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BQN Arbeitspapier 12

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Aspekte der ökonomischen und sozialen Entwicklung in der Emscher-Lippe-Region<br />

Lippe-Region zusätzliche Investitionen als Ausgaben tätigen sollen, um so mehr Impulse in die<br />

Wirtschaft zu tragen, um so zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.<br />

Aufgrund nicht genehmigungsfähiger Haushalte bei fast allen Kommunen ist eine „antizyklische<br />

Belebung der Regionalwirtschaft“ nicht möglich; die Massenkaufkraft kann nicht gesteigert werden.<br />

Die öffentlichen Haushalte stehen als makroökonomische Steuerungsinstrumente für lange Zeit<br />

schlichtweg nicht zur Verfügung. Der kumulative regionale Niedergang ist nur durch hohe<br />

Transferleistungen verhinderbar; dies ist jedoch wegen der makroökonomischen Krise (Bund:<br />

Nullwachstum) nicht möglich.<br />

Das berühmte Krugman-Paradoxon hat somit nach wie vor Gültigkeit: Die Produktivität steigt - die<br />

Beschäftigung sinkt - die Abhängigkeit der Region bleibt. (H. Bömer)<br />

Bei dieser Gelegenheit vielleicht noch ein Wort zu den Möglichkeiten und Grenzen der (überregionalen<br />

wie auch der regionalen) Politik und der kommunalen Wirtschaftsförderer: Die genannten<br />

Akteure können nur die gesetzlichen, strukturellen und psychologischen Rahmenbedingungen für<br />

die Funktionsweise unserer Marktwirtschaft regeln und beeinflussen.<br />

Die von Seiten der Wirtschaft an Politik und Verwaltung adressierten Schuldzuweisungen sind (zurzeit)<br />

zwar populär, jedoch kaum legitim. Wer ökonomische Kompetenz für sich in Anspruch nimmt,<br />

muss auch beweisen, dass er über diese verfügt und darf daher nicht andere für das eigene<br />

Scheitern verantwortlich machen. Für die Qualität der Funktionsweise innerhalb der Wirtschaft sind<br />

die ökonomisch Agierenden, also die Unternehmen, selbst verantwortlich! Wer sonst? In der<br />

Emscher-Lippe-Region ist in der Wirtschaft daher immer Aschermittwoch. Da herrscht in der regionalen<br />

Kommunalpolitikt durchgängig der rhetorische Ausnahmezustand. Das gehört offensichtlich<br />

zur Brauchtumspflege.<br />

Zu den theoretischen Fundamenten der entscheidenden Exportbasissektoren und -faktoren gehören<br />

Autonomie (die Sektoren hängen von der Exportnachfrage und/oder von durch Externe subventionierten/finanzierten<br />

Branchen ab), Motorik (die Branche muss in die Regionalwirtschaft über<br />

Zulieferbeziehungen und Wertschöpfungsketten integriert sein), Größe (Erfolge der Leitindustrien<br />

korreliert mit Größe der Zulieferer) und Diversifikation (bei Ende der Produktzykluskette kann kriselnden<br />

Großunternehmen von der regionalen Wirtschaftsförderung kaum geholfen werden). (H.<br />

Bömer)<br />

Erschwerend kommt bei diesem suboptimalen Gemengenlage hinzu, dass das Ruhrgebiet, (stärker<br />

noch die Emscher-Lippe-Region), der externen Kontrolle von anderen Ausführungsregionen<br />

über Konzerne, Banken und Landespolitik unterliegt. Die (unsere) Region ist überwiegend<br />

Ausführungsregion, nicht Entscheidungsregion und ist einem enormen externen Shareholder-<br />

Value-Management ausgeliefert. Diese Shareholder-Rendite-Gesichtspunkte „verdoppeln“ die<br />

externe Kontrolle, die Identifikation mit der Region fehlt bei den verantwortlichen Entscheidungsträgern<br />

nahezu gänzlich und die generierten Rationalisierungspotenziale erhöhen weiterhin die<br />

Arbeitslosigkeit (siehe Krugman-Paradoxon). (ebd.)<br />

Bedauerlicherweise hat sich in den vergangenen 20 Jahren die Einstellung der Konzerne zu ihren<br />

Heimat- und Standortregionen grundsätzlich geändert. Eine spezifische regionale oder gar lokale<br />

Anbindung und Verantwortung wird heutzutage grundsätzlich bestritten. Niemand brachte diesen<br />

Sachverhalt mit größerer Überzeugung und Härte zum Ausdruck als einer der ehemaligen<br />

Vorstandsvorsitzenden der Thyssen Krupp AG: Dr. Gerhard Cromme. Soziale Einrichtungen der<br />

Unternehmen wie Erholungsheime, Kantinen, Krankenhäuser, Wohnungsgesellschaften usw. wurden<br />

schon in den 80er Jahren in großem Stil verkauft, an die Kommunen abgetreten, geschlossen<br />

oder abgestoßen. Ebenso wurde die Zahl der Ausbildungsplätze drastisch reduziert. (ebd.)<br />

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