29.01.2014 Aufrufe

Biologie der Kalkschwämme

Biologie der Kalkschwämme

Biologie der Kalkschwämme

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

hervorgehen. Diese bleiben theilweise selbstständig (Wimperzellen, Eier), theilweise<br />

verschmelzen sie mit einan<strong>der</strong> zur Bildung <strong>der</strong> Sarcode. SCHMIDT vergleicht in dieser<br />

Beziehung die Spongien mit den Radiolarien, bei denen nach meinen Untersuchungen<br />

(Monographie <strong>der</strong> Radiolarien. Berlin 1862) ebenfalls ein Theil des Körpers aus selbstständig<br />

bleibenden, ein Theil aus verschmolzenen Zellen besteht. Diese Auffassung<br />

<strong>der</strong> Spongien-Histologie ist speciell für die <strong>Kalkschwämme</strong> vollkommen richtig, wie<br />

ich nachher im Einzelnen zeigen werde. Ausgehend von jenem Vergleich mit den<br />

Radiolarien stellt SCHMIDT die Schwämme mit diesen zusammen zu den Rhizopoden<br />

und gruppirt die Klassen <strong>der</strong> Protozoen (abgesehen von den Gregarinen) folgen<strong>der</strong>rnassen:<br />

I. Protozoen mit Pseudopodien: 1. Acyttarien, 2. Radiolarien. II. Protozoen<br />

ohne Pseudopodien: 3. Spongien, 4. Infusorien.<br />

Der wichtigste Theil dieser Arbeit (des I. Supplements) ist die Bestimmung des<br />

Individualitäts-Begriffes <strong>der</strong> Spongien, welche SCHMIDT in den Worten zusammenfasst:<br />

„Der eine Theil <strong>der</strong> Spongien ist als Einzel-Individuen, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e als Stöcke aufzufassen.<br />

Diejenigen Schwämme, welche regelmässig nur eine Ausströmungs-Oeffnung<br />

besitzen, sind Einzel-Individuen (Sycon, Caminus). Die Concentrirung <strong>der</strong> Lebens-<br />

Erscheinungen dieser Spongien spricht sich also darin aus, dass das Wassergefässsystem,<br />

diese für den Spongien-Typus jedenfalls fundamental wichtige Einrichtung,<br />

ein einheitliches ist. Die Spongien mit mehreren o<strong>der</strong> vielen Ausströmungs-Oeffnungen<br />

sind dagegen Thiercolonien." Mit dieser Auffassung war zum ersten Male das<br />

persönliche Individuum <strong>der</strong> Spongien annähernd richtig aufgefasst<br />

Abermals zwei Jahre später publicirte OSCAR SCHMIDT eine dritte Abhandlung ),<br />

1<br />

<strong>der</strong>en Hauptaufgabe die Zusammenstellung, Kritik und Reduction <strong>der</strong> Benennungen<br />

war, welche SCHMIDT und BOWERBANK unabhängig von einan<strong>der</strong> für die Spongien-<br />

Genera in das System eingeführt hatten. Es waren nämlich die systematischen<br />

Haupt-Arbeiten dieser beiden Forscher, welche das ganze System <strong>der</strong> Spongien auf<br />

neuer Grundlage aufbauen sollten, in einem und demselben Jahre, 1862, erschienen,<br />

und keiner von Beiden hatte von <strong>der</strong> gleichzeitigen Arbeit des an<strong>der</strong>en Kenntniss<br />

gehabt. BOWERBANK hatte seine britischen Spongien nach an<strong>der</strong>en Principien untersucht,<br />

mit an<strong>der</strong>en Namen benannt, und nach an<strong>der</strong>en Gesichtspunkten classificirt,<br />

als SCHMIDT seine adriatischen Schwämme. So erscheinen denn in diesen beiden<br />

wichtigen, gleichzeitig erschienenen Werken die beiden Faunen, britische und adriatische,<br />

einan<strong>der</strong> völlig fremd. Wie SCHMIDT selbst richtig bemerkt, „würde die heilloseste<br />

Verwirrung eintreten, wollte man auf diesen Beschreibungen fortbauen, ehe<br />

eine Vergleichung und Auseinan<strong>der</strong>setzung stattgefunden. Dieselbe hat aber nicht<br />

bloss, so zu sagen, ein philologisches und literarisches Interesse; sie ist an sich für<br />

1) OSCAR SCHMIDT , Zweites Supplement <strong>der</strong> Spongien des adriatischen Meeres; enthaltend die Vergleichung<br />

<strong>der</strong> adriatischen und britischen Spongien-Gattungen (Leipzig 1866;<br />

Ich werde diese Schrift stets als „Adriat. Spong. II. Supplem." citiren.<br />

23 Seiten 4° mit einer Tafel).<br />

2*

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!