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August 2013 – Printausgabe 2 - Flaschenpost - Piratenpartei ...

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Debatten<br />

Mich hat die Zeit und die Energie, die<br />

für die Diskussion „SMV <strong>–</strong> Ja oder Nein“<br />

verbraucht wurde, verärgert. Wir haben<br />

auf dem letzten Bundesparteitag einen<br />

Tag über dieses Thema diskutiert.<br />

Ich hätte diese Debatte lieber bei<br />

inhaltlichen Dingen gesehen, nicht bei<br />

der SMV. Die Erwartungen an die SMV<br />

sind zu hoch. Wenn wir uns nicht mit<br />

Inhalten beschäftigen, nützt es uns<br />

nichts, wenn wir Beschlüsse anders<br />

fassen können.<br />

Nachteile bei der SMV hängen von<br />

Einzelentscheidungen ab. Entscheidungen<br />

durch wenige, also Delegation über<br />

Liquid Democracy, heißt viele Delegationen<br />

bei wenigen Leuten. Es haben<br />

dann nur wenige die Anträge gelesen,<br />

was dazu führt, dass nur wenige die<br />

Anträge wirklich kennen.<br />

Es kann zu Manipulationen kommen,<br />

auch die verschiedenen Lösungsansätze<br />

eigenen sich meiner Meinung nach<br />

nicht. Je nach krimineller Energie sind<br />

Manipulationen immer möglich, und<br />

bei manipulierten Beschlüssen ist dann<br />

das Gejammer groß.<br />

Machtkonzentration, Sicherheit und<br />

Werthaltigkeit der Beschlüsse, welche<br />

dann wie am Fließband beschlossen<br />

werden, statt sich damit zu beschäftigen,<br />

sind für mich die Gefahren bei der SMV.<br />

Online-Abstimmungen können immer<br />

manipuliert werden, bei geheimen<br />

Abstimmungen stellt sich zusätzlich die<br />

Frage, ob ein Angreifer überhaupt<br />

entdeckt wird. Geheime Abstimmung<br />

ist so nicht möglich und es gibt keine<br />

Lösung, die mein Sicherheitsbedürfnis<br />

befriedigt.<br />

On- und Offline-Abstimmung sind<br />

strukturell unterschiedlich. Offline wird<br />

es schwierig, eine größere Menge an<br />

Stimmen zu manipulieren, oder<br />

mehrere Urnen. Online, sobald Zugriff<br />

auf das System besteht, können beliebig<br />

viele Stimmen manipuliert werden.<br />

Welche Vorstellungen hast du zum<br />

Thema Datenschutz, geheime Abstimmung<br />

und Tools, die für eine SMV<br />

verwendet werden können? Kann es zu<br />

Problemen beim Datenschutz kommen?<br />

Datenschutz ist nicht nur ein Sicherheitsthema.<br />

Geheime Abstimmung ist<br />

online nicht möglich, es kann nur offen,<br />

also mit Namen, geschehen. Sicherheitskonzepte<br />

sehen eine offene<br />

Abstimmung vor, um Stimmen überprüfen<br />

und Manipulationen erkennen zu<br />

können. Das ist ein Problem, weil<br />

dadurch das Abstimmverhalten<br />

beeinflusst wird. Hitzige Debatten,<br />

Polarisation und aufgebaute Fronten<br />

führen dazu, dass man sich nicht traut,<br />

was dazu zu sagen, um den anderen<br />

nicht zu verprellen. Auf einem Parteitag<br />

kann man in eine andere Ecke gehen,<br />

Online-Abstimmungen die protokolliert<br />

und veröffentlicht werden, führen eher<br />

zu einem Verzicht, was für demokratische<br />

Entscheidungsfindung ein Problem<br />

ist. Verzichtet man auf die offene<br />

Abstimmung, erschwert das die<br />

Sicherheit.<br />

Die Beteiligung ist auch ein Punkt. Auf<br />

allen LQFB-Systemen, selbst in<br />

Mecklenburg-Vorpommern, wo eine<br />

SMV mit bindenden Beschlüssen<br />

stattfindet, ist die Beteiligung nicht<br />

annähernd so hoch wie auf Parteitagen.<br />

Welche Möglichkeiten siehst du zur<br />

Verbesserung?<br />

Das Problem liegt nicht im Beschluss,<br />

vielmehr in der Vorbereitung. Wir<br />

müssten BPTs vorfiltern, was auch gut<br />

online geschehen könnte. Wir brauchen<br />

höhere Hürden für Anträge, damit wir<br />

die Rosinen aus den Anträgen picken.<br />

Auch die Sicherheit ist bei einer<br />

Vorfilterung nicht so kritisch.<br />

Wenn ein Antrag durch Manipulation<br />

auf einen Parteitag kommt, kann dieser<br />

dann immer noch abgelehnt werden.<br />

Durch stärkere Werbung werden die<br />

Anträge bekannter, wir hätten dünnere<br />

Antragsbücher und bekämen unsere<br />

Parteitage besser hin. Im Moment sind<br />

es die 6 Monate vor den Parteitagen, die<br />

wir nicht hinbekommen, nicht die<br />

Parteitage selbst. Wenn man dringende<br />

Dinge hat, sehe ich Urnenabstimmung<br />

als eine ordentliche Lösung. Hier sollte<br />

die Infrastruktur erst im Landesverband<br />

aufgebaut werden, dann im Bund.<br />

Die Hauptpriorität sollte aber auf der<br />

Vorbereitung liegen. Antragshürden<br />

kann man basisdemokratisch gestalten.<br />

Leute, die nicht so bekannt sind, können<br />

ihre Anträge früh einreichen und durch<br />

Multiplikatoren bekannter machen.<br />

Man trennt also Abstimmung auf und<br />

Vorabstimmung vor dem Parteitag, was<br />

mit weniger Beteiligung und weniger<br />

Aufwand möglich ist.<br />

Kannst du dir eine Kombination aus<br />

beidem vorstellen?<br />

Ich bin aus dem Sicherheitsargument<br />

kein Freund von Online-Abstimmungen.<br />

Online geht es, einen Antrag vorzubereiten,<br />

die Abstimmung selbst möchte<br />

ich ungern online haben. Im BEO hat<br />

man auch online-Abstimmungen, auf<br />

die hätte man verzichten können.<br />

Zwischen den Parteitagen, egal ob<br />

ständig oder in Etappen abgestimmt<br />

wird, sehe ich Urnenabstimmung als<br />

den Königsweg. Online-Abstimmung,<br />

das werden wir mit BEO jetzt sehen,<br />

erfordert ständige Aufmerksamkeit.<br />

In der Variante, wie wir BEO jetzt<br />

beschlossen haben, sehe ich die<br />

Sicherheit der Online-Abstimmung<br />

noch kritisch. BEO stellt eigentlich eine<br />

Urabstimmung dar, macht also einen<br />

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