August 2013 – Printausgabe 2 - Flaschenpost - Piratenpartei ...
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August 2013 – Printausgabe 2 - Flaschenpost - Piratenpartei ...
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Programm<br />
Und während Polizeibesuch bei Printzeitungen<br />
wie dem Cicero, der Berliner<br />
Zeitung und der Augsburger Allgemeinen<br />
noch etwas Beachtung finden,<br />
interessieren die Durchsuchungen bei<br />
freien Radios oder Internet-Streamern<br />
kaum jemanden. Als Begründung wird<br />
von der Polizei oft die Beweissicherung<br />
angeführt. „Wer war die Quelle einer<br />
Indiskretion“, oder, wie in Augsburg,<br />
„Welcher Kommentator hat dem<br />
Stadtetat einen zweifelhaften Charakter<br />
attestiert“. Bei einer Demonstration in<br />
Frankfurt im Juni <strong>2013</strong> wurden Journalisten<br />
gar durch die Polizisten tätlich<br />
angegriffen - von Schubsen, gestellten<br />
Beinen, Abdrücken der Halsschlagader<br />
und „im Vorbeigehen“ abgerissenen<br />
Mikrophonen an der Kamera eines<br />
Fernsehteams war zu hören.<br />
Die <strong>Piratenpartei</strong> tritt in ihrem<br />
Wahlprogramm für die Verteidigung<br />
der Presse- und Meinungsfreiheit,<br />
der freiheitlich-demokratischen<br />
Grundordnung und des<br />
Rechtsstaates ein.<br />
Von den Top-1000-YouTube-Videos sind<br />
in Deutschland 261 nicht erreichbar<br />
(andere Quellen sprechen gar von über<br />
600). Zum Vergleich einige Zahlen aus<br />
anderen Ländern: Im Südsudan sind 39<br />
dieser Videos gesperrt, in Vatikanstadt<br />
16, in Afghanistan und Palästina je 15.<br />
In Deutschland gibt es noch keine<br />
flächendeckende Infrastruktur zur<br />
Sperrung von Webseiten. Allerdings<br />
werden Internetprovider und Suchmaschinen<br />
verpflichtet, den Zugang zu<br />
einzelnen Seiten zu erschweren.<br />
Die <strong>Piratenpartei</strong> fordert in ihrem<br />
Wahlprogramm eine Reform des<br />
Urheberrechts hin zu einer<br />
Stärkung von Urhebern und<br />
Nutzern, die Förderung alternativer<br />
Vertriebsmodelle und die Gemeinfreiheit<br />
aller amtlichen Werke.<br />
Fazit<br />
Es ist nicht alles schlecht, doch<br />
Spitzenpositionen nimmt Deutschland<br />
in der Welt schon lange nicht mehr ein.<br />
Im Vergleich mit anderen Ländern ist<br />
sogar ein beständiges Zurückfallen in<br />
der Wertung zu beobachten. Das betrifft<br />
noch weitere Bereiche. Der „fleißige<br />
Deutsche“ mit den „niedrigen Lohnstückkosten“<br />
gehört ebenso der<br />
Vergangenheit an wie ein Deutschland,<br />
das einmal Musterknabe der EU war.<br />
Für die Zukunft wäre es hilfreich, sich<br />
dessen bewusst zu sein, um etwas<br />
ändern zu können. Wer den Mythen der<br />
Vergangenheit anhängt, wird die<br />
Notwendigkeit zum Gegensteuern<br />
kaum erkennen können.<br />
Freiheit im Internet<br />
Ein geflügeltes Wort weiß: „Andere<br />
Länder, andere Sitten“. Das gilt auch für<br />
das Internet. In arabischen Ländern<br />
gehört der Islam zur Staatsräson.<br />
Andere Länder legen auf die „nationale<br />
Einheit“ großen Wert. So werden<br />
unvereinbare Webinhalte <strong>–</strong> beispielsweise<br />
die Forderungen nach einem<br />
freien Tibet in China <strong>–</strong> gesperrt. Nun<br />
gibt es in Deutschland keine Separatisten<br />
und auch keine Staatsreligion, die<br />
uns gesetzlich vorschreibt, wie wir<br />
leben sollen. Das goldene Kalb, um das<br />
unsere Gesetze tanzen, ist der Kommerz.<br />
So wundert es nicht, dass die<br />
Begriffe „Internet“ und „Urheberrechtsverletzung“<br />
in Deutschland immer<br />
gemeinsam gedacht werden.<br />
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