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Biologie der Kalkschwämme

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Individualität <strong>der</strong> Idorgane.<br />

Die organische Individualitätsstufe zweiter Ordnung wird bei den Spongien, wie<br />

bei allen an<strong>der</strong>en Organismen, welche nicht auf <strong>der</strong> ersten Stufe <strong>der</strong> einfachen Plastide<br />

stehen bleiben, durch das Organ gebildet. Ich fasse diesen Individualitäts-Begriff,<br />

wie ich in meiner „Generellen Tectologie" ausführlich dargelegt habe, in rein morphologischem<br />

Sinne und verstehe darunter „eine constante einheitliche Raumgrosse<br />

von bestimmter Form, welche aus einer Summe von mehreren bestimmten<br />

Piastiden (entwe<strong>der</strong> von Cytoden o<strong>der</strong> von Zellen, o<strong>der</strong> von Beiden) in constanter<br />

Verbindung zusammengesetzt ist, und welche nicht die positiven Charactere <strong>der</strong><br />

Form-Individuen höherer Ordnung (Personen, Cormen) erkennen lässt." (Gen. Morphol.<br />

Bd. I, p. 291.) Um das Organ in diesem rein morphologischen Sinne, als das Form-<br />

Individuum zweiter Ordnung, von dem Organ in physiologischem Sinne bestimmt<br />

zu unterscheiden, nenne ich ersteres Idorgan, letzteres Biorgan ).<br />

1<br />

Der gewöhnliche Sprachgebrauch <strong>der</strong> Anatomie (sowohl in <strong>der</strong> Zoologie als in<br />

<strong>der</strong> Botanik) erkennt diesen wesentlichen Unterschied nicht an und erzeugt eben<br />

dadurch in <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong> zweiten Individualitäts-Ordnung unendliche Verwirrung.<br />

Man bezeichnet z.B. in physiologischem Sinne als Organe die Pseudopodien<br />

<strong>der</strong> Amoeben, die Geissein <strong>der</strong> Flagellaten, und ebenso die Geissein <strong>der</strong><br />

Geissel-Epithelzellen, die Wimpern <strong>der</strong> Wimper-Epithelzellen in den Flimmer-Epithelien<br />

<strong>der</strong> höheren Thiere; man kann ebenso gut allgemein den Kern als Organ <strong>der</strong><br />

Zelle bezeichnen, und überhaupt jeden geformten selbstständigen Bestandtheil einer<br />

einzelnen Plastide, sobald man ihn mit Beziehung auf seine individuelle Function<br />

betrachtet. Aber in morphologischem Sinne kann selbstverständlich keiner dieser<br />

Theile als Organ gelten, weil das Ganze, von dem sie einen Theil bilden, nur den<br />

Formwerth einer Plastide hat. Ein Idorgan, ein morphologisches Individuum<br />

zweiter Ordnung, kann selbstverständlich niemals Bestandtheil einer Plastide,<br />

eines Morphonten erster Ordnung, sein. Wir werden daher alle jene Theile einer<br />

Plastide nicht als Idorgane, son<strong>der</strong>n nur als Biorgane gelten lassen können.<br />

Umgekehrt nennen wir Organe in rein morphologischem Sinne auch solche<br />

polyplastide Theile, welche <strong>der</strong> gewöhnliche anatomische Sprachgebrauch nicht als<br />

solche gelten lässt. So z. B. erkenne ich jedes <strong>der</strong> beiden Keimblätter <strong>der</strong> Wirbelthier-Embryonen<br />

als ein Organ an, ebenso wie die beiden, den ersteren gleichwertigen<br />

Bildungshäute <strong>der</strong> Spongien und <strong>der</strong> Zoophyten überhaupt. In dem gewöhnlichen<br />

physiologischen Sinne sind diese Zellencomplexe wirklich keine Organe,<br />

wohl aber bestimmt in morphologischem Sinne. Sie sind daher wohl Idorgane,<br />

aber keine Biorgane.<br />

1) dSo^, Gestalt; ß.o;, Leben; ö'pyavov, Werkzeug.

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