
Die oft kritisierte Kehrseite dieser<br />
Medaille ist, dass Piraten als autoritätsskeptisch,<br />
wenn nicht gar -feindlich<br />
erscheinen (was sie - zugegeben - bisweilen<br />
auch sind). Außerdem können<br />
Piraten, die sich die Anreise zu all<br />
diesen Veranstaltungen zeitlich oder<br />
finanziell nicht leisten können, ihr<br />
Stimmrecht nicht wahrnehmen. Die<br />
Möglichkeit, dieses selbst auszuüben,<br />
wird aber nach wie vor als besser<br />
angesehen als die Einschränkung des<br />
Stimmrechts aller durch die Einführung<br />
von Delegiertenversammlungen. Als<br />
eine mögliche Lösung wird die Einführung<br />
von Onlineabstimmungen<br />
diskutiert, für die allerdings noch keine<br />
implementierbare Lösung zur Verfügung<br />
steht. (Mehr dazu im Abschnitt<br />
„Debatten“ in dieser Ausgabe.)<br />
Auch das Mitmachprinzip der <strong>Piratenpartei</strong><br />
geht auf diese Weltsicht zurück:<br />
Jeder Pirat kann jederzeit auf jeder<br />
Ebene im Parteigeschehen mitmischen.<br />
Sei das in Arbeitsgruppen, die für alle<br />
(sogar für Nicht-Mitglieder!) offen<br />
stehen; in den Servicegruppen, die<br />
organisatorische Belange der Partei, wie<br />
zum Beispiel die Webseite oder<br />
Pressearbeit betreuen; als Unterstützer<br />
für den Vorstand; oder einfach gleich<br />
ein neues Projekt auf eine eigene Idee<br />
bauen und ein eigenes Thema in die<br />
Diskussion einbringen. Eine kürzlich<br />
veröffentlichte Studie kann darauf eine<br />
Antwort geben: 63 Prozent der teilnehmenden<br />
Mitglieder gaben an, mit der<br />
Art und Weise, wie Demokratie in<br />
Deutschland funktioniert, unzufrieden<br />
zu sein.<br />
Noch deutlicher ist die Anzahl der<br />
zufriedenen Piraten: 13 Prozent, im<br />
Gegensatz zu 51 Prozent der Bevölkerung<br />
Deutschlands (Kamm et al., <strong>2013</strong>).<br />
Ein Großteil der Piraten ist darum<br />
Mitglied der <strong>Piratenpartei</strong> geworden,<br />
weil sie glauben, dass die Demokratie in<br />
Deutschland verbessert werden muss<br />
- und kann.<br />
Die Basisdemokratie innerhalb der<br />
<strong>Piratenpartei</strong> spiegelt wieder, was die<br />
Piraten für das politische System<br />
insgesamt wünschen: Bürger sollen<br />
enger in politische Prozesse eingebunden<br />
werden, sich einbringen können,<br />
wo sie es für wichtig erachten, und<br />
nicht nur alle vier Jahre ein Kreuz<br />
machen und sich ansonsten aus dem<br />
politischen Prozess heraushalten.<br />
Das ist der Grund, aus dem sich Piraten<br />
in ihrem Programm, aber auch mit<br />
ihrem Politikstil für mehr Bürgerbeteiligung,<br />
Bildung und Transparenz des<br />
Staates einsetzen. Denn nur wer weiß<br />
und versteht, was um ihn herum<br />
sowohl in der Welt als auch in der<br />
Politik geschieht, kann sich einbringen<br />
und diese Welt positiv in seinem Sinne<br />
beeinflussen.<br />
35